DB 1-23 ePaper
Dental Barometer Fachzeitschrift für Zahnmedizin und Zahntechnik
Dental Barometer Fachzeitschrift für Zahnmedizin und Zahntechnik
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DENTAL<br />
®<br />
BAROMETER<br />
Fachzeitschrift für Zahnmedizin und Zahntechnik<br />
Digitale Zahnheilkunde<br />
Der 3D-Druck im digitalen Praxisworkflow – Ein<br />
Erfahrungsbericht mit verschiedenen Einsatzmöglichkeiten<br />
Klinische Erprobung<br />
Kariessanierung mit Venus Bulk Flow ONE, ohne zusätzliche<br />
Deckschicht<br />
Interdisziplinär<br />
Alzheimer interprofessionell vorbeugen und behandeln<br />
AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
EDITORIAL 3<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die digitale Zahnheilkunde hat längst Einzug in die meisten Praxen gehalten.<br />
Dennoch gibt es noch viel zu entdecken und zu guter Letzt ist es ja<br />
auch wichtig herauszufinden, was für die eigene Praxis einen Mehrwert<br />
bietet. In der Ihnen nun vorliegenden Ausgabe 1-20<strong>23</strong> finden Sie viele<br />
Beispiele solcher digitalen Anwendungsgebiete. Daneben widmen wir die<br />
ersten Seiten der diesjährig zum 40ten Mal stattfindenden Internationalen<br />
Dental-Schau in Köln, die auf 100 Jahre ihres Bestehens zurückblicken<br />
kann.<br />
Ab Seite 12 lesen Sie einen Beitrag von Zahntechnikermeister Roger Zünd,<br />
der mittels monolithischer Restaurationen im Front- und Seitenzahnbereich<br />
einer asiatischen Patientin gleich zwei Lösungen anbieten konnte.<br />
Der umfangreiche und reich bebilderte Artikel zeigt, wie Digitalisierung in<br />
Labor und Praxis eingesetzt werden kann.<br />
Einen Erfahrungsbericht zum Einsatz eines 3D-Druckers in der Praxis zur<br />
Komplettierung des digitalen Workflows finden Sie ab Seite 22. Dort<br />
beschreibt Dr. Benjamin Kette, wie er im Praxistest mit dem SOL 17 von<br />
VOCO verschiedene Indikationen hervorragend digital umsetzen konnte.<br />
Dr. Nikolaos Papagiannoulis zeigt in seinem Beitrag ab Seite 26 ebenfalls<br />
viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten von Fräsmaschinen bei der monolithischen<br />
CAD/CAM-Prothetik im Frontzahnbereich.<br />
Gute zahnmedizinische<br />
Versorgung älterer<br />
Patienten stellt einen<br />
zentralen Baustein im<br />
Behandlungkonzept der<br />
Alzheimer-Erkrankung<br />
im SHIELD-Ansatz dar.<br />
Auch Dr. Ronald Möbius, M.Sc. Parodontologie ist wieder mit einem Beitrag<br />
vertreten. Er spricht darin über die ursächliche Behandlung einer Periimplantitis<br />
und sagt, dass, solange weiterhin nur die Symptome therapiert<br />
werden, es weiter einen „Tsunami“ in der Implantologie geben wird.<br />
Mit Beiträgen unter anderem zum Thema Konservierende Zahnheilkunde,<br />
zum Beispiel dem ersten Fallbericht aus der Klinischen Erprobung des Bulk<br />
Flow One von Kulzer Dental, welches ohne zusätzliche Deckschicht auskommt,<br />
von Dr. Benjamin Kette ab Seite 32, dem zweiten Teil von Dr. Dr.<br />
Bert L. Karl zum Thema „Vorstellungsgespräch und Mitarbeitergewinnung<br />
beziehungsweise Bindung“, einem Interview mit Prof. Dr. habil. Marcus<br />
Grimm, Studiengangsleiter an der SRH Hochschule für Gesundheit zum<br />
Thema "Alzheimer interprofessionell vorbeugen und behandeln und weiteren<br />
informativen Beiträgen aus den Bereichen Praxisführung, Steuern<br />
und Recht komplettieren unser Leseangebot für Sie.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.<br />
Ihre Redaktion des Dental Barometer
4 INHALT<br />
3 Editorial<br />
67 Vorschau / Impressum<br />
Aus der Praxis<br />
12 Zahntechnik<br />
Monolithische Restaurationen im<br />
Front- und Seitenzahnbereich<br />
Dossier – Digitale Zahnheilkunde<br />
6 IDS 20<strong>23</strong><br />
Firmen präsentieren ihre IDS-Highlights<br />
22 3D-Drucker im Praxiseinsatz<br />
Ein Erfahrungsbericht über die vielfältigen<br />
Einsatzmöglichkeiten in der Praxis<br />
26 CAD/CAM Prothetik<br />
Fräsmaschinen im Einsatz für die unterschiedlichsten<br />
Indikationen – eine Fallsammlung<br />
30 Dentalkeramiken<br />
Dem natürlichen Zahn so nahe wie noch nie<br />
32 Klinische Erprobung<br />
Erster Erfahrungsbericht von Dr. Benjamin Kette<br />
@ Dr. Benjamin Kette, M. Sc.<br />
© 120752903 - stock.adobe.com<br />
Zahnmedizin<br />
36 Periimplatitis<br />
Ein Tsunami überrollt die Implantologie<br />
40 Restaurative Zahnheilkunde<br />
Rehabilitation nach Kronenfraktur an 22<br />
44 Interdisziplinär<br />
Alzheimer interprofessionell vorbeugen und<br />
behandeln<br />
52 Praxisführung<br />
Interview mit Dr. Bayer – Warum immer weniger<br />
Zahnärzte eine eigene Praxis gründen<br />
56 Patientenzufriedenheit<br />
Über optimierte Prozesse zu hohem<br />
Wohlfühlfaktor im Kundenkreis<br />
58 Praxismanagement<br />
Mit Neuordnung der Kreditverpflichtungen<br />
gegen Teuerungsrate und Inflation<br />
48 Personalmanagement<br />
Mitarbeitergewinnung und Vorstellungsgespräch – Teil 2<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
INHALT<br />
5<br />
Wirtschaft und Steuern<br />
60 Steuern<br />
Steuerreform für Photovoltaikanlagen:<br />
Rückwirkende Steuerbefreiung ab 2022<br />
62 Zahnzusatzversicherung<br />
Implantate: Kostenübernahme der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
64 Akademie<br />
© TePe Share Clinical Symposium<br />
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Nachhaltigkeit, Spezialzahnbürsten, Interdentalreinigung – neue<br />
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relativer Trockenlegung werden die beiden Lösungen<br />
direkt nacheinander aufgetragen. Ohne Zwischenspülen,<br />
Einwirkzeit oder Härten. Da Tiefenfluorid sehr dünnflüssig<br />
ist, fließt es sehr gut in alle Zahnzwischenräume und auch<br />
an die sonst schwer erreichbaren Stellen im Bracketumfeld.<br />
Auch bereits vorhandene Entkalkungsflecken (White Spots)<br />
können wieder ausgeheilt werden.<br />
Nach der Anwendung können die Patienten sofort wieder<br />
essen und trinken. Die auch in der Tiefe des Zahnschmelzes<br />
vor Abrasion geschützt liegenden Kristalle gewähren eine<br />
über sechs Monate anhaltende hohe Fluoridkonzentration.<br />
Tiefenfluorid junior überzeugt darüber hinaus durch seinen<br />
fruchtig süßen Geschmack, der natürlich auch Erwachsenen<br />
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8<br />
IDS 20<strong>23</strong><br />
Halle 10.1 / Stand A40<br />
So entsteht die Farbe bei Kompositen<br />
Wer seine Patienten mit Kompositfüllungen versorgt, hat<br />
dies womöglich schon einmal damit begründet, dass es<br />
sich dabei um eine ästhetisch hochwertige und metallfreie<br />
Restaurationsform handelt. Aber ist das überhaupt korrekt?<br />
Im Wesentlichen setzen sich Komposite aus drei Bestandteilen<br />
zusammen: einer organischen Kunststoffmatrix, anorganischen<br />
Füllstoffen sowie einer Verbundphase aus Silanen.<br />
Wirft man einen genaueren Blick auf die Zusammensetzung<br />
der organischen Matrix, so fällt auf, dass diese neben<br />
Monomeren, Initiatoren und Stabilisatoren unter anderem<br />
auch Farbstoffe und Pigmente enthält. Während Pigmente<br />
aus Titaniumdioxid und Aluminiumoxid zur weißen Farbgebung<br />
genutzt werden, lassen sich mit Eisenoxid-Pigmenten<br />
schwarze, rote oder gelbe Färbungen erzielen. Dies sind die<br />
Farbtöne, die für den Farbraum menschlicher Zähne relevant<br />
sind.<br />
Ganz wie bei Blatt und Chlorophyll<br />
Doch wie genau funktioniert bei Kompositen die Farbgebung<br />
mittels Pigmenten eigentlich? Wie bei einer Pflanze trifft das<br />
Licht mit all seinen Wellenlängenbereichen auf ein Blatt, wo<br />
es vom Chlorophyll in großen Teilen absorbiert wird. Lediglich<br />
die grünen Wellenlängen werden reflektiert, weshalb wir das<br />
Blatt als grün wahrnehmen. Die Farbgebung hat in diesem<br />
Fall also eine chemische Ursache. Dieser Mechanismus liegt<br />
auch der Farbgebung bei den meisten Kompositen zugrunde.<br />
Die in ihnen enthaltenen Eisenoxide etwa reflektieren rote<br />
oder gelbe Wellenlängen und sorgen somit für den jeweils<br />
gewünschten Farbton.<br />
Farbe aus Struktur<br />
Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, Farbe ohne den<br />
Zusatz von Pigmenten zu erzeugen. Der entscheidende<br />
Begriff in diesem Zusammenhang lautet: strukturelle Farbe.<br />
Im Gegensatz zu den Pigmentfarben kommen sie nicht durch<br />
die Absorption oder Nicht-Absorption bestimmter Lichtwellenlängen<br />
zustande, sondern entstehen aufgrund bestimmter<br />
Oberflächenstrukturen. Die Ursache ist hier demnach nicht<br />
chemischer, sondern physikalischer Natur. Diese Strukturen<br />
interagieren mit dem Licht und lassen Farbe beispielsweise<br />
durch Interferenz oder Diffraktion entstehen.<br />
Strukturelle Farbe in der Zahnarztpraxis<br />
Im Bereich der Dentalkomposite kam die strukturelle Farbe als<br />
Hauptfarbmechanismus erstmals 2019 zum Einsatz. Mithilfe<br />
der sogenannten Smart Chromatic Technology war es dem<br />
japanischen Anbieter Tokuyama gelungen, den Mechanismus<br />
für sein Universalkomposit Omnichroma nutzbar zu machen.<br />
Die neue fließfähige Variante dieses Werkstoffs, Omnichroma<br />
Flow BULK, setzt nun ebenfalls auf diese Technologie und<br />
kommt entsprechend ohne künstlich zugesetzte Farbstoffe<br />
oder Pigmente aus. Möglich macht es die Mikrostruktur des<br />
Materials. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang<br />
die sphärischen Füllkörper mit kontrollierter Partikelgröße<br />
und Struktur. Sie erzeugen die strukturelle Farbe, die<br />
zudem die Umgebungszahnfarbe reflektiert.<br />
Auf diese Weise kommt es zu einem ausgeprägten Chamäleoneffekt<br />
mit echtem Mehrwert für Praxis und Patienten.<br />
Denn mit nur einem einzigen Farbton ermöglicht Omnichroma<br />
Flow BULK eine stufenlose Farbanpassung an alle 16<br />
klassischen Vita-Zahnfarben von A1 bis D4. So lässt sich nicht<br />
nur sicherstellen, dass immer die richtige Farbe auf Lager ist,<br />
der Workflow in der Füllungstherapie gestaltet sich zudem<br />
einfacher und effizienter.<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
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10<br />
IDS 20<strong>23</strong><br />
Halle 5.2 / Stand D 012<br />
Die DGBZ: Der neue Weg für mehr Zahngesundheit.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für bezahlbare Zahngesundheit<br />
(DGBZ) ist Partner von aktuell mehr als 350 Zahnarztpraxen:<br />
Seit mehr als 5 Jahren berät die Gesellschaft Zahnarztpraxen<br />
rund um die wichtige Patientenbindung und gibt viele<br />
Tipps, mit denen Praxen ihren Umsatz steigern können. Entstanden<br />
ist die DGBZ aus Zahnidee: Mit der kostengünstigen<br />
Zahnreinigungsflat schützen bereits viele Menschen in ganz<br />
Deutschland ihre Zähne. Denn schöne, gesunde Zähne dürfen<br />
keine Frage der Größe des Geldbeutels sein. Davon sind<br />
die Macher hinter Zahnidee und der DGBZ fest überzeugt.<br />
Zahnersatz ist alles andere als günstig. Tendenz steigend.<br />
Der jährlich erscheinende Zahnreport der BARMER GEK zeigt<br />
deutlich, dass die Menschen für Zahnersatz immer tiefer in die<br />
Tasche greifen müssen: Seit 2005 ist der Preis für Zahnersatz<br />
um 18 Prozent angestiegen – aktuell auf rund 1.400 Euro pro<br />
Patienten. Nach Abzug der Kassenleistungen bleiben meist<br />
mehr als 50 Prozent (etwa 700 bis 800 Euro) übrig, die von<br />
den Patienten selbst bezahlt werden müssen. Es bleibt außerdem<br />
abzuwarten, wie sich die Festzuschüsse in den nächsten<br />
Jahren ändern werden – doch alle Signale stehen auf weitere,<br />
empfindliche Kürzungen der Kassenleistungen. Und damit<br />
eine immer höhere finanzielle Belastung der Menschen mit<br />
Zahnproblemen.<br />
Wussten Sie,<br />
• dass die Krankenkassen im Schnitt bis zum 80. Lebensjahr<br />
eines Patienten mehr als 14.000 Euro für die zahnärztliche<br />
Regelversorgung übernehmen?<br />
• dass jeder Patient bis zu diesem Alter durchschnittlich<br />
10.700 Euro aus dem eigenen Geldbeutel in seine Zähne<br />
investiert hat?<br />
• dass sich die mittleren jährlichen Zahnarztkosten nach<br />
Altersgruppe unterscheiden?<br />
• dass Teenager mit ihren Zahnspangen die teuerste<br />
Altersgruppe für die Krankenkassen sind?<br />
Kein Wunder also, dass die Zahnzusatzversicherung eine immer<br />
wichtigere Versicherung für die Menschen im Lande wird. Denn<br />
die private Absicherung spart im Fall der Fälle viele Tausend Euro!<br />
„Wie soll ich das bezahlen?“<br />
Diese bange Frage wird immer öfter gestellt in den Zahnarztpraxen.<br />
Doch mit der DGBZ gibt es nun einen neuen Weg für<br />
mehr Zahngesundheit – dieses Mal für alle. Und auch dann,<br />
wenn die Zähne bereits geschädigt sind oder sogar fehlen.<br />
Denn die DGBZ bringt Praxen und Patienten zusammen und<br />
unterstützt dabei, gemeinsam das Ziel – bezahlbarer Zahnersatz<br />
– zu erreichen:<br />
• Die Zahnärzte bekommen bei der DGBZ branchenspezifisches<br />
Fachwissen rund um dieses wichtige Thema – und können<br />
den Praxisumsatz steigern, indem sie ihren Patienten die<br />
Kontaktaufnahme zur DGBZ empfehlen.<br />
• Die Patienten bekommen von der DGBZ-Konzeptlösungen<br />
inklusive konkreter Handlungsempfehlungen, mit denen<br />
Kronen, Brücken oder auch Implantate zu attraktiven Konditionen<br />
finanzieren können.<br />
Zusammengefasst bedeutet das: Zahnärzte können die Frage<br />
„Wie soll ich das bezahlen?“ mit dem Kontakt zur DGBZ beantworten.<br />
Denn dort bekommen die Menschen ein konkretes<br />
Konzept inklusive finanziell attraktiver Handlungsempfehlung,<br />
mit der Zahngesundheit endlich wieder bezahlbar wird.<br />
Kundenbindung leicht gemacht!<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Fachleute der DGBZ<br />
branchenspezifisches Fachwissen gesammelt und gut verständlich<br />
aufbereitet, damit sich jede einzelne Zahnarztpraxis optimal<br />
auf die Bedürfnisse der Patienten einstellen kann. Ein weiterer<br />
Vorteil: So kann die Praxis ganz individuell immer aus der<br />
Sicht des Patienten auf dessen Bedürfnisse eingehen und sich<br />
nachhaltig von der Konkurrenz absetzen. Denn die maßgeschneiderten<br />
Konzepte der DGBZ verhelfen vielen Menschen<br />
zu bezahlbarem Zahnersatz.<br />
Um das zu erreichen, schult die DGBZ Zahnärzte und Praxisteams<br />
in kurzen, interessanten Webinaren im Umgang mit<br />
den Patienten und deren ganz individuellen Zahnschädigungen:<br />
So erfahren sie alles, was sie wissen müssen, um möglichst<br />
viele Menschen bei der Finanzierung von Kronen, Brücken<br />
oder auch Implantaten zu unterstützen. Schließlich sollte<br />
ein funktionales, schmerzfreies Gebiss keine Frage der Größe<br />
des Portemonnaies sein!<br />
Schöner Nebeneffekt: Patienten, denen mit DGBZ-Unterstützung<br />
geholfen wurde, kommen mit ziemlicher Sicherheit wieder<br />
– und empfehlen die Praxis gerne weiter.<br />
Damit wird die Deutsche Gesellschaft für bezahlbare<br />
Zahngesundheit zum wichtigen Erfolgsfaktor für alle<br />
Zahnarztpraxen in Deutschland.<br />
© XXX<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
IDS 20<strong>23</strong><br />
11<br />
70<br />
60<br />
50<br />
57,75<br />
56,97<br />
55,72<br />
55,2<br />
54,03 53,42<br />
52,61<br />
Personen in Millionen<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
11,49 12,59<br />
14,37 15,25 16,57 17,21<br />
17,93<br />
0<br />
2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />
im Haushalt abgeschlossen<br />
nicht im Haushalt vorhanden, keine Angabe<br />
© Statista 20<strong>23</strong><br />
Kassenleistung<br />
Mittlere Zahnarztkosten pro Jahr, nach Altersgruppen<br />
200<br />
<strong>23</strong>3 €<br />
182 €<br />
185 €<br />
