191_Maerz_2022
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LehrerIn und Gesellschaft 10
Coronakrise legt Vertrauenskrise offen
Ziemlich einhellig war Anfang 2021 die Medizinforschung
der Meinung, dass die Impfung
mit den mRNA-Impfstoffen zuverlässig vor
einem schweren Verlauf einer Covid-Erkrankung
schützt. Doch rund ein Viertel der Bevölkerung (in
fast allen Ländern) glaubte dieser Forschung nicht und
verweigerte die Impfung. Vom gentechnisch veränderten
Impfstoff befürchteten viele gefährliche Änderungen
der eigenen Gene, die Vektor-Impfstoffe (Astra-
Zeneka, Johnson-Johnson) erwiesen sich schnell
als mangelhaft wirksam. Woher kommt das überwältigende
Misstrauen?
Interessen der zahlenden Lobby verraten, sind allgegenwärtig,
wissenschaftliche Fortschritte bekommen
Seltenheitswert. Wie kürzlich bekannt wurde, haben die
meisten Pharmafirmen die Forschung in Antibiotika, die
gegen resistente Keime wirken, eingestellt. Es ist dokumentiert,
dass die Pharmafirmen bei Ärztekongressen
Luxusurlaube finanzieren, wobei nicht Forschungsergebnisse
diskutiert werden, sondern Werbung für ihre
Produkte im Vordergrund steht. So ist das Misstrauen
von Fachleuten erklärbar. Speziell gesundheitsbewusste
Menschen im medizinischen Umfeld (Krankenpflege,
Physiotherapie, Ernährungsberatung etc.) entwickeln
Misstrauen in die Schulmedizin und Pharmaprodukte
und verbreiten es bei allen, die offene Ohren haben.
Corona
Das Misstrauen der Bevölkerung
in den Staat hat ein demokratiegefährdendes
Ausmaß erreicht!
Nur noch rund 31% der Österreicher haben
noch Vertrauen in die Politik. Laut einer
Sora-Umfrage im Dezember 2021, publiziert
im Standard, haben 58 % der Bevölkerung
kein Vertrauen in das politische System Österreichs.
Geschuldet ist dieses Misstrauen vor allem den diversen
Postenschacher-, Chat- und Bestechungsaffären
von ÖVP und FPÖ, jedoch nicht nur. Der Boulevard
braucht täglich einen Skandal, der seine Verkaufszahlen
sichert, die politischen Parteien werden reihum
durch den Kakao gezogen. Sachliche Inhalte haben
Seltenheitswert in der politischen Debatte.
Gründe für Vertauensverlust
in die Wissenschaft
Ende der 1990er Jahre beschloss die EU gemäß
dem neoliberalen Dogma „Mehr Privat, weniger
Staat“, dass die Forschung nicht mehr nur
staatlich finanziert werden sollte. Man senkte
danach massiv die Steuern für die Höchsteinkommen.
Die Unis müssen Forschung seither mit Drittmitteln
aus der Privatwirtschaft finanzieren. Einkommen des
wissenschaftlichen Personals gerieten an den Rand
des Prekariats, wissenschaftliche Ergebnisse, die die
Wieder einmal zeigt sich, welch verhängnisvolle
Wirkung die neoliberale Wende,
die 1980 von Margret Thatcher und
Ronald Reagan ausging und über alle
Welt schwappte, für uns hat. Die Reichen wurden zu
Superreichen und zahlen kaum noch Steuern, Menschen,
die von der Arbeit leben, wissen täglich weniger,
wie sie über die Runden kommen können.
SR Mag. Franz Pöschl
Quelle:
https://www.derstandard.at/story/2000131888714/
das-vertrauen-in-das-politische-system-befindetsich-im-keller