Dokumentation BELICHTET
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BELICHTUNGSZEIT
Leuchtende Gesichter
Willkommen an der Installation „BELICHTET“.
Willkommen zu einer kurzen BeLICHTungszeit,
ein paar Minuten Licht auf die Seele.
Wir stehen vor 400 Cazadores-del-sol.
Cazador-del-sol heißt Jäger der Sonne. Wir sagen Sonnenfänger, weil sie ja nicht nach der
Sonne jagen, sondern hier stehen und das unsichtbare UV-Licht einfangen und in sichtbares
Licht umwandeln. Das geschieht durch Fluoreszenz, den gleichen Stoff, der Insekten zu den
Blüten lockt.
Schön, dass sie sich haben anlocken lassen, um einen Lichtstrahl in Herz und Seele einzufangen.
Albert Einstein (1879–1955) sagt: „Das Schönste, was es in der Welt gibt, ist ein leuchtendes
Gesicht!“
Und ich sehe hier vor der Installation häufig leuchtende Gesichter. Die Leute schlendern
durch den Park oder sind eilig unterwegs zu einem wichtigen Urlaubstermin - aber keiner
geht vorbei, ohne nicht wenigstens einen Blick zu riskieren. Und alle wundern sich, was diese
leuchtenden Scheiben da zu bedeuten haben. Und wirklich, die allermeisten Gesichter
fangen auch an zu leuchten.
Das ist genau der Sinn dieser Installation: die Gesichter sollen leuchten. Denn: Das Schönste,
was es in der Welt gibt, ist ein leuchtendes Gesicht!
An sonnigen Tagen sind die Cazadores fast überflüssig. Da fällt genügend Sonnenschein auf
die Menschen, dass sie fröhlich sind. Aber wenn die Sonne fehlt, an bedeckten Tagen, wenn
Wolken die Sonne verdecken - oder in der Dämmerung, wenn die Sonne schon hinter dem
Horizont verschwunden ist und man sie nur noch ahnt hinter der schwarzen Silhouette der
Berge - dann leuchten die Cazadores besonders.
Sie nehmen das Restlicht auf, den kleinsten Rest UV-Licht nehmen sie und verstärken ihn in
der halbdunklen Umgebung. Sie sind eine Art Restlichtverstärker. Und machen dadurch die
Gesichter der Vorbeieilenden und Flaneure lachend und leuchtend. Beides gehört für mich
zusammen: lachen und leuchten. Ein Gesicht kann nicht lachen ohne zu leuchten, und kann
nicht leuchten ohne zu lachen.
Für mich sind die Cazadors ein wunderbares Symbol für das, was ich als Pfarrerin und wir
alle als Menschen tun können und sollen: für jemandem, für den sich der Himmel verdunkelt
hat, das unsichtbare Licht sichtbar machen. Wir müssen nicht selber leuchten und uns
dabei verzehren wie eine Kerze. Wir können ihm die Sonne einfangen, die uns noch lange
leuchtet. Nicht mit Fluoreszenz im Blick, aber mit einem Funken Liebe, die wir uns bei Gott
eingefangen haben. Mit der Liebe, die wir selber spüren, weil wir in Gottes Licht stehen, uns
von ihm gehalten und getragen wissen.