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Servus in Niederösterreich

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IHR PERSÖNLICHES EXEMPLAR<br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

Im Reich<br />

der Reben<br />

Unterwegs<br />

im malerischen<br />

We<strong>in</strong>viertel<br />

FERIEN AUF DEM LANDE<br />

Vom Mostviertel bis <strong>in</strong> den Wienerwald: E<strong>in</strong>e kul<strong>in</strong>arische Reise durch die Regionen<br />

Buntes Glück: Der Gartensommer <strong>in</strong> Langenlois Sommerfrische: Wie der Semmer<strong>in</strong>g<br />

neu erwacht Im Schloss, im Wald, am See: Kunst an magischen Orten<br />

Sattel-Fest: Radtouren für die ganze Familie


Besonders<br />

Erlebenswert!<br />

<strong>Niederösterreich</strong>s<br />

50 Top-Ausflugsziele<br />

Die 50 Top-Ausflugsziele <strong>Niederösterreich</strong>s sorgen 2021<br />

an Land, zu Wasser, bergauf und bergab für e<strong>in</strong> buntes und<br />

qualitätsvolles Ausflugsangebot. Spannende Ausstellungen,<br />

erlebnisreiche Naturparks, Genuss-, Garten- & Erlebniswelten,<br />

historische Stifte, Klöster, Burgen und Schlösser versprechen<br />

unvergessliche Momente für die ganze Familie.<br />

© istockphoto.com – pixdeluxe<br />

Mehr Infos unter:<br />

top-ausflug.at<br />

Viel Platz und durchdachte Hygiene-Konzepte machen<br />

Ihren Ausflug sicher und problemlos. Für Orientierung<br />

im „Ausflugsdschungel“ sorgt die Mobilitätskarte der<br />

Top-Ausflugsziele <strong>in</strong> digitaler & gedruckter Form.


VORWORT<br />

DIE LEISEN TÖNE<br />

Illustration: Andreas Posselt<br />

Es gibt offene Geheimnisse, wie die verführerische<br />

Kraft der Wachauer Marillenknödel, den fasz<strong>in</strong>ierenden<br />

Anblick der Abermillionen Birnbaumblüten,<br />

die im Frühjahr das Mostviertel üppig schmücken,<br />

den We<strong>in</strong>, der so gut schmeckt, dass gern auch e<strong>in</strong><br />

zweites Achterl willkommen ist, oder die magischen<br />

Musik-Momente, die Sommer für Sommer das<br />

Schlossareal von Grafenegg verzaubern.<br />

Aber dann s<strong>in</strong>d da auch die weniger bekannten Seiten,<br />

die leiseren Töne <strong>Niederösterreich</strong>s. Sie offenbaren<br />

sich etwa bei e<strong>in</strong>em Spaziergang über den Waldviertler<br />

„Lebensweg“, der se<strong>in</strong>e Besucher zur Stille führt. Oder<br />

bei e<strong>in</strong>em Ausflug zur wundersamen Maria-Lourdes-<br />

Grotte, die e<strong>in</strong>en zerklüfteten Felsen im Wienerwald<br />

zu e<strong>in</strong>em Ort des buchstäblichen Himmelsfriedens<br />

macht. Sie werden auch an e<strong>in</strong>er Waldlichtung irgendwo<br />

zwischen Semmer<strong>in</strong>g und Rax spürbar, wo im<br />

Schatten des größten Rhododendrons <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />

die Gedanken auf Reisen gehen dürfen und der Blick<br />

übers weite Land die Freiheit grenzenlos sche<strong>in</strong>en lässt.<br />

Solche Augenblicke würden wir am liebsten <strong>in</strong> den<br />

Rucksack packen für später. Wir können aber auch<br />

e<strong>in</strong>fach noch e<strong>in</strong> bisserl länger bleiben.<br />

Wir wünschen Ihnen e<strong>in</strong>e entspannte Reise und<br />

schöne Stunden mit unserer <strong>Niederösterreich</strong>-Ausgabe.<br />

Gundi Bittermann & die Redaktion<br />

<strong>Servus</strong> 3


28 16<br />

34<br />

INHALT<br />

88<br />

6 Auf Sommerfrische<br />

Ankommen, durchatmen,<br />

genießen – e<strong>in</strong>e Bilderreise durch<br />

Österreichs größtes Bundesland<br />

14 Wussten Sie das?<br />

Die kle<strong>in</strong>ste Stadt, der höchste<br />

Berg, e<strong>in</strong> tonnenschwerer<br />

Ste<strong>in</strong>, der wackeln kann:<br />

<strong>Niederösterreich</strong> zum Staunen<br />

16 Kunst am Gaumen<br />

Junge Köche, alte Rezepte und<br />

der Geschmack der Regionen<br />

26 Liebeserklärung<br />

Christian Seiler über Grammelknöderl<br />

und Süditalien mitten<br />

<strong>in</strong> Hadersdorf<br />

28 E<strong>in</strong> Mann und se<strong>in</strong> We<strong>in</strong><br />

Besuch bei W<strong>in</strong>zer Wolfgang<br />

Seher und neun weitere<br />

Empfehlungen im We<strong>in</strong>viertel<br />

34 Der 20-Schill<strong>in</strong>g-Berg<br />

Die Bahn, die Villen und Ferien<br />

wie früher: wie der Semmer<strong>in</strong>g<br />

mit viel Geschichte neu erwacht<br />

40 E<strong>in</strong>e stille Reise<br />

zu sich selbst<br />

Beim Fasten im Kloster Pernegg<br />

im Waldviertel kann man e<strong>in</strong>en<br />

klaren Blick und Leichtigkeit<br />

im Kopf gew<strong>in</strong>nen – und lernen,<br />

wie man dem Körper Gutes tut<br />

52 Die Schätze an der Donau<br />

Von der Wachau bis Carnuntum:<br />

e<strong>in</strong>e Reise zu mächtigen Stiften<br />

und mittelalterlichen Städten,<br />

zu e<strong>in</strong>er römischen Weltmetropole<br />

und rub<strong>in</strong>farbenem We<strong>in</strong><br />

Coverfotos: Philip Platzer, Stephan Mussil, Stephanie Golser,<br />

<strong>Niederösterreich</strong> Werbung/Stefan Fuert<br />

4 <strong>Servus</strong>


66<br />

74<br />

58<br />

52<br />

Fotos Inhalt: Marco Rossi, Philipp Horak, Rita Newman, Stephan Mussil,<br />

Arche Noah/Rupert Pessl, Christoph Leditznig, Peter Podpera<br />

58 E<strong>in</strong>en Gartensommer lang<br />

Seltene Kulturpflanzen laden <strong>in</strong><br />

Langenlois zum Lustwandeln e<strong>in</strong><br />

66 Wo die Musen küssen<br />

Konzerte im Schloss, Lieder<br />

im Wald, Theater am See: Kunst<br />

und Kultur an magischen Orten<br />

70 Der Spielplatz der Bohème<br />

Der „Schwimmende Salon“ <strong>in</strong><br />

Bad Vöslau ist viel mehr als e<strong>in</strong><br />

Theaterfestival: Angelika Hager<br />

über ihre Liebe zum Bad<br />

72 Gute Unterhaltung!<br />

Das nördlichste Theater<br />

Österreichs und fünf Museen,<br />

die Lust auf Kunst machen<br />

74 Wildes Wunder<br />

Der größte Urwald Mitteleuropas,<br />

dazu e<strong>in</strong> Himmelsglitzern,<br />

das den Atem raubt – Ausflug<br />

zum Dürrenste<strong>in</strong><br />

80 Sattel-Fest<br />

Den Genussgang e<strong>in</strong>legen: sechs<br />

Radtouren für die ganze Familie<br />

88 Stadt, Land, Fluss<br />

Im W<strong>in</strong>dschatten der<br />

Bundeshauptstadt kuschelt<br />

sich Klosterneuburg <strong>in</strong>s<br />

Gelände: vom Wandern,<br />

Wundern und Wohnen<br />

am We<strong>in</strong>gut<br />

98 Mundart, Impressum<br />

E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Sprachführer<br />

durch <strong>Niederösterreich</strong><br />

<strong>Servus</strong> 5


6 <strong>Servus</strong>


NIEDERÖSTERREICH IN BILDERN<br />

SOMMERFRISCHE<br />

Wo der We<strong>in</strong> Geschichte hat, wo auf Gipfeln Gefühle fliegen lernen<br />

und wo blaues Wasser zu Hechtsprüngen <strong>in</strong>s Glück verführt.<br />

Vom Zauber e<strong>in</strong>es Landstrichs.<br />

TEXT: Gundi Bittermann<br />

Foto: Philip Platzer<br />

Unendliche Weiten. Wie fürs Bilderbuch gemalt liegt das Mostviertel da. Die Moststraße, die<br />

sich über 200 Kilometer durchs Land schlängelt, ist von Streuobstbäumen gesäumt. Jahr für Jahr<br />

werden hier herrliche Birnenspezialitäten geerntet – etwa Speck-, Dorsch-, Knoll- oder Pichlbirne.<br />

<strong>Servus</strong> 7


Fotos: Philipp Horak, <strong>Niederösterreich</strong> Werbung/Romeo Felsenreich<br />

Die Wiege des We<strong>in</strong>s. Die malerischen Gassen von Gumpoldskirchen<br />

s<strong>in</strong>d von Wien nur e<strong>in</strong>e kurze Bahnfahrt entfernt. E<strong>in</strong>e lohnende Reise,<br />

kommen hier doch die We<strong>in</strong>raritäten Rotgipfler und Zierfandler <strong>in</strong>s Glas.<br />

8 <strong>Servus</strong>


Raum für Hochgefühle. E<strong>in</strong> Blick von<br />

der Hohen Wand zur richtigen Zeit<br />

offenbart magische Sonnen untergänge<br />

über dem Wiener Alpenbogen.<br />

<strong>Servus</strong> 9


Ferienparadies. E<strong>in</strong>e sommerliche<br />

Boots tour über den Ottenste<strong>in</strong>er Stausee<br />

ist immer e<strong>in</strong>e gute Idee. Se<strong>in</strong>e Wassertemperatur<br />

von rund 23 Grad verleitet<br />

zum Hechtsprung <strong>in</strong>s Badeglück, auf den<br />

warmen Inselfelsen lässt es sich dann<br />

herrlich lufttrocknen.<br />

10 <strong>Servus</strong>


Fotos: Schwarz-König, <strong>Niederösterreich</strong> Werbung/Daniel Gollner<br />

Wasserwelt. E<strong>in</strong>e Reise über den großen Fluss lässt vieles kle<strong>in</strong> ersche<strong>in</strong>en. Mit Macht durchfließt die<br />

Donau die umliegende Landschaft – wie hier <strong>in</strong> der Wachau, wo ganz h<strong>in</strong>ten rechts der imposante Kirchturm<br />

der Wehrkirche <strong>in</strong> Weißenkirchen wie die Aussichtswarte des Zwergenkönigs aus der Kulisse ragt.<br />

<strong>Servus</strong> 11


Fotos: Astrid Bartl, Robert Herbst<br />

Beflügelnder Ort. Wahrzeichen der We<strong>in</strong>stadt Retz ist diese W<strong>in</strong>dmühle.<br />

Sie liegt auf e<strong>in</strong>er Anhöhe an der alten Straße von Retz nach Hofern und ist<br />

mit e<strong>in</strong>em gemütlichen Spaziergang vom Ortszentrum <strong>in</strong> 20 M<strong>in</strong>uten erreichbar.<br />

12 <strong>Servus</strong>


Historischer Landstrich. Spaziergänger<br />

können auf dem Weg durch die Kellergassen<br />

des We<strong>in</strong>viertels – wie hier bei<br />

Zellerndorf – über und unter der Erde <strong>in</strong><br />

die Geschichte des We<strong>in</strong>baus e<strong>in</strong>tauchen,<br />

geheimnisvolle Kellerröhren besichtigen<br />

und We<strong>in</strong>e verkosten.<br />

<strong>Servus</strong> 13


ZAHLEN & FAKTEN<br />

WUSSTEN SIE SCHON?<br />

Welche ist die kle<strong>in</strong>ste Stadt Österreichs? In welchem Kloster<br />

wurde e<strong>in</strong> oscarprämierter Film geschrieben?<br />

Woher hat St. Pölten se<strong>in</strong>en Namen? Hier erfahren Sie es!<br />

TEXT: Niki Nussbaumer<br />

ILLUSTRATION: Andreas Posselt<br />

Mit 2.076 Metern ist<br />

der Schneeberg der höchste<br />

Berg <strong>Niederösterreich</strong>s.<br />

Lange Zeit hielt man ihn<br />

für e<strong>in</strong>en Vulkan und für den<br />

höchsten Berg des gesamten<br />

Kaiserreichs Österreich.<br />

In der Abgeschiedenheit e<strong>in</strong>er<br />

Zelle im Zisterzienserstift<br />

Heiligenkreuz im Wienerwald<br />

schrieb Florian Henckel von<br />

Donnersmarck das Drehbuch<br />

zu se<strong>in</strong>em oscargekrönten Film<br />

„Das Leben der Anderen“.<br />

Nicht <strong>in</strong> Wien, sondern im<br />

Wienerwald, zwischen Mödl<strong>in</strong>g und<br />

H<strong>in</strong>terbrühl, fuhr ab 1883 die erste<br />

elektrische Straßenbahn Österreichs.<br />

In der Seegrotte, e<strong>in</strong>em<br />

ehemaligen Gipsbergwerk<br />

<strong>in</strong> der H<strong>in</strong>terbrühl<br />

bei Mödl<strong>in</strong>g, bef<strong>in</strong>det sich<br />

der größte unterirdische<br />

See Europas.<br />

An die 300.000 Birnbäume wachsen<br />

zwischen den Flüssen Ybbs und Enns –<br />

womit es sich um die höchste Dichte<br />

an Mostbirnbäumen <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />

handelt. Insgesamt werden noch<br />

200 Sorten im Mostviertel angebaut.<br />

Der Name St. Pölten geht auf den<br />

heiligen Hippolyt von Rom zurück.<br />

Durch Lautverschiebungen wurde aus<br />

St. Hippolyt im Lauf der Jahrhunderte<br />

St. Pölten. Seit 1986 ist St. Pölten die<br />

Landeshauptstadt <strong>Niederösterreich</strong>s.<br />

14 <strong>Servus</strong>


Seit 1873 strömt das Wasser<br />

aus dem Rax-Schneeberg-<br />

Gebiet über die I. Wiener<br />

Hochquellenleitung<br />

112 Kilometer <strong>in</strong> die Hauptstadt.<br />

Das Wasser fließt über<br />

30 Aquädukte und Talquerungen<br />

und benötigt 16 Stunden,<br />

bis es <strong>in</strong> Wien e<strong>in</strong>trifft.<br />

Die Thermalquelle <strong>in</strong> Bad Deutsch-<br />

Altenburg ist e<strong>in</strong>e der stärksten<br />

Iod-Schwefel-Quellen <strong>in</strong> Mitteleuropa.<br />

Diese wurde bereits vor 2.000 Jahren<br />

von den Römern genutzt.<br />

Direkt am Donauradweg bei der<br />

Fährstation St. Lorenz-Weißenkirchen<br />

ragt die „Wachauer Nase“ aus dem<br />

Boden. Sie ist vier Meter hoch, die<br />

Nasenlöcher bilden kle<strong>in</strong>e Höhlen<br />

und s<strong>in</strong>d begehbar.<br />

Hardegg im Waldviertel zählt<br />

nur 84 E<strong>in</strong>wohner und ist damit<br />

die kle<strong>in</strong>ste Stadt Österreichs.<br />

Das Dickwurzel-Löffelkraut (Cochlearia<br />

macrorrhiza) zählt zu den am<br />

stärksten vom Aussterben bedrohten<br />

Pflanzenarten Mittel europas. Es kommt<br />

nur noch <strong>in</strong> wenigen Exemplaren<br />

an e<strong>in</strong>em Stand ort nahe Moosbrunn<br />

bei Bruck an der Leitha vor.<br />

Die Marktgeme<strong>in</strong>de Kapelln an der<br />

Perschl<strong>in</strong>g liegt exakt am Mittelpunkt<br />

von <strong>Niederösterreich</strong>.<br />

Mit den Nationalparks Thayatal<br />

und Donau-Auen ist <strong>Niederösterreich</strong><br />

das e<strong>in</strong>zige Bundesland, <strong>in</strong> dem<br />

zwei Nationalparks angesiedelt s<strong>in</strong>d.<br />

Im Nationalpark Thayatal s<strong>in</strong>d bereits<br />

verschwundene Tierarten wie Elch und<br />

Wildkatze wieder gesichtet worden.<br />

Der 38 Kilometer lange Nationalpark<br />

Donau-Auen ist e<strong>in</strong>e der größten<br />

weitgehend <strong>in</strong>takten Aulandschaften<br />

Mitteleuropas.<br />

In Retz liegt der größte historische<br />

We<strong>in</strong>keller Österreichs – e<strong>in</strong> weit<br />

verzweigtes Labyr<strong>in</strong>th mit 20 km<br />

Gesamtlänge aus Röhren und Stollen,<br />

dichter ausgebaut als das oberirdische<br />

Straßenverkehrsnetz und drei<br />

Geschoße tief <strong>in</strong> den Sand gegraben.<br />

Der Wackelste<strong>in</strong> im Schremser Wald<br />

ist rund 105 Tonnen schwer – und<br />

kann dennoch <strong>in</strong> Bewegung versetzt<br />

werden, wenn man ihn an e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Stelle am l<strong>in</strong>ken Rand drückt.<br />

Auf der Burg Dürnste<strong>in</strong> wurde<br />

im Mittelalter der englische König<br />

Richard Löwenherz gefangen gehalten.<br />

Mit dem größten Teil des Lösegeldes –<br />

mehr als 23 Tonnen Silber – wurde<br />

Wiener Neustadt erbaut.<br />

<strong>Servus</strong> 15


KULINARISCHE REISE<br />

KUNST AM GAUMEN<br />

In Österreichs größtem Bundesland hüpft das Fe<strong>in</strong>schmeckerherz.<br />

Wir besuchten sechs ausgewählte Wirtshäuser und brachten<br />

neben gut gefüllten Mägen auch drei regionale Rezepte mit nach Hause.<br />

TEXT: Wolfgang Maria Gran<br />

Wie schmeckt Österreich zwischen Poysdorf und<br />

Hochkar, zwischen Weitra und Rax? Schon klar, nach Marille,<br />

Mohn und Mostbirne, aber der natürliche Rohstoff-Fundus<br />

<strong>Niederösterreich</strong>s ist noch viel größer.<br />

Da s<strong>in</strong>d etwa die Donau- und Lunzer-See-Fische und der<br />

Waldviertler Karpfen, natürlich der berühmte Spargel aus<br />

dem Marchfeld, der herrliche Mostviertler Schofkas oder<br />

das Schneebergland-R<strong>in</strong>d. All diese kul<strong>in</strong>arischen Schätze<br />

s<strong>in</strong>d für die Küchenchefs der Region der Stoff, aus dem echte<br />

Fe<strong>in</strong>schmeckerträume s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e neue Generation von Produzenten und Küchenkünstlern<br />

ist gerade dabei, die bodenständige, traditionelle<br />

Küche der Region mit viel Wertschätzung zu entstauben und<br />

mit neuen, kreativen Ideen zu verzieren. Vom Hueber <strong>in</strong><br />

St. Georgen an der Leys am oberen Ende des Melktals bis<br />

zum Stockerwirt <strong>in</strong> Sulz im Wienerwald ist diese Entwicklung<br />

zu sehen und zu verkosten. Wenn dann e<strong>in</strong>e junge Gemüsebäuer<strong>in</strong><br />

wie Stephanie Theur<strong>in</strong>ger im Marchfeld, dem Zentrum<br />

des Spargellandes, Artischocken erntet, sieht man, dass<br />

diese Bewegung nicht nur <strong>in</strong> den Küchen, sondern auch auf<br />

den Feldern ihre Spuren h<strong>in</strong>terlässt. Und so kommen <strong>in</strong> den<br />

Gasthäusern und Landgasthöfen, von denen sich manche<br />

zu echten Fe<strong>in</strong>schmeckertempeln gemausert haben, Gerichte<br />

auf den Tisch, die schon beim Studieren der Speisekarte den<br />

Mund wässrig machen: Forelle mit knusprigen Semmelwürfeln<br />

etwa, Sellerie-Cordon-bleu, aber auch Krautfleckerl wie<br />

früher, wie sie schon <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit geschmeckt haben. Patrick<br />

Friedrich vom Gasthaus Figl beschreibt se<strong>in</strong> Verständnis<br />

dieses österreichischen Küchenklassikers so: „Ich will das herausschmecken,<br />

was ich aus der Küche me<strong>in</strong>er Oma <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />

Er<strong>in</strong>nerung habe.“<br />

DER GESCHMACK DER REGIONEN<br />

Man kann ohne E<strong>in</strong>schränkung sagen: Die Gastgeber <strong>Niederösterreich</strong>s<br />

halten den Geschmack der Regionen hoch. Das<br />

zeigt sich auch <strong>in</strong> regionalen Schlemmertreffen wie dem<br />

Gourmetfestival <strong>in</strong> der Wachau, den „Mostviertler Feldversuchen“,<br />

dem „Tafeln im We<strong>in</strong>viertel“ oder der „Genussmeile“<br />

<strong>in</strong> der Thermenregion Wienerwald. Und natürlich im Zusammenschluss<br />

von rund 220 Wirten, die unter dem Titel „<strong>Niederösterreich</strong>ische<br />

Wirtshauskultur“ Spezialitäten der regionalen<br />

Landwirtschaft zu großer kul<strong>in</strong>arischer Kunst machen. Es gilt<br />

also für Hiesige und Dåsige genauso wie für Zuag’raste, Sommerfrischler<br />

und Ausflügler: kommen, kosten, glücklich se<strong>in</strong>.<br />

Fotos: <strong>Niederösterreich</strong> Werbung/Rita Newman, Michael Reid<strong>in</strong>ger, Philipp Horak, Eisenhut&Mayer<br />

16 <strong>Servus</strong>


Genusstour. Stefan<br />

Hueber und Silvia Aigner<br />

aus dem Mostviertel;<br />

die Schafe vom „Apfelbauer“<br />

<strong>in</strong> Miesenbach.<br />

Unten: prächtige We<strong>in</strong>viertler<br />

Artischocken<br />

von Stephanie Theur<strong>in</strong>ger;<br />

die Figl-Krautfleckerl<br />

aus dem Tullnerfeld.<br />

<strong>Servus</strong> 17


Sanft alp<strong>in</strong>. Die Wiener Alpen bilden<br />

den östlichsten Ausläufer der Nördlichen<br />

Kalkalpen. Sie reichen von der Buckligen<br />

Welt über Wechsel, Semmer<strong>in</strong>g und<br />

Schneeberg (hier am Horizont zu sehen)<br />

bis zur Hohen Wand.<br />

18 <strong>Servus</strong>


Wiener Alpen<br />

Gasthaus Apfelbauer<br />

Holzofen und Heimweh<br />

Markus Kuchner (l<strong>in</strong>ks mit Tochter Anna) vom Gasthaus<br />

Apfelbauer ist e<strong>in</strong> Wirtshausk<strong>in</strong>d <strong>in</strong> sechster Generation,<br />

aufgewachsen zwischen Kachelofen und Schank, Frühschoppen<br />

und Stammtisch. „Mir ist gar nichts anderes <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n gekommen<br />

als zu kochen.“ Acht Saisonen war er auswärts und<br />

jedes Mal froh, wieder das heimatliche Ortsschild zu sehen.<br />

Vor sieben Jahren hat er das Gasthaus von den Eltern übernommen,<br />

die noch gern mit anpacken. Se<strong>in</strong>e Küche: „E<strong>in</strong>fach,<br />

ehrlich, die Qualität muss passen, rundumadum haben wir die<br />

besten Zutaten.“ Bauern und Jäger aus der Umgebung liefern,<br />

alles wird im Ganzen gekauft und verwertet. Auf der Karte stehen<br />

Lammkeule aus dem Holzofen, Beuscherl und Sellerie-Cordonbleu,<br />

Heumilch-Bergkäseknödel und hausgeräucherter Fisch –<br />

ke<strong>in</strong> Wunder, dass e<strong>in</strong>en die Ortstafel jedes Mal fröhlich stimmt.<br />

Ascherstraße 15, 2761 Miesenbach, apfelbauer.at<br />

GESCHMORTE LAMMSTELZE<br />

mit geräucherter Polenta<br />

Rezept von Markus Kuchner<br />

Fotos: Franz Zwickl, Michael Reid<strong>in</strong>ger<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

Zeitaufwand: 2½ Stunden<br />

Für das Lamm:<br />

4 Lammstelzen<br />

Salz, Pfeffer<br />

Öl zum Anbraten<br />

1 EL Butter<br />

1 Zwiebel<br />

3 Knoblauchzehen<br />

80 g Karotten<br />

80 g Sellerie<br />

80 g Lauch<br />

1 EL Paradeismark<br />

150 ml Rotwe<strong>in</strong><br />

2 Thymian zweige<br />

2 Rosmar<strong>in</strong>zweige<br />

1 l Lammfond (oder R<strong>in</strong>dsuppe)<br />

Für die Polenta:<br />

600 ml Selchfond<br />

300 ml Obers<br />

110 g Polenta<br />

8 Scheiben Räucherkäse<br />

Zubereitung<br />

1. Lammstelzen salzen,<br />

pfeffern und auf allen<br />

Seiten kräftig anbraten.<br />

Herausnehmen, Fett<br />

abgießen.<br />

2. In derselben Re<strong>in</strong> Butter<br />

aufschäumen. Zwiebel,<br />

Knoblauch und Wurzelwerk<br />

grob schneiden<br />

und dar<strong>in</strong> anrösten.<br />

Paradeismark e<strong>in</strong>rühren,<br />

mit Rotwe<strong>in</strong> ab löschen,<br />

Kräuter und Stelzen<br />

zugeben und mit Fond<br />

übergießen.<br />

3. Im vorgeheizten Backrohr<br />

zu gedeckt bei 180 °C etwa<br />

2 Stunden lang schmoren.<br />

4. Für die Polenta Selchfond<br />

mit Obers aufkochen,<br />

Po lenta e<strong>in</strong>rühren und<br />

bei schwacher Hitze zugedeckt<br />

quellen lassen.<br />

Zum Anrichten auf vorgewärmten<br />

Tellern mit Käse<br />

im Backrohr grat<strong>in</strong>ieren.<br />

5. Wenn sich das Lammfleisch<br />

leicht vom Knochen löst,<br />

die Stelzen aus der Sauce<br />

heben und warm stellen.<br />

6. Den Bratensaft durch<br />

e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Sieb passieren,<br />

nochmals erwärmen<br />

und nach Belieben leicht<br />

b<strong>in</strong>den.<br />

7. Stelze mit dem Gemüse<br />

zur Polenta anrichten und<br />

mit Lammsauce übergießen.<br />

Eventuell mit frischem<br />

Rosmar<strong>in</strong>zweig garnieren.<br />

<strong>Servus</strong> 19


Donauregion<br />

Gasthaus Figl<br />

Ehrlich kocht am besten<br />

Er ist gebürtiger Schweizer und hat als Küchenchef <strong>in</strong>ternationale<br />

Gerichte rauf und runter gekocht. Trotzdem war es e<strong>in</strong>e Art<br />

Heimkehr, als Patrick Friedrich (l<strong>in</strong>ks) vor nunmehr fünf Jahren<br />

das Traditionsgasthaus Figl <strong>in</strong> Wolfpass<strong>in</strong>g übernahm – stammt<br />

doch se<strong>in</strong> Vater ursprünglich aus e<strong>in</strong>em Nachbarort.<br />

Deshalb ist es auch ke<strong>in</strong> Wunder, dass sich Patrick mit Leib<br />

und Seele der österreichischen Hausmannskost verschrieben<br />

hat. „Ich verarbeite hier großteils nur heimische Produkte, wir<br />

haben über dreißig Lieferanten und Produzenten im unmittelbaren<br />

Umfeld“, schwärmt der Chef des Hauses, der sich für den<br />

Schwerpunkt Österreichische Küche entschieden hat, weil er<br />

hier „das Produkt spüren“ kann. Ehrliche Ware, ehrliche Küche,<br />

das ist Patrick Friedrichs Devise. Und deshalb s<strong>in</strong>d hier Krautfleckerl,<br />

Gulasch und Grammelknödel zum Niederknien gut.<br />

Wiener Straße 1, 3424 Wolfpass<strong>in</strong>g, gasthaus-figl.at<br />

KRAUTFLECKERL wie früher<br />

Rezept von Patrick Friedrich<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

Zeitaufwand: 50 M<strong>in</strong>uten<br />

Für die Krautfleckerl:<br />

700 g Weißkraut<br />

100 g Zwiebeln<br />

8 EL Öl<br />

50 g brauner Zucker<br />

Salz, Pfeffer<br />

ganzer Kümmel<br />

20 ml dunkler Balsamico<br />

200 g Fleckerl<br />

Zum Fertigstellen:<br />

1 große Flocke Butter<br />

1 Prise brauner Zucker<br />

fe<strong>in</strong> geschnittener Schnittlauch<br />

100 g Sauerrahm<br />

frischer Majoran<br />

Zubereitung<br />

1. Weißkraut vierteln, vom<br />

Strunk befreien und <strong>in</strong> grobe<br />

Fleckerl schneiden.<br />

2. Zwiebeln schneiden und<br />

fe<strong>in</strong> würfeln. In e<strong>in</strong>em<br />

Topf Öl erhitzen und die<br />

Zwiebeln dar<strong>in</strong> andünsten,<br />

bis sie Farbe annehmen.<br />

Kraut zugeben, mitdünsten.<br />

3. Zucker, Salz, frisch gemahlenen<br />

Pfeffer und<br />

Kümmel zugeben, mit<br />

Balsamico ablöschen<br />

und die Hitze reduzieren.<br />

Das Kraut langsam<br />

20–30 M<strong>in</strong>uten weich<br />

dünsten.<br />

4. Die Fleckerl <strong>in</strong> reichlich<br />

kochendem Salzwasser<br />

bissfest kochen. Abseihen<br />

und abschrecken.<br />

5. Butter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Pfanne geben<br />

und braun werden lassen,<br />

Zucker dar<strong>in</strong> leicht karamellisieren.<br />

Das gedünstete<br />

Kraut zugeben und durchschwenken.<br />

6. Die Fleckerl zugeben und<br />

heiß werden lassen. Mit<br />

Balsamico, Salz und Pfeffer<br />

abschmecken. Schnittlauch<br />

unterheben.<br />

7. In tiefen Tellern anrichten,<br />

e<strong>in</strong>en Löffel Sauerrahm daraufsetzen<br />

und mit Majoranblättchen<br />

bestreuen.<br />

Fotos: Victoria Schaffer, Stephanie Golser, Chiara Stocker, David Anselgruber<br />

