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8922_BOEB_JOURNAL Beitrag Rechnungswesen im digitalen Wandel

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DIGITALISIERUNG<br />

Das <strong>Rechnungswesen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>digitalen</strong> <strong>Wandel</strong><br />

Sandra Czadul, BA<br />

hat den Bachelor in Umwelt- und Bioressourcenmanagement absolviert und studiert jetzt Wildtierökologie<br />

und Wildtiermanagement. Nebenbei arbeitet sie als Journalistin.<br />

Auf ihrem Blog www.environition.at berichtet sie über ein umweltbewussteres Leben und dessen<br />

Hintergründe.<br />

Gesprächspartner*innen:<br />

Astrid Schöggl, AK Wien, Referentin<br />

für Digitales bei Arbeiterkammer<br />

Wien<br />

Kathrin Schriefer, Pressesprecherin<br />

der Ministerin für Digitalisierung<br />

Dr. Martin Setnicka, Gründer und<br />

Geschäftsführer des Unternehmens<br />

„Smart Thinking“, und Programmleiter<br />

an der FH Campus Wien <strong>im</strong> Bereich<br />

Digitalisierung <strong>im</strong> Steuer- und<br />

<strong>Rechnungswesen</strong><br />

DI Fridtjof Sobanski, Leiter der<br />

Mitgliederentwicklung und Kooperationen<br />

bei respACT<br />

Alexander Krug, Leiter der Presseund<br />

Öffentlichkeitsarbeit be<strong>im</strong> Mittelstand-Digital<br />

Zentrum Berlin, der<br />

zentralen Anlaufstelle für kleine und<br />

mittlere Unternehmen bei Fragen<br />

zur Digitalisierung.<br />

Margit Langerwisch, Expertin für<br />

die Opt<strong>im</strong>ierung und Effizienzsteigerung<br />

durch die Digitalisierung des<br />

<strong>Rechnungswesen</strong>s in Unternehmen<br />

bei „bgundp“.<br />

Dr. Michael Nentwich, Dr. Walter<br />

Peissl, Dr. Ulrike Bechtold, und<br />

Ing. Mag. Johann Cas, Institut für<br />

Technikfolgen-Abschätzung (ITA)<br />

der Österreichischen Akademie der<br />

Wissenschaften<br />

Vor 100 Jahren hätte wohl kaum jemand etwas mit dem Begriff<br />

Digitalisierung anfangen, geschweige denn die Vorstellungskraft<br />

für einen <strong>Wandel</strong> wie diesen aufbringen können.<br />

Spätestens mit der flächendeckenden Einführung des Internets<br />

wurde die Basis für eine digitalisierte Welt, wie wir sie<br />

heute kennen, geschaffen. Die Digitalisierung ist damit eine<br />

der bedeutsamsten Entwicklungen der Gegenwart, die unaufhaltsam<br />

voranschreitet und ein fixer Bestandteil unserer<br />

Zukunft sein wird. Doch sie ist nicht die einzige Herausforderung,<br />

die es zu meistern gilt. Die Kl<strong>im</strong>a- und Biodiversitätskrise<br />

aber auch der Umbruch am Arbeitsmarkt hängen eng mit<br />

der <strong>digitalen</strong> Transformation zusammen.<br />

Digitalisierung und Arbeit<br />

Es gibt kaum eine Branche, die nicht mit der Digitalisierung in Berührung<br />

kommt. Zahlreiche Studien zeigen allerdings, einige Berufsgruppen sind stärker<br />

betroffen als andere. Körperlich anstrengende und Routinetätigkeiten werden<br />

schon heute zunehmend von <strong>digitalen</strong> Lösungen übernommen.<br />

Diese Entwicklung führt bei vielen Menschen zu Ängsten und Sorgen. Laut<br />

einer Studie des Instituts für höhere Forschung aus dem Jahr 2017 sind in Österreich<br />

neun Prozent der Beschäftigten von einem hohen Automatisierungsrisiko<br />

betroffen. Gleichzeitig weisen verschiedenste Expert*innen darauf hin,<br />

dass best<strong>im</strong>mte Berufe zwar verdrängt werden, gleichzeitig, aber neue Arbeitsplätze<br />

entstehen. Wie sich die Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt auswirkt,<br />

ist damit eine Frage der politischen Rahmenbedingungen.<br />

Der politische Rahmen<br />

Laut dem Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) 2021 belegt<br />

Österreich <strong>im</strong> EU-Vergleich den zehnten Platz: In Österreich gibt es eine<br />

