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Denkmaltag<br />
Nachtrag zum Tag des offenen Denkmals<br />
Wir lieben sie ja über alles, die Tage der<br />
offenen Türen, geben sie uns doch die<br />
Möglichkeit, unser aller heimlichen<br />
Leidenschaft, der Neugier, ungehemmt<br />
freien Lauf zu lassen. Nun ist Neugier ja<br />
im großen und ganzen nichts Ehrenrühriges<br />
und rangiert auf der Bestsellerliste<br />
der Suchterkrankungen irgendwo<br />
zwischen Heimlich - Nacktbilder - Angucken<br />
und dem Schnüffeln an der Kaffeedose.<br />
Freilich kann man es auch bei<br />
diesem Hobby zu weit treiben. Doch die<br />
Gesundheitsschädigungen sind in den<br />
meisten Fällen rein äußerlicher Natur<br />
und durch das Auflegen von Eisbeuteln<br />
oder Anlegen von Verbänden in überschaubarem<br />
Zeitraum zu beheben. Für<br />
alle, die es nicht begriffen haben, wer<br />
seine Nase all zu tief in anderer Leute<br />
Angelegenheiten steckt, braucht nicht zu<br />
jammern, wenn sie beim Herausziehen<br />
blutet. Natürlich gibt es Berufsstände,<br />
die sich quasi die Neugier zum Erwerbszweck<br />
gemacht haben.<br />
Polizisten, Klofrauen, Staatsanwälte, unverheiratete<br />
alte Jungfern, Frisörinnen,<br />
alte Säcke am Stammtisch, und nicht zu<br />
vergessen, die Journalisten. Letzteren ist<br />
der Beruf zugleich auch das Berufsrisiko.<br />
Nehmen wir mal irgend eine alte Stadt, in<br />
deren Mitte ein besonders altes Rathaus<br />
steht, und nehmen wir, aus aktuellem<br />
Anlass, den Tag des offenen Denkmals,<br />
an just welchem besagtes Rathaus<br />
immer geschlossen bleibt, dann ist es nur<br />
logisch, dass der Journalist hellhörig,<br />
sprich, neugierig wird. Mit der Vermutung,<br />
dass die städtischen Bediensteten<br />
einfach nur zu faul sind, dem<br />
neugierigen Volke den Blick in die<br />
heiligen Hallen zu gewähren, macht er<br />
sich unter denen gewiss keine Freunde.<br />
Doch Feinde schafft er sich damit, zu<br />
mutmaßen, dass es die Leichen im Keller<br />
des Rathauses seien, die dessen Öffnung<br />
ungeraten erscheinen lassen. Schließlich<br />
könnte sie einer der Neugierigen entdecken,<br />
und, Gott verhüte, zählen und<br />
ans Tageslicht bringen.<br />
Doch ich komme ins Schwafeln, ist mir<br />
doch der Tag des offenen Denkmals persönlich<br />
wirklich sympathisch. Denn anders<br />
als am „Tag der offenen Sanierungstür“<br />
(welch unsäglicher Name, zumal die<br />
Türen immer zum Schluss saniert werden)<br />
bekommen die Neugierigen, ich<br />
zähle mich gern zu ihnen, das geboten,<br />
wonach ihnen das Herz steht.<br />
Zwar hatte ich das Gefühl, dass nicht gar<br />
so viele Häuser ihre Pforten geöffnet<br />
hatten, aber sei es drum, die, die zum<br />
Besuch einluden, hatten es in sich. Ich<br />
hatte mir in diesem Jahr in besonderer<br />
Weise die gründerzeitlichen Denkmale<br />
vorgenommen.<br />
Das unscheinbare Mietshaus in der<br />
Mittelstraße offenbarte einen wahren<br />
Schatz an historischer Ausmalung.<br />
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