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Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 021

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen. «So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award Schwerpunkt Ausgabe 021: Co-Creation und Schweizer Zulieferindustrie

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.

«So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award

Schwerpunkt Ausgabe 021: Co-Creation und Schweizer Zulieferindustrie

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21 2023<br />

CO-KREATION<br />

SCHWEIZER<br />

ZULIEFER-INDUSTRIE


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EDITORIAL<br />

ÜBERALL<br />

QUANTENSPRÜNGE<br />

Der einsame Tüftler, der im stillen Kämmerlein<br />

Bahnbrechendes entwickelt, ist<br />

vom Aussterben bedroht. Schuld daran ist<br />

die zunehmende Komplexität der zu lösenden<br />

Probleme. Also müssen sich Unternehmen,<br />

die erfolgreich <strong>und</strong> innovativ sein wollen, anders<br />

behelfen <strong>und</strong> bilden dazu gerne buntgemischte<br />

Teams. Schwarmintelligenz <strong>und</strong> Diversität, so der<br />

Gedanke, werden es schon irgendwie richten! Die<br />

Praxis zeigt allerdings, dass dieser Ansatz meistens<br />

nicht zu überzeugenden Resultaten führt.<br />

Der Gr<strong>und</strong> hat mit den Erwartungen der Beteiligten<br />

zu tun. Weil diese teilweise sehr weit auseinandergehen,<br />

sagt Potenzialentwickler <strong>und</strong> Unternehmensberater<br />

Dr. Georg Michalik, muss zunächst<br />

ein Umfeld geschaffen werden, dass gemeinsames<br />

Arbeiten erlaube. Passiere das nicht, so der promovierte<br />

Organisationspsychologe, komme es<br />

automatisch zu Verhandlungen <strong>und</strong> Kompromissen,<br />

an deren Ende der kleinste gemeinsame<br />

Nenner steht.<br />

Wie entsteht aber ein Raum, in dem sich die kollektive<br />

Intelligenz frei entfalten <strong>und</strong> Neues schaffen<br />

kann? Genau das erklärt der Gründer von cocreation.com<br />

im Interview ab Seite 24. In diesem beschreibt<br />

er zudem, wie Unternehmen typische Hürden<br />

umgehen können, mit denen sie während<br />

Transformationsprozessen konfrontiert werden.<br />

Markus Back, Chefredaktor Print<br />

Es zeichnen sich gewaltige Veränderungen<br />

ab in der Industrie. Man hätte vor nicht langer<br />

Zeit noch von Dekaden geredet, um die<br />

Zeitspanne zu benennen, mit der diese Veränderungen<br />

kommen werden. Doch inzwischen<br />

scheint es so, als ob einige dieser disruptiven Technologien<br />

unvorhergesehen Sprünge machen könnten.<br />

Quantensprünge sozusagen, auch wenn diese<br />

naturgemäss eher klein sind. Doch sie waren gross<br />

genug, um geglaubte Naturgesetze ausser Kraft zu<br />

setzen: «Natura non facit saltus – die Natur macht<br />

keine Sprünge». Doch, doch!<br />

Quantentechnologie ist eine dieser Technologien,<br />

welche die industriellen Vorreiter träumen lassen.<br />

Die Möglichkeiten des Quantenrechners sind immens.<br />

Daher berichten wir in einer umfassenden<br />

Serie darüber. Ein weiterer Gr<strong>und</strong>: Die Technologie<br />

pocht schon ziemlich laut an die Tore der (Schweizer)<br />

Industrieunternehmen.<br />

Und da wäre noch die Künstliche Intelligenz. Noch<br />

hat sie einen weiten Weg vor sich, bis sie wirklich<br />

smart ist. Dennoch ist auch der zurückgelegte Weg<br />

<strong>und</strong> der Ist-Zustand erstaunlich. Wer zudem den<br />

Erfolg von ChatGPT <strong>und</strong> Co. <strong>und</strong> das Erstaunen der<br />

Menschen über solche Software in den vergangenen<br />

Wochen mitverfolgt hat, der weiss, dass ähnliche<br />

KI-Erfolge bald auch in der Industrie derartige<br />

Wellen auslösen können<br />

Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />

#<strong>021</strong> 3


RUBRIKTITEL<br />

IMPRESSUM<br />

Das crossmediale Fachmagazin für<br />

Automation <strong>und</strong> Fertigungstechnik<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Leser-Service / Abonnement<br />

1 Jahr, CHF 25.– inkl. MwSt.<br />

abo@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

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Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />

von Technik <strong>und</strong><br />

Wissen erscheint<br />

am 26. April 2023<br />

Chefredaktion<br />

Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />

eugen.albisser@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Markus Back, Chefredaktor Print<br />

markus.back@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Redaktion<br />

redaktion@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Redaktionsadresse<br />

Redaktion Technik <strong>und</strong> Wissen<br />

Falkenriedweg 6, 3032 Wohlen bei Bern<br />

Leitung Werbemarkt<br />

Christian Heim<br />

christian.heim@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Konzept & Layout<br />

Medienart AG, Aurorastrasse 27, 5000 Aarau<br />

Martin Kurzbein (Art Director)<br />

Stefanie Schildknecht-Lipp (Layout)<br />

Priska Kellenberger (Layout)<br />

info@medienart.ch<br />

Druck<br />

AVD Goldach AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach<br />

www.avd.ch<br />

Herausgeber<br />

Technik <strong>und</strong> Wissen GmbH<br />

Oberneuhofstrasse 5, 6304 Baar<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Geschäftsführung<br />

Eugen Albisser (Vorsitz, Chefredaktion Online)<br />

Markus Back (Chefredaktion Print)<br />

Jürg Rykart (Strategische Partnerschaften)<br />

Erscheinungsweise<br />

5 × jährlich, 5. Jahrgang<br />

Auflage<br />

8000 Exemplare<br />

Kooperationspartner<br />

Eine Publikation in Zusammenarbeit mit<br />

Alle Urheber- <strong>und</strong> Verlagsrechte an dieser<br />

Publikation oder Teilen davon sind vorbehalten.<br />

Jede Verwendung oder Verwertung<br />

bedarf der schriftlichen Zustimmung der<br />

Herausgeber. Der Inhalt dieses Heftes wurde<br />

sorgfältig geprüft. Dennoch übernimmt der<br />

Herausgeber keine Haftung für seine Richtigkeit.<br />

Die rechtlichen Bestimmungen für<br />

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den «Allgemeinen Geschäftsbedingungen»<br />

unter www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

4 #<strong>021</strong>


INHALT<br />

06<br />

Die Sonne im Labor<br />

Selten hat eine Technologie so<br />

sehr die Fantasie angeregt<br />

wie die Laser-Kernfusion.<br />

Ein guter Gr<strong>und</strong>, sich die Details<br />

anzusehen.<br />

24<br />

«Verlasst das Hamsterrad!»<br />

Gemeinsam gemeinsame Ideen<br />

entwickeln, Lösungen definieren<br />

<strong>und</strong> umsetzen: Wie soll<br />

das gehen? Dr. Georg Michalik<br />

erklärt es.<br />

38<br />

«Optische Sensoren<br />

sind Alleskönner»<br />

Was vor allem optische Sensoren<br />

mittlerweile leisten können,<br />

erklären zwei Experten<br />

des Sensorspezialisten Baumer.<br />

56<br />

Der stetige Wandel<br />

Wir haben eine klassischtraditionelle<br />

Zulieferfirma<br />

besucht <strong>und</strong> gestaunt,<br />

wie pragmatisch das Unternehmen<br />

sich weiterentwickelt.<br />

#<strong>021</strong> 2023 Co-Kreation Schweizer Zulieferindustrie | Laserkernfusion<br />

21 2023<br />

CO-KREATION<br />

SCHWEIZER<br />

ZULIEFER-INDUSTRIE<br />

Titelbild<br />

Laser-Kernfusion,<br />

die Sonne im Labor<br />

Cover-Gestaltung: Verena Mats<br />

03 Editorial<br />

04 Impressum<br />

06 Die Sonne im Labor<br />

16 Blickpunkt Forschung<br />

18 Mit Quantentechnologie<br />

den Nobelpreis nach<br />

Arlesheim holen<br />

20 Wissenswertes<br />

Schwerpunkt<br />

«Co-Kreation: Gemeinsam<br />

entwickeln <strong>und</strong> arbeiten»<br />

24 «Verlasst das Hamsterrad!»<br />

30 Diversität als Erfolgsfaktor<br />

32 KI-Analyticsintegration<br />

in sechs Schritten<br />

36 Bücher zum Thema<br />

38 «Optische Sensoren<br />

sind Alleskönner»<br />

42 Produkte<br />

48 News in Zahlen<br />

50 Wissenswertes<br />

53 Sindex 2023:<br />

«Automatisierung noch<br />

intelligenter ausgestalten»<br />

Schwerpunkt<br />

«Schweizer Zulieferindustrie»<br />

54 Chancen erkennen <strong>und</strong><br />

Image aufbessern<br />

56 Der stetige Wandel –<br />

Besuch bei Christenguss<br />

60 In Deutschland neue<br />

K<strong>und</strong>en gewinnen<br />

62 Interaktive Karte Schweizer<br />

MEM-Industriee<br />

64 Produkte<br />

#<strong>021</strong> 5


6 #<strong>021</strong>


KERNFUSION<br />

DIE SONNE<br />

IM LABOR<br />

Selten hat eine Technologie so sehr die Fantasie<br />

angeregt wie die Laser-Kernfusion.<br />

Ein guter Gr<strong>und</strong>, sich die Details anzusehen.<br />

Von Dr. Andreas Thoss<br />

Im Dezember 2022 ging eine Nachricht durch die Weltpresse:<br />

In Kalifornien hatte ein Experiment zur Laserkernfusion<br />

einen Energieüberschuss geschafft! Ist das<br />

der Durchbruch zu einer unerschöpflichen Quelle sauberer<br />

Energie? Wohl noch nicht, aber nach Jahrzehnten der<br />

wissenschaftlichen Arbeit kommt nun Bewegung in die Fusionsforschung.<br />

Deshalb lohnt es sich auch, einen Blick auf<br />

deren Gr<strong>und</strong>lagen zu werfen.<br />

Warum ein Atomkern nicht sofort zerfällt<br />

Ein Atomkern besteht aus Protonen <strong>und</strong> Neutronen, um sie<br />

herum schwirren die etwa 2000 Mal leichteren Elektronen.<br />

In einem vereinfachten Bild sorgen die Neutronen ohne<br />

elektrische Ladung dafür, dass sich die positiv geladenen<br />

Protonen nicht abstossen. Wenn wir genauer hinsehen,<br />

kann das allerdings nicht ganz stimmen: Warum kleben die<br />

Neutronen dann an den Protonen <strong>und</strong> bilden einen stabilen<br />

Atomkern?<br />

Verantwortlich dafür ist eine Kraft, die wir in unserem Alltag<br />

nicht kennen. Sie wird starke Wechselwirkung oder<br />

Kernkraft genannt <strong>und</strong> wirkt zwischen Nukleonen, also Protonen<br />

<strong>und</strong> Neutronen. Wenn wir ganz genau hinsehen, wirkt<br />

sie sogar zwischen den noch kleineren Bestandteilen der<br />

Nukleonen, den Quarks. Der Gr<strong>und</strong>, warum wir diese Kraft<br />

im Alltag kaum wahrnehmen, ist ihre Reichweite. Die ist<br />

etwa 2,5 Femtometer (10 -15 m).<br />

Ein Proton hat so etwa einen Durchmesser von 1,7 fm, die<br />

Kraft reicht also gerade bis zum nächsten Nukleon, danach<br />

ist die elektrostatische Abstossung stärker. Mit<br />

#<strong>021</strong> 7


Bild 2: In diesen Schritten fusioniert<br />

Wasserstoff zu Helium in der Sonne.<br />

Bild 3: Bei der Reaktion von<br />

Deuterium <strong>und</strong> Tritium<br />

entstehen neben Helium auch<br />

energiereiche Neutronen.<br />

diesen Zahlen im Kopf wird es klar,<br />

warum grosse Kerne mit mehr als 200<br />

Nukleonen manchmal Probleme mit<br />

der Stabilität haben <strong>und</strong> früher oder<br />

später in kleinere Kerne zerfallen. Neben<br />

der Grösse ist die Symmetrie der<br />

Kerne dabei entscheidend. Ganz ähnlich<br />

zu den Elektronenschalen kennt<br />

die Physik auch mehr oder weniger<br />

stabile Konfigurationen («Schalen»)<br />

im Kern.<br />

Fusion: Die Sonne auf Erden<br />

Sowohl bei der Kernspaltung als<br />

auch bei der Kernfusion ist die Summe<br />

der Teilchenmassen nach der Reaktion<br />

kleiner als vorher. Die fehlende<br />

Masse wird als Energie abgegeben.<br />

Dabei gilt Einsteins Formel E=mc². Ein<br />

kg Uranbrennstoff liefert so theoretisch<br />

etwa 24.000 MWh, das entspricht<br />

dem Brennwert von 3.000 Tonnen<br />

Steinkohle. Das sind zwei 200 m lange<br />

Güterzüge. Praktisch wird der Kernbrennstoff<br />

aber nicht vollständig verbraucht,<br />

was ein Gr<strong>und</strong> für die Strahlung<br />

der Reste ist.<br />

Der Energiegewinn bei einer Kernfusion,<br />

also der Verschmelzung<br />

zweier Kerne, ist sogar noch grösser:<br />

Bei der Verbrennung von 1 kg<br />

Wasserstoff werden in der Sonne<br />

90.000 MWh frei. Allerdings<br />

ist es ungleich schwerer, Kerne zu vereinen als sie zu spalten.<br />

Seit den 1930-er Jahren gab es Versuche im Labor, am 31. Oktober<br />

1952 gelang die Fusion von Wasserstoff zu Helium erstmals<br />

in grossem Massstab. Das war in einer Wasserstoffbombe, deren<br />

Fusionsreaktion mit einer konventionellen Atombombe in<br />

Gang gesetzt worden war. Die Explosion übertraf die Erwartungen<br />

erheblich. Das deutsche Magazin Spiegel beschrieb viele<br />

Jahre später wie grosse Physiker darüber grübelten, ob diese<br />

Explosion die komplette Atmosphäre der Erde zerstören<br />

könnte. Oder die Ozeane.<br />

Wie die Kernfusion in der Natur läuft<br />

Letztlich müssen sich die Fusionspartner auf weniger als<br />

zwei Protonendurchmesser annähern <strong>und</strong> dort einen Moment<br />

verharren. Dann können sie fusionieren. In der Sonne<br />

wird der Wasserstoff durch die enorme Gravitationskraft<br />

mit einem Druck von 200 Milliarden Atmosphären zusammengepresst.<br />

Das Gas ist auf 15 Millionen Grad aufgeheizt.<br />

Es liegt als Plasma vor, es handelt sich also nicht um Atome,<br />

sondern um positive geladene Atomkerne. Während einer<br />

langen Zeit kommen sich gelegentlich Wasserstoffkerne so<br />

nahe, dass die Kernkraft stärker ist als die elektrostatische<br />

Abstossung. Sie fusionieren.<br />

Der Vorgang wird auch Wasserstoffbrennen genannt. Bei<br />

diesem Brennen wird viel Energie frei – einerseits direkt als<br />

Gammastrahlung, andererseits als die kinetische Energie<br />

(Bewegung) der Reaktionsprodukte. Die Reaktion, bei der<br />

vier einfache Wasserstoffkerne in einen Heliumkern umgewandelt<br />

werden, läuft über mehrere Zwischenstufen ab <strong>und</strong><br />

ist in Bild 2 dargestellt.<br />

Bei der Fusion leichter Kerne wird Energie frei, besonders<br />

viel bei Reaktionen, die zur Bildung von Helium 4 führen,<br />

weshalb diese Reaktionen für die Energiegewinnung so in-<br />

8 #<strong>021</strong>


KERNFUSION<br />

teressant sind. Sie sind aber keinesfalls die einzigen, mit<br />

denen eine Fusion möglich ist. Wenn in einem Stern der<br />

Wasserstoff verbrannt ist, beginnt die Fusion von Helium<br />

zu Kohlenstoff. Andere Fusionen folgen bei immer höheren<br />

Drücken bis der Stern aus Eisen besteht. Schwerere Elemente<br />

stammen aus Neutronensternen oder der Explosion<br />

einer Supernova. Wer jetzt einen Goldring trägt, darf gern<br />

einen Blick darauf werfen <strong>und</strong> sich vorstellen, dass das<br />

Material aus einer Supernovaexplosion stammt.<br />

Welcher Fusionspfad ist der beste?<br />

Der Druck im Innern der Sonne lässt sich auf der Erde<br />

nicht so einfach reproduzieren, ausserdem dauert es auch<br />

im Kern der Sonne viele Jahre, bis zwei Protonen (nichts<br />

anderes sind Wasserstoffkerne) wirklich fusionieren.<br />

Wenn man davon ausgeht, dass im Labor die hohen Drücke<br />

<strong>und</strong> Temperaturen gar nicht oder nur mit hohem Aufwand<br />

erreichbar sind, dann bleiben für eine künstliche<br />

Kernfusion zwei alternative Ansätze: Entweder wählt<br />

man ganz andere Fusionsreaktionen oder man beschränkt<br />

sich auf einen der späteren Reaktionsschritte<br />

des Wasserstoffbrennens.<br />

Der letzte Schritt, die Reaktion<br />

von zwei 3 He-Kernen (die 3 gibt die<br />

Zahl der Nukleonen an) zu 1 H <strong>und</strong> 4 He<br />

hat den Charme, dass dabei keine<br />

Neutronen <strong>und</strong> keine Gammastrahlung<br />

frei werden.<br />

Leider ist Helium 3 auf der Erde extrem<br />

selten. Auf dem Mond wird etwas<br />

mehr Helium 3 vermutet, was vor allem<br />

die Phantasie der Schriftsteller<br />

angeregt hat. In Frank Schätzings erfolgreichem<br />

Thriller «Limit» dreht<br />

sich alles um den Abbau von Helium 3<br />

auf dem Mond. Der Schriftsteller kann<br />

sich dabei bequem über physikalische<br />

Probleme hinwegsetzen: Die Reaktion<br />

von 3 He zu 1 H <strong>und</strong> 4 He (Bild 2<br />

unten) ist recht langsam. Sie muss die<br />

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Bild 4: Die Experimentierkammer<br />

(blaue Kugel im<br />

Hintergr<strong>und</strong>) ist das Herz<br />

der National Ignition Facility.<br />

hohe Abstossung der je zweifach positiven<br />

Ladungen des 3 He 2+ überwinden,<br />

braucht also entsprechend höhere<br />

Temperaturen <strong>und</strong> Drücke. Dabei<br />

kann auch Tritium entstehen, was<br />

dann doch wieder Radioaktivität zur<br />

Folge hätte.<br />

Der bislang bevorzugte Weg zur Kernfusion<br />

beruht auf der Fusion der Wasserstoffisotope<br />

Deuterium <strong>und</strong> Tritium<br />

(Bild 3). Deuterium 2 D ist das Isotop des<br />

Wasserstoffs H mit einem Proton <strong>und</strong><br />

einem Neutron, Tritium 3 T enthält noch<br />

ein Neutron mehr. Beide tragen nur<br />

eine positive Ladung <strong>und</strong> stossen sich<br />

entsprechend weniger ab als die zweifach<br />

positiven 3 He 2+ -Kerne.<br />

In der Reaktion 2 D+ 3 T-> 4 He+n entsteht<br />

Helium <strong>und</strong> ein Neutron. Sowohl<br />

der Heliumkern (3,5 MeV) als auch das<br />

Neutron (14,1 MeV) tragen erhebliche<br />

kinetische Energie, die zur Energiegewinnung<br />

in Wärme umgewandelt<br />

werden soll. Das Neutron kann allerdings<br />

mit Atomen im Reaktor<br />

kollidieren <strong>und</strong> dort einen radioaktiven<br />

Zerfall bewirken.<br />

Dennoch ist diese Reaktion<br />

die bevorzugte für die Energieerzeugung durch Kernfusion.<br />

Der einfachste Gr<strong>und</strong> sind die Reaktionsbedingungen: Die<br />

DT-Fusion klappt schon bei «nur» 150 Millionen Kelvin. Das<br />

Problem mit den Neutronen gilt als beherrschbar. Man<br />

möchte sie einerseits gern zum Brüten von Tritium im Reaktor<br />

benutzen, andererseits sollen sie in möglichst stabilen<br />

Stoffen aufgefangen werden, wodurch wesentlich weniger<br />

radioaktiver Müll anfiele als bei der Kernspaltung.<br />

Bor – der Weg zur sauberen Fusion?<br />

Nur wenige Reaktionspfade erlauben eine saubere Fusion,<br />

also ohne Neutronen zu erzeugen. Auch der Verzicht auf Tritium<br />

ist ein entscheidendes Argument für diese Art der Fusion.<br />

Neben der erwähnten Helium 3-Reaktion ist es vor allem<br />

die Fusion von Bor <strong>und</strong> Wasserstoff (einem Proton), die<br />

dafür diskutiert wird:<br />

p+ 11 B->3 4 He+8,7 MeV<br />

Das Problem dabei sind die Reaktionsbedingungen. Für<br />

eine erfolgreiche Fusion muss das Produkt aus Druck, Temperatur<br />

<strong>und</strong> Einschlusszeit, also wie lange die Reaktionspartner<br />

sich nahe sind, gross genug sein. Für die Bor-Reaktion<br />

müsste die Temperatur etwa zehn Mal höher sein als<br />

bei der DT-Fusion. Die Einschlusszeit müsste gar 500 Mal<br />

grösser sein. Da das Produkt zählt, lässt sich das natürlich<br />

durch die anderen Parameter kompensieren, aber bislang ist<br />

die Bor-Fusion erst in kleinsten Mengen im Labor gelungen.<br />

Dafür wurden so lange Protonen auf Bor geschossen, bis<br />

auch mal ein Heliumkern entstanden ist.<br />

10 #<strong>021</strong>


KERNFUSION<br />

Neueste Ideen für die Bor-Fusion nutzen laserbeschleunigte<br />

Protonen. Die können in Form von Kohlenwasserstoffen<br />

auf dem festen Bor billig aufgetragen <strong>und</strong> mit dem Laser in<br />

das Material geschossen werden. Darauf bauen Startups im<br />

Bereich der Laserkernfusion wie zum Beispiel Marvel Fusion.<br />

Andere, wie Focused Energy, arbeiten zwar mit einem<br />

DT-Gemisch, zünden das aber auch über beschleunigte Protonen<br />

aus einer Gaswolke. Dabei werden die Protonen mit<br />

einem ultrakurzen Laserpuls auf astronomische Geschwindigkeiten<br />

beschleunigt. Die Lasertechnik dafür unterscheidet<br />

sich von der am NIF genutzten massgeblich.<br />

Bei dieser Fusion wird auch eine alternative Idee der Energiegewinnung<br />

diskutiert. Dabei werden die geladenen Reaktionsprodukte<br />

(also Ionen), wie zum Beispiel die 4 He 2+ Kerne<br />

auf eine Elektrode geleitet, wo sie rekombinieren <strong>und</strong> so direkt<br />

elektrischen Strom erzeugen. Diese Methode wird als<br />

effizienter gesehen als der Weg über die Umwandlung thermischer<br />

Energie.<br />

Der Einschluss: Magnetisch versus Trägheit<br />

Die entscheidende Frage bei der künstlichen Kernfusion<br />

ist, wie man die Kerne lange genug unter hohem Druck <strong>und</strong><br />

hohen Temperaturen halten kann, damit sie sich vereinen<br />

können. Bei den ersten Experimenten hat man einfach Teilchen<br />

des einen Materials in das andere geschossen, einige<br />

wenige Teilchen fusionierten. Strahlung oder Fusionsprodukte<br />

konnten auch in kleinsten Mengen gemessen werden.<br />

Als Experiment war das f<strong>und</strong>amental, für die Energiegewinnung<br />

muss man mehr tun.<br />

Getrieben von den schnellen Fortschritten bei der (friedlichen)<br />

Kernspaltung haben das Forschungsgruppen in den<br />

1950er Jahren auch getan. Die erste Idee basiert darauf, dass<br />

die Reaktionspartner bei den extremen Bedingungen alle ionisiert<br />

– also mit einer elektrischen Ladung – vorliegen.<br />

Dann kann man sie mit elektromagnetischen Feldern manipulieren.<br />

Für diesen elektromagnetischen Einschluss wurden<br />

zwei Konzepte entwickelt: Beim Tokamak bildet das<br />

Fusionsmaterial einen Plasmafaden, der in einen torusförmigen<br />

Magneten gehalten wird. In dem Faden wird ein<br />

Strom induziert, der das Material auf<br />

die Arbeitstemperatur erhitzt.<br />

Beim Stellarator wird das Plasma<br />

auch von einem torusförmigen Magneten<br />

gehalten, allerdings sind die Magneten<br />

schraubenartig verdrillt, so dass<br />

sie das Plasma besser zusammenpressen<br />

<strong>und</strong> direkt erhitzen können. Ohne<br />

den Strom bleibt das Plasma stabiler,<br />

der Stellarator gilt deshalb als besser<br />

geeignet für Kraftwerksideen.<br />

Die Idee für die laserinduzierte Kernfusion<br />

ähnelt dem Ansatz in der Wasserstoffbombe.<br />

In der Bombe werden<br />

die Fusionspartner durch den Strahlungsdruck<br />

einer Kernspaltungsexplosion<br />

zusammengedrückt, bis Druck<br />

<strong>und</strong> Temperatur für die Fusion ausreichen.<br />

Man spricht hier vom Trägheitseinschluss.<br />

Trägheit meint dabei keine<br />

menschliche Eigenschaft, sondern das<br />

Beharren der Materie, die nach einer<br />

schlagartigen Beschleunigung einfach<br />

weiterfliegt, bis sie mit den anderen<br />

Fusionspartnern kollidiert.<br />

Bei den aktuellen Erfolgen in der Laserfusion<br />

werden extrem starke Laser<br />

auf eine kleine Kugel mit Fusionsbrennstoff<br />

fokussiert. Diese nur milimetergrosse<br />

Kugel ist innen mit Deuterium<br />

<strong>und</strong> Tritium beschichtet.<br />

Angestossen durch den Impuls von<br />

aussen rasen die Fusionspartner konzentrisch<br />

in den Mittelpunkt der Kugel<br />

<strong>und</strong> verschmelzen dort unter Abgabe<br />

der begehrten Energie.<br />

Der grosse Unterschied zwischen<br />

den Verfahren liegt in zwei Parametern:<br />

Beim Trägheitseinschluss wird<br />

«Bei der Verbrennung von 1 kg<br />

Wasserstoff werden in der Sonne<br />

90000 MWh frei. Das entspricht dem<br />

Brennwert von 11250 Tonnen<br />

Steinkohle.»<br />

#<strong>021</strong> 11


Bild 5: Blick auf das Lasersystem<br />

in der National Ignition<br />

Facility. Die Fläche entspricht<br />

der von drei amerikanischen<br />

Football-Feldern. Unten rechts<br />

ist die Vakuumkammer, in der<br />

alle 192 Strahlen zusammengeführt<br />

werden. Bild: NIF<br />

das Plasma in kurzer Zeit unter hohem<br />

Druck eingeschlossen, während es<br />

beim magnetischen Einschluss mehr<br />

Zeit <strong>und</strong> geringere Drücke hat.<br />

Der grösste Laser der Welt<br />

Der grösste Laser der Welt steht in Livermore,<br />

Kalifornien, in der National<br />

Ignition Facility (NIF) am Lawrence Livermore<br />

National Laboratory (LLNL).<br />

Das LLNL ist eine US-Regierungseinrichtung<br />

mit einem bewaffneten Posten<br />

am Eingang. Der Gr<strong>und</strong> dafür ist<br />

auch in der Arbeit des NIF zu sehen.<br />

Am NIF werden vor allem Experimente<br />

<strong>und</strong> Simulationen durchgeführt, um<br />

die Sicherheit der amerikanischen<br />

Kernwaffen ohne Kernwaffentests zu<br />

gewährleisten. Ähnliches trifft übri-<br />

gens auch für die französische Grossforschungseinrichtung<br />

Laser Mégajoule bei Bordeaux zu.<br />

Die NIF (Bild 4) wurde 2009 zu Baukosten von 3,4 Milliarden<br />

US-Dollar fertiggestellt. 192 Beamlines produzieren jetzt<br />

Laserpulse mit insgesamt über 2 Megajoule Energie. Das<br />

System kann maximal 4 bis 6 Pulse pro Tag liefern. In den<br />

Laserverstärkern stecken grosse Quader aus Neodym-Glas,<br />

die mit etwa 2 m langen Blitzlampen angeregt werden. Die<br />

Laserstrahlen haben vor der Fokussierung einen Querschnitt<br />

von 40 cm x 40 cm. Die Grösse dieser Strahlen <strong>und</strong><br />

die extremen Qualitätsanforderungen haben dazu geführt,<br />

dass am LLNL optische Komponenten entwickelt <strong>und</strong> hergestellt<br />

