Nummer 24 (17.06.11) - Die Jüdische Zeitung
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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Wochenzeitschrift der jüdischen Orthodoxie der Schweiz - Nr. <strong>24</strong> 15. Siwan 5771/ 17. Juni 2011, 22. Jahrgang<br />
Israels Wassersorgen<br />
Sogar die Knesset und die Regierung zeigen<br />
ein präzedenzloses – wenn auch verspätetes<br />
– Interesse an den Wasserrechnungen. <strong>Die</strong><br />
Israelis zahlen nicht nur immer mehr für das<br />
Wasser, und die Preise sollen erneut ansteigen,<br />
sondern es wird immer offensichtlicher, dass<br />
Israel manchmal nicht nur für das bezahlt,<br />
was es in Wirklichkeit verbraucht, sondern<br />
dass es ernste Probleme<br />
damit gibt, wie die Wassernutzung<br />
gemessen<br />
wird und dass die Mengen<br />
manchmal willkürlich<br />
und ohne plausible Erklärung<br />
bestimmt werden.<br />
Solche Probleme waren<br />
beim alten System, als<br />
Stadtverwaltungen direkt<br />
für die Wasserrechnungen<br />
verantwortlich<br />
waren, selten. Seit dem<br />
Aufkommen der semiprivatisierten<br />
Wasserfi rmen<br />
in den vergangenen<br />
Jahren sind die Wasserrechnungen<br />
der Haushalte<br />
emporgeschnellt.<br />
Und dieser Anstieg hat<br />
die Preise, die durch die<br />
höheren Wassertarife<br />
und die Auferlegung der<br />
Mehrwertsteuer auf das<br />
Wasser vorgeschrieben<br />
wurden, bei weitem übertroffen.<br />
Das Problem scheint<br />
daran zu liegen, die verwendeten<br />
Quantitäten<br />
festzulegen. In vielen<br />
Fällen gibt es ernste<br />
Fragezeichen, so sehr,<br />
dass der Minister für<br />
Nationale Infrastruktur,<br />
Uzi Landau, alle Wassergesellschaften<br />
beauftragt<br />
hat, keine Rechnungen zu<br />
senden, in denen es eine<br />
markante Diskrepanz zu früheren Rechnungen<br />
des Konsumenten gibt.<br />
Landau hat eine Kommission gebildet, die<br />
im kommenden Monat die gesamte Frage der<br />
Berechnung der Wasserverwendung überprüfen<br />
soll. Ausserdem erteilte er den Auftrag,<br />
bis zum 1. Juli Lösungen zu formulieren, die<br />
die Haushalte davon befreien würden, aus-<br />
AZA<br />
8002 Zürich<br />
Priorität<br />
PP / JOURNAL<br />
CH-8002 Zürich<br />
sergewöhnliche und<br />
abnormale Gebühren<br />
zu bezahlen.<br />
<strong>Die</strong> bisherige Erfahrung<br />
deutet darauf<br />
hin, dass die meisten<br />
lokalen Wasserfi rmen<br />
weit davon entfernt sind, kooperativ zu sein,
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
wenn sie mit Anfragen konfrontiert werden.<br />
Der israelische Konsumentenrat bemerkt, dass<br />
Klagen oft mit Misstrauen und einer Unlust,<br />
Fehler zu kontrollieren, begegnet werden.<br />
In manchen Städten haben Bewohner alle zwei<br />
Monate Rechnungen im Betrag von Tausenden<br />
von Schekel erhalten, die auf mysteriöse Weise<br />
als „Wasser für gemeinschaftliche Zwecke“<br />
bezeichnet werden – sogar wenn es sich um<br />
private Häuser handelt. Lokale Firmen haben<br />
„Lecks in den Rohren“ erwähnt, sogar wenn<br />
sie Haushalten Beträge belasten, die mehrere<br />
2<br />
Schwimmbäder füllen könnten.<br />
Bewohner eines Wohnblocks in Tel Aviv<br />
beauftragten Fachleute, um zu beweisen,<br />
dass es kein Leck in den Rohren gibt. <strong>Die</strong>se<br />
Familien mit niedrigem Einkommen hatten<br />
Rechnungen für Tausende von Schekels pro<br />
Wohnung erhalten.<br />
Es stellt sich ausserdem heraus, dass – im<br />
Gegensatz zu dem, was das Gesetz explizit<br />
fordert - die meisten Wasserfirmen nicht regelmässig<br />
die Messgeräte inspizieren, reparieren<br />
oder ersetzen.<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
<strong>Die</strong> Bevölkerung ist bereit, zu sparen, trotz<br />
der kürzlich ausgesprochenen Meinung des<br />
früheren Chefs der Wasserbehörde, Uri Shani,<br />
dass die Regenfälle dieses Winters die zur<br />
Verfügung stehenden Reserven beträchtlich<br />
erhöht haben. <strong>Die</strong> Bevölkerung ist auch bereit,<br />
sich mit höheren Kosten einverstanden zu<br />
erklären, bis die Vorteile von neuen Entsalzungsanlagen<br />
in ein paar Jahren offensichtlich<br />
werden.<br />
Israels Propaganda bleibt schwach<br />
<strong>Die</strong> israelischen Streitkräfte<br />
zeigten letzten Sonntag, dass<br />
sie viele Lektionen aus ihrem<br />
Versagen am Nakba-ag gelernt<br />
haben. Sie bezahlen jedoch weiterhin<br />
einen hohen Preis für ihre<br />
unverständliche Weigerung, in<br />
Echtzeit über die Vorfälle zu<br />
berichten.<br />
<strong>Die</strong> Aktionen der Armee an der<br />
Grenze zu Syrien zeigten, dass<br />
viele Lektionen schnell gelernt<br />
und umgesetzt wurden. Jedoch<br />
nicht alle.<br />
Der Grenzzaun war verstärkt<br />
worden, Minenfelder wurden<br />
kontrolliert und Gräben<br />
vertieft. Truppen wurden in<br />
grösseren Zahlen stationiert,<br />
mit geeigneter Ausrüstung, an den exponierten<br />
Stellen.<br />
Obwohl sie sich einem relativ kleinen Aufruhr<br />
gegenüber sahen – Hunderte, wo in Zukunft<br />
vielleicht Zehntausende stehen werden –<br />
fehlten der Armee aber die Fähigkeiten oder<br />
die Ausrüstung, sich durchzusetzen, ohne<br />
Schusswaffen benutzen zu müssen. Und<br />
erneut versagte sie dabei, einen detaillierten,<br />
kohärenten Bericht in Echtzeit zu präsentieren,<br />
sogar während die Syrer die Todeszahl für<br />
den globalen Verbrauch beharrlich erhöhten.<br />
Es wäre für Israel natürlich viel besser gewesen,<br />
wenn diese Vorbereitungen schon<br />
drei Wochen zuvor, am Nakba-Tag, bereit<br />
gewesen und in die Praxis umgesetzt worden<br />
wären – am Jahrestag der „Katastrophe“ von<br />
Israels Gründung.<br />
Weil aber diese Vorbereitungen im letzten<br />
Monat nicht richtig durchgeführt worden<br />
sind, hat der „Erfolg“ der palästinensischen<br />
Flüchtlingsnachkommen der dritten oder<br />
vierten Generation, am 15. Mai eine symbolische<br />
„Rückkehr“ über die Golangrenze<br />
zu schaffen, möglicherweise einen starken<br />
Impuls für einen anhaltenden Strom solcher<br />
„unbewaffneter“ Massenproteste an anderen<br />
Grenzen und Gefahrenherden, besonders in<br />
der Westbank und in Ostjerusalem, in den<br />
kommenden Wochen und Monaten ausgelöst.<br />
Allerdings konnte die israelische Armee<br />
diesmal die Grenze schützen und versuchte,<br />
die nötige Mischung aus Zurückhaltung und<br />
Entschlossenheit zu zeigen.<br />
Wie Jahrzehnte des Konflikts auf blutige Weise<br />
gezeigt haben, gibt es bei Israels Nachbarn<br />
keinen Mangel an jungen Männern, die von<br />
ihren Führern überzeugt werden können, dass<br />
es sich eher lohnt, für den Streit mit Israel zu<br />
sterben, als mit Israel zu verhandeln. Dazu<br />
kommt der finanzielle Anreiz – Saddam Hus-<br />
JTA<br />
seins Beiträge an die Familien<br />
von Intifada-Terroristen; die<br />
grosszügigen Zahlungen der<br />
Hamas an die Verwandten der<br />
Mörder; und jetzt die verzweifelten<br />
Zahlungen Assads an<br />
jeden, der – wie er hofft – die<br />
Aufmerksamkeit von seinen<br />
Massenmorden abwendet,<br />
indem er zu den israelischen<br />
Grenzverteidigungslinien<br />
gefahren wird.<br />
Solange Assad Syrer tötet,<br />
während er um sein Überleben<br />
kämpft, und solange<br />
die „oberflächlich vereinigte<br />
palästinensische Führung“ die<br />
Absicht hat, die internationale<br />
Gemeinschaft in die Irre zu<br />
führen, wird es die Aufgabe der israelischen<br />
Armee sein, ihre Leistungen noch mehr zu<br />
verbessern.<br />
Obwohl praktisch niemand die Anwendung<br />
des israelischen Rechts auf die Golanhöhen<br />
akzeptiert und die gegenwärtige israelischsyrische<br />
Grenze nicht als Israels legitime,<br />
internationale Grenze betrachtet wird, stiessen<br />
die Berichte über 20 oder mehr syrische<br />
Opfer durch die israelische Armee auf relativ<br />
gedämpfte, internationale Reaktion. Es war<br />
eindeutig klar, dass dies ein provozierter<br />
Überfall auf eine klar festgelegte Grenze<br />
war. <strong>Die</strong> Israelis befanden sich innerhalb<br />
des Grenzzauns, und sie wurden angegriffen.<br />
Zwangsläufig gab es Proteste von der UNO<br />
und etwas Unbehagen im amerikanischen<br />
Aussenministerium. Washington gab jedoch<br />
mit der Verteidigung von Israels Recht auf<br />
Selbstschutz den diplomatischen Ton an.
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 / 17. Juni 2011<br />
Und es gab keine dramatischen Filme von<br />
israelischen Soldaten, die Demonstranten<br />
niederschossen, die die internationalen Leidenschaften<br />
aufheizen konnten.<br />
<strong>Die</strong> israelische Armee wäre schlecht beraten,<br />
wenn sie meinen würde, dass ihre Handhabung<br />
der Naksa-Proteste perfekt war, so dass von<br />
nun an relative Ruhe herrschen würde. <strong>Die</strong><br />
Zahlen, denen sich die israelische Armee<br />
gegenübersah, relativ klein, und sie wurden<br />
nur an einigen wenigen Unruheherden herausgefordert<br />
– in der Nähe von Kuneitra und<br />
Majdal Shams.<br />
Wie die Nakba-Ereignisse vor nun vier<br />
Wochen klar gemacht haben, gibt es aber<br />
Potenzial für Konfrontationen an jeder Grenze<br />
Israels – derjenigen mit Libanon, wo die<br />
libanesische Armee bisher solche Angriffe<br />
verhindert hat und auch die Hizbolla sich zurückgehalten<br />
hat, mit Jordanien und Ägypten,<br />
wo bewaffnete Truppen intervenierten, um<br />
zu verhindern, dass die Demonstranten die<br />
Grenzen erreichten, mit Gaza, wo die Hamas<br />
bisher beschlossen hat, keine grossen Proteste<br />
zu veranstalten – wie auch in der gesamten<br />
Westbank und in Ostjerusalem.<br />
Falls Israel es nicht schafft, Demonstranten<br />
ohne Schusswaffen auseinander zu treiben,<br />
würde in den Gebieten, wo Israel die Kontrolle<br />
hat wie in der Westbank oder die Souveränität<br />
für sich behauptet wie in Ostjerusalem von<br />
der Weltöffentlichkeit nicht so leicht verziehen<br />
werden.<br />
Falls Ostjerusalem und die Westbank Massenproteste<br />
erleben, werden die israelische<br />
Armee und zornige Palästinenser einander<br />
nicht an einem Grenzzaun gegenüber stehen;<br />
sie werden sich im Zentrum von umstrittenem<br />
Gebiet begegnen. Es gibt keine markierte<br />
Linie, die die israelische Armee beschützen<br />
muss, kein klar defi niertes Gebiet, das sie<br />
verteidigen muss. <strong>Die</strong> Demonstranten werden<br />
die israelischen Truppen neben ihren eigenen<br />
Häusern gegenüber stehen, auf Land, von<br />
dem sie beharren, dass es ihnen gehört, und<br />
womit ein grosser Teil der internationalen<br />
Gemeinschaft einig geht.<br />
Israel hat nie bestätigt, dass vierzig oder mehr<br />
Leute in den zwei Tagen der Proteste ums<br />
Leben gekommen seien. Es gibt keine Filme,<br />
die diese Meldungen bestätigen, und es ist<br />
mehr als wahrscheinlich, dass die Zahlen vom<br />
Assad- Regime übertrieben wurden.<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Herausgeber: Verein <strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich<br />
Administration: Telefon 044 201 4617, Fax 044 201 4626<br />
E-mail: djz.bloch@gmail.com<br />
www.diejuedischezeitung.ch / www.d-j-z.ch<br />
Redaktion: Josua Bloch, Nosson Rothschild<br />
Jahresabonnement: Schweiz Fr. 148.--, Ausland Fr. 209.-- inkl.LP<br />
Einzelnummer: Fr. 3.50<br />
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Inserate: Tarif auf Anfrage erhältlich<br />
Druck/Expedition: Ropress, 8048 Zürich<br />
<strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong> übernimmt keine Verantwortung für das Kaschrus von<br />
Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen, für welche in der <strong>Zeitung</strong> inseriert wird.<br />
3<br />
Das Problem ist, dass die israelische Empörung<br />
über diese falschen Zahlen ein Zeichen<br />
einer wichtigen Lektion ist, die Israel noch<br />
nicht gelernt hat. <strong>Die</strong> Falschmeldungen über<br />
Todesfälle, und Israels Versagen, sich diesem<br />
Phänomen zu stellen, verfolgten Israel während<br />
der gesamten zweiten Intifada.<br />
<strong>Die</strong> mörderische Gewalt gegen Israel, geschürt<br />
von Jassir Arafat, war immer von falschen,<br />
palästinensischen Behauptungen über israelischen<br />
Massenmord begleitet – am berüchtigsten,<br />
als die israelische Armee 2002 nach<br />
Jenin eindrang, um die Selbstmord-Attentäter<br />
auszurotten, und in zahlreichen internationalen<br />
Pressekanälen von der palästinensischen<br />
Führung beschuldigt wurden, Hunderte, wenn<br />
nicht Tausende von unbewaffneten Palästinensern<br />
getötet zu haben. <strong>Die</strong> letztendlich<br />
bestätigten Zahlen ergaben Verluste von 55<br />
bewaffneten Palästinensern und 23 israelischen<br />
Soldaten in Jenin. Aber bis diese Zahlen<br />
veröffentlicht wurden, war Israel weltweit als<br />
Massenmörder bezeichnet worden.<br />
Ähnliche Lügen und Verzerrungen begleiteten<br />
den Zweiten Libanonkrieg, als die Hizbolla<br />
die Todeszahl der libanesischen Zivilpersonen<br />
– diese Zivilisten, in deren Mitte sie kämpfte<br />
– übertrieb und die Zahl der Opfer unter ihren<br />
bewaffneten Kämpfern minimierte.<br />
Der gleiche Prozess entfaltete sich während<br />
der Operation „Gegossenes Blei“, als die israelische<br />
Armee die Hamas in Gaza angriff. Tag<br />
für Tag wurden die international gemeldeten<br />
Opferzahlen nur vom „Gesundheitsministerium<br />
in Gaza“ – d.h. der Hamas – übernommen.<br />
Erst zwei Jahre nachdem die Kämpfe vorbei<br />
waren, lange nachdem die internationale<br />
Gemeinschaft Israel heftig getadelt hatte, und<br />
lange nachdem Richard Goldstone seinen jetzt<br />
diskreditierten Bericht schrieb, hat ein ranghoher<br />
Hamasbeamter, „Innenminister“ Fathi<br />
Hammad, die Lügen, die Übertreibung der<br />
Zahl der Nichtkämpfer und die absichtliche<br />
Nichterfassung der Zahl der Hamaskämpfer<br />
unter den Toten zugegeben.<br />
Und trotzdem fährt Israel damit fort, sich von<br />
diesem Teil des Kampfplatzes fernzuhalten.<br />
2002 hielt es die Reporter von Jenin fern und<br />
lieferte keine konkreten eigenen Zahlen, was<br />
die Arena für die palästinensischen Lügen weit<br />
offen liess. Es bot keine offi zielle Entgegnung<br />
auf die Hizbolla-Zahlen 2006 und auch keine<br />
zu den Hamas-Zahlen 2008-09.<br />
Ähnlich wartete das offi zielle Israel während<br />
Stunden, bis es den Film freigab, der<br />
zeigte, dass die Marinekommandos von den<br />
Schlägern auf der Mavi Marmara vor einem<br />
Jahr angegriffen wurden –wertvolle verlorene<br />
Stunden, in der Lügen über israelische<br />
Truppen, die wahllos Friedensaktivisten,<br />
die sich auf einer Goodwill- Mission nach<br />
Gaza befanden, ermordet hätten, unhaltbaren<br />
Schwung entwickelten.<br />
Und immer noch wartet die israelische Öffentlichkeit<br />
vergebens auf Echtzeit-Meldungen<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
der israelischen Armee zu den angeblichen,<br />
syrischen Opferzahlen.<br />
Während der Operation „Gegossenes Blei“<br />
wurde ein einziger Offi zier in einem Büro am<br />
Erez-Kontrollpunkt ernannt, offene Internet<br />
Quellen zu prüfen, auch diejenigen der Hamas-<br />
Websites, um festzustellen, wer unter den<br />
Opfern zur Hamas gehörte und wer wirklich<br />
ein Zivilist war. <strong>Die</strong> Nachforschungen dieses<br />
einzelnen Offi ziers waren von zentraler<br />
Bedeutung für die späteren israelischen Behauptungen,<br />
dass die Hamas die Opferzahlen<br />
der Nichtkämpfer aufgebläht hatte, aber diese<br />
Information wurde erst publiziert, nachdem<br />
die Kämpfe vorbei waren.<br />
Nötig wäre nicht ein Offi zier, sondern ein<br />
ganzes Team gewesen, das nicht nur mit der<br />
Absicht arbeitet, Informationen für eine spätere<br />
Verwendung zusammenzustellen, sondern<br />
soviel wie möglich so schnell wie möglich<br />
zur sofortigen Verbreitung herauszufi nden.<br />
In diesem Aspekt des Konfl ikts ist Schweigen<br />
alles andere als Gold. <strong>Die</strong> Sicherheitstruppen<br />
mögen in den kommenden Wochen und Monaten<br />
weiterhin wirksame Leistungen erbringen.<br />
Solange die israelische Armee es versäumt,<br />
schnell und glaubwürdig über ihre Aktivitäten<br />
zu berichten, können sie sicher sein, dass die<br />
Bilder über die Konfrontationen manipuliert<br />
werden und der Charakter der Konfrontation<br />
zu Israels Schaden verzerrt werden wird.<br />
A-7
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
VON D. KRAFT<br />
Kurz nachdem Israel gegründet worden<br />
war, begann es, Personal und Geld in die<br />
Entwicklungshilfe für Afrika zu investieren.<br />
<strong>Die</strong>se offi zielle Entwicklungsarbeit liess<br />
im Lauf der Jahrzehnte nach, aber in den<br />
letzten Jahren ist Afrika erneut zum Ziel<br />
israelischer Entwicklungsarbeit geworden,<br />
speziell für wohltätige Organisationen und<br />
kleinere Firmen. Insbesondere in Bereichen<br />
wie Wasser-Management, der Landwirtschaft,<br />
der erneuerbaren Energie, der Infrastruktur<br />
und Telemedizin habe Israel - laut Experten<br />
- dem „Schwarzen Kontinent“ viel zu bieten.<br />
In den letzten Monaten hat dieses neue<br />
Denken Fuss gefasst, dass es sowohl aus<br />
wirtschaftlicher Sicht als auch als Mittel,<br />