214 €<br />
219 €<br />
191 €<br />
156 €<br />
100<br />
125 €<br />
14 €<br />
15 €<br />
0-9 10 -19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 80-89 90 +<br />
© Plus Dental, Quelle: Barmer Zahnreport<br />
Drei Erfolgsfaktoren moderner Zahnarztpraxen<br />
• Mit dem branchenspezifischen Fachwissen und den<br />
Webinaren der DGBZ beweisen die Praxen, dass sie Teil<br />
der Digitalwelt sind – und zeigen mit den individuellen<br />
Konzepten und den konkreten Handlungsanweisungen,<br />
dass ihnen jeder einzelne Patient wichtig ist.<br />
• Gut geschulte Mitarbeiter gehen souverän und einfühlsam<br />
mit den Patienten um – und halten mit dem Kontakt<br />
zur DGBZ auch in emotional herausfordernden,<br />
ausweglos erscheinenden Situationen eine Lösung für<br />
die Patienten bereit.<br />
• Neben der Reputation ist die persönliche Bindung zum<br />
Patienten relevant – denn Wiederkehrer und Empfehlungen<br />
sind wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg jeder<br />
Praxis.<br />
Eins ist klar: Mit der DGBZ haben Zahnarztpraxen einen<br />
Partner an ihrer Seite, der sie auf dem Weg zu mehr Erfolg<br />
individuell und zielgenau unterstützt. Und das auch in<br />
wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Ganz ohne risikoreiche<br />
Ratenzahlungen oder gar windige Finanzierungsmodelle.<br />
Umsatzpotenziale voll ausschöpfen.<br />
Sicher ist, dass in Zeiten hoher Inflation gespart wird – zum<br />
Beispiel beim eigentlich dringend notwendigen Zahnersatz.<br />
Das hat unter Umständen auch Auswirkungen auf die Zahnarztpraxen.<br />
Denn mit weniger Umsatz lassen sich die stark<br />
gestiegenen Kosten für das Team, die Praxismiete oder auch<br />
die Materialien nur noch schlecht oder sogar gar nicht mehr<br />
finanzieren. Irgendwann hilft es auch nicht mehr, die Praxisabrechnung<br />
zu optimieren oder noch intensivere Patientengespräche<br />
zu führen, die immer mehr Verkaufsgesprächen<br />
ähneln.<br />
tl;dr: Mit der DGBZ und den individuellen Konzeptlösungen<br />
inklusive Handlungsempfehlungen erhalten Zahnarztpraxen<br />
branchenspezifisches Fachwissen an die Hand, das dabei hilft,<br />
die Patienten abzuholen und diese mit dem notwendigen<br />
UND finanzierbaren Zahnersatz zu versorgen.<br />
Mehr Informationen finden Sie unter www.dgbz.de.<br />
Oder Sie besuchen die DGBZ direkt auf der IDS in Köln<br />
(Halle 5.2, Stand D 012). Das Team freut sich auf Sie!<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
12<br />
ZAHNTECHNIK<br />
40<br />
Monolithische Restaurationen im<br />
Front- und Seitenzahnbereich: Eine<br />
Patientin, zwei Möglichkeiten<br />
Anhand der umfangreich dokumentierten, zahntechnischen Lösung eines Patientenfalls wird die<br />
Anfertigung monolithischer Lithium-Disilikat-Restaurationen vorgestellt. Sowohl für den Front- als<br />
auch den Seitenzahnbereich wurden vollanatomische Restaurationen gewählt, die sich allerdings in<br />
ihren Herstellungswegen unterscheiden. Zunächst stehen die Diagnose, die Planung und die manuell<br />
erstellten Frontzahnrestaurationen im Fokus, im Anschluss verlagert sich der Schwerpunkt auf die<br />
implantatprothetische Versorgung in regio 16, die mithilfe der CAD/CAM-Technik angefertigt wurde.<br />
Es wird aufgezeigt, wie sich beide Herstellungswege perfekt in Einklang bringen lassen.<br />
Text / Bilder ZTM Roger Zünd, St. Gallen/Schweiz<br />
Bei der Herstellung einer vollkeramischen Restauration werden<br />
zwei Vorgehensweisen unterschieden: traditionelle und<br />
innovative. Bei Einzelkronen im Frontzahnbereich führt meiner<br />
Ansicht nach kein Weg am traditionellen presskeramischen<br />
Vorgehen vorbei. Mit dem polychromatischen Rohling IPS<br />
e.max Press Multi (Ivoclar) ist es beispielsweise möglich, für den<br />
Frontzahnbereich eine presstechnisch gefertigte Versorgung<br />
im „Luxussegment“ anzubieten, die ihren Preis wert ist. Denn<br />
es stellt sich die Frage, ob ein Patient wirklich eine aufwendig<br />
geschichtete Krone von einer „einfachen“, bemalten Krone<br />
unterscheiden kann? Dies dürfte mit den uns zur Verfügung<br />
stehenden modernen Materialien unwahrscheinlich sein.<br />
Aber nicht nur die Farbwirkung, sondern auch die Form der<br />
Zähne ist elementarer Bestandteil der ästhetischen Wirkung<br />
einer Restauration. Die Anwendung von Programmen wie<br />
Keynote oder PowerPoint (nach dem Digital Smile Design<br />
von Dr. Christian Coachman) oder die Erstellung eines Waxups<br />
auf dem Modell gehören zu den wesentlichen Bestandteilen<br />
des zahntechnischen Knowhows. Mein Weg, ein<br />
optimales Restaurationsergebnis zu erarbeiten, besteht aus:<br />
Wax-up, Mock-up, Konstruktion der Versorgung (manuell<br />
oder digital), Pressen, Bemalen und Glasieren.<br />
Die Herausforderung des Patientenfalls<br />
Einer Frau aus dem Land des Lächelns ihr natürliches Lachen<br />
zurückgeben – das war meine Aufgabe bei diesem Patientenfall<br />
(Abb. 1). Die Patientin ist Taiwanesin, was die<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
ZAHNTECHNIK 13<br />
1 2 3<br />
Situation zu einer kleinen Herausforderung werden ließ.<br />
Gesichts- und Zahnformen von Asiaten unterscheiden sich<br />
deutlich von denen der Europäer 4 . In Zusammenarbeit mit<br />
dem Zahnarzt Dr. Lukas Enggist und dem Zahntechniker Jürgen<br />
Seger konnte dieses Projekt erfolgreich umgesetzt werden.<br />
Besonders interessant war es, Erfahrungen mit einer<br />
neuen Technik (IPS e.max Press Multi) zu sammeln, was in<br />
Kombination mit einer geduldigen Patientin zu einer gelungenen<br />
Fotodokumentation führte. Für den Front- und Seitenzahnbereich<br />
wurde als Material IPS e.max Lithium-Disilikat-Glaskeramik<br />
gewählt. Beide Indikationen sollten zwar<br />
monolithisch umgesetzt werden, bei der Fertigung wurden<br />
jedoch zwei Wege avisiert.<br />
Die Ausgangssituation<br />
Die 51-jährige Patientin litt am ästhetischen Erscheinungsbild<br />
ihrer oberen Frontzähne und wünschte eine neue Versorgung.<br />
Zudem erhoffte sie sich eine Verbesserung der Kaufunktion<br />
in regio 16. Die allgemeine Anamnese und Befragung ergab<br />
(Abb. 2), dass die Patientin vor 20 Jahren eine Zahnfraktur<br />
im Oberkiefer erlitten hatte. Sie wurde in Taiwan zahnärztlich<br />
versorgt. Funktionell wurden keine Auffälligkeiten entdeckt.<br />
Parafunktionen waren nicht bekannt. Das Kiefergelenk<br />
war ohne pathologischen Befund. Um einen reibungslosen<br />
Behandlungsablauf zu gewährleisten, wurde ein schrittweiser<br />
Behandlungsplan aufgestellt. Die prothetische Therapie<br />
sollte erst nach entsprechender Vorbehandlung erfolgen.<br />
Primäre Probleme:<br />
• Parodontitis marginalis<br />
• Insuffiziente Wurzelfüllung<br />
• Stumpffarbe (verfärbte Wurzeln)<br />
• Kurze Papillen, schwarze Dreiecke zwischen den Zähnen<br />
11, 12<br />
• Gummy Smile<br />
• Asiatische Gesichts- und Zahnform<br />
Sekundäre Probleme:<br />
• Kontaktpunkte<br />
• Rohlingsauswahl<br />
• Funktion und Phonetik<br />
Die intraorale Diagnose der Oberkieferfrontzähne 12<br />
bis 22 ergab:<br />
• Verblendkeramikkronen, wenig Restzahnsubstanz<br />
• Zähne 12, 11, 22 waren wurzelbehandelt (unzureichend)<br />
• verfärbtes Dentin, das sich nicht weiter aufhellen lässt<br />
• periapikale Aufhellungen<br />
• dicker Gingivatyp<br />
• flache Papillen, hohe Lachlinie (Gummy-Smile)<br />
Die intraorale Diagnose der Seitenzähne ergab:<br />
• diverse Füllungen und eine Karies (distal) an Zahn 17<br />
• Keramikkrone auf Zahn 46<br />
• fehlende Zähne 36, 16<br />
• wurzelbehandelte Zähne 37, 46<br />
• offene Furkation an Zahn 46<br />
• Knochendefekte in regio 17, 46, 47, 48<br />
• tiefe Parodontaltasche an Zahn 17 (Eiter bei Sondierung)<br />
Behandlungsziele<br />
Die Behandlungsziele waren eine deutliche Verbesserung<br />
der dentalen Ästhetik im Oberkiefer-Frontzahnbereich, der<br />
Aufbau einer funktionierenden Kaueinheit im ersten Quadranten<br />
sowie zunächst die Schaffung stabiler parodontaler<br />
Verhältnisse.<br />
Bezüglich der optimalen ästhetischen Gestaltung der Zähne<br />
wurde ein ungewöhnlicher Weg gewählt. Grundsätzlich hat<br />
Ästhetik viel mit Wahrnehmung zu tun; bekanntlich liegt<br />
Schönheit im Auge des Betrachters. Schönheit bedeutet<br />
Individualität und Durchschnitt 3 . In diesem Fall war die asiatische<br />
Herkunft der Frau eine kleine Herausforderung für<br />
die Gestaltung einer optimalen Zahnform. Daher haben<br />
wir entschieden, zwei unterschiedliche Restaurationen zu<br />
schaffen und letztlich der Patientin die Wahl zu überlassen.<br />
Um das perfekte ästhetische Ergebnis zu erhalten, gestalteten<br />
wir zwei Varianten von Zahnformen: den „Asia-Style“<br />
(Roger Zünd) und den „Euro-Style“ (Jürgen Seger). Ziel dieser<br />
Übung war, ästhetische Zahnmedizin emotional zu erleben<br />
und praktische Erfahrung im Umgang mit der neuen<br />
Presstechnologie zu sammeln. »<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
14 ZAHNTECHNIK<br />
4a 4b 5<br />
6<br />
7<br />
Präparationsform für Vollkeramikkronen<br />
8<br />
Die präprothetische Behandlung<br />
Nach der Zahnreinigung, Einweisung in die Mundhygiene<br />
und der parodontologischen Behandlung wurden die vier<br />
Metallkeramikkronen im Frontzahngebiet mit einem Hartmetallbohrer<br />
aufgetrennt und entfernt. An den Zähnen 12 bis 22<br />
erfolgte eine Endorevision. Es wurde ein Langzeitprovisorium<br />
für die Weichgewebetherapie und das Bleaching erstellt.<br />
Nach der Extraktion von Zahn 17 modellierte ich ein Waxup<br />
und fertigte eine Bohrschablone. Mit dieser Schablone<br />
konnte das Implantat in regio 16 so wenig invasiv wie möglich<br />
inseriert werden. Als provisorische Versorgung wurde<br />
hier eine Hybrid-Abutmentkrone aus PMMA (Telio CAD)<br />
gefertigt. Wir haben uns für eine verschraubte Implantat-<br />
Restauration entschieden, da die Patientin eine „behandelte“<br />
Parodontitis hatte. Nach dem Erstellen neuer, adhäsiver<br />
Komposit-Aufbaufüllungen im Frontzahnbereich wurden die<br />
Zähne nochmals nachpräpariert und die Langzeitprovisorien<br />
eingegliedert (Abb. 3).<br />
Eine Kronenpräparation für vollkeramische Versorgungen<br />
muss eine entsprechende Retentionsform aufweisen<br />
(Stumpfhöhe mindestens 4 mm, Präparationswinkel 6 bis 10<br />
Grad). In diesem Fall wurden eine zirkuläre Stufe von etwa 1<br />
mm Breite, eine ausgeprägte Hohlkehle sowie abgerundete<br />
Kantenwinkel und Platz für eine ausreichende zirkuläre Kronenwandstärke<br />
(1,5 mm) geschaffen. Die Patientin wurde mit<br />
provisorischen Kronen aus Laborkomposit (SR Nexco) versorgt.<br />
Mithilfe der Kronen sollten das Weichgewebe modelliert<br />
und die Papillen „hochgezogen“ werden.<br />
Die Fallplanung<br />
Spuren lesen: Die Zahnfarbbestimmung<br />
Die Farbbestimmung für die vollkeramischen Restaurationen<br />
wurde im Mund der Patientin vorgenommen (Abb. 4). Eine<br />
Kontrolle im Unterkiefer bestätigte die Farbwahl A2. Zusätzlich<br />
wurden individuelle Farbnotierungen in einem Malfarbendiagramm<br />
aufgezeichnet. Spezialeffekte wie Mamelons,<br />
weiße Flecken und ein leichter Halo-Saum werden der Frontzahnrestauration<br />
ein natürliches Aussehen geben.<br />
Spuren lesen: Ästhetik-Analyse<br />
Mit den provisorischen Kronen im Mund wurde eine Gesichtsanalyse<br />
vorgenommen. Anhand von Porträtaufnahmen wurden<br />
folgende Parameter evaluiert: relaxed lips, smile, big smile,<br />
stretched smile. Die Abbildung 5 verdeutlicht den „Gummy<br />
Smile“ (Zahnfleischlächeln) der Patientin 7 . Hinsichtlich der<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
ZAHNTECHNIK<br />
15<br />
9 10<br />
11 12<br />
vertikalen und horizontalen Bestimmungslinien kann man festhalten,<br />
dass die Gesichtsmitte niemals eine schnurgerade Linie<br />
ergibt oder vollkommen senkrecht zur Bipupilarlinie steht. Der<br />
menschliche Körper weist lauter Asymmetrien auf, die auch<br />
in diesem Fall die Individualität des Patienten prägen. Zuverlässige<br />
Orientierungspunkte bei der Evaluierung der Ästhetik-<br />
Linien sind die faziale Mittellinie, die Bipupillarlinie, die Inzisalebene<br />
und der Unterlippenverlauf (Abb. 6). Um harmonische<br />
Gesichtszüge zu erarbeiten, sind horizontale Grundlinien,<br />
die Lippenschlusslinie, Bipupillarlinie und die vertikale Linie<br />
(Gesichtsmitte) Grundvoraussetzungen. Diese Referenzlinien<br />
zusammen mit einem herkömmlichen Präsentationsprogramm<br />
(zum Beispiel PowerPoint) genügen, um eine präzise Gesichtsanalyse<br />
zu erstellen (Abb. 7).<br />
Asiatische Gesichts- und Zahnform<br />
Zähne von Europäern und Asiaten sind unterschiedlich 4 . Bei<br />
einem Vergleich der Zahnformen fällt auf, dass die Frontzähne<br />
von Asiaten meistens etwas länger sind. Bei der<br />
Zahnbreite gelten weltweit die gleichen Regeln, denn der<br />
Goldene Schnitt wird in der Zahnmedizin als Grundlage der<br />
verschiedenen Zahnkronenbreiten benutzt. Es handelt sich<br />
um ein Proportionsverhältnis, das von Menschen als schön<br />
empfunden wird 5 . Die Abbildung 9 zeigt das Raster des Goldenen<br />
Schnittes 1/1,618 = 0,618, das in wenigen Schritten<br />
in das Präsentationsprogramm übertragen werden kann.<br />
Auch in diesem Fall wurde das Programm dafür genutzt, die<br />
Dimension der Wachsmodellation zu kontrollieren. Um einen<br />
Anhaltspunkt für die Gestaltung der distalen Randleisten der<br />
beiden Inzisivi zu erhalten, wurden die Gesichtsproportionen<br />
hinzugezogen 5 . Auf dem Porträtbild wurden drei Punkte<br />
definiert und bogenförmig miteinander verbunden: Stirnhöcker-Punkt,<br />
Jochbein-Vorsprung, Verbindungspunkt zum UK-<br />
Winkel. Die so entstandene Verbindung wurde umgekehrt<br />
proportional auf die distale Randleiste projiziert und damit<br />
deren Verlauf definiert (Abb. 10).<br />
Monolithische Restaurationen für<br />
Front- und Seitenzahnbereich<br />
Für die Umsetzung entschieden wir uns für Lithium-Disilikat<br />
(IPS e.max). Es ist biokompatibel, hat eine hohe Festigkeit,<br />
gewährt ausgezeichnete ästhetische Ergebnisse und eliminiert<br />
unerwünschte korrosive Reaktionen. Bezüglich der<br />
Fertigung galt es zwischen der Frontzahnrestauration und<br />
der Implantatkrone in regio 16 zu differenzieren. Generell<br />
zählen die Presstechnik und die CAD/CAM-Fertigung zu<br />
den präzisesten Vorgehensweisen. Beide Techniken sind<br />
eine gute Möglichkeit, um günstigen Prothesenzähnen trotzen<br />
zu können, und gehören meiner Ansicht nach in jedes<br />
Laborportfolio. Wir können – egal ob digital oder manuell<br />
– individuell agieren und die Restauration exakt für den<br />
Patienten konzipieren. In diesem Fall wollten wir im Frontzahngebiet<br />
von der Presstechnik profitieren und bei der Fertigung<br />
der Implantatkrone im Seitenzahnbereich die Vorteile<br />
der CAD/CAM-Technik nutzen. Denn neben der hohen<br />
Ästhetik sollte die Wirtschaftlichkeit nicht außer Acht gelassen<br />
werden. Daher entschieden wir uns dafür, alle Restaurationen<br />
vollanatomisch zu fertigen. Nun mögen manchem<br />
Zahntechniker bei der vollanatomischen Herstellung von<br />
Frontzahnkronen Zweifel kommen. Allerdings steht hierfür<br />
seit längerer Zeit eine besondere Materialvariante zur Verfügung:<br />
IPS e.max Press Multi. »<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
16 ZAHNTECHNIK<br />
13 14 15<br />
Presstechnische Umsetzung<br />
Die vier Frontzahnkronen wurden entsprechend der Planung<br />
in Wachs modelliert (Abb. 11). Wichtig war unter anderem,<br />
die dunklen Approximalräume zu verschließen und die Ausformung<br />
der Kronen im labialen und im zervikalen Bereich<br />
