25.12.2012 Aufrufe

Baselworld 2010 - MCH Group

Baselworld 2010 - MCH Group

Baselworld 2010 - MCH Group

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

fokus<br />

ZV für Uhren, Schmuck und Zeitmesstechnik<br />

Zweite Runde im Kampf um Ersatzteile<br />

Die inhorgenta europe <strong>2010</strong> bildete die große Bühne, auf der der Kampf der deutschen Uhrmacher um die freie Belieferung<br />

mit Ersatzteilen in die zweite öffentliche Runde ging. Diese endete mit einem klaren Punktsieg für die deutschen<br />

Uhrmacher. Der Kampf wird mittlerweile von der überwiegenden Mehrzahl der Juweliergeschäfte unterstützt.<br />

Allerdings war die Gegenwehr auch gering,<br />

denn kein Industrievertreter aus<br />

der Schweiz von Marken und Unternehmen,<br />

die den selektiven Vertrieb von Ersatzteilen<br />

einführen wollen, stellte sich der kritischen Diskussion<br />

zum Thema: »Uhren-Talk – Ersatzteile bei Uhren«.<br />

Alle Sitzplätze auf der inhorgenta europe Akademie<br />

in Halle A 1 waren am Messesonntag um<br />

14 Uhr besetzt. In Dreierreihen standen die Interessenten<br />

an der Seminarfläche, um sich hier auf<br />

den letzten Stand der Dinge bringen zu lassen und<br />

um ihren eigenen Unmut zum Ausdruck zu bringen.<br />

Unter der Moderation von Peter Welchering<br />

diskutierten Horst Valentin, ZV-Präsident, Ernst<br />

Gottlieb, Vorsitzender im Fachausschuss Technik<br />

des ZV, Thomas Funke, Jurist und Rechtsexperte in<br />

Sachen EU-Recht und Gruppenfreistellungsverordnungen,<br />

Matthias Stotz, Geschäftsführer Junghans,<br />

Heinz W. Pfeifer, Gesellschafter von Nova Tempora,<br />

und Gerd-Rüdiger Lang, Gründer und Inhaber der<br />

Uhrenmarke Chronoswiss.<br />

Horst Valentin informierte die Zuhörer zunächst,<br />

dass der Zentralverband der Uhrmacher 5.600<br />

Meisterbetriebe in Deutschland vertritt, und dass<br />

er mit der Einführung des sogenannten »Autorisierten<br />

Servicepartners« (ASP) eine massive Existenzgefährdung<br />

für diese mittelständischen Handwerkbetriebe<br />

sieht. Der ZV habe deshalb den Kampf für<br />

28<br />

U.J.S. 03/<strong>2010</strong><br />

alle Mitglieder aufgenommen und setzt alle Hebel<br />

in Bewegung, die dafür notwendig sind. Zum Beispiel<br />

bei der EU, wo die »vertikale Gruppenfreistellungsverordnung<br />

Nr. 2790/1999 EG für Liefer-<br />

und Vertriebsvereinbarungen« ansteht. Diese betrifft<br />

den Uhrensektor und mit der EU-Abgeordneten<br />

Dr. Angelika Niebler und weiteren<br />

hochrangigen EU-Politikern werden die Interessen<br />

der Uhrmacher dort vertreten.<br />

Thomas Funke erläuterte die rechtlichen und kartellrechtlichen<br />

Grenzen für Monopolisten oder<br />

marktbeherrschenden Unternehmen und machte<br />

anhand des Beispiel aus dem Kfz-Gewerbe deutlich,<br />

dass durch die Gruppenfreistellungsverordnung<br />

in diesem Bereich auch die Weitergabe von<br />

Ersatzteilen an freie Werkstätten rechtlich geregelt<br />

wurde. Er sieht gute Chancen, dass ein ähnliches<br />

Modell für die Uhrenbranche erreichbar ist.<br />

Heinz W. Pfeifer, der innerhalb der Diskussion<br />

aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen in der<br />

Uhrenbranche und bei Schweizer Unternehmen als<br />

belebendes Element den »bösen Buben« mimte,<br />

grenzte die Problematik folgerichtig ein. Es geht<br />

nicht um High-End-Kaliber in kleinen Stückzahlen,<br />

Schon vor dem Beginn des Uhren-Talks zum Thema Ersatzteillieferungen<br />

für Uhrmacher füllten sich die Ränge, am Ende<br />

standen die Interessenten in Dreierreihen an der Seminarfläche<br />

der inhorgenta europe.<br />

sondern um konfektionierte Werke, die in großen<br />

Stückzahlen im Markt sind. Hier sieht er für seine<br />

Firma keine Einschränkungen, die Uhrmachermeister<br />

in Deutschland nicht zu beliefern. Neben der<br />

Ernst Gottlieb erklärte, dass der ZV der Uhrmacher auf<br />

allen Ebenen auf Verhandlungen setzt. Das wirtschaftliche<br />

Trumpfass will der ZV noch nicht ziehen.<br />

Dugena hat er auch ZMT Zeitmesstechnik gekauft,<br />

die zu den größten Servicebetrieben in Europa<br />

zählt. Er vertritt also dieselben Interessen wie die<br />

deutsche Uhrmacherschaft.<br />

Gerd-Rüdiger Lang rückte die Kundeninteressen<br />

in den Fokus. Reparaturen und Servicearbeiten<br />

müssen schnell und kundenfreundlich erledigt werden<br />

und das geht nur, wenn die Uhrmacher im Geschäft<br />

diese Reparaturen mit der Unterstützung<br />

durch die Hersteller in puncto Ersatzteillieferung<br />

und Know-how-Transfer unterstützt werden. Sein<br />

Unternehmen liefert Ersatzteile an die Uhrmacher<br />

und schult diese auch in den Uhrenateliers bei<br />

Chronoswiss.<br />

Matthias Stotz betrachtet diese Thematik nicht<br />

nur aus der Sicht der Marke Junghans, sondern<br />

auch als Dozent in der Uhrmachermeisterausbildung.<br />

Er weiß, wie gut und hochmotiviert die Uhrmachermeister<br />

in Deutschland sind und hat keine<br />

Bedenken, diese mit Ersatzteilen zu beliefern. Junghans<br />

hat sogar ein Großhandelsunternehmen als<br />

Partner, die die Ersatzteile an die Juweliere weitergeben.<br />

Er will seine Uhrmachermeister nicht mit<br />

Servicearbeiten beschäftigen, sondern mit der Entwicklung<br />

für neue Werke. Die Kapazitäten der Hersteller<br />

würden gar nicht ausreichen, um alle Reparatur-<br />

und Wartungsarbeiten auszuführen. Man<br />

müsse den Schaden für die Konsumenten minimieren<br />

und die Kooperation mit den Uhrmachermeisterbetrieben<br />

ist ideal für diesen Zweck.<br />

Ernst Gottlieb skizzierte den Kampf der Uhrmacher<br />

auf EU-Ebene und im Bundeswirtschaftsministerium.<br />

Er erläuterte die Vorstöße bei deutschen<br />

und europäischen Kartellrechtsbehörden und gab

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!