wurden, die weltweit konkurrenzlos sind. Trotzdem<br />

ist die Belastung für die Optik so hoch, dass alle optischen<br />

Komponenten permanent überwacht <strong>und</strong> bei Bedarf ausgetauscht<br />

werden müssen.<br />

Während die Energie der Pulse fest ist, lässt sich ihre<br />

Dauer in Grenzen regeln. Normalerweise liegt sie um die 25<br />

Nanosek<strong>und</strong>en. Das ist wesentlich länger als die Dauer der<br />

«Die entscheidende Frage ist,<br />

wie man die Kerne lange genug unter<br />

hohem Druck <strong>und</strong> hohen<br />

Temperaturen halten kann, damit sie<br />

sich vereinen können.»<br />

12 #<strong>021</strong>


KERNFUSION<br />

Fusionsprozesse, die im Pikosek<strong>und</strong>enbereich ablaufen.<br />

Die Laserpulse laufen am NIF über eine Stecke von 1500 m<br />

durch die Verstärker <strong>und</strong> Optiken. Am Ende werden sie noch<br />

in den UV-Bereich konvertiert <strong>und</strong> präzise auf das winzige<br />

Target fokussiert. Die geballte Energie presst das Target auf<br />

die h<strong>und</strong>ertfache Dichte von Blei zusammen. Es herrschen<br />

100 Millionen Kelvin bei einem Druck von 100 Milliarden Atmosphären.<br />

Die Minisonne leuchtet grell im Zentrum der<br />

winzigen Targetkugel.<br />

H<strong>und</strong>erte Sensoren zeichnen den Laserstrahl <strong>und</strong> die Fusion<br />

auf. 150 GB Daten pro Schuss kommen so zusammen. Danach<br />

beginnt der zweite Teil der Forschungsarbeit: Die Auswertung<br />

der Daten <strong>und</strong> der Vergleich mit den Simulationen.<br />

So klein <strong>und</strong> doch so wichtig: Das Target<br />

Nach zehn Jahren Fusionsforschung am NIF zeigt sich,<br />

dass für den Erfolg zwei Dinge entscheidend sind: Der Laser<br />

<strong>und</strong> das Target. Das Target ist eine Kugel von 2 mm Durchmesser,<br />

die in einem kleinen Zylinder steckt, der auf einer<br />

gekühlten Spitze in den Laserfokus gehalten wird. Vor der<br />

Zündung ist das Target auf 18 Kelvin<br />

(-255 °C) gekühlt.<br />

Die 192 Strahlen sind auf unter 50 µm<br />

genau auf die zwei Enden des Zylinders<br />

ausgerichtet. Der Zylinder wird<br />

von den amerikanischen Physikern<br />

«Hohlraum» genannt, ein Erbe aus<br />

den Frühzeiten der Strahlungsforschung.<br />

Der Hohlraum (Bild 6) hat einen<br />

Durchmesser von 5 mm <strong>und</strong> eine<br />

Länge von 9 mm. Er besteht aus Gold<br />

oder abgereichertem Uran. Ähnlich<br />

wie in der Wasserstoffbombe soll er<br />

nach der Zündung durch den Laserpuls<br />

einen maximalen (Röntgen-)<br />

Strahlungsdruck aufs Fusionstarget<br />

entwickeln. Die Targetkugel implodiert<br />

explosionsartig, die Fusionspartner<br />

werden über den Trägheitseinschluss<br />

fusioniert.<br />

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Bild 6: Der Hohlraum mit dem<br />

Target hat in etwa die Grösse<br />

eines TicTacs. Bild LLNL<br />

Das Target am NIF ist eine Kugel aus<br />

Beryllium, Plastik oder Diamant. Diese<br />

Kugel wird mit dem Fusionsmaterial<br />

Deuterium <strong>und</strong> Tritium über eine winzige<br />

Röhre befüllt. Das Material wird als<br />

Gas eingefüllt <strong>und</strong> setzt sich bei Abkühlung<br />

als gleichmässige Schicht auf der<br />

Innenseite der Kugel ab. Die Schicht<br />

darf nicht mehr als 10 nm von der idealen<br />

Kugelform abweichen. Heute werden<br />

diese Kügelchen in monatelanger<br />

Feinarbeit hergestellt. In einem zukünftigen<br />

Laserfusionskraftwerk sollen<br />

dann Dutzende von ihnen pro Sek<strong>und</strong>e<br />

verbrannt werden.<br />

Bei der Zündung der Fusion wird zwischen<br />

der indirekten (indirect drive) <strong>und</strong><br />

der direkten (direct drive) Zündung unterschieden.<br />

Indirekt bedeutet, dass der<br />

Laser zuerst den Hohlraum trifft <strong>und</strong><br />

dessen intensive Röntgenstrahlung das<br />

eigentliche Target erhitzt <strong>und</strong> komprimiert.<br />

Bei der direkten Methode übernimmt<br />

das der Laser selbst. Die Methode<br />

wird unter anderem am<br />

Laboratory for Laser Energetics<br />

LLE der Universität Rochester in<br />

den USA untersucht.<br />

Das Problem dabei ist offensichtlich: Damit die Fusion optimal<br />

gelingt, muss das Fusionsmaterial in der Targetkugel<br />

möglichst symmetrisch kollabieren. Winzige Abweichungen<br />

vom Optimum haben grosse Folgen. Ist der Laserpuls<br />

nicht exakt symmetrisch oder nicht exakt ausgerichtet,<br />

kann das Verfahren nicht optimal funktionieren. Damit wird<br />

auch klar, warum die Targetgeometrie bis in den Nanometerbereich<br />

eine ebenso entscheidende Rolle für den experimentellen<br />

Erfolg spielt wie der optimal justierte Laserpuls.<br />

Ein Gr<strong>und</strong> für den Erfolg im Dezember 2022 war eine robustere<br />

Targetgeometrie.<br />

Der Durchbruch<br />

Bei physikalischen Experimenten gibt es manchmal einen<br />

Gänsehautmoment: Wenn bei einem Versuch die Zeiger ausschlagen,<br />

weiter ausschlagen, <strong>und</strong> bis zum Anschlag gehen.<br />

So einen Moment gab es am NIF beim Versuch N210808 im<br />

August 2<strong>021</strong>. Die Neutronenausbeute des Fusionsversuchs<br />

lag beim 25-fachen des besten vorherigen Versuchs. Allen<br />

war sofort klar: Die Ignition – die Zündung eines echten Fusionsprozesses<br />

- war eben passiert.<br />

Der Erfolg wurde wissenschaftlich begutachtet <strong>und</strong> im Januar<br />

2022 offiziell verkündet. Die Erklärung war allerdings<br />

etwas schwierig, weil man dafür tief in die Details der Fusion<br />

eintauchen musste.<br />

Das Experiment wurde danach mehrfach wiederholt, ohne<br />

an die hohen Werte anzuschliessen. Bis zum 5. Dezember<br />

2022. Um 1:03 Uhr Ortszeit, in Livermore in Kalifornien, kam<br />

14 #<strong>021</strong>


KERNFUSION<br />

endlich mehr Energie aus der Fusion heraus als der Laserpuls<br />

hineingegeben hatte. Noch in der Nacht begann ein intensiver<br />

Austausch zwischen den Wissenschaftlern. Auch<br />

dieses Mal gab es Gänsehaut <strong>und</strong> Freudentränen.<br />

Wenige Tage später wurde ein externes Team zusammengerufen,<br />

um die Messdaten zu prüfen. Am 13. Dezember verkündete<br />

die amerikanische Energieministerin Jennifer<br />

Granholm auf einer Pressekonferenz das Ergebnis offiziell.<br />

Sie sagte, «es ist ein grosser Schritt in Richtung des Ziels des<br />

Präsidenten, die kommerzielle Fusion innerhalb eines Jahrzehnts<br />

zu erreichen.»<br />

Die Weltpresse war alarmiert <strong>und</strong> diese eher wissenschaftliche<br />

Neuheit schaffte es in die Abendnachrichten. Ein Laserpuls<br />

von 2 Megajoule hatte über 3 MJ an Fusionsenergie<br />

erzeugt. Nach der Kompression war eine Fusionsreaktion<br />

angesprungen <strong>und</strong> hatte 4 Prozent des Fusionsmaterials in<br />

Helium <strong>und</strong> Neutronen verwandelt.<br />

Ausblick<br />

Bislang hält sich der alte Witz der Fusionsforschung, dass<br />

das erste Fusionskraftwerk noch 30 Jahre entfernt ist – das<br />

galt 1950 genauso wie 2010. Sieht das jetzt anders aus? Die<br />

Fortschritte am NIF motivieren zumindest eine stärkere<br />

staatliche Förderung in Amerika <strong>und</strong> in Europa. Laut der<br />

deutschen B<strong>und</strong>esforschungsministerin Stark-Watzinger<br />

brauche man jetzt «mehr Ambition, um den Weg zu einem<br />

Fusionskraftwerk zu ebnen».<br />

Allein für die Laserfusion sind noch viele Probleme zu lösen:<br />

Für den Laser <strong>und</strong> den Brennstoff sind mehrere Varianten<br />

im Rennen, ebenso für die Targetgeometrie. Wie die<br />

Targets in grossen Mengen preisgünstig zu produzieren<br />

sind, ist noch völlig offen. Falls sich DT als Brennstoff<br />

durchsetzt, muss die kontinuierliche Tritiumerzeugung geklärt<br />

werden.<br />

Auf der Laserseite wird eine komplett neue Generation diodengepumpter<br />

Hochenergielaser nötig sein. Die stärksten<br />

Systeme liefern heute gerade mal 200 J pro Puls <strong>und</strong> maximal<br />

10 Pulse pro Sek<strong>und</strong>e. Die Fusion am NIF wurde mit<br />

10.000-fach stärkeren Pulsen gezündet. Die Kooperation des<br />

deutschen Startups Marvel Fusion mit den Firmen Trumpf,<br />

Thales <strong>und</strong> Siemens Energie, die im<br />

März 2022 verkündet wurde, gibt einen<br />

Hinweis, wie Industrie <strong>und</strong> Startups an<br />

der Frage arbeiten.<br />

Solange die Laser- <strong>und</strong> Targettechnologien<br />

nicht fixiert sind, bleiben für die eigentliche<br />

Kraftwerkstechnik viele Fragen<br />

offen: Wie soll die Wärme abgeführt<br />

werden? Wie soll der Brennstoff zugeführt<br />

werden? Welcher Strahlenschutz<br />

ist nötig? Und vor allem: Geht das profitabel?<br />

Mit den Ergebnissen der letzten Versuche<br />

ist das noch nicht absehbar.<br />

Für die gesellschaftliche Akzeptanz<br />

wird die Emission radioaktiver Strahlung<br />

<strong>und</strong> die Produktion strahlender Abprodukte<br />

eine grosse Rolle spielen. Die<br />

Fusion ist sicher umweltfre<strong>und</strong>licher<br />

als die Kernspaltung, aber diesen Unterschied<br />

gilt es noch überzeugend zu<br />

kommunizieren.<br />

Die niedrige Akzeptanz für nukleare<br />

Technologien besonders in Europa hat<br />

noch ein anderes Problem hervorgerufen:<br />

Für die Lösung der technischen<br />

Probleme muss Fachpersonal auf allen<br />

Ebenen ausgebildet werden. Auch<br />

das wird Zeit <strong>und</strong> viel politischen Willen<br />

brauchen.<br />

Am NIF gibt es eine Wandzeitung mit<br />

den «7 Wonders of NIF», den technischen<br />

Geniestreichen, die für die erfolgreichen<br />

Experimente nötig waren.<br />

Wenn die laserbasierte Kernfusion im<br />

Klimawandel eine Rolle spielen soll,<br />

wird es aber wohl noch ein paar mehr<br />

W<strong>und</strong>er brauchen.<br />

National Ignition Facility<br />

www.llnl.gov<br />

«Die Laserpulse laufen am NIF über<br />

eine Stecke von 1500 m durch<br />

Verstärker <strong>und</strong> Optiken <strong>und</strong> pressen am<br />

Ende das Target auf die h<strong>und</strong>ertfache<br />

Dichte von Blei zusammen.»<br />

#<strong>021</strong> 15


KURZ & KNAPP<br />

BLICKPUNKT<br />

FORSCHUNG<br />

Massachusetts Institute of Technology, Cambridge<br />

Automation für Einkommenskluft mitverantwortlich<br />

Der vermehrte Einsatz von Automationstechnologien hat Auswirkungen auch<br />

auf das Lohngefälle. Das haben Forscher am MIT herausgef<strong>und</strong>en. Denn es ist<br />

offenbar nicht nur so, dass weniger gut ausgebildete Arbeitnehmer durch<br />

Automation ersetzt werden. Sie verdienen danach auch immer weniger. Während<br />

also gut ausgebildete Arbeitnehmer trotz weitläufiger Automatisierung<br />

immer mehr verdienen, geht daher die Einkommenskluft immer weiter auseinander.<br />

Der Studie zufolge ist die Automatisierung für mehr als die Hälfte dieses<br />

Anstiegs verantwortlich.<br />

Nagoya Institut of Technology, Nagoya<br />

Die Geheimnisse der LIPSS entschlüsseln<br />

Transistoren sollen immer kleiner werden. Die Herstellung immer kleiner<br />

werdender Komponenten im Submikrometerbereich aber stösst an ihre Grenzen<br />

mit den heutigen Verfahren. Viel Hoffnung setzt man in eine Technologie<br />

namens LIPSS, der laserinduzierten periodischen Oberflächenstrukturierung.<br />

Hier gab es kürzlich einen Durchbruch. Denn bisher waren die Auswirkungen bei<br />

der Wahl des Lasers auf das LIPSS-Verfahren noch ein Rätsel. Nun wurden diese<br />

ermittelt – zumindest beim Substrat Silizium – <strong>und</strong> geben damit Einblicke in<br />

wichtige Herstellungsparameter.<br />

EPFL, Lausanne<br />

Schliesst sich bald die Terahertz-Lücke?<br />

Forscher haben einen grossen Schritt zur erfolgreichen Nutzung der Terahertz-<br />

Lücke gemacht, die im elektromagnetischen Spektrum zwischen 300 <strong>und</strong> 30 000<br />

Gigahertz (0,3 bis 30 THz) liegt. Dieser Bereich ist derzeit so etwas wie eine<br />

technologische Sackgasse, denn er beschreibt Frequenzen, die für die heutigen<br />

Elektronik- <strong>und</strong> Telekommunikationsgeräte zu schnell, aber für optische <strong>und</strong><br />

bildgebende Anwendungen zu langsam sind. Dank eines extrem dünnen Chips<br />

mit integriertem photonischem Schaltkreis aus Lithiumniobat ist es gelungen,<br />

nicht nur Terahertz-Wellen zu erzeugen, sondern auch eine Lösung zu entwickeln,<br />

mit der sich deren Frequenz, Wellenlänge, Amplitude <strong>und</strong> Phase massschneidern<br />

lassen.<br />

16 #<strong>021</strong>


ETH Zürich<br />

Ein präziser Arm für Zwergenroboter<br />

Mikroskopisch kleine Robotiksysteme mussten bisher ohne Arme auskommen.<br />

ETH-Forscher entwickelten nun eine mit Ultraschall bewegte Glasnadel, die an<br />

einem Roboterarm befestigt werden kann. Damit pumpen <strong>und</strong> mischen sie<br />

winzige Flüssigkeitsmengen <strong>und</strong> fangen kleinste Partikel ein. «Bisher haben<br />

sich die klassische Robotik <strong>und</strong> die Mikrofluidik separat entwickelt», sagt<br />

ETH-Professor Daniel Ahmed. «Mit unserer Arbeit tragen wir dazu bei, dass sich<br />

die beiden Ansätze nähern.»<br />

Fraunhofer IWU, Chemnitz<br />

Zweites Leben für Batterie, Getriebe <strong>und</strong> Zahnräder<br />

Gebrauchtwagen oder Unfallautos werden oftmals mit hohem Energieaufwand<br />

verschrottet, selbst wenn viele Teile noch funktionsfähig sind. Fraunhofer-Forschende<br />

entwickeln im Projekt EKODA eine bessere Alternative: In einem<br />

komplexen Testverfahren werden zunächst alle Komponenten untersucht. Ein<br />

Bewertungssystem gibt dann Empfehlungen, wie die Komponenten weiterverwendet<br />

werden könnten. Das Konzept optimiert die Lebensdauer der einzelnen<br />

Teile <strong>und</strong> ermöglicht den Aufbau einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft im<br />

Bereich der Mobilität. Batterien, Getriebewellen oder Zahnräder könnten so auch<br />

in Anwendungen ausserhalb des Automobils landen.<br />

Brookhaven National Laboratory, Upton (NY)<br />

KI entdeckt neue Nanostrukuren<br />

Künstliche Intelligenz kann den Forschern helfen, neue Materialien zu finden.<br />

Das haben Wissenschaftler eben wieder erfolgreich gezeigt. Eine von KI<br />

gesteuerte Technik führte zur Entdeckung von drei neuen Nanostrukturen.<br />

Darunter befindet sich erstmals auch eine im Nanomasstab hergestellte «Leiter».<br />

Das Besondere daran: Die Strukturen werden als selbstorganisierende Materialien<br />

bezeichnet, bei dem sich die Moleküle eines Materials selber zu einzigartigen<br />

Mustern zusammensetzen. Bei dieser Methode konnten bisher nur relativ<br />

einfache Strukturen erzeugt werden wie Platten oder Kugeln, aber nicht<br />

eine Leiter.<br />

#<strong>021</strong> 17


UPTOWNBASEL UND QUANTENTECHNOLOGIE<br />

MIT QUANTENTECHNOLOGIE<br />

DEN NOBELPREIS<br />

NACH ARLESHEIM HOLEN<br />

Quantenrechner werden die Welt verändern. In Arlesheim bei<br />

uptownBasel können Firmen auf einen solchen Rechner von IBM zugreifen.<br />

Man hat grosse Pläne, selbst der Nobelpreis ist ein Thema.<br />

Von Eugen Albisser<br />

Bild: Nobel<br />

Prize Outreach,<br />

Clément Morin<br />

Hans-Jörg Fankhauser, der Visionär,<br />

Planer <strong>und</strong> Architekt<br />

hinter uptownBasel, ist ein<br />

eifriger Nutzer der sozialen<br />

Medien. Ein Vielschreiber, der viele<br />

unterschiedliche Themen nutzen<br />

kann: Der Aufbau von uptownBasel,<br />

diesem über 500 Millionen Franken<br />

kostbaren «Internationalen Kompetenzzentrums<br />

für Industrie 4.0» in Arlesheim;<br />

das kollaborative Arbeiten,<br />

das dort gefördert wird <strong>und</strong> auch über<br />

die einzelnen Branchen <strong>und</strong> Technologien,<br />

auf die man sich fokussieren<br />

möchte wie Biotechnologie oder 3D-<br />

Druck für die Medizintechnik. Und<br />

nun ist auch die Quantentechnologie<br />

zum Thema geworden. Für viele etwas<br />

überraschend zwar, weil jahrelang waren<br />

Technologien r<strong>und</strong> um die Quantenphysik<br />

eher nur wenigen Eingeweihten<br />

vorenthalten. Wobei auch das<br />

täuscht: Einzelne Industriefirmen haben<br />

den Wert schon lange erkannt <strong>und</strong><br />

forschen an Quantenprodukte. In<br />

Deutschland zum Beispiel Trumpf <strong>und</strong><br />

Sick, die den ersten industriellen<br />

Quantensensor im Fokus haben.<br />

Quantentechnologie gewinnt<br />

Aber nun ist vieles passiert in diesen<br />

Wochen, das die Quantentechnologie<br />

wieder einem breiteren Publikum näherbrachte.<br />

Das wichtigste Ereignis<br />

war dabei die Vergabe des Nobelpreises<br />

für Physik. Er ging an drei Experimentalphysiker:<br />

Alain Aspect aus<br />

Frankreich, den US-Amerikaner John<br />

F. Clauser <strong>und</strong> den Österreicher Anton<br />

Zeilinger. Ihnen gelang der Beweis der<br />

Quantenverschränkung. Dieser Beweis<br />

war für die Quantenphysik enorm<br />

wichtig, denn sie kann als Beleg angesehen<br />

werden, dass die Quantenmechanik<br />

auch tatsächlich funktioniert.<br />

Quantencomputer werden<br />

Bauteile revolutionieren<br />

Die Vergabe des Nobelpreises zeigt<br />

zwar nicht die Wichtigkeit einer Theorie<br />

oder Technologie für die Industrie.<br />

18 #<strong>021</strong>


Hans-Jörg Fankhauser: «Bereits arbeitet man an den ersten Use<br />

Cases mit dem Quantenrechner.» Bild: Eugen Albisser<br />

Doch bei der Quantentechnologie sind<br />

sich die Experten einig: Sie hat bereits<br />

die Sicht auf die Welt komplett geändert<br />

<strong>und</strong> hat das Potenzial, als angewandte<br />

Technologie viele Branchen zu<br />

verändern.<br />

Im Fokus steht momentan unter anderem<br />

die ungeheure Rechenleistung der<br />

Quantencomputer, um zum Beispiel<br />

neue Wirkstoffkombinationen für Medikamente<br />

zu errechnen oder um in<br />

der Industrie Bauteile revolutionär zu<br />

optimieren. Wobei anzumerken ist,<br />

dass Quantencomputer den Effekt der<br />

Überlagerung <strong>und</strong> Verschränkung<br />

nutzten, um rechenintensive Aufgaben<br />

enorm viel schneller zu lösen als<br />

herkömmlich Computer.<br />

Den Einfluss von Quantencomputern<br />

auf alle Branchen hat Hans-Jörg Fankhauser<br />

erkannt <strong>und</strong> hat entsprechend<br />

gehandelt. Mit IBM ist ihm ein sensationeller<br />

Coup gelungen: «Vom jeweils<br />

besten Quantenrechner dürfen wir<br />

fünf Prozent der Leistung beziehen»,<br />

sagt Fankhauser. Der Vertrag wurde<br />

am 29. September 2022 unterschrieben.<br />

Der IBM-Konzern präsentierte ein<br />

paar Wochen später auch gleich den<br />

neuen 433-Quantenbit-Prozessor <strong>und</strong><br />

die nächste Generation der IBM Quantensysteme<br />

in New York.<br />

Anschlussmodul bereits in Arlesheim<br />

Nur ein paar Wochen nachdem in<br />

Stockholm der Preis vergeben wurde,<br />

fährt in Arlesheim bereits ein Truck<br />

ein. Auf dem Auflader hat er eine IBM<br />

Spectrum Fusion, das Anschlussmodul<br />

auf den Rechner in New York.<br />

Nochmals ein paar Wochen später ist<br />

auch dieser betriebsbereit <strong>und</strong> Hans-<br />

Jörg Fankhauser kann Ende November<br />

2022 diesen Beitrag posten: «In den<br />

letzten Tagen wurde der Spectrum Fusion,<br />

der das Anschlussmodul zu den<br />

weltschnellsten Quantenrechnern in<br />

New York bildet, installiert, getestet<br />

<strong>und</strong> freigegeben. Bereits arbeitet man<br />

an den ersten Use Cases, um schon<br />

bald die ersten grösseren Aufgaben<br />

zum Thema Nachhaltigkeit bearbeiten<br />

zu können.»<br />

«Wir holen den<br />

Nobelpreis nach uptownBasel»<br />

Auch wenn man sich bewusst ist, dass<br />

Quantencomputer noch immer einen<br />

weiten Weg vor sich haben, um fehlertolerant<br />

zu funktionieren: Der Einfluss<br />

von Quantenrechner auf zukünftige<br />

Entwicklungen in diversen Industrien<br />

dürfte erheblich sein. Und da uptownBasel<br />

nun bereits über einen Anschluss<br />

an einen solchen Rechner<br />

verfügt, fehlt es auch nicht an Enthusiasmus<br />

<strong>und</strong> grossen Visionen.<br />

Eine davon ist, dass sich mittels Quantencomputing<br />

neue Verfahren zeigen<br />

werden, welche das Testen von Medikamenten<br />

revolutionieren. «Und das<br />

wiederum dürfte bedeuten, dass wir innerhalb<br />

kurzer Zeit von Tierversuchen<br />

wegkommen werden», meint Fankhau-<br />

ser. Sollte dies einem Unternehmen<br />

aus Arlesheim gelingen, dürfte diese<br />

Entdeckung weltweit für Aufsehen sorgen<br />

– <strong>und</strong> selbst der Nobelpreis wäre<br />

dann im Bereich des Möglichen. «Und<br />

einen Nobelpreis nach Arlesheim zu<br />

holen, ist definitiv ein Ziel, das wir noch<br />

in diesem Jahrzehnt dank des Einsatzes<br />

der Quantentechologie erreichen<br />

wollen», erklärt Hans-Jörg Fankhauser.<br />

Präzisiert wurde diese Vision eines Nobelpreises<br />

bei einem Podiumsgespräch<br />

an der Eröffnungsfeier von Quantum-<br />

Basel (QuantumBasel – der erste kommerziell<br />

nutzbare Quantencomputer-<br />

Hub der Schweiz ist da). Markus<br />

Hacker, Regional Director Enterprise<br />

Business DACH bei NVIDIA, einem Firmenpartner<br />

von uptownBasel, erklärte<br />

da: «Wir haben uns sogar das Jahr 2027<br />

als Ziel gesetzt, um diesen Preis nach<br />

Arlesheim zu holen.»<br />

QuantumBasel | quantumbasel.ch<br />

UptownBasel | uptownbasel.ch<br />

Teil 3: Online ab<br />

20. Februar 2022:<br />

Gibt es spannende Use<br />

Cases, die mit Quantenrechnern<br />

umgesetzt werden<br />

konnten? Definitiv! Dieser<br />

Onlineartikel befasst sich mit<br />

einigen Beispielen, die für<br />

unsere Branchen<br />

interessant sind.<br />

#<strong>021</strong> 19


Wissenswertes<br />

Die Empa-Forscher Shih-Chi Yang (links) <strong>und</strong><br />

Romain Carron bei der Beschichtungsanlage für<br />

die CIGS-Schicht, die das Licht zur Umwandlung<br />

in Strom absorbiert. Bild: Empa<br />

PRISE SILBER SORGT FÜR REKORD-WIRKUNGSGRAD<br />

Bifaziale Dünnschichtsolarzellen<br />

auf der Basis von Kupfer-<br />

Indium-Gallium-Diselenid<br />

(CIGS) können Sonnenenergie<br />

auf der Vorder- sowie der Rückseite<br />

einfangen <strong>und</strong> damit potenziell mehr<br />

Solarstrom erzeugen als herkömmliche<br />

Solarzellen. Bislang hat ihre Herstellung<br />

jedoch nur relativ tiefe<br />

Wirkungsgrade bei der Energieumwandlung<br />

erlaubt. Ein Empa-Team hat<br />

nun einen Tieftemperatur-Produktionsprozess<br />

entwickelt, der die bestehenden<br />

Wirkungsgrade pulverisiert.<br />

Hocheffiziente CIGS-Solarzellen werden<br />

in aller Regel in einem Hochtemperatur-Abscheideverfahren<br />

bei Temperaturen<br />

über 550 °C hergestellt. Bei<br />

diesen kommt es jedoch zu einer chemischen<br />

Reaktion zwischen dem Gallium<br />

in der CIGS-Schicht <strong>und</strong> dem<br />

Sauerstoff des transparenten Rückkontakts<br />

– ein Oxid. Die daraus resultierende<br />

Galliumoxid-Grenzschicht blockiert<br />

den Fluss des Solarstroms <strong>und</strong> verringert<br />

somit die Energieumwandlungseffizienz<br />

der Zelle. Die höchsten bisher in<br />

einer einzelnen Zelle erreichten Werte<br />

liegen bei 9,0 Prozent für die Vorderseite<br />

<strong>und</strong> 7,1 Prozent für die Rückseite.<br />

Daher wurde an der Empa ein Niedertemperatur-Abscheidungsprozess<br />

entwickelt,<br />

bei dem deutlich weniger des<br />

unerwünschten Galliumoxids entstehen<br />

soll. Hierfür fügen die Forscher<br />

eine winzige Menge Silber hinzu, um<br />

den Schmelzpunkt der CIGS-Legierung<br />

zu senken <strong>und</strong> Lichtabsorberschichten<br />

mit guten elektronischen Eigenschaften<br />

bei gerade einmal 353 °C Abscheidungstemperatur<br />

zu erhalten. Da bei<br />

diesem Verfahren kein Galliumoxid an<br />

der Grenzoberfläche entsteht, verbesserte<br />

sich die Energieumwandlungseffizienz<br />

drastisch. Die Zelle lieferte Werte<br />

von 19,8 Prozent für die Vorderseite<br />

<strong>und</strong> 10,9 Prozent für die Rückseite,<br />

die vom Fraunhofer-Institut für Solare<br />

Energiesysteme (ISE) in Freiburg unabhängig<br />

bestätigt wurden.<br />

www.empa.ch<br />

20 #<strong>021</strong>


WIE UNTERNEHMEN<br />

DATEN FÜR DIE PRODUKT-<br />

ENTSTEHUNG NUTZEN<br />

Werden Daten von Produkten erfasst, die<br />

bereits im Einsatz sind, können neue<br />

Produkte zielgerichteter am Bedarf der<br />

K<strong>und</strong>en ausgerichtet werden. Ausserdem<br />

können Entwicklungszeiten verkürzt <strong>und</strong> die Erfolgsaussichten<br />

