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NUTZEN<br />

VOLLE LADUNG WISSEN<br />

Was Hänschen nicht lernt,<br />

lernt Hans nimmermehr?<br />

Dass man mit zunehmendem Alter nur noch sehr<br />

schwer Neues lernt, ist zwar eine verbreitete Ansicht.<br />

Aber sie entspricht nicht der Wirklichkeit. Denn grundsätzlich<br />

entwickelt sich das Gehirn während des ganzen<br />

Lebens weiter.<br />

Seit über 60 Jahren erfassen Forscher an der University<br />

of Washington alle sieben Jahre die geistigen Fähigkeiten<br />

von bis zu 6000 Personen. Die Befunde belegen:<br />

Die über 50-Jährigen stechen die 25- bis 35-Jährigen in<br />

puncto Sprachkompetenz und Wortgedächtnis aus. Sie<br />

können sich besser räumlich orientieren und in komplexen<br />

Situationen leichter Schlussfolgerungen ziehen.<br />

Altersforscher und Biochemiker Christian Behl von der<br />

Universität Mainz kommentiert die Ergebnisse: „Bei den<br />

kurzzeitigen Gedächtnisleistungen, also flink sein, sich<br />

schnell etwas merken, sind junge Menschen häufiger<br />

im Vorteil. Aber bei langzeitlichen Gedächtnisleistungen,<br />

die an die Erfahrung anknüpfen, punkten die Älteren.<br />

Sie sind besser darin, komplexe Sachverhalte zu<br />

analysieren und Schlüsse daraus abzuleiten. Je breiter,<br />

umfassender und komplizierter die Herausforderungen<br />

sind, desto kleiner sind die Lernunterschiede zwischen<br />

Älteren und Jüngeren.“<br />

Entscheidend für die erfolgreiche Fort- und Weiterbildung<br />

in der älteren Generation ist meist nicht das<br />

Gehirn, sondern der Anreiz. Für viele steht ein spürbar<br />

höheres Einkommen oder ein Karrieresprung nicht<br />

mehr in Aussicht. Es stellen sich daher Fragen wie: Was<br />

bringt es mir? Lohnen sich Anstrengung und Zeitaufwand?<br />

Auch hier gilt es, zu motivieren statt ausgetretenen<br />

Pfaden zu folgen – was Arbeitgeber jedoch allzu oft tun.<br />

„Der verbreitete Irrtum, dass Ältere nicht mehr gut lernen<br />

könnten, wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung“,<br />

kritisiert Professor Stamov Roßnagel vom Jacobs Center<br />

of Lifelong Learning der Jacobs University und führt<br />

aus: „Kann ein 55-Jähriger eine Handy-App nicht benutzen,<br />

wird an seinen kognitiven Fähigkeiten gezweifelt.<br />

Hat ein 25-Jähriger Probleme damit, denken die<br />

meisten, dass die App nicht benutzerfreundlich sei.“<br />

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gilt es also,<br />

dem Potenzial älterer Beschäftigter zu vertrauen und<br />

ihnen Anreize und Perspektiven zu bieten, die die Bereitschaft<br />

zum Lernen stärken. Vielleicht reicht manchen<br />

ja bereits die Aussicht, die Alltagsroutine mal zu<br />

verlassen und über den eigenen Tellerrand hinausblicken<br />

zu können. Gerade gemeinschaftliches Lernen,<br />

die Möglichkeit, sich mit anderen zu vergleichen und<br />

auch positive Rückmeldungen zu erhalten, sowie der<br />

Austausch mit anderen Menschen kann stark motivieren<br />

und den Lernerfolg unterstützen. »<br />

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