auf dem Alveolarmodell zu prüfen.<br />
Die Zahnfleischkontur wurde mit dem Skalpell freigelegt<br />
und die Modellation angepasst. Für die presstechnische<br />
Umsetzung wird für den IPS e.max Press Multi ein spezielles<br />
Anstiftverfahren mit entsprechendem Zubehör angeboten.<br />
Im Gegensatz zu „normalen“ Pressrohlingen (einfarbig) ist<br />
der Multi-Rohling polychromatisch, und der Farbverlauf muss<br />
entsprechend auf die Kronen übertragen werden.<br />
Beim Anwachsen der Wachsobjekte ist es ratsam, die Einzelzahnkronen<br />
gleichmäßig von distal anzustiften, sodass der<br />
Farbverlauf nach dem Pressen übertragen werden kann. Im<br />
Unterschied zum Pressen monochromatischer Rohlinge werden<br />
die Wachsobjekte seitlich an der Muffelbasis angestiftet.<br />
Gemäß der Arbeitsanleitung kann die Wachs-Vorlage<br />
von distal oder mesial an die Wachsmodellation adaptiert<br />
werden (Abb. 12). In diesem Fall entschied ich mich aus zwei<br />
Gründen für den distalen Bereich:<br />
1. Die mesialen Kontaktpunkte benötigen mehr Zeit zur<br />
Ausarbeitung.<br />
2. Der Farbverlauf (Dentin/Schneide) der Glaskeramik ist an<br />
der Anstiftung rund, ähnlich wie bei der distalen<br />
Wölbung des natürlichen Zahnes.<br />
Folgende Punkte sind beim Anstiften einer Modellation für<br />
die Umsetzung mit einem IPS e.max Press Multi-Rohling zu<br />
beachten:<br />
• Modellation vertikal mittig anstiften.<br />
• Die Wachs-Pattern-Ansätze mit der konischen Seite nach<br />
inzisal an das Wachsobjekt drücken.<br />
• Die Anstiftung nach labial ausrichten, damit der Farbverlauf<br />
im sichtbaren Bereich optimal ist.<br />
• Die Übergänge rund gestalten, sodass beim Einbetten<br />
keine Einbettmassenkanten entstehen.<br />
Zum Einbetten wird die Muffelbasis 200 g verwendet. Auch<br />
hier sind einige Dinge zu beachten:<br />
• Die Länge der Wachs-Vorlage zwischen Muffelbasis und<br />
Objekt muss mindestens 3 mm betragen.<br />
• Spalten zwischen Wachs-Pattern und Muffelbasis müssen<br />
verschlossen werden, um ein Einfließen von Einbettmasse<br />
zu verhindern.<br />
• Das maximale Wachsgewicht von 1,0 g nicht überschreiten.<br />
• Nicht benötigte Muffel-Schlitze mit Wachs verschließen.<br />
Das Einbetten erfolgte mit der Einbettmasse IPS PressVest<br />
Premium. Aufgrund der Position der angestifteten Wachsobjekte<br />
besteht keine Gefahr von Lufteinschlüssen; deshalb<br />
kann bei Frontzahnkronen der Silikonring bereits aufgesetzt<br />
werden. Trotzdem sollte die Einbettmasse langsam in die<br />
Muffel eingefüllt und Bläschen verhindert werden.<br />
Nach Ablauf des Vorwärmzyklus (eine Stunde bei 850 °C)<br />
wurde die heiße Muffel neben dem bestückten Pressofen<br />
platziert und der kalte Rohling mit der unbedruckten Seite<br />
voran in die Muffel gegeben. Anschließend wurde der<br />
ebenfalls kalte Einwegstempel mit der abgeflachten Seite<br />
nach unten platziert und zuletzt der Alox-Kolben positioniert.<br />
Um ein zu starkes Abkühlen der Muffel zu verhindern,<br />
sollte dieser Vorgang nicht länger als 30 Sekunden dauern.<br />
Pressen, Ausbetten und Ausarbeiten der Form und Textur<br />
erfolgten wie gewohnt.<br />
Charakterisierung der Frontzahnkronen<br />
Die finalen ästhetischen Feinheiten wie Chroma, Verfärbungen<br />
und Mamelons wurden mit den abgestimmten IPS<br />
Ivocolor Shades und Essences mit zwei Charakterisierungsbränden<br />
erreicht. Um die vollkeramischen Restaurationen<br />
farblich optimal gestalten zu können, war es in diesem Fall<br />
notwendig, zahnfarbene Stümpfe herzustellen (Abb. 13 und<br />
14). Denn je dünner die Labialfläche ist, desto heller wird das<br />
Material. Speziell bei dünnen Kronen (> 1 mm) resultiert die<br />
Endzahnfarbe zu 99 Prozent aus der darunter liegenden Restzahnsubstanz.<br />
Deshalb ist es wichtig, mit dem IPS Natural Die<br />
Material-Farbschlüssel die Farbe der natürlichen Zahnstümpfe<br />
zu bestimmen.<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
ZAHNTECHNIK<br />
17<br />
16 17<br />
18 19<br />
Maltechnik – Weniger ist mehr<br />
Mit den speziellen Malfarben (Shades und Essences) des IPS<br />
Ivocolor-Sortiments lassen sich jeder Farbton und jede Charakteristik<br />
applizieren. Voraussetzung dafür ist ein gut vorbereiteter<br />
Malgrund. So konnten im ersten Brand dunklere<br />
Zonen mit IPS Ivocolor Shade Dentin 2 sowie helle und bläuliche<br />
Schneidebereiche mit Shade Incisal 1 und Shade Incisal<br />
2 perfekt und der gewünschten Zahnfarbe A2 entsprechend<br />
imitiert werden. Im zweiten Charakterisierungsbrand<br />
wurden feinste Risse, Kalkflecken und Mamelonstrukturen<br />
aufgetragen. Dazu habe ich die pulverförmigen Essenzen<br />
mit dem dazugehörigen IPS Ivocolor Essence Fluid angemischt.<br />
Das Essence-Fluid ist durch seine spezielle Organik<br />
etwas öliger und eignet sich daher meiner Meinung nach<br />
optimal für die punktuelle Bemalung.<br />
In den meisten Fällen genügt ein Malfarbenbrand. Allerdings<br />
war es in dieser Situation sinnvoll, zuerst einen „horizontalen“<br />
Farbgebungsbrand (kurzer Charakterisierungsbrand)<br />
vorzunehmen, mit dem die Farben fixiert wurden. Danach<br />
konnten „vertikale“ Effekte wie zarte Sprünge oder Mamelons<br />
aufgetragen werden, ohne Gefahr zu laufen, die horizontalen<br />
Effekte zu verwischen. Die Brandführung der beiden<br />
Brände: 710 °C, 1 Minute Haltezeit mit Vakuum. Zur finalen<br />
Begutachtung und Farbkontrolle wurden die Kronen mit<br />
IPS Ivocolor Mixing Liquid gefüllt und auf die zahnfarbenen<br />
Kunststoffstümpfe platziert. Sind zu diesem Zeitpunkt keine<br />
Verbesserungen mehr nötig, kann der Glanzbrand mit einer<br />
fluoreszierenden Glasurmasse (IPS Ivocolor Glaze Paste FLUO)<br />
vorgenommen werden, so auch in diesem Fall (Abb. 15).<br />
Die Qual der Wahl<br />
Zum Zeitpunkt des Eingliederns der vier Frontzahnrestaurationen<br />
standen der Patientin zwei Varianten zur Auswahl. Eine<br />
Versorgung im „Asia-Style“ und die andere im „Euro-Style“.<br />
Beide Restaurationen wurden presstechnisch aus IPS e.max<br />
Press Multi-Rohlingen als monolithische Kronen realisiert.<br />
Der Unterschied bestand lediglich in der Zahnform. Für welche<br />
Kronen würde sich die Patientin entscheiden? Die sprichwörtliche<br />
„Qual der Wahl“ wird nachfolgend beschrieben.<br />
Die Herausforderung bei der Lösung dieses Patientenfalles<br />
bestand unter anderem darin, einer Frau aus dem Land<br />
des Lächelns ihr natürliches Lächeln wiederzugeben (Abb.<br />
16). Nachdem die präprothetische Phase erfolgreich abgeschlossen<br />
war, konnten die prothetischen Restaurationen<br />
angefertigt werden. Im oberen Frontzahngebiet (22 bis 12)<br />
sollten vollkeramische Kronen das ästhetische Aussehen der<br />
Patientin verbessern. Im Seitenzahngebiet war für regio 16<br />
eine Implantatkrone zu fertigen. Beide Indikationen sollten<br />
monolithisch erstellt werden, wobei zwei verschiedene Wege<br />
zum Ziel führten: Tradition (Presstechnik) und Innovation<br />
(CAD/CAM). Die Materialentscheidung fiel auf die Lithium-<br />
Disilikat-Glaskeramiken IPS e.max Press und CAD. Sowohl<br />
die Presstechnik als auch die CAD/CAM-Fertigung gehören<br />
zu den präzisesten Vorgehensweisen und sind eine gute<br />
Möglichkeit, günstigen Prothesenzähnen trotzen zu können.<br />
Durch die monolithische Fertigung mittels Presstechnik können,<br />
im Vergleich zu einer geschichteten Arbeit, vier Frontzahnkronen<br />
um bis zu 35 Prozent schneller (aktive Arbeitszeit)<br />
und zirka 30 Prozent günstiger (Materialkosten) hergestellt<br />
werden. »<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
18 ZAHNTECHNIK<br />
20 21 22<br />
<strong>23</strong><br />
24 25 26<br />
Die Eingliederung der Frontzahnkronen<br />
Zur Begutachtung und Farbkontrolle wurden die vollkeramischen<br />
Kronen mit Mixing Liquid gefüllt und auf zahnfarbenen<br />
Komposit-Stümpfen platziert. Es waren keine Verbesserungen<br />
notwendig, sodass der Glanzbrand (fluoreszierende<br />
Glasurpaste) vorgenommen werden konnte. Somit stand<br />
die Patientin vor der Wahl, welche der beiden erstellten<br />
Frontzahnformen ihrer Vorstellung entsprach. Beide Restaurationen<br />
zeigten ein lebendiges internes Farbspiel. Die<br />
lichtoptischen Eigenschaften der monolithischen Restaurationen<br />
ähneln denen von natürlichen Zähnen. Die Farbe entsprach<br />
exakt den Vorstellungen der Patientin. Farbe, Form<br />
und Oberfläche harmonieren perfekt mit den natürlichen<br />
Zähnen (Abb. 17). Sowohl der Helligkeitswert als auch charakteristische<br />
Einzelheiten der Formgebung konnten sehr<br />
gut adaptiert werden. Die Homogenität der Oberfläche und<br />
sehr schöne Lichtdynamik vervollständigen das Gesamtbild<br />
2<br />
. Selbst feine Mamelons im inzisalen Bereich konnten so<br />
nachgebildet werden, dass sie zwar vorhanden sind, sich<br />
aber fast unsichtbar in den „Zahn“ einfügen (Abb. 18).<br />
Auch die Oberflächenbeschaffenheit lässt keine Wünsche<br />
offen: glatte, homogene Flächen, die einen natürlichen<br />
Glanzgrad aufweisen.<br />
Formstudie<br />
Fragt man einen Architekten, was ein Haus ausmacht, antwortet<br />
dieser oft: „die Lage“. Bei Zähnen – speziell in diesem<br />
Fall – ist es die Form. Bei der Einprobe fertigten wir<br />
Porträtfotos an, um diese mit der Patientin am Computer<br />
analysieren zu können (Abb. 19 bis 21). Was eine Zahnform<br />
ausmacht, hängt nicht nur von spezifischen Eigenschaften<br />
ab, sondern auch von der Empfindsamkeit, den Gefühlen<br />
und Eindrücken des Betrachters 5 . Die Patientin lebt schon<br />
seit mehr als einem Jahrzehnt in Europa. Vielleicht war das<br />
einer der Gründe, warum sie sich für die schlichte westliche<br />
Variante („Euro-Style“) entschied. Vor der definitiven Befestigung<br />
wurden die Kronen konditioniert und die präparierten<br />
Zahnstümpfe gereinigt. Das Eingliedern der einzelnen<br />
Kronen erfolgte mit dem adhäsiven Befestigungskomposit<br />
Multilink Automix. Die monolithischen Kronen fügen hinsichtlich<br />
ihrer Farbe und Form sehr natürlich in den Mund<br />
der Patientin ein. Die Vorbehandlung der glaskeramischen<br />
Kronen wurde mit dem neuen und innovativen Einkomponenten-Keramikprimer<br />
Monobond Etch & Prime vorgenommen.<br />
Dieser ätzt und silanisiert Glaskeramik-Oberflächen in<br />
nur einem Arbeitsgang und reinigt die Oberfläche gleichzeitig<br />
auch von Speichelrückständen. Das heikle Ätzen mit<br />
Flusssäure entfällt somit.<br />
Herstellung der implantatprothetischen<br />
Versorgung in regio 16<br />
Auch für die prothetische Versorgung des Implantates in regio<br />
16 war Krone geplant. Die Umsetzung sollte CAD/CAMgestützt<br />
erfolgen. Das war eine ideale Indikation für eine<br />
einteilige monolithische Hybrid-Abutmentkrone aus Lithium-<br />
Disilikat. Studien belegen, dass bei 97 Prozent der IPS e.max<br />
CAD-Restaurationen kein Chipping auftritt 6 . Während der<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
ZAHNTECHNIK<br />
19<br />
27 28 29<br />
30 31 32<br />
33 34 35<br />
Einheilzeit des Implantats in regio 16 wurde das Weichgewebe<br />
entsprechend „modelliert“ (Tissue Shaping, Abb. 22). Hierfür<br />
diente unter anderem die provisorische PMMA-Versorgung<br />
aus Telio CAD.<br />
Schleifen der monolithischen Restauration<br />
Das periimplantäre Gewebe sollte nach dem Einsetzen der<br />
finalen Hybrid-Abutmentkrone von dieser stabilisiert werden.<br />
Um das erarbeitete Emergenzprofil zuvor exakt erfassen<br />
zu können, wurde ein individualisierter Abformpfosten<br />
gefertigt. Hierfür musste die provisorische Krone auf dem<br />
Modellanalog befestigt und der zervikale Anteil mit Silikon<br />
abgeformt werden. Diese Form wurde anschließend mit<br />
einem fließfähigen, lichthärtenden Komposit aufgefüllt (Abb.<br />
<strong>23</strong>). Nach dem Digitalisieren des Implantatmodells wurde die<br />
Hybrid-Abutmentkrone in der Designsoftware des inLab-<br />
Systems konstruiert (Abb. 24) und anschließend aus einem<br />
IPS e.max CAD Lithium-Disilikat-Block der Farbe LT A2 A16(L)<br />
geschliffen (Abb. 25).<br />
Dieser CAD-Block weist eine vorgefertigte Schnittstelle auf,<br />
die exakt auf die Titanbasis (TiBase) passt. Da das Lithium-<br />
Disilikat im Block noch nicht komplett auskristallisiert ist,<br />
lässt sich das Material in diesem sogenannten „blauen“<br />
Zustand in der Schleifeinheit ideal bearbeiten. Nach dem<br />
Schleifprozess wurde die Krone manuell weiterbearbeitet,<br />
die Kontaktpunkte im Artikulator geprüft und eingeschliffen.<br />
Schritt für Schritt können im vorkristallisierten Zustand<br />
zum Beispiel die Makro- und/oder die Mikrostruktur auf<br />
effizientem Weg eingearbeitet werden (Abb. 26 bis 29). Die<br />
Abbildung 30 zeigt die final erarbeitete Krone in der blauen<br />
Phase. Damit es während des Kristallisationsbrandes nicht<br />
zu Deformationen kommt, wurde die Krone auf einem speziellen<br />
Siliziumnitrid-Träger (IPS e.max CAD Crystallization »<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
20 ZAHNTECHNIK<br />
36 37<br />
38 39<br />
Tray, Ivoclar) mit der dazugehörigen speziellen Paste (IPS<br />
Object Fix, Ivoclar) sowie dem dazugehörigen speziellen Pin<br />
platziert (Abb. 31). Nach dem Öffnen des Ofens zeigte die<br />
kristallisierte Krone ihre endgültige Farbe und hat auch ihre<br />
Endfestigkeit erreicht 2 .<br />
Individuelle Farbgebung<br />
Um der Krone eine individuelle Farbgebung zu verleihen,<br />
wurden zunächst der Zahnkörper und die Kaufläche bemalt<br />
(Abb. 32 und 33). Es empfiehlt sich, hierfür die IPS Ivocolor<br />
Shades und Essences zu verwenden. Zur Verbesserung<br />
der Benetzbarkeit kann die Krone zuvor mit Mixing Liquid<br />
befeuchtet werden; so wird ein sanftes Ineinanderlaufen<br />
der Farben erreicht. Die inzisalen Höcker wurden mit Shade<br />
Incisal 1 und Shade Incisal 2 im Verhältnis 50/50 bemalt und<br />
der Körper sowie die okklusale Fläche mit Shade Dentin 2.<br />
Der zweite Malfarbenbrand diente dem Applizieren der<br />
eher punktuellen Effekte. Der Bereich der Fossa wurde<br />
nochmals mit „copper“ verstärkt, etwas „creme“ für die<br />
höchsten Stellen der Höcker verwendet und am tiefsten<br />
Punkt der Fissur Essence mahogany platziert. Der abschließende<br />
Glanzbrand erfolgte nach dem Auftrag einer leichten<br />
Schicht unverdünnter Glasurmasse mit einer Haltezeit von<br />
1:00 Minute und einer Langzeitabkühlung auf 600 °C. So<br />
konnte eine Spannung im Material ausgeschlossen werden.<br />
Nach dem Brand wurden Ungenauigkeiten – insbesondere<br />
im Bereich des Emergenzprofils – entfernt und die Krone mit<br />
einer Hochglanzpolierpaste poliert (Abb. 34 und 35).<br />
Verklebung mit der Titanbasis<br />
Um aus der CAD/CAM-Krone eine Abutmentkrone werden<br />
zu lassen, musste sie mit der für das Implantatsystem passenden<br />
Titanbasis verklebt werden. Für diesen Vorgang wurden<br />
die Verbundflächen wie folgt vorbereitet:<br />
• Emergenzprofil und Schraubenkanal der Titanbasis mit<br />
Wachs oder Silikon abdecken<br />
• Klebefläche der Titanbasis mit geringem Druck mit Aluminiumoxid<br />
abstrahlen (Herstellerangaben beachten)<br />
• die Titanbasis mit Monobond Plus konditionieren (60 Sekunden<br />
einwirken lassen, dann Überschüsse trockenblasen)<br />
• Lithium-Disilikat-Klebefläche mit dem selbstätzenden<br />
Glaskeramik-Primer (Monobond Etch & Prime) vorbehandeln<br />
(auftragen und für 20 Sekunden einreiben, dann 40<br />
Sekunden einwirken lassen, mit Wasser abspülen und Restaurationen<br />
für zirka 10 Sekunden trocknen)<br />
Die Verklebung von Krone und Titanbasis erfolgte mit einem<br />