fast flächendeckende Anbindung an das 4G-Netz, 50 Prozent der besiedelten<br />

Gebiete sind bereits mit dem 5G-Netz verbunden. Jedoch nutzen erst 9 Prozent<br />

der Unternehmen Massendaten (Big Data) und etwa 20 Prozent Cloud<br />

Computing Dienste.<br />

58 BÖB Journal 89 | 22


„Österreichs Schwachstelle ist die geringe<br />

Abdeckung von Festnetzen mit<br />

sehr hoher Kapazität (VHCN)“, so der<br />

Bericht. Vor allem in ländlichen Gebieten<br />

sei die Konnektivität nach wie<br />

vor ein Problem.<br />

„KMU machen 99 Prozent aller Unternehmen<br />

in der EU aus“, heißt es<br />

auf der Homepage des europäischen<br />

Parlaments. KMU sind <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu größeren Unternehmen agiler, wodurch<br />

sich kürzere Reaktionszeiten ergeben<br />

und schneller Entscheidungen<br />

getroffen werden können. Allerdings<br />

verfügen sie häufig nicht über notwendige<br />

Ressourcen oder Kompetenzen.<br />

Initiativen wie das KMU Digital<br />

Förderprogramm sollen kleine und<br />

mittlere Unternehmen unterstützen.<br />

Bisher haben ungefähr 7.000 Betriebe<br />

dieses Angebot angenommen. Auch<br />

respACT, das Unternehmensnetzwerk<br />

für nachhaltige Entwicklung, arbeitet<br />

gerade an einem praxisnahen Leitfaden<br />

für KMU, der Ende April erscheinen<br />

soll.<br />

Vor allem in Bezug auf eine nachhaltige<br />

Entwicklung ist ein passender<br />

politischer Rahmen essenziell.<br />

DI Fridtjof Sobanski ist bei respACT<br />

für die Leitung der Mitgliederentwicklung<br />

und Kooperationen zuständig<br />

und betont: „Unternehmen sollen<br />

keinen wirtschaftlichen Nachteil haben,<br />

wenn sie sich gesellschaftsopt<strong>im</strong>al<br />

verhalten. Diesen Zustand kann man<br />

nur schaffen, wenn für alle dieselben<br />

Rahmenbedingungen gelten, und das<br />

ist Aufgabe der Politik.“<br />

Das Ziel: Nachhaltige<br />

Entwicklung<br />

Im <strong>digitalen</strong> Aktionsplan Austria<br />

wird eine digitale Verantwortungsgesellschaft<br />

als langfristiges Ziel definiert.<br />

Verantwortung ist auch gefragt,<br />

wenn es um Nachhaltigkeit geht. Laut<br />

DI Fridtjof Sobanski kann die Digitalisierung<br />

vor allem über den Weg<br />

der Ressourcen- und Energieeffizienz<br />

einen großen <strong>Beitrag</strong> zur nachhaltigen<br />

Entwicklung, sowohl in Unternehmen<br />

als auch in Ländern, leisten. Durch die<br />

gesammelten Daten ist es möglich den<br />

Status quo eines Unternehmens abzubilden<br />

und Ziele abzuleiten, die zu<br />

einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.<br />

Schon heute trägt die Informationstechnik<br />

bis zu 4 Prozent zu den globalen<br />

Treibhausgas Emissionen bei.<br />

Obwohl durch die Digitalisierung<br />

Einsparungspotentiale leichter erkannt<br />

werden können, besteht die<br />

Gefahr eines Rebound Effekts. Damit<br />

ist gemeint, dass Energieeinsparungen<br />

durch Effizienzsteigerung, beispielsweise<br />

durch ein verändertes Nutzerverhalten,<br />

nicht eintreten. Ein s<strong>im</strong>ples<br />

Beispiel dafür ist die Energiesparlampe.<br />

Energiesparlampen verbrauchen<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu herkömmlichen<br />

