Nordkurier - Weihnachten 2022
Weihnachtsbeilage des Nordkurier 2022
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Freitag, 23. Dezember <strong>2022</strong><br />
Frohes Fest<br />
Seite 9<br />
Lesergeschichte<br />
vonIngrid Adler<br />
aus Neubrandenburg<br />
Voriges Jahr konnte ich<br />
in der Weihnachtszeit<br />
einen Spaziergang<br />
durch unser verschneites<br />
Wohngebiet machen, weil<br />
es nach vielen Jahren endlich<br />
mal wieder Schnee gab.<br />
Meine Schritte knirschten<br />
im Schnee, mein Atem bildete<br />
Wolken in der Luft. Die<br />
zauberhafte, wunderschöne<br />
Winterlandschaft, die frische<br />
Luft, die Ruhe –all dasist für<br />
mich Erholung pur.<br />
Häuser, Hecken, Bäume<br />
und Briefkästen waren links<br />
und rechts von mir vom<br />
Schnee gekrönt. An manchen<br />
Dächern glitzerten Eiszapfen<br />
in der Sonne. Weit sah ich<br />
über die verschneiten Wege<br />
bis zur Stadt hinunter. Tiere<br />
und Pflanzen hatten sich in<br />
ihre Winterquartiere verkrochen,<br />
versteckt unter einer<br />
Schneedecke.<br />
In Gedanken versunken<br />
stieß ich mit den Stiefeln<br />
gegen ein gefrorenes Stück<br />
Schneematsch. Spaß machte<br />
es auch, die Eisschicht auf<br />
den Pfützen aufzubrechen.<br />
Mit der Zeit merkte ich trotz<br />
Sonnenschein: Es war eiskalt.<br />
VomSpaziergang zurück,<br />
war die Wohnung leer. Im<br />
behaglichen Wohnzimmer<br />
wurde ein Kamin ein Feuer<br />
angezündet. Das Holz loderte<br />
hoch und bald wurde<br />
es schön warm zu Hause.<br />
Das gewaltige Kaminfeuer<br />
verströmte einen lieblichen<br />
Charme.<br />
„Schenken isteine<br />
komplizierte Angelegenheit“<br />
Von Stefanie Paul<br />
Ein Buch, ein Spielzeug, ein<br />
neues Handy, vielleicht einen<br />
Pullover: Das Schenken kann<br />
eine komplizierte Sache<br />
sein. Jörn Lamla ist<br />
Professor für Soziologie an<br />
der Universität Kassel und<br />
hat sich mit dem<br />
Thema Schenken<br />
beschäftigt.<br />
Herr Lamla, warum<br />
machen wirMenschen<br />
einander Geschenke?<br />
Schenken ist etwas sehr<br />
Wichtiges. Manche Forscher<br />
sagen sogar,esist so etwas wie<br />
der grundlegende Kitt unseres<br />
Zusammenlebens. Also<br />
eine Art Kleber für unsere<br />
Gesellschaft. Denn durch<br />
das Schenken werden<br />
Beziehun-<br />
gen gebildet.<br />
Gleichzeitig<br />
kann das aber<br />
auch eine komplizierte<br />
Angelegenheit<br />
sein.<br />
Warumdas denn?<br />
Weil nicht genau<br />
festgelegt ist, wie das<br />
Schenken abläuft. Es gibt keine<br />
klaren Regeln. Und genau<br />
das macht es so spannend.<br />
Beim Schenken geht es oft<br />
nicht nur darum, dass jemand<br />
etwas bekommt. Sondern,<br />
dass derjenige auch etwas<br />
zurück gibt, das Geschenk<br />
also erwidert. Und genau<br />
<strong>Weihnachten</strong>: Schön trotz Trauer<br />
Schnee- und Froststimmung am Tollensesee inNeubrandenburg: Dieses Leserfoto aus dem Jahr 2021 dürfte zur Stimmung passen, die unsere Leserin in ihrer Geschichte<br />
bescheibt.<br />
FOTO: ULF RAUTENBERG<br />
In Gedanken versunken<br />
ging mir hier am Kamin so<br />
viel durch den Kopf. Voriges<br />
Jahr habe ich einen schweren<br />
Verlust erlitten: Mein<br />
Mann ist nach langer,schwerer<br />
Krankheit verstorben.<br />
Für mich galt: ,,Er war mein<br />
