Telefunken-Zeitung Nr.17 "Nauen-Nummer" 3.Jahrgang August 1919 ...
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Seite 18 TELEFUNKEN – ZEITUNG <strong>Nr.17</strong><br />
daß alle Handnachstellungen auf Grund von<br />
Messungen des Bedienungspersonals vollkommen<br />
wegfallen. Hierdurch werden Ueberbeanspruchungen<br />
des Fadens vermieden und die<br />
Lebensdauer der Röhre wesentlich gesteigert, so<br />
daß jetzt schon mit solchen von 500 bis 1000<br />
Stunden gerechnet werden kann. Die Anwendung<br />
des Wechselstroms in Verbindung mit<br />
Hochspannungs-Gleichrichtern bietet außerdem<br />
noch ein sehr wichtiges Mittel, um die für große<br />
Energien nötige hohe Anodenspannung<br />
herzustellen, und ferner bietet dieses Verfahren<br />
die Möglichkeit, die Stromanlagen alter<br />
Funkenstationen beim Uebergang zu ungedämpften<br />
Schwingungen verwerten zu können. Der<br />
Wellenbereich erstreckt sich von einigen wenigen<br />
Schwingungen pro Sekunde durch die ganze<br />
Skala der üblichen Hochfrequenzschwingungen<br />
hindurch, bis zu vielen Millionen pro Sekunde,<br />
d. h. bis zu solchen Schwingungen, die für<br />
Hertzsche Spiegelanordnungen noch ausgenutzt<br />
werden können. Welch' große Bedeutung die<br />
absolute Konstanz der Schwingungszahlen für<br />
die modernen Empfänger mit sich bringt, ist<br />
oben bereits erörtert worden.<br />
Die bisher größten Leistungen für eine einzelne<br />
Röhre, deren Volumen durch die Glastechnik<br />
begrenzt ist, bewegen sich zwischen<br />
4 und 5 kW. Trotzdem ist, wie die auch in den<br />
Fachzeitschriften veröffentlichten amerikanischen<br />
Versuche von Washington nach dem<br />
Eiffelturm gezeigt haben, und wie es durch<br />
weitere systematische Versuche bei der Gesellschaft<br />
für drahtlose Telegraphie (<strong>Telefunken</strong>)<br />
bestätigt worden ist, möglich, eine große Anzahl<br />
von Röhren parallel zu schalten und so<br />
eine Gesamtleistung zu erhalten, die gleich der<br />
Summe der Einzelleistungen der Röhren ist.<br />
Allerdings mußte, um eine Zahl von 10, 20<br />
oder mehr Röhren zu einer stabilen Parallelschaltung<br />
zu bringen, eine Reihe von Bedingungen<br />
erfüllt werden, sowohl was die Ausgestaltung<br />
der einzelnen Röhre anbetrifft, wie auch<br />
die Art ihres Zusammenbaues. Aber die<br />
Parallelschaltung ist heute möglich und auch<br />
ökonomisch vorteilhaft, weil ja bekanntlich der<br />
Wirkungsgrad der Röhre im Gegensatz zum<br />
Wirkungsgrad von Maschinen und ähnlichen<br />
Einrichtungen nicht mit zunehmender Leistung<br />
immer günstiger wird, sondern im wesentlichen<br />
konstant bleibt und etwa 50 Prozent beträgt.<br />
Die sehr konstanten Verhältnisse der Röhre<br />
und der Umstand, daß bei jeder Schaltung Veränderungen<br />
im Wellenbereich nach allen Richtungen<br />
hin vorgenommen werden können, haben<br />
es mit sich gebracht, daß die physikalischen<br />
Einzelgrößen sowohl bei der kompletten Schal-<br />
Digitalisiert von Thomas Günzel für www.radiomuseum.org<br />
tung, wie auch in der Röhre selber auf das genaueste<br />
einzeln verfolgt werden können. Dies<br />
hat trotz der Neuheit der Röhre als Schwingungserzeuger<br />
heute schon dazu geführt, die<br />
Vorgänge in den Röhrensendern nach allen<br />
Richtungen hin zu analysieren und vorauszuberechnen.<br />
Ein ähnlicher Grad der Aufklärung<br />
der theoretischen Grundlagen ist selbst auf<br />
dem Gebiete der Funkenerregung heute noch<br />
nicht erreicht worden.<br />
Bei großen Leistungen kommt der Vorteil<br />
auch recht wesentlich in Betracht, daß das<br />
Tasten der Kathodenröhrensender ebenso wie<br />
bei Funkensendern in einfachster Weise<br />
zwischen Vollast und Leer durchgeführt werden<br />
kann, so daß die mittlere Leistung beim<br />
Telegraphieren weit unter der Leistung beim<br />
Strich zurückbleibt. Für Schnelltelegraphie ist<br />
diese Art des Tastens mit keinerlei Schwierigkeiten<br />
verbunden.<br />
Ebenso leicht, wie bei der Hochfrequenzmaschine,<br />
läßt sich auch hier dem Hochfrequenzstrom<br />
eine Tonfrequenz überlagern und<br />
deren Periodenzahl in weiten Grenzen ändern,<br />
so daß auch Röhrensender als tönende Sender<br />
herstellbar sind. Gerade bei Wechselstromspeisung<br />
ergibt sich diese Möglichkeit in einfachster<br />
Weise durch Fortlassen des Gleichrichters.<br />
Ebenso wie bei der Maschine, ist es daher auch<br />
hier leicht, die Sender für Telephoniezwecke<br />
zu benutzen, und zwar am zweckmäßigsten in<br />
der Weise, daß die Sprechenergie möglichst<br />
direkt dem Gitter zugeführt wird.<br />
Wir haben gesehen, daß jeder der verschiedenen<br />
Sender seine Vorzüge und seine Nachteile<br />
hat, so daß es auf den ersten Blick schwierig<br />
erscheinen möchte, die richtige Wahl zu<br />
treffen. Dies ist aber nur scheinbar, denn in<br />
Wirklichkeit, wenn es sich darum handelt, eine<br />
bestimmte Aufgabe bei höchster Oekonomie zu<br />
lösen, wird kaum ein Zweifel darüber sein,<br />
welcher Methode man den Vorzug zu geben hat.<br />
Für Großstationen, die nicht militärischen<br />
Zwecken dienen, sondern sich durch die Telegrammeinnahmen<br />
rentieren sollen, ist dasjenige<br />
Verfahren anzuwenden, das bei geringstem<br />
Stromverbrauch die geringsten Betriebsstörungen<br />
und daher die größtmögliche Ausnutzung<br />
für Schnelltelegraphie ermöglicht. Dies ist ohne<br />
jeden Zweifel die Maschine. Also wird die<br />
Maschine überall dort, wo es auf Schnelltelegraphie<br />
bei täglich über lange Zeiträume<br />
fortlaufenden Betrieb ankommt, und wo die<br />
Wellenlängen groß sind (größer als 3—4 km),<br />
die zweckmäßigste Erzeugungsmethode sein, d.<br />
h., für alle kommerziellen Zwecke bei Entfernungen<br />
von 3000 und mehr Kilometern. Die