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IHR PERSÖNLICHES EXEMPLAR<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Im Reich<br />
der Reben<br />
Unterwegs<br />
im malerischen<br />
We<strong>in</strong>viertel<br />
FERIEN AUF DEM LANDE<br />
Vom Mostviertel bis <strong>in</strong> den Wienerwald: E<strong>in</strong>e kul<strong>in</strong>arische Reise durch die Regionen<br />
Buntes Glück: Der Gartensommer <strong>in</strong> Langenlois Sommerfrische: Wie der Semmer<strong>in</strong>g<br />
neu erwacht Im Schloss, im Wald, am See: Kunst an magischen Orten<br />
Sattel-Fest: Radtouren für die ganze Familie
Besonders<br />
Erlebenswert!<br />
<strong>Niederösterreich</strong>s<br />
50 Top-Ausflugsziele<br />
Die 50 Top-Ausflugsziele <strong>Niederösterreich</strong>s sorgen 2021<br />
an Land, zu Wasser, bergauf und bergab für e<strong>in</strong> buntes und<br />
qualitätsvolles Ausflugsangebot. Spannende Ausstellungen,<br />
erlebnisreiche Naturparks, Genuss-, Garten- & Erlebniswelten,<br />
historische Stifte, Klöster, Burgen und Schlösser versprechen<br />
unvergessliche Momente für die ganze Familie.<br />
© istockphoto.com – pixdeluxe<br />
Mehr Infos unter:<br />
top-ausflug.at<br />
Viel Platz und durchdachte Hygiene-Konzepte machen<br />
Ihren Ausflug sicher und problemlos. Für Orientierung<br />
im „Ausflugsdschungel“ sorgt die Mobilitätskarte der<br />
Top-Ausflugsziele <strong>in</strong> digitaler & gedruckter Form.
VORWORT<br />
DIE LEISEN TÖNE<br />
Illustration: Andreas Posselt<br />
Es gibt offene Geheimnisse, wie die verführerische<br />
Kraft der Wachauer Marillenknödel, den fasz<strong>in</strong>ierenden<br />
Anblick der Abermillionen Birnbaumblüten,<br />
die im Frühjahr das Mostviertel üppig schmücken,<br />
den We<strong>in</strong>, der so gut schmeckt, dass gern auch e<strong>in</strong><br />
zweites Achterl willkommen ist, oder die magischen<br />
Musik-Momente, die Sommer für Sommer das<br />
Schlossareal von Grafenegg verzaubern.<br />
Aber dann s<strong>in</strong>d da auch die weniger bekannten Seiten,<br />
die leiseren Töne <strong>Niederösterreich</strong>s. Sie offenbaren<br />
sich etwa bei e<strong>in</strong>em Spaziergang über den Waldviertler<br />
„Lebensweg“, der se<strong>in</strong>e Besucher zur Stille führt. Oder<br />
bei e<strong>in</strong>em Ausflug zur wundersamen Maria-Lourdes-<br />
Grotte, die e<strong>in</strong>en zerklüfteten Felsen im Wienerwald<br />
zu e<strong>in</strong>em Ort des buchstäblichen Himmelsfriedens<br />
macht. Sie werden auch an e<strong>in</strong>er Waldlichtung irgendwo<br />
zwischen Semmer<strong>in</strong>g und Rax spürbar, wo im<br />
Schatten des größten Rhododendrons <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />
die Gedanken auf Reisen gehen dürfen und der Blick<br />
übers weite Land die Freiheit grenzenlos sche<strong>in</strong>en lässt.<br />
Solche Augenblicke würden wir am liebsten <strong>in</strong> den<br />
Rucksack packen für später. Wir können aber auch<br />
e<strong>in</strong>fach noch e<strong>in</strong> bisserl länger bleiben.<br />
Wir wünschen Ihnen e<strong>in</strong>e entspannte Reise und<br />
schöne Stunden mit unserer <strong>Niederösterreich</strong>-Ausgabe.<br />
Gundi Bittermann & die Redaktion<br />
<strong>Servus</strong> 3
28 16<br />
34<br />
INHALT<br />
88<br />
6 Auf Sommerfrische<br />
Ankommen, durchatmen,<br />
genießen – e<strong>in</strong>e Bilderreise durch<br />
Österreichs größtes Bundesland<br />
14 Wussten Sie das?<br />
Die kle<strong>in</strong>ste Stadt, der höchste<br />
Berg, e<strong>in</strong> tonnenschwerer<br />
Ste<strong>in</strong>, der wackeln kann:<br />
<strong>Niederösterreich</strong> zum Staunen<br />
16 Kunst am Gaumen<br />
Junge Köche, alte Rezepte und<br />
der Geschmack der Regionen<br />
26 Liebeserklärung<br />
Christian Seiler über Grammelknöderl<br />
und Süditalien mitten<br />
<strong>in</strong> Hadersdorf<br />
28 E<strong>in</strong> Mann und se<strong>in</strong> We<strong>in</strong><br />
Besuch bei W<strong>in</strong>zer Wolfgang<br />
Seher und neun weitere<br />
Empfehlungen im We<strong>in</strong>viertel<br />
34 Der 20-Schill<strong>in</strong>g-Berg<br />
Die Bahn, die Villen und Ferien<br />
wie früher: wie der Semmer<strong>in</strong>g<br />
mit viel Geschichte neu erwacht<br />
40 E<strong>in</strong>e stille Reise<br />
zu sich selbst<br />
Beim Fasten im Kloster Pernegg<br />
im Waldviertel kann man e<strong>in</strong>en<br />
klaren Blick und Leichtigkeit<br />
im Kopf gew<strong>in</strong>nen – und lernen,<br />
wie man dem Körper Gutes tut<br />
52 Die Schätze an der Donau<br />
Von der Wachau bis Carnuntum:<br />
e<strong>in</strong>e Reise zu mächtigen Stiften<br />
und mittelalterlichen Städten,<br />
zu e<strong>in</strong>er römischen Weltmetropole<br />
und rub<strong>in</strong>farbenem We<strong>in</strong><br />
Coverfotos: Philip Platzer, Stephan Mussil, Stephanie Golser,<br />
<strong>Niederösterreich</strong> Werbung/Stefan Fuert<br />
4 <strong>Servus</strong>
66<br />
74<br />
58<br />
52<br />
Fotos Inhalt: Marco Rossi, Philipp Horak, Rita Newman, Stephan Mussil,<br />
Arche Noah/Rupert Pessl, Christoph Leditznig, Peter Podpera<br />
58 E<strong>in</strong>en Gartensommer lang<br />
Seltene Kulturpflanzen laden <strong>in</strong><br />
Langenlois zum Lustwandeln e<strong>in</strong><br />
66 Wo die Musen küssen<br />
Konzerte im Schloss, Lieder<br />
im Wald, Theater am See: Kunst<br />
und Kultur an magischen Orten<br />
70 Der Spielplatz der Bohème<br />
Der „Schwimmende Salon“ <strong>in</strong><br />
Bad Vöslau ist viel mehr als e<strong>in</strong><br />
Theaterfestival: Angelika Hager<br />
über ihre Liebe zum Bad<br />
72 Gute Unterhaltung!<br />
Das nördlichste Theater<br />
Österreichs und fünf Museen,<br />
die Lust auf Kunst machen<br />
74 Wildes Wunder<br />
Der größte Urwald Mitteleuropas,<br />
dazu e<strong>in</strong> Himmelsglitzern,<br />
das den Atem raubt – Ausflug<br />
zum Dürrenste<strong>in</strong><br />
80 Sattel-Fest<br />
Den Genussgang e<strong>in</strong>legen: sechs<br />
Radtouren für die ganze Familie<br />
88 Stadt, Land, Fluss<br />
Im W<strong>in</strong>dschatten der<br />
Bundeshauptstadt kuschelt<br />
sich Klosterneuburg <strong>in</strong>s<br />
Gelände: vom Wandern,<br />
Wundern und Wohnen<br />
am We<strong>in</strong>gut<br />
98 Mundart, Impressum<br />
E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Sprachführer<br />
durch <strong>Niederösterreich</strong><br />
<strong>Servus</strong> 5
6 <strong>Servus</strong>
NIEDERÖSTERREICH IN BILDERN<br />
SOMMERFRISCHE<br />
Wo der We<strong>in</strong> Geschichte hat, wo auf Gipfeln Gefühle fliegen lernen<br />
und wo blaues Wasser zu Hechtsprüngen <strong>in</strong>s Glück verführt.<br />
Vom Zauber e<strong>in</strong>es Landstrichs.<br />
TEXT: Gundi Bittermann<br />
Foto: Philip Platzer<br />
Unendliche Weiten. Wie fürs Bilderbuch gemalt liegt das Mostviertel da. Die Moststraße, die<br />
sich über 200 Kilometer durchs Land schlängelt, ist von Streuobstbäumen gesäumt. Jahr für Jahr<br />
werden hier herrliche Birnenspezialitäten geerntet – etwa Speck-, Dorsch-, Knoll- oder Pichlbirne.<br />
<strong>Servus</strong> 7
Fotos: Philipp Horak, <strong>Niederösterreich</strong> Werbung/Romeo Felsenreich<br />
Die Wiege des We<strong>in</strong>s. Die malerischen Gassen von Gumpoldskirchen<br />
s<strong>in</strong>d von Wien nur e<strong>in</strong>e kurze Bahnfahrt entfernt. E<strong>in</strong>e lohnende Reise,<br />
kommen hier doch die We<strong>in</strong>raritäten Rotgipfler und Zierfandler <strong>in</strong>s Glas.<br />
8 <strong>Servus</strong>
Raum für Hochgefühle. E<strong>in</strong> Blick von<br />
der Hohen Wand zur richtigen Zeit<br />
offenbart magische Sonnen untergänge<br />
über dem Wiener Alpenbogen.<br />
<strong>Servus</strong> 9
Ferienparadies. E<strong>in</strong>e sommerliche<br />
Boots tour über den Ottenste<strong>in</strong>er Stausee<br />
ist immer e<strong>in</strong>e gute Idee. Se<strong>in</strong>e Wassertemperatur<br />
von rund 23 Grad verleitet<br />
zum Hechtsprung <strong>in</strong>s Badeglück, auf den<br />
warmen Inselfelsen lässt es sich dann<br />
herrlich lufttrocknen.<br />
10 <strong>Servus</strong>
Fotos: Schwarz-König, <strong>Niederösterreich</strong> Werbung/Daniel Gollner<br />
Wasserwelt. E<strong>in</strong>e Reise über den großen Fluss lässt vieles kle<strong>in</strong> ersche<strong>in</strong>en. Mit Macht durchfließt die<br />
Donau die umliegende Landschaft – wie hier <strong>in</strong> der Wachau, wo ganz h<strong>in</strong>ten rechts der imposante Kirchturm<br />
der Wehrkirche <strong>in</strong> Weißenkirchen wie die Aussichtswarte des Zwergenkönigs aus der Kulisse ragt.<br />
<strong>Servus</strong> 11
Fotos: Astrid Bartl, Robert Herbst<br />
Beflügelnder Ort. Wahrzeichen der We<strong>in</strong>stadt Retz ist diese W<strong>in</strong>dmühle.<br />
Sie liegt auf e<strong>in</strong>er Anhöhe an der alten Straße von Retz nach Hofern und ist<br />
mit e<strong>in</strong>em gemütlichen Spaziergang vom Ortszentrum <strong>in</strong> 20 M<strong>in</strong>uten erreichbar.<br />
12 <strong>Servus</strong>
Historischer Landstrich. Spaziergänger<br />
können auf dem Weg durch die Kellergassen<br />
des We<strong>in</strong>viertels – wie hier bei<br />
Zellerndorf – über und unter der Erde <strong>in</strong><br />
die Geschichte des We<strong>in</strong>baus e<strong>in</strong>tauchen,<br />
geheimnisvolle Kellerröhren besichtigen<br />
und We<strong>in</strong>e verkosten.<br />
<strong>Servus</strong> 13
ZAHLEN & FAKTEN<br />
WUSSTEN SIE SCHON?<br />
Welche ist die kle<strong>in</strong>ste Stadt Österreichs? In welchem Kloster<br />
wurde e<strong>in</strong> oscarprämierter Film geschrieben?<br />
Woher hat St. Pölten se<strong>in</strong>en Namen? Hier erfahren Sie es!<br />
TEXT: Niki Nussbaumer<br />
ILLUSTRATION: Andreas Posselt<br />
Mit 2.076 Metern ist<br />
der Schneeberg der höchste<br />
Berg <strong>Niederösterreich</strong>s.<br />
Lange Zeit hielt man ihn<br />
für e<strong>in</strong>en Vulkan und für den<br />
höchsten Berg des gesamten<br />
Kaiserreichs Österreich.<br />
In der Abgeschiedenheit e<strong>in</strong>er<br />
Zelle im Zisterzienserstift<br />
Heiligenkreuz im Wienerwald<br />
schrieb Florian Henckel von<br />
Donnersmarck das Drehbuch<br />
zu se<strong>in</strong>em oscargekrönten Film<br />
„Das Leben der Anderen“.<br />
Nicht <strong>in</strong> Wien, sondern im<br />
Wienerwald, zwischen Mödl<strong>in</strong>g und<br />
H<strong>in</strong>terbrühl, fuhr ab 1883 die erste<br />
elektrische Straßenbahn Österreichs.<br />
In der Seegrotte, e<strong>in</strong>em<br />
ehemaligen Gipsbergwerk<br />
<strong>in</strong> der H<strong>in</strong>terbrühl<br />
bei Mödl<strong>in</strong>g, bef<strong>in</strong>det sich<br />
der größte unterirdische<br />
See Europas.<br />
An die 300.000 Birnbäume wachsen<br />
zwischen den Flüssen Ybbs und Enns –<br />
womit es sich um die höchste Dichte<br />
an Mostbirnbäumen <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />
handelt. Insgesamt werden noch<br />
200 Sorten im Mostviertel angebaut.<br />
Der Name St. Pölten geht auf den<br />
heiligen Hippolyt von Rom zurück.<br />
Durch Lautverschiebungen wurde aus<br />
St. Hippolyt im Lauf der Jahrhunderte<br />
St. Pölten. Seit 1986 ist St. Pölten die<br />
Landeshauptstadt <strong>Niederösterreich</strong>s.<br />
14 <strong>Servus</strong>
Seit 1873 strömt das Wasser<br />
aus dem Rax-Schneeberg-<br />
Gebiet über die I. Wiener<br />
Hochquellenleitung<br />
112 Kilometer <strong>in</strong> die Hauptstadt.<br />
Das Wasser fließt über<br />
30 Aquädukte und Talquerungen<br />
und benötigt 16 Stunden,<br />
bis es <strong>in</strong> Wien e<strong>in</strong>trifft.<br />
Die Thermalquelle <strong>in</strong> Bad Deutsch-<br />
Altenburg ist e<strong>in</strong>e der stärksten<br />
Iod-Schwefel-Quellen <strong>in</strong> Mitteleuropa.<br />
Diese wurde bereits vor 2.000 Jahren<br />
von den Römern genutzt.<br />
Direkt am Donauradweg bei der<br />
Fährstation St. Lorenz-Weißenkirchen<br />
ragt die „Wachauer Nase“ aus dem<br />
Boden. Sie ist vier Meter hoch, die<br />
Nasenlöcher bilden kle<strong>in</strong>e Höhlen<br />
und s<strong>in</strong>d begehbar.<br />
Hardegg im Waldviertel zählt<br />
nur 84 E<strong>in</strong>wohner und ist damit<br />
die kle<strong>in</strong>ste Stadt Österreichs.<br />
Das Dickwurzel-Löffelkraut (Cochlearia<br />
macrorrhiza) zählt zu den am<br />
stärksten vom Aussterben bedrohten<br />
Pflanzenarten Mittel europas. Es kommt<br />
nur noch <strong>in</strong> wenigen Exemplaren<br />
an e<strong>in</strong>em Stand ort nahe Moosbrunn<br />
bei Bruck an der Leitha vor.<br />
Die Marktgeme<strong>in</strong>de Kapelln an der<br />
Perschl<strong>in</strong>g liegt exakt am Mittelpunkt<br />
von <strong>Niederösterreich</strong>.<br />
Mit den Nationalparks Thayatal<br />
und Donau-Auen ist <strong>Niederösterreich</strong><br />
das e<strong>in</strong>zige Bundesland, <strong>in</strong> dem<br />
zwei Nationalparks angesiedelt s<strong>in</strong>d.<br />
Im Nationalpark Thayatal s<strong>in</strong>d bereits<br />
verschwundene Tierarten wie Elch und<br />
Wildkatze wieder gesichtet worden.<br />
Der 38 Kilometer lange Nationalpark<br />
Donau-Auen ist e<strong>in</strong>e der größten<br />
weitgehend <strong>in</strong>takten Aulandschaften<br />
Mitteleuropas.<br />
In Retz liegt der größte historische<br />
We<strong>in</strong>keller Österreichs – e<strong>in</strong> weit<br />
verzweigtes Labyr<strong>in</strong>th mit 20 km<br />
Gesamtlänge aus Röhren und Stollen,<br />
dichter ausgebaut als das oberirdische<br />
Straßenverkehrsnetz und drei<br />
Geschoße tief <strong>in</strong> den Sand gegraben.<br />
Der Wackelste<strong>in</strong> im Schremser Wald<br />
ist rund 105 Tonnen schwer – und<br />
kann dennoch <strong>in</strong> Bewegung versetzt<br />
werden, wenn man ihn an e<strong>in</strong>er<br />
gewissen Stelle am l<strong>in</strong>ken Rand drückt.<br />
Auf der Burg Dürnste<strong>in</strong> wurde<br />
im Mittelalter der englische König<br />
Richard Löwenherz gefangen gehalten.<br />
Mit dem größten Teil des Lösegeldes –<br />
mehr als 23 Tonnen Silber – wurde<br />
Wiener Neustadt erbaut.<br />
<strong>Servus</strong> 15
KULINARISCHE REISE<br />
KUNST AM GAUMEN<br />
In Österreichs größtem Bundesland hüpft das Fe<strong>in</strong>schmeckerherz.<br />
Wir besuchten sechs ausgewählte Wirtshäuser und brachten<br />
neben gut gefüllten Mägen auch drei regionale Rezepte mit nach Hause.<br />
TEXT: Wolfgang Maria Gran<br />
Wie schmeckt Österreich zwischen Poysdorf und<br />
Hochkar, zwischen Weitra und Rax? Schon klar, nach Marille,<br />
Mohn und Mostbirne, aber der natürliche Rohstoff-Fundus<br />
<strong>Niederösterreich</strong>s ist noch viel größer.<br />
Da s<strong>in</strong>d etwa die Donau- und Lunzer-See-Fische und der<br />
Waldviertler Karpfen, natürlich der berühmte Spargel aus<br />
dem Marchfeld, der herrliche Mostviertler Schofkas oder<br />
das Schneebergland-R<strong>in</strong>d. All diese kul<strong>in</strong>arischen Schätze<br />
s<strong>in</strong>d für die Küchenchefs der Region der Stoff, aus dem echte<br />
Fe<strong>in</strong>schmeckerträume s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong>e neue Generation von Produzenten und Küchenkünstlern<br />
ist gerade dabei, die bodenständige, traditionelle<br />
Küche der Region mit viel Wertschätzung zu entstauben und<br />
mit neuen, kreativen Ideen zu verzieren. Vom Hueber <strong>in</strong><br />
St. Georgen an der Leys am oberen Ende des Melktals bis<br />
zum Stockerwirt <strong>in</strong> Sulz im Wienerwald ist diese Entwicklung<br />
zu sehen und zu verkosten. Wenn dann e<strong>in</strong>e junge Gemüsebäuer<strong>in</strong><br />
wie Stephanie Theur<strong>in</strong>ger im Marchfeld, dem Zentrum<br />
des Spargellandes, Artischocken erntet, sieht man, dass<br />
diese Bewegung nicht nur <strong>in</strong> den Küchen, sondern auch auf<br />
den Feldern ihre Spuren h<strong>in</strong>terlässt. Und so kommen <strong>in</strong> den<br />
Gasthäusern und Landgasthöfen, von denen sich manche<br />
zu echten Fe<strong>in</strong>schmeckertempeln gemausert haben, Gerichte<br />
auf den Tisch, die schon beim Studieren der Speisekarte den<br />
Mund wässrig machen: Forelle mit knusprigen Semmelwürfeln<br />
etwa, Sellerie-Cordon-bleu, aber auch Krautfleckerl wie<br />
früher, wie sie schon <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit geschmeckt haben. Patrick<br />
Friedrich vom Gasthaus Figl beschreibt se<strong>in</strong> Verständnis<br />
dieses österreichischen Küchenklassikers so: „Ich will das herausschmecken,<br />
was ich aus der Küche me<strong>in</strong>er Oma <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />
Er<strong>in</strong>nerung habe.“<br />
DER GESCHMACK DER REGIONEN<br />
Man kann ohne E<strong>in</strong>schränkung sagen: Die Gastgeber <strong>Niederösterreich</strong>s<br />
halten den Geschmack der Regionen hoch. Das<br />
zeigt sich auch <strong>in</strong> regionalen Schlemmertreffen wie dem<br />
Gourmetfestival <strong>in</strong> der Wachau, den „Mostviertler Feldversuchen“,<br />
dem „Tafeln im We<strong>in</strong>viertel“ oder der „Genussmeile“<br />
<strong>in</strong> der Thermenregion Wienerwald. Und natürlich im Zusammenschluss<br />
von rund 220 Wirten, die unter dem Titel „<strong>Niederösterreich</strong>ische<br />
Wirtshauskultur“ Spezialitäten der regionalen<br />
Landwirtschaft zu großer kul<strong>in</strong>arischer Kunst machen. Es gilt<br />
also für Hiesige und Dåsige genauso wie für Zuag’raste, Sommerfrischler<br />
und Ausflügler: kommen, kosten, glücklich se<strong>in</strong>.<br />
Fotos: <strong>Niederösterreich</strong> Werbung/Rita Newman, Michael Reid<strong>in</strong>ger, Philipp Horak, Eisenhut&Mayer<br />
16 <strong>Servus</strong>
Genusstour. Stefan<br />
Hueber und Silvia Aigner<br />
aus dem Mostviertel;<br />
die Schafe vom „Apfelbauer“<br />
<strong>in</strong> Miesenbach.<br />
Unten: prächtige We<strong>in</strong>viertler<br />
Artischocken<br />
von Stephanie Theur<strong>in</strong>ger;<br />
die Figl-Krautfleckerl<br />
aus dem Tullnerfeld.<br />
<strong>Servus</strong> 17
Sanft alp<strong>in</strong>. Die Wiener Alpen bilden<br />
den östlichsten Ausläufer der Nördlichen<br />
Kalkalpen. Sie reichen von der Buckligen<br />
Welt über Wechsel, Semmer<strong>in</strong>g und<br />
Schneeberg (hier am Horizont zu sehen)<br />
bis zur Hohen Wand.<br />
18 <strong>Servus</strong>
Wiener Alpen<br />
Gasthaus Apfelbauer<br />
Holzofen und Heimweh<br />
Markus Kuchner (l<strong>in</strong>ks mit Tochter Anna) vom Gasthaus<br />
Apfelbauer ist e<strong>in</strong> Wirtshausk<strong>in</strong>d <strong>in</strong> sechster Generation,<br />
aufgewachsen zwischen Kachelofen und Schank, Frühschoppen<br />
und Stammtisch. „Mir ist gar nichts anderes <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n gekommen<br />
als zu kochen.“ Acht Saisonen war er auswärts und<br />
jedes Mal froh, wieder das heimatliche Ortsschild zu sehen.<br />
Vor sieben Jahren hat er das Gasthaus von den Eltern übernommen,<br />
die noch gern mit anpacken. Se<strong>in</strong>e Küche: „E<strong>in</strong>fach,<br />
ehrlich, die Qualität muss passen, rundumadum haben wir die<br />
besten Zutaten.“ Bauern und Jäger aus der Umgebung liefern,<br />
alles wird im Ganzen gekauft und verwertet. Auf der Karte stehen<br />
Lammkeule aus dem Holzofen, Beuscherl und Sellerie-Cordonbleu,<br />
Heumilch-Bergkäseknödel und hausgeräucherter Fisch –<br />
ke<strong>in</strong> Wunder, dass e<strong>in</strong>en die Ortstafel jedes Mal fröhlich stimmt.<br />
Ascherstraße 15, 2761 Miesenbach, apfelbauer.at<br />
GESCHMORTE LAMMSTELZE<br />
mit geräucherter Polenta<br />
Rezept von Markus Kuchner<br />
Fotos: Franz Zwickl, Michael Reid<strong>in</strong>ger<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
Zeitaufwand: 2½ Stunden<br />
Für das Lamm:<br />
4 Lammstelzen<br />
Salz, Pfeffer<br />
Öl zum Anbraten<br />
1 EL Butter<br />
1 Zwiebel<br />
3 Knoblauchzehen<br />
80 g Karotten<br />
80 g Sellerie<br />
80 g Lauch<br />
1 EL Paradeismark<br />
150 ml Rotwe<strong>in</strong><br />
2 Thymian zweige<br />
2 Rosmar<strong>in</strong>zweige<br />
1 l Lammfond (oder R<strong>in</strong>dsuppe)<br />
Für die Polenta:<br />
600 ml Selchfond<br />
300 ml Obers<br />
110 g Polenta<br />
8 Scheiben Räucherkäse<br />
Zubereitung<br />
1. Lammstelzen salzen,<br />
pfeffern und auf allen<br />
Seiten kräftig anbraten.<br />
Herausnehmen, Fett<br />
abgießen.<br />
2. In derselben Re<strong>in</strong> Butter<br />
aufschäumen. Zwiebel,<br />
Knoblauch und Wurzelwerk<br />
grob schneiden<br />
und dar<strong>in</strong> anrösten.<br />
Paradeismark e<strong>in</strong>rühren,<br />
mit Rotwe<strong>in</strong> ab löschen,<br />
Kräuter und Stelzen<br />
zugeben und mit Fond<br />
übergießen.<br />
3. Im vorgeheizten Backrohr<br />
zu gedeckt bei 180 °C etwa<br />
2 Stunden lang schmoren.<br />
4. Für die Polenta Selchfond<br />
mit Obers aufkochen,<br />
Po lenta e<strong>in</strong>rühren und<br />
bei schwacher Hitze zugedeckt<br />
quellen lassen.<br />
Zum Anrichten auf vorgewärmten<br />
Tellern mit Käse<br />
im Backrohr grat<strong>in</strong>ieren.<br />
5. Wenn sich das Lammfleisch<br />
leicht vom Knochen löst,<br />
die Stelzen aus der Sauce<br />
heben und warm stellen.<br />
6. Den Bratensaft durch<br />
e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Sieb passieren,<br />
nochmals erwärmen<br />
und nach Belieben leicht<br />
b<strong>in</strong>den.<br />
7. Stelze mit dem Gemüse<br />
zur Polenta anrichten und<br />
mit Lammsauce übergießen.<br />
Eventuell mit frischem<br />
Rosmar<strong>in</strong>zweig garnieren.<br />
<strong>Servus</strong> 19
Donauregion<br />
Gasthaus Figl<br />
Ehrlich kocht am besten<br />
Er ist gebürtiger Schweizer und hat als Küchenchef <strong>in</strong>ternationale<br />
Gerichte rauf und runter gekocht. Trotzdem war es e<strong>in</strong>e Art<br />
Heimkehr, als Patrick Friedrich (l<strong>in</strong>ks) vor nunmehr fünf Jahren<br />
das Traditionsgasthaus Figl <strong>in</strong> Wolfpass<strong>in</strong>g übernahm – stammt<br />
doch se<strong>in</strong> Vater ursprünglich aus e<strong>in</strong>em Nachbarort.<br />
Deshalb ist es auch ke<strong>in</strong> Wunder, dass sich Patrick mit Leib<br />
und Seele der österreichischen Hausmannskost verschrieben<br />
hat. „Ich verarbeite hier großteils nur heimische Produkte, wir<br />
haben über dreißig Lieferanten und Produzenten im unmittelbaren<br />
Umfeld“, schwärmt der Chef des Hauses, der sich für den<br />
Schwerpunkt Österreichische Küche entschieden hat, weil er<br />
hier „das Produkt spüren“ kann. Ehrliche Ware, ehrliche Küche,<br />
das ist Patrick Friedrichs Devise. Und deshalb s<strong>in</strong>d hier Krautfleckerl,<br />
Gulasch und Grammelknödel zum Niederknien gut.<br />
Wiener Straße 1, 3424 Wolfpass<strong>in</strong>g, gasthaus-figl.at<br />
KRAUTFLECKERL wie früher<br />
Rezept von Patrick Friedrich<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
Zeitaufwand: 50 M<strong>in</strong>uten<br />
Für die Krautfleckerl:<br />
700 g Weißkraut<br />
100 g Zwiebeln<br />
8 EL Öl<br />
50 g brauner Zucker<br />
Salz, Pfeffer<br />
ganzer Kümmel<br />
20 ml dunkler Balsamico<br />
200 g Fleckerl<br />
Zum Fertigstellen:<br />
1 große Flocke Butter<br />
1 Prise brauner Zucker<br />
fe<strong>in</strong> geschnittener Schnittlauch<br />
100 g Sauerrahm<br />
frischer Majoran<br />
Zubereitung<br />
1. Weißkraut vierteln, vom<br />
Strunk befreien und <strong>in</strong> grobe<br />
Fleckerl schneiden.<br />
2. Zwiebeln schneiden und<br />
fe<strong>in</strong> würfeln. In e<strong>in</strong>em<br />
Topf Öl erhitzen und die<br />
Zwiebeln dar<strong>in</strong> andünsten,<br />
bis sie Farbe annehmen.<br />
Kraut zugeben, mitdünsten.<br />
3. Zucker, Salz, frisch gemahlenen<br />
Pfeffer und<br />
Kümmel zugeben, mit<br />
Balsamico ablöschen<br />
und die Hitze reduzieren.<br />
Das Kraut langsam<br />
20–30 M<strong>in</strong>uten weich<br />
dünsten.<br />
4. Die Fleckerl <strong>in</strong> reichlich<br />
kochendem Salzwasser<br />
bissfest kochen. Abseihen<br />
und abschrecken.<br />
5. Butter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Pfanne geben<br />
und braun werden lassen,<br />
Zucker dar<strong>in</strong> leicht karamellisieren.<br />
Das gedünstete<br />
Kraut zugeben und durchschwenken.<br />
6. Die Fleckerl zugeben und<br />
heiß werden lassen. Mit<br />
Balsamico, Salz und Pfeffer<br />
abschmecken. Schnittlauch<br />
unterheben.<br />
7. In tiefen Tellern anrichten,<br />
e<strong>in</strong>en Löffel Sauerrahm daraufsetzen<br />
und mit Majoranblättchen<br />
bestreuen.<br />
Fotos: Victoria Schaffer, Stephanie Golser, Chiara Stocker, David Anselgruber<br />
20 <strong>Servus</strong>
Wienerwald<br />
Landgasthaus Stockerwirt<br />
Charme im Grünen<br />
Wenn man hier auf der Karte von Rote-Rüben-Blattsp<strong>in</strong>at-Kren-<br />
Risotto oder Entenleber mit Top<strong>in</strong>amburpüree liest, wird rasch<br />
klar, dass <strong>in</strong> dieser Küche auf hohem Niveau gearbeitet wird.<br />
Deshalb überraschen auch die zwei Hauben nicht, die man sich<br />
hier im Wienerwald erkocht hat.<br />
Kathar<strong>in</strong>a und Georg Stocker (unten) s<strong>in</strong>d über so e<strong>in</strong>e<br />
Würdigung naturgemäß zwar hocherfreut, wollen jedoch nicht<br />
nur damit punkten: „E<strong>in</strong>e gute Küche ist das e<strong>in</strong>e, aber unser<br />
Landgasthof soll auch Charme haben und mit se<strong>in</strong>em Ambiente<br />
bee<strong>in</strong>drucken“, sagt Georg. Und das gel<strong>in</strong>gt den Wirtsleuten<br />
hervorragend – mit e<strong>in</strong>em Gastgarten direkt an e<strong>in</strong>em Teich,<br />
offenem Kam<strong>in</strong>, W<strong>in</strong>tergarten und e<strong>in</strong>er fulm<strong>in</strong>anten We<strong>in</strong>karte<br />
mit mehr als 1.500 erlesensten Tropfen. Das ergibt die Komb<strong>in</strong>ation<br />
von gehobenem Niveau mit erhebender Umgebung mitten<br />
im Wienerwald-Grün.<br />
Rohrberg 36, 2392 Sulz im Wienerwald, stockerwirt.com<br />
<strong>Servus</strong> 21
We<strong>in</strong>viertel<br />
Gemüsekulturen Theur<strong>in</strong>ger<br />
Disteln mit Herz<br />
Es ist das Herz. „Das Herz schmeckt unvergleichlich gut“, sagt<br />
Stephanie Theur<strong>in</strong>ger aus der Marchfelder Gemüsebauernfamilie.<br />
Und dann holt sie e<strong>in</strong> Glas mit <strong>in</strong> Öl e<strong>in</strong>gelegten Artischockenherzen<br />
hervor. Fragt man die junge Gemüsebäuer<strong>in</strong> (l<strong>in</strong>ks), wie<br />
sie auf Artischocken verfallen ist – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gegend, <strong>in</strong> der vor<br />
allem Spargel wächst –, sagt sie: „Ich esse sie e<strong>in</strong>fach so gern.“<br />
2003 setzte sie zum ersten Mal probeweise welche aus.<br />
Das Anfängerglück war ihr hold. Und e<strong>in</strong>es Tages wurden die<br />
Artischocken bei den Spargellieferungen an die Gastronomie<br />
mitgenommen, die Begeisterung war groß. Heute wird hier das<br />
distelartige Gemüse <strong>in</strong> unzähligen Ersche<strong>in</strong>ungsformen geerntet:<br />
Da ist etwa die „Große Grüne von Laon“ oder „Green Globe“,<br />
kle<strong>in</strong>e Sorten aus Italien genauso wie die großen französischen.<br />
Und alle haben e<strong>in</strong>s geme<strong>in</strong>sam: e<strong>in</strong> köstliches Herz.<br />
Altes Dorf 31, 2281 Raasdorf, theur<strong>in</strong>ger.at<br />
EINGELEGTE ARTISCHOCKEN<br />
mit Kräutern und Gewürzen<br />
Rezept von Stephanie Theur<strong>in</strong>ger<br />
Zutaten für e<strong>in</strong> großes<br />
E<strong>in</strong>weckglas<br />
Zeitaufwand: 1½ Stunden<br />
12 mittelgroße Artischocken<br />
Saft von 1 Zitrone<br />
1 Bio-Zitrone<br />
2 TL Meersalz<br />
1 EL Zucker<br />
2 Knoblauchzehen,<br />
<strong>in</strong> Scheiben geschnitten<br />
1 Lorbeerblatt<br />
3 Thymianzweige<br />
1 f<strong>in</strong>gergroßes Stück<br />
Bio-Orangenschale<br />
1 TL Pfefferkörner<br />
500 ml gutes Olivenöl<br />
Zubereitung<br />
1. Die Artischocken vollständig<br />
von den Blättern<br />
befreien, bis nur noch<br />
die Knospenhaare übrigbleiben.<br />
Die Haare von<br />
den Artischockenböden<br />
schaben. Die Stiele auf<br />
6–8 cm kürzen und dünn<br />
abschälen. Die Artischocken<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schüssel mit<br />
Zitronensaft und Wasser<br />
legen.<br />
2. Bio-Zitrone <strong>in</strong> Scheiben<br />
schnei den und mit den<br />
Artischocken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Topf mit Wasser, Salz und<br />
Zucker 20 M<strong>in</strong>uten kochen.<br />
3. Die Artischocken mit e<strong>in</strong>em<br />
Siebschöpfer aus dem<br />
Sud heben und auf e<strong>in</strong>em<br />
Geschirrtuch ausdampfen<br />
lassen.<br />
4. Die warmen Artischocken<br />
mit Knoblauch, Lorbeerblatt,<br />
Thymian, Orangenschale<br />
und Pfefferkörnern <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
sauberes Rexglas füllen,<br />
mit Olivenöl bedecken und<br />
fest verschließen.<br />
5. Das Glas bis knapp<br />
unter den Deckelrand<br />
<strong>in</strong> kochendes Wasser<br />
stellen und 20 M<strong>in</strong>uten<br />
lang leicht köchelnd<br />
steri lisieren.<br />
Fotos: Daniel Gollner, Eisenhut&Mayer, Franz Michael Moser<br />
22 <strong>Servus</strong>
Waldviertel<br />
Landgasthof H<strong>in</strong>terleithner<br />
Mix aus Feld und Welt<br />
Immer der eigenen Kreativität entlang – das ist das Motto von<br />
Küchenchef Hans Jörg H<strong>in</strong>terleithner (unten), der das gleichnamige<br />
Landgasthaus von se<strong>in</strong>en Eltern übernommen hat und<br />
nun geme<strong>in</strong>sam mit Lebensgefährt<strong>in</strong> Angeli Köchle (unten<br />
l<strong>in</strong>ks) führt. E<strong>in</strong> Weg, der zu zwei Hauben und neunzig Prozent<br />
Stammgästeanteil geführt hat. Bodenständig, regional und<br />
saisonal gehört <strong>in</strong>zwischen ja schon fast zur Grundaus stattung<br />
e<strong>in</strong>es soliden Gasthauses.<br />
Aber Hans Jörg will Gaumen und Augen se<strong>in</strong>er Gäste immer<br />
wieder mit kreativen Raff<strong>in</strong>essen überraschen – weshalb bei<br />
ihm auch e<strong>in</strong> gebratener grüner Spargel auf dem Teller aussieht<br />
wie e<strong>in</strong> Frühl<strong>in</strong>gsgemälde (l<strong>in</strong>ks). So manches an Zutaten kommt<br />
vom eigenen Feld, aber im H<strong>in</strong>terleithner macht auch immer<br />
wieder die weite Welt kul<strong>in</strong>arisch Station. „E<strong>in</strong> Hauch Exotik<br />
darf schon se<strong>in</strong>“, schmunzelt Angeli, deren asiatische Wurzeln<br />
sich regelmäßig auch <strong>in</strong> der Speisekarte niederschlagen.<br />
We<strong>in</strong>ser Straße 95, 3681 We<strong>in</strong>s / Hofamt Priel, h<strong>in</strong>terleithner.at<br />
<strong>Servus</strong> 23
24 <strong>Servus</strong><br />
See mit Frischegarantie. Der Lunzer See,<br />
am Fuß des Dürrenste<strong>in</strong>s gelegen,<br />
ist e<strong>in</strong>es der schönsten Ausflugsziele<br />
im Mostviertel. Durch ihn fließt<br />
der Seebach, der das Wasser im See<br />
dreimal pro Jahr austauscht.
