Agenda - ParEpi
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titelgeschichte<br />
Epilepsiebetroffene organisieren sich<br />
Selbsthilfe stärkt Vertrauen<br />
Margret<br />
Becker<br />
6<br />
Foto: zVg<br />
In den letzten dreissig Jahren haben<br />
sich Selbsthilfegruppen im<br />
Gesundheitswesen als wichtige<br />
Säule etabliert. Sie veränderten<br />
nicht nur das Verhältnis zwischen<br />
Arzt und Patient, sondern auch<br />
die Beziehung von Epilepsiebetroffenen<br />
zu Organisationen und<br />
Behörden. Vor allem verhalfen sie<br />
Menschen mit Epilepsie zu einem<br />
besseren Verständnis der Krankheit<br />
und zu einem selbstbewussten<br />
Umgang damit.<br />
Selbsthilfegruppen verdanken ihre<br />
Popularität unter anderem der sozialpolitischen<br />
Entwicklung der 70er<br />
Jahre, die geprägt war von 68er-<br />
Postulaten wie zum Beispiel Selbstbestimmung,<br />
Gerechtigkeit und Partizipation.<br />
Die daraus entstandenen<br />
grossen sozialen Bewegungen wie<br />
Frauenemanzipation, Konsumenten-<br />
und Umweltschutz orientierten<br />
sich an den Bedürfnissen sensibilisierter<br />
Bürgerinnen und Bürger, die<br />
sich für gerechtere gesellschaftliche<br />
Verhältnisse engagierten 1 .<br />
| 4 | 2009<br />
Selbsthilfe ist ein Wort, das heute<br />
häufig verwendet wird für alle<br />
möglichen Aktivitäten. Eine Selbsthilfegruppe<br />
kann man folgendermassen<br />
definieren 2 :<br />
- Die Mitglieder sind durch das gemeinsame<br />
Problem selber betroffen.<br />
- Ziel ist die wechselseitige Hilfe in<br />
Bezug auf das gemeinsame Problem.<br />
- Es finden regelmässige Treffen<br />
statt.<br />
- Die Mitgliedschaft ist freiwillig.<br />
- Die Verantwortung für und die<br />
Entscheidung über die Gruppe<br />
liegen ausschliesslich bei den<br />
Mitgliedern.<br />
- Es wird eine möglichst gleichberechtigte<br />
Zusammenarbeit innerhalb<br />
der Gruppe angestrebt.<br />
- Keine Gewinnorientierung.<br />
Selbsthilfegruppen ermöglichen es<br />
Patientinnen und Patienten, andere<br />
Betroffene kennen zu lernen. Schon<br />
die Erfahrung, nicht allein zu sein,<br />
und das Gespräch über Hoffnungen<br />
und Probleme können sehr hilfreich<br />
sein 3 . In manchen Selbsthilfegruppen<br />
können auch Angehörige<br />
und Freunde teilnehmen. Neben<br />
der Diskussion über die Krankheit<br />
und deren Folgen, spielt auch die<br />
Geselligkeit eine wichtige Rolle.<br />
Der Eintritt in eine Selbsthilfegruppe<br />
ist der erste Schritt aus der Isolation.<br />
Allerdings fällt es manchmal<br />
schwer, diesen Schritt zu tun,<br />
denn damit verbunden ist das Eingeständnis,<br />
dass man es alleine<br />
nicht mehr schafft. Es braucht<br />
Mut, auf die eigenen Erfahrungen<br />
und diejenigen von Mitbetroffenen<br />
zu vertrauen.<br />
Eher kleine Gruppen<br />
Laut einer Studie der Hochschule<br />
für soziale Arbeit Luzern von 2004 4 ,<br />
gab es in der deutschen Schweiz<br />
bis Ende 2002 etwa 1'300 Selbsthilfegruppen,<br />
davon waren ca.<br />
84 % gesundheitsbezogen. 59 %<br />
der Gruppen waren klein bis mittelgross,<br />
das heisst, sie hatten bis<br />
zu 12 Teilnehmer, 29 % der Gruppen<br />
waren zwischen 13 und 40<br />
Teilnehmer gross. Heute existieren<br />
in der Schweiz unter dem Dachverband<br />
Epi-Suisse 22 aktive Selbsthilfegruppen,<br />
davon 11 für erwachsene<br />
Epilepsiebetroffene und 11 für<br />
Eltern epilepsiekranker Kinder (siehe<br />
auch Seiten 34 und 35). Es handelt<br />
sich dabei um kleinere Gruppen,<br />
was offene Gespräche und<br />
mitfühlendes Zuhören erleichtert.<br />
Zum Teil kennen sich die Teilnehmenden<br />
seit Jahren, es stossen