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177_StadtBILD_April_2018

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Wilhelmsplatz Görlitz<br />

mit Zierbrunnen und Roondenkmal um 1900


Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Vorwort<br />

Nach dem wirklich bitterkalten März wird es<br />

nun hoffentlich endlich Frühling. Wir laden<br />

unsere Leser deshalb zu Spaziergängen in die<br />

herrlichen Görlitzer und Nieskyer Parkanlagen<br />

ein, wo Sie so manches Vertraute mit neuen<br />

Augen sehen. Und der Frühling bringt auch<br />

viele neue Farben in unser Leben. So eröffnen<br />

die vielen Parks und Schlösser wieder, mit teilweise<br />

sehr interessanten Veranstaltungen.<br />

Im schönen Schloß Königshain begrüßen wir<br />

zum Beispiel die Gruppe Neuer Meister, nach<br />

Ausstellungen in Wien, der Schweiz, den Niederlanden<br />

und etlichen Ausstellungen im Südwesten<br />

Deutschlands, mit einer vortrefflichen<br />

Auswahl ihrer Werke. Hier treffen gegenständliche<br />

Kunst auf Realismus und Mythisches,<br />

Natur auf Mensch, Ernstes auf Heiteres, mit<br />

anderen Worten ein Leckerbissen für Kunstliebhaber.<br />

Aber auch die unschönen Folgen des Winters<br />

machen sich mancherorts bemerkbar. Besonders<br />

die oft unerfreulichen Abrisse historischer<br />

Bauten im Görlitzer Umland, wie in Ostritz,<br />

Spitzkunnersdorf, Neugersdorf, Zittau und<br />

anderen Orten haben häßliche Narben in die<br />

vertrauten Ortsbilder gerissen. Eine Folge der<br />

verfehlten alten sächsischen Landespolitik, die<br />

den Abriß mehr fördert als die Erhaltung wertvoller<br />

historischer Bausubstanz.<br />

Wir werden uns diesem Thema in den nächsten<br />

Ausgaben verstärkt widmen und würden<br />

uns freuen, wenn Sie sich, liebe Leser, auch<br />

mit einbringen und uns Bild- und Textmaterial<br />

historischer Objekte senden, die auch vom Abriß<br />

bedroht sind.<br />

Wie immer widmen wir uns in den Ausgaben<br />

der historischen Entwicklung unserer Region,<br />

so auch in dieser Ausgabe mit dem Schwerpunkt<br />

Ebersbach und dem Siebenjährigen<br />

Krieg und deren Folgen. Diese vielen Informationen<br />

erhalten wir oft von unseren Lesern und<br />

freuen uns generell über Ihre aktive Mitarbeit.<br />

Viele unserer Leser arbeiten ehrenamtlich in<br />

den vielen Vereinen zum Nutzen unserer Heimat.<br />

Auch hier möchte das StadtBild verstärkt<br />

diese wertvolle Arbeit der unzähligen Vereine<br />

und ihrer unermüdlichen Helfer mit der Entwicklung<br />

und Geschichte einzelner Vereine einer<br />

breiteren Öffentlichkeit vorstellen.<br />

Leider sind die Chronisten und Schriftführer<br />

in den Vereinen immer seltener geworden,<br />

denken wir an die bedeutenden Vereine in der<br />

Geschichte wie die Schützengilde, die Schlesischen<br />

Musikfeste.<br />

Wir starten mit dieser Ausgabe einen Aufruf<br />

an Vereine mit lebendiger Geschichte und Tradition,<br />

die wir in loser Folge in den nächsten<br />

Ausgaben veröffentlichen wollen. Dies können<br />

Sportvereine ebenso wie Kunstvereine oder<br />

Heimatliebhaber sein.<br />

In diesem Sinne hoffen wir auf Ihr reges Interesse<br />

zu stoßen und wünschen Ihnen frohe<br />

Ostern und einen sonnigen Frühling.<br />

Ihr Andreas Ch. de Morales Roque<br />

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Einleitung<br />

3


Garten und Parkstadt Görlitz –<br />

„Die Grüne“<br />

Partie im Stadtpark<br />

Garten- und Parkstadt Görlitz, genannt<br />

„Die Grüne“. Mit dem Abkauf der Görlitzer<br />

Heide von den Herren von Penzig<br />

im Jahre 1491/1492 wurde Görlitz die<br />

waldreichste Stadt Deutschlands nordöstlich<br />

zwischen Neiße und Tschirne in<br />

einer Größe von annähernd 30.000 ha.<br />

Der Stadt-Forst war somit 16x größer<br />

als der Stadtkreis Görlitz. Um 1830 wurde<br />

besonders im Süden und Südosten<br />

vor der Stadt auf Weiden und Triften<br />

das Vieh hinausgetrieben. Es existierten<br />

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4<br />

Geschichte


genannt „Die Grüne“<br />

„Die Viehweiden mit entsprechendem „Hutungsrecht“.<br />

Im Jahre 1839 kaufte der<br />

Fabrikbesitzer Ernst Friedrich Geißler<br />

(Tuchfabrikant) ein weitreichendes Gelände,<br />

welches heute dem „Otto-Müller-<br />

Park“ entspricht. Geheimrat Müller erwarb<br />

das Gelände im Jahre 1905 und<br />

übertrug es der Stadt, wodurch dieses<br />

der Öffentlichkeit zugänglich gemacht<br />

wurde. Noch heute geben einige Straßennamen<br />

Auskunft über die Entstehung<br />

von bedeutenden Garten- und<br />

Grünanlagen im Zentrum der Stadt wie<br />

beispielsweise „Gartenstraße“, „Grüner<br />

Graben“, „Blumenstraße“, „Lindenweg“,<br />

„Parkstraße“ u.a. Erwähnenswert<br />

ist der „Finstersche Garten“ mit einem<br />

Gewächshaus, in dem der Gemüsehändler<br />

Finster bereits 1829 seine Ware<br />

heranzog. Am Mühlweg befand sich der<br />

„Kähligsche Garten“ zwischen Kahle und<br />

Lindenweg. Östlich eines kleinen Bachlaufes<br />

konnte Wäsche gebleicht werden.<br />

In diesem Areal waren die bekanntesten<br />

älteren Anlagen, der „Schrickelsche Garten“<br />

und der „Hartmannsche Garten“,<br />

angesiedelt. Hier befanden sich bereits<br />

ein Gewächshaus, eine Orangerie, ein<br />

Küchengarten, Spargelbeete sowie ein<br />

Obstgarten. Auf dem Hofe waren Ställe<br />

und eine „Pumpe vor das Feder-Vieh“<br />

vorhanden. Diese Gärten können somit<br />

als Vorläufer der späteren städtischen<br />

Kleingartenanlagen bzw. Kolonien gelten.<br />

Nach dem Vorbild Dr. Schrebers<br />

(1864) schossen diese auch in Görlitz<br />

wie Pilze aus dem Boden. Ursprünglich<br />

sollten diese in Leipzig als Grünflächen<br />

für spielende Kinder dienen, später jedoch<br />

entstanden daraus parzellierte<br />

Gartenkolonien, organisiert in städtischen<br />

Kleingartenverbänden. In diesem<br />

Zeitraum sind beispielsweise u.a. so<br />

bekannte Kleingartenvereine (Sparten)<br />

in Görlitz wie „In der Ponte, Liebighöhe,<br />

Nord am Gaswerk, Heinrich Heine,<br />

Henneberg“ entstanden. Erwähnt sei<br />

auch der Kleinsiedlerverein „Eigenheim“<br />

in Biesnitz, im Volksmund wegen der<br />

braunen Lehmaußenwände und der eigenen<br />

Bauweise auch „Negersiedlung“<br />

genannt. Heute gilt er als „Landeskron-<br />

Siedlung“ eher einem elitären Wohnsitz<br />

gut betuchter Görlitzer im Grünen. lm<br />

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Geschichte<br />

5


Garten und Parkstadt Görlitz –<br />

„Die Grüne“<br />

Jahre 1929 wurden in Görlitz 12 Gartenvereine<br />

registriert, später kamen<br />

noch zahlreiche dazu. Stellvertretend<br />

sei erinnert an Namen wie Damaschke,<br />

Pomologen, Am Flugplatz, Friedhofstraße,<br />

Eiswiese, Kummerau, Kreuzkirche,<br />

Rauschwalde, Biesnitz, An der Sternwarte,<br />

Leontinenhof, Weinhübel u.a.<br />

Die Nutzung von Schrebergärten oblag<br />

unterschiedichen individuellen Bedürfnissen<br />

und gesellschaftlichen Interessen,<br />

festgelegt in mitunter auch<br />

ziemlich restriktiven Satzungen. In den<br />

Nachkriegsjahren wurden beispielsweise<br />

Haus- und Nutztiere wie Hühner, Kaninchen<br />

und Gänse gehalten. Obstbäume,<br />

Beerensträucher, Gemüse-Beete<br />

dienten vordergründig der Selbstversorgung.<br />

Oftmals wurde in den Satzungen<br />

festgelegt, wie groß die Nutzfläche sein<br />

sollte, die Rasenfläche zu begrenzen<br />

war. Noch viele Jahre stand die Eigenversorgung<br />

mangels Importen von Obst<br />

und Gemüse im Vordergrund, wurde der<br />

Jahresertrag der Mitglieder akribisch erfaßt,<br />

insbesondere die Menge, welche<br />

staatlichen Aufkaufsstellen zugeführt<br />

wurde.<br />

ln Ermangelung von betrieblichen und<br />

FDGB-Ferienplätzen, zudem eingeschränkten<br />

Reise-Möglichkeiten ins Ausland<br />

diente der Schrebergarten mehr<br />

und mehr als ein Refugium aktiver Erholung<br />

und Urlaubsgestaltung. Bald trat<br />

auch an die Stelle der Gartenlaube, die<br />

nach traditionellen strengen Vorschriften<br />