seinen internationalen Status zu verbessern,<br />
in Israels Interesse liegt, sich wiederum Afrika<br />
zuzuwenden.<br />
Frühe israelische Politiker wie zum Beispiel<br />
Golda Meir hatten landwirtschaftliche und<br />
andere Experten nach Afrika geschickt, eine<br />
Haltung, die den Altruismus mit der Hoffnung<br />
vermischte, dass die neuen, unabhängig gewordenen,<br />
afrikanischen Staaten Verbündete<br />
Israels werden könnten.<br />
Das aufkeimende Interesse von israelischen<br />
Organisationen, Geschäftsleuten und Regierungsvertretern<br />
an Afrika zeigt sich an<br />
den medizinischen Einsätzen, die in den<br />
Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas<br />
will gemäss Medienberichten angeblich<br />
„vom Baum hinunter kommen“ und die Friedensgespräche<br />
wieder aufnehmen, könne dies<br />
jedoch infolge des grossen internen Drucks<br />
nicht, meldete die Associated Press AP am<br />
vergangenen Donnerstag unter Bezugnahme<br />
auf palästinensische Quellen.<br />
<strong>Die</strong>se Quellen sollen gesagt haben, dass<br />
angesichts der Opposition der USA bezüglich<br />
ihren Plänen, im September in der Uno<br />
die Anerkennung eines palästinensischen<br />
Staates anzustreben, mehrere ranghohe,<br />
palästinensische Beamte Abbas raten, seine<br />
Pläne aufzugeben.<br />
Es herrscht jedoch das Gefühl vor, dass Abbas,<br />
nachdem er seine Absicht angekündigt<br />
hat, den Uno-Weg zu verfolgen, nur wenig<br />
Manövrierraum übrig hat und weiterhin das<br />
Uno-Ziel verfolgen muss, wenn auch nur<br />
4<br />
entferntesten Ecken der kriegsverwüsteten<br />
Demokratischen Republik Kongo geleistet<br />
werden, oder in den Ressourcen, die in den<br />
blühenden Mobiltelefonmarkt gesteckt werden,<br />
der sich am schnellsten wachsende Markt<br />
der Welt. Kleine NGO’s engagieren sich für die<br />
Einführung israelischer Solar-Technologien,<br />
um Elektrizität in Waisenhäusern, Schulen und<br />
Kliniken in Uganda, Tansania und Malawi<br />
zu erzeugen.<br />
Israels Entwicklungshilfe für Afrika ging<br />
nach dem Jom Kippur Krieg von 1973 auf<br />
das heutige niedrige Niveau zurück, als die<br />
meisten afrikanischen Staaten ihre Beziehungen<br />
zu Israel abbrachen. <strong>Die</strong>s beendete eine<br />
Periode, in der Israel etwa 5000 Experten in<br />
der Landwirtschaft, im Wasser-Management<br />
und in anderen Bereichen geschickt hatte.<br />
Mashav, die israelische Regierungsbehörde,<br />
die für Hilfsprogramme zuständig ist, war<br />
in den 1960er Jahren eine der grössten Abteilungen<br />
des Aussenministeriums. Heute<br />
ist ihr Budget drastisch zurückgegangen.<br />
Israel leistet heute gemessen an seinem<br />
Bruttoinlandprodukt beträchtlich weniger<br />
Auslandhilfe als die meisten anderen Staaten<br />
in der OECD.<br />
Israel hat gegenwärtig geringe Handelsbeziehungen<br />
mit Afrika. 2010 erreichten die israelischen<br />
Exporte nach Afrika - mit Ausnahme<br />
von Diamanten - 1.3 Milliarden Dollar, im<br />
Vergleich zu 8.4 Milliarden Dollar nach Asien<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
Israel wendet sich erneut Afrika zu<br />
Neue Investitionen geplant<br />
UNO oder doch nicht?<br />
Zweifelnde Stimmen bei den Palästinensern<br />
um einen Verlust seiner Glaubwürdigkeit zu<br />
vermeiden, sagte AP.<br />
<strong>Die</strong> palästinensischen Quellen sagten, dass<br />
mehrere hochgestellte, palästinensische<br />
Berater sich die Pläne für die Uno nochmals<br />
überlegten. Unter ihnen befi nden sich auch<br />
Jasser Abed Rabbo, der zweite Mann nach<br />
Abbas in der PLO; der palästinensische<br />
Hauptunterhändler Saeb Erekat; und Nasser<br />
al-Qidwa, ein früherer palästinensischer<br />
Vermittlung<br />
L’Chajim, Hilfe für Schiduchim<br />
079 385 85 62 079 791 64 62<br />
Briefe/Medikamente n. E.Israel 044 461 5935<br />
Chasdei Noemi 044 201 7992 / 044<br />
vbch sxj okug<br />
oder 12.7 Milliarden Dollar nach Amerika.<br />
Afrikas Potenzial als eines der am schnellsten<br />
wachsenden wirtschaftlichen Gebiete zieht<br />
jedoch das Interesse israelischer Firmen auf<br />
sich. Es gibt heute viele israelische Firmen in<br />
Afrika, die Strassen und Spitälern bauen oder<br />
im Wasser-Management und in der Medizin<br />
tätig sind. <strong>Die</strong> israelische Bewässerungsfi rma<br />
Netafi m etwa führte billige Tropfbewässerungssysteme<br />
für Bauern ein und versorgt<br />
sie so mit ausreichend Wasser, damit sie<br />
während dem ganzen Jahr Feldfrüchte erzeugen<br />
können.<br />
Im kenianischen Dorf „Kitui“ konnten so 200<br />
arme Gemüsezüchter, die das Produkt von<br />
Netafi m übernahmen, eine 140%ige Erhöhung<br />
des Ernteertrags erleben und eine 200%ige<br />
Erhöhung ihres Einkommens, während sie<br />
ungefähr 60% der Wasserressourcen sparten.<br />
Zuvor hatten sie ihre Feldfrüchte bewässert,<br />
indem sie Wasser von Brunnen schleppten.<br />
Das israelische Aussenministerium ist<br />
ebenfalls involviert; es lädt afrikanische<br />
Geschäftsdelegationen nach Israel ein, damit<br />
sie mehr über dessen Industrien erfahren, und<br />
es bringt Wirtschaftsattachés in israelischen<br />
Botschaften in Afrika mit israelischen Firmen<br />
zusammen, damit sie die wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten kennenlernen können.<br />
JTA<br />
Botschafter bei der Uno.<br />
Qidwa äusserte sich zu Beginn dieser Woche<br />
zu den Plänen von Abbas öffentlich und sagte,<br />
dass die Palästinenser sich immer noch für<br />
eine Eigenstaatlichkeit bei der Uno einsetzen<br />
sollten, „aber wir sollten zwischen dem Erhalt<br />
von Unterstützung und der Anerkennung<br />
unterscheiden.“ Er fügte hinzu: „Wir können<br />
keine Anerkennung erhalten, weil die USA<br />
ihr Veto dagegen einlegen werden.“ JTA<br />
461 1435<br />
Chawerim-Hilfe 079 467 88 46<br />
Dor Yeshorim 044 451 15 59<br />
Hazolo (Notruf) 044 202 30 60<br />
Jad sch.Chesed (allg.Hilfe) 044 463 47 11/463 36 04<br />
Mahlzeitendienst 044 281 00 83/463 75 28
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 / 17. Juni 2011<br />
<strong>Die</strong> AK Partei (AKP) des türkischen Premierministers<br />
Tayyip Erdogan hat einen überwältigenden<br />
Wahlsieg erzielt, den dritten in der<br />
folge. Aber der umstrittene türkische Premier<br />
wird sich weiterhin um Konsens im Parlament<br />
bemühen müssen, um seine geplante neue<br />
Verfassung voranzutreiben.<br />
Erdogan, dessen AKP die islamische Türkei in<br />
eine der sehr schnell wachsenden Wirtschaften<br />
der Welt verwandelt und den Zyklus der<br />
Militärcoups beendet hat, hat in der Parlamentsabstimmung<br />
am Sonntag etwas mehr<br />
als 50% der Stimmen erhalten. Damit hat<br />
er aber sein erklärtes Ziel deutlich verfehlt,<br />
2/3 der Parlamentssitze zu erreichen, um so<br />
Verfassungsänderungen ohne Beteiligung<br />
der anderen Parteien durchsetzen zu können.<br />
Das Resultat bedeutet also, dass die AKP<br />
gezwungen sein wird, mit anderen Parteien<br />
Kompromisse einzugehen, um mit ihren Plänen<br />
fortzufahren, die existierende Verfassung<br />
zu ersetzen, dihe vor fast dreissig Jahren<br />
während einer Periode der militärischen<br />
Herrschaft geschrieben wurde.<br />
<strong>Die</strong> Wahlen sind allerdings das beste Ergebnis<br />
der AKP, seitdem diese 2002 an die<br />
Macht kam.<br />
Kritiker befürchten, dass Erdogan, der einen<br />
Ruf hat, abweichende Meinungen nicht gerne<br />
zu haben, seinen Sieg dazu verwenden könnte,<br />
seine Macht zu festigen, die Redefreiheit weiter<br />
einzuschränken und politische Gegner zu<br />
verfolgen. In seiner Siegesrede vor Tausenden<br />
Anhängern in der Hauptstadt Ankara gelobte<br />
er jedoch „Bescheidenheit“ und sagte, er<br />
würde mit seinen Rivalen zusammenarbeiten.<br />
„<strong>Die</strong> Wähler haben uns eine Botschaft gegeben:<br />
die neue Verfassung muss durch Konsens<br />
und Verhandlungen verabschiedet werden.<br />
Wir werden die neue Verfassung mit den<br />
Oppositionsparteien besprechen. <strong>Die</strong>se neue<br />
Verfassung wird die Ansprüche an Frieden<br />
und Gerechtigkeit befriedigen.“<br />
<strong>Die</strong> Türkei als Kandidat für die EU und die<br />
AKP Erdogans werden oft als Beispiele<br />
genannt, wie die Demokratie im arabischen<br />
Raum aussehen kann., <strong>Die</strong> Türkei gilt so als<br />
Vorbild für den Nahen Osten und Nordafrika,<br />
die den „arabischen Frühling“ erleben.<br />
Gegner sagen jedoch, dass Erdogan, dessen<br />
Partei aus verbotenen, islamistischen Bewegungen<br />
entstand, eine konservative, soziale<br />
Agenda verfolgt und auch mit undemokratischen<br />
Mitteln durchsetzt. Nachdem er alle<br />
etablierten Parteien auf der Welle der Unterstützung<br />
durch die aufsteigende Mittelklasse<br />
religiöser Türken zerschlagen hat, hat Erdogan<br />
das säkulare Militär und das Gerichtswesen<br />
5<br />
mit Reformen herausgefordert, die der Türkei<br />
die Mitgliedschaft in der Europäischen<br />
Union bringen sollen. Er hat das langjährige<br />
Nato-Mitglied und den mit den USA Verbündeten<br />
auch auf einen unabhängigeren,<br />
aussenpolitischen Kurs gesteuert und engere<br />
Beziehungen zu Nahostländern, darunter dem<br />
Iran, aufgenommen.<br />
Der neue Führer der säkularen Oppositionspartei<br />
CHP (Republikanische Volkspartei), die<br />
mit 25.9% der Stimmen ihr bestes Resultat seit<br />
dreissig Jahren erzielt hat, warnte Erdogan,<br />
dass seine Aktionen genauestens beobachtet<br />
werden würden. „Wir wünschen der AKP allen<br />
Erfolg, aber sie müssen wissen, dass es jetzt<br />
eine stärkere Oppositionspartei gibt“, sagte<br />
Kemal Kilicdaroglu.<br />
Einige Analysten hatten gewarnt, dass eine<br />
zu starke AKP-Mehrheit das Land, das in der<br />
Frage der Rolle der Religion und der ethnischen<br />
Minderheiten tief gespalten ist, weiter<br />
polarisieren könnte. Eine knappe Mehrheit,<br />
wie sie jetzt erreicht wurde, würde eher dazu<br />
führen, dass die Regierung sich auf gesamt-<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Erdogan gewinnt dritte Amtszeit mit<br />
50% der Stimmen<br />
Türkei vor ungewisser Zukunft<br />
wirtschaftliche Probleme, wie die überhitzte<br />
Wirtschaft, konzentriert.<br />
Erdogan möchte die Türkei in Richtung eines<br />
präsidialen Regierungssystems bewegen,<br />
analog Frankreich, mit dem letztendlichen<br />
Ziel, selbst Präsident zu werden.<br />
Neben den Wirtschaftsfragen wird die Regierung<br />
Erdogans sich auch mit dem Konfl ikt im<br />
vorwiegend kurdischen Südosten des Landes<br />
befassen müssen. Das gute Abschneiden der<br />
pro-kurdischen BDP in der kurdischen Region<br />
hat wesentlich mitgeholfen, den Vormarsch<br />
der AKP zu bremsen.<br />
Erdogan wird sich auch darauf konzentrieren<br />
müssen, den halbherzigen Versuch der<br />
Türkei, in die EU aufgenommen zu werden,<br />
wiederzubeleben. Er wird sich aber auch mit<br />
den Unruhen im benachbarten Syrien befassen<br />
müssen, die Tausende von syrischen Flüchtlingen<br />
über die Grenzen gebracht haben, die dem<br />
blutigen Durchgreifen des Assad-Regimes<br />
entfl iehen wollen.<br />
JTA
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
<strong>Die</strong> Probleme der Palästinenser, die Vereinbarung<br />
über eine Einheitsregierung in die<br />
Tat umzusetzen, wie sie von der Fatah und<br />
Hamas im Grundssatz beschlossen worden<br />
war, könnten eine Chance bieten, die diplomatischen<br />
Gespräche zwischen Israel und der<br />
palästinensischen Behörde wieder aufzunehmen,<br />
meinte ein ranghoher Mitarbeiter von<br />
Premierminister Benjamin Netanjahu.<br />
<strong>Die</strong> regierende Fatah-Bewegung unterzeichnete<br />
im April in Kairo eine Vereinbarung zur<br />
Machtteilung mit der Hamas. Seit damals<br />
haben die zwei Seiten Meinungsverschiedenheiten<br />
über Fragen wie die Forderung der PLO<br />
<strong>Die</strong> somalische Polizei erklärte am Samstag,<br />
dass Fazul Abdullah Mohammed, einer von<br />
Afrikas gesuchtesten Al Kaida- Funktionären,<br />
in der Hauptstadt des Landes am Horn von<br />
Afrika getötet worden sei.<br />
„Wir haben bestätigt, dass er diese Woche<br />
an einem Kontrollpunkt von unserer Polizei<br />
getötet worden ist“, sagte Halima Aden, ein<br />
ranghoher Beamter der nationalen Sicherheit,<br />
in Mogadischu zu Reuters.<br />
<strong>Die</strong> USA bestätigten, dass Mohammed beim<br />
Bombenattentat auf das in israelischem Besitz<br />
stehende Hotel in Mombasa, Kenya, bei<br />
dem 15 Menschen, darunter drei israelische<br />
Touristen, umkamen, eine bedeutende Rolle<br />
gespielt habe. Am selben Tag versuchte seine<br />
Organisation, ein israelisches Flugzeug<br />
6<br />
und der internationalen Gemeinschaft, dass<br />
der jetzige palästinensische Premierminister<br />
Salaam Fayyad im Amt bleiben und dass die<br />
Hamas die Forderungen des Quartetts akzeptieren,<br />
dass sie auf die Gewalt verzichten,<br />
Israel anerkennen und frühere Vereinbarungen<br />
akzeptieren soll.<br />
Israel macht die Palästinenser für das Patt<br />
im diplomatischen Prozess verantwortlich,<br />
drückt jedoch Optimismus aus, dass sich im<br />
Fall eines Scheiterns der palästinensischen<br />
Aussöhnung neue Möglichkeiten öffnen<br />
könnten.<br />
Israel dementierte inzwischen Berichte über<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
Israelische Regierung:<br />
Gespräche können wieder aufgenommen<br />
werden, wenn PA-Hamas Vertrag scheitert<br />
ein amerikanisches Ultimatum, bis zum nächsten<br />
Monat auf Präsident Barack Obamas Plan<br />
zu reagieren, diplomatische Gespräche wieder<br />
aufzunehmen, bei denen mit den Grenzfragen<br />
begonnen würde, während die Zukunft<br />
Jerusalems und die Frage der Nachkommen<br />
der palästinensischen Flüchtlinge auf später<br />
verschoben würde. Es gebe von den Amerikanern<br />
keinen Zeitplan und Premierminister<br />
Netanjahu habe weder ein Ultimatum noch<br />
die Andeutung eines solchen erhalten.<br />
Somalia: Al Kaida-Führer getötet<br />
abzuschiessen.<br />
Er wird auch beschuldigt, bei den Anschlägen<br />
auf die Botschaften in Nairobi und Dar es<br />
Salaam im Jahr 1998, bei denen <strong>24</strong>0 Menschen<br />
getötet wurden, eine führende Rolle<br />
gespielt zu haben.<br />
Mohammed wurde am Kontrollpunkt bei<br />
einem Feuerwechsel mit der Polizei getötet,<br />
sagte Aden. „Er hatte einen gefälschten, südafrikanischen<br />
Pass und andere Dokumente bei<br />
sich. Nach einer gründlichen Untersuchung<br />
bestätigten wir, dass er es war, und dann begruben<br />
wir seine Leiche“, sagte Aden.<br />
Mohammed soll der Führer der Al Kaida in<br />
Ostafrika gewesen sein und in Somalia operiert<br />
haben, das seit dem Sturz des Diktators<br />
Siad Barre im Jahr 1991 keine funktionieren-<br />
Erfolg im Golan bedeutet keinen Erfolg<br />
in der Westbank<br />
Seit Jahren haben diejenigen Politiker, die<br />
gegen einen Rückzug aus den Golanhöhen<br />
eingestellt sind, argumentiert: „Warum etwas<br />
zur Sprache bringen, das nicht im Zentrum<br />
des Interesses ist?“ <strong>Die</strong> Überlegung war ganz<br />
einfach: Obwohl Syrien ein feindlicher Staat<br />
ist und es positive Resultate geben könnte,<br />
wenn ein Frieden mit Damaskus erzielt wird,<br />
ist diese Frage nicht dringend, da die Grenze<br />
entlang der Golanhöhen immer die ruhigste<br />
Grenze Israels war.<br />
Und es gab wirklich keinen Grund, etwas<br />
zu unternehmen. Obwohl Soldaten entlang<br />
der Grenze zum Libanon entführt worden<br />
sind, Terroristen aus Ägypten nach Israel<br />
eingedrungen sind und Waffen von Jordanien<br />
eingeschmuggelt worden sind, blieb die<br />
Grenze zu Syrien ruhig.<br />
<strong>Die</strong> jüngsten Demonstrationen entlang der<br />
syrischen Grenze und ihre Nachwehen, mit<br />
denen sich die israelischen Streitkräfte in der<br />
Nähe des drusischen Dorfes Majdal Shams<br />
– an den so genannten „Nakba und Naksa<br />
Tagen“ - gegenüber gesehen haben, sind noch<br />
nicht vorbei. <strong>Die</strong>se Woche warnte die Armee<br />
vor einer Fortsetzung der Demonstrationen.<br />
JTA<br />
de, zentrale Regierung hat.<br />
<strong>Die</strong> amerikanische Aussenministerin Hillary<br />
Clinton erklärte, dass sein Tod ein „bedeutender<br />
Schlag“ gegen die Al Kaida und ihre<br />
Verbündeten sei. „Harun Fazuls Tod ist ein<br />
Schlag gegen die Al Kaida, ihre extremistischen<br />
Verbündeten und ihre Operationen in<br />
Ostafrika“, sagte Clinton zu Reportern bei<br />
einem Besuch in Dar es Salaam, Tansania.<br />
„Es ist ein gerechtes Ende für einen Terrorist,<br />
der so viel Tod und Schmerz für so viele<br />
unschuldige Menschen in Nairobi und Dar<br />
es Salaam und anderswo gebracht hat – Tansaniern,<br />
Kenianern, Somalis und unserem<br />
Botschaftspersonal.“<br />
JTA<br />
<strong>Die</strong> Demonstrationen werden nach diesen<br />
Meinungen aus zwei Gründen weitergehen.<br />
Erstens sind sie für den syrischen Präsidenten<br />
Bashar Assad zweckdienlich, der versucht,<br />
von den Massakern abzulenken, die er in<br />
seinem Land durchführt.<br />
Assads Hoffnung ist, dass die Gewalt an der<br />
Grenze zu Israel helfen wird, seine Nation<br />
gegen den „gemeinsamen Feind“ zu einen und<br />