Halt und meine Stärke”.<br />
So langsam komme ich<br />
darüber hinweg, aber alles<br />
braucht seine Zeit. Es gibt so<br />
viele Momente, in denenich<br />
denke: „Es wäre so schön, sie<br />
mit ihm zu teilen”. Wehmütig<br />
sehe ich mir die Bilder aus<br />
unserer gemeinsamen Zeit<br />
im Album an. Dazu gehört<br />
natürlich auch die schönste<br />
Weihnachtszeit. Mein größtes<br />
Glück ist die liebevolle,<br />
harmonische Beziehung<br />
zu den Schwiegertöchtern,<br />
Prof. Dr. Jörn Lamla, lehrt an<br />
der Uni Kassel Soziologische<br />
Theorie. FOTO: SEBASTIAN MENSE/ZVG<br />
das macht das Schenken so<br />
schwierig. Man überlegt immer:<br />
Ja, muss ich jetzt eigentlich<br />
etwas zurückschenken?<br />
Und wenn ja, wann? Und wie<br />
teuer muss es sein?<br />
Wieist dasan<br />
<strong>Weihnachten</strong>?<br />
An <strong>Weihnachten</strong><br />
ist das einigermaßen<br />
für<br />
uns geregelt.<br />
Da gibt es die<br />
Bescherung.<br />
Alle bekommen<br />
etwas geschenkt und<br />
packen gleichzeitig ihre Geschenke<br />
aus.<br />
Aber gerade an <strong>Weihnachten</strong><br />
empfinden viele Menschen<br />
dasSchenken als stressig.Warumist<br />
das so?<br />
Einerseits schenken wir natürlich<br />
freiwillig. Wirwollen<br />
jemand anderem damit eine<br />
<strong>Weihnachten</strong> gibt auch in schweren Zeiten Kraft,<br />
schreibt uns diese Leserin in ihrer zu Herzen<br />
gehenden Erzählung über das eigene Weihnachtsfest.<br />
Kindern und Enkelkindern.<br />
Ich freue mich, dass sie da<br />
sind. Wichtig ist darüber hinaus<br />
auch, gute Freunde zu<br />
haben: Wir können füreinander<br />
da sein und uns aufeinander<br />
verlassen.<br />
Zum Fest kommt die ganze<br />
Familie zusammen, man<br />
genießt die Besinnlichkeit,<br />
das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und das gute Essen.<br />
<strong>Weihnachten</strong> riecht für mich<br />
nach Tannen, Plätzchen und<br />
Duftkerzen. Wir feiern gemeinsam,<br />
denn niemand soll<br />
alleine sein. Die Weihnachtszeit<br />
ist ein schöner Anlass,<br />
unsere Lieben einen festlichen<br />
Gruß zu schicken und<br />
Geschenke zumachen. Alle<br />
freuen sich über kleine oder<br />
große Aufmerksamkeiten.<br />
Freude machen. Andererseits<br />
hat Schenken aber auch etwas<br />
mit Zwang zu tun. Denn<br />
wir stehen ein Stück weit<br />
unter Druck, den Menschen,<br />
die uns wichtig sind, etwas zu<br />
schenken. Wir wollen ihnen<br />
damit zeigen, dass sie uns etwas<br />
bedeuten.<br />
Wasmacht ein Geschenk<br />
überhaupt zu einem<br />
Geschenk?<br />
Das ist eine ganz schwierige<br />
Frage, aber auch wichtige Frage.<br />
Manche Forscher sagen,<br />
Schenken sei eigentlich nur<br />
eine Vorform von Tauschen.<br />
Dann wäre ein Geschenk aber<br />
einfach nur eine Ware, die<br />
man mit ein bisschen Tamtam<br />
überreicht. Wenn man<br />
aber etwas verschenkt, kann<br />
man eben nicht automatisch<br />
erwarten, dass man auch etwas<br />
zurückbekommt. Schenkenhat<br />
also immer auch mit<br />
Unsicherheit zu tun.<br />
Wasmacht man,wenn<br />
einem ein Geschenk<br />
nichtgefällt? Sollteman<br />
dasdem anderen sagen?<br />
Ich glaube, dafür gibt es kein<br />
Rezept. Das hängt immer davon<br />
ab, wie wichtig einem<br />
diese Person ist. Würde man<br />
