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«Quatro dólares.» Hatte sie sich verhört? Vier Dollar<br />
verlangte die Frau, das war viel Geld für die kleine<br />
Figur. Ohne nachzudenken entgegnete Lea: «Dos dólares.»<br />
«No, Santa muerte quatro dólares», war die kurze<br />
Antwort. Es schien, als gäbe es über den Preis nichts zu<br />
diskutieren. Leas Verhandlungsgeschick hielt sich in<br />
Grenzen. Dafür war ihr Freund Max zuständig, er<br />
konnte stets einen Preis herunterhandeln. Sie angelte<br />
ihren Geldbeutel aus der Bauchtasche und schaute nach.<br />
Sie besass gar keine Dollar mehr, nur mexikanische<br />
Pesos.<br />
«Pesos?», fragte sie.<br />
«Cien pesos.» Hundert Pesos waren mehr als vier<br />
Dollar, rechnete Lea nach. Aber kleinere Scheine befanden<br />
sich leider keine in ihrem Geldbeutel. So zog sie<br />
schliesslich einen 100-Pesoschein heraus und überreichte<br />
ihn der Indio-Frau. Feierlich legte diese ihr nun die<br />
kleine Figur in die Hand.<br />
«Se ve, se siente, la Santa está presente», murmelte sie<br />
und fügte etwas in ihrer Maya-Sprache hinzu, was in<br />
Leas Ohren wie eine Beschwörung klang. Dann drehte<br />
sie sich um und verschwand. «Man sieht es, man fühlt<br />
es, die Heilige ist anwesend», übersetzte Lea den Satz<br />
der Indio-Frau. Sie stand mit dem eigenartigen Gegenstand<br />
da, als ob sie aus einem Traum erwache. Was hatte<br />
sie nur bewogen, dieses bekleidete Skelett zu kaufen?<br />
Glück sollte es ihr bringen? Sie betrachtete es zweifelnd.<br />
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