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Die Ötztaler Berge im Wandel der Zeit - Alpin.de

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Das Ötztal ist eines <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

längsten ostalpinen Täler –<br />

und eines <strong><strong>de</strong>r</strong> vielfältigsten<br />

obendrein. Bergsportler<br />

fin<strong>de</strong>n hier alles, was das<br />

Herz begehrt: aussichtsreiche<br />

Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

elegante Eisberge, bestens<br />

eingebohrte Klettergärten,<br />

gepflegte Mountainbiketrails<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> wil<strong>de</strong> Flüsse zum<br />

Raften o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kajaken.<br />

Genug je<strong>de</strong>nfalls für mehr<br />

als einen abwechslungsreichen<br />

Bergurlaub.<br />

o viel Eis wie in <strong>de</strong>n <strong>Ötztaler</strong> <strong>Berge</strong>n<br />

S gibt es in <strong>de</strong>n Ostalpen sonst kaum.<br />

Freilich ist es seit <strong>de</strong>n Tagen <strong>de</strong>s<br />

Gletscherpfarrers Senn, als <strong><strong>de</strong>r</strong> Alpenverein begrün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong> und die ersten Touristen kamen, um einiges<br />

geschrumpft, und kaum noch vorstellen kann man sich,<br />

dass zu wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holten Malen die Zunge <strong>de</strong>s Vernagtferners<br />

bis ins Rofental herunter vorstieß und <strong>de</strong>n Bach aufstaute,<br />

wodurch ein Eissee entstand, <strong>de</strong>ssen Ausbruch<br />

dann <strong>im</strong> ganzen Ötztal die schl<strong>im</strong>msten Verheerungen anrichtete.<br />

Davon berichtet eine <strong><strong>de</strong>r</strong> frühesten ausführlichen Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

<strong>de</strong>s Tals, Josef Walchers „Nachrichten von <strong>de</strong>n Eisbergen <strong>im</strong> Tyrol“<br />

von 1772. So än<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich die <strong>Zeit</strong>en: Was wir heute bedauern,<br />

wur<strong>de</strong> damals herbeigesehnt! 1718 hielt man sogar eine Bittprozession<br />

von Gurgl zum „Steinernen Tisch“ ab, also zu <strong>de</strong>m Platz,<br />

wo heute das Hochwil<strong>de</strong>haus steht, um <strong>de</strong>m drohen<strong>de</strong>n Ausbruch<br />

<strong>de</strong>s Gurgler Eissees vielleicht durch Gebete Einhalt zu gebieten.<br />

Heutzutage wäre so ein Eissee genauso gefährlich, aber eine<br />

touristische Attraktion. Aber wie je<strong><strong>de</strong>r</strong> weiß, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Ötztal kennt: Es<br />

braucht nicht unbedingt einen Eissee, damit <strong>de</strong>m Ausflügler o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Alpin</strong>isten hier nicht langweilig wird. Und wenn man nicht auf die<br />

Wochenen<strong>de</strong>n angewiesen ist – und vielleicht sogar noch einen schönen<br />

Herbst erwischt, dann kann man selbst beliebte Tourenziele in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> allergrößten Einsamkeit genießen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel bricht eine halbe<br />

Stun<strong>de</strong> jenseits <strong><strong>de</strong>r</strong> Hütte o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Seilbahnstation die große Ruhe<br />

an. Ich habe sie selbst auf so beliebten Gipfeln wie <strong>de</strong>m Fluchtkogel<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Ramolkogel erleben dürfen. O<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg zum Brunnenkogelhaus,<br />

eine dieser <strong>Ötztaler</strong> H<strong>im</strong>melsleitern, wo es bergauf,<br />

bergauf, bergauf geht und man meint, es hört nie mehr auf, und<br />

plötzlich steht man doch noch oben: Das war so ein Tag Anfang<br />

Tirols große Gipfel<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ötztaler</strong> <strong>Berge</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Wan<strong>de</strong>l</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zeit</strong><br />

Tirols höchster Gipfel – die Wildspitze. <strong>Die</strong> winzigen<br />

Tourengeher am Taschachferner ver<strong>de</strong>utlichen die<br />

D<strong>im</strong>ensionen dieses beliebtesten <strong>Ötztaler</strong> Gipfels.<br />

<strong>Die</strong> LieBLingstour<br />

Meine schönste <strong>Ötztaler</strong> Tour dauerte drei Tage und ging von<br />

Vent über die Breslauer Hütte zur Vernagthütte, über die Guslarspitzen<br />

auf <strong>de</strong>n Fluchtkogel, hinunter zum Hochjochhospiz,<br />

über <strong>de</strong>n Saykogel zur S<strong>im</strong>ilaunhütte, mit Abstecher zur Ötzi-<br />

Fundstelle, und über die Martin-Busch-Hütte zurück nach Vent.<br />

Schön lang!<br />

Oktober, und außer mir war auf <strong>de</strong>m ganzen Berg niemand, bloß<br />

die Hüttenpächter, die vor <strong>de</strong>m Winter noch etwas reparieren mussten.<br />

Da saß ich dann oben auf einem dieser unscheinbaren Beinah-Dreitausen<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

die meistens Rotkogel heißen o<strong><strong>de</strong>r</strong> so ähnlich,<br />

tief unten Söl<strong>de</strong>n <strong>im</strong> Herbstschlaf und rundherum nichts als lauter<br />

<strong>Berge</strong> und H<strong>im</strong>mel und die vollkommenste Ruhe, die man sich<br />

<strong>de</strong>nken kann.<br />

Walter Klier<br />

lebt in Innsbruck.<br />

Er arbeitet als Schriftsteller,<br />

Kritiker, Essayist<br />

und Mitherausgeber<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kulturzeitschrift<br />

Gegenwart.<br />

Und seit langem als<br />

Autor zahlreicher Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>-<br />

und Alpenvereinsführer<br />

– selbstre<strong>de</strong>nd, dass er die <strong>Berge</strong><br />

rund um das Ötztal wie seine Westentasche<br />

kennt.<br />

7/07<br />

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