der Produkte erhöht werden. Inwiefern<br />

das bereits in der Praxis umgesetzt wird, hat ein<br />

Team um Henry Himmelstoß vom Fraunhofer IPA in<br />

der Studie «Datengestützte Produktentstehung» untersucht<br />

<strong>und</strong> dafür die Herangehensweise von Unternehmen<br />

in den Bereichen Datenmanagement, -analyse<br />

<strong>und</strong> -nutzung ausgewertet.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Produktdaten<br />

bislang über klassische Wege <strong>und</strong> nicht über das<br />

IoT erfasst werden. Zum Beispiel aus Feedback des<br />

Vertriebs (20,4 %) oder von Wartungseinsätzen vor Ort<br />

(18,5 %). Erst danach folgen Rohdaten über IoT (8,1 %)<br />

<strong>und</strong> vorverarbeitete Produktdaten über IoT (7,1 %). Ein<br />

Gr<strong>und</strong> dafür liegt darin, dass smarte Produkte in den<br />

befragten Unternehmen bislang eine Seltenheit sind.<br />

Ein Grossteil (43 %) gibt an, dass sich in ihrer Produktpalette<br />

lediglich knapp zehn Prozent (9,9 %) oder weniger<br />

smarte Produkte befinden. Das ändert sich mit<br />

Blick in die Zukunft: Innerhalb der nächsten fünf Jahre<br />

erwarten die Unternehmen einen spürbaren Anstieg<br />

smarter Produkte.<br />

Diese Entwicklung, die für einen Anstieg der Datengr<strong>und</strong>lage<br />

sorgen wird, trifft bisher noch auf eine fehlende<br />

methodische Vorgehenswese bei der Datenanalyse.<br />

Über zwei Drittel (68,4 %) der befragten<br />

Personen geben an, dass in ihrem Unternehmen keine<br />

systematische Vorgehensweise zur Analyse etabliert<br />

sei. Neben den bestehenden Herausforderungen<br />

gibt es aber auch vielversprechende Potenziale. So<br />

sind mehr als die Hälfte der Befragten (56,6 %) gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

bereit, ihre erhobenen Produktdaten mit anderen<br />

zu teilen. Gleichzeitig geben 42,6 Prozent der<br />

Befragten an, dass sie derzeit nur bei wenigen K<strong>und</strong>en<br />

Daten erfassen dürfen.<br />

Positiv fällt auf, dass die technischen Bedingungen<br />

zur Erfassung von Produktdaten meistens fortschrittlich<br />

ausgebildet sind. Bereits die Hälfte der Unternehmen<br />

nutzt digitale Abbilder, um Produktdaten zu erfassen.<br />

Damit können bereits die Produktnutzung,<br />

Störungsmeldungen <strong>und</strong> Betriebsdaten erfasst werden<br />

– die technischen Möglichkeiten sind also kein<br />

limitierender Faktor. Die Studienteilnehmenden geben<br />

stattdessen an, dass in der Produktentstehung vor<br />

allem eine höhere Verlässlichkeit (32,6 %) <strong>und</strong> erhöhte<br />

Zweckdienlichkeit (30,3 %) der Daten hilfreich wären.<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

COCREATION<br />

IM ALLTAG<br />

SO GELINGEN<br />

GUTE VORSÄTZE<br />

Möglicherweise gehören Sie auch zu den<br />

Menschen, die sich für das neue Jahr etwas<br />

vorgenommen haben. So etwas wie «gesünder<br />

essen», «fünf Kilogramm abnehmen» oder<br />

«mehr Zeit für die Familie». Manchmal gelingt<br />

uns der Vorsatz, manches Mal aber auch<br />

nicht. Woran liegt das eigentlich, ob wir einen<br />

Vorsatz erfolgreich <strong>und</strong> nachhaltig in<br />

unser Leben integrieren können?<br />

Nach meiner Erfahrung gibt es einen Gr<strong>und</strong>,<br />

der einen wesentlichen Einfluss auf die Konsequenz<br />

in der Umsetzung persönlicher Themen<br />

hat – übrigens nicht nur bei den guten<br />

Vorsätzen für das neue Jahr. Stellen Sie sich<br />

folgende Frage: Hat der Vorsatz wirklich etwas<br />

mit mir zu tun <strong>und</strong> verstehe ich, warum<br />

mir die Veränderung wichtig ist?<br />

In einem Coaching sagte mir einmal ein erfolgreicher<br />

Manager aus dem Private Banking,<br />

der gerne <strong>und</strong> viel arbeitete: «Ich sollte<br />

mehr auf meine Work-Life Balance achten.»<br />

Ich fragte ihn, warum er denke, dass er das<br />

tun sollte. Er antwortete: «Ja, wenn man beim<br />

Arzt sitzt <strong>und</strong> in den Magazinen blättert,<br />

dann steht das überall.»<br />

Solange Sie keinen Bezug zu sich selbst herstellen<br />

können, fehlt Ihnen die echte Motivation,<br />

etwas andauernd ändern zu wollen. Anders<br />

war es jedoch als der Banker verstand,<br />

wie ihm die Work-Life Balance helfen kann,<br />

noch erfolgreicher zu werden. Das war ihm<br />

ziemlich wichtig <strong>und</strong> entsprechend hoch war<br />

die Motivation, öfter Sport zu treiben <strong>und</strong> Zeit<br />

mit seiner Familie zu verbringen.<br />

Mein Tipp: Finden Sie den Bezug zu sich<br />

selbst. Was immer Sie sich vornehmen: Warum<br />

ist es IHNEN wichtig? Was daran motiviert<br />

Sie <strong>und</strong> treibt Sie an? Beginnen Sie bei<br />

Ihren Stärken. Nutzen Sie die Dinge in denen<br />

Sie schon gut sind, um darin noch besser<br />

zu werden.<br />

www.cocreation.com<br />

Von Dr. Georg Michalik<br />

#<strong>021</strong> 21


<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

Die vertikalen<br />

Begrünungssysteme<br />

sind flexibel <strong>und</strong><br />

modular einsetzbar.<br />

Bild: Biolit Green<br />

Systems GmbH<br />

VERTIKALE BEGRÜNUNGSSYSTEME BESTEHEN PRAXISTEST<br />

Wie können Städte wachsenden<br />

Lärm <strong>und</strong> Luftverschmutzung<br />

in den Griff<br />

bekommen <strong>und</strong> sich zeitgleich<br />

an die Folgen des Klimawandels<br />

anpassen? An dieser Frage arbeiten die<br />

Forschenden des Fraunhofer Umsicht<br />

seit 2013. «Gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen<br />

haben wir in dieser Zeit<br />

spezielle Elemente entwickelt, die wir für<br />

den Bau von bodenungeb<strong>und</strong>enen, begrünten<br />

Wänden nutzen«, erklärt Holger<br />

Wack, Vize-Abteilungsleiter Produktentwicklung<br />

am Fraunhofer Umsicht.<br />

Eines dieser Partnerunternehmen ist<br />

die Biolit Green Systems GmbH. Das<br />

Startup vertreibt <strong>und</strong> entwickelt seit<br />

Oktober 2<strong>021</strong> die Komponenten für das<br />

vertikale Begrünungssystem <strong>und</strong> integriert<br />

diese in die Umwelt. Damit wirkt<br />

das Unternehmen Problemen wie<br />

Starkregen, Hitze, Trockenheit <strong>und</strong><br />

dem Verlust von Biodiversität entgegen,<br />

die der Klimawandel hervorruft.<br />

Ausserdem verbessert die vertikale<br />

Begrünung die Luftqualität <strong>und</strong> reduziert<br />

CO 2 in der Umwelt. Unterstützend<br />

wirken dabei auch Lärmminderung,<br />

Feinstaubbindung <strong>und</strong> die<br />

psychische sowie physische Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge.<br />

Da die vertikale Begrünung<br />

darüber hinaus Gebäude dämmt,<br />

kühlt <strong>und</strong> Schatten spendet, reduziert<br />

diese auch deren Energiebedarf.<br />

Die von Biolit Green Systems verbauten<br />

Pflanzsteine bestehen aus einer<br />

Pflanzen- <strong>und</strong> einer integrierten Bewässerungsrinne.<br />

Da diese flexibel<br />

<strong>und</strong> frei skalierbar sind, lassen sich<br />

diese vielseitig einsetzen, beispielsweise<br />

für bepflanzte Bushaltestellen,<br />

Terrassierungen, Garagen oder Gr<strong>und</strong>stücksbegrenzungen.<br />

Neben Gräsern<br />

<strong>und</strong> Blumen können die Segmente<br />

ebenso mit Kräutern, Erdbeeren, Tomaten<br />

oder Chilis bepflanzt werden.<br />

www.umsicht.fraunhofer.de<br />

BRAUNALGENSCHLEIM IST GUT FÜRS KLIMA<br />

Braunalgen sind wahre Superpflanzen, wenn es<br />

darum geht, Kohlendioxid aus der Luft aufzunehmen.<br />

Sie übertreffen darin sogar die Wälder<br />

an Land <strong>und</strong> spielen deswegen eine entscheidende<br />

Rolle für die Atmosphäre <strong>und</strong> unser Klima.<br />

Aber was passiert mit dem Kohlendioxid, nachdem die<br />

Algen es aufgenommen haben? Forschende des Max-<br />

Planck-Instituts für marine Mikrobiologie haben entdeckt,<br />

dass die Braunalgen grosse Mengen an Kohlendioxid<br />

langfristig aus dem globalen Kreislauf entfernen<br />

<strong>und</strong> so der Klimaerwärmung entgegenwirken können.<br />

Algen nehmen Kohlendioxid aus der Luft auf <strong>und</strong><br />

nutzen den darin enthaltenen Kohlenstoff für ihr<br />

Wachstum. Bis zu einem Drittel des aufgenommenen<br />

Kohlenstoffs geben sie wieder ans Meerwasser ab,<br />

zum Beispiel in Form zuckerhaltiger Ausscheidungen.<br />

Je nachdem, wie diese Ausscheidungen aufgebaut<br />

sind, werden sie von anderen Organismen genutzt<br />

oder sinken Richtung Meeresgr<strong>und</strong>, wo sie das Kohlendioxid<br />

für h<strong>und</strong>erte bis tausende Jahre binden.<br />

Braunalgen nehmen etwa 1 Gigatonne (eine Milliarde<br />

Tonnen) Kohlenstoff pro Jahr aus der Luft auf. Rechnet<br />

man nun mit den Ergebnissen der vorliegenden Studie,<br />

ergibt sich, dass dadurch bis zu 0,15 Gigatonnen<br />

Kohlenstoff, was 0,55 Gigatonnen Kohlendioxid entspricht,<br />

jedes Jahr langfristig durch die Braunalgen<br />

geb<strong>und</strong>en werden. Zum Vergleich: Die jährlichen<br />

Treibhausgas-Emissionen Deutschlands belaufen<br />

sich laut Umweltb<strong>und</strong>esamt aktuell auf etwa 0,75 Gigatonnen<br />

Kohlendioxid (Schätzung für 2020).<br />

www.mpg.de<br />

22 #<strong>021</strong>


TAGMARK<br />

NEUTRONEN HELFEN<br />

BEI BREMSENOPTIMIERUNG<br />

Bremsen sollen schnell zupacken <strong>und</strong> beim Lösen des Bremspedals<br />

sofort wieder in ihre Ruheposition gehen. Fahren sie<br />

dabei nicht ganz zurück, kann das zu einem Energieverlust<br />

führen. Beim Autofahren bekommt man davon nichts mit<br />

<strong>und</strong> es beeinträchtigt auch nicht die Funktion der Bremse. Allerdings<br />

kann sich das in einer schlechteren CO 2 -Bilanz des Fahrzeugs<br />

niederschlagen. Forschende des Paul Scherrer Instituts sowie Mitarbeitende<br />

des Technologietransferzentrums Anaxam <strong>und</strong> Audi<br />

Sport haben daher mit Neutronen einen Bremssattel durchleuchtet<br />

<strong>und</strong> dabei aufgezeigt, wie man die Bewegung der Bremskolben weiter<br />

optimieren kann.<br />

Das Experiment wurde an der Strahllinie Neutra der Spallationsquelle<br />

SINQ des PSI durchgeführt. Dazu wurde ein Detektor verwendet,<br />

der die Neutronen hinter der Versuchsanordnung registriert <strong>und</strong><br />

letztendlich ein zweidimensionales Bild aus dem Inneren des Bremssattels<br />

liefert. Vor dem Detektor montierte Anaxam einen Bremssattel.<br />

Ergänzt wurde der Aufbau durch eine spezielle Hydraulik, die realistische<br />

Bremsdrücke bis 100 bar ermöglicht. Eine Klimakammer<br />

zur Temperierung des Bremssattels simulierte verschiedene Betriebszustände.<br />

Die Bilder aus dem Detektor zeigten, wozu die Bildgebung mit Neutronen<br />

fähig ist. Der Bremssattel mit den sechs Hydraulikkolben, drei<br />

auf jeder Seite, waren ebenso gut zu erkennen wie winzigste Abweichungen<br />

im Hub der Kolben. Ausserdem konnten die Projektpartner<br />

erstmals genau messen, wie sich der zangenförmige Bremssattel<br />

unter dem Druck der Bremsbeläge aufweitet. Die gewonnenen Daten<br />

nutzte Audi Sport bereits zur Optimierung seines Systems, so dass<br />

nun beim Lösen der Bremse der Kontakt zwischen Bremsbelag <strong>und</strong><br />

-scheibe zuverlässig unterbrochen wird.<br />

www.psi.ch<br />

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die Prozesse Pressen,<br />

Markieren<br />

<strong>und</strong> Schrauben<br />

sowie Komponenten<br />

<strong>und</strong> Module für<br />

Maschinenbauer an.<br />

In einer Versuchsapparatur wurden die Analysen an der<br />

Schweizer Spallations-Neutronenquelle SINQ durchgeführt.<br />

Unter anderem wurden darin Betriebsszenarien simuliert, indem<br />

ein Heizlüfter die Temperatur erhöhte. Grafik: Anaxam<br />

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www.axnum.ch


Auf einen Kaffee bei Dr. Georg Michalik<br />

«VERLASST<br />

DAS<br />

HAMSTERRAD!»<br />

Unternehmen sehen sich mit diversen Herausforderungen<br />

konfrontiert. Wie Co-Kreation bei deren Überwindung helfen kann,<br />

erklärt Dr. Georg Michalik. Im Gespräch beschreibt der Gründer<br />

<strong>und</strong> Geschäftsführer von cocreation ausserdem, was Kultur mit einem<br />

Kaktus gemein hat <strong>und</strong> wieso Diversität ein Erfolgsfaktor sein kann.<br />

Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Damian Byland (Fotos)<br />

Manche Menschen benötigen morgens eine<br />

Tasse Kaffee als Starthilfe. Wie sieht das bei<br />

Ihnen aus?<br />

Interessanterweise ist es seit einigen Jahren<br />

tatsächlich so, dass ich morgens eine Tasse Kaffee benötige,<br />

um in Schwung zu kommen. Allerdings würde ich diesen<br />

niemals auf Kosten der Qualität trinken. Er muss mir schmecken,<br />

ansonsten verzichte ich lieber auf ihn.<br />

Demnach gibt es keine Röstung aus dem Sonderangebot?<br />

Nein, wir erhalten unseren Kaffee aus dem Nachbardorf. Dort<br />

gibt es jemanden, der Kaffeebohnen fair aus Südamerika<br />

importiert, selbst röstet <strong>und</strong> uns freitags vor die Haustüre legt.<br />

24 #<strong>021</strong>


CO-KREATION – GEMEINSAM ENTWICKELN UND ARBEITEN<br />

Zur Person<br />

Dr. Georg Michalik ist Potenzialentwickler<br />

<strong>und</strong> Unternehmensberater.<br />

Der promovierte Organisationspsychologe<br />

hat viele Jahre die<br />

Führungskräfte- <strong>und</strong> Personalentwicklung<br />

von Unternehmen wie<br />

UBS, KPMG, Axpo <strong>und</strong> Endress+Hauser<br />

geleitet. Mit<br />

cocreation hat er es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, Unternehmen im<br />

Wandel zu mehr Leistungs- <strong>und</strong><br />

Zukunftsfähigkeit zu begleiten.<br />

#<strong>021</strong> 25


CO-KREATION – GEMEINSAM ENTWICKELN UND ARBEITEN<br />

Vom Kaffee zum eigentlichen Thema. Sie waren viele Jahre<br />

im Ausbildungsbereich tätig, zuletzt als Head of Corporate<br />

Learning bei Endress+Hauser, bevor sie 2018 eine Firma<br />

gründeten. Was hat sie dazu bewogen, sich beruflich mit<br />

der Co-Kreation zu befassen?<br />

Den Begriff Co-Kreation habe ich vor vielen Jahren erstmals<br />

während eines Vortrags von Gerald Hüther gehört. Das hat<br />

mich gepackt <strong>und</strong> nie mehr losgelassen. Heute möchte ich<br />

Menschen dafür begeistern, gemeinsam die Zukunft zu<br />

gestalten. Dann gibt es natürlich weitere Gründe, zum Beispiel<br />

das Alter. Als ich die Fünfzig erreicht habe, fragte ich mich,<br />

wie ich die verbleibende Zeit verbringen möchte. Das war für<br />

mich ein weiterer Gr<strong>und</strong>, etwas Bedeutsames zu tun.<br />

«Starke Individuen<br />

sind die<br />

Voraussetzung für<br />

starke Teams.»<br />

Dr. Georg Michalik<br />

Für das bessere Verständnis des weiteren Gesprächs, wie<br />

definieren Sie den Begriff Co-Kreation?<br />

Ganz einfach. Gemeinsam gemeinsame Ideen entwickeln,<br />

Lösungen definieren <strong>und</strong> umsetzen. Der entscheidende<br />

Begriff ist hier «gemeinsame». Wenn etwas gemeinsam<br />

getan wird, heisst das nämlich nicht zwingend, dass es<br />

auch eine gemeinsame Lösung ist.<br />

Was ist der Schlüssel dazu, um gemeinsam gemeinsame<br />

Lösungen zu schaffen?<br />

Die Menschen müssen sich in den gemeinsamen Lösungen<br />

wiederfinden können. Daher braucht es zunächst ein<br />

Umfeld, in dem dieses gemeinsame Schaffen möglich ist.<br />

Was passiert, wenn dieses Umfeld nicht geschaffen wird?<br />

Dann kommt es automatisch zu Verhandlungen <strong>und</strong><br />

Kompromissen, an deren Ende der kleinste gemeinsame<br />

Nenner steht. Der Gr<strong>und</strong> dafür liegt in unserer Natur. Jeder<br />

Mitarbeitende geht mit einer bestimmten Vorstellung in<br />

ein Meeting oder in einen Workshop <strong>und</strong> fragt sich, was für<br />

ihn dabei herauskommt. Daher gilt es zunächst, diesen<br />

Fokus des Einzelnen aufzubrechen. Das bedeutet nicht,<br />

dass die Perspektiven des Einzelnen nicht wichtig sind, im<br />

Gegenteil! Zunächst müssen jedoch alle den Zähler auf null<br />

stellen, bevor sie gemeinsam neutral auf das Problem<br />

schauen <strong>und</strong> mit ihrer kollektiven Intelligenz etwas Neues<br />

schaffen können.<br />

Wie erreichen Sie diesen gemeinsamen Neustart?<br />

Menschen sind dazu bereit, wenn sie davon überzeugt sind,<br />

dass das gemeinsame Ergebnis besser ist als ein Alleingang.<br />

Dazu braucht es Vertrauen, weshalb die Co-Kreation<br />

zunächst beim Einzelnen beginnt <strong>und</strong> ihm die Sicherheit<br />

gibt, von den anderen verstanden zu werden. Als nächstes<br />

gilt es, die Gemeinsamkeiten der einzelnen Individuen<br />

herauszuarbeiten. Erst dann ist es möglich, gemeinsam auf<br />

ein Ziel hinzuarbeiten.<br />

Lassen Sie uns über typische Hürden sprechen, mit denen<br />

sich Unternehmen während Transformationsprozessen<br />

konfrontiert sehen.<br />

Die grösste Hürde ist das fehlende Vertrauen in den gemeinsamen<br />

Willen. Fehlt das, wird es schwierig. Wieso sollte man<br />

26 #<strong>021</strong>


mit jemandem auf eine Reise gehen, von dem man annimmt,<br />

dass dieser nicht das gleiche Ziel verfolgt? Die Beteiligten<br />

müssen daher spüren, dass dieser Prozess gewollt wird.<br />

Und wie erreicht man das?<br />

In dem man den Einzelnen ernst nimmt, ihm Verantwortung<br />

überträgt <strong>und</strong> ihm etwas zutraut. So entstehen starke<br />

Individuen, welche die Voraussetzung für starke Teams sind.<br />

Was sind weitere Hürden?<br />

Die nächste Hürde ist ganz klar die fehlenden Ressourcen.<br />

Die Transformation in einem Unternehmen benötigt Zeit<br />

<strong>und</strong> Geld. Diese so nebenbei einleiten zu wollen, funktioniert<br />

nicht. Eine weitere Hürde ist die fehlende Geduld.<br />

Eine Transformation passiert nicht wie das Einschalten<br />

eines Lichtes in Sek<strong>und</strong>enschnelle. Die Schaffung einer<br />

neuen Kultur braucht, je nachdem wo ein Unternehmen<br />

steht, mehrere Jahre.<br />

Das klingt ernüchternd. Wieso sollte man sich angesichts<br />

dieses Zeithorizonts auf dieses Abenteuer einlassen?<br />

Die Schaffung einer neuen Kultur ist ja nur das Eine! Die<br />

ersten Früchte lassen sich viel früher ernten. Unternehmen<br />

werden beispielsweise in Entscheidungsprozessen<br />

schneller, da schneller kommuniziert wird <strong>und</strong> Mitarbeitende<br />

aufeinander zugehen. Ein weiterer Vorteil ist es, dass<br />

plötzlich die Elefanten im Raum benannt werden, also die<br />

Dinge, die jeder im Unternehmen kennt, diese aber nicht<br />

anzusprechen wagt. Das schafft Effizienz, weil an den<br />

richtigen Themen <strong>und</strong> nicht an Alibi-Themen gearbeitet<br />

wird. Das führt dazu, dass die Stimmung besser wird <strong>und</strong><br />

die Leute gerne arbeiten. Und jeder weiss, Menschen, die<br />

Freude an ihrer Arbeit haben, arbeiten besser.<br />

Erzählen Sie uns doch einmal aus der Praxis, wie nehmen<br />

Sie Unternehmen wahr, die Sie bereits durch den Transformationsprozess<br />

begleitet haben?<br />

Ich habe kürzlich in einem Unternehmen einen Workshop<br />

geleitet, das sich genau vor drei Jahren auf diese Reise<br />

gemacht hat. In diesem Zeitraum hat sich die Arbeitskultur<br />

extrem geändert. Zu Beginn waren alle noch unsicher, wie<br />

sie vorgehen sollen. Das hat sich jedoch bald geklärt. Alle<br />

Mitarbeitenden kennen nun die Prozesse <strong>und</strong> wissen, wie<br />

sie Feedback geben können, so dass es in den Sitzungen<br />

tatsächlich um Geschäftsthemen <strong>und</strong> nicht mehr darum<br />

geht, wie man sich am besten abstimmt.<br />

einfach<br />

Sicher<br />

Das s-Dias safety-system<br />

■ Kosteneffizient<br />

durch modularen Aufbau für jede Applikation immer<br />

das schlankste System – ob als Stand-alone-Lösung<br />

oder voll integriert ins Steuerungssystem<br />

■ flexibel<br />

mit „Safety Hot Swap“ modulare Maschinen- <strong>und</strong><br />

Anlagenteile mit Safety im laufenden Betrieb<br />

einbinden, entfernen <strong>und</strong> umgruppieren<br />

■ Kinderleicht<br />

konfigurieren mit Safety-Funktionsbausteinen<br />

■ KommuniKativ<br />

Datenaustausch über Ethernet – kabelgeb<strong>und</strong>en<br />

oder wireless (Black-Channel)<br />

Muss ein eingeleiteter Kulturwandel gepflegt werden,<br />

damit dieser nicht wieder verlorengeht?<br />

Das ist das Gute an einer Kultur, sie ist keineswegs ein<br />

zartes Pflänzchen, das sofort eingeht, wenn man es nicht<br />

giesst. Kultur ist vielmehr wie ein Kaktus in der Wüste. Ihm<br />

genügt es, einmal im Jahr für wenige St<strong>und</strong>en ein wenig<br />

Feuchtigkeit zu spüren, um zu überleben.<br />

Das genau macht eine Kulturveränderung aber auch so<br />

anspruchsvoll <strong>und</strong> langwierig! Kultur, sagte einmal jemand,<br />

sei etwas, was man tue, wenn niemand zusehe. Wenn also<br />

www.sigmatek-automation.ch<br />

#<strong>021</strong> 27


«Für die Lösung<br />

komplexer Probleme<br />

bedarf es Diversität.»<br />

Dr. Georg Michalik<br />

28 #<strong>021</strong>


CO-KREATION – GEMEINSAM ENTWICKELN UND ARBEITEN<br />

beispielsweise jemand über den Betriebshof geht <strong>und</strong> sich<br />

nach einer achtlos weggeworfenen Zigarettenkippe bückt,<br />

um diese in den Mülleimer zu werfen, ohne dass er dafür<br />

Anerkennung zu erwarten hat.<br />

Zu Beginn Ihrer Arbeit empfehlen sie den Teilnehmenden<br />

eine Selbsteinschätzung mit dem Clifton Stärken-Finder.<br />

Welche Absicht verfolgen Sie damit?<br />

Wie ich eingangs sagte, sind starke Individuen die Voraussetzung<br />

für starke Teams. Daher nutzen wir den Clifton<br />

Stärken-Finder, um die wahren Talente <strong>und</strong> Stärken eines<br />

Mitarbeitenden zu identifizieren. Für den späteren Prozess<br />

ist das von Bedeutung, da Menschen besser <strong>und</strong> lieber mit<br />

ihren Stärken arbeiten. Müssen sie sich hierfür erst eine<br />

Fähigkeit aneignen, ist das teuer <strong>und</strong> zeitaufwendig.<br />

Don Clifton unterteilt die 34 Stärken eines Menschen in die<br />

Bereiche Durchführung, Einflussnahme, Beziehungsaufbau<br />

<strong>und</strong> strategisches Denken. Wie stark sollten die jeweiligen<br />