zu gestalten war, der „Bungalow“ bzw.<br />

die „Datsche“, mit allem nötigen Hausrat<br />

und moderner Technik, mitunter komfortabler<br />

als die eigene Neubauwohnung<br />

ausgestattet. Oft als „Laubenpieper mit<br />

Schrebergarten- Horizont“ belächelt,<br />

mutierte der Kleingärtner nunmehr zum<br />

stolzen Bungalow- bzw. Datschenbesitzer.<br />

Allerdings war zu diesem Zeitpunkt<br />

die Aufnahme in den Verein oft mit einer<br />

längeren Wartezeit verbunden. Mit<br />

den gesellschaftspolitischen Veränderungen<br />

nach 1989 ging eine Reisewelle<br />

von nicht geahntem Ausmaß nach dem<br />

Motto „vom Schrebergarten in die weite<br />

Welt“ einher.Verändertes Freizeitverhalten<br />

und Überalterung der Vereinsmitglieder<br />

waren vielerorts zunehmend mit<br />

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6<br />

Geschichte


genannt „Die Grüne“<br />

„Die Rosengarten im Stadtpark<br />

einer Verödung der Parzellen verbunden.<br />

Allerdings werden zunehmend Gartenanlagen<br />

wieder gern von Familien<br />

genutzt, deren Geldbeutel für kostenintensive<br />

Luxusreisen per Schiff oder Flug<br />

nicht ausreichen, auch Arbeitslosigkeit,<br />

Kinderreichtum, chronische Krankheiten<br />

und andere Umstände zwingen zur Bescheidenheit<br />

im Alltag. Ebenso könnten<br />

Migranten-Familien durchaus das Vereinsleben<br />

bereichern, der Lärm spielender<br />

Kinder anstelle strenger Verbote<br />

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Geschichte<br />

7


Garten und Parkstadt Görlitz –<br />

„Die Grüne“<br />

Parkanlage vor der Ruhmeshalle<br />

und Vereinsregelungen sollte künftig<br />

ausdrücklich willkommen sein.<br />

Bald nachdem man in Görlitz im Jahre<br />

1813 mit dem Ausbau der Waldpark-Anlagen<br />

begonnen hatte, verwandelte sich<br />

Görlitz zunehmend mit seinen Zier- und<br />

Nutzgärten in eine wirkliche Parkstadt.<br />

Etwas schwülstig war von der „helfenden<br />

Hand des menschlichen Gestaltens“<br />

die Rede. Blumenreiche Schmuckplätze<br />

sind z.T. bis zum heutigen Tag anzutreffen,<br />

u.a. der Wilhelmsplatz. Erst kürzlich<br />

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8<br />

Geschichte


genannt „Die Grüne“<br />

„Die erhielt die Stadt Görlitz für den gestalteten<br />

Postplatz beim 10. Sächsischen<br />

Landes- Wettbewerb 2017 „Gärten in<br />

der Stadt“ einen Sonderpreis.<br />

Der älteste Görlitzer Park befand sich an<br />

der Schützenstraße. Auf Grund der zahlreichen<br />

Park- und Stadtgartenanlagen<br />

erhielt Görlitz auch liebevoll den Beinamen<br />

„Schlesisches Balkonien“. Dazu<br />

tragen vor allem die Park- und Grünanlagen<br />

wie Stadthallen-Garten, Landeskrone,<br />

Schellergrund, Raupach-Park<br />

(heute Tierpark), Otto-Müller-Park mit<br />

Rosarium, zahlreichen Rhododendron-<br />

Sträuchern, Denkmälern (Alexander von<br />

Humboldt, Friedrich von Schiller), Palmengarten,<br />

Frei-Schach-Anlage, Springbrunnen,<br />

Spielwiese, Goldfischteich,<br />

Freilichtbühne (von Werktätigen in Eigeninitiative<br />

erbaut, später leider dem<br />

Verfall anheim gefallen), 15. Meridian-<br />

Stein, Stadthallengarten, Weinberggelände<br />

mit Berggarten, Parkeisenbahn,<br />

Volksbad, in welchem manch Görlitzer<br />

Kind das Schwimmen gelernt hat, bei.<br />

Der Kreuzkirchen-Park lädt im schneereichen<br />

Winter zum Rodelspaß ein. Der<br />

Ölberggarten, eine gepflegte Anlage in<br />

der Altstadt, war ursprünglich als Obstplantage<br />

gestaltet. Ochsenbastei und<br />

Zwinger sind für den Besucher nahezu<br />

obligate Stationen.<br />

Weiträumige Park- und Grünanlagen<br />

befanden und befinden sich noch heute<br />

im polnischen Teil der Europastadt<br />

Görlitz/Zgorzelec in sehr gepflegtem<br />

Zustand, beispielsweise am Rabenberg,<br />

Jägerwäldchen, Moyser Park, dem<br />

Georg-Snay-Park unmittelbar hinter<br />

der Ruhmeshalle („Dom kultury“) mit<br />

Tennisplätıen, Planschwiesen und Steingarten.<br />

Eine grüne Uferpromenade an<br />

der Neiße lädt zum Spaziergang ein.<br />

Sollte die Europastadt Görlitz/Zgorzelec<br />

nicht zu Recht den Beinamen „Die Grüne“<br />

verdient haben?<br />

Dr. Bernhard Wolf<br />

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Geschichte 9


Neue Meister –<br />

Künstlergruppe<br />

Die Oberlausitzer Kunstfreunde erwartet<br />

ein besonderer Leckerbissen. Am 22.<br />

<strong>April</strong> <strong>2018</strong> eröffnen die „Neuen Meister“<br />

im Schloß Königshain eine sehenswerte<br />

Ausstellung. Unter dem Pseudonym<br />

„Neue Meister“ hat sich eine Gruppe von<br />

Künstlern zusammengefunden, die seit<br />

dem Jahre 2000 mit gemeinsamen und<br />

Einzel-Ausstellungen in Deutschland und<br />

Europa auf sich aufmerksam macht.Alle<br />

Künstler sind der gegenständlichen Kunst<br />

verpflichtet, haben ähnliche Ziele und<br />

gehen ähnliche Wege. Obgleich sich die<br />

Arbeiten formal und inhaltlich deutlich<br />

unterscheiden. So trat die Gruppe auf diversen<br />

Ausstellungen in Böblingen, Stuttgart,<br />

Bremen, Worpswede, in den Niederlanden,<br />

Österreich, der Schweiz und<br />

natürlich in weiteren Orten Deutschlands<br />

auf. Umso erfreuter dürfen wir sein, dass<br />

diese Gruppe außergewöhnlicher, realistischer<br />

Künstler nun ins Schloß Königshain<br />

kommt und vom 22. <strong>April</strong> - 17. Juni <strong>2018</strong><br />

eine sehenswerte Auswahl Ihres Oevres<br />

präsentiert. Zur Gruppe „Neue Meister“<br />

gehören folgende Künstler, die wir im Einzelnen<br />

kurz vorstellen werden:<br />

Gerd Bannuscher; Roland Heyder; Joachim<br />

Lehrer; Michael Krähmer; Ines<br />

Scheppach; Siegfried Zademack<br />

Gerd Bannuscher<br />

Gerd Bannuscher wurde am 22. Juli 1957<br />

in Königsacker/Nordfriesland geboren.<br />

Seit 1986 arbeitet er selbständig als freischaffender<br />

Künstler. Gerd Bannuscher<br />

arbeitet und lebt mit seiner Familie heute<br />

in Eichede/Schleswig Holstein.<br />

Ohne Ziel<br />

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10<br />

Ausblick


Ausstellung im Schloss Königshain<br />

Künstlergruppe<br />

Seit seiner Jugend fühlt Gerd Bannuscher<br />

sich zur künstlerischen Darstellung hingezogen.<br />

Gerd Bannuschers künstlerische<br />

Entwicklung führt über die Zeichnung (als<br />

Studie) hin zu seiner realistischen, visionären<br />

Malerei. Der Mensch ist das zentrale<br />

Thema aller künstlerischen Arbeiten Gerd<br />

Bannuschers. Dabei nimmt die Beschäftigung<br />

um das spannungsgeladene, über<br />

weite Strecken von Beherrschung und<br />

Zerstörung geprägte Verhältnis des Menschen<br />

zur Natur geradezu eine Schlüsselstellung<br />

im Werk Gerd Bannuschers ein.<br />

Das Verhältnis Mensch und Natur, zweier<br />

ehemaliger Partner, die sich auseinandergelebt<br />

haben, beschreibt Gerd Bannuscher<br />

visionenhaft in der Verknüpfung von<br />

Raum und Zeit.<br />

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />

lassen in Gerd Bannuschers Werk nicht<br />

nur die vierte, die geistige Dimension<br />

entstehen, sie verweisen zugleich suggestiv<br />

und warnend auf die schicksalhaft<br />

aneinandergebundene Gemeinschaft von<br />

Mensch und Natur. Landschaften aus dem<br />

nordischen Bereich (Irland, Schottland,<br />

Schweden), vor allem aber die Seestücke,<br />

werden somit zu einem wesentlichen Ausdrucksmittel<br />

für Gerd Bannuscher, dem<br />

Menschen Ferne und Unendlichkeit, den<br />

Wechsel der Gezeiten, Ruhe und Kraft,<br />

Sehnsucht und Meditation zu vermitteln,<br />

mit dem Ziel, ihn wieder eins werden zu<br />

lassen mit der im kosmischen Geschehen<br />

eingebundenen Natur. Er nutzt die Magie<br />

des Blauen (auch des Meergrüns) als Farbe<br />

und offenbart damit sein im Grunde<br />

positives Denken, dass diese Welt für den<br />

Menschen etwas Wertvolles und Schützenswertes<br />

darstellt.<br />

Roland Heyder<br />

Roland Heyder wurde 1956 in Singen<br />

geboren. Als Maler ist er Autodidakt und<br />

seit 1980 freiberuflich tätig. 1986 erfolgte<br />