die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit<br />
von ihm selbst abzulenken.<br />
Gleichzeitig wollen die Palästinenser den<br />
Druck auf Israel aufrechterhalten, damit sie
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 / 17. Juni 2011<br />
im September in der UNO eine Anerkennung<br />
ihres Staates erreichen werden.<br />
Ihre Absicht ist es, an der Nordgrenze eine<br />
Version von Bilin oder Nilin – Dörfer in der<br />
Westbank, wo die Armee sich wöchentlich<br />
gewalttätigen Demonstrationen gegen den<br />
Bau des Sicherheitszauns gegenübersieht<br />
– zu schaffen. <strong>Die</strong>s würde die israelische<br />
Armee zwingen, eine permanente Position an<br />
der Grenze in der Nähe von Majdal Shams<br />
einzunehmen, was Auswirkung auf die Stationierung<br />
der Anzahl von Truppen an anderen<br />
Stätten haben wird.<br />
Im Allgemeinen zeigte sich die Armee zufrieden<br />
damit, wie sie die Proteste am vergangenen<br />
Sonntag gehandhabt hatte, trotz der syrischen<br />
Behauptungen, dass <strong>24</strong> Menschen getötet<br />
worden sein sollen.<br />
In den Wochen zuvor hatte sich die israelische<br />
Armee intensiv vorbereitet, neue Minenfelder<br />
gelegt, Gräben ausgehoben und neue Stacheldrahtzäune<br />
installiert.<br />
<strong>Die</strong> Armee ist überzeugt, dass die Zahl der<br />
gemeldeten Toten absichtlich sehr hoch angegeben<br />
worden ist und dass die eigentliche<br />
Zahl eher bei der Hälfte liegt. Mindestens acht<br />
Personen seien gestorben, sagten Quellen der<br />
israelischen Armee, als Minen explodierten,<br />
nachdem die Protestierenden Molotow-<br />
Cocktails in die Felder in der Nähe der Grenze<br />
warfen und so die Explosionen auslösten.<br />
7<br />
<strong>Die</strong> israelische Armee ist sich aber bewusst,<br />
dass die Zahl der Toten, die die Welt zu<br />
schlucken bereit sein wird, wenn es um die<br />
Grenze zu Syrien und Libanon geht, nicht die<br />
gleiche ist, die sie in der Westbank oder im<br />
Gazastreifen zu akzeptieren bereit ist.<br />
<strong>Die</strong> Erfahrung hat Israel gelehrt, dass bereits<br />
niedrige Todeszahlen in den palästinensischen<br />
Gebieten viel grössere Schlagzeilen, internationale<br />
Verurteilungen und sogar Debatten in<br />
der Uno ausgelöst haben. <strong>Die</strong> Gründe dafür<br />
sind sehr einfach. Es gibt wenig internationales<br />
Mitgefühl für die Regimes des Libanons<br />
und Syriens, weniger als für die palästinensische<br />
Behörde. Israels Nordgrenze steht nicht<br />
zur Diskussion, anders als seine Grenzen<br />
zum Gazastreifen und der Westbank; und<br />
die Forderungen der Palästinenser auf einen<br />
eigenen Staat werden als legitim betrachtet.<br />
Als Folge davon werden die palästinensischen<br />
Demonstrationen auch als legitim betrachtet.<br />
Wenn das staatlich kontrollierte syrische<br />
Fernsehen seinen Zuschauern direkte Filmübertragungen<br />
zeigt, ist etwas sorgfältig<br />
Inszeniertes im Gang. <strong>Die</strong> syrischen Sender<br />
waren am Naksa Tag – der kürzlich erfundenen<br />
„Erinnerung an die arabische Niederlage<br />
von 1967“ – während einer kurzen Dauer<br />
ungewohnt liberal und sendeten „unzensierte<br />
Bilder“ von der israelischen Grenze.<br />
<strong>Die</strong>s geschah, nachdem die syrischen Be-<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Am <strong>Die</strong>nstag dieser<br />
Woche fand in Jerusalem<br />
die Chassene vom<br />
Enkel des Gerrer Rebben<br />
schlita statt. Tausende<br />
Chassidim nahmen an<br />
diesem aussergewöhnlichen<br />
Anlass teil.<br />
Fotos: Kuvien immages<br />
hörden die Massen aufgefordert hatten – und<br />
nach anhaltenden Berichten sogar mittels<br />
Geld dazu angehalten haben – die Grenze zu<br />
durchbrechen und nach Israel einzudringen. Es<br />
war das offensichtliche Ziel, ein Medienspektakel<br />
zu inszenieren. Deshalb das zeitweilige<br />
Aufgeben der syrischen Zensur.<br />
Dasselbe staatliche Fernsehen hat es vermieden,<br />
irgendetwas über die Unruhen und<br />
die Massenmorde in den syrischen Städten<br />
in den vergangenen Wochen während der<br />
gewalttätigen Proteste gegen Bashar Assads<br />
Herrschaft zu melden.<br />
Das Stillschweigen über Syriens inneren<br />
Aufstand und die Eilfertigkeit, Zusammenstösse<br />
mit israelischen Truppen zu schüren<br />
und darüber zu berichten, sind natürlich<br />
miteinander verbunden.<br />
Auf ähnliche Weise besteht eine Verbindung<br />
zwischen dem absichtlichen Herunterspielen<br />
der Zahlen der syrischen Zivilisten, die von<br />
Assads Truppen getötet wurden, und dem<br />
Übertreiben der Zahlen der Toten beim inszenierten<br />
Spektakel an der Grenze zu Israel.<br />
Es gibt ausser der atypischen Offenheit des<br />
syrischen Fernsehens noch andere verräterische<br />
Zeichen. <strong>Die</strong> Grenze zu Israel war auf<br />
syrischer Seite immer eine geschlossene,<br />
militärische Zone, in die kein Unberechtigter<br />
eindringen konnte. So hielt Damaskus seine<br />
Grenze während Jahrzehnten ruhig – als die
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Ruhe seinen Zielen diente.<br />
Plötzlich aber, in einer Wiederholung der<br />
„Nakba- Tag“- Demonstrationen vor drei<br />
Wochen, füllte sich dieses Gebiet mit einer<br />
Menschenmengen, die mit Bussen herbeigebracht<br />
worden waren, Fahnen schwangen<br />
und Plakate hochhielten. Zur Show gehörten<br />
auch Photographen und Ambulanzen. Dafür<br />
kann es nur eine Erklärung geben: Das gesamte<br />
Ereignis war mit Billigung von oben<br />
organisiert worden.<br />
Das verräterischste Zeichen war jedoch, dass<br />
die anti-israelischen Demonstranten – die<br />
alle Palästinenser sein sollen – gleichzeitig<br />
laut ihre „eifrige, unvergängliche Unterstützung<br />
für Assad“ skandierten. Es gab nur<br />
bedingungslose pro-syrische Unterstützung,<br />
während Assads Sache bei den Bewohnern<br />
seines Landes momentan kaum populär ist.<br />
Man muss sich daran erinnern, dass die verschiedenen<br />
Autokratien an Israels Grenze<br />
sich sehr gut Kontrolle und Zurückhaltung<br />
auferlegen können, wenn es in ihrem Interesse<br />
ist,. Für ihre eigenen Zwecke – nicht<br />
aus Liebe zu Israel – entschlossen sich die<br />
Ägypter, Jordanier, die palästinensische<br />
Behörde (sowohl die in Ramallah wie auch<br />
die Hamas in Gaza) und sogar die von der<br />
Hizbolla eingeschüchterten Libanesen, am<br />
Naksa-T ag die Disziplin aufrechtzuerhalten.<br />
An all diesen Grenzen und Brennpunkten kam<br />
es zu keinen Demonstrationen.<br />
Da Assad nachweisbar Ordnung an der<br />
Grenze aufrechterhalten kann, unterstreicht<br />
sein uncharakteristisches „Versagen“ die<br />
offensichtliche Schlussfolgerung, dass er sich<br />
aus diesem Kurswechsel einen Vorteil erhofft.<br />
Für Assad ist die Phase gekommen, wo er<br />
nichts mehr verlieren kann. Am Freitag vor<br />
dem Naksa- Tag gingen Zehntausende von<br />
Syrern auf die Strasse um seinen Sturz zu fordern.<br />
Am Naksa- Tag selbst, als die inszenierte<br />
Golan- Schau in vollem Gang war, wurden im<br />
Norden Syriens Dutzende erschossen.<br />
Assad würde nichts lieber haben, als wenn die<br />
internationale Gemeinschaft sich auf die von<br />
Israel verübten „Verbrechen“ konzentriert,<br />
und nicht auf das, was er mit seiner eigenen<br />
Bevölkerung macht. Deshalb ist es für seine<br />
Zwecke besser, je mehr Blut an der Grenze<br />
vergossen wird.<br />
Um die gewünschte Wirkung zu erhöhen,<br />
hat Assad die Zahlen der angeblich durch<br />
Israel verursachten Verluste übertrieben.<br />
Niemand kann mit Zuverlässigkeit etwas in<br />
seinem totalitären Land feststellen. Assads<br />
Ablenkungstaktik wurde nicht einfach für eine<br />
ausländische, öffentliche Meinung produziert,<br />
sondern auch für die Leute in seinem Land.<br />
Assad muss seine Erfolge in der Vergangenheit<br />
kopieren, um die sehr verschiedenen Gruppen,<br />
die Syriens Bürger ausmachen, zu einigen,<br />
indem er Israel als den gemeinsamen Feind<br />
dämonisiert.<br />
JTA<br />
i s r A e L A K T U e L L<br />
8<br />
WirTschAFT<br />
Beitar. Am Schabbat zur Mittagszeit<br />
entdeckte ein Einwohner der „Anhöhe B“ in<br />
Beitar, dass die Stromzufuhr seiner Wohnung<br />
zusammen gebrochen war. Nach mehreren<br />
Stunden bemerkten die Einwohner Autos<br />
der Elektrizitätsgesellschaft, die ins Quartier<br />
fuhren, um das Problem zu behandeln. <strong>Die</strong><br />
Einwohner wandten sich an die städtischen<br />
Rabbanim, um ihnen zu melden, dass das<br />
Elektrizitätswerk am Schabbat eine Panne<br />
reparieren wolle. <strong>Die</strong>se alarmierten den<br />
drusischen Sicherheitsbeamten der Stadt,<br />
der als „Schabbat Goj“ dient, damit er den<br />
Arbeitern mitteile, dass die Reparatur nicht<br />
am Schabbat durchgeführt werden dürfe.<br />
<strong>Die</strong>se sagten, dass sie erst am Sonntagmorgen<br />
zurückkehren werden, falls sie ihre Arbeit<br />
nicht am Schabbat erledigen dürfen. Am<br />
Mozae Schabbat forderte der Bürgermeister<br />
das Elektrizitätswerk dringend auf, das<br />
Problem zu beheben, da zahlreiche Familien<br />
auf Elektrizität angewiesen sind. Erst nach<br />
vielen Bitten erklärte sich die Gesellschaft<br />
einverstanden, die Panne sofort zu beheben.<br />
ALLGeMeines<br />
<strong>Die</strong> neue Initiative, um Hochzeitsausgaben<br />
zu reduzieren, indem der<br />
Brauch, am Freitag Chatunot durchzuführen<br />
wieder eingeführt wird, erhält von den Rosche<br />
Jeschiwot weitere Unterstützung. Eine Gruppe<br />
reicher Leute aus dem Ausland, die interessiert<br />
sind, den Brauch der Freitagshochzeiten zu<br />
<strong>Die</strong> Kinderzulagen, die früher von<br />
Premierminister Netanjahu gekürzt worden<br />
waren, sollen wieder auf das Doppelte<br />
erhöht werden, jedoch ohne, dass die<br />
charedische Gesellschaft daran beteiligt<br />
ist, denn diesmal werden diejenigen die<br />
Glücklichen sein, die Militär- oder Zivildienst<br />
leisten. Ein Gesetzvorschlag, der<br />
dieser Tage auf dem Knessettisch landete,<br />
teilt Militärdienst- und Zivildienstabsolventen<br />
doppelt so hohe Kinderzulagen<br />
zu wie anderen Bürgern. „Wir werden<br />
weiterhin Gesetze fördern, die Personen<br />
begünstigen, die sich für den Staat einsetzen,<br />
insbesondere in einer Zeit, in der<br />
die <strong>Die</strong>nstverweigerer zunehmen“, sagte<br />
der Vorsitzende des Gesetzkomitees und<br />
Initiant des Gesetzes, David Rotem. „Man<br />
kann nicht behaupten, dass dieses Gesetz<br />
jemanden diskriminiert, da es keinen<br />
Grund gibt, diejenigen, die dem Staat<br />
dienen, nicht zu begünstigen.“<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
fördern, der die Kosten reduziert, hat sich dazu<br />
verpfl ichtet, die ersten zwanzig Hochzeiten<br />
an Freitagen zu unterstützen.<br />
Afula. <strong>Die</strong> Jeschiwat „Nachlat Haleviim“<br />
in Haifa eröffnete in Afula eine neue Filiale,<br />
die , „Nachlat Afula“ heisst. <strong>Die</strong> neue<br />
Jeschiwa wurde auf Anweisung von Rav A.<br />
L. Steinman eröffnet, um Avrechim in diese<br />
Stadt zu bringen, in der die Wohnungspreise<br />
niedrig sind. <strong>Die</strong> Jeschiwa besteht vorerst<br />
aus 35 Bachurim, zumeist aus Nachlat Haleviim<br />
und aus den Jeschiwot Mir Brachfeld,<br />
Or Jisrael, und Meor Hatalmud. Rav Daniel<br />
Ehrenfreund und Rav Elijahu Winkler werden<br />
zur Belegschaft gehören. Einmal in zwei<br />
Wochen wird auch der Maschgiach Rabbi<br />
Uri Weissblum eine Chisuk- Rede halten und<br />
der Rosch Jeschiwa Rabbi Jisrael Weiss wird<br />
einen Schiur Klali erteilen.<br />
Der Belser Rebbe schlit“a wies<br />
an, alle Belser Rabbanim weltweit zu zwei<br />
Ijun- Tagen nach Jerusalem zu laden, um Anweisung<br />
zu erhalten, wie sie ihre Gemeinden<br />
führen sollen. Der Beschluss des Rebben<br />
fi el aufgrund der Tatsache, dass viele Belser<br />
Rabbanim nicht nur als Posske Halacha und<br />
More Zedek, sondern auch als Oberhäupter<br />
der Batte Knesset und Batte Midrasch ihrer<br />
Gemeinden wirken. Der Rebbe wünscht, dass<br />
die Rabbanim wissen, wie man Gemeinden<br />
richtig führt. An diesem Seminar wird auch<br />
der Sohn des Belser Rebben, Rav Ahron<br />
Mordechai Rokach teilnehmen. Es wird<br />
erwartet, dass der Rebbe selbst zum Schluss<br />
der Ijun-Tage eine Chisuk-Rede halten wird.<br />
sicherheiT<br />
Der Zivilschutz prüft ein neues System<br />
für Notfälle. SMS-Mitteilungen sollen an<br />
Mobiltelefone gelangen, um einen bevorstehenden<br />
Krieg mitzuteilen. Wie soll man mit<br />
den koscheren Mobiltelefonen vorgehen, die<br />
nicht über die Möglichkeit verfügen, SMS
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 / 17. Juni 2011<br />
Rav Eljaschiv schlita<br />
wird operiert<br />
VON AVI BASCHAN<br />
Vor etwa sieben Jahren musste sich Rav Eljaschiv<br />
einer Herzoperation unterziehen. Dr.<br />
Daniel Klier, der aus den USA eingefl ogen<br />
wurde, entdeckte dabei, dass Rav Eljaschivs<br />
Haupt-Herzarterie blutete. Nach langen<br />
Stunden der Angst und Spannung endete die<br />
Oparation erfolgreich. Rav Eljaschiv und<br />
seine Schüler feiern diesen Tag, den 21. Elul,<br />
als Tag der Rettung, an dem sie Haschem mit<br />
Gesang und Dankgebete loben.<br />
In letzter Zeit empfand Rav Eljaschiv wieder<br />
eine Schwäche und wurde sogar zu eingehenden<br />
Untersuchungen ins Schaare ZedekgSpital<br />
eingeliefert. Es stellte sich heraus,<br />
dass die Arterie wieder geschwächt war. <strong>Die</strong><br />
Untersuchungsergebnisse wurden zur Prüfung<br />
an Dr. Klier in Manhattan gesandt. <strong>Die</strong>ser<br />
meinte, dass die vor sieben Jahren operierte<br />
Arterie erneut nachlasse und eine Operation<br />
nötig sei, um sie zu stärken.<br />
Plangemäss soll Rav Eljaschiv am kommenden<br />
Sonntag in Jerusalems Schaare Zedek-<br />
Spital operiert werden. Dr. Klier wird wieder<br />
eigens aus den USA eintreffen, um die Operation<br />
unter örtlicher Narkose durchzuführen.<br />
Man bete für Rav Josef Schalom Ben Chaja<br />
Muscha.<br />
Mitteilungen zu erhalten? Beim Zivilschutz<br />
arbeitet man darauf hin, es Besitzern von<br />
koscheren Telefonen zu ermöglichen, ausschliesslich<br />
Notmitteilungen zu erhalten. Es<br />
sind 300'000 koschere Telefone von dieser<br />
Regelung betroffen. Der Zivilschutz arbeitet<br />
mit den Mobilfi rmen und den Rabbinerkomitees<br />
zusammen, um sicher zu stellen, dass<br />
diese Nutzung der Apparate lediglich für<br />
Mitteilungen des Zivilschutzes anwendbar ist.<br />
<strong>Die</strong> JüDische WeLT<br />
Frankreich. Marcel Poulon, der Vorsitzende<br />
des Pariser Appellationsgerichts, verlangte<br />
von Rav Rafael Bannon, dem früheren<br />
Oberrabbiner von Toulouse, der heute einen<br />
Koscherfl eischhandel betreibt, beim Betreten<br />
des Gerichtsaals das Käppchen zu entfernen.<br />
Als Bannon sich mit dem Argument, diese<br />
Aufforderung sei gesetzwidrig, weigerte,<br />
das zu tun, drohte der Richter, die Polizei<br />
aufzubieten, um ihn zwangsweise aus dem<br />
Gerichtsgebäude zu entfernen. Bannon und<br />
sein Anwalt teilten mit, dass sie freiwillig<br />
gehen würden. Der Grund für diese Aufforderung<br />
steht nicht fest. Es könnte sein, dass<br />
es darum geht, die Religion und den Staat<br />
vollkommen zu trennen, oder vielleicht um<br />
simplen Antisemitismus. Rav Bannon erhielt<br />
keinerlei Erklärung. Bereits vor einem Jahr<br />
9<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Schawuot 5771: <strong>Die</strong> reichlich geschmückte Schul der Kehilas Aschkenas in Kirjat Sefer<br />
hatte der Leiter des Richtergremiums den<br />
Rav bei einer Verhandlung aufgefordert, das<br />
Käppchen zu entfernen, was der Rav auch tat.<br />
Auf die Verhandlung dieser Woche hin beriet<br />
sich Rav Bannon mit seinem Anwalt Christian<br />
Cherrier - dem ehemaligen Präsidenten des<br />
Anwaltverbands und einem der bekanntesten<br />
Anwälte Frankreichs. <strong>Die</strong>ser sagte ihm,<br />
dass die Anweisung<br />
des Richters gesetzwidrig<br />
sei. Gemäss<br />
französischem Gesetz<br />
ist es nicht verboten,<br />
ein kleines religiöses<br />
Kleidungsstück in<br />
der Öffentlichkeit zu<br />
tragen. Bannon stellte<br />
fest, dass Richter<br />
Poulon der Einzige<br />
sei, der bei jeder Verhandlung<br />
die Entfernung<br />
des Käppchens<br />
verlange und dass es<br />
dafür keine Rechtfertigung<br />
gebe.<br />
Brüssel. Mit 34<br />
Stimmen stimmte<br />
die Kommission für<br />
Umweltschutz im Europaparlament<br />
einem<br />
Vorschlag zu, laut der<br />
auf jeder Verpackung<br />
koscheren Fleischs<br />
der Hinweis angebracht<br />
werden muss,<br />
dass es sich um Tiere<br />
handelt, die ohne Betäubung<br />
geschächtet<br />
wurden. Das ist Teil<br />
des Kampfes gegen<br />
das jüdische Schäch-<br />
ten. <strong>Die</strong> Leiter jüdischer Organisationen<br />
sind gegen diesen Schritt, der Konsumenten<br />
davon abhalten würde, koscheres Fleisch<br />
zu kaufen, was einen starken Rückgang des<br />
Konsums und damit auch einen Preisanstieg<br />
zur Folge hätte. Zudem befürchtet man in der<br />
jüdischen Gemeinschaft, dass dieser Schritt<br />
zu Antisemitismus führen könnte.