Glühbirnen weniger Energie, was dazu<br />

führen kann, dass man sie länger in<br />

Betrieb n<strong>im</strong>mt.<br />

Laut dem Institut für Technikfolgen-Abschätzung<br />

(ITA) der Österreichischen<br />

Akademie der Wissenschaften<br />

besteht zweifellos ein<br />

Zusammenhang zwischen Digitalisierung<br />

und Nachhaltigkeit: „Der<br />

mit der Digitalisierung einhergehende<br />

E-Commerce, der vor allem auch<br />

KMU betrifft, beeinflusst wesentliche<br />

Kriterien der Nachhaltigkeit wie<br />

eine lokale Produktion, kurze Wege,<br />

Verpackungsaspekte, und damit die<br />

CO 2 -Bilanz tendenziell nicht positiv.<br />

Mit der Wahl der Lieferanten, der<br />

Produktgestaltung, der Produktionsprozesse<br />

und des Transports, können<br />

diese Effekte aber gesteuert werden.<br />

Ein Vorteil ist, dass sich durch die<br />

Digitalisierung Produktionsschritte<br />

transparent nachverfolgen lassen und<br />

auch das Homeoffice kann auf ökologischer<br />

Ebene positive Effekte erzielen.“<br />

KMU und die Digitalisierung<br />

„Trotz einer hohen Bereitschaft digitale<br />

Lösungen umzusetzen, gibt es<br />

gerade in KMU drei große Hürden,<br />

die diese Bemühungen ausbremsen:<br />

Eine fehlende Gesamtstrategie, notwendiges<br />

Budget und Fachkräfte“,<br />

erklärt Alexander Krug. Er ist Leiter<br />

der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

be<strong>im</strong> Mittelstand-Digital Zentrum<br />

Berlin, der zentralen Anlaufstelle für<br />

kleine und mittlere Unternehmen bei<br />

Fragen zur Digitalisierung.<br />

Dr. Martin Setnicka ist Gründer und<br />

Geschäftsführer des Unternehmens<br />

„Smart Thinking“ und Programmleiter<br />

an der FH Campus Wien <strong>im</strong> Bereich<br />

Digitalisierung <strong>im</strong> Steuer- und <strong>Rechnungswesen</strong>.<br />