dem anderen sagen, dass<br />
einem das Geschenk nicht gefällt,<br />
ist das ja auch ein Stück<br />
weit verletzend. Es kommt,<br />
glaube ich, immer darauf<br />
an, von wem das Geschenk<br />
kommt.<br />
Unter dem hübsch geschmückten<br />
Tannenbaum<br />
liegeneine Menge Geschenke<br />
zum Innehalten vor der<br />
Bescherungerzähle ich den<br />
Enkelkindern,wie es früher<br />
war: Aus dem Wald einen<br />
frischen Tannenbaum.<br />
War er nicht perfekt gewachsen,<br />
wurden zu Hause<br />
noch Zweige hinzugefügt.<br />
Der Baumschmuck wurde<br />
selbst gebastelt, es gab echteKerzen<br />
aus Wachs, einige<br />
Glaskugeln und auch eine<br />
Baumspitze aus Glas. Das<br />
Lametta wurde jedes Jahr<br />
wiederverwendet. Der<br />
süße Baumbehang durfte<br />
erst beim Abschmücken<br />
vernascht<br />
werden. Jedes Kind<br />
bekam einen Teller<br />
Anzeige<br />
voller Süßigkeiten.Wir sangen<br />
alle Weihnachtslieder<br />
selbst –esgab keine Unterstützung<br />
von der CD.<br />
Zurück ins Hier undJetzt:<br />
Als Höhepunkt werden die<br />
wunderschön eingepackten<br />
Geschenke ausgepackt. Es<br />
wird geklönt, gelacht, gesungen,<br />
gespielt und gut<br />
gegessen.<br />
Ab und zu soll man sich<br />
selbst etwas Gutes tun und<br />
sich verwöhnen;das tutder<br />
Seelegut. Ich schaffemir oft<br />
glückliche Momente.<br />
Hoffnung, Zuversicht<br />
und Lebensfreude<br />
bereichern<br />
das Miteinander.<br />
Noch heute fühle<br />
ich das Glück von<br />
einst und lache leise<br />
Neubrandenburg im<br />
Aufbruch<br />
Bildband über die 1950er- und 1960er-Jahre<br />
NEU<br />
Hansjoachim Popplow,<br />
Frank Wilhelm<br />
204 Seiten<br />
Hardcover<br />
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Neubrandenburg, Friedrich-Engels-Ring 29<br />
vor mich hin. Ich blicke auf<br />
ein erfülltes Leben mit vielen<br />
wunderschönen Weihnachtsfesten<br />
zurück.<br />
Traurig ist, dass Corona<br />
unsere Art zu leben ins Wanken<br />
gebracht hat. Leider<br />
feierten wir zuletzt nur im<br />
kleinenKreis, meine Kinder<br />
und Enkel aus der Schweiz<br />
konnten nicht kommen. Es<br />
war traurig, aber uns blieb<br />
das Videotelefonieren.<br />
Trotzdem blicke ich optimistisch<br />
in die Zukunft. Die<br />
wichtigste Voraussetzung<br />
dafür ist die Gesundheit.<br />
Denn esgibt noch so viel,<br />
was ich erleben möchte.<br />
Liebe Leser genießen Sie<br />
das Weihnachtsfest, kommen<br />
Sie gut in dasneue Jahr<br />
und bleiben sie gesund!<br />
Wenn Sie dieses Buch aufschlagen, werden<br />
Sie auf einen Schatz stoßen.<br />
Jahrelang schlummerte der fotografische<br />
Nachlass des ehemaligen Neubrandenburger<br />
Lehrers Hansjoachim Popplow<br />
(1923–1999) im Archiv. Mit diesem Bildband<br />
über die Jahre des Aufbruchs in Neubrandenburg<br />
wird eine Auswahl seiner Schwarz-<br />
Weiß- und Farbbilder erstmals veröffentlicht.<br />
Der Chronist der 1950er- und 1960er-Jahre<br />
erweist sich als genauer Beobachter<br />
des Alltags- und Arbeitslebens.<br />
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Kultur und Sport, Schule und Kindergärten,<br />
Betriebe und Landwirtschaft. Meist<br />
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seiner Bilder gerückt, zeigt sie bei der<br />
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