Bereiche im Team vertreten sein, das einen Transformationsprozess<br />

durchlaufen soll?<br />

Die Diversität ist wichtig, da sie einen ganzheitlichen Blick<br />

auf die Dinge erlaubt <strong>und</strong> damit hilft, Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />

besser zu identifizieren. Je umfassender also Talente in<br />

einem Team verteilt sind, umso flexibler kann es arbeiten.<br />

Das bedeutet aber nicht, dass Fachkompetenz oder<br />

Berufserfahrung weniger von Bedeutung wären.<br />

Wie stark die einzelnen Bereiche in einem Transformationsprozess<br />

vertreten sind, ist aber am Ende nicht allein<br />

entscheidend. Wichtiger ist es, die eigenen Stärken zu<br />

kennen <strong>und</strong> sich an diesen zu orientieren.<br />

Sie haben vorab unseren Beitrag über die KI-basierte<br />

Analytics-Integration ab Seite 32 gelesen. Wie würde ihre<br />

Vorgehensweise aussehen, wenn sie dieses Projekt-Team<br />

betreuen beziehungsweise begleiten müssten?<br />

Die erste Etappe ist immer der Weg vom «Ich» zum «Wir». Dazu<br />

führen wir Gespräche mit dem Einzelnen <strong>und</strong> schauen, welche<br />

Stärken dieser hat. Anschliessend prüfen wir, was den<br />

Einzelnen mit der Gruppe verbindet, bevor wir dann als Team<br />

gemeinsam das Ziel definieren. Entscheidend ist hier, dass sich<br />

jeder in diesem Ziel wiederfinden muss. Das ist der Einstieg.<br />

Wenn diese Verbindung, diese Fokussierung aufs gemeinsame<br />

Ziel geschaffen ist, wird das Problem oder die<br />

Herausforderung systematisch analysiert. Danach gilt es zu<br />

klären, wie die Analyse in Verbindung zum Gesamtziel<br />

steht, wie sich die zugr<strong>und</strong>e liegenden Themen in Lösungen<br />

fassen lassen <strong>und</strong> was es dazu braucht. Hierfür lassen<br />

sich beispielsweise verschiedene Methoden der Projekt-Organisation<br />

nutzen, also Wissen, was in vielen Unternehmen<br />

ohnehin schon vorhanden ist.<br />

Ich habe Sie nun nach Ihrer typischen Vorgehensweise<br />

gefragt, macht dieser co-kreative Ansatz aber in Entwicklungsprojekten<br />

überhaupt Sinn?<br />

Auf jeden Fall! Ich persönlich liebe Projekte, in denen<br />

technische oder wirtschaftliche Herausforderungen zu<br />

lösen sind. Wir begleiten beispielsweise eine Privatklinik,<br />

die sich mit veränderten Rahmenbedingungen<br />

konfrontiert sieht, die der Gesetzgeber angestossen hat.<br />

Das ist ein ganz sachliches Thema, aber genau diese<br />

sachlichen Themen sind es, welche die Stärken der<br />

Co-Kreation zum Vorschein bringen, weil die Beteiligten<br />

aus ihrem individuellen Häuschen heraustreten <strong>und</strong><br />

gemeinsam ein Gesamtziel definieren müssen.<br />

Und wo konkret liegt der Vorteil der Co-Kreation im<br />

Beispiel der KI-basierten Analytics-Integration?<br />

Die Probleme <strong>und</strong> damit auch die Lösungen werden<br />

immer komplexer. Daher braucht es die Diversität, um<br />

diese Aufgaben aus verschiedenen Perspektiven<br />

betrachten zu können. Hierzu müssen wir allerdings<br />

über unseren Horizont schauen <strong>und</strong> uns auf andere<br />

Menschen einlassen. Co-Kreation hilft dabei, in dem es<br />

Beteiligte anleitet, mit ihrer Expertise eine gute <strong>und</strong><br />

passende Lösung zu finden, ohne hierbei von ihrer<br />

eigenen Voreingenommenheit behindert zu werden.<br />

Sie sprachen über starke Persönlichkeiten, die die<br />

Voraussetzung für starke Teams sind. Wie finde oder<br />

entwickle ich als Unternehmen jedoch diese starken<br />

Individuen?<br />

Die richtigen Talente am Arbeitsmarkt zu finden, wird<br />

immer schwieriger. Bis vor zehn Jahren gab es ein<br />

Soll-Profil <strong>und</strong> mit diesem wurde solange gesucht, bis<br />

die passende Person gef<strong>und</strong>en war. Das funktioniert<br />

nicht mehr, weshalb ich allen Unternehmen, die es<br />

bisher nicht getan haben, empfehle, ihre Rekrutierungsrichtlinien<br />

zu ändern <strong>und</strong> gute <strong>und</strong> talentierte Menschen<br />

zu finden, die zum Unternehmen passen. Erst<br />

wenn diese gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gewonnen sind, sucht man für<br />

diese geeignete Aufgaben.<br />

Was sollte aus Ihrer Sicht abschliessend unbedingt noch<br />

zum Thema gesagt werden?<br />

Vielleicht das Wichtigste überhaupt: Verlasst das<br />

Hamsterrad! Veränderungen sind toll, diese lassen sich<br />

aber nur einleiten, wenn wir die Zeit finden, zu reflektieren<br />

<strong>und</strong> unser Tun zu hinterfragen. Das geht aber<br />

nicht, wenn wir im Hamsterrad stecken <strong>und</strong> immer<br />

schneller rennen. Möglicherweise scheint Betroffenen<br />

dieser Rat illusorisch, aber das ist der erste <strong>und</strong> wohl<br />

wichtigste Punkt. Ansonsten tun wir immer mehr vom<br />

Gleichen, ohne damit aber wirklich Erfolg zu haben. Die<br />

Folge ist, dass wir immer erschöpfter sind <strong>und</strong> zusehend<br />

ausbrennen.<br />

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#<strong>021</strong> 29


CO-KREATION – GEMEINSAM ENTWICKELN UND ARBEITEN<br />

«Dem Anspruch<br />

an das eigene<br />

Selbst kann<br />

kein Mitarbeiter<br />

gerecht werden.»<br />

30 #<strong>021</strong>


DIVERSITÄT ALS<br />

ERFOLGSFAKTOR<br />

Für erfolgreiche Transformationsprozesse <strong>und</strong> Projekte bedarf es diverser Teams<br />

mit starken Individuen. Wieso das entscheidend ist <strong>und</strong> wie eine Stärkenanalyse<br />

dabei helfen kann, bessere Ergebnisse zu erzielen, beschreibt dieser Beitrag.<br />

Von Markus Back<br />

Eigentlich sollte man annehmen<br />

können, dass eine Künstliche<br />

Intelligenz neutral <strong>und</strong> vorurteilsfrei<br />

ist. Doch das ist nicht<br />

immer der Fall. Erst Anfang des Jahres<br />

berichtete die Tagesschau über ein<br />

Selbstexperiment der ghanaisch-amerikanisch-kanadischen<br />

Informatikerin<br />

Joy Boulamwini mit einer KI-basierten<br />

Software. Diese sollte ihr Gesicht erkennen,<br />

war hierzu aber nicht in der Lage.<br />

Erst als sie sich eine weisse Maske aufsetzte,<br />

die auf die gr<strong>und</strong>legendsten<br />

Merkmale eines Gesichts reduziert war,<br />

nämlich M<strong>und</strong>, Nase <strong>und</strong> Augen, wurde<br />

sie durch die Software erkannt.<br />

Die digitale Aktivistin, die am MIT<br />

Media Lab arbeitet, untersuchte daraufhin<br />

weitere Gesichtserkennungssoftwares,<br />

unter anderem auch von IBM<br />

<strong>und</strong> Microsoft. Diese erkannten zwar<br />

alle Gesichter, waren aber auch nicht<br />

von Rassismus <strong>und</strong> Sexismus frei. Bei<br />

Frauen <strong>und</strong> nicht weissen Menschen<br />

waren sie sehr viel ungenauer, wenn es<br />

darum ging, das Geschlecht der Person<br />

zu bestimmen. Lag die Fehlerquote bei<br />

weissen Männern bei etwa nur einem<br />

Prozent, erreichte sie bei schwarzen<br />

Frauen einen Wert von fast 35 Prozent.<br />

Deshalb braucht es Diversität<br />

Das von Joy Boulamwini erkannte<br />

Problem ist bei KI-Anwendungen weit<br />

verbreitet. Das hat aber nicht etwa mit<br />

der Technik zu tun, sondern vielmehr<br />

damit, von wem sie entwickelt <strong>und</strong> wie<br />

sie trainiert wird – <strong>und</strong> hier kommt die<br />

fehlende Diversität in den jeweiligen<br />

Entwicklerteams zum Tragen. Hauptsächlich<br />

sind es weisse Männer, die mit<br />

einer KI experimentieren <strong>und</strong> arbeiten,<br />

was auch Zahlen aus der deutschen IT-<br />

Branche belegen. In dieser lag 2<strong>021</strong> der<br />

Frauenanteil gerade einmal bei 21 Prozent.<br />

Deutlich unterrepräsentiert sind<br />

in dieser ebenfalls Migranten.<br />

Diese fehlende Diversität führt dazu,<br />

dass bei der Entwicklung von Algorithmen<br />

die Besonderheiten anderer Gruppen<br />

<strong>und</strong> Ethnien unberücksichtigt bleiben.<br />

Überlegt sich beispielsweise ein<br />

Team, das lediglich aus weissen, männlichen<br />

Mitgliedern besteht, was die<br />

Merkmale eines Gesichts ausmachen,<br />

ist dessen Perspektive zu stark eingeschränkt.<br />

Was die Besonderheiten eines<br />

weiblichen oder eines schwarzen<br />

Gesichts sind, bleibt daher in solch einseitigen<br />

Teamkonstellation aussen vor.<br />

Für Dr. Georg Michalik ist die Erfahrung<br />

von Joy Boulamwini ein gutes Beispiel<br />

dafür, welchen Folgen fehlende Diversität<br />

haben kann. Daher rät der Gründer<br />

von cocreation.com dazu, Projektteams<br />

mit Personen verschiedenen Alters <strong>und</strong><br />

Ethnien zu bilden. «Die Probleme <strong>und</strong> damit<br />

auch die Lösungen werden immer<br />

komplexer», sagt er <strong>und</strong> ergänzt: «Daher<br />

braucht es Diversität, um Aufgaben aus<br />

verschiedenen Perspektiven betrachten<br />

zu können.» Damit das aber gelinge,<br />

müsse zunächst eine Kultur etabliert<br />

werden, die den Umgang mit Diversität<br />

erlaube. Dafür brauche es eine Feedbackkultur<br />

<strong>und</strong> Offenheit im Dialog, die es<br />

Mitarbeitern ermögliche, die verschiedenen<br />

Sichtweisen, die sich aus der Diversität<br />

ergeben, anzusprechen <strong>und</strong> mögliche<br />

Konflikte rechtzeitig aufzulösen.<br />

Das ideale Soll-Profil gibt es nicht<br />

Während sich diverse Teams relativ<br />

einfach bilden lassen, stellt sich das Erkennen<br />

der Stärken der beteiligten Individuen<br />

schwieriger dar. Doch genau<br />

diese starken Individuen sind für den<br />

Erfolg unabdingbar. Weshalb das so ist,<br />

erklärt Georg Michalik so: «Menschen<br />

in Führungspositionen haben oftmals<br />

bestimmte Bilder im Kopf, wie der ideale<br />

Mitarbeiter sein sollte. Im Regelfall<br />

ist dieses Bild das ideale Selbst der jeweiligen<br />

Führungskraft. Diesem Anspruch<br />

kann jedoch keiner gerecht<br />

werden.» Sehr viel besser funktioniere<br />

es, wenn alle Beteiligten ihren eigenen<br />

Erfolgsweg gehen könnten.<br />

Dass diese Fokussierung auf das eigene<br />

Selbst nicht zielführend ist, zeigt<br />

übrigens die Praxis. «In einem Industrieunternehmen<br />

haben wir 70 Persönlichkeitsprofile<br />

von Key Account Managern<br />

erstellt, die alle in ihrem Job<br />

sehr erfolgreich sind. Obwohl diese<br />

alle die gleiche Rolle haben, fand sich<br />

nicht zwei Mal das gleiche Profil», sagt<br />

Georg Michalik. Das zeige, dass es kein<br />

ideales Soll-Profil gebe.<br />

Zu Beginn seiner Arbeit empfiehlt er<br />

daher Teilnehmenden eine Selbsteinschätzung<br />

mit dem Clifton Stärken Finder.<br />

Dieser sei ein sehr gutes Werkzeug,<br />

um die wahren Talente <strong>und</strong> Stärken eines<br />

Mitarbeitenden zu erkennen. Für<br />

den späteren Prozess ist das von Bedeutung,<br />

da Menschen besser <strong>und</strong> lieber<br />

mit ihren Stärken arbeiteten, als<br />

sich teuer <strong>und</strong> zeitaufwendig erst eine<br />

Fähigkeit aneignen zu müssen.<br />

Eine Stärkenanalyse hilft übrigens<br />

nicht nur während Projekten, sondern<br />

ebenfalls im täglichen Umgang mit den<br />

Kollegen. Da jede Stärke ebenfalls mit<br />

einer Befindlichkeit oder einem bestimmten<br />

Wesenszug einhergeht, sensibilisiert<br />

diese Kenntnis <strong>und</strong> schafft<br />

Verständnis, was in der Folge zu einem<br />

besseren Arbeitsklima führt.<br />

Gallup Strengths Finder<br />

www.gallup.com/cliftonstrengths<br />

#<strong>021</strong> 31


CO-KREATION – GEMEINSAM ENTWICKELN UND ARBEITEN<br />

32 #<strong>021</strong> Bild: AdobeStock


Anlagen- <strong>und</strong> Zustandsüberwachung<br />

KI-ANALYTICSINTEGRATION<br />

IN SECHS SCHRITTEN<br />

KI-basierte Analyticslösungen bieten Fertigungsunternehmen viele<br />

Vorteile. Damit deren volles Potenzial ausgeschöpft werden kann, ist bei<br />

deren Implementierung jedoch die richtige Herangehensweise entscheidend.<br />

Wie diese aussehen kann, beschreibt dieser Beitrag.<br />

Von Markus Back<br />

Viele Köche verderben den<br />

Brei, besagt ein altes Sprichwort.<br />

«Was fürs kulinarische<br />

Gelingen am Herde gelten<br />

mag, ist für eine Analyticsintegration<br />

genau der falsche Ansatz», sagt Dr. Jan<br />

Jenke vom Produkt-/Projekt-Management<br />

bei Wago Contact im deutschen<br />

Minden. Zu komplex sind die Anforderungen,<br />

als dass diese im Alleingang,<br />

also von einem Koch, bewältigt werden<br />

könnten. Um Fehler mit Hilfe einer<br />

Künstlichen Intelligenz, kurz KI, in Prozessen<br />

erkennen, prädiktiv zu handeln<br />

<strong>und</strong> das System weiter optimieren zu<br />

können, bedarf es der Expertise verschiedener<br />

Perspektiven, um eine bedarfsgerechte<br />

Anlagen- <strong>und</strong> Zustandsüberwachung<br />

realisieren zu können.<br />

Zusammensetzung eines co-kreativen<br />

Entwicklungsteams<br />

Ein unverzichtbarer Bestandteil solcher<br />

interdisziplinären Entwicklungsteams<br />

ist laut Jan Jenke das Management.<br />

Schliesslich kann dieses am<br />

besten beurteilen, wie viele Euros, Dollar<br />

oder Franken buchhalterisch auf die<br />

jeweiligen Produktionsschritte beziehungsweise<br />

Maschinen- oder Anlagensegmente<br />

entfallen <strong>und</strong> damit wertvolle<br />

Hinweise für die Projektrichtung<br />

geben. Darüber hinaus braucht es die<br />

Sicht des Prozessexperten, der das Domänenwissen<br />

integriert, den Data<br />

Scientisten für eine f<strong>und</strong>ierte Datenanalyse,<br />

den Machine-Learning-Ingenieur,<br />

der die effiziente Ausführbarkeit<br />

der Analyse-Algorithmen ermöglicht<br />

<strong>und</strong> letztendlich den Automatisierer,<br />

der die gemeinsam entwickelte Lösung<br />

in die Steuerung integriert.<br />

Anzumerken ist an dieser Stelle, dass<br />

gerade in kleineren KMU Mitarbeitende<br />

mehrere dieser Rollen einnehmen<br />

können. Nach Möglichkeit sollten die<br />

Aufgaben jedoch für ein bestmögliches<br />

Resultat auf verschiedene Schultern<br />

verteilt sein. «Generell rate ich<br />

davon ab, ein solches Projekt im Alleingang<br />

stemmen zu wollen», so Jan<br />

Jenke <strong>und</strong> ergänzt: «Die Komplexität<br />

ist für eine einzelne Person schlichtweg<br />

zu gross, weshalb die Gefahr besteht,<br />

dass entscheidende Aspekte<br />

nicht ausreichend oder überhaupt<br />

nicht beachtet werden.» Zudem rät er<br />

Einsteigern, zunächst mit einem kleinen<br />

Projekt zu beginnen <strong>und</strong> erste Erfahrungen<br />

zu sammeln. Diese Vorgehensweise<br />

vermeidet es, sich in den<br />

vielen zu beantwortenden Fragen, die<br />

während eines solchen Projekts aufkommen,<br />

zu verlieren.<br />

Wie sehen nun aber die weiteren<br />

Schritte aus, wenn das Team gebildet<br />

<strong>und</strong> das Projekt definiert ist? Wago<br />

selbst hat hierfür sechs Schritte definiert,<br />

die im Folgenden näher beschreiben<br />

werden.<br />

1. Schritt: Sammlung der Rohdaten<br />

aus verschiedenen Datenquellen<br />

Im ersten Schritt geht es darum, mit<br />

dem jeweiligen Domänenexperten die<br />

relevanten Datenquellen zu identifizieren<br />

<strong>und</strong> die Schnittstellen unabhängig<br />

vom jeweiligen Protokoll auszulesen.<br />

Hierbei werden die Werte direkt von<br />

der Steuerung abgegriffen, bei Bedarf<br />

weitere Sensorik installiert <strong>und</strong> die<br />

Analytics-Lösung in die bestehende<br />

Steuerung integriert. Entscheidend ist<br />

hier der Austausch mit dem Automatisierer,<br />

da er am besten weiss, wie die zu<br />

erhebenden Werte aus der Maschine<br />

oder einer Anlage abzugreifen sind.<br />

Ob die KI direkt auf der Steuerung<br />

oder auf einem separaten Rechner laufen<br />

sollte, ist dabei Glaubenssache. Perfomante<br />

Steuerungen sind durchaus in<br />

der Lage, eine KI zu betreiben. Wenn die<br />

nötigen Ressourcen auf der Steuerung<br />

verfügbar sind, macht dieser Ansatz<br />

Sinn. Soll aber die Anlagen- <strong>und</strong> Zustandsüberwachung<br />

mit der Zeit weiter<br />

ausgebaut werden, stösst die Steuerung<br />

irgendwann an ihre Grenzen. «Daher<br />

präferieren wir die Datenverarbeitung<br />

auf einem Edge-Controller, in der Cloud<br />

oder direkt in der bestehenden IT-Infrastruktur»,<br />

so Jan Jenke.<br />

2. Schritt: Aufbereitung der Daten<br />

Im zweiten Schritt erfolgt eine zeitliche<br />

Synchronisation der Daten, bei der<br />

#<strong>021</strong> 33


CO-KREATION – GEMEINSAM ENTWICKELN UND ARBEITEN<br />

«Daten benötigen einen Zeitstempel,<br />

damit sich diese bei der Analyse<br />

eindeutig einem Ereignis zuordnen lassen.»<br />

Dr. Jan Jenke, Produkt-/Projekt-Management Wago Contact<br />

relevante Informationen extrahiert<br />

<strong>und</strong> im einheitlichen Format dekodiert<br />

werden. Irrelevante Daten werden<br />

herausgefiltert <strong>und</strong> entfernt. Zusätzlich<br />

werden relevante Kennzahlen<br />

laufend berechnet.<br />

Ein einheitliches Format kann zum<br />

Beispiel eine Zeit-/Serien-Datenbank<br />

sein, die es erlaubt, Werte nach der Zeit<br />

<strong>und</strong> unter Berücksichtigung kausaler<br />

Zusammenhänge zu loggen. Dieses<br />

einheitliche Format ist für den Erfolg<br />

eines Analytics-Projekts entscheidend.<br />

Nur wenn die erhobenen Daten<br />

nämlich über einen Zeitstempel verfügen,<br />

lassen sich diese bei der folgenden<br />

Analyse eindeutig einem bestimmten<br />

Ereignis zuordnen. Dabei ist<br />

darauf zu achten, ob der Stempel die<br />

Zeit angibt, zu der ein Datensatz gesendet<br />

oder aber empfangen wurde!<br />

Durch die Pufferung <strong>und</strong> die Priorisierung<br />

des Datenverkehrs kann es nämlich<br />

zu Verzögerungen kommen, die<br />

bei Nichtbeachtung zu falschen Annahmen<br />

führen könnten.<br />

Der Berücksichtigung von Kausalitäten<br />

kommt ebenfalls Bedeutung zu.<br />

Beim Spritzguss ist zum Beispiel die<br />

Restfeuchte des Materials ein entscheidendes<br />

Kriterium für dessen Verarbeitung.<br />

Weil diese Restfeuchte<br />

nicht zwingend zum Zeitpunkt der<br />

Verarbeitung erfasst wird, muss sich<br />

der Messzeitpunkt bei einer Analyse<br />

eindeutig zuordnen lassen.<br />

3. Schritt: Kontinuierliche Datenaufnahme<br />

Im dritten Schritt wird ein individueller<br />

Datenlogger in Betrieb genommen.<br />

Diese Daten werden gespeichert<br />

<strong>und</strong> dienen später für tiefergreifende<br />

Analysen. «Wenn bekannt ist, welche<br />

Datensätze entscheidend sind, reicht<br />

es zunächst, einen Edge Controller mit<br />

einer Zeit-/Serien-Datenbank auszustatten<br />

<strong>und</strong> die Daten lokal zu speichern»,<br />

sagt Jan Jenke. Da die Daten<br />

so aber nicht ausreichend gesichert<br />

sind, sollte mittelfristig über alternative<br />

Speichermöglichkeiten, wie zum<br />

Beispiel die Cloud, nachgedacht werden.<br />

Ist nicht bekannt, welche Daten<br />

es genau für das Analyticsprojekt<br />

braucht, könne es sinnvoll sein, alle<br />

Werte zunächst einmal in einem Data<br />

Lake zu sammeln.<br />

Unabhängig davon, ob bekannt ist,<br />

welche Daten es braucht, sind Gedanken<br />

über die Frequenz, mit der diese<br />

aufgezeichnet werden, entscheidend.<br />

Ist die Frequenz zu hoch, erschwert<br />

dies aufgr<strong>und</strong> der Datenmenge die<br />

Analyse, ist sie hingegen zu niedrig,<br />

besteht die Gefahr, dass wichtige Ereignisse<br />

durchrutschen <strong>und</strong> gar nicht<br />

dokumentiert sind.<br />

4. Schritt: Explorative Datenanalyse<br />

<strong>und</strong> Auswahl der geeigneten Darstellungsform<br />

Im vierten Schritt erfolgen schliesslich<br />

die explorative Datenanalyse <strong>und</strong><br />

die Auswahl der geeigneten Darstellungsformen.<br />

Dabei werden in Offlineanalysen<br />

Abhängigkeiten <strong>und</strong> Zusammenhänge<br />

extrahiert, interpretiert<br />

<strong>und</strong> visualisiert <strong>und</strong> so seltene Ereignisse<br />

aufgedeckt. Im engen Austausch<br />

zwischen Data-Scientist <strong>und</strong> dem Domänenexperten<br />

werden hierbei die<br />

ersten Optimierungspotentiale sichtbar.<br />

Möglich wird das durch den zeitlichen<br />

Verlauf, der ganz andere<br />

Schlussfolgerungen zulässt als wenn<br />

nur Live-Daten interpretiert werden.<br />

Für diesen Schritt bedarf es noch<br />

keiner komplexen Algorithmen. Teil<br />

der explorativen Datenanalyse ist es<br />

auch, in Offlineanalysen Algorithmen<br />

aus dem Machine-Learning <strong>und</strong> KI-Bereich<br />

für verschiedene Anwendungen<br />

zu evaluieren. Sollte der gewünschte<br />

Anwendungsfall nicht aus der bestehenden<br />

Datenbasis abbildbar sein,<br />

muss entweder neue Sensorik installiert<br />

oder die Versuchspläne angepasst<br />

werden.<br />

Datenanalyse-Dashboard zum<br />

Monitoring einer individuellen Anlage.<br />

Grafik: Wago Contact<br />

34 #<strong>021</strong>


5. Schritt: Einbindung in den Betriebsprozess<br />

Im fünften Schritt werden die für die Anlage optimierten<br />

Analysen <strong>und</strong> Visualisierungen in den Betriebsprozess<br />

integriert. Die Einbindung in die Steuerung erfolgt<br />

wieder in Absprache mit dem Automatisierer.<br />

Von Bedeutung ist dieser Schritt deshalb, weil sich nur<br />

so die Qualität im Live-Betrieb vorhersagen <strong>und</strong> diese<br />

kontinuierlich hoch halten lässt. Dazu muss allerdings<br />

der vom Data Scientisten entwickelte Algorithmus Daten<br />

empfangen <strong>und</strong> Handlungsbefehle an die Steuerung<br />

zurücksenden können. Erkennt der Algorithmus, dass<br />

die Qualität sehr wahrscheinlich abnehmen wird, kann<br />

dieser beispielsweise die Produktion anhalten, eine<br />

Signallampe anschalten oder eine Benachrichtigung<br />

verschicken.<br />

6. Schritt: Zusammenhänge <strong>und</strong> Optimierungspotentiale<br />

nutzen<br />

Im sechsten Schritt nutzt der Anwender Zusammenhänge<br />

<strong>und</strong> Optimierungspotentiale <strong>und</strong> profitiert damit<br />

von den Vorteilen seiner individuellen Analytics-Lösung.<br />

Bei Bedarf kann er diese in einer weiteren Iteration für<br />

den nächsten Anwendungsfall erweitern.<br />

Entscheidend hierbei ist die Software-Architektur. Diese<br />

sollte möglichst modular <strong>und</strong> das Projekt in verschiedene<br />

Bausteine aufgeteilt sein, beispielsweise für das<br />

Loggen der Daten, deren Speicherung oder deren Darstellung<br />

in einem Dashboard. Dieser Ansatz gestattet es,<br />

die entwickelte Analyticslösung relativ schnell zu erweitern<br />

oder für andere Aufgaben zu nutzen, in dem Bausteine<br />

zügig angepasst oder ergänzt werden können.<br />

Typischer Zeitaufwand<br />

Für die Berechnung des typischen Zeitaufwands für ein<br />

solches Projektes sind zwei Zahlen entscheidend. Das<br />

eine sind die Zahlen für die aufgewendeten Arbeitsst<strong>und</strong>en,<br />

das andere die Zahl für die Projektdauer. «Erfahrungsgemäss<br />

sollte ein Pilotprojekt, das einen Mehrwert<br />

erzielt, innerhalb von drei Monaten abgeschlossen sein»,<br />

weiss Jan Jenke. Natürlich seien das nicht drei Monate<br />

Vollzeit aller Projektbeteiligten, sondern der zeitliche<br />

Horizont, in dem das Projekt mit seinen hierfür erforderlichen<br />

Terminen abgeschlossen sein sollte. Bei den Arbeitsst<strong>und</strong>en<br />

sollten es nicht mehr als zwei bis drei<br />

Arbeitswochen insgesamt sein, um einen ersten Piloten<br />

zu haben.<br />

Wago Contact SA | www.wago.com<br />

Echt besser!<br />

„ Alles aus einer Hand “<br />

System-Lösungen für Kabel <strong>und</strong><br />

Schaltschrank von Murrplastik.<br />

Murrplastik gehört seit 1963 zu den Pionieren wenn es um<br />

professionelles Kabelmanagement <strong>und</strong> Hightech-Produkte<br />

aus Kunststoff geht. Wir bieten Lösungen zu individuellen<br />

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Tel.: +41 52 646 06 46 • Fax: +41 52 646 06 40<br />

www.murrplastik.ch<br />

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CO-KREATION – GEMEINSAM ENTWICKELN UND ARBEITEN<br />