Mostviertel<br />
Hueber – Der Wirt <strong>in</strong> Bründl<br />
Altes Haus, neues G’wand<br />
Fotos: Philip Platzer, <strong>Niederösterreich</strong> Werbung/ Rita Newman<br />
E<strong>in</strong>st, im 19. Jahrhundert, war das ehrwürdige Haus im eher unsche<strong>in</strong>baren<br />
Mostviertler Örtchen St. Georgen an der Leys e<strong>in</strong><br />
Postamt. Seit Stefan Hueber (oben l<strong>in</strong>ks bei der höchstpersönlichen<br />
Qualitätskontrolle von Stangensellerie) <strong>in</strong> bereits sechster<br />
Generation den Gasthof übernommen hat, geht hier endgültig<br />
auch kul<strong>in</strong>arisch so richtig die Post ab. Wenn er zum Beispiel<br />
e<strong>in</strong> „Gulasch im neuen G’wand“ (oben) mit Beiriedschnitte und<br />
Ochsenbackerl zaubert oder e<strong>in</strong>e Neubrucker Forelle auf neue<br />
Wiener Art mit Erdäpfelsalat-Fond, knusprigen Semmelwürfeln,<br />
Preiselbeeren und Sardellen (l<strong>in</strong>ks) zum Aha-Erlebnis macht.<br />
Stefan, der den Gasthof mit se<strong>in</strong>er Lebensgefährt<strong>in</strong> Silvia<br />
Aigner führt, hat e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Credo: „Ich will die klassische<br />
Küche me<strong>in</strong>er Mostviertler Heimat auf e<strong>in</strong> modernes Niveau<br />
führen.“ Das ist e<strong>in</strong>e spannende Gratwanderung, die für ihn immer<br />
dann gelungen ist, wenn er auf Basis traditioneller Rezepte<br />
neue und überraschende kul<strong>in</strong>arische Kreationen geschaffen<br />
hat – und se<strong>in</strong>e Gäste genüsslich schwelgen. Der junge Mostviertler<br />
arbeitet gern mit Gemüse, aber auch mit Fisch aus der<br />
Umgebung und Innereien.<br />
St. Georgen an der Leys 18, 3282 St. Georgen an der Leys,<br />
gasthof-hueber.at<br />
<strong>Servus</strong> 25
Liebeserklärung<br />
CHRISTIAN SEILER<br />
IM WEITEN LAND<br />
DES SITZENBLEIBENS<br />
Wo die Grammelknöderl zu acht auf den Teller kommen, wie man<br />
<strong>in</strong> der Wachau meditiert und was Süditalien mit Hadersdorf zu tun hat.<br />
E<strong>in</strong>er der schönsten Spaziergänge <strong>Niederösterreich</strong>s<br />
führt vom Tullner Bahnhof <strong>in</strong> die Bahnhofstraße<br />
48. Versteht mich nicht falsch, der Spaziergang<br />
ist nicht im eigentlichen S<strong>in</strong>n schön. Also<br />
ke<strong>in</strong>e Berge, Seen und Wälder, dafür am Ende der<br />
acht M<strong>in</strong>uten langen Passage durch Tullns Peripherie<br />
das Gasthaus zur Sonne. Hier ord<strong>in</strong>iert<br />
seit geraumer Zeit die Familie Sodoma, und ich<br />
kann beim Zustieg zum Wirtshaus schon den<br />
flaumigen Teig ihrer tischtennisballgroßen Grammelknöderl<br />
schmecken und habe e<strong>in</strong>e Vorahnung<br />
der süßsauren Tiefe des Sauerkrautgeschmacks.<br />
Die Sodomas betreiben e<strong>in</strong>es der besten Wirtshäuser<br />
der Welt, also auch <strong>Niederösterreich</strong>s.<br />
Ich war zuletzt mit e<strong>in</strong>er Exilösterreicher<strong>in</strong> aus<br />
Berl<strong>in</strong> dort, die sich vor lauter Sehnsucht nach<br />
dem puren, unverfälschten Geschmack dieser<br />
kle<strong>in</strong>en Vorspeise gleich acht Stück davon bestellte.<br />
Bekam sie, und gewundert hat sich auch<br />
niemand. Soll ke<strong>in</strong>er sagen, dass die Sodomas<br />
nicht wissen, wie gut sie s<strong>in</strong>d.<br />
<strong>Niederösterreich</strong> ist groß. Es braucht e<strong>in</strong>en gut<br />
geeichten kul<strong>in</strong>arischen Kompass, um die fulm<strong>in</strong>anten<br />
Geschmäcker des weiten Landes aufzuspüren.<br />
Es gibt offene Geheimnisse wie die<br />
Ma rillenknödel im Landhaus Bacher. Manchmal<br />
muss man aber auch über Nebenstraßen von<br />
Haders dorf am Kamp zur Hofkäserei von Robert<br />
Paget tuckern, um dort zu kosten, was der Mann<br />
aus der Milch se<strong>in</strong>er Büffel herstellt – e<strong>in</strong>en besseren<br />
Mozzarella zum Beispiel gibt es vielleicht<br />
<strong>in</strong> Süditalien, aber auch das ist nicht sicher.<br />
Nicht jeder Zielort ist so idyllisch wie Chez Paget.<br />
Das beste Brot des Landes bäckt die Brotmanufaktur<br />
Joseph <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schicken Gewerbegebäude<br />
<strong>in</strong> Burgschle<strong>in</strong>itz. Man kann den köstlichen Urlaib<br />
und Österreichs beste Semmeln probieren,<br />
während man durch große Glasscheiben h<strong>in</strong>aus<br />
<strong>in</strong> die Landschaft schaut.<br />
Das Land, se<strong>in</strong> Geschmack und der Genuss:<br />
Manchmal muss man die Verb<strong>in</strong>dung suchen,<br />
aber <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>s We<strong>in</strong>regionen spr<strong>in</strong>gt<br />
sie <strong>in</strong>s Auge. In der Thermenregion den Eichkogel<br />
besteigen und zwischen den Rebterrassen Rotgipfler<br />
kosten: Das ist schon e<strong>in</strong> gleichermaßen<br />
topografisches wie kul<strong>in</strong>arisches Privileg. E<strong>in</strong>en<br />
Wachauer Federspiel im Glas zu haben und der<br />
Donau beim Fließen zuzuschauen: e<strong>in</strong>e gehobene<br />
Form der Meditation. Und beim We<strong>in</strong>gut von<br />
Johannes Hirsch <strong>in</strong> Kammern vorbeizuschauen<br />
und sich vom Meister persönlich die Vorzüge des<br />
Heiligenste<strong>in</strong> und des Gaisberg erklären zu lassen:<br />
Ich sitze dann vor dem Verkostungsraum,<br />
schaue <strong>in</strong> die We<strong>in</strong>berge und träume davon, nie<br />
wieder aufstehen zu müssen.<br />
Wenn Hirsch <strong>in</strong> Form ist, kann dieser Traum<br />
übrigens ziemlich wahr werden.<br />
Christian Seiler ist passionierter Esser, Tr<strong>in</strong>ker,<br />
Spaziergänger und Buchautor. Zuletzt erschienen:<br />
„Alles Gute. Die Welt als Speisekarte“ (Echtzeit).<br />
Illustration: Roland Vorlaufer<br />
26 <strong>Servus</strong>
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und darüber h<strong>in</strong>aus. Jede Ausgabe fokussiert e<strong>in</strong> Thema,<br />
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NIEDERÖSTERREICH<br />
Platt<br />
LAND & LEUTE<br />
EIN MANN<br />
UND SEIN WEIN<br />
Er mag Rebensäfte, wie die Großeltern sie gemacht haben.<br />
Er denkt über das Wetter <strong>in</strong> zehn Jahren nach, übers We<strong>in</strong>viertel<br />
und über die Welt. E<strong>in</strong> Besuch bei Wolfgang Seher, W<strong>in</strong>zer <strong>in</strong> Platt.<br />
TEXT: Sebastian Hofer FOTOS: Philipp Horak<br />
28 <strong>Servus</strong>
Weißheiten. Wolfgang Seher<br />
bewirtschaftet We<strong>in</strong>gärten<br />
auf 18 Hektar, fast zwei Drittel<br />
davon s<strong>in</strong>d Weißwe<strong>in</strong>sorten.<br />
L<strong>in</strong>ks: Weißburgunder-Traube.<br />
Am Ende der Allee, etwa auf<br />
halbem Weg von Hollabrunn<br />
nach Retz, steht e<strong>in</strong>e Kirche.<br />
Sie stammt aus dem Jahr 1849, ist dem<br />
heiligen Ulrich von Augsburg geweiht<br />
und drei Nummern zu groß für das<br />
Dorf, <strong>in</strong> dem sie steht: Platt, Geme<strong>in</strong>de<br />
Zellerndorf, 400 E<strong>in</strong> wohner. „Aber auch<br />
nur am Wochen ende“, beharrt Wolfgang<br />
Seher, 49, dessen Elternhaus auf Nummer<br />
28 liegt. Wolfgang Seher ist W<strong>in</strong>zer,<br />
er empfängt uns auf se<strong>in</strong>em We<strong>in</strong>gut.<br />
Der Uhu ruft, e<strong>in</strong> Nachbar sägt Holz,<br />
Seher muss sich noch schnell um ziehen.<br />
Er kommt gerade aus dem Keller und ist<br />
e<strong>in</strong> bisschen dreckig geworden. We<strong>in</strong>machen<br />
ist Handarbeit. Und e<strong>in</strong>e, die er<br />
eigentlich gar nicht machen wollte. „Ich<br />
b<strong>in</strong> halt dazu gedrängt worden.“ Er war<br />
<strong>in</strong> der Schule weniger gut als der große<br />
Bruder, also wurde der zum Studieren<br />
nach Wien geschickt, der Wolf gang auf<br />
die We<strong>in</strong>bauschule. Das war 1986, e<strong>in</strong><br />
Jahr nach dem We<strong>in</strong>skandal. Die Wertschätzung,<br />
die se<strong>in</strong>er Branche damals<br />
entgegenschlug, entsprach der Nachrichtenlage.<br />
„In der Disco hast du auf<br />
ke<strong>in</strong>en Fall sagen dürfen, dass du We<strong>in</strong>bauer<br />
wirst. Dann warst du sofort Luft<br />
für die Mädchen.“<br />
➤<br />
<strong>Servus</strong> 29
Treiben lassen. Am We<strong>in</strong>gut Seher<br />
hat man das System im Griff. Und der<br />
mächtige Turm der Pfarrkirche Platt<br />
wacht über se<strong>in</strong>e Reben.<br />
30 <strong>Servus</strong>
Sagen wir so: Es hat sich etwas getan<br />
im heimischen We<strong>in</strong>bau seither. Wolfgang<br />
Seher hat diese Entwick lung theoretisch<br />
und praktisch mit bekommen.<br />
Nach der Matura war er, aufgrund<br />
e<strong>in</strong>es akuten Generationen konflikts,<br />
nur aushilfsweise im elter lichen Betrieb<br />
tätig und wurde We<strong>in</strong>bau referent <strong>in</strong> der<br />
Landwirtschaftskammer. Das Erfolgsmodell<br />
We<strong>in</strong>viertel DAC, e<strong>in</strong>e der prägenden<br />
Entwicklungen der jün geren<br />
österreichischen We<strong>in</strong>geschichte, trägt<br />
auch se<strong>in</strong>e Handschrift. Acht Jahre später<br />
wurde es doch noch etwas mit ihm<br />
und dem aktiven We<strong>in</strong>bau. Es folgten<br />
Jahre des Ausprobierens und Lehrgeldzahlens.<br />
Seher: „Ich hab jeden Blöds<strong>in</strong>n<br />
mitge macht.“<br />
Vom Verkostungsraum, den Seher<br />
auf den alten Schwe<strong>in</strong>estall gesetzt hat,<br />
sieht man über die Sch<strong>in</strong>deldächer von<br />
Platt bis h<strong>in</strong>über zum Sandberg, der<br />
höchsten Erhebung im Ort, 340 Meter<br />
über dem Meer, und zum Kapellenberg<br />
gleich daneben. Auf beiden Hügeln hat<br />
Seher wichtige Lagen, die We<strong>in</strong>e dazu<br />
s<strong>in</strong>d, natürlich, vor allem Grüne Veltl<strong>in</strong>er,<br />
aber auch diverse Burgunder und<br />
e<strong>in</strong> Barbera, wie er eigentlich im Piemont<br />
zu Hause ist.<br />
WEINE WIE DAMALS<br />
Se<strong>in</strong> Reserve -Veltl<strong>in</strong>er „Neue Zeit“ etwa<br />
ist e<strong>in</strong> eigens<strong>in</strong>niger We<strong>in</strong>, gemacht wie<br />
<strong>in</strong> alter Zeit. Seher: „Mich <strong>in</strong>teressiert<br />
der We<strong>in</strong>bau vor der techni schen Revolution.<br />
Die ‚Neue Zeit‘ ist e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>, wie<br />
die Großeltern ihn gemacht haben.“ Er<br />
stand also lange auf der Maische, wurde<br />
langsam und ohne Aufrühren abgepresst<br />
und spontan vergoren. Die<br />
Hefe wurde erst nach e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren<br />
abgesto chen, so wie damals, als es noch<br />
ke<strong>in</strong>e Filtrierungstechnologie gab und<br />
man schlicht warten musste, bis sich<br />
der Trub abgesetzt hatte. Jetzt könnte<br />
man „Naturwe<strong>in</strong>“ zur „Neuen Zeit“ sagen.<br />
Aber Seher ist da skeptisch: „E<strong>in</strong>en<br />
Naturwe<strong>in</strong> gibt es nicht. Der Mensch<br />
hat den We<strong>in</strong> erfunden. We<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong><br />
Kulturprodukt. Ich treffe ständig Entscheidungen<br />
beim We<strong>in</strong>machen. Ich<br />
begleite nicht, ich steuere.“<br />
Man muss sich We<strong>in</strong>bauern als gedul<br />
dige Menschen vorstellen. E<strong>in</strong>mal<br />
im Jahr erfahren sie, ob sie richtig lagen<br />
mit ihren Entscheidungen – oder nicht.<br />
Dann müssen sie es eben besser machen.<br />
Nächstes Jahr. Man kann den<br />
We<strong>in</strong>bau ern verstehen, der sich se<strong>in</strong><br />
Leben mit technischen Hilfsmitteln<br />
erleichtert, mit Re<strong>in</strong>zuchthefen oder<br />
Pflanzenschutzmitteln. Wolfgang Seher<br />
kann das auch verstehen. Er ist ke<strong>in</strong><br />
Dogmatiker. Er hat se<strong>in</strong>e eigenen Vorstellungen<br />
von s<strong>in</strong>nstiftender Landwirtschaft.<br />
Er probiert vieles aus, verteufelt<br />
nichts, außer er hat eigene Erfahrungen<br />
damit und kann es von Herzen verteufeln<br />
– wie den E<strong>in</strong>satz von chemischen<br />
Unkraut bekämpfungsmitteln. Es gibt<br />
auch andere Wege. Manche s<strong>in</strong>d ziemlich<br />
exotisch, so wie Sehers „Wilde<br />
Reben“: Das s<strong>in</strong>d We<strong>in</strong> gärten, <strong>in</strong> denen<br />
die Rebstöcke nicht – wie man es <strong>in</strong> der<br />
We<strong>in</strong>bauschule lernt – auf e<strong>in</strong>, zwei<br />
Triebe zurückgeschnitten und dann <strong>in</strong><br />
Drahtrahmen geflochten werden. Stattdessen<br />
lässt man den Reb stock treiben,<br />
wachsen und schneidet ihn zweimal pro<br />
Jahr radikal, ist quasi mit der Heckenschere<br />
unterwegs.<br />
Natürlich muss man so e<strong>in</strong> System<br />
auch erst e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> den Griff kriegen.<br />
Wolf gang Seher hat es im Griff, und er<br />
freut sich auf se<strong>in</strong>en Veltl<strong>in</strong>er „Wilde<br />
Reben“, den er füllen wird, wenn er<br />
sich so entwickelt hat, wie sich der<br />
W<strong>in</strong>zer das vorstellt. Wenn er mehr<br />
Zeit braucht, kriegt er die. Wolfgang<br />
Seher hat gelernt, dass man e<strong>in</strong>en<br />
We<strong>in</strong> nicht zw<strong>in</strong>gen soll.<br />
Die Kirche schlägt dreiviertel. Der<br />
Uhu hat sich verzogen, der Nachbar<br />
ruht. Wolfgang Seher schaut über die<br />
Sch<strong>in</strong>deldächer von Platt h<strong>in</strong>über zum<br />
Kapellenberg. Er denkt schon an morgen.<br />
Ans nächste Jahr.<br />
We<strong>in</strong>gut Wolfgang Seher, 2051 Platt 28,<br />
we<strong>in</strong>gutseher.at<br />
<strong>Servus</strong> 31
WEIN<br />
ERLEBEN<br />
EMPFEHLUNGEN FÜR<br />
GENUSSVOLLE BESUCHE<br />
BEIM WINZER<br />
W<strong>in</strong>zer Christoph Schle<strong>in</strong>zer,<br />
We<strong>in</strong>gut Sonnenhügel<br />
Tropfen mit Charakter<br />
Der weite Landstrich um Unterretzbach<br />
im nordwestlichen Zipfel des We<strong>in</strong>viertels<br />
ist sanft, hügelig und fruchtbar. Auf dem<br />
verwitterten Lössboden gedeihen besonders<br />
charaktervolle We<strong>in</strong>e. Von Sigrid und<br />
Christoph Schle<strong>in</strong>zers We<strong>in</strong>gut Sonnenhügel<br />
kommen Tropfen aus biologisch bewirtschafteten<br />
We<strong>in</strong>gärten, natürlich der<br />
we<strong>in</strong>vierteltypische Grüne Veltl<strong>in</strong>er, aber<br />
auch immer wieder prämierte Rotwe<strong>in</strong>e.<br />
We<strong>in</strong>- und Schlafgut Sonnenhügel,<br />
2074 Unterretzbach, Herrengasse 30,<br />
we<strong>in</strong>gut-sonnenhuegel.at<br />
Reif von der Insel<br />
13 Generationen, 300 Jahre, 250.000<br />
Reben – mit großen Zahlen kennt man<br />
sich am We<strong>in</strong>gut der Familie Bauer auf<br />
der We<strong>in</strong>viertler Rotwe<strong>in</strong><strong>in</strong>sel Jetzelsdorf-Haugsdorf<br />
aus. Und mit großen<br />
We<strong>in</strong>en sowieso. Neben den unkomplizierten<br />
Klassikern reifen hier auch<br />
Besonderheiten <strong>in</strong> den weitläufigen<br />
Sandkellern – Lagenwe<strong>in</strong>e von den<br />
warmen, hellen Südhängen der Region<br />
oder herrliche Reserve-Tropfen.<br />
We<strong>in</strong>gut Norbert Bauer,<br />
2053 Jetzelsdorf 180, bauer-we<strong>in</strong>.com<br />
Kosten und Köstlichkeiten<br />
E<strong>in</strong> Himmelreich für Weißwe<strong>in</strong>freunde.<br />
Der idyllische Garten im Arkadenhof<br />
des We<strong>in</strong>guts Bohrn ist wie geschaffen,<br />
um zu kosten: die fünf Veltl<strong>in</strong>er-Sorten<br />
etwa, von denen e<strong>in</strong>e nicht umsonst den<br />
Namen „Urknall“ trägt. Aber natürlich<br />
auch den Riesl<strong>in</strong>g, den Chardonnay, den<br />
Weißburgunder und den Gelben Muskateller.<br />
Und weil das lange We<strong>in</strong>verkosten<br />
hungrig macht, gibt’s auch e<strong>in</strong>e köstliche<br />
Jause mit regionalen Spezialitäten.<br />
We<strong>in</strong>gut Bohrn, 2171 Herrnbaumgarten,<br />
Hauptstraße 65, we<strong>in</strong>gut-bohrn.at<br />
Fotos: We<strong>in</strong>gut Sonnenhügel, Mart<strong>in</strong> Sommer, Michael Reid<strong>in</strong>ger,<br />
Andreas Hofer, Steve Haider<br />
32 <strong>Servus</strong>
Schade, dass man We<strong>in</strong><br />
nicht streicheln kann.<br />
Kurt Tucholsky (1890–1935)<br />
We<strong>in</strong>gut Bauer<br />
Tradition trifft Moderne<br />
In unmittelbarer Nähe zur Burg Falkenste<strong>in</strong><br />
schmiegt sich das We<strong>in</strong>gut Stadler<br />
<strong>in</strong> die Hügel. Im modernen Haupthaus<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Heuriger, e<strong>in</strong> Verkaufsraum und<br />
fünf Gästezimmer untergebracht, im<br />
Keller reifen Weißwe<strong>in</strong>e im Stahltank,<br />
der Rote im großen Holzfass. Senior-<br />
Chef<strong>in</strong> Maria verwöhnt ihre Gäste mit traditionellen<br />
Schmankerln aus der Region.<br />
We<strong>in</strong>gut Stadler, 2162 Falkenste<strong>in</strong>,<br />
Stürzenbühel 104, we<strong>in</strong>gut-stadler.com<br />
Leidenschaft am W<strong>in</strong>zerhof<br />
Else Zuschmann und Peter Schöfmann<br />
s<strong>in</strong>d passionierte W<strong>in</strong>zer, die <strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>sdorf<br />
ihre Leidenschaft leben. Auf ihrem<br />
biozertifizierten We<strong>in</strong>gut produzieren sie<br />
die regionstypischen Weißen, aber auch<br />
den hier deutlich selteneren P<strong>in</strong>ot noir.<br />
In der hofeigenen Greißlerei gibt’s ausgewählte<br />
Produkte aus dem We<strong>in</strong>viertel,<br />
die We<strong>in</strong>lodge lädt mit schönen Zimmern<br />
zum Urlaub am W<strong>in</strong>zerhof e<strong>in</strong>.<br />
We<strong>in</strong>gut Zuschmann-Schöfmann,<br />
2223 Mart<strong>in</strong>sdorf, W<strong>in</strong>zerstraße 52,<br />
zuschmann.at<br />
Altes Wissen, neuer Mut<br />
Kennen Sie Keltenwe<strong>in</strong>? Bei Ausgrabungen<br />
gefundene Traubenkerne belegen<br />
die jahrtausendealte We<strong>in</strong>bautradition<br />
der Kelten auf dem We<strong>in</strong>viertler Sandberg.<br />
Andreas Weber ist e<strong>in</strong>er von sechs<br />
W<strong>in</strong>zern, die heute die besonderen We<strong>in</strong>e<br />
der Sandbergregion produzieren und vertreiben.<br />
Übernachtung am wunderschön<br />
ausgebauten We<strong>in</strong>gut empfohlen!<br />
We<strong>in</strong>gut Andreas Weber,<br />
3714 Roseldorf 30, biowe<strong>in</strong>-weber.at<br />
Mit ruhiger Hand<br />
In den Gärten von Rosi und Karl H<strong>in</strong>dler<br />
<strong>in</strong> Schrattenthal wird naturnaher We<strong>in</strong>bau<br />
gelebt. Mit Geduld und Ruhe entstehen<br />
hier handverlesene We<strong>in</strong>e – pfeffrige und<br />
vielschichtige Veltl<strong>in</strong>er vom Löss und Urgeste<strong>in</strong><br />
etwa, fe<strong>in</strong>e Riesl<strong>in</strong>ge, gehaltvolle<br />
Rote. Apropos Ruhe: Bei e<strong>in</strong>er Übernachtung<br />
im stilvoll ausgebauten Kellerstöckl<br />
kann man sie durch und durch spüren.<br />
We<strong>in</strong>gut H<strong>in</strong>dler, 2073 Schrattenthal 13,<br />
we<strong>in</strong>gut-h<strong>in</strong>dler.at<br />
Rot-weiß-gut<br />
Auf dem familiengeführten We<strong>in</strong>gut Hagn<br />
<strong>in</strong> Mailberg im Pulkautal können Genießer<br />
We<strong>in</strong> <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en Facetten erleben. In<br />
der We<strong>in</strong>galerie werden Chardonnay und<br />
Co sowie e<strong>in</strong> mehrfach prämierter Blauer<br />
Zweigelt verkostet, im We<strong>in</strong>domizil trifft<br />
regionale Küche auf edle Tropfen aus<br />
dem Keller, und im Shop gibt’s neben<br />
den köstlichen Weißen und Roten auch<br />
Hochprozentiges, Schokolade und Säfte.<br />
We<strong>in</strong>domizil Hagn & We<strong>in</strong>erlebniswelt,<br />
2024 Mailberg 422, hagn-we<strong>in</strong>gut.at<br />
Stolze Geschichte<br />
Harald Haimers Urgroßvater baute e<strong>in</strong>st<br />
die erste Ste<strong>in</strong>presse <strong>in</strong> Poysdorf, der<br />
Großvater war der Erste, der veredelte<br />
We<strong>in</strong>reben <strong>in</strong> dieser Gegend aussetzte.<br />
Man kann also durchaus behaupten,<br />
die Liebe zum We<strong>in</strong> liegt dem W<strong>in</strong>zer<br />
im Blut. Und so wundert es nicht, dass<br />
die We<strong>in</strong>e vom Genießerhof Haimer Jahr<br />
für Jahr Medaillen tragen – am liebsten<br />
Gold, gerne auch Silber.<br />
Genießerhof Haimer, 2170 Poysdorf,<br />
Körnergasse 14–16, haimer.at<br />
We<strong>in</strong>gut Hagn<br />
We<strong>in</strong>gut Weber<br />
We<strong>in</strong>gut Zuschmann<br />
<strong>Servus</strong> 33
NIEDERÖSTERREICH<br />
S e m m er<strong>in</strong> g<br />
LANDPARTIE<br />
DER 20-SCHILLING-BERG<br />
Die Bahn, die Villen, der Duft der Sommerfrische: Am Semmer<strong>in</strong>g<br />
im Süden <strong>Niederösterreich</strong>s ist die Zeit e<strong>in</strong> bissl stehen geblieben.<br />
Und hält doch mit der Gegenwart Schritt.<br />
TEXT: Andreas Oberndorfer FOTOS: Marco Rossi<br />
34 <strong>Servus</strong>
Dornröschenschlaf. E<strong>in</strong>es der<br />
schönsten Häuser im Ort Semmer<strong>in</strong>g<br />
ist schon halb verfallen: das alte<br />
Südbahnhotel (l<strong>in</strong>ks). Ähnliches<br />
galt auch für das am Gegenhang<br />
gelegene Kurhaus, das jedoch unter<br />
neuer Führung bald <strong>in</strong> altem Glanz<br />
wiedererstrahlen soll.<br />
Ausgerechnet <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>.<br />
Nicht <strong>in</strong> Tirol, nicht <strong>in</strong> Salzburg,<br />
ne<strong>in</strong>, nur etwa 80 Kilometer von Wien<br />
entfernt steht Österreichs berühmteste<br />
Felswand: die Polleroswand. Der Blick<br />
darauf ist e<strong>in</strong>drucksvoll, auch wegen<br />
der spektakulären Viadukte, über die<br />
heute noch die Bahn fährt, und wegen<br />
der schroffen Felswände, die durch<br />
Sprengungen beim Bahnbau entstanden<br />
s<strong>in</strong>d. Diesen Blick, den sogenannten<br />
„Zwanzgerblick“, kennt jeder, der noch<br />
mit Schill<strong>in</strong>g bezahlt hat – die <strong>in</strong> der<br />
Nähe von Breitenste<strong>in</strong> gelegene Felswand<br />
war von 1968 bis 1989 auf der Rückseite<br />