eine Studienreise nach Singapur, den Philippinen<br />

und Südafrika. 1989-1990 folgte<br />

ein Auslandsaufenthalt in San Diego, Kalifornien,<br />

USA. 1991 und 1996 unternahm<br />

Roland Heyder jeweils eine Studienreise<br />

nach Kalifornien.<br />

Was Roland Heyder sich auf die Ochsentour<br />

selbst beigebracht hat, dafür müssen<br />

manche jungen Leute viele Jahre<br />

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Ausblick 11


Neue Meister –<br />

Künstlergruppe<br />

Le Salut<br />

studieren. Seine „Akademie des Lebens“<br />

jedenfalls hat ihn weit gebracht, hat ihn<br />

aber auch vor Hochmut bewahrt und hat<br />

ihm die seltene Gabe des Humors in der<br />

Kunst beschert. Wie anders könnte er so<br />

ungeniert und gekonnt seine gemalten<br />

Collagen ersinnen, oder sein augenzwinkerndes<br />

Ölbild „Vermeers Malkunst“! Eine<br />

Kopie? Gewiss auch das! Altmeisterliche<br />

Technik, Drapierungen, Maler und Modell,<br />

selbst der flämische Lüster, die Landkarte,<br />

das seltsam intime und zugleich doch helle<br />

Atelierlicht: alles originalgetreu, wäre<br />

da nicht auf eben dieser Landkarte eine<br />

moderne junge Frau zu sehen, die sich<br />

ein wenig fragend in dieser Inszenierung<br />

umsieht, wäre die leichte Ironie, das Spiel<br />

mit der Vergangenheit gar nicht sofort erkennbar.<br />

Landschaften, Interieurs, Akte, Collagen,<br />

was auch immer unter Roland Heyders<br />

Händen entsteht, ist von einer ungemeinen<br />

Liebe zum Detail bestimmt. Er setzt<br />

seine grauen Wolken in leblose Landschaften,<br />

lässt das Licht auf seine altmeisterlichen<br />

Miniaturlandschaften leuchten, zu<br />

denen er oft in seinen Bildern Ausblicke<br />

eröffnet, er zitiert, setzt gelegentlich aber<br />

auch – einer Collage vergleichbar – unterschiedlichste<br />

Komponenten und Aussagen<br />

zu einem Bild zusammen. Roland Heyder<br />

bevorzugt Öl und Leinwand, wenn er sich<br />

auch recht erfolgreich als Fotograf und Lithograph<br />

betätigt hat. Allein im Öl, so sagt<br />

er selbst, fühlt er sich zuhause. Manche<br />

seiner Bilder entstehen fast im Augenblick<br />

ihrer Idee, die meisten jedoch brauchen<br />

eine lange Reifezeit.<br />

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12<br />

Ausblick


Ausstellung im Schloss Königshain<br />

Künstlergruppe<br />

Michael Krähmer<br />

Michael Krämer wurde am 7. Juli 1952<br />

geboren. Von 1978-83 absolvierte er ein<br />

Studium an der Staatlichen Akademie der<br />

Bildenden Künste in Stuttgart. Er erhielt<br />

mehrere Preise und Auszeichnungen. Seine<br />

Werke brachte er in einer Vielzahl von<br />

Ausstellungen einem größeren Kreis zur<br />

Kenntnis, bevor er 2000 sich der Gruppe<br />

Neue Meister anschloß.<br />

Wenn die Schöpfung mit dem dritten Tage<br />

Lichtblick<br />

beendet gewesen wäre, dann sähe die<br />

Welt wohl so aus, wie die Bilder Michael<br />

Krähmers sie zeigen: ruhig, harmonisch,<br />

ästhetisch, schön, „wie gemalt„. Seit der<br />

Schaffung der Kreaturen und der damit<br />

verbundenen Vertreibung aus dem Paradies<br />

hat sich das Bild der Natur nachhaltig<br />

verändert. Wer deshalb versucht, die<br />

Landschaften Michael Krähmers heute<br />

und in der Realität wiederzufinden, hat<br />

die Aussage dieser Bilder eher nicht verstanden.<br />

Nicht umsonst nennt Krähmer<br />

seine Bilder „Magische Landschaften“.<br />

Scheinen auch einzelne Komponenten<br />

dieser Bilder der Realität nachgebildet zu<br />

sein, so wirken sie doch immer ein Stück<br />

entrückt, als ob sie für etwas stünden,<br />

das jenseits der Realität zu finden ist.<br />

Entrückt wirken sie, diese merkwürdigen<br />

Felsformationen, Wasserwege, Himmel,<br />

und irgendwie kühl, selbst wenn die Erde<br />

sich aufzutun scheint oder die Felsen sonnenbeschienen<br />

sind. So ist es wohl kein<br />

Zufall, dass häufig der Mond am Himmel<br />

steht, dass eher Dämmerung als Nacht<br />

oder Licht zu finden sind. Es sind Bilder,<br />

mit denen man gern leben mag, die sich<br />

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Ausblick<br />

13


Neue Meister –<br />

Künstlergruppe<br />

nicht aufdrängen, die in ihrer Klarheit und<br />

in ihren manchmal fast mathematischfraktal<br />

anmutenden Strukturen beruhigend<br />

auf die Seele zu wirken vermögen,<br />

die aber dennoch durchaus geistig anregend<br />

sind. Man kann sich in diese Bilder,<br />

Formen, Strukturen versenken, ohne in<br />

ihnen zu versinken. Michael Krähmers<br />

Harzöl-Lasurtechnik ist wahrlich „altmeisterlich“<br />

und heute ungewöhnlich, in der<br />

Renaissance jedoch war diese Technik in<br />

vielen Varianten durchaus üblich. Schicht<br />

um Schicht in bis zu zehn Lagen übereinander<br />

entstehen diese Harzöl-Lasurbilder.<br />

Joachim Lehrer<br />

Joachim Lehrer wurde 1954 in Reutlingen<br />

geboren. Nach dem Abitur 1974 Abitur in<br />

Herrenberg war er 1974-1975 als LKW-<br />

Fahrer tätig bis er 1975-1976 ein Studium<br />

der Elektrotechnik begann und 1976-1982<br />

in das Studium der Germanistik, Rhetorik,<br />

Kunstgeschichte wechselte. Seit 1976 arbeitet<br />

er kontinuierlich künstlerisch und ist<br />

seit 1983 freischaffend tätig. Er beschickte<br />

zahlreiche Ausstellungen im In- und<br />

Ausland.<br />

Ausschau nach Dir<br />

Wenn dem Betrachter zudem zu vielen<br />

Bildern Joachim Lehrers eine Geschichte,<br />

ein Märchen einfällt, dann spricht alles dafür,<br />

dass seine Arbeiten nicht unbedingt<br />

realistisch zu nennen sind, auch wenn<br />

sie zunächst den Anschein erwecken.<br />

Wenn jene alte Straßenbahn solche Gefühle<br />

weckt, dann muss etwas dahinter<br />

stecken. Schnell wird klar, dass Lokomotiven,<br />

Straßenbahnen, Lastwagen, Limou-<br />

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14<br />

Ausblick


Ausstellung im Schloss Königshain<br />

Künstlergruppe<br />

sinen, ja sogar Konzertflügel und Windrad<br />

für etwas ganz anderes stehen: für ihre<br />

ehemaligen Besitzer zum Beispiel, für<br />

ihre Erschaffer, jedenfalls für Menschen.<br />

Der Übersprung fällt leicht, denn Joachim<br />

Lehrer ist ein Fabulierer, er erzählt Bildergeschichten,<br />

wie die von dem Luftschloss,<br />

das auf Himmelfahrt gehen wollte. Das<br />

Ergebnis überträgt er auf eine Holzplatte,<br />

die mehrmals mit Kreide grundiert und<br />

geschliffen wurde, um die völlige Glätte<br />

des Malgrundes zu erreichen. Ein Grund-<br />

“ton“ (Imprimitur) wird auf diesen Grund<br />

aufgebracht und legt mit seiner Stimmung<br />

die spätere Farbstimmung des Bildes<br />

fest. Erst jetzt wird die Vorzeichnung<br />

übertragen und hell-dunkel mit Acrylfarben<br />

modelliert. Viele weitere Schichten in<br />

Harz-Leinöl-Lasuren lassen die Farben je<br />

nach Belieben durchscheinend oder pastös<br />

wirken.<br />

Ines Scheppach<br />

Ines Scheppach wurde 1953 in Stuttgart<br />

geboren. Von 1969-1971 besuchte sie die<br />

Freie Kunstschule Stuttgart und studierte<br />

1971-1977 an der Kunstakademie Stuttgart<br />

bei den Professoren Grau und Stockhausen.<br />

Zahlreiche Ausstellungen machten<br />

Ines Scheppach weithin bekannt.<br />

Ines Scheppachs Zeichnungen sind in<br />

Strich und Aussage so dicht, dass man<br />

sie nicht zu den Grafiken, sondern zu den<br />

Gespräch<br />

Bildern rechnen muss. „Gezeichnete Bilder“<br />

nennt denn auch die Künstlerin ihre<br />

Arbeiten. Lebenssituationen, in vielfältigster<br />

Form, sind das Thema, mit dem sich<br />

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Ausblick<br />

15


Neue Meister –<br />

Künstlergruppe<br />

ihre Bilder beschäftigen, Schönheit, Alter,<br />

Verlassensein, Aufsässigkeit, Schmerz,<br />

Freude, Trauer, Schutzbedürftigkeit, Beschütz<br />

sein, das ist ein Ausschnitt aus der<br />

Themenwelt, mit der sich die Bilder der<br />

Künstlerin beschäftigen. Menschen, Wesen,<br />

Tiere, die Natur, naturwissenschaftliche<br />

Phänomene, auch aus dem Mikrokosmos,<br />

sind die Mittel, mit denen sie ihre<br />

Gedanken umsetzt. Wo Dinge nicht erklärbar<br />