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
!<br />
Kaschrusmitteilung<br />
der Rabbinate<br />
der Agudas Achim<br />
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Davos-Platz: Holand House, Symondstr. 11,<br />
4. Juli-11.Sept., R. u. H. Mosbacher.<br />
Fiesch: 11.-28. August info: 043 3445636.<br />
Flims: Minjan-Männer gesucht, 044 202 16<br />
71, 076 367 16 71, Gast.<br />
Grächen: 14. -21. August, Minjen gesucht,<br />
Tel. 044 462 1476<br />
Lenzerheide: nach Tischo beAw, Info bei<br />
Levin, 044 451 78 87.<br />
Saas Fee: ab 30. Juli-30. August. Justin Meyer<br />
079 645 7885.<br />
Saas Grund vom 7.8.2011 bis 28.8.2011 Info<br />
079 400 92 27.<br />
St. Moritz: Minjen-Männer gesucht 7.-21.<br />
Juli, Haus Allod Bad 079 5407184<br />
Scuol - 10 .- 28.7.11 Für Minjan bitte an chaim.<br />
guggenheim@gmail.com wenden<br />
Letzte Meldungen<br />
für<br />
“<strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> Familie”<br />
bis Mittwoch 20.00 Uhr<br />
Tel. 044 201 46 17, Fax 044 201 46 26,<br />
mail: djz.bloch@gmail.com<br />
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15. - 22. Siwan<br />
17. - <strong>24</strong>. Juni<br />
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Fixe vjbn -Zeiten in Zürich:<br />
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14.15 Uhr (Mo-Do) Mechine JSK, Edenstr. 12, (Hintereingang)<br />
15.00 Uhr (So-Do) Jesch.Leze‘irim, Edenstr. 12<br />
16.20 Uhr (So-Do) Jeschiwe Ketano, Weststrasse 46<br />
Juni Siwan<br />
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So.<br />
Mo.<br />
Di.<br />
Mi.<br />
Do.<br />
Fr.<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
Fr. Schab. So. Mo-Fr. So.-Do. Fr.<br />
Eing/ Mincha Schach. Mincha Ausg. Schach. Schach. Mincha Maariv Eing./ Mincha<br />
Lichtz. Lichtz.<br />
Agudas Achim 20.00 19.30 8.30 18.00 22.30 800/30 6.45 18.00/45 20.45 20.00 19.30<br />
21.20 8.45 21.20 900/30 700/30 20.30 22.15 21.25<br />
usw. 800/30 21.30 22.30<br />
IRG Zürich 19.50 19.50 7.30 18.00 22.30 7.00 615/45 20.00 21.30 19.55 19.55<br />
8.30 8.00 7.00 20.35 22.15<br />
Machsike Hadass ZH 19.55 19.25 9.00 21.15 22.30 8.00 7.00 21.50 22.30 19.55 19.25<br />
ICZ 19.45 19.45 9.00 21.25 22.30 8.45 7.00 18.15 19.45 19.45<br />
Bels 20.00 20.00 9.00 21.30 22.40 21.15 22.30 20.00 20.00<br />
Brunau 20.00 19.30 9.15 1800/2120 22.30 8.00 7.00 22.15 20.00 19.30<br />
Chabad 19.55 19.55 9.30 21.10 22.30 8.15 7.00 21.15 22.10 20.00 20.00<br />
Esra Chabad 19.45 9.30 22.30 19.45<br />
Gur 20.00 19.30 8.00 20.55 22.30 8.00 7.00 20.55 22.30 20.00 19.30<br />
Jeschiwa LeZe’irim 19.30 8.00 20.00 22.30 7.40 7.40 15.00 21.30 19.30<br />
Mendel-Heim 19.50 19.50 9.30 19.00 22.30 19.55 19.55<br />
Sichroin Moische 20.00 19.30 9.00 1800/2100 22.30 21.00 22.20 20.00 19.30<br />
Sikna 19.50 19.30 9.00 21.45 22.30 8.00 7.00 19.55 19.30<br />
Wollishofen 19.50 19.30 8.45 21.15 22.30 8.00 6.45 20.40 19.55 19.30<br />
Isr. Kultusgem. Baden 19.50 19.30 9.30 22.21 19.50 19.30<br />
IRG Basel 20.00 20.00 8.30 18.00 22.25 715/830 6.30 19.40 20.00 20.00<br />
IGB Basel 19.55 19.55 8.30 21.45 22.25 7.45 6.45 19.55 19.55 19.55<br />
Machsike Hadass GE 20.00 19.30 9.00 21.05 22.<strong>24</strong> 8.00 7.00 20.00 20.20 20.00 19.30<br />
Margoa Lengnau 19.50 8.30 22.30 19.55<br />
JG Luzern 19.55 19.55 8.30 18.00 22.26 7.45 7.15 21.15 20.00 20.00<br />
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18.00 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastr. 8<br />
18.15 Uhr (So-Do) Betsaal ICZ, Nüschelerstr. 36<br />
18.15 Uhr (Mo-Do) Gur, Manessestr. 69<br />
18.45 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastr. 8<br />
19.00 Uhr (So-Do) Kolel, Freigutstr. 37<br />
Unsere von der Stadt anerkannte<br />
jüdische Kinderkrippe Maon Jom,<br />
befi ndet sich im Zentrum von Zürich. Wir betreuen in einer altersgemischten<br />
Gruppe Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren. Per August 2011<br />
suchen wir für ein Jahr zwei junge, kinderliebende, fröhliche und<br />
mitdenkende Praktikantinnen .<br />
Wir bieten ein angenehmes Arbeitsumfeld und die Möglichkeit, sich auf<br />
eine Ausbildung mit Kleinkindern vorzubereiten.<br />
Wir suchen einen<br />
Immobilienbewirtschafter.<br />
Ihre Hauptaufgaben: Sie sind mitverantwortlich für die komplette Liegenschaftsbuchhaltung<br />
sowie für die Heiz und Nebenkostenabrechnung<br />
eines anspruchsvollen Wohnimmobilienportfolios.<br />
Ihr Profi l: Sie sind Immobilienbewirtschafter mit Erfahrung, Sie verfügen<br />
über fundierte Kenntnisse von Rimo R4, Sie sind sattelfest in mieterrechtlichen<br />
Belangen.<br />
Interessenten melden sich bei Chiffre <strong>24</strong>4, djz.bloch@gmail.com<br />
Terminzentrale<br />
Frau M. Zonszajn Tel. 044 463 44 46, sonn@sunrise.ch
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 / 17. Juni 2011<br />
<strong>Die</strong> JüDische FAMiLie<br />
Wir wünschen cuy kzn<br />
zur Geburt von:<br />
� Tochter von Mordche und Rivky<br />
Zwiebel-Friedmann Jerusalen/London<br />
(Ururenkelin von Frau F. Goldmann)<br />
� Sohn von Hadassah und Yitzy<br />
Lederer, Brooklyn, N.Y. (Enkel von Dani<br />
und Jeannette Treuhaft, Urenkel von Elly<br />
Goldschmidt und Alice Rhein, Zürich).<br />
� Pinchos, Sohn von Janki und Zissy<br />
Grünwald-Grunspan, Lakewood/Luzern<br />
(Urenkel von Herrn und Frau S. Rubinfeld, Zürich).<br />
� Zwillingssöhne von Ronny und Sarit<br />
Gast, Zürich (Enkelsöhne von Victor und<br />
Tobie Gast, Zürich).<br />
� Tochter von Gavriel und Esti Zoladz-<br />
Sondervan, Zürich.<br />
� Sohn von Rabbiner Raschi und Dr.<br />
Ariella Tvito-Engelmayer, Kfar Oranim,<br />
Israel (Enkel von Herrn und Frau Dr.<br />
Marcel Engelmayer-Wyler, Zürich).<br />
� Tochter von Jedidia und Sarah Bollag-<br />
Lipschitz, Zürich.<br />
zur Barmizwe von:<br />
� Schloimi, Sohn von Herrn und Frau<br />
Schie Rubinfeld-Friedmann, Zürich,<br />
Parschas Schlach, 18. Juni, Bejs Hamedresch<br />
Agudas Achim, Erikastr. 8, Zürich.<br />
zur Chassene von:<br />
� Jakow Chaim Weissmandl, Bne Brak,<br />
mit Miri Bernsohn, Zürich, 17. Siwan/19.<br />
Juni, Neot Jerusholaim, Bne Brak.<br />
� Mordechai Silbiger, Basel, mit Leah<br />
Englard, London, 19. Siwan/21. Juni,<br />
The Kinloss Suite, London.<br />
� Eliezer Katanka, London, mit Penina<br />
Wajs, Zürich, 19. Siwan/21. Juni, IRG Gemeindehaus,<br />
Brandschenkesteig 14, Zürich.<br />
� Chezki Gluck, Gateshead, mit Chavi Morris,<br />
Manchester, (Enkelin von Herrn und Frau<br />
Sigmund Mosbacher, Zürich) 19.Siwan/21<br />
Juni, Stenecourt, Manchester.<br />
� Schimen Gutmann, Zürich, mit Chani<br />
Pariser, Antwerpen, 19. Siwan/21. Juni,<br />
Zichron Moishe Hall, Antwerpen.<br />
� Zalman Eisenbach, Boro Park N.Y., mit<br />
Sara‘le Griffel, Boro Park N.Y., (Enkelin<br />
von Herrn und Frau Eli Abramzyk, Zürich),<br />
20. Siwan/22. Juni, Ateres Chynka Hall,<br />
Brooklyn, New York.<br />
� Binyomin Lipschitz, London, mit Yocheved<br />
Sterling, Zürich, 21. Siwan/23.<br />
Juni, Kongresshaus, Claridenstr. 5, Zürich.<br />
� Shimi Sonnenfeld, London, mit Yael<br />
Levy, Zürich, 27. Siwan/29. Juni, IRG<br />
Gemeindehaus, Brandschenkesteig 14,<br />
Zürich.<br />
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� Jisroel Orzel, Basel.<br />
11<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Statt Karten<br />
s“xc<br />
Herr & Frau Schoul Rubinfeld, Zürich Herr & Frau Sruleib Friedmann, Lugano<br />
Herr und Frau Schie Rubinfeld<br />
Manessestr. 2, 8003 Zürich<br />
freuen sich Sie zur<br />
Bar Mizwe<br />
ihres Sohnes und Enkels<br />
Schloimi h“b<br />
herzlich einzuladen.<br />
<strong>Die</strong>se fi ndet statt am Schabbes,<br />
18. Juni im Beis Hamedresch<br />
Agudas Achim, Erikastr. 8.<br />
Schacharis um 8.45 Uhr<br />
Anschliessend Empfang<br />
Herr und Frau<br />
Aron Moische Gutmann<br />
ubheuktk lrcb vsu, kueu rhac<br />
vzv inzk ubghdvu ubnheu ubhjva<br />
rehv ubsfbu ubbc ka vumn rcv ,jnak<br />
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ub,jnac ohp,,an of,utrk jnab<br />
Schweighofstr. 265, Zürich<br />
Nerviersstr. 25, Antwerpen<br />
freuen sich, Sie zur Chassene ihrer Kinder<br />
Schimen h“b<br />
Statt Karten<br />
und<br />
Herr und Frau<br />
Moishe A. Pariser<br />
Chani ‘hj,a<br />
herzlich einzuladen.<br />
Chuppa: <strong>Die</strong>nstag, 21. Juni, 16.00 Uhr, Zichron Moishe Hall, Antwerpen<br />
7.30 vgac ,hrja ,khp, jka ,arp asue ,cac v“ht ohhe,, vru,k vhkgv<br />
18. Juni, IRG, Freigutstr. 37, Bejs Hamedresch.<br />
Anschliessend Empfang im Foyer Brandschenkesteig 14 bis 13 Uhr<br />
s“xc<br />
Chewras Noschim - N‘schei Agudas Achim<br />
Wir freuen uns, alle Damen und Mädchen zu unseren<br />
Schabbes-Nachmittag Vorträgen herzlich einzuladen.<br />
<strong>Die</strong>sen Schabbes, jka 'p, 18. Juni/3. Ijar Herr S. Bloch h“b,<br />
Gemeindesaal AA, Erikastrasse 8, 18.15 h<br />
jre 'p, 25. Juni/10. Ijar: Raw Pinchas Jung t“yhka, Monsey,<br />
IRG, Foyer, Brandschenkesteig 14, 18.30 h<br />
,ej 'p, 1. Juli/17. Ijar: Herr E. Berkovics h“b,<br />
Gemeindesaal AA, Erikastrasse 8, 18.10 h<br />
ekc 'p, 28. Mai/<strong>24</strong>. Ijar: Herr S. Schol h“b,<br />
IRG, Foyer, Brandschenkesteig 14, um 18.30 h<br />
Gerne erwarten wir Sie recht zahlreich.Gäste sind herzlich willkommen!<br />
Wir freuen uns für folgende Chossen und Kalle eine<br />
Hochzeitswunschliste zu führen:<br />
Jisroel Green und Leah Weissbraun<br />
Binyomin Lipschitz und Yochewed Sterling<br />
Shimi Sonnenfeld und Yael Levy<br />
Yaakov Hommel und Shoshana Rappaport<br />
Duvet-Porzellan Discount<br />
Tel. 044 451 1016 Porzellandiscount@yahoo.com<br />
Für Geschenke in Eretz Jisroel wenden Sie sich bitte an:<br />
Vivaldi tableware & gifts<br />
00972 527619071 vivaldigifts@gmail.com<br />
Anruf genügt<br />
s“xc<br />
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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
<strong>Die</strong> JüDische GeMeinDe<br />
Zürich. Owois uBonim. Anwand:<br />
Schab.20.10h, Bels:Schab. 20.45h, Brunau:<br />
Erew Schab. 18.35h, Erika: Erew Schab.<br />
18.35 h, Schab.18.25 h, IRG:Erew Schabb.<br />
18.55h, Schab.18.25 h, Sichron Moische<br />
Schab. 18.30 h.<br />
Zürich. Gescher Ex Semmädchen<br />
Wir freuen uns, Euch alle diesen Sonntag,<br />
19.Juli, um 19:15 Uhr in der JSZ zu einem<br />
interessanten Schiur einzuladen. Auch neue<br />
Gesichter sind herzlich willkommen. Kosten<br />
3.- Sfr.<br />
Zürich. Chewras Noschim, N‘schei<br />
Agudas Achim. Wir freuen uns, alle<br />
Damen und Mädchen zu unserem Schabbes<br />
Nachmittags-Vortrag herzlich einzuladen.<br />
Schabbes Schelach, 16.Siwan/18.Juni, wird<br />
Herr Schmuel Bloch zu dem Thema „Unsere<br />
Lehren von Kolews Erfolg“ im Gemeindesaal<br />
Agudas Achim, Erikastrasse 8, um 18.15 Uhr<br />
zu uns sprechen.Gerne erwarten wir Sie recht<br />
zahlreich. Gäste sind herzlich willkommen!<br />
Zürich. Chevras Noschim. Der Schiur<br />
von Frau Weisz zu Sefer Doniel erfreut sich<br />
grosser Beliebtheit. Wir treffen uns wieder am<br />
nächsten Montag, den 20. Juni/18. Siwan um<br />
19.45 Uhr in der Kantine Brandschenkestrasse<br />
und lernen Perek 8. Neue Teilnehmerinnen<br />
sind immer willkommen!<br />
„<strong>Die</strong> Freunde von Rav A.Adler laden<br />
Sie herzlichst zu einem weiteren Lernwochenende<br />
vom 23.6. - 25.6.11 P. Korach mit Rav<br />
Adler ein. <strong>Die</strong> Schiurim fi nden im Minjan<br />
Brunau, Rieterstr. 60 statt - Freunde, Gäste<br />
und Interessierte sind herzlich willkommen!<br />
Donnerstag 23.6. 20:30 Uhr „Tora U‘Mada<br />
Assuming Different Directions“ (acc. to<br />
Rav S.R. Hirsch) ; Schabbat 25.6. 17 Uhr<br />
„The Rediscovery of Techeilet in our days“;<br />
Sonntag 26.6. 10 Uhr (für Damen) „The Art<br />
and Power of Giving“ - zusätzlicher Business<br />
Shiur am Freitag <strong>24</strong>.6. 12.45 Uhr an<br />
der Beethovenstr. 11 zum Thema: The Torah<br />
viewpoint of Government Organization“ -<br />
weitere Informationen unter 076/ 309‘90‘81.<br />
Zürich. <strong>Jüdische</strong> Schule. Der Hesped<br />
für Refoel Moische Kolman sl. musste<br />
leider verschoben werden. Er fi ndet statt<br />
am Montag, 25. Siwan/27. Juni um 21.00<br />
Uhr im Saal des Gemeindehauses der IRG,<br />
Brandschenkesteig 14.<br />
12<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
Lichwoid Schwues durften die Kinder des IRG-Kigas bei der Cholowiss-Quarkproduktion<br />
zuschauen. Zum Abschluss erhielt jedes Kind einen Joghurt und alle dankten Herrn Packter<br />
für die sehr interessante und lehrreiche Führung.<br />
Voranzeige - Jachad – Einladung<br />
zu einem geselligen Nachmittag<br />
Liebe Damen, bitte merken Sie sich <strong>Die</strong>nstag,<br />
28. Juni, um 15.30 Uhr, im Foyer des<br />
Gemeindehauses der IRG, Brandschenkesteig<br />
14, 8002 Zürich, vor. Wir freuen uns auf Ihr<br />
Kommen.<br />
Zürich. Studienprogramm<br />
an der<br />
Pädagogischen<br />
Hochschule für<br />
Profanlehrerinnen<br />
und Kindergärtnerinnen<br />
an jüdischen<br />
Schulen<br />
und Kindergärten<br />
Wenn Sie an dieser<br />
einjährigen Ausbildung<br />
interessiert sind<br />
und über ein BA verfügen,<br />
melden Sie<br />
sich bitte mit Angabe<br />
einer Email Adresse<br />
bei Mucky Adler unter<br />
schmuel.adler@<br />
bluewin.ch oder FAX<br />
044 201 36 58. Sie<br />
erhalten dann umgehend<br />
die Unterlagen<br />
für die Anmeldung.<br />
Frauen im Alter von<br />
mindestens 30 mit<br />
Unterrichtserfahrung<br />
können sich als<br />
Quereinsteigerinnen<br />
melden. <strong>Die</strong> PHZH<br />
entscheidet über die<br />
Aufnahme. Der Lehrgang<br />
beginnt am 19.<br />
September<br />
Basel. Aguda Frauen. Wir treffen uns<br />
am Schabbes Parschas Schlach Lecho um<br />
18.30 Uhr im Thannereck, um 18.45 wird<br />
Frau R. Rosenbaum zu uns sprechen.<br />
Basel. Aguda Frauen. Am Sonntag 19.<br />
Juni 17. Siwan spricht Herr S. Dzialoszynski<br />
um 20:15 Uhr zu uns.
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 / 17. Juni 2011<br />
Kav Lechayim<br />
Dank grosszügigen Schweizer Spendern ist es<br />
uns wiederum gelungen, unter der Leitung von<br />
Henia Breslauer einer Gruppe von 25 kranken<br />
Kindern und ihren Begleitern eine Woche<br />
Ferien in der Schweiz zu ermöglichen. <strong>Die</strong><br />
Reise stand dieses Jahr ganz unter dem Moto<br />
Bar- und Bat Mizwa. In Israel ist es Tradition,<br />
dass Kinder anlässlich ihrer Bar- und Batmizwa<br />
eine Reise machen. Kav Lechayim wollte<br />
diese schöne Tradition auch ihren Schützlingen<br />
ermöglichen. Den Jugendlichen wurde ein<br />
abwechslungsreiches Programm mit vielen<br />
Ausflügen angeboten. Zu Schabbat durfte die<br />
Gruppe Familie Rabbiner Arik und Efrat Speaker<br />
und Familie Yedidia und Dafna Zomer sowie<br />
sechs Jugendlichen aus dem Jugendbund<br />
Bne Akiva als Gäste in Wildhaus begrüssen.<br />
Gemeinsam erlebten sie einen eindrücklichen<br />
Schabbat im schönen Toggenburg. Eines der<br />
Höhepunkte dieser Woche war sicherlich die<br />
eindrückliche Bar- und Batmizwa Feier, welche<br />
gemeinsam mit den gleichaltrigen Kindern<br />
der ICZ unter Leitung von Herrn Rabbiner<br />
Noch immer sind wir erschüttert und können<br />
es kaum glauben, dass unser geliebter und<br />
verehrter Vater nicht mehr bei uns ist. Nach<br />
so langer Krankheit ist er derart unerwartet<br />
von uns gegangen, dass wir es noch gar nicht<br />
fassen können.<br />
Während fast 26 Jahren haben wir und unzählige<br />
Menschen in aller Welt unaufhörlich<br />
für seine Refu'e gedawent. Er betonte immer,<br />
dass er der Überzeugung ist, nur im S'chus<br />
dieser Tfiles am Leben zu sein.<br />
Wir Alle haben unsere Jugendjahre als wunderschöne<br />
Zeit in Erinnerung, obwohl der<br />
Nifter genau in diesen Jahren schwer erkrankt<br />
war. Wie ist so etwas möglich? Es wäre eigentlich<br />
zu erwarten gewesen, dass er - der direkt<br />
Betroffene - in den Jahren seiner Krankheit<br />
durch die Unsicherheit und von Sorgen geplagt<br />
eher unruhig und leicht aus der Fassung zu<br />
bringen war. <strong>Die</strong>s war aber nie der Fall. Ganz<br />
im Gegenteil, unser Vater war der ruhige Pol<br />
der Familie und hat uns alle sein ganzes Leben<br />
lang mit seiner Emuno und seinem Bitochen<br />
gestärkt und gestützt. Nie war er nervös oder<br />
angespannt, vielmehr beruhigte er uns wenn<br />
wir uns Sorgen um ihn machten.<br />
Woher nahm er aber diese Koiches? Er warf<br />
sein ganzes "Peckel" auf Haschem, verliess<br />
sich voll und ganz auf Ihn und durch die so<br />
gewonnene Ruhe konnte er seine Familie<br />
schonen und beschützen.<br />
Das Tehillim war sein bester Freund. Immer<br />
wieder schöpfte er neuen Chisuk durch Tfile<br />
und persönliches Gespräch mit Haschem. Wir<br />
13<br />
Arik Speaker<br />
in Zürich stattgefunden<br />
hat.<br />
Nach ein paar<br />
kurzen Ansprachen<br />
und<br />
gemeinsamem<br />
Singen wandte<br />
sich Herr Rabbiner<br />
Marcel<br />
Yair Ebel mit<br />
einigen Worten<br />
an die Jugendlichen<br />
aus der<br />
Schweiz und<br />
Israel und übergab<br />
allen eine<br />
Urkunde.<br />
<strong>Die</strong> Gruppe ist nach einer Woche voller<br />
neuer Eindrücke und Erlebnisse gestärkt und<br />
glücklich nach Hause gereist. <strong>Die</strong> Kinder und<br />
ihre Begleiter werden ihren Aufenthalt in der<br />
Schweiz sicherlich noch ganz lange in guter<br />
Erinnerung behalten. Ohne Unterstützung<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
der vielen freiwilligen Mitarbeiter aus Israel<br />
und der Schweiz sowie der grosszügigen<br />
finanziellen Unterstützung von Schweizer<br />
Spendern, wäre es jedoch nicht möglich gewesen,<br />
ein so abwechslungsreiches Programm<br />
zu offerieren.<br />
Zu den Schloischim unseres unvergesslichen<br />
Vaters Refoel Moische Kolman sl.<br />
konnten ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit in<br />
seinem Lernzimmer dabei finden wie er sein<br />
Herz zum Riboinoi schel Oilom ausschüttete.<br />
Wenn er von den verschiedenen Segulos hörte,<br />
sagte er oft lächelnd: "und was ist schlecht<br />
mit Dovid Hamelech...?".<br />
So fanden wir nach seiner Petiro in seinem<br />
vielbenützten Tehilim eine Liste, auf der er<br />
für sich verschiedenste Themen, für die er<br />
dawente, notiert hatte. Was speziell eindrücklich<br />