des 20-Schill<strong>in</strong>g-Sche<strong>in</strong>s abgebildet.<br />
WO DER ADEL SOMMERFRISCHTE<br />
Die Bahn hat das Semmer<strong>in</strong>ggebiet<br />
zu dem gemacht, was es dann über<br />
hundert Jahre war: das bevorzugte<br />
Sommer urlaubsziel der besten Wiener<br />
Gesellschaft. Im Gefolge des Kaiserhauses<br />
kamen bald auch Adel und gehobenes<br />
Bürgertum hierher. Das ehemals bäuerliche<br />
Voralpengebiet wurde zu e<strong>in</strong>er<br />
Kulturlandschaft. Und die Hochstraße<br />
überhaupt zum Villenviertel.<br />
Das erste e<strong>in</strong>drucksvolle Gebäude,<br />
das man auf dieser Straße passiert, ist<br />
das Hotel Panhans. Das 1880 erbaute<br />
Haus bildete mit se<strong>in</strong>en noblen Geschwistern,<br />
dem Südbahnhotel und dem<br />
Kurhaus, das gesellschaftliche Sommerfrische-Zentrum<br />
der österreichischungarischen<br />
Monarchie. Doch seit ➤<br />
<strong>Servus</strong> 35
Wanderers Lust. Das Lammfleisch vom Hof der Schneidhofers f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> allen Wirtshäusern der Region.<br />
Neben der Speckbacher-Hütte wächst seit 1908 der heute vermutlich größte Rhododendron Mitteleuropas.<br />
den 1960ern musste e<strong>in</strong> Hotel nach dem<br />
anderen schließen – immer mehr Leute<br />
hatten Autos und fuhren lieber nach<br />
Italien statt vor die Tore Wiens. Die<br />
Häuser fielen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dornröschenschlaf.<br />
Und mit ihnen der gesamte Ort.<br />
Erst <strong>in</strong> jüngerer Zeit feiert der Semmer<strong>in</strong>g<br />
e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Renaissance. Das<br />
Kurhaus soll unter der Führung e<strong>in</strong>er<br />
bekannten Hoteliersfamilie aufwendig<br />
renoviert und als „Grand Semmer<strong>in</strong>g“<br />
wieder eröffnet werden. Für die meisten<br />
Besucher ist dieses Erwachen wunderbar:<br />
Sie lustwandeln gerne <strong>in</strong> der Ruhe<br />
und genießen das nostalgische Flair.<br />
WO PFLANZEN ZU RIESEN WERDEN<br />
Fragt man <strong>in</strong> der Gegend nach e<strong>in</strong>er<br />
Ausflugsempfehlung, wird ausdrücklich<br />
die Speckbacher-Hütte genannt. Früher<br />
wurden hier Wanderer und Tourengeher<br />
nur mit Deftigem wie Brettljause und<br />
Bauernschmaus versorgt. Seit Alexandra<br />
und Helmut Pirchmoser das Haus übernommen<br />
haben, spielt die Küche auch<br />
andere Stückerl. Natürlich gibt es e<strong>in</strong>en<br />
Schwe<strong>in</strong>sbraten mit Speckkrautsalat;<br />
im Unterschied zu „normalen“ Wirtshäusern<br />
wird aber der Speckproduzent<br />
auf der Karte angeführt. Und die<br />
Gusto stückerl kommen aus der Region.<br />
Die Forellen zum Beispiel stammen<br />
von e<strong>in</strong>er Zucht <strong>in</strong> der Nachbarschaft.<br />
Das Lamm, das zu hervorragenden<br />
Schmorgerichten verarbeitet wird, ist<br />
vom Kreuzberg – aber dazu später.<br />
Zuerst gibt’s hier noch e<strong>in</strong>en Schatz<br />
zu bestaunen: Auf der Lichtung neben<br />
der Hütte breitet sich e<strong>in</strong> mächtiges,<br />
dichtes Buschwerk aus. „Das ist der<br />
größte Rhododendron Mitteleuropas“,<br />
sagt Helmut. Tatsächlich: Hier, zwischen<br />
dem Semmer<strong>in</strong>g und der Rax,<br />
gedeiht prächtig e<strong>in</strong>e Pflanze, die<br />
eigentlich am Himalaja heimisch ist.<br />
„Die Speckbacher-Hütte war ursprünglich<br />
e<strong>in</strong> Jagdhaus der Familie Rothschild.<br />
1908 hat der Baron von e<strong>in</strong>er<br />
se<strong>in</strong>er Reisen diesen Rhododendron<br />
mitgebracht und e<strong>in</strong>gepflanzt.“ Seither<br />
macht sich dieser ungehemmt breit,<br />
mittlerweile auf e<strong>in</strong>er Gesamtfläche<br />
von 131 Quadratmetern.<br />
Und jetzt zu den Lämmern. Der Althammerhof<br />
am Kreuzberg wird von<br />
Andrea und Julius Schneidhofer geführt.<br />
„Der Hof ist 1660 gebaut worden ➤<br />
36 <strong>Servus</strong>
Zwanzgerblick. Die berühmteste<br />
Felswand Österreichs: Die Polleroswand<br />
zierte jahr zehntelang die<br />
Rückseite des 20-Schill<strong>in</strong>g-Sche<strong>in</strong>s.<br />
Wussten Sie, dass …<br />
… die Semmer<strong>in</strong>gbahn die erste vollspurige Bergbahn Europas<br />
war? Auf der 41 Kilometer langen Strecke fahren die Züge seit<br />
1854 über 16 Viadukte, 100 Brücken und durch 15 Tunnels.<br />
<strong>Servus</strong> 37
Gärtnerei mit Geschichte. Das Schloss Wartholz <strong>in</strong> Reichenau gehörte e<strong>in</strong>st der Familie Habsburg. Heute liegt<br />
hier e<strong>in</strong> ausgedehnter Gärtnereibetrieb. In e<strong>in</strong>em im alten Stil errichteten Pavillon bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Café.<br />
und war seither im Familienbesitz“,<br />
sagt Julius. Es wurde immer Landwirtschaft<br />
betrieben, heute baut man<br />
hauptsächlich Obst an.<br />
Wofür der Althammerhof aber berühmt<br />
ist, ist die Schafzucht. Die meisten<br />
guten Gasthäuser <strong>in</strong> der Gegend werden<br />
von hier aus mit Lammfleisch beliefert.<br />
Außerdem kann man sich mit allerlei<br />
Lammspezialitäten e<strong>in</strong>decken: hervorragendem<br />
Rohsch<strong>in</strong>ken zum Beispiel<br />
und natürlich Käse.<br />
FAST SO MONDÄN WIE FRÜHER<br />
Nach dem Ort Semmer<strong>in</strong>g ist Reichenau<br />
das zweite Zentrum des Sommerfrische-<br />
Zeitalters vergangener Tage. Schon sehr<br />
früh errichteten hier die Habsburger<br />
zwei kle<strong>in</strong>ere Schlösser, die Rudolfsvilla<br />
und die Villa Wartholz, die vom Wiener<br />
Adel und dem gehobenen Bürgertum<br />
gerne besucht wurden.<br />
Die kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de ist heute lebendiger<br />
als der Zwill<strong>in</strong>gsort oben am Berg.<br />
Das liegt etwa an den Reichenauer<br />
Theaterfestspielen, die dem Ort e<strong>in</strong>e<br />
starke Medienpräsenz verschaffen.<br />
Aber auch an Spitzenkoch Max Stiegl,<br />
unter dessen kul<strong>in</strong>arischer Leitung<br />
das legendäre Hotel Knappenhof nun<br />
wieder se<strong>in</strong>e Tore öffnet.<br />
Wer der monarchistischen Tradition<br />
Reichen aus nachfühlen möchte, kann<br />
das an e<strong>in</strong>em herrlichen Platz: <strong>in</strong> der<br />
Villa Wartholz. Errichtet 1872 im Auftrag<br />
von Erzherzog Karl Ludwig, e<strong>in</strong>em<br />
Bruder Kaiser Franz Josephs, geplant<br />
von Architekt He<strong>in</strong>rich von Ferstel, der<br />
<strong>in</strong> Wien etwa Votivkirche und Universität<br />
entwarf. Kaiser Karl von Österreich-<br />
Ungarn und se<strong>in</strong>e Frau Zita verbrachten<br />
ihre Flitterwochen hier, im Herbst 1912<br />
kam <strong>in</strong> der Villa der damalige potenzielle<br />
Thronfolger Otto Habsburg zur Welt.<br />
Heute ist die Villa Wartholz im Besitz<br />
des Ehepaars Blazek, das <strong>in</strong> der ehemaligen<br />
Orangerie e<strong>in</strong>e Schlossgärtnerei<br />
mit angeschlossenem Café betreibt.<br />
Von dort geht’s wieder zurück zum<br />
Zwanzger blick. Wie? Ganz e<strong>in</strong>fach:<br />
e<strong>in</strong> Stück zu Fuß über den berühmten<br />
Bahn wanderweg. Und dann – eh klar! –<br />
mit der Semmer<strong>in</strong>gbahn.<br />
Adressen & Ausflugsempfehlungen:<br />
wieneralpen.at<br />
38 <strong>Servus</strong>
ANZEIGE<br />
Golfen <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong><br />
Golfglück hoch drei<br />
Mit über 40 Golfanlagen bef<strong>in</strong>den sich mehr als e<strong>in</strong> Viertel der Golfplätze Österreichs<br />
<strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>. Die umliegende Natur, die moderne Infrastruktur, aber auch<br />
die erstklassigen Golfhotels locken <strong>in</strong>- und ausländische Gäste.<br />
Golfen ist <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong> re<strong>in</strong>er Genuss. Satte<br />
Wiesen, grüne Wälder und e<strong>in</strong>e wasserreiche<br />
Umgebung machen das Bundesland zum idealen<br />
Ort für Golfplätze, die an Abwechslung, Natürlichkeit<br />
und Qualität kaum zu überbieten s<strong>in</strong>d. Dies br<strong>in</strong>gt auch<br />
seit vielen Jahren hochkarätige Golf-Turniere wie die<br />
European Tour oder die Challenge Tour nach <strong>Niederösterreich</strong>.<br />
Egal ob Profi, Hobbygolfer oder Anfänger:<br />
Hier f<strong>in</strong>det sich für jeden der passende Platz. Geschultes<br />
Personal ist für sämtliche Anliegen vor Ort da. Abends<br />
lehnt man sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der Golfhotels zurück und lässt<br />
den Tag Revue passieren.<br />
FOTOS: SPORTLAND<br />
Diamond Country Club Atzenbrugg<br />
Golfer erwarten auf dem 18-Loch-<br />
„European Tour Diamond Course“ satte<br />
Fairways, e<strong>in</strong> kurz gemähtes Rough,<br />
perfekt gepflegte Greens so wie wunderschöne<br />
Wasserh<strong>in</strong>dernisse rund um den<br />
zentral gelegenen See. Hier haben die<br />
Profis der European Tour schon mehrmals<br />
den Schläger geschwungen. Der<br />
familienfreundliche 9-Loch-„Diamond<br />
Park Course“ eignet sich für Anfänger.<br />
Der sportliche„Executive Country<br />
Course“ ist für entspannende Runden<br />
zwischendurch gedacht. Abends zieht<br />
man sich <strong>in</strong> das Diamond Apartment<br />
Hotel zurück.<br />
Golfclub Adamstal<br />
Inmitten des niederösterreichischen<br />
Alpenvorlandes liegt die 27-Loch-<br />
Anlage des Golfclubs Adamstal, e<strong>in</strong>er<br />
der spektakulärsten Golfplätze Europas.<br />
Egal ob der 18-Loch-„Championship-<br />
Course“ oder der 9-Loch-„Course<br />
Wallerbach“, alle 27 Löcher haben<br />
ihren eigenen Charakter: Designer Jeff<br />
Howes gelang es, Bäche und Geländestufen,<br />
Waldlichtungen und Felsformationen<br />
geschickt <strong>in</strong> die bee<strong>in</strong>druckende<br />
Landschaft zu <strong>in</strong>tegrieren. Der Club<br />
bietet zehn Komfortzimmer an, <strong>in</strong><br />
denen man die Ruhe des Adamstals<br />
genießen kann.<br />
countryclub.at adamstal.at golfarea36.at<br />
Golf Area 36<br />
Die Golf Area 36 macht ihrem Namen<br />
alle Ehre: 36 Golflöcher, 36 Grad warmes<br />
Thermalwasser und nur 36 M<strong>in</strong>uten<br />
von Wien entfernt. Gelegen im Südwesten<br />
Wiens, vere<strong>in</strong>igt die Area zwei<br />
Clubs – den Golfclub L<strong>in</strong>sberg und den<br />
Golfclub Föhrenwald. Wer auf Naturbelassenheit<br />
Wert legt, wird sich im<br />
Golfclub Föhrenwald wohlfühlen. Beim<br />
modernen Golfclub L<strong>in</strong>sberg wartet e<strong>in</strong><br />
anspruchsvoller Platz. Die L<strong>in</strong>ks-Löcher<br />
mit den orig<strong>in</strong>al Pott-Bunkern s<strong>in</strong>d die<br />
Besonderheit am Platz. Anschließend<br />
erholt man sich <strong>in</strong> der nahegelegenen<br />
L<strong>in</strong>sberg Asia Therme.
NATUR-<br />
APOTHEKE<br />
von<br />
PETRA SÖLLE<br />
EINE STILLE REISE<br />
ZU SICH SELBST<br />
Das Kloster Pernegg im Waldviertel ist e<strong>in</strong> Fastenhaus,<br />
<strong>in</strong> dem nicht nur die Kilos purzeln. Hier kann man<br />
auch e<strong>in</strong>en klaren Blick und Leichtigkeit im Kopf gew<strong>in</strong>nen.<br />
Der deutsche Arzt Dr. Otto<br />
Buch<strong>in</strong>ger (1878–1966), Begründer der<br />
nach ihm benannten Fastenmethode,<br />
die auch im ehemaligen Chorfrauenkloster<br />
Pernegg unweit der tschechischen<br />
Grenze praktiziert wird, hat es<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen Worten zusammengefasst:<br />
„Nach dem Fasten soll das Bewusstse<strong>in</strong><br />
weiter se<strong>in</strong> als der Hosenbund.“<br />
Folgt man den Anleitungen, lässt sich<br />
die Sache mit dem Hosenbund beim<br />
Buch<strong>in</strong>ger-Fasten nicht vermeiden.<br />
Denn e<strong>in</strong>e Woche bis maximal zehn<br />
Tage wird der Körper darauf umgestellt,<br />
von den eigenen Reserven zu zehren,<br />
und bekommt von außen nur noch<br />
Obst- und Gemüsesäfte, klare Fastensuppe<br />
und viel Wasser und Kräutertee<br />
zugeführt. Das soll die Entgiftung und<br />
Entschlackung fördern.<br />
E<strong>in</strong> Prozess, der allerd<strong>in</strong>gs viel mehr<br />
als nur den Verzicht auf feste Nahrung<br />
benötigt. Das beg<strong>in</strong>nt mit Bewegung an<br />
der frischen Luft, die fixer Bestandteil<br />
von Fastentagen se<strong>in</strong> muss. Und es setzt<br />
sich mit unterstützenden Anwendungen<br />
fort, die e<strong>in</strong>e Entgiftung begleiten sollten.<br />
Diese reichen vom ayurvedischen<br />
Ölziehen im Mund und Nasenspülungen<br />
mit Salzwasser über Leberwickel und<br />
basische Fußbäder bis h<strong>in</strong> zu regelmäßigen<br />
Darmspülungen während der<br />
Fasten tage. Es geht schließlich nicht<br />
vorrangig um Gewichtsverlust, sondern<br />
darum, Organe und Kreislauf <strong>in</strong> dieser<br />
Umstellungsphase zu unterstützen.<br />
AUSSTIEG UND RÜCKZUG<br />
Lassen wir nun den Hosenbund eng oder<br />
weit se<strong>in</strong> und wenden uns dem Bewusstse<strong>in</strong><br />
zu. Das Fasten nach Buch<strong>in</strong>ger hat<br />
nämlich auch spirituellen Tiefgang ➤<br />
Illustrationen: Roland Vorlaufer, Andreas Posselt, Andreas Leitner<br />
40 <strong>Servus</strong>
Kräuter für Fastentees<br />
DAS ZAUBERKRAUT<br />
Wermut (Artemisia abs<strong>in</strong>thium)<br />
Normalerweise gibt es Kräuter,<br />
die den Appetit anregen, und solche,<br />
die ihn dämpfen. Wermut ist e<strong>in</strong><br />
Zauberer, der beides kann – je nachdem,<br />
<strong>in</strong> welcher Form man ihn zu sich nimmt.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Fastenkur kommt zwangsläufig<br />
der Punkt, an dem Gedanken ans Essen<br />
übermächtig zu werden drohen. Dann<br />
empfiehlt sich aufgrund se<strong>in</strong>er Bitterstoffe<br />
der Wermuttee, um <strong>in</strong> der Spur<br />
zu bleiben. Bei der Dosierung gilt es<br />
allerd<strong>in</strong>gs, vorsichtig zu se<strong>in</strong>, denn sonst<br />
wird dieser Trank rasch ungenießbar.<br />
Deshalb lässt man bei der Verwendung<br />
als Fastentee e<strong>in</strong>en halben Teelöffel Wermutkraut<br />
<strong>in</strong> 750 ml Wasser nur 2 M<strong>in</strong>uten ziehen und verfe<strong>in</strong>ert den<br />
Tee even tuell mit e<strong>in</strong>em Kamillenköpfchen.<br />
DER MUNTER MACHER<br />
Rosmar<strong>in</strong> (Salvia rosmar<strong>in</strong>us)<br />
Fasten kann e<strong>in</strong>e Belastung für den<br />
Kreislauf se<strong>in</strong> und zu Phasen der<br />
Erschöpfung führen. Rosmar<strong>in</strong> als<br />
Tee hat nicht nur antioxidative,<br />
antibakterielle, durchblutungsfördernde<br />
und harntreibende<br />
Wirkung, sondern gilt auch als<br />
Muntermacher. Neben dem unten<br />
angeführten Mix-Tipp kann man<br />
Rosmar<strong>in</strong>tee auch mit getrockneten<br />
Zitronen- oder Orangenschalen<br />
geschmacklich verfe<strong>in</strong>ern.<br />
Tee-Mix-Tipp (für 750 ml Wasser):<br />
1 TL Rosmar<strong>in</strong>, frisch gepresster<br />
Zitronen saft, 1 dünne Scheibe Ingwer.<br />
5 M<strong>in</strong>uten ziehen lassen.<br />
Tee-Mix-Tipp (für 1 l Wasser): 2 TL Kamille, 2 TL Mariendistel,<br />
2 TL Wermut. 3 M<strong>in</strong>uten ziehen lassen.<br />
DER KRAMPFLÖSER<br />
Kümmel (Carum carvi)<br />
Schon seit der Antike ist se<strong>in</strong>e wohltuende<br />
Wirkung auf den Verdauungstrakt<br />
bekannt. Als Fastentee ist<br />
Kümmel nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Funktion<br />
als Appetitanreger gefragt, sondern<br />
es kommen se<strong>in</strong>e Qualitäten<br />
als bewährter Krampflöser und<br />
Darmsanierer zum Tragen.<br />
Tee-Mix-Tipp (für 750 ml Wasser):<br />
1 TL Kümmel, 1 TL Fenchel,<br />
1 TL Kamille.<br />
4–5 M<strong>in</strong>uten ziehen lassen.<br />
DER ENTWÄSSERER<br />
Brennnessel (Urtica)<br />
Die Brennnessel ist durch<br />
ihre harntreibende und entschlackende<br />
Wirkung geradezu<br />
prädest<strong>in</strong>iert als Begleiter<strong>in</strong><br />
bei Fastenkuren. Dieser Tee<br />
regt den Stoffwechsel an, auch<br />
bei der Entgiftung von Leber<br />
und Galle wird ihm e<strong>in</strong>e Rolle<br />
zugeschrieben.<br />
Tee-Mix-Tipp<br />
(für 1 l Wasser): 3 TL Löwenzahn,<br />
3 TL Pfeffer m<strong>in</strong>ze, 3 TL Brennnessel.<br />
5 M<strong>in</strong>uten ziehen lassen.<br />
<strong>Servus</strong> 41
Rezepte zum Fasten<br />
Wacholderbeeren<br />
Nach der Fastenvorbereitung, die aus e<strong>in</strong>em Obst-, Reis- oder Hafertag besteht, ist<br />
das e<strong>in</strong>zig Feste, das noch gestattet ist, der Wille zum Durchhalten. Ansonsten<br />
gilt – frei nach dem griechischen Philosophen Heraklit – der Grundsatz: Alles fließt.<br />
In der Früh gibt es Kräutertee, zu Mittag Obst-/Gemüsesäfte und am Abend<br />
e<strong>in</strong>e klare Gemüse- Fastensuppe. Was sich nach Mangel und Verzicht anhört,<br />
liefert dem Körper dennoch alle wichtigen Vitam<strong>in</strong>e und M<strong>in</strong>eralstoffe,<br />
stabilisiert den Blutzuckerspiegel und gleicht den Säure- Basen-Haushalt aus.<br />
So beweist der Kräuter-, Obst- und Gemüsegarten der Natur e<strong>in</strong>mal mehr,<br />
welche (Heil-)Kräfte <strong>in</strong> ihm stecken.<br />
KLARE GEMÜSESUPPE<br />
Salbei<br />
Zutaten<br />
3 l Wasser, 600 g Gemüse<br />
(Karotten, Past<strong>in</strong>aken, Sellerie,<br />
Lauch, Fenchel, Zucch<strong>in</strong>i)<br />
frische oder getrocknete Kräuter<br />
(Thymian, Salbei, Rosmar<strong>in</strong>,<br />
Liebstöckl)<br />
½ TL Kümmel, ½ TL Nelken<br />
½ TL Wacholderbeeren<br />
2 Lorbeerblätter<br />
2–3 Knoblauchzehen<br />
Zubereitung und Anwendung<br />
Gemüse fe<strong>in</strong> schneiden,<br />
mit Gewürzen und Kräutern<br />
langsam zum Kochen br<strong>in</strong>gen und<br />
m<strong>in</strong>destens 30 M<strong>in</strong>uten köcheln<br />
lassen. Während der Fastenaufbautage<br />
kann das Gemüse<br />
<strong>in</strong> der Suppe belassen werden,<br />
ansonsten abseihen und nur<br />
die klare Brühe zu sich nehmen.<br />
Die wichtigsten Grundregeln bei der<br />
Zubereitung dieser Suppe s<strong>in</strong>d:<br />
völlig ohne Salz würzen, ke<strong>in</strong>e<br />
Suppenwürfel verwenden, beim<br />
Gemüse auf Bioqualität achten und<br />
die Suppe nach dem Auskochen<br />
abseihen und klar genießen.<br />
Gut zu wissen: Man kann mit e<strong>in</strong>em<br />
Spritzer Orangen- oder Zitronensaft<br />
sowie mit geriebener Muskatnuss<br />
den Geschmack verfe<strong>in</strong>ern.<br />
Fenchel<br />
STÄRKENDE SÄFTE<br />
Rote Rübe<br />
DIE TOLLE KNOLLE<br />
Fenchel & Apfel<br />
Vom Apfel weiß man, was er kann,<br />
aber wem ist bekannt, dass<br />
Fenchel fast doppelt so viel<br />
Vitam<strong>in</strong> C hat wie e<strong>in</strong>e Orange?<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus liefert die tolle<br />
Knolle Folsäure, Betacarot<strong>in</strong><br />
und Eisen.<br />
KRAFT DER WURZEL<br />
Gelbe & weiße Karotten & Apfel<br />
Wohlschmeckend, basisch<br />
und vitam<strong>in</strong>reich ist diese<br />
Saftkomb<strong>in</strong>ation – das ist bekannt.<br />
Die Karotten schützen mit ihren<br />
Carot<strong>in</strong>oiden außerdem auch<br />
die Zellen vor aggressiven<br />
Sauerstoffradikalen.<br />
RUND UND G’SUND<br />
Rote Rüben & Apfel & Orange<br />
Diese Komb<strong>in</strong>ation liefert vor allem<br />
M<strong>in</strong>eralstoffe wie Kalium, Kalzium<br />
und Magnesium sowie reichlich<br />
Vitam<strong>in</strong> C. Die Roten Rüben<br />
steuern überdies wertvolle<br />
Folsäure bei.<br />
42 <strong>Servus</strong>
Illustrationen: Andreas Posselt, Andreas Leitner<br />
und sollte deshalb abseits des gewohnten<br />
Alltags erfolgen. Da ist e<strong>in</strong> ehemaliges<br />
Kloster als Rückzugsort und befristete<br />
Ausstiegsoase besonders geeignet.<br />
Das im 12. Jahrhundert erbaute und<br />
<strong>in</strong> den 1990er-Jahren gründlich renovierte<br />
Stiftsgebäude ist heute e<strong>in</strong> Fastenzentrum,<br />
das sich der „Entdeckung der<br />
Stille“ verschrieben hat. Hier kann<br />
der Mensch e<strong>in</strong>e Reise zu sich selbst<br />
antreten. Und so wie jeder im Lauf dieser<br />
Tage herausf<strong>in</strong>det, welche Säfte und<br />
Tees ihm guttun, ist auch die psychische<br />
Entschlackung e<strong>in</strong>e zutiefst <strong>in</strong>dividuelle<br />
Angelegenheit, denn von e<strong>in</strong>em Zuviel<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wenig h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zugehen ist nicht nur<br />
für den Körper herausfordernd.<br />
Da zieht sich die e<strong>in</strong>e mit Büchern<br />
zurück, der andere verbr<strong>in</strong>gt Stunden<br />
an e<strong>in</strong>em der märchenhaften Kraftplätze<br />
der Umgebung oder sucht Entspannung<br />
durch Massagen, Yoga und Meditation.<br />
Aber alle e<strong>in</strong>t das Bedürfnis, sich abseits<br />
von Trubel und Rout<strong>in</strong>e im Kern zu<br />
spüren, Bodenhaftung <strong>in</strong> der eigenen<br />
Persönlichkeit zu erlangen. Das ist nicht<br />
immer lustig und manchmal sogar sehr<br />
anstrengend. Aber offenbar <strong>in</strong> jedem<br />
Fall lohnend, denn sonst gäbe es nicht<br />
so viele „Wiederholungstäter“, die es<br />
immer wieder tun, immer wieder für sich<br />
den Reset-Knopf drücken, wenn sie zu<br />
sehr <strong>in</strong> alte Muster zurückgefallen s<strong>in</strong>d.<br />
LEERE UND LEICHTIGKEIT<br />
Das Fasten hat <strong>in</strong> diesem Fall nichts<br />
mehr mit Verzicht zu tun. Man macht<br />
sich vielmehr leer, um sich danach wieder<br />
erfüllen zu können. Und wenn man das<br />
richtig macht, entsteht e<strong>in</strong> Gefühl der<br />
Leichtigkeit im Kopf, man erhält e<strong>in</strong>en<br />
klaren Blick auf Lebensgewohnheiten,<br />
die mehr schaden als nützen, erlebt, wie<br />
ungesunde Ernährung schwächt, statt<br />
zu stärken, und lernt das stimmige Maß<br />
für sich selbst kennen.<br />
Das Wichtigste ist aber <strong>in</strong> jedem Fall,<br />
die Erfahrungen während der Fastentage<br />
nicht herausgelöst aus dem eigenen<br />
Leben zu begreifen, sondern <strong>in</strong> weiterer<br />
Folge <strong>in</strong> den Alltag mitzunehmen. Denn<br />
e<strong>in</strong>e Reise zu sich selbst ist schließlich<br />
ke<strong>in</strong> Urlaub, sondern e<strong>in</strong>e Erkenntnis.<br />
Petra Sölle ist Fastenleiter<strong>in</strong> im ehemaligen<br />