sind, findet man häufig Gestalten<br />

die aus der Mythologie überkommen zu<br />

sein scheinen, die aber nie als bloße Figuren<br />

zu verstehen sind, sondern die immer<br />

symbolhafte Funktionen haben.<br />

Bleistift ist das wesentliche Malmittel der<br />

Ines Scheppach, auch wenn sie immer<br />

wieder Ausflüge in andere Techniken<br />

macht. Farbstifte, Kreide, Kohle, Ölpastellfarben,<br />

Pastellstifte, sie zeichnet mit<br />

diesen Medien. Selbst ihre Aquarelle sind<br />

mit einem hauchfeinen Pinsel gezeichnet.<br />

Ihre zurückhaltende Farbigkeit, ihr raumfüllender<br />

Bildaufbau, ihre ungewöhnliche<br />

Themenwahl sind für die Künstlerin ebenso<br />

bezeichnend wie ihre ständige Suche<br />

nach neuen Ausdrucksmitteln.<br />

Siegfried Zademack<br />

Siegfried Zademack wurde 1952 in Bremen<br />

geboren. Nach seiner Ausbildung<br />

zum Schauwerbegestalter, Plakatmaler<br />

und Siebdrucker war er bis 1980 hauptberuflich<br />

als Werbegrafiker tätig.<br />

Seit 1975 beschiickte er regelmäßige<br />

Ausstellungen im In und Ausland. Er ist<br />

seit 1980 als freischaffender Künstler in<br />

Bremen tätig. Siegfried Zademacks Bilder<br />

scheinen aus einer eigenen Welt zu stammen.<br />

Seine Bildkompositionen stellen mit<br />

großer, altmeisterlicher Akribie und verblüffend<br />

luziden Ölfarben Vorgänge, Situationen,<br />

Geschehnisse vor, die nicht nur<br />

ihn bewegen. Man muss als Betrachter<br />

den Bilderkanon schon gut präsent haben,<br />

um nicht eins der vielen Details in den Bildern<br />

Siegfried Zademacks zu verpassen.<br />

Neben seinen zentralen Bildelementen,<br />

die er für seine abwechslungsreich komponierten<br />

Bilder verwendet, finden sich<br />

vielerlei Anspielungen und Zitate, aus der<br />

Renaissance ebenso wie aus dem Surrealismus.<br />

Man findet antike Köpfe und<br />

Menschen der Jetztzeit, die in dem von<br />

Zademack geschaffenen Welttheater eine<br />

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16<br />

Ausblick


Ausstellung im Schloss Königshain<br />

Künstlergruppe<br />

Gaia<br />

Rolle spielen.<br />

Die hohe Symbolkraft seiner Bilder, der iteratkive<br />

Gebrauch von Figuren, gibt sowohl<br />

einzelnen Bildern als auch Bildfolgen minimalistische<br />

Züge. Durch den wiederholten<br />

Gebrauch dieser Ausdrucksmittel gelingt<br />

es Zademack, den Betrachter nicht nur<br />

in einzelne Bilder, sondern auch in seine<br />

phantastische Bilderwelt hineinzuziehen.<br />

Ständige Brüche - in den Figuren, in den<br />

Landschaften, in den Aussagen - geben<br />

seinen Bildern nicht nur eine atemberaubende<br />

Spannung, sondern auch die leise<br />

Ironie, der viele seiner bitterbösen Aussagen<br />

erst erträglich macht. Bevor Siegfried<br />

Zademack zu malen anfing, hatte er<br />

Bilder im Kopf, die er nicht umzusetzen<br />

vermochte, weil ihm die dafür notwendige<br />

Technik fehlte. So ging Zademack den<br />

schweren Weg des Selbststudiums, besuche<br />

Museen und Galerien, um sich in die<br />

Techniken der alten Meister zu vertiefen,<br />

fand wohl auch den einen oder anderen<br />

Lehrmeister und erarbeitete sich das Wissen<br />

über Farben, Pigmente, Übergänge,<br />

Lösungsmittel, Mischungen so, wie das<br />

weiland die Alchimisten zu tun pflegten.<br />

Für den Betrachter ganz offensichtlich<br />

weiß er inzwischen, wie sich Farben verhalten<br />

und was man mit ihnen machen<br />

kann oder besser lassen sollte.<br />

Bertram Oertel<br />

Ausstellungsdauer vom 22.04.-17.06.<strong>2018</strong>.<br />

Di-Do 11-15 Uhr, Sa, So + Feiertags 14-17 Uhr<br />

Am 22.04.<strong>2018</strong> wird die Vernissage um 14.30 eröffnet<br />

und musikalisch umrahmt durch die Sopranistsin<br />

Anke Lehrer mit Vokalmusik des 17. und 18. Jahrhunderts.<br />

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Ausblick<br />

17


Ebersbach im Siebenjährigen Krieg 1756-1763 –<br />

Siebenjähriger Krieg<br />

Nach einem Text der Chronik von Ebersbach,<br />

aufgeschrieben 1803 vom Pfarrer<br />

Johann Gottlob Kliembt. Diese Chronik<br />

war gewidmet dem Herrn Karl Viktor August<br />

von Broitzen, Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn<br />

auf Ebersbach und Siebenhufen,<br />

in den Jahren 1754-1843. Elf Jahre<br />

waren seit dem Friedenschluss von Dresden<br />

1745, der den zweiten Schlesischen<br />

Krieg beendete, verflossen, als ein dritter<br />

Kampf ausbrach, der die Ereignisse<br />

der Jahre 1740-1745 weit in den Schatten<br />

stellen sollte. Maria Theresia konnte<br />

den Verlust Schlesiens, der „Perle in der<br />

Krone Habsburgs“, nicht verschmerzen.<br />

In den Friedenjahren hatte sich ihr geschlagenes<br />

Heer wieder erholen können,<br />

sie selbst hatte es verstanden, starke<br />

Verbündete um ihre Fahnen zu scharen,<br />

Frankreich, Russland und Sachsen, zu<br />

dem damals auch die Oberlausitz gehörte.<br />

Mit einer solchen Macht durfte sie es<br />

wagen, einen neuen Krieg vom Zaune zu<br />

brechen.<br />

Der preußische König, Friedrich II., der<br />

Große, hatte Theresias Pläne erfahren<br />

und beschloss, der Übermacht der Feinde<br />

König Friedrich II. (Preußen) 1712-1786<br />

zuvorzukommen. Im August 1756 rückte<br />

er unvermutet in Sachsen ein, der Krieg<br />

hatte begonnen. Welch großes Leid sollte<br />

er wieder über die Lande, in denen die<br />

Kriegsfurie tobte, bringen! Die Kriegsge-<br />

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18<br />

Geschichte


Ebersbach im Siebenjährigen Krieg 1756-1763<br />

Siebenjähriger Krieg<br />

hinweg, deren Namen die Geschichtsbücher<br />

nicht nennen.<br />

So konnte auch Ebersbach (Kreis Görlitz)<br />

nach dem endlichen Friedensschlusse des<br />

7 - jährigen Krieges (am 15.2.1763 „Frieden<br />

von Hubertusburg“) ein Lied singen<br />

von den zahlreichen Leiden, die es in den<br />

Kriegsjahren 1756-1763 erfahren hatte.<br />

Die Abbildungen zeigen die Kontrahenten<br />

des 3. Schlesischen Krieges.<br />

Kaiserin Maria Theresia 1717-1780<br />

schichte weiß uns zu erzählen von unermesslichen<br />

Verlusten. Von geplünderten,<br />

zerstörten, eingeäscherten Städten.<br />

Doch nicht allein die Städte zerzauste der<br />

Kriegssturm, er fegte auch über Dörfer<br />

Kriegsverlauf in Ebersbach ab 1756<br />

Am 29. September 1755 war von der<br />

Ebersbacher und Girbigsdorfer Gemeinde<br />

ein Jubelfest zur Erinnerung an den<br />

1555 geschlossenen Religionsfrieden zu<br />

Augsburg begangen worden. Schönes<br />

Wetter hatte die erhebende Feier zur<br />

Freude aller äußerst würdig verlaufen<br />

lassen. Keiner ahnte, dass zwölf Monate<br />

später die ersten Wogen eines neuen<br />

Krieges auch die engste Heimat berührt<br />

haben würden, die in den voran gegangenen<br />

Kämpfen von den Kriegsgräueln<br />

verschont geblieben war.<br />

In der Nacht vom 29. zum 30. August<br />

des Jahres 1756 rückte ein preußisches<br />

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Geschichte<br />

19


Ebersbach im Siebenjährigen Krieg 1756-1763 –<br />

Siebenjähriger Krieg<br />

General Hans Karl von Winterfeldt<br />

Heer in das damals noch sächsische und<br />

somit preußenfeindliche Görlitz ein. Am<br />

folgenden Tage wurde auch Ebersbach<br />

heimgesucht.<br />

Drei Eskadronen der Puttkamer´ischen<br />

Husaren kamen mittags um 11 Uhr im<br />

Dorfe an. Diese mussten 3 Tage lang verpflegt<br />

werden und nahmen bei ihrem Abzuge<br />

mehrere Pferde und viel Hafer mit.<br />

Die Naturalkosten der Gemeinde betrugen<br />

111 Taler und 4 Groschen. Der Krieg<br />

hatte das Dorf zum ersten Male berührt.<br />

Der Herbst verlief verhältnismäßig ruhig.<br />

Am Anfang des Jahres 1757 kam eine<br />

Eskadron des Regiments von Katt nach<br />

Ebersbach, rückte aber nach 12 Tagen<br />

wieder ab, da in der Nacht ein Feuer in<br />

der Friedersdorfer Gegend die Gemüter<br />

beunruhigte, dass „die Offiziere vor eine<br />

brennende Lärmstange hielten“.<br />

Am 21. August 1757 bekamen Ebersbach<br />

und Girbigsdorf durch eine Gesandtschaft<br />