BÜCHER<br />

ZUM<br />

THEMA<br />

Reshaping Business<br />

and Society in the era of<br />

Buttom-up Economics<br />

In vielen Branchen ist ein Paradigmenwechsel von der<br />

traditionellen, unternehmenszentrierten <strong>und</strong> von oben nach<br />

unten gerichteten Wertschöpfung hin zu offeneren <strong>und</strong><br />

kollaborativen Ansätzen zu beobachten, die auch als Bottomup-Wirtschaft<br />

bezeichnet wird. Die Grenzen der Unternehmen<br />

lösen sich auf <strong>und</strong> externe Akteure (K<strong>und</strong>en, Nutzer, Lieferanten<br />

usw.) treten mit Hilfe fortgeschrittener Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationstechnologien in den Bereich der Wertschöpfung<br />

ein. Diese sich neu entwickelnden Muster erfordern ein<br />

interdisziplinäres Verständnis dafür, wie die Co-Kreation<br />

Organisationen in die Lage versetzen kann, Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Gesellschaft umzugestalten.<br />

Mit Beiträgen von Experten aus Industrie <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

bietet das Buch tiefe Einblicke in die Theorie <strong>und</strong> Praxis der<br />

Bottom-up-Ökonomie <strong>und</strong> befasst sich mit den wichtigsten<br />

Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen, die sich im Zeitalter der<br />

Co-Kreation ergeben haben. Damit ist es eine Pflichtlektüre für<br />

Entscheidungsträger, die die Geschäftsmodelle ihrer Unternehmen<br />

innovieren wollen – von der Idee bis zum Marketing.<br />

Erfolgsfaktor Teamarchitektur<br />

Heute werden r<strong>und</strong> achtzig Prozent der Unternehmensleistung<br />

in Teams erbracht. Und doch sind Teams bei weitem nicht so<br />

effektiv, wie sie sein könnten. Die Zahlen zu Engagement,<br />

Produktivität <strong>und</strong> Zufriedenheit sind hier seit Jahren eindeutig.<br />

Doch was hält Teams davon ab, mit voller Energie <strong>und</strong><br />

Enthusiasmus zusammen zu arbeiten? Wie wird Rollenklarheit<br />

vor allem in kritischen Situationen der Zusammenarbeit<br />

geschaffen? Was macht High Performance am Arbeitsplatz<br />

wirklich aus <strong>und</strong> wie kann sie letztlich erreicht werden?<br />

Die Autoren nutzen hochwirksame Prinzipien aus dem<br />

Spitzensport, um den Antworten auf diese Fragen näher zu<br />

kommen. Sie zeigen Lösungen, die nicht nur faszinierend,<br />

sondern vor allem leicht verständlich <strong>und</strong> umsetzbar sind.<br />

Jedes Team profitiert aus dem Dreiklang zwischen Fachwissen,<br />

Selbsterleben <strong>und</strong> prominenten Fallbeispielen aus der Praxis.<br />

Inhalt:<br />

• Jedes WIR beginnt beim ICH: Kenne ich meinen inneren Antrieb?<br />

• Rollenklarheit <strong>und</strong> Verantwortung: Was ist hier eigentlich<br />

genau mein Job?<br />

• Wachstum <strong>und</strong> Vertrauen: Auch harte Kerle müssen sich<br />

mal anlehnen<br />

• Das ICH <strong>und</strong> das WIR: Hard Love Leadership als Lösung<br />

• Spielsituationen antizipieren statt Hierarchien manifestieren:<br />

in Prinzipien denken!<br />

• Sicherheit <strong>und</strong> Konflikt: Wie 20 Euro zu Olympia-Gold führten<br />

• Big Data <strong>und</strong> KI: Wie nutze ich Daten für die Menschen<br />

<strong>und</strong> nicht andersherum<br />

Autoren: Mario Reis, Stefan Kermas<br />

Herausgeber: Haufe<br />

Sprache: deutsch<br />

Erscheinungsdatum: 2020<br />

ISBN: 978-3-648-14521-0<br />

Autoren: Tobias Redlich,<br />

Manuel Moritz,<br />

Jens P. Wulfsberg<br />

Herausgeber: Springer Link<br />

Sprache: englisch<br />

Erscheinungsdatum: 2018<br />

ISBN: 978-3-319-97787-4<br />

36 #<strong>021</strong>


Smarter Collaboration<br />

Unternehmen <strong>und</strong> gemeinnützige Organisationen stehen mehr<br />

denn je vor gewaltigen Herausforderungen. Wie können diese mit<br />

internen <strong>und</strong> externen Partnern zusammenarbeiten, um Probleme zu<br />

lösen, Innovationen einzuführen <strong>und</strong> erfolgreich zu sein? Die Harvard-<br />

Professorin Heidi K. Gardner <strong>und</strong> der leitende Angestellte Ivan A.<br />

Matviak zeigen, dass<br />

Unternehmen, die intelligenter<br />

zusammenarbeiten, durchweg<br />

höhere Umsätze <strong>und</strong> Gewinne<br />

erzielen, Innovationen fördern,<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungen stärken<br />

<strong>und</strong> bessere Talente anziehen<br />

<strong>und</strong> halten können.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage ihrer<br />

Untersuchungen mit<br />

Tausenden von Führungskräften<br />

aus der ganzen Welt<br />

geben sie tiefe Einblicke in<br />

die Umsetzung einer<br />

intelligenteren Zusammenarbeit <strong>und</strong> die Vermeidung möglicher<br />

Fallstricke. Ausserdem helfen sie Führungskräften bei der Bewältigung<br />

heikler Herausforderungen wie falsch ausgerichteter Anreize,<br />

übermässiger Zusammenarbeit <strong>und</strong> unbeabsichtigter Folgen für<br />

Vielfalt <strong>und</strong> Integration. Das Buch enthält zahlreiche Anleitungen <strong>und</strong><br />

Fallbeispiele <strong>und</strong> schliesst mit inspirierenden Beispielen von<br />

Gruppen, die sich eine intelligentere Zusammenarbeit zunutze<br />

machen, um die grössten Herausforderungen der Gesellschaft zu<br />

bewältigen, wie die Rettung der Ozeane, die Ausrottung von<br />

Krankheiten <strong>und</strong> die Bekämpfung der globalen Erwärmung.<br />

Smarter Collaboration ist der unverzichtbare Leitfaden für<br />

vorausschauende Führungskräfte, die ihre Organisationen<br />

umgestalten, ihre Arbeitsweise neu gestalten <strong>und</strong> ihre Wirkung <strong>und</strong><br />

ihren Erfolg steigern wollen.<br />

Autoren: Heidi K. Gardner, Ivan A. Matviak<br />

Herausgeber: Harvard Business Review Press<br />

Sprache: englisch<br />

Erscheinungsdatum: 2022<br />

ISBN: 978-1-647-82274-3<br />

Die Kraft des<br />

gemeinsamen Denkens<br />

Co-Kreation ist mehr als nur ein neuer Begriff. Co-Kreation<br />

steht für einen Wandel im Denken, Fühlen <strong>und</strong> Handeln der<br />

Menschen, um effektiver <strong>und</strong> effizienter miteinander wahrnehmen,<br />

entscheiden <strong>und</strong> handeln zu können. Co-Kreation ist aber<br />

auch eine Haltung: Nur in Offenheit, Vertrauen <strong>und</strong> Transparenz<br />

werden komplexe Probleme nachhaltig gelöst werden<br />

können. Das Buch erläutert den Co-Kreationsprozess, der in<br />

unterschiedlichen Situationen <strong>und</strong> Zeitbudgets durchgeführt<br />

werden kann <strong>und</strong> beschreibt die dazu anwendbaren Formate<br />

wie Organisational Cocreation, Daily Cocreation, Virtual<br />

Cocreation, Coaching Cocreation <strong>und</strong> Leadership Cocreation.<br />

Projekte aus der Beratungspraxis verdeutlichen dem Leser,<br />

worauf dieser bei der Einführung <strong>und</strong> Umsetzung eines<br />

Co-Kreationsprozesses achten sollte.<br />

Co-Creation of High-Tech<br />

Products in the B2B Domain<br />

Leontin Karl Grafmüller beschreibt zunächst, wie Unternehmen<br />

Co-Kreation im B2B-Hightech-Bereich besser managen können.<br />

Dabei erklärt er detailliert, wie mit einem aktiven, kreativen <strong>und</strong><br />

sozialen Kollaborationsprozess zwischen K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Anbietern,<br />

bei dem K<strong>und</strong>en zu aktiven Teilnehmern am Innovationsprozess<br />

eines Unternehmens werden, gemeinsam neue Produkte<br />

entwickelt werden können. Er versäumt es dabei nicht, auf die<br />

verschiedenen Herausforderungen einzugehen, wie zum Beispiel<br />

die Zeitintensität oder fehlerhafte Spezifikationen, mit denen die<br />

Beteiligten hierbei konfrontiert werden. Der Autor untersucht<br />

diese Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln <strong>und</strong><br />

zeigt auf, wie diese bewältigt werden können, um die Effizienz<br />

sowie die Effektivität der gemeinsamen Entwicklung von<br />

Hightech-Produkten im B2B-Bereich zu verbessern.<br />

Autor: Dr. Georg Michalik<br />

Herausgeber:<br />

Schäffer Poeschel<br />

Sprache: deutsch<br />

Erscheinungsdatum: 2020<br />

ISBN: 978-3-791-04809-3<br />

Autor:<br />

Leontin Karl Grafmüller<br />

Herausgeber: Springer Link<br />

Sprache: englisch<br />

Erscheinungsdatum: 2020<br />

ISBN: 978-3-658-28411-4<br />

#<strong>021</strong> 37


«OPTISCHE<br />

SENSOREN SIND<br />

ALLESKÖNNER»<br />

Meist verrichten Sensoren unauffällig ihre Arbeit, weshalb der technische Fortschritt<br />

in diesem Bereich nicht bewusst wahrgenommen wird. Was vor allem optische Sensoren<br />

mittlerweile leisten können erklären Produktmanager Markus Imbach <strong>und</strong> Bernhard<br />

Furrer, Leiter Business Unit Positionssensorik, bei dem Sensorspezialisten Baumer.<br />

Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Susanne Seiler (Fotos)<br />

38 #<strong>021</strong>


EXPERTENGESPRÄCH «SENSORIK»<br />

Wie positionieren sich optische Sensoren<br />

in der Fabrikautomation im Vergleich<br />

zu anderen Sensortypen? Werden diese<br />

sehr häufig eingesetzt?<br />

Furrer: Sensoren nach dem optischen Prinzip nehmen<br />

in der Fabrikautomation die führende Rolle ein. Die<br />

Optoelektronik ermöglicht eine Vielfalt an Sensoren, von<br />

der einfachen Lichtschranke über distanzmessende<br />

Sensoren, bildgebende smarte Vision-Sensoren bis hin<br />

zu Kameras. Mit ihrer Vielzahl belegen die unterschiedlichsten<br />

Lichtschranken <strong>und</strong> Lichttaster in der Fabrikautomation<br />

eine führende Platzierung.<br />

Bei welchen Automationsaufgaben sind optische Sensoren<br />

die erste Wahl?<br />

Imbach: Bei fast allen, da sie Alleskönner sind. Mit optischen<br />

Sensoren lassen sich Objekte unterschiedlichster<br />

Art berührungslos mit deutlichem Abstand zum Sensor<br />

sehr schnell <strong>und</strong> extrem zuverlässig erkennen oder<br />

positionieren. Auch können mit optischen Sensoren sehr<br />

präzise Distanzen zwischen Sensor <strong>und</strong> Objekt gemessen<br />

werden. Unsere optischen Sensoren beispielsweise bieten<br />

bei kleiner Bauform eine grosse Reichweite, lassen sich<br />

präzise einstellen <strong>und</strong> arbeiten darüber hinaus sehr<br />

zuverlässig. Natürlich gibt es auch Herausforderungen,<br />

die mit deren Einsatz verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Was für Herausforderungen wären das konkret?<br />

Imbach: Herausforderungen sind im Wesentlichen die<br />

Objekteigenschaften, die Anforderungen der Umgebungsbedingungen,<br />

wie zum Beispiel die Platzverhältnisse,<br />

mögliche gegenseitige Beeinflussung verschiedener<br />

optischer Sensoren oder störende Lichtquellen. Erschwerend<br />

können anspruchsvolle Umgebungsbedingungen<br />

hinsichtlich Verschmutzung, Hygieneanforderungen oder<br />

Temperatur hinzukommen.<br />

Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Punkte, die<br />

bei der Auswahl eines optischen Sensors zu beachten sind?<br />

Imbach: Am Anfang steht zunächst die Frage: Welche<br />

Aufgabe hat der Sensor zu lösen? Was muss an welcher<br />

Stelle mit welcher Genauigkeit detektiert werden?<br />

Das bestimmt im Wesentlichen, welches Sensorprinzip,<br />

beispielsweise Lichtschranke oder Lichttaster, am<br />

besten geeignet ist. ››<br />

#<strong>021</strong> 39


Um den verschiedenen Anforderungen an die Detektion<br />

transparenter Gegenstände gerecht zu werden, haben<br />

wir ein spezifisches Portfolio optischer Sensoren entwickelt.<br />

Dieses umfasst unter anderem Optiken <strong>und</strong> Lichtquellen<br />

sowie Algorithmen zur Detektion von transparenten<br />

Objekten.<br />

«Die optische<br />

Achse erleichtert<br />

Konstrukteuren<br />

die Arbeit enorm.»<br />

Markus Imbach, Produktmanager<br />

Ein weiter wichtiger Punkt ist die Materialisierung des<br />

Gegenstandes. Ist dieser transparent oder licht<strong>und</strong>urchlässig?<br />

Als Nächstes sind die Oberflächenbeschaffenheit <strong>und</strong><br />

die Geometrie eines Objektes zu beachten. Das Detektieren<br />

einer Bohrerspitze stellt andere Anforderungen an die<br />

Sensorik als zum Beispiel das Erkennen einer Leiterplatte.<br />

Daher sollten zunächst immer diese Punkte geklärt<br />

werden, um dann anhand dieser das richtige Sensorprinzip<br />

zu bestimmen.<br />

Wie erkennen optische Sensoren transparente Gegenstände?<br />

Man sieht doch durch die Materialien hindurch?<br />

Imbach: Das ist das Problem Nummer eins bei Sensoraufgaben<br />

mit transparenten Werkstoffen, dass der Lichtstrahl<br />

nahezu ungehindert durch den Werkstoff transmittiert<br />

<strong>und</strong> von diesem kaum reflektiert wird. Mit diesem wenigen<br />

Licht, das an der Oberfläche reflektiert wird, muss der<br />

Sensor aber arbeiten können. Daher versuchen wir, die<br />

physikalischen Grenzen auszureizen, indem wir Systeme<br />

entwickeln, welche selbst mit äussert geringem Licht<br />

Objekte zuverlässig erkennen können.<br />

Es wurde nun mehrfach über das Sensorprinzip<br />

gesprochen. Was hat man sich unter diesem vorzustellen?<br />

Furrer: Von der Einweglichtschranke über Lichtschranken<br />

mit Reflektoren bis zu den Reflexionslichttastern, die mit<br />

der Eigenremission des Objektes arbeiten, gibt es unterschiedliche<br />

Prinzipien. In den letzten Jahren haben die<br />

Reflexionslichttaster eine führende Position eingenommen,<br />

da diese in der Lage sind, nahezu alle Objekte in einem<br />

präzise einstellbaren Bereich sehr exakt zu erfassen. Dabei<br />

befinden sich die Sende-Einheit <strong>und</strong> die Empfängereinheit<br />

im selben Gehäuse. Das ausgesendete Licht wird vom<br />

Objekt remittiert <strong>und</strong> ein kleiner Teil des zurückgesendeten<br />

Lichtes wird von der Empfangseinheit des Sensors erfasst<br />

<strong>und</strong> in ein elektrisches Signal umgewandelt. Die nachgelagerte<br />

Auswerteeinheit wertet neben der Lichtmenge<br />

unter anderem die Distanz des Objektes zum Sensor<br />

aus <strong>und</strong> kann so zweifelsfrei erkennen, ob es sich um<br />

das Zielobjekt handelt.<br />

Aktuelle Sensoren arbeiten mit auf den Anwendungszweck<br />

abgestimmten Optiken, optoelektronischen Sende- <strong>und</strong><br />

Empfangseinheiten, Mikrocontrollern <strong>und</strong> ASICs, die<br />

zusammen die eigentliche Engine des Sensors sind <strong>und</strong><br />

auch die Kommunikation zur Steuerung <strong>und</strong> Datenverarbeitungseinheit<br />

übernehmen.<br />

Was muss ein Anwender neben den Objekteigenschaften<br />

sonst noch beachten?<br />

Furrer: Das sind zunächst die Platzierung des Sensors,<br />

die Prozessgeschwindigkeit sowie die Genauigkeitsanforderungen.<br />

Ebenfalls zu beachten sind die mechanische<br />

Schnittstelle zur Maschine, also wie der Sensor befestigt<br />

<strong>und</strong> auf das Objekt ausgerichtet werden kann, <strong>und</strong> die<br />

elektrische Schnittstelle. Ein heute ebenfalls wichtiger<br />

Aspekt ist die schnelle, flexible Anpassung auf neue<br />

Objekte, wie sie für eine modulare Produktion oder bei<br />

einer Fertigung in Losgrösse 1 erforderlich sind. Alle diese<br />

Punkte haben Einfluss auf die Wahl des Sensors.<br />

In vielen Maschinen <strong>und</strong> Anlagen kommen die Sensoren<br />

in grosser Anzahl vor. Das heisst, sie müssen absolut<br />

zuverlässig über eine lange Zeit funktionieren <strong>und</strong> dem<br />

Bedienpersonal optimalerweise frühzeitig mitteilen, wann<br />

sie zu reinigen sind oder die Detektion aus einem anderen<br />

Gr<strong>und</strong> beginnt, grenzwertig zu funktionieren. Heutige<br />

Sensoren sind in der Lage, über die standardisierte Schnittstelle<br />

IO-Link mit der Automatisierungswelt der Maschinen<br />

<strong>und</strong> Anlagen zu kommunizieren.<br />

40 #<strong>021</strong>


EXPERTENGESPRÄCH «SENSORIK»<br />

Inwieweit beeinflusst Fremdlicht die Zuverlässigkeit<br />

optischer Sensorsysteme?<br />

Imbach: Optische Sensoren können durch Kunstlicht,<br />

Sonneneinstrahlung <strong>und</strong> benachbarte Sensoren gestört<br />

werden. Aber auch die LED der Hallenbeleuchtung oder<br />

von Maschinen kann ein Störfaktor sein, da diese in einem<br />

Spektrum bis 150 kHz <strong>und</strong> damit im gleichen oder höheren<br />

Frequenzbereich wie optische Sensoren arbeiten. Daher<br />

braucht es ein cleveres Zusammenspiel von Optik, Elektronik<br />

<strong>und</strong> Algorithmik, um eine zuverlässige Fremdlichtsicherheit<br />

zu garantieren.<br />

Baumer betont immer wieder die Montagefre<strong>und</strong>lichkeit<br />

seiner Sensoren. Lassen sich die Sensoren anderer Anbieter<br />

nicht so gut montieren?<br />

Imbach: Es geht nicht darum, dass sich unsere Sensoren<br />

schneller an einer Maschine oder Anlage befestigen lassen<br />

als die anderer Hersteller. Was wir aber im Vergleich zu<br />

diesen bieten können, <strong>und</strong> das ist speziell, ist die geprüfte<br />

<strong>und</strong> immer gleichbleibende Ausrichtung des Lichtstrahls.<br />

Dies erleichtert dem Anwender die Arbeit, da er unsere<br />

3D-CAD-Daten mit einer optischen Achse ausstatten kann<br />

<strong>und</strong> diese nicht aufwendig konstruieren muss. Zudem<br />

kann er sich darauf verlassen, dass der Lichtstrahl genau<br />

dorthin geht, wohin er das geplant hat.<br />

Furrer: Die Referenz dieser optischen Achse ist immer der<br />

Montagepunkt, was nicht nur bei der Montage der Sensoren<br />

Vorteile bietet. Da unsere Sensoren nicht schielen,<br />

kann man sich bei einem Austausch darauf verlassen, dass<br />

die Objekte genau am selben Punkt wie zuvor detektiert<br />

werden. Dies reduziert die Stillstandzeiten von Maschinen<br />

<strong>und</strong> Anlagen massiv.<br />

Ihre Sensoren weisen standardmässig eine IO-<br />

Link-Schnittstelle auf. Wofür braucht es diese?<br />

Imbach: IO-Link macht aus einem binären Schalter<br />

einen smarten Informationslieferanten <strong>und</strong> ist damit der<br />

Schlüssel für moderne Konzepte wie «Fertigung in Losgrösse<br />

1» oder «Modulare Produktion». Über diese bi-direktionale<br />

Schnittstelle lassen sich Sensoren schnell <strong>und</strong><br />

einfach für neue Aufgabenstellungen anpassen, was dem<br />

Anwender zusätzliche Flexibilität bringt.<br />

Furrer: Die Daten, die ein moderner Sensor bereitstellt,<br />

lassen sich für viele Zwecke nutzen, beispielsweise<br />

für die Prozessoptimierung oder für die Auslastungsmessung<br />

von Maschinen <strong>und</strong> Anlagen. Von daher sind smarte<br />

Sensoren der Schlüssel für alle diese Konzepte.<br />

Lassen Sie uns abschliessend noch kurz über Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung sprechen. Welche Themen beziehungsweise<br />

welche Fragestellungen treiben Baumer an?<br />

Imbach: Die Miniaturisierung ist ein Thema, mit dem wir<br />

uns auch in den kommenden Jahren weiterhin intensiv<br />

befassen werden, da Platz mittlerweile ein knappes Gut<br />

ist <strong>und</strong> daher auch immer weniger Bauraum zur Verfügung<br />

steht.<br />

«Smarte Sensoren<br />

sind der Schlüssel<br />

für moderne<br />

Konzepte.»<br />

Bernhard Furrer,<br />

Leiter Business Unit Positionssensorik<br />

Furrer: In der Signalverarbeitung <strong>und</strong> Kommunikation<br />

sehen wir grosse Chancen, um unseren Anwendern noch<br />

leistungsfähigere Sensoren zur Verfügung stellen zu<br />

können. Ein anderes Themenfeld sind Sensoren, die Daten<br />

auswerten <strong>und</strong> anhand dieser Auswertungen eigenständig<br />

Entscheidungen treffen.<br />

Baumer Electric AG<br />

www.baumer.com<br />

Erfahren Sie unter<br />

www.technik-<strong>und</strong>wissen.ch<br />

mehr über<br />

die Extra-Leistung<br />

der optischen Sensoren<br />

von Baumer.<br />

#<strong>021</strong> 41


Produkte<br />

Effizienter Schaltanlagenbau<br />

Effizienzsteigerungen sind eine relevante Stellschraube, um im<br />

Schaltanlagenbau wirtschaftlich <strong>und</strong> wettbewerbsfähig arbeiten zu<br />

können. Das Reihenklemmenportfolio Topjob S mit passendem<br />

Zubehör <strong>und</strong> ergänzender Software ist optimal aufeinander abgestimmt<br />

<strong>und</strong> erlaubt so einen effizienten Engineeringprozess von der<br />

Planung bis zur Lieferung. Dazu zählt neben dem nutzerfre<strong>und</strong>lichen<br />