und typisch für ihn war, dass dieses Blatt<br />
grosse aber auch kleine Probleme beinhaltete<br />
- Probleme die sowohl ihn persönlich als auch<br />
den Klal betrafen, wie z. B. Hazloche für die<br />
<strong>Jüdische</strong> Schule. <strong>Die</strong>s war eine seiner herausragendsten<br />
Koiches. Er glaubte so stark an den<br />
Koiach Hatfile, so dass er für Alles was ihm am<br />
Herzen lag dawenen und nochmals dawenen<br />
konnte, mit dem selben Hislahawus - ohne<br />
aufzugeben. Er lebte konstant mit HKB"H<br />
und betrachtete es als S'chus, sich zu jeder<br />
Zeit direkt an Ihn wenden zu dürfen.<br />
Immer ermutigte er auch uns Kinder dazu mit<br />
Haschem zu reden und Ihm alles zu sagen.<br />
Wenn es uns mal schwer fiel zu dawenen,<br />
sagte er: "dann öffne Dich Haschem und sage<br />
Ihm auch das".<br />
Wenn man Papi sagte das heisse Wetter sei<br />
nicht auszuhalten, antwortete er liebevoll:<br />
"Haschem schickt uns nichts, das nicht auszuhalten<br />
ist. Es ist schwer auszuhalten". Sagte<br />
man: "das hat mir gerade noch gefehlt", war<br />
die Antwort: "Anscheinend ja, sonst hätte Er<br />
es nicht geschickt...".<br />
Wir hörten ihn NIE, aber wirklich nie reklamieren.<br />
Er holte sich seinen Trost und seine<br />
Kraft direkt bei HKB"H. So tönte immer alles<br />
positiv. Nach einer unruhigen und von schweren<br />
Hustenanfällen gestörten Nacht antwortete<br />
er auf unsere Frage, wie er geschlafen habe,<br />
mit einem verschmitzten Lächeln: "Ich habe<br />
Boruch Haschem viele Male geschlafen...".<br />
Und so wurde alles positiv dargestellt und<br />
mit Humor genommen.<br />
Hingegen wenn es um den Schmerz oder<br />
die Sorgen Anderer ging, war er speziell<br />
mitfühlend und nahm alles ernst. Wieviele<br />
Tfiles dawente er auch für unsere grösseren<br />
und kleineren Probleme und beruhigte uns<br />
so damit.<br />
Sein Chawiwus Hamizwes und die Begeisterung<br />
für sie waren ganz stark ausgeprägt.<br />
Dazu nur einige Beispiele. Seit Jahren besass<br />
er eine Arba Minim-Kasse in die er täglich<br />
Geld einzahlte um sich dann am Sukkes mit<br />
Freude wunderschöne, teure Arba Minim<br />
kaufen zu können. Aber noch mehr als das,<br />
er dawente dabei auch jedesmal eine spezielle<br />
Tfile dafür!<br />
Als er vor einigen Jahren am Erew Schabbes<br />
nach einem längeren, schweren Spitalaufenthalt<br />
völlig erschöpft und geschwächt nach<br />
Hause zurückkehrte, liess er es sich doch nicht<br />
nehmen, die Vorbereitungen für Schabbes,<br />
die er jede Woche zuhause übernahm, selbst<br />
zu erledigen. Trotz unserer eindringlichen<br />
Bitte sich doch hinzulegen, erklärte er uns,<br />
wie sehr er sich freue diese Vorbereitungen
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
wieder machen zu dürfen und verrichtete sie<br />
strahlend.<br />
Auch zu Zeiten, in welchen er - manchmal<br />
wochenlang - seine Tfiles gesundheitshalber<br />
zuhause dawenen musste, konnten wir ihn oft<br />
durch die geschlossene Türe seines Zimmers<br />
hören, wie er laut, mit Kawone und mit einem<br />
"Brenn" jede Tfile Wort für Wort dawente als<br />
ob er in Schul stehen würde. Wir konnten uns<br />
dabei ein Beispiel nehmen, wie unsere Tfiles<br />
in Schul aussehen sollten!<br />
<strong>Die</strong> Se'udes an Schabbes und<br />
Jontef waren der Höhepunkt<br />
der Woche. Was auch immer<br />
sein körperlicher Zustand war,<br />
führte er die Se'udes voller<br />
Simche und Elan. <strong>Die</strong> Semiros<br />
wurden mit solcher Wärme und<br />
Kawone gesungen, dass man nie<br />
genug davon haben konnte. So<br />
leitete er auch noch voller Kraft<br />
und Begeisterung seinen letzten<br />
unvergesslichen Sejder.<br />
Seine Aufopferung und Hingabe<br />
für den Chinuch jüdischer<br />
Kinder ist hinlänglich bekannt.<br />
Er investierte all seine Kräfte<br />
und Talente in die Erziehung<br />
seiner Schüler, die er von Herzen<br />
liebte. Wie oft konnten wir ihn<br />
noch zu sehr später Nachtstunde<br />
bei den Vorbereitungen für die<br />
Schulstunden finden, auch wenn<br />
er den Lehrstoff schon vielmals<br />
unterrichtet hatte.<br />
Oft sieht man bei Mechanchim,<br />
die sich für ihre Berufung ganz<br />
aufopfern, dass die eigene<br />
Familie zu kurz kommt. Nicht<br />
so bei Papi. Wir fühlten immer,<br />
dass wir seine höchste Priorität<br />
waren.<br />
So durften wir, seine Kinder,<br />
während allen Jahren einen Vater<br />
geniessen, der jedem von uns das Gefühl<br />
gab ein Einzelkind zu sein. Wenn wir ihm<br />
von unseren Freuden und Sorgen erzählten,<br />
war er immer mit der ganzen Konzentration<br />
und mit dem ganzen Herzen dabei. Nichts<br />
interessierte ihn mehr als das was uns wichtig<br />
war. Wir durften ihn alles fragen und nichts<br />
wurde von ihm als komisch oder unpassend<br />
betrachtet. Jede Frage wurde mit der grössten<br />
Geduld und Liebe beantwortet.<br />
All dies war er nicht nur seinen Kindern<br />
sondern auch seinen Schwiegerkindern, die<br />
ihn wie einen eigenen Vater liebten. Für jeden<br />
Einzelnen fand er immer Zeit und Zuwendung.<br />
Welch riesige Freude hatte er an seinen Enkeln<br />
und war stark in ihrer Entwicklung involviert.<br />
Er konnte über jede Chochme von ihnen so<br />
herzlich lachen, als ob es sein erstes und einziges<br />
Enkeli sei. Zu jedem Geburtstag schickte<br />
er ihnen einen persönlichen Fax.<br />
Ständig suchte er nach Gelegenheiten uns<br />
14<br />
zu verwöhnen und uns Freude zu bereiten.<br />
Gegeben wurde immer grosszügig und von<br />
ganzem Herzen - mit einem persönlichen<br />
Brief dazu.<br />
Lieber Papi! Wir waren alle so abhängig<br />
von Dir, Deiner Liebe und Wärme, Deinen<br />
Eizes und Deinem so speziellen Vorbild, mit<br />
welchem Du bis zu Deinem letzten Tag unser<br />
Wegweiser warst. Obwohl der Ausdruck "Awi<br />
Jesoimim" eigentlich auf unverheiratete Kinder<br />
angewendet wird, so bitten wir HKB"H<br />
doch es auch für uns zu sein, denn wir Alle<br />
brauchten Dich so sehr. Wir danken Haschem<br />
für die vielen kostbaren Jahre, die wir mit<br />
Dir verbringen durften und wollen versuchen<br />
weiterhin auf dem uns von Dir vorgelebten<br />
Weg zu gehen. Hoffentlich wird dies Dir eine<br />
Alijas Neschome und uns eine Nechome sein.<br />
Soll der Riboinoi schel Oilom der lieben<br />
Mami, die uns in allen Situationen zusammen<br />
mit Dir so ein speziell herrliches Zuhause<br />
gegeben hat und ohne deren Kraft und Liebe<br />
Dein und unser Leben sicher ganz anders<br />
ausgesehen hätte, viel Koiech geben den so<br />
schweren Verlust gut zu verkraften und soll<br />
sie uns weiterhin so eine gute und spezielle<br />
Mutter sein. Sei ein Meliz Joischer für uns<br />
Alle, für Deine unzähligen Schüler, und für<br />
ganz Klal Jisroel!<br />
Tehe Nischmos'cho Zruro Bizroir Hachajim.<br />
Deine Kinder<br />
******<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
Liebe Familie Kolman laj“t<br />
<strong>Die</strong>s ist wahrscheinlich der schwerste Brief,<br />
den ich je geschrieben habe!<br />
Zum ersten, weil es unmöglich ist, eine so<br />
grosse Persönlichkeit wie Euren Mann/Vater<br />
in Worte zu fassen. Zweitens fühle ich mich<br />
mit Euch so nah und verbunden, wie kann<br />
ich dann so einen schmerzlichen Verlust<br />
überhaupt mit empfinden!<br />
Herr Kolman sl. war ein Mensch, den ich<br />
und all seine Verwandten, Bekannten und<br />
seine tausende von Schülern nie<br />
vergessen werden! Sogar meine<br />
Kinder haben schon oft von<br />
„meinem Lehrer, Herr Kolman“<br />
gehört, und von den Dingen, die<br />
er gelehrt, gesagt oder verstanden<br />
hat.<br />
Wie hat sich die ganze Klasse<br />
jedes Mal gefreut als wir<br />
herausfanden, dass wir Herrn<br />
Kolman „haben“ würden. Er war<br />
ein fröhlicher Lehrer mit einem<br />
herrlichen Humor. Sein Enthusiasmus<br />
hat jeden mitgerissen.<br />
Seine Stunden waren richtig<br />
spannend und engagierend.<br />
Gleichzeitig war er so geduldig<br />
und verständnisvoll, gutherzig<br />
und akzeptierend so, dass sich<br />
jeder in seiner Klasse wohl fühlte.<br />
Er war das Vorbild eines grossen<br />
Pädagogen, der Kinder richtig<br />
verstanden hat und wusste, wie<br />
auf sie einzugehen. Er war so<br />
ein guter Lehrer, dass er sich nie<br />
verunsichert fühlte, auch wenn<br />
ein Schüler mal etwas anderes<br />
tat während der Stunde (darüber<br />
später). Wie gut kann ich mich<br />
an sein nachsichtiges Lächeln<br />
erinnern!<br />
Herr Kolman hatte phantastische<br />
und aussergewöhnliche Ideen.<br />
Ich spreche noch heute von der Überdimensionalen<br />
Ausstellung. Was für eine schöne<br />
und aufregende Zeit die Vorbereitungszeit<br />
war, das Aufstellen und das Besichtigen in der<br />
Turnhalle. Wie wir staunend und bewundernd<br />
vor jedem Objekt standen, das in normaler<br />
und überdimensionaler Grösse, mit einem<br />
lustigen Kommentar und originell, präsentiert<br />
war. Ich habe bis heute Freude, wenn<br />
ich etwas Überdimensionales sehe, und gute<br />
Erinnerungen an früher.<br />
Auch an den Zeichnungswettbewerb denke<br />
ich, als die kleinen Schüler die anderen<br />
Schüler bewerteten, und die Überraschungs-<br />
Preisverteilung auf dem Pausenplatz. Ich<br />
denke an die fröhlichen Feste. Und an die<br />
Schülerreisen, wo Herr Kolman uns lächelnd<br />
aufgefordert hat, beim Holzsammeln und<br />
zerbrechen zu helfen.<br />
Unsere Klassenwände waren immer schön<br />
geschmückt. Jede Woche hing die kommende
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 / 17. Juni 2011<br />
Parsche an der Tür, jeder Parschetitel von einer<br />
anderen Schülerin angefertigt. Ich erinnere<br />
mich gut, wie jede versucht hat, Herr Kolman‘s<br />
spezielle Schrift nachzuahmen und wie wir<br />
seine Blätter bewundert haben.<br />
Auch zur Erziehung hatte er originelle und<br />
wirksame Ideen. Um unsere Grüppliklasse<br />
Achdus beizubringen, setzte er uns alle zwei<br />
Wochen um.<br />
Um unser Selbstbewusstsein zu stärken, ermunterte<br />
er uns, laut und deutlich und nicht<br />
im Frage-Ton zu antworten. Um unsere Kreativität<br />
zu fördern, entmutigte er die Nutzung<br />
des Lineals beim Zeichnen.<br />
Herr Kolman lehrte uns enorm viel Wissen,<br />
aber auch viel über gute Middos und zwischenmenschliche<br />
Beziehungen. Ich erinnere<br />
mich oft wie er zum Beispiel erzählte, wie ein<br />
Schüler ihn fragte, ob er jedes Mal aufstehen<br />
müsse, wenn seine Mutter von der Küche<br />
zum Tisch komme. Er habe geantwortet:<br />
„Frechdachs, steh auf und hilf Deiner Mutter<br />
beim servieren“.<br />
Herr Kolman verstand es, seine Schüler fürs<br />
Leben tief zu beeinfl ussen und zu formen.<br />
Zusätzlich zu seinen Kindern haben Generationen<br />
von Schülern, die jetzt in der ganzen<br />
Welt wohnen, von seiner superben Erziehung<br />
profi tiert.<br />
Während den Stunden habe ich oft beim<br />
Zuhören und Mitlernen gebastelt. Statt mich<br />
zurechtzuweisen oder sich etwa verunsichert<br />
zu fühlen, hat Herr Kolman mein fl eissiges<br />
15<br />
Werken immer verstanden und sogar gesagt:<br />
„Tirza hat eine Fenstersims-Werkstatt“. Das<br />
machte mich stolz und erst viel später habe<br />
ich verstanden, was für ein Top-Pädagoge er<br />
war. Ich konnte mich beim „Fingerzappeln“<br />
besser konzentrieren, und das hat er verstanden,<br />
akzeptiert und sogar gefördert. Andere<br />
Lehrer hätte das verunsichert oder geärgert<br />
und sie hätten es unterdrückt oder wenigstens<br />
geschimpft …<br />
Als ein anderes Mädchen in der Klasse reklamierte,<br />
dass nur Jungen und Männer Tzizis<br />
tragen dürfen, hat er ihr gesagt, sie dürfe es<br />
auch. So hat sie am nächsten Tag tatsächlich<br />
die Tzizis ihres Bruders angezogen und Herrn<br />
Kolman gezeigt. Wieder kommt mir sein<br />
nachsichtiges, amüsiertes Lächeln in den<br />
Sinn. Auf jeden Fall fühlte sich das Mädchen<br />
verstanden und hatte nachher nie mehr das<br />
Bedürfnis, ihrem Bruder gleich zu sein.<br />
<strong>Die</strong> Wörterblätter der Parsche waren eine<br />
seiner guten Erfi ndungen. (Wie wir uns freuten,<br />
wenn er sie für uns auf farbigem Papier<br />
druckte!). Jeden Tag mussten wir die Wörter<br />
lernen und am nächsten Tag hat er ein paar<br />
Mädchen schnell darauf geprüft. Da ich oft<br />
„rein rief“, ohne die Hand aufzustrecken, hat<br />
mir Herr Kolman ein paar Mal vorgeschlagen,<br />
doch zur Hilfe ein Pfl aster auf den Mund zu<br />
kleben. So kam ich denn eines Tages mit einem<br />
Pfl aster in die Klasse. Das war der Tag,<br />
an dem er mich auf die Worte testen wollte.<br />
Als ich auf meinen bepfl asterten Mund zeigte,<br />
106. Delegiertenversammlung des SIG:<br />
Schweizer Juden ehren<br />
Pascal Couchepin und Alfred Donath<br />
In seiner Funktion als SIG-Präsident wie auch<br />
als Präsident des Schweizerischen Rates der<br />
Reli¬gionen pries Herbert Winter die freie<br />
Religions¬ausübung durch konfessionelle<br />
Minderheiten als wich¬tige Errungenschaft<br />
der Bundesverfassung von 1874, die das liberale<br />
Gedankengut der Eid¬genossenschaft<br />
refl ektiere. Nach der Annahme der Minarettverbotsinitiative<br />
und angesichts von<br />
Debatten um Kopftücher, konfessionelle<br />
Fried¬höfe, Knaben-Beschneidung oder<br />
Schulabsenzen an religiösen Feiertagen sei<br />
diese Errungen¬schaft aber latent gefährdet.<br />
„Wir befi nden uns in einem Wahl¬jahr, und<br />
diffuse Ängste werden bekanntlich gerne<br />
instru¬men¬talisiert, um Anhänger zu gewinnen<br />
– dies könnte eine gefährliche Tendenz<br />
weiter schüren“, so Winter. Was die Nor¬men<br />
zur Gültig¬erklärung von Volksinitiativen<br />
an¬geht, betonte Winter die Auf¬fassung<br />
des SIG, „dass Volksrechte zwar nicht<br />
spürbar geschmä¬lert werden dürfen, die<br />
fun¬da¬mentalen Grund¬rechte aber in jedem<br />
Fall gewahrt bleiben müssen“. Sorge bereite<br />
der jüdischen Gemeinschaft die zunehmende<br />
Instabilität im Nahen Osten, aber auch, wie in<br />
der Schweiz mit der Nahostfrage umgegangen<br />
werde. „Wir müssen feststellen“, so Winter,<br />
„dass Israel von Politik und Medien nach wie<br />
vor oft als allein konfl ikt¬trei¬bende Partei<br />
dargestellt wird.“<br />
Zukunft der Beziehung zwischen Europa<br />
und Israel<br />
Shlomo Avineri vermittelte seine durch<br />
persönliche Einblicke ge¬präg¬te Sicht zur<br />
Zukunft der Be-ziehun¬gen zwischen Europa<br />
und Israel. Der ehemalige General¬direk¬tor<br />
des israelischen Aus¬sen-ministe¬riums<br />
unter Premierminister Yitzhak Rabin vertrat<br />
die Meinung, Israel liege zwar nicht<br />
in Europa, sei aber aus Europa entstanden.<br />
Euro¬pa widerspiegle sich in Israels Kultur,<br />
dessen ge-sell¬schaftlicher Struktur und<br />
dessen poli¬ti¬schen Institutionen. Folglich<br />
interessiere sich auch die europäische<br />
Öf¬fentlichkeit für das Gesche¬hen in Israel.<br />
An die Adresse Israels werde so aber auch<br />
zum Teil gerechtfertigte, zum Teil we¬niger<br />
gerechtfertigte Kritik laut. Europa könne<br />
laut Avineri in der Nahost¬po¬li¬tik keine<br />
klare Position einnehmen, weil es nicht die<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
hat er nur gelacht und verständnisvoll ein<br />
anderes Mädchen geprüft. So hat er Leben<br />
in die Klassen gebracht und jeder Schüler<br />
konnte richtig aufblühen.<br />
Wenn Herr Kolman uns voller Enthusiasmus<br />
die Birkas Jaakow lehrte, bis wir sie auswendig<br />
konnten, oder Jedia Klalit, vergass<br />
man es nie wieder. Wenn ich zum Beispiel<br />
an die fünf Schmerzvergeltungen (Nesek,<br />
Zaar, Ripui, Schewes, Bosches) denke, so<br />
denke ich gleich daran, wie wir sie zu seinem<br />
Taktschlagen immer schneller aufsagten, bis<br />
es alle auswendig wussten.<br />
Seine berühmten Parsche-Blätter und die<br />
Jedia-Klalit-Blätter haben wohl alle Schüler<br />
noch immer schön und sauber aufbewahrt.<br />
Später hatten wir das Glück, eine von Euch in<br />
unserer Familie willkommen zu heissen. Dann<br />
haben wir gesehen, dass Herrn Kolman auch<br />
die Erziehung seiner Kinder laj“t, zusammen<br />
mit seiner Esches Chajil tibodel lCh“t, so gut<br />
gelungen ist.<br />
Herr Kolman sl. hinterlässt einen gewaltigen<br />
Keser Schem Toiw. So wird er geistig bei<br />
tausenden von Schülern und Verwandten und<br />
Bekannten weiterleben und weiterwirken.<br />
<strong>Die</strong> riesige Lücke, die er hinterlässt möge<br />
Haschem selber füllen und Euch und uns<br />
allen eine Nechomo schicken, ad bias Goiel<br />
Zedek bimhero beJomenu Omen.<br />
Von nun an nur auf Simches!<br />
Tirza Bloch, Lakewood, NJ, USA<br />
Mög¬lichkeit besitze, eine einheit¬liche<br />
Aussenpolitik zu entwickeln.<br />
Eintrag ins Goldene Buch des SIG<br />
Als weiterer Höhepunkt des Abends wurden<br />
alt Bundesrat Pascal Couchepin sowie<br />
posthum Al-fred Donath mit dem Eintrag<br />
ins Goldene Buch des SIG ge¬ehrt. Alfred<br />
Donath sei „durch und durch Staatsbürger,<br />
durch und durch Jude sowie durch und durch<br />
Mensch“ gewesen, fasste Na-tio¬nalrätin<br />
Martine Brunschwig Graf in ihrer Laudatio<br />
die prägenden Eigen¬schaf¬ten des ehema¬ligen<br />
SIG-Präsidenten zusammen. Mit Pascal<br />
Couchepin ehre der SIG einen ehemaligen<br />
politi-schen Verant¬wortlichen hohen Ranges,<br />
der für den Dialog jederzeit offen war<br />
und sich seiner Über¬zeu¬gungen sicher<br />
genug sei, um auch andere zu respektieren.<br />
Alt Bundesrat Pascal Couchepin zeigte sich in<br />
seiner Dankesrede geehrt über die Eintragung<br />
in das Goldene Buch des SIG – dies nicht nur<br />
für sich selbst, sondern für alle, die sich für<br />
den interreligiösen Dialog einsetzen. Jude zu<br />
sein – wie Alfred Donath – ist eine Kultur,<br />
ein ständiges Hinterfragen mit Antworten,<br />
die wiederum neue Fragen auslösen und so<br />
vorwärtstreiben.<br />
Der SIG – bereit und offen für die<br />
nächste Generation<br />
Am zweiten Veranstaltungstag genehmig-
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
ten die Delegierten des SIG unter anderem<br />
Massnah-men, um den SIG, seine Ab¬läu¬fe<br />
sowie seine Kommunikationswege für die<br />
jün¬ge¬re Generation attraktiver zu gestalten.<br />
So sollen vermehrt Schwerpunktthemen<br />
mit Ak¬tu¬alitäts¬bezug bearbeitet, soziale<br />