Chorfrauenkloster Pernegg<br />
im Waldviertel, wo auch Fasten nach<br />
der Buch<strong>in</strong>ger-Methode praktiziert wird.<br />
Sie arbeitete ursprünglich im Tourismus,<br />
krempelte ihr Leben nach e<strong>in</strong>em Fastenaufenthalt<br />
aber völlig um, absolvierte<br />
die nötigen Ausbildungen und machte<br />
ihre neu entdeckte Berufung zum Beruf.<br />
Informationen: klosterpernegg.at<br />
<strong>Servus</strong> 43
Großes Symbol. Die zweite<br />
Etappe des Lebensweges<br />
führt am fünf Meter hohen<br />
Herzste<strong>in</strong> vorbei.<br />
AUF DEM PFAD DER ERKENNTNIS<br />
SPAZIERGANG<br />
MIT AHNEN<br />
Der „Lebensweg“ im südlichen Waldviertel zeichnet die Stationen<br />
e<strong>in</strong>es Menschenlebens nach. Die Natur soll Wanderer <strong>in</strong>spirieren,<br />
ihrer eigenen Geschichte zu begegnen – und sich selbst.<br />
TEXT: Wolfgang Maria Gran<br />
44 <strong>Servus</strong>
Am rauschenden Bach. In der Ysperklamm können Wanderer auf Brücken, Stiegen<br />
und Holzstegen das tosende Schauspiel der Großen Ysper beobachten.<br />
Fotos: Waldviertler Tourismus/Studio Kerschbaum<br />
F ünf Meter ragt er empor, der sagenumwobene<br />
Herzste<strong>in</strong> bei St. Oswald<br />
im südlichen Waldviertel. Der schmale<br />
Schlitz an se<strong>in</strong>er Unterseite verführt seit<br />
jeher Wanderer dazu, sich durchzuzwängen.<br />
In früheren, noch deutlich<br />
abergläubischeren Zeiten tat man das,<br />
um Leiden, Krankheiten, aber auch<br />
Sünden an diesem Kultste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Form<br />
e<strong>in</strong>es aufgestellten Herzens abzustreifen.<br />
Vor drei Jahren hat dieses Durchschlüpfen<br />
aber e<strong>in</strong>e neue Bedeutung<br />
erhalten: Als Station des Waldviertler<br />
„Lebens weges“ symbolisiert es die Geburt<br />
des Menschen.<br />
Auf 13 Etappen zeichnet dieser<br />
260 Kilometer lange Weitwanderweg<br />
die Stationen e<strong>in</strong>es Menschenlebens<br />
nach. Von der Zeugung bis zu e<strong>in</strong>em<br />
Leben nach dem Tod reicht die Wanderung,<br />
und nicht ohne Grund ist dieser<br />
Lebensweg als Achterschleife angelegt,<br />
dem Symbol für Unendlichkeit.<br />
MIT AUSDAUER ANS ZIEL<br />
Und weil wir schon bei der Symbolik<br />
s<strong>in</strong>d: Insgesamt 7.300 Höhenmeter,<br />
die über die volle Distanz zu bewältigen<br />
s<strong>in</strong>d, verdeutlichen den Wanderern<br />
spürbar, dass es auch im Leben oft<br />
Schweiß, Überw<strong>in</strong>dung und Ausdauer<br />
braucht, um e<strong>in</strong> angestrebtes Ziel zu<br />
erreichen. Der frühere Gastronom und<br />
Mitbegründer der niederösterreichischen<br />
Bühnenwirtshäuser Dieter Juster<br />
hat diesen Weg lange als Vision mit sich<br />
herumgetragen und dann maßgeblich<br />
mitentwickelt.<br />
Heute sagt der ehemalige Gutenbrunner<br />
Gastwirt, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em früheren<br />
Berufsleben 1.300 Kulturveranstaltungen<br />
<strong>in</strong>itiiert hat: „Hier s<strong>in</strong>d die<br />
22 Geme<strong>in</strong>den, die sich am Projekt<br />
Lebensweg beteiligt haben, die Bühne.“<br />
Und die atemberaubende Landschaft<br />
des Waldviertels bildet e<strong>in</strong>e Kulisse, wie<br />
sie schöner und abwechslungsreicher<br />
nicht se<strong>in</strong> könnte.<br />
Da brennen die Waden beim Aufstieg<br />
auf den Peilste<strong>in</strong>, da bestaunen die Augen<br />
die wilde Schönheit der Ysperklamm,<br />
und die Seele ruht <strong>in</strong> den dichten<br />
Wäldern des Südlichen Waldviertels.<br />
Die Ohren bekommen an manchen Stellen<br />
nichts anderes zu hören als fröhliches<br />
Vogelzwitschern, und falls man den<br />
Lebensweg alle<strong>in</strong> beschreitet, kann ➤<br />
<strong>Servus</strong> 45
Chef<strong>in</strong> im Paradies. Alix de la Poëze d’Harambure-Fraye ist die Schlossherr<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> Artstetten, der Station, die den Tod und das Leben danach symbolisiert.<br />
es se<strong>in</strong>, dass Rehe, Hasen, Eichkätzchen<br />
oder Salamander über weite Strecken<br />
die e<strong>in</strong>zigen Begleiter s<strong>in</strong>d. Wenn Dieter<br />
Juster, der den gesamten Weg <strong>in</strong> zehn<br />
Tagen gegangen ist, sagt: „Auf 260 Kilometern<br />
spürt man sich schon“, so hat das<br />
auf diesem Weitwanderweg nicht nur<br />
e<strong>in</strong>e körperliche Bedeutung.<br />
Die Idee h<strong>in</strong>ter diesem Projekt war<br />
nämlich nicht, e<strong>in</strong>fach nur den Ysper-<br />
Weitental-Rundwanderweg und den<br />
Kremstalweg mite<strong>in</strong>ander zu verb<strong>in</strong>den<br />
und mit e<strong>in</strong>em neuen Mascherl zu verzieren.<br />
Der Lebensweg hat zwar se<strong>in</strong>e<br />
Etappenziele, ist aber <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als<br />
Wanderung zu sich selbst angelegt. Im<br />
eigenen Tempo das eigene Leben durchwandern<br />
und sich se<strong>in</strong>e eigenen Gedanken<br />
dazu machen – das wäre der tiefere<br />
S<strong>in</strong>n. E<strong>in</strong> In-sich-Ruhen <strong>in</strong> Bewegung,<br />
wenn man so will. Sich darauf e<strong>in</strong>zulassen<br />
kann e<strong>in</strong>e lohnende und unvergessliche<br />
Erfahrung se<strong>in</strong>. Umgeben von<br />
den Naturschönheiten e<strong>in</strong>zutauchen<br />
<strong>in</strong> Rückblenden, Zukunftsvorstellungen<br />
und vor allem <strong>in</strong> die Gegenwart des eigenen<br />
Lebens, aber auch die Lebenswelt<br />
der Ahnen heraufzuholen <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong><br />
– das br<strong>in</strong>gt deutlich mehr als e<strong>in</strong>en<br />
Stempel im Wanderpass.<br />
E<strong>in</strong>e, die das Leben ihrer Vorfahren<br />
ständig gegenwärtig bei sich hat, ist<br />
Alix de la Poëze d’Harambure-Fraye,<br />
die Ururenkel<strong>in</strong> von Erzherzog Franz<br />
Ferd<strong>in</strong>and von Österreich und heute<br />
Schlossherr<strong>in</strong> <strong>in</strong> Artstetten. Auf dem<br />
Lebensweg ist das die Station, die den<br />
Tod und das Leben danach symbolisiert,<br />
was für Alix absolut nichts Furchterregendes<br />
be<strong>in</strong>haltet: „Das Danach ist ja<br />
das Paradies, und das haben wir hier<br />
bei uns. Außerdem hat unsere Familiengeschichte<br />
immer e<strong>in</strong>e gewisse Todesnähe<br />
be<strong>in</strong>haltet, alle<strong>in</strong> durch das Attentat<br />
<strong>in</strong> Sarajewo, dem me<strong>in</strong> Ururgroßvater<br />
und se<strong>in</strong>e Frau Sophie von<br />
Hohenberg zum Opfer gefallen s<strong>in</strong>d;<br />
aber auch durch se<strong>in</strong>e Söhne Maximilian<br />
und Ernst, die den Zweiten Weltkrieg<br />
teilweise im Konzentrationslager<br />
Dachau verbracht haben.“<br />
EIN WEG, DER VERÄNDERT<br />
Mit der Dauerausstellung „Durchs<br />
Schlüsselloch: Geschichte erzählt“ werden<br />
Leben und Wirken Franz Ferd<strong>in</strong>ands<br />
<strong>in</strong> Schloss Artstetten, wo er <strong>in</strong> der<br />
46 <strong>Servus</strong>
E<strong>in</strong>e Seelen-Wanderung<br />
„Geschichte kommt<br />
erst mit der Zeit<br />
im eigenen Leben an.“<br />
In Form e<strong>in</strong>er Achterschleife führt der „Lebensweg“ über 260 Kilometer<br />
<strong>in</strong> 13 Etappen durch die Stationen des menschlichen Dase<strong>in</strong>s. Natur und<br />
Sehenswürdigkeiten sollen anregen, über die menschlichen Lebensabschnitte<br />
bewusst zu reflektieren – sich zu er<strong>in</strong>nern und Visionen zu entwickeln.<br />
Fotos: Gregor Kuntscher/ASA12, Waldviertler Tourismus/Studio Kerschbaum, Lebensweg/Studio Kerschbaum, Waldviertel Tourismus/We<strong>in</strong>franz<br />
Gruft mit se<strong>in</strong>er Sophie die letzte Ruhe<br />
gefunden hat, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Museum<br />
lebendig gehalten. Für die Hausherr<strong>in</strong><br />
hat sich der Zugang dazu auf<br />
ihrem persönlichen Lebensweg auch<br />
verändert. Seit ihrer Rückkehr aus Paris<br />
vor sieben Jahren ist er <strong>in</strong>tensiver geworden:<br />
„Ich b<strong>in</strong> zwar hier aufgewachsen,<br />
aber seit me<strong>in</strong>er Rückkehr b<strong>in</strong> ich<br />
mehr zurück, als ich früher da war. Das<br />
hat auch damit zu tun, dass Geschichte<br />
erst mit der Zeit im eigenen Leben ankommt.<br />
Aber wenn sie dann e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em lebendig geworden ist, wenn man<br />
merkt, wie spannend das ist, kann man<br />
gar nicht mehr nicht <strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong>.“<br />
Dass Artstetten e<strong>in</strong>e Station des Lebensweges<br />
ist, freut sie sehr und spornt<br />
sie auch persönlich an: „Das Schöne<br />
an diesem Weg ist, dass man bei allen<br />
13 Etappen direkt vor der Haustür losgehen<br />
kann, und ich möchte den unbed<strong>in</strong>gt<br />
e<strong>in</strong>mal ganz gehen. Zumal ich<br />
ohneh<strong>in</strong> täglich raus muss, weil ich<br />
ohne Natur gar nicht atmen könnte.“<br />
So ist das eben mit e<strong>in</strong>em Lebensweg:<br />
Wenn er sich vor e<strong>in</strong>em auftut, will<br />
man ihn auch beschreiten. Und was sie<br />
<strong>in</strong> anderem Zusammenhang so schön<br />
gesagt hat, trifft wohl auf alle zu, die<br />
das dann auch tun: Man ist danach<br />
mehr zurück, als man vorher da war.<br />
Informationen: waldviertel.at/lebensweg<br />
Etappe 10: Aussicht <strong>in</strong>s Weitental<br />
1. Liebe der Eltern – Zeugung<br />
Laimbach – Nöchl<strong>in</strong>g, 27 km<br />
2. Schwangerschaft und Geburt<br />
Nöchl<strong>in</strong>g – Yspertal, 19 km<br />
3. Die ersten Jahre<br />
Yspertal – Dorfstetten, 19 km<br />
4. Lernen<br />
Dorfstetten – Gutenbrunn, 24 km<br />
5. Pubertät – die wilden Jahre<br />
Gutenbrunn – Kirchschlag, 20 km<br />
6. Lebensaufbau<br />
Kirchschlag – Els, 17 km<br />
7. Integration, sesshaft werden<br />
Els – Sall<strong>in</strong>gberg, 29 km<br />
8. Bewusstwerdung, Zweifel<br />
Sall<strong>in</strong>gberg – Bad Traunste<strong>in</strong>, 17 km<br />
Etappe 9: Edlesberger See<br />
Etappe 4: Schles<strong>in</strong>gerteich<br />
9. Ernte, die neue Freiheit<br />
Bad Traunste<strong>in</strong> – Mart<strong>in</strong>sberg, 15 km<br />
10. Körperlichkeit, Ruhestand<br />
Mart<strong>in</strong>sberg – Raxendorf, 26 km<br />
11. Weisheit, Frieden<br />
Raxendorf – Leiben, 21 km<br />
12. Grenzüberschreitung<br />
Leiben – Maria Taferl, 15 km<br />
13. Ursprung – Großeltern und Ahnen<br />
Maria Taferl – Laimbach, 17 km<br />
<strong>Servus</strong> 47
UNTERWEGS AN DER<br />
DONAU<br />
KREMS<br />
Wo die Kunstmeile<br />
<strong>in</strong> der Kellergasse endet<br />
Als Tor zum UNESCO-Weltkulturerbe Wachau steht<br />
die Stadt Krems wie ke<strong>in</strong>e andere für We<strong>in</strong>, Kultur und<br />
Genuss. E<strong>in</strong> guter Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>en Tagesausflug<br />
ist die Flaniermeile <strong>in</strong> der historischen Altstadt. Die<br />
mittelalterlichen Gebäude wechseln sich mit Cafés,<br />
Lokalen und Geschäften ab. Der Blick auf die umliegenden<br />
We<strong>in</strong>berge und die Donau macht Lust, die Region<br />
zu erkunden: Hier kann gewandert, geradelt, Schiff<br />
gefahren und verkostet werden. Danach empfiehlt sich<br />
e<strong>in</strong>es der Museen der Kunstmeile. Auskl<strong>in</strong>gen lässt sich<br />
der Tag am besten bei e<strong>in</strong>em der Heurigen mit köstlichen<br />
Marillenknödeln oder e<strong>in</strong>em Gläschen Veltl<strong>in</strong>er.<br />
Wachau Info-Center Krems<br />
Körnermarkt 14, 3500 Krems/Donau<br />
Tel.: +43/2732/826 76, krems@donau.com<br />
krems.<strong>in</strong>fo<br />
GÖTTWEIGER BERG<br />
We<strong>in</strong>gut Müller<br />
Die vierte Generation der Familie Müller führt e<strong>in</strong>e<br />
lange We<strong>in</strong>bautradition im malerisch gelegenen We<strong>in</strong>ort<br />
Krustetten im südlichen Kremstal fort. Die Philosophie<br />
ist, im E<strong>in</strong>klang mit der Natur zu arbeiten und die<br />
Gegebenheiten um den Göttweiger Berg zu nutzen, um<br />
das Beste aus jeder Riede herauszuholen. Tiefgründiger<br />
Löss und Verwitterungsgeste<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen hochqualitative<br />
und charaktervolle Grüne Veltl<strong>in</strong>er und Riesl<strong>in</strong>ge hervor!<br />
Neben der Zertifizierung „Nachhaltig Austria“ erhielt<br />
das We<strong>in</strong>gut auch e<strong>in</strong>e Vielzahl an Auszeichnungen.<br />
Tipp: Die We<strong>in</strong>e können <strong>in</strong> der V<strong>in</strong>othek am We<strong>in</strong>gut<br />
oder beim Top-Heurigen verkostet werden.<br />
We<strong>in</strong>gut Müller<br />
Hollenburger Straße 12, 3508 Krustetten<br />
we<strong>in</strong>gutmueller.at<br />
FOTOS: STADTMARKETING KREMS / ANDREAS HOFER, BRANDING BROTHERS / CHRIS LAISTLER
ANZEIGE<br />
FOTOS: KASTNER.TV / PENSION GÄSTEHAUS HELLER, PHOTOGRAPHY.PFEFFEL, NETZWERK KULINARIK/POV.AT, FOTOSTUDIO THEO KUST<br />
WACHAU – WEISSENKIRCHEN<br />
Pension Gästehaus Heller<br />
Das be<strong>in</strong>ahe 500 Jahre alte, mit viel Liebe renovierte<br />
Gästehaus ist e<strong>in</strong> idealer Ausgangspunkt, um die Wachau<br />
zu entdecken. Dass Bodenständigkeit hier gelebt wird,<br />
beweisen die herzlichen Gastgeber, welche gerne<br />
Tipps für Rad- und Wanderrouten, Heurigen und<br />
persönliche Liebl<strong>in</strong>gsplätze geben.<br />
gaestehaus-heller.at<br />
WACHAU – WEISSENKIRCHEN<br />
Hotel-Restaurant Kirchenwirt<br />
Ob Marillenknödel oder Mohnnudeln: Beim Hotel-<br />
Restaurant Kirchenwirt werden Gerichte der Hausmannskost<br />
zu Delikatessen auf Haubenniveau. Die<br />
gemütlichen Räumlichkeiten verb<strong>in</strong>den traditionelle<br />
mit modernen Elementen. E<strong>in</strong>e duftende Oase der<br />
Erholung ist der Rosenpavillon im Hotelgarten.<br />
kirchenwirt-wachau.at<br />
WACHAU – DÜRNSTEIN<br />
Gartenhotel & We<strong>in</strong>gut Pfeffel<br />
E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> die hauseigenen We<strong>in</strong>gärten, genießt man<br />
hier luxuriöse Urlaubstage: Das Penthouse SPA verwöhnt<br />
mit Pool, Massagen und Behandlungen, während das<br />
Restaurant mit regionaler Küche und We<strong>in</strong>en überzeugt.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit den Zimmern mit Donaublick ist das<br />
Hotel das Richtige für wellnessaff<strong>in</strong>e Erholungsurlauber.<br />
pfeffel.at<br />
WACHAU – SPITZ AN DER DONAU<br />
Barock-Landhof Burkhardt<br />
Das historische Landschlösschen eignet sich<br />
bestens für Individualurlaube: Sechs voll ausgestattete<br />
Ferienwohnungen sowie e<strong>in</strong> Premium-Appartement mit<br />
200 Quadratmetern bieten volle Freiheit. Die lauschigen<br />
Plätzchen des großen Gartens mit Obstbäumen genießt<br />
man bei e<strong>in</strong>em Glas We<strong>in</strong> der Region.<br />
burkhardt.at<br />
Mehr Infos unter: bestof-wachau.at
UNTERWEGS IM<br />
MOSTVIERTEL<br />
MITTERBACH AM ERLAUFSEE<br />
Die Welt der wilden Wunder<br />
Am Fuße der Geme<strong>in</strong>dealpe, im Naturpark Ötscher-<br />
Tormäuer, liegt das Sportlerparadies Mitterbach<br />
am Erlaufsee. Erst kürzlich mit dem Wandergütesiegel<br />
ausgezeichnet, erwartet sowohl Hobbywanderer als auch<br />
sportliche Trailrunner e<strong>in</strong> weitläufiges Wanderwegenetz<br />
<strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er Naturlandschaft aus Almen, Wäldern,<br />
Schluchten und Berggipfeln. Wer es gemütlich angehen<br />
will, dem versprechen die Seen der Region Erholung<br />
ohne viel Anstrengung – ob beim genüsslichen Planschen,<br />
Fischen, Tauchen oder Bootfahren.<br />
Wilde Wunder: Bei e<strong>in</strong>em der „Wilde Wunder“-Gastgeber<br />
zu übernachten ist gemütlich und aben teuerlich<br />
zugleich. Die kostenlose Wilde Wunder Card,<br />
die man zu jeder Übernachtung dazubekommt,<br />
be<strong>in</strong>haltet viele Ausflüge und Ermäßigungen.<br />
mitterbach.at<br />
MARIAZELLERBAHN<br />
Vom Dirndltal <strong>in</strong>s Mariazellerland<br />
Unterwegs mit der Mariazellerbahn, Österreichs längster<br />
Schmalspurbahn, ist es e<strong>in</strong> Muss, e<strong>in</strong>en Blick aus dem<br />
Fenster zu machen: saftige Wiesen, bewaldete Täler,<br />
Flüsse und sanfte Berge s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Freude für das Auge –<br />
besonders im Panoramawagen. Dort werden Schmankerl<br />
und Getränke direkt zum Sitzplatz serviert.<br />
Langeweile kommt auf der 84 Kilometer langen Strecke<br />
ke<strong>in</strong>eswegs auf. An Samstagen von Mai bis Oktober und<br />
im Advent ist der Erlebniszug Ötscherbär auf Tour. Die<br />
Themenfahrten s<strong>in</strong>d vor allem für Familien mit K<strong>in</strong>dern<br />
ideal. Im Spielewaggon warten Bioblo Spielste<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong>e<br />
Bücherkiste und Malsachen auf die kle<strong>in</strong>en Gäste.<br />
Luftig wird es <strong>in</strong> den Sommermonaten: Hier ist der<br />
Aussichtswagen mit Cabrio-Flair mit dabei.<br />
mariazellerbahn.at<br />
FOTOS: WEGERBAUER, TVB MARIAZELLERLAND, FRED LINDMOSER, NÖVOG-LINDMOSER, NÖVOG/WEINFRANZ
ANZEIGE<br />
KOTHMÜHLE IN NEUHOFEN AN DER YBBS<br />
E<strong>in</strong> Refugium der Erholung<br />
Apfel, Birne oder doch Zwetschke? Die Zimmer des<br />
4* RelaxResorts Kothmühle s<strong>in</strong>d nach regionalen Früchten<br />
benannt und strahlen Natürlichkeit und Gemütlichkeit<br />
aus. Saunen, Dampfbäder, warme Pools, Klang liegen<br />
und Massagen bieten Erholung – genauso wie der<br />
riesige Garten mit Naturbadeteich und Kneippwegen.<br />
kothmuehle.at<br />
WAIDHOFEN AN DER YBBS<br />
Das Schloss an der Eisenstraße<br />
Romantik verspricht das Schloss an der Eisenstraße:<br />
Erbaut im 17. Jahrhundert, erwarten e<strong>in</strong>en heute moderne<br />
Suiten, Fitness und Spa. Beim fe<strong>in</strong>en Sechs-Gänge-<br />
Candle-Light-D<strong>in</strong>ner überraschen die Gastgeber mit<br />
kul<strong>in</strong>arischen Spezialitäten aus der Region. Als Aperitif<br />
wird der trockene Birnenschaumwe<strong>in</strong> empfohlen.<br />
schlosseisenstrasse.at<br />
FOTOS: DOMINIK STIXENBERGER, MOSTVIERTEL BALLOONING, DIE HOCHRIESS-DISTELBERGER GMBH & CO. KG<br />
HOCHRIESS IN PURGSTALL AN DER ERLAUF<br />
Familienurlaub am Wildpark<br />
Direkt im waldreichen Hügelland liegt der Vierkanthof<br />
Hochrieß. Das Familienhotel punktet mit se<strong>in</strong>em großen<br />
Wildpark: 45 Tierarten leben hier und freuen sich darauf,<br />
gefüttert zu werden. Auch Geländeritte für Anfänger<br />
und Fortgeschrittene s<strong>in</strong>d möglich. Abends genießt man<br />
die selbst gemachten Spezialitäten der Region.<br />
hochriess.at<br />
STYX IM PIELACHTAL<br />
Die Welt der Naturkosmetik<br />
Traditionelles Wissen, altbewährte Rezepturen und<br />
moderne Produktionsverfahren – die World of STYX<br />
ist der größte und e<strong>in</strong>zige Naturkosmetik-Hersteller<br />
Österreichs, der Besuchern E<strong>in</strong>blick h<strong>in</strong>ter die Kulissen<br />
se<strong>in</strong>er Produktion bietet. Die dazugehörige Schokoladenmanufaktur<br />
sorgt für Genuss.<br />
styx.at<br />
Mehr zur Region unter: mostviertel.at
VON MELK BIS CARNUNTUM<br />
SCHÄTZE<br />
AN DER DONAU<br />
Es s<strong>in</strong>d wahre Perlen, die sich entlang der Donau ane<strong>in</strong>anderreihen:<br />
e<strong>in</strong>e Reise zu mächtigen Stiften und mittelalterlichen Städten,<br />
zu e<strong>in</strong>er römischen Weltmetropole und rub<strong>in</strong>farbenem We<strong>in</strong>.<br />
52 <strong>Servus</strong>
Stadt am Strome. Sanft<br />
schmiegt sich die Donau<br />
an Ha<strong>in</strong>burg, die östlichste<br />
Stadt Österreichs.<br />
Im Schwarzwald entspr<strong>in</strong>gt sie als<br />
Bächle<strong>in</strong>, <strong>in</strong>s Schwarze Meer ent lädt sie<br />
sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewaltigen fünf armigen<br />
Delta. Die Donau ist e<strong>in</strong>e wichtige Lebensader<br />
Mitteleuropas. Aber nirgendwo<br />
sonst kann man sich e<strong>in</strong>er solchen Harmonie<br />
aus Natur, Kunst und Kultur erfreuen<br />
wie entlang ihrer 218 Kilometer<br />
durch <strong>Niederösterreich</strong>.<br />
Bei Melk beg<strong>in</strong>nt das bekannteste<br />
und wohl schönste Durchbruchstal<br />
der Donau, die Wachau. Dieses Engtal<br />
trennt das Waldviertel vom Dunkelste<strong>in</strong>erwald.<br />
Die Donau folgt dabei<br />
e<strong>in</strong>er tektonisch vorgezeichneten Furche,<br />
die dreißig Kilometer geradewegs<br />
nach Krems verläuft. Über die Magie<br />
von Melk wurde viel geschrieben. Ob<br />
Herrscher oder Kirchenoberhäupter, alle<br />
waren sie hier: Papst Pius VI., Napoleon,<br />
der Dalai Lama. Melk und die Wachau<br />
wurden vom Magaz<strong>in</strong> „National Geographic<br />
Traveler“ 2009 gar zur „besten historischen<br />
Dest<strong>in</strong>ation der Welt“ gekürt.<br />
Foto: Christof Wagner<br />
VIEL PRUNK, VIEL PARK<br />
Um 900 errichteten die Babenberger auf<br />
e<strong>in</strong>em Felsen oberhalb der Donau ihre<br />
erste Residenz. Österreich wurde <strong>in</strong>folge<br />
hundert Jahre von Melk aus gelenkt.<br />
1089 überließ Markgraf Leopold II. se<strong>in</strong>e<br />
Burg den Benedikt<strong>in</strong>ern. Heute beherbergt<br />
die größte barocke Klosteranlage<br />
des Landes mit ihrem Stiftsgymnasium<br />
aus dem 12. Jahrhundert die älteste<br />
noch bestehende Schule Österreichs.<br />
Seit mehr als vierzig Jahren ist Pater<br />
Gottfried Glaßner, e<strong>in</strong> gebürtiger Waldviertler,<br />
der Bibliothekar von Melk. Se<strong>in</strong><br />
Arbeitsplatz ist zum Niederknien schön:<br />
Kunstvolle Fresken und teure Intarsien,<br />
üppige Schnitzereien und antike Globen<br />
zieren den Prunksaal. Die Bibliothek<br />
existiert seit der Gründung und umfasst<br />
an die 100.000 Bände, dazu fast 800<br />
Inkunabeln (kostbare Wiegendrucke)<br />
sowie 1.800 Handschriften, darunter ➤<br />
<strong>Servus</strong> 53
54 <strong>Servus</strong><br />
Kostbare Seiten. Im historischen Prunksaal<br />
der Stiftsbibliothek von Melk lagern Bücher<br />
von unschätzbarem Wert. Achtsam blättert<br />
Pater Gottfried <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er alten Handschrift.<br />
Der Benedikt<strong>in</strong>er ist der Bibliothekar von Melk.