20 <strong>Servus</strong>


Wienerwald<br />

Landgasthaus Stockerwirt<br />

Charme im Grünen<br />

Wenn man hier auf der Karte von Rote-Rüben-Blattsp<strong>in</strong>at-Kren-<br />

Risotto oder Entenleber mit Top<strong>in</strong>amburpüree liest, wird rasch<br />

klar, dass <strong>in</strong> dieser Küche auf hohem Niveau gearbeitet wird.<br />

Deshalb überraschen auch die zwei Hauben nicht, die man sich<br />

hier im Wienerwald erkocht hat.<br />

Kathar<strong>in</strong>a und Georg Stocker (unten) s<strong>in</strong>d über so e<strong>in</strong>e<br />

Würdigung naturgemäß zwar hocherfreut, wollen jedoch nicht<br />

nur damit punkten: „E<strong>in</strong>e gute Küche ist das e<strong>in</strong>e, aber unser<br />

Landgasthof soll auch Charme haben und mit se<strong>in</strong>em Ambiente<br />

bee<strong>in</strong>drucken“, sagt Georg. Und das gel<strong>in</strong>gt den Wirtsleuten<br />

hervorragend – mit e<strong>in</strong>em Gastgarten direkt an e<strong>in</strong>em Teich,<br />

offenem Kam<strong>in</strong>, W<strong>in</strong>tergarten und e<strong>in</strong>er fulm<strong>in</strong>anten We<strong>in</strong>karte<br />

mit mehr als 1.500 erlesensten Tropfen. Das ergibt die Komb<strong>in</strong>ation<br />

von gehobenem Niveau mit erhebender Umgebung mitten<br />

im Wienerwald-Grün.<br />

Rohrberg 36, 2392 Sulz im Wienerwald, stockerwirt.com<br />

<strong>Servus</strong> 21


We<strong>in</strong>viertel<br />

Gemüsekulturen Theur<strong>in</strong>ger<br />

Disteln mit Herz<br />

Es ist das Herz. „Das Herz schmeckt unvergleichlich gut“, sagt<br />

Stephanie Theur<strong>in</strong>ger aus der Marchfelder Gemüsebauernfamilie.<br />

Und dann holt sie e<strong>in</strong> Glas mit <strong>in</strong> Öl e<strong>in</strong>gelegten Artischockenherzen<br />

hervor. Fragt man die junge Gemüsebäuer<strong>in</strong> (l<strong>in</strong>ks), wie<br />

sie auf Artischocken verfallen ist – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gegend, <strong>in</strong> der vor<br />

allem Spargel wächst –, sagt sie: „Ich esse sie e<strong>in</strong>fach so gern.“<br />

2003 setzte sie zum ersten Mal probeweise welche aus.<br />

Das Anfängerglück war ihr hold. Und e<strong>in</strong>es Tages wurden die<br />

Artischocken bei den Spargellieferungen an die Gastronomie<br />

mitgenommen, die Begeisterung war groß. Heute wird hier das<br />

distelartige Gemüse <strong>in</strong> unzähligen Ersche<strong>in</strong>ungsformen geerntet:<br />

Da ist etwa die „Große Grüne von Laon“ oder „Green Globe“,<br />

kle<strong>in</strong>e Sorten aus Italien genauso wie die großen französischen.<br />

Und alle haben e<strong>in</strong>s geme<strong>in</strong>sam: e<strong>in</strong> köstliches Herz.<br />

Altes Dorf 31, 2281 Raasdorf, theur<strong>in</strong>ger.at<br />

EINGELEGTE ARTISCHOCKEN<br />

mit Kräutern und Gewürzen<br />

Rezept von Stephanie Theur<strong>in</strong>ger<br />

Zutaten für e<strong>in</strong> großes<br />

E<strong>in</strong>weckglas<br />

Zeitaufwand: 1½ Stunden<br />

12 mittelgroße Artischocken<br />

Saft von 1 Zitrone<br />

1 Bio-Zitrone<br />

2 TL Meersalz<br />

1 EL Zucker<br />

2 Knoblauchzehen,<br />

<strong>in</strong> Scheiben geschnitten<br />

1 Lorbeerblatt<br />

3 Thymianzweige<br />

1 f<strong>in</strong>gergroßes Stück<br />

Bio-Orangenschale<br />

1 TL Pfefferkörner<br />

500 ml gutes Olivenöl<br />

Zubereitung<br />

1. Die Artischocken vollständig<br />

von den Blättern<br />

befreien, bis nur noch<br />

die Knospenhaare übrigbleiben.<br />

Die Haare von<br />

den Artischockenböden<br />

schaben. Die Stiele auf<br />

6–8 cm kürzen und dünn<br />

abschälen. Die Artischocken<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schüssel mit<br />

Zitronensaft und Wasser<br />

legen.<br />

2. Bio-Zitrone <strong>in</strong> Scheiben<br />

schnei den und mit den<br />

Artischocken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Topf mit Wasser, Salz und<br />

Zucker 20 M<strong>in</strong>uten kochen.<br />

3. Die Artischocken mit e<strong>in</strong>em<br />

Siebschöpfer aus dem<br />

Sud heben und auf e<strong>in</strong>em<br />

Geschirrtuch ausdampfen<br />

lassen.<br />

4. Die warmen Artischocken<br />

mit Knoblauch, Lorbeerblatt,<br />

Thymian, Orangenschale<br />

und Pfefferkörnern <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

sauberes Rexglas füllen,<br />

mit Olivenöl bedecken und<br />

fest verschließen.<br />

5. Das Glas bis knapp<br />

unter den Deckelrand<br />

<strong>in</strong> kochendes Wasser<br />

stellen und 20 M<strong>in</strong>uten<br />

lang leicht köchelnd<br />

steri lisieren.<br />

Fotos: Daniel Gollner, Eisenhut&Mayer, Franz Michael Moser<br />

22 <strong>Servus</strong>


Waldviertel<br />

Landgasthof H<strong>in</strong>terleithner<br />

Mix aus Feld und Welt<br />

Immer der eigenen Kreativität entlang – das ist das Motto von<br />

Küchenchef Hans Jörg H<strong>in</strong>terleithner (unten), der das gleichnamige<br />

Landgasthaus von se<strong>in</strong>en Eltern übernommen hat und<br />

nun geme<strong>in</strong>sam mit Lebensgefährt<strong>in</strong> Angeli Köchle (unten<br />

l<strong>in</strong>ks) führt. E<strong>in</strong> Weg, der zu zwei Hauben und neunzig Prozent<br />

Stammgästeanteil geführt hat. Bodenständig, regional und<br />

saisonal gehört <strong>in</strong>zwischen ja schon fast zur Grundaus stattung<br />

e<strong>in</strong>es soliden Gasthauses.<br />

Aber Hans Jörg will Gaumen und Augen se<strong>in</strong>er Gäste immer<br />

wieder mit kreativen Raff<strong>in</strong>essen überraschen – weshalb bei<br />

ihm auch e<strong>in</strong> gebratener grüner Spargel auf dem Teller aussieht<br />

wie e<strong>in</strong> Frühl<strong>in</strong>gsgemälde (l<strong>in</strong>ks). So manches an Zutaten kommt<br />

vom eigenen Feld, aber im H<strong>in</strong>terleithner macht auch immer<br />

wieder die weite Welt kul<strong>in</strong>arisch Station. „E<strong>in</strong> Hauch Exotik<br />

darf schon se<strong>in</strong>“, schmunzelt Angeli, deren asiatische Wurzeln<br />

sich regelmäßig auch <strong>in</strong> der Speisekarte niederschlagen.<br />

We<strong>in</strong>ser Straße 95, 3681 We<strong>in</strong>s / Hofamt Priel, h<strong>in</strong>terleithner.at<br />

<strong>Servus</strong> 23


24 <strong>Servus</strong><br />

See mit Frischegarantie. Der Lunzer See,<br />

am Fuß des Dürrenste<strong>in</strong>s gelegen,<br />

ist e<strong>in</strong>es der schönsten Ausflugsziele<br />

im Mostviertel. Durch ihn fließt<br />

der Seebach, der das Wasser im See<br />

dreimal pro Jahr austauscht.


Mostviertel<br />

Hueber – Der Wirt <strong>in</strong> Bründl<br />

Altes Haus, neues G’wand<br />

Fotos: Philip Platzer, <strong>Niederösterreich</strong> Werbung/ Rita Newman<br />

E<strong>in</strong>st, im 19. Jahrhundert, war das ehrwürdige Haus im eher unsche<strong>in</strong>baren<br />

Mostviertler Örtchen St. Georgen an der Leys e<strong>in</strong><br />

Postamt. Seit Stefan Hueber (oben l<strong>in</strong>ks bei der höchstpersönlichen<br />

Qualitätskontrolle von Stangensellerie) <strong>in</strong> bereits sechster<br />

Generation den Gasthof übernommen hat, geht hier endgültig<br />

auch kul<strong>in</strong>arisch so richtig die Post ab. Wenn er zum Beispiel<br />

e<strong>in</strong> „Gulasch im neuen G’wand“ (oben) mit Beiriedschnitte und<br />

Ochsenbackerl zaubert oder e<strong>in</strong>e Neubrucker Forelle auf neue<br />

Wiener Art mit Erdäpfelsalat-Fond, knusprigen Semmelwürfeln,<br />

Preiselbeeren und Sardellen (l<strong>in</strong>ks) zum Aha-Erlebnis macht.<br />

Stefan, der den Gasthof mit se<strong>in</strong>er Lebensgefährt<strong>in</strong> Silvia<br />

Aigner führt, hat e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Credo: „Ich will die klassische<br />

Küche me<strong>in</strong>er Mostviertler Heimat auf e<strong>in</strong> modernes Niveau<br />

führen.“ Das ist e<strong>in</strong>e spannende Gratwanderung, die für ihn immer<br />

dann gelungen ist, wenn er auf Basis traditioneller Rezepte<br />

neue und überraschende kul<strong>in</strong>arische Kreationen geschaffen<br />

hat – und se<strong>in</strong>e Gäste genüsslich schwelgen. Der junge Mostviertler<br />

arbeitet gern mit Gemüse, aber auch mit Fisch aus der<br />

Umgebung und Innereien.<br />

St. Georgen an der Leys 18, 3282 St. Georgen an der Leys,<br />

gasthof-hueber.at<br />

<strong>Servus</strong> 25


Liebeserklärung<br />

CHRISTIAN SEILER<br />

IM WEITEN LAND<br />

DES SITZENBLEIBENS<br />

Wo die Grammelknöderl zu acht auf den Teller kommen, wie man<br />

<strong>in</strong> der Wachau meditiert und was Süditalien mit Hadersdorf zu tun hat.<br />

E<strong>in</strong>er der schönsten Spaziergänge <strong>Niederösterreich</strong>s<br />

führt vom Tullner Bahnhof <strong>in</strong> die Bahnhofstraße<br />

48. Versteht mich nicht falsch, der Spaziergang<br />

ist nicht im eigentlichen S<strong>in</strong>n schön. Also<br />

ke<strong>in</strong>e Berge, Seen und Wälder, dafür am Ende der<br />

acht M<strong>in</strong>uten langen Passage durch Tullns Peripherie<br />

das Gasthaus zur Sonne. Hier ord<strong>in</strong>iert<br />

seit geraumer Zeit die Familie Sodoma, und ich<br />

kann beim Zustieg zum Wirtshaus schon den<br />

flaumigen Teig ihrer tischtennisballgroßen Grammelknöderl<br />

schmecken und habe e<strong>in</strong>e Vorahnung<br />

der süßsauren Tiefe des Sauerkrautgeschmacks.<br />

Die Sodomas betreiben e<strong>in</strong>es der besten Wirtshäuser<br />

der Welt, also auch <strong>Niederösterreich</strong>s.<br />

Ich war zuletzt mit e<strong>in</strong>er Exilösterreicher<strong>in</strong> aus<br />

Berl<strong>in</strong> dort, die sich vor lauter Sehnsucht nach<br />

dem puren, unverfälschten Geschmack dieser<br />

kle<strong>in</strong>en Vorspeise gleich acht Stück davon bestellte.<br />

Bekam sie, und gewundert hat sich auch<br />

niemand. Soll ke<strong>in</strong>er sagen, dass die Sodomas<br />

nicht wissen, wie gut sie s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>Niederösterreich</strong> ist groß. Es braucht e<strong>in</strong>en gut<br />

geeichten kul<strong>in</strong>arischen Kompass, um die fulm<strong>in</strong>anten<br />

Geschmäcker des weiten Landes aufzuspüren.<br />

Es gibt offene Geheimnisse wie die<br />

Ma rillenknödel im Landhaus Bacher. Manchmal<br />

muss man aber auch über Nebenstraßen von<br />

Haders dorf am Kamp zur Hofkäserei von Robert<br />

Paget tuckern, um dort zu kosten, was der Mann<br />

aus der Milch se<strong>in</strong>er Büffel herstellt – e<strong>in</strong>en besseren<br />

Mozzarella zum Beispiel gibt es vielleicht<br />

<strong>in</strong> Süditalien, aber auch das ist nicht sicher.<br />

Nicht jeder Zielort ist so idyllisch wie Chez Paget.<br />

Das beste Brot des Landes bäckt die Brotmanufaktur<br />

Joseph <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schicken Gewerbegebäude<br />

<strong>in</strong> Burgschle<strong>in</strong>itz. Man kann den köstlichen Urlaib<br />

und Österreichs beste Semmeln probieren,<br />

während man durch große Glasscheiben h<strong>in</strong>aus<br />

<strong>in</strong> die Landschaft schaut.<br />

Das Land, se<strong>in</strong> Geschmack und der Genuss:<br />

Manchmal muss man die Verb<strong>in</strong>dung suchen,<br />

aber <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>s We<strong>in</strong>regionen spr<strong>in</strong>gt<br />

sie <strong>in</strong>s Auge. In der Thermenregion den Eichkogel<br />

besteigen und zwischen den Rebterrassen Rotgipfler<br />

kosten: Das ist schon e<strong>in</strong> gleichermaßen<br />

topografisches wie kul<strong>in</strong>arisches Privileg. E<strong>in</strong>en<br />

Wachauer Federspiel im Glas zu haben und der<br />

Donau beim Fließen zuzuschauen: e<strong>in</strong>e gehobene<br />

Form der Meditation. Und beim We<strong>in</strong>gut von<br />

Johannes Hirsch <strong>in</strong> Kammern vorbeizuschauen<br />

und sich vom Meister persönlich die Vorzüge des<br />

Heiligenste<strong>in</strong> und des Gaisberg erklären zu lassen:<br />

Ich sitze dann vor dem Verkostungsraum,<br />

schaue <strong>in</strong> die We<strong>in</strong>berge und träume davon, nie<br />

wieder aufstehen zu müssen.<br />

Wenn Hirsch <strong>in</strong> Form ist, kann dieser Traum<br />

übrigens ziemlich wahr werden.<br />

Christian Seiler ist passionierter Esser, Tr<strong>in</strong>ker,<br />

Spaziergänger und Buchautor. Zuletzt erschienen:<br />

„Alles Gute. Die Welt als Speisekarte“ (Echtzeit).<br />

Illustration: Roland Vorlaufer<br />

26 <strong>Servus</strong>


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und darüber h<strong>in</strong>aus. Jede Ausgabe fokussiert e<strong>in</strong> Thema,<br />

über das morgen noch gesprochen wird.<br />

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NIEDERÖSTERREICH<br />

Platt<br />

LAND & LEUTE<br />

EIN MANN<br />

UND SEIN WEIN<br />

Er mag Rebensäfte, wie die Großeltern sie gemacht haben.<br />

Er denkt über das Wetter <strong>in</strong> zehn Jahren nach, übers We<strong>in</strong>viertel<br />

und über die Welt. E<strong>in</strong> Besuch bei Wolfgang Seher, W<strong>in</strong>zer <strong>in</strong> Platt.<br />

TEXT: Sebastian Hofer FOTOS: Philipp Horak<br />

28 <strong>Servus</strong>


Weißheiten. Wolfgang Seher<br />

bewirtschaftet We<strong>in</strong>gärten<br />

auf 18 Hektar, fast zwei Drittel<br />

davon s<strong>in</strong>d Weißwe<strong>in</strong>sorten.<br />

L<strong>in</strong>ks: Weißburgunder-Traube.<br />

Am Ende der Allee, etwa auf<br />

halbem Weg von Hollabrunn<br />

nach Retz, steht e<strong>in</strong>e Kirche.<br />

Sie stammt aus dem Jahr 1849, ist dem<br />

heiligen Ulrich von Augsburg geweiht<br />

und drei Nummern zu groß für das<br />

Dorf, <strong>in</strong> dem sie steht: Platt, Geme<strong>in</strong>de<br />

Zellerndorf, 400 E<strong>in</strong> wohner. „Aber auch<br />

nur am Wochen ende“, beharrt Wolfgang<br />

Seher, 49, dessen Elternhaus auf Nummer<br />

28 liegt. Wolfgang Seher ist W<strong>in</strong>zer,<br />

er empfängt uns auf se<strong>in</strong>em We<strong>in</strong>gut.<br />

Der Uhu ruft, e<strong>in</strong> Nachbar sägt Holz,<br />

Seher muss sich noch schnell um ziehen.<br />

Er kommt gerade aus dem Keller und ist<br />

e<strong>in</strong> bisschen dreckig geworden. We<strong>in</strong>machen<br />

ist Handarbeit. Und e<strong>in</strong>e, die er<br />

eigentlich gar nicht machen wollte. „Ich<br />

b<strong>in</strong> halt dazu gedrängt worden.“ Er war<br />

<strong>in</strong> der Schule weniger gut als der große<br />

Bruder, also wurde der zum Studieren<br />

nach Wien geschickt, der Wolf gang auf<br />

die We<strong>in</strong>bauschule. Das war 1986, e<strong>in</strong><br />

Jahr nach dem We<strong>in</strong>skandal. Die Wertschätzung,<br />

die se<strong>in</strong>er Branche damals<br />

entgegenschlug, entsprach der Nachrichtenlage.<br />

„In der Disco hast du auf<br />

ke<strong>in</strong>en Fall sagen dürfen, dass du We<strong>in</strong>bauer<br />

wirst. Dann warst du sofort Luft<br />

für die Mädchen.“<br />

➤<br />

<strong>Servus</strong> 29


Treiben lassen. Am We<strong>in</strong>gut Seher<br />

hat man das System im Griff. Und der<br />

mächtige Turm der Pfarrkirche Platt<br />

wacht über se<strong>in</strong>e Reben.<br />

30 <strong>Servus</strong>


Sagen wir so: Es hat sich etwas getan<br />

im heimischen We<strong>in</strong>bau seither. Wolfgang<br />

Seher hat diese Entwick lung theoretisch<br />

und praktisch mit bekommen.<br />

Nach der Matura war er, aufgrund<br />

e<strong>in</strong>es akuten Generationen konflikts,<br />

nur aushilfsweise im elter lichen Betrieb<br />

tätig und wurde We<strong>in</strong>bau referent <strong>in</strong> der<br />

Landwirtschaftskammer. Das Erfolgsmodell<br />

We<strong>in</strong>viertel DAC, e<strong>in</strong>e der prägenden<br />

Entwicklungen der jün geren<br />

österreichischen We<strong>in</strong>geschichte, trägt<br />

auch se<strong>in</strong>e Handschrift. Acht Jahre später<br />

wurde es doch noch etwas mit ihm<br />

und dem aktiven We<strong>in</strong>bau. Es folgten<br />

Jahre des Ausprobierens und Lehrgeldzahlens.<br />

Seher: „Ich hab jeden Blöds<strong>in</strong>n<br />

mitge macht.“<br />

Vom Verkostungsraum, den Seher<br />

auf den alten Schwe<strong>in</strong>estall gesetzt hat,<br />

sieht man über die Sch<strong>in</strong>deldächer von<br />

Platt bis h<strong>in</strong>über zum Sandberg, der<br />

höchsten Erhebung im Ort, 340 Meter<br />

über dem Meer, und zum Kapellenberg<br />

gleich daneben. Auf beiden Hügeln hat<br />

Seher wichtige Lagen, die We<strong>in</strong>e dazu<br />

s<strong>in</strong>d, natürlich, vor allem Grüne Veltl<strong>in</strong>er,<br />

aber auch diverse Burgunder und<br />

e<strong>in</strong> Barbera, wie er eigentlich im Piemont<br />

zu Hause ist.<br />

WEINE WIE DAMALS<br />

Se<strong>in</strong> Reserve -Veltl<strong>in</strong>er „Neue Zeit“ etwa<br />

ist e<strong>in</strong> eigens<strong>in</strong>niger We<strong>in</strong>, gemacht wie<br />

<strong>in</strong> alter Zeit. Seher: „Mich <strong>in</strong>teressiert<br />

der We<strong>in</strong>bau vor der techni schen Revolution.<br />

Die ‚Neue Zeit‘ ist e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>, wie<br />

die Großeltern ihn gemacht haben.“ Er<br />

stand also lange auf der Maische, wurde<br />

langsam und ohne Aufrühren abgepresst<br />

und spontan vergoren. Die<br />

Hefe wurde erst nach e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren<br />

abgesto chen, so wie damals, als es noch<br />

ke<strong>in</strong>e Filtrierungstechnologie gab und<br />

man schlicht warten musste, bis sich<br />

der Trub abgesetzt hatte. Jetzt könnte<br />

man „Naturwe<strong>in</strong>“ zur „Neuen Zeit“ sagen.<br />

Aber Seher ist da skeptisch: „E<strong>in</strong>en<br />

Naturwe<strong>in</strong> gibt es nicht. Der Mensch<br />

hat den We<strong>in</strong> erfunden. We<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong><br />

Kulturprodukt. Ich treffe ständig Entscheidungen<br />

beim We<strong>in</strong>machen. Ich<br />

begleite nicht, ich steuere.“<br />

Man muss sich We<strong>in</strong>bauern als gedul<br />

dige Menschen vorstellen. E<strong>in</strong>mal<br />

im Jahr erfahren sie, ob sie richtig lagen<br />

mit ihren Entscheidungen – oder nicht.<br />

Dann müssen sie es eben besser machen.<br />

Nächstes Jahr. Man kann den<br />

We<strong>in</strong>bau ern verstehen, der sich se<strong>in</strong><br />

Leben mit technischen Hilfsmitteln<br />

erleichtert, mit Re<strong>in</strong>zuchthefen oder<br />

Pflanzenschutzmitteln. Wolfgang Seher<br />

kann das auch verstehen. Er ist ke<strong>in</strong><br />

Dogmatiker. Er hat se<strong>in</strong>e eigenen Vorstellungen<br />

von s<strong>in</strong>nstiftender Landwirtschaft.<br />

Er probiert vieles aus, verteufelt<br />

nichts, außer er hat eigene Erfahrungen<br />

damit und kann es von Herzen verteufeln<br />

– wie den E<strong>in</strong>satz von chemischen<br />

Unkraut bekämpfungsmitteln. Es gibt<br />

auch andere Wege. Manche s<strong>in</strong>d ziemlich<br />

exotisch, so wie Sehers „Wilde<br />

Reben“: Das s<strong>in</strong>d We<strong>in</strong> gärten, <strong>in</strong> denen<br />

die Rebstöcke nicht – wie man es <strong>in</strong> der<br />

We<strong>in</strong>bauschule lernt – auf e<strong>in</strong>, zwei<br />

Triebe zurückgeschnitten und dann <strong>in</strong><br />

Drahtrahmen geflochten werden. Stattdessen<br />

lässt man den Reb stock treiben,<br />

wachsen und schneidet ihn zweimal pro<br />

Jahr radikal, ist quasi mit der Heckenschere<br />

unterwegs.<br />

Natürlich muss man so e<strong>in</strong> System<br />

auch erst e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> den Griff kriegen.<br />

Wolf gang Seher hat es im Griff, und er<br />

freut sich auf se<strong>in</strong>en Veltl<strong>in</strong>er „Wilde<br />

Reben“, den er füllen wird, wenn er<br />

sich so entwickelt hat, wie sich der<br />

W<strong>in</strong>zer das vorstellt. Wenn er mehr<br />

Zeit braucht, kriegt er die. Wolfgang<br />

Seher hat gelernt, dass man e<strong>in</strong>en<br />

We<strong>in</strong> nicht zw<strong>in</strong>gen soll.<br />

Die Kirche schlägt dreiviertel. Der<br />

Uhu hat sich verzogen, der Nachbar<br />

ruht. Wolfgang Seher schaut über die<br />

Sch<strong>in</strong>deldächer von Platt h<strong>in</strong>über zum<br />

Kapellenberg. Er denkt schon an morgen.<br />

Ans nächste Jahr.<br />

We<strong>in</strong>gut Wolfgang Seher, 2051 Platt 28,<br />

we<strong>in</strong>gutseher.at<br />

<strong>Servus</strong> 31


WEIN<br />

ERLEBEN<br />

EMPFEHLUNGEN FÜR<br />

GENUSSVOLLE BESUCHE<br />

BEIM WINZER<br />

W<strong>in</strong>zer Christoph Schle<strong>in</strong>zer,<br />

We<strong>in</strong>gut Sonnenhügel<br />

Tropfen mit Charakter<br />

Der weite Landstrich um Unterretzbach<br />

im nordwestlichen Zipfel des We<strong>in</strong>viertels<br />

ist sanft, hügelig und fruchtbar. Auf dem<br />

verwitterten Lössboden gedeihen besonders<br />

charaktervolle We<strong>in</strong>e. Von Sigrid und<br />

Christoph Schle<strong>in</strong>zers We<strong>in</strong>gut Sonnenhügel<br />

kommen Tropfen aus biologisch bewirtschafteten<br />

We<strong>in</strong>gärten, natürlich der<br />

we<strong>in</strong>vierteltypische Grüne Veltl<strong>in</strong>er, aber<br />

auch immer wieder prämierte Rotwe<strong>in</strong>e.<br />

We<strong>in</strong>- und Schlafgut Sonnenhügel,<br />

2074 Unterretzbach, Herrengasse 30,<br />

we<strong>in</strong>gut-sonnenhuegel.at<br />

Reif von der Insel<br />

13 Generationen, 300 Jahre, 250.000<br />

Reben – mit großen Zahlen kennt man<br />

sich am We<strong>in</strong>gut der Familie Bauer auf<br />

der We<strong>in</strong>viertler Rotwe<strong>in</strong><strong>in</strong>sel Jetzelsdorf-Haugsdorf<br />

aus. Und mit großen<br />

We<strong>in</strong>en sowieso. Neben den unkomplizierten<br />

Klassikern reifen hier auch<br />

Besonderheiten <strong>in</strong> den weitläufigen<br />

Sandkellern – Lagenwe<strong>in</strong>e von den<br />

warmen, hellen Südhängen der Region<br />

oder herrliche Reserve-Tropfen.<br />

We<strong>in</strong>gut Norbert Bauer,<br />

2053 Jetzelsdorf 180, bauer-we<strong>in</strong>.com<br />

Kosten und Köstlichkeiten<br />

E<strong>in</strong> Himmelreich für Weißwe<strong>in</strong>freunde.<br />

Der idyllische Garten im Arkadenhof<br />

des We<strong>in</strong>guts Bohrn ist wie geschaffen,<br />

um zu kosten: die fünf Veltl<strong>in</strong>er-Sorten<br />

etwa, von denen e<strong>in</strong>e nicht umsonst den<br />

Namen „Urknall“ trägt. Aber natürlich<br />

auch den Riesl<strong>in</strong>g, den Chardonnay, den<br />

Weißburgunder und den Gelben Muskateller.<br />

Und weil das lange We<strong>in</strong>verkosten<br />

hungrig macht, gibt’s auch e<strong>in</strong>e köstliche<br />

Jause mit regionalen Spezialitäten.<br />

We<strong>in</strong>gut Bohrn, 2171 Herrnbaumgarten,<br />

Hauptstraße 65, we<strong>in</strong>gut-bohrn.at<br />

Fotos: We<strong>in</strong>gut Sonnenhügel, Mart<strong>in</strong> Sommer, Michael Reid<strong>in</strong>ger,<br />

Andreas Hofer, Steve Haider<br />

32 <strong>Servus</strong>


Schade, dass man We<strong>in</strong><br />

nicht streicheln kann.<br />

Kurt Tucholsky (1890–1935)<br />

We<strong>in</strong>gut Bauer<br />

Tradition trifft Moderne<br />

In unmittelbarer Nähe zur Burg Falkenste<strong>in</strong><br />

schmiegt sich das We<strong>in</strong>gut Stadler<br />

<strong>in</strong> die Hügel. Im modernen Haupthaus<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Heuriger, e<strong>in</strong> Verkaufsraum und<br />

fünf Gästezimmer untergebracht, im<br />

Keller reifen Weißwe<strong>in</strong>e im Stahltank,<br />

der Rote im großen Holzfass. Senior-<br />

Chef<strong>in</strong> Maria verwöhnt ihre Gäste mit traditionellen<br />

Schmankerln aus der Region.<br />

We<strong>in</strong>gut Stadler, 2162 Falkenste<strong>in</strong>,<br />

Stürzenbühel 104, we<strong>in</strong>gut-stadler.com<br />

Leidenschaft am W<strong>in</strong>zerhof<br />

Else Zuschmann und Peter Schöfmann<br />

s<strong>in</strong>d passionierte W<strong>in</strong>zer, die <strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>sdorf<br />

ihre Leidenschaft leben. Auf ihrem<br />

biozertifizierten We<strong>in</strong>gut produzieren sie<br />

die regionstypischen Weißen, aber auch<br />

den hier deutlich selteneren P<strong>in</strong>ot noir.<br />

In der hofeigenen Greißlerei gibt’s ausgewählte<br />

Produkte aus dem We<strong>in</strong>viertel,<br />

die We<strong>in</strong>lodge lädt mit schönen Zimmern<br />

zum Urlaub am W<strong>in</strong>zerhof e<strong>in</strong>.<br />

We<strong>in</strong>gut Zuschmann-Schöfmann,<br />

2223 Mart<strong>in</strong>sdorf, W<strong>in</strong>zerstraße 52,<br />

zuschmann.at<br />

Altes Wissen, neuer Mut<br />

Kennen Sie Keltenwe<strong>in</strong>? Bei Ausgrabungen<br />

gefundene Traubenkerne belegen<br />

die jahrtausendealte We<strong>in</strong>bautradition<br />

der Kelten auf dem We<strong>in</strong>viertler Sandberg.<br />

Andreas Weber ist e<strong>in</strong>er von sechs<br />

W<strong>in</strong>zern, die heute die besonderen We<strong>in</strong>e<br />

der Sandbergregion produzieren und vertreiben.<br />

Übernachtung am wunderschön<br />

ausgebauten We<strong>in</strong>gut empfohlen!<br />

We<strong>in</strong>gut Andreas Weber,<br />

3714 Roseldorf 30, biowe<strong>in</strong>-weber.at<br />

Mit ruhiger Hand<br />

In den Gärten von Rosi und Karl H<strong>in</strong>dler<br />

<strong>in</strong> Schrattenthal wird naturnaher We<strong>in</strong>bau<br />

gelebt. Mit Geduld und Ruhe entstehen<br />

hier handverlesene We<strong>in</strong>e – pfeffrige und<br />

vielschichtige Veltl<strong>in</strong>er vom Löss und Urgeste<strong>in</strong><br />

etwa, fe<strong>in</strong>e Riesl<strong>in</strong>ge, gehaltvolle<br />

Rote. Apropos Ruhe: Bei e<strong>in</strong>er Übernachtung<br />

im stilvoll ausgebauten Kellerstöckl<br />

kann man sie durch und durch spüren.<br />

We<strong>in</strong>gut H<strong>in</strong>dler, 2073 Schrattenthal 13,<br />

we<strong>in</strong>gut-h<strong>in</strong>dler.at<br />

Rot-weiß-gut<br />

Auf dem familiengeführten We<strong>in</strong>gut Hagn<br />

<strong>in</strong> Mailberg im Pulkautal können Genießer<br />

We<strong>in</strong> <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en Facetten erleben. In<br />

der We<strong>in</strong>galerie werden Chardonnay und<br />

Co sowie e<strong>in</strong> mehrfach prämierter Blauer<br />

Zweigelt verkostet, im We<strong>in</strong>domizil trifft<br />

regionale Küche auf edle Tropfen aus<br />

dem Keller, und im Shop gibt’s neben<br />

den köstlichen Weißen und Roten auch<br />

Hochprozentiges, Schokolade und Säfte.<br />

We<strong>in</strong>domizil Hagn & We<strong>in</strong>erlebniswelt,<br />

2024 Mailberg 422, hagn-we<strong>in</strong>gut.at<br />

Stolze Geschichte<br />

Harald Haimers Urgroßvater baute e<strong>in</strong>st<br />

die erste Ste<strong>in</strong>presse <strong>in</strong> Poysdorf, der<br />

Großvater war der Erste, der veredelte<br />

We<strong>in</strong>reben <strong>in</strong> dieser Gegend aussetzte.<br />

Man kann also durchaus behaupten,<br />

die Liebe zum We<strong>in</strong> liegt dem W<strong>in</strong>zer<br />

im Blut. Und so wundert es nicht, dass<br />

die We<strong>in</strong>e vom Genießerhof Haimer Jahr<br />

für Jahr Medaillen tragen – am liebsten<br />

Gold, gerne auch Silber.<br />

Genießerhof Haimer, 2170 Poysdorf,<br />

Körnergasse 14–16, haimer.at<br />

We<strong>in</strong>gut Hagn<br />

We<strong>in</strong>gut Weber<br />

We<strong>in</strong>gut Zuschmann<br />

<strong>Servus</strong> 33


NIEDERÖSTERREICH<br />

S e m m er<strong>in</strong> g<br />

LANDPARTIE<br />

DER 20-SCHILLING-BERG<br />

Die Bahn, die Villen, der Duft der Sommerfrische: Am Semmer<strong>in</strong>g<br />

im Süden <strong>Niederösterreich</strong>s ist die Zeit e<strong>in</strong> bissl stehen geblieben.<br />

