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12 INTERVIEW<br />
2Raumwohnung<br />
„Sich der Einzigartigkeit des Lebens bewusst werden“<br />
Eigentlich begann es alles andere als geplant. Vor<br />
sieben Jahren wurden die beiden Musiker der<br />
2weiraumwohnung, Inga Humpe und Tommi<br />
Eckart, von einem ostdeut-schen Tabakwarenhersteller<br />
mit der Komposition für einen Werbesong<br />
beauftragt. Nein, begeistert waren beide nicht,<br />
entschieden sich aber letztendlich dennoch den<br />
Song mit dem Titel Wir trafen uns in einem Garten<br />
zu schreiben und ihn unter dem Pseudonym<br />
2Raumwohnung zu veröffentlichen.<br />
Was dann passierte steht in den schillernden Büchern<br />
der Popgeschichte unserer Zeit geschrieben:<br />
der Song schlug ein. Und wie! Damit hatten beide<br />
nicht gerechnet. Das aus Berlin stammende Duo<br />
entschloss sich den Song komplett zu produzieren<br />
und als Single zu veröffentlichen. Das funktionierte<br />
gut und schnell schoben sie das erste<br />
Album mit dem Titel Kommt zusammen nach.<br />
Heute blicken die Beiden von dem Balkon<br />
der 2weiraumwohnung auf vier Alben, viele<br />
Singleauskopplungen und eine ganze Menge erfolgreicher<br />
Konzerte zurück.<br />
Anfang dieses Jahres haben sie nachgelegt und<br />
uns wieder einen Silberling mitge-bracht, der<br />
auf den Namen 36Grad hört. Die erste Singleauskopplung<br />
des Albums mit dem Titel Besser geht’s<br />
stieg auch gleich weit oben in den Charts ein. Aus<br />
Sicht der Beiden also wirklich Grund genug zu<br />
sagen: besser, geht’s nicht!<br />
Am 17.03.2007 machen Inga und Tommi auch in<br />
<strong>Dresden</strong> im Alten Schlachthof halt. Aus diesem<br />
Anlass sprachen wir mit Tommi Eckart über Tod,<br />
Leben, Glück und an-dere wichtige Dinge des<br />
Lebens.<br />
Habt ihr euch damals je vorstellen können, dass<br />
aus einem kleinen Werbesong mal eine bis heute,<br />
gut 6 Jahre andauernde, erfolgreiche Musikkarriere<br />
wachsen würde?<br />
Also wir haben damit auf alle Fälle nicht gerechnet.<br />
Am Anfang wirkte das Ganze eher wie nur so<br />
ein kleines persönliches Projekt. Da gab es durchaus<br />
andere Projekte, denen wir da mehr Potenzial<br />
zugetraut haben.<br />
Vielleicht war es ja gerade dieses Ungeplante<br />
und Zufällige was letztendlich zum Erfolg des<br />
Projektes 2Raumwohnung führte?<br />
Ich glaube schon, dass es da einen Zusammenhang<br />
gibt. Es gibt einen Unterschied ob man mit<br />
dem Kopf oder eben ohne ihn an solche Projekte<br />
und Dinge herangeht. Wenn man mehr auf das<br />
Gefühl und auf das Passieren der Dinge baut<br />
hat man, glaube ich, viel größere Chancen die<br />
richtigen Töne und den Nerv der Zeit zu treffen.<br />
Gerade Musik und Kunst sind so schwer zu fassen<br />
oder zu definieren das es in die-sen Bereichen<br />
verdammt schwer ist etwas zu Planen oder sich<br />
Auszudenken.<br />
Besser geht’s nicht ist bisher eure erfolgreichste<br />
Single was die Chartplatzierung betrifft. Ihr<br />
habt sie zusammen mit Rosenstolz produziert<br />
bzw. geschrieben. Wie kam es denn zu dieser<br />
Zusammenarbeit?<br />
Ich glaube wir kennen Rosenstolz jetzt seit ungefähr<br />
fünf Jahren. Wir haben sie da-mals auf der<br />
Popkomm kennengelernt. In den letzten Jahren<br />
hat sich ein sehr freund-schaftliches Verhältnis<br />
zwischen uns entwickelt und daher hatten wir<br />