Fotos: Michael Reid<strong>in</strong>ger, Peter Podpera<br />
Bis zum Horizont und weiter. E<strong>in</strong> Ausflug <strong>in</strong>s<br />
H<strong>in</strong>terland von Krems und Ste<strong>in</strong> zahlt sich schon<br />
wegen des Blicks über die We<strong>in</strong>terrassen bis<br />
Stift Göttweig aus (oben). Weiter flussabwärts<br />
w<strong>in</strong>det sich die Donau um Stift Dürnste<strong>in</strong>.<br />
das Fragment e<strong>in</strong>er Abschrift des Nibelungenliedes<br />
aus dem 13. Jahrhundert.<br />
„Me<strong>in</strong>e Aufgabe ist es, diese Schätze<br />
zu bewahren und der Nachwelt zu übergeben“,<br />
sagt Pater Gottfried.<br />
Seit Pater Mart<strong>in</strong> Rotheneder die<br />
e<strong>in</strong>st verwilderten Gärten des Stifts neu<br />
gestalten ließ und öffentlich zugänglich<br />
machte, kann sich jeder an der Parklandschaft<br />
und dem zauberhaften<br />
Barock pavillon erfreuen. Herzstück des<br />
Parks ist der Paradiesgarten, dessen<br />
22 Beete man nach dem Gedicht e<strong>in</strong>es<br />
Benedikt<strong>in</strong>ermönchs bepflanzt hat.<br />
H<strong>in</strong>ter der Klostermauer stapft man<br />
steile Treppen h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong> die Stadt.<br />
Über buckeliges Kopfste<strong>in</strong>pflaster, vorbei<br />
an geschmiedeten Zunftschildern,<br />
verblichenen Fresken, alten Toren und<br />
Türmchen führt der Weg. Jedes Detail<br />
erzählt von der tausendjährigen Geschichte<br />
der Stadt Melk als Handels-,<br />
Handwerks- und Verkehrsmittelpunkt.<br />
WEIN UND WOHLSTAND<br />
Nach Melk wendet sich die Donau e<strong>in</strong><br />
letztes Mal gegen Norden. Unten w<strong>in</strong>det<br />
sich der Fluss um Spitz und Stift Dürnste<strong>in</strong>,<br />
darüber erklimmen schmale Terrassen<br />
die Hänge wie Stufen. Es s<strong>in</strong>d<br />
kunstvoll angelegte We<strong>in</strong>gärten, die<br />
jeden Quadratmeter des kostbaren Lössbodens<br />
nutzen.<br />
Nördlich von Krems liegt e<strong>in</strong>es der<br />
ältesten Siedlungsgebiete Österreichs.<br />
Hier fand man am Galgenberg die Frauenstatue<br />
Fanny, mit 32.000 Jahren das<br />
älteste Kunstwerk des Landes. Im Mittelalter<br />
waren Krems und Ste<strong>in</strong> getrennte<br />
Handelsstädte mit eigenen Stadtmauern,<br />
Wehrtürmen und Kirchen. Handel,<br />
Schiffsverkehr und We<strong>in</strong>bau brachten<br />
Wohlstand, der Künstler und Gelehrte<br />
anzog. Heute s<strong>in</strong>d die Zwill<strong>in</strong>gsstädte<br />
längst mite<strong>in</strong>ander verschmolzen, pflegen<br />
aber getrennt ihren historischen<br />
Kern. In Ste<strong>in</strong> locken Cafés, Heurige<br />
und Gaststätten Studierende der Donau-<br />
Universität sowie Besucher der ➤<br />
<strong>Servus</strong> 55
Hohe Kultur am großen Fluss<br />
Entlang der Donau wachsen nicht nur wunderbare We<strong>in</strong>e,<br />
hier blüht seit vielen Jahren auch e<strong>in</strong>e lebendige Kunst- und Kulturszene.<br />
E<strong>in</strong> Überblick von der Wachau bis Carnuntum.<br />
Sommer <strong>in</strong> der Arena<br />
Bei den Sommerspielen Melk wurden<br />
unter der Leitung von Alexander<br />
Hauer (oben) seit 2002 neun Werke<br />
<strong>in</strong> der Wachau-Arena uraufgeführt<br />
und namhafte Autoren wie Karl Ferd<strong>in</strong>and<br />
Kratzl, Paulus Hochgatterer<br />
und Franzobel nach Melk geholt. Auf<br />
dem Spielplan stehen zeitgemäß <strong>in</strong>terpretierte<br />
Theaterklassiker sowie Musiktheater<br />
für K<strong>in</strong>der und Erwachsene.<br />
wachaukulturmelk.at/de/<br />
sommerspielemelk<br />
E<strong>in</strong>e Tischlerei macht Theater<br />
In den ehemaligen Produktionsräumen<br />
e<strong>in</strong>er Möbelfirma <strong>in</strong> Melk ist seit dem<br />
Jahr 2008 e<strong>in</strong>e Kulturwerkstatt beheimatet.<br />
Die Stars der österreichischen<br />
Kabarett- und Musikszene zählen zu<br />
den Fixsternen im Programm, daneben<br />
werden auch Theaterstücke für K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche aufgeführt.<br />
wachaukulturmelk.at/de/tischlereimelk<br />
Für Kopf, Herz und Hand<br />
„Sich fühlen wie e<strong>in</strong> Künstler“, so lautet<br />
das Motto des ganzjährigen K<strong>in</strong>derund<br />
Jugendprogramms „Kunstdünger“<br />
<strong>in</strong> Melk. Ziel ist es, Kopf, Herz, Hand<br />
und alle S<strong>in</strong>ne anzusprechen, um<br />
damit die Kreativität zu fördern und<br />
die eigene Fantasie anzuregen. Auf<br />
dem Programm stehen Workshops,<br />
Vorträge und Kreativcamps.<br />
wachaukulturmelk.at/de/kunstduenger<br />
Die stille Wachau als Bühne<br />
Die Schauspieler<strong>in</strong> Ursula Strauss<br />
zeigt die ruhigen und weniger bekannten<br />
Seiten ihrer Heimat, der Wachau.<br />
Bei „Wachau <strong>in</strong> Echtzeit“ wird <strong>in</strong><br />
Begleitung von Künstlerkollegen<br />
an ganz besonderen Schauplätzen –<br />
etwa im Schloss Pielach oder <strong>in</strong><br />
der Burgru<strong>in</strong>e Aggste<strong>in</strong> – musiziert,<br />
gelesen, philosophiert und sogar<br />
das e<strong>in</strong>e oder andere Rätsel gelöst.<br />
wachaukulturmelk.at/de/<br />
wachau<strong>in</strong>echtzeit<br />
Musik im Kloster<br />
Immer zu Pf<strong>in</strong>gsten f<strong>in</strong>den im Stift<br />
Melk die „Barocktage“ statt. Die Festspiele<br />
sollen „den Geist des Barock<br />
durch das Zusammenspiel von Musik<br />
und Stift erlebbar machen“, sagt der<br />
Startenor und künstlerische Leiter<br />
Michael Schade, der dafür das e<strong>in</strong>zigartige<br />
Orchester Concentus Musicus<br />
Wien verpflichtete. Und im August<br />
wird bei den Sommerkonzerten das<br />
Ambiente des Stifts zur Bühne für aufstrebende,<br />
aber auch für renommierte<br />
Musiker<strong>in</strong>nen und Musiker. Zu hören<br />
gibt es Klavierkammermusik, Orgelkonzerte,<br />
Bläserensembles und Jazz.<br />
stiftmelk.at/de/stift-melksommerkonzerte.html;<br />
wachaukulturmelk.at/de/<br />
barocktagemelk/barocktage-melk<br />
Lebendige Geschichte<br />
Vom 1. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr.<br />
war Carnuntum e<strong>in</strong>e römische Weltstadt<br />
an der Grenze des Römischen<br />
Reichs. Das ehemalige Legionslager<br />
an der Donau ist e<strong>in</strong> wahrer Schatz<br />
für Geschichts<strong>in</strong>teressierte. Die<br />
wiederaufgebauten Häuser der<br />
römischen Lagerstadt, die beiden<br />
Amphitheater und das Museum<br />
Carnunt<strong>in</strong>um lassen die Antike<br />
e<strong>in</strong>drucksvoll wieder auferstehen.<br />
carnuntum.at<br />
Kunst <strong>in</strong> Krems<br />
Auf e<strong>in</strong>er Strecke von nur e<strong>in</strong>er Meile<br />
(1,6 km) f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Krems zwischen<br />
M<strong>in</strong>oriten- und Dom<strong>in</strong>ikanerplatz<br />
etliche Kunststationen, bekannt etwa<br />
das Karikaturmuseum. In der Kunsthalle<br />
Krems wird Aktuelles nach 1945<br />
gezeigt, die Landesgalerie <strong>Niederösterreich</strong><br />
(oben) ist der neue Ausstellungsort<br />
für Österreichs Kulturschaffende,<br />
und im Museum Krems werden seit<br />
mehr als hundert Jahren die historischen<br />
Sammlungen der Stadt präsentiert.<br />
An acht Orten können Besucher<br />
Kunst, Kultur und Geschichte erleben.<br />
kunstmeile.at<br />
Fotos: Daniela Matejschek, Faruk P<strong>in</strong>jo, Christof Wagner<br />
56 <strong>Servus</strong>
Berühmtheiten. Das 15 Meter hohe Heidentor<br />
(oben) ziert oft die Etiketten der Rotwe<strong>in</strong>legende<br />
„Rub<strong>in</strong> Carnuntum“. Die römische<br />
Therme <strong>in</strong> Carnuntum ist für Besucher geöffnet<br />
– zum E<strong>in</strong>tauchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Zeit.<br />
Kunstmeile <strong>in</strong> die alten Gassen; <strong>in</strong><br />
Krems wiederum wird viel altes Handwerk<br />
<strong>in</strong> Familienbetrieben fortgesetzt.<br />
Bevor sich die Donau aus Österreich<br />
verabschiedet, biegt sich ihr silbrig glänzendes<br />
Band <strong>in</strong> weitem Bogen um den<br />
Braunsberg. E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> diese märchenhafte<br />
Landschaft liegt Ha<strong>in</strong>burg,<br />
die östlichste Stadt Österreichs. Mit<br />
2,5 Kilometer langen Stadtmauern, drei<br />
erhaltenen Toren und fünfzehn Türmen<br />
aus dem 13. Jahrhundert besitzt Ha<strong>in</strong>burg<br />
e<strong>in</strong>e der ältesten und am besten<br />
erhaltenen Stadtbefestigungen Europas.<br />
Hier war seit jeher Grenzland. Das heutige<br />
Stadtgebiet lag im E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />
von Carnuntum, der Hauptstadt der römischen<br />
Prov<strong>in</strong>z Pannonien. E<strong>in</strong>st diente<br />
Carnuntum nur als temporäres militärisches<br />
W<strong>in</strong>terlager. Durch die wichtige<br />
Lage zur Grenzsicherung an der Donau<br />
(„Donaulimes“) und die Nähe zu großen<br />
Handelsrouten stieg es zu e<strong>in</strong>er bedeutenden<br />
römischen Weltstadt auf.<br />
DIE RÄUME DER RÖMER<br />
Schmuckgegenstände, Skulpturen und<br />
fe<strong>in</strong>es Tafelgeschirr zeugen noch heute<br />
vom Luxusleben <strong>in</strong> der antiken Stadt.<br />
„Viele Fundstücke können im Museum<br />
Carnunt<strong>in</strong>um entdeckt werden“, sagt<br />
Anna-Maria Grohs von der Römerstadt<br />
Carnuntum. Weltweit e<strong>in</strong>malig wurde<br />
e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>es römischen Stadtviertels<br />
am Orig<strong>in</strong>alstandort wieder aufgebaut.<br />
„Sogar e<strong>in</strong>e römische Fußbodenheizung<br />
wurde nachgebaut und erwärmt die<br />
Räume der Therme <strong>in</strong> Carnuntum das<br />
ganze Jahr h<strong>in</strong>durch.“ Das gut erhaltene<br />
Amphitheater, das 8.000 Menschen fasste,<br />
gibt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Leben der<br />
Gladiatoren. Österreichs berühmtestes<br />
römisches Denkmal, das 15 Meter hohe<br />
Heidentor, f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> M<strong>in</strong>iaturform<br />
auch auf den Etiketten kräftiger Rotwe<strong>in</strong>e,<br />
genannt „Rub<strong>in</strong> Carnuntum“ –<br />
an gebaut auf den Löss- und Kalkböden<br />
am rechten Donauufer und gereift durch<br />
die Nähe zum kühlenden, stolzen Fluss.<br />
<strong>Servus</strong> 57
NIEDERÖSTERREICH<br />
Blütenreich. Im Schaugarten der Arche Noah<br />
wachsen Gemüse und Kräuter <strong>in</strong> großer Vielfalt.<br />
Lauch entwickelt attraktive Samenstände<br />
(unten), die Blüten der Bohnen leuchten schon<br />
von weitem (unten rechts).<br />
58 <strong>Servus</strong>
NATUR & KULTUR<br />
EINEN<br />
GARTENSOMMER<br />
LANG<br />
Den Wandel der Gärten genießen kann man<br />
diesen Sommer <strong>in</strong> und um Langenlois:<br />
wo der Schaugärtner der Nation e<strong>in</strong>e Gartenwelt geschaffen hat<br />
und der Vere<strong>in</strong> Arche Noah Kulturpflanzen schützt.<br />
TEXT: Veronika Schubert<br />
Fotos: Arche Noah/Rupert Pessl<br />
Zwischen sechs und sieben Uhr<br />
morgens betritt Re<strong>in</strong>hard Kittenberger<br />
durch das Holztor se<strong>in</strong>es Privatgartens<br />
direkt das Gelände der Erlebnisgärten <strong>in</strong><br />
Schiltern. Das tut er jeden Tag, um se<strong>in</strong>e<br />
Runde zu drehen. Es ist se<strong>in</strong>e ganz persönliche<br />
Zeit, die Blumen und Sträucher<br />
<strong>in</strong> all ihren Veränderungen wahrzunehmen.<br />
Wo gestern noch e<strong>in</strong>e Knospe<br />
spross, ist heute e<strong>in</strong>e Blüte <strong>in</strong> voller<br />
Pracht zu sehen. Wo abends welke Halme<br />
h<strong>in</strong>gen, hat die Frische der Nacht sie<br />
aufgerichtet. Vor allem im Frühjahr explodiert<br />
die Natur. Die Gehölze hüllen<br />
sich b<strong>in</strong>nen weniger Tage <strong>in</strong> weiße, rosafarbene<br />
und gelbe Blütenwolken. Zartes<br />
Grün überzieht rasant die Zweige.<br />
Im Laufe der Zeit verändern sich die<br />
Gärten aber auch <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit.<br />
„Manche Pflanzen müssen wir versetzen,<br />
da sie sonst verdrängt würden. Andere<br />
schneiden wir zurück“, sagt Re<strong>in</strong>hard<br />
Kittenberger, „e<strong>in</strong> Gärtner lebt mit dem<br />
Wandel, manchmal fügt er sich, manchmal<br />
zähmt er die Natur.“<br />
Wie e<strong>in</strong> Samenkorn hat der Schaugärtner<br />
vor etwa vierzig Jahren se<strong>in</strong>e<br />
Idee hier <strong>in</strong> den Boden der We<strong>in</strong>berge<br />
gepflanzt. Auf e<strong>in</strong>er Studienreise nach<br />
England und Holland ließ er sich <strong>in</strong>spirieren<br />
und gestaltete den ersten Schaugarten,<br />
e<strong>in</strong>en für <strong>Niederösterreich</strong> typischen<br />
Waldviertler Heidegarten. Wie<br />
viele noch folgen sollten, konnte er damals<br />
nicht ahnen. Die Anlage mit ihren<br />
fünfzig Themengärten umfasst heute<br />
e<strong>in</strong>e Fläche von 60.000 Quadratmetern<br />
und zeigt e<strong>in</strong>e Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten,<br />
kann aber noch etwas<br />
anderes, nämlich Sehnsüchte nach<br />
Reisen <strong>in</strong> ferne Länder stillen. Asiatische<br />
Gartenkunst trifft auf englischen ➤<br />
<strong>Servus</strong> 59
Goldene Zeit. Im Sommer strahlt<br />
der „Garten der Sehnsucht“<br />
der Kittenberger Erlebnisgärten<br />
<strong>in</strong> berührenden Lichtstimmungen.<br />
Landhausstil und fügt sich harmonisch<br />
zwischen öster reichische Traditionen.<br />
E<strong>in</strong> Glashaus wartet mit kul<strong>in</strong>arischen<br />
Genüssen zwischen Grünpflanzen auf,<br />
und auf der Suche nach der fantastischen<br />
Fangornwurzel, bekannt aus der Trilogie<br />
„Der Herr der R<strong>in</strong>ge“, lässt sich bei e<strong>in</strong>er<br />
Rätsel rallye spielerisch so manches Geheimnis<br />
entdecken.<br />
In diesem Gartensommer darf man<br />
sich im neuen Kittenberger Seelenbaumlergarten<br />
<strong>in</strong> der Hängematte ausruhen,<br />
bevor man den „Gartenweg Schiltern“<br />
zur Arche Noah antritt. Er verb<strong>in</strong>det<br />
die Kittenberger Erlebnisgärten mit der<br />
Arche Noah, e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>nützigen<br />
Vere<strong>in</strong>, der sich für die Erhaltung der<br />
Kulturpflanzenvielfalt e<strong>in</strong>setzt und<br />
seltene Sorten vor dem Aussterben<br />
bewahrt. Schon neben dem Jagen<br />
und Sammeln züchtete der Mensch vor<br />
e<strong>in</strong> paar tausend Jahren Pflanzen und<br />
begann damit, die bunte Vielfalt <strong>in</strong> Gemüse-,<br />
Kräuter- und Blumengärten zu<br />
kultivieren. Seit 1900 aber ist der Artenreichtum<br />
an Kulturpflanzen weltweit<br />
um 75 Prozent zurückgegangen. Bernd<br />
Kajtna vom Vere<strong>in</strong> Arche Noah erklärt<br />
se<strong>in</strong>e Arbeit: „Damit traditionelle Lokalsorten<br />
nicht verschw<strong>in</strong>den, erhalten wir<br />
<strong>in</strong> unseren Gärten den Kreislauf vom<br />
Samenkorn zur Pflanze und wieder zum<br />
Samen. Das ist wichtig für die Vielfalt<br />
<strong>in</strong> Gärten, auf Märkten und letztlich auf<br />
unseren Tellern.“ Das Samenarchiv <strong>in</strong><br />
Schiltern beherbergt 5.500 verschiedene<br />
Kulturpflanzen, darunter 800 Bohnen-,<br />
600 Tomaten- und 150 Erbsensorten.<br />
Dazu kommt die 200 Sorten umfassende<br />
Kartoffelsammlung. Hier lassen sich<br />
zahllose Raritäten bestaunen. Wer kennt<br />
etwa die Kerbelrübe, die auch als „Champagner<br />
unter den Wurzelgemüsen“ bezeichnet<br />
wird, oder die leuchtend rote<br />
Gartenmelde, die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Note<br />
<strong>in</strong> den Salat br<strong>in</strong>gt?<br />
UNTER DER INDIANERBANANE<br />
Das Gartenleben an heißen Sommertagen<br />
spielt sich bevorzugt unter dem sattgrünen<br />
Blätterdach großer Bäume ab.<br />
Die Luft bleibt kühler und frischer, jeder<br />
Atemzug im Schatten ist e<strong>in</strong>e Wohltat.<br />
Langenlois als Zentrum des diesjährigen<br />
Fotos: Andreas Hofer<br />
60 <strong>Servus</strong>
Gartensommer <strong>Niederösterreich</strong> <strong>in</strong> Langenlois und Schiltern<br />
Unter dem Motto „Gärten <strong>in</strong> Veränderung – der Wandel als Gestalter“ lockt <strong>Niederösterreich</strong><br />
von Mai bis September raus <strong>in</strong>s Grüne: zum Picknick, zum Spielen, zum Staunen und Lustwandeln.<br />
Programm:<br />
Themenführungen, Gartenkunst-<br />
Installationen, Schau garten-<br />
Besichtigungen und Veranstaltungen<br />
Rosenträume.Prachtvoll<br />
leuchten die Blüten im<br />
Kittenberger Rosengarten.<br />
Jederzeit frei zugänglich:<br />
• Archiv des Wandels – Gartenkunst<br />
im Kaiser-Josef-Park <strong>in</strong> Langenlois<br />
• Kunst<strong>in</strong>stallation „100 Bäume<br />
für den Wandel“<br />
• Lehr- und Schaugärten der<br />
Gartenbauschule Langenlois<br />
• We<strong>in</strong> | Genuss | Garten<br />
der LOISIUM We<strong>in</strong>Welt <strong>in</strong> Langenlois<br />
• GARTENWEG Schiltern –<br />
„Rosen tanzen durch Schiltern“<br />
• Therapiegarten Schloss Schiltern<br />
Informationen:<br />
gartensommer.at<br />
Gartensommers sieht sich als Klimabotschafter.<br />
Baumarten wie dem Lederhülsenbaum,<br />
der W<strong>in</strong>terl<strong>in</strong>de, der<br />
Kulturmandel, der Baumhasel und der<br />
Indianerbanane kommt 2021 e<strong>in</strong>e bedeutende<br />
Rolle zu: Mit ihrer Aufstellung<br />
<strong>in</strong> großen Erdsäcken s<strong>in</strong>d sie am Holzplatz<br />
Teil e<strong>in</strong>er künstlerischen Inszenierung.<br />
Für diese Aktion wurden bewusst<br />
Baumarten ausgesucht, die sich künftig<br />
<strong>in</strong> unseren Breiten gut durchsetzen<br />
werden. Im Herbst kommen sie dann im<br />
Geme<strong>in</strong>degebiet verteilt auf ihren endgültigen<br />
Platz. Bis dah<strong>in</strong> bleibt jeder E<strong>in</strong>zelne<br />
als Klimabaum und Lebensraum<br />
für Tiere und Insekten im Rampenlicht.<br />
Nicht weit von hier lassen sich im<br />
revitalisierten Langenloiser Kaiser- Josef-<br />
Park das „Archiv des Wandels“ und der<br />
„Wandel als Gestalter“ entdecken. Dafür<br />
wurden fünf Pavillons errichtet, die<br />
subtropische Pflanzen beherbergen,<br />
geologische und botanische Phänomene<br />
vorstellen oder sich gar als begehbares<br />
Samenkorn präsentieren. Vom Ursprung<br />
des Lebens geht es dann durch rund<br />
157.000 Jahre Erdgeschichte <strong>in</strong> den<br />
Garten zum Aufatmen.<br />
Was aber ist denn nun eigentlich<br />
der „Wandel der Gärten“? „Gärten s<strong>in</strong>d<br />
immer im Wandel“, sagt Re<strong>in</strong>hard Kittenberger<br />
dazu, „sie wandeln sich im Licht,<br />
vom Tag zur Nacht, verbunden mit den<br />
sich entfaltenden Gerüchen, sie wandeln<br />
sich im Verlauf der Jahreszeiten,<br />
aber auch durch den Klimawandel<br />
genauso wie im Verlauf der Epochen<br />
der Gartenkunst. Heute bes<strong>in</strong>nt man<br />
sich gerne wieder der Wurzeln und freut<br />
sich an der Natürlichkeit im Garten.“<br />
Hier <strong>in</strong> der Region, und daran besteht<br />
ke<strong>in</strong> Zweifel, blüht der Sommer so richtig<br />
auf und ermöglicht es, im Wandel<br />
der Gärten voller Lust zu wandeln.<br />
Vere<strong>in</strong> Arche Noah, Gesellschaft für<br />
die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt<br />
& ihre Entwicklung, Obere Straße 40,<br />
3553 Schiltern, arche-noah.at<br />
Kittenberger Erlebnisgärten,<br />
Laabergstraße 15, 3553 Schiltern,<br />
kittenberger.at<br />
<strong>Servus</strong> 61
UNTERWEGS IM<br />
WIENERWALD<br />
KLOSTERNEUBURG<br />
Natur trifft auf Kultur<br />
E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> die We<strong>in</strong>berge am Rande des Wienerwaldes,<br />
die Sandbänke der Donau-Auen und überragt<br />
vom Chorherrenstift präsentiert sich Klosterneuburg als<br />
naturnaher Ruhepol mit hervorragendem Kulturangebot.<br />
Genuss versprechen die Produkte der Region und e<strong>in</strong>e<br />
Tour durch den Wienerwald – zu Fuß und mit dem Rad.<br />
klosterneuburg.net<br />
HAUERHOF 99 IN KLOSTERNEUBURG<br />
Kreative Landhausküche<br />
Zum Übernachten und Erholen ist das Bio-We<strong>in</strong>gut<br />
Hauerhof 99 <strong>in</strong> Klosterneuburg e<strong>in</strong>e gute Adresse.<br />
Liebevoll renovierte Ferienwohnungen, hauseigener<br />
We<strong>in</strong> und Delikatessen lassen ke<strong>in</strong>e Wünsche offen. Das<br />
Heurigen-Restaurant mit kreativer Landhausküche zum<br />
Draußen- und Dr<strong>in</strong>nensitzen hat tageweise geöffnet.<br />
hauerhof.at<br />
BERGHOTEL TULBINGERKOGEL<br />
So nah und doch so fern<br />
Mitten im Biosphärenpark Wienerwald und dabei<br />
nur 20 M<strong>in</strong>uten von Wien entfernt, ist das Berghotel<br />
Tulb<strong>in</strong>gerkogel der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen<br />
und Mounta<strong>in</strong>bike-Touren. Die Gastgeber s<strong>in</strong>d für<br />
ihre ausgezeichnete Küche bekannt. In der We<strong>in</strong>karte<br />
mit über 1.500 edlen Tropfen ist für jeden etwas dabei.<br />
tulb<strong>in</strong>gerkogel.at<br />
WIENERWALD<br />
Grün, so weit das Auge reicht<br />
Rund um Wien tut sich e<strong>in</strong>e Landschaft aus Eichen,<br />
Buchen, Weiden und Föhren auf: der Wienerwald. Die<br />
UNESCO-prämierte Biosphärenpark-Region ist e<strong>in</strong><br />
Freizeitparadies für Genussradler, Mounta<strong>in</strong>biker und<br />
Wanderer. Neben der Natur locken Kultur, We<strong>in</strong>genuss<br />
und Ausflugsziele – von traditionell bis modern.<br />
wienerwald.<strong>in</strong>fo<br />
FOTOS: KERBL AM WEINBERG, ZENN MAAR, HERWIG MITSCH, NÖ-WERBUNG/HAUKE DRESSLER
ANZEIGE<br />
BAD VÖSLAU IM WIENERWALD<br />
We<strong>in</strong>, Wald und Wasser<br />
In der Kurstadt nah bei Wien kann man sich e<strong>in</strong>fach<br />
nicht entscheiden: e<strong>in</strong> Abstecher <strong>in</strong>s Vöslauer Thermalbad,<br />
e<strong>in</strong> Spaziergang <strong>in</strong> der Wanderarena oder doch<br />
auf e<strong>in</strong> Achterl zu e<strong>in</strong>em der über 20 Heurigen? Denn<br />
Bad Vöslau steht seit jeher für se<strong>in</strong>e Reben, das Naherholungsgebiet<br />
Wienerwald und heilsames Wasser.<br />
badvoeslau-tourismus.at/voeslauer-sommerfrische<br />
HOTEL TURMHOF IN GUMPOLSDKIRCHEN<br />
Das Leben genießen<br />
So lässt es sich leben: Im We<strong>in</strong>ort Gumpoldskirchen bei<br />
Wien liegt unweit des alten Dorfzentrums das familiär<br />
geführte Hotel Turmhof. Gemütliche, modern<br />
e<strong>in</strong>gerichtete Zimmer und Suiten mit Blick auf die<br />
We<strong>in</strong>berge und die traditionsreichen Heurigen <strong>in</strong><br />
unmittelbarer Nähe versprechen Erholung.<br />
hotel-turmhof.at<br />
FOTOS: RENE KUSSNOW, KARL SCHROTTER, AT THE PARK HOTEL, LOIS LAMMERHUBER / LUISA DÖRR<br />
AT THE PARK HOTEL IN BADEN<br />
Geräumiges Zuhause auf Zeit<br />
Angrenzend an die Thermen- und We<strong>in</strong>region, liegt<br />
das Hotel „At the Park“ mitten <strong>in</strong> Baden. Die Auswahl<br />
von 83 Zimmern <strong>in</strong> fünf Kategorien macht es zum<br />
optimalen Zuhause auf Zeit für Urlaube und Sem<strong>in</strong>are.<br />
Fünf Tagungsräume bieten dafür alles an Ausstattung,<br />
was man für e<strong>in</strong> gutes Beisammense<strong>in</strong> benötigt.<br />
atthepark.at<br />
FESTIVAL LA GACILLY-BADEN PHOTO<br />
Europas größte Fotoausstellung<br />
VIVA LATINA! lautet der Titel des diesjährigen<br />
Festivals und wird Fotografien aus Late<strong>in</strong>amerika<br />
zeigen, die stark von der Komplexität der Geschichte<br />
dieses Kont<strong>in</strong>ents mit all se<strong>in</strong>en Revolutionen und<br />
Hoffnungen durchdrungen ist. Von 18. Juni bis<br />
17. Oktober <strong>in</strong> Baden bei freiem E<strong>in</strong>tritt.<br />
tourismus.baden.at<br />
Mehr zur Region unter: wienerwald.<strong>in</strong>fo
UNTERWEGS IN DEN<br />
WIENER ALPEN<br />
WIENER NEUSTADT<br />
Auf Zeitreise durch die Hauptstadt<br />
der Wiener Alpen<br />
Wiener Neustadt gilt als Hauptstadt der Wiener Alpen<br />
<strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>. Die weith<strong>in</strong> sichtbare Silhouette der<br />
Stadt ist geprägt durch den spätromanischen Dom, die<br />
unter Maria Theresia gegründete Militärakademie sowie<br />
die aufwendig revitalisierten Kasematten.<br />
Die ehemalige Kaiserresidenz blickt auf e<strong>in</strong>e wechselvolle<br />
Geschichte zurück, die sich <strong>in</strong>nerhalb des neuen<br />
Angebots „Kaiser. Kutsche. Kasematten.“ erleben lässt.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em Stadtführer, der mit dem Leben<br />
von Kaiser Maximilian I. bestens vertraut ist, begibt man<br />
sich auf e<strong>in</strong>e Zeitreise durch die Stadt. Danach geht es<br />
im urigen Oldtimerbus durch die „Allzeit Getreue“.<br />
Mehr zu der Stadt gibt es unter:<br />
+43/2622/37 39 04 oder tourismus-wn.at<br />
MUSEUM ST. PETER AN DER SPERR<br />
Von wegen bieder<br />
Das Museum St. Peter an der Sperr präsentiert sich seit 2020<br />
mit neuem Gesicht. Neben der Präsentation der Sammlung<br />
der Stadt im Rahmen der Dauerausstellung „neuStadt<br />
erzählen“ bietet das Haus zusätzlich Raum für Sonderausstellungen<br />
wie die aktuellen „wir essen die Welt“ und<br />
„Biedere Zeiten?“ und spricht somit alle Altersgruppen an.<br />
museum-wn.at<br />
HILTON GARDEN INN<br />