Für ihn ist klar, dass die<br />

Digitalisierung Teil der Unternehmensstrategie<br />

sein muss: „Im Zuge der<br />

<strong>digitalen</strong> Transformation ändern sich<br />

nicht nur ganze Prozesslandschaften<br />

innerhalb einer Organisation, sondern<br />

es entstehen auch neue Organisationsformen<br />

und bestehende Rollenmodelle<br />

ändern sich nachhaltig. Für die<br />

Führungskraft wird es essenziell sein,<br />

sich entsprechende Leadership-Kompetenzen<br />

für eine erfolgreiche digitale<br />

Transformation anzueignen. Denn<br />

auch das Führen <strong>im</strong> <strong>digitalen</strong> Zeitalter<br />

benötigt moderne Ansätze.“<br />

Um die Digitalisierung zu meistern<br />

empfiehlt Alexander Krug den Unternehmen,<br />

langfristig zu denken und<br />

eine bedarfsgerechte ganzheitliche<br />

Digitalisierungsstrategie zu erarbeiten.<br />

„Im ersten Schritt sollte dafür <strong>im</strong>mer<br />

der Ist-Zustand analysiert werden, aus<br />

dem heraus die geeigneten Systemlösungen<br />

abgeleitet werden können.<br />

Nur so lassen sich schon <strong>im</strong> Vorfeld<br />

Fehler und spätere, kostenintensive<br />

Opt<strong>im</strong>ierungen vermeiden. Gerade<br />

zu Beginn heißt es step by step. Eine<br />

entscheidende Rolle spielt auch das<br />

Mindset von Unternehmensleitungen<br />

und deren Beschäftigten: Alle Mitarbeiter*innen<br />

sollten in den Transformationsprozess<br />

eingebunden werden,<br />

denn digitale Lösungen funktionieren<br />

nur, wenn sie auch akzeptiert werden.<br />

Chancen und<br />

Potentiale für KMU<br />

Die Chancen, die mit der Digitalisierung<br />

einhergehen sind vielfältig.<br />

Astrid Schöggl ist Referentin für Digitales<br />

bei der Arbeiterkammer Wien<br />

und überzeugt, dass Verbesserungen<br />

hinsichtlich Arbeitssicherheit und<br />

-Qualität durch die Digitalisierung ermöglicht<br />

werden können. Außerdem<br />

werden Menschen bei Routineaufgaben<br />

entlastet und Effizienzsteigerungen<br />

realisiert. Katrin Schriefer ist<br />

Pressesprecherin <strong>im</strong> Ministerium für<br />

Digitalisierung und erläutert: „Der<br />

89 | 22 BÖB Journal 59


DIGITALISIERUNG<br />

digitale <strong>Wandel</strong> verändert die Zusammenarbeit<br />

und Kommunikation mit<br />

Lieferant*innen und Kund*innen positiv.<br />

Neue Vermarktungskanäle ermöglichen<br />

eine leichtere Zusammenarbeit<br />

und intensivere Kundenbeziehungen.“<br />

Durch das geplante Lieferkettengesetz<br />

und die EU Taxonomy werden<br />

mehr Unternehmen dazu verpflichtet,<br />

Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen<br />

und nicht-finanzielle Kennzahlen zu<br />

erfassen. Auch wenn KMU davon<br />

nicht direkt betroffen sind, lohnt es<br />

sich, Ressourcenströme genauer zu<br />

betrachten. „Neben Einsparungen bei<br />

Kosten und Ressourcen, ergibt sich<br />

ein Wettbewerbsvorteil für KMU, die<br />

nicht-finanzielle Kennzahlen erheben,<br />

wenn sie ihre Dienstleistungen oder<br />

Produkte an größere Unternehmen<br />

verkaufen. Denn große Unternehmen<br />

brauchen Zulieferer, die Kennzahlen<br />

liefern können. Außerdem hat man<br />

auch einen Vorteil <strong>im</strong> Wettbewerb um<br />

Talente, da <strong>im</strong>mer mehr junge Menschen<br />

auf Nachhaltigkeitsaspekte achten“,<br />

so DI Fridtjof Sobanski.<br />

Risiken und Nebenwirkungen<br />

der Digitalisierung<br />

Neben dem Kerngeschäft, müssen<br />

KMU durch die Digitalisierung noch<br />

weitere Hürden zu meistern. Die vermehrte<br />

Nutzung digitaler Technologien<br />

birgt vor allem Risiken in Bezug<br />

auf IT- und Datensicherheit. So stellen<br />

Phishing und Malware, also das<br />

Beschaffen von Passwörtern durch<br />

gefälschte Mail Adressen oder Websites<br />

und Schadsoftware, die häufigsten<br />

Angriffsarten auf Unternehmen dar.<br />

Die Arbeiterkammer sieht vor allem<br />

eine Gefahr in der Digitalisierung,<br />

wenn sie genutzt wird, um mehr Druck,<br />

Kontrolle oder gar Überwachung auf<br />

Arbeitnehmer*innen auszuüben. Außerdem<br />

komme es <strong>im</strong>mer wieder zu<br />

algorithmischer Diskr<strong>im</strong>inierung,<br />

sodass von Sexismus oder Rassismus<br />

betroffene Personen weniger wahrscheinlich<br />

für Rekrutierungen oder<br />

Beförderungen vorgeschlagen wurden.<br />

Neben rechtlichem Schutz brauche es<br />

einen verantwortungsvollen Umgang<br />

von Seiten der Arbeitgeber*innen.<br />

Auf individueller Ebene gilt es vor<br />

allem zu beachten, dass es keine Einbußen<br />

der Privatsphäre gibt, und eine<br />

Abgrenzung zwischen Arbeit und<br />

Freizeit, vor allem <strong>im</strong> Homeoffice,<br />

möglich ist.<br />

Das Institut für Technikfolgen-Abschätzung<br />

(ITA) der Österreichischen<br />

Akademie der Wissenschaften betont<br />

des Weiteren: „Die Digitalisierung aller<br />

Lebensbereiche hat auch die Politik<br />

längst erreicht: Wahlkämpfe, aber<br />

auch politische Diskurse werden auch<br />

<strong>im</strong> Internet, insbesondere über die<br />

Sozialen Medien geführt. Einerseits<br />

wird dadurch der Zugang zu Informationen<br />

erleichtert. Andererseits haben<br />

Fake News, Lügen, aber auch gezielte<br />

Botschaften, die durch Automaten<br />

<strong>im</strong> Dienste wahlkämpfender Gruppen<br />

oder auch ausländischer Akteure verbreitet<br />

werden, nachweisbar Wahlen<br />

und Abst<strong>im</strong>mungen massiv beeinflusst.<br />

Das demokratische System ist<br />

somit durch die Digitalisierung unter<br />

großen Druck geraten.“<br />

Das <strong>Rechnungswesen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>digitalen</strong> <strong>Wandel</strong><br />

Das <strong>Rechnungswesen</strong> ist von der Digitalisierung<br />

besonders betroffen. Laut<br />

einer Publikation von KPMG sind<br />

heute bereits 90 Prozent der Aufgaben<br />

in der Finanzbuchhaltung automatisierbar.<br />

Die automatisierte Daten- und<br />

Belegerfassung ist damit schon in vielen<br />

Unternehmen ein wesentlicher Bestandteil.<br />

Laut Dr. Martin Setnicka<br />

entstehen dadurch wesentliche Vorteile:<br />

„Die Implementierung einer <strong>digitalen</strong><br />

und automatisierten Buchhaltung<br />

bedeutet einen enormen Abbau an<br />

administrativen Aufwand und schafft<br />

so mehr Freiräume für fachlich herausfordernde<br />

Themenstellungen, aber<br />

auch die Möglichkeit das Dienstleistungsportfolio<br />

zu erweitern, die Zusammenarbeit<br />

mit Kunden zu forcieren<br />

und die Beratungsleistungen zu<br />

adaptieren.“<br />

Trotzdem brauche es weiterhin kompetente<br />

Mitarbeiter*innen aus dem <strong>Rechnungswesen</strong>.<br />

Margit Langerwisch ist<br />

bei „bgundp“ unter anderem Expertin<br />

für die Opt<strong>im</strong>ierung und Effizienzsteigerung<br />

durch die Digitalisierung des<br />

<strong>Rechnungswesen</strong>s in Unternehmen.<br />

Sie ist sicher, dass die Digitalisierung<br />

eine Chance zur Kompetenzerweiterung<br />

bietet: „Dazu zählen Aufgaben<br />

wie Planung, Budgetierung und Controlling<br />

als Basis einer modernen und<br />

flexiblen Unternehmenssteuerung. Mit<br />

Blick auf die derzeitigen Entwicklungen<br />

bin ich überzeugt, dass sich in der<br />

Buchhaltung zunehmend zwei Karrierewege<br />

herausbilden: Auf der einen<br />

Seite gibt es Fachexpert*innen. Diese<br />

beschäftigen sich mit Detailfragen<br />

und übernehmen Tätigkeiten in den<br />

eben aufgeführten Bereichen. Andererseits<br />

steigt die Nachfrage nach Datenexpert*innen,<br />

die eine fehlerfreie<br />

Verarbeitung der Automatisierung sicherstellen<br />

und sich um Datenschnittstellen<br />

kümmern.“<br />

Eine Erhebung des World Economic<br />

Forums zeigt, welche vier Kernkompetenzen<br />

in Zukunft gefragt sind. Dazu<br />

gehören: Problemlösung, Selbstmanagement,<br />

Kollaboration und Technikanwendung<br />

bzw. Entwicklung. Auf<br />

den Faktor Mensch kann man also<br />

weiterhin nicht verzichten und Soft<br />

Skills wie Empathie, Kreativität und<br />

Flexibilität sind und bleiben essenzielle<br />

Fähigkeiten. Welche Kompetenzen<br />

es <strong>im</strong> speziellen <strong>im</strong> <strong>Rechnungswesen</strong><br />

braucht erklärt Dr. Martin Setnicka:<br />

„Die Verschränkungen zwischen<br />

IT und fachlichem Expertenwissen<br />

werden nötig, um den wachsenden<br />

Anforderungen gerecht zu werden.<br />

Klassische Berufsbilder werden sich<br />

nachhaltig verändern und neue entstehen<br />

- wie jenes des Digital Translators.<br />

Translators müssen sowohl in ihrer<br />

Branche als auch in ihrem Unternehmen<br />

Expert*innen sein, um den Wert<br />

von <strong>digitalen</strong> Technologien <strong>im</strong> Geschäftskontext<br />

effektiv zu erkennen.<br />

Sie müssen die wichtigsten Kennzahlen<br />

des Unternehmens und deren Auswirkungen<br />

auf den Erfolg verstehen.<br />

Darüber hinaus ist das Wissen über<br />

gängige Anwendungsfälle in ihrem<br />

Bereich wichtig.“<br />

Eines steht also fest: Um die Doppelherausforderung<br />

Nachhaltigkeit und<br />

Digitalisierung zu meistern, braucht<br />

es gezielte politische Gestaltung, die<br />

beide Entwicklungen berücksichtigt.<br />

Dazu gehört unter anderem ein wei-<br />

60 BÖB Journal 89 | 22


terer Ausbau der Netze und vor allem<br />

der erneuerbaren Energien, um<br />

den steigenden Energiebedarf decken<br />

zu können. Um Ressourcen effizient<br />

zu nutzen, bedarf es Bemühungen<br />

um mehr Energieeffizienz und eine<br />

Kreislaufwirtschaft, zu der die Digitalisierung<br />

einen wesentlichen <strong>Beitrag</strong><br />

leisten kann. Insbesondere KMU<br />

brauchen Unterstützung bei der Digitalisierung.<br />

Die befragten Interviewpartner*innen<br />

haben Maßnahmen<br />

wie die Weitergabe von Know How,<br />

eine gute Vernetzung, Best Practice<br />

Beispiele und einen passenden politischen<br />

Rahmen genannt. Der Staat hat<br />

eine wesentliche Verantwortung und<br />

ist als Wegbereiter des <strong>digitalen</strong> <strong>Wandel</strong>s<br />

zu begreifen. Einen <strong>Beitrag</strong> hat<br />

das Bundesministerium für Digitalisierung<br />

mit der Qualifizierungsoffensive<br />

geleistet. Das ist ein Förderformat,<br />

um Unternehmen auf dem Weg in die<br />

digitale Zukunft zu unterstützen. Auf<br />

persönlicher Ebene braucht es weiterhin<br />

Offenheit und Akzeptanz für den<br />

<strong>Wandel</strong> und den Willen zur Mitgestaltung.<br />

Denn Veränderung wird jene<br />

Konstante in unserem Leben bleiben,<br />

die uns als Lebewesen <strong>im</strong>mer begleitet<br />

und an die es sich stetig anzupassen<br />

gilt.<br />

Quellen<br />

https://www.bmdw.gv.at/dam/jcr:81c192e8-5317-40df-b90f-60df531b70f6/BMWFW_Digitalisierung.pdf<br />

https://www.iab.de/de/informationsservice/presse/presseinformationen/kb0918.aspx<br />

https://insights.controller-institut.at/studie-digitalisierung-finanzbereich/<br />

https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/studie-digitalisierung-und-arbeitsplaetze-welche-jobs-betroffen-sind/12724850-2.html<br />

https://www.respact.at/dl/OrlrJLJOkNJqx4OooJK/20211021_PA_csrTAG_final_pdf<br />

https://www.borderstep.de/2018/05/14/digitalisierung-laesst-stromverbrauch-explodieren/<br />

https://www.umweltbundesamt.at/ueberblick/chance-digitalisierung/digitalisierung-neue-chancen-fuer-nachhaltigkeit<br />

https://www.umweltbundesamt.at/ueberblick/chance-digitalisierung<br />

https://www.umweltbundesamt.at/ueberblick/chance-digitalisierung/digitalisierung-ihre-nachteile<br />

https://www.sustainable-digitalization.net/wp-content/uploads/2019/11/SDigiG-online.pdf<br />

https://ec.europa.eu/newsroom/dae/redirection/document/80552<br />

https://www.derstandard.at/story/2000055840514/ihs-studie-digitalisierung-bedroht-9-prozent-der-jobs-in-oesterreich<br />

https://wug.akwien.at/WUG_Archiv/2016_42_2/2016_42_2_0219.pdf<br />

https://awblog.at/17056-2/<br />

https://www.ihs.ac.at/fileadmin/public/2016_Files/Documents/20170412_IHS-Bericht_2017_Digitalisierung_Endbericht.pdf<br />

https://www.bmdw.gv.at/Themen/Digitalisierung/Strategien/Digitaler-Aktionsplan.html<br />

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/rebound-effekte<br />

https://www.europarl.europa.eu/factsheets/de/sheet/63/kleine-und-mittlere-unternehmen<br />

https://www.cell.com/patterns/fulltext/s2666-3899(21)00188-4?_returnurl=https%3a%2f%2flinkinghub.elsevier.<br />

com%2fretrieve%2fpii%2fs2666389921001884%3fshowall%3dtrue<br />

https://home.kpmg/at/de/home/insights/2020/09/digitalisierung-<strong>im</strong>-rechnungswesen.html<br />

https://www.weforum.org/agenda/2020/10/top-10-work-skills-of-tomorrow-how-long-it-takes-to-learn-them/<br />

Förderungen<br />

https://www.kmudigital.at/<br />

https://www.wko.at/service/ooe/innovation-technologie-digitalisierung/aktuelle-foerderprogramme.html<br />

89 | 22 BÖB Journal 61

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