Reihenklemmenprogramm auch die Bereitstellung von CAE-Produktdaten<br />

<strong>und</strong> -Makros, CAE-Tools wie Eplan oder WSCAD sowie eine<br />

detaillierte, durchgängige Beschriftung, die sich bereits im Smart<br />

Designer oder über Smart Script erstellen lässt <strong>und</strong> so später einen<br />

deutlich schnelleren Überblick über die Schaltanlage erlaubt.<br />

Wago Contact SA | www.wago.com<br />

Freie Wahl des Simulationstools<br />

Freie Wahl des Simulationstools<br />

Der britische Computerhersteller Amplicon bringt mit dem<br />

Impact-P 101A einen ultra-kompakten IPC für innovative<br />

IoT-Anwendungen auf den Markt. Dieser verfügt über ein<br />

robustes Gehäuse aus einer Carbon-Verb<strong>und</strong>konstruktion,<br />

welche Stössen <strong>und</strong> Vibrationen in rauen Umgebungen<br />

standhält. Mit der integrierbaren Mobilfunk- <strong>und</strong> WiFi-Konnektivität,<br />

dem leistungsstarken Intel Atom-Prozessor <strong>und</strong><br />

dem breiten Betriebstemperaturbereich von –40 bis 85 °C ist<br />

er die ideale Wahl für IoT-Edge- <strong>und</strong> Cloud-basierte Anwendungen.<br />

Amplicon betreibt einen professionellen Bestückungs-/Installationsservice,<br />

beispielsweise mit Wirelessmodulen,<br />

<strong>und</strong> es besteht die Möglichkeit einer k<strong>und</strong>enspezifischen<br />

Bedruckung der Gehäuse. Alle IPC werden in<br />

Grossbritannien gefertigt <strong>und</strong> verfügen über eine Garantiedauer<br />

von drei Jahren, die optional verlängert werden kann.<br />

B&R hat seine Entwicklungsumgebung Automation<br />

Studio mit einer neuen Funktion ausgestattet.<br />

Mit FMU Export lässt sich Maschinencode<br />

exportieren <strong>und</strong> als SPS-Simulation in beliebige<br />

Simulationstools integrieren. Alle benötigten<br />

Daten werden hierbei automatisch in einer<br />

Functional Mock-up Unit (FMU) gebündelt. Die<br />

exportierte FMU verfügt über eine standardisierte<br />

Schnittstelle, weshalb keine Schnittstelle am<br />

eigenen Tool programmiert werden muss.<br />

Einzige Voraussetzung ist, dass das eigene<br />

Simulationstool den Standard FMI 2.0 unterstützt.<br />

Ab Version 4.12 steht FMU Export allen<br />

Nutzern von Automation Studio zur Verfügung.<br />

B&R Industrie-Automation AG<br />

www.br-automation.com<br />

Omni Ray AG | www.omniray.ch<br />

42 #<strong>021</strong>


Dokumentation von Störfällen<br />

Logistikzentren, die im Störfall oder für<br />

Reklamationen abgesichert sein wollen,<br />

gehen mit der IP-Kamera LCAM 308 auf<br />

Nummer sicher. Sie erlaubt die Überwachung<br />

nicht einsehbarer Bereiche auf Regalbediengeräten<br />

<strong>und</strong> an Förderstrecken, in dem sie<br />

die 60 Sek<strong>und</strong>en vor einer Störung in Full-HD<br />

aufzeichnet. Bei Bedarf ist ein Live-Stream in<br />

HD-Auflösung aufrufbar. Ausserdem erlaubt<br />

der Snapshot-Modus die Aufnahme einzelner<br />

Bilder, beispielsweise vom Inhalt eines<br />

Kartons. Dadurch lässt sich etwa bei der<br />

Kommissionierung dokumentieren, ob die<br />

Ware im Karton vollständig war. Die industriell<br />

ausgeführte IP-Kamera LCAM 308 erfüllt<br />

mit ihrem Metallgehäuse IP65.<br />

Leuze Electronic AG | www.leuze.ch<br />

Cloud-basiertes<br />

Eneriemanagement<br />

Losgelöst von festen IT-Infrastrukturen<br />

<strong>und</strong> -Kompetenzen eröffnet Power<br />

Monitoring Expert Cloud flexible <strong>und</strong><br />

ortsunabhängige Interaktionsmöglichkeiten.<br />

Sämtliche Daten werden dabei von<br />

Schneider Electric aus der Ferne gehostet,<br />

gewartet <strong>und</strong> gepflegt. Neben lokalem<br />

Support auf Deutsch <strong>und</strong> Französisch<br />

profitieren Anwender von einem cybergesicherten<br />

Datenfluss. Über eine Webschnittstelle<br />

können diese dabei auf ihr<br />

Webportal <strong>und</strong> sämtliche ins System<br />

eingeb<strong>und</strong>ene Daten zugreifen. Sie<br />

erhalten so f<strong>und</strong>ierte Einblicke in die<br />

Effizienz, Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Verfügbarkeit<br />

ihrer Anlagen. Eine intuitive Benutzeroberfläche<br />

<strong>und</strong> eingebettete Analysen<br />

erlauben den Vergleich verschiedener<br />

Gebäude- <strong>und</strong> Anlagenstandorte. Der<br />

Zugang zu Dashboards, individueller<br />

Überwachung <strong>und</strong> Echtzeitalarmen r<strong>und</strong>et<br />

das Anwendungsspektrum ab.<br />

Schneider Electric | se.com/ch/pmecloud<br />

Multiphysics Version 6.1<br />

Die Modellierungs- <strong>und</strong> Simulationssoftware, Comsol Multiphysics,<br />

ist in der Version 6.1 verfügbar. Diese bietet zahlreiche neue Funktionen<br />

<strong>und</strong> verbesserte Arbeitsabläufe für Multiphysik-Analysen sowie<br />

für die Erstellung von Simulations-Apps. So umfasst das CFD Module<br />

jetzt eine hochrealistische, turbulente Strömung mit Detached Eddy<br />

Simulation, wodurch die Genauigkeit der Large Eddy Simulation bei<br />

geringerem Rechenaufwand erreicht wird. Das Structural Mechanics<br />

Module <strong>und</strong> das MEMS Module enthalten nun eine Methode für<br />

mechanischen Kontakt, die neue Funktionen für Festkörper, Schalen<br />

<strong>und</strong> Membranen mit voller Unterstützung für selbstkontaktierende<br />

Oberflächen einführt. Eine neue Methode für die Zuordnung von<br />

Materialien zu dünnen Strukturen erleichtert indes die Analyse von<br />

Dichtungen, Klebeschichten <strong>und</strong> Verkleidungen.<br />

Comsol Multiphysics GmbH | www.comsol.de/release/6.1<br />

#<strong>021</strong> 43


PRODUKTE<br />

Nachrüstbares SMS-Modul<br />

Steuerungsintegrierte Vision-Komplettlösung<br />

Das Bildverarbeitungssystem Beckhoff Vision bietet von der<br />

Software bis hin zur Beleuchtung alle erforderlichen Komponenten<br />

<strong>und</strong> integriert sich nahtlos in die EtherCAT-basierte Steuerungstechnik.<br />

Die Vorteile für den Anwender sind eine hochgenaue<br />

Synchronisation mit allen Maschinenprozessen, reduzierte<br />

Engineering- <strong>und</strong> Hardwarekosten sowie eine Vereinfachung<br />

bei Inbetriebnahme <strong>und</strong> Support. Die Flächenkameras erzeugen<br />

durch Farb- <strong>und</strong> Monochrom-CMOS-Sensoren mit bis zu 24<br />

Megapixel Auflösung sowie mit 3,45-µm- <strong>und</strong> 2,74-µm-Pixelraster<br />

hochwertige Bilddaten <strong>und</strong> bieten 2,5 GBit/s Übertragungsrate.<br />

Die Multi-Color-LED-Beleuchtungen in den Bauformen<br />

Flächen-, Ring- <strong>und</strong> Balkenbeleuchtung erzeugen konstante<br />

Lichtverhältnisse für gleichbleibend qualitativ hochwertige<br />

Abbildungen <strong>und</strong> kreieren auch im spektral anpassbaren<br />

Pulsbetrieb den bestmöglichen Kontrastunterschied zwischen<br />

Prüfmerkmal <strong>und</strong> Umgebung.<br />

Das SMS-Modem GSM-TMM wandelt alle<br />

vom Störausgang einer Steuerung ausgegebenen<br />

Meldungen in SMS <strong>und</strong> versendet<br />

diese über LTE-M oder NB-IoT an bis zu<br />

fünf Empfänger. Die Geräte (40 x 65 x 110<br />

mm) werden zur Parametrierung <strong>und</strong><br />

Festlegung über USB an einen PC mit<br />

Windows 10 angeschlossen. Vor der<br />

Inbetriebnahme müssen Anwender noch<br />

eine SIM-Karte einlegen <strong>und</strong> über aussenliegenden<br />

Schraubklemmen des Geräts<br />

den Störausgang der Steuerung sowie eine<br />

230-VDC-Versorgung anschliessen.<br />

Alternativ sind für die Versorgung<br />

Versionen mit 12 VDC oder 24 VAC/DC<br />

erhältlich. Zur Kontrolle des Gerätestatus<br />

dient eine Rot/Grün-LED in der Stirnseite<br />

des Gehäuses, die durch Blinken oder<br />

Dauerlicht den Betriebszustand <strong>und</strong><br />

SMS-Versand oder gegebenenfalls<br />

Konfigurationsfehler oder Empfangsprobleme<br />

anzeigt.<br />

Conta-Clip GmbH | www.conta-clip.de<br />

Beckhoff Automation AG | www.beckhoff.ch<br />

Prozessanalyse direkt am Bildschirm<br />

Der Data Logger im webbasierten Lasal Visudesigner ermöglicht eine<br />

Prozessanalyse direkt am Bildschirm. Die Funktionalität lässt sich direkt<br />

in bestehende, webbasierte HMI-Anwendungen einfügen <strong>und</strong> stellt den<br />

Verlauf wichtiger Prozessvariablen, wie zum Beispiel Temperaturen,<br />

Drücke, Strom- <strong>und</strong> Drehmomentkurven, individuell dar. Mit dem ebenfalls<br />

HTML5-basierten, grafischen Interpreter können hochdynamische<br />

Prozess-Bewegungsabläufe visuell erstellt werden – ob für Maschinen,<br />

Anlagen oder Roboter. In der Lasal-Bibliothek steht eine Vielzahl einsatzbereiter<br />

Motion-Bausteine <strong>und</strong> Kommandos bereit. Der Anwender kann so<br />

seine individuelle Bewegungsabfolge ganz einfach per Drag-and-drop<br />

grafisch zusammenstellen. Eine etwaige Änderung oder Erweiterung des<br />

Bewegungsablaufes lässt sich ohne Programmieraufwand rasch realisieren.<br />

Mehrachskonzepte werden so flexibel handhabbar <strong>und</strong> die Inbetriebnahme<br />

von Maschinen, Anlagen <strong>und</strong> Robotern verkürzt sich enorm.<br />

Sigmatek Schweiz AG | www.sigmatek-automation.ch<br />

44 #<strong>021</strong>


PRODUKTE<br />

Stepper Drive für Punkt-zu-Punkt-Anwendungen<br />

Der Stepper Drive P80630-SDN versorgt <strong>und</strong> steuert Schrittmotoren, die<br />

mit 24 bis 75 VDC <strong>und</strong> bis zu 5,5 Aeff Strom pro Phase (7,8 Aeff Höchstwert)<br />

betrieben werden. Er ist damit die ideale Lösung für Etikettiermaschinen,<br />

R<strong>und</strong>tischantriebe, CNC-Maschinen, Verpackungssysteme,<br />

Pumpen <strong>und</strong> andere ein- oder mehrachsige Systeme, die eine Punkt-zu-<br />

Punkt-Bewegungssteuerung mit niedriger Geschwindigkeit für feste<br />

Lasten benötigen. Das Gerät unterstützt konventionelle Single-Endedoder<br />

differentielle Takt-/Richtungs-Eingänge (benutzerdefinierte<br />

Impulsfolge erforderlich) oder CW/CCW-Befehlseingänge. Über DIP-<br />

Schalter lassen sich der Motorphasenstrom, die Leerlaufstromreduzierung<br />

<strong>und</strong> die Schrittauflösung von bis zu 1/128 Mikroschritten einstellen<br />

– <strong>und</strong> das alles ohne Programmierung. Ein dedizierter Freigabeeingang<br />

<strong>und</strong> ein Fehlerausgang ermöglichen die Steuerung der Leistungsstufe<br />

des Antriebs <strong>und</strong> die Fehlerüberwachung.<br />

Kollmorgen | www.kollmorgen.com<br />

M5-Steckverbinder mit 360°-Schirmung<br />

Die zuverlässige Signalübertragung in elektromagnetisch<br />

belasteten Umgebungen erfordert ausgefeilte <strong>und</strong> umfassende<br />

EMV-Konzepte. Mithilfe der 360°-geschirmten M5-Steckverbinder<br />

der Serie 707 lassen sich diese jetzt auch in miniaturisierten<br />

Anwendungen umsetzen, die besonders wenig Einbauraum zur<br />

Verfügung stellen – etwa in der Robotik, der Sensorik oder der<br />

Mess- <strong>und</strong> Analysetechnik. Erhältlich sind die Steckverbinder in<br />

3- <strong>und</strong> 4-poliger Ausführung mit geradem oder gewinkeltem<br />

Kabelabgang. Standardmässig sind sie mit einer Schraubverriegelung<br />

ausgestattet <strong>und</strong> entsprechend der Bauartspezifikation<br />

DIN EN 61076-2-105 genormt. Sie eignen sich damit zur Anwendung<br />

unter den Störeinflüssen hochfrequenter elektrischer <strong>und</strong><br />

magnetischer Felder, wobei Schirmdämpfungswerte von 60 dB<br />

bei Frequenzen um 1 GHz erreicht werden.<br />

Binder Swiss AG | www.binder-connector.ch<br />

Die<br />

Ein Steckermodul anstatt Schnittschnelle<br />

vieler Einzelstecker.<br />

Modular kombinierbare Schnittstelle für sichere Effizienz.<br />

Direkt per fekt gesteck t ...<br />

... module connect<br />

Der module connect ist das Konzept eines neuartigen Steckverbinders<br />

für den Anschluss von Elektroleitungen, Lichtwellenleitern<br />

<strong>und</strong> Pneumatikschläuchen. Mit seinem<br />

platzsparenden, flachen Gehäuse kommt er<br />

überall dort zum Einsatz, wo mehrere oder<br />

eine Vielzahl an Leitungen auf möglichst<br />

engem Raum gesteckt werden sollen.<br />

motion plastics ®<br />

/news<br />

#<strong>021</strong> 45<br />

Tel. 062 388 97 97 info@igus.ch


PRODUKTE<br />

Platzsparende Verdrahtung<br />

mehrerer Potenziale<br />

M12-Flanschsteckverbinder<br />

mit L-Kodierung<br />

Binder hat sein M12-Portfolio um Flanschsteckverbinder<br />

mit L-Kodierung <strong>und</strong> Tauchlötkontakten<br />

erweitert. Die Produkte der Serie 823 sind für das<br />

Hand-, Wellen- <strong>und</strong> speziell das Reflow-Löten auf<br />

Leiterplatten in Automatisierungsanwendungen<br />

geeignet, die typischerweise strikt beschränkten<br />

Einbauraum bieten. Dort dienen sie als elektromechanische<br />

Schnittstellen bei der Spannungs- <strong>und</strong><br />

Stromversorgung industrieller Geräte bis 63 V(DC)<br />

<strong>und</strong> 16 A – beispielsweise in Industrial-Ethernet-<br />

Anwendungen im Profinet-Umfeld. Zu den<br />

Besonderheiten der Serie 823 gehören ein versenkter<br />

<strong>und</strong> unverlierbarer O-Ring mit metallischem<br />

Anschlag sowie ein O-Ring zwischen<br />

Flanschgehäuse <strong>und</strong> Kontaktkörper, der verhindert,<br />

dass beim Vergiessen des Anwendergehäuses<br />

Verguss austritt.<br />

Die Verteilerblöcke Fix sind die ersten, die mehr als<br />

nur ein Potenzial in sich führen. Damit wird die<br />

einfache Verdrahtung mehrerer Potenziale in einem<br />

kompakten <strong>und</strong> modularen Block möglich. Besonders<br />

geeignet sind die Multiblöcke in der Gebäudeinstallation.<br />

Der werkzeuglose, seitliche Push-in-Anschluss<br />

spart Zeit beim Leiteranschluss <strong>und</strong> Platz<br />

durch die minimale Baugrösse. Ein weiterer Vorteil<br />

ist die hohe Modularität. Die Monoscheiben lassen<br />

sich mit der Nut-Feder-Verbindung einfach aneinanderreihen.<br />

Wahlweise kommen die Multiblöcke<br />

mit Tragschienen-, Direkt- oder Klebemontage zum<br />

Einsatz. Dafür gibt es verschiedene Montageadapter,<br />

die im gesamten Fix-Portfolio eingesetzt werden.<br />

Erhältlich sind die Multiblöcke im Querschnitt 2,5<br />

Quadratmillimeter mit bis zu fünf Potenzialen in nur<br />

einem Block. Bei mehr Anschlussstellen werden die<br />

Blöcke teilungsfrei mit Steckbrücken aneinandergereiht<br />

<strong>und</strong> somit die Potenziale erweitert.<br />

Phoenix Contact AG | www.phoenixcontact.com<br />

Binder Swiss AG | www.binder-connector.ch<br />

Füllstandsensor misst noch mehr Medien<br />

Der Combilevel PLP70 passt sich an ungewöhnlich viele Medien<br />

automatisch an <strong>und</strong> erlaubt dank grossem Touch-Display eine<br />

bedienerfre<strong>und</strong>liche Prozessüberwachung. Die für Anwender<br />

interessanteste Innovation des potentiometrischen Füllstandsensors<br />

ist die niedrige Mindestleitfähigkeit des Mediums.<br />

Bislang konnte das Vorgängermodell LSP Medien mit einer<br />

Leitfähigkeit ab 50 Mikrosiemens/cm messen. Der PLP70<br />

verbessert diesen Wert deutlich. Er detektiert selbst Füllstände<br />

von Prozessmedien mit sehr niedriger Leitfähigkeit (grösser als<br />

10 Mikrosiemens/cm). Das Display zeigt alle benötigten Informationen<br />

übersichtlich an, so dass sie auf einen Blick erfasst<br />

werden können. Der PLP70 ist standardmässig mit einer IO-Link-<br />

Schnittstelle ausgestattet.<br />

Baumer Electric AG | www.baumer.com<br />

46 #<strong>021</strong>


Mehr erfahren<br />

ACOPOS 6D<br />

Neue Dimensionen der<br />

adaptiven Fertigung.<br />

ACOPOS 6D läutet eine neue Ära der Fertigung ein. Frei schwebende Shuttles schaffen<br />

einen offenen Produktionsraum mit dem sich das Konzept Maschine völlig neu umsetzen lässt.<br />

ACOPOS 6D ermöglicht maximale Produktivität auf minimalem Bauraum.<br />

br-automation.com<br />

B&R | A member of the ABB Group<br />

#<strong>021</strong> 47


RUBRIKTITEL<br />

NEWS IN<br />

ZAHLEN<br />

An einer Messe ging die Zahl von 1325 Ausstellenden auf 900 runter<br />

<strong>und</strong> die Veranstalter sind dennoch zufrieden. Eine Firma investiert<br />

drei Milliarden in klimaneutrale Technik <strong>und</strong> andere Firmen<br />

spenden viel Geld für die Ukraine. Das sind unsere News in Zahlen.<br />

26<br />

SPIN-OFFS<br />

Seit 1973 sind an der ETH Zürich bereits 540<br />

Firmen gegründet worden. Im vergangenen<br />

Jahr kamen nun 26 weitere Spin-offs<br />

hinzu. Der grösste Anteil der Firmen siedelt<br />

sich im IT-Bereich an.<br />

7800<br />

FRANKEN<br />

Eine Analyse des BSF zeigt: Sechs Jahre nach Erwerb<br />

eines Abschlusses der höheren Berufsbildung (HBB)<br />

beträgt das monatliche Medianeinkommen der<br />

Absolventen r<strong>und</strong> 7800 Franken für eine Vollzeitstelle.<br />

Fünf Jahre vor dem Abschluss belief sich ihr<br />

Einkommen auf 5300 Franken.<br />

13 700 000<br />

FRANKEN<br />

Mit der Initiative «100 fürs Baselbiet» sollen 100 innovative KMU <strong>und</strong> Start-ups<br />

mit Bezug zum Baselbiet gefördert werden. Unterstützt werden aktuell<br />

37 Firmen mit 13,7 Mio. Franken.<br />

48 #<strong>021</strong>


RUBRIKTITEL<br />

32,5<br />

PROZENT<br />

Ein deutsches Forschungsteam hat einen<br />

neuen Weltrekord für den Wirkungsgrad von<br />

Tandem-Solarzellen erzielt. Eine Silizium-<br />

Unterzelle <strong>und</strong> eine Perowskit-Topzelle<br />

verwandeln 32,5 Prozent der einfallenden<br />

Sonnenenergie in elektrischen Strom.<br />

2<br />

TECHNOLOGIE-<br />

TRANSFERZENTREN<br />

Das Eidgenössisches Departement für Wirtschaft,<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung (WBF) <strong>und</strong> die «AM-TTC<br />

Alliance», der Dachverband der Technologietransferzentren<br />

im Bereich fortschrittlicher Fertigungstechnologien,<br />

haben im November entschieden,<br />

zwei weitere Zentren in den Bereichen der kollaborativen<br />

Robotik <strong>und</strong> der Photonik bis Ende 2024 mit<br />

6.5 Millionen Franken zu fördern.<br />

23 000 000<br />

EURO<br />

Der in Konstanz ansässige Roboterhersteller Fruitcore Robotics hat in<br />

einer Serie-B-Finanzierungsr<strong>und</strong>e 23 Millionen Euro erhalten. Mit dem Kapital<br />

sollen Produktinnovation, Vertrieb <strong>und</strong> Marketing sowie die internationale<br />

Expansion beschleunigt werden.<br />

3<br />

«EINHÖRNER»<br />

117 000 000<br />

EURO<br />

Borgers ist ein wichtiger Zulieferer für die deutsche Automobilindustrie<br />

– doch insolvent geworden. Nun ist er gerettet. Das Schweizer<br />

Unternehmen Autoneum übernimmt das Automotive-Geschäft<br />

für 117 Mio. Euro. Autoneum selbst war bis vor zwölf Jahren noch<br />

Teil des Maschinenbauunternehmens Rieter Holding.<br />

Nicht nur viele Spin-offs wurden im<br />

vergangenen Jahr an der ETH Zürich<br />

gegründet. Auch erlangten drei Jungunternehmen<br />

der Hochschule durch weitere<br />

Investitionen den Status «Einhorn». Das<br />

bedeutet, dass ihr Marktwert eine Milliarde<br />

Franken überschritten hat.<br />

#<strong>021</strong> 49


Wissenswertes<br />

Der Hydrostarter ist das erste<br />

Pflanzsystem, das gänzlich<br />

ohne Substrat auskommt<br />

<strong>und</strong> es ermöglicht, wurzelnackte<br />

Pflanzen aus Samen<br />

zu erzeugen, ohne dass dabei<br />

Abfall entsteht.<br />

Bild: Tilt Industries<br />

KAPILLARKRAFT VERSORGT PFLANZENSAMEN<br />

Aquaponik <strong>und</strong> Hydroponik<br />

sind nachhaltige Konzepte<br />

für die Lebensmittelproduktion<br />

mit dem Gr<strong>und</strong>gedanken<br />

der Kreislaufwirtschaft. Obwohl<br />

die Ressourceneinsparung sehr hoch<br />

ist, bedarf es für die Anzucht der Pflanzen<br />

aus Samen bislang immer noch<br />

Substrate wie Torf oder Steinwolle. Deren<br />

Abbau beziehungsweise Verwendung<br />

geht jedoch mit grossen Umweltbelastungen<br />

einher.<br />

Zwei Studenten machten sich daher<br />

Gedanken, wie auf Substrate zukünftig<br />

verzichtet werden kann. Ihr Ziel war<br />

es, ein wiederverwendbares System zu<br />

entwickeln, das in möglichst allen hydroponischen<br />

Pflanzsystemen die<br />

Zucht wurzelnackter Jungpflanzen ermöglicht.<br />

Am Ende stand der Sinterra<br />

Hydrostarter, der tatsächlich ohne<br />

Substrate auskommt, da dieser die Samen<br />

beziehungsweise Wurzeln mit<br />

Hilfe der Kapillarkraft versorgt.<br />

Nun suchen die Tüftler, die inzwischen<br />

in Kevelaer am Niederrhein ein<br />

Unternehmen gegründet haben, Partner,<br />

die ihnen dabei helfen, ihre Erfindung<br />

kommerziell nutzbar zu machen.<br />

Anfragen direkt an Matthias Dicks<br />

unter dicks@tilt-industries.eu.<br />

www.sinterra.eu<br />

50 #<strong>021</strong>


<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

ALL ABOUT AUTOMATION:<br />

300 AUSTELLER IN FRIEDRICHSHAFEN<br />

Die regionale Messereihe all about automation<br />

gewinnt immer mehr an Bedeutung<br />

in der Riege der deutschen Automatisierungsmessen.<br />

Insgesamt sind<br />

über 60 Aussteller vom 7. bis 8. März 2023 erstmals<br />

an der Veranstaltung in Friedrichshafen<br />

mit dabei. Darunter einige der bekanntesten Namen<br />

der Industrieautomation, wie zum Beispiel<br />

Baumer, Bluhm Systeme, Siemens, Wachendorff<br />

Prozesstechnik <strong>und</strong> Wenglor Sensoric.<br />

Neben den Komponenten- <strong>und</strong> Systemherstellern<br />

sind es die im internationalen Bodenseeraum<br />

ansässigen Systemintegratoren <strong>und</strong> Engineering-Dienstleister,<br />

die das Gesicht der<br />

Fachmesse prägen. Aus der deutschen Bodenseeregion<br />

sind zum Beispiel A4, Dileima Maschinenbau,<br />

Escad Automation, Glaess Software &<br />

Automation, Mack Automation, Stecher Automation<br />

<strong>und</strong> Waitkus Engineering vertreten. Aus Österreich<br />

sind unter anderem Hefel Technik,<br />

Walter Böhler Steuerungen <strong>und</strong> AlphaGate Automatisierungstechnik<br />

mit dabei. Eine Auswahl<br />

der Schweizer Aussteller: Routeco, Fabrimex<br />

Systems, Rey Automation <strong>und</strong> Technosoft sowie<br />

aus Liechtenstein Pantec Engineering.<br />

Das besondere Flair der Messe machen ihr Praxisbezug,<br />

der hohe Servicelevel mit kostenfreiem<br />

Catering <strong>und</strong> die einheitliche Gestaltung der<br />

Stände aus. Alle Aussteller präsentieren sich in<br />

ähnlicher Grösse. Im Vordergr<strong>und</strong> steht das<br />

Fachgespräch mit dem Besucher.<br />

www.allaboutautomation.de


<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

ECKPUNKTE ZUR<br />

PI-KONFERENZ 2023<br />

Die Vorbereitungen für die PI-<br />

Konferenz der Profibus Nutzerorganisation<br />

e.V. (PNO)<br />

am 22. <strong>und</strong> 23. März 2023 im<br />

House of Logistics and Mobility in<br />

Frankfurt/Main sind in vollem Gange.<br />

Das Programm soll die Automatisierungsgemeinschaft<br />

gemäss einer<br />

Presseaussendung nicht nur über die<br />

aktuellen Fortschritte informieren,<br />

sondern auch Impulse zu den Herausforderungen<br />

<strong>und</strong> zukünftigen<br />

Entwicklungen geben.<br />

Am ersten Tag stehen dazu Vorträge<br />

zu globalen, zukunftsorientierten<br />

Themen wie Green Deal oder Fitfor55<br />

an <strong>und</strong> mit welchen Mitteln die Gemeinschaft<br />

diese unterstützen <strong>und</strong><br />

vorantreiben kann. Abger<strong>und</strong>et wird<br />

der Tag mit einer Keynote zu Zukunft<br />

<strong>und</strong> Innovation von Prof. Dr. Minx. Er<br />

gilt als einer der wichtigsten Innovationsexperten<br />

in Europa <strong>und</strong> ist ausserdem<br />

ehemaliger Leiter des grössten<br />

deutschen Think Tanks, des<br />

Zukunftsforschungsinstituts «Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Technik».<br />