es auch schon länger mal vor etwas gemeinsam<br />
zu machen. Wir haben die Beiden dann während<br />
eines Spanienaufenthaltes im letzten Sommer in<br />
Barcelona besucht. Ungefähr vier oder fünf Tage<br />
waren wir dann letztendlich dort und haben in<br />
dieser Zeit zusammen geschrieben und produziert.<br />
Insgesamt sind es dann zwei Songs auf dem<br />
Album ge-worden, die wir zusammen mit einem<br />
Teil von Rosenstolz, nämlich Peter Plate und<br />
einem Freund von ihm, produziert haben. Da ist<br />
zum einen die erste Singleauskopp-lung Besser<br />
geht’s nicht und zum anderen der Song 36Grad.<br />
Im Video zu Besser geht’s nicht thematisiert ihr<br />
das Thema Leben, Glück und Tod. Ein neuer<br />
Mensch wird geboren, ein Alter geht. Was fasziniert<br />
euch an dieser Thematik und was war<br />
der Grund gerade einen solchen Song als erste<br />
Singleaus-kopplung zu wählen – es ist ja nicht<br />
gerade eine einfache Thematik für eine erste<br />
Single!<br />
Ich finde es eigentlich gut, wenn bei Musik ein<br />
Song immer erst einmal so etwas wie ein Türöffner<br />
ist. Ein erstes Bild zeichnet und man darüber<br />
dann ganz automatisch in die zweite, die textliche<br />
Ebene einsteigen kann und so tiefer in weitere<br />
Dimensionen oder Schichten des Songs hineinkommt.<br />
Ich glaube auch, dass die Thematik und damit<br />
der Song uns deswegen so faszinieren, weil Tod<br />
ein Thema ist, was jeden von uns beschäftigt.<br />
Faktisch dann aber doch nicht, weil dieses Thema<br />
ja irgendwie immer noch ein Tabu in unserer Gesellschaft<br />
ist und in der Öffentlichkeit nicht viel<br />
drüber gesprochen wird. Jeder lebt so dahin als<br />
wäre das Leben ewig und ein selbstverständliches<br />
Geschenk, wo man sich auch gerne mal beschwert<br />
oder garantieartig irgendwo irgendwelche Mängel<br />
am Leben anmelden möchte. Vielleicht wird<br />
einem die Qualität des Lebens einfach deutlicher,<br />
wenn man sich der Vergänglichkeit und der Ein-<br />
INTERVIEW 13<br />
zigartigkeit des Lebens bewusster wird.<br />
Wie wichtig ist es für euch in einer Stadt wie<br />
Berlin zu leben? Ist Berlin wirklich dieses<br />
Künstlermekka was kreative Menschen brauchen<br />
um produktiv zu sein?<br />
Man muss natürlich nicht in Berlin wohnen um<br />
kreativ sein zu können. Aber es sind verschiedene<br />
Faktoren, die diese Stadt für Künstler interessant<br />
machen. Berlin ist einfach preisgünstig.<br />
Es gibt hier Massen an Proberäumen, Ateliers<br />
oder Studios. Es ist auch irgendwie eine weniger<br />
existenziell anstrengende Stadt wie zum Beispiel<br />
München. Es kommen auch viele Künstler und<br />
Musiker aus dem Ausland nach Ber-lin, die dann<br />
total begeistert sind. Wenn man zum Beispiel als<br />
Musiker in London lebt und dann nach Berlin<br />
kommt, dann ist das erste, was total entspannt,<br />
die deut-lich niedrigeren Lebenskosten. Dann<br />
spielt natürlich auch die Stimmung in dieser Stadt<br />
eine große Rolle. Der Charakter Berlins ist einfach<br />
sehr stark von der Wieder-vereinigung geprägt.<br />
Das eine geteilte Stadt durch eine friedliche Revolution<br />
wieder zu einem großen Ganzen geworden<br />
ist und sich damit hier auch die Kultur von zwei<br />
ehemals verschiedenen Ländern getroffen hat,<br />
immer noch trifft und Stück für Stück wieder zu<br />
einer gemeinsamen zusammenwächst. Vor allem<br />
diese Situation verleiht der Existenz dieser Stadt