Im Herzen von Wiener Neustadt<br />
Das 2019 eröffnete Hilton ist das erste <strong>in</strong>ternationale<br />
4*-Hotel <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>. Direkt im Stadtpark<br />
gelegen, nur fünf Gehm<strong>in</strong>uten vom Bahnhof entfernt,<br />
lassen die 133 großzügig e<strong>in</strong>gerichteten Zimmer ke<strong>in</strong>e<br />
Wünsche offen. Besonders fe<strong>in</strong> d<strong>in</strong>ieren kann man im<br />
W<strong>in</strong>tergarten des hauseigenen Restaurants „Neu-Stadt“.<br />
hilton.com<br />
FOTOS: WIENER ALPEN FRANZ ZWICKL, M ICHAEL WELLER, HILTON GARDEN INN
ANZEIGE<br />
TRIAD IN BAD SCHÖNAU<br />
Haubenküche mitten im Grünen<br />
In Veronika und Uwe Machreichs Triad genießt<br />
man dreierlei: Restaurant, Übernachtung und Golf.<br />
Empfehlenswert ist das achtgängige Triad-Menü der<br />
Falstaff-ausgezeichneten Haubenküche. Mit Panoramablick<br />
<strong>in</strong>s Grüne lassen sich die Abendstunden im<br />
Naturzimmer „Bett <strong>in</strong> da Wies’n“ genießen.<br />
triad-machreich.at<br />
KNAPPENHOF IN REICHENAU AN DER RAX<br />
Landhausstil <strong>in</strong> neuem Glanz<br />
Man darf sich schon mal freuen: Im Juni 2021 eröffnet<br />
der Knappenhof se<strong>in</strong>e Pforten erneut. Geme<strong>in</strong>sam mit<br />
dem Koch des Jahres, Max Stiegl, bes<strong>in</strong>nt sich das<br />
Team rund um Hotelier<strong>in</strong> Helena Ramsbacher auf<br />
Altbewährtes – e<strong>in</strong>e Mischung aus Landhausstil<br />
und unaufdr<strong>in</strong>glichem Luxus.<br />
knappenhof.at<br />
FOTOS: WIENERALPEN/BENECROY, KNAPPENHOF, NÖ WERBUNG / HELDENTHEATER, SCHNEEBERGHOF<br />
HOTEL MOLZBACHHOF IN KIRCHBERG/WECHSEL<br />
Durchatmen im Holzhotel<br />
Im Naturhotel Molzbachhof ist es leicht, die Verb<strong>in</strong>dung<br />
zu den eigenen Wurzeln wiederzuf<strong>in</strong>den. Bei den herzlichen<br />
Gastgebern rund um Familie Pichler genießt man<br />
neben dem „Paradiesgart’l“, den Thoma Holzzimmern<br />
und dem beheizten Outdoorpool auch e<strong>in</strong>e exzellente<br />
Haubenküche und familiäres Ambiente.<br />
molzbachhof.at<br />
SCHNEEBERGHOF IN PUCHBERG AM SCHNEEBERG<br />
Die entspannten Seiten des Lebens<br />
Langsamer werden, den Alltag loslassen und sich <strong>in</strong>s<br />
Bewusstse<strong>in</strong> holen: Es ist immer der Augenblick, der<br />
zählt. Die ideale Voraussetzung dafür f<strong>in</strong>det sich im<br />
Schneeberghof ****s. Die stilvolle Atmosphäre bietet alle<br />
F<strong>in</strong>essen der Erholung – die Naturkulisse des Schneebergs,<br />
<strong>Niederösterreich</strong>s höchsten Bergs, stets im Blick.<br />
schneeberghof.at<br />
Mehr zur Region unter: wieneralpen.at
LAND DER FESTIVALS<br />
WO DIE MUSEN KÜSSEN<br />
Von e<strong>in</strong>em unglückseligen Grafen, der dem Schloss Grafenegg<br />
se<strong>in</strong>en Namen gab, von Tanz, Theater und Zirkus unter freiem Himmel<br />
und von musikalischen Sternstunden an wahrlich magischen Orten.<br />
TEXT: Niki Nussbaumer<br />
Musik im Park. Vor der historischen<br />
Kulisse von Schloss Grafenegg und<br />
se<strong>in</strong>en Nebengebäuden erhebt sich<br />
der futuristische Wolkenturm.<br />
Alljährlich s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong>ternationale<br />
Orchester und Ensembles zu Gast.<br />
Foto: Alexander Haiden<br />
66 <strong>Servus</strong>
Als Ulrich von Grafeneck im<br />
Jahr 1450 von Kaiser Friedrich III. e<strong>in</strong><br />
Stück Land erhielt, war se<strong>in</strong> Besitz nicht<br />
mehr als „e<strong>in</strong> festes Haus mit Mauer und<br />
Graben“, wie e<strong>in</strong>e Urkunde festhielt.<br />
Ulrich sollte nur e<strong>in</strong>e Randnotiz der<br />
Geschichte bleiben: Er rebellierte gegen<br />
den Kaiser und musste se<strong>in</strong> Hab und<br />
Gut wieder abtreten. Was aber blieb,<br />
war der Name: Grafenegg.<br />
Jahrhunderte strichen <strong>in</strong>s Land, Besitzer<br />
und Besatzer kamen und g<strong>in</strong>gen.<br />
Es war August Graf Breuner, der den<br />
Herrensitz im 19. Jahrhundert zu e<strong>in</strong>em<br />
Schloss samt prächtigem Landschaftsgarten<br />
umgestalten ließ. Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg übernahm die Familie<br />
Metternich-Sándor e<strong>in</strong>e geplünderte<br />
Halbru<strong>in</strong>e. Mit großem Aufwand wurde<br />
das Schloss wiederhergestellt und der<br />
Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />
ROSENDUFT UND PERFEKTE AKUSTIK<br />
Heute schlagen die Herzen von Musikfans<br />
höher, wenn von Grafenegg die<br />
Rede ist. Zwischen dreihundert Jahre<br />
alten Bäumen, duftenden Rosen und<br />
kle<strong>in</strong>en Naturteichen treffen sich Weltstars<br />
der Klassik unter freiem Himmel<br />
auf der Bühne des Wolkenturmes. Der<br />
futuristische Bau aus Beton, Stahl und<br />
Glas ist e<strong>in</strong>e der schönsten Open-Air-<br />
Bühnen Österreichs und zählt zu den<br />
akustisch besten Freiluftbühnen der<br />
Welt. Alljährlich s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong>ternationale<br />
Orchester und Ensembles zu Gast, wie<br />
das London Symphony Orchestra oder<br />
die Berl<strong>in</strong>er Philharmoniker. ➤<br />
<strong>Servus</strong> 67
E<strong>in</strong> Hoch der Kultur<br />
In Schlössern, auf Seebühnen und <strong>in</strong> We<strong>in</strong>kellern – jeden Sommer locken außergewöhnliche<br />
Orte <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong> mit hochklassigen Darbietungen. E<strong>in</strong>e Auswahl.<br />
Es lebe das Wienerlied<br />
Litschau, die nördlichste Stadt<br />
Österreichs, gilt als die Wiege<br />
der berühmten Wiener Heurigenund<br />
Tanzmusik. Beim „Schrammel.<br />
Klang.Festival“ um den Herrensee<br />
spielen im Juli auf mehreren<br />
Naturbühnen die berühmtesten<br />
Interpreten des Genres.<br />
Tel.: +43/720/40 77 04,<br />
schrammelklang.at<br />
Theater <strong>in</strong> der ganzen Stadt<br />
Im August ist Litschau Schauplatz<br />
des Festivals „H<strong>in</strong> & Weg“ mit zeitgenössischer<br />
Theaterunterhaltung<br />
– und zehn Tage lang wird die ganze<br />
Stadt zur Bühne. Das Motto lautet<br />
„h<strong>in</strong>kommen – weit weg se<strong>in</strong> –<br />
Emotionen erleben“.<br />
Tel.: +43/720/40 77 04,<br />
h<strong>in</strong>undweg.jetzt<br />
Musik liegt <strong>in</strong> der Luft<br />
Von August bis September f<strong>in</strong>det<br />
im Waldviertel unter der Leitung<br />
von Vahid Khadem-Missagh das<br />
Kammermusikfestival „Allegro Vivo“<br />
statt. Es umfasst rund 65 Konzerte<br />
an dreißig Spielorten sowie Musikkurse<br />
für K<strong>in</strong>der.<br />
Tel.: +43/2982/43 19,<br />
allegro-vivo.at<br />
Festival am See<br />
Der Lunzer See wird jeden Sommer<br />
zur Kulisse für „wellenklaenge“ – e<strong>in</strong><br />
Festival für zeitgenössische Kunst.<br />
Ob Tanz, Theater, Zirkus oder bildende<br />
Kunst – rund um das Herzstück des<br />
Festivals, die preisgekrönte Seebühne,<br />
f<strong>in</strong>det unter der künstlerischen Leitung<br />
von Julia Lacherstorfer und Simon<br />
Zöchbauer (oben) Jahr für Jahr e<strong>in</strong><br />
außergewöhnliches Programm statt.<br />
Tel.: +43/664/363 30 55,<br />
wellenklaenge.at<br />
Sommer im Salon<br />
Das wundervolle Ambiente der ehemaligen<br />
Kaiservilla ist sommerliche<br />
Kulisse für Opern, Operetten und<br />
Liederabende. Das ganze Jahr über<br />
präsentieren hochkarätige Autoren<br />
im Literatursalon Wartholz ihre<br />
neuesten Ersche<strong>in</strong>ungen.<br />
Tel.: +43/2666/522 89,<br />
schloss-wartholz.at<br />
In und um Rohrau<br />
An den schönsten Orten der Geburtsregion<br />
der Komponistenbrüder<br />
Joseph und Michael Haydn f<strong>in</strong>den<br />
unter dem Titel „HAYDN verzaubert“<br />
Konzerte statt. Zu den Programmhighlights<br />
gehören die Orchesterkonzerte<br />
im prachtvollen barocken<br />
Festsaal von Schloss Petronell-<br />
Carnuntum.<br />
Tel.: +43/2164/22 68,<br />
haydnregion-noe.at<br />
Unterhaltung auf dem We<strong>in</strong>gut<br />
Unter dem Titel „Kultur beim W<strong>in</strong>zer“<br />
werden im Rahmen von Lesungen,<br />
Konzerten und Kabarettvorstellungen<br />
<strong>in</strong> We<strong>in</strong>gütern und W<strong>in</strong>zerhäusern<br />
ausgezeichnete Tropfen aus den<br />
acht niederösterreichischen We<strong>in</strong>bauregionen<br />
kredenzt.<br />
niederoesterreich.at/<br />
kultur-beim-w<strong>in</strong>zer<br />
Kultur im Kurort<br />
Bei den Festspielen Reichenau steht<br />
alles im Zeichen heimischer Autoren,<br />
die e<strong>in</strong>st ihre Sommer im Kurort<br />
verbrachten, etwa Arthur Schnitzler,<br />
Stefan Zweig oder Johann Nestroy.<br />
Hier treffen sich die namhaftesten<br />
Künstler der großen Bühnen.<br />
Tel.: +43/2666/525 28,<br />
festspiele-reichenau.com<br />
Kulturelle Sommerfrische<br />
Beim „Kultur.Sommer.Semmer<strong>in</strong>g“<br />
im nostalgischen Höhenluftkurort<br />
Semmer<strong>in</strong>g versprechen die Stars<br />
der österreichischen Musik- und<br />
Theaterlandschaft neun Wochen<br />
lang e<strong>in</strong>e kulturelle Sommerfrische<br />
im historischen Südbahnhotel.<br />
Tel.: +43/2664/200 25,<br />
kultursommer-semmer<strong>in</strong>g.at<br />
E<strong>in</strong>mal um die Welt<br />
Mehr als 5.000 Besucher pilgern<br />
jährlich nach Krems und Umgebung,<br />
um beim Festival „Glatt & Verkehrt“<br />
spannende Musikideen aus allen Erdteilen<br />
zu erfahren. Besonderen Reiz<br />
haben die Spielorte, etwa der Innenhof<br />
der W<strong>in</strong>zer Krems, Sandgrube 13.<br />
Tel.: +43/2732/90 80 30,<br />
glattundverkehrt.at<br />
Fotos: Theresa Pewal, Sascha Osaka, Stephan Mussil<br />
Informationen zu allen Veranstaltungen: festivalland.at<br />
68 <strong>Servus</strong>
Melodien unter Bäumen. Beim Schrammelklang-Festival <strong>in</strong> Litschau spielen unter anderem<br />
die Neuen Wiener Concert Schrammeln mit Peter Uhler, Nikolai Tunkowitsch,<br />
Walther Soyka und Peter Havlicek (von l<strong>in</strong>ks).<br />
Der 23 Meter hohe Wolkenturm ist<br />
die zentrale Spielstätte für die Sommerkonzerte<br />
und das Grafenegg Festival.<br />
„Die Natur, der Sommer und die Freude<br />
an der Musik stehen im Vordergrund“,<br />
schwärmt Pianist Rudolf Buchb<strong>in</strong>der,<br />
der künstlerische Leiter des Festivals.<br />
„Ich verfüge hier über zwei traumhafte<br />
Locations mit e<strong>in</strong>er perfekten Akustik.“<br />
Denn seit dem Jahr 2008 dient das<br />
Auditorium, e<strong>in</strong> moderner Konzertsaal<br />
mit e<strong>in</strong>maligem Klang, bei Regen als<br />
Ausweichmöglichkeit.<br />
150.000 Menschen besuchen jährlich<br />
das zwischen Wachau, Kamptal und<br />
Wagram e<strong>in</strong>gebettete Grafenegg. Im<br />
Sommer locken We<strong>in</strong>güter und das<br />
Weltkulturerbe Wachau, im W<strong>in</strong>ter der<br />
Grafenegger Advent, e<strong>in</strong>er der stimmungsvollsten<br />
Weihnachtsmärkte des<br />
Landes. Wer will, bettet sich nachts<br />
nobel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der Grafenegg Cottages,<br />
die direkt im Schlossareal liegen. Für<br />
kul<strong>in</strong>arischen Genuss sorgt Haubenkoch<br />
Toni Mörwald <strong>in</strong> der „Schlosstaverne“.<br />
Gleich gegenüber, am Picknick-Pavillon,<br />
kann man sich mit Getränken, Snacks<br />
und Eis versorgen und diese im 32 Hektar<br />
großen Schlosspark genießen. Es<br />
wundert nicht, dass dieses Ambiente<br />
immer wieder als Drehort diente – von<br />
„Kommissar Rex“ und „SOKO Donau“<br />
bis zu „Maximilian I.“ oder „Der kle<strong>in</strong>e<br />
Lord“. Das hätte sich Ulrich von Grafeneck<br />
e<strong>in</strong>st wohl nicht träumen lassen.<br />
Schoss Grafenegg,<br />
Tel.: +43/2735/55 00, grafenegg.com<br />
<strong>Servus</strong> 69
Kolumne<br />
ANGELIKA HAGER<br />
DER SPIELPLATZ<br />
DER BOHÈME<br />
Als Michael Heltau <strong>in</strong> der Kabane philosophierte und Philipp Hochmair<br />
se<strong>in</strong>e Badehose verlor – der „Schwimmende Salon“ <strong>in</strong> Bad Vöslau ist viel mehr<br />
als e<strong>in</strong> Theaterfestival. Über me<strong>in</strong>e Liebesgeschichte mit dem Thermalbad.<br />
Beim Durchschwimmen des Quellbeckens hielt<br />
ich manchmal die Augen geschlossen und stellte<br />
mir die Wiener Jahrhundertwende-Bohème bei<br />
allerlei Unfug im Vöslauer Bad vor – wie Arthur<br />
Schnitzler e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er vielen „Mizzis“ das Blaue<br />
vom Himmel log, <strong>in</strong>dem er ihr ewige Treue<br />
schwor: „Glaube mir, es hat sich nicht das ger<strong>in</strong>gste<br />
Dienstmädchen ereignet.“<br />
Wie Alma Mahler mit e<strong>in</strong>em Federhut, groß<br />
wie e<strong>in</strong> Kutschenrad, ihre Verehrer gleich e<strong>in</strong>er<br />
Zirkus dompteuse <strong>in</strong> Schach hielt. Wo der junge<br />
Hugo von Hofmannsthal, der mit se<strong>in</strong>en Eltern<br />
<strong>in</strong> der Villa „Zur schönen Aussicht“ abgestiegen<br />
war, se<strong>in</strong>e Sehnsüchte zu Gedichten formte.<br />
Es wunderte mich, dass der Theatermagier Max<br />
Re<strong>in</strong>hardt, der aus dem benachbarten Baden<br />
stammte, auf der ste<strong>in</strong>ernen Insel im Quellbecken<br />
nie Shakespeares „Sommernachtstraum“ <strong>in</strong>szeniert<br />
hatte. Erstaunlicherweise war noch niemand<br />
zuvor auf die Idee gekommen, das nostalgische<br />
Ambiente als Naturkulisse für Theater oder<br />
Lesungen zu benutzen. Ich schlug me<strong>in</strong>e Vision<br />
den Eigentümern vor und bekam grünes Licht,<br />
e<strong>in</strong> Festival gestalten zu dürfen. Was für e<strong>in</strong> Luxus!<br />
Die Idee konnte zur Tat schrumpfen. Rauf auf die<br />
Spielwiese, um die dem Himmel sei Dank ke<strong>in</strong>e<br />
Verbotstafeln errichtet waren.<br />
Me<strong>in</strong>e Liebesgeschichte mit dem Bad hatte e<strong>in</strong><br />
Jahr zuvor begonnen. Die E<strong>in</strong>ladung, e<strong>in</strong>en<br />
Sommer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kabane im Föhrenwald zu verbr<strong>in</strong>gen<br />
und <strong>in</strong> dieser Zeit e<strong>in</strong>en Roman zu schreiben,<br />
<strong>in</strong> der das Ambiente e<strong>in</strong>e wie immer geartete<br />
Rolle spielen sollte, nahm ich gerne an. Am Ende<br />
dieses Sommers hatte ich den Selbstf<strong>in</strong>dungstrip<br />
von Mimi Ste<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>er jungen Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lebenskrise,<br />
die im Bad biografische Spurensuche betreibt<br />
und dabei tief <strong>in</strong> die versunkene Epoche der<br />
Jahrhundertwende und das Leben ihrer exzentrischen<br />
Tante Lou taucht, beendet. Der Roman<br />
heißt „Wer jung bleiben will, muss früh damit anfangen“<br />
und erschien unter me<strong>in</strong>em Pseudonym<br />
Polly Adler.<br />
Im ersten Festivaljahr kl<strong>in</strong>gelte ich die Künstler<br />
durch, die ich durch me<strong>in</strong>e Arbeit als Journalist<strong>in</strong><br />
und Drehbuchautor<strong>in</strong> der TV-Serie „Polly Adler“<br />
kennengelernt hatte: Philipp Hochmair, der das<br />
Publikum mit e<strong>in</strong>er Extremvariante von Goethes<br />
„Leiden des jungen Werther“ anfangs irritierte,<br />
dann provozierte und letztendlich begeisterte.<br />
Er ist <strong>in</strong>zwischen Stammgast beim Festival; jeder<br />
se<strong>in</strong>er Auftritte zieht e<strong>in</strong>e Fanmeile aus Damen<br />
der unterschiedlichsten Generationen nach sich.<br />
Beim ersten Auftritt zeigte sich e<strong>in</strong>e Besucher<strong>in</strong><br />
entsetzt. Sie war Kurgast und flüsterte mir verzweifelt<br />
<strong>in</strong>s Ohr: „Hören Sie, ich hab’s mit dem<br />
Herz. Ich vertrag ke<strong>in</strong>e Aufregung.“ Ich retournierte<br />
ihr damals das E<strong>in</strong>trittsgeld. Die Arme<br />
sollte den besten Teil des Abends versäumen:<br />
Illustration: Roland Vorlaufer; Fotos: <strong>Niederösterreich</strong> Werbung/Romeo Felsen, Kathar<strong>in</strong>a Schiffl<br />
70 <strong>Servus</strong>
Vöslauer Momente. Im historischen Thermalbad (l<strong>in</strong>ks) üben sich Petra Morzé<br />
und Manuel Rubey (rechts oben) <strong>in</strong> Herzensschlampereien von Arthur Schnitzler.<br />
Philipp Hochmair setzt das Bad regelmäßig unter Strom.<br />
Hochmairs Werther entschied sich für e<strong>in</strong>en<br />
Selbstmord durch Ertr<strong>in</strong>ken und verlor beim<br />
Sprung <strong>in</strong>s Wasser se<strong>in</strong>e Badehose.<br />
Das Festival war damit auch irgendwie „defloriert“<br />
worden. Inzwischen hat sich e<strong>in</strong>e regelrechte<br />
Künstlerkolonie formiert, die sich immer wieder<br />
<strong>in</strong> den Ferienmonaten <strong>in</strong> der Milchbar oder dem<br />
Restaurant „Kabane 21“ sammelt: Maria Happel,<br />
die komödiantische Supermacht des Burgtheaters.<br />
Harald Schmidt, die deutsche Late-Night-Legende,<br />
der e<strong>in</strong>en Narren an Vöslau gefressen hat: „Tatsächlich<br />
ist Salzburg Bad Vöslau für Arme.“ Petra<br />
Morzé, Manuel Rubey, Stefanie Re<strong>in</strong>sperger,<br />
Roland Koch, der mit se<strong>in</strong>er Frau Nicola Kirsch<br />
<strong>in</strong>zwischen die mir benachbarte Kabane bewohnt.<br />
Kochs Auftritte mit Michael Maertens, der mir<br />
unlängst schrieb „E<strong>in</strong> Sommer ohne Vöslau – <strong>in</strong>zwischen<br />
undenkbar!“, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen legendär.<br />
E<strong>in</strong>er der magischsten Momente <strong>in</strong> diesem Jahrzehnt<br />
Festival war, als Nicola Kirsch <strong>in</strong> der Rolle<br />
der Zelda Fitzgerald e<strong>in</strong>en Totentanz h<strong>in</strong>legte.<br />
Auf e<strong>in</strong>em Holzboot, das von zwei Feuerwehrtauchern<br />
unter Wasser manövriert wurde, drehte<br />
sie sich zu melancholischer Rapmusik unter dem<br />
Himmel, der sich plötzlich dunkelp<strong>in</strong>k verfärbte.<br />
Solche Augenblicke kann ke<strong>in</strong> Regisseur der Welt<br />
<strong>in</strong> dieser Intensität <strong>in</strong>szenieren.<br />
Der „Schwimmende Salon“ wurde auch vom damals<br />
jüngsten 82-Jährigen der Welt beehrt: Michael<br />
Heltau, für den ich e<strong>in</strong>e Lesung aus Emigrantenbriefen<br />
zusammengestellt hatte, saß mit<br />
uns nach se<strong>in</strong>em Auftritt bis halb drei Uhr nachts<br />
<strong>in</strong> der „Kabane 21“. Am Tag danach rief ich ihn<br />
an und sagte: „Wenn ich groß b<strong>in</strong>, möchte ich<br />
auch e<strong>in</strong>mal so 82 werden.“ Er lachte nur: „Gell,<br />
ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Tier!“ Und jedes Jahr denke ich im<br />
Frühl<strong>in</strong>g an Arthur Schnitzler, der gegen Ende<br />
se<strong>in</strong>es Lebens über se<strong>in</strong>e Zeit <strong>in</strong> Vöslau notierte:<br />
„Schöne Gegend […] Badeleben […] K<strong>in</strong>dheitser<strong>in</strong>nerungen“.<br />
Man könnte noch „Zeitreise“ und<br />
„Geborgenheit“ h<strong>in</strong>zufügen.<br />
Angelika Hager ist Journalist<strong>in</strong>, Autor<strong>in</strong> und Intendant<strong>in</strong><br />
des Theaterfestivals „Schwimmender Salon“.<br />
Zuletzt erschienen: Polly Adler, „Echt. Jetzt!“ (K&S).<br />
<strong>Servus</strong> 71
SCHAUEN UND STAUNEN<br />
GUTE UNTERHALTUNG<br />
E<strong>in</strong> hundert Jahre alter Bauernhof <strong>in</strong> Pürbach wurde zum nördlichsten<br />
Theater Österreichs umfunktioniert. Und <strong>in</strong> Schlössern, Burgen und Museen<br />
tauchen wir <strong>in</strong> das kulturelle Leben <strong>in</strong> alter und neuer Zeit e<strong>in</strong>.<br />
TEXT: Niki Nussbaumer<br />
ILLUSTRATION: Tibo Exenberger<br />
Wenn <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>,<br />
dem Land der Burgen und Schlösser,<br />
von e<strong>in</strong>em „Hoftheater“ die Rede ist,<br />
dann denkt man unweigerlich an herrschaftliche<br />
Häuser und aristokratische<br />
Anwesen. Nichts davon trifft auf das<br />
Wald4tler Hoftheater im entrückten<br />
Örtchen Pürbach bei Schrems zu.<br />
Hier, auf 532 Meter Höhe, leben<br />
239 Menschen – ohne Kaufhaus und<br />
ohne Schule. Und der Hof, von dem<br />
hier die Rede ist, war hundert Jahre<br />
lang e<strong>in</strong> Bauernhof. Der Musiker Harald<br />
Gugenberger und se<strong>in</strong>e Frau, die Schauspieler<strong>in</strong><br />
Stella Hierländer, retteten das<br />
Gehöft <strong>in</strong> den 1980er-Jahren vor dem<br />
langsamen Verfall und renovierten es<br />
<strong>in</strong> jahrelanger liebevoller Kle<strong>in</strong>arbeit.<br />
„Ursprünglich sollte ihnen der Hof als<br />
Ort der Erholung und Entspannung und<br />
zum krea tiven Schaffen dienen“, er<strong>in</strong>nert<br />
sich Moritz Hierländer, der Sohn<br />
der beiden. Unzählige Feste wurden im<br />
alten Hof gefeiert, bei denen man zusammen<br />
musizierte und Theater spielte.<br />
E<strong>in</strong>er der „theaternarrischen“ Freunde<br />
des Paares war der Schauspieler<br />
Wolfgang Böck. Geme<strong>in</strong>sam gebar man<br />
e<strong>in</strong>e Idee: Was wäre, wenn man aus<br />
dem alten Bauernhof e<strong>in</strong>en Ort der<br />
künstlerischen Begegnung für das Waldviertel<br />
machen würde? „Das wird nicht<br />
funktionieren“, hörten die Künstler<br />
72 <strong>Servus</strong>
Fotos: Atelier Olsch<strong>in</strong>sky, Klaus Pichler<br />
damals öfters. Und ließen sich davon<br />
dennoch nicht beirren. An e<strong>in</strong>em August-<br />
Wochenende im Jahr 1986 fand am Hof<br />
<strong>in</strong> Pürbach e<strong>in</strong> erster „bunter Abend“<br />
statt, mit kabarettistischen Aufführungen<br />
und musikalischer Live-Untermalung.<br />
Der Abend war e<strong>in</strong> voller Erfolg<br />
– und führte zu weiteren Veranstaltungen<br />
und noch größeren Theaterprojekten.<br />
35 Jahre später ist das Wald4tler<br />
Hoftheater schon lange ke<strong>in</strong> Geheimtipp<br />
mehr, sondern präsentiert sich als hochprofessioneller<br />
Betrieb mit 176 Sitzplätzen<br />
und e<strong>in</strong>em ganzjährigen Spielplan.<br />
Bis zu 15.000 Theaterbegeisterte f<strong>in</strong>den<br />
jedes Jahr den Weg nach Pürbach und<br />
erleben die Inszenierung mehrerer<br />
Eigenproduktionen. Auch Kabarett, Literatur<br />
und Musik waren im umgebauten<br />
Bauernhof schon zu sehen und zu hören;<br />
Alfred Dorfer und Josef Hader traten<br />
hier ebenso auf wie Krist<strong>in</strong>a Sprenger<br />
und Oliver Baier.<br />
THEATER ZUM ANFASSEN<br />
Nach dem Tod von Harald Gugenberger<br />
im Jahr 2015 übernahm dessen Sohn<br />
Moritz Hierländer die Leitung des Hoftheaters.<br />
„Ich wusste, dass ich dieses<br />
Juwel am Leben erhalten muss. Wir s<strong>in</strong>d<br />
ja so etwas wie die künstlerischen Pioniere<br />
im Waldviertel“, sagt er. In se<strong>in</strong>em<br />
Theater fungiert der 36-Jährige nicht<br />
nur als künstlerischer Leiter, er tritt<br />
auch als Schauspieler auf und schreibt<br />
die Musik zu den Stücken. Wie er sich<br />
den Erfolg se<strong>in</strong>er Bühne weit über die<br />
Grenzen des Waldviertels h<strong>in</strong>aus erklärt?<br />
„Wir spielen Theater auf hohem<br />
Niveau – aber zum Anfassen.“ Das bedeutet,<br />
dass <strong>in</strong> Pürbach die Schauspieler<br />
nach Ende des Stückes nicht h<strong>in</strong>ter dem<br />
Vorhang verschw<strong>in</strong>den, sondern mit den<br />
Gästen gerne noch im begrünten Innenhof<br />
e<strong>in</strong> Glaserl tr<strong>in</strong>ken.<br />
Wald4tler Hoftheater, 3944 Pürbach 14,<br />
Tel.: +43/2853/784 69,<br />
hoftheater.at<br />
Vier Ausflüge für Wissensdurstige<br />
<strong>Niederösterreich</strong> ist das Bundesland mit den meisten Museen <strong>in</strong> Österreich.<br />
Nicht nur <strong>in</strong> den großen Städten, auch am Land f<strong>in</strong>det man<br />
regionale Museen mit <strong>in</strong>teressanten Ausstellungen.<br />
Das doppelte Museum<br />
„40.000 Jahre Mensch“ ist das Credo<br />
des Urgeschichtemuseums MAMUZ,<br />
das an zwei Standorten geführt<br />
wird. Im Schloss Asparn/Zaya s<strong>in</strong>d<br />
Ur- und Frühgeschichte anhand<br />
von Orig<strong>in</strong>alen und historischen<br />
Wohn- und Wirtschaftsgebäuden<br />
zu sehen (oben). Im Museum<br />
Mistelbach werden <strong>in</strong> jährlich neuen<br />
Ausstellungen Highlights aus diesen<br />
Epochen beleuchtet.<br />
Tel.: +43/2572/207 19, mamuz.at<br />
E<strong>in</strong> Dorf wie früher<br />
Auf e<strong>in</strong>er Fläche von 22 Hektar kann<br />
man im Museumsdorf Niedersulz<br />
<strong>in</strong> das Alltagsleben e<strong>in</strong>es typischen<br />
We<strong>in</strong>viertler Dorfes um 1900 e<strong>in</strong>tauchen.<br />
Zentrum s<strong>in</strong>d die Dorfzeile<br />
mit Wohngebäuden und Werkstätten<br />
<strong>in</strong> orig<strong>in</strong>algetreuer, historischer<br />
Architektur sowie der Dorfplatz<br />
mit Jägerhaus, Wirtshaus, Pfarrhof<br />
und Marienkapelle.<br />
Tel.: +43/2534/333, museumsdorf.at<br />
Auf den Spuren des Meisters<br />
Das Egon-Schiele-Museum im<br />
ehemaligen Stadtgefängnis an der<br />
Donaulände <strong>in</strong> Tulln zeigt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
eigens e<strong>in</strong>gerichteten Schatzkammer<br />
Orig<strong>in</strong>alwerke des Künstlers, die<br />
sich jeweils e<strong>in</strong>em Kapitel se<strong>in</strong>es<br />
Lebens widmen. Zeitzeugengespräche<br />
und animierte historische Aufnahmen<br />