In den Pausen <strong>und</strong> am Abend ist<br />

dann Networking angesagt. Technologie-Demos<br />

<strong>und</strong> Experten von den<br />

PI-Technologien sowie der Sponsoren<br />

wollen dazu laut Mitteilung einen<br />

passenden Rahmen geben.<br />

Am zweiten Tag stehen 16 Blöcke<br />

auf der Agenda, die sich auf vier parallel<br />

stattfindende Tracks verteilen.<br />

Während sich die Schwerpunktthemen<br />

von zwei Tracks auf Beispiele,<br />

Trends <strong>und</strong> aktuelle Entwicklungen<br />

konzentrieren, werden PI-Experten<br />

in den zwei anderen Tracks dazu die<br />

technischen Details vorstellen, wie<br />

zum Beispiel Profinet over TSN, Ethernet-APL,<br />

Security, IO-Link, omlox<br />

<strong>und</strong> MTP.<br />

www.pi-konferenz.de<br />

Konzentration der in den 146 Bodenproben gemessenen<br />

Substanzen PFAS <strong>und</strong> ihre räumliche Verbreitung. Grafik: ZHAW<br />

SCHWEIZER BÖDEN ERSTMALS AUF<br />

UMWELTSCHÄDLICHE PFAS UNTERSUCHT<br />

Die Stoffgruppe der perfluorierten <strong>und</strong> polyfluorierten Alkylsubstanzen,<br />

kurz PFAS, umfasst über 10000 Verbindungen <strong>und</strong> wird<br />

seit Jahrzenten weltweit wegen ihrer wasser- <strong>und</strong> ölabweisenden<br />

Eigenschaften in zahlreichen industriellen Prozessen <strong>und</strong> Alltagsprodukten<br />

eingesetzt. Doch viele PFAS sind schwer abbaubar <strong>und</strong> lassen<br />

sich inzwischen selbst im Blut von Menschen nachweisen. Da diese<br />

vor allem über die Nahrung <strong>und</strong> das Trinkwasser aufgenommen werden,<br />

hat die ZHAW im Auftrag des BAFU <strong>und</strong> in Zusammenarbeit mit der Nationalen<br />

Bodenbeobachtungsstelle erstmals systematisch die Gehalte von 32<br />

PFAS-Verbindungen in Schweizer Böden untersucht <strong>und</strong> ausgewertet. Die<br />

beiden Verbindungen PFOA (Perfluoroktansäure) <strong>und</strong> PFOS (Perfluoroktansulfonsäure)<br />

wurden dabei in allen 146 Proben aus Oberböden gef<strong>und</strong>en.<br />

Bei der Auswahl der Messflächen wurde nicht auf potenziell verschmutzte<br />

Standorte fokussiert. Es wurden vielmehr verschiedene Regionen,<br />

Nutzungsarten <strong>und</strong> Klimazonen untersucht. Aufsummiert über<br />

alle 32 analysierten PFAS-Verbindungen fanden sich in 80 Prozent der<br />

untersuchten Böden zwischen 0,5 <strong>und</strong> 4,1 µg dieser Stoffe pro Kilogramm<br />

Boden-Trockensubstanz. Der Median lag mit 1,4 µg/kg 33 Prozent höher<br />

als bei vergleichbaren Messungen kürzlich in Schweden. Die Ursache<br />

für den Unterschied konnte nicht eindeutig eruiert werden.<br />

Ein direkter Zusammenhang der Belastungskonzentration mit der<br />

Landnutzung konnte nicht festgestellt werden. Alpine Standorte wiesen<br />

zwar die niedrigsten Konzentrationen auf, dennoch fanden sich PFAS<br />

auch in abgelegenen Gebieten der Schweiz. Folglich konnte in der Studie<br />

keine spezifische Quelle der PFAS gef<strong>und</strong>en werden. Die Resultate<br />

legen einen stark diffusen Eintrag von PFAS auf Schweizer Böden nahe<br />

<strong>und</strong> können als Hintergr<strong>und</strong>konzentration betrachtet werden. Für stärker<br />

belastete Böden können spezifische Quellen, wie frühere Klärschlammapplikationen,<br />

jedoch nicht ausgeschlossen werden.<br />

Der häufigste Stoff der PFAS-Bodenkonzentration ist PFOS. Dies deckt<br />

sich mit der Schlussfolgerung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit,<br />

dass 50 Prozent der menschlichen PFAS-Belastung durch<br />

PFOS erfolgt. Welche Gefährdung von Mensch <strong>und</strong> Umwelt durch die gef<strong>und</strong>enen<br />

PFAS-Konzentrationen vorliegt, kann noch nicht abschliessend<br />

beurteilt werden. Im Tierversuch wirken einige von ihnen jedoch<br />

leberschädigend, reproduktionstoxisch <strong>und</strong> immuntoxisch.<br />

www.zhaw.ch<br />

52 #<strong>021</strong>


FACHMESSEN<br />

Sindex 2023 vom 05. bis 07. September in Bern<br />

«AUTOMATISIERUNG<br />

NOCH INTELLIGENTER<br />

AUSGESTALTEN»<br />

Die Messe Sindex soll Anhaltspunkte liefern, wie die Automatisierung<br />

noch intelligenter ausgestaltet werden kann. Was man auf der Sindex<br />

sonst noch erwarten kann, erklärt Bernexpo-Messeleiter David von Büren.<br />

Von Eugen Albisser<br />

David von Büren, was ist eigentlich<br />

einfacher: Eine arrivierte Messe wie<br />

die Sindex ein weiteres Mal zu<br />

organisieren oder eine Messe von<br />

Gr<strong>und</strong> auf neu zu gestalten, wie das bei der<br />

Innoteq der Fall war?<br />

Ich würde sagen, dass genau diese Ausgangslage<br />

meine Tätigkeit als Messeleiter<br />

der Industrie-Plattformen spannend macht:<br />

Jede Plattform befindet sich in einer<br />

unterschiedlichen Phase. Die Innoteq wird<br />

2023 als neues Format aufgebaut, die Ble.ch<br />

etabliert sich mit der bereits dritten <strong>Ausgabe</strong><br />

2024. Die Sindex findet 2023 bereits zum<br />

sechsten Mal in Bern statt <strong>und</strong> bildet<br />

gewissermassen das stabile F<strong>und</strong>ament<br />

dieses Engagements. Dementsprechend<br />

bleiben die Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

bei allen drei Fachmessen gross – <strong>und</strong> deren<br />

Geschichten sind noch nicht zu Ende geschrieben!<br />

Das Leitthema der kommenden Sindex lautet «Smart-up<br />

your Automation». Was muss man sich darunter vorstellen?<br />

Das Leitthema beschäftigt sich mit der zentralen Frage, wie<br />

die seit Jahren anhaltende Automatisierung noch intelligenter<br />

ausgestaltet werden kann. Es geht also um die<br />

möglichst perfekte Symbiose zwischen Automatisierung<br />

<strong>und</strong> Digitalisierung – unglaublich spannende <strong>und</strong> vielseitige<br />

Inhalte. Die beiden subsumierten Fokusthemen orientieren<br />

sich stark am Leitthema; «technology meets sustainability»<br />

widmet sich den aktauellen Themen r<strong>und</strong> um<br />

Nachhaltigkeit, Klima, Energie, CO 2 <strong>und</strong> Dekarbonisierung.<br />

«success through ecosystems» behandelt die Chancen,<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Potenziale neuartiger Netzwerkstrukturen<br />

respektive -organisationen.<br />

Nicht nur in der Industrie schreitet die Digitalisierung<br />

schnell voran. Welche Rolle spielt sie bei Bernexpo?<br />

Mit der Innoteq 2<strong>021</strong> führten wir die erste rein<br />

digitale Fachmesse <strong>und</strong> mit der Sindex 2<strong>021</strong> die<br />

erste durchgehend hybride Fachmesse der Schweiz<br />

durch. Hinzu kommen neuartige Formate wie<br />

unsere Web-App, das Messe-TV oder der e-Bag.<br />

Wir sind bemüht, den Live-Event optimal<br />

mit digitalen Elementen zu ergänzen, für<br />

Ausstellende <strong>und</strong> Besuchende Mehrwerte<br />

zu schaffen <strong>und</strong> den zeit- <strong>und</strong><br />

ortsunabhängigen Konsum vieler<br />

Inhalte zu ermöglichen – «live meets<br />

digital» wird so zur absoluten Selbstverständlichkeit.<br />

Sindex | www.sindex.ch<br />

Das vollständige Interview<br />

finden Sie unter:<br />

https://hi.switchy.io/C5rt<br />

#<strong>021</strong> 53


SCHWEIZER ZULIEFERINDUSTRIE<br />

CHANCEN ERKENNEN<br />

UND IMAGE<br />

AUFBESSERN<br />

Es gibt Investitionen, die Zulieferfirmen eher zögerlich tätigen, weil sie<br />

die Kosten nicht an die K<strong>und</strong>en weitergeben können. Dazu gehört das Investieren<br />

in Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Cybersicherheit. Doch Nachhaltigkeit kann<br />

eine Chance bieten <strong>und</strong> Cybersicherheit schützt Firmen vor Imageverlust.<br />

Von Eugen Albisser<br />

Zulieferfirmen müssen sich momentan mit<br />

vielen <strong>und</strong> zum Teil komplett unterschiedlichen<br />

Themen auseinandersetzen. Zwei<br />

davon sind Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Cybersicherheit.<br />

Beide Themen waren Teil der «CEO Sessions»<br />

an der vergangenen Swiss Plastics.<br />

Grüne Welle als Chance für die Industrie<br />

Unter den Ausstellern war auch die Zuliefererfirma<br />

Corvaglia. Deren CEO Michael Krüger hielt<br />

an der CEO-Session zudem einen Vortrag. Der<br />

Titel: «Die grüne Welle als Chance für die Industrie».<br />

Die Firma Gorvaglia ist gemessen am Ausstoss<br />

ein riesiger Zulieferer: Über eine Billion<br />

Verschlüsse stellten die Thurgauer in den vergangenen<br />

dreissig Jahren her. 20 Prozent aller<br />

PET-Flaschen für Erfrischungsgetränke sind<br />

mit Corvaglia-Verschlüssen bestückt. Wie<br />

alle Kunststoffverarbeiter hat auch Corvaglia<br />

nach aussen ein Problem: Nachhaltigkeit <strong>und</strong><br />

Plastik scheint ein Widerspruch zu sein oder<br />

wie es Michael Krüger in seinem Vortrag ausdrückt:<br />

«Ist Plastik das neue Rauchen?». Es<br />

müsste nicht sein. Denn das Nachhaltigkeitsproblem<br />

taucht vor allem am Ende der Wertschöpfungskette<br />

auf, wenn Menschen Plastik<br />

achtlos wegwerfen. Ansonsten hat Kunststoff<br />

gegenüber anderen Verpackungen fast schon<br />

phänomenale Werte, was den CO 2 -Ausstoss bis<br />

zum Verkaufsregal angeht: Eine PET-Flasche<br />

kommt auf 71 g CO 2 -Ausstoss, Aluminiumdosen<br />

auf 106 g <strong>und</strong> Glasflaschen auf 170 g.<br />

Grossk<strong>und</strong>en machen Druck<br />

«Wir alle müssen aber dennoch in die Nachhaltigkeit investieren»,<br />

meint Krüger. Ein Weg führt über die Materialeinsparung.<br />

Hier kann eine Firma wie Corvaglia mit dem<br />

riesigen Ausstoss auftrumpfen, denn jedes eingesparte<br />

Gramm pro Verschluss summiert sich enorm. Corvaglia<br />

hat hier die Hausaufgaben gemacht <strong>und</strong> hält den Weltrekord<br />

mit dem leichtesten Verschluss unter den Mitbewerbern.<br />

Solche Einsparungen sind auch ein gutes Verkaufsargument!<br />

Denn die K<strong>und</strong>en wollen oder müssen zumindest<br />

nach aussen «grüner» werden.<br />

Doch auch sie als Zulieferfirma bekommen Druck von<br />

Grossk<strong>und</strong>en, in diesem Fall zum Beispiel von Coca-Cola.<br />

So mussten sie sich zum Beispiel verpflichten, die Treibhausgasemissionen<br />

zu reduzieren. Doch in diesem Fall ist<br />

Corvaglia meist schon etwas Voraus, denn der Verschlusshersteller<br />

investiert seit Längerem in eine energieeffiziente<br />

Produktion: vollelektrische Spritzgussmaschinen statt<br />

hydraulische; umgestellte Beleuchtung; Wärmerückgewinnung<br />

von Kompressoren, um Hallen zu heizen – das<br />

alles gehört zum Nachhaltigkeitskonzept. «Doch wir tun<br />

dies nicht einmal aus Altruismus, sondern weil sich eine<br />

höhere Effizienz auch finanziell <strong>und</strong> fürs Image auszahlt»,<br />

sagt Krüger.<br />

«Nehmen Sie politisch erzwungenen Wandel ernst!»<br />

Mitgebracht aufs Podium hat Krüger auch ein spezielles<br />

Learning für die Zuhörenden: «Nehmen Sie politisch erzwungenen<br />

Wandel ernst <strong>und</strong> nehmen Sie ihn als Chance<br />

wahr.» Sein Beispiel: Es wurden neue EU-Richtlinien angekündigt.<br />

Sie besagten, dass ab 2024 Verschlüsse an Getränke-Behälter<br />

verbleiben müssen. Ob das nachhaltig ist,<br />

54 #<strong>021</strong>


Michael Krüger, CEO<br />

Corvaglia: «Nehmen Sie<br />

politisch erzwungenen<br />

Michael Krüger, CEO Corvaglia: «Nehmen<br />

Wandel ernst <strong>und</strong> nehmen<br />

Sie politisch erzwungenen Wandel ernst<br />

Sie ihn als Chance wahr.»<br />

<strong>und</strong> nehmen Sie sie als Chance wahr.»<br />

Bild: Eugen Albisser<br />

bleibt umstritten, denn es braucht für solche Tethered Cap-<br />

Lösungen mehr Kunststoff. Daher rechneten nur wenige<br />

damit, dass die Richtlinien durchgesetzt würden. Doch<br />

dann ging alles zügig bei der Umsetzung <strong>und</strong> die Verschlusshersteller<br />

wurden überrascht. Nicht so Corvaglia.<br />

Sie hatten trotz Ungewissheit in die Entwicklung neuer<br />

Verschlüsse <strong>und</strong> der Formtechnologie investiert. «Mit dem<br />

Risiko, dass die Richtlinie dann nicht kommt», meint Krüger.<br />

«Aber eben auch mit der Chance, dass sie uns Türen<br />

öffnet zu neuen K<strong>und</strong>en, wenn wir vor allen anderen bereit<br />

sind.» Das sei nun tatsächlich geschehen, denn ihre Tethered<br />

Cap-Lösung ist nun einzigartig.<br />

Cybersicherheit in der Lieferkette<br />

Ähnlich wie beim Investieren in die Nachhaltigkeit ist das<br />

Investieren in die Cybersicherheit: Die Kosten können oft<br />

nicht auf die K<strong>und</strong>en abgewälzt werden. Aber es kann<br />

schlimm enden, wenn man den Themen nicht genügend<br />

Beachtung schenkt. «Denn inzwischen nehmen Cyberangriffe<br />

immer mehr zu <strong>und</strong> im Darknet gibt es solche Angriffe<br />

bereits im Abo zu kaufen», erklärt Sebastiano Davanzo,<br />

Cybersicherheitsberater bei der Firma InfoGuard AG.<br />

Solche Cyberattacken können jedes Unternehmen zum<br />

Stillstand bringen oder Produktionsanlagen manipulieren.<br />

Qualität <strong>und</strong> Image der Firma stehen auf dem Spiel. Ein<br />

unterschätzter Punkt bei der Cybersicherheit ist die Lieferkette.<br />

Doch man weiss: Hacker können durch Angriffe auf<br />

einzelne Knotenpunkte in einer Lieferkette erheblichen<br />

Schaden anrichten. Denn Hacker suchen gezielt das<br />

schwächste Glied in der Lieferkette <strong>und</strong> starten von dort<br />

den Angriff, um deren Lieferanten oder Käufer zu infizieren.<br />

Man redet dann von einer «supply chain attack».<br />

Selbst ein Backup braucht einen Test<br />

Davanzo erklärt die gr<strong>und</strong>legenden Massnahmen so:<br />

«Jede Firma muss ihre Lieferkette identifizieren <strong>und</strong><br />

dokumentieren in Bezug auf die Risiken für das Unternehmen.»<br />

Es stellen sich dabei Fragen wie: Wie<br />

wichtig ist der Lieferant für das Unternehmen?<br />

Macht der Lieferant Fernwartungstätigkeiten an<br />

Produktionsanlagen? Die Lieferanten sollten regelmässig<br />

auditiert werden, um Risiken zu identifizieren.<br />

«Intern sollten Firmen Anforderungen festlegen<br />

an die Lieferantensicherheit <strong>und</strong> Weisungen definieren<br />

mit Minimalanforderungen», erklärt Davanzo.<br />

Ein wichtiger Punkt ist auch die Sensibilisierung<br />

der eigenen Mitarbeitenden – <strong>und</strong> der Lieferanten!<br />

Neben solch gr<strong>und</strong>legenden Massnahmen, gibt es<br />

auch organisatorische <strong>und</strong> technische Massnahmen.<br />

Dazu gehört ein Backup <strong>und</strong> klare Anweisungen für<br />

die Wiederherstellungsprozesse. Doch was man oft<br />

vergisst: Man muss dieses Backup <strong>und</strong> die Wiederherstellung<br />

auch testen, ob sie funktionieren! Ausserdem<br />

sind Multifaktor-Identifizierung auch für externe<br />

Schnittstellen ein Muss! Ein<br />

Benutzername <strong>und</strong> ein Passwort<br />

genügen längst nicht mehr.<br />

Und wenn alle Stricke reissen?<br />

Dann gibt es noch<br />

den 8-Punkte-Plan. «Der<br />

erste <strong>und</strong> wichtigste<br />

Punkt lautet: bleiben Sie<br />

ruhig <strong>und</strong> gehen Sie strukturiert<br />

vor!», meint Sebastiano<br />

Davanzo.<br />

Mehr erfahren zum<br />

8-Punkte-Plan <strong>und</strong> den<br />

technischen <strong>und</strong> organisatorischen<br />

Massnahmen:<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/<br />

cybersicherheitmassnahmen.html<br />

#<strong>021</strong> 55


56 #<strong>021</strong><br />

Traditionelles Handwerk – <strong>und</strong> doch<br />

in der Moderne angekommen. «Wer<br />

nach einem Jahr wieder bei uns<br />

vorbeikommt, muss sichtbare<br />

Veränderungen antreffen», meint<br />

Geschäftsführer Florian Christen.


SCHWEIZER ZULIEFERINDUSTRIE<br />

DER STETIGE WANDEL<br />

Es sind herausfordernde Zeiten auch für die Zulieferindustrie.<br />

Doch was soll man am eigenen Unternehmen ändern?<br />

Wir haben eine klassisch-traditionelle Zulieferfirma besucht<br />

<strong>und</strong> gestaunt, wie pragmatisch dieses Unternehmen – die Firma<br />