Und hält doch mit der Gegenwart Schritt.<br />

TEXT: Andreas Oberndorfer FOTOS: Marco Rossi<br />

34 <strong>Servus</strong>


Dornröschenschlaf. E<strong>in</strong>es der<br />

schönsten Häuser im Ort Semmer<strong>in</strong>g<br />

ist schon halb verfallen: das alte<br />

Südbahnhotel (l<strong>in</strong>ks). Ähnliches<br />

galt auch für das am Gegenhang<br />

gelegene Kurhaus, das jedoch unter<br />

neuer Führung bald <strong>in</strong> altem Glanz<br />

wiedererstrahlen soll.<br />

Ausgerechnet <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>.<br />

Nicht <strong>in</strong> Tirol, nicht <strong>in</strong> Salzburg,<br />

ne<strong>in</strong>, nur etwa 80 Kilometer von Wien<br />

entfernt steht Österreichs berühmteste<br />

Felswand: die Polleroswand. Der Blick<br />

darauf ist e<strong>in</strong>drucksvoll, auch wegen<br />

der spektakulären Viadukte, über die<br />

heute noch die Bahn fährt, und wegen<br />

der schroffen Felswände, die durch<br />

Sprengungen beim Bahnbau entstanden<br />

s<strong>in</strong>d. Diesen Blick, den sogenannten<br />

„Zwanzgerblick“, kennt jeder, der noch<br />

mit Schill<strong>in</strong>g bezahlt hat – die <strong>in</strong> der<br />

Nähe von Breitenste<strong>in</strong> gelegene Felswand<br />

war von 1968 bis 1989 auf der Rückseite<br />

des 20-Schill<strong>in</strong>g-Sche<strong>in</strong>s abgebildet.<br />

WO DER ADEL SOMMERFRISCHTE<br />

Die Bahn hat das Semmer<strong>in</strong>ggebiet<br />

zu dem gemacht, was es dann über<br />

hundert Jahre war: das bevorzugte<br />

Sommer urlaubsziel der besten Wiener<br />

Gesellschaft. Im Gefolge des Kaiserhauses<br />

kamen bald auch Adel und gehobenes<br />

Bürgertum hierher. Das ehemals bäuerliche<br />

Voralpengebiet wurde zu e<strong>in</strong>er<br />

Kulturlandschaft. Und die Hochstraße<br />

überhaupt zum Villenviertel.<br />

Das erste e<strong>in</strong>drucksvolle Gebäude,<br />

das man auf dieser Straße passiert, ist<br />

das Hotel Panhans. Das 1880 erbaute<br />

Haus bildete mit se<strong>in</strong>en noblen Geschwistern,<br />

dem Südbahnhotel und dem<br />

Kurhaus, das gesellschaftliche Sommerfrische-Zentrum<br />

der österreichischungarischen<br />

Monarchie. Doch seit ➤<br />

<strong>Servus</strong> 35


Wanderers Lust. Das Lammfleisch vom Hof der Schneidhofers f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> allen Wirtshäusern der Region.<br />

Neben der Speckbacher-Hütte wächst seit 1908 der heute vermutlich größte Rhododendron Mitteleuropas.<br />

den 1960ern musste e<strong>in</strong> Hotel nach dem<br />

anderen schließen – immer mehr Leute<br />

hatten Autos und fuhren lieber nach<br />

Italien statt vor die Tore Wiens. Die<br />

Häuser fielen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dornröschenschlaf.<br />

Und mit ihnen der gesamte Ort.<br />

Erst <strong>in</strong> jüngerer Zeit feiert der Semmer<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Renaissance. Das<br />

Kurhaus soll unter der Führung e<strong>in</strong>er<br />

bekannten Hoteliersfamilie aufwendig<br />

renoviert und als „Grand Semmer<strong>in</strong>g“<br />

wieder eröffnet werden. Für die meisten<br />

Besucher ist dieses Erwachen wunderbar:<br />

Sie lustwandeln gerne <strong>in</strong> der Ruhe<br />

und genießen das nostalgische Flair.<br />

WO PFLANZEN ZU RIESEN WERDEN<br />

Fragt man <strong>in</strong> der Gegend nach e<strong>in</strong>er<br />

Ausflugsempfehlung, wird ausdrücklich<br />

die Speckbacher-Hütte genannt. Früher<br />

wurden hier Wanderer und Tourengeher<br />

nur mit Deftigem wie Brettljause und<br />

Bauernschmaus versorgt. Seit Alexandra<br />

und Helmut Pirchmoser das Haus übernommen<br />

haben, spielt die Küche auch<br />

andere Stückerl. Natürlich gibt es e<strong>in</strong>en<br />

Schwe<strong>in</strong>sbraten mit Speckkrautsalat;<br />

im Unterschied zu „normalen“ Wirtshäusern<br />

wird aber der Speckproduzent<br />

auf der Karte angeführt. Und die<br />

Gusto stückerl kommen aus der Region.<br />

Die Forellen zum Beispiel stammen<br />

von e<strong>in</strong>er Zucht <strong>in</strong> der Nachbarschaft.<br />

Das Lamm, das zu hervorragenden<br />

Schmorgerichten verarbeitet wird, ist<br />

vom Kreuzberg – aber dazu später.<br />

Zuerst gibt’s hier noch e<strong>in</strong>en Schatz<br />

zu bestaunen: Auf der Lichtung neben<br />

der Hütte breitet sich e<strong>in</strong> mächtiges,<br />

dichtes Buschwerk aus. „Das ist der<br />

größte Rhododendron Mitteleuropas“,<br />

sagt Helmut. Tatsächlich: Hier, zwischen<br />

dem Semmer<strong>in</strong>g und der Rax,<br />

gedeiht prächtig e<strong>in</strong>e Pflanze, die<br />

eigentlich am Himalaja heimisch ist.<br />

„Die Speckbacher-Hütte war ursprünglich<br />

e<strong>in</strong> Jagdhaus der Familie Rothschild.<br />

1908 hat der Baron von e<strong>in</strong>er<br />

se<strong>in</strong>er Reisen diesen Rhododendron<br />

mitgebracht und e<strong>in</strong>gepflanzt.“ Seither<br />

macht sich dieser ungehemmt breit,<br />

mittlerweile auf e<strong>in</strong>er Gesamtfläche<br />

von 131 Quadratmetern.<br />

Und jetzt zu den Lämmern. Der Althammerhof<br />

am Kreuzberg wird von<br />

Andrea und Julius Schneidhofer geführt.<br />

„Der Hof ist 1660 gebaut worden ➤<br />

36 <strong>Servus</strong>


Zwanzgerblick. Die berühmteste<br />

Felswand Österreichs: Die Polleroswand<br />

zierte jahr zehntelang die<br />

Rückseite des 20-Schill<strong>in</strong>g-Sche<strong>in</strong>s.<br />

Wussten Sie, dass …<br />

… die Semmer<strong>in</strong>gbahn die erste vollspurige Bergbahn Europas<br />

war? Auf der 41 Kilometer langen Strecke fahren die Züge seit<br />

1854 über 16 Viadukte, 100 Brücken und durch 15 Tunnels.<br />

<strong>Servus</strong> 37


Gärtnerei mit Geschichte. Das Schloss Wartholz <strong>in</strong> Reichenau gehörte e<strong>in</strong>st der Familie Habsburg. Heute liegt<br />

hier e<strong>in</strong> ausgedehnter Gärtnereibetrieb. In e<strong>in</strong>em im alten Stil errichteten Pavillon bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Café.<br />

und war seither im Familienbesitz“,<br />

sagt Julius. Es wurde immer Landwirtschaft<br />

betrieben, heute baut man<br />

hauptsächlich Obst an.<br />

Wofür der Althammerhof aber berühmt<br />

ist, ist die Schafzucht. Die meisten<br />

guten Gasthäuser <strong>in</strong> der Gegend werden<br />

von hier aus mit Lammfleisch beliefert.<br />

Außerdem kann man sich mit allerlei<br />

Lammspezialitäten e<strong>in</strong>decken: hervorragendem<br />

Rohsch<strong>in</strong>ken zum Beispiel<br />

und natürlich Käse.<br />

FAST SO MONDÄN WIE FRÜHER<br />

Nach dem Ort Semmer<strong>in</strong>g ist Reichenau<br />

das zweite Zentrum des Sommerfrische-<br />

Zeitalters vergangener Tage. Schon sehr<br />

früh errichteten hier die Habsburger<br />

zwei kle<strong>in</strong>ere Schlösser, die Rudolfsvilla<br />

und die Villa Wartholz, die vom Wiener<br />

Adel und dem gehobenen Bürgertum<br />

gerne besucht wurden.<br />

Die kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de ist heute lebendiger<br />

als der Zwill<strong>in</strong>gsort oben am Berg.<br />

Das liegt etwa an den Reichenauer<br />

Theaterfestspielen, die dem Ort e<strong>in</strong>e<br />

starke Medienpräsenz verschaffen.<br />

Aber auch an Spitzenkoch Max Stiegl,<br />

unter dessen kul<strong>in</strong>arischer Leitung<br />

das legendäre Hotel Knappenhof nun<br />

wieder se<strong>in</strong>e Tore öffnet.<br />

Wer der monarchistischen Tradition<br />

Reichen aus nachfühlen möchte, kann<br />

das an e<strong>in</strong>em herrlichen Platz: <strong>in</strong> der<br />

Villa Wartholz. Errichtet 1872 im Auftrag<br />

von Erzherzog Karl Ludwig, e<strong>in</strong>em<br />

Bruder Kaiser Franz Josephs, geplant<br />

von Architekt He<strong>in</strong>rich von Ferstel, der<br />

<strong>in</strong> Wien etwa Votivkirche und Universität<br />

entwarf. Kaiser Karl von Österreich-<br />

Ungarn und se<strong>in</strong>e Frau Zita verbrachten<br />

ihre Flitterwochen hier, im Herbst 1912<br />

kam <strong>in</strong> der Villa der damalige potenzielle<br />

Thronfolger Otto Habsburg zur Welt.<br />

Heute ist die Villa Wartholz im Besitz<br />

des Ehepaars Blazek, das <strong>in</strong> der ehemaligen<br />

Orangerie e<strong>in</strong>e Schlossgärtnerei<br />

mit angeschlossenem Café betreibt.<br />

Von dort geht’s wieder zurück zum<br />

Zwanzger blick. Wie? Ganz e<strong>in</strong>fach:<br />

e<strong>in</strong> Stück zu Fuß über den berühmten<br />

Bahn wanderweg. Und dann – eh klar! –<br />

mit der Semmer<strong>in</strong>gbahn.<br />

Adressen & Ausflugsempfehlungen:<br />

wieneralpen.at<br />

38 <strong>Servus</strong>


ANZEIGE<br />

Golfen <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong><br />

Golfglück hoch drei<br />

Mit über 40 Golfanlagen bef<strong>in</strong>den sich mehr als e<strong>in</strong> Viertel der Golfplätze Österreichs<br />

<strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>. Die umliegende Natur, die moderne Infrastruktur, aber auch<br />

die erstklassigen Golfhotels locken <strong>in</strong>- und ausländische Gäste.<br />

Golfen ist <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong> re<strong>in</strong>er Genuss. Satte<br />

Wiesen, grüne Wälder und e<strong>in</strong>e wasserreiche<br />

Umgebung machen das Bundesland zum idealen<br />

Ort für Golfplätze, die an Abwechslung, Natürlichkeit<br />

und Qualität kaum zu überbieten s<strong>in</strong>d. Dies br<strong>in</strong>gt auch<br />

seit vielen Jahren hochkarätige Golf-Turniere wie die<br />

European Tour oder die Challenge Tour nach <strong>Niederösterreich</strong>.<br />

Egal ob Profi, Hobbygolfer oder Anfänger:<br />

Hier f<strong>in</strong>det sich für jeden der passende Platz. Geschultes<br />

Personal ist für sämtliche Anliegen vor Ort da. Abends<br />

lehnt man sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der Golfhotels zurück und lässt<br />

den Tag Revue passieren.<br />

FOTOS: SPORTLAND<br />

Diamond Country Club Atzenbrugg<br />

Golfer erwarten auf dem 18-Loch-<br />

„European Tour Diamond Course“ satte<br />

Fairways, e<strong>in</strong> kurz gemähtes Rough,<br />

perfekt gepflegte Greens so wie wunderschöne<br />

Wasserh<strong>in</strong>dernisse rund um den<br />

zentral gelegenen See. Hier haben die<br />

Profis der European Tour schon mehrmals<br />

den Schläger geschwungen. Der<br />

familienfreundliche 9-Loch-„Diamond<br />

Park Course“ eignet sich für Anfänger.<br />

Der sportliche„Executive Country<br />

Course“ ist für entspannende Runden<br />

zwischendurch gedacht. Abends zieht<br />

man sich <strong>in</strong> das Diamond Apartment<br />

Hotel zurück.<br />

Golfclub Adamstal<br />

Inmitten des niederösterreichischen<br />

Alpenvorlandes liegt die 27-Loch-<br />

Anlage des Golfclubs Adamstal, e<strong>in</strong>er<br />

der spektakulärsten Golfplätze Europas.<br />

Egal ob der 18-Loch-„Championship-<br />

Course“ oder der 9-Loch-„Course<br />

Wallerbach“, alle 27 Löcher haben<br />

ihren eigenen Charakter: Designer Jeff<br />

Howes gelang es, Bäche und Geländestufen,<br />

Waldlichtungen und Felsformationen<br />

geschickt <strong>in</strong> die bee<strong>in</strong>druckende<br />

Landschaft zu <strong>in</strong>tegrieren. Der Club<br />

bietet zehn Komfortzimmer an, <strong>in</strong><br />

denen man die Ruhe des Adamstals<br />

genießen kann.<br />

countryclub.at adamstal.at golfarea36.at<br />

Golf Area 36<br />

Die Golf Area 36 macht ihrem Namen<br />

alle Ehre: 36 Golflöcher, 36 Grad warmes<br />

Thermalwasser und nur 36 M<strong>in</strong>uten<br />

von Wien entfernt. Gelegen im Südwesten<br />

Wiens, vere<strong>in</strong>igt die Area zwei<br />

Clubs – den Golfclub L<strong>in</strong>sberg und den<br />

Golfclub Föhrenwald. Wer auf Naturbelassenheit<br />

Wert legt, wird sich im<br />

Golfclub Föhrenwald wohlfühlen. Beim<br />

modernen Golfclub L<strong>in</strong>sberg wartet e<strong>in</strong><br />

anspruchsvoller Platz. Die L<strong>in</strong>ks-Löcher<br />

mit den orig<strong>in</strong>al Pott-Bunkern s<strong>in</strong>d die<br />

Besonderheit am Platz. Anschließend<br />

erholt man sich <strong>in</strong> der nahegelegenen<br />

L<strong>in</strong>sberg Asia Therme.


NATUR-<br />

APOTHEKE<br />

von<br />

PETRA SÖLLE<br />

EINE STILLE REISE<br />

ZU SICH SELBST<br />

Das Kloster Pernegg im Waldviertel ist e<strong>in</strong> Fastenhaus,<br />

<strong>in</strong> dem nicht nur die Kilos purzeln. Hier kann man<br />

auch e<strong>in</strong>en klaren Blick und Leichtigkeit im Kopf gew<strong>in</strong>nen.<br />

Der deutsche Arzt Dr. Otto<br />

Buch<strong>in</strong>ger (1878–1966), Begründer der<br />

nach ihm benannten Fastenmethode,<br />

die auch im ehemaligen Chorfrauenkloster<br />

Pernegg unweit der tschechischen<br />

Grenze praktiziert wird, hat es<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen Worten zusammengefasst:<br />

„Nach dem Fasten soll das Bewusstse<strong>in</strong><br />

weiter se<strong>in</strong> als der Hosenbund.“<br />

Folgt man den Anleitungen, lässt sich<br />

die Sache mit dem Hosenbund beim<br />

Buch<strong>in</strong>ger-Fasten nicht vermeiden.<br />

Denn e<strong>in</strong>e Woche bis maximal zehn<br />

Tage wird der Körper darauf umgestellt,<br />

von den eigenen Reserven zu zehren,<br />

und bekommt von außen nur noch<br />

Obst- und Gemüsesäfte, klare Fastensuppe<br />

und viel Wasser und Kräutertee<br />

zugeführt. Das soll die Entgiftung und<br />

Entschlackung fördern.<br />

E<strong>in</strong> Prozess, der allerd<strong>in</strong>gs viel mehr<br />

als nur den Verzicht auf feste Nahrung<br />

benötigt. Das beg<strong>in</strong>nt mit Bewegung an<br />

der frischen Luft, die fixer Bestandteil<br />

von Fastentagen se<strong>in</strong> muss. Und es setzt<br />

sich mit unterstützenden Anwendungen<br />

fort, die e<strong>in</strong>e Entgiftung begleiten sollten.<br />

Diese reichen vom ayurvedischen<br />

Ölziehen im Mund und Nasenspülungen<br />

mit Salzwasser über Leberwickel und<br />

basische Fußbäder bis h<strong>in</strong> zu regelmäßigen<br />

Darmspülungen während der<br />

Fasten tage. Es geht schließlich nicht<br />

vorrangig um Gewichtsverlust, sondern<br />

darum, Organe und Kreislauf <strong>in</strong> dieser<br />

Umstellungsphase zu unterstützen.<br />

AUSSTIEG UND RÜCKZUG<br />

Lassen wir nun den Hosenbund eng oder<br />

weit se<strong>in</strong> und wenden uns dem Bewusstse<strong>in</strong><br />

zu. Das Fasten nach Buch<strong>in</strong>ger hat<br />

nämlich auch spirituellen Tiefgang ➤<br />

Illustrationen: Roland Vorlaufer, Andreas Posselt, Andreas Leitner<br />

40 <strong>Servus</strong>


Kräuter für Fastentees<br />

DAS ZAUBERKRAUT<br />

Wermut (Artemisia abs<strong>in</strong>thium)<br />

Normalerweise gibt es Kräuter,<br />

die den Appetit anregen, und solche,<br />

die ihn dämpfen. Wermut ist e<strong>in</strong><br />

Zauberer, der beides kann – je nachdem,<br />

<strong>in</strong> welcher Form man ihn zu sich nimmt.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Fastenkur kommt zwangsläufig<br />

der Punkt, an dem Gedanken ans Essen<br />

übermächtig zu werden drohen. Dann<br />

empfiehlt sich aufgrund se<strong>in</strong>er Bitterstoffe<br />

der Wermuttee, um <strong>in</strong> der Spur<br />

zu bleiben. Bei der Dosierung gilt es<br />

allerd<strong>in</strong>gs, vorsichtig zu se<strong>in</strong>, denn sonst<br />

wird dieser Trank rasch ungenießbar.<br />

Deshalb lässt man bei der Verwendung<br />

als Fastentee e<strong>in</strong>en halben Teelöffel Wermutkraut<br />

<strong>in</strong> 750 ml Wasser nur 2 M<strong>in</strong>uten ziehen und verfe<strong>in</strong>ert den<br />

Tee even tuell mit e<strong>in</strong>em Kamillenköpfchen.<br />

DER MUNTER MACHER<br />

Rosmar<strong>in</strong> (Salvia rosmar<strong>in</strong>us)<br />

Fasten kann e<strong>in</strong>e Belastung für den<br />

Kreislauf se<strong>in</strong> und zu Phasen der<br />

Erschöpfung führen. Rosmar<strong>in</strong> als<br />

Tee hat nicht nur antioxidative,<br />

antibakterielle, durchblutungsfördernde<br />

und harntreibende<br />

Wirkung, sondern gilt auch als<br />

Muntermacher. Neben dem unten<br />

angeführten Mix-Tipp kann man<br />

Rosmar<strong>in</strong>tee auch mit getrockneten<br />

Zitronen- oder Orangenschalen<br />

geschmacklich verfe<strong>in</strong>ern.<br />

Tee-Mix-Tipp (für 750 ml Wasser):<br />

1 TL Rosmar<strong>in</strong>, frisch gepresster<br />

Zitronen saft, 1 dünne Scheibe Ingwer.<br />

5 M<strong>in</strong>uten ziehen lassen.<br />

Tee-Mix-Tipp (für 1 l Wasser): 2 TL Kamille, 2 TL Mariendistel,<br />

2 TL Wermut. 3 M<strong>in</strong>uten ziehen lassen.<br />

DER KRAMPFLÖSER<br />

Kümmel (Carum carvi)<br />

Schon seit der Antike ist se<strong>in</strong>e wohltuende<br />

Wirkung auf den Verdauungstrakt<br />

bekannt. Als Fastentee ist<br />

Kümmel nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Funktion<br />

als Appetitanreger gefragt, sondern<br />

es kommen se<strong>in</strong>e Qualitäten<br />

als bewährter Krampflöser und<br />

Darmsanierer zum Tragen.<br />

Tee-Mix-Tipp (für 750 ml Wasser):<br />

1 TL Kümmel, 1 TL Fenchel,<br />

1 TL Kamille.<br />

4–5 M<strong>in</strong>uten ziehen lassen.<br />

DER ENTWÄSSERER<br />

Brennnessel (Urtica)<br />

Die Brennnessel ist durch<br />

ihre harntreibende und entschlackende<br />

Wirkung geradezu<br />

prädest<strong>in</strong>iert als Begleiter<strong>in</strong><br />

bei Fastenkuren. Dieser Tee<br />

regt den Stoffwechsel an, auch<br />

bei der Entgiftung von Leber<br />

und Galle wird ihm e<strong>in</strong>e Rolle<br />

zugeschrieben.<br />

Tee-Mix-Tipp<br />

(für 1 l Wasser): 3 TL Löwenzahn,<br />

3 TL Pfeffer m<strong>in</strong>ze, 3 TL Brennnessel.<br />

5 M<strong>in</strong>uten ziehen lassen.<br />

<strong>Servus</strong> 41


Rezepte zum Fasten<br />

Wacholderbeeren<br />

Nach der Fastenvorbereitung, die aus e<strong>in</strong>em Obst-, Reis- oder Hafertag besteht, ist<br />

das e<strong>in</strong>zig Feste, das noch gestattet ist, der Wille zum Durchhalten. Ansonsten<br />

gilt – frei nach dem griechischen Philosophen Heraklit – der Grundsatz: Alles fließt.<br />

In der Früh gibt es Kräutertee, zu Mittag Obst-/Gemüsesäfte und am Abend<br />

e<strong>in</strong>e klare Gemüse- Fastensuppe. Was sich nach Mangel und Verzicht anhört,<br />

liefert dem Körper dennoch alle wichtigen Vitam<strong>in</strong>e und M<strong>in</strong>eralstoffe,<br />

stabilisiert den Blutzuckerspiegel und gleicht den Säure- Basen-Haushalt aus.<br />

So beweist der Kräuter-, Obst- und Gemüsegarten der Natur e<strong>in</strong>mal mehr,<br />

welche (Heil-)Kräfte <strong>in</strong> ihm stecken.<br />

KLARE GEMÜSESUPPE<br />

Salbei<br />

Zutaten<br />

3 l Wasser, 600 g Gemüse<br />

(Karotten, Past<strong>in</strong>aken, Sellerie,<br />

Lauch, Fenchel, Zucch<strong>in</strong>i)<br />

frische oder getrocknete Kräuter<br />

(Thymian, Salbei, Rosmar<strong>in</strong>,<br />

Liebstöckl)<br />

½ TL Kümmel, ½ TL Nelken<br />

½ TL Wacholderbeeren<br />

2 Lorbeerblätter<br />

2–3 Knoblauchzehen<br />

Zubereitung und Anwendung<br />

Gemüse fe<strong>in</strong> schneiden,<br />

mit Gewürzen und Kräutern<br />

langsam zum Kochen br<strong>in</strong>gen und<br />

m<strong>in</strong>destens 30 M<strong>in</strong>uten köcheln<br />

lassen. Während der Fastenaufbautage<br />

kann das Gemüse<br />

<strong>in</strong> der Suppe belassen werden,<br />

ansonsten abseihen und nur<br />

die klare Brühe zu sich nehmen.<br />

Die wichtigsten Grundregeln bei der<br />

Zubereitung dieser Suppe s<strong>in</strong>d:<br />

völlig ohne Salz würzen, ke<strong>in</strong>e<br />

Suppenwürfel verwenden, beim<br />

Gemüse auf Bioqualität achten und<br />

die Suppe nach dem Auskochen<br />

abseihen und klar genießen.<br />

Gut zu wissen: Man kann mit e<strong>in</strong>em<br />

Spritzer Orangen- oder Zitronensaft<br />

sowie mit geriebener Muskatnuss<br />

den Geschmack verfe<strong>in</strong>ern.<br />

Fenchel<br />

STÄRKENDE SÄFTE<br />

Rote Rübe<br />

DIE TOLLE KNOLLE<br />

Fenchel & Apfel<br />

Vom Apfel weiß man, was er kann,<br />

aber wem ist bekannt, dass<br />

Fenchel fast doppelt so viel<br />

Vitam<strong>in</strong> C hat wie e<strong>in</strong>e Orange?<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus liefert die tolle<br />

