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<strong>Peter</strong> <strong>Bützer</strong> 25<br />
<strong>Coffein</strong>konzentration in Teeblättern zwischen 0,7 und 2,1 % liegt. Diese<br />
Konzentrationsbereiche genügen, um die Larven abzutöten. Tomatenblätter, welche die<br />
Larven sonst gerne fressen, werden wirkungsvoll geschützt, wenn sie mit <strong>Coffein</strong>lösungen<br />
der erwähnten Stärke besprüht werden. Dieselbe Wirkung haben Theophyllin sowie<br />
das synthetische Methylxanthin IBMX (Isobutylmethylxanthin) auch auf Mehlwürmer<br />
und eine Reihe von Schmetterlingslarven.<br />
Es ist bekannt, dass Methylxanthine im Gewebe von Wirbeltieren Enzyme des<br />
Phosphodiesterasetyps blockieren; diese Enzyme spielen eine wichtige Rolle im<br />
Stoffwechsel, da sie cyclisches Adenosinmonophosphat (c-AMP) hydrolysieren.<br />
Dieselbe Wirkung konnte nun bei den erwähnten Blattschädlingen nachgewiesen<br />
werden. Die Insektizide des Formamidin-Typs basieren auf einer starken Aktivierung<br />
der Synthese von cyclischem AMP (c-AMP). Kombiniert man diese Insektizide mit<br />
Methylxanthinen, wird deren Wirkung potenziert. So werden Blätter, die mit einer minimal<br />
toxischen Dosis des Insektizids behandelt wurden, ohne Schaden von den Larven<br />
gefressen. Gibt man jedoch <strong>Coffein</strong> hinzu, so wird die Nahrungsaufnahme deutlich<br />
reduziert, und nach sechs Tagen sterben die Schädlinge. Man erhält auf diese Weise<br />
eine dreissig- bis hundertfache Potenzierung der Insektizidwirkung. Dieser Synergismus<br />
tritt nur bei Insektiziden auf, die auf das cyclische AMP einwirken 56 . Eine antimikrobielle<br />
Wirkung von <strong>Coffein</strong> wurde im Zusammenhang mit der Allelopathie gefunden 57 .<br />
10 Allgemeine Literatur<br />
Gleiter Ch.H., Deckert J., <strong>Coffein</strong>, Klinische Pharmakologie und Anwendung als<br />
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Spode H., Die grosse Ernüchterung, Kaffee - Europas Droge der Vernunft, NZZ, Nr.<br />
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Juni 2011