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8 ULTIMO<br />

DERFLUCHDERPIRATEN<br />

Zwischen Enteignung und Kulturgut: Künstler und<br />

Nutzer sind seit dem politischen Erfolg der<br />

Daten-Piraten in einen undurchsichtigen<br />

Streit verstrickt.<br />

Irgendwie sympathisch, diese<br />

Horde merkwürdiger Kerle, die in<br />

den Fußgängerzonen Luftballone<br />

zu Plastiksäbeln verknoten und freien<br />

Nah- und Datenverkehr für alle<br />

fordern. Aus dem Stand holen sie<br />

Umfragewerte, die etablierte Parteien<br />

zittern lassen. Ihr ungeklärtes<br />

Verhältnis zu Nazis in ihren Reihen<br />

ist der eine Knackpunkt, ihr Verhältnis<br />

zum Urheberrecht ein anderer.<br />

Auch wenn sie es anders umschreiben,<br />

möchten die Piraten das Urheberrecht<br />

eigentlich aufheben. Daten,<br />

die irgendwie herumliegen, sollen<br />

von jedermann genutzt und weiterverbreitet<br />

werden können. Die<br />

Vergütung der Künstler wird schon<br />

irgendwie stattfinden, meinen die<br />

Piraten. Das sehen die Künstler<br />

nach anfänglichen leisen Sympathien<br />

für die wilde Truppe inzwischen<br />

größtenteils anders.<br />

Als erstes rebellierten 51 Tatort-Autoren<br />

gegen den Gedanken,<br />

veröffentlichte Kultur solle so öffentlich<br />

sein, dass kein Autor-Enkel<br />

noch Tantiemen für Wiederholungen<br />

kriegt. Das konterten die Piraten<br />

mit dem Einwand, ein durchschnittlicher<br />

TV-Krimi enthalte so<br />

viel gemeinfreie Realität, dass be-<br />

stenfalls ein Einmal-Honorar für<br />

die Rekombination zu rechtfertigen<br />

wäre. Dann organisierte das Handelsblatt<br />

eine Kampagne unter dem<br />

etwas degoutanten Titel „Mein<br />

Kopf gehört mir“, bei der sich mehrheitlich<br />

Medien-Manager gegen die<br />

angeblich drohende Enteignung ihres<br />

Portfolios aussprachen, das sie<br />

den kreativen Künstlern zum<br />

Cross-Media-Publishing längst<br />

abgekauft hatten.<br />

Das deutsche Urheberrecht ist<br />

von 1965, der internationale Vorläufer<br />

(damals ausdrücklich ohne<br />

den neumodischen Film) ist von<br />

1886. Der größte Teil der Weltkultur<br />

ist ohne Urheberrecht entstanden,<br />

sagen die einen. Es gab bis<br />

jetzt auch nicht die Möglichkeiten<br />

der verlustfreien digitalen Kopie,<br />

sagen die Anderen. Und die Künstler<br />

fürchten schlicht um ihr Brot,<br />

wenn jedes Werk beliebig und kostenlos<br />

vervielfältigt und genutzt<br />

werden kann. Wir fragten den Bielefelder<br />

Verleger Günther Butkus<br />

(Pendragon Verlag) und den Bielefelder<br />

Piraten-Kandidaten Michael<br />

Gugat nach ihrer Haltung zum geistigen<br />

Eigentum. Die Antworten<br />

haben wir leicht eingekürzt.

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