aus dem bei Bernstadt und Schönau befindlichem<br />

Lager der Preußen den Befehl,<br />

die beiden Dörfer hätten binnen 24<br />

Stunden bei Feuer und Schwert je 1300<br />

vierpfündige Brote zu liefern. Das war in<br />

einer so kurzen Zeit ein Ding der Unmöglichkeit,<br />

zumal da gerade zu dieser Zeit<br />

großer Wassermangel herrschte. Sofort<br />

begab sich der hiesige Pfarrer Günzel mit<br />

einigen Gerichts- und Gemeindeältesten<br />

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20<br />

Geschichte


Ebersbach im Siebenjährigen Krieg 1756-1763<br />

Siebenjähriger Krieg<br />

Friedrich II. und General Winterfeld, 1757<br />

ins Lager. Zwar machte sie der sie anmeldende<br />

Offizier sehr bange, doch der General<br />

nahm sie gnädig auf und gewährte<br />

ihnen eine Fristverlängerung.<br />

Am 30. August rückte die preußische<br />

Armee unter dem Herzog von Braunschweig<br />

– Wolfenbüttel-Bewern (1715-<br />

1787) von Bernstadt her in ein Lager an<br />

der Landeskrone. Um einer Fouragierung<br />

vorzubeugen, musste Ebersbach wohl<br />

oder übel 800 Pfund Brot in das Lager<br />

liefern. In den folgenden Tagen musste<br />

das Dorf in erheblichen Mengen Korn,<br />

Gerste, Hafer, Brot und Holz liefern.<br />

Am 7. September kam die preußische Bäckerei<br />

von Bautzen über Ullersdorf durch<br />

Ebersbach mit 1400 Mann Bedeckung<br />

und 1600 Wagen, um sich der hinter<br />

Görlitz stehenden Armee anzuschließen.<br />

Der Durchzug währte von früh 7 Uhr bis<br />

abends 7 Uhr. Obst, Kraut, Rüben, Kartoffeln,<br />

alles ließen die Soldaten mitgehen.<br />

„Absonderlich ward der Soldat wütend,<br />

als gegen 11 Uhr zu Mittage die Attaque<br />

(Attacke) bei Moys anging, wobei der<br />

General von Winterfeldt blieb, und dachte,<br />

nun habe er (der Soldat) volle Freiheit<br />

zum Plündern“.<br />

Die Abbildung (S. 22) zeigt den Schlachtplan<br />

vom 7.9.1857 bei Moys. Der General<br />

von Winterfeldt wurde durch einen Säbelhieb<br />

tödlich verwundet. Er verstarb<br />

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Geschichte<br />

21


Ebersbach im Siebenjährigen Krieg 1756-1763 –<br />

Siebenjähriger Krieg<br />

Schlachtplan von Moys (rot Preußen, blau Österreicher)<br />

am folgenden Tage in Görlitz Obermarkt<br />

Nr. 8. Nach dieser Schlacht am Jäckelsberg<br />

in Moys wurde ihm zu Ehren ein<br />

Gedenkstein.<br />

In der Nacht vom 9. zum 10. September<br />

1757 zog sich die preußische Armee nach<br />

Schlesien zurück. Am 14. September marschierte<br />

der linke Flügel der Kaiserlichen<br />

– Husaren, Kürassiere und Kroaten-, die<br />

bisher bei Schönau und Friedersdorf ge-<br />

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22<br />

Geschichte


Ebersbach im Siebenjährigen Krieg 1756-1763<br />

Siebenjähriger Krieg<br />

standen hatte, von früh 7 Uhr bis mittags<br />

2 Uhr durch Ebersbach, um die Preußen<br />

zu verfolgen. Am 26. September rückten<br />

wiederum Österreicher in Ebersbach ein.<br />

Am 5. November 1757 hatte Friedrich der<br />

Große bei Roßbach einen Sieg gegen die<br />

Franzosen errungen und verjagte nun,<br />

nach Schlesien marschierend, die Österreicher<br />

und die Sachsen. Am 23. November<br />

rückten 5 Eskadronen preußischer<br />

Dragoner in Ebersbach ein und blieben<br />

hier auch am folgenden Tage, da sie einen<br />

Rasttag einlegten. Ihre Laune war<br />

nicht die Beste. Sie schlugen sogleich<br />

die Viehställe auf, schlachteten nach<br />

Belieben, hatten auch Befehl, allerorten<br />

Türen, Fenster und Öfen einzuschlagen.<br />

Um dieses abzuwenden, musste die Gemeinde<br />

täglich 100 Taler zahlen. Beim<br />

Abzug nahmen die Dragoner 15 Pferde,<br />

40 Ochsen und viele Wagen mit. Den Gesamtschaden<br />

berechnete man auf 1826<br />

Taler. Am 24. <strong>April</strong> 1758 kam ein preußisches<br />

Kürassier-Regiment nach Ebersbach;<br />

Mann und Ross mussten verpflegt<br />

werden. Am 20. August 1758 schlug die<br />

Kaiserliche Armee des Generalfeldmarschalls<br />

Graf Daun – 100.000 Mann – auf<br />

den Feldern von Liebstein über Kunnersdorf,<br />

Ebersbach, Görlitz bis Moys ein großes<br />

Feldlager auf. Auf dem Ebersbacher<br />

Gutshofe war der Herzog von Ahrenberg,<br />

auf dem Pfarrhofe der General Simschän<br />

einquartiert.<br />

Es musste täglich Hafer, Stroh, Heu und<br />

Brot geliefert werden; andere Gebrauchsgegenstände<br />

wie Töpfe, Schüsseln, Fässer,<br />

Kannen, Löffel nahmen die Soldaten<br />

meistens mit Gewalt weg. Obst und Feldfrüchte<br />

wurden ein Opfer der Soldateska,<br />

das ganze lebendige Holz ward sonderlich<br />

auf der Morgenseite (Ostseite) verwüstet.<br />

Aber das schlimmste war, dass niemand<br />

nicht einmal in seinem Hause sicher war.<br />

Rinder, Ziegen, Schweine, Geld und Gut<br />

wurden des Nachts geraubt, und wer sich<br />

widersetzen wollte, wurde geschlagen,<br />

so hieb man dem Gärtner Höckner dermaßen<br />

auf den Kopf, als er sich wehren<br />

wollte, dass er halbtot liegen blieb. Am<br />

26. August, einen Tag nach der Schlacht<br />

bei Zorndorf (in der Neumark gegen die<br />

Kaiserlich russischen Truppen), rückte<br />

das Heer nach Dresden ab. Alles atmete<br />

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Geschichte 23


Ebersbach im Siebenjährigen Krieg 1756-1763 –<br />

Siebenjähriger Krieg<br />

erleichtert auf, aber zu früh, zwei Monate<br />

später sollte noch größeres Unheil über<br />

die Dörfer hereinbrechen. Am 14. Oktober<br />

1758 erlitt Friedrich der Große bei<br />

Hochkirch (bei Bautzen) eine Niederlage.<br />

Am 25. Oktober, abends 8 Uhr kamen<br />

etwa 800 Österreicher nach Ebersbach<br />

und lagerten hinter dem Pfarrhofe. Die,<br />

die im Umkreise der Kirche wohnten, kamen<br />

in dieser Nacht nicht zur Ruhe, sie<br />

verlebten angstvolle Stunden. Oft hörte<br />

man Feuergeschrei, und doch konnte keiner<br />

dem anderem zur Hilfe kommen, da<br />

jeder sein eigenes Haus vor Plündereien,<br />

so gut er konnte, bewahren musste.<br />

Der Morgen des folgenden Donnerstages<br />

brachte ein wenig Erquickung. Schon<br />

wollte man sich über das Vergangene zu<br />

trösten anfangen, da lähmte ein neuer<br />

Schrecken die Gemüter. „Der König von<br />

Preußen kommt über Ullersdorf anmarschiert!“<br />

Noch redete man davon, da<br />

hörte man auf der Abendseite (Westseite)<br />

lebhaftes Gewehrfeuer, Preußen und<br />

Österreicher griffen einander an. Bis um<br />

die 11 Stunde des Vormittags tobte ein<br />

heftiges Gefecht, bald im Dorfe selbst,<br />

bald westlich des Dorfes, bald auf der<br />

Morgenseite (Ostseite). Der Kampf blieb<br />

vorläufig unentschieden. Gegen Mittag<br />

gelang es den Preußen, die Kaiserlichen<br />

zurück zu treiben und in einen Sumpf<br />

beim letzen Gute von Ebersbach und<br />

dem ersten von Girbigsdorf zu jagen. Die<br />

meisten Österreicher wurden gefangen,<br />

die übrigen flohen zu der indes bei der<br />

Landeskrone angekommenen Armee der<br />

Österreicher unter Feldmarschall Graf<br />

Daun. Die Kaiserlichen hinterließen auf<br />

diesem Schlachtfeld etwa 50 Tote und<br />

Verwundete, Pferde, Waffen, Gerätschaften<br />

und Lebensmittel, die nun in die Hände<br />

der Preußen fielen.<br />

In den Nachmittagsstunden schlug die<br />

Preußische Armee auf den Ebersbacher<br />

und Girbigsdorfer Feldern ein Lager mit<br />

der Front nach der Landeskrone auf.<br />

Hinter dem Pfarrhofe stand die Artillerie.<br />

Von 3 Uhr an plünderten Kavallerie in<br />

Ebersbach und Girbigsdorf, kein Offizier<br />

zeigte sich und gebot diesem Unwesen<br />

Einhalt. Lebensmittel, Futter für die Tiere,<br />

Gebrauchsgegenstände, alles konnten<br />

die Truppen gebrauchen, da sie bei dem<br />

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24<br />

Geschichte


Ebersbach im Siebenjährigen Krieg 1756-1763<br />

Siebenjähriger Krieg<br />

Feldmarschall Leopold Joseph Graf Daun<br />

Überfall zu Hochkirch am 14. Oktober<br />

durch Graf Daun ihrer ganzen Habe verlustig<br />

gegangen waren. Am folgendem<br />