für diese Indikation optimierten selbsthärtenden Komposit<br />
(Multilink Hybrid Abutment). Dieses Material besticht durch<br />
seine hohe Opazität, mit der sich die graue Klebebasis optimal<br />
kaschieren lässt und das zudem eine hohe Verbundfestigkeit<br />
bietet. Die Krone konnte nach dem Verkleben und Versäubern<br />
der Klebefuge auf das Implantat geschraubt werden (Abb. 36).<br />
Der Schraubenkanal wurde mit dem Füllungskomposit Tetric<br />
EvoCeram verschlossen. Die verwendeten Materialien und die<br />
Verarbeitungsweise zählen heute zu den sichersten Lösungen<br />
für die prothetische Versorgung von Implantaten. Im IPS e.max<br />
Scientific Report Vol. 2 findet man verschiedene wissenschaftliche<br />
Studien mit Lithium-Disilikat auf Implantaten 6 . In diesem<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
ZAHNTECHNIK<br />
21<br />
Fall sind die gingivalen Verhältnisse direkt nach dem Eingliedern<br />
sehr aussagekräftig und animieren mich, die Vorgehensweise<br />
weiter zu verfolgen.<br />
Abschlussbetrachtung<br />
Die Patientin wurde nach der restaurativen Vorbehandlung und<br />
der entsprechenden Hygienisierung auf einem wirtschaftlich<br />
sehr interessanten Weg prothetisch hochwertig neu versorgt.<br />
Die vier monolithischen Kronen im oberen Frontzahnbereich<br />
fügten sich natürlich in den Mund ein (Abb. 37). Ebenso<br />
zeigte die Implantatkrone in regio 16 ein ästhetisch sowie<br />
funktionell erstklassiges Ergebnis. Die Weichgewebe<br />
schmiegten sich perfekt an die Restaurationen an.<br />
Klinische Beurteilung<br />
Fazit<br />
Hochwertiger Zahnersatz kann nur dann perfekt sein, wenn<br />
eine intensive Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt, Patient<br />
und Zahntechniker stattfindet. Die Patientin freut sich über<br />
ein optimales Ergebnis. Mit ihren „neuen Zähnen“ strahlt sie<br />
deutlich mehr Selbstbewusstsein aus und sie trägt ihre Zähne<br />
wieder gerne zur Schau. Die gezeigte Restauration soll unter<br />
anderem Appetit auf den polychromatischen Rohling IPS<br />
e.max Multi wecken. Langlebigkeit, Funktion und Ästhetik<br />
sind Argumente, um auch für den Frontzahnbereich über den<br />
monolithischen Weg nachzudenken. Es führen immer mehrere<br />
Wege zum Ziel. Die Frage ist letztlich nicht ob, sondern wie ein<br />
solches Ergebnis erreicht werden kann. Es gibt für alles eine<br />
Lösung. Man muss nur die individuell richtige Möglichkeit finden<br />
und dann konsequent den gewählten Weg gehen.<br />
Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />
Mit einem vertretbaren Aufwand, bei akzeptabler Invasivität,<br />
konnte ein ästhetisch überzeugendes und funktionell äußerst<br />
zufriedenstellendes Ergebnis erreicht werden. Seit die Patientin<br />
sich einer Parodontalbehandlung unterzogen hat und<br />
regelmäßig zum Recall erscheint, ist kein Attachmentverlust<br />
aufgetreten. Die Parodontitis wurde gestoppt. So ist auch das<br />
Knochenniveau um das Implantat stabil geblieben (Abb. 38).<br />
Obwohl der Zustand des Zahnes 46 zweifelhaft ist, konnte er<br />
bis heute gehalten werden. Neue kariöse Läsionen sind nicht<br />
aufgetreten. Die bestehenden Füllungen sind dicht. Die Patientin<br />
ist mit der Behandlung sehr zufrieden, sowohl was die<br />
Verbesserung des Kaukomforts als auch die Ästhetik und die<br />
Funktion der Frontzähne anbelangt. Der zahn- und implantatgestützte<br />
vollkeramische Zahnersatz integriert sich gut in<br />
die bestehende Zahnsubstanz.<br />
Technische Beurteilung<br />
Auch wenn im Frontzahnbereich nicht die von mir hergestellten<br />
Kronen im „Asia-Style“ eingesetzt wurden, bin ich sehr<br />
zufrieden. Wichtiger als eine Selbstbestätigung war mir die<br />
Erkenntnis, wie sich das neue Material (IPS e.max Press Multi)<br />
im Mund verhalten wird.<br />
Mein Fazit: Der polychromatische Pressrohling garantiert bei<br />
ausreichenden Platzverhältnissen eine hundertprozentige Farbsicherheit.<br />
Er wirkt im Mund sehr „knackig“ und durch sein<br />
hohes Chroma „säuft“ die Farbe nicht ins Grau ab. Der einzige<br />
Nachteil: Es werden wohl niemals Mamelons gepresst werden<br />
können. Doch mit der richtigen Maltechnik und der optimalen<br />
Formgebung ist das meiner Ansicht nach kein Problem (Abb.<br />
39). Zur Versorgung des Implantats in regio 16 haben wir uns<br />
für eine verschraubte Krone entschieden. Der Aufwand war<br />
sehr gering. Für den Front- als auch für den Seitenzahnbereich<br />
konnte somit eine wirtschaftlich sowie ästhetisch attraktive<br />
Lösung angeboten werden (Abb. 40).<br />
Roger Zünd<br />
Ztm. Roger Zünd erlangte nach seiner Ausbildung<br />
zum Zahntechniker den Zertifikatsabschluss<br />
als VZLS-Fachmann in den<br />
Bereichen Festsitzende und Abnehmbare<br />
Prothetik, Modellguss und Kieferorthopädie.<br />
2010 erwarb er den eidgenössischen<br />
Fachausweis Spezialist Zahntechnik Festsitzende<br />
Prothetik. Er war mehrere Jahre<br />
Geschäftsführer eines Praxislabors mit<br />
Schwerpunkt CAD/CAM und Metallfreie<br />
Restaurationen.<br />
Seit 2011 ist er im Ausbildungsbereich der<br />
Ivoclar Academy in Schaan/Liechtenstein<br />
als Experte und internationaler Referent<br />
tätig. Im Jahr 2014 erhielt er den Meistertitel<br />
und ist zudem diplomierter Fachmann<br />
im Bereich Unternehmensführung.<br />
—<br />
MDT,<br />
Head of Partner Lab Global Education<br />
Ivoclar Vivadent AG<br />
Bendererstraße 2<br />
9494 Schaan/Liechtenstein<br />
Tel.: +4<strong>23</strong> <strong>23</strong>5 36 20<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
22 DIGITALE ZAHNHEILKUNDE<br />
Finales Ergebnis<br />
3D Drucker Sol 170 von Voco im Praxistest<br />
Um die Lücke im digitalen Behandlungsworkflow zu schließen, hatten wir die Möglichkeit, in unserer<br />
Praxis den VOCO 3D-Drucker SolFlex 170 HD zu testen. Er stellt eine bezahlbare Option dar, die<br />
multipelsten Materialien zu drucken. So ist der Druck von flexiblen Bruxismusschienen, Zahn- und<br />
Kiefermodellen bis hin zu sterilisierbaren Bohrschablonen für die Implantologie möglich.<br />
Text / Bilder Dr. Benjamin Kette<br />
Voco SolFlex 170 HD<br />
Mit seiner Baufeldgröße von 121 x 68 mm können mehrere<br />
Objekte parallel gedruckt werden – und das bei einer platzsparenden<br />
kleinen Druckergrundfläche. Der Drucker nutzt einen<br />
auflösungsstarken HD-Beamer, der den Druck außerordentlich<br />
feiner, nahezu stufenloser Oberflächenstrukturen realisiert. Mit<br />
langlebiger DLP UV-Technik wird so hochpräzise und zuverlässig<br />
eine große Baufläche zeitsparend belichtet. Damit sind die<br />
gewünschten Restaurationen mit bis zu 120 mm pro Stunde<br />
auf dem SolFlex 170 HD schnell gefertigt. Die starre Materialwanne<br />
des SolFlex 170 HD – die sogenannte PowerVat – erlaubt<br />
eine praktische Materiallagerung: Das vereinfacht das Handling<br />
und ermöglicht weitere Druckjobs zu späteren Zeitpunkten. Die<br />
Materialwanne ist verschleißfrei und damit äußerst langlebig.<br />
Um das Arbeiten weiter zu erleichtern, lässt sich das intuitiv<br />
bedienbare Touchscreen auch mit Handschuhen bedienen.<br />
Zudem kann das Standard STL File einfach per USB, LAN oder<br />
drahtlos per WIFI an den Drucker übertragen werden.<br />
Patientenfall 1:<br />
Wir durften einem 31-jährigen Patienten, mit verspannter<br />
Kaumuskulatur und einem Spannungskopfschmerz, eine<br />
flexible Schiene mit dem V-Print splint comfort eingliedern.<br />
Aufgrund der Flexibilität des Materials kann es mit einem ausgezeichneten<br />
Tragekomfort punkten.<br />
Die digitale Abdrucknahme erfolgte mit dem Sirona Primescan,<br />
das Design der Schiene wurde mithilfe der InLab 21 Software<br />
realisiert. Das Nesting wurde mithilfe des Programms W2P<br />
durchgeführt. In einer vorangegangenen Schulung seitens der<br />
Firma VOCO zum Fertigungsprozess wurden wir eingearbeitet.<br />
Dies erwies sich als praktikabel und einfach. Aufgrund sehr<br />
guter Materialeigenschaften und hervorragender Medizinproduktezulassungen<br />
kann man die Produkte bedenkenlos benutzen.<br />
Nach einer Woche Tragedauer der Schiene war der Patient<br />
bereits schmerzfrei und äußerst begeistert, eine Schiene ohne<br />
herkömmliche Abdrucknahme erhalten zu haben.<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
DIGITALE ZAHNHEILKUNDE<br />
<strong>23</strong><br />
Nesting der Schiene<br />
fertige gedruckte Schiene mit Supports im Drucker<br />
fertige Schiene Ansicht basal<br />
Überprüfung der Passung an dem gedruckten Modell<br />
Überprüfung Passung okklusale Ansicht<br />
Überprüfung der Passung frontale Ansicht mit schwarzem Hintergrund<br />
Patientenfall 2:<br />
In diesem Fall haben wir neue Keramik Overlays für die<br />
insuffizient versorgten Zähne 45 und 46 geplant. Die beiden<br />
Zähne wurden nach vorheriger Schmerzausschaltung<br />
präpariert und mithilfe der Primescan (Dentsply Sirona) digital<br />
abgeformt.<br />
Die Overlays wurden mit der InLab Software 21 designt und der<br />
MC X5 Fräsmaschine (beides Dentsply Sirona) aus Blöcken der<br />
Farbe A2 HT (Ivoclar) gefertigt. Die Modelle wurden exportiert<br />
und im W2P-Programm genestet. Nach erfolgtem 3D-Druck<br />
der Modelle, der Entfernung der Supports, des Waschens mit<br />
Isopropanol und der Lichtpolymerisation waren sie bereit<br />
für das Finieren der Restaurationsränder vor Malfarben- und<br />
Glanzbrand. Damit war nicht nur die perfekte Passung der<br />
Restauration gewahrt, sondern auch die Ästhetik. Eingegliedert<br />
wurden die Restaurationen adhäsiv mit Ivoclar Variolink<br />
Esthetic DC warm.<br />
Unser Patient und wir waren äußert zufrieden mit dem Ergebnis,<br />
sowohl funktionell als auch ästhetisch. »<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
24 DIGITALE ZAHNHEILKUNDE<br />
Fertige Overlays an 45, 46 auf die Modelle aufgepasst, Ansicht von lingual<br />
Fertige Overlays an 45, 46 auf die Modelle aufgepasst, Ansicht von okklusal<br />
Fertige Overlays an 45, 46 auf die Modelle aufgepasst, Ansicht von lingual<br />
Okklusale Aufsicht der präparierten Pfeiler 45, 46<br />
Okklusale Ansicht adhäsiv befestigter Overlays an den Zähnen 45, 46<br />
Vestibuläre Ansicht adhäsiv befestigter Overlays an den Zähnen 45, 46<br />
Patientenfall 3:<br />
In dem letzten vorgestellten Fall haben wir unser Situationsmodell<br />
nachträglich digitalisiert. Unsere Patientin war mit der<br />
Zahnstellung der Oberkieferfrontzähne nicht zufrieden und<br />
bat uns um eine Korrektur.<br />
So haben wir nach entsprechender Modellanalyse keine Bisshebung<br />
durchführen müssen, sondern im Cutback-Verfahren<br />
individuell geschichtete Keramikkronen hergestellt, da sie<br />
sich aufgrund ihres Alters gegen eine kieferorthopädische<br />
Behandlung entschied. Nach einem digitalen Wax-up druckten<br />
wir das Modell und konnten mithilfe einer Tiefziehschiene<br />
und VOCO Structur 3 PV-Material, das Ergebnis simulieren.<br />
Nicht nur die einzelnen Zahnstümpfe aus V-Print model 2.0<br />
waren für die Randkontrolle perfekt, auch die Modelle erwiesen<br />
sich als ein adäquater Ersatz im Vergleich zu herkömmlich<br />
gefertigten Modellen, um individuelle Keramikmassen und<br />
-farben zu schichten und Kontaktpunkte zu finieren. Eingegliedert<br />
wurden auch diese A3 LT geschichteten Keramikkronen<br />
adhäsiv mit Variolink Esthetic DC warm von Ivoclar.<br />
Wir bedanken uns bei der Firma Voco für die Möglichkeit,<br />
dass wir den SolFlex 170 HD 3D-Drucker in der Praxis testen<br />
konnten. Die Ergebnisse haben uns und die Patienten vollends<br />
überzeugt.<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
DIGITALE ZAHNHEILKUNDE<br />
25<br />
Vestiibuläre Ansicht der Situationsmodelle<br />
Fertiggestellte Frontzahnkronen im 3D gedruckten Modell<br />
Vestiibuläre Ansicht der Situationsmodelle<br />
Eingegliederte Frontzahnkronen 12-22<br />
45° vestibuläre Frontalansicht der fertigen Frontzahnkronen<br />
2 Wochen nach Eingliederung der Frontzahnkronen 12-22<br />
Dr. Benjamin Kette, M.Sc.<br />
Zahnarzt<br />
—<br />
Zahnmedizin Luzern AG<br />
Haldenstraße 11<br />
6006 Luzern/Schweiz<br />
Tel.: +41 417 17 07<br />
E-Mail: info@zahnmedizinluzern.ch<br />
Instagram: kette.dentistry<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
26<br />
CAD/CAM<br />
2B e.max-Krone im sichtbaren Bereich<br />
Monolithische CAD/CAM-Prothetik<br />
in der ästhetischen Zone<br />
CAD/CAM-Techniken zur Herstellung vom festsitzenden Zahnersatz etablieren sich immer mehr. Praxen investieren<br />
in intraorale Scanner, in Fräsmaschinen und verlegen so die Fertigung zunehmend in die eigenen Praxisräume.<br />
Wirtschaftliche Gründe, die Schnelligkeit in der Endfertigung und Versorgung, eine daraus resultierende bessere<br />
Patientenbindung sowie schnellere Reaktionsmöglichkeiten bei Komplikationen und ein modernes Praxismarketing<br />
sind für diesen Trend zu nennen. Aber auch Schwierigkeiten beziehungsweise Nachteile sind zu berücksichtigen, wie<br />
zum Beispiel die Amortisierung der Investitionen, der Schulungsbedarf zur Bedienung, zusätzliche Arbeitsstunden<br />
beim Praxispersonal, die Pflege und notwendige Updates der Technik sowie eine geänderte Abrechnung.<br />
Text / Bilder N. Papagiannoulis<br />
Aus unserer Erfahrung übersteigen die Vorteile die Nachteile.<br />
Die Investition in einen intraoralen Scanner kann sich in<br />
12 Monaten amortisieren. Dies hängt davon ab, welche Situationen<br />
digital abgeformt werden. Die digitale Abformung<br />
spart Zeit in der Praxis und im Labor. Der 3D-Drucker ist eine<br />
Option im digitalen Workflow der Praxis. Komplizierte Versorgungen<br />
machen die Herstellung von Modellen unabdingbar.<br />
In Kombination mit modernen Scannern, welche auch dynamische<br />
Okklusionsbewegungen registrieren können, kann er<br />
auch schwierige Fälle lösen. Darüber hinaus sind 3D-Drucker<br />
vielseitig anwendbar: etwa zur Herstellung von Schienen, Provisorien,<br />
Mokups und anderen, sodass sich der Drucker auch<br />
schnell amortisieren kann und die Wirtschaftlichkeit in der Praxis<br />
erhöht. Fräsmaschinen und CAD/CAM-Software sind die logische<br />
Folge, um den digitalen Workflow zu vervollständigen.<br />
Der Preisunterschied zwischen Fräsern, welche Blöcke benutzen<br />
und denen die Ronden fräsen, ist mittlerweile gering. Dadurch<br />
rentiert sich oft die Anschaffung von Rondenfräsmaschinen. Die<br />
Entscheidung über die Art des Fräsens, trocken oder auch nass,<br />
ist sehr individuell. Nassfräser bieten zudem die Möglichkeit,<br />
e.max zu fräsen, sind allerdings in der Pflege intensiver. Der große<br />
Preisunterschied entsteht, wenn man auch Titanabutments,<br />
Stege oder verschraubbare Kontraktionen fräsen möchte.<br />
Materialien<br />
In diesem Artikel begrenzen wir uns auf Fräser, welche Zirkon<br />
und e.max fräsen. Während bei e.max die Vor- und Nachteile<br />
weitgehend bekannt sind, gab es in den letzten Jahren bei<br />
Zirkon sehr große Fortschritte. Zirkon hat sich entwickelt und<br />
die Hersteller bieten eine Fülle aus Farben, Farbabstufungen,<br />
Transluzenzen und Härtegraden an. Dadurch können sowohl<br />
anspruchsvolle Fälle in Bezug auf die Ästhetik als auch in<br />
Bezug auf Parafunktionen gelöst werden.<br />
Indikation<br />
Die Indikation für vollkeramische Restaurationen haben sich<br />
nicht geändert. Vollkeramik wird in der Regel adhäsiv gefestigt.<br />
Dabei ist wichtig, dass die Präparationsgrenzen schmelzbegrenzt<br />
sind. Die Mindestschichtstärken müssen eingehalten<br />
werden. Hier bietet e.max Vorteile, da diese bei diesem Material<br />
geringer sind. Stark verfärbte Stümpfe hingegen bedürfen<br />
einer höheren Deckung, als es e.max realisieren kann. Je kürzer<br />