Knolle Folsäure, Betacarot<strong>in</strong><br />

und Eisen.<br />

KRAFT DER WURZEL<br />

Gelbe & weiße Karotten & Apfel<br />

Wohlschmeckend, basisch<br />

und vitam<strong>in</strong>reich ist diese<br />

Saftkomb<strong>in</strong>ation – das ist bekannt.<br />

Die Karotten schützen mit ihren<br />

Carot<strong>in</strong>oiden außerdem auch<br />

die Zellen vor aggressiven<br />

Sauerstoffradikalen.<br />

RUND UND G’SUND<br />

Rote Rüben & Apfel & Orange<br />

Diese Komb<strong>in</strong>ation liefert vor allem<br />

M<strong>in</strong>eralstoffe wie Kalium, Kalzium<br />

und Magnesium sowie reichlich<br />

Vitam<strong>in</strong> C. Die Roten Rüben<br />

steuern überdies wertvolle<br />

Folsäure bei.<br />

42 <strong>Servus</strong>


Illustrationen: Andreas Posselt, Andreas Leitner<br />

und sollte deshalb abseits des gewohnten<br />

Alltags erfolgen. Da ist e<strong>in</strong> ehemaliges<br />

Kloster als Rückzugsort und befristete<br />

Ausstiegsoase besonders geeignet.<br />

Das im 12. Jahrhundert erbaute und<br />

<strong>in</strong> den 1990er-Jahren gründlich renovierte<br />

Stiftsgebäude ist heute e<strong>in</strong> Fastenzentrum,<br />

das sich der „Entdeckung der<br />

Stille“ verschrieben hat. Hier kann<br />

der Mensch e<strong>in</strong>e Reise zu sich selbst<br />

antreten. Und so wie jeder im Lauf dieser<br />

Tage herausf<strong>in</strong>det, welche Säfte und<br />

Tees ihm guttun, ist auch die psychische<br />

Entschlackung e<strong>in</strong>e zutiefst <strong>in</strong>dividuelle<br />

Angelegenheit, denn von e<strong>in</strong>em Zuviel<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wenig h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zugehen ist nicht nur<br />

für den Körper herausfordernd.<br />

Da zieht sich die e<strong>in</strong>e mit Büchern<br />

zurück, der andere verbr<strong>in</strong>gt Stunden<br />

an e<strong>in</strong>em der märchenhaften Kraftplätze<br />

der Umgebung oder sucht Entspannung<br />

durch Massagen, Yoga und Meditation.<br />

Aber alle e<strong>in</strong>t das Bedürfnis, sich abseits<br />

von Trubel und Rout<strong>in</strong>e im Kern zu<br />

spüren, Bodenhaftung <strong>in</strong> der eigenen<br />

Persönlichkeit zu erlangen. Das ist nicht<br />

immer lustig und manchmal sogar sehr<br />

anstrengend. Aber offenbar <strong>in</strong> jedem<br />

Fall lohnend, denn sonst gäbe es nicht<br />

so viele „Wiederholungstäter“, die es<br />

immer wieder tun, immer wieder für sich<br />

den Reset-Knopf drücken, wenn sie zu<br />

sehr <strong>in</strong> alte Muster zurückgefallen s<strong>in</strong>d.<br />

LEERE UND LEICHTIGKEIT<br />

Das Fasten hat <strong>in</strong> diesem Fall nichts<br />

mehr mit Verzicht zu tun. Man macht<br />

sich vielmehr leer, um sich danach wieder<br />

erfüllen zu können. Und wenn man das<br />

richtig macht, entsteht e<strong>in</strong> Gefühl der<br />

Leichtigkeit im Kopf, man erhält e<strong>in</strong>en<br />

klaren Blick auf Lebensgewohnheiten,<br />

die mehr schaden als nützen, erlebt, wie<br />

ungesunde Ernährung schwächt, statt<br />

zu stärken, und lernt das stimmige Maß<br />

für sich selbst kennen.<br />

Das Wichtigste ist aber <strong>in</strong> jedem Fall,<br />

die Erfahrungen während der Fastentage<br />

nicht herausgelöst aus dem eigenen<br />

Leben zu begreifen, sondern <strong>in</strong> weiterer<br />

Folge <strong>in</strong> den Alltag mitzunehmen. Denn<br />

e<strong>in</strong>e Reise zu sich selbst ist schließlich<br />

ke<strong>in</strong> Urlaub, sondern e<strong>in</strong>e Erkenntnis.<br />

Petra Sölle ist Fastenleiter<strong>in</strong> im ehemaligen<br />

Chorfrauenkloster Pernegg<br />

im Waldviertel, wo auch Fasten nach<br />

der Buch<strong>in</strong>ger-Methode praktiziert wird.<br />

Sie arbeitete ursprünglich im Tourismus,<br />

krempelte ihr Leben nach e<strong>in</strong>em Fastenaufenthalt<br />

aber völlig um, absolvierte<br />

die nötigen Ausbildungen und machte<br />

ihre neu entdeckte Berufung zum Beruf.<br />

Informationen: klosterpernegg.at<br />

<strong>Servus</strong> 43


Großes Symbol. Die zweite<br />

Etappe des Lebensweges<br />

führt am fünf Meter hohen<br />

Herzste<strong>in</strong> vorbei.<br />

AUF DEM PFAD DER ERKENNTNIS<br />

SPAZIERGANG<br />

MIT AHNEN<br />

Der „Lebensweg“ im südlichen Waldviertel zeichnet die Stationen<br />

e<strong>in</strong>es Menschenlebens nach. Die Natur soll Wanderer <strong>in</strong>spirieren,<br />

ihrer eigenen Geschichte zu begegnen – und sich selbst.<br />

TEXT: Wolfgang Maria Gran<br />

44 <strong>Servus</strong>


Am rauschenden Bach. In der Ysperklamm können Wanderer auf Brücken, Stiegen<br />

und Holzstegen das tosende Schauspiel der Großen Ysper beobachten.<br />

Fotos: Waldviertler Tourismus/Studio Kerschbaum<br />

F ünf Meter ragt er empor, der sagenumwobene<br />

Herzste<strong>in</strong> bei St. Oswald<br />

im südlichen Waldviertel. Der schmale<br />

Schlitz an se<strong>in</strong>er Unterseite verführt seit<br />

jeher Wanderer dazu, sich durchzuzwängen.<br />

In früheren, noch deutlich<br />

abergläubischeren Zeiten tat man das,<br />

um Leiden, Krankheiten, aber auch<br />

Sünden an diesem Kultste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Form<br />

e<strong>in</strong>es aufgestellten Herzens abzustreifen.<br />

Vor drei Jahren hat dieses Durchschlüpfen<br />

aber e<strong>in</strong>e neue Bedeutung<br />

erhalten: Als Station des Waldviertler<br />

„Lebens weges“ symbolisiert es die Geburt<br />

des Menschen.<br />

Auf 13 Etappen zeichnet dieser<br />

260 Kilometer lange Weitwanderweg<br />

die Stationen e<strong>in</strong>es Menschenlebens<br />

nach. Von der Zeugung bis zu e<strong>in</strong>em<br />

Leben nach dem Tod reicht die Wanderung,<br />

und nicht ohne Grund ist dieser<br />

Lebensweg als Achterschleife angelegt,<br />

dem Symbol für Unendlichkeit.<br />

MIT AUSDAUER ANS ZIEL<br />

Und weil wir schon bei der Symbolik<br />

s<strong>in</strong>d: Insgesamt 7.300 Höhenmeter,<br />

die über die volle Distanz zu bewältigen<br />

s<strong>in</strong>d, verdeutlichen den Wanderern<br />

spürbar, dass es auch im Leben oft<br />

Schweiß, Überw<strong>in</strong>dung und Ausdauer<br />

braucht, um e<strong>in</strong> angestrebtes Ziel zu<br />

erreichen. Der frühere Gastronom und<br />

Mitbegründer der niederösterreichischen<br />

Bühnenwirtshäuser Dieter Juster<br />

hat diesen Weg lange als Vision mit sich<br />

herumgetragen und dann maßgeblich<br />

mitentwickelt.<br />

Heute sagt der ehemalige Gutenbrunner<br />

Gastwirt, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em früheren<br />

Berufsleben 1.300 Kulturveranstaltungen<br />

<strong>in</strong>itiiert hat: „Hier s<strong>in</strong>d die<br />

22 Geme<strong>in</strong>den, die sich am Projekt<br />

Lebensweg beteiligt haben, die Bühne.“<br />

Und die atemberaubende Landschaft<br />

des Waldviertels bildet e<strong>in</strong>e Kulisse, wie<br />

sie schöner und abwechslungsreicher<br />

nicht se<strong>in</strong> könnte.<br />

Da brennen die Waden beim Aufstieg<br />

auf den Peilste<strong>in</strong>, da bestaunen die Augen<br />

die wilde Schönheit der Ysperklamm,<br />

und die Seele ruht <strong>in</strong> den dichten<br />

Wäldern des Südlichen Waldviertels.<br />

Die Ohren bekommen an manchen Stellen<br />

nichts anderes zu hören als fröhliches<br />

Vogelzwitschern, und falls man den<br />

Lebensweg alle<strong>in</strong> beschreitet, kann ➤<br />

<strong>Servus</strong> 45


Chef<strong>in</strong> im Paradies. Alix de la Poëze d’Harambure-Fraye ist die Schlossherr<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Artstetten, der Station, die den Tod und das Leben danach symbolisiert.<br />

es se<strong>in</strong>, dass Rehe, Hasen, Eichkätzchen<br />

oder Salamander über weite Strecken<br />

die e<strong>in</strong>zigen Begleiter s<strong>in</strong>d. Wenn Dieter<br />

Juster, der den gesamten Weg <strong>in</strong> zehn<br />

Tagen gegangen ist, sagt: „Auf 260 Kilometern<br />

spürt man sich schon“, so hat das<br />

auf diesem Weitwanderweg nicht nur<br />

e<strong>in</strong>e körperliche Bedeutung.<br />

Die Idee h<strong>in</strong>ter diesem Projekt war<br />

nämlich nicht, e<strong>in</strong>fach nur den Ysper-<br />

Weitental-Rundwanderweg und den<br />

Kremstalweg mite<strong>in</strong>ander zu verb<strong>in</strong>den<br />

und mit e<strong>in</strong>em neuen Mascherl zu verzieren.<br />

Der Lebensweg hat zwar se<strong>in</strong>e<br />

Etappenziele, ist aber <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als<br />

Wanderung zu sich selbst angelegt. Im<br />

eigenen Tempo das eigene Leben durchwandern<br />

und sich se<strong>in</strong>e eigenen Gedanken<br />

dazu machen – das wäre der tiefere<br />

S<strong>in</strong>n. E<strong>in</strong> In-sich-Ruhen <strong>in</strong> Bewegung,<br />

wenn man so will. Sich darauf e<strong>in</strong>zulassen<br />

kann e<strong>in</strong>e lohnende und unvergessliche<br />

Erfahrung se<strong>in</strong>. Umgeben von<br />

den Naturschönheiten e<strong>in</strong>zutauchen<br />

<strong>in</strong> Rückblenden, Zukunftsvorstellungen<br />

und vor allem <strong>in</strong> die Gegenwart des eigenen<br />

Lebens, aber auch die Lebenswelt<br />

der Ahnen heraufzuholen <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong><br />

– das br<strong>in</strong>gt deutlich mehr als e<strong>in</strong>en<br />

Stempel im Wanderpass.<br />

E<strong>in</strong>e, die das Leben ihrer Vorfahren<br />

ständig gegenwärtig bei sich hat, ist<br />

Alix de la Poëze d’Harambure-Fraye,<br />

die Ururenkel<strong>in</strong> von Erzherzog Franz<br />

Ferd<strong>in</strong>and von Österreich und heute<br />

Schlossherr<strong>in</strong> <strong>in</strong> Artstetten. Auf dem<br />

Lebensweg ist das die Station, die den<br />

Tod und das Leben danach symbolisiert,<br />

was für Alix absolut nichts Furchterregendes<br />

be<strong>in</strong>haltet: „Das Danach ist ja<br />

das Paradies, und das haben wir hier<br />

bei uns. Außerdem hat unsere Familiengeschichte<br />

immer e<strong>in</strong>e gewisse Todesnähe<br />

be<strong>in</strong>haltet, alle<strong>in</strong> durch das Attentat<br />

<strong>in</strong> Sarajewo, dem me<strong>in</strong> Ururgroßvater<br />

und se<strong>in</strong>e Frau Sophie von<br />

Hohenberg zum Opfer gefallen s<strong>in</strong>d;<br />

aber auch durch se<strong>in</strong>e Söhne Maximilian<br />

und Ernst, die den Zweiten Weltkrieg<br />

teilweise im Konzentrationslager<br />

Dachau verbracht haben.“<br />

EIN WEG, DER VERÄNDERT<br />

Mit der Dauerausstellung „Durchs<br />

Schlüsselloch: Geschichte erzählt“ werden<br />

Leben und Wirken Franz Ferd<strong>in</strong>ands<br />

<strong>in</strong> Schloss Artstetten, wo er <strong>in</strong> der<br />

46 <strong>Servus</strong>


E<strong>in</strong>e Seelen-Wanderung<br />

„Geschichte kommt<br />

erst mit der Zeit<br />

im eigenen Leben an.“<br />

In Form e<strong>in</strong>er Achterschleife führt der „Lebensweg“ über 260 Kilometer<br />

<strong>in</strong> 13 Etappen durch die Stationen des menschlichen Dase<strong>in</strong>s. Natur und<br />

Sehenswürdigkeiten sollen anregen, über die menschlichen Lebensabschnitte<br />

bewusst zu reflektieren – sich zu er<strong>in</strong>nern und Visionen zu entwickeln.<br />

Fotos: Gregor Kuntscher/ASA12, Waldviertler Tourismus/Studio Kerschbaum, Lebensweg/Studio Kerschbaum, Waldviertel Tourismus/We<strong>in</strong>franz<br />

Gruft mit se<strong>in</strong>er Sophie die letzte Ruhe<br />

gefunden hat, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Museum<br />

lebendig gehalten. Für die Hausherr<strong>in</strong><br />

hat sich der Zugang dazu auf<br />

ihrem persönlichen Lebensweg auch<br />

verändert. Seit ihrer Rückkehr aus Paris<br />

vor sieben Jahren ist er <strong>in</strong>tensiver geworden:<br />

„Ich b<strong>in</strong> zwar hier aufgewachsen,<br />

aber seit me<strong>in</strong>er Rückkehr b<strong>in</strong> ich<br />

mehr zurück, als ich früher da war. Das<br />

hat auch damit zu tun, dass Geschichte<br />

erst mit der Zeit im eigenen Leben ankommt.<br />

Aber wenn sie dann e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em lebendig geworden ist, wenn man<br />

merkt, wie spannend das ist, kann man<br />

gar nicht mehr nicht <strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong>.“<br />

Dass Artstetten e<strong>in</strong>e Station des Lebensweges<br />

ist, freut sie sehr und spornt<br />

sie auch persönlich an: „Das Schöne<br />

an diesem Weg ist, dass man bei allen<br />

13 Etappen direkt vor der Haustür losgehen<br />

kann, und ich möchte den unbed<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong>mal ganz gehen. Zumal ich<br />

ohneh<strong>in</strong> täglich raus muss, weil ich<br />

ohne Natur gar nicht atmen könnte.“<br />

So ist das eben mit e<strong>in</strong>em Lebensweg:<br />

Wenn er sich vor e<strong>in</strong>em auftut, will<br />

man ihn auch beschreiten. Und was sie<br />

<strong>in</strong> anderem Zusammenhang so schön<br />

gesagt hat, trifft wohl auf alle zu, die<br />

das dann auch tun: Man ist danach<br />

mehr zurück, als man vorher da war.<br />

Informationen: waldviertel.at/lebensweg<br />

Etappe 10: Aussicht <strong>in</strong>s Weitental<br />

1. Liebe der Eltern – Zeugung<br />

Laimbach – Nöchl<strong>in</strong>g, 27 km<br />

2. Schwangerschaft und Geburt<br />

Nöchl<strong>in</strong>g – Yspertal, 19 km<br />

3. Die ersten Jahre<br />

Yspertal – Dorfstetten, 19 km<br />

4. Lernen<br />

Dorfstetten – Gutenbrunn, 24 km<br />

5. Pubertät – die wilden Jahre<br />

Gutenbrunn – Kirchschlag, 20 km<br />

6. Lebensaufbau<br />

Kirchschlag – Els, 17 km<br />

7. Integration, sesshaft werden<br />

Els – Sall<strong>in</strong>gberg, 29 km<br />

8. Bewusstwerdung, Zweifel<br />

Sall<strong>in</strong>gberg – Bad Traunste<strong>in</strong>, 17 km<br />

Etappe 9: Edlesberger See<br />

Etappe 4: Schles<strong>in</strong>gerteich<br />

9. Ernte, die neue Freiheit<br />

Bad Traunste<strong>in</strong> – Mart<strong>in</strong>sberg, 15 km<br />

10. Körperlichkeit, Ruhestand<br />

Mart<strong>in</strong>sberg – Raxendorf, 26 km<br />

11. Weisheit, Frieden<br />

Raxendorf – Leiben, 21 km<br />

12. Grenzüberschreitung<br />

Leiben – Maria Taferl, 15 km<br />

13. Ursprung – Großeltern und Ahnen<br />

Maria Taferl – Laimbach, 17 km<br />

<strong>Servus</strong> 47


UNTERWEGS AN DER<br />

DONAU<br />

KREMS<br />

Wo die Kunstmeile<br />

<strong>in</strong> der Kellergasse endet<br />

Als Tor zum UNESCO-Weltkulturerbe Wachau steht<br />

die Stadt Krems wie ke<strong>in</strong>e andere für We<strong>in</strong>, Kultur und<br />

Genuss. E<strong>in</strong> guter Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>en Tagesausflug<br />

ist die Flaniermeile <strong>in</strong> der historischen Altstadt. Die<br />

mittelalterlichen Gebäude wechseln sich mit Cafés,<br />

Lokalen und Geschäften ab. Der Blick auf die umliegenden<br />

We<strong>in</strong>berge und die Donau macht Lust, die Region<br />

zu erkunden: Hier kann gewandert, geradelt, Schiff<br />

gefahren und verkostet werden. Danach empfiehlt sich<br />

e<strong>in</strong>es der Museen der Kunstmeile. Auskl<strong>in</strong>gen lässt sich<br />

der Tag am besten bei e<strong>in</strong>em der Heurigen mit köstlichen<br />

Marillenknödeln oder e<strong>in</strong>em Gläschen Veltl<strong>in</strong>er.<br />

Wachau Info-Center Krems<br />

Körnermarkt 14, 3500 Krems/Donau<br />

Tel.: +43/2732/826 76, krems@donau.com<br />

krems.<strong>in</strong>fo<br />

GÖTTWEIGER BERG<br />

We<strong>in</strong>gut Müller<br />

Die vierte Generation der Familie Müller führt e<strong>in</strong>e<br />

lange We<strong>in</strong>bautradition im malerisch gelegenen We<strong>in</strong>ort<br />

Krustetten im südlichen Kremstal fort. Die Philosophie<br />

ist, im E<strong>in</strong>klang mit der Natur zu arbeiten und die<br />

Gegebenheiten um den Göttweiger Berg zu nutzen, um<br />

das Beste aus jeder Riede herauszuholen. Tiefgründiger<br />

Löss und Verwitterungsgeste<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen hochqualitative<br />

und charaktervolle Grüne Veltl<strong>in</strong>er und Riesl<strong>in</strong>ge hervor!<br />

Neben der Zertifizierung „Nachhaltig Austria“ erhielt<br />

das We<strong>in</strong>gut auch e<strong>in</strong>e Vielzahl an Auszeichnungen.<br />

Tipp: Die We<strong>in</strong>e können <strong>in</strong> der V<strong>in</strong>othek am We<strong>in</strong>gut<br />

oder beim Top-Heurigen verkostet werden.<br />

We<strong>in</strong>gut Müller<br />

Hollenburger Straße 12, 3508 Krustetten<br />

we<strong>in</strong>gutmueller.at<br />

FOTOS: STADTMARKETING KREMS / ANDREAS HOFER, BRANDING BROTHERS / CHRIS LAISTLER


ANZEIGE<br />

FOTOS: KASTNER.TV / PENSION GÄSTEHAUS HELLER, PHOTOGRAPHY.PFEFFEL, NETZWERK KULINARIK/POV.AT, FOTOSTUDIO THEO KUST<br />

WACHAU – WEISSENKIRCHEN<br />

Pension Gästehaus Heller<br />

Das be<strong>in</strong>ahe 500 Jahre alte, mit viel Liebe renovierte<br />

Gästehaus ist e<strong>in</strong> idealer Ausgangspunkt, um die Wachau<br />

zu entdecken. Dass Bodenständigkeit hier gelebt wird,<br />

beweisen die herzlichen Gastgeber, welche gerne<br />

Tipps für Rad- und Wanderrouten, Heurigen und<br />

persönliche Liebl<strong>in</strong>gsplätze geben.<br />

gaestehaus-heller.at<br />

WACHAU – WEISSENKIRCHEN<br />

Hotel-Restaurant Kirchenwirt<br />

Ob Marillenknödel oder Mohnnudeln: Beim Hotel-<br />

Restaurant Kirchenwirt werden Gerichte der Hausmannskost<br />

zu Delikatessen auf Haubenniveau. Die<br />

gemütlichen Räumlichkeiten verb<strong>in</strong>den traditionelle<br />

mit modernen Elementen. E<strong>in</strong>e duftende Oase der<br />

Erholung ist der Rosenpavillon im Hotelgarten.<br />

kirchenwirt-wachau.at<br />

WACHAU – DÜRNSTEIN<br />

Gartenhotel & We<strong>in</strong>gut Pfeffel<br />

E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> die hauseigenen We<strong>in</strong>gärten, genießt man<br />

hier luxuriöse Urlaubstage: Das Penthouse SPA verwöhnt<br />

mit Pool, Massagen und Behandlungen, während das<br />

Restaurant mit regionaler Küche und We<strong>in</strong>en überzeugt.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit den Zimmern mit Donaublick ist das<br />

Hotel das Richtige für wellnessaff<strong>in</strong>e Erholungsurlauber.<br />

pfeffel.at<br />

WACHAU – SPITZ AN DER DONAU<br />

Barock-Landhof Burkhardt<br />

Das historische Landschlösschen eignet sich<br />

bestens für Individualurlaube: Sechs voll ausgestattete<br />

Ferienwohnungen sowie e<strong>in</strong> Premium-Appartement mit<br />

200 Quadratmetern bieten volle Freiheit. Die lauschigen<br />

Plätzchen des großen Gartens mit Obstbäumen genießt<br />

man bei e<strong>in</strong>em Glas We<strong>in</strong> der Region.<br />

burkhardt.at<br />

Mehr Infos unter: bestof-wachau.at


UNTERWEGS IM<br />

MOSTVIERTEL<br />

MITTERBACH AM ERLAUFSEE<br />

Die Welt der wilden Wunder<br />

Am Fuße der Geme<strong>in</strong>dealpe, im Naturpark Ötscher-<br />

Tormäuer, liegt das Sportlerparadies Mitterbach<br />

am Erlaufsee. Erst kürzlich mit dem Wandergütesiegel<br />

ausgezeichnet, erwartet sowohl Hobbywanderer als auch<br />

sportliche Trailrunner e<strong>in</strong> weitläufiges Wanderwegenetz<br />

<strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er Naturlandschaft aus Almen, Wäldern,<br />

Schluchten und Berggipfeln. Wer es gemütlich angehen<br />

will, dem versprechen die Seen der Region Erholung<br />

ohne viel Anstrengung – ob beim genüsslichen Planschen,<br />

Fischen, Tauchen oder Bootfahren.<br />

Wilde Wunder: Bei e<strong>in</strong>em der „Wilde Wunder“-Gastgeber<br />

zu übernachten ist gemütlich und aben teuerlich<br />

zugleich. Die kostenlose Wilde Wunder Card,<br />

die man zu jeder Übernachtung dazubekommt,<br />

be<strong>in</strong>haltet viele Ausflüge und Ermäßigungen.<br />

mitterbach.at<br />

MARIAZELLERBAHN<br />

Vom Dirndltal <strong>in</strong>s Mariazellerland<br />

Unterwegs mit der Mariazellerbahn, Österreichs längster<br />

Schmalspurbahn, ist es e<strong>in</strong> Muss, e<strong>in</strong>en Blick aus dem<br />

Fenster zu machen: saftige Wiesen, bewaldete Täler,<br />

Flüsse und sanfte Berge s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Freude für das Auge –<br />

besonders im Panoramawagen. Dort werden Schmankerl<br />

und Getränke direkt zum Sitzplatz serviert.<br />

Langeweile kommt auf der 84 Kilometer langen Strecke<br />

ke<strong>in</strong>eswegs auf. An Samstagen von Mai bis Oktober und<br />

im Advent ist der Erlebniszug Ötscherbär auf Tour. Die<br />

Themenfahrten s<strong>in</strong>d vor allem für Familien mit K<strong>in</strong>dern<br />

ideal. Im Spielewaggon warten Bioblo Spielste<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong>e<br />

Bücherkiste und Malsachen auf die kle<strong>in</strong>en Gäste.<br />

Luftig wird es <strong>in</strong> den Sommermonaten: Hier ist der<br />

Aussichtswagen mit Cabrio-Flair mit dabei.<br />

mariazellerbahn.at<br />

FOTOS: WEGERBAUER, TVB MARIAZELLERLAND, FRED LINDMOSER, NÖVOG-LINDMOSER, NÖVOG/WEINFRANZ


ANZEIGE<br />

KOTHMÜHLE IN NEUHOFEN AN DER YBBS<br />

E<strong>in</strong> Refugium der Erholung<br />

Apfel, Birne oder doch Zwetschke? Die Zimmer des<br />

4* RelaxResorts Kothmühle s<strong>in</strong>d nach regionalen Früchten<br />

benannt und strahlen Natürlichkeit und Gemütlichkeit<br />

aus. Saunen, Dampfbäder, warme Pools, Klang liegen<br />

und Massagen bieten Erholung – genauso wie der<br />

riesige Garten mit Naturbadeteich und Kneippwegen.<br />

kothmuehle.at<br />

WAIDHOFEN AN DER YBBS<br />

Das Schloss an der Eisenstraße<br />

Romantik verspricht das Schloss an der Eisenstraße:<br />

Erbaut im 17. Jahrhundert, erwarten e<strong>in</strong>en heute moderne<br />

Suiten, Fitness und Spa. Beim fe<strong>in</strong>en Sechs-Gänge-<br />

Candle-Light-D<strong>in</strong>ner überraschen die Gastgeber mit<br />

kul<strong>in</strong>arischen Spezialitäten aus der Region. Als Aperitif<br />

wird der trockene Birnenschaumwe<strong>in</strong> empfohlen.<br />

schlosseisenstrasse.at<br />

FOTOS: DOMINIK STIXENBERGER, MOSTVIERTEL BALLOONING, DIE HOCHRIESS-DISTELBERGER GMBH & CO. KG<br />

HOCHRIESS IN PURGSTALL AN DER ERLAUF<br />

Familienurlaub am Wildpark<br />

Direkt im waldreichen Hügelland liegt der Vierkanthof<br />

Hochrieß. Das Familienhotel punktet mit se<strong>in</strong>em großen<br />

Wildpark: 45 Tierarten leben hier und freuen sich darauf,<br />

gefüttert zu werden. Auch Geländeritte für Anfänger<br />

und Fortgeschrittene s<strong>in</strong>d möglich. Abends genießt man<br />

die selbst gemachten Spezialitäten der Region.<br />

hochriess.at<br />

STYX IM PIELACHTAL<br />

Die Welt der Naturkosmetik<br />

Traditionelles Wissen, altbewährte Rezepturen und<br />

moderne Produktionsverfahren – die World of STYX<br />

ist der größte und e<strong>in</strong>zige Naturkosmetik-Hersteller<br />

Österreichs, der Besuchern E<strong>in</strong>blick h<strong>in</strong>ter die Kulissen<br />

se<strong>in</strong>er Produktion bietet. Die dazugehörige Schokoladenmanufaktur<br />

sorgt für Genuss.<br />

styx.at<br />

Mehr zur Region unter: mostviertel.at


VON MELK BIS CARNUNTUM<br />

SCHÄTZE<br />

AN DER DONAU<br />

Es s<strong>in</strong>d wahre Perlen, die sich entlang der Donau ane<strong>in</strong>anderreihen:<br />

e<strong>in</strong>e Reise zu mächtigen Stiften und mittelalterlichen Städten,<br />

zu e<strong>in</strong>er römischen Weltmetropole und rub<strong>in</strong>farbenem We<strong>in</strong>.<br />

52 <strong>Servus</strong>


Stadt am Strome. Sanft<br />

schmiegt sich die Donau<br />

an Ha<strong>in</strong>burg, die östlichste<br />

Stadt Österreichs.<br />

Im Schwarzwald entspr<strong>in</strong>gt sie als<br />

Bächle<strong>in</strong>, <strong>in</strong>s Schwarze Meer ent lädt sie<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewaltigen fünf armigen<br />

Delta. Die Donau ist e<strong>in</strong>e wichtige Lebensader<br />

Mitteleuropas. Aber nirgendwo<br />

sonst kann man sich e<strong>in</strong>er solchen Harmonie<br />

aus Natur, Kunst und Kultur erfreuen<br />

wie entlang ihrer 218 Kilometer<br />

durch <strong>Niederösterreich</strong>.<br />

Bei Melk beg<strong>in</strong>nt das bekannteste<br />

und wohl schönste Durchbruchstal<br />

der Donau, die Wachau. Dieses Engtal<br />

trennt das Waldviertel vom Dunkelste<strong>in</strong>erwald.<br />

Die Donau folgt dabei<br />

e<strong>in</strong>er tektonisch vorgezeichneten Furche,<br />

die dreißig Kilometer geradewegs<br />

nach Krems verläuft. Über die Magie<br />

von Melk wurde viel geschrieben. Ob<br />

Herrscher oder Kirchenoberhäupter, alle<br />

waren sie hier: Papst Pius VI., Napoleon,<br />

der Dalai Lama. Melk und die Wachau<br />

wurden vom Magaz<strong>in</strong> „National Geographic<br />

Traveler“ 2009 gar zur „besten historischen<br />

Dest<strong>in</strong>ation der Welt“ gekürt.<br />

Foto: Christof Wagner<br />

VIEL PRUNK, VIEL PARK<br />

Um 900 errichteten die Babenberger auf<br />

e<strong>in</strong>em Felsen oberhalb der Donau ihre<br />

erste Residenz. Österreich wurde <strong>in</strong>folge<br />

hundert Jahre von Melk aus gelenkt.<br />

1089 überließ Markgraf Leopold II. se<strong>in</strong>e<br />

Burg den Benedikt<strong>in</strong>ern. Heute beherbergt<br />

die größte barocke Klosteranlage<br />

des Landes mit ihrem Stiftsgymnasium<br />

aus dem 12. Jahrhundert die älteste<br />

noch bestehende Schule Österreichs.<br />

Seit mehr als vierzig Jahren ist Pater<br />

Gottfried Glaßner, e<strong>in</strong> gebürtiger Waldviertler,<br />

der Bibliothekar von Melk. Se<strong>in</strong><br />

Arbeitsplatz ist zum Niederknien schön:<br />

Kunstvolle Fresken und teure Intarsien,<br />

üppige Schnitzereien und antike Globen<br />

zieren den Prunksaal. Die Bibliothek<br />

existiert seit der Gründung und umfasst<br />

an die 100.000 Bände, dazu fast 800<br />

Inkunabeln (kostbare Wiegendrucke)<br />

sowie 1.800 Handschriften, darunter ➤<br />

<strong>Servus</strong> 53


54 <strong>Servus</strong><br />

Kostbare Seiten. Im historischen Prunksaal<br />

der Stiftsbibliothek von Melk lagern Bücher<br />

von unschätzbarem Wert. Achtsam blättert<br />

Pater Gottfried <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er alten Handschrift.<br />

Der Benedikt<strong>in</strong>er ist der Bibliothekar von Melk.