Tage, dem 27. Oktober 1857, rückte das<br />

Infanterie Regiment von Lattorff in Ebersbach<br />

ein. Das 1. Bataillon Lag auf dem<br />

herrschaftlichen Hofe und um denselben<br />

das 2. Bataillon im Pfarrhofe und im Garten.<br />

Die Kaiserliche – königliche Armee<br />

schloss die beiden Dörfer Ebersbach und<br />

Girbigsdorf von Mittag, Abend und Mitternacht<br />

ein, die Preußen verschanzten<br />

das Dorf. Das Gewehrfeuer auf den Feldern<br />

fand kein Ende. Jeden Augenblick<br />

wartete man an den Ausbruch einer großen<br />

Schlacht, die das Dorf unbarmherzig<br />

dem Erdboden gleich machen würde. An<br />

demselben Tage wurden zwei preußische<br />

Soldaten, die von den Kaiserlichen in<br />

der Kirchgasse erschossen worden waren,<br />

auf dem Kirchhofe beim Niedertore<br />

begraben. Die so gefürchtete Schlacht<br />

brach glücklicherweise nicht aus. Am 28.<br />

Oktober brannten auf dem Gutshofe viele<br />

von Stroh gebaute Hütten der Preußen<br />

an; viele Soldaten wurden ein Opfer der<br />

Flammen. Trotz des starken Windes gelang<br />

es, das Feuer zu löschen, so dass<br />

die Gutsgebäude verschont blieben.<br />

Fortwährend wurde weiter geplündert<br />

und fouragiert. Korn und Stroh wurden<br />

häufig ins Lager geführt und Hütten da-<br />

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Geschichte<br />

25


Ebersbach im Siebenjährigen Krieg 1756-1763 –<br />

Siebenjähriger Krieg<br />

Gideon Ernst Freiherr von Laudon (1717-1790)<br />

von gebaut, weil die Preußen bei Hochkirch<br />

die Zelte mit der gesamten Bagage<br />

eingebüßt hatten. Bei der großen Kälte<br />

wurden die Zäune und alles Holz verbrannt;<br />

Scheunen, Ställe und Schuppen<br />

wurden eingerissen, so dass vielfach nur<br />

5 bis 6 Säulen stehen blieben. Jetzt hätten<br />

die Soldaten gern das Mehl wieder<br />

gehabt, das sie zwei Tage vorher auf den<br />

Mist geschüttet und zertreten hatten. Die<br />

Ebersbacher Gemeinde musste 12 Ochsen<br />

liefern. Die Kosten der Fouragierung<br />

berechnete man auf 968 Taler.<br />

Am 30. Oktober marschierte die preußische<br />

Armee nach Schlesien ab, Artillerie<br />

auf dem Berge hinter dem Pfarrhofe<br />

deckte den Rückmarsch. Etliche Kornhütten<br />

wurden noch angezündet, auch der<br />

Pfarrhof und die Wiedemutshäuser sollten<br />

angezündet werden, doch gelang es<br />

den inständigen Bitten des Pfarrers Günzel,<br />

diese Gewalttat zu verhüten. Gegen<br />

4 Uhr rückte der Östereichische General<br />

Laudon mit seinem Korps durchs Dorf.<br />

Die Österreicher hatten ihren Spott mit<br />

den Einwohnern, dass sie derart von ihren<br />

Glaubensgenossen ausgeplündert worden<br />

seien. Was die Preußen noch dagelassen,<br />

ließen die Kaiserlichen mitgehen.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Herr Stiller, Görlitz<br />

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26<br />

Geschichte


Die Nieskyer Parkanlagen<br />

Die ursprüngliche Wegeführung im Monplaisir, Kartenausschnitt von 1823<br />

Der Frühling und die ersten warmen<br />

Sonnenstrahlen locken hinaus in die<br />

Natur. Endlich können die Fahrräder<br />

wieder herausgeholt werden. Ein lohnenswertes<br />

Ausflugsziel wäre eine Fahrt<br />

nach Niesky. Neben dem Holzhauspfad<br />

zu den Holz-Fertigteilhäusern aus den<br />

1920/30er-Jahren empfehlen wir die<br />

Nieskyer Parkanlagen zu erkunden. Sie<br />

verweisen auf eine interessante Tradition<br />

in der Geschichte der 1742 gegründeten<br />

Siedlung der Herrnhuter Brüdergemeine.<br />

Schon bald nach der Ortsgründung begannen<br />

die Nieskyer den kargen Heideboden<br />

mit gepflegtem Grün zu kultivieren.<br />

Die Chorgemeinschaften und<br />

Schulen der Brüdergemeine legten<br />

an den Ortsgrenzen eigene Parkanlagen<br />

an, die mit zahlreichen schattigen<br />

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Geschichte<br />

27


Die Nieskyer Parkanlagen –<br />

Kapelle am Judenberg und Schordan-Säule, die an den verdienstvollen<br />

Direktor Karl Friedrich Schordan (1792-1870) erinnert<br />

Sitzplätzen, Denkmälern und Bauwerken<br />

ausgestattet waren. Im Laufe der<br />

275jährigen Ortsgeschichte haben die<br />

historischen Grünanlagen einige Veränderungen<br />

erlebt, sind aber im Stadtbild<br />

noch zu entdecken. Die hohen Bäume<br />

im Gelände des Kindergartens Samenkorn<br />

an der Bautzener Straße erinnern<br />

an die ehemalige Missionsplantage,<br />

einst Erholungsort für Schüler und Lehrer<br />

der Missionsschule.<br />

Auch die Bewohner von Brüder- und<br />

Schwesternhaus hatten ihre eigenen<br />

Anlagen. Die Schwesternplantage<br />

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28<br />

Geschichte


Eine frühlingshafte Zeitreise<br />

Parkanlagen<br />

Eine Stubengemeinschaft neben der Kapelle, die als Gartengerätehaus diente<br />

ist heute auch unter dem Namen Wartturmwald<br />

bekannt, am Rand der Anlage<br />

befinden sich Waldbad und Eisstadion.<br />

Im Heinrichsruh flanierten einst die<br />

ledigen Brüder.<br />

Als Spiel- und Erholungsstätte beliebt<br />

bei den Nieskyern sind außerdem die<br />

Parkanlagen der ehemaligen großen<br />

Nieskyer Internatsschulen, dem berühmten<br />

Pädagogium bzw. ihrer hinführenden<br />

Schule, der Knabenanstalt der<br />

Brüdergemeine. Zum pädagogischen<br />

Konzept dieser Schulen gehörte Arbeit<br />

und Bewegung an der frischen Luft. Auf<br />

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Geschichte<br />

29


Die Nieskyer Parkanlagen –<br />

Initiative des Lehrers Christoph Gottlob<br />

Busch begannen schon 1753 die ersten<br />

Anpflanzungen für die Parkanlage Astrachan.<br />

Der Lehrer der Knabenanstalt<br />

wurde wenig später als Prediger in die<br />

südrussische Stadt Astrachan berufen,<br />

so dass der Name für die Anlage schnell<br />

feststand. Jede Stubengemeinschaft (so<br />

hieß der Klassenverband der Knabenanstalt)<br />

hatte hier ihr eigenes Terrain. Die<br />

Kinder durften ihre „Wildnis“ frei gestalten<br />

und legten Beete, Rasenbänke, Kletterbäume<br />

und eigene „Stuben-Burgen“<br />

an. Noch heute zeugen die Erdaufwürfe<br />

vom Ausmaß dieser Anstrengungen. Auf<br />

dem Gelände zwischen Einkaufszentrum<br />

und Landratsamt an der Rothenburger<br />

Straße befindet sich heute ein Spielplatz.<br />

Das Pendant für die Schüler des Pädagogiums<br />

war der Monplaisir (französisch/<br />

Mein Vergnügen). Die Schüler<br />

der höheren Klassen legten Wert auf<br />

eine professionelle Wegeführung und<br />

Bepflanzung. Die mit Sichtachsen und<br />

verschlungenen Pfaden durchzogene<br />

Anlage hob sich in ihrer Gestaltung qualitativ<br />

von der Spielanlage der jüngeren<br />

Klassen im Astrachan ab. Aber auch hier<br />

hatte jeder Klassenverband sein eigenes<br />

Revier zur freien Gestaltung und Pflege.<br />

Die Pädagogisten pflanzten seltene bzw.<br />

in der Umgebung von Niesky unbekannte<br />

Laubbäume an und schütteten einen<br />

5 Meter hohen Hügel auf. Eine Kapelle<br />

aus Holz sowie ein Turm mit Zinnen aus<br />

roten Ziegelsteinen dienten zur Unterbringung<br />

der Garten- und Spielgeräte.<br />

Zwei Gedenksäulen erinnerten an ehemalige<br />

Direktoren des Pädagogiums.<br />

Eine Freilichtbühne am Südende des<br />

Parks diente den Schülern für Veranstaltungen<br />

und Theatervorführungen.<br />

Auch wenn sich im Laufe der Zeit der<br />

Charakter der Parkanlage verändert<br />

hat, ist der Monplaisir noch heute eine<br />

idyllische Parkanlage. Der alte Baumbestand,<br />

die Wegeführung und einige alte<br />

Sichtachsen lassen uns erahnen, wie es<br />

hier einst ausgesehen haben mag. Um<br />

das grüne Erbe der Stadt wieder aufblühen<br />

zu lassen, organisieren traditionsbewusste<br />

Nieskyer seit dem letzten Jahr<br />

freiwillige Arbeitseinsätze. So konnte<br />

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30<br />

Geschichte


Eine frühlingshafte Zeitreise<br />

Parkanlagen<br />

Die Schordan-Säule zum Gedenken an den verdienstvollen Direktor des Pädagogiums Karl<br />