ein Stumpf ist, desto besser muss der Verbund mit dem<br />
Keramik sein. Je größer die Spannweite ist, desto elastischer<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
CAD/CAM 27<br />
1a<br />
1b<br />
Zähne 12-21<br />
Versorgung mit bemalten Vollzirkon-Kronen<br />
muss das Material sein. Alternativ kann es sehr rigide sein,<br />
wie Zirkon, welches allerdings im Unterkiefer durch die Scherkräfte,<br />
in Bezug auf den Halt durch das Befestigungsmaterial,<br />
problematisch sein kann. Größere Spannweiten können mit<br />
e.max nicht überbrückt werden.<br />
Befestigung<br />
Keramiken, außer Zirkon, können sehr fest und beständig mit<br />
SÄT (Säure-Ätz-Technik) befestigt werden. Dabei wird zuerst<br />
der Zahn konditioniert und anschließend mit Primer und Adhäsiv<br />
benetzt. Dieselbe Prozedur befolgt man für die keramische<br />
Restauration, mit entsprechenden Materialien (sie unterscheiden<br />
sich von denjenigen für die Zahnstümpfe: Flusssäure, Keramikadhäsive,<br />
Glycerin-Gel). Wichtig ist, dass das Adhäsiv auf<br />
der Zahnoberfläche nicht vor der Befestigung ausgehärtet wird,<br />
sonst besteht die Gefahr von Passungenauigkeiten und Spannungen.<br />
Ältere Zirkonmaterialien, mit höherer Dichte, scheinen<br />
durch ihre rauere Innenfläche, bessere Ergebnisse bei der Befestigung<br />
zu erzielen. Andere Keramiken (Leuzit, Feldspat usw.)<br />
müssen nach der SÄT-Technik befestigt werden, um einen optimalen<br />
Halt zu erzielen. Zirkon hingegen ist relativ unempfindlich<br />
gegen eine SÄT-Behandlung. Umso wichtiger ist es bei Vollzirkon,<br />
dass die Länge und Rauigkeit des Stumpfes ausreichend<br />
für einen dauerhaften bakteriendichten Verschluss sind.<br />
Problematik/ Komplikationen<br />
Lösen von Kronen oder Brücken.<br />
Vollkeramische Restaurationen können sich lösen, genauso<br />
wie jede andere Art von festsitzendem Zahnersatz. Neben<br />
zum Beispiel Feuchtigkeit beim Befestigen und unzureichende<br />
Aushärtung des Befestigungsmaterials spielen die Materialien<br />
in sich eine elementare Rolle.<br />
Befestigungsmaterial<br />
Wenn e.max-Kronen sich lösen, bleibt das Befestigungsmaterial<br />
oft in die Restauration, bei Zirkon bleibt es auf dem<br />
Stumpf. Das Befestigungsmaterial muss auf die Art der<br />
Keramik abgestimmt sein. Lichthärtende Materialien eignen<br />
sich nicht für Zirkon. Dualhärtende sind auch oft unzureichend<br />
für Zirkon. Bei e.max ist die Wahl der richtigen Farbe<br />
des Befestigungsmaterials wichtig: Welchen Grundton hat<br />
es, wird es bei Aushärtung transluzent oder opak, sind Fragen,<br />
die im Vorfeld beantwortet werden müssen? Natürlich<br />
sind auch die Schichtstärke und Endhärte wichtige Parameter.<br />
Aus diesen Gründen ist es problematisch, vollkeramische<br />
Restaurationen provisorisch zu befestigen. Die provisorischen<br />
Zemente haben eine sehr viel höhere Schichtstärke,<br />
wodurch zum Beispiel die vollkeramische Krone keine Passgenauigkeit<br />
aufweist, Okklusionsstörungen verursacht werden<br />
können und diese durch die Spannung des Zementes<br />
bruchgefährdet sind.<br />
Herstellungslimitationen<br />
Dünne Veneers zu fräsen, ist schwierig. Die Ränder können<br />
während der Herstellung oder bei der Einprobe leicht<br />
brechen. Auch ein tiefer Biss kann bei Veneers oder Lumineers<br />
zum Bruch oder Lösen führen. Lumineers können nur<br />
geringfügige Fehlstellungen korrigieren; die Hygienefähigkeit<br />
muss stets gewährleistet sein. Größere Korrekturen können<br />
aus ästhetischen oder hygienischen Gründen mit Lumineers<br />
nicht realisiert werden. Einzelne Zähne können ästhetisch oft<br />
schwierig den Nachbarzähnen angepasst werden, sodass oft<br />
geschichtete Keramiken geeigneter sind. Eine provisorische<br />
Befestigung ist kontraindiziert, dies kann zu Spannungen und<br />
Brüchen führen. Höhere Härtegrade müssen an die Bezahnung<br />
des Gegenkiefers angepasst werden, um Abrasionen<br />
zu vermeiden.<br />
Farbgebung<br />
Die gewünschte Form ist durch CAD leicht zu realisieren. Die<br />
Farbgebung hingegen kann in einer ästhetisch sensiblen Situation<br />
problematisch sein. Es ist einfacher, Zahngruppen (Abb.<br />
1a und b), symmetrische Zähne im Zahnbogen, Gesamtkiefer<br />
(Abb. 2a und b) oder alte Restaurationen (Abb. 3a bis<br />
b) monolithisch zu versorgen beziehungsweise zu ersetzen<br />
(Abb. 4a). Die Farbe und Transluzenz des Befestigungsmaterials<br />
sind vor allem bei dünnen und Nonzirkon-Restaurationen<br />
sehr wichtig. Einerseits können Sie die Farbe des Zahnersatzes<br />
beinträchtigen, andererseits einen dunkleren Stumpf<br />
durchschimmern lassen und das Endergebnis verändern.<br />
Moderne Anforderungen an die CAD/CAM-Prothetik<br />
In den letzten Jahren beobachten wir zwei klinische Situationen<br />
immer häufiger. Zum einem junge Patienten, mit »<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
28<br />
CAD/CAM<br />
2a<br />
3a<br />
smile reconstruction alte Krone 11, 21<br />
3b<br />
4a<br />
e.max-Krone 11, 21<br />
Nichtanlage 12,22 Mesialisierung der Eckzähne, nicht zufrieden stellende KFO<br />
4b<br />
5b<br />
Umgestaltung der Eck- und seitlichen Schneidezähne und smile reconstruction<br />
Abrasionen im Gesamtgebiss<br />
ausgedehnten Erosionen und Abrasionen. Diese Befunde,<br />
verursacht durch Bruxismus oder Nahrungsmittel (kohlensäurehaltige<br />
Getränke, bleichende oder weißmachende<br />
Zahnpasten, Zahnpasten mit/aus natürlichen Inhaltsstoffen),<br />
erstrecken sich über das gesamte Gebiss. Auffällig seltener<br />
in der unteren Front. (Abb. 5a und b; 6a und b)<br />
Das zweite klinische Bild ist vergesellschaftet mit dem Hype<br />
der KFO-Schienentherapie. Wieder sind es junge Patienten,<br />
welche nach jahrelanger Schienentherapie mit dem Ergebnis<br />
nicht mehr zufrieden sind. Zu einem werden solche Behandlungen<br />
von den Patienten verlangt, weil sie schneller oder<br />
weniger invasiv zu einem Erfolg führen sollen, zum anderen<br />
werden sie immer häufiger von Kollegen angeboten, die<br />
wenig Erfahrung mit KFO haben oder darin nicht spezialisiert<br />
sind. Infolge dessen sind Zahnbewegungen versucht<br />
worden, welche nicht für diese Methode indiziert sind und<br />
zu unvollständigen Korrekturen oder zu fehlerhaften Okklusionen<br />
führen, zum Beispiel offener Biss. (Abb. 7a und b).<br />
Solche Patienten können durch CAD/CAM schnell, effektiv<br />
und kostengünstig behandelt werden. Vor allem Situationen<br />
mit einem resultierenden offenen Biss sind behandlungsbedürftig.<br />
Ebenso Bruxismusfälle nach KFO mit Schienen<br />
und Fälle mit primärem Endstand (hier sollte der Torque der<br />
Zähne verändert werden, bedingt durch Schienen zu realisieren).<br />
Auch die Industrie trägt eine Schuld. Es gibt zahlreiche<br />
Anbieter für KFO-Schienentherapie und die Indikation für die<br />
Durchführung solch einer Behandlung wird oft anscheinend<br />
willkürlich erweitert.<br />
Erwähnenswert ist auch die Mode des Hollywood Smile.<br />
Beeinflusst durch die Filmindustrie, aber auch durch die sozialen<br />
Medien, wünschen sich immer jünger werdende Patienten<br />
extrem weiße Zähne und die Korrektur kleinster Zahnfehlstellungen.<br />
Die gewünschten Farbtöne (BL1 oder BL2)<br />
können durch Bleaching nicht erreicht werden, sodass die<br />
Anfertigung von Veneers oder Lumineers immer gefragter<br />
wird.<br />
Die Korrektur von Zahnfehlstellungen mittels Keramikschalen<br />
ist eine akzeptable Behandlungsalternative, vor allem<br />
wenn der Leidensdruck der Patienten groß ist (Abb. 8a und<br />
b). Bei den Lumineers sind zusätzliche Aspekte zu beachten:<br />
die Hygienefähigkeit durch Verbreiterung des interproximalen<br />
Raums, Bruchgefahr bei unvorteilhafter Schlussbisslage<br />
und dynamische Okklusion oder Parafunktionen, Suchtgefahr<br />
für immer hellere Zähne. (Abb. 9a und b).<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
CAD/CAM<br />
29<br />
5c<br />
6a<br />
e.max-Veneers in der Fornt, e.max-Kronen im Seitenzahnbereich<br />
Erosionen im gesamten Gebiss mit Ausdünnung der Schneidekanten<br />
6b<br />
7a<br />
e.max-Krone Offener Biss nach misslungener KFO-Schienentherapie<br />
7b<br />
8a<br />
Veneers 12-22<br />
Großflächige Füllungen in der Front und Karies<br />
8b<br />
9a<br />
Zirkon-Krone<br />
Zirkon-Krone in BL2 im Seitenzahnbereich<br />
N. Papagiannoulis<br />
9b<br />
e.max-Veneers und Lumineers in BL, in der Front<br />
—<br />
Dental Esthetics<br />
Praxis für Implantologie, ästhetische und<br />
kosmetische Zahnheilkunde Zentrum für<br />
digitale Zahnmedizin<br />
Hans-Böckler-Str. 2A ∙ 69115 Heidelberg<br />
Tel.: + 49 6221-99 86 482<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
30<br />
CAD/CAM<br />
Moderne Dentalkeramiken: Dem<br />
natürlichen Zahn so nahe wie noch nie<br />
Aktuell kommen viele neue Materialien auf den Markt. Was ist das Besondere an ihnen, was können sie besser<br />
als ihre Vorgänger, und welche Bedürfnisse der Zahnärzte (und Patienten) werden damit adressiert?<br />
Text / Bilder Dentsply Sirona<br />
Mehr als 30 Jahre ist es her, als das erste Keramik-Inlay computergestützt<br />
konstruiert, gefertigt und bei einem Patienten<br />
eingegliedert wurde. Ende der 90er-Jahre markierte die<br />
Gründung der AG Keramik den Beginn des Zeitalters der<br />
metallfreien Restaurationen. Nun konnten auf der Grundlage<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse die damals bestehenden<br />
Vorurteile gegenüber Keramik schrittweise abgebaut<br />
werden. Mit der Möglichkeit, Kronen in einer Sitzung eingliedern<br />
zu können, erleben keramische Werkstoffe bis<br />
heute regelrechte Innovationsschübe. Heute stehen Materialien<br />
zur Verfügung, die ihrem Vorbild, dem natürlichen<br />
Zahn, in fast nichts mehr nachstehen. Was die modernen<br />
Keramiken auszeichnet und zu etwas Besonderem macht,<br />
zeichnet dieser Beitrag nach.<br />
Es gibt kaum Schöneres, als einen verloren gegangenen Zahn<br />
oder Teile davon durch etwas zu ersetzen, das ihm nahezu<br />
gleicht. Diese Möglichkeit bieten hochmoderne Keramiken,<br />
aus denen Kronen und Brücken hergestellt werden. Sie<br />
lassen sich grundsätzlich in drei Materialsegmente einteilen:<br />
Silikatkeramiken, Oxidkeramiken und Hybridkeramiken<br />
beziehungsweise Verbundwerkstoffe. Sie unterscheiden<br />
sich in ihrer Zusammensetzung und den daraus resultierenden<br />
physikalischen und optischen Eigenschaften. Diese wiederum<br />
prädestinieren sie für unterschiedliche Indikationen.<br />
Silikatkeramiken – die nächste Stufe<br />
Silikatkeramiken bestehen aus einer Glasmatrix mit eingelagerten<br />
Kristallen. Deshalb werden sie auch oft als Glaskeramiken<br />
bezeichnet. Das Besondere: Sie adaptieren ihre<br />
Umgebungsfarbe und sorgen damit für eine sehr natürliche<br />
Ästhetik. Ein bekannter Vertreter in dieser Gruppe ist die<br />
Feldspatkeramik. Aus Silikatkeramiken lassen sich monolithische<br />
Restaurationen schleifen; sie können aber auch als<br />
Verblendkeramik eingesetzt werden.<br />
Eine wesentliche Weiterentwicklung sind Lithium(di)-silikatkeramiken<br />
und deren Varianten, die eine gesteigerte Festigkeit<br />
aufweisen 1 . Die Forschung in den vergangenen Jahren<br />
zielte darauf ab, diese Festigkeit ohne Kompromisse bei<br />
der Ästhetik nutzbar zu machen – auch für die Chairside-<br />
Fertigung. Mit CEREC Tessera (Dentsply Sirona) kam 2021<br />
ein weiterentwickeltes Lithiumdisilikat auf den Markt. Die<br />
Kristallstruktur besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten,<br />
eingebettet in eine zirkonoxidverstärkte Glasmatrix:<br />
Lithiumdisilikat und Virgilit (Abb. 1). Diese zwei Kristallsorten<br />
erzeugen eine dicht gepackte, kristallisationsverstärkte<br />
Glaskeramik. Bereits in der Produktion entstehen Keimbildung<br />
und Kristallwachstum in einer amorphen Glasmatrix.<br />
Das Restwachstum der Glaskristalle und eine Stabilisierung<br />
beim Glanzbrand findet beim Anwender in der Praxis oder<br />
im Labor statt.<br />
Beide Kristallsorten erhöhen die Materialdichte und schützen<br />
vor Rissausbreitung. Diese Kombination der Kristalle<br />
führt zu einer Festigkeit von mehr als 700 MPa (biaxiale<br />
Prüfmethode) und erlaubt damit substanzschonendere<br />
Präparationen mit einem minimierten Chipping-Risiko am<br />
Präparationsrand der Restauration. Die amorphe Glasmatrix<br />
erlaubt zusätzlich einen Lichtdurchlass und begünstigt<br />
dadurch ein Wechselspiel zwischen Lichtstreuung und Blockade.<br />
Dabei liegt die Größe der Kristalle (200-600 nm) im<br />
Wellenlängenbereich von sichtbarem Licht. Die dabei entstehende<br />
Wechselwirkung von Licht und Kristallen führt<br />
zu einer Lichtstreuung mit Opaleszenz-Effekt. Aus diesem<br />
Grund lässt sich dieses Material bei verschiedensten Restaurationen<br />
einsetzen, vor allem auch im Frontzahnbereich, wo<br />
es auf Ästhetik ankommt.<br />
Oxidkeramiken – stärker durch Zirkonoxid<br />
Bei Oxidkeramiken besteht das Gerüst aus Aluminiumoxid-<br />
beziehungsweise Yttriumoxid-dotierten Zirkonoxid-<br />
Polykristallen 2 . Die Menge an Yttriumoxid bestimmt dabei<br />
maßgeblich die Eigenschaften von Zirkonoxid, speziell die<br />
Festigkeit und die Transluzenz. Eine besonders hohe Festigkeit<br />
wird hierbei mit einem Anteil von 3Y erzielt, da die<br />
Keramik hauptsächlich aus tetragonalen Körnern besteht<br />
und diese für die Festigkeit entscheidend sind. Diese Keramiken<br />
weisen jedoch eine vergleichsweise niedrige Transluzenz<br />
auf. Durch die Erhöhung des Yttriumanteils steigt<br />
die Transluzenz auf Kosten der Festigkeit an. Keramiken<br />
mit 5Y liegen zu gleichen Anteilen in tetragonaler als auch<br />
kubischer Form vor. Der kubische Anteil bewirkt dabei die<br />
Erhöhung der Transluzenz. Einen guten Kompromiss bieten<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
CAD/CAM 31<br />
1 2 3a 3b<br />
„Stäbchen“ (ca. 600 nm) sind<br />
Lithiumdisilikat-Kristalle, „runde“<br />
Kristalle (ca. 200nm sind das<br />
Virgilit. A3,5: Q241 x-714<br />
(800°C; Q46 - 0,5 wt.%Al2O3,<br />
+3,0wt%SiO2)<br />
CEREC Tessera, beleuchtet: Dank<br />
der Lichtstreuung wechselt die<br />
Farbe bei unterschiedlichen<br />
Lichtverhältnissen ganz ähnlich<br />
wie bei einem natürlichen Zahn<br />
(Opaleszenz).<br />
Klinischer Fall mit Präparation (3a) und Endresultat (3b). Beide Zähne wurden mit Kronen aus CEREC Tessera,<br />
mittlere Transluzenz, Farbe A2, versorgt. Dank des Chamäleon-Effekts entsteht eine hervorragende<br />
Ästhetik. (Bilder mit freundlicher Genehmigung von ZTM Hans-Jürgen Joit)<br />
4a<br />
4b<br />
5a<br />
5b<br />
Vor dem Sintern: Poröse Struktur aus lose<br />
zusammenhängenden Zirkonoxidpartikeln.<br />
Der Zustand wird als Weißkörper<br />
bezeichnet. Festigkeit: 15-60 MPa.<br />
Nach dem Sintern: Benachbarte Körner<br />
haben sich verbunden, bei nahezu<br />
vollständigem Porenrückgang, wodurch<br />
die finale Festigkeit der Keramik erreicht<br />
wird. Festigkeit: 750-1200 MPa.<br />
Klinischer Fall: Bei retentiver<br />
Präparation und ausreichender Wandstärke<br />
können Kronen und Brücken aus<br />
CEREC MTL Zirconia mit konventionellen<br />
oder selbstadhäsiven Zementen befestigt<br />
werden.<br />
Konventionelle Zementierung einer<br />
vollanatomischen CEREC MTL Zirconia<br />
Krone (Abb. 5a und b mit freundlicher<br />
Genehmigung von Dr. Harald Steinbrenner,<br />
2021).<br />
Keramiken mit 4Y, zu denen CEREC Zirconia+ und CEREC<br />
MTL Zirconia (Dentsply Sirona) zählen. Der erhöhte Yttriumoxidgehalt<br />
unterscheidet diese Keramik wesentlich vom<br />
