Telefunken-Zeitung Nr.17 "Nauen-Nummer" 3.Jahrgang August 1919 ...
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Seite 10 TELEFUNKEN – ZEITUNG <strong>Nr.17</strong><br />
täts Gesellschaft, Berlin. Ihrem technischen<br />
Gehalte nach stellte die neue Gesellschaft die<br />
Vereinigung der Systeme Braun-Siemens und<br />
Slaby-Arco dar. Das neue System erhielt die<br />
Bezeichnung „<strong>Telefunken</strong>“. Technischer Direktor<br />
und Chefingenieur der neuen Gesellschaft<br />
wurde Graf Arco und ist es bis heute geblieben.<br />
In dieser Eigenschaft hat er auf die technische<br />
Entwicklung der Gesellschaft dauernd den<br />
ausschlaggebenden Einfluß ausgeübt und sein<br />
Lebensgang ist von nun an eng verknüpft mit<br />
den epochemachenden Fortschritten der deutschen<br />
drahtlosen Telegraphie. Graf von Arco<br />
war es, der die Bedeutung der Wien'schen<br />
Löschfunkenstrecke (1907) für die drahtlose<br />
Technik zuerst erkannt hat. Die wichtigsten<br />
Versuche mit Stoßerregung sind auf sein dauerndes<br />
Drängen in den verschiedensten Formen<br />
von vielen Ingenieuren bei <strong>Telefunken</strong> ausgeführt<br />
worden. Auch in dem Prozeß gegen die<br />
inländischen und ausländischen Konkurrenten<br />
hat sich deutlich gezeigt, daß unter Arcos Leitung<br />
nur <strong>Telefunken</strong> allein schon vom Jahre<br />
1907 ab den engen Zusammenhang zwischen<br />
höherer Funkenfolge und Regelmäßigkeit der<br />
Funkenentladung, d. h. einer Tonerzeugung mit<br />
den besonderen Vorgängen der Stoßerregung,<br />
klar erkannt hatte und in der Lage war, hierfür<br />
die günstigsten Bedingungen festzustellen.<br />
Auch hier war es Graf Arco, der die Kräfte des<br />
Laboratoriums auf die intensive Bearbeitung<br />
dieser Probleme konzentrierte und damit<br />
schließlich dank der hervorragenden Leistungen<br />
und der großen Hingabe seiner Mitarbeiter<br />
dem tönenden Löschfunkensystem den Weg<br />
über die ganze Erde ebnete.<br />
Die Erfahrung bei der Telegraphie auf große<br />
Entfernungen zeigte mit immer zunehmender<br />
Deutlichkeit die Vorteile, die lange Wellen<br />
wegen ihrer geringen Absorption unterwegs<br />
gegenüber den bisherigen kurzen Wellen hatten.<br />
Gleichzeitig aber machten sich die Schwierigkeiten<br />
geltend, solche Wellen mittels Löschfunken<br />
zu erzeugen. So drängte die Entwicklung<br />
unaufhaltsam auf die Einführung ungedämpfter<br />
Wellen, um so mehr, als dies für den<br />
Empfang derselben gleichzeitig neue und sehr<br />
vorteilhafte Methoden eröffnete. In dieser Phase<br />
der technischen Entwicklung war Graf Arco<br />
einer der größten Erfolge seines Lebens<br />
beschieden. Er betraf die Entwicklung der<br />
Hochfrequenzmaschine auf Grund des seinerzeit<br />
von Joly für 50periodigen Wechselstrom<br />
angegebenen Verdopplungsprinzips. Für Hochfrequenzerzeugung<br />
ungedämpfter Schwingungen<br />
kannte man bis dahin außer dem Lichtbogen nur<br />
die technisch kompliziertere Wechselstrom-<br />
Digitalisiert von Thomas Günzel für www.radiomuseum.org<br />
Maschinen-Anordnung nach dem System von<br />
Goldschmidt. Dadurch, daß Graf Arco mit<br />
kühnem Griff das Verdopplungsprinzip in<br />
großem Stile von 50 Perioden auf 100000<br />
Perioden übertrug und hier nun alle Vorteile der<br />
Resonanz ausnutzte, bekam die Frequenzvervielfachung<br />
erst ihre technische Bedeutung. Er<br />
veranlaßte Dr. Alexander Meißner, im Laboratorium<br />
zunächst Versuche mit Wechselstrom<br />
von 500 Perioden auszuführen. Diese führten<br />
schnell zum weiteren Ausbau des Verfahrens<br />
und etwa ein Jahr später war die erste Hochfrequenzmaschine<br />
fertig, die bei der Grundperiode<br />
von 30 000 mit zweistufiger Verdopplung<br />
einen Hochfrequenzstrom von 120 000<br />
Perioden bei etwa 2 kW Leistung hergab. Graf<br />
Arco konnte sie gelegentlich des Internationalen<br />
Kongresses für drahtlose Telegraphie in<br />
London den versammelten Vertretern aller Nationen<br />
vorführen. Dieser kleinen ersten Maschine<br />
von noch komplizierter Bauart folgten<br />
rasch einfachere Typen von immer steigender<br />
Leistung, die, in der Station <strong>Nauen</strong> aufgestellt,<br />
dieser zugute kamen. Hierdurch veranlaßt, ernannte<br />
1916 die naturwissenschaftliche Fakultät<br />
der Universität Straßburg i. Els. — wahrscheinlich<br />
nicht ohne Einwirkung Prof. Brauns<br />
— den Grafen von Arco zum Ehrendoktor. Die<br />
Verleihungsurkunde ist insofern eine Merkwürdigkeit,<br />
als sie die erste in deutscher Sprache<br />
ausgestellte ist.<br />
Aber auch in der weiteren Entwicklung der<br />
drahtlosen Telegraphie, die durch die Verwendung<br />
der Kathodenröhre charakterisiert ist, hat<br />
Graf Arco an mehreren einschneidenden Punkten<br />
die Initiative ergriffen. Durch Prof. Nernst<br />
ging ihm persönlich die Nachricht von der Erfindung<br />
der Lieben-Röhre zu, und zusammen<br />
mit diesem veranlaßte er eine Vorführung der<br />
Röhre durch den Erfinder vor den maßgebenden<br />
Persönlichkeiten der beiden Mutterfirmen<br />
<strong>Telefunken</strong>s. Hieran schloß sich die Gründung<br />
des Lieben-Konsortiums und die Aufnahme der<br />
Kathodenröhre in das Arbeitsgebiet der Gesellschaft.<br />
Bei der Weiterentwicklung der<br />
Röhre war Graf Arco der erste, der die Nachteile<br />
der Gasfüllung in ihrer praktischen Bedeutung<br />
erkannte und mit allem Nachdruck<br />
auf den Uebergang zur reinen Vakuumröhre<br />
drängte, obgleich anfangs noch etwa zwei Vakuumröhren<br />
notwendig waren, um die Verstärkung<br />
einer einzigen Gasröhre zu erzielen.<br />
So hat er ziemlich häufig, wenn es galt, entscheidende<br />
Entschlüsse in der technischen Entwicklung<br />
zu fassen, die Initiative ergriffen und<br />
in seiner vielfach impulsiven Art die Arbeiten<br />
mit Energie gefördert. Zwar gehört Graf Arco