Christenguss in Bergdietikon – sich stetig weiterentwickelt.<br />

Von Eugen Albisser (Text <strong>und</strong> Fotos)<br />

Florian Christen: «Ich glaube, als<br />

Zulieferfirma muss man ständig in<br />

Bewegung sein <strong>und</strong> sich ein wenig<br />

ausserhalb der Komfortzone befinden<br />

– <strong>und</strong> das ist meine Aufgabe<br />

als Chef dieser Firma, diesen<br />

Zustand aufrechtzuhalten.»<br />

Es hat auch schon einfachere<br />

Jahre gegeben für die Schweizer<br />

Zulieferindustrie. Und wenn<br />

eine Firma zusätzlich in einer<br />

energieintensiven Branche arbeitet,<br />

dann hat sie in den vergangenen Monaten<br />

noch eine zusätzliche Herausforderung<br />

aufgebürdet bekommen. Die Firma<br />

Christenguss ist solch eine Firma, die<br />

auf viel Energie angewiesen ist <strong>und</strong> die<br />

man eine klassische Zulieferfirma nennen<br />

könnte. Der Name verrät: eine Giesserei.<br />

Angesiedelt in Bergdietikon, einer<br />

zertifizierten Energiestadt nicht weit<br />

von Zürich entfernt, aber zum Kanton<br />

Aargau gehörend.<br />

Seit exakt h<strong>und</strong>ert Jahren gibt es das<br />

Unternehmen. Es ist noch immer im<br />

Familienbesitz <strong>und</strong> mit Florian Christen<br />

leitet nun seit 2012 einer aus der<br />

vierten Generation die Giesserei. Angenommen,<br />

seine Vorfahren hätten<br />

das Unternehmen seit der Gründung<br />

geführt wie er, dann hätte ein jährlich<br />

auftauchender Besucher schon h<strong>und</strong>ert<br />

Mal eine Überraschung erlebt.<br />

Denn Florian Christen hat ein Motto,<br />

dem er treu bleibt: «Wenn ein Besucher<br />

nach einem Jahr wieder bei uns vorbeischaut,<br />

muss er eine sichtbare Veränderung<br />

erkennen», sagt Christen.<br />

Marktbereinigung sorgt für<br />

neue Geschäfte<br />

Unter anderem verdankt er diesem<br />

Motto, dass seine Firma momentan<br />

aufblüht, obwohl das wirtschaftliche<br />

Umfeld durch die ständigen Krisen<br />

nochmals rauer geworden ist. Oder gerade<br />

deswegen. Denn einige Mitbewerber<br />

im europäischen Umfeld hatten<br />

offenbar zu wenig Wandel <strong>und</strong><br />

jetzt reichte ihnen die Kraft nicht<br />

mehr, um zu investieren in neue Maschinen,<br />

energieeffizientere Anlagen<br />

oder in die Automation. «Es gab in den<br />

vergangenen Jahren eine grosse<br />

Marktbereinigung <strong>und</strong> so sind wir in<br />

Europa noch vielleicht fünf Klein-<br />

Giessereien, die Buntmetalle giessen»,<br />

sagt Florian Christen.<br />

Zwar wird in Bergdietikon auch Aluminium<br />

gegossen, aber das machen<br />

viele. Die Margen sind entsprechend<br />

klein. Bei Buntmetallen sind die Margen<br />

auch dank der Marktbereinigung<br />

– <strong>und</strong> weil es ein Handwerk voller Herausforderungen<br />

ist – deutlich höher<br />

<strong>und</strong> so freut sich Christen <strong>und</strong> sein<br />

Team über immer grössere <strong>und</strong> umfangreichere<br />

Aufträge. «Fast alle Neuaufträge<br />

kommen inzwischen für den<br />

Guss von kupferlegierten Metallen wie<br />

Bronze», sagt er.<br />

Rechtzeitig investiert in den 3D-Druck<br />

Christen hat immer wieder <strong>und</strong> dazu<br />

auch klug investiert. Eine dieser Investitionen<br />

hat die Firma vielleicht selbst vor<br />

dem Konkurs gerettet. Und zwar damals,<br />

als die Schweizerische Nationalbank<br />

den Euro-Mindestkurs aufgehoben<br />

hatte <strong>und</strong> die Euro-Franken-Parität<br />

erreicht wurde. «Wir hatten keine Chan-<br />

#<strong>021</strong> 57


SCHWEIZER ZULIEFERINDUSTRIE<br />

So funktioniert der 3D-Drucker<br />

bei Christenguss: https://www.<br />

youtube.com/watch?time_continue=42&v=r1lJijcpLqg&feature=emb_logo<br />

cen mehr auf dem europäischen Markt»,<br />

sagt Christen. «Das Telefon wurde sozusagen<br />

schon nach der Begrüssung wieder<br />

aufgehängt.» Die Investition in einen<br />

riesigen 3D-Drucker des amerikanischen<br />

Herstellers Exone mit einem Bauvolumen<br />

von 1800 × 1000 × 700 mm wurde<br />

zum Türöffner <strong>und</strong> die gewünschte<br />

europäische Wettbewerbsfähigkeit war<br />

zurück. Auf ihr lassen sich die Sandgussformen<br />

flexibel <strong>und</strong> kostengünstig<br />

produzieren. «Manchmal muss man zur<br />

richtigen Zeit in die richtige Lösung investieren»,<br />

lacht Christen.<br />

Aufschreiben, was auffällt<br />

Nicht immer steckt hinter den Investitionen<br />

eine solch dramatische Geschichte<br />

oder haben einen derart grossen<br />

Einfluss auf das Geschäft. «Jede<br />

kleine Veränderung aber summiert<br />

sich zu etwas Grossem», sagt Christen.<br />

Um die erkannten Veränderungsmöglichkeiten<br />

festzuhalten, stehen überall<br />

in der Firma Tafeln, auf welche die<br />

Mitarbeiter sofort aufschreiben können,<br />

wenn ihnen etwas einfällt. Das<br />

kann ein Gerät sein, dass selten am gewünschten<br />

Ort ist oder ein Weg, der zu<br />

oft gelaufen werden muss. Kleinigkeiten,<br />

über die andernorts kurz geflucht,<br />

aber dann wieder vergessen werden.<br />

Hier in Bergdietikon werden solche<br />

Punkte aufgeschrieben, wöchentlich<br />

diskutiert <strong>und</strong> nach Verbesserungen<br />

gesucht. «Dann ist schnell mal ein Gestell<br />

gezügelt», meint der Chef.<br />

Eine Challenge für zwischendurch<br />

Hört sich pragmatisch an <strong>und</strong> ist es<br />

auch. Doch er legt noch eine Schippe<br />

darauf: «Wir haben uns dann einmal<br />

nach solch einer Aktion gefragt: Leben<br />

wir auf zu grossem Fuss? Haben wir zu<br />

viel Platz? Wenn wir auf engerem<br />

Raum arbeiten würden, müssten wir<br />

weniger laufen, weniger Unterhalt ins<br />

Gebäude investieren <strong>und</strong> könnten sogar<br />

einen Teil vermieten. Und schon<br />

war das Ziel anvisiert, die in einer<br />

simplen Frage mündete. Christen:<br />

«Diese Frage lautete: Wenn wir 700<br />

Quadratmeter unserer Fabrikfläche<br />

abgeben, würde unsere Produktion<br />

trotzdem funktionieren <strong>und</strong> sogar<br />

noch besser? Plötzlich sprudelten die<br />

Ideen für Platzeinsparungen <strong>und</strong> alle<br />

waren dabei. Es war eine Challenge<br />

<strong>und</strong> hatte fast schon etwas Spielerisches!<br />

Und klar haben wir es schlussendlich<br />

geschafft!»<br />

Digitalisierung als Teil<br />

der Unternehmensstrategie<br />

Doch was ist mit der Digitalisierung,<br />

welche nicht nur alle Zulieferfirmen<br />

weit oben auf der Wunschliste haben?<br />

Die komplette Vernetzung der Produktion,<br />

digitale Zwillinge, alle Produktionszahlen<br />

auf dem Smartphone <strong>und</strong><br />

arbeiten im Metaverse? Digitalisierung<br />

ist bei Christenguss seit 2<strong>021</strong> sogar<br />

in der Unternehmensstrategie integriert.<br />

«Das war sogar ein wichtiger<br />

Schritt für uns, um von Insellösungen<br />

wegzukommen, weil man da <strong>und</strong> dort<br />

etwas digitalisierte», erklärt Christen.<br />

Nun wird jede Investition auf alle<br />

Digitalisierungsmöglichkeiten durchdacht<br />

<strong>und</strong> müsse Teil der Digitalisierungsstrategie<br />

sein. So kann es auch<br />

nicht mehr passieren, dass der Kauf<br />

einer Maschine einfach nur eine Ersatzinvestition<br />

sei, sondern immer<br />

58 #<strong>021</strong>


auch mit einem deutlichen (digitalen)<br />

Mehrwert daherkommt.<br />

Die disruptive Digitalisierung<br />

Doch Digitalisierung in diesem Sinne<br />

sei «Alltag <strong>und</strong> eigentlich nicht erwähnenswert»,<br />

sagt Christen. Doch da<br />

gäbe es noch eine Art von Digitalisierung;<br />

jene, die disruptiv sei <strong>und</strong> die<br />

Firma verändern könne. Aber da sind<br />

kleinen Unternehmen natürlich Grenzen<br />

gesetzt, gibt er zu. Das heisst allerdings<br />

nicht, dass die Aargauer es nicht<br />

zwischendurch versuchten. Einmal begannen<br />

sie mit einer Hochschule<br />

zusammen einen Algorithmus zu<br />

entwickeln, um Roboterfahrwege vollautomatisch<br />

zu programmieren. Die<br />

Roboter hätte man eingesetzt zur Verarbeitung<br />

von Gussteilen. Am Schluss<br />

aber scheiterte das Projekt an der Hardware.<br />

Christen: «Es gab schlichtweg<br />

keine Greifer für den Roboter, die einen<br />

Grossteil unserer Gussteile hätte greifen<br />

können.»<br />

Auch ein anderes Projekt scheiterte<br />

an der Hardware. Sie wollten zum Beispiel<br />

für das Onboarding neuer Mitarbeiter<br />

Virtual Reality ins Unternehmen<br />

bringen. Eigentlich hätte alles funktioniert,<br />

aber schlussendlich gab es kein<br />

einziges Gerät, das im rauen industriellen<br />

Umfeld einer Giesserei funktioniert<br />

hätte. «Wir haben viel Geld investiert<br />

mit solchen gescheiterten Digitalisierungsprojekten»,<br />

sagt Christen, «aber<br />

wir haben auch viel gelernt.»<br />

Daten sammeln <strong>und</strong><br />

Schattenprozesse erkennen<br />

Vor allem bekamen er <strong>und</strong> sein Team<br />

ein Gespür dafür, was wichtig ist bei<br />

der Digitalisierung, nämlich Daten zu<br />

besitzen <strong>und</strong> ihre Bedeutung zu erkennen.<br />

Zu Beginn waren nämlich auch<br />

bei Christenguss nur wenige Daten<br />

vorhanden. Daraufhin begann man, jeden<br />

Arbeitsschritt im Unternehmen<br />

anzuschauen <strong>und</strong> diese immer weiter<br />

zu unterteilen. Das Ergebnis: Seither<br />

sind alle Arbeitsabläufe nicht nur<br />

transparent <strong>und</strong> können fair taxiert<br />

werden, sondern es kamen auch viele<br />

«Schattenprozesse» zum Vorschein –<br />

Arbeitsgänge, die zuvor unbemerkt<br />

vorhanden waren. Auch lange Wege<br />

wurden plötzlich ersichtlich, was<br />

schliesslich auch zum Projekt «Platzreduktion»<br />

führte.<br />

Ein Fazit? «Ich glaube, als Zulieferfirma<br />

muss man ständig in Bewegung<br />

sein. Ob man sich digital weiterentwickelt<br />

oder einfach nur den Werkzeugschrank<br />

ein wenig auf die Seite stellt,<br />

damit die Mitarbeiter täglich ein paar<br />

Meter einsparen. Wir müssen uns immer<br />

ein wenig ausserhalb der Komfortzone<br />

befinden – <strong>und</strong> das ist meine<br />

Aufgabe als Chef dieser Firma, diesen<br />

Zustand aufrechtzuhalten.»<br />

www.christenguss.ch<br />

Wenn zwischen Ihnen <strong>und</strong> uns mehr entsteht:<br />

Das ist der MAPAL Effekt.<br />

Bern<br />

07.03. - 10.03.2023<br />

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IN DEUTSCHLAND<br />

NEUE KUNDEN<br />

GEWINNEN<br />

Trotz Hochpreisstandort: Schweizer Zulieferer<br />

sind im Ausland durchaus wettbewerbsfähig.<br />

Auch in Deutschland. Oft aber ist es schwierig,<br />

Kontakte anzubahnen zu Firmen in unserem<br />

nördlichen Nachbarland. Hier kann eine kleine<br />

Veranstaltung weiterhelfen.<br />

Von Eugen Albisser<br />

60 #<strong>021</strong> Bilder: Pixabay


SCHWEIZER ZULIEFERINDUSTRIE<br />

Verena Stübner:<br />

«Deutsche Firmen schätzen<br />

die hohe Lieferzuverlässigkeit<br />

<strong>und</strong> Pünktlichkeit<br />

Schweizer Firmen.»<br />

Es gibt Schweizer Zulieferer, die sich schwertun,<br />

Fuss zu fassen im deutschen Markt. «Oftmals<br />

werden kleine, innovative Schweizer Spitzenunternehmen<br />

von den Einkäufern deutscher Grossunternehmen<br />

nicht oder allenfalls zufällig wahrgenommen»,<br />

sagt Verena Stübner, Leiterin der Abteilung<br />

Exportmarketing <strong>und</strong> Mitglied der Geschäftsleitung bei<br />

der Handelskammer Deutschland-Schweiz.<br />

Da helfen oft auch keine SEO-optimierten Webseiten,<br />

Unterstützung durch Google Ads oder wort- <strong>und</strong> bildreiches<br />

Auftreten in den sozialen Medien. Aber vielleicht ein<br />

Auftritt an einer Veranstaltung, physische Präsenz also?<br />

Am besten ein Ort, an dem man die richtige Ansprechperson<br />

im Einkauf eines Industrieunternehmens trifft<br />

<strong>und</strong> doch nicht viele Tausend Franken für einen Messestand<br />

investieren muss <strong>und</strong> mehrere Tage weg vom Geschäft<br />

ist.<br />

Begrenzte Teilnehmerzahl<br />

Etwa diese Überlegung mussten sich jene angestellt<br />

haben, die vor vielen Jahren den Schweizer Zuliefertag<br />

erstmals organisierten. Am 21. März 2023 findet dieser<br />

erneut statt in Tuttlingen, also r<strong>und</strong> 30 Kilometer von<br />

der Schweizer Grenze entfernt im Süden Baden-Württembergs.<br />

Organisiert wird er von der Handelskammer<br />

Deutschland-Schweiz.<br />

Das Ziel des Anlasses ist eine praktische, erfolgreiche<br />

Kontaktanbahnung zwischen Firmen aus Deutschland<br />

<strong>und</strong> der Schweiz bei kalkulierbar niedrigem Aufwand<br />

für die Firmen. «Dieser Anlass ist ‹klein <strong>und</strong> fein› <strong>und</strong><br />

soll diesen Charakter auch nicht verlieren», meint<br />

Verena Stübner. Die Teilnehmerzahl ist auf r<strong>und</strong> 50<br />

Ausstellende begrenzt, so dass die Veranstaltung überschaubar<br />

bleibt. Sie besteht aus einem Vorabendprogramm<br />

<strong>und</strong> einer Tischmesse für Schweizer Zulieferunternehmen.<br />

Hohe Lieferzuverlässigkeit <strong>und</strong> Pünktlichkeit<br />

Für Schweizer Firmen stellt sich trotz solcher Anlässe<br />

wie dem Schweizer Zuliefertag die Frage, was man<br />

eigentlich bieten muss, um erfolgreich<br />

Geschäfte anbieten zu können in<br />

Deutschland. Stübner: «Deutsche<br />

Firmen schätzen die hohe Lieferzuverlässigkeit<br />

<strong>und</strong> Pünktlich-<br />

Lesen Sie das<br />

vollständige Interview<br />

zu diesem Bericht auf<br />

keit Schweizer Firmen, die vorzügliche<br />

Qualitätssicherheit schweizer-zuliefertag.html<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/<br />

der Produkte, das Vertrauen <strong>und</strong> erfahren Sie weitere<br />

<strong>und</strong> die Verlässlichkeit, auch Details zum Beispiel über<br />

den Ablauf des<br />

die ethischen Gr<strong>und</strong>sätze, die<br />

Anlasses.<br />

Flexibilität, Loyalität <strong>und</strong> enge<br />

K<strong>und</strong>entreue.»<br />

Wettbewerbsfähig<br />

auch im Ausland<br />

Welche Rolle spielt bei der Suche nach K<strong>und</strong>en der<br />

Fakt, dass man in der Schweiz mit höheren Lohnkosten<br />

rechnen muss als im süddeutschen Raum?<br />

Verena Stübner: Die Lohnkosten sind lediglich ein<br />

Bestandteil der Gesamtkosten. Hier sind Schweizer<br />

Unternehmen recht kreativ, um die Prozess-, Entwicklungs-<br />

<strong>und</strong> Verfahrenskosten innovativ zu gestalten<br />

<strong>und</strong> so wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Aber denkt man bei Schweizer Zulieferern nicht sofort<br />

an höhere Preise?<br />

Verena Stübner: Die Schweiz gilt definitiv als Hochpreisstandort<br />

<strong>und</strong> manche Einkäufer in Deutschland übertragen<br />

das tatsächlich auch auf die Schweizer Zulieferindustrie.<br />

Doch diese ist gerade auf den europäischen Absatzmärkten<br />

sehr erfolgreich <strong>und</strong> bietet dort zu sehr wettbewerbsfähigen<br />

Preisen an. Dies erklärt sich mit den Einkaufsvorteilen durch<br />

den starken Schweizer Franken zum Euro, die die Schweizer<br />

Wirtschaft ihrerseits beim Import von Vorleistungsprodukten<br />

erzielt <strong>und</strong> an die K<strong>und</strong>en im Euroraum wieder zurückgeben<br />

kann. Dieser Wettbewerbsvorteil hat sich mit der viel<br />

geringeren Inflation in der Schweiz im Vergleich zum<br />

Euroraum im letzten Jahr deutlich akzentuiert. Die aktuelle<br />

Inflationsrate in der Schweiz beträgt 3 Prozent.<br />

Infos zu Anlass<br />

Teilnehmende Firmen: zwischen 30 - 50<br />

Besucher:<br />

Nächster Anlass:<br />

Weiterer Anlass in 2023:<br />

50 - 100 Besucher.<br />

Überwiegend Einkäufer, aber<br />

auch CEOs, Firmen inhaber,<br />

Technische Leiter etc.<br />

21. März 2023 in Tuttlingen<br />

(Vorabendevent 20. März)<br />

02. November 2023 in<br />

Erfurt<br />

Handelskammer Deutschland-Schweiz<br />

www.handelskammer-d-ch.ch<br />

#<strong>021</strong> 61


62 #<strong>021</strong><br />

SCHWEIZER ZULIEFERINDUSTRIE


Interaktive<br />

Schweizer<br />

Industrie-Karte<br />

Unsere erste interaktive Schweizer<br />

Karte r<strong>und</strong> um die Branche «Maschinenbau»<br />

stiess auf viel Begeisterung<br />

unter den Fachleuten. Nun haben wir<br />

uns gedacht, dass wir das Projekt<br />

etwas vergrössern <strong>und</strong> eine vollkommen<br />

neue Karte aufbauen. Die<br />

neue interaktive Schweizerkarte soll<br />

bald alle Industriefirmen der MEM-<br />

Branche zeigen.<br />

Sie wird in verschiedenen Ebenen<br />

aufgebaut sein: Maschinenbauer,<br />

Werkzeughersteller, Automationsfirmen,<br />

Messtechnik, Umwelttechnik,<br />

Bildungseinrichtungen, Verbände<br />

<strong>und</strong> einige mehr. Und natürlich<br />

erhalten auch Zulieferfirmen eine<br />

eigene Ebene.<br />

In einem ersten Schritt wollen wir so<br />

viele Firmen wie möglich auflisten <strong>und</strong><br />

einprogrammieren. Sobald wir diese<br />

einfachen Einträge haben, werden wir<br />

die Karte ausbauen, indem wir die<br />

Branchen verfeinern <strong>und</strong> die Einträge<br />

erweitern.<br />

Wir suchen also auf alle Fälle auch Sie!<br />

Wenn Sie kostenlos mit einem Punkt<br />

auf der Karte dabei sein wollen, füllen<br />

Sie unser Formular aus, das Sie über<br />

die Webadresse https://hi.switchy.io/<br />

C96r erreichen oder über den unten<br />

stehenden QR-Code.<br />

Abonnieren Sie auch unseren<br />

Newsletter, um immer auf dem Laufenden<br />

zu sein beim Projekt «Interaktive<br />

Schweizer MEM-Industriekarte».<br />

Schweizer MEM-Industriekarte<br />

#<strong>021</strong> 63


Produkte<br />

Smarter Universalgreifer<br />

Beschriftungslaser mit Typenschildzuführung<br />

Der modulare Standard-Laser Tagmark wurde als automatisiertes<br />

Lasersystem für eine sichere <strong>und</strong> synchronisierte Beschriftung von<br />

Typenschildern entwickelt. Die Typenschilder werden über ein<br />

Zuführmagazin automatisch für die Beschriftung geladen <strong>und</strong> nach<br />

der Markierung in einen Auffangbehälter entladen. Die Steuerung<br />

des leistungsfähigen Faserlasers erfolgt über die Software SIC<br />

Factory Automation, die den Bediener durch alle Schritte führt <strong>und</strong><br />

so für ihn die Typenschildbeschriftung deutlich vereinfacht. Die<br />

Software bietet drei Benutzerprofile, einen einfachen Import der<br />

Daten, eine Live-Vorschau <strong>und</strong> vordefinierte Markierungszyklen,<br />

welche sich individuell anpassen lassen. Der Tagmark-Laser ist<br />

standardmässig als einbahnige oder zweibahnige Variante konzipiert.<br />

Die Typenschilder können in Serien bis zu 200 Stück beschriftet<br />

werden, wobei individuelle Einzelmarkierungen möglich sind.<br />

Der Universalgreifer EGU verfügt über einen<br />

frei programmierbaren Gesamthub bis 160<br />

mm <strong>und</strong> wurde für flexible Fertigungsabläufe<br />

ab Losgrösse 1 entwickelt. Die Softwareeinbindung<br />

ist über die mitgelieferten<br />

SPS-Funktionsbausteine <strong>und</strong> Plugins<br />

führender Roboterhersteller relativ einfach<br />

zu realisieren. Der EGU ist mit <strong>und</strong> ohne<br />

Greifkrafterhaltung in den Baugrössen 50,<br />

60, 70 <strong>und</strong> 80 verfügbar, wobei die maximale<br />

Greifkraft je nach Baugrösse zwischen 450<br />

<strong>und</strong> 3000 N liegt. Passende Greiferfinger<br />

können über den Fingerkonfigurator FGR<br />

individuell zusammengestellt werden, den<br />

Schunk auf seiner Webseite frei zur Verfügung<br />

stellt. Die Kommunikation ist über<br />

Profinet, EtherNet/IP, EtherCAT, IO-Link <strong>und</strong><br />

Modbus RTU möglich.<br />

Schunk GmbH & Co. KG | www.schunk.com<br />

Axnum AG | www.axnum.ch<br />

Kugelbahnfräsen<br />

Das Werkzeugsystem SX ist die Weiterentwicklung der Horn-Kugelbahnfräser<br />

der Typenfamilie 42X, die durch eine zentrische Spannschraube<br />

jedoch in der Frästiefe begrenzt war. Nun ist der Schneidenkopf über ein<br />

stabiles, robustes, aber dennoch hochgenaues Gewinde mit der Anlagefläche<br />

des Werkzeuggr<strong>und</strong>körpers verb<strong>und</strong>en. Diese Schnittstelle bringt<br />

mehrere Vorteile: Hohe Stabilität durch das grosszügige Passgewinde,<br />

eine breite Abstützung durch die grosse Anlagefläche sowie eine präzise<br />

Wechselgenauigkeit, welche sich immer in der Mitte des Toleranzfeldes<br />

einstellt. Darüber hinaus gestaltet sich der Wechsel des Schneidkopfes<br />

einfach <strong>und</strong> bedienerfre<strong>und</strong>lich. Die Kommunikation ist über Profinet,<br />

EtherNet/IP, EtherCAT, IO-Link <strong>und</strong> Modbus RTU möglich.<br />

Paul Horn GmbH | www.horn-group.com<br />

64 #<strong>021</strong>


Längere Standzeit bei Anwendungen bis 58 HRC<br />

Die Keramiksorte KYHK15B bietet eine erhöhte Produktivität <strong>und</strong> niedrigere Kosten<br />

pro Schneide beim Hartdrehen. Die neue Sorte ermöglicht höhere Schnitttiefen im<br />

Vergleich zu CBN-Wendeschneidplatten bei der Bearbeitung von gehärtetem Stahl,<br />

Hochtemperaturlegierungen <strong>und</strong> Gusseisen <strong>und</strong> verspricht maximale Werkzeugstandzeit<br />

<strong>und</strong> Verschleissfestigkeit für anspruchsvollste Drehanwendungen. Die<br />

Wendeschneidplatten sind in zahlreichen Formen, Grössen <strong>und</strong> Geometrien erhältlich,<br />

darunter auch die gängigsten Schrupp- <strong>und</strong> Schlichtschneidkörper für eine<br />

berechenbare, kostengünstige Bearbeitung.<br />

Kennametal Inc. | www.kennametal.com<br />

Alu-Schlichten mit Wendeschneidplatten<br />

Der Neomill-T-Finish wurde für das Planfräsen von Aluminium bei hohen<br />

Stückzahlen entwickelt. Mit seinen wechselbaren Schneiden funktioniert er<br />

nach dem Plug-and-play-Prinzip: Die Schneiden lassen sich direkt vor Ort<br />

wechseln, ohne anschliessend den Fräser neu einstellen zu müssen. Neben<br />

PKD-bestückten Schneiden lassen sich je nach Anwendung <strong>und</strong> Werkstoff<br />

so weitere Schneidstoffe nutzen, beispielsweise unbeschichtetes Hartmetall<br />

oder Hartmetall mit CVD-Diamant- beziehungsweise PVD-Beschichtung. So<br />

ist der jeweils optimale Schneidstoff für Aluminiumwerkstoffe mit verschiedenem<br />

Siliziumgehalt <strong>und</strong> Giessverfahren nutzbar. Durch die spezielle<br />

Schneidenanordnung sind Oberflächenrauigkeiten von Rz = 1,5 µm erreichbar.<br />

Der Planfräser ist im Durchmesserbereich von 50 bis 315 mm konfigurierbar<br />

<strong>und</strong> erlaubt im Einsatz Schnittgeschwindigkeiten von bis zu 6000 m/<br />

min <strong>und</strong> einen Vorschub von 2,5 mm pro Umdrehung.<br />

Mapal Dr. Kress KG | www.mapal.com<br />

Sensor erkennt drei Spannzustände<br />

Der Vero-S AFS3 IOL bringt mehr Transparenz in den Spannvorgang<br />

<strong>und</strong> sorgt für Klarheit. Über ein IO-Link-Signal meldet er, wie es um die<br />

Spannschieberstellungen steht <strong>und</strong> ob das Modul «geöffnet», «gespannt<br />

mit Spannbolzen» oder «gespannt ohne Spannbolzen» ist. Eine LED-Leuchte<br />

visualisiert den Spannzustand <strong>und</strong> bietet zusätzliche Bediensicherheit.<br />

Die Komponente kann mit Spannmodulen der Serien NSE3 138, NSE3 99<br />

<strong>und</strong> NSE3 100-75 kombiniert werden. Ein Näherungssensor zeigt zudem<br />

an, ob sich über den Modulen eine Palette befindet. Dieses Zusammenspiel<br />

des elektronischen Abfragesystems bietet Anwendern die Sicherheit,<br />

die sie bei der automatisierten Spannung von Werkstücken brauchen. Das<br />

garantiert eine hohe Prozesssicherheit <strong>und</strong> erübrigt eine pneumatische<br />

Spannschieberabfrage.<br />

Schunk GmbH & Co. KG | www.schunk.com<br />

#<strong>021</strong> 65


PRODUKTE<br />

Digitaler Mega-Drehmomentschlüssel<br />

Der digitale Mega-Drehmomentschlüssel wurde für zylindrische Muttern bis<br />

46 mm mit Mega Micro-, New Baby- <strong>und</strong> E-Futtern entwickelt. Er verfügt über<br />

verschiedene Einstellungen, um sicherzustellen, dass das richtige Drehmoment<br />

(5 bis 50 Nm) angewendet wird. Das Display kombiniert eine vierstellige Digitalanzeige<br />

mit einem hochpräzisen, fünfstufigen LED-Balkendiagramm. Wenn der<br />

Anzug abgeschlossen <strong>und</strong> das empfohlene Drehmoment erreicht ist, vibriert der<br />

Schlüssel <strong>und</strong> gibt einen Warnton ab, um den Benutzer darauf hinzuweisen. Betrieben<br />

wird er mit einem Lithium-Akku, wobei eine volle Ladung bis zu 4000 Anzugsvorgänge<br />

ermöglicht. Der Akku hat eine Lebensdauer von etwa 500 Aufladungen.<br />

Big Kaiser AG | www.bigkaiser.com<br />

Gewindefräser<br />

Die Gewindefräser der Varianten T2711/T2712 sind Wendeschneidplattenlösungen<br />

für kleinere Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Durchgangsgewinde (ø2,5 × DN) in den Abmessungen<br />

M16, M18 sowie UNC3/4, die nahezu in jedem Material einsetzbar sind.<br />

Spannuten verhindern das Abdrängen der Werkzeuge durch die entstehenden<br />

Späne; die Innenkühlung sorgt für eine sichere Spanabfuhr. Dadurch ist das<br />

Werkzeug optimal für hohe Schnittgeschwindigkeiten <strong>und</strong> Zahnvorschübe<br />

ausgelegt. Die leichtschneidenden Wendeschneidplatten der Sorte WSM37S,<br />

mit denen die Fräser bestückt sind, gibt es in zwei Geometrien: als D67, universell<br />

einsetzbar für höchste Standzeiten <strong>und</strong> als D61, mit Antivibrationsfase<br />

für hohe Laufruhe auch bei schwierigen Arbeitsbedingungen.<br />

Walter AG | www.walter-tools.com<br />

Leistungsstarker Hochvorschubfräser<br />

Der High Feed SP deckt Schnitttiefen von 1,1 bis 2,5 mm ab<br />

<strong>und</strong> wurde speziell für die Bearbeitung der Werkstoffgruppen<br />

ISO P, M <strong>und</strong> S entwickelt. Seine Kombination aus optimierten<br />

Geometrien, Schneidstoffen <strong>und</strong> Hochvorschubeinstellwinkeln<br />

sorgt für Hochleistung sowie längere Standzeiten.<br />

Dabei ist der Hochvorschubfräser flexibel einsetzbar <strong>und</strong><br />

eignet sich für das Fräsen mit hohen Vorschüben sowie für<br />

das Kopierfräsen, Einwärtskopieren, Taschenfräsen, Planfräsen<br />

<strong>und</strong> Tauchfräsen. Dies ermöglicht Anwendern, die<br />

Fräsleistung zu optimieren, ohne für die verschiedenen<br />

Bearbeitungsstrategien <strong>und</strong> Werkstückmaterialien das<br />

Werkzeug zu wechseln. Erhältlich ist er in den Ausführungen<br />

SP10 (ø 32 bis 63 mm), SP14 (ø 50 bis 100 mm) sowie SP18<br />

(ø 63 bis 160 mm), die je zehn Geometrien sowie zehn<br />

Schneidstoffsorten umfassen.<br />

Seco Tools GmbH | www.secotools.com<br />

66 #<strong>021</strong>


Fräser für Titanbearbeitung<br />

Mapal hat sein Programm für die Titanzerspanung<br />

um zwei effiziente Fräswerkzeuge erweitert.<br />

Der fünfschneidige Trochoidfräser Optimill-<br />

Tro-Titan zeichnet sich durch maximales<br />

Zeitspanvolumen aus <strong>und</strong> glänzt infolge von<br />

Ungleichteilung <strong>und</strong> -steigung der Schneiden mit<br />

hervorragenden Oberflächen. Der radiale Hochvorschubfräser<br />

Neomill-4-HiFeed90 steht für<br />

hohe Produktivität <strong>und</strong> zeichnet sich durch<br />

höchste Abtragsraten, sehr hohe Vorschübe <strong>und</strong><br />

grosse Spantiefen aus.<br />

Mapal Dr. Kress KG | www.mapal.com<br />

Linearschlitten vereint drei Funktionen<br />

Der Drylin-W-Clips-Schlitten lässt sich als einziger Linearschlitten weltweit<br />

auf eine Linearschiene aufclipsen. Dadurch lässt er sich von Wand zur Wand<br />

montieren, weshalb es für dessen Montage keinen zusätzlichen Bauraum<br />

braucht. Ausserdem ist er ein klassischer Drylin-W-Linearschlitten, der sich<br />

leicht verstellen lässt. Dank seiner Gleitfolien aus tribologisch optimierten<br />

Hochleistungskunststoffen gleitet er schmierfrei <strong>und</strong> leise auf der Schiene.<br />

Schmutz <strong>und</strong> Staub können nicht anhaften <strong>und</strong> auch Feuchtigkeit <strong>und</strong><br />

Wasser sind für ihn kein Problem. Der Klemmhebel lässt sich variabel<br />

anpassen <strong>und</strong> fixiert den Schlitten an Ort <strong>und</strong> Stelle. So ist er vor Vibration<br />

<strong>und</strong> einer unabsichtlichen Verstellung geschützt.<br />

KANALÜBERWACHUNG<br />

Die Geschichte dazu unter<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/detail/<br />

murrelektronik-mico-kanalueberwachung.html<br />

Igus GmbH | www.igus.ch<br />

#<strong>021</strong> 67


TESTEN<br />

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IT-Know-how entwickelt worden.<br />

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