Friedrich Schordan (1792-1870) wurde im letzten Jahr mit Hilfe von Spendengeldern saniert.<br />

ein Teil der alten Wegeführung wieder<br />

freigelegt und alte Gedenksteine saniert<br />

werden. Die interessante Geschichte<br />

der Nieskyer Parkanlagen kann man auf<br />

Informationstafeln vor Ort sowie in der<br />

Publikation von Marcel Scholze und Jens<br />

Neumann „Mein Vergnügen – Ein Spaziergang<br />

durch die Nieskyer Parkanlagen“<br />

nachlesen. Diese ist im Museumsshop<br />

des Johann-Raschke-Hauses am<br />

Zinzendorfplatz erhältlich.<br />

Eva-Maria Bergmann,<br />

Museum Niesky<br />

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Geschichte<br />

31


Zum Vorlesen an den Abenden –<br />

Görlitzer Sagen<br />

Die Sage von der Linde auf dem<br />

Kirchhof<br />

Der Görlitzer Rat hatte es immer mit dem<br />

Hängen eilig, wollte er den Feinden seine<br />

Macht recht deutlich zeigen. Das mußte<br />

auch der junge Knappe eines Raubritters<br />

an sich erfahren, den die Stadtknechte<br />

ergriffen hatten. Er bestritt entschieden,<br />

an der Wegelagerei beteiligt gewesen zu<br />

sein. Auch die übliche Folter mit „Daumenschrauben“<br />

erzwang kein Geständnis.<br />

Dennoch kam es zum Todesurteil. Eine<br />

letzte Bitte nur wurde ihm erfüllt. Auf dem<br />

Wege zum Galgen durfte er das Grab seiner<br />

Eltern auf dem Nikolaifriedhofe noch<br />

einmal sehen. Dankbar und traurig dachte<br />

er daran, welche Hoffnungen Vater und<br />

Mutter einst in den Heranwachsenden<br />

gesetzt hatten. Schwer bedrückte es ihn,<br />

daß er so jung und ohne Schuld sein Leben<br />

verlieren sollte. Auf dem Grab wuchs<br />

ein Lindenbäumchen. Das zog er mit den<br />

Wurzeln heraus und pflanzte es umgekehrt<br />

wieder ein. Die Wurzeln standen nun nach<br />

oben, die belaubten Zweige aber fanden<br />

in der Erde Halt. Zu den Henkersknechten,<br />

die erstaunt zugesehen hatten, sagte er:<br />

„So wie dies Bäumchen aus den Wurzeln<br />

Zweige und aus den Zweigen Wurzeln<br />

treiben wird, so gewiß werde ich unschuldig<br />

hingerichtet.“ Tatsächlich wuchs das<br />

Bäumchen mit den Jahren kräftig heran.<br />

Die Henker waren längst vermodert und<br />

vergessen. Das dichte Laub der Linde auf<br />

dem Friedhofe bezeugte, daß Wahrheit<br />

bleibt, was Wahrheit ist.<br />

Überliefert ist auch ein anderer Ursprung<br />

des merkwürdigen Baumes. Danach wurde<br />

der Pfarrer Martin Moller, Primarius<br />

an der Peterskirche, gegen Ende des 16.<br />

Jahrhunderts von streitbaren Amtsbrüdern<br />

beschuldigt, er verbreite Gottes Wort<br />

nicht so, wie es der Doktor Luther gewünscht<br />

habe. Manchen von ihnen überragte<br />

Moller an Bildung und menschlicher<br />

Güte, und daß er gar schlichte, volkstümliche<br />

Kirchenlieder dichtete, mochte ihn<br />

erst recht im Zwielicht erscheinen lassen.<br />

Schon äußerten unduldsame Eiferer den<br />

schrecklichen Verdacht, Moller sei heimlicher<br />

Anhänger der verpönten Irrlehre des<br />

„Crypto-Calvinismus“. Die Schmähreden<br />

gegen den angeblichen Abweichler fan-<br />

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32<br />

Geschichte


Görlitzer Sagen<br />

Sagen<br />

den bei den wundergläubigen, ungebildeten<br />

Schäflein seiner Gemeinde gewiß<br />

auch offenen Ohren. Der hochbetagte<br />

und inzwischen erblindete Moller aber ließ<br />

sich nicht beirren und ertrug gefaßt alle<br />

üble Nachrede. Als er im Tode lag, bat er<br />

seine Angehörigen: „Wenn ich gestorben<br />

bin, pflanzt auf mein Grab eine junge Linde<br />

mit den Zweigen in die Erde! So gewiß,<br />

wie die Linde wachsen wird, habe ich<br />

Gottes Wort unverfälscht gelehrt.“ Seine<br />

Voraussage erfüllte sich.<br />

Wer mit aufmerksamem Blick die Görlitzer<br />

Altstadt durchstreift, der entdeckt am<br />

Hause Neißstraße 23, gerade an der Ecke<br />

Kränzelstraße, im ersten Stockwerke eine<br />

lustige kleine Steinplastik. Man sieht im<br />

Brustbild zwei Männer dargestellt. Ihre<br />

Kleidung lässt vermuten, dass sie vor über<br />

400 Jahren, in einer recht sinnenfrohen<br />

Zeit also, hier gelebt haben mögen. Der<br />

Jüngere links mit halblanger Frisur lächelt<br />

vieldeutig, der Ältere rechts mit verwegenem<br />

Schnurrbart hat den Mund leicht<br />

geöffnet, als wollte er dem Betrachter ein<br />

lockeres Wort zurufen. Beide halten zwischen<br />

sich einen hohen, geschwungenen<br />

Henkelkrug; er scheint bis zum Rande gefüllt<br />

zu sein, denn vier Arme stützen ihn.<br />

Folgt man der Sage, dann handelt es sich<br />

Die Sage von den zwei Männern mit<br />

dem Krug<br />

Zeichnung von Günter Hain<br />

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Geschichte<br />

33


Zum Vorlesen an den Abenden –<br />

Görlitzer Sagen<br />

um zwei Görlitzer Zechbrüder, die erstaunlicherweise<br />

dem edlen Gerstensaft mehr<br />

zugetan waren als ihren braven Ehefrauen.<br />

Still und heimlich machten sie sich von<br />

zu Hause davon, um im fernen Prag ausgiebig<br />

das böhmische Bier zu probieren,<br />

das schon seinerzeit von Kennern als unübertroffen<br />

geschätzt wurde. Schließlich,<br />

so wird erzählt, habe sie ihr schlechtes<br />

Gewissen nach Görlitz in die eigenen vier<br />

Wände zurückgeführt. Um ihre Frauen zu<br />

besänftigen, hätten sie ihnen einen Krug<br />

köstlichen böhmischen Bieres als Kostprobe<br />

mitgebracht. Angesichts dieser wirklich<br />

sagenhaften Standhaftigkeit, den gefüllten<br />

Krug auf dem langen Wege unberührt<br />

zu lassen, dürfen ihnen die aufgebrachten<br />

Ehehälften wohl oder übel die allzu ausgedehnte<br />

Zechtour verziehen haben.<br />

Weniger phantasiebegabte Zeitgenossen<br />

halten die Plastik einfach für das Zeichen<br />

eines alten Gasthauses. Andere wollen gehört<br />

haben, an dieser Straßenecke haben<br />

in alten Zeiten der Blitz zwei Trunkenbolde<br />

ins Zecherparadies befördert. Genaues<br />

weiß sowieso niemand.<br />

Die Sage vom Schneider und seiner<br />

Frau<br />

Irgendwo rund ums Rathaus lebte ein<br />

kleiner Schneider, und weil er von früh bis<br />

abends verträglich und guter Dinge war,<br />

mochten ihn alle gut leiden. Seine Frau<br />

jedoch hatte wenig Lust, ihm daheim Gesellschaft<br />

zu leisten. Sie stand lieber mit<br />

verschränkten Armen an der Haustür oder<br />

an der Bütte am Salzhaus und tratschte<br />

mit den Freundinnen von mittags bis zum<br />

Abendläuten. Ihr fleißiger Mann saß allein<br />

auf seinem Schneidertisch und zählte die<br />

Stundenschläge, während ihm die Arbeit<br />

flott von der Hand ging. Kam die Frau<br />

endlich nach Hause, war ihr Mundwerk<br />

müde geworden, und sie rumorte mit ihren<br />

Löffeln und Schüsseln. Dem Schneider<br />

war jeder Zank zuwider. Ein paarmal bat<br />

er seine Frau, ihn nicht so allein zu lassen.<br />

Aber was hätte sie von ihm schon Neues<br />

hören können? Wenn die Nachbarinnen<br />

mit Haushalt und Kindern zu tun hatten,<br />

lief die Schneidersfrau zum Markt<br />

und stopfte ihren Kopf voll mit Klatschgeschichten.<br />

Bei ihrer Naschsucht gedieh sie<br />

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34<br />

Geschichte


Görlitzer Sagen<br />

Sagen<br />

Zeichnung von Günter Hain<br />

prächtig und ging in die Breite, während<br />

ihr Mann vor Kummer bald zu einem dünnen<br />

Faden abgemagert war.<br />

Eines Tages bekam der Schneider vom<br />

Schwager einen Finken geschenkt. Der<br />

hüpfte in seinem Käfig am Fenster munter<br />

auf und ab und brachte wieder Leben<br />