Netz¬¬werke auch auf dem Internet geschaffen,<br />
die aktive Mit¬wir¬kung jüngerer<br />
Erwachse-ner erhöht und die Meinungsbildung<br />
innerhalb der Orga¬nisa¬tion gefördert<br />
werden.<br />
Leser schreiben<br />
Schweizer Judentum<br />
im Wandel<br />
An der jährlichen Delegiertenversammlung<br />
(DV) des SIG wird neu frühmorgens zum<br />
Auftakt nicht mehr einfach nur gefrühstückt.<br />
Vielmehr finden in mehreren Räumen sog.<br />
„Breakfast Meetings“ statt. Dabei werden<br />
verschiedene Themen unter kundiger Leitung<br />
behandelt. An der diesjährigen DV in<br />
Bern, Anfangs Juni 2011, besuchte ich das<br />
Breakfast-Meeting zum Thema "Schweizer<br />
Judentum im Wandel", kompetent geleitet<br />
durch Frau Edith Bino aus Bern.<br />
Es folgen meine persönlichen, subjektiven<br />
Eindrücke und Bemerkungen.<br />
Bereits der Titel deutet es an: Mit dem Schweizer<br />
Judentum stimmt einiges nicht. Das Charakteristische<br />
am authentischen Judentum ist,<br />
dass es „konservativ“ ist und sich kaum wandelt.<br />
Das ist das Geheimnis unserer mehr als<br />
dreitausendjährigen Existenz. <strong>Die</strong> Geschichte<br />
hat zur Genüge gezeigt : sobald sich Juden oder<br />
das Judentum zu wandeln beginnen, bedeutet<br />
das in der Regel unweigerlich den Beginn des<br />
Untergangs. Seit es Juden gibt, haben stets<br />
die Gesetzestreuen, also die „Orthodoxen“,<br />
für den Fortbestand unseres Volkes gesorgt.<br />
Wesentliche Abweichungen in Glauben und<br />
Observanz sind nach wenigen Generationen<br />
für das Judentum restlos verlorengegangen.<br />
Das gilt für die zehn verlorenen Stämme, für<br />
die Hellenisten, Christen, Sabbatianer und<br />
für die diversen Aufklärungs- und Reformbewegungen<br />
usw.<br />
In der Schweiz gibt es, vereinfacht gesehen,<br />
zwei Gruppierungen von Juden: Orthodoxe<br />
(strenge und moderne) einerseits, sowie<br />
Nichtorthodoxe (inkl. Liberale) anderseits.<br />
Betrachtet man die hiesigen 18'000 Juden,<br />
so kann schätzungsweise ein Fünftel zur Orthodoxie<br />
gezählt werden, während der grosse<br />
Rest nicht orthodox ist.<br />
Aus den Voten am Breakfast-Meeting wurde<br />
bald klar, dass das orthodoxe Judentum nicht<br />
Gegenstand der Diskussion war. Allen etwa<br />
fünfzig Teilnehmern lagen hauptsächlich<br />
16<br />
die Probleme der nichtorthodoxen Juden am<br />
Herzen.<br />
<strong>Die</strong>se Probleme bestehen hauptsächlich<br />
in Assimilation und Mischehen, also in<br />
Wandlungen vom authentischen Judentum.<br />
Nebenbei wurde auch die grosse Zahl von<br />
Singles bedauert.<br />
Gemäss glaubwürdigen Statistiken beträgt<br />
die Geburtenrate der Schweizer Juden im<br />
Durchschnitt 1,4, und die Mischehenrate mehr<br />
als 50 Prozent. Über die Zahl der Singles gibt<br />
es keine Aussagen. Damit eine Bevölkerung<br />
zahlenmässig erhalten bleibt, wird eine Geburtenrate<br />
von mindestens 2,1 benötigt. Daneben<br />
darf es keine Assimilation, Auswanderung<br />
usw. geben. Somit haben wir es hierzulande<br />
zunächst mit einem demografischen Problem<br />
zu tun: die jüdische Bevölkerung schrumpft.<br />
Wer für dieses Schrumpfen verantwortlich ist,<br />
lässt sich Anhand einer näheren Betrachtung<br />
der orthodoxen Juden feststellen: mehrere<br />
Hundert orthodoxe Familien haben fünf<br />
oder mehr Kinder. Mischehen und Assimilation<br />
kommen kaum vor. Ehen werden in<br />
relativ jungen Jahren geschlossen. Singles<br />
sind selten, da man auch nicht zögert, die<br />
<strong>Die</strong>nste von Schadchonim zu beanspruchen.<br />
Zwar wandern manche aus, aber die Zahl der<br />
Orthodoxen in der Schweiz schrumpft nicht,<br />
im Gegenteil. Deren Zahl steigt sogar seit<br />
Jahren kräftig.<br />
Freilich hat auch die Orthodoxie Probleme.<br />
<strong>Die</strong>se sind es, die sich von Generation zu<br />
Generation wandeln, aber das Judentum bleibt<br />
konstant, wie Rabb. S.R. Hirsch s.Z.l. schreibt:<br />
„<strong>Die</strong> Kulissen ändern sich, die Aufgaben<br />
bleiben jedoch die gleichen“.<br />
<strong>Die</strong> Schrumpfung der Juden in der Schweiz<br />
findet also bei den „Nicht-Orthodoxen“ statt,<br />
und zwar infolge der ungenügenden Zahl der<br />
Kinder, der Assimilation, der Mischehen und<br />
der „Singles Kultur“. Seit langem verlieren<br />
die Einheitsgemeinden Mitglieder, und alle<br />
paar Jahre verschwindet eine weitere Kleingemeinde.<br />
Es herrscht Einigkeit darüber, dass der Erhalt,<br />
der Fortbestand und die Zukunft des<br />
nichtorthodoxen Schweizer Judentums im<br />
Wesentlichen von der Jugendarbeit abhängen.<br />
Mehr noch: man hat erkannt, dass dringender<br />
Handlungsbedarf herrscht. Es wird gefordert,<br />
dass der Hebel in allererster Linie und möglichst<br />
bald bei der Jugend angesetzt werden<br />
soll. <strong>Die</strong> Frage ist jedoch, wie und womit.<br />
Es fehlt oft die kritische Masse, das heisst die<br />
Anzahl Kinder. Nichtorthodoxe Juden legen<br />
bei der Wahl ihres Wohnorts wenig Wert auf<br />
die Nähe zu jüdischen Zentren. Es entsteht<br />
eine grosse Verdünnung der jüdischen Bevölkerung.<br />
<strong>Die</strong> Assimilation beginnt bekanntlich<br />
bereits im Kindesalter, bei der Erziehung,<br />
sowohl im Elternhaus als auch in der Schule.<br />
In Einheitsgemeinden und in kleineren<br />
Gemeinden wird es schwierig, wenn nicht<br />
sogar unmöglich, alle Kinder und Jugendliche<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
zu erfassen, um ihnen jüdisches Wissen und<br />
Religionsunterricht zu erteilen.<br />
Oft schicken nichtorthodoxe Eltern ihre<br />
Kinder auch in nichtjüdische Schulen. Dabei<br />
fehlen den Eltern vielfach das nötige Wissen<br />
und/oder die Motivation, um ihre Kinder<br />
mindestens zu Hause jüdisch zu erziehen. Den<br />
Kindern wiederum fehlen geeignete Vorbilder<br />
und Bezugspersonen.<br />
Soziale Aktivitäten, Politik, Sport, Reisen und<br />
nichtreligiöse Jugendbünde genügen bei weitem<br />
nicht, um die Assimilation aufzuhalten.<br />
Immer wieder neue Zielsetzungen definieren,<br />
wie Discos oder Sicherheitsarbeit, füllen zwar<br />
kurzzeitig das Gemeindehaus, nützen aber<br />
sonst wenig, um echte jüdische Identität zu<br />
vermitteln und zu fördern. Es hat sich zur<br />
Genüge erwiesen, dass ein Ersatz der jüdischen<br />
Religion durch Zionismus, Holocaust-<br />
Studien, Antisemitismus-Forschung und<br />
dergleichen nicht das gewünschte Resultat<br />
bringt. Unter all diesen Umständen wird<br />
der Schritt in eine Mischehe nicht wirksam<br />
verhindert, oder aber man bleibt eben Single.<br />
Orthodoxe Juden wenden probate Mittel<br />
an, um dem Wandel entgegenzuwirken. Sie<br />
wohnen in oder in der Nähe von jüdischen<br />
Zentren. Ihre Kinder besuchen ganztägige<br />
jüdische Lehrstätten, und zwar vom Kindergarten<br />
an bis praktisch zum Erwachsenenalter.<br />
Vorbilder werden durch ständige, freiwillige<br />
Weiterbildung der Erwachsenen geschaffen<br />
und erhalten.<br />
Orthodoxe Juden haben für ihre nicht praktizierenden<br />
Brüder und Schwester stets offene<br />
Häuser. Viele wünschen sich sogar, ihr Wissen<br />
weiter zu vermitteln. Kompetente Kiruw-<br />
Persönlichkeiten und Organisationen im In-<br />
und Ausland stehen ernsthaften Interessenten<br />
gerne und meistens kostenlos zur Verfügung.<br />
Es liegt an den Einzelnen, die sich bietenden<br />
Gelegenheiten zu ergreifen und zu nutzen.<br />
Felix Wolgelernter<br />
SCHMID<br />
Orthopädie<br />
Technik<br />
Birmensdorferstr. 198<br />
8003 Zürich<br />
Tel.044 463 9055<br />
Fax 044 463 9338<br />
E-Mail: schmid@mails.ch<br />
www.otz.ch<br />
Mitglied Schweiz. Verband<br />
der Orthopädie-Techniker
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 / 17. Juni 2011<br />
Raw Jakow Chajim<br />
Sofer, Verfasser des<br />
'Kaf Hachajim‘<br />
Niftar am 9. Siwan 5699<br />
(1939)<br />
Raw Josef Chajim Sonnenfeld sagte über ihn:<br />
„Er gehörte zu denen, die sich mit der Tora<br />
und Awoda ‚lischma‘ beschäftigten!“ Raw<br />
Ben Zijon Aba Schaul schreibt in seinem<br />
Sefer ‚Or Lezijon‘ über ihn: „All seine Taten<br />
waren faszinierend!“<br />
Raw Jakow Chajim, der in Klall Jisrael nach<br />
seinem grossen Werk ‚Kaf Hachajim‘ benannt<br />
wurde, kam im Jahr 5630 (1870) in der Stadt<br />
Bagdad zur Welt. Seit früher Jugend widmete<br />
er sich ganz dem Tora-Studium. Seine Lehrer<br />
waren zwei der grössten Talmide Chachamim<br />
jener Zeit. Zuerst wich er nicht von der Seite<br />
des Verfassers des ‚Siwche Zedek‘, Raw<br />
Abdalla Sommech, und später stand er dem<br />
‚Ben Isch Chaj‘, Raw Josef Chajim, sehr nahe.<br />
Im Jahr 5664 (1904) kam er zum ersten Mal<br />
nach Erez Jisrael, um sich zu den Kiwre<br />
Zaddikim zu begeben. Er beschloss aber bald,<br />
in Erez Jisrael zu bleiben. Seine Frau wandte<br />
sich an seinen Rebbe, den Ben Isch Chaj und<br />
fragte ihn, was sie tun solle. Er wies sie an,<br />
ihrem Mann zu folgen, denn so steht es in der<br />
Mischna (Ketubot 110b). Um die Ausgaben<br />
der Reise zu bezahlen, könne sie jedoch einen<br />
Teil seiner Sefarim verkaufen.<br />
In Jeruschalajim wurde der Kaf Hachajim<br />
von den grossen Mekubalim in der Jeschiwat<br />
‚Bet El‘ in der Altstadt mit offenen Armen,<br />
aufgenommen. Es dauerte nicht lange, bis er in<br />
allen Kreisen als Gadol Batora der offenen und<br />
der verborgenen Tora bekannt wurde. Einige<br />
Jahre danach verliess er die Jeschiwat Bet<br />
El und lernte in der neu eröffneten Jeschiwa<br />
‚Schoschanim Ledawid‘ im Quartier ‚Bet<br />
Jisrael ‘. Dort lernte er bis ans Ende seines<br />
Lebens. Man ermöglichte es ihm dort, sich in<br />
der Esrat Naschim einzuschliessen und von<br />
allen weltlichen Dingen abgeschnitten zu sein.<br />
Dort sass er, vertiefte sich ins Lernen und<br />
verfasste sein grosses Werk, die acht Bände<br />
des ‚Kaf Hachajim‘. Zur selben Zeit war er<br />
auch Raw Aw Bet Din der babylonischen<br />
Gemeinden.<br />
Das Sefer „Kaf Hachajim“ ist ein halachisches<br />
Werk, das sich auf den Schulchan Aruch Or<br />
Hachajim und Jore Dea bezieht. Es war damals<br />
etwas ganz Neues, ein Sefer, das einerseits<br />
die Psakim der Gedolim der offenen Tora und<br />
anderseits auch die Erklärungen des Arisal und<br />
des Rascha‘sch umfasste. Beim Erscheinen<br />
des ersten Bandes im Jahr 5670 (1910) wurde<br />
es sofort in allen Teilen von Klall Jisrael<br />
angenommen. Man begann dann auch, ihm<br />
von allen Teilen der Welt halachische Fragen<br />
vorzulegen.<br />
Raw Jehuda Zadka vergleicht den Kaf Hacha-<br />
17<br />
jim mit dem Mischna Berura und schreibt<br />
darüber: „<strong>Die</strong>se zwei Zaddikim hatten das<br />
Verdienst, die Posskim der vergangenen und<br />
heutigen Generation zu sein, und ihre Sefarim<br />
sind in jedem Haushalt zu fi nden… Weshalb<br />
hatten ausgerechnet diese zwei Zaddikim<br />
diesen Verdienst? Weil sie mit der Heiligkeit<br />
ihres Mundes aussergewöhnlich vorsichtig<br />
umgingen! Denn alles ist davon abhängig!“<br />
Als der erste Band des Kaf Hachajim bereit war<br />
zum Druck, hatte Raw Jakow Chajim keine<br />
Mittel, um es herauszugeben. Seine Freunde<br />
rieten ihm, sich ins Ausland zu begeben, um<br />
dort dafür Geld zu sammeln. Mit schwerem<br />
Herzen verliess er das heilige Land und fuhr<br />
mit dem Zug nach Ägypten. Gleich als er<br />
aus dem Zug stieg, traf er den reichen Josef<br />
Samucha. Jener erkannte den Zaddik und<br />
fragte ihn, was der Grund seines Besuchs in<br />
Ägypten sei. Als er hörte um was es ging,<br />
gab er ihm auf der Stelle zweihundert Lira,<br />
ein Betrag, der Raw Jakow Chajim genügte,<br />
um das Sefer drucken zu lassen. Der Kaf<br />
Hachajim machte gleich kehrt und nahm den<br />
nächsten Zug zurück nach Jeruschalajim. Als<br />
man ihn fragte, warum er nicht versuchte, für<br />
seine kommenden Bände noch etwas Geld<br />
zu sammeln, wenn er doch schon dort war,<br />
antwortete er: „Ich werde mich auch nicht<br />
nur für eine Sekunde unnötig im Ausland<br />
aufhalten!“<br />
Ausser dem ‚Kaf Hachajim‘ verfasste Raw<br />
Jakow Chajim auch noch ein paar andere<br />
Sefarim. Er schrieb ein Sefer über Hilchot<br />
Sta“m (Sefer Tora, Tefi llin und Mesusot), von<br />
dem Raw Chajim Kaniewsky schlit’a sagte,<br />
dass jeder Sofer dieses Sefer zur Hilfe nehmen<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
.rtc rat ohase<br />
muss. Und er schrieb auch zwei Sefarim über<br />
Drusch und Mussar, denen er den Namen<br />
‚Jagel Jakow‘ und ‚Jismach Jisrael‘ gab.<br />
Sein ganzes Verhalten, vom Dawenen, Lernen,<br />
Kijum Mitzwot bis hin zum Essen basierte<br />
auf den Überlieferungen des Arisa’l und des<br />
Rascha’scha. Während vieler Jahre schloss<br />
sich Raw Jakow Chajim der Versammlung<br />
der Mekubalim in der Jeschiwat ‚Rechowot<br />
Hanahar‘ in der Bucharim-Gegend an. Der<br />
Rosch Jeschiwa, Raw Chajim Schaul Dwik,<br />
schätzte ihn sehr, und beauftragte ihn deshalb<br />
auch mit dem Herausgeben seiner Sefarim.<br />
Am 11. Tamus des Jahrs 5685 (1925) gab es in<br />
Erez Jisrael ein schweres Erdbeben, bei dem<br />
unzählige Häuser und Gebäude einstürzten.<br />
Auch in Jeruschalajim forderte das Beben<br />
viele Tote. In der Jeschiwat ‚Schoschanim<br />
Ledawid‘, in der der Kaf Hachajim zu diesem<br />
Zeitpunkt lernte, fi el der äussere Teil des<br />
Gebäude zusammen, jedoch nur genau bis<br />
zum Platz, auf dem Raw Jakow Chajim sass.<br />
Raw Jakow Chajim lebte sein ganzes Leben<br />
äusserst bescheiden. Oft geschah es, dass er<br />
noch kurz vor Schabat kein Geld hatte, um<br />
Essen für Schabat zu kaufen. Dann kam aber<br />
immer der vermögende Raw Nissim Nachum<br />
und gab ihm, was er benötigte.<br />
Am Schabat-Nachmittag, nach dem Jom Tow<br />
Schawuot des Jahres 5699 (1939) gab der<br />
Kaf Hachajim plötzlich seine Seele, seinem<br />
Schöpfer zurück, als er nur 69 Jahre alt war.<br />
Er wurde am folgenden Tag, in Anwesenheit<br />
Tausender, begraben.<br />
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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
VON N SELTZER<br />
Es war ein neues Jahr - eine neue Zeit.<br />
Jeder Anfang ist wunderbar, doch man ist<br />
auch angespannt. Wenn die Schule beginnt,<br />
schliesst man neue Freundschaften; Schüler<br />
beschliessen, mit wem sie während den<br />
nächsten elf Monaten befreundet sein wollen.<br />
Es kann ein willkürlicher Entschluss sein,<br />
abhängig davon, ob die Bluse des Gegenübers<br />
gebügelt ist oder nicht. Das tönt vielleicht<br />
sinnlos, doch Teenager sind nicht berühmt<br />
dafür, dass sie alles gut durchdenken.<br />
Das ganze Seminar war in der Aula versammelt<br />
- zum ersten Mal im Jahr - und ich<br />
schaute mich um, um zu sehen, wenn ich<br />
ansprechen wollte. Als ich mich umwandte,<br />
weil der Raw eintrat, fiel mein Auge auf ein<br />
gewisses Mädchen, und ich wusste sofort, dass<br />
ich sie als Freundin wollte. Sie war klein und<br />
zierlich, doch was ihr an Höhe fehlte, hatte sie<br />
in Energie auf Vorrat. Unsere Augen trafen<br />
sich einen Moment lang und ich erkannte<br />
ein verschmitztes Zwinkern, das mich zu<br />
rufen schien.<br />
Ich kann nicht erklären, wie ich wusste, dass<br />
ich ihre Freundin sein wollte, doch es war mir<br />
klar, dass diese Freundschaft etwas Besonderes<br />
sein würde, und sie hatte – so unglaublich<br />
es auch tönt – das gleiche Gefühl. Vom ersten<br />
Moment klickte es zwischen uns. Wenn man<br />
sich mit jemandem gut versteht, dann öffnet<br />
man ihm „sein Herz“ und lässt den Menschen<br />
in sein Inneres blicken. Aber wenn man das<br />
tut, gibt man ihm die Möglichkeit, einem<br />
Schmerz zuzufügen. Nicht, dass Rina und<br />
ich je dachten, dass wir streiten würden. Wir<br />
waren sicher, wir würden für den Rest des<br />
Jahres - und eigentlich für immer - Freundinnen<br />
bleiben.<br />
An einem Abend hatten wir frei, um Jeruschalajim<br />
kennen zu lernen und wir verbrachten<br />
ihn zusammen. Unser Seminar lag an einer<br />
Strasse ungefähr zwanzig Minuten vom<br />
Stadtzentrum entfernt und wir spazierten<br />
durch die Stadt und lernten das Quartier mit<br />
unseren Füssen kennen. Sie erzählte mir von<br />
ihrer Familie und ich von meiner. Wir teilten<br />
amüsante Geschichten und diskutierten, wie<br />
erwachsen es sich anfühlte, ganz alleine hier<br />
in Jeruschalajim zu sein.<br />
Als es über den Strassen dunkel wurde, hatten<br />
wir das Gefühl, dass wir einander schon seit<br />
jeher kannten, als ob wir schon immer gute<br />
Freundinnen gewesen wären. Wir nahmen den<br />
Bus zurück ins Seminar, wo wir einander als<br />
Studienpartner wählten und dann auspackten.<br />
Welch grossartiger Abend.<br />
<strong>Die</strong> folgenden Tage verbrachten wir damit,<br />
uns an alles zu gewöhnen. Wir machten<br />
Einkäufe und sahen vieles. Wir genossen<br />
den Sonnenschein am Freitagnachmittag auf<br />
18<br />
Ein unachtsames Wort<br />
Malche Jisrael, hörten die neuste Musik im<br />
Galpaz und genossen die Gerüche, die aus der<br />
Brooklyn- Bäckerei drangen. Es war eine neue<br />
Welt – ganz anders als die 13th Avenue in Boro<br />
Park oder die Central Avenue in Five Towns.<br />
<strong>Die</strong> Menschen hier schienen viel lebendiger<br />
als zu Hause; alle schrieen und lachten. <strong>Die</strong><br />
Zedaka-Sammler hatten Charakter und wehe<br />
demjenigen, der sich an den Platz eines<br />
anderen stellte. Bärtige Männer und Jungen<br />
tanzten auf Minibussen, aus denen lärmige<br />
Musik drang. Nein, man konnte nichts hier<br />
mit zuhause vergleichen.<br />
Wir kauften die üblichen Geschenke: kleine<br />
silberne Ketten mit den Namen unserer<br />
Schwestern, die Namensschilder aus Holz<br />
für die Wohnungstüre, alle Bücher, die hier<br />
so viel billiger waren als zuhause (wir vergassen<br />
natürlich, dass wir für das Übergewicht<br />
bezahlen würden).<br />
Schabbat war die Zeit, in der wir die israelische<br />
Seite unserer Familie kennenlernten. Rina und<br />
ich nahmen uns jeweils gegenseitig mit, wenn<br />
wir unsere israelische Familie besuchten.<br />
Sie traf meine Tante in Nachlaot und meine<br />
Cousinen in Petach Tikva und Bne Berak und<br />
ich wurde ihrer Familie in Rechowot, Ramat<br />
Bet Schemesch und Arse Habira vorgestellt.<br />