klassischen Zirkonoxid und ermöglicht ihre Verwendung<br />
bei monolithischen Restaurationen 3 . Wichtig: Zirkonoxid-<br />
Keramiken schwinden bei der Sinterung um etwa 20 bis 25<br />
Prozent (Abb. 4a und 4b).<br />
Die neuesten Oxidkeramiken verbinden den Vorteil eines<br />
klassischen Zirkondioxids, die hohe Festigkeit, mit deutlich<br />
natürlicherer Ästhetik. Beispiel CEREC MTL Zirconia: Die<br />
Mikrostruktur dieses 4Y-Blocks besteht aus zwei Zirkonoxid-Polymorphen.<br />
Die tetragonale Modifikation (kleinere<br />
Körner) mit einem Anteil von circa 65 Prozent sorgt für eine<br />
hohe Festigkeit, während die kubische Modifikation (größere<br />
Körner) die Transluzenz erhöht. Diese kubischen Körner<br />
sind in die tetragonale Matrix eingebettet. Auf diese Weise<br />
lässt sich durch eine Anreicherung mit 4 Mo-l% Yttriumoxid<br />
eine Balance erzielen, die dem Wunsch von Behandlern<br />
und Patienten nach Stabilität und Ästhetik entspricht<br />
(Abb. 5a und b). Eine dritte Werkstoffklasse bilden zahnfarbene<br />
Hybridkeramiken und Verbundwerkstoffe 4 . Dabei<br />
handelt es sich um CAD/CAM-Werkstoffe, die eine organische<br />
Phase enthalten und dadurch zwar deutlich geringere<br />
Festigkeiten aufweisen, aber auch weniger spröde sind. Sie<br />
eignen sich für Einzelzahnrestaurationen und zeigen eine<br />
sehr gute Kantenstabilität bei dünn auslaufenden Rändern.<br />
Fazit<br />
Die modernen Keramiken machen die Entscheidung für das<br />
indikationsbezogen passende Material deutlich leichter, denn:<br />
Bei der Ästhetik und Festigkeit bedarf es kaum noch einer<br />
Abwägung. Entscheidend sind vielmehr patientenindividuelle<br />
Voraussetzungen (Zahngebiet, Voraussetzungen bei der Präparation,<br />
Besonderheiten wie Bruxismus). Digitale Verarbeitungsmethoden<br />
bieten darüber hinaus den Vorteil, Restaurationen<br />
schnell und präzise herstellen zu können.<br />
Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />
Dentsply Sirona<br />
—<br />
Dentsply Sirona Deutschland GmbH<br />
Fabrikstraße 31<br />
64625 Bensheim<br />
Tel.: + 49 6251 160<br />
www.dentsplysirona.com<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
32 KLINISCHE ERPROBUNG<br />
11<br />
Fertige Restaurationen nach Kontrolle der statischen und dynamischen Kontaktpunkte sowie Politur<br />
Kariessanierung mit Venus Bulk Flow<br />
ONE ohne zusätzliche Deckschicht<br />
Wirtschaftlichkeit ist in der Zahnarztpraxis die Grundlage für den Erfolg und die Zufriedenheit von<br />
Praxisteam und den Patienten. Im Zuge der Klinischen Erprobung mit dem neuen Venus Bulk Flow<br />
ONE von Kulzer Dental, welches ohne zusätzliche Deckschicht für wirtschaftliche Seitenzahnfüllungen<br />
ideal geeignet ist, stellt Dr. Benjamin Kette den ersten von insgesamt fünf Anwenderfällen vor.<br />
Text / Bilder Dr. Benjamin Kette<br />
Statement<br />
Mit Einführung der Bulk-Flow-Materialien sollte die Füllungslegung,<br />
insbesondere in tiefen Kavitäten (zum Beispiel nach<br />
endodontischen Behandlungen) beschleunigt und vereinfacht<br />
werden. Aufgrund der neuen Materialeigenschaften lassen sich<br />
auch Kompositschichten mit bis zu 4 mm Höhe polymerisieren.<br />
Die Bulk-Flow-Methode fand jedoch, wenn wir ehrlich sind,<br />
vorwiegend in bereits wurzelkanalbehandelten Zähnen Anwendung.<br />
Die angepriesene Zeitersparnis war durch das Kaschieren<br />
des transluzenten, gräulichen Füllmaterials wieder nichtig, was<br />
insbesondere bei ästhetisch anspruchsvollen Restaurationen die<br />
Anwendung stark limitierte. Venus Bulk Flow ONE ist für mich<br />
vergleichbar mit der Einführung von Scotchbond (3M Espe).<br />
Es vereint alle gewünschten Materialeigenschaften in einem<br />
Produkt. Es lässt sich trotz hervorragender Farbadaption zur<br />
vorhandenen Zahnhartsubstanz mit bis zu 4 mm Inkrementen<br />
polymerisieren, benötigt keine zusätzliche kaukrafttragende<br />
Deckschicht und verfügt über eine für die Verarbeitung sehr<br />
angenehme Konsistenz. Es fliesst sehr gut gerade in okklusal<br />
kleine, aber tiefe Kavitäten. Für genügend Röntgenopazität<br />
ist mit über 250 % Al (% - Aluminumäquivalent) ausreichend<br />
gesorgt. Die Kombinationsmöglichkeit mit den jeweiligen,<br />
bereits praxisintern vorhandenen (meth)Acrylat-basierten Bondings<br />
und Kompositen rundet das Produkt ab.<br />
1. Quadrant<br />
In dem vorgestellten klinischen Fall wurden nach Anfertigung<br />
aktueller Bissflügelröntgenbilder (Abb. 12) bei einer Neuvorstellung<br />
eines 27-jährigen Patienten Karies an den Zähnen 14<br />
bis 17 festgestellt. In Abb. 1 ist die klinische Ausgangssituation<br />
dargestellt. Die insuffizienten Füllungen und die Karies<br />
wurden schonend unter Kofferdam entfernt (Abb. 2). Danach<br />
wurde die selektive Schmelzätzung mittels 37-prozentiger<br />
Phosphorsäure für 30 Sekunden durchgeführt.<br />
Die erste Restauration an Zahn 17 wurde mithilfe des Garrison<br />
Systems geformt (Abb. 3), eine Teflonverblockung des bereits<br />
entfernten Approximalkontakts vom Zahn 16 stabilisierte die<br />
Formgebung. Nach approximaler Politur und Ausarbeitung<br />
des mesialen Kontaktpunktes von 17 wurde an Zahn 16 eine<br />
Tofflemire Matritze angelegt (Abb. 4). Für die Kontaktpunkte<br />
der Zähne 14 und 15 wurde ebenso das Garrison System<br />
verwendet (Abb. 5). Nach der Ätzung wurde ein Rewetting<br />
des Dentins mit 2%igem CHX durchgeführt. Danach wurde<br />
das Bonding iBOND Universal 20 Sekunden einmassiert und<br />
polymerisiert. Für die Kompositrestauration nutzen wir ausschließlich<br />
das Material Venus Bulk Flow ONE (Abb. 6). Das<br />
Komposit konnte schichtweise in 4 mm Inkrementen eingebracht<br />
werden und war trotz einer gewissen Fließfähigkeit »<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
KLINISCHE ERPROBUNG<br />
33<br />
1 2<br />
Ausgangssituation: insuffiziente Füllungen 14-17<br />
Entfernung alter Kunststofffüllungen sowie Kariesentfernung<br />
3 4<br />
Verwendung des Garrison Matrizensystems für die approximale Kontaktgebung sowie<br />
Kariesentfernung<br />
Verwendung der Toffemire Matritze zur Formgebung des Zahn 16, bereits initial<br />
gefüllte approximale Kästen<br />
5 6<br />
Bereits ausgearbeitete Zähne 16, 17, Vorbereitung der zu legenden Restaurationen<br />
der Zähne 14, 15<br />
Einbringen des Venus Bulk Flow ONE in die Kavität<br />
7 8<br />
Polymerisation des Kompositmaterials<br />
Fertig gestellte Restaurationen der Zähne 14-17 mit Venus Bulk Flow ONE<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
34 KLINISCHE ERPROBUNG<br />
9 10<br />
Politur mithilfe der Venus Supra Twist Disc und Twist Brush<br />
12 13<br />
Röntgenbild-Vergleich (vorher Abb. 12, nachher Abb. 13)<br />
im Kavitätenrand ausreichend modellierbar. Anschließend<br />
erfolgte die Polymerisation (Abb. 7). Die Abbildung 8 zeigt die<br />
fertige Restauration unter Kofferdam vor der finalen Politur.<br />
Die zur Verfügung gestellten Modellierinstrumente erleichterten<br />
die Formgebung und liegen dabei gut in der Hand.<br />
Anschließend wurden die statischen und dynamischen Kontaktpunkte<br />
optimiert und die Politur erfolgte mithilfe von<br />
Gummipolierern, Polierstreifen, Occlubrush sowie der zweistufigen<br />
Venus Supra Twist Disc und Twist Brush (Abb. 9 und<br />
10). Die Abbildung 11 (siehe Titelbild) zeigt die fertigen Restaurationen<br />
nach Kontrolle der statischen und dynamischen<br />
Kontaktpunkte sowie Politur. Das Ergebnis ist für uns und<br />
den Patienten mehr als zufriedenstellend. Beim Vergleich der<br />
Röntgenbilder vor (Abb. 12) und nach der Behandlung (Abb.<br />
13) ist die gute Röntgenopazität der Venus Bulk Flow ONE-<br />
Füllungen erkennbar.<br />
2. Quadrant<br />
Nach der erfolgreichen Sanierung des ersten Quadranten<br />
wurde im gleichen Prinzip der zweite Quadrant behandelt.<br />
Die Abbildung 1 zeigt eine insuffiziente Füllung an 26, der<br />
in der gleichen Behandlungssitzung endodontisch versorgt<br />
wurde. Nach der Entfernung der alten Füllungen (Abb. 2)<br />
und der Eröffnung der devitalen Pulpa des Zahns 26, wurde<br />
eine Wurzelfüllung an Zahn 26 im Single-Visit-Prinzip durchgeführt.<br />
Anschließend erfolgte die Kompositrestauration der Zähne<br />
24 und 25 (Abb. 3 bis 6). Nachdem die beiden Zähne 24 und<br />
25 versorgt waren, folgte der präendodontische Aufbau und<br />
die Füllung an 26. Anschließend wurden alle neuen Füllungen<br />
poliert (Abb. 7). Die Abbildung 8 zeigt, dass auch an einem<br />
wurzelkanalbehandelten Zahn die Farbadaption des Venus<br />
Bulk Flow ONE verblüffend ist.<br />
Eine entsprechend indirekte Versorgung mittels eines e.max<br />
Overlays ist terminiert, damit lässt sich auch der Approximalbereich<br />
optimieren.<br />
Aufgrund seiner hervorragenden Materialeigenschaften<br />
kann das Venus Bulk Flow ONE von Kulzer insbesondere als<br />
Aufbaumaterial punkten. Eine einfache quadrantenweise<br />
Sanierung und die Neugestaltung der Kauflächen ermöglichen<br />
im späteren Verlauf eine exakte digitale Bissnahme und<br />
nachfolgend die Überführung in keramische Versorgungen.<br />
Wir bedanken uns dafür, dass wir die Möglichkeit bekamen,<br />
an der Klinischen Erprobung teilnehmen zu dürfen und somit<br />
neue Erkenntnisse und Produkte in unsere Praxis implementieren<br />
konnten.<br />
Dr. Benjamin Kette, M.Sc.<br />
Zahnarzt<br />
—<br />
Zahnmedizin Luzern AG<br />
Haldenstraße 11 · CH-6006 Luzern<br />
Tel.: +41 417 17 07<br />
E-Mail: info@zahnmedizinluzern.ch<br />
Instagram: kette.dentistry<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
KLINISCHE ERPROBUNG<br />
35<br />
1 2<br />
Ausgangssituation: 2. Quadrant mit insuffizienter Füllung an 26<br />
Entfernung alter Füllungen und Darstellung der Kavitätenränder an den Zähnen 24 bis<br />
26 mit Eröffnung des devitalen Pulpenhorns an Zahn 26<br />
3 4<br />
Verwendung einer Tofflemire Matrize an Zahn 25 unter Kofferdamlegung<br />
Einbringen des iBOND Universals<br />
5 6<br />
Gelegte Kompositrestauration des Zahnes 25 Vorbereitung des präendodontischen Aufbaus an Zahn 26<br />
7 8<br />
Politur der Restaurationen Fertige Kompositrestauration an Zahn 24,25, fertige Aufbaufüllung an 26<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
36 PERIIMPLANTITISTHERAPIE<br />
1 2<br />
9<br />
Vor Therapiebeginn<br />
Therapieabschluss nach 9 Monate<br />
© XXX<br />
Ein Tsunami überrollt die Implantologie, weil<br />
die Zahnärzte einen Denkfehler haben<br />
Periimplantitis ist gekennzeichnet durch Entzündung und durch Knochenabbau. Entzündungsreduktion ist<br />
wichtig, ist die Voraussetzung, ist der erste Schritt, aber ist nicht die Therapie des Knochenstoffwechsels. Ist<br />
dieser negativ, zeigt sich dies im Knochenabbau, wodurch es letzten Endes zum Implantatverlust kommt. Nicht<br />
die Entzündung ist das Problem, sondern der negative Knochenstoffwechsel. Es gibt keine Mikroorganismen,<br />
die Knochen abbauen. In der Periimplantitistherapie reicht es nicht, die Entzündungen zu therapieren,<br />
es muss der Knochenstoffwechsel therapiert werden, dadurch verliert der Patient das Implantat!<br />
Text / Bilder & Grafiken Dr. med. dent Ronald Möbius, M.Sc. Parodontologie<br />
Der Knochenabbau entsteht durch zu viel aktivierte Osteoklasten.<br />
Es gibt keine Mikroorganismen, die Knochen abbauen.<br />
Selbst wenn der Knochen 100 Jahre in der Erde liegt, werden<br />
Mikroorganismen diesen nicht zersetzen. Es handelt sich um<br />
unterschiedliche Ursachen. Mikroorganismen sind die Ursache<br />
für die Entzündungen und zu viel aktivierte Osteoklasten für<br />
den Knochenabbau. Unterschiedliche Ursachen benötigen<br />
auch unterschiedliche Therapien. Wir müssen lernen, den<br />
Knochenstoffwechsel zu therapieren. Wird mehr Knochen<br />
abgebaut als aufgebaut, ist der Knochenstoffwechsel negativ.<br />
Je nachdem wie stark negativ der Knochenstoffwechsel ist,<br />
wird der Patient das Implantat schnell oder erst über Jahre verlieren.<br />
Osteoblasten und Osteoklasten lassen sich in der Aktivität,<br />
Menge und Funktion therapeutisch beeinflussen. So lassen<br />
sich zum Beispiel Osteoklasten, völlig egal wodurch diese<br />
aktiviert wurden, reversibel inaktivieren. In der parodontalen<br />
Therapie von Entzündungen gibt es sehr viele Möglichkeiten.<br />
Die Therapie des Knochenstoffwechsels hingegen ist weniger<br />
bekannt und noch weniger praktiziert. Die bisherigen Therapieversuche<br />
in der Periimplantitis basieren auf Entzündungsreduktion.<br />
Der Patient mit einer Periimplantitis baut mehr<br />
Knochen ab als aufgebaut wird. Das unbedingt erforderliche<br />
Gleichgewicht im bone remodeling ist zur Seite des Abbaus<br />
verschoben. Knochen ist Kollagen Typ1 und der Kollagenstoffwechsel<br />
lässt sich digital messen über den aMMP-8-Test,<br />
wobei Werte unter 10 ng/ml als normal gelten und Werte bis<br />
20 ng/ml den äußeren Toleranzbereich darstellen. Alle Werte<br />
über 20 ng/ml signalisieren einen zu starken Kollagenabbau<br />
und eine Therapienotwendigkeit. Aber auch durch eine aufmerksame<br />
Beobachtung des Patienten ist ein negativer Knochenstoffwechsel<br />
diagnostizierbar 11 .<br />
Implantate sind Fremdkörper. Es erfolgt eine unterschwellige<br />
Fremdkörperreaktion 5 . Implantate sind im Gegensatz zu<br />
Zähnen ohne Eigenbeweglichkeit fest im Knochen inkorporiert<br />
und auf einen ausgeglichenen Knochenstoffwechsel<br />
angewiesen! Es gibt viele Ursachen, die zu einer zusätzlichen<br />
Aktivierung der Osteoklasten und so zum verstärkten<br />
Knochenabbau führen können. Ab circa dem 35 Lebensjahr<br />
beginnt der Alterungsprozess. Dies ist ein Grundproblem<br />
für Implantatpatienten, die in der Regel älter als 35 sind. Mit<br />
zunehmendem Alter des Patienten wird die Haut faltiger, die<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
PERIIMPLANTITISTHERAPIE<br />
37<br />
(1816-1908) hatte festgestellt: „Die Mikrobe ist nichts, das<br />
Milieu ist alles“. Um einen dauerhaften Therapieerfolg zu<br />
erreichen, müssen wir das Milieu, die Lebensbedingungen<br />
für die Mikroorganismen verändern und zusätzlich die<br />
regenerativen Mikroorganismen vermehren.<br />
Haare, Muskeln und auch die Knochenneubildung weniger.<br />
Die nachlassende Knochenneubildung erweckt nur den<br />
Anschein, als wenn der Knochenabbau überwiegt. Tatsächlich<br />
lässt jedoch die Knochenneubildung nach. Der Mensch<br />
altert und so wie alles im Alter weniger wird, wird auch die<br />
Knochenneubildung weniger.<br />
Durch die zu geringe Osteoblasten-Aktivität und die<br />
dadurch im Verhältnis erhöht scheinende Osteoklastenaktivität,<br />
verschlechtert sich die Knochenqualität und der<br />
Knochen verliert an Stabilität. Hinzu kommt die nachlassende<br />
Mineralisation, die einen entscheidenden Einfluss auf die<br />
Stabilität des Knochens hat. Bei Kaubelastung kommt es<br />
zu Rotationskräften auf das Implantat. Die Rotationsachse<br />
liegt in der Mitte des im Knochen stehenden Implantats,<br />
wobei die maximale Auslenkung und Kraftbeanspruchung<br />
auf den marginalen Bereich fällt und dieser zeigt einen<br />
periimplantären, krestalen Knochenverlust, dem Initialbeginn<br />
der Taschenbildung. Durch die tiefer werdende Tasche<br />
verändert sich das Milieu und dadurch bedingt die mikrobielle<br />
Zusammensetzung. Von supragingival, aerob, regenerativ zu<br />
subgingival, anaerob, pathogen. An der Durchtrittstelle des<br />
Implantates zur Mundhöhle bildet sich ein Gewebeabschnitt,<br />
der im Aufbau dem entsprechenden Bereich am Zahn<br />
gleicht 12 . Herman et al geben für die biologische Breite am<br />
Implantat durchschnittliche Werte von 3,0 mm an 4 . Zahn und<br />
Implantat unterscheiden sich voneinander. Der Zahn ist über<br />
