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Sehnsuchtsort<br />
und Reiseziel<br />
Place of longing and travel destination<br />
Erstmals wird im Museum Sasso San Gottardo eine<br />
Dauerausstellung über Goethes drei Gotthardreisen<br />
eröffnet. Sie zeigt auf, was den Dichterfürsten<br />
mit dem «königlichen Gebürge» verband.<br />
The Sasso San Gottardo Museum now has a permanent<br />
exhibition on Goethe’s three journeys over<br />
the Gotthard. The show reveals the connection<br />
between Goethe and what he referred to as the<br />
“royal mountain range.”<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) war<br />
nicht nur Deutschlands grösster Dichter,<br />
sondern auch Künstler, Naturwissenschafter,<br />
Staatsmann und ein grosser Reisender. Im<br />
Gotthardgebiet war er insgesamt drei Mal<br />
unterwegs. Merkwürdigerweise führten alle<br />
Reisen von Hospental zum Hospiz auf der<br />
Passhöhe und auf derselben Route wieder<br />
nordwärts zurück. Weshalb hat der Dichterfürst<br />
den Gotthard nie nach Süden überschritten?<br />
Und was war es genau, das ihn immer wieder in<br />
die Gegend zog? Diesen Fragen geht die<br />
Ausstellung – eine Premiere in der Schweiz – in<br />
einer eigenen «Goethe-Kaverne» ausgiebig nach.<br />
Goethe prägte den Mythos Gotthard<br />
Zum einen war da Goethes Beschäftigung mit<br />
den «Eingeweiden der Erde»: Als langjähriger<br />
Leiter einer Mine in Deutschland sammelte<br />
er überall Gesteinsproben. In Andermatt<br />
besuchte er 1797 ein Mineralienkabinett und<br />
kaufte der Köchin des Gotthard-Hospizes<br />
Kristalle ab. Bereits auf der zweiten Reise im<br />
Winter 1779 befasste er sich nicht nur mit Volk<br />
und Käsespezialitäten, sondern auch mit dem<br />
«ältesten Sohn der Natur», dem Granit. Der<br />
Grundstein für seine Gotthard- Begeisterung<br />
hatte Goethe schon 1775 gelegt, als er nach<br />
«Not und Müh und Schweiss» auf der Passhöhe<br />
hingebungsvoll zeichnete. Zahlreiche<br />
Adelige, Intellektuelle und Künstler wurden<br />
zu «Followern» des Universalgenies. So auch<br />
der Zürcher «Kunschtmeyer» (Johann Heinrich<br />
Meyer): Auf die Spuren von Goethes<br />
Freund und Reisebegleiter begibt sich im<br />
Sasso San Gottardo der zeitgenössische Landschaftsmaler<br />
Bruno Müller-Meyer. Die mit der<br />
Goethe-Gesellschaft Schweiz vernetzte Ausstellung<br />
ist ein langgehegtes Projekt des<br />
Museumsleiters Damian Zingg.<br />
Johann Jakob Meyer:<br />
Blick auf Andermatt vom<br />
Urnerloch her (1833)<br />
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