Nach den Schabbat -Mahlzeiten machten<br />
wir lange Spaziergänge und es schien, als ob<br />
uns nie der Gesprächsstoff ausgehen würde.<br />
Manchmal regnete es und wir kehrten lachend<br />
zu unseren Gastgebern zurück, nass von den<br />
Regentropfen und sie lächelten und dachten<br />
wir seien verrückt, weil wir es während dem<br />
kalten Winter draussen genossen.<br />
Wir lernten zusammen. Rina war wirklich<br />
klug, sie verstand die Mefarschim und konnte<br />
sie erklären. Andere Mädchen kamen oft zu<br />
uns und baten um eine Erklärung des Ramban<br />
oder um die Übersetzung eines Wortes und<br />
wir halfen ihnen gerne. Schliesslich wurde<br />
unsere Ecke sehr beliebt.<br />
Es waren immer Mädchen da, die lernen<br />
wollten, uns Fragen stellten oder einfach<br />
schwatzten. Wir genossen es sehr.<br />
Einige Monate vergingen und ich war zu<br />
einer Schewa Brachot in Betar eingeladen,<br />
ca. zwanzig Minuten Fahrt von Jeruschalajim<br />
entfernt. Das Seminar hatte mir erlaubt, daran<br />
teilzunehmen und ich hatte meine Familie gefragt,<br />
ob ich eine Freundin mitbringen durfte.<br />
Sie waren sofort einverstanden.<br />
Es war ein wunderschöner Abend. Es gab<br />
viel Musik, Singen und gutes Essen. Es war<br />
erst spät abends zu Ende und wir hatten den<br />
letzten Bus verpasst, also bestellte uns meine<br />
Familie ein Taxi für den Weg zurück. Als wir<br />
draussen in der absoluten Stille der Nacht auf<br />
das Taxi warteten, konnten wir hören, wie die<br />
Araber in einer nahe gelegenenen Moschee<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
zum Gebet riefen.<br />
Es wehte ein frischer Wind, einige Regentropfen<br />
trafen uns. Unten im Tal sahenw ir winzige<br />
Lichter, wie Nadelstiche in der Dunkelheit,<br />
die von der tiefen Nacht verschluckt wurden.<br />
<strong>Die</strong> Strassenlaternen badeten uns in ihr<br />
oranges Licht. Wir warteten schweigend, es<br />
bestand kein Grund zu sprechen. Der Himmel<br />
wurde langsam heller und dann begannen die<br />
Sonnenstrahlen die Luft mit Farbe zu füllen,<br />
zuerst nur schwach, dann immer stärker und<br />
heller. Rot und orange und gelb, bis es so hell<br />
war, dass wir nicht mehr hinschauen konnten.<br />
Endlich kam das Taxi, wir stiegen ein und<br />
fuhren zur Kotel, um ein frühes Schacharit<br />
zu dawenen. Als die Sonne in all ihrer Pracht<br />
über der Mauer aufstieg, schaute ich meine<br />
beste Freundin an und dachte: Kann es noch<br />
besser werden?<br />
Wenn ich zurückschaue, dann kann ich „nein“<br />
sagen, es wird nicht besser. Es wird schlimmer<br />
– viel schlimmer.<br />
Wir hatten einen Streit. Bei einem Streit geht<br />
es normalerweise um etwas Dummes und<br />
dieser Streit war keine Ausnahme. Rina hatte<br />
mir ein Bild von ihrer Familie gezeigt und ich<br />
machte einen dummen Kommentar darüber,<br />
wie einer ihrer Brüder aussah.<br />
Das war offensichtlich ein wunder Punkt, denn<br />
Rina wurde plötzlich sehr aufgeregt. Als ich<br />
realisierte, wie verletzend mein Kommentar<br />
war und welchen Fehler ich gemacht hatte,<br />
entschuldigte ich mich sofort, doch es half<br />
nichts. Unsere Freundschaft der vergangenen<br />
vier Monate löste sich in nichts auf, als ob sie<br />
nie existiert hätte.<br />
Dann sagte Rina einige Worte – nur wenige<br />
Worte – doch sie waren so scharf, so schneidend,<br />
dass ich sie während all den Jahren<br />
nicht vergessen habe.<br />
„Wenn wir heiraten“, sagte sie gehässig zu<br />
mir, „werden wir deinen Mann und meinen<br />
Mann sehen. Dann werden wir über Aussehen<br />
sprechen!“<br />
Ich konnte nicht glauben, dass sie das gesagt<br />
hatte. Ihre Worte waren so oberflächlich, so<br />
kindisch und doch so schmerzlich. Doch sie<br />
war wütend, sehr wütend und sie hatte sie<br />
ausgesprochen.<br />
Am nächsten Tag informierte sie mich, dass<br />
sie nicht mehr mit mir lernen wollte. Ich akzeptierte<br />
das, was sonst hätte ich tun können?<br />
Man kann niemanden zwingen, mit einem<br />
befreundet zu sein.<br />
Damit begann ein neues Leben für mich.<br />
Bisher war ich immer von Mädchen umringt<br />
gewesen, doch jetzt war niemand mehr da.<br />
Sie kamen immer noch zu Rina, doch ich sass<br />
alleine. Ich fand mir einen neuen Lernpartner,<br />
doch es betrübte mich zu sehen, dass sich<br />
die ganze Klasse immer um meine frühere
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Freundin scharte.<br />
Innerhalb weniger Tage entdeckte ich, wie viel<br />
Macht Rina besass. Ich betrat ein Zimmer, in<br />
dem sie und einige Mädchen am Schwatzen<br />
waren und alle verstummten. Es war mir klar,<br />
dass ich das Gesprächsthema war, doch wie<br />
konnte man so etwas beweisen?<br />
Vor dem „grossen Streit“ hatten wir vorgehabt,<br />
in unseren Ferien mit einigen anderen Mädchen<br />
im Land zu reisen. Rina und ich hatten<br />
das Ganze geplant. Nun war ich nicht einmal<br />
eingeladen. Ich war mit allen befreundet gewesen<br />
und plötzlich hatte ich keine einzige<br />
Freundin mehr. Es lag so viel Laschon Hara<br />
in der Luft, dick und schmutzig, ich fühlte es<br />
die ganze Zeit.<br />
Nichts war mehr wie früher. Ich konnte dem<br />
Starren meiner Klassenkameradinnen nicht<br />
entgehen. Das Leben war grau und trübselig.<br />
Und die ganze Zeit sah mich Rina mit einem<br />
Blick an, der besagte: „Du hast das Falsche<br />
gesagt und ich werde dir nicht verzeihen.“<br />
Es war ein einziger Ausrutscher gewesen,<br />
sicherlich verdiente ich dafür nicht die „Todesstrafe“<br />
und ich hatte sie einige Male um<br />
Verzeihung gebeten. Zwar versicherte sie mir,<br />
dass sie mir verziehen hatte, doch alles rief mir<br />
zu, dass es nicht stimmte. Ich konnte fühlen,<br />
wie mein Selbstvertrauen zerstört wurde, jedes<br />
bisschen davon, jeden Tag mehr.<br />
<strong>Die</strong> nächsten Monate waren eine tägliche<br />
Folter, vom Morgen, wenn ich sie beim Frühstück<br />
sah, bis spät abends, wenn mein Zimmer<br />
19<br />
von meiner Einsamkeit widerhallte. Es war<br />
ein Erlebnis, das ich nicht einmal meinen<br />
schlimmsten Feinden wünschen würde - und<br />
es war mein Leben.<br />
Schliesslich fand ich mich irgendwie mit<br />
meiner Situation ab. Ich begann, mich mit<br />
anderen Mädchen zu befreunden, die weniger<br />
beliebt waren und deshalb Rina nicht so sehr<br />
hörig waren. Sie waren froh, mich in ihrer<br />
Gruppe zu haben, und ich arbeitete daran,<br />
dass mein Leben wieder glücklich wurde,<br />
auch ohne Rina.<br />
Dann wurde es Purim.<br />
Ein lustiges Spiel war geplant, natürlich nicht<br />
von mir. Ich gehörte nicht mehr zu der Gruppe,<br />
doch andererseits musste ich mich auch nicht<br />
dafür abrackern, was auch seine Vorteile hatte.<br />
Nach dem Spiel gab es eine Party mit viel<br />
Nasch und Spielen. Alle waren verkleidet.<br />
Unsere Lehrerinnen waren dort und trugen<br />
viel zur guten Stimmung bei mit ihren Kostümen,<br />
lustigen Liedern und Gedichten. Auch<br />
die ernsthaften Lehrerinnen waren sehr lustig.<br />
Danach gab es einen Kumsitz in der Aula.<br />
Ich sass irgendwo hinten, sang und genoss<br />
die Stimmung, als ich eine Hand auf meiner<br />
Schulter spürte. Ich schaute auf und sah<br />
schockiert, dass sich Rina über mich beugte.<br />
Sie deutete mir, dass ich ihr aus dem Zimmer<br />
folgen sollte.<br />
Als wir draussen im Korridor waren, war es<br />
schrecklich still, besonders nach dem ganzen<br />
Lärm, der drinnen herrschte. Dann realisierte<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
ich, dass das das erste Mal seit sehr langem<br />
war, das ich ihr in die Augen schaute, das<br />
Mädchen anschaute, das mein Jahr verdorben<br />
hatte. Ich wurde so wütend, dass ich mich<br />
vor mir selbst erschreckte. Welche Chuzpa,<br />
dachte ich mir, welche Arroganz, dass sie<br />
denkt, sie kann mein Leben zerstören wegen<br />
einem falschen Satz, für den ich mich sofort<br />
entschuldigt habe.<br />
Was konnte Rina nur von mir wollen? Einige<br />
Mädchen gingen an uns vorbei und schauten<br />
uns neugierig an. Alle wussten, dass Rina<br />
seit einigen Monaten nicht mehr mit mir<br />
gesprochen hatte. Sie wunderten sich, was<br />
nun vor sich ging.<br />
Rina zog mich aus dem Korridor, in eines<br />
der leeren Klassenzimmer. „Hör zu“, sagte<br />
sie eilig, „ich habe nachgedacht über das,was<br />
dieses Jahr geschehen ist, und ich habe plötzlich<br />
realisiert, wie schlecht ich dich behandelt<br />
habe. Ich war so gemein zu dir. Und ich habe<br />
Laschon Hara gesprochen über dich. Ich weiss,<br />
ich habe dein Jahr ruiniert und ich weiss auch,<br />
dass du es nicht verdient hast.<br />
„Ich weiss, dass mein Benehmen unverzeihbar<br />
ist – doch bitte sei mir trotzdem mochel. Es<br />
tut mir so leid, was ich dir angetan habe. Ich<br />
wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen<br />
und alles wieder gut machen, doch es ist zu<br />
spät dafür. Bitte verzeih mir – bitte, bitte.“<br />
So dramatisch, dachte ich mir. Es war fast,<br />
als beobachtete ich diese Szene von irgendwo<br />
ausserhalb meines Körpers.
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Wovon muss Ma’asser<br />
gegeben werden?<br />
(Fortsetzung)<br />
Geld, das man auf verbotene Weise<br />
verdiente<br />
55) Auch Geld, das auf verbotene Weise in<br />
die Hände eines Menschen gelangte, muss<br />
gema’assert werden 1 . Einige schreiben jedoch,<br />
dass man mit einer Sünde keine Mitzwa<br />
machen kann, und demnach von solchem Geld<br />
kein Ma’asser geben kann 2 .<br />
Ma’asser von verbotenem Zins<br />
56) Selbst laut der Meinung, die zum Ma’asser-<br />
Geben von Geld, das auf verbotene Weise<br />
verdient wurde, verpfl ichtet, ist dies bei verbotenem<br />
Zins nicht unbedingt der Fall:<br />
Hat man Zins genommen, der von der Tora<br />
aus verboten ist, dann ist man verpfl ichtet,<br />
das Geld wieder zurückzuerstatten und man<br />
ist deshalb auch nicht verpfl ichtet, dieses Geld<br />
zu ma’assern. Kann man es aus irgendeinem<br />
Grund nicht zurückgeben, dann ist man verpfl<br />
ichtet, es zu ma’assern 3 .<br />
Waren die Zinsen hingegen ‚nur‘ von den Rabanan<br />
verboten, dann ist man von der Halacha<br />
aus nicht verpfl ichtet, dieses Geld zurück zu<br />
erstatten, und somit ist man verpfl ichtet, dieses<br />
Geld zu ma’assern. Das gilt selbst dann, wenn<br />
man dennoch ‚jede Schamajim‘ erfüllen will<br />
und das Geld zurückgeben möchte 4 .<br />
Laut der Meinung, die vom Ma’assern von<br />
Geld befreien, das auf verbotene Weise<br />
verdient wurde, kann auch bei dieser Sünde<br />
d’Rabanan kein Ma’asser gegeben werden 5 .<br />
Mitgift<br />
57) Ein Chatan, der für seine Mitgift Geld erhält,<br />
ist verpfl ichtet, dieses Geld zu ma’assern.<br />
Man verteilt dieses Maaser aber normalerweise<br />
an die bedürftigen Verwandten von<br />
Chatan und Kalla, da sie den anderen Armen<br />
zuvorkommen 6 .<br />
Der Sche’ilat Ja’awetz schreibt darüber, dass<br />
man sich so verhält, damit auf diesem Geld<br />
ein Segen ruht. Da man aber befürchten muss,<br />
dass das junge Paar kein Ma’asser davon geben<br />
möchte, ist es der Brauch, dass die Väter das<br />
Ma’asser austeilen, da sie diese Mitzwa sicher<br />
Das war verrückt. Ich hatte so lange darauf<br />
gewartet und endlich bat sie mich um Verzeihung.<br />
Doch die Wut in mir war so gross,<br />
sodass es keinen Unterschied mehr machte.<br />
Sollte ich ihr Monate voller schmerzhafter<br />
Momente einfach so verzeihen, weil dieses<br />
Mädchen endlich beschlossen hatte, dass<br />
sie zu weit gegangen war? Sie hatte meine<br />
Freundschaft mit den anderen Mädchen<br />
zerstört und sie hatte mein Jahr ruiniert. Sie<br />
verdiente keine Verzeihung.<br />
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Eines<br />
20<br />
vesm ,ufkv<br />
Aus „Hilchot Ma‘asser Kesafim“<br />
von Raw Jisrael Josef Bronstein schlita<br />
gerne tun werden.<br />
Im Sefer Zedaka Umischpat steht, dass das<br />
junge Paar das Ma’asser-Geld der Mitgift<br />
wieder ihren Eltern zurückgeben soll, falls<br />
diese es selber nötig haben und sich durch das<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
Verheiraten ihrer Kinder verschuldet haben.<br />
58) Jedoch bestehen Meinungen, die zwischen<br />
zwei Arten von Mitgift unterscheiden: Wurde<br />
das Geld ohne Bemerkung gegeben, dann muss<br />
man es ma’assern. Eine Mitgift, die hingegen<br />
zum Zweck gegeben wurde, dass der Chatan<br />
in Ruhe lernen kann, wie zum Beispiel, wenn<br />
man ihm das Geld auf ein Konto anlegt, das<br />
Zinsen trägt, dann muss der Chatan vom<br />
Betrag kein Ma’asser geben, sondern nur von<br />
den monatlichen Zinsen 7 .<br />
Grundbesitz als Mitgift<br />
59) Erhält man als Mitgift einen Grundbesitz,<br />
schreiben verschiedene Gedolim, dass man<br />
nur den Ertrag, jedoch nicht den Grundbetrag<br />
ma’assern muss 8 . (Das Ma’assern einer Wohnung<br />
werden wir separat behandeln.)<br />
1 Schut Minchat Jitzchak.<br />
2 Raw J.J. Fischer.<br />
3 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach.<br />
4 Nach Schu’t Minchat Jitzchak und Psakim von<br />
Raw Schlomo Salman Auerbach.<br />
5 Raw J. J. Fischer.<br />
6 Ta’s Jo’d 331.32, Sche’ilat Ja’awetz, Schwut<br />
Jakow, Zedaka Umischpat.<br />
7 Schut Igrot Mosche.<br />
8 Josef Omez, siehe dazu auch Schewet Halevi 5.<br />
Band, Siman 133.<br />
Jemand fasste einen <strong>Die</strong>b und drohte ihm, ihn<br />
der Polizei auszuliefern, falls er sich nicht bereit<br />
erklärt, einen gewissen Betrag für Zedaka<br />
zu geben. Handelte er richtig?<br />
Antwort von Raw Jitzchak Silberstein schlita:<br />
„Da man annehmen kann, dass dieser <strong>Die</strong>b von seinen Verdiensten kein Ma’asser gibt, hat<br />
man richtig gehandelt, ihn zum Zedaka-Geben zu zwingen. <strong>Die</strong> Gemara in Bawa Batra 8b<br />
bringt eine Geschichte, in der Rawa, Raw Natan gezwungen hatte, Zedaka zu geben. Siehe<br />
dort in Tossafot.<br />
Im Schulchan Aruch steht (Jore De’a <strong>24</strong>8.1): „Das Bet Din kann den Menschen zwingen und<br />
schlagen, bis er das gibt, was angemessen scheint. Und man nimmt von ihm, was er geben sollte.“<br />
Siehe auch im Noda Bijehuda, der bespricht, ob eine Frau Zedaka geben darf, wenn sie weiss,<br />
dass Ihr Mann nicht so viel gibt, wie er eigentlich geben sollte. Er entscheidet zwar, dass sie<br />
nicht ohne die Erlaubnis ihres Mannes Zedaka geben darf. <strong>Die</strong> Person in unserem Fall hingegen,<br />
hatte sich ja bereit erklärt, dieses Geld für Zedaka zu geben, nachdem man sie gezwungen<br />
hatte. Demnach hat der Mann richtig gehandelt.“<br />
(Alenu Leschabe’ach 2. Teil, Seite 661)<br />
wusste ich jedoch, wenn jemand einen anderen<br />
um Verzeihung bittet, so verlangt die Torah,<br />
dass wir unser Bestes tun.<br />
Ich schloss meine Augen und versuchte all<br />
die Monate voller Hass und schrecklichem<br />
Benehmen zu verdrängen. Ich versuchte,<br />
mich an die nette Person zu erinnern, die sie<br />
vor dem Streit gewesen war.<br />
„Ich verzeihe dir“, sagte ich. Ich weiss nicht,<br />
ob ich es meinte, doch ich sagte es trotzdem. Es<br />
war das Beste, dass ich momentan tun konnte.<br />
Sie dankte mir, wandte sich um und wir<br />
kehrten beide zu den anderen zurück, doch<br />
ich fühlte mich nicht erfrischt und glücklich,<br />
dass unser Streit vorüber war. Ich fühlte mich<br />
schmutzig und traurig. Ein Teil von mir wies<br />
mich zurecht: „Weshalb hast du gesagt, dass<br />
du ihr verzeihst? Du hättest ihr sagen sollen,<br />
was du wirklich über sie denkst. Du hättest<br />
ihr sagen sollen, dass du ihr nicht verzeihen<br />
kannst, dass sie dein Leben ruiniert hast, dass<br />
sie nicht einfach tun kann, was sie will und<br />
dann angerannt kommen kann, wenn sie ihr<br />
Gewissen plagt.“
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 / 17. Juni 2011<br />
Doch ich hatte ihr schon „verziehen“. Unser<br />
Verhältnis war nie sehr toll danach, doch<br />
wenigstens hatten wir gerettet, was gerettet<br />
werden konnte.<br />
Viele Jahre vergingen und vieles änderte sich.<br />
Ich hatte jetzt viele Freundinnen. Rina war<br />
schon lange nicht mehr in meinem Leben<br />
und ich dachte nur selten an jenes Jahr im<br />
Gehinnom.<br />
Dann sprach ich eines Tages mit einer alten<br />
Freundin, die über mein schreckliches Jahr<br />
Bescheid wusste. <strong>Die</strong> Freundin erwähnte, dass<br />
sie bei Rinas Chatuna gewesen war in einem<br />
der teuersten Säle der Stadt. „Alles an der<br />
Chatuna war exklusiv“, sagte meine Freundin,<br />
„von Rinas Kleid zum Orchester und den<br />
Blumen ... es war eine exklusive Chatuna.“<br />
„Wow! Das ist echt toll“, sagte ich. Dann erinnerte<br />
ich mich plötzlich an die hasserfüllten<br />
21<br />
Das Opfer wird zurückgezahlt<br />
Reb Paltiels Haus platzte fast vor Freude wegen<br />
der Verlobung seiner Tochter mit einem<br />
herausragenden jungen Talmid Chacham. <strong>Die</strong><br />
kleinen Zimmer waren hell wie der Tag, erhellt<br />
von den fröhlichen Gesichter der Menschen<br />
und dem inneren Glück, das direkt aus dem<br />
Herz kommt. In diesen kostbaren Momenten<br />
richtete sich Reb Paltiels gebeugte Figur, die<br />
sich unter einem Leben voller Schwierigkeiten<br />
gebückt hatte, ein wenig auf. Mit leuchtenden<br />
Augen dankte er Seinem Vater im Himmel,<br />
Der seine Gebete gehört und ihm seinen<br />
Herzenswunsch gewährt hatte.<br />
<strong>Die</strong> Verlobung war der Höhepunkt vieler Jahre<br />
der Gebete. Sein ganzes Leben lang hatte Reb<br />
Paltiel Seinen Schöpfer um einen würdigen<br />
Schwiegersohn gebeten. Nun endlich war er<br />
dabei, die Erfüllung seiner Träume zu sehen.<br />
Zwar war er selbst ein einfacher Mensch,<br />
doch trotz seines bescheidenen Lebens war<br />
er entschlossen, alle Bemühungen zu machen,<br />
um einen ausserordentlichen Schidduch zu<br />
finden – auch wenn das bedeutete, dass er<br />
seinen ganzen Besitz verkaufen musste.<br />
Als Erstes musste der junge Mann von<br />
G’ttesfurcht durchdrungen sein. Zudem<br />
musste sein Torah-Wissen umfassend und<br />
tief sein und sein Verlangen zu lernen sehr<br />
stark. Und er musste einen ausgezeichneten<br />
Charakter haben – kurz: beliebt bei Haschem<br />
und Mensch sein.<br />