ins Haus. Zum Finkenschlag pfiff der<br />

Schneider manche Melodie aus seiner<br />

Jugendzeit. Bald blieben die Leute vor<br />

dem Haus stehen, wenn aus dem Fenster<br />

der Schneiderstube wieder ein fröhliches<br />

Pfeifduett zu hören war. Der Mann hatte<br />

aufs neue Lebensmut gefunden. Trollte<br />

sich die Frau von ihrer Klatschrunde nach<br />

Hause , dann wollte sie ihre Ruhe haben,<br />

Sie stichelte, sie grollte und keifte, der Störenfried,<br />

der Vogel, müsse aus dem Haus,<br />

sie würde ihm sonst den Hals umdrehen.<br />

Gelassen hörte der Schneider das Gezeter<br />

an. So ging das wochenlang - tagsüber<br />

flinke Arbeit und lustige Liedchen, abends<br />

verdrießliche Vorwürfe. „Den werde ich<br />

kleinkriegen“, dachte die rechthaberische<br />

Frau. Eines Abends fand sie den Schneidertisch<br />

leer. Der Schneider war mit seinem<br />

gefiederten Freund für immer auf<br />

und davon. Schadenfroh kicherten die<br />

Marktfrauen über ihre Klatschbase, die<br />

verlassene Schneidersche.<br />

Aus „Geschichten aus Alt-Görlitz“,<br />

Görlitzinformation, 1983,<br />

drei Auflagen, 35000 Exemplare<br />

Texte: Ernst Kretzschmar<br />

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Geschichte<br />

35


Kommunikationsstruktur in der Frühen Neuzeit –<br />

Netzwerke sind heute Spartenübergreifend<br />

in aller Munde. Dabei gelten sie oft<br />

als Neuentdeckung und Wundermittel.<br />

Dem ist aber bei weitem nicht so. Schon<br />

vor Jahrhunderten hat es Netzwerke geben,<br />

zwischen Herrscherhäusern, Adelsresidenzen,<br />

Gelehrten, … Auch wenn<br />

sich mancher heutige Zeitgenosse nicht<br />

vorstellen kann, wie Netzwerke in früheren<br />

Zeiten ohne Internet und Smartphone<br />

funktioniert haben sollen. Aber das<br />

ist dann kein historisches Problem.<br />

Im Herbst 2013 beschäftigte sich eine<br />

interdisziplinäre und internationale<br />

Konferenz in Prag mit dem Thema<br />

„Präzedenz, Netzwerke und Transfers:<br />

Kommunikationsstrukturen von Herrscherhöfen<br />

und Adelsresidenzen in der<br />

Frühen Neuzeit“.<br />

Nun ist auch der entsprechende Tagungsband<br />

dazu erschienen. Er gliedert<br />

sich in vier Themenkomplexe: Zentren<br />

und Informationssteuerung zwischen<br />

den Höfen; Adelsgeschlechter und ihre<br />

Netzwerke; Künstlerleben, Karrieremodelle<br />

und internationale Vernetzungen;<br />

Bedienstete, Präzedenz und innerhöfische<br />

Netzwerkstrukturen.<br />

„Als Ausgangspunkt dient der Fokus auf<br />

die höfischen Zentren als Knotenpunkte<br />

des Transfers und dies in vielerlei Hinsicht:<br />

Zentral erwies sich dabei immer<br />

der personelle Transfer, und dies quer<br />

durch die höfischen Hierarchien. Damit<br />

verknüpft war der Austausch von Ideen<br />

und Impulsen bis hin zu innerhöfischen<br />

Reformen. Nicht zuletzt erfolgte ein<br />

weiträumiger Sachtransfer. Neben den<br />

üblichen Handelswaren betraf dies auch<br />

künstlerische Produkte von Kompositionen<br />

über die Ergebnisse der bildenden<br />

Kunst bis hin zu Architekturplänen<br />

und –traktaten. Die engen Beziehungen<br />

zwischen den Höfen führten auch<br />

zu Kapitalverflechtungen und prägten<br />

die Wirtschaft der damaligen Zeit. Die<br />

Handels- und Kulturtransfers der Frühen<br />

Neuzeit nutzten wesentlich diverse<br />

Netzwerke, unter anderem und vor allem<br />

die höfischen.“ (S. 7/8).<br />

Von den zwölf Beiträgen soll hier nur auf<br />

einige wenige eingegangen werden, die<br />

auch für unsere Oberlausitzer Region<br />

von Bedeutung und Interesse sind.<br />

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36<br />

Geschichte


Buchvorstellung<br />

Kommunikation<br />

Jaroslava Hausenblasová berichtete<br />

über „Prag als Knotenpunkt der höfischen<br />

Handelsnetzwerke in der Zeit Ferdinands<br />

I. (1526-1564)“. In dieser Zeit<br />

gehörten die Ober- und Niederlausitz<br />

noch zur Böhmischen Krone, die Reformation<br />

setzte sich in unserer Region<br />

endgültig durch und der Pönfall war ein<br />

einschneidendes Ereignis. Der Beitrag<br />

befasst sich vor allem mit der Versorgung<br />

des Hofes mit materiellen Gütern<br />

und der Absicherung von Dienstleistungen<br />

für den Hofbetrieb. Neben Wien<br />

und Innsbruck wurde Prag damals zu<br />

einer der Hauptresidenzen. Die Aufenthalte<br />

des Herrschers in Prag bedeuteten<br />

für die Hauptstadt immer eine große<br />

Belastung. Waren anfangs nur etwa 360<br />

Personen zu versorgen, vergrößerte sich<br />

der Hofstaat später auf etwa 520 Personen,<br />

die teilweise auch noch eigenes<br />

Gefolge hatten.<br />

Daniel Brandenburg beschäftigte sich<br />

mit „Wandertruppen als künstlerischem<br />

Netzwerk im 18. Jahrhundert“. Anhand<br />

von etwa 250 Briefen des Künstlerehepaares<br />

Franz und Marianne Pirker wertete<br />

er die künstlerischen Etappen des<br />

Ensembles aus, entdeckte berufliche<br />

wie private Aspekte des Opernbetriebs<br />

des 18. Jahrhunderts. Daß wandernde<br />

Künstlertruppen Überbringer von<br />

Informationen, Netzwerker, waren, ist<br />

natürlich klar. Künstlertransfers, Ver-<br />

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Geschichte 37


Kommunikationsstruktur in der Frühen Neuzeit<br />

handlungsstrategien, Transferwege von<br />

Musikalien und viele andere Aspekte der<br />

damaligen künstlerischen Praxis und<br />

des allgemeinen Lebens finden in der<br />

Korrespondenz Erwähnung. Für unsere<br />

Region ist das leider noch immer ein offenes<br />

Forschungsgebiet.<br />

Jiří Hrbek stellte „Die Familie Waldstein<br />

als höfische Dynastie. Zur sozialen Reproduktion<br />

am Wiener Hof im 17. Jahrhundert“<br />

dar. Die Waldstein sind ein bedeutendes<br />

böhmisches Adelsgeschlecht,<br />

welches aus Nordostböhmen stammt.<br />

Sein bekanntester Vertreter dürfte Albrecht<br />

Wenzel Eusebius von Waldstein<br />

(1583-1634), der bedeutende kaiserliche<br />

General und Heerführer in der ersten<br />

Hälfte des Dreißigjährigen Krieges,<br />

gewesen sein. Erst Schiller machte aus<br />

Waldstein dann Wallenstein. Über Albrecht<br />

von Waldsteins Bedeutung für<br />

Nordböhmen und die Oberlausitz ist<br />

schon viel geschrieben worden.<br />

Weitere Themen des Tagungsbandes<br />

seien hier nur kurz genannt, jeder Interessent<br />

sollte dann selbst nachlesen:<br />

Musiktheater, Türkenkriege, Hofkapellmeister,<br />

Wiener Hofbauamt, Huldigungsreisen<br />

böhmischer Könige nach Breslau,<br />

Salzburg in der Frühen Neuzeit und<br />

manches andere mehr.<br />

Insgesamt ein interessanter, informativer<br />

und kurzweiliger Tagungsband. Die<br />

Lektüre kann jedem Interessenten an<br />

böhmischer, oberlausitzer und schlesischer<br />

Geschichte der Frühen Neuzeit<br />

empfohlen werden. Für jeden modernen<br />

Netzwerkforscher sollte der Band<br />

Pflichtlektüre sein.<br />

Uwe Kahl, Zittau.<br />

Präzedenz, Netzwerke und Transfers:<br />

Kommunikationsstrukturen von Herrscherhöfen und<br />

Adelsresidenzen in der Frühen Neuzeit /<br />

Gerhard Ammerer, Ingonda Hannesschläger, Milan<br />

Hlavačka, Martin Holý (Herausgeber).<br />

Leipzig, Leipziger Universitätsverlag, 2016<br />

209 Seiten, ISBN 978-3-86583-931-2<br />

49.- Euro<br />

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38<br />

Impressum:<br />

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15. <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />

Redaktionsschluss: 20. <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />

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