ergänzen die Stationen se<strong>in</strong>es künstle<br />
rischen Schaffens.<br />
Tel.: +43/2272/645 70,<br />
schielemuseum.at<br />
40 Tiere und e<strong>in</strong> Wachturm<br />
Tief <strong>in</strong> die Geschichte e<strong>in</strong>tauchen<br />
und die heimische Flora und Fauna<br />
erkunden kann man <strong>in</strong> St. Pölten<br />
im Museum <strong>Niederösterreich</strong>.<br />
Der Mercedes von Leopold Figl, e<strong>in</strong><br />
Wachturm vom Eisernen Vorhang<br />
oder der Morgenrock von Kaiser<br />
Franz Joseph I. s<strong>in</strong>d Glanzstücke<br />
der Dauerausstellung im Haus der<br />
Geschichte. Das Haus für Natur<br />
beherbergt 40 lebende Tierarten<br />
<strong>in</strong> Aquarien und Terrarien.<br />
Tel.: +43/2742/90 80 90,<br />
museumnoe.at<br />
Kunst und K<strong>in</strong>derspaß<br />
Auf der Schallaburg, e<strong>in</strong>em nach<br />
italienischem Vorbild erbauten<br />
Renaissanceschloss samt Gartenanlage<br />
und e<strong>in</strong>em Arkadenhof mit<br />
1.600 Terrakotta-Figuren, f<strong>in</strong>den<br />
jährlich große Ausstellungen statt<br />
(oben). Und: Wo e<strong>in</strong>st Wettkämpfe<br />
veranstaltet wurden, können sich<br />
heute K<strong>in</strong>der im Bogenschießen üben.<br />
Tel.: +43/2754/63 17-0, schallaburg.at<br />
<strong>Servus</strong> 73
NIEDERÖSTERREICH<br />
D ürre n st e<strong>in</strong><br />
NATUR ERLEBEN<br />
WILDES WUNDER<br />
Der größte Urwald Mitteleuropas und e<strong>in</strong> Himmelsglitzern,<br />
das den Atem raubt. Am Dürrenste<strong>in</strong> im Mostviertel liegt<br />
e<strong>in</strong>e verzauberte Welt, wie es sie sonst fast nirgendwo mehr gibt.<br />
TEXT: Wolfgang Gemünd, Josef Ruhalt<strong>in</strong>ger<br />
74 <strong>Servus</strong>
Gestürzte Giganten.<br />
Fasrig, geborsten und<br />
zermürbt von Regen und<br />
Frost, werden ge fallene<br />
Bäume e<strong>in</strong>s mit dem<br />
Waldboden – Moos und<br />
Pilze decken sie zu.<br />
Der Vogel mit dem Schlafzimmerblick. Der seltene Habichtskauz<br />
f<strong>in</strong>det im alten Buchenbestand des Rothwalds genug Bruthöhlen.<br />
Fotos: www.picturedesk.com, Christoph Leditznig<br />
Wildnis hat e<strong>in</strong>en unvergleichlichen<br />
Geruch. Leicht würzig, etwas abgestanden.<br />
Dazu e<strong>in</strong> Schuss von Fäulnis,<br />
vermischt mit feuchter, warmer Luft –<br />
so riecht Moder. Wer an e<strong>in</strong>em frühen<br />
Morgen im Wildnisgebiet Dürrenste<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> die Nähe des Kerngebiets Rothwald<br />
kommt, erlebt den Geruch von zerfallenem<br />
Holz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Intensität, wie sie<br />
<strong>in</strong> der Natur nur mehr schwer zu f<strong>in</strong>den<br />
ist. Hier, im größten Urwald Mitteleuropas,<br />
modern gestürzte Baumriesen<br />
ungestört, über Jahrhunderte und<br />
Jahrzehnte unberührt. Sie s<strong>in</strong>d fasrig,<br />
geborsten, zuletzt zermürbt von Regen<br />
und Frost – und am Ende ihrer Vergänglichkeit<br />
nur mehr e<strong>in</strong>e Silhouette am<br />
Waldboden. Moos und Pilze wachsen<br />
auf den gefallenen Bäumen. Das Gebiet<br />
umfasst 400 Hektar, die seit dem Ende<br />
der letzten Eiszeit – also schon seit gut<br />
10.000 Jahren – ke<strong>in</strong>e Axt und ke<strong>in</strong>e<br />
Säge ge sehen haben. Und Menschen<br />
auch nur selten. Das gesamte Gebiet<br />
gehört zur strengsten Schutzkategorie<br />
der Welt naturschutzunion IUCN – allgeme<strong>in</strong>es<br />
Betreten und jegliche E<strong>in</strong>griffe<br />
s<strong>in</strong>d verboten. Besucher erhalten nur<br />
<strong>in</strong> geführten Exkursionen Zutritt.<br />
MÄRCHENHAFTE LANDSCHAFT<br />
Der dom<strong>in</strong>ierende Baum hier ist die<br />
Buche, dazwischen viele Fichten und<br />
Tannen. Bis zu 60 Meter hohe Baumriesen<br />
bilden das Dach. Auffällig die<br />
Exemplare, deren Stämme oberhalb des<br />
Bodens erst e<strong>in</strong>e sichelförmige Kurve<br />
machen, bevor sie kerzengerade zum<br />
Himmel streben. Diese Bäume wurden<br />
<strong>in</strong> jungen Jahren vom Schneedruck<br />
geformt und würden, weil sie für das<br />
Sägewerk unbrauchbar s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> jedem<br />
Nutzwald aussortiert. Im Wildnisgebiet<br />
dürfen sie weiterwachsen.<br />
Neben den märchenhaften Landschaften<br />
besitzt das Wildnisgebiet ➤<br />
<strong>Servus</strong> 75
E<strong>in</strong> Märchenland. Bei<br />
geführten Exkursionen<br />
können Besucher den<br />
wild gewachsenen Wald<br />
und so manches Wunder<br />
der Natur entdecken.<br />
Riese auf der Jagd. Mit se<strong>in</strong>er bee<strong>in</strong>druckenden Flügelspannweite von<br />
mehr als zwei Metern ist der Ste<strong>in</strong>adler im Wildnisgebiet unterwegs.<br />
aber auch Bereiche bizarrer Brutalität,<br />
Stätten der Verwüstung. Nach Stürmen<br />
und Law<strong>in</strong>en wird hier nämlich nicht<br />
aufgeräumt. Über die zersplitterten<br />
Baumleichen freuen sich nicht nur Totholzkäfer,<br />
sondern auch Forscher, die<br />
hier studieren können, wie sich der<br />
Wald nach solchen Katastrophen erholt.<br />
Re<strong>in</strong>hard Pekny ist Ranger, Förster<br />
und unser Begleiter durch das Schutzgebiet<br />
Dürrenste<strong>in</strong>. Er lebt für die Idee<br />
des Wildnisgebiets: „Ich werfe hier täglich<br />
e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Welt, wie sie vor<br />
tausenden Jahren entstanden ist.“ Se<strong>in</strong><br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Urwald ist am Fuß<br />
e<strong>in</strong>er fast 50 Meter hohen Kandelabertanne:<br />
Vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten<br />
hat e<strong>in</strong> Sturm dem Baum den<br />
Wipfel genommen. Gleich fünf Äste<br />
strebten <strong>in</strong>s Licht, um die Aufgabe des<br />
Term<strong>in</strong>altriebs zu übernehmen. Heute<br />
verbreitern sich die ebenmäßig gewachsenen<br />
Wipfel zu e<strong>in</strong>er fünfgliedrigen<br />
Baumkrone – jeder für sich von der<br />
Stärke e<strong>in</strong>es ausgewachsenen Baumes.<br />
Das Alter se<strong>in</strong>er Liebl<strong>in</strong>gstanne schätzt<br />
der Ranger auf 500 bis 600 Jahre. „Nirgendwo<br />
sonst hat e<strong>in</strong> Baum die Zeit, zu<br />
solchen Formen zu wachsen“, bedauert<br />
Pekny. Die Kandelabertanne ist im Vergleich<br />
zur alten Eibe am Südwesthang<br />
des Dürrenste<strong>in</strong>s freilich nicht mehr als<br />
e<strong>in</strong>e Dame im besten Alter. Der verwundene<br />
Nadelbaum krallt sich mit hunderten<br />
armdicken Wurzeln <strong>in</strong> das Kalkgeste<strong>in</strong>,<br />
durch se<strong>in</strong> Gift geschützt vor<br />
dem Appetit aberwitziger Gämsen und<br />
Hirsche. Als Christoph Kolumbus auf<br />
Hispaniola anlandete, war die Dürrenste<strong>in</strong>er<br />
Eibe geschätzte 500 Jahre alt.<br />
Auch viele Tierarten f<strong>in</strong>den am<br />
Dürren ste<strong>in</strong> paradiesische Zustände vor.<br />
Luchs und Ste<strong>in</strong>adler haben hier wieder<br />
ihre Jagdreviere gefunden, seltene<br />
Spechtarten wie der Dreizehenspecht<br />
oder der Weißrückenspecht siedeln ➤<br />
Fotos: Christoph Leditznig, Michael Reid<strong>in</strong>ger<br />
76 <strong>Servus</strong>
<strong>Servus</strong> 77
Fasz<strong>in</strong>ierende Lebewesen. Zwischen Totholz und Moosen f<strong>in</strong>den<br />
leuchtend rote Schleimpilze den idealen Nährboden.<br />
Das<br />
Wildnisgebiet<br />
<strong>in</strong> Zahlen<br />
Derzeit umfasst das<br />
Wildnisgebiet Dürrenste<strong>in</strong><br />
35 km2, davon 4 km2 Urwald,<br />
25 km2 naturnahe Wälder,<br />
6 km2 Almen, alp<strong>in</strong>e Rasen,<br />
Gewässer sowie Fels.<br />
88 % der Fläche s<strong>in</strong>d Naturzone<br />
ohne menschlichen<br />
E<strong>in</strong>griff. Das Schutzgebiet<br />
erstreckt sich zwischen 600<br />
und 1.878 m Seehöhe. Der<br />
Dürrenste<strong>in</strong> ist die höchste<br />
Erhebung und Namensgeber<br />
des Wildnisgebietes.<br />
wildnisgebiet.at<br />
hier häufiger als jene, die außerhalb<br />
relativ oft anzutreffen s<strong>in</strong>d – wie etwa<br />
der Buntspecht. Der Habichtskauz –<br />
eigentlich <strong>in</strong> freier Wildbahn schon ausgestorben<br />
– wurde erfolgreich angesiedelt.<br />
Seither gibt es <strong>in</strong> den heimischen<br />
Wäldern wieder rund 20 fre<strong>in</strong>istende<br />
Brutpaare. Im Wildnisgebiet Dürrenste<strong>in</strong><br />
hat sich der Vogel mit dem Schlafzimmerblick<br />
zum Symbol gemausert.<br />
HIMMEL VOLLER STERNE<br />
Wenn Re<strong>in</strong>hard Pekny Gäste durch das<br />
Wildnisgebiet begleitet, kehrt er mit<br />
ihnen mitten im Wald um. Das Kerngebiet<br />
des Urwaldes darf ausschließlich<br />
von Rangern und eben Forschern mit<br />
entsprechender Erlaubnis betreten werden.<br />
Aber wer im Sommer hier ist und<br />
e<strong>in</strong>en wolkenlosen Tag erwischt, sollte<br />
überlegen, auch die Nacht im Gebiet<br />
zwischen Gam<strong>in</strong>g und Göstl<strong>in</strong>g an der<br />
Ybbs zu verbr<strong>in</strong>gen. Der Nachthimmel<br />
hier ist e<strong>in</strong>zigartig und weist e<strong>in</strong>e ähnliche<br />
Qualität auf, wie man sie sonst<br />
nur bei den großen Sternwarten der Welt<br />
<strong>in</strong> den chilenischen Anden vorf<strong>in</strong>det.<br />
Neben den rund 7.000 für das freie Auge<br />
sichtbaren Sternen zeigen sich über dem<br />
Wildnisgebiet auch e<strong>in</strong> seltsamer Lichtkegel,<br />
das Zodiakallicht, und der sogenannte<br />
Gegensche<strong>in</strong>, dessen Anblick <strong>in</strong><br />
Europa so rar ist wie der von fast ausgestorbenen<br />
Tierarten. Aber für das Seltene<br />
ist dieses Wildnisgebiet ja Spezialist.<br />
Wildnis erleben. Das neu eröffnete<br />
„Haus der Wildnis“ <strong>in</strong> Lunz am See macht<br />
den Ur- und Naturwald <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 700 m2<br />
großen Ausstellung für Besucher erlebbar:<br />
Wie haben Wasser und Eis die Landschaft<br />
geprägt? Wie sieht der Urwald aus Sicht<br />
des fliegenden Habichtskauzes aus? Was<br />
tut sich unter der Oberfläche von jahrhundertealtem<br />
Totholz? haus-der-wildnis.at<br />
Foto: Hans Glader<br />
78 <strong>Servus</strong>
<strong>Niederösterreich</strong><br />
öffnet Türen.<br />
ecoplus.at<br />
Seit über 50 Jahren beraten und<br />
begleiten wir bei Betriebsansiedlungen<br />
und -erweiterungen, regionalen<br />
Förderungen und Internationalisierung,<br />
überbetrieblichen Kooperationen und<br />
Branchen Netzwerken, Forschung und<br />
Entwicklung. Wir verb<strong>in</strong>den Wirtschaft<br />
und Politik, Unternehmen und<br />
Verwaltung, Investoren und Initiatoren<br />
regionaler und <strong>in</strong>ternationaler Projekte.
DURCHS LAND RADELN<br />
HIER LEGT MAN<br />
DEN GENUSSGANG EIN<br />
Bei diesen sechs Radtouren lohnt sich immer wieder der Schwung aus dem Sattel.<br />
Etwa um W<strong>in</strong>dmühlenbrot zu kosten, im Schlauchboot durch den Keller<br />
zu fahren oder e<strong>in</strong>fach die Füße im See zu kühlen.<br />
TEXT: Wolfgang Maria Gran<br />
ILLUSTRATIONEN: Andreas Posselt<br />
Foto: We<strong>in</strong>viertel Tourismus GmbH/Daniel Gollner<br />
80 <strong>Servus</strong>
Über uns der Himmel so blau.<br />
Und um uns herum leuchten<br />
die Reben <strong>in</strong> sattem Grün.<br />
Wer sich <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong><br />
<strong>in</strong> den Sattel schw<strong>in</strong>gt, darf<br />
sich auf We<strong>in</strong>, Kultur und jede<br />
Menge Genuss freuen.<br />
E<strong>in</strong> bisschen ist es wie mit dem<br />
Gourmet und dem Gourmand. Der e<strong>in</strong>e<br />
delektiert sich am Fe<strong>in</strong>en, der andere<br />
am Vielen. Und so kann man natürlich<br />
auch beim Radfahren durch <strong>Niederösterreich</strong><br />
auf die Anzahl der zurückgelegten<br />
Kilometer gehen, denn im<br />
größten Bundesland gibt es davon auch<br />
am meisten. Oder man legt den Genussgang<br />
e<strong>in</strong>, lässt Birnbäume und Burgen,<br />
We<strong>in</strong>gärten und W<strong>in</strong>dmühlen, Klöster<br />
und Kellergässchen nicht nur im kle<strong>in</strong>en<br />
Wahrnehmungsw<strong>in</strong>kel an sich vorbeiziehen,<br />
sondern sich von ihrem Zauber<br />
und ihrer Schönheit <strong>in</strong> den Bann ziehen<br />
und zum Verweilen e<strong>in</strong>laden.<br />
Das ist die lohnendere Art, dieses<br />
vielfältige Land vom Radsattel aus zu<br />
erforschen, und es gibt zahlreiche Touren,<br />
die jedes Interesse bedienen. Es<br />
lässt sich trefflich historisch radeln und<br />
dabei tief <strong>in</strong> die Kaiserzeit e<strong>in</strong>tauchen.<br />
Vom Retzer Land bis zur Wachau kann<br />
man den We<strong>in</strong>bau <strong>in</strong> allen möglichen<br />
Ausformungen kennenlernen – beim<br />
Rebenradeln, wenn man so will. Donau,<br />
Thaya oder Ybbs laden an ihren Ufern<br />
zu außergewöhnlichen Flusstouren e<strong>in</strong>.<br />
Und wer hoch h<strong>in</strong>aus will, kann bei<br />
e<strong>in</strong>er Tagestour auf dem Mounta<strong>in</strong>bike<br />
e<strong>in</strong>e Ausfahrt auf den Hochwechsel<br />
wagen – und sich Zeit für prächtige<br />
Panoramablicke nehmen.<br />
<strong>Servus</strong> 81
VOM WALDVIERTEL NACH TSCHECHIEN<br />
GRENZENLOSES<br />
RADLERGLÜCK<br />
Früher bahnten sich schnaubende Dampflokomotiven<br />
ihren Weg durchs nördliche<br />
Waldviertel. Die hundertjährige Eisenbahngeschichte<br />
entlang der Thaya ist seit dem<br />
Jahr 2000 e<strong>in</strong> geschlossenes Kapitel – <strong>in</strong><br />
das man aber mit e<strong>in</strong>er hoch<strong>in</strong>teressanten<br />
Art von Schienenersatzverkehr weiterh<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>blick erhalten kann.<br />
Bei der familienfreundlichen Thayarunde<br />
wird es schon kurz nach dem Start <strong>in</strong><br />
Göpfritz an der Wild historisch. An der<br />
Bahnstation Kirchberg/Schönfeld drehte<br />
Damiano Damiani 1987 nämlich für den<br />
Film „Der Zug“ mit Ben K<strong>in</strong>gsley als Len<strong>in</strong>.<br />
Und dann s<strong>in</strong>d da noch der Modellbahnhof<br />
<strong>in</strong> Göpfritz, die Jahrhundertwende-Waggons<br />
<strong>in</strong> Waldkirchen sowie die Eisenbahn brücken<br />
über die Thaya, die uns staunend durch<br />
die alten Zeiten radeln lassen.<br />
Aber es gibt noch mehr Gründe, aus dem<br />
Sattel zu steigen: In Raabs thront das bee<strong>in</strong>druckende<br />
Schloss, und die nächste Etappe<br />
über die Grenze führt <strong>in</strong>s tschechische Renaissancejuwel<br />
Slavonice. In Písečné sollte<br />
man unbed<strong>in</strong>gt den jüdischen Friedhof besuchen,<br />
und ist man zurück auf der österreichischen<br />
Seite, empfiehlt sich e<strong>in</strong> Besuch des<br />
Landgasthofes Haidl <strong>in</strong> Thaya, wo man nicht<br />
nur vorzüglich speisen kann, sondern auch <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Schlauchboot durch den unter Wasser<br />
stehenden mittelalterlichen Erdkeller fahren.<br />
THAYARUNDE<br />
Gesamtlänge: 111 Kilometer<br />
Streckenführung: Göpfritz an der<br />
Wild — Groß Siegharts — Raabs<br />
an der Thaya — Písečné — Slavonice —<br />
Waldkirchen — Dobersberg — Thaya<br />
— Waidhofen an der Thaya —<br />
W<strong>in</strong>digsteig — Göpfritz an der Wild<br />
Mehr Informationen unter:<br />
waldviertel.at/thayarunde<br />
82 <strong>Servus</strong>
RUNDFAHRT DURCHS RETZER LAND<br />
ZUR WINDMÜHLE IM WEINPARADIES<br />
Heruntergeradelt wären sie ja rasch, die<br />
55 Kilometer der We<strong>in</strong>viertel DAC Radtour,<br />
aber dann hätte man höchstens die Aussicht<br />
genossen und noch ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>sichten<br />
gewonnen. Sehr empfehlenswert für diese<br />
Rundtour ist also, sich Zeit zu nehmen,<br />
bei mehreren Stopps Land und Leute<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druckshäppchen <strong>in</strong> sich<br />
aufzunehmen.<br />
Schon die Start- und Zielgeme<strong>in</strong>de Retz<br />
ist viel mehr als e<strong>in</strong>e Etappe, und das<br />
20 Meter unter der Erde: E<strong>in</strong> 20 Kilometer<br />
langes, verzweigtes Labyr<strong>in</strong>th unterhalb<br />
der We<strong>in</strong>stadt birgt unter anderem<br />
Österreichs größten historischen We<strong>in</strong>keller.<br />
Und über der Erde sollte man die<br />
Retzer W<strong>in</strong>dmühle gesehen haben, e<strong>in</strong>e<br />
der beiden letzten betriebsfähigen <strong>in</strong><br />
Österreich (die zweite steht im burgenländischen<br />
Podersdorf). Das alte Müllerhaus<br />
hat e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Backstube, wo das<br />
e<strong>in</strong>zigartige W<strong>in</strong>dmühlenbrot entsteht.<br />
Es ist natürlich e<strong>in</strong>e Radtour, die vom<br />
We<strong>in</strong> geprägt ist – ob man nun durch<br />
malerische Kellergassen wie Nusswald<br />
<strong>in</strong> Platt, Maulavern <strong>in</strong> Zellerndorf oder<br />
die Öhlbergkellergasse <strong>in</strong> Pillersdorf<br />
radelt, <strong>in</strong> den Weiten der Ebenen We<strong>in</strong>gärten<br />
an sich vorbeiziehen lässt oder im<br />
200 Jahre alten Weberkeller <strong>in</strong> Röschitz<br />
die Lehmschnitzereien bewundert.<br />
E<strong>in</strong>en außergewöhnlichen Blick aufs<br />
Retzer Land erhascht man, wenn man<br />
bei Roseldorf auf den Aussichtsturm der<br />
größten keltischen Freilandsiedlung steigt.<br />
Und wenn man über die 7.500-jährige<br />
Geschichte dieser Gegend mehr erfahren<br />
möchte, erhält man im Ste<strong>in</strong>zeit- und<br />
Keltenmuseum der urtypischen We<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>de<br />
Platt viele Antworten.<br />
WEINVIERTEL DAC RADTOUR<br />
Gesamtlänge: 55 Kilometer<br />
Streckenführung:<br />
Retz — Waitzendorf — Pulkau —<br />
Raf<strong>in</strong>g — Röschitz — Roseldorf — Platt<br />
— Zellerndorf — Pillersdorf — Retz<br />
Mehr Informationen unter:<br />
we<strong>in</strong>viertel.at/rad-we<strong>in</strong>viertel-dac<br />
<strong>Servus</strong> 83
IMMER AN DER YBBS ENTLANG<br />
MILDES UND WILDES<br />
MOSTVIERTEL<br />
Der Start dieser Radtour ist wie e<strong>in</strong> zärtliches<br />
Seelenstreicheln. Sanfte Hügel, durch die<br />
sich wie Lebensl<strong>in</strong>ien endlose Birnbaumzeilen<br />
ziehen, säumen die Moststraße,<br />
den ersten Streckenabschnitt des Ybbstalradweges.<br />
Alles an dieser Landschaft wirkt<br />
weich und rundlich, nur die mächtigen<br />
Vierkanthöfe oben auf den Hügeln thronen<br />
wie kle<strong>in</strong>e Burgen über allem.<br />
Das Herzstück der Strecke ist der<br />
55 Kilometer lange Abschnitt zwischen<br />
Waidhofen an der Ybbs und dem Lunzer<br />
See. Hier zeigt sich das Mostviertel nach<br />
se<strong>in</strong>er milden auch von se<strong>in</strong>er wilden<br />
Seite, wenn die Strecke <strong>in</strong> die alp<strong>in</strong>en<br />
Regionen der Eisenstraße übergeht.<br />
Da wird es felsig und scharfkantig wie<br />
im zerklüfteten Naturdenkmal „Ofenloch“,<br />
da führt der Weg über spek takuläre<br />
Rundbogen brücken und durch e<strong>in</strong>en<br />
Tunnel, vorbei an historischen Hammerwerken,<br />
ehe man Lunz erreicht.<br />
Es ist e<strong>in</strong>e Tour durch die Elemente. Und<br />
das Wasser spielt dabei die zentrale Rolle,<br />
startet man doch bei den Donauauen und<br />
bleibt dann immer nahe an der Ybbs, bis<br />
man am See die müden Be<strong>in</strong>e kühlen kann.<br />
Und wem die Wadeln nachhaltig streiken,<br />
der lässt sich e<strong>in</strong>fach vom Radtaxi oder dem<br />
Radtramper-Bus abholen.<br />
YBBSTALRADWEG<br />
Gesamtlänge: 107 Kilometer<br />
Streckenführung:<br />
Ybbs — Amstetten — Waidhofen<br />
an der Ybbs — Opponitz —<br />
Hollenste<strong>in</strong> — St. Georgen<br />
am Reith — Göstl<strong>in</strong>g — Lunz am See<br />
Mehr Informationen unter:<br />
ybbstalradweg.at<br />
84 <strong>Servus</strong>
EIN KLEINES STÜCK DONAU<br />
VOM WEINGARTEN BIS ZU DEN AUEN<br />
Wenn man ihn ganz genau nehmen will,<br />
braucht man viel Zeit, e<strong>in</strong>e herausragende<br />
Kondition und holt sich wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
e<strong>in</strong>e Hornhaut am Gesäß. Denn der<br />
Donauradweg <strong>in</strong> voller Länge erstreckt<br />
sich über 2.850 Kilometer und führt<br />
von der Quelle <strong>in</strong> Donauesch<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />
Deutschland durch acht Länder bis zur<br />
Mündung <strong>in</strong>s Schwarze Meer im rumänischen<br />
Sul<strong>in</strong>a. Aber es reichen durchaus<br />
bereits die 260 Kilometer durch <strong>Niederösterreich</strong><br />
von Ybbs/Persenbeug bis<br />
Ha<strong>in</strong>burg nahe der slowakischen Grenze.<br />
Schon dieses knappe Zehntel des gesamten<br />
Donauradweges ermöglicht nämlich<br />
Touren für alle konditionellen Bef<strong>in</strong>dlichkeiten,<br />
jeden Geschmack und e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
<strong>in</strong>dividueller Interessen. Das Radeln<br />
entlang der Donau bietet sehr viel mehr<br />
als das bee<strong>in</strong>druckende Vorbeiziehen<br />
prachtvoller Landschaftsbilder: von den<br />
spektakulären Trockenste<strong>in</strong>mauern <strong>in</strong><br />
den höher gelegenen We<strong>in</strong>gärten der<br />
Wachau bis h<strong>in</strong> zur unberührten Natur<br />
im Nationalpark Donau-Auen.<br />
Historisch Interessierten w<strong>in</strong>kt hier auch<br />
e<strong>in</strong>e Reise durch wechselvolle Geschichte,<br />
die man <strong>in</strong> der römischen Siedlung Carnuntum<br />
ebenso kennenlernen kann wie<br />
<strong>in</strong> Willendorf, wo e<strong>in</strong>st der Fund der berühmten<br />
Venus 50.000 Jahre Besiedelung<br />
dieses Gebietes nachwies.<br />
DONAURADWEG<br />
Gesamtlänge <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong>:<br />
260 Kilometer<br />
10 Touren-Vorschläge:<br />
Ardagger — Melk (54 km)<br />
Emmersdorf — Krems (34 km)<br />
Melk — Mautern (33 km)<br />
Krems — Tulln (41 km)<br />
Mautern — Klosterneuburg (69 km)<br />
Klosterneuburg — Petronell (59 km)<br />
Tulln — Wien/Nordbrücke (35 km)<br />
Petronell — Bratislava (26 km)<br />
Wien/Nordbrücke — Ha<strong>in</strong>burg (51 km)<br />
Ha<strong>in</strong>burg — Bratislava (18 km)<br />
Mehr Informationen unter:<br />
donau.com/donauradweg<br />
<strong>Servus</strong> 85
DURCH WIENERWALD UND HELENENTAL<br />
JEDE MENGE GESCHICHTE<br />
Diese Radtour ist nichts für Menschen,<br />
die 60 Kilometer re<strong>in</strong> sportlich abspulen<br />
möchten. Bei diesem Übermaß an Geschichte<br />
am Wegesrand muss man sich<br />
die Zeit nehmen, immer wieder abzusteigen<br />
und <strong>in</strong>nezuhalten. So schön das<br />
Radeln auf den verschlungenen Wegerln<br />
im Helenental oder unter dem sattgrünen<br />
Laubhimmel des Wienerwalds auch<br />
se<strong>in</strong> mag – die Klöster-Kaiser-Künstler-Tour<br />
ist fürs bloße Vorbeifahren zu schade.<br />
Das beg<strong>in</strong>nt schon am Start im Schlosspark<br />
Laxenburg der ehemaligen kaiserlichen<br />
Sommer residenz. Es setzt sich fort<br />
im Stift Heiligenkreuz, dessen Mauern<br />
schon knapp neunhundert Jahre stehen.<br />
Und Schloss Mayerl<strong>in</strong>g war 1889 Schauplatz<br />
der Tragödie von Kronpr<strong>in</strong>z Rudolf<br />
und se<strong>in</strong>er Geliebten Mary Vetsera.<br />
E<strong>in</strong> Stück weiter, <strong>in</strong> H<strong>in</strong>terbrühl, tummelten<br />
sich Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
viele berühmte Künstler, die den Ort als<br />
ihr Refugium entdeckt hatten. Vor allem<br />
der Gasthof Höldrichsmühle, heute e<strong>in</strong><br />
Hotel, hatte es e<strong>in</strong>igen von ihnen angetan:<br />
Der Maler Ferd<strong>in</strong>and Georg Waldmüller<br />
verewigte das Haus auf mehreren Bildern,<br />
Franz Schubert soll hier zum Lied „Der<br />
L<strong>in</strong>denbaum“ <strong>in</strong>spiriert worden se<strong>in</strong>, und<br />
Ludwig van Beethoven und Ferd<strong>in</strong>and<br />
Raimund flanierten gern am Rande des<br />
Wienerwalds.<br />
In und um Baden s<strong>in</strong>d beim jährlichen<br />
Festival La Gacilly von Juni bis Oktober<br />
auf e<strong>in</strong>er Länge von sieben Kilometern<br />
1.500 Fotografien ausgestellt, manche<br />
davon bis zu 280 Quadratmeter groß.<br />
KLÖSTER-KAISER-<br />
KÜNSTLER-TOUR<br />
Gesamtlänge: 62 Kilometer<br />
Streckenführung:<br />
Schlosspark Laxenburg — Baden —<br />
Heiligenkreuz — Siegenfeld — Gaaden<br />
— H<strong>in</strong>terbrühl — Laxenburg<br />
Mehr Informationen unter: wienerwald.<br />
<strong>in</strong>fo/kloester-kaiser-kuenstler-tour<br />
86 <strong>Servus</strong>
AUSFLUG INS WECHSELGEBIRGE<br />
ZUM SCHWELGEN AUF DIE SCHWAIGEN<br />
Es markiert die Grenze zwischen dem<br />
steirischen Joglland und der Buckligen<br />
Welt <strong>in</strong> <strong>Niederösterreich</strong> und ist e<strong>in</strong>e<br />
beliebte Dest<strong>in</strong>ation für Wanderer. Aber<br />
das Wechselgebirge hat sich längst auch<br />
zum Anziehungspunkt für jene entwickelt,<br />
die mit dem Fahrrad höher h<strong>in</strong>aus wollen.<br />
Und dank E-Mounta<strong>in</strong>bikes s<strong>in</strong>d die<br />
Routen der Wexl Trails nicht nur etwas<br />
für Leistungssportler, sondern sehr<br />
familienfreundlich angelegt.<br />
E<strong>in</strong> wenig plagen muss man sich auf<br />
diesen Strecken trotzdem, aber das wird<br />
auf jeden Fall belohnt. Denn nach den<br />
Waldpassagen auf die satten Almen zu<br />
gelangen, die hier Schwaigen heißen,<br />
bietet herrliche Panoramablicke auf die<br />
Hohe Wand oder den Schneeberg. Dann<br />
auch noch entlang der Forststraßen den<br />
Gipfelsieg auf dem 1.743 Meter hohen<br />
Hochwechsel anzupeilen verleiht e<strong>in</strong><br />
besonderes Hochgefühl.<br />
E<strong>in</strong>e gewisse Fitness ist jedenfalls Voraussetzung,<br />
selbst wenn e<strong>in</strong> Elektromotor<br />
unterstützt. Und es empfiehlt sich, die<br />
Touren <strong>in</strong> der Früh zu starten, spätestens<br />
um neun Uhr: Der Wechsel verdankt<br />
se<strong>in</strong>en Namen den Wetterkapriolen, die<br />
hier möglich s<strong>in</strong>d. So kann es durchaus<br />
vorkommen, dass es bei strahlendem<br />
Sonnensche<strong>in</strong> losgeht und 1.000 Meter<br />
höher plötzlich M<strong>in</strong>usgrade hat. Auch<br />
sanfte Aufsteiger s<strong>in</strong>d hier schon sehr<br />
sportlich wieder h<strong>in</strong>untergesaust.<br />
HOCHWECHSEL-RUNDE<br />
Gesamtlänge: 29 Kilometer<br />
(1.370 Höhenmeter)<br />
Streckenführung:<br />
Erlebnisarena St. Corona — Speicherteich<br />
— Almrauschhütte — Kampste<strong>in</strong>er<br />
Schwaig — Feistritzer Schwaig<br />
— Dreiländereck — Hochwechsel —<br />
Marienseer Schwaig — Feistritzer<br />
Schwaig — Almrauschhütte — Speicherteich<br />
— Erlebnisarena St. Corona<br />
Mehr Informationen unter: wexltrails.at<br />
<strong>Servus</strong> 87
NIEDERÖSTERREICH<br />
K<br />
lost ern eu b u rg<br />
AUSFLUG<br />
STADT, LAND, FLUSS<br />
Im W<strong>in</strong>dschatten von Wien kuschelt sich Klosterneuburg zwischen<br />
Donau und Wienerwald <strong>in</strong>s Gelände. Land-Idylle für alle, die dem Lärm<br />
der Hauptstadt entfliehen wollen, aber ohne Trubel auch nicht können.<br />
TEXT: Uschi Korda<br />
FOTOS: Philipp Horak<br />
88 <strong>Servus</strong>
Wie gemalt. Die We<strong>in</strong>gärten ziehen<br />
grafische L<strong>in</strong>ien, bevor sie sich<br />
im riesigen Mischwald verlieren,<br />
der die Hauptstadt wie e<strong>in</strong> grüner<br />
R<strong>in</strong>g umschließt. Weith<strong>in</strong> sichtbar:<br />
das Stift der Chorherren.<br />
<strong>Servus</strong> 89
Wie die Eschen, Buchen, Eichen und Föhren<br />
mit ihren Grüntönen, Blättern und Nadeln<br />
die E<strong>in</strong>zigartigkeit des Wienerwalds ausmachen,<br />
s<strong>in</strong>d auch die Klosterneuburger e<strong>in</strong>e Mischkulanz.<br />
Den echten Klosterneuburger,<br />
gibt’s den? Wolfgang Ure runzelt die<br />
Stirn. Wir stapfen von Kierl<strong>in</strong>g aus<br />
Richtung Redl<strong>in</strong>gerhütte und versuchen,<br />
dem Wesen des Klosterneuburgers auf<br />
die Spur zu kommen. Aber genauso wie<br />
die Eschen, Buchen, Eichen und Föhren<br />
r<strong>in</strong>gsum mit ihren vielfältigen Grüntönen,<br />
Blättern und Nadeln <strong>in</strong>sgesamt<br />
die E<strong>in</strong>zigartigkeit des Wienerwaldes<br />
ausmachen, s<strong>in</strong>d auch die Klosterneuburger<br />
e<strong>in</strong>e Mischkulanz. Genau<br />
genommen e<strong>in</strong>e Wiener Mischkulanz.<br />
Junge Familien ziehen her, erwachsene<br />
K<strong>in</strong>der ziehen wieder <strong>in</strong> die Stadt. Auch<br />
Wolfgangs Eltern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den 1960ern<br />
heraus nach Klosterneuburg-Kierl<strong>in</strong>g<br />
gezogen, um den Traum vom Leben<br />
auf dem Land zu verwirklichen.<br />
WENN DIE BADLEUT’ KOMMEN<br />
Klosterneuburg ist die drittgrößte Stadt<br />
<strong>Niederösterreich</strong>s, mit den Ortsteilen<br />
Kierl<strong>in</strong>g, Kritzendorf, Höfle<strong>in</strong>, Weidl<strong>in</strong>g,<br />
Weidl<strong>in</strong>gbach und Maria Gugg<strong>in</strong>g.<br />
Direkt an der Donau liegen nur Höfle<strong>in</strong><br />
und Kritzendorf, der Rest verstreut sich<br />
zwischen We<strong>in</strong>hängen im Wienerwald.<br />
„Als Kierl<strong>in</strong>ger war ich als K<strong>in</strong>d lieber<br />
im Wald, die Donau-Au hat gemiefelt“,<br />
sagt Wolfgang Ure. Doch wenn es warm<br />
wurde, bestimmte der große Strom mit<br />
se<strong>in</strong>en Gestaden e<strong>in</strong>deutig das Leben.<br />
„Alle<strong>in</strong> wenn die Badleut’ kommen“,<br />
sagt Wolfgang Ure, „musste man dabei<br />
se<strong>in</strong>.“ Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d die Wiener, die<br />
ihre Kabanen im Strombad Kritzendorf<br />
mit K<strong>in</strong>d, Kegel, Kochtöpfen und jeder<br />
Menge Schmäh beziehen. Seit 1903 gibt<br />
es das Freiluftstrombad, das liebevoll<br />
„Riviera an der Donau“ genannt wird,<br />
auch weil sich dort vor dem Zweiten<br />
Weltkrieg die Wiener Kunst- und Kulturszene<br />
im Badekostüm zum Gedankenaustausch<br />
an der frischen Luft traf.<br />
Ins Wasser g<strong>in</strong>g hier aber nur, wer gut<br />
schwimmen konnte, zu stark war<br />
die Strömung, vor allem bis zum Bau<br />
des Kraftwerks Greifenste<strong>in</strong> 1985.<br />
„E<strong>in</strong>mal über die Donau schwimmen“,<br />
sagt Wolfgang Ure, „war natürlich bei<br />
uns die Mutprobe schlechth<strong>in</strong>.“ Wobei<br />
am meisten die Strudel gefürchtet<br />
waren, deren Sog e<strong>in</strong>en unweigerlich<br />
<strong>in</strong> die Tiefe zieht. Früher gab man dem<br />
Donauweibchen die Schuld, heute weiß<br />
man, dass man lieber vorher tra<strong>in</strong>ieren<br />
sollte, bevor man den mächtigen Fluss<br />
herausfordert.<br />
Ebenfalls zu den Mutproben e<strong>in</strong>er<br />
Klosterneuburger Jugend gehörte e<strong>in</strong>st<br />
das Durchqueren der psychiatrischen<br />
E<strong>in</strong>richtung Gugg<strong>in</strong>g. „Nur mit dem<br />
Rad“, sagt Wolfgang Ure. „Zu Fuß hat<br />
sich ke<strong>in</strong>er getraut.“ Wie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Dorf im Dorf agierte die Heilanstalt<br />
bis 2007 – mit eigener Landwirtschaft,<br />
Feuerwehr, Wäscherei etc. und für<br />
jedermann zugänglich. Auf dem riesigen<br />
Gelände residiert heute das IST Austria<br />
(Institute of Science and Technology<br />
Austria), e<strong>in</strong>e Forschungsuni, <strong>in</strong> der Gegend<br />
kurz „der Campus“ genannt. Falls<br />
e<strong>in</strong>er der <strong>in</strong>ternationalen Wissenschaftler<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Spaziergang zum Hirnauslüften<br />
macht, nimmt er vielleicht auf<br />
der kunstvoll geschwungenen eisernen<br />
Bank <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Labyr<strong>in</strong>ths Platz.<br />
„Ist der Querschnitt e<strong>in</strong>es Gehirns“,<br />
sagt Wolfgang Ure, der das Objekt für<br />
den Multimediakünstler Peter Kogler realisiert<br />
hat – <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Werkstatt <strong>in</strong> Wien-<br />
Floridsdorf, wo er Möbel und Kunst aus<br />
Metall herstellt. Schräg h<strong>in</strong>ter der Bank<br />
führt der Weg auf e<strong>in</strong>en Hügel und zum<br />
Museum Gugg<strong>in</strong>g, das Gäste aus aller<br />
Welt anzieht. E<strong>in</strong>er der bekanntesten<br />
war Popmusiker David Bowie, der sich<br />
1994 e<strong>in</strong>en ganzen Nachmittag lang bei<br />
den Künstlern von Gugg<strong>in</strong>g zu se<strong>in</strong>em<br />
Album „Outside“ <strong>in</strong>spirieren ließ und<br />
Bilder für se<strong>in</strong>e Sammlung erstand.<br />
E<strong>in</strong>e Welt, <strong>in</strong> der man auf Schritt und<br />
Tritt den Atem der Geschichte spürt,<br />
ist das Chorherrenstift Klosterneuburg.<br />
Zwischen all den Schätzen könnte man<br />
wohl Wochen verbr<strong>in</strong>gen und sich etwa<br />
mit dem alten Streit beschäftigen, ob<br />
der Goldschmied Nikolaus von Verdun<br />
1181 die Emailletafeln des berühmten<br />
Verduner Altars hier oder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er französischen<br />
Heimat angefertigt hat. ➤<br />
90 <strong>Servus</strong>
Wasser & Wald. Ab dem Frühjahr spielt sich das Leben an den<br />
Gestaden des großen Flusses ab. Vor allem im Strombad Kritzendorf,<br />
auch liebevoll die Riviera an der Donau genannt. Unten: Vater Hans<br />
und Sohn Simon Riegler schupfen geme<strong>in</strong>sam die Redl<strong>in</strong>gerhütte, e<strong>in</strong><br />
Ausflugsgasthaus mitten im Wienerwald, so wie man es sich vorstellt.<br />
Ganz unten rechts: Wolfgang Ure auf der eisernen Bank vor dem<br />
Campus <strong>in</strong> Gugg<strong>in</strong>g, die der Metalltischler selbst realisiert hat.<br />
<strong>Servus</strong> 91
92 <strong>Servus</strong><br />
Kunst & Kultur. Kreuzgewölbe im Chorherrenstift Klosterneuburg.<br />
Um alle Schätze zu erkunden, würde man vermutlich Wochen<br />
brauchen. Unten l<strong>in</strong>ks: Josef Bauer hat im Stift die alten Gärten<br />
revitalisiert und neue angelegt. In der Orangerie kümmert er sich um<br />
die Orchideen. Unten rechts: Seit den 1950er-Jahren s<strong>in</strong>d die Künstler<br />
von Gugg<strong>in</strong>g weltberühmt, heute haben sie e<strong>in</strong> eigenes Museum und<br />
e<strong>in</strong>e Galerie. Hier das Zimmer von August Walla (1936–2001).
„Echte Klosterneuburger halt –<br />
im Grünen leben, aber die Stadt nur ja<br />
nicht aus den Augen verlieren.“<br />
Oder über den Brautschleier der Agnes<br />
rätseln, der der Legende nach hierher<br />
verweht und erst neun Jahre später<br />
gefunden wurde, worauf 1114 ihr Gatte,<br />
der Babenberger Leopold III., zum Dank<br />
das Stift errichten ließ. Wissenschaftler<br />
haben anhand des Blütenstaubs bewiesen,<br />
dass es e<strong>in</strong> orientalischer Stoff aus<br />
dieser Zeit ist, den Agnes vermutlich<br />
ganz profan dem Kloster geschenkt hat.<br />
Wir haben <strong>in</strong>zwischen die Redl<strong>in</strong>gerhütte<br />
erreicht, wo Walther Soyka gerade<br />
se<strong>in</strong>e Knöpferlharmonika auspackt. Die<br />
Wiener Liedermacher rund um Ernst<br />
Molden kommen gerne <strong>in</strong> diese Oase,<br />
wo sich ihr Blues perfekt <strong>in</strong> die grüne<br />
Idylle schmiegt. „Ich habe mich vor<br />
40 Jahren <strong>in</strong> die Ru<strong>in</strong>e verliebt“, sagt<br />
Hans Riegler, der die Hütte mit eigenen<br />
Händen Stück für Stück renoviert hat.<br />
Er drückt se<strong>in</strong>em Sohn Simon das Tablett<br />
mit dem selbst gemachten Hollersaft<br />
zum Servieren <strong>in</strong> die Hände. 35 ist<br />
Simon Riegler heute. Er ist nach Wien<br />
gezogen und hat sich dort als DJ e<strong>in</strong>en<br />
Namen gemacht. „Aber es zieht mich<br />
wieder aufs Land“, sagt Simon. Also<br />
schupft er mit dem Vater die Hütte,<br />
wohnt trotzdem <strong>in</strong> Wien und pendelt.<br />
„Echte Klosterneuburger halt“, sagt<br />
Wolfgang Ure und gr<strong>in</strong>st von e<strong>in</strong>em Ohr<br />
zum anderen. „Im Grünen leben, aber<br />
die Stadt nur ja nicht aus den Augen<br />
verlieren.“<br />
Empfehlenswerte Adressen<br />
Wandern & Wundern<br />
Wer sich <strong>in</strong> der Region<br />
um Klosterneuburg auf die<br />
Wandersocken macht, kann<br />
viel erleben: Der Biosphärenpark<br />
Wienerwald etwa erstreckt sich<br />
über 51 niederösterreichische<br />
Geme<strong>in</strong>den und sieben<br />
Wiener Geme<strong>in</strong>debezirke.<br />
Auf e<strong>in</strong>er Fläche so groß<br />
wie 110.000 Fußballfelder<br />
f<strong>in</strong>den hier 30 Waldtypen,<br />
über 2.000 Pflanzenund<br />
150 Brutvogelarten<br />
ihren Lebensraum.<br />
Und nicht nur die Natur hält<br />
Bestaunenswertes bereit: Die<br />
Maria-Lourdes-Grotte bei Maria<br />
Gugg<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>e naturgetreue,<br />
verkle<strong>in</strong>erte Nachbildung der<br />
weltberühmten Grotte im<br />
französischen Lourdes. Vom<br />
Frühl<strong>in</strong>g bis zum späten Herbst<br />
wird am Altar täglich Eucharistie<br />
gefeiert. L<strong>in</strong>ks davon, neben<br />
der sprudelnden Quelle, kniet<br />
lebensgroß die heilige Bernadette,<br />
die voll Liebe und Vertrauen zu<br />
Maria aufblickt. Das Ausflugsziel<br />
ist über e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache, familienfreundliche<br />
Wanderung von der<br />
Burg Greifenste<strong>in</strong> aus erreichbar.<br />
bpww.at, wienerwald.<strong>in</strong>fo<br />
Genuss & Gesang<br />
Was hat Oper mit Balsamico<br />
aus <strong>Niederösterreich</strong> zu tun?<br />
Ganz e<strong>in</strong>fach: Beim Gesangsstudium<br />
im italienischen Modena<br />
lernte Herwig Pecoraro den<br />
Aceto Balsamico Tradizionale<br />
kennen und lieben. Heute<br />
lebt der Staatsopernsänger<br />
<strong>in</strong> Klosterneuburg und produziert<br />
edelste Essigessenzen – als<br />
Österreichs e<strong>in</strong>ziger Hersteller<br />
von Balsamico nach traditionell<br />
italienischer Art.<br />
balsamico.at<br />
We<strong>in</strong> & Wohnen<br />
Wer nicht ziellos durch die<br />
Landschaft spazieren will,<br />
dem seien zwei wunderbare<br />
Landeplätze ans Herz gelegt: das<br />
idyllische We<strong>in</strong>gut Ubl-Doschek<br />
mitten <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>bergen und<br />
die Buschenschank der Familie<br />
Pötsch mit ihrem bezaubernden<br />
Gastgarten. Und weil man<br />
dort beim We<strong>in</strong> eventuell e<strong>in</strong><br />
bisserl länger verweilen möchte,<br />
empfiehlt sich e<strong>in</strong>e Übernachtung,<br />
etwa <strong>in</strong> der urigen Villa Kreuthhof<br />
oder am We<strong>in</strong>gut Hauerhof 99.<br />
ubl-doschek.at, we<strong>in</strong>bau-poetsch.at,<br />
kreuthhof.at, hauerhof.at<br />
<strong>Servus</strong> 93
UNTERWEGS IM<br />
WEINVIERTEL<br />
UNTERRETZBACH<br />
Kerzenmanufaktur Glaser<br />
Ganz <strong>in</strong> der Nähe von Retz liegt e<strong>in</strong>e der letzten<br />
Kerzenmanufakturen Österreichs. Vor Ort können<br />
Besucher zusehen, wie Kerzen gegossen werden. Die<br />
Hersteller geben ihr Wissen rund um ihr Handwerk<br />
weiter: Welche Rohstoffe werden verwendet, wie kommt<br />
der Duft <strong>in</strong> die Kerze und wie wird man Kerzenmacher?<br />
Zum Abschluss f<strong>in</strong>den sich im Verkaufsraum Kerzen<br />
<strong>in</strong> den verschiedensten Formen, Farben, Größen und<br />
Duftsorten – für e<strong>in</strong>en selbst oder als Geschenk.<br />
Tipp: Nicht nur der Kerzenduft verzaubert e<strong>in</strong>en hier –<br />
<strong>in</strong> der Café Lounge kann man sich gemütlich bei<br />
e<strong>in</strong>em frischen Kaffee entspannen.<br />
Kerzenmanufaktur Glaser<br />
Bahnstraße 13, 2074 Unterretzbach<br />
Tel.: +43/2942/201 76, <strong>in</strong>fo@duftkerzen.at<br />
kerzen-manufaktur.at<br />
KELLERKATZENWEG HOLLABRUNN<br />
Kellergassenerlebnis mit allen S<strong>in</strong>nen<br />
In Hollabrunn empfängt die Kellerkatze Groß und<br />
Kle<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er spannenden Entdeckungstour und erzählt<br />
von e<strong>in</strong>er vergangenen Arbeits- und Lebenswelt. Der<br />
Rundweg ist vier Kilometer lang und kann jederzeit<br />
kostenfrei begangen werden. Es werden auch Führungen<br />
und e<strong>in</strong> Picknickkorb-Service angeboten.<br />
kellerkatzenweg.at<br />
WEINGUT WEINWURM<br />
We<strong>in</strong>genuss Roter Muskateller<br />
Muskataromen, fruchtige Noten von Pfirsich, Mango<br />
und Litschi sowie e<strong>in</strong> ausbalanciertes Zusammenspiel<br />
von Säure und Süße: Das zeichnet den Roten<br />
Muskateller des We<strong>in</strong>guts We<strong>in</strong>wurm aus. Der<br />
sonnen geküsste We<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> köstlicher Begleiter für<br />
gesellige Runden und laue Sommernächte.<br />
we<strong>in</strong>wurms.at<br />
FOTOS: GLASER, JOHANNES ZINSER, MICHAEL REIDINGER
ANZEIGE<br />
Die Retzer W<strong>in</strong>dmühle<br />
ist e<strong>in</strong>e der letzten<br />
betriebsfähigen W<strong>in</strong>dmühlen<br />
Österreichs.<br />
RETZER LAND<br />
Von Mühlen, Labyr<strong>in</strong>then und Refugien<br />
FOTOS: POV / ROBERT HERBST, ALTHOF RETZ, WEINFRANZ<br />
Durch schmale Kellergassen und vorbei an zauberhaften<br />
Marterln: Rund um die We<strong>in</strong>stadt Retz im nordwestlichen<br />
We<strong>in</strong>viertel gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl an Rad- und Wanderrouten<br />
zu entdecken.<br />
Vom Rad zum We<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>mal losgeradelt, ist e<strong>in</strong> Abstecher zur Retzer W<strong>in</strong>dmühle<br />
e<strong>in</strong> Muss. Sie ist e<strong>in</strong>e der letzten beiden betriebsfähigen<br />
W<strong>in</strong>dmühlen <strong>in</strong> Österreich. Nach dem Radausflug empfiehlt<br />
es sich, <strong>in</strong> die Welt des We<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zutauchen: Der<br />
Retzer Erlebniskeller bietet Führungen durch das verzweigte<br />
Labyr<strong>in</strong>th von unterirdischen Stollen an. Kellergassenführungen<br />
mit Verkostungen gibt es <strong>in</strong> der Maulavern <strong>in</strong><br />
Zellerndorf oder <strong>in</strong> der Öhlbergkellergasse <strong>in</strong> Pillersdorf.<br />
Wer auf den Geschmack gekommen ist, sollte Schrattenthal<br />
e<strong>in</strong>en Besuch abstatten – hier warten weitere exzellente<br />
We<strong>in</strong>e auf Genießer.<br />
Übernachten im Landgut & SPA Althof Retz<br />
Wer den Tag genussvoll startet, sollte ihn auch entsprechend<br />
auskl<strong>in</strong>gen lassen: Im Ambiente der ehemaligen Retzer<br />
Burganlage wird der Abend mit kul<strong>in</strong>arischen Köstlichkeiten<br />
im Restaurant beziehungsweise auf der Terrasse im<br />
romantischen Innenhof eröffnet. Dazu passen die erlesenen<br />
We<strong>in</strong>e der Althof-Gebietsv<strong>in</strong>othek. Wohltuende Stunden<br />
lassen sich im V<strong>in</strong>oSPA verbr<strong>in</strong>gen: Fünf Ebenen auf über<br />
1.000 Quadratmetern mit Inf<strong>in</strong>ity Pool am Dach, regionalem<br />
Saunaerlebnis und Ruheräumen <strong>in</strong>mitten der 700 Jahre<br />
alten Burgmauern bieten Erholung für Körper und Geist.<br />
Danach lässt man sich e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong>s Bett der gemütlichen<br />
Zimmer fallen und freut sich auf den nächsten Tag.<br />
Gäste<strong>in</strong>fo Retzer Land<br />
2070 Retz, Tel.: +43/2942/27 00, office@retzer-land.at<br />
retzer-land.at | althof.at<br />
Mehr zur Region unter: we<strong>in</strong>viertel.at
UNTERWEGS IM<br />
WALDV IERTEL<br />
WALDVIERTLER HEU-KRÄUTER-UNTERBETTEN<br />
Mit der Kraft von Heu<br />
Heu ist mehr als nur Futter für Kühe: Es versorgt unseren<br />
Organismus mit Energie und Lebenskraft und besitzt<br />
e<strong>in</strong>e harmonisierende Wirkung auf unseren Körper, regt<br />
den Stoffwechsel an, stärkt die Abwehrkräfte und wirkt<br />
schmerzl<strong>in</strong>dernd.<br />
Die Heu-Unterbetten s<strong>in</strong>d ideal bei Schlaflosigkeit,<br />
Kreuzschmerzen, Verspannungen im Nacken- und<br />
Schulterbereich, Nerven-, Muskel-, Gelenksschmerzen<br />
sowie bei Durchblutungsstörungen.<br />
In der Früh fühlt sich der Körper erholt und gekräftigt –<br />
so kann gut <strong>in</strong> den Tag gestartet werden.<br />
Um Voranmeldung des Besuches wird gebeten.<br />
Waldviertler Heu-Unterbetten<br />
3662 Kollnitz 12, Tel.: +43/7413/63 96<br />
heuunterbetten.at<br />
GRAFENEGG<br />
Sommerlust und Konzertgenuss<br />
Seit 15 Jahren ist die Open-Air-Bühne Wolkenturm<br />
<strong>in</strong> Grafenegg Schauplatz e<strong>in</strong>drucksvoller klassischer<br />
Konzerte. Unter der künstlerischen Leitung von<br />
Star-Pianist Rudolf Buchb<strong>in</strong>der versammeln sich im<br />
idyllischen Schlosspark die besten Orchester der Welt.<br />
Da die Konzerte zum großen Teil unter freiem Himmel<br />
geplant s<strong>in</strong>d, können sie wahrsche<strong>in</strong>lich auch vor dem<br />
H<strong>in</strong>tergrund der aktuellen Situation stattf<strong>in</strong>den.<br />
Aus der Riege großer Orchester ragen diesmal die<br />
Philharmoniker aus Wien, München und Prag heraus.<br />
Infos & Karten<br />
Tel.: +43/1/586 83 83, tickets@grafenegg.com<br />
grafenegg.com<br />
FOTOS: ALEXANDER HAIDEN, LUKAS BECK, DORIS HIMMELBAUER
ANZEIGE<br />
LANDHOTEL YSPERTAL<br />
Biogenuss & Rosenkuss<br />
Umgeben von Wanderwegen, wird man hier mit e<strong>in</strong>em<br />
Rosecco-„Begrüßungskuss“ empfangen. Empfehlenswert:<br />
das „Essen wie damals“ – alle Speisen werden am Tisch<br />
hergerichtet und jeder kann sich bedienen, ab 4 Personen.<br />
4 Nächte (So–Do) oder 3 Nächte (Do–So) € 237,– p. P.<br />
im Doppelzimmer. Angebot gültig ab 30. 5. 2021.<br />
landhotelyspertal.at<br />
ROTE BLÜTENPRACHT<br />
Mohndorf Armschlag<br />
Im Juli blüht rund drei Wochen lang der Waldviertler<br />
Graumohn rund um Armschlag. Wer se<strong>in</strong> Wissen<br />
um den Mohn erweitern will, kann das ganzjährig am<br />
Mohnlehrpfad und mit dem mobilen Mohnquiz tun. Im<br />
Anschluss lässt man sich beim Mohnwirt Neuwies<strong>in</strong>ger<br />
kul<strong>in</strong>arisch „vermohnen“, sowohl süß als auch pikant.<br />
mohndorf.at<br />
FOTOS: NADJA MEISTER, HANNAH ERGOTT, ISHOOTPEOPLE.AT, BIRGIT SCHRAMMEL<br />
ENTSPANNEN IN LITSCHAU<br />
Theater- & Feriendorf Königsleitn<br />
E<strong>in</strong> Mix aus Kreativität und Natur-, Freizeit- und<br />
Kulturerlebnissen f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Litschau. Hier werden<br />
Workshops zu Kommunikation und Kunst für jedes Alter<br />
angeboten. Wer möchte, kann aber auch Nachtwanderungen<br />
machen oder lernen, wie man Stockbrot am<br />
Lagerfeuer bäckt. E<strong>in</strong> befreiender Urlaub für die Seele.<br />
koenigsleitn.at<br />
FEINES AUS PÖGGSTALL<br />
Kräuterhof Schrammel<br />
Umgeben von Kräutern und Blumen werden <strong>in</strong> der<br />
kle<strong>in</strong>en Manufaktur im südlichen Waldviertel Naturkosmetik,<br />
-seifen und alte Hausmittel <strong>in</strong> liebevoller<br />
Handarbeit hergestellt. Rohstoffe <strong>in</strong> Bio-Qualität und<br />
Verpackung aus Glas und Papier s<strong>in</strong>d hier e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit.<br />
Besuche gegen Voranmeldung möglich.<br />
kraeuterhof-schrammel.at<br />
Mehr zur Region unter: waldviertel.at
Mundart<br />
Ditschgal, Raeschal, Raewadatsche – e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Reise<br />
zu den sprachlichen Besonderheiten <strong>Niederösterreich</strong>s.<br />
Gråu n fae i dl<br />
Krähe<br />
Wachau, We<strong>in</strong>viertel,<br />
Bucklige Welt<br />
gwiss måchn<br />
heiraten<br />
nördliches Waldviertel<br />
Schwåag<br />
Stall<br />
Wechselgebiet<br />
IMPRESSUM<br />
Chefredakteur<br />
Markus Honsig<br />
Projektleitung<br />
Gundi Bittermann<br />
Art Direction<br />
Verena Bartosch, Matthias Pre<strong>in</strong>dl<br />
Projektleitung Foto<br />
Jackl<strong>in</strong>a Fuchs<br />
Redaktion und freie Mitarbeiter<br />
Wolfgang Maria Gran,<br />
Angelika Hager, Niki Nussbaumer,<br />
Josef Ruhalt<strong>in</strong>ger, Veronika Schubert,<br />
Christian Seiler<br />
Illustrationen<br />
Tibo Exenberger, Andreas Leitner,<br />
Andreas Posselt, Roland Vorlaufer<br />
Head of Photo<br />
Isabella Russ<br />
Executive Creative Director<br />
Markus Kietreiber<br />
Projektmanagement<br />
Mariella Reithoffer<br />
Manag<strong>in</strong>g Director<br />
Stefan Ebner<br />
Sales Management<br />
Britta Pucher<br />
Co-Publish<strong>in</strong>g<br />
Susanne Degn-Pfleger, Katr<strong>in</strong> Sigl<br />
Commercial Design<br />
Julia Sch<strong>in</strong>zel<br />
Krautwåchta<br />
Vogelscheuche<br />
Mostviertel, Wienerwald<br />
Krodndeta<br />
Taschenmesser<br />
Wachau, Tullner Becken<br />
We i ggsn<br />
Wespe<br />
Schneeberggebiet<br />
Ditschgal<br />
Ohrfeige<br />
Marchfeld<br />
Raeschal<br />
Schwips<br />
Wienerwald<br />
Glubbm<br />
Wäscheklammer<br />
NÖ gesamt<br />
Herstellung<br />
Veronika Felder<br />
Produktion<br />
Mart<strong>in</strong> Brandhofer, Markus Neubauer<br />
Lektorat<br />
Hans Fleißner, Vera P<strong>in</strong>k<br />
Lithografie<br />
Clemens Ragotzky<br />
Herausgeber & Geschäftsführer<br />
Andreas Kornhofer<br />
Offenlegung<br />
gemäß § 25 Mediengesetz:<br />
Informationen zum Medien<strong>in</strong>haber<br />
s<strong>in</strong>d ständig und unmittelbar unter<br />
folgender Webadresse auff<strong>in</strong>dbar:<br />
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Druck<br />
Vogel Druck und Medienservice GmbH,<br />
D-97204 Höchberg<br />
Redaktionsanschrift<br />
He<strong>in</strong>rich-Coll<strong>in</strong>-Straße 1/1, A-1140 Wien,<br />
Tel.: +43/1/90 221-0, Fax-DW: -27930<br />
E-Mail<br />
redaktion@servus.com<br />
Medien<strong>in</strong>haber, Eigentümer & Verleger<br />
Red Bull Media House GmbH,<br />
Oberst-Lepperd<strong>in</strong>ger-Straße 11–15,<br />
A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i,<br />
Landesgericht Salzburg, ATU63611700<br />
E<strong>in</strong> Produkt aus dem<br />
Raewadatsche<br />
Kartoffelpuffer<br />
Mostviertel<br />
Dragatsch<br />
Scheibtruhe<br />
Waldviertel<br />
Wåssalu(d)l<br />
Bach<br />
We<strong>in</strong>viertel<br />
In Kooperation mit<br />
<strong>Niederösterreich</strong>-Werbung GmbH<br />
regelmäßig<br />
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servusmagaz<strong>in</strong>.at/abo<br />
Illustrationen: Andreas Posselt<br />
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Foto: rh2010 – Adobe Stock Grafik: AGENTURSCHREIBEIS.AT<br />
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