Als seine Tochter in das heiratsfähige Alter<br />
kam, besuchte Reb Paltiel alle Schadchanim<br />
der Stadt und erklärte ihnen, was er suchte.<br />
Er liess nichts unerwähnt und versprach jeden<br />
Betrag zu zahlen, sodass er den besten Jungen<br />
für seine Tochter erhielt.<br />
<strong>Die</strong> Schadchanim waren sehr erstaunt. War<br />
das Reb Paltiel, der bescheidene Mensch,<br />
den sie immer gekannt hatten. Was war mit<br />
ihm geschehen?<br />
Sie versuchten, ihn zu überreden, seine Liste<br />
Worte, die sie vor all den Jahren ausgespuckt<br />
hatte. Wenn wir heiraten, dann werden wir<br />
meinen Mann und deinen Mann sehen.<br />
Dann werden wir nochmals über Aussehen<br />
sprechen.<br />
„Aber die Chatuna war sehr traurig“, erzählte<br />
meine Freundin weiter.<br />
„Traurig?“ fragte ich überrascht. „Weshalb<br />
sollte sie traurig gewesen sein?“<br />
„Rinas Chatan wurde sehr krank und wurde<br />
kurz vor der Hochzeit ins Spital eingeliefert.<br />
Er ging zu seiner Chuppa mit einer Infusion<br />
im Arm.“<br />
Mein Mund blieb weit offen stehen. <strong>Die</strong>se<br />
Worte, die vor solch einer langen Zeit ausgesprochen<br />
wurden, schlugen mir nun an den<br />
Kopf wie ein Hammer.<br />
„Sie verliessen ihre Chatuna frühzeitig“,<br />
sagte meine Freundin. „Der Chatan war so<br />
Für <strong>Die</strong> KinDer<br />
mit Bedingungen zu kürzen, doch er liess nicht<br />
mit sich reden. Als sie sahen, dass er es ernst<br />
meinte, begannen sie ihre Vorschläge vorzubringen.<br />
Jeder erwähnte Junge war brillanter<br />
und vielversprechender als der vohergehende.<br />
Sie begannen mit Familien von bekannten<br />
Geschäftsleuten und angesehenen Mitgliedern<br />
der Gemeinde, doch Raw Paltiel schüttelte<br />
den Kopf. Solche Vorschläge waren nicht<br />
verlockend. Nach einiger Zeit baten die<br />
Schadchanim um eine Erklärung.<br />
„Hört zu“, erklärte Reb Paltiel, „ich bin weder<br />
ein reicher Mann, noch ein angesehenes<br />
Mitglied der Gemeinde. Wie ihr wisst, bin<br />
ich ein einfacher Mann, der seinen Unterhalt<br />
mit schwerer Arbeit verdient. Ich will nicht,<br />
dass meine Tochter in eine Familie heiratet,<br />
die sozial weit über mir steht. <strong>Die</strong> Reichen<br />
und Mächtigen brauchen mein Geld nicht. Sie<br />
würden eine Ehe vorziehen, die ihnen Ehre<br />
bringt. Auch wenn ich mein Haus mit Gold<br />
und Silber für ihren Sohn füllen würde, würde<br />
das nichts an der Tatsache ändern, dass ich<br />
ein einfacher Arbeiter bin. Weshalb soll ich<br />
jemanden als Mechutan wollen, der weit über<br />
meinem sozialen Status steht?“<br />
<strong>Die</strong> Schadchanim waren mit Reb Paltiels Meinung<br />
einverstanden und warteten gespannt,<br />
was er als Nächstes sagen würde.<br />
„Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich nicht<br />
versuche, mit diesem Schidduch Prestige zu<br />
erwerben“, sagte er. „Was ich suche, ist ein<br />
Junge, der selbst etwas Besonderes ist, nicht<br />
wegen seiner Abstammung. Findet mir einen<br />
Jungen mit gutem Charakter, der daran gearbeitet<br />
hat, ein Talmid Chacham zu werden.<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
schwach, dass er nicht länger bleiben konnte.<br />
Und weisst du was? Rina und ich sprachen<br />
während ihren Schewa Brachot und sie sagte:<br />
‚Awigail, jemand muss wirklich wütend sein<br />
auf mich, dass so etwas geschehen ist.‘<br />
Ich habe sie nicht daran erinnert, was sie dir<br />
angetan hat und wie genau die Worte, die sie<br />
dir gesagt hat, zurückgekommen sind, um sie<br />
zu verfolgen. Ich meine, wenn sie sich nicht<br />
selbst erinnert, was bringt es dann, es ihr unter<br />
die Nase zu reiben?<br />
Als unsere Unterhaltung zu Ende war, stand<br />
ich vielleicht zwanzig Minuten wie angegossen<br />
da. Welch unglaublicher Schock! Ich<br />
hatte nicht gewollt, dass so etwas geschehen<br />
sollte. Es war das Letzte, das ich jemandem<br />
gewünscht hätte, auch jemandem, der mein<br />
Leben einmal ruiniert hatte.<br />
Ich versichere euch, Geld ist kein Thema.“<br />
Mit dieser klaren Aufgabe machten sich die<br />
Schadchanim erneut an die Arbeit. Seit eh und<br />
je hatten Schadchanim im Namen der Mechutanim<br />
der anderen Seite Geld versprochen. Da<br />
noch nie ein Schadchan dieses Geld bezahlen<br />
musste, konnten sie alle in Ruhe schlafen.<br />
Der glückliche Schadchan, der schliesslich<br />
Erfolg hatte, wo so viele andere versagt hatten,<br />
war keine Ausnahme von dieser Regel.<br />
Zufrieden und stolz versprach er eine grosse<br />
Mitgift in Reb Paltiels Namen.<br />
Der Vater des Jungen war auch sehr zufrieden<br />
mit dem Angebot. Schliesslich musste er sich<br />
nicht um das Geld sorgen.<br />
Nur der Vater der Kalla, Reb Paltiel, trug<br />
die Last auf seinen Schultern wie ein Ochse<br />
ein schweres Joch. Aber er wäre der letzte<br />
gewesen, die Last abzulehnen, schliesslich<br />
hatte er sie freiwillig auf sich genommen.<br />
In den Tagen nach der Verlobung konnten<br />
die Geldsorgen Reb Paltiel nicht bedrücken.<br />
Sein Herz war voller Dankbarkeit und Lob,<br />
dass seine Gebete beantwortet worden waren.<br />
Als jedoch die Tage vergingen und das Datum<br />
der Hochzeit näher kam, realisierte Reb<br />
Paltiel, dass es eine Zeit gab, um etwas zu<br />
versprechen - und eine Zeit, um die Versprechen<br />
zu halten. <strong>Die</strong> Zeit war gekommen, seine<br />
Schulden zu zahlen.<br />
Reb Paltiel war bereit, alles zu tun, um das<br />
Geld rechtzeitig seinem Mechutan zu geben.<br />
Doch der Wunsch alleine genügte nicht und<br />
gute Vorsätze verwandeln sich nicht in Geld.<br />
Der Mechutan schickte eine letzte Nachricht:<br />
„Ohne Geld keine Chuppa!“<br />
Reb Paltiel wachte schmerzlichaus seinem<br />
schönen Traum auf. Es war seine Frau, eine<br />
gute und weise Frau, die ihm vorschlug, dass<br />
er auf die Grosszügigkeit anderer Jehudim<br />
vertrauen und die benötigte Summe borgen<br />
sollte. Der Schidduch würde sonst aufgelöst
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
werden, was sowohl die Kallah wie auch<br />
ihre Familie beschämen würde. Das Datum<br />
der Hochzeit war schon gekommen und Reb<br />
Paltiel wusste keinen anderen Ausweg, als<br />
einige Leute um ein Darlehen zu bitten. Er<br />
hatte fest vor, alles Geld zurück zu bezahlen.<br />
Reb Paltiel vergass seine Sorgen, als die<br />
Vorbereitungen für die Chatuna in vollem<br />
Schwung waren. <strong>Die</strong> Hochzeit<br />
fand statt. Das ganze Dorf<br />
nahm an Reb Paltiels Simcha<br />
teil und man sprach noch viele<br />
Wochen später davon.<br />
Der Vater der Kalla konnte<br />
sich jedoch nur während der<br />
Woche der Schewa Brachot<br />
freuen. Danach kamen seine<br />
Gläubiger und klopften an<br />
seine Tür. Zuerst waren es nur<br />
einige und sie versicherten,<br />
dass sie Reb Paltiel nicht einschüchtern<br />
oder stören wollten.<br />
Sie wollten ihn nur an seine<br />
Schuld erinnern.<br />
Als jedoch kein Geld zu sehen<br />
war, änderten die Gläubiger<br />
ihre Strategie. Sie blieben auf<br />
der Türschwelle stehen und<br />
es störte sie nicht, wenn alle<br />
Menschen sie hörten.<br />
<strong>Die</strong> Situation wurde jeden Tag<br />
schlimmer, bis die Familie das<br />
Gefühl hatte, sie befanden sich<br />
in einer Festung, die von Raubtieren<br />
umzingelt war. Von früh<br />
morgens bis spät in die Nacht<br />
zwangen sich die Menschen<br />
ihren Weg in die bescheidene<br />
Wohnung und verlangten zu<br />
wissen, wann sie ihr Geld sehen<br />
würden. Einige reklamierten,<br />
andere schrieen und wieder<br />
andere weinten über den Verlust<br />
ihres Ersparten.<br />
Reb Paltiel realisierte, dass er<br />
ein Wunder brauchte, um ihn<br />
vor den Problemen zu retten,<br />
die er selbst über sich gebracht<br />
hatte. Verzweifelt beschloss er,<br />
zum heiligen Reb Jissachar<br />
Ber von Radoschitz zu gehen,<br />
einem heiligen Mann, der<br />
seinen Mitmenschen Wunder<br />
und Rettung brachte.<br />
Der Zaddik hörte sich seine<br />
Geschichte an, doch er war<br />
unfähig, ihn zu trösten. Obwohl<br />
Reb Paltiel zerbrochenen Herzens vor ihm<br />
stand, weigerte er sich, Zedaka anzunehmen.<br />
Ohnehin überstieg die Summe den Betrag,<br />
den der Rebbe fähig war zu geben.<br />
Der Zaddik schaute in Reb Paltiels betrübte<br />
Augen und fühlte, dass er nicht fähig war zu<br />
helfen. Er konnte ihm nur die Bracha geben,<br />
dass sich die himmlischen Tore des Mitleids<br />
22<br />
öffnen und ihn aus der Dunkelheit zum Licht<br />
bringen würden.<br />
Reb Paltiel kehrte nach Haus zurück, mehr<br />
niedergeschlagen als je, da nun seine letzte<br />
Hoffnung sich als nichtig erwiesen hatte.<br />
Wenn sogar der berühmte Zaddik ihm nicht<br />
helfen konnte, woher würde seine Rettung<br />
kommen?<br />
Reb Paltiel und seine Familie taten ihr Möglichstes,<br />
um ihre schwierige Situation vor<br />
ihrem jungen Schwiegersohn zu verbergen,<br />
der in der Nähe wohnte, so dass sie ihn wie<br />
versprochen unterstützen konnten. Sie wollten<br />
weder das Glück des jungen Paares mit<br />
solchen Problemen stören, noch dass er ihre<br />
Scham miterlebte.<br />
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 /17. Juni 2011<br />
Sie erfanden alle möglichen Ausreden, damit<br />
das junge Paar sie nicht zuhause besuchte. Ihre<br />
Anwesenheit während einem der beschämenden<br />
Besuche der Gläubiger hätte alles verraten.<br />
Einige Wochen vergingen, bevor der junge<br />
Mann Gerüchte über die Schulden seines<br />
Schwiegervaters hörte. <strong>Die</strong> Menschen versuchten<br />
jedoch, nicht in seiner Anwesenheit<br />
darüber zu sprechen, also wusste er nicht, wie<br />
hoch die Schulden waren. Das Gehörte störte<br />
ihn jedoch, und er beschloss, die Wahrheit<br />
herauszufinden.<br />
Eines Tages bat er Reb Paltiel, sich zu ihm zu<br />
setzen. Er erklärte, dass er Gerüchte gehört<br />
hatte und wissen wollte, was dahinter steckte.<br />
War er in finazieller Notlage? Und wenn ja,
Nr. <strong>24</strong>, 15. Siwan 5771 / 17. Juni 2011<br />
23<br />
Von hoch oben bis tief unten<br />
Es ist schwer, über Fehler früherer Generationen<br />
zu sprechen. Chasal sagen, dass wir uns<br />
„wie Esel“ betrachten müssen, wenn wir über<br />
Personen aus früheren Generationen sprechen,<br />
die als „Menschen“ bezeichnet werden.<br />
Betrachten wir uns selbst als „Menschen“,<br />
dann müssen wir die frühere Generation als<br />
„Engel“ einschätzen.<br />
Wenn die Tora also von Fehlern dieser Generationen<br />
spricht, können wir kaum verstehen,<br />
um welche Fehler es sich dabei handelte. Wir<br />
selbst hätten sie übersehen.<br />
Da die Tora uns jedoch von der Sünde der<br />
Meraglim berichtet, müssen wir ihr Vergehen<br />
so weit wie möglich verstehen und zu Herzen<br />
nehmen, obwohl - oder weil - die Sünde in<br />
unserer Generation wahrscheinlich ein viel<br />
grösseres Ausmass einnehmen würde. Wir<br />
müssen grundsätzliche Lehren daraus ziehen<br />
und sie in unser Leben übernehmen.<br />
Also wundern wir uns: Was war mit den Meraglim<br />
geschehen? Der Passuk beschreibt sie<br />
anfänglich als grosse Menschen - Anaschim!<br />
Sie waren zwölf ausgewählte Führer, Nessi’im<br />
des jeweiligen Schewet!<br />
Chasal sagen uns auch, dass man aus den<br />
Psukim erkennen kann, dass Hkb“H mit den<br />
ausgesuchten Personen einverstanden war.<br />
Als sie sich auf die Reise begaben, gehörten<br />
sie auch noch zu den ‚Anaschim‘, also zu den<br />
grossen Zaddikim. Erst später verwandelten<br />
sie sich in die ‚Rescha’im‘, wie sie von Chasal<br />
beschrieben werden. Es geschah also alles<br />
weshalb?<br />
Obwohl Reb Paltiel versuchte, das Thema zu<br />
wechseln, beharrte der junge Mann darauf,<br />
die Wahrheit zu hören. „Ich bestehe darauf,<br />
dass du mir sagst, was los ist.“<br />
Reb Paltiel begriff, dass er mit der Wahrheit<br />
herausrücken musste. Der junge Mann wurde<br />
blass, als er die ganze Geschichte hörte, und<br />
entdeckte, dass er die Ursache der schwierigen<br />
Notlage seines Schwiegervaters war. Obwohl<br />
er wusste, dass ihn keine Schuld traf, fühlte er<br />
sich trotzdem verantwortlich. Er dachte einen<br />
Moment lang nach und stand dann auf; er hatte<br />
beschlossen, was er tun würde.<br />
Er eilte nach Hause und ging sofort zum Versteck,<br />
wo er seine ganze Mitgift aufbewahrt<br />
hatte. Er nahm das Geld hinaus und eilte<br />
zurück zu seinem Schwiegervater.<br />
„Hier“, sagte er und übergab ihm die Summe,<br />
„nimm, was dir gehört. Zähle es und du wirst<br />
sehen, dass nichts fehlt. Nun kannst du alle<br />
deine Schulden zurückzahlen.“<br />
Reb Paltiel dachte, dass er träumte. Als er sich<br />
von seinem Schock erholt hatte, versuchte er<br />
seinen Schwiegersohn von dessen Vorhaben<br />
abzubringen, doch ohne Erfolg. Der junge<br />
Mann beharrte darauf. Reb Paltiel akzeptierte<br />
also das Geld und befreite sich von seinen<br />
gucav ,arp<br />
lk jka<br />
plötzlich, innert kürzester Zeit. Wie kann es<br />
soweit kommen?<br />
Wir finden es auch schwer zu verstehen,<br />
wie man auf diese Art, wie es in den Psukim<br />
geschildert wird, gegen Erez Jisrael sprechen<br />
kann. Speziell, da doch von klugen Leuten<br />
die Rede ist. Wie kann man alles so negativ<br />
sehen, wie es die Meraglim taten?<br />
Raw Leib Chassmann sZl. erklärt, dass die<br />
Tora uns mit der Schilderung der Geschichte<br />
der Meraglim lehren möchte, wie schnell<br />
ein Mensch von seinen eigenen Interessen<br />
beeinflusst werden kann.<br />
Der Sohar Hakadosch offenbart uns, was<br />
die Gedankengänge der Meraglim war. Sie<br />
kamen nach Erez Jisrael und konnten durch<br />
ihre Heiligkeit sofort erkennen, dass jeder<br />
Jehudi, der nach Erez Jisrael kommen wird,<br />
unermessliche Stufen erreichen können<br />
wird. <strong>Die</strong> Heiligkeit von Erez Jisrael wird<br />
den Bne Jisrael dazu verhelfen, in Ruchni’ut<br />
zu wachsen!<br />
Einerseits ist das etwas Grossartiges. Anderseits<br />
schlich sich bei ihnen ein Hintergedanke<br />
Schulden.<br />
Fast sofort verschwand die Nervosität in Reb<br />
Paltiels Haus und es kehrte wieder Freude und<br />
Ruhe ein. <strong>Die</strong> ganze Familie bewunderte den<br />
jungen Mann, der mit seiner Tat seinen noblen<br />
Charakter bewiesen hatte.<br />
„Mein lieber Schwiegersohn“, sagte Reb Paltiel<br />
in erstickter Stimme, „du verdienst eine<br />
Mitgift, die zehn Mal grösser ist, als die, die<br />
du erhalten hast. Möge Haschem dir geben,<br />
wozu ich nicht fähig bin!“<br />
„Wie froh der Zaddik sein wird, die gute<br />
Nachricht zu hören“, dachte sich Reb Paltiel.<br />
Sofort machte er sich auf den Weg nach<br />
Radoschitz. Dort erzählte er über seinen<br />
ausserordentlichen Schwiegersohn, der solche<br />
Selbstlosigkeut gezeigt hatte.<br />
Der Zaddik war von diesem jungen Mann so<br />
beeindruckt, dass er ihn treffen wollte. „Es ist<br />
mein Wunsch, diesen jungen Mann selbst zu<br />
sehen. Mit seiner selbstlosen Tat hat er sich<br />
weiser verhalten als seinem Alter entspricht<br />
und viel grösser als viele andere.“<br />
Am nächsten Tag sprach der junge Mann beim<br />
Zaddik vor. Obwohl er zitterte, als er vor den<br />
Rebbe trat, hatte er keinen Grund dazu. Das<br />
Gesicht des Rebbe leuchtete und seine Augen,<br />
die stets nur Reines und Heiliges anschauten,<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
ein, dass sie dadurch ihre „Stellung“ verlieren<br />
könnten. Denn wenn der ganze Klall Jisrael<br />
so heilig sein wird, werden sie kaum noch<br />
benötigt werden. Es könnte auch geschehen,<br />
dass eine andere Person des Schewet eine<br />
höhere Stufe als sie erreichen wird und dann<br />
zum Nassi ernannt werden wird. Der Status<br />
quo in der Wüste gefiel ihnen deshalb ganz gut.<br />
Wir können den Nessi’im sicher nicht unterstellen,<br />
dass sie auf Kawod bedacht waren<br />
und deshalb so dachten. Sie gehörten doch zu<br />
den Gedole Hador! Der Sohar sagt uns aber,<br />
dass es einen winzigen Hintergedanken in den<br />
Köpfen der Nessi’im gab. <strong>Die</strong>ser Gedanke<br />
wieder hatte dann zu Folge, dass jede Sache<br />
auf ihrer Reise aus einer negativen Perspektive<br />
angesehen wurde, was sie schliesslich so weit<br />
brachte, dass sie ‚Rescha’im‘ genannt wurden!<br />
Ein bisschen Kawod kann den Menschen<br />
derart verändern!<br />
Wir sehen in dieser Parscha auch, dass<br />
Mosche Rabenu den Namen von Jehoschua<br />
änderte und für ihn dawente, dass er nicht von<br />
diesem kleinen Kawod-Gedanken in die Irre<br />
geführt werden soll. Kalew ben Jefune ging<br />
nach Chewron, um bei seinen Vorfahren dafür<br />
zu dawenen, dass er nicht von seinem Jezer<br />
Hara und vom Kawod-Gedanken der anderen<br />
Meraglim mitgerissen wird!<br />
Wie gross ist die Verführungskraft des Kawod<br />
und wie sehr müssen wir uns davor hüten!<br />
Ch.B.<br />
ruhten liebevoll auf seinem jungen Besucher.<br />
„Junger Mann“, rief der Rebbe laut, „es gibt<br />
Menschen, die einen Anteil in der nächsten<br />
Welt verdienen, doch mit deiner noblen Tat<br />
verdienst du eine Belohnung auf beiden<br />
Welten. Von heute an wirst du dich nie um<br />
deinen Lebensunterhalt sorgen müssen, denn<br />
mit der Hilfe von Haschem wirst du für den<br />
Rest deines Lebens wohlhabend sein.“<br />
Es dauerte nicht lange, bevor der junge Mann<br />
reich wurde. Er hatte einen Erfolg nach dem<br />
andern, bis er einer der reichsten Männer des<br />
Landes wurde. Sein Reichtum hielt ihn jedoch<br />
nicht von seinem Torah-Studium ab und er<br />
wurde mit Söhnen und Schwiegersöhnen gesegnet,<br />
die alle hervoragende Gelehrte waren.<br />
Reb Paltiels Schwiegersohn lebte friedlich<br />
für den Rest seines Lebens und kannte nie<br />
Kummer, Krankheit oder Schmerz. Nach<br />
einem erfüllten Leben verliess er diese Welt<br />
in reifem Alter und hinterliess den Segen<br />
seinen Nachkommen.<br />
<strong>Die</strong> Geschichte wurde bekannt und Menschen<br />
wiesen auf ihn und sagten: „Er hat all<br />
dies verdient, weil er seine Mitgift seinem<br />
Schwiegervater zurückgegeben hat.“<br />
Deshalb wurde er „Machsir Hanadan“ genannt,<br />
der die Mitgift zurückgegeben hat.
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