191_Maerz_2022
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15Die wahre Geschichte ist jedoch, dass wie
in so vielen Städten Italiens, bereits die Etrusker
sich dort angesiedelt haben. Dies
belegen die zahlreichen archäologischen
Funde. Vor allem in der Zeit, als der römische Kaiser
Augustus herrschte, entwickelte sich Siena von einem
kleinen Ort zu einer großen Stadt.
Zwischen den einzelnen Contraden gibt immer
wieder Rivalitäten, aber auch Allianzen,
beispielsweise zwischen der Contrada
des Adlers der Contraden der Eule und des
LehrerIn und Gesellschaft
Die Contraden
Was manche nicht wissen, die Stadt Siena
ist in 17 sogenannten Contraden
(Stadtvierteln) eingeteilt. Jedes dieser
Viertel trägt einen besonderen Namen,
beispielsweise die Contrada des Panthers, des Adlers,
der Welle oder jene der Giraffe, der Raupe, des Turmes
oder des Drachens. Jedes dieser Viertel besitzt eine
Kirche und ebenso einen Brunnen, der als Taufbrunnen
genutzt wird, um neue Mitglieder in der Contrada
offiziell aufzunehmen. Die Zugehörigkeit zur eigenen
Contrada und das ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl
prägen bis heute das gesellschaftliche Leben. Jedes
dieser Stadtviertel ist geschmückt mit den eigenen Keramiktafeln.
Einst waren die Contraden autonom, sie
besaßen sowohl ihre eigene Verwaltung als auch ihre
eigene Gerichtsbarkeit. Heute leisten die Contraden
umfangreiche soziale Arbeit, sei es, dass sie sich um
die Altenpflege kümmern oder um die Arbeit mit und
für Jugendliche.
Drachens, oder zwischen der Contrada der
Raupe und den Contraden des Panthers, des Stachelschweins
und des Waldes. Die ausführenden Ämter
in jeder Contrada sind genau festgelegt. An oberster
Stelle steht der Prior, mit Ausnahme bei der Contrada
der Gans, hier ist es der Gouverneur und bei jener der
Raupe der Rektor. In weiter Folge amtiert in jeder Contrada
auch der sogenannte „Correttore“, der Priester.
Die Mitglieder werden protettori genannt.
Bekannt ist Siena für den alljährlich stattfindenden
Palio, ein Pferderennen
zu Ehren des Heiligen Bonifacio, dem
Patron der Kathedrale. Berichtet wurde
erstmals darüber im Jahr 1100. Ursprünglich
veranstaltet wurde dieser am 15. August im
Rahmen des Festes der Santa Maria Assunta.
Nun findet der Palio stets am 2.Juli und am
16.August statt, nämlich zur Feier der Vergine
(Jungfrau) di Provenzano. Die muschelförmige
Piazza del Campo wird wahrlich zu einer Rennpiste
für Pferde. Der Preis für den Gewinner, der sogenannte
Pallium, ist ein langes Tuch aus kostbarem
Stoff, welches Jahr für Jahr stets von einem anderen
Künstler gestaltet wird. Zehn der insgesamt
17 Contraden dürfen an dem Wettkampf, der abends
stattfindet und nur zwischen 70 und 80 Sekunden
dauert, teilnehmen. Dabei wird besonders in der Rathauskurve
durch die Jockeys auf das gegnerische
Pferd gepeitscht und gedrängelt. Bei diversen Tierschutzorganisationen
ist diese Vorgangsweise alles
andere als willkommen. Immerhin werden bei diesem
Rennen nicht selten die Pferde durch Stürze schwer
verletzt.