Fotos: Michael Reid<strong>in</strong>ger, Peter Podpera<br />

Bis zum Horizont und weiter. E<strong>in</strong> Ausflug <strong>in</strong>s<br />

H<strong>in</strong>terland von Krems und Ste<strong>in</strong> zahlt sich schon<br />

wegen des Blicks über die We<strong>in</strong>terrassen bis<br />

Stift Göttweig aus (oben). Weiter flussabwärts<br />

w<strong>in</strong>det sich die Donau um Stift Dürnste<strong>in</strong>.<br />

das Fragment e<strong>in</strong>er Abschrift des Nibelungenliedes<br />

aus dem 13. Jahrhundert.<br />

„Me<strong>in</strong>e Aufgabe ist es, diese Schätze<br />

zu bewahren und der Nachwelt zu übergeben“,<br />

sagt Pater Gottfried.<br />

Seit Pater Mart<strong>in</strong> Rotheneder die<br />

e<strong>in</strong>st verwilderten Gärten des Stifts neu<br />

gestalten ließ und öffentlich zugänglich<br />

machte, kann sich jeder an der Parklandschaft<br />

und dem zauberhaften<br />

Barock pavillon erfreuen. Herzstück des<br />

Parks ist der Paradiesgarten, dessen<br />

22 Beete man nach dem Gedicht e<strong>in</strong>es<br />

Benedikt<strong>in</strong>ermönchs bepflanzt hat.<br />

H<strong>in</strong>ter der Klostermauer stapft man<br />

steile Treppen h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong> die Stadt.<br />

Über buckeliges Kopfste<strong>in</strong>pflaster, vorbei<br />

an geschmiedeten Zunftschildern,<br />

verblichenen Fresken, alten Toren und<br />

Türmchen führt der Weg. Jedes Detail<br />

erzählt von der tausendjährigen Geschichte<br />

der Stadt Melk als Handels-,<br />

Handwerks- und Verkehrsmittelpunkt.<br />

WEIN UND WOHLSTAND<br />

Nach Melk wendet sich die Donau e<strong>in</strong><br />

letztes Mal gegen Norden. Unten w<strong>in</strong>det<br />

sich der Fluss um Spitz und Stift Dürnste<strong>in</strong>,<br />

darüber erklimmen schmale Terrassen<br />

die Hänge wie Stufen. Es s<strong>in</strong>d<br />

kunstvoll angelegte We<strong>in</strong>gärten, die<br />

jeden Quadratmeter des kostbaren Lössbodens<br />

nutzen.<br />

Nördlich von Krems liegt e<strong>in</strong>es der<br />

ältesten Siedlungsgebiete Österreichs.<br />

Hier fand man am Galgenberg die Frauenstatue<br />

Fanny, mit 32.000 Jahren das<br />

älteste Kunstwerk des Landes. Im Mittelalter<br />

waren Krems und Ste<strong>in</strong> getrennte<br />

Handelsstädte mit eigenen Stadtmauern,<br />

Wehrtürmen und Kirchen. Handel,<br />

Schiffsverkehr und We<strong>in</strong>bau brachten<br />

Wohlstand, der Künstler und Gelehrte<br />

anzog. Heute s<strong>in</strong>d die Zwill<strong>in</strong>gsstädte<br />

längst mite<strong>in</strong>ander verschmolzen, pflegen<br />

aber getrennt ihren historischen<br />

Kern. In Ste<strong>in</strong> locken Cafés, Heurige<br />

und Gaststätten Studierende der Donau-<br />

Universität sowie Besucher der ➤<br />

<strong>Servus</strong> 55


Hohe Kultur am großen Fluss<br />

Entlang der Donau wachsen nicht nur wunderbare We<strong>in</strong>e,<br />

hier blüht seit vielen Jahren auch e<strong>in</strong>e lebendige Kunst- und Kulturszene.<br />

E<strong>in</strong> Überblick von der Wachau bis Carnuntum.<br />

Sommer <strong>in</strong> der Arena<br />

Bei den Sommerspielen Melk wurden<br />

unter der Leitung von Alexander<br />

Hauer (oben) seit 2002 neun Werke<br />

<strong>in</strong> der Wachau-Arena uraufgeführt<br />

und namhafte Autoren wie Karl Ferd<strong>in</strong>and<br />

Kratzl, Paulus Hochgatterer<br />

und Franzobel nach Melk geholt. Auf<br />

dem Spielplan stehen zeitgemäß <strong>in</strong>terpretierte<br />

Theaterklassiker sowie Musiktheater<br />

für K<strong>in</strong>der und Erwachsene.<br />

wachaukulturmelk.at/de/<br />

sommerspielemelk<br />

E<strong>in</strong>e Tischlerei macht Theater<br />

In den ehemaligen Produktionsräumen<br />

e<strong>in</strong>er Möbelfirma <strong>in</strong> Melk ist seit dem<br />

Jahr 2008 e<strong>in</strong>e Kulturwerkstatt beheimatet.<br />

Die Stars der österreichischen<br />

Kabarett- und Musikszene zählen zu<br />

den Fixsternen im Programm, daneben<br />

werden auch Theaterstücke für K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendliche aufgeführt.<br />

wachaukulturmelk.at/de/tischlereimelk<br />

Für Kopf, Herz und Hand<br />

„Sich fühlen wie e<strong>in</strong> Künstler“, so lautet<br />

das Motto des ganzjährigen K<strong>in</strong>derund<br />

Jugendprogramms „Kunstdünger“<br />

<strong>in</strong> Melk. Ziel ist es, Kopf, Herz, Hand<br />

und alle S<strong>in</strong>ne anzusprechen, um<br />

damit die Kreativität zu fördern und<br />

die eigene Fantasie anzuregen. Auf<br />

dem Programm stehen Workshops,<br />

Vorträge und Kreativcamps.<br />

wachaukulturmelk.at/de/kunstduenger<br />

Die stille Wachau als Bühne<br />

Die Schauspieler<strong>in</strong> Ursula Strauss<br />

zeigt die ruhigen und weniger bekannten<br />

Seiten ihrer Heimat, der Wachau.<br />

Bei „Wachau <strong>in</strong> Echtzeit“ wird <strong>in</strong><br />

Begleitung von Künstlerkollegen<br />

an ganz besonderen Schauplätzen –<br />

etwa im Schloss Pielach oder <strong>in</strong><br />

der Burgru<strong>in</strong>e Aggste<strong>in</strong> – musiziert,<br />

gelesen, philosophiert und sogar<br />

das e<strong>in</strong>e oder andere Rätsel gelöst.<br />

wachaukulturmelk.at/de/<br />

wachau<strong>in</strong>echtzeit<br />

Musik im Kloster<br />

Immer zu Pf<strong>in</strong>gsten f<strong>in</strong>den im Stift<br />

Melk die „Barocktage“ statt. Die Festspiele<br />

sollen „den Geist des Barock<br />

durch das Zusammenspiel von Musik<br />

und Stift erlebbar machen“, sagt der<br />

Startenor und künstlerische Leiter<br />

Michael Schade, der dafür das e<strong>in</strong>zigartige<br />

Orchester Concentus Musicus<br />

Wien verpflichtete. Und im August<br />

wird bei den Sommerkonzerten das<br />

Ambiente des Stifts zur Bühne für aufstrebende,<br />

aber auch für renommierte<br />

Musiker<strong>in</strong>nen und Musiker. Zu hören<br />

gibt es Klavierkammermusik, Orgelkonzerte,<br />

Bläserensembles und Jazz.<br />

stiftmelk.at/de/stift-melksommerkonzerte.html;<br />

wachaukulturmelk.at/de/<br />

barocktagemelk/barocktage-melk<br />

Lebendige Geschichte<br />

Vom 1. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr.<br />

war Carnuntum e<strong>in</strong>e römische Weltstadt<br />

an der Grenze des Römischen<br />

Reichs. Das ehemalige Legionslager<br />

an der Donau ist e<strong>in</strong> wahrer Schatz<br />

für Geschichts<strong>in</strong>teressierte. Die<br />

wiederaufgebauten Häuser der<br />

römischen Lagerstadt, die beiden<br />

Amphitheater und das Museum<br />

Carnunt<strong>in</strong>um lassen die Antike<br />

e<strong>in</strong>drucksvoll wieder auferstehen.<br />

carnuntum.at<br />

Kunst <strong>in</strong> Krems<br />

Auf e<strong>in</strong>er Strecke von nur e<strong>in</strong>er Meile<br />

(1,6 km) f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Krems zwischen<br />

M<strong>in</strong>oriten- und Dom<strong>in</strong>ikanerplatz<br />

etliche Kunststationen, bekannt etwa<br />

das Karikaturmuseum. In der Kunsthalle<br />

Krems wird Aktuelles nach 1945<br />

gezeigt, die Landesgalerie <strong>Niederösterreich</strong><br />

(oben) ist der neue Ausstellungsort<br />

für Österreichs Kulturschaffende,<br />

und im Museum Krems werden seit<br />

mehr als hundert Jahren die historischen<br />

Sammlungen der Stadt präsentiert.<br />

An acht Orten können Besucher<br />

Kunst, Kultur und Geschichte erleben.<br />

kunstmeile.at<br />

Fotos: Daniela Matejschek, Faruk P<strong>in</strong>jo, Christof Wagner<br />

56 <strong>Servus</strong>


Berühmtheiten. Das 15 Meter hohe Heidentor<br />

(oben) ziert oft die Etiketten der Rotwe<strong>in</strong>legende<br />

„Rub<strong>in</strong> Carnuntum“. Die römische<br />

Therme <strong>in</strong> Carnuntum ist für Besucher geöffnet<br />

– zum E<strong>in</strong>tauchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Zeit.<br />

Kunstmeile <strong>in</strong> die alten Gassen; <strong>in</strong><br />

Krems wiederum wird viel altes Handwerk<br />

<strong>in</strong> Familienbetrieben fortgesetzt.<br />

Bevor sich die Donau aus Österreich<br />

verabschiedet, biegt sich ihr silbrig glänzendes<br />

Band <strong>in</strong> weitem Bogen um den<br />

Braunsberg. E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> diese märchenhafte<br />

Landschaft liegt Ha<strong>in</strong>burg,<br />

die östlichste Stadt Österreichs. Mit<br />

2,5 Kilometer langen Stadtmauern, drei<br />

erhaltenen Toren und fünfzehn Türmen<br />

aus dem 13. Jahrhundert besitzt Ha<strong>in</strong>burg<br />

e<strong>in</strong>e der ältesten und am besten<br />

erhaltenen Stadtbefestigungen Europas.<br />

Hier war seit jeher Grenzland. Das heutige<br />

Stadtgebiet lag im E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

von Carnuntum, der Hauptstadt der römischen<br />

Prov<strong>in</strong>z Pannonien. E<strong>in</strong>st diente<br />

Carnuntum nur als temporäres militärisches<br />

W<strong>in</strong>terlager. Durch die wichtige<br />

Lage zur Grenzsicherung an der Donau<br />

(„Donaulimes“) und die Nähe zu großen<br />

Handelsrouten stieg es zu e<strong>in</strong>er bedeutenden<br />

römischen Weltstadt auf.<br />

DIE RÄUME DER RÖMER<br />

Schmuckgegenstände, Skulpturen und<br />

fe<strong>in</strong>es Tafelgeschirr zeugen noch heute<br />

vom Luxusleben <strong>in</strong> der antiken Stadt.<br />

„Viele Fundstücke können im Museum<br />

Carnunt<strong>in</strong>um entdeckt werden“, sagt<br />

Anna-Maria Grohs von der Römerstadt<br />

Carnuntum. Weltweit e<strong>in</strong>malig wurde<br />

e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>es römischen Stadtviertels<br />

am Orig<strong>in</strong>alstandort wieder aufgebaut.<br />

„Sogar e<strong>in</strong>e römische Fußbodenheizung<br />

wurde nachgebaut und erwärmt die<br />

Räume der Therme <strong>in</strong> Carnuntum das<br />

ganze Jahr h<strong>in</strong>durch.“ Das gut erhaltene<br />

Amphitheater, das 8.000 Menschen fasste,<br />

gibt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Leben der<br />

Gladiatoren. Österreichs berühmtestes<br />

römisches Denkmal, das 15 Meter hohe<br />

Heidentor, f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> M<strong>in</strong>iaturform<br />

auch auf den Etiketten kräftiger Rotwe<strong>in</strong>e,<br />

genannt „Rub<strong>in</strong> Carnuntum“ –<br />

an gebaut auf den Löss- und Kalkböden<br />

am rechten Donauufer und gereift durch<br />

die Nähe zum kühlenden, stolzen Fluss.<br />

<strong>Servus</strong> 57


NIEDERÖSTERREICH<br />

Blütenreich. Im Schaugarten der Arche Noah<br />

wachsen Gemüse und Kräuter <strong>in</strong> großer Vielfalt.<br />

Lauch entwickelt attraktive Samenstände<br />

(unten), die Blüten der Bohnen leuchten schon<br />

von weitem (unten rechts).<br />

58 <strong>Servus</strong>


NATUR & KULTUR<br />

EINEN<br />

GARTENSOMMER<br />

LANG<br />

Den Wandel der Gärten genießen kann man<br />

diesen Sommer <strong>in</strong> und um Langenlois:<br />

wo der Schaugärtner der Nation e<strong>in</strong>e Gartenwelt geschaffen hat<br />

und der Vere<strong>in</strong> Arche Noah Kulturpflanzen schützt.<br />

TEXT: Veronika Schubert<br />

Fotos: Arche Noah/Rupert Pessl<br />

Zwischen sechs und sieben Uhr<br />

morgens betritt Re<strong>in</strong>hard Kittenberger<br />

durch das Holztor se<strong>in</strong>es Privatgartens<br />

direkt das Gelände der Erlebnisgärten <strong>in</strong><br />

Schiltern. Das tut er jeden Tag, um se<strong>in</strong>e<br />

Runde zu drehen. Es ist se<strong>in</strong>e ganz persönliche<br />

Zeit, die Blumen und Sträucher<br />

<strong>in</strong> all ihren Veränderungen wahrzunehmen.<br />

Wo gestern noch e<strong>in</strong>e Knospe<br />

spross, ist heute e<strong>in</strong>e Blüte <strong>in</strong> voller<br />

Pracht zu sehen. Wo abends welke Halme<br />

h<strong>in</strong>gen, hat die Frische der Nacht sie<br />

aufgerichtet. Vor allem im Frühjahr explodiert<br />

die Natur. Die Gehölze hüllen<br />

sich b<strong>in</strong>nen weniger Tage <strong>in</strong> weiße, rosafarbene<br />

und gelbe Blütenwolken. Zartes<br />

Grün überzieht rasant die Zweige.<br />

Im Laufe der Zeit verändern sich die<br />

Gärten aber auch <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit.<br />

„Manche Pflanzen müssen wir versetzen,<br />

da sie sonst verdrängt würden. Andere<br />

schneiden wir zurück“, sagt Re<strong>in</strong>hard<br />

Kittenberger, „e<strong>in</strong> Gärtner lebt mit dem<br />

Wandel, manchmal fügt er sich, manchmal<br />

zähmt er die Natur.“<br />

Wie e<strong>in</strong> Samenkorn hat der Schaugärtner<br />

vor etwa vierzig Jahren se<strong>in</strong>e<br />

Idee hier <strong>in</strong> den Boden der We<strong>in</strong>berge<br />

gepflanzt. Auf e<strong>in</strong>er Studienreise nach<br />

England und Holland ließ er sich <strong>in</strong>spirieren<br />

und gestaltete den ersten Schaugarten,<br />

e<strong>in</strong>en für <strong>Niederösterreich</strong> typischen<br />

Waldviertler Heidegarten. Wie<br />

viele noch folgen sollten, konnte er damals<br />

nicht ahnen. Die Anlage mit ihren<br />

fünfzig Themengärten umfasst heute<br />

e<strong>in</strong>e Fläche von 60.000 Quadratmetern<br />

und zeigt e<strong>in</strong>e Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

kann aber noch etwas<br />

anderes, nämlich Sehnsüchte nach<br />

Reisen <strong>in</strong> ferne Länder stillen. Asiatische<br />

Gartenkunst trifft auf englischen ➤<br />

<strong>Servus</strong> 59


Goldene Zeit. Im Sommer strahlt<br />

der „Garten der Sehnsucht“<br />

der Kittenberger Erlebnisgärten<br />

<strong>in</strong> berührenden Lichtstimmungen.<br />

Landhausstil und fügt sich harmonisch<br />

zwischen öster reichische Traditionen.<br />

E<strong>in</strong> Glashaus wartet mit kul<strong>in</strong>arischen<br />

Genüssen zwischen Grünpflanzen auf,<br />

und auf der Suche nach der fantastischen<br />

Fangornwurzel, bekannt aus der Trilogie<br />

„Der Herr der R<strong>in</strong>ge“, lässt sich bei e<strong>in</strong>er<br />

Rätsel rallye spielerisch so manches Geheimnis<br />

entdecken.<br />

In diesem Gartensommer darf man<br />

sich im neuen Kittenberger Seelenbaumlergarten<br />

<strong>in</strong> der Hängematte ausruhen,<br />

bevor man den „Gartenweg Schiltern“<br />

zur Arche Noah antritt. Er verb<strong>in</strong>det<br />

die Kittenberger Erlebnisgärten mit der<br />

Arche Noah, e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>nützigen<br />

Vere<strong>in</strong>, der sich für die Erhaltung der<br />

Kulturpflanzenvielfalt e<strong>in</strong>setzt und<br />

seltene Sorten vor dem Aussterben<br />

bewahrt. Schon neben dem Jagen<br />

und Sammeln züchtete der Mensch vor<br />

e<strong>in</strong> paar tausend Jahren Pflanzen und<br />

begann damit, die bunte Vielfalt <strong>in</strong> Gemüse-,<br />

Kräuter- und Blumengärten zu<br />

kultivieren. Seit 1900 aber ist der Artenreichtum<br />

an Kulturpflanzen weltweit<br />

um 75 Prozent zurückgegangen. Bernd<br />

Kajtna vom Vere<strong>in</strong> Arche Noah erklärt<br />

se<strong>in</strong>e Arbeit: „Damit traditionelle Lokalsorten<br />

nicht verschw<strong>in</strong>den, erhalten wir<br />

<strong>in</strong> unseren Gärten den Kreislauf vom<br />

Samenkorn zur Pflanze und wieder zum<br />

Samen. Das ist wichtig für die Vielfalt<br />

<strong>in</strong> Gärten, auf Märkten und letztlich auf<br />

unseren Tellern.“ Das Samenarchiv <strong>in</strong><br />

Schiltern beherbergt 5.500 verschiedene<br />

Kulturpflanzen, darunter 800 Bohnen-,<br />

600 Tomaten- und 150 Erbsensorten.<br />

Dazu kommt die 200 Sorten umfassende<br />

Kartoffelsammlung. Hier lassen sich<br />

zahllose Raritäten bestaunen. Wer kennt<br />

etwa die Kerbelrübe, die auch als „Champagner<br />

unter den Wurzelgemüsen“ bezeichnet<br />

wird, oder die leuchtend rote<br />

Gartenmelde, die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Note<br />

<strong>in</strong> den Salat br<strong>in</strong>gt?<br />

UNTER DER INDIANERBANANE<br />

Das Gartenleben an heißen Sommertagen<br />

spielt sich bevorzugt unter dem sattgrünen<br />

Blätterdach großer Bäume ab.<br />

Die Luft bleibt kühler und frischer, jeder<br />

Atemzug im Schatten ist e<strong>in</strong>e Wohltat.<br />

Langenlois als Zentrum des diesjährigen<br />

Fotos: Andreas Hofer<br />

60 <strong>Servus</strong>


Gartensommer <strong>Niederösterreich</strong> <strong>in</strong> Langenlois und Schiltern<br />

Unter dem Motto „Gärten <strong>in</strong> Veränderung – der Wandel als Gestalter“ lockt <strong>Niederösterreich</strong><br />

von Mai bis September raus <strong>in</strong>s Grüne: zum Picknick, zum Spielen, zum Staunen und Lustwandeln.<br />

Programm:<br />

Themenführungen, Gartenkunst-<br />

Installationen, Schau garten-<br />

Besichtigungen und Veranstaltungen<br />

Rosenträume.Prachtvoll<br />

leuchten die Blüten im<br />

Kittenberger Rosengarten.<br />

Jederzeit frei zugänglich:<br />

• Archiv des Wandels – Gartenkunst<br />

im Kaiser-Josef-Park <strong>in</strong> Langenlois<br />

• Kunst<strong>in</strong>stallation „100 Bäume<br />

für den Wandel“<br />

• Lehr- und Schaugärten der<br />

Gartenbauschule Langenlois<br />

• We<strong>in</strong> | Genuss | Garten<br />

der LOISIUM We<strong>in</strong>Welt <strong>in</strong> Langenlois<br />

• GARTENWEG Schiltern –<br />

„Rosen tanzen durch Schiltern“<br />

• Therapiegarten Schloss Schiltern<br />

Informationen:<br />

gartensommer.at<br />

Gartensommers sieht sich als Klimabotschafter.<br />

Baumarten wie dem Lederhülsenbaum,<br />

der W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong>de, der<br />

Kulturmandel, der Baumhasel und der<br />

Indianerbanane kommt 2021 e<strong>in</strong>e bedeutende<br />

Rolle zu: Mit ihrer Aufstellung<br />

<strong>in</strong> großen Erdsäcken s<strong>in</strong>d sie am Holzplatz<br />

Teil e<strong>in</strong>er künstlerischen Inszenierung.<br />

Für diese Aktion wurden bewusst<br />

Baumarten ausgesucht, die sich künftig<br />

<strong>in</strong> unseren Breiten gut durchsetzen<br />

werden. Im Herbst kommen sie dann im<br />

Geme<strong>in</strong>degebiet verteilt auf ihren endgültigen<br />

Platz. Bis dah<strong>in</strong> bleibt jeder E<strong>in</strong>zelne<br />

als Klimabaum und Lebensraum<br />

für Tiere und Insekten im Rampenlicht.<br />

Nicht weit von hier lassen sich im<br />

revitalisierten Langenloiser Kaiser- Josef-<br />

Park das „Archiv des Wandels“ und der<br />

„Wandel als Gestalter“ entdecken. Dafür<br />

wurden fünf Pavillons errichtet, die<br />

subtropische Pflanzen beherbergen,<br />

geologische und botanische Phänomene<br />

vorstellen oder sich gar als begehbares<br />

Samenkorn präsentieren. Vom Ursprung<br />

des Lebens geht es dann durch rund<br />

157.000 Jahre Erdgeschichte <strong>in</strong> den<br />

Garten zum Aufatmen.<br />

Was aber ist denn nun eigentlich<br />

der „Wandel der Gärten“? „Gärten s<strong>in</strong>d<br />

immer im Wandel“, sagt Re<strong>in</strong>hard Kittenberger<br />

dazu, „sie wandeln sich im Licht,<br />

vom Tag zur Nacht, verbunden mit den<br />

sich entfaltenden Gerüchen, sie wandeln<br />

sich im Verlauf der Jahreszeiten,<br />

aber auch durch den Klimawandel<br />

genauso wie im Verlauf der Epochen<br />

der Gartenkunst. Heute bes<strong>in</strong>nt man<br />

sich gerne wieder der Wurzeln und freut<br />

sich an der Natürlichkeit im Garten.“<br />

Hier <strong>in</strong> der Region, und daran besteht<br />

ke<strong>in</strong> Zweifel, blüht der Sommer so richtig<br />

auf und ermöglicht es, im Wandel<br />

der Gärten voller Lust zu wandeln.<br />

Vere<strong>in</strong> Arche Noah, Gesellschaft für<br />

die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt<br />

& ihre Entwicklung, Obere Straße 40,<br />

3553 Schiltern, arche-noah.at<br />

Kittenberger Erlebnisgärten,<br />

Laabergstraße 15, 3553 Schiltern,<br />

kittenberger.at<br />

<strong>Servus</strong> 61


UNTERWEGS IM<br />

WIENERWALD<br />

KLOSTERNEUBURG<br />

Natur trifft auf Kultur<br />

E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> die We<strong>in</strong>berge am Rande des Wienerwaldes,<br />

die Sandbänke der Donau-Auen und überragt<br />

vom Chorherrenstift präsentiert sich Klosterneuburg als<br />

naturnaher Ruhepol mit hervorragendem Kulturangebot.<br />

Genuss versprechen die Produkte der Region und e<strong>in</strong>e<br />

Tour durch den Wienerwald – zu Fuß und mit dem Rad.<br />

klosterneuburg.net<br />

HAUERHOF 99 IN KLOSTERNEUBURG<br />

Kreative Landhausküche<br />

Zum Übernachten und Erholen ist das Bio-We<strong>in</strong>gut<br />

Hauerhof 99 <strong>in</strong> Klosterneuburg e<strong>in</strong>e gute Adresse.<br />

Liebevoll renovierte Ferienwohnungen, hauseigener<br />

We<strong>in</strong> und Delikatessen lassen ke<strong>in</strong>e Wünsche offen. Das<br />

Heurigen-Restaurant mit kreativer Landhausküche zum<br />

Draußen- und Dr<strong>in</strong>nensitzen hat tageweise geöffnet.<br />

hauerhof.at<br />

BERGHOTEL TULBINGERKOGEL<br />

So nah und doch so fern<br />

Mitten im Biosphärenpark Wienerwald und dabei<br />

nur 20 M<strong>in</strong>uten von Wien entfernt, ist das Berghotel<br />

Tulb<strong>in</strong>gerkogel der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen<br />

und Mounta<strong>in</strong>bike-Touren. Die Gastgeber s<strong>in</strong>d für<br />

ihre ausgezeichnete Küche bekannt. In der We<strong>in</strong>karte<br />

mit über 1.500 edlen Tropfen ist für jeden etwas dabei.<br />

tulb<strong>in</strong>gerkogel.at<br />

WIENERWALD<br />

Grün, so weit das Auge reicht<br />

Rund um Wien tut sich e<strong>in</strong>e Landschaft aus Eichen,<br />

Buchen, Weiden und Föhren auf: der Wienerwald. Die<br />

UNESCO-prämierte Biosphärenpark-Region ist e<strong>in</strong><br />

Freizeitparadies für Genussradler, Mounta<strong>in</strong>biker und<br />

Wanderer. Neben der Natur locken Kultur, We<strong>in</strong>genuss<br />

und Ausflugsziele – von traditionell bis modern.<br />

wienerwald.<strong>in</strong>fo<br />

FOTOS: KERBL AM WEINBERG, ZENN MAAR, HERWIG MITSCH, NÖ-WERBUNG/HAUKE DRESSLER


ANZEIGE<br />

BAD VÖSLAU IM WIENERWALD<br />

We<strong>in</strong>, Wald und Wasser<br />

In der Kurstadt nah bei Wien kann man sich e<strong>in</strong>fach<br />

nicht entscheiden: e<strong>in</strong> Abstecher <strong>in</strong>s Vöslauer Thermalbad,<br />

e<strong>in</strong> Spaziergang <strong>in</strong> der Wanderarena oder doch<br />

auf e<strong>in</strong> Achterl zu e<strong>in</strong>em der über 20 Heurigen? Denn<br />

Bad Vöslau steht seit jeher für se<strong>in</strong>e Reben, das Naherholungsgebiet<br />

Wienerwald und heilsames Wasser.<br />

badvoeslau-tourismus.at/voeslauer-sommerfrische<br />

HOTEL TURMHOF IN GUMPOLSDKIRCHEN<br />

Das Leben genießen<br />

So lässt es sich leben: Im We<strong>in</strong>ort Gumpoldskirchen bei<br />

Wien liegt unweit des alten Dorfzentrums das familiär<br />

geführte Hotel Turmhof. Gemütliche, modern<br />

e<strong>in</strong>gerichtete Zimmer und Suiten mit Blick auf die<br />

We<strong>in</strong>berge und die traditionsreichen Heurigen <strong>in</strong><br />

unmittelbarer Nähe versprechen Erholung.<br />

hotel-turmhof.at<br />

FOTOS: RENE KUSSNOW, KARL SCHROTTER, AT THE PARK HOTEL, LOIS LAMMERHUBER / LUISA DÖRR<br />

AT THE PARK HOTEL IN BADEN<br />

Geräumiges Zuhause auf Zeit<br />

Angrenzend an die Thermen- und We<strong>in</strong>region, liegt<br />

das Hotel „At the Park“ mitten <strong>in</strong> Baden. Die Auswahl<br />

von 83 Zimmern <strong>in</strong> fünf Kategorien macht es zum<br />

optimalen Zuhause auf Zeit für Urlaube und Sem<strong>in</strong>are.<br />

Fünf Tagungsräume bieten dafür alles an Ausstattung,<br />

was man für e<strong>in</strong> gutes Beisammense<strong>in</strong> benötigt.<br />

atthepark.at<br />

FESTIVAL LA GACILLY-BADEN PHOTO<br />

Europas größte Fotoausstellung<br />

VIVA LATINA! lautet der Titel des diesjährigen<br />

Festivals und wird Fotografien aus Late<strong>in</strong>amerika<br />

zeigen, die stark von der Komplexität der Geschichte<br />

dieses Kont<strong>in</strong>ents mit all se<strong>in</strong>en Revolutionen und<br />

Hoffnungen durchdrungen ist. Von 18. Juni bis<br />

17. Oktober <strong>in</strong> Baden bei freiem E<strong>in</strong>tritt.<br />

tourismus.baden.at<br />

Mehr zur Region unter: wienerwald.<strong>in</strong>fo


UNTERWEGS IN DEN<br />

WIENER ALPEN<br />

WIENER NEUSTADT<br />

Auf Zeitreise durch die Hauptstadt<br />

der Wiener Alpen<br />

Wiener Neustadt gilt als Hauptstadt der Wiener Alpen<br />

<strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>. Die weith<strong>in</strong> sichtbare Silhouette der<br />

Stadt ist geprägt durch den spätromanischen Dom, die<br />

unter Maria Theresia gegründete Militärakademie sowie<br />

die aufwendig revitalisierten Kasematten.<br />

Die ehemalige Kaiserresidenz blickt auf e<strong>in</strong>e wechselvolle<br />

Geschichte zurück, die sich <strong>in</strong>nerhalb des neuen<br />

Angebots „Kaiser. Kutsche. Kasematten.“ erleben lässt.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em Stadtführer, der mit dem Leben<br />

von Kaiser Maximilian I. bestens vertraut ist, begibt man<br />

sich auf e<strong>in</strong>e Zeitreise durch die Stadt. Danach geht es<br />

im urigen Oldtimerbus durch die „Allzeit Getreue“.<br />

Mehr zu der Stadt gibt es unter:<br />

+43/2622/37 39 04 oder tourismus-wn.at<br />

MUSEUM ST. PETER AN DER SPERR<br />

Von wegen bieder<br />

Das Museum St. Peter an der Sperr präsentiert sich seit 2020<br />

mit neuem Gesicht. Neben der Präsentation der Sammlung<br />

der Stadt im Rahmen der Dauerausstellung „neuStadt<br />

erzählen“ bietet das Haus zusätzlich Raum für Sonderausstellungen<br />

wie die aktuellen „wir essen die Welt“ und<br />

„Biedere Zeiten?“ und spricht somit alle Altersgruppen an.<br />

museum-wn.at<br />

HILTON GARDEN INN<br />

Im Herzen von Wiener Neustadt<br />

Das 2019 eröffnete Hilton ist das erste <strong>in</strong>ternationale<br />

4*-Hotel <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>. Direkt im Stadtpark<br />

gelegen, nur fünf Gehm<strong>in</strong>uten vom Bahnhof entfernt,<br />

lassen die 133 großzügig e<strong>in</strong>gerichteten Zimmer ke<strong>in</strong>e<br />

Wünsche offen. Besonders fe<strong>in</strong> d<strong>in</strong>ieren kann man im<br />

W<strong>in</strong>tergarten des hauseigenen Restaurants „Neu-Stadt“.<br />

hilton.com<br />

FOTOS: WIENER ALPEN FRANZ ZWICKL, M ICHAEL WELLER, HILTON GARDEN INN


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TRIAD IN BAD SCHÖNAU<br />

Haubenküche mitten im Grünen<br />

In Veronika und Uwe Machreichs Triad genießt<br />

man dreierlei: Restaurant, Übernachtung und Golf.<br />

Empfehlenswert ist das achtgängige Triad-Menü der<br />

Falstaff-ausgezeichneten Haubenküche. Mit Panoramablick<br />

<strong>in</strong>s Grüne lassen sich die Abendstunden im<br />

Naturzimmer „Bett <strong>in</strong> da Wies’n“ genießen.<br />

triad-machreich.at<br />

KNAPPENHOF IN REICHENAU AN DER RAX<br />

Landhausstil <strong>in</strong> neuem Glanz<br />

Man darf sich schon mal freuen: Im Juni 2021 eröffnet<br />

der Knappenhof se<strong>in</strong>e Pforten erneut. Geme<strong>in</strong>sam mit<br />

dem Koch des Jahres, Max Stiegl, bes<strong>in</strong>nt sich das<br />

Team rund um Hotelier<strong>in</strong> Helena Ramsbacher auf<br />

Altbewährtes – e<strong>in</strong>e Mischung aus Landhausstil<br />

und unaufdr<strong>in</strong>glichem Luxus.<br />

knappenhof.at<br />

FOTOS: WIENERALPEN/BENECROY, KNAPPENHOF, NÖ WERBUNG / HELDENTHEATER, SCHNEEBERGHOF<br />

HOTEL MOLZBACHHOF IN KIRCHBERG/WECHSEL<br />

Durchatmen im Holzhotel<br />

Im Naturhotel Molzbachhof ist es leicht, die Verb<strong>in</strong>dung<br />

zu den eigenen Wurzeln wiederzuf<strong>in</strong>den. Bei den herzlichen<br />

Gastgebern rund um Familie Pichler genießt man<br />

neben dem „Paradiesgart’l“, den Thoma Holzzimmern<br />

und dem beheizten Outdoorpool auch e<strong>in</strong>e exzellente<br />

Haubenküche und familiäres Ambiente.<br />

molzbachhof.at<br />

SCHNEEBERGHOF IN PUCHBERG AM SCHNEEBERG<br />

Die entspannten Seiten des Lebens<br />

Langsamer werden, den Alltag loslassen und sich <strong>in</strong>s<br />

Bewusstse<strong>in</strong> holen: Es ist immer der Augenblick, der<br />

zählt. Die ideale Voraussetzung dafür f<strong>in</strong>det sich im<br />

Schneeberghof ****s. Die stilvolle Atmosphäre bietet alle<br />

F<strong>in</strong>essen der Erholung – die Naturkulisse des Schneebergs,<br />

<strong>Niederösterreich</strong>s höchsten Bergs, stets im Blick.<br />

schneeberghof.at<br />

Mehr zur Region unter: wieneralpen.at


LAND DER FESTIVALS<br />

WO DIE MUSEN KÜSSEN<br />

Von e<strong>in</strong>em unglückseligen Grafen, der dem Schloss Grafenegg<br />

se<strong>in</strong>en Namen gab, von Tanz, Theater und Zirkus unter freiem Himmel<br />

und von musikalischen Sternstunden an wahrlich magischen Orten.<br />

TEXT: Niki Nussbaumer<br />

Musik im Park. Vor der historischen<br />

Kulisse von Schloss Grafenegg und<br />

se<strong>in</strong>en Nebengebäuden erhebt sich<br />

der futuristische Wolkenturm.<br />

Alljährlich s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong>ternationale<br />

Orchester und Ensembles zu Gast.<br />

Foto: Alexander Haiden<br />

66 <strong>Servus</strong>


Als Ulrich von Grafeneck im<br />

Jahr 1450 von Kaiser Friedrich III. e<strong>in</strong><br />

Stück Land erhielt, war se<strong>in</strong> Besitz nicht<br />

mehr als „e<strong>in</strong> festes Haus mit Mauer und<br />

Graben“, wie e<strong>in</strong>e Urkunde festhielt.<br />

Ulrich sollte nur e<strong>in</strong>e Randnotiz der<br />

Geschichte bleiben: Er rebellierte gegen<br />

den Kaiser und musste se<strong>in</strong> Hab und<br />

Gut wieder abtreten. Was aber blieb,<br />

war der Name: Grafenegg.<br />

Jahrhunderte strichen <strong>in</strong>s Land, Besitzer<br />

und Besatzer kamen und g<strong>in</strong>gen.<br />

Es war August Graf Breuner, der den<br />

Herrensitz im 19. Jahrhundert zu e<strong>in</strong>em<br />

Schloss samt prächtigem Landschaftsgarten<br />

umgestalten ließ. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg übernahm die Familie<br />

Metternich-Sándor e<strong>in</strong>e geplünderte<br />

Halbru<strong>in</strong>e. Mit großem Aufwand wurde<br />

das Schloss wiederhergestellt und der<br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />

ROSENDUFT UND PERFEKTE AKUSTIK<br />

Heute schlagen die Herzen von Musikfans<br />

höher, wenn von Grafenegg die<br />

Rede ist. Zwischen dreihundert Jahre<br />

alten Bäumen, duftenden Rosen und<br />

kle<strong>in</strong>en Naturteichen treffen sich Weltstars<br />

der Klassik unter freiem Himmel<br />

auf der Bühne des Wolkenturmes. Der<br />

futuristische Bau aus Beton, Stahl und<br />

Glas ist e<strong>in</strong>e der schönsten Open-Air-<br />

Bühnen Österreichs und zählt zu den<br />

akustisch besten Freiluftbühnen der<br />

Welt. Alljährlich s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong>ternationale<br />

Orchester und Ensembles zu Gast, wie<br />

das London Symphony Orchestra oder<br />

die Berl<strong>in</strong>er Philharmoniker. ➤<br />

<strong>Servus</strong> 67


E<strong>in</strong> Hoch der Kultur<br />

In Schlössern, auf Seebühnen und <strong>in</strong> We<strong>in</strong>kellern – jeden Sommer locken außergewöhnliche<br />

Orte <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong> mit hochklassigen Darbietungen. E<strong>in</strong>e Auswahl.<br />

Es lebe das Wienerlied<br />

Litschau, die nördlichste Stadt<br />

Österreichs, gilt als die Wiege<br />

der berühmten Wiener Heurigenund<br />

Tanzmusik. Beim „Schrammel.<br />

Klang.Festival“ um den Herrensee<br />

spielen im Juli auf mehreren<br />

Naturbühnen die berühmtesten<br />

Interpreten des Genres.<br />

Tel.: +43/720/40 77 04,<br />

schrammelklang.at<br />

Theater <strong>in</strong> der ganzen Stadt<br />

Im August ist Litschau Schauplatz<br />

des Festivals „H<strong>in</strong> & Weg“ mit zeitgenössischer<br />

Theaterunterhaltung<br />

– und zehn Tage lang wird die ganze<br />

Stadt zur Bühne. Das Motto lautet<br />

„h<strong>in</strong>kommen – weit weg se<strong>in</strong> –<br />

Emotionen erleben“.<br />

Tel.: +43/720/40 77 04,<br />

h<strong>in</strong>undweg.jetzt<br />

Musik liegt <strong>in</strong> der Luft<br />

Von August bis September f<strong>in</strong>det<br />

im Waldviertel unter der Leitung<br />

von Vahid Khadem-Missagh das<br />

Kammermusikfestival „Allegro Vivo“<br />

statt. Es umfasst rund 65 Konzerte<br />

an dreißig Spielorten sowie Musikkurse<br />

für K<strong>in</strong>der.<br />

Tel.: +43/2982/43 19,<br />

allegro-vivo.at<br />

Festival am See<br />

Der Lunzer See wird jeden Sommer<br />

zur Kulisse für „wellenklaenge“ – e<strong>in</strong><br />

Festival für zeitgenössische Kunst.<br />

Ob Tanz, Theater, Zirkus oder bildende<br />

Kunst – rund um das Herzstück des<br />

Festivals, die preisgekrönte Seebühne,<br />

f<strong>in</strong>det unter der künstlerischen Leitung<br />

von Julia Lacherstorfer und Simon<br />

Zöchbauer (oben) Jahr für Jahr e<strong>in</strong><br />

außergewöhnliches Programm statt.<br />

Tel.: +43/664/363 30 55,<br />

wellenklaenge.at<br />

Sommer im Salon<br />

Das wundervolle Ambiente der ehemaligen<br />

Kaiservilla ist sommerliche<br />

Kulisse für Opern, Operetten und<br />

Liederabende. Das ganze Jahr über<br />

präsentieren hochkarätige Autoren<br />

im Literatursalon Wartholz ihre<br />

neuesten Ersche<strong>in</strong>ungen.<br />

Tel.: +43/2666/522 89,<br />

schloss-wartholz.at<br />

In und um Rohrau<br />

An den schönsten Orten der Geburtsregion<br />

der Komponistenbrüder<br />

Joseph und Michael Haydn f<strong>in</strong>den<br />

unter dem Titel „HAYDN verzaubert“<br />

Konzerte statt. Zu den Programmhighlights<br />

gehören die Orchesterkonzerte<br />

im prachtvollen barocken<br />

Festsaal von Schloss Petronell-<br />

Carnuntum.<br />

Tel.: +43/2164/22 68,<br />

haydnregion-noe.at<br />

Unterhaltung auf dem We<strong>in</strong>gut<br />

Unter dem Titel „Kultur beim W<strong>in</strong>zer“<br />

werden im Rahmen von Lesungen,<br />

Konzerten und Kabarettvorstellungen<br />

<strong>in</strong> We<strong>in</strong>gütern und W<strong>in</strong>zerhäusern<br />

ausgezeichnete Tropfen aus den<br />

acht niederösterreichischen We<strong>in</strong>bauregionen<br />

kredenzt.<br />

niederoesterreich.at/<br />

kultur-beim-w<strong>in</strong>zer<br />

Kultur im Kurort<br />

Bei den Festspielen Reichenau steht<br />

alles im Zeichen heimischer Autoren,<br />

die e<strong>in</strong>st ihre Sommer im Kurort<br />

verbrachten, etwa Arthur Schnitzler,<br />

Stefan Zweig oder Johann Nestroy.<br />

Hier treffen sich die namhaftesten<br />

Künstler der großen Bühnen.<br />

Tel.: +43/2666/525 28,<br />

festspiele-reichenau.com<br />

Kulturelle Sommerfrische<br />

Beim „Kultur.Sommer.Semmer<strong>in</strong>g“<br />

im nostalgischen Höhenluftkurort<br />

Semmer<strong>in</strong>g versprechen die Stars<br />

der österreichischen Musik- und<br />

Theaterlandschaft neun Wochen<br />

lang e<strong>in</strong>e kulturelle Sommerfrische<br />

im historischen Südbahnhotel.<br />

Tel.: +43/2664/200 25,<br />

kultursommer-semmer<strong>in</strong>g.at<br />

E<strong>in</strong>mal um die Welt<br />

Mehr als 5.000 Besucher pilgern<br />

jährlich nach Krems und Umgebung,<br />

um beim Festival „Glatt & Verkehrt“<br />

spannende Musikideen aus allen Erdteilen<br />

zu erfahren. Besonderen Reiz<br />

haben die Spielorte, etwa der Innenhof<br />

der W<strong>in</strong>zer Krems, Sandgrube 13.<br />

Tel.: +43/2732/90 80 30,<br />

glattundverkehrt.at<br />

Fotos: Theresa Pewal, Sascha Osaka, Stephan Mussil<br />

Informationen zu allen Veranstaltungen: festivalland.at<br />

68 <strong>Servus</strong>


Melodien unter Bäumen. Beim Schrammelklang-Festival <strong>in</strong> Litschau spielen unter anderem<br />

die Neuen Wiener Concert Schrammeln mit Peter Uhler, Nikolai Tunkowitsch,<br />

Walther Soyka und Peter Havlicek (von l<strong>in</strong>ks).<br />

Der 23 Meter hohe Wolkenturm ist<br />

die zentrale Spielstätte für die Sommerkonzerte<br />

und das Grafenegg Festival.<br />

„Die Natur, der Sommer und die Freude<br />

an der Musik stehen im Vordergrund“,<br />

schwärmt Pianist Rudolf Buchb<strong>in</strong>der,<br />

der künstlerische Leiter des Festivals.<br />

„Ich verfüge hier über zwei traumhafte<br />

Locations mit e<strong>in</strong>er perfekten Akustik.“<br />

Denn seit dem Jahr 2008 dient das<br />

Auditorium, e<strong>in</strong> moderner Konzertsaal<br />

mit e<strong>in</strong>maligem Klang, bei Regen als<br />

Ausweichmöglichkeit.<br />

150.000 Menschen besuchen jährlich<br />

das zwischen Wachau, Kamptal und<br />

Wagram e<strong>in</strong>gebettete Grafenegg. Im<br />

Sommer locken We<strong>in</strong>güter und das<br />

Weltkulturerbe Wachau, im W<strong>in</strong>ter der<br />

Grafenegger Advent, e<strong>in</strong>er der stimmungsvollsten<br />

Weihnachtsmärkte des<br />

Landes. Wer will, bettet sich nachts<br />

nobel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der Grafenegg Cottages,<br />

die direkt im Schlossareal liegen. Für<br />

kul<strong>in</strong>arischen Genuss sorgt Haubenkoch<br />

Toni Mörwald <strong>in</strong> der „Schlosstaverne“.<br />

Gleich gegenüber, am Picknick-Pavillon,<br />

kann man sich mit Getränken, Snacks<br />

und Eis versorgen und diese im 32 Hektar<br />

großen Schlosspark genießen. Es<br />

wundert nicht, dass dieses Ambiente<br />

immer wieder als Drehort diente – von<br />

„Kommissar Rex“ und „SOKO Donau“<br />

bis zu „Maximilian I.“ oder „Der kle<strong>in</strong>e<br />

Lord“. Das hätte sich Ulrich von Grafeneck<br />

e<strong>in</strong>st wohl nicht träumen lassen.<br />

Schoss Grafenegg,<br />

Tel.: +43/2735/55 00, grafenegg.com<br />

<strong>Servus</strong> 69


Kolumne<br />

ANGELIKA HAGER<br />

DER SPIELPLATZ<br />

DER BOHÈME<br />

Als Michael Heltau <strong>in</strong> der Kabane philosophierte und Philipp Hochmair<br />

se<strong>in</strong>e Badehose verlor – der „Schwimmende Salon“ <strong>in</strong> Bad Vöslau ist viel mehr<br />

als e<strong>in</strong> Theaterfestival. Über me<strong>in</strong>e Liebesgeschichte mit dem Thermalbad.<br />

Beim Durchschwimmen des Quellbeckens hielt<br />

ich manchmal die Augen geschlossen und stellte<br />

mir die Wiener Jahrhundertwende-Bohème bei<br />

allerlei Unfug im Vöslauer Bad vor – wie Arthur<br />

Schnitzler e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er vielen „Mizzis“ das Blaue<br />

vom Himmel log, <strong>in</strong>dem er ihr ewige Treue<br />

schwor: „Glaube mir, es hat sich nicht das ger<strong>in</strong>gste<br />

Dienstmädchen ereignet.“<br />

Wie Alma Mahler mit e<strong>in</strong>em Federhut, groß<br />

wie e<strong>in</strong> Kutschenrad, ihre Verehrer gleich e<strong>in</strong>er<br />

Zirkus dompteuse <strong>in</strong> Schach hielt. Wo der junge<br />

Hugo von Hofmannsthal, der mit se<strong>in</strong>en Eltern<br />

<strong>in</strong> der Villa „Zur schönen Aussicht“ abgestiegen<br />

war, se<strong>in</strong>e Sehnsüchte zu Gedichten formte.<br />

Es wunderte mich, dass der Theatermagier Max<br />

Re<strong>in</strong>hardt, der aus dem benachbarten Baden<br />

stammte, auf der ste<strong>in</strong>ernen Insel im Quellbecken<br />

nie Shakespeares „Sommernachtstraum“ <strong>in</strong>szeniert<br />

hatte. Erstaunlicherweise war noch niemand<br />

zuvor auf die Idee gekommen, das nostalgische<br />

Ambiente als Naturkulisse für Theater oder<br />

Lesungen zu benutzen. Ich schlug me<strong>in</strong>e Vision<br />

den Eigentümern vor und bekam grünes Licht,<br />

e<strong>in</strong> Festival gestalten zu dürfen. Was für e<strong>in</strong> Luxus!<br />

Die Idee konnte zur Tat schrumpfen. Rauf auf die<br />

Spielwiese, um die dem Himmel sei Dank ke<strong>in</strong>e<br />

Verbotstafeln errichtet waren.<br />

Me<strong>in</strong>e Liebesgeschichte mit dem Bad hatte e<strong>in</strong><br />

Jahr zuvor begonnen. Die E<strong>in</strong>ladung, e<strong>in</strong>en<br />

Sommer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kabane im Föhrenwald zu verbr<strong>in</strong>gen<br />

und <strong>in</strong> dieser Zeit e<strong>in</strong>en Roman zu schreiben,<br />

<strong>in</strong> der das Ambiente e<strong>in</strong>e wie immer geartete<br />

Rolle spielen sollte, nahm ich gerne an. Am Ende<br />

dieses Sommers hatte ich den Selbstf<strong>in</strong>dungstrip<br />

von Mimi Ste<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>er jungen Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lebenskrise,<br />

die im Bad biografische Spurensuche betreibt<br />

und dabei tief <strong>in</strong> die versunkene Epoche der<br />

Jahrhundertwende und das Leben ihrer exzentrischen<br />

Tante Lou taucht, beendet. Der Roman<br />

heißt „Wer jung bleiben will, muss früh damit anfangen“<br />

und erschien unter me<strong>in</strong>em Pseudonym<br />

Polly Adler.<br />

Im ersten Festivaljahr kl<strong>in</strong>gelte ich die Künstler<br />

durch, die ich durch me<strong>in</strong>e Arbeit als Journalist<strong>in</strong><br />

und Drehbuchautor<strong>in</strong> der TV-Serie „Polly Adler“<br />

kennengelernt hatte: Philipp Hochmair, der das<br />

Publikum mit e<strong>in</strong>er Extremvariante von Goethes<br />

„Leiden des jungen Werther“ anfangs irritierte,<br />

dann provozierte und letztendlich begeisterte.<br />

Er ist <strong>in</strong>zwischen Stammgast beim Festival; jeder<br />

se<strong>in</strong>er Auftritte zieht e<strong>in</strong>e Fanmeile aus Damen<br />

der unterschiedlichsten Generationen nach sich.<br />

Beim ersten Auftritt zeigte sich e<strong>in</strong>e Besucher<strong>in</strong><br />

entsetzt. Sie war Kurgast und flüsterte mir verzweifelt<br />

<strong>in</strong>s Ohr: „Hören Sie, ich hab’s mit dem<br />

Herz. Ich vertrag ke<strong>in</strong>e Aufregung.“ Ich retournierte<br />

ihr damals das E<strong>in</strong>trittsgeld. Die Arme<br />

sollte den besten Teil des Abends versäumen:<br />

Illustration: Roland Vorlaufer; Fotos: <strong>Niederösterreich</strong> Werbung/Romeo Felsen, Kathar<strong>in</strong>a Schiffl<br />

70 <strong>Servus</strong>


Vöslauer Momente. Im historischen Thermalbad (l<strong>in</strong>ks) üben sich Petra Morzé<br />

und Manuel Rubey (rechts oben) <strong>in</strong> Herzensschlampereien von Arthur Schnitzler.<br />

Philipp Hochmair setzt das Bad regelmäßig unter Strom.<br />

Hochmairs Werther entschied sich für e<strong>in</strong>en<br />

Selbstmord durch Ertr<strong>in</strong>ken und verlor beim<br />

Sprung <strong>in</strong>s Wasser se<strong>in</strong>e Badehose.<br />

Das Festival war damit auch irgendwie „defloriert“<br />

worden. Inzwischen hat sich e<strong>in</strong>e regelrechte<br />

Künstlerkolonie formiert, die sich immer wieder<br />

<strong>in</strong> den Ferienmonaten <strong>in</strong> der Milchbar oder dem<br />

Restaurant „Kabane 21“ sammelt: Maria Happel,<br />

die komödiantische Supermacht des Burgtheaters.<br />

Harald Schmidt, die deutsche Late-Night-Legende,<br />

der e<strong>in</strong>en Narren an Vöslau gefressen hat: „Tatsächlich<br />

ist Salzburg Bad Vöslau für Arme.“ Petra<br />

Morzé, Manuel Rubey, Stefanie Re<strong>in</strong>sperger,<br />

Roland Koch, der mit se<strong>in</strong>er Frau Nicola Kirsch<br />

<strong>in</strong>zwischen die mir benachbarte Kabane bewohnt.<br />

Kochs Auftritte mit Michael Maertens, der mir<br />

unlängst schrieb „E<strong>in</strong> Sommer ohne Vöslau – <strong>in</strong>zwischen<br />

undenkbar!“, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen legendär.<br />

E<strong>in</strong>er der magischsten Momente <strong>in</strong> diesem Jahrzehnt<br />

Festival war, als Nicola Kirsch <strong>in</strong> der Rolle<br />

der Zelda Fitzgerald e<strong>in</strong>en Totentanz h<strong>in</strong>legte.<br />

Auf e<strong>in</strong>em Holzboot, das von zwei Feuerwehrtauchern<br />

unter Wasser manövriert wurde, drehte<br />

sie sich zu melancholischer Rapmusik unter dem<br />

Himmel, der sich plötzlich dunkelp<strong>in</strong>k verfärbte.<br />

Solche Augenblicke kann ke<strong>in</strong> Regisseur der Welt<br />

<strong>in</strong> dieser Intensität <strong>in</strong>szenieren.<br />

Der „Schwimmende Salon“ wurde auch vom damals<br />

jüngsten 82-Jährigen der Welt beehrt: Michael<br />

Heltau, für den ich e<strong>in</strong>e Lesung aus Emigrantenbriefen<br />

zusammengestellt hatte, saß mit<br />

uns nach se<strong>in</strong>em Auftritt bis halb drei Uhr nachts<br />

<strong>in</strong> der „Kabane 21“. Am Tag danach rief ich ihn<br />

an und sagte: „Wenn ich groß b<strong>in</strong>, möchte ich<br />

auch e<strong>in</strong>mal so 82 werden.“ Er lachte nur: „Gell,<br />

ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Tier!“ Und jedes Jahr denke ich im<br />

Frühl<strong>in</strong>g an Arthur Schnitzler, der gegen Ende<br />

se<strong>in</strong>es Lebens über se<strong>in</strong>e Zeit <strong>in</strong> Vöslau notierte:<br />

„Schöne Gegend […] Badeleben […] K<strong>in</strong>dheitser<strong>in</strong>nerungen“.<br />

Man könnte noch „Zeitreise“ und<br />

„Geborgenheit“ h<strong>in</strong>zufügen.<br />

Angelika Hager ist Journalist<strong>in</strong>, Autor<strong>in</strong> und Intendant<strong>in</strong><br />

des Theaterfestivals „Schwimmender Salon“.<br />

Zuletzt erschienen: Polly Adler, „Echt. Jetzt!“ (K&S).<br />

<strong>Servus</strong> 71


SCHAUEN UND STAUNEN<br />

GUTE UNTERHALTUNG<br />

E<strong>in</strong> hundert Jahre alter Bauernhof <strong>in</strong> Pürbach wurde zum nördlichsten<br />

Theater Österreichs umfunktioniert. Und <strong>in</strong> Schlössern, Burgen und Museen<br />

tauchen wir <strong>in</strong> das kulturelle Leben <strong>in</strong> alter und neuer Zeit e<strong>in</strong>.<br />

TEXT: Niki Nussbaumer<br />

ILLUSTRATION: Tibo Exenberger<br />

Wenn <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>,<br />

dem Land der Burgen und Schlösser,<br />

von e<strong>in</strong>em „Hoftheater“ die Rede ist,<br />

dann denkt man unweigerlich an herrschaftliche<br />

Häuser und aristokratische<br />

Anwesen. Nichts davon trifft auf das<br />

Wald4tler Hoftheater im entrückten<br />

Örtchen Pürbach bei Schrems zu.<br />

Hier, auf 532 Meter Höhe, leben<br />

239 Menschen – ohne Kaufhaus und<br />

ohne Schule. Und der Hof, von dem<br />

hier die Rede ist, war hundert Jahre<br />

lang e<strong>in</strong> Bauernhof. Der Musiker Harald<br />

Gugenberger und se<strong>in</strong>e Frau, die Schauspieler<strong>in</strong><br />

Stella Hierländer, retteten das<br />

Gehöft <strong>in</strong> den 1980er-Jahren vor dem<br />

langsamen Verfall und renovierten es<br />

<strong>in</strong> jahrelanger liebevoller Kle<strong>in</strong>arbeit.<br />

„Ursprünglich sollte ihnen der Hof als<br />

Ort der Erholung und Entspannung und<br />

zum krea tiven Schaffen dienen“, er<strong>in</strong>nert<br />

sich Moritz Hierländer, der Sohn<br />

der beiden. Unzählige Feste wurden im<br />

alten Hof gefeiert, bei denen man zusammen<br />

musizierte und Theater spielte.<br />

E<strong>in</strong>er der „theaternarrischen“ Freunde<br />

des Paares war der Schauspieler<br />

Wolfgang Böck. Geme<strong>in</strong>sam gebar man<br />

e<strong>in</strong>e Idee: Was wäre, wenn man aus<br />

dem alten Bauernhof e<strong>in</strong>en Ort der<br />

künstlerischen Begegnung für das Waldviertel<br />

machen würde? „Das wird nicht<br />

funktionieren“, hörten die Künstler<br />

72 <strong>Servus</strong>


Fotos: Atelier Olsch<strong>in</strong>sky, Klaus Pichler<br />

damals öfters. Und ließen sich davon<br />

dennoch nicht beirren. An e<strong>in</strong>em August-<br />

Wochenende im Jahr 1986 fand am Hof<br />

<strong>in</strong> Pürbach e<strong>in</strong> erster „bunter Abend“<br />

statt, mit kabarettistischen Aufführungen<br />

und musikalischer Live-Untermalung.<br />

Der Abend war e<strong>in</strong> voller Erfolg<br />

– und führte zu weiteren Veranstaltungen<br />

und noch größeren Theaterprojekten.<br />

35 Jahre später ist das Wald4tler<br />

Hoftheater schon lange ke<strong>in</strong> Geheimtipp<br />

mehr, sondern präsentiert sich als hochprofessioneller<br />

Betrieb mit 176 Sitzplätzen<br />

und e<strong>in</strong>em ganzjährigen Spielplan.<br />

Bis zu 15.000 Theaterbegeisterte f<strong>in</strong>den<br />

jedes Jahr den Weg nach Pürbach und<br />

erleben die Inszenierung mehrerer<br />

Eigenproduktionen. Auch Kabarett, Literatur<br />

und Musik waren im umgebauten<br />

Bauernhof schon zu sehen und zu hören;<br />

Alfred Dorfer und Josef Hader traten<br />

hier ebenso auf wie Krist<strong>in</strong>a Sprenger<br />

und Oliver Baier.<br />

THEATER ZUM ANFASSEN<br />

Nach dem Tod von Harald Gugenberger<br />

im Jahr 2015 übernahm dessen Sohn<br />

Moritz Hierländer die Leitung des Hoftheaters.<br />

„Ich wusste, dass ich dieses<br />

Juwel am Leben erhalten muss. Wir s<strong>in</strong>d<br />

ja so etwas wie die künstlerischen Pioniere<br />

im Waldviertel“, sagt er. In se<strong>in</strong>em<br />

Theater fungiert der 36-Jährige nicht<br />

nur als künstlerischer Leiter, er tritt<br />

auch als Schauspieler auf und schreibt<br />

die Musik zu den Stücken. Wie er sich<br />

den Erfolg se<strong>in</strong>er Bühne weit über die<br />

Grenzen des Waldviertels h<strong>in</strong>aus erklärt?<br />

„Wir spielen Theater auf hohem<br />

Niveau – aber zum Anfassen.“ Das bedeutet,<br />

dass <strong>in</strong> Pürbach die Schauspieler<br />

nach Ende des Stückes nicht h<strong>in</strong>ter dem<br />

Vorhang verschw<strong>in</strong>den, sondern mit den<br />

Gästen gerne noch im begrünten Innenhof<br />

e<strong>in</strong> Glaserl tr<strong>in</strong>ken.<br />

Wald4tler Hoftheater, 3944 Pürbach 14,<br />

Tel.: +43/2853/784 69,<br />

hoftheater.at<br />

Vier Ausflüge für Wissensdurstige<br />

<strong>Niederösterreich</strong> ist das Bundesland mit den meisten Museen <strong>in</strong> Österreich.<br />

Nicht nur <strong>in</strong> den großen Städten, auch am Land f<strong>in</strong>det man<br />

regionale Museen mit <strong>in</strong>teressanten Ausstellungen.<br />

Das doppelte Museum<br />

„40.000 Jahre Mensch“ ist das Credo<br />

des Urgeschichtemuseums MAMUZ,<br />

das an zwei Standorten geführt<br />

wird. Im Schloss Asparn/Zaya s<strong>in</strong>d<br />

Ur- und Frühgeschichte anhand<br />

von Orig<strong>in</strong>alen und historischen<br />

Wohn- und Wirtschaftsgebäuden<br />

zu sehen (oben). Im Museum<br />

Mistelbach werden <strong>in</strong> jährlich neuen<br />

Ausstellungen Highlights aus diesen<br />

Epochen beleuchtet.<br />

Tel.: +43/2572/207 19, mamuz.at<br />

E<strong>in</strong> Dorf wie früher<br />

Auf e<strong>in</strong>er Fläche von 22 Hektar kann<br />

man im Museumsdorf Niedersulz<br />

<strong>in</strong> das Alltagsleben e<strong>in</strong>es typischen<br />

We<strong>in</strong>viertler Dorfes um 1900 e<strong>in</strong>tauchen.<br />

Zentrum s<strong>in</strong>d die Dorfzeile<br />

mit Wohngebäuden und Werkstätten<br />

<strong>in</strong> orig<strong>in</strong>algetreuer, historischer<br />

Architektur sowie der Dorfplatz<br />

mit Jägerhaus, Wirtshaus, Pfarrhof<br />

und Marienkapelle.<br />

Tel.: +43/2534/333, museumsdorf.at<br />

Auf den Spuren des Meisters<br />

Das Egon-Schiele-Museum im<br />

ehemaligen Stadtgefängnis an der<br />

Donaulände <strong>in</strong> Tulln zeigt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

eigens e<strong>in</strong>gerichteten Schatzkammer<br />

Orig<strong>in</strong>alwerke des Künstlers, die<br />

sich jeweils e<strong>in</strong>em Kapitel se<strong>in</strong>es<br />

Lebens widmen. Zeitzeugengespräche<br />

und animierte historische Aufnahmen<br />

ergänzen die Stationen se<strong>in</strong>es künstle<br />

rischen Schaffens.<br />

Tel.: +43/2272/645 70,<br />

schielemuseum.at<br />

40 Tiere und e<strong>in</strong> Wachturm<br />

Tief <strong>in</strong> die Geschichte e<strong>in</strong>tauchen<br />

und die heimische Flora und Fauna<br />

erkunden kann man <strong>in</strong> St. Pölten<br />

im Museum <strong>Niederösterreich</strong>.<br />

Der Mercedes von Leopold Figl, e<strong>in</strong><br />

Wachturm vom Eisernen Vorhang<br />

oder der Morgenrock von Kaiser<br />

Franz Joseph I. s<strong>in</strong>d Glanzstücke<br />

der Dauerausstellung im Haus der<br />

Geschichte. Das Haus für Natur<br />

beherbergt 40 lebende Tierarten<br />

<strong>in</strong> Aquarien und Terrarien.<br />

Tel.: +43/2742/90 80 90,<br />

museumnoe.at<br />

Kunst und K<strong>in</strong>derspaß<br />

Auf der Schallaburg, e<strong>in</strong>em nach<br />

italienischem Vorbild erbauten<br />

Renaissanceschloss samt Gartenanlage<br />

und e<strong>in</strong>em Arkadenhof mit<br />

1.600 Terrakotta-Figuren, f<strong>in</strong>den<br />

jährlich große Ausstellungen statt<br />

(oben). Und: Wo e<strong>in</strong>st Wettkämpfe<br />

veranstaltet wurden, können sich<br />

heute K<strong>in</strong>der im Bogenschießen üben.<br />

Tel.: +43/2754/63 17-0, schallaburg.at<br />

<strong>Servus</strong> 73


NIEDERÖSTERREICH<br />

D ürre n st e<strong>in</strong><br />

NATUR ERLEBEN<br />

WILDES WUNDER<br />

Der größte Urwald Mitteleuropas und e<strong>in</strong> Himmelsglitzern,<br />

das den Atem raubt. Am Dürrenste<strong>in</strong> im Mostviertel liegt<br />

e<strong>in</strong>e verzauberte Welt, wie es sie sonst fast nirgendwo mehr gibt.<br />

TEXT: Wolfgang Gemünd, Josef Ruhalt<strong>in</strong>ger<br />

74 <strong>Servus</strong>


Gestürzte Giganten.<br />

Fasrig, geborsten und<br />

zermürbt von Regen und<br />

Frost, werden ge fallene<br />

Bäume e<strong>in</strong>s mit dem<br />

Waldboden – Moos und<br />

Pilze decken sie zu.<br />

Der Vogel mit dem Schlafzimmerblick. Der seltene Habichtskauz<br />

f<strong>in</strong>det im alten Buchenbestand des Rothwalds genug Bruthöhlen.<br />

Fotos: www.picturedesk.com, Christoph Leditznig<br />

Wildnis hat e<strong>in</strong>en unvergleichlichen<br />

Geruch. Leicht würzig, etwas abgestanden.<br />

Dazu e<strong>in</strong> Schuss von Fäulnis,<br />

vermischt mit feuchter, warmer Luft –<br />

so riecht Moder. Wer an e<strong>in</strong>em frühen<br />

Morgen im Wildnisgebiet Dürrenste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> die Nähe des Kerngebiets Rothwald<br />

kommt, erlebt den Geruch von zerfallenem<br />

Holz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Intensität, wie sie<br />

<strong>in</strong> der Natur nur mehr schwer zu f<strong>in</strong>den<br />

ist. Hier, im größten Urwald Mitteleuropas,<br />

modern gestürzte Baumriesen<br />

ungestört, über Jahrhunderte und<br />

Jahrzehnte unberührt. Sie s<strong>in</strong>d fasrig,<br />

geborsten, zuletzt zermürbt von Regen<br />

und Frost – und am Ende ihrer Vergänglichkeit<br />

nur mehr e<strong>in</strong>e Silhouette am<br />

Waldboden. Moos und Pilze wachsen<br />

auf den gefallenen Bäumen. Das Gebiet<br />

umfasst 400 Hektar, die seit dem Ende<br />

der letzten Eiszeit – also schon seit gut<br />

10.000 Jahren – ke<strong>in</strong>e Axt und ke<strong>in</strong>e<br />

Säge ge sehen haben. Und Menschen<br />

auch nur selten. Das gesamte Gebiet<br />

gehört zur strengsten Schutzkategorie<br />

der Welt naturschutzunion IUCN – allgeme<strong>in</strong>es<br />

Betreten und jegliche E<strong>in</strong>griffe<br />

s<strong>in</strong>d verboten. Besucher erhalten nur<br />

<strong>in</strong> geführten Exkursionen Zutritt.<br />

MÄRCHENHAFTE LANDSCHAFT<br />

Der dom<strong>in</strong>ierende Baum hier ist die<br />

Buche, dazwischen viele Fichten und<br />

Tannen. Bis zu 60 Meter hohe Baumriesen<br />

bilden das Dach. Auffällig die<br />

Exemplare, deren Stämme oberhalb des<br />

Bodens erst e<strong>in</strong>e sichelförmige Kurve<br />

machen, bevor sie kerzengerade zum<br />

Himmel streben. Diese Bäume wurden<br />

<strong>in</strong> jungen Jahren vom Schneedruck<br />

geformt und würden, weil sie für das<br />

Sägewerk unbrauchbar s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> jedem<br />

Nutzwald aussortiert. Im Wildnisgebiet<br />

dürfen sie weiterwachsen.<br />

Neben den märchenhaften Landschaften<br />

besitzt das Wildnisgebiet ➤<br />

<strong>Servus</strong> 75


E<strong>in</strong> Märchenland. Bei<br />

geführten Exkursionen<br />

können Besucher den<br />

wild gewachsenen Wald<br />

und so manches Wunder<br />

der Natur entdecken.<br />

Riese auf der Jagd. Mit se<strong>in</strong>er bee<strong>in</strong>druckenden Flügelspannweite von<br />

mehr als zwei Metern ist der Ste<strong>in</strong>adler im Wildnisgebiet unterwegs.<br />

aber auch Bereiche bizarrer Brutalität,<br />

Stätten der Verwüstung. Nach Stürmen<br />

und Law<strong>in</strong>en wird hier nämlich nicht<br />

aufgeräumt. Über die zersplitterten<br />

Baumleichen freuen sich nicht nur Totholzkäfer,<br />

sondern auch Forscher, die<br />

hier studieren können, wie sich der<br />

Wald nach solchen Katastrophen erholt.<br />

Re<strong>in</strong>hard Pekny ist Ranger, Förster<br />

und unser Begleiter durch das Schutzgebiet<br />

Dürrenste<strong>in</strong>. Er lebt für die Idee<br />

des Wildnisgebiets: „Ich werfe hier täglich<br />

e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Welt, wie sie vor<br />

tausenden Jahren entstanden ist.“ Se<strong>in</strong><br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Urwald ist am Fuß<br />

e<strong>in</strong>er fast 50 Meter hohen Kandelabertanne:<br />

Vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten<br />

hat e<strong>in</strong> Sturm dem Baum den<br />

Wipfel genommen. Gleich fünf Äste<br />

strebten <strong>in</strong>s Licht, um die Aufgabe des<br />

Term<strong>in</strong>altriebs zu übernehmen. Heute<br />

verbreitern sich die ebenmäßig gewachsenen<br />

Wipfel zu e<strong>in</strong>er fünfgliedrigen<br />

Baumkrone – jeder für sich von der<br />

Stärke e<strong>in</strong>es ausgewachsenen Baumes.<br />

Das Alter se<strong>in</strong>er Liebl<strong>in</strong>gstanne schätzt<br />

der Ranger auf 500 bis 600 Jahre. „Nirgendwo<br />

sonst hat e<strong>in</strong> Baum die Zeit, zu<br />

solchen Formen zu wachsen“, bedauert<br />

Pekny. Die Kandelabertanne ist im Vergleich<br />

zur alten Eibe am Südwesthang<br />

des Dürrenste<strong>in</strong>s freilich nicht mehr als<br />

e<strong>in</strong>e Dame im besten Alter. Der verwundene<br />

Nadelbaum krallt sich mit hunderten<br />

armdicken Wurzeln <strong>in</strong> das Kalkgeste<strong>in</strong>,<br />

durch se<strong>in</strong> Gift geschützt vor<br />

dem Appetit aberwitziger Gämsen und<br />

Hirsche. Als Christoph Kolumbus auf<br />

Hispaniola anlandete, war die Dürrenste<strong>in</strong>er<br />

Eibe geschätzte 500 Jahre alt.<br />

Auch viele Tierarten f<strong>in</strong>den am<br />

Dürren ste<strong>in</strong> paradiesische Zustände vor.<br />

Luchs und Ste<strong>in</strong>adler haben hier wieder<br />

ihre Jagdreviere gefunden, seltene<br />

Spechtarten wie der Dreizehenspecht<br />

oder der Weißrückenspecht siedeln ➤<br />

Fotos: Christoph Leditznig, Michael Reid<strong>in</strong>ger<br />

76 <strong>Servus</strong>


<strong>Servus</strong> 77


Fasz<strong>in</strong>ierende Lebewesen. Zwischen Totholz und Moosen f<strong>in</strong>den<br />

leuchtend rote Schleimpilze den idealen Nährboden.<br />

Das<br />

Wildnisgebiet<br />

<strong>in</strong> Zahlen<br />

Derzeit umfasst das<br />

Wildnisgebiet Dürrenste<strong>in</strong><br />

35 km2, davon 4 km2 Urwald,<br />

25 km2 naturnahe Wälder,<br />

6 km2 Almen, alp<strong>in</strong>e Rasen,<br />

Gewässer sowie Fels.<br />

88 % der Fläche s<strong>in</strong>d Naturzone<br />

ohne menschlichen<br />

E<strong>in</strong>griff. Das Schutzgebiet<br />

erstreckt sich zwischen 600<br />

und 1.878 m Seehöhe. Der<br />

Dürrenste<strong>in</strong> ist die höchste<br />

Erhebung und Namensgeber<br />

des Wildnisgebietes.<br />

wildnisgebiet.at<br />

hier häufiger als jene, die außerhalb<br />

relativ oft anzutreffen s<strong>in</strong>d – wie etwa<br />

der Buntspecht. Der Habichtskauz –<br />

eigentlich <strong>in</strong> freier Wildbahn schon ausgestorben<br />

– wurde erfolgreich angesiedelt.<br />

Seither gibt es <strong>in</strong> den heimischen<br />

Wäldern wieder rund 20 fre<strong>in</strong>istende<br />

Brutpaare. Im Wildnisgebiet Dürrenste<strong>in</strong><br />

hat sich der Vogel mit dem Schlafzimmerblick<br />

zum Symbol gemausert.<br />

HIMMEL VOLLER STERNE<br />

Wenn Re<strong>in</strong>hard Pekny Gäste durch das<br />

Wildnisgebiet begleitet, kehrt er mit<br />

ihnen mitten im Wald um. Das Kerngebiet<br />

des Urwaldes darf ausschließlich<br />

von Rangern und eben Forschern mit<br />

entsprechender Erlaubnis betreten werden.<br />

Aber wer im Sommer hier ist und<br />

e<strong>in</strong>en wolkenlosen Tag erwischt, sollte<br />

überlegen, auch die Nacht im Gebiet<br />

zwischen Gam<strong>in</strong>g und Göstl<strong>in</strong>g an der<br />

Ybbs zu verbr<strong>in</strong>gen. Der Nachthimmel<br />

hier ist e<strong>in</strong>zigartig und weist e<strong>in</strong>e ähnliche<br />

Qualität auf, wie man sie sonst<br />

nur bei den großen Sternwarten der Welt<br />

<strong>in</strong> den chilenischen Anden vorf<strong>in</strong>det.<br />

Neben den rund 7.000 für das freie Auge<br />

sichtbaren Sternen zeigen sich über dem<br />

Wildnisgebiet auch e<strong>in</strong> seltsamer Lichtkegel,<br />

das Zodiakallicht, und der sogenannte<br />

Gegensche<strong>in</strong>, dessen Anblick <strong>in</strong><br />

Europa so rar ist wie der von fast ausgestorbenen<br />

Tierarten. Aber für das Seltene<br />

ist dieses Wildnisgebiet ja Spezialist.<br />

Wildnis erleben. Das neu eröffnete<br />

„Haus der Wildnis“ <strong>in</strong> Lunz am See macht<br />

den Ur- und Naturwald <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 700 m2<br />

großen Ausstellung für Besucher erlebbar:<br />

Wie haben Wasser und Eis die Landschaft<br />

geprägt? Wie sieht der Urwald aus Sicht<br />

des fliegenden Habichtskauzes aus? Was<br />

tut sich unter der Oberfläche von jahrhundertealtem<br />

Totholz? haus-der-wildnis.at<br />

Foto: Hans Glader<br />

78 <strong>Servus</strong>


<strong>Niederösterreich</strong><br />

öffnet Türen.<br />

ecoplus.at<br />

Seit über 50 Jahren beraten und<br />

begleiten wir bei Betriebsansiedlungen<br />

und -erweiterungen, regionalen<br />

Förderungen und Internationalisierung,<br />

überbetrieblichen Kooperationen und<br />

Branchen Netzwerken, Forschung und<br />

Entwicklung. Wir verb<strong>in</strong>den Wirtschaft<br />

und Politik, Unternehmen und<br />

Verwaltung, Investoren und Initiatoren<br />

regionaler und <strong>in</strong>ternationaler Projekte.


DURCHS LAND RADELN<br />

HIER LEGT MAN<br />

DEN GENUSSGANG EIN<br />

Bei diesen sechs Radtouren lohnt sich immer wieder der Schwung aus dem Sattel.<br />

Etwa um W<strong>in</strong>dmühlenbrot zu kosten, im Schlauchboot durch den Keller<br />

zu fahren oder e<strong>in</strong>fach die Füße im See zu kühlen.<br />

TEXT: Wolfgang Maria Gran<br />

ILLUSTRATIONEN: Andreas Posselt<br />

Foto: We<strong>in</strong>viertel Tourismus GmbH/Daniel Gollner<br />

80 <strong>Servus</strong>


Über uns der Himmel so blau.<br />

Und um uns herum leuchten<br />

die Reben <strong>in</strong> sattem Grün.<br />

Wer sich <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong><br />

<strong>in</strong> den Sattel schw<strong>in</strong>gt, darf<br />

sich auf We<strong>in</strong>, Kultur und jede<br />

Menge Genuss freuen.<br />

E<strong>in</strong> bisschen ist es wie mit dem<br />

Gourmet und dem Gourmand. Der e<strong>in</strong>e<br />

delektiert sich am Fe<strong>in</strong>en, der andere<br />

am Vielen. Und so kann man natürlich<br />

auch beim Radfahren durch <strong>Niederösterreich</strong><br />

auf die Anzahl der zurückgelegten<br />

Kilometer gehen, denn im<br />

größten Bundesland gibt es davon auch<br />

am meisten. Oder man legt den Genussgang<br />

e<strong>in</strong>, lässt Birnbäume und Burgen,<br />

We<strong>in</strong>gärten und W<strong>in</strong>dmühlen, Klöster<br />

und Kellergässchen nicht nur im kle<strong>in</strong>en<br />

Wahrnehmungsw<strong>in</strong>kel an sich vorbeiziehen,<br />

sondern sich von ihrem Zauber<br />

und ihrer Schönheit <strong>in</strong> den Bann ziehen<br />

und zum Verweilen e<strong>in</strong>laden.<br />

Das ist die lohnendere Art, dieses<br />

vielfältige Land vom Radsattel aus zu<br />

erforschen, und es gibt zahlreiche Touren,<br />

die jedes Interesse bedienen. Es<br />

lässt sich trefflich historisch radeln und<br />

dabei tief <strong>in</strong> die Kaiserzeit e<strong>in</strong>tauchen.<br />

Vom Retzer Land bis zur Wachau kann<br />

man den We<strong>in</strong>bau <strong>in</strong> allen möglichen<br />

Ausformungen kennenlernen – beim<br />

Rebenradeln, wenn man so will. Donau,<br />

Thaya oder Ybbs laden an ihren Ufern<br />

zu außergewöhnlichen Flusstouren e<strong>in</strong>.<br />

Und wer hoch h<strong>in</strong>aus will, kann bei<br />

e<strong>in</strong>er Tagestour auf dem Mounta<strong>in</strong>bike<br />

e<strong>in</strong>e Ausfahrt auf den Hochwechsel<br />

wagen – und sich Zeit für prächtige<br />

Panoramablicke nehmen.<br />

<strong>Servus</strong> 81


VOM WALDVIERTEL NACH TSCHECHIEN<br />

GRENZENLOSES<br />

RADLERGLÜCK<br />

Früher bahnten sich schnaubende Dampflokomotiven<br />

ihren Weg durchs nördliche<br />

Waldviertel. Die hundertjährige Eisenbahngeschichte<br />

entlang der Thaya ist seit dem<br />

Jahr 2000 e<strong>in</strong> geschlossenes Kapitel – <strong>in</strong><br />

das man aber mit e<strong>in</strong>er hoch<strong>in</strong>teressanten<br />

Art von Schienenersatzverkehr weiterh<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>blick erhalten kann.<br />

Bei der familienfreundlichen Thayarunde<br />

wird es schon kurz nach dem Start <strong>in</strong><br />

Göpfritz an der Wild historisch. An der<br />

Bahnstation Kirchberg/Schönfeld drehte<br />

Damiano Damiani 1987 nämlich für den<br />

Film „Der Zug“ mit Ben K<strong>in</strong>gsley als Len<strong>in</strong>.<br />

Und dann s<strong>in</strong>d da noch der Modellbahnhof<br />

<strong>in</strong> Göpfritz, die Jahrhundertwende-Waggons<br />

<strong>in</strong> Waldkirchen sowie die Eisenbahn brücken<br />

über die Thaya, die uns staunend durch<br />

die alten Zeiten radeln lassen.<br />

Aber es gibt noch mehr Gründe, aus dem<br />

Sattel zu steigen: In Raabs thront das bee<strong>in</strong>druckende<br />

Schloss, und die nächste Etappe<br />

über die Grenze führt <strong>in</strong>s tschechische Renaissancejuwel<br />

Slavonice. In Písečné sollte<br />

man unbed<strong>in</strong>gt den jüdischen Friedhof besuchen,<br />

und ist man zurück auf der österreichischen<br />

Seite, empfiehlt sich e<strong>in</strong> Besuch des<br />

Landgasthofes Haidl <strong>in</strong> Thaya, wo man nicht<br />

nur vorzüglich speisen kann, sondern auch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Schlauchboot durch den unter Wasser<br />

stehenden mittelalterlichen Erdkeller fahren.<br />

THAYARUNDE<br />

Gesamtlänge: 111 Kilometer<br />

Streckenführung: Göpfritz an der<br />

Wild — Groß Siegharts — Raabs<br />

an der Thaya — Písečné — Slavonice —<br />

Waldkirchen — Dobersberg — Thaya<br />

— Waidhofen an der Thaya —<br />

W<strong>in</strong>digsteig — Göpfritz an der Wild<br />

Mehr Informationen unter:<br />

waldviertel.at/thayarunde<br />

82 <strong>Servus</strong>


RUNDFAHRT DURCHS RETZER LAND<br />

ZUR WINDMÜHLE IM WEINPARADIES<br />

Heruntergeradelt wären sie ja rasch, die<br />

55 Kilometer der We<strong>in</strong>viertel DAC Radtour,<br />

aber dann hätte man höchstens die Aussicht<br />

genossen und noch ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>sichten<br />

gewonnen. Sehr empfehlenswert für diese<br />

Rundtour ist also, sich Zeit zu nehmen,<br />

bei mehreren Stopps Land und Leute<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druckshäppchen <strong>in</strong> sich<br />

aufzunehmen.<br />

Schon die Start- und Zielgeme<strong>in</strong>de Retz<br />

ist viel mehr als e<strong>in</strong>e Etappe, und das<br />

20 Meter unter der Erde: E<strong>in</strong> 20 Kilometer<br />

langes, verzweigtes Labyr<strong>in</strong>th unterhalb<br />

der We<strong>in</strong>stadt birgt unter anderem<br />

Österreichs größten historischen We<strong>in</strong>keller.<br />

Und über der Erde sollte man die<br />

Retzer W<strong>in</strong>dmühle gesehen haben, e<strong>in</strong>e<br />

der beiden letzten betriebsfähigen <strong>in</strong><br />

Österreich (die zweite steht im burgenländischen<br />

Podersdorf). Das alte Müllerhaus<br />

hat e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Backstube, wo das<br />

e<strong>in</strong>zigartige W<strong>in</strong>dmühlenbrot entsteht.<br />

Es ist natürlich e<strong>in</strong>e Radtour, die vom<br />

We<strong>in</strong> geprägt ist – ob man nun durch<br />

malerische Kellergassen wie Nusswald<br />

<strong>in</strong> Platt, Maulavern <strong>in</strong> Zellerndorf oder<br />

die Öhlbergkellergasse <strong>in</strong> Pillersdorf<br />

radelt, <strong>in</strong> den Weiten der Ebenen We<strong>in</strong>gärten<br />

an sich vorbeiziehen lässt oder im<br />

200 Jahre alten Weberkeller <strong>in</strong> Röschitz<br />

die Lehmschnitzereien bewundert.<br />

E<strong>in</strong>en außergewöhnlichen Blick aufs<br />

Retzer Land erhascht man, wenn man<br />

bei Roseldorf auf den Aussichtsturm der<br />

größten keltischen Freilandsiedlung steigt.<br />

Und wenn man über die 7.500-jährige<br />

Geschichte dieser Gegend mehr erfahren<br />

möchte, erhält man im Ste<strong>in</strong>zeit- und<br />

Keltenmuseum der urtypischen We<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>de<br />

Platt viele Antworten.<br />

WEINVIERTEL DAC RADTOUR<br />

Gesamtlänge: 55 Kilometer<br />

Streckenführung:<br />

Retz — Waitzendorf — Pulkau —<br />

Raf<strong>in</strong>g — Röschitz — Roseldorf — Platt<br />

— Zellerndorf — Pillersdorf — Retz<br />

Mehr Informationen unter:<br />

we<strong>in</strong>viertel.at/rad-we<strong>in</strong>viertel-dac<br />

<strong>Servus</strong> 83


IMMER AN DER YBBS ENTLANG<br />

MILDES UND WILDES<br />

MOSTVIERTEL<br />

Der Start dieser Radtour ist wie e<strong>in</strong> zärtliches<br />

Seelenstreicheln. Sanfte Hügel, durch die<br />

sich wie Lebensl<strong>in</strong>ien endlose Birnbaumzeilen<br />

ziehen, säumen die Moststraße,<br />

den ersten Streckenabschnitt des Ybbstalradweges.<br />

Alles an dieser Landschaft wirkt<br />

weich und rundlich, nur die mächtigen<br />

Vierkanthöfe oben auf den Hügeln thronen<br />

wie kle<strong>in</strong>e Burgen über allem.<br />

Das Herzstück der Strecke ist der<br />

55 Kilometer lange Abschnitt zwischen<br />

Waidhofen an der Ybbs und dem Lunzer<br />

See. Hier zeigt sich das Mostviertel nach<br />

se<strong>in</strong>er milden auch von se<strong>in</strong>er wilden<br />

Seite, wenn die Strecke <strong>in</strong> die alp<strong>in</strong>en<br />

Regionen der Eisenstraße übergeht.<br />

Da wird es felsig und scharfkantig wie<br />

im zerklüfteten Naturdenkmal „Ofenloch“,<br />

da führt der Weg über spek takuläre<br />

Rundbogen brücken und durch e<strong>in</strong>en<br />

Tunnel, vorbei an historischen Hammerwerken,<br />

ehe man Lunz erreicht.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e Tour durch die Elemente. Und<br />

das Wasser spielt dabei die zentrale Rolle,<br />

startet man doch bei den Donauauen und<br />

bleibt dann immer nahe an der Ybbs, bis<br />

man am See die müden Be<strong>in</strong>e kühlen kann.<br />

Und wem die Wadeln nachhaltig streiken,<br />

der lässt sich e<strong>in</strong>fach vom Radtaxi oder dem<br />

Radtramper-Bus abholen.<br />

YBBSTALRADWEG<br />

Gesamtlänge: 107 Kilometer<br />

Streckenführung:<br />

Ybbs — Amstetten — Waidhofen<br />

an der Ybbs — Opponitz —<br />

Hollenste<strong>in</strong> — St. Georgen<br />

am Reith — Göstl<strong>in</strong>g — Lunz am See<br />

Mehr Informationen unter:<br />

ybbstalradweg.at<br />

84 <strong>Servus</strong>


EIN KLEINES STÜCK DONAU<br />

VOM WEINGARTEN BIS ZU DEN AUEN<br />

Wenn man ihn ganz genau nehmen will,<br />

braucht man viel Zeit, e<strong>in</strong>e herausragende<br />

Kondition und holt sich wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

e<strong>in</strong>e Hornhaut am Gesäß. Denn der<br />

Donauradweg <strong>in</strong> voller Länge erstreckt<br />

sich über 2.850 Kilometer und führt<br />

von der Quelle <strong>in</strong> Donauesch<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />

Deutschland durch acht Länder bis zur<br />

Mündung <strong>in</strong>s Schwarze Meer im rumänischen<br />

Sul<strong>in</strong>a. Aber es reichen durchaus<br />

bereits die 260 Kilometer durch <strong>Niederösterreich</strong><br />

von Ybbs/Persenbeug bis<br />

Ha<strong>in</strong>burg nahe der slowakischen Grenze.<br />

Schon dieses knappe Zehntel des gesamten<br />

Donauradweges ermöglicht nämlich<br />

Touren für alle konditionellen Bef<strong>in</strong>dlichkeiten,<br />

jeden Geschmack und e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

<strong>in</strong>dividueller Interessen. Das Radeln<br />

entlang der Donau bietet sehr viel mehr<br />

als das bee<strong>in</strong>druckende Vorbeiziehen<br />

prachtvoller Landschaftsbilder: von den<br />

spektakulären Trockenste<strong>in</strong>mauern <strong>in</strong><br />

den höher gelegenen We<strong>in</strong>gärten der<br />

Wachau bis h<strong>in</strong> zur unberührten Natur<br />

im Nationalpark Donau-Auen.<br />

Historisch Interessierten w<strong>in</strong>kt hier auch<br />

e<strong>in</strong>e Reise durch wechselvolle Geschichte,<br />

die man <strong>in</strong> der römischen Siedlung Carnuntum<br />

ebenso kennenlernen kann wie<br />

<strong>in</strong> Willendorf, wo e<strong>in</strong>st der Fund der berühmten<br />

Venus 50.000 Jahre Besiedelung<br />

dieses Gebietes nachwies.<br />

DONAURADWEG<br />

Gesamtlänge <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>:<br />

260 Kilometer<br />

10 Touren-Vorschläge:<br />

Ardagger — Melk (54 km)<br />

Emmersdorf — Krems (34 km)<br />

Melk — Mautern (33 km)<br />

Krems — Tulln (41 km)<br />

Mautern — Klosterneuburg (69 km)<br />

Klosterneuburg — Petronell (59 km)<br />

Tulln — Wien/Nordbrücke (35 km)<br />

Petronell — Bratislava (26 km)<br />

Wien/Nordbrücke — Ha<strong>in</strong>burg (51 km)<br />

Ha<strong>in</strong>burg — Bratislava (18 km)<br />

Mehr Informationen unter:<br />

donau.com/donauradweg<br />

<strong>Servus</strong> 85


DURCH WIENERWALD UND HELENENTAL<br />

JEDE MENGE GESCHICHTE<br />

Diese Radtour ist nichts für Menschen,<br />

die 60 Kilometer re<strong>in</strong> sportlich abspulen<br />

möchten. Bei diesem Übermaß an Geschichte<br />

am Wegesrand muss man sich<br />

die Zeit nehmen, immer wieder abzusteigen<br />

und <strong>in</strong>nezuhalten. So schön das<br />

Radeln auf den verschlungenen Wegerln<br />

im Helenental oder unter dem sattgrünen<br />

Laubhimmel des Wienerwalds auch<br />

se<strong>in</strong> mag – die Klöster-Kaiser-Künstler-Tour<br />

ist fürs bloße Vorbeifahren zu schade.<br />

Das beg<strong>in</strong>nt schon am Start im Schlosspark<br />

Laxenburg der ehemaligen kaiserlichen<br />

Sommer residenz. Es setzt sich fort<br />

im Stift Heiligenkreuz, dessen Mauern<br />

schon knapp neunhundert Jahre stehen.<br />

Und Schloss Mayerl<strong>in</strong>g war 1889 Schauplatz<br />

der Tragödie von Kronpr<strong>in</strong>z Rudolf<br />

und se<strong>in</strong>er Geliebten Mary Vetsera.<br />

E<strong>in</strong> Stück weiter, <strong>in</strong> H<strong>in</strong>terbrühl, tummelten<br />

sich Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

viele berühmte Künstler, die den Ort als<br />

ihr Refugium entdeckt hatten. Vor allem<br />

der Gasthof Höldrichsmühle, heute e<strong>in</strong><br />

Hotel, hatte es e<strong>in</strong>igen von ihnen angetan:<br />

Der Maler Ferd<strong>in</strong>and Georg Waldmüller<br />

verewigte das Haus auf mehreren Bildern,<br />

Franz Schubert soll hier zum Lied „Der<br />

L<strong>in</strong>denbaum“ <strong>in</strong>spiriert worden se<strong>in</strong>, und<br />

Ludwig van Beethoven und Ferd<strong>in</strong>and<br />

Raimund flanierten gern am Rande des<br />

Wienerwalds.<br />

In und um Baden s<strong>in</strong>d beim jährlichen<br />

Festival La Gacilly von Juni bis Oktober<br />

auf e<strong>in</strong>er Länge von sieben Kilometern<br />

1.500 Fotografien ausgestellt, manche<br />

davon bis zu 280 Quadratmeter groß.<br />

KLÖSTER-KAISER-<br />

KÜNSTLER-TOUR<br />

Gesamtlänge: 62 Kilometer<br />

Streckenführung:<br />

Schlosspark Laxenburg — Baden —<br />

Heiligenkreuz — Siegenfeld — Gaaden<br />

— H<strong>in</strong>terbrühl — Laxenburg<br />

Mehr Informationen unter: wienerwald.<br />

<strong>in</strong>fo/kloester-kaiser-kuenstler-tour<br />

86 <strong>Servus</strong>


AUSFLUG INS WECHSELGEBIRGE<br />

ZUM SCHWELGEN AUF DIE SCHWAIGEN<br />

Es markiert die Grenze zwischen dem<br />

steirischen Joglland und der Buckligen<br />

Welt <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong> und ist e<strong>in</strong>e<br />

beliebte Dest<strong>in</strong>ation für Wanderer. Aber<br />

das Wechselgebirge hat sich längst auch<br />

zum Anziehungspunkt für jene entwickelt,<br />

die mit dem Fahrrad höher h<strong>in</strong>aus wollen.<br />

Und dank E-Mounta<strong>in</strong>bikes s<strong>in</strong>d die<br />

Routen der Wexl Trails nicht nur etwas<br />

für Leistungssportler, sondern sehr<br />

familienfreundlich angelegt.<br />

E<strong>in</strong> wenig plagen muss man sich auf<br />

diesen Strecken trotzdem, aber das wird<br />

auf jeden Fall belohnt. Denn nach den<br />

Waldpassagen auf die satten Almen zu<br />

gelangen, die hier Schwaigen heißen,<br />

bietet herrliche Panoramablicke auf die<br />

Hohe Wand oder den Schneeberg. Dann<br />

auch noch entlang der Forststraßen den<br />

Gipfelsieg auf dem 1.743 Meter hohen<br />

Hochwechsel anzupeilen verleiht e<strong>in</strong><br />

besonderes Hochgefühl.<br />

E<strong>in</strong>e gewisse Fitness ist jedenfalls Voraussetzung,<br />

selbst wenn e<strong>in</strong> Elektromotor<br />

unterstützt. Und es empfiehlt sich, die<br />

Touren <strong>in</strong> der Früh zu starten, spätestens<br />

um neun Uhr: Der Wechsel verdankt<br />

se<strong>in</strong>en Namen den Wetterkapriolen, die<br />

hier möglich s<strong>in</strong>d. So kann es durchaus<br />

vorkommen, dass es bei strahlendem<br />

Sonnensche<strong>in</strong> losgeht und 1.000 Meter<br />

höher plötzlich M<strong>in</strong>usgrade hat. Auch<br />

sanfte Aufsteiger s<strong>in</strong>d hier schon sehr<br />

sportlich wieder h<strong>in</strong>untergesaust.<br />

HOCHWECHSEL-RUNDE<br />

Gesamtlänge: 29 Kilometer<br />

(1.370 Höhenmeter)<br />

Streckenführung:<br />

Erlebnisarena St. Corona — Speicherteich<br />

— Almrauschhütte — Kampste<strong>in</strong>er<br />

Schwaig — Feistritzer Schwaig<br />

— Dreiländereck — Hochwechsel —<br />

Marienseer Schwaig — Feistritzer<br />

Schwaig — Almrauschhütte — Speicherteich<br />

— Erlebnisarena St. Corona<br />

Mehr Informationen unter: wexltrails.at<br />

<strong>Servus</strong> 87


NIEDERÖSTERREICH<br />

K<br />

lost ern eu b u rg<br />

AUSFLUG<br />

STADT, LAND, FLUSS<br />

Im W<strong>in</strong>dschatten von Wien kuschelt sich Klosterneuburg zwischen<br />

Donau und Wienerwald <strong>in</strong>s Gelände. Land-Idylle für alle, die dem Lärm<br />

der Hauptstadt entfliehen wollen, aber ohne Trubel auch nicht können.<br />

TEXT: Uschi Korda<br />

FOTOS: Philipp Horak<br />

88 <strong>Servus</strong>


Wie gemalt. Die We<strong>in</strong>gärten ziehen<br />

grafische L<strong>in</strong>ien, bevor sie sich<br />

im riesigen Mischwald verlieren,<br />

der die Hauptstadt wie e<strong>in</strong> grüner<br />

R<strong>in</strong>g umschließt. Weith<strong>in</strong> sichtbar:<br />

das Stift der Chorherren.<br />

<strong>Servus</strong> 89


Wie die Eschen, Buchen, Eichen und Föhren<br />

mit ihren Grüntönen, Blättern und Nadeln<br />

die E<strong>in</strong>zigartigkeit des Wienerwalds ausmachen,<br />

s<strong>in</strong>d auch die Klosterneuburger e<strong>in</strong>e Mischkulanz.<br />

Den echten Klosterneuburger,<br />

gibt’s den? Wolfgang Ure runzelt die<br />

Stirn. Wir stapfen von Kierl<strong>in</strong>g aus<br />

Richtung Redl<strong>in</strong>gerhütte und versuchen,<br />

dem Wesen des Klosterneuburgers auf<br />

die Spur zu kommen. Aber genauso wie<br />

die Eschen, Buchen, Eichen und Föhren<br />

r<strong>in</strong>gsum mit ihren vielfältigen Grüntönen,<br />

Blättern und Nadeln <strong>in</strong>sgesamt<br />

die E<strong>in</strong>zigartigkeit des Wienerwaldes<br />

ausmachen, s<strong>in</strong>d auch die Klosterneuburger<br />

e<strong>in</strong>e Mischkulanz. Genau<br />

genommen e<strong>in</strong>e Wiener Mischkulanz.<br />

Junge Familien ziehen her, erwachsene<br />

K<strong>in</strong>der ziehen wieder <strong>in</strong> die Stadt. Auch<br />

Wolfgangs Eltern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den 1960ern<br />

heraus nach Klosterneuburg-Kierl<strong>in</strong>g<br />

gezogen, um den Traum vom Leben<br />

auf dem Land zu verwirklichen.<br />

WENN DIE BADLEUT’ KOMMEN<br />

Klosterneuburg ist die drittgrößte Stadt<br />

<strong>Niederösterreich</strong>s, mit den Ortsteilen<br />

Kierl<strong>in</strong>g, Kritzendorf, Höfle<strong>in</strong>, Weidl<strong>in</strong>g,<br />

Weidl<strong>in</strong>gbach und Maria Gugg<strong>in</strong>g.<br />

Direkt an der Donau liegen nur Höfle<strong>in</strong><br />

und Kritzendorf, der Rest verstreut sich<br />

zwischen We<strong>in</strong>hängen im Wienerwald.<br />

„Als Kierl<strong>in</strong>ger war ich als K<strong>in</strong>d lieber<br />

im Wald, die Donau-Au hat gemiefelt“,<br />

sagt Wolfgang Ure. Doch wenn es warm<br />

wurde, bestimmte der große Strom mit<br />

se<strong>in</strong>en Gestaden e<strong>in</strong>deutig das Leben.<br />

„Alle<strong>in</strong> wenn die Badleut’ kommen“,<br />

sagt Wolfgang Ure, „musste man dabei<br />

se<strong>in</strong>.“ Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d die Wiener, die<br />

ihre Kabanen im Strombad Kritzendorf<br />

mit K<strong>in</strong>d, Kegel, Kochtöpfen und jeder<br />

Menge Schmäh beziehen. Seit 1903 gibt<br />

es das Freiluftstrombad, das liebevoll<br />

„Riviera an der Donau“ genannt wird,<br />

auch weil sich dort vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg die Wiener Kunst- und Kulturszene<br />

im Badekostüm zum Gedankenaustausch<br />

an der frischen Luft traf.<br />

Ins Wasser g<strong>in</strong>g hier aber nur, wer gut<br />

schwimmen konnte, zu stark war<br />

die Strömung, vor allem bis zum Bau<br />

des Kraftwerks Greifenste<strong>in</strong> 1985.<br />

„E<strong>in</strong>mal über die Donau schwimmen“,<br />

sagt Wolfgang Ure, „war natürlich bei<br />

uns die Mutprobe schlechth<strong>in</strong>.“ Wobei<br />

am meisten die Strudel gefürchtet<br />

waren, deren Sog e<strong>in</strong>en unweigerlich<br />

<strong>in</strong> die Tiefe zieht. Früher gab man dem<br />

Donauweibchen die Schuld, heute weiß<br />

man, dass man lieber vorher tra<strong>in</strong>ieren<br />

sollte, bevor man den mächtigen Fluss<br />

herausfordert.<br />

Ebenfalls zu den Mutproben e<strong>in</strong>er<br />

Klosterneuburger Jugend gehörte e<strong>in</strong>st<br />

das Durchqueren der psychiatrischen<br />

E<strong>in</strong>richtung Gugg<strong>in</strong>g. „Nur mit dem<br />

Rad“, sagt Wolfgang Ure. „Zu Fuß hat<br />

sich ke<strong>in</strong>er getraut.“ Wie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Dorf im Dorf agierte die Heilanstalt<br />

bis 2007 – mit eigener Landwirtschaft,<br />

Feuerwehr, Wäscherei etc. und für<br />

jedermann zugänglich. Auf dem riesigen<br />

Gelände residiert heute das IST Austria<br />

(Institute of Science and Technology<br />

Austria), e<strong>in</strong>e Forschungsuni, <strong>in</strong> der Gegend<br />

kurz „der Campus“ genannt. Falls<br />

e<strong>in</strong>er der <strong>in</strong>ternationalen Wissenschaftler<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Spaziergang zum Hirnauslüften<br />

macht, nimmt er vielleicht auf<br />

der kunstvoll geschwungenen eisernen<br />

Bank <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Labyr<strong>in</strong>ths Platz.<br />

„Ist der Querschnitt e<strong>in</strong>es Gehirns“,<br />

sagt Wolfgang Ure, der das Objekt für<br />

den Multimediakünstler Peter Kogler realisiert<br />

hat – <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Werkstatt <strong>in</strong> Wien-<br />

Floridsdorf, wo er Möbel und Kunst aus<br />

Metall herstellt. Schräg h<strong>in</strong>ter der Bank<br />

führt der Weg auf e<strong>in</strong>en Hügel und zum<br />

Museum Gugg<strong>in</strong>g, das Gäste aus aller<br />

Welt anzieht. E<strong>in</strong>er der bekanntesten<br />

war Popmusiker David Bowie, der sich<br />

1994 e<strong>in</strong>en ganzen Nachmittag lang bei<br />

den Künstlern von Gugg<strong>in</strong>g zu se<strong>in</strong>em<br />

Album „Outside“ <strong>in</strong>spirieren ließ und<br />

Bilder für se<strong>in</strong>e Sammlung erstand.<br />

E<strong>in</strong>e Welt, <strong>in</strong> der man auf Schritt und<br />

Tritt den Atem der Geschichte spürt,<br />

ist das Chorherrenstift Klosterneuburg.<br />

Zwischen all den Schätzen könnte man<br />

wohl Wochen verbr<strong>in</strong>gen und sich etwa<br />

mit dem alten Streit beschäftigen, ob<br />

der Goldschmied Nikolaus von Verdun<br />

1181 die Emailletafeln des berühmten<br />

Verduner Altars hier oder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er französischen<br />

Heimat angefertigt hat. ➤<br />

90 <strong>Servus</strong>


Wasser & Wald. Ab dem Frühjahr spielt sich das Leben an den<br />

Gestaden des großen Flusses ab. Vor allem im Strombad Kritzendorf,<br />

auch liebevoll die Riviera an der Donau genannt. Unten: Vater Hans<br />

und Sohn Simon Riegler schupfen geme<strong>in</strong>sam die Redl<strong>in</strong>gerhütte, e<strong>in</strong><br />

Ausflugsgasthaus mitten im Wienerwald, so wie man es sich vorstellt.<br />

Ganz unten rechts: Wolfgang Ure auf der eisernen Bank vor dem<br />

Campus <strong>in</strong> Gugg<strong>in</strong>g, die der Metalltischler selbst realisiert hat.<br />

<strong>Servus</strong> 91


92 <strong>Servus</strong><br />

Kunst & Kultur. Kreuzgewölbe im Chorherrenstift Klosterneuburg.<br />

Um alle Schätze zu erkunden, würde man vermutlich Wochen<br />

brauchen. Unten l<strong>in</strong>ks: Josef Bauer hat im Stift die alten Gärten<br />

revitalisiert und neue angelegt. In der Orangerie kümmert er sich um<br />

die Orchideen. Unten rechts: Seit den 1950er-Jahren s<strong>in</strong>d die Künstler<br />

von Gugg<strong>in</strong>g weltberühmt, heute haben sie e<strong>in</strong> eigenes Museum und<br />

e<strong>in</strong>e Galerie. Hier das Zimmer von August Walla (1936–2001).


„Echte Klosterneuburger halt –<br />

im Grünen leben, aber die Stadt nur ja<br />

nicht aus den Augen verlieren.“<br />

Oder über den Brautschleier der Agnes<br />

rätseln, der der Legende nach hierher<br />

verweht und erst neun Jahre später<br />

gefunden wurde, worauf 1114 ihr Gatte,<br />

der Babenberger Leopold III., zum Dank<br />

das Stift errichten ließ. Wissenschaftler<br />

haben anhand des Blütenstaubs bewiesen,<br />

dass es e<strong>in</strong> orientalischer Stoff aus<br />

dieser Zeit ist, den Agnes vermutlich<br />

ganz profan dem Kloster geschenkt hat.<br />

Wir haben <strong>in</strong>zwischen die Redl<strong>in</strong>gerhütte<br />

erreicht, wo Walther Soyka gerade<br />

se<strong>in</strong>e Knöpferlharmonika auspackt. Die<br />

Wiener Liedermacher rund um Ernst<br />

Molden kommen gerne <strong>in</strong> diese Oase,<br />

wo sich ihr Blues perfekt <strong>in</strong> die grüne<br />

Idylle schmiegt. „Ich habe mich vor<br />

40 Jahren <strong>in</strong> die Ru<strong>in</strong>e verliebt“, sagt<br />

Hans Riegler, der die Hütte mit eigenen<br />

Händen Stück für Stück renoviert hat.<br />

Er drückt se<strong>in</strong>em Sohn Simon das Tablett<br />

mit dem selbst gemachten Hollersaft<br />

zum Servieren <strong>in</strong> die Hände. 35 ist<br />

Simon Riegler heute. Er ist nach Wien<br />

gezogen und hat sich dort als DJ e<strong>in</strong>en<br />

Namen gemacht. „Aber es zieht mich<br />

wieder aufs Land“, sagt Simon. Also<br />

schupft er mit dem Vater die Hütte,<br />

wohnt trotzdem <strong>in</strong> Wien und pendelt.<br />

„Echte Klosterneuburger halt“, sagt<br />

Wolfgang Ure und gr<strong>in</strong>st von e<strong>in</strong>em Ohr<br />

zum anderen. „Im Grünen leben, aber<br />

die Stadt nur ja nicht aus den Augen<br />

verlieren.“<br />

Empfehlenswerte Adressen<br />

Wandern & Wundern<br />

Wer sich <strong>in</strong> der Region<br />

um Klosterneuburg auf die<br />

Wandersocken macht, kann<br />

viel erleben: Der Biosphärenpark<br />

Wienerwald etwa erstreckt sich<br />

über 51 niederösterreichische<br />

Geme<strong>in</strong>den und sieben<br />

Wiener Geme<strong>in</strong>debezirke.<br />

Auf e<strong>in</strong>er Fläche so groß<br />

wie 110.000 Fußballfelder<br />

f<strong>in</strong>den hier 30 Waldtypen,<br />

über 2.000 Pflanzenund<br />

150 Brutvogelarten<br />

ihren Lebensraum.<br />

Und nicht nur die Natur hält<br />

Bestaunenswertes bereit: Die<br />

Maria-Lourdes-Grotte bei Maria<br />

Gugg<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>e naturgetreue,<br />

verkle<strong>in</strong>erte Nachbildung der<br />

weltberühmten Grotte im<br />

französischen Lourdes. Vom<br />

Frühl<strong>in</strong>g bis zum späten Herbst<br />

wird am Altar täglich Eucharistie<br />

gefeiert. L<strong>in</strong>ks davon, neben<br />

der sprudelnden Quelle, kniet<br />

lebensgroß die heilige Bernadette,<br />

die voll Liebe und Vertrauen zu<br />

Maria aufblickt. Das Ausflugsziel<br />

ist über e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache, familienfreundliche<br />

Wanderung von der<br />

Burg Greifenste<strong>in</strong> aus erreichbar.<br />

bpww.at, wienerwald.<strong>in</strong>fo<br />

Genuss & Gesang<br />

Was hat Oper mit Balsamico<br />

aus <strong>Niederösterreich</strong> zu tun?<br />

Ganz e<strong>in</strong>fach: Beim Gesangsstudium<br />

im italienischen Modena<br />

lernte Herwig Pecoraro den<br />

Aceto Balsamico Tradizionale<br />

kennen und lieben. Heute<br />

lebt der Staatsopernsänger<br />

<strong>in</strong> Klosterneuburg und produziert<br />

edelste Essigessenzen – als<br />

Österreichs e<strong>in</strong>ziger Hersteller<br />

von Balsamico nach traditionell<br />

italienischer Art.<br />

balsamico.at<br />

We<strong>in</strong> & Wohnen<br />

Wer nicht ziellos durch die<br />

Landschaft spazieren will,<br />

dem seien zwei wunderbare<br />

Landeplätze ans Herz gelegt: das<br />

idyllische We<strong>in</strong>gut Ubl-Doschek<br />

mitten <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>bergen und<br />

die Buschenschank der Familie<br />

Pötsch mit ihrem bezaubernden<br />

Gastgarten. Und weil man<br />

dort beim We<strong>in</strong> eventuell e<strong>in</strong><br />

bisserl länger verweilen möchte,<br />

empfiehlt sich e<strong>in</strong>e Übernachtung,<br />

etwa <strong>in</strong> der urigen Villa Kreuthhof<br />

oder am We<strong>in</strong>gut Hauerhof 99.<br />

ubl-doschek.at, we<strong>in</strong>bau-poetsch.at,<br />

kreuthhof.at, hauerhof.at<br />

<strong>Servus</strong> 93


UNTERWEGS IM<br />

WEINVIERTEL<br />

UNTERRETZBACH<br />

Kerzenmanufaktur Glaser<br />

Ganz <strong>in</strong> der Nähe von Retz liegt e<strong>in</strong>e der letzten<br />

Kerzenmanufakturen Österreichs. Vor Ort können<br />

Besucher zusehen, wie Kerzen gegossen werden. Die<br />

Hersteller geben ihr Wissen rund um ihr Handwerk<br />

weiter: Welche Rohstoffe werden verwendet, wie kommt<br />

der Duft <strong>in</strong> die Kerze und wie wird man Kerzenmacher?<br />

Zum Abschluss f<strong>in</strong>den sich im Verkaufsraum Kerzen<br />

<strong>in</strong> den verschiedensten Formen, Farben, Größen und<br />

Duftsorten – für e<strong>in</strong>en selbst oder als Geschenk.<br />

Tipp: Nicht nur der Kerzenduft verzaubert e<strong>in</strong>en hier –<br />

<strong>in</strong> der Café Lounge kann man sich gemütlich bei<br />

e<strong>in</strong>em frischen Kaffee entspannen.<br />

Kerzenmanufaktur Glaser<br />

Bahnstraße 13, 2074 Unterretzbach<br />

Tel.: +43/2942/201 76, <strong>in</strong>fo@duftkerzen.at<br />

kerzen-manufaktur.at<br />

KELLERKATZENWEG HOLLABRUNN<br />

Kellergassenerlebnis mit allen S<strong>in</strong>nen<br />

In Hollabrunn empfängt die Kellerkatze Groß und<br />

Kle<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er spannenden Entdeckungstour und erzählt<br />

von e<strong>in</strong>er vergangenen Arbeits- und Lebenswelt. Der<br />

Rundweg ist vier Kilometer lang und kann jederzeit<br />

kostenfrei begangen werden. Es werden auch Führungen<br />

und e<strong>in</strong> Picknickkorb-Service angeboten.<br />

kellerkatzenweg.at<br />

WEINGUT WEINWURM<br />

We<strong>in</strong>genuss Roter Muskateller<br />

Muskataromen, fruchtige Noten von Pfirsich, Mango<br />

und Litschi sowie e<strong>in</strong> ausbalanciertes Zusammenspiel<br />

von Säure und Süße: Das zeichnet den Roten<br />

Muskateller des We<strong>in</strong>guts We<strong>in</strong>wurm aus. Der<br />

sonnen geküsste We<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> köstlicher Begleiter für<br />

gesellige Runden und laue Sommernächte.<br />

we<strong>in</strong>wurms.at<br />

FOTOS: GLASER, JOHANNES ZINSER, MICHAEL REIDINGER


ANZEIGE<br />

Die Retzer W<strong>in</strong>dmühle<br />

ist e<strong>in</strong>e der letzten<br />

betriebsfähigen W<strong>in</strong>dmühlen<br />

Österreichs.<br />

RETZER LAND<br />

Von Mühlen, Labyr<strong>in</strong>then und Refugien<br />

FOTOS: POV / ROBERT HERBST, ALTHOF RETZ, WEINFRANZ<br />

Durch schmale Kellergassen und vorbei an zauberhaften<br />

Marterln: Rund um die We<strong>in</strong>stadt Retz im nordwestlichen<br />

We<strong>in</strong>viertel gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl an Rad- und Wanderrouten<br />

zu entdecken.<br />

Vom Rad zum We<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>mal losgeradelt, ist e<strong>in</strong> Abstecher zur Retzer W<strong>in</strong>dmühle<br />

e<strong>in</strong> Muss. Sie ist e<strong>in</strong>e der letzten beiden betriebsfähigen<br />

W<strong>in</strong>dmühlen <strong>in</strong> Österreich. Nach dem Radausflug empfiehlt<br />

es sich, <strong>in</strong> die Welt des We<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zutauchen: Der<br />

Retzer Erlebniskeller bietet Führungen durch das verzweigte<br />

Labyr<strong>in</strong>th von unterirdischen Stollen an. Kellergassenführungen<br />

mit Verkostungen gibt es <strong>in</strong> der Maulavern <strong>in</strong><br />

Zellerndorf oder <strong>in</strong> der Öhlbergkellergasse <strong>in</strong> Pillersdorf.<br />

Wer auf den Geschmack gekommen ist, sollte Schrattenthal<br />

e<strong>in</strong>en Besuch abstatten – hier warten weitere exzellente<br />

We<strong>in</strong>e auf Genießer.<br />

Übernachten im Landgut & SPA Althof Retz<br />

Wer den Tag genussvoll startet, sollte ihn auch entsprechend<br />

auskl<strong>in</strong>gen lassen: Im Ambiente der ehemaligen Retzer<br />

Burganlage wird der Abend mit kul<strong>in</strong>arischen Köstlichkeiten<br />

im Restaurant beziehungsweise auf der Terrasse im<br />

romantischen Innenhof eröffnet. Dazu passen die erlesenen<br />

We<strong>in</strong>e der Althof-Gebietsv<strong>in</strong>othek. Wohltuende Stunden<br />

lassen sich im V<strong>in</strong>oSPA verbr<strong>in</strong>gen: Fünf Ebenen auf über<br />

1.000 Quadratmetern mit Inf<strong>in</strong>ity Pool am Dach, regionalem<br />

Saunaerlebnis und Ruheräumen <strong>in</strong>mitten der 700 Jahre<br />

alten Burgmauern bieten Erholung für Körper und Geist.<br />

Danach lässt man sich e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong>s Bett der gemütlichen<br />

Zimmer fallen und freut sich auf den nächsten Tag.<br />

Gäste<strong>in</strong>fo Retzer Land<br />

2070 Retz, Tel.: +43/2942/27 00, office@retzer-land.at<br />

retzer-land.at | althof.at<br />

Mehr zur Region unter: we<strong>in</strong>viertel.at


UNTERWEGS IM<br />

WALDV IERTEL<br />

WALDVIERTLER HEU-KRÄUTER-UNTERBETTEN<br />

Mit der Kraft von Heu<br />

Heu ist mehr als nur Futter für Kühe: Es versorgt unseren<br />

Organismus mit Energie und Lebenskraft und besitzt<br />

e<strong>in</strong>e harmonisierende Wirkung auf unseren Körper, regt<br />

den Stoffwechsel an, stärkt die Abwehrkräfte und wirkt<br />

schmerzl<strong>in</strong>dernd.<br />

Die Heu-Unterbetten s<strong>in</strong>d ideal bei Schlaflosigkeit,<br />

Kreuzschmerzen, Verspannungen im Nacken- und<br />

Schulterbereich, Nerven-, Muskel-, Gelenksschmerzen<br />

sowie bei Durchblutungsstörungen.<br />

In der Früh fühlt sich der Körper erholt und gekräftigt –<br />

so kann gut <strong>in</strong> den Tag gestartet werden.<br />

Um Voranmeldung des Besuches wird gebeten.<br />

Waldviertler Heu-Unterbetten<br />

3662 Kollnitz 12, Tel.: +43/7413/63 96<br />

heuunterbetten.at<br />

GRAFENEGG<br />

Sommerlust und Konzertgenuss<br />

Seit 15 Jahren ist die Open-Air-Bühne Wolkenturm<br />

<strong>in</strong> Grafenegg Schauplatz e<strong>in</strong>drucksvoller klassischer<br />

Konzerte. Unter der künstlerischen Leitung von<br />

Star-Pianist Rudolf Buchb<strong>in</strong>der versammeln sich im<br />

idyllischen Schlosspark die besten Orchester der Welt.<br />

Da die Konzerte zum großen Teil unter freiem Himmel<br />

geplant s<strong>in</strong>d, können sie wahrsche<strong>in</strong>lich auch vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund der aktuellen Situation stattf<strong>in</strong>den.<br />

Aus der Riege großer Orchester ragen diesmal die<br />

Philharmoniker aus Wien, München und Prag heraus.<br />

Infos & Karten<br />

Tel.: +43/1/586 83 83, tickets@grafenegg.com<br />

grafenegg.com<br />

FOTOS: ALEXANDER HAIDEN, LUKAS BECK, DORIS HIMMELBAUER


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LANDHOTEL YSPERTAL<br />

Biogenuss & Rosenkuss<br />

Umgeben von Wanderwegen, wird man hier mit e<strong>in</strong>em<br />

Rosecco-„Begrüßungskuss“ empfangen. Empfehlenswert:<br />

das „Essen wie damals“ – alle Speisen werden am Tisch<br />

hergerichtet und jeder kann sich bedienen, ab 4 Personen.<br />

4 Nächte (So–Do) oder 3 Nächte (Do–So) € 237,– p. P.<br />

im Doppelzimmer. Angebot gültig ab 30. 5. 2021.<br />

landhotelyspertal.at<br />

ROTE BLÜTENPRACHT<br />

Mohndorf Armschlag<br />

Im Juli blüht rund drei Wochen lang der Waldviertler<br />

Graumohn rund um Armschlag. Wer se<strong>in</strong> Wissen<br />

um den Mohn erweitern will, kann das ganzjährig am<br />

Mohnlehrpfad und mit dem mobilen Mohnquiz tun. Im<br />

Anschluss lässt man sich beim Mohnwirt Neuwies<strong>in</strong>ger<br />

kul<strong>in</strong>arisch „vermohnen“, sowohl süß als auch pikant.<br />

mohndorf.at<br />

FOTOS: NADJA MEISTER, HANNAH ERGOTT, ISHOOTPEOPLE.AT, BIRGIT SCHRAMMEL<br />

ENTSPANNEN IN LITSCHAU<br />

Theater- & Feriendorf Königsleitn<br />

E<strong>in</strong> Mix aus Kreativität und Natur-, Freizeit- und<br />

Kulturerlebnissen f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Litschau. Hier werden<br />

Workshops zu Kommunikation und Kunst für jedes Alter<br />

angeboten. Wer möchte, kann aber auch Nachtwanderungen<br />

machen oder lernen, wie man Stockbrot am<br />

Lagerfeuer bäckt. E<strong>in</strong> befreiender Urlaub für die Seele.<br />

koenigsleitn.at<br />

FEINES AUS PÖGGSTALL<br />

Kräuterhof Schrammel<br />

Umgeben von Kräutern und Blumen werden <strong>in</strong> der<br />

kle<strong>in</strong>en Manufaktur im südlichen Waldviertel Naturkosmetik,<br />

-seifen und alte Hausmittel <strong>in</strong> liebevoller<br />

Handarbeit hergestellt. Rohstoffe <strong>in</strong> Bio-Qualität und<br />

Verpackung aus Glas und Papier s<strong>in</strong>d hier e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit.<br />

Besuche gegen Voranmeldung möglich.<br />

kraeuterhof-schrammel.at<br />

Mehr zur Region unter: waldviertel.at


Mundart<br />

Ditschgal, Raeschal, Raewadatsche – e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Reise<br />

zu den sprachlichen Besonderheiten <strong>Niederösterreich</strong>s.<br />

Gråu n fae i dl<br />

Krähe<br />

Wachau, We<strong>in</strong>viertel,<br />

Bucklige Welt<br />

gwiss måchn<br />

heiraten<br />

nördliches Waldviertel<br />

Schwåag<br />

Stall<br />

Wechselgebiet<br />

IMPRESSUM<br />

Chefredakteur<br />

Markus Honsig<br />

Projektleitung<br />

Gundi Bittermann<br />

Art Direction<br />

Verena Bartosch, Matthias Pre<strong>in</strong>dl<br />

Projektleitung Foto<br />

Jackl<strong>in</strong>a Fuchs<br />

Redaktion und freie Mitarbeiter<br />

Wolfgang Maria Gran,<br />

Angelika Hager, Niki Nussbaumer,<br />

Josef Ruhalt<strong>in</strong>ger, Veronika Schubert,<br />

Christian Seiler<br />

Illustrationen<br />

Tibo Exenberger, Andreas Leitner,<br />

Andreas Posselt, Roland Vorlaufer<br />

Head of Photo<br />

Isabella Russ<br />

Executive Creative Director<br />

Markus Kietreiber<br />

Projektmanagement<br />

Mariella Reithoffer<br />

Manag<strong>in</strong>g Director<br />

Stefan Ebner<br />

Sales Management<br />

Britta Pucher<br />

Co-Publish<strong>in</strong>g<br />

Susanne Degn-Pfleger, Katr<strong>in</strong> Sigl<br />

Commercial Design<br />

Julia Sch<strong>in</strong>zel<br />

Krautwåchta<br />

Vogelscheuche<br />

Mostviertel, Wienerwald<br />

Krodndeta<br />

Taschenmesser<br />

Wachau, Tullner Becken<br />

We i ggsn<br />

Wespe<br />

Schneeberggebiet<br />

Ditschgal<br />

Ohrfeige<br />

Marchfeld<br />

Raeschal<br />

Schwips<br />

Wienerwald<br />

Glubbm<br />

Wäscheklammer<br />

NÖ gesamt<br />

Herstellung<br />

Veronika Felder<br />

Produktion<br />

Mart<strong>in</strong> Brandhofer, Markus Neubauer<br />

Lektorat<br />

Hans Fleißner, Vera P<strong>in</strong>k<br />

Lithografie<br />

Clemens Ragotzky<br />

Herausgeber & Geschäftsführer<br />

Andreas Kornhofer<br />

Offenlegung<br />

gemäß § 25 Mediengesetz:<br />

Informationen zum Medien<strong>in</strong>haber<br />

s<strong>in</strong>d ständig und unmittelbar unter<br />

folgender Webadresse auff<strong>in</strong>dbar:<br />

servus.com/impressum<br />

Druck<br />

Vogel Druck und Medienservice GmbH,<br />

D-97204 Höchberg<br />

Redaktionsanschrift<br />

He<strong>in</strong>rich-Coll<strong>in</strong>-Straße 1/1, A-1140 Wien,<br />

Tel.: +43/1/90 221-0, Fax-DW: -27930<br />

E-Mail<br />

redaktion@servus.com<br />

Medien<strong>in</strong>haber, Eigentümer & Verleger<br />

Red Bull Media House GmbH,<br />

Oberst-Lepperd<strong>in</strong>ger-Straße 11–15,<br />

A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i,<br />

Landesgericht Salzburg, ATU63611700<br />

E<strong>in</strong> Produkt aus dem<br />

Raewadatsche<br />

Kartoffelpuffer<br />

Mostviertel<br />

Dragatsch<br />

Scheibtruhe<br />

Waldviertel<br />

Wåssalu(d)l<br />

Bach<br />

We<strong>in</strong>viertel<br />

In Kooperation mit<br />

<strong>Niederösterreich</strong>-Werbung GmbH<br />

regelmäßig<br />

lesen<br />

servusmagaz<strong>in</strong>.at/abo<br />

Illustrationen: Andreas Posselt<br />

98 <strong>Servus</strong><br />

Buttons_L<strong>in</strong>eextentions.<strong>in</strong>dd 2 22.02.21 11:56


Foto: rh2010 – Adobe Stock Grafik: AGENTURSCHREIBEIS.AT<br />

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