bindegewebige Befestigungsstrukturen mit der Alveole und<br />
den Nachbarzähnen mit einem Faserapparat verbunden 14 .<br />
Am Implantat hingegen besteht nur eine Adhäsion über<br />
Hemidesmosome 3 . Diese Verbundosteogenese wäre aber<br />
schon der Maximalerfolg, in der Regel wird nur eine<br />
Kontaktosteogenese erreicht 13 . Die Zahnfleischtasche ist<br />
geschützt durch die ständige Sulkus Fluid Flow Rate. Die<br />
gingivale Sulkusflüssigkeit ist ein Serumtranssudat und Exsudat.<br />
In einer 5 mm Tasche wird es ungefähr 40-mal pro Stunde<br />
ersetzt 7 . Das Implantat hat keine Sulkus Fluid Flow Rate. Hier<br />
steht die Speichelflüssigkeit und sie wird nicht bewegt oder<br />
ausgetauscht. Wie eine Blumenvase, in der das Blumenwasser<br />
zu lange steht und faulig wird, ebenso verhält es sich am<br />
Implantat. Das Implantat steht in einer stehenden, fauligen<br />
Flüssigkeit. Die Sulkusflüssigkeit ist ein sicherer Indikator zur<br />
Periimplantitis Diagnostik 1,2 . Bereits Prof. Antoine Béchamp<br />
Der periimplantäre Knochenstoffwechsel ist durch Inspektion<br />
der Mundhöhle nicht beurteilbar. Auch Röntgenaufnahmen<br />
zeigen in der Initialphase keinen Hinweis auf einen negativen<br />
Knochenstoffwechsel. Hier hilft der aMMP-8-Test. Der<br />
aMMP-8 ist zur Zeit der einzige klinische Parameter, der<br />
den Kollagenabbau anzeigt, obwohl dieser noch gar nicht<br />
begonnen hat. Das heißt, wir können mit der Therapie<br />
beginnen, obwohl klinisch noch gar nichts zu sehen ist. In dieser<br />
Therapiephase ist lediglich die Therapie des bone remodeling<br />
erforderlich. Es wird ein noch gar nicht eingetretener negativer<br />
Knochenstoffwechsel therapiert, Restitutio ad integrum.<br />
Alle mikrobiellen Teste helfen uns nicht weiter. Erst wenn<br />
der Knochenabbau bereits im vollen Gange ist, kommt es<br />
zu Veränderungen der mikrobiellen Zusammensetzung,<br />
einhergehend mit horizontalem Verlust an Knochenhöhe. Der<br />
Therapieerfolg durch Therapie des Knochenstoffwechsel ist<br />
nun eine Restitutio cum defectu.<br />
Es gibt nur einen Knochenstoffwechsel, nicht einen für den<br />
Kiefer, einen für die Wirbelsäule, einen für die Knie usw.<br />
Nein, nur einen Knochenstoffwechsel! Periimplantitis ist<br />
somit nur die zahnärztliche Bezeichnung eines insgesamt<br />
negativen Knochenstoffwechsels. Die Ursachen für<br />
den negativen Knochenstoffwechsel sind vielfältig. Die<br />
Hauptursachen liegen im Mangel an Bewegung, Sauerstoff<br />
und Flüssigkeit, effektiven Mikroorganismen, zu viel High<br />
Carbs, und Mangel an Vitamin D3, Vitamin K2, Vitamin<br />
A, Kalzium, Jod, Magnesium usw. Zusammengefasst<br />
in einer fehlenden physiologischen Knochenbelastung,<br />
untrainierter Lunge, Flüssigkeitsdefizit und ungenügende<br />
Zufuhr von Vitalstoffen. Dieses zu ändern wäre ein Traum,<br />
aber setzt voraus, dass der Patient sein Leben ändert.<br />
Erfahrungsgemäß muss der Patient erst schwerwiegende<br />
allgemeine Krankheitszeichen haben, bevor er hier bereit<br />
ist, einzulenken. Es wird Patienten geben, die hier einlenken<br />
und es macht Sinn, diese auf den richtigen Weg zu bringen.<br />
Das Ganze funktioniert nur, wenn der Zahnarzt selbst im<br />
systemischen Knochenstoffwechsel gedanklich sattelfest<br />
ist. Halbwahrheiten und einzeln herausgegriffene Punkte<br />
werden nicht den gewünschten Erfolg bringen. Ein intakter<br />
Knochenstoffwechsel ist extrem wichtig. Knochen hat nicht<br />
nur Halte- und Stützfunktionen. Der Kalziumstoffwechsel ist<br />
direkt mit dem Knochenstoffwechsel gekoppelt und hat somit<br />
Einfluss auf fast alle Lebensvorgänge, weil jede Zelle, jeder<br />
Muskel, jede Gehirnzelle zum Arbeiten Kalzium benötigt.<br />
Kalzium ist das Mengenmineral und schon hier passieren viele<br />
Fehler. In unserer heutigen industrialisierten Lebensweise<br />
ist die Kalziumaufnahme reduziert und wir haben mit den<br />
Auswirkungen des Kalzium-Paradoxon zu kämpfen. An den<br />
Stellen, wo kein Kalzium hingehört, ist viel zu viel eingelagert<br />
(Weichgewebe, Organe, Gefäße, Gehirn) an den »<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
38 PERIIMPLANTITISTHERAPIE<br />
Stellen wo es benötigt wird, fehlt es (Zähne, Knochen = MIH,<br />
Osteoporose). Knochen hat noch weiterer Aufgaben. Jede<br />
Blutzelle lebt nur 120 Tage und muss dann durch eine neue<br />
ersetzt werden. Diese kommt aus dem roten Knochenmark,<br />
genau wie die Immunzellen und die Tumorkillerzellen und<br />
viele weitere Aufgaben, die über den funktionierenden<br />
Knochenstoffwechsel laufen. Da dieses Fachwissen nicht<br />
zum Grundwissen des Zahnarztes gehört, empfehle ich<br />
den interessierten Kollegen, hierfür speziell ausgewiesene<br />
Fortbildungen zu nutzen, zum Beispiel an der LZÄK Sachsen.<br />
Implantate – Problemdarstellung<br />
1. Lokale Therapie des Knochenstoffwechsels<br />
- symptomatisch<br />
Es werden die zu viel aktivierten Osteoklasten inaktiviert und<br />
die Osteoklasten-Aktivität soweit runtergebremst, dass diese<br />
ins Gleichgewicht zu den zu wenig aktivierten Osteoblasten<br />
passen. Jetzt ist Knochenaufbau wieder gleich Knochenabbau,<br />
wenn auch auf niedrigem Niveau.<br />
2. Systemische Therapie des Knochenstoffwechsels.<br />
- ursachenbezogen<br />
Nicht die Osteoklasten sind das Problem beim negativen Knochenstoffwechsel.<br />
Es wird nicht plötzlich zu viel Knochengewebe<br />
abgebaut. Nein, der Knochenaufbau und die Mineralisation<br />
kommen den Anforderungen nicht nach und deshalb<br />
scheint es nur so, als wenn der proportional zu viele Knochenabbau<br />
die Ursache ist. In der Systemischen Therapie werden<br />
die Osteoblasten, die Knochenneubildung aktiviert, die Mineralisation<br />
angekurbelt und nun entsteht ein Gleichgewicht<br />
Knochenabbau/Aufbau auf sehr hohem Niveau.<br />
Therapie der Periimplantitis<br />
In der Therapie wird der Bindegewebskragen um das Implantat<br />
ganz eng zugezogen, so dass die Tasche vollständig verschwindet<br />
und sich kein stehender faulender Speichelsee<br />
mehr um das Implantat bilden kann. Parallel werden die<br />
Osteoklasten reversibel inaktiviert, die Osteoblasten aktiviert<br />
und der Kalziumstoffwechsel/Transport/Einlagerung aktiviert.<br />
Die maximale Knochenreife beträgt 9 Monaten. Beschrieben<br />
wurde die Therapie im Dental Barometer 8,9,10 .<br />
Leider sind nur wenige Zahnarztpraxen technisch ausgerüstet,<br />
eine Periimplantitis zu therapieren, wenn man sich überlegt:<br />
Wie ein wirksames Biofilmmanagement an Implantaten erfolgen<br />
kann?<br />
1. Mit Ultraschall oder Schallsystemen an Implantaten mit<br />
verminderter Osseointegration herum klopfen und vertikale<br />
und rotierende Kräfte anwenden? – Definitiv NEIN!<br />
2. Handinstrumente, vielleicht bei freiliegendem Schraubengewinde<br />
– Wie soll das gehen? (Koch)<br />
3. Supragingivale Pulverstrahler kommen maximal 2 mm in<br />
die Tasche – Unzureichend.<br />
4. Rotierende Instrumente – Sehr ungünstig.<br />
Zusammenfassung<br />
Es ist weniger wichtig eine seit fast 30 Jahren funktionierende<br />
Periimplantitistherapie zu erklären, solange nicht der therapeutische<br />
Ansatz bekannt ist. Entzündungsreduktion und Knochenabbau<br />
sind unterschiedliche Vorgänge.<br />
Zurzeit werden generell nur Entzündungen therapiert. Diese<br />
werden ausgelöst durch Mikroorganismen. Es gibt keine<br />
Mikroorganismen, die Knochen abbauen. Um so schneller<br />
und wirksamer die Therapie der Entzündung funktioniert,<br />
umso mehr rutscht der Knochenabbau in den negativen<br />
Bereich, zum Beispiel werden durch Antibiotika Mikroorganismen<br />
getötet. Der Abtransport der toten Mikroorganismen<br />
erfolgt durch körpereigene Fresszellen. Damit die<br />
großen Fresszellen an den Ort des Geschehens gelangen<br />
können, schieben diese einen hohen aMMP-8-Spiegel zum<br />
Kollagenabbau vor sich her. Es entsteht ein gesundes klinisches<br />
Bild, aber der Knochenstoffwechsel rutscht weiter in<br />
den negativen Bereich.<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
PERIIMPLANTITISTHERAPIE 39<br />
Unterschied zwischen lokaler und systematischer Therapie des Knochenstoffwechsels<br />
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Edda Anders LZÄK Sachsen, Fax 0351 8066-106, anders@lzksachsen.de.<br />
Die Literaturliste kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />
Dr. Ronald Möbius<br />
M.Sc. Parodontologie<br />
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40<br />
RESTAURATIVE ZAHNHEILKUNDE<br />
12<br />
Eingegliederte Restauration<br />
Prothetische Rehabilitation nach<br />
Kronenfraktur an 22<br />
Universelle Adhäsivsysteme stellen, gerade im ästhetischen Bereich, hohe Anforderungen an Behandler und<br />
Material. Im folgenden Fall von Zahnarzt Andreas Bäßler aus Harztor in Thüringen sehen Sie die Versorgung<br />
des Zahnes 22 nach vollständiger Kronenfraktur mittels Stumpfaufbau. Dieser Fallbericht entstand im Zuge<br />
der Klinischen Erprobung der Materialien UNIVERSAL BOND II und ESTECEM II PLUS von Tokuyama Dental.<br />
Text / Bilder Dipl. Stom. Andreas Bäßler<br />
Der 61-jährige Patient erschien mit fast vollständiger Kronenfraktur<br />
an Zahn 22 (Abb. 1) und dem Wunsch einer ästhetischen<br />
und schnellen Lösung bei uns in der Praxis. Nach der<br />
Befundaufnahme stellte sich der folgende Sachverhalt dar:<br />
Der Zahn war bereits endodontisch behandelt. Es handelte<br />
sich um eine Überlastungsfraktur, bedingt durch einen eingeschränkten<br />
Kieferöffnungsreflex und wegen Veränderung der<br />
Zahnhartsubstanz (höhere Sprödigkeit), als Folge der endodontischen<br />
Therapie) an 22.<br />
Geplante prothetische Rehabilitation<br />
nach Absprache mit dem Patienten<br />
Zum Erhalt des Zahnes sollte ein Stumpfaufbau mit einem<br />
Glasfaserstift erfolgen und anschließend als Versorgung eine<br />
vollverblendete Metallkeramikkrone eingesetzt werden. Nach<br />
der Auswahl des passenden TOKUPOST-Glasfaserstiftes,<br />
anhand des Röntgenbildes und der Längenbestimmung des<br />
Wurzelkanals (der koronale Aufbau sollte 1/3 der Stiftgesamtlänge<br />
betragen), erfolgt die Aufbereitung des Wurzelkanals.<br />
Zum Abschluss der Aufbereitung haben wir mit dem TOKU-<br />
DRILL-Bohrer (gleicher Farbgebung wie einzusetzender Stift)<br />
und reduzierter Geschwindigkeit < 15000 UpM das Bett für<br />
den Glasfaserstift finalisiert (Abb. 2 und 3). Nach dem Einpassen<br />
des Stiftes wurde das Behandlungsgebiet mit Alkohol<br />
gereinigt und luftgetrocknet. Im Anschluss an die Reinigung,<br />
Dentinätzung und Trockenlegung von Stift und Kanal kommt<br />
das ESTECEM II PLUS Kit zur Anwendung.<br />
Es folgte die Konditionierung von Stift und Wurzeloberfläche<br />
mit UNIVERSAL BOND A und UNIVERSAL BOND B (Verhältnis<br />
1:1) und Lufttrocknung. Es schloss sich das Einzementieren<br />
des Stiftes mit ESTECEM Automix (Abb. 4) und darauffolgendem<br />
Lichthärten an.<br />
Die Formgebung des Stumpfaufbaus realisierten wir mit<br />
einem dünn fließendem Komposit. Der Patient erhielt eine<br />
direkt hergestellte provisorische Krone und verließ erleichtert<br />
die Praxis (Abb. 5 bis 7). Die insuffiziente Kompositfüllung an<br />
21 (distale Kante) wird erst nach Fertigstellung der definitiven<br />
Metallkeramikkrone ausgetauscht, um einen optimalen<br />
approximalen Kontakt (Krone 22 zu Füllung 21) zu erzielen.<br />
Die Entfernung der mesialen Karies an <strong>23</strong> und die Neuversorgung<br />
mit einer Kompositrestauration geschah im Zuge des<br />
definitiven Einsetzens der Krone an 22. »<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
RESTAURATIVE ZAHNHEILKUNDE 41<br />
1<br />
Ausgangssituation<br />
2<br />
Aufbereitung<br />
3<br />
Einpassen des Glasfaserstiftes<br />
4<br />
Einzementieren und Stumpfaufbau<br />
5<br />
Modellation Stumpfaufbau, vestibulär<br />
6<br />
Modellation Stumpfaufbau, palatinal<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
42<br />
RESTAURATIVE ZAHNHEILKUNDE<br />
7<br />
Provisorische Versorgung<br />
8<br />
Konditionierung des Stumpfes<br />
9<br />
Konditionierung der Krone<br />
10<br />
Definitives Einsetzen der Krone<br />
11<br />
Finale Polymerisation<br />
Dem Eingliederungstermin der definitiven Krone an Zahn<br />
22, mithilfe von ESTECEM II PLUS Clear (Abb. 10) ging eine<br />
Konditionierung des Stumpfes und der Krone mit UNIVERSAL<br />
BOND II voran (Abb. 8 und 9). Nach der Lichthärtung (Abb.<br />
11) und Entfernung der überschüssigen Zementreste erfolgte<br />
die Demonstration des Behandlungsergebnisses dem Patienten<br />
(Abb. 12).<br />
Dabei ist zu erwähnen, dass dieser zeitnah eine Kronenversorgung<br />
der Zähne 11 und 21 zur Harmonisierung seiner OK-Front<br />
wünscht. Deswegen wurde sich bei der Farbauswahl der Verblendung<br />
an Zahn <strong>23</strong> orientiert. Der Hersteller empfiehlt die<br />
Verwendung von Kofferdam. Dies war jedoch aufgrund der<br />
psychischen Disposition des Patienten hier nicht möglich, sodass<br />
unter relativer Trockenlegung gearbeitet werden musste.<br />
Fazit:<br />
Mithilfe universeller Materialien wie dem UNIVERSAL BOND<br />
II von Tokuyama Dental lassen sich auch im ästhetischen<br />
Bereich schnelle und kosmetisch ansprechende Ergebnisse<br />
erzielen und Patientenwünsche erfüllen. Die verwendeten<br />
Produkte von Tokuyama Dental stellen eine sinnvolle Ergänzung<br />
des Praxisportfolios dar und werden auch in Zukunft ihre<br />
Anwendung finden. Die Testteilnahme ist für unsere Praxis<br />
sehr bereichernd dahingehend, da man mit den Berufsjahren<br />
doch eher konservativ agiert und bei Bewährtem bleibt. Bei<br />
der Vielzahl von Kompositen sind zum Beispiel Rabattaktionen<br />
wie "5 zum Preis von 2" für den Praktiker an der Basis ein<br />
wenig überzeugendes Argument, um noch einen weiteren<br />
Füllungswerkstoff käuflich zu erwerben. Diesen unter Praxisbedingungen<br />
auszuprobieren ist meines Erachtens zielführender.<br />
Ich bedanke mich für die Möglichkeit der Teilnahme.<br />
Dipl.-Stom. Andres Bäßler<br />
Zahnarzt<br />
—<br />
Ilgerstraße 4<br />
99768 Ilfeld<br />
Tel.: +49 36331 46275<br />
E-Mail: info@zahnarztpraxis-baessler.de<br />
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DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
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Halle 10.2 Stand R-018
44 PARODONTOLOGIE<br />
Alzheimer interprofessionell<br />
vorbeugen und behandeln<br />
Die Alzheimer-Erkrankung wird in den kommenden Jahren eine immer größer werdende Rolle in<br />
der zahnmedizinischen Versorgung erkrankter und meist pflegebedürftiger Menschen einnehmen.<br />
Im folgenden Interview spricht Prof. Dr. habil. Marcus Grimm, Studiengangsleiter im Bachelor-<br />
Studiengang Ernährungstherapie und -beratung am Campus Rheinland in Leverkusen der<br />
SRH Hochschule für Gesundheit über das interprofessionelle SHIELD-Konsortium.<br />
Interview mit Prof. Dr. habil. Marcus Grimm<br />
Die Alzheimer-Erkrankung stellt<br />
in der westlichen Bevölkerung<br />
eine große Herausforderung<br />
dar. Mit welchen sozioökonomischen<br />
Problemen müssen wir in<br />
den kommenden Jahren rechnen?<br />
PROF. DR. HABIL. MARCUS GRIMM<br />
Die Alzheimer-Erkrankung ist in<br />
der westlichen Bevölkerung die<br />
häufigste Form der dementiellen Erkrankungen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
an Alzheimer zu erkranken, steigt stark mit<br />
zunehmendem Alter an. Je nach Studienlage rechnet man<br />
mit einer Verdopplung der Wahrscheinlichkeit pro Lebensjahrzehnt<br />
ab dem 60. Lebensjahr. Auf Grund der demographischen<br />
