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40_Ausgabe Oktober 2006

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Denkmaltag<br />

Nachtrag zum Tag des offenen Denkmals<br />

Wir lieben sie ja über alles, die Tage der<br />

offenen Türen, geben sie uns doch die<br />

Möglichkeit, unser aller heimlichen<br />

Leidenschaft, der Neugier, ungehemmt<br />

freien Lauf zu lassen. Nun ist Neugier ja<br />

im großen und ganzen nichts Ehrenrühriges<br />

und rangiert auf der Bestsellerliste<br />

der Suchterkrankungen irgendwo<br />

zwischen Heimlich - Nacktbilder - Angucken<br />

und dem Schnüffeln an der Kaffeedose.<br />

Freilich kann man es auch bei<br />

diesem Hobby zu weit treiben. Doch die<br />

Gesundheitsschädigungen sind in den<br />

meisten Fällen rein äußerlicher Natur<br />

und durch das Auflegen von Eisbeuteln<br />

oder Anlegen von Verbänden in überschaubarem<br />

Zeitraum zu beheben. Für<br />

alle, die es nicht begriffen haben, wer<br />

seine Nase all zu tief in anderer Leute<br />

Angelegenheiten steckt, braucht nicht zu<br />

jammern, wenn sie beim Herausziehen<br />

blutet. Natürlich gibt es Berufsstände,<br />

die sich quasi die Neugier zum Erwerbszweck<br />

gemacht haben.<br />

Polizisten, Klofrauen, Staatsanwälte, unverheiratete<br />

alte Jungfern, Frisörinnen,<br />

alte Säcke am Stammtisch, und nicht zu<br />

vergessen, die Journalisten. Letzteren ist<br />

der Beruf zugleich auch das Berufsrisiko.<br />

Nehmen wir mal irgend eine alte Stadt, in<br />

deren Mitte ein besonders altes Rathaus<br />

steht, und nehmen wir, aus aktuellem<br />

Anlass, den Tag des offenen Denkmals,<br />

an just welchem besagtes Rathaus<br />

immer geschlossen bleibt, dann ist es nur<br />

logisch, dass der Journalist hellhörig,<br />

sprich, neugierig wird. Mit der Vermutung,<br />

dass die städtischen Bediensteten<br />

einfach nur zu faul sind, dem<br />

neugierigen Volke den Blick in die<br />

heiligen Hallen zu gewähren, macht er<br />

sich unter denen gewiss keine Freunde.<br />

Doch Feinde schafft er sich damit, zu<br />

mutmaßen, dass es die Leichen im Keller<br />

des Rathauses seien, die dessen Öffnung<br />

ungeraten erscheinen lassen. Schließlich<br />

könnte sie einer der Neugierigen entdecken,<br />

und, Gott verhüte, zählen und<br />

ans Tageslicht bringen.<br />

Doch ich komme ins Schwafeln, ist mir<br />

doch der Tag des offenen Denkmals persönlich<br />

wirklich sympathisch. Denn anders<br />

als am „Tag der offenen Sanierungstür“<br />

(welch unsäglicher Name, zumal die<br />

Türen immer zum Schluss saniert werden)<br />

bekommen die Neugierigen, ich<br />

zähle mich gern zu ihnen, das geboten,<br />

wonach ihnen das Herz steht.<br />

Zwar hatte ich das Gefühl, dass nicht gar<br />

so viele Häuser ihre Pforten geöffnet<br />

hatten, aber sei es drum, die, die zum<br />

Besuch einluden, hatten es in sich. Ich<br />

hatte mir in diesem Jahr in besonderer<br />

Weise die gründerzeitlichen Denkmale<br />

vorgenommen.<br />

Das unscheinbare Mietshaus in der<br />

Mittelstraße offenbarte einen wahren<br />

Schatz an historischer Ausmalung.<br />

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20 Flüsterbogen

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