Pferd+Sport 05/22| PSB - Eine Rasse im Portrait: die Deutschen Reitponys

PFERDESTAMMBUCH
Kleine Reitpferde
für
Kinder und
Jugendliche
links | Die Deutschen Reitponys
haben viele Farben
zu bieten: Hier eine Fohlengruppe
auf dem Gestüt
Steendiek
Sie zählen zu den beliebtesten Ponys der Republik,
glänzen in allen Disziplinen und sind vor allem für die
Nachwuchsathleten im Sattel bewährte Einstiegshilfen
in den großen Sport: die DEUTSCHEN REITPONYS.
PFERD+SPORT stellt die Rasse im Portrait vor.
links | Grenzhoehes
My Ken (v. Monte
Christo) siegte unter
Jacob Schenk im Hamburger
Pony Derby.
Fotos: www.volkerhagemeister.com (2) Dr. Tanja Becker/EQUITARIS
13 deutschen Reitponys. Zu ihnen
deutsche Verbände führen gemeinsam
das Zuchtbuch des
gehört natürlich auch das Pferdestammbuch
Schleswig-Holstein/Hamburg und
eben hier wurden als Fohlen Ponys registriert,
die sich später als wahre sportliche
Superstars entpuppten – und das in Springen,
Dressur und Vielseitigkeit.
rechts | Del Piero
bringt Nachwuchsreiter
in den Großen
Sport, zur Zeit Jolie
Marie Kühner
Drei Beispiele
Springen: Er ist eines der berühmtesten
Deutschen Reitponys überhaupt – vor
allem deshalb, weil er die unterschiedlichsten
Reiter zu höchsten sportlichen
Ehren getragen hat: Del Piero!
Der 143 Zentimeter große Schimmel,
der von dem Connemara-
Hengst Dexter Leam Pondi abstammt
und für den züchterisch
Angelika Jahr aus Wacken verantwortlich
zeichnet, hat unlängst
mit Jolie Marie Kühner
aus Bayern zum zweiten Mal
in Folge das Bundesnachwuchschampionat
mit
Spitzennoten für sich entschieden.
Und wer saß vorher im Sattel?
Hannes Ahlmann, Johanna Beckmann,
Thore Stieper und Mathies Rüder. Mit
allen Sportlern sprang Doppel-Vizebundeschampion
Del Piero zu Top-Erfolgen.
Sein Vater Dexter Leam Pondi
war sowohl französischer als auch
italienischer Meister, siegreich in vielen
Großen Preisen und gewann auf
Europameisterschaften zwei Medaillen.
Mutter Monique stammt vom Welsh
B-Elitehengst The Breas My Mobility
und brachte den gekörten
Prämienhengst Melvin v. Mangold
N. Seine Halbschwester Melina
v. Pantani gewann 2013 in
Warendorf den Titel der Vize-
Bundeschampionesse bei
den sechsjährigen Springponys.
Dressur: Dass die eben beschriebenen
Gene auch
für Triumphe im Viereck
stehen, beweist ZINQ
Massimiliano FH. Sein
Vater ist Monsun N, der
von The Breas My Mobility
abstammt,
seine Mutter Miniwini
hat Cap
Cennedy N zum
Rasseportrait
Vater, der aus der Großmutter
von Del Piero stammt. Der
2005 geborene Bucksin (Z.: ZG Bahrenfuss
und Kless, Klein Bennebek) steht im
Besitz des Gestüts Freiberger Hof in Nordrhein-Westfalen
und hat mit den beiden
Besitzertöchtern Lucie-Anouk und Lana-Pinou
bereits zahlreiche Titel gewonnen. Bevor
die Zwei in seinem Sattel Platz nahmen,
avancierte ZINQ Massimiliano FH bereits
2011 mit Jolan Lübbecke zum Bundeschampion
der sechsjährigen Dressurponys. Auf
zahlreichen Nationenpreisen war der Wallach
im Einsatz – unter anderem auch mit
Liselott Marie Linsenhoff. Mit Lucie-Anouk
Baumgürtel wurde er sowohl 2016 in Aarhus
(Dänemark) als auch 2017 in Kapsovar
(Ungarn) dreifacher Europameister, hinzu
kam eine Team-Goldmedaille bei der EM im
britischen Bishop Burton 2018. Anschließend
übernahm ihn die jüngere Schwester
Lana-Pinou und kehrte von ihrer ersten
Europameisterschaft im polnischen Strzegom
mit Team-Bronze zurück.
Vielseitigkeit: Und auch in der Vielseitigkeit
finden sich Gene von Springwunder Del
Piero: Denn Cap Cennedy N ist Muttervater
von SF Detroit. Der 13-jährige Fuchshengst
aus der Zucht von Dorothea Feld aus Daldorf
galoppierte 2015 mit Laura Lilienthal
zum Titel des Bundeschampions in Warendorf,
gewann 2017 mit der Britin Georgina
Herrling Teamsilber und Einzelgold bei den
Europameisterschaften der Ponyvielseitigkeitsreiter
in Kapsovar und 2019 nochmals
Mannschaftsgold mit der Britin Daisy Bathe
in Strzegom.
Geschichte
Das Deutsche Reitpony ist eine junge Pferderasse.
Anlässlich der Jahrestagung der
„Arbeitsgemeinschaft der Ponyzuchtverbände“
in Bad Harzburg 1965 hielt ein New
Forest Pony-Züchter aus den Niederlanden
einen Vortrag zur Zucht größerer Reitponys
und über den plötzlich ansteigenden
Bedarf an Jugendreitpferden in Holland.
Diese Anregungen machten sich die Vertreter
der anwesenden Zuchtverbände
zu eigen und versuchten,
eigene oder ähnliche
Wege zu gehen. Der Turniersport
nahm zu der Zeit immer
mehr zu und Ziel war es, einen
zuverlässigen Sportpartner
für Kinder und Jugendliche
hervorbringen. Bei den ersten
Zuchtversuchen wurden verschiedene
englische Ponys mit Arabern,
Anglo-Arabern und deutschen
Warmblutrassen miteinander gepaart.
Durch die ersten Erfolge
wurde die Zucht zügig vorangetrieben.
Ab dem Ende der 60er
Jahre wurden die Deutschen Reitponys
planmäßig gezüchtet und
überzeugten schnell im Sport. Etwa
ab 1975 setzte sich in den Ländern
Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen
mit Weser-Ems und Hannover
sowie in Schleswig-Holstein die Reitponyzucht
durch. Heute gibt es die
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PFERDESTAMMBUCH RASSEPORTRAIT DEUTSCHE REITPONYS
Fotos: Dr. Tanja Becker/EQUITARIS (3)
oben | Erst Bundeschampionat,
dann Pony-Vielseitigkeits-Europameister:
SF Detroit (v. Denver)
kleinen Sportler in der ganzen Republik.
Alle Farben sind erlaubt, die Ponys dürfen
zwischen 138 und 148 Zentimeter groß sein,
möglich ist aber auch eine Anpaarung von
kleineren beziehungsweise übermaßigen
Stuten und Hengsten. In Schleswig-Holstein
waren es Manfred Hansen vom Gestüt
Nordland und Rolf Bumann mit seinem Gestüt
Holstein, die zu den ersten großen Reitponyzüchtern
zählten.
Gewünscht ist…
Das Zuchtziel definiert sich dem des deutschen
Reitpferdes ähnlich: Das Deutsche
Reitpony ist ein sportliches, elegantes und
vielseitiges Pony für Freizeit und Sport. In
Leistungsbereitschaft und Charakter von
besonderer Güte, somit sehr gut für Kinder
und Jugendliche geeignet. Die Vielseitigkeit
des Deutschen Reitponys bezieht sich insbesondere
auf die Dressur-, Spring- und
Geländeeignung. Aufgrund der guten
Grundgangarten und Rittigkeit ist es
auch für den Fahrsport geeignet. Erwünscht
ist das Erscheinungsbild eines
eleganten, großlinigen und harmonischen
Reitponys. Die Prägung des mehr
als andere Ponyrassen im Reitpferdetyp
stehenden Ponys soll in einem kleinen,
trockenen, ausdrucksvollen und edlen
Kopf mit einem lebhaften, freundlichen
Auge, nicht zu großen Ohren
und großen, weiten
Nüstern, einer
gut geformten
Halsung, einer
plastischen Bemuskelung
sowie
korrekten,
rechts | Tackmann´s
Donut (v. Denver)
brilliert unter dem
Dressursattel:
Nach dem Finale im
Bundeschampionat
der Reitponys ist er
mittlerweile bis S
siegreich.
Rasseportrait
klaren Gliedmaßen zum Ausdruck kommen,
wobei ponytypische Merkmale ausdrücklich
erhalten bleiben sollen.
Erwünscht ist darüber hinaus ein harmonischer,
für Reitzwecke jeder Art geeigneter
Körperbau, ebenso wie ein passendes,
trockenes Fundament mit korrekten,
ausreichend großen Gelenken und
festen, wohlgeformten und mittelgroßen
Hufen.
Der Bewegungsablauf im Schritt soll losgelassen,
energisch und erhaben sein bei
klarem Ab- und Auffußen. Der Bewegungsablauf
im Trab und Galopp soll bei klar
erkennbarer Schwebephase elastisch,
schwungvoll, leichtfüßig, getragen und mit
natürlicher Aufrichtung und Balance ausgestattet
sein, der aus aktiv arbeitender,
deutlich abfußender Hinterhand entwickelte
Schub über einen locker schwingenden
Rücken auf die frei aus der Schulter
vorgreifende Vorhand übertragen werden.
Über den Stangen wird ein geschicktes,
vermögendes und überlegtes Springen,
das Gelassenheit und Intelligenz erkennen
lässt, verlangt. Im Ablauf sind deutliches
„Sich-Aufnehmen“, ein schnelles
Abfußen beim Absprung, ein aufgewölbter
Rücken
bei deutlich
hervortretendem
Widerrist
und abwärts gebogener
Halsung
links | ZINQ Massimiliano
FH – Bundeschampion
der Dressurponys und
mittlerweile siebenfacher
Europameister, ein Sohn
des Monsun N
mit sich öffnender Hinterhand gefordert.
Beim Gesamtablauf soll der Fluss der Bewegung
und der Rhythmus des Galopps
erhalten bleiben. Und auch alle anderen
Zuchtziele gleichen denen vieler anderer
Rassen: robuste Gesundheit und Fruchtbarkeit,
ein unkompliziertes, umgängliches,
nervenstarkes und verlässliches Interieur,
Rittigkeit und Leistungsbereitschaft.
In Schleswig-Holstein sind es die
Deutschen Reitponys vom Gestüt Steendiek,
das unlängst bei der Körung in Elmshorn
mit Steendieks Danciano und Steendieks
My Lord Sieger und Reservesieger stellte,
die regelmäßig auf Turnierplätzen, Championaten,
Körungen und Elitestutenschauen
auf sich aufmerksam machen. Aber
auch viele kleinere Züchter liefern qualitätsvolle
Ponys, wie man an der jährlich
veröffentlichten Gewinnsummenstatistik
der Deutschen Reiterlichen Vereinigung
(FN) nachlesen kann. Und Zuchtleiterin Dr.
Elisabeth Jensen formuliert es so: „Das
Deutsche Reitpony ist dank seiner Vielseitigkeit
ein toller Sportpartner für Jugendliche,
aber auch – wie der Markt beweist
– ein wunderbares kleines Reitpferd für
Erwachsene. Wir müssen aber aufpassen,
dass wir die Vielseitigkeit erhalten, denn
der deutliche Trend zur Zucht von Dressurponys
der vergangenen Jahre reduziert
nicht nur die Zahl der Spitzenspringponys
aus deutscher Zucht, sondern auch die Bereitschaft
der Vierbeiner, sich über Hindernisse
zu bewegen. Dadurch werden Kinder
nicht mehr motiviert, über Sprünge zu
reiten, wodurch ein aus meiner Sicht wichtiger
Teil der reiterlichen Grundausbildung
fehlt.“
JULIA HANSEN
Foto: Ann-Christin Oehmigen
Quadrille gibt
wieder Gas
Die Rittigkeit der Haflinger auf Veranstaltungen zu präsentieren,
gemeinsam zu reiten und Zeit mit den blonden Pferden zu
verbringen: diesem Ziel hat sich die Quadrille des HAFLINGER
FREUNDESKREISES SCHLESWIG-HOLSTEIN UND HAMBURG
E.V. (HFK) verschrieben. Sie besteht schon seit vielen Jahren aus
Mitgliedern des Vereins und kann unter anderem auf den Titel
als Deutschen Vizemeister zurückblicken.
oben | Zum Abschluss konnten alle Reiterinnen und Pferde noch die Sonnenstrahlen
am See genießen: Elisabeth Weber mit Amelli, Gesche Scharping mit
Nabiro, Nadja Schlensog mit Nico und Zoe Tautrims mit Goldi
Doch hinter den wenigen Minuten
Schauprogramm bei gemeinsamen
Auftritten steckt viel Zeit, in der
geübt und geplant wird. Am letzten Februarwochenende
trafen sich daher sechs
Reiterinnen mit ihren Haflinger Pferden im
Pony-Park Padenstedt, um gemeinsam die
Quadrille einzustudieren. Bei guter Laune
und strahlendem Sonnenschein stand der
Sonnabend ganz im Zeichen der Vorplanungen.
Da nach der Corona-bedingten
Pause auch neue Mitglieder Interesse an
der Quadrille zeigten, begann der Tag mit
einer kurzen Vorstellungsrunde. Schon hier
wurde klar: Haflinger verbinden und Haflinger
Freunde verstehen sich. Im Anschluss
wurde die Quadrille geplant und zu Fuß mit
Handys und Zetteln in der Hand abgegangen.
Auch schwierige Passagen konnten
so schon einmal geübt werden, damit am
nächsten Tag mit den Pferden kein Durcheinander
herrscht. Beim anschließenden
Essen stand vor allem die Auswahl von
Kleidung und Musik auf dem Plan. Aber es
wurde auch an die vergangenen Auftritte
zurückgedacht. 2019 trat die Quadrille zum
Beispiel auf der Messe Nordpferd in Neumünster
auf. Aber auch auf der HansePferd
in Hamburg war sie schon zu sehen. Und
nun steht das nächste Ziel fest: Ein Auftritt
im Schauprogramm an Pfingstmontag (6.
Juni), an dem ab 14 Uhr Deutschlands größte
Haflingerveranstaltung mit mehreren
tausend Besuchern im Pony-Park Padenstedt
stattfindet!
Mit diesem Ereignis vor Augen trafen sich
die Mitglieder am Sonntag mit ihren Haflinger
Pferden. Weil das Wetter wieder mit
einem endlos blauen Himmel lockte, wurde
schon das Warmreiten ins Gelände verlegt.
Danach ging es in die Reithalle. Für einige
der Pferde war es der erste Ausflug des Jahres
in eine fremde Umgebung, sodass erst
einmal Zeit für die Gewöhnung an die Halle
und viele neue Eindrücke gegeben wurde.
Schon nach wenigen Minuten fanden sich
die ersten Reiterinnen zusammen und es
war schnell deutlich, welche Pferde gut zusammenpassten.
Mit dieser Klarheit wurde
dann die Quadrille das erste Mal geritten
und einzelne Stellen an die Pferde angepasst.
Welches geht gut vorne? Wer ist wie
schnell? Diese und viele weitere Fragen
mussten sich klären. Beim zweiten Durchritt
der Quadrille im Trab füllte sich bereits
die Tribüne mit den Ferienkindern des Pony-Park
Padenstedts, die im Anschluss an
das Quadrillentraining die Halle für das
allsonntägliche kleine Turnier nutzen wollten.
Gerade pünktlich und unter dem Applaus
der Kinder verließen die Pferde überraschend
entspannt die große Reithalle.
Zum Trockenreiten ging es dann wieder ins
Gelände. Zunächst durch den Wald und
dann um den schönen See konnten alle noch
einmal die Seele baumeln und das Wochenende
Revue passieren lassen. Beim Verladen
der Pferde waren sich dann alle einig: Das
Wochenende hat sich so gar nicht nach
Arbeit angefühlt, eher wie eine kleine Auszeit
aus dem Alltag. Und so freuen sich alle
schon auf den nächsten Termin, bei dem sie
nicht nur die Quadrille üben, sondern auch
einfach eine schöne Zeit haben.
Wer Interesse daran hat, die
Arbeit der Quadrille zu
unterstützen, darf sich gerne bei
der Organisatorin Jasna
Schröder unter haflingerfreundeskreisshhh@web.de
melden.
Die Quadrille freut sich immer
auf neue, begeisterte Mitreiter
aus ganz Schleswig-Holstein
und Hamburg.
CHARLOTTE BLÖHS
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