Entwicklung und der damit verbundenen steigenden<br />
durchschnittlichen Lebenserwartung ist daher mit<br />
einem massiven Anstieg der Alzheimer-Erkrankten zu rechnen.<br />
Bis zum Jahre 2050 wird in Deutschland mit circa 2,4<br />
Millionen Alzheimer-Erkrankten gerechnet.<br />
Die Dauer der Erkrankung beträgt bei Alzheimer circa 6 bis<br />
10 Jahre und zeichnet sich insbesondere im späten Krankheitsverlauf<br />
durch eine intensive Pflege- und Betreuungsabhängigkeit<br />
der Betroffenen aus. Hochrechnungen ergeben,<br />
dass diese Belastung für das Gesundheitswesen neben der<br />
enormen psychischen Belastung für die Angehörigen kaum<br />
noch finanzierbar sein wird.<br />
Wie ist der aktuelle Forschungsstand hinsichtlich<br />
Methoden der Prävention und Behandlung?<br />
Leider gibt es derzeit keine kausale Behandlung der Alzheimer-Erkrankung;<br />
mit den verfügbaren Medikamenten<br />
lassen sich lediglich für eine gewisse Zeit die Symptome<br />
der Erkrankung lindern und eine Progression, das heißt ein<br />
Voranschreiten der Erkrankung, verzögern. Auch Antikörper-basierte<br />
Ansätze zeigen bisher nicht den gewünschten<br />
Behandlungserfolg. Umso wichtiger ist es, präventive<br />
Maßnahmen für die Alzheimer-Erkrankung zu entwickeln<br />
oder über medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen<br />
den Krankheitsverlauf zu stoppen oder zumindest<br />
deutlich abzumildern. Obwohl noch keine hinreichende<br />
Therapie der Alzheimer-Erkrankung existiert, sind die<br />
molekularen Mechanismen, die zur Alzheimer-Erkrankung<br />
führen, mittlerweile relativ gut erforscht. Man weiß heute<br />
beispielsweise, wie die Eiweißablagerungen, die sogenannten<br />
Plaques, im Gehirn entstehen. Hierbei zeigt sich, dass<br />
die ersten pathologischen Veränderungen bereits mehrere<br />
Jahre vor dem Auftreten erster Symptome nachweisbar sind<br />
und die Alzheimer-Erkrankung somit eine lange präklinische<br />
Phase besitzt. Weiterhin haben aktuelle Forschungen<br />
gezeigt, dass das für die Plaquebildung verantwortliche<br />
Eiweiß, das sogenannte Aβ-Peptid, während des ganzen<br />
Lebens entsteht und ein enges Gleichgewicht zwischen Aufund<br />
Abbau dieses Eiweißes im Gehirn herrscht. Geringe<br />
Unterschiede zwischen Auf- und Abbau genügen, dass dieses<br />
empfindliche Gleichgewicht aus den Fugen gerät und es<br />
zu einer Akkumulation, das heißt Anhäufung, und damit zur<br />
Aggregation und Plaquebildung des Eiweißes kommt.<br />
Diese Erkenntnis hat direkte Konsequenz für die Behandlung<br />
und Prävention der Alzheimer-Erkrankung. Je früher<br />
man die Bildung des Eiweißes hemmt, desto geringfügiger<br />
muss der Eingriff in die Stoffwechselwege, die zur Bildung<br />
von Aβ führt, ausfallen. Heute weiß man, dass sowohl der<br />
Anabolismus und Katabolismus, das heißt der Auf- und<br />
Abbau von Aβ, über beispielsweise die Ernährung in einem<br />
Bereich beeinflussbar ist, der für die Patienten im sehr frühen<br />
Stadium oder in der Prävention messbare Vorteile mit<br />
sich bringt.<br />
Welche Faktoren zählen zu den häufigsten Ursachen<br />
der Alzheimer-Erkrankung?<br />
Bei der Alzheimer-Erkrankung ist zwischen der sporadischen<br />
und familiären Form zu unterscheiden. Bei der familiären<br />
Form, die jedoch nur wenige Prozent an Erkrankungen ausmacht,<br />
handelt es sich um Mutationen in Stoffwechselvorgängen,<br />
die zur Aβ-Bildung führen. Bei der sporadischen<br />
Form geht man von einem multifaktoriellen Krankheitsgeschehen<br />
aus. Risikofaktoren, die sich auf die Wahrscheinlich-<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
PARODONTOLOGIE<br />
45<br />
keit an Alzheimer zu erkranken auswirken, sind hier neben<br />
dem zunehmenden Alter hauptsächlich Lifestyle-Faktoren.<br />
Es hat sich gezeigt, dass Sport eine Omega-3-reiche mediterrane<br />
Ernährung, die ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen<br />
und Vitaminen, die im Lipidstoffwechsel<br />
notwendig sind, wie Vitamin B12, aber auch andere Vitamine<br />
wie Vitamin D oder beispielsweise Antioxidantien den<br />
Krankheitsausbruch positiv beeinflussen können. Weiterhin<br />
konnte gezeigt werden, dass Rauchen ein signifikanter<br />
Risikofaktor für die Alzheimer-Erkrankung ist, wohingegen<br />
kognitives Training für den Krankheitsverlauf günstig zu<br />
bewerten ist.<br />
Welches Ziel strebt die SRH Hochschule für Gesundheit<br />
mit dem neu gegründeten interprofessionellen<br />
SHIELD-Konsortium an?<br />
Aktuelle Studien zeigen, dass eine monoprofessionelle<br />
Therapie nur einen moderaten Einfluss auf die Alzheimer-<br />
Erkrankung hat, während erste Studien für interprofessionelle<br />
Ansätze deutlich vielversprechender sind.<br />
Durch das SHIELD-Konsortium werden gezielt aussichtsreiche<br />
Therapieansätze kombiniert, die synergistisch die<br />
Aβ-Produktion erniedrigen, den Aβ-Abbau erhöhen und<br />
somit den Zeitpunkt des Krankheitsausbruches verzögern<br />
beziehungsweise das Voranschreiten der Erkrankung verlangsamen<br />
sollen. Hierbei steht neben der Erforschung<br />
neuer Therapieansätze die Kombination und Translation<br />
bereits bekannter aussichtsreicher Interventionen für den<br />
Patienten im Vordergrund. Ernährungstherapeutische und<br />
physiotherapeutische Ansätze werden gezielt kombiniert<br />
und in Verbindung mit kognitivem Training eingesetzt. Wichtig<br />
ist ebenfalls, dass neuere Ansätze wie die Behandlung<br />
von Parodontitis, die im kausalen Zusammenhang mit der<br />
Alzheimer-Erkrankung steht, in diesen für den Patienten<br />
individuell angepassten Therapieansätzen inkludiert werden.<br />
Neben der Anwendung und Forschung in der Intervention<br />
ist ein weiterer Schwerpunkt des SHIELD-Konsortiums die<br />
curriculare Verankerung von interprofessionellem Arbeiten<br />
für Studierende. Gerade anhand der Alzheimer-Erkrankung<br />
zeigt sich, dass unterschiedliche Fachrichtungen für den<br />
Patienten eng miteinander kooperieren müssen, und dass<br />
neben spezialisiertem Fachwissen der Austausch zu anderen<br />
Fächern auch bereits im Studium gefördert werden muss. In<br />
diesem Zusammenhang wurde am SRH Campus Rheinland<br />
in Leverkusen bereits ein interprofessioneller Workshop mit<br />
Studierenden durchgeführt, der von den Studierenden extrem<br />
positiv aufgenommen wurde.<br />
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Alzheimer-Erkrankung<br />
und Parodontitis?<br />
Während in der Vergangenheit davon ausgegangen wurde,<br />
dass Parodontitis oder im Allgemeinen eine schlechte Mundhygiene<br />
oder ein schlechter Zahnstatus eher als Konsequenz<br />
der Alzheimer-Erkrankung durch die abnehmende Selbstständigkeit<br />
der Patienten zu sehen ist, weiß man heute, dass<br />
insbesondere Parodontitis ein deutlicher Risikofaktor für<br />
die Alzheimer-Erkrankung darstellt. Hierbei werden unterschiedliche<br />
Mechanismen diskutiert. Insbesondere die von<br />
den an der Parodontitis beteiligten Bakterien entstehenden<br />
Stoffwechselprodukte scheinen den Krankheitsverlauf und<br />
die Aβ-Pathologie zu fördern. Neben dieser hochspezifischen<br />
kausalen Verbindung zur Alzheimer-Erkrankung auf<br />
molekularer Ebene hat der Zahnstatus additive weitreichende<br />
Bedeutung für die ernährungsphysiologische Versorgung<br />
der Patienten, aber auch für soziale Faktoren. So<br />
zeigen Studien, dass Patienten mit schlechtem Zahnstatus<br />
oder nicht passenden Zahnprothesen am sozialen Leben<br />
weniger teilhaben. Ein Faktor, der für die Bildung der kognitiven<br />
Reserve und der kognitiven Stimulation zentral ist.<br />
Welche Rolle nimmt die Zahnmedizin damit konkret in<br />
der Prävention und Behandlung der Alzheimer-Erkrankung<br />
ein?<br />
Eine gute zahnmedizinische Versorgung älterer Patienten<br />
und eine kontinuierliche Betreuung stellen somit einen<br />
zentralen Baustein im Behandlungskonzept der Alzheimer-<br />
Erkrankung und in dem vorgestellten SHIELD-Ansatz dar.<br />
Hierbei ist die Wichtigkeit der individualisierten Therapie<br />
neben der regelmäßigen zahnmedizinischen Vorsorge<br />
besonders hervorzuheben. Nur so können andere beispielsweise<br />
ernährungstherapeutische Konzepte für den Patienten<br />
praktikabel umgesetzt werden und gleichzeitig Risikofaktoren<br />
für die Alzheimer-Erkrankung eliminiert werden.<br />
Herr Prof. Dr. Grimm vielen Dank, dass Sie sich die Zeit<br />
genommen haben und viel Erfolg weiterhin bei Ihrer Forschungsarbeit.<br />
Ich bedanke mich herzlich für Ihr Interesse an unserem Forschungsgebiet<br />
und möchte gleichzeitig den Kollegen und<br />
Kolleginnen aus dem SRH SHIELD-Konsortium danken, mit<br />
denen wir eng zusammenarbeiten, unter anderem Prof. Dr.<br />
Irene Ablinger-Borowski und Prof. Dr. Katharina Dressel<br />
(Logopädie), Prof. Dr. Tobias Erhardt (Physiotherapie), Prof.<br />
Dr. Dr. Philipp Plugmann (Dental Hygienist) und Dr. Heike<br />
Grimm (Ernährungstherapie und -beratung).<br />
Prof. Dr. habil. Marcus Grimm<br />
Studiengangsleiter im Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie<br />
und -beratung am Campus Rheinland in Leverkusen der SRH<br />
Hochschule für Gesundheit<br />
—<br />
Tel.: +49 151 64510058<br />
E-Mail: marcus.grimm@srh.de<br />
www.srh-gesundheitshochschule.de<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
46 FÜLLUNGSTHERAPIE<br />
© XY Adobe Stock<br />
Die Struktur liegt in der Familie: Die Komposite der Omnichroma-Linie erzeugen Farbe durch ihre Mikrostruktur und verzichten dabei gänzlich auf Pigmente.<br />
Warum Komposite oft Metalloxide enthalten<br />
In der Füllungstherapie spielen zahnfarbene Materialien, insbesondere Komposite, heute eine<br />
zentrale Rolle. Allein schon aus ästhetischen Gründen werden sie von Patienten gegenüber dem<br />
„klassischen“ Amalgam bevorzugt. Doch wie kommt die „Zahnfarbe“ überhaupt zustande?<br />
Interessanterweise gibt es auf diese Frage zwei grundsätzlich verschiedene Antworten.<br />
Text / Bilder Tokuyama Dental<br />
Als ästhetisch ansprechende, zahnfarbene Alternative zu<br />
Amalgam sind Komposite aus der modernen Füllungstherapie<br />
nicht mehr wegzudenken. Wenngleich diese Werkstoffklasse<br />
mittlerweile sogar bei vielen Patienten mit den Attributen<br />
„ästhetisch“ und „zahnfarben“ assoziiert ist, dürfte selbst so<br />
manchem Mitglied des Praxisteams nicht bewusst sein, wie es<br />
überhaupt zu diesem zahnfarbenen Erscheinungsbild kommt.<br />
Vielleicht ist es die natürliche Ästhetik der unbunten Farbe<br />
Weiß, die uns im Gegensatz zu roten Gummibärchen oder<br />
schillerndem Make-up nicht sofort an Pigmente oder andere<br />
Farbstoffe denken lässt. Tatsächlich sind sie aber auch in den<br />
meisten Kompositen enthalten, um für die gewünschte Farbe<br />
zu sorgen.<br />
vielen Fällen aber auch Pigmente und Farbstoffe. Sie kommen<br />
zum Einsatz, um dem Material die für den Farbraum menschlicher<br />
Zähne relevanten Färbungen zu verleihen. Eine wesentliche<br />
Rolle spielen in diesem Kontext die Oxide verschiedener<br />
Metalle: So wird eine weiße Färbung etwa durch die Zugabe<br />
von Pigmenten aus Titaniumdioxid oder Aluminiumoxid<br />
erreicht. Rote, gelbe oder schwarze Färbungen wiederum<br />
kommen durch das Hinzufügen unterschiedlicher Eisenoxidpigmente<br />
zustande.<br />
Zusammensetzung von Kompositen<br />
Wo genau sie zu finden sind, offenbart ein genauer Blick<br />
auf die Zusammensetzung der Werkstoffe dieser Klasse. Im<br />
Allgemeinen bestehen sie aus drei Komponenten. Neben<br />
anorganischen Füllstoffen und einer Verbundphase aus Silanen<br />
zählt dazu auch eine organische Kunststoffmatrix. Diese<br />
Matrix enthält Monomere, Stabilisatoren sowie Initiatoren, in<br />
Unter dem Rasterelektronenmikroskop werden sie sichtbar: einheitlich geformte Füllkörper<br />
mit gleichmäßiger Größe.<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
FÜLLUNGSTHERAPIE<br />
47<br />
Ein Farbton für alle 16 klassischen Vita-Zahnfarben von A1 bis D4 – der Chamäleoneffekt macht es möglich.<br />
Diese Pigmente absorbieren einen bestimmten Teil des sichtbaren<br />
Lichts. Der nicht absorbierte Teil des Lichts wird reflektiert<br />
und sorgt beim Betrachter für eine entsprechende Farbwahrnehmung.<br />
Dieses Phänomen dürfte so manchem noch<br />
aus dem Schulunterricht zum Thema Pflanzen und Chlorophyll<br />
geläufig sein. Hier sind es die Chlorophyll-Moleküle, die<br />
bestimmte Teile des Lichts absorbieren. Je nach Art des Chlorophylls<br />
ist dies vorrangig violettes und orangenes oder aber<br />
blaues und gelbes Licht. Grünes Licht hingegen wird kaum<br />
absorbiert und stattdessen reflektiert – der Betrachter nimmt<br />
die Pflanze daher als grün wahr. Die Färbung hat in diesem<br />
Fall eine chemische Ursache. Das trifft auch auf die mithilfe<br />
von Metalloxiden gefärbten Komposite zu.<br />
Alternative zur chemischen Farbe<br />
Farbe in Kompositen kann aber auch anders entstehen,<br />
das stellte das japanische Unternehmen Tokuyama 2019<br />
unter Beweis: Das in diesem Jahr eingeführte Universalkomposit<br />
Omnichroma kommt gänzlich ohne Farbstoffe oder<br />
Pigmente aus. Aber wie entsteht dann in diesem Fall die<br />
zahnfarbene Ästhetik? Die Antwort auf diese Frage lautet:<br />
strukturelle Farbe. Anders als chemische Farben kommt sie<br />
nicht durch Absorption bestimmter Wellenlängen zustande,<br />
sondern ergibt sich aufgrund der Oberflächenstrukturen<br />
eines Objekts. Konkret handelt es sich dabei um winzige<br />
Strukturen – im nano- und mikroskaligen Bereich – die mit<br />
dem einfallenden Licht interagieren. So entsteht Farbe durch<br />
physikalische Phänomene wie die Überlagerung (Interferenz)<br />
oder Beugung (Diffraktion) von Wellen mit bestimmten Wellenlängen.<br />
In der Natur finden sich diese Strukturfarben unter<br />
anderem bei Vögeln wie dem Pfau oder Schmetterlingen wie<br />
dem Blauen Morphofalter.<br />
Füllkörper-Struktur ist Schlüssel zum Erfolg<br />
Mit Omnichroma hielt die Strukturfarbe erstmals auch bei<br />
den Kompositen als Hauptfarbmechanismus Einzug. Ebenso<br />
wie sein Vorgänger erzeugt auch die neue fließfähige Bulkfill-<br />
Variante des Werkstoffs, Omnichroma flow BULK, Farbe auf<br />
diese Weise. Maßgeblich ist dabei die Mikrostruktur des Komposits,<br />
im Speziellen der Füllkörper. Die gleichmäßig kugelförmigen<br />
Partikel weisen eine einheitliche Größe von 260 nm<br />
auf und sind dadurch in der Lage, strukturelle Farbe aus dem<br />
rot-gelblichen Farbraum zu erzeugen. Zusätzlich dazu wird<br />
die Farbe der umliegenden natürlichen Zahnsubstanz reflektiert<br />
– das ist der bekannte Chamäleoneffekt. Durch die Kombination<br />
aus Strukturfarbe und Chamäleoneffekt fügen sich<br />
Restaurationen aus Omnichroma flow BULK „wie von selbst“<br />
in eine natürliche Zahnreihe. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit<br />
und eine Verschlankung des Workflows wird das Material<br />
für die zahnärztliche Praxis zudem aus folgendem Grund<br />
besonders interessant: Die farbliche Anpassung an alle 16<br />
klassischen Vita-Zahnfarben von A1 bis D4 ist mit nur einem<br />
einzigen Komposit-Farbton möglich! Zunächst mit weißopakem<br />
Erscheinungsbild in die Kavität eingebracht, zeigen<br />
Strukturfarbe und Chamäleoneffekt nach der Polymerisation<br />
ihre Wirkung und die Restauration passt sich an ihr Umfeld<br />
an. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mögliche Fehlerquellen<br />
werden reduziert, denn ein Griff zur „falschen“ Kompositschattierung<br />
kommt nicht mehr in Frage. Ebenso verringert<br />
sich der Aufwand für Lagerhaltung und Bestellung.<br />
Fazit für die Praxis<br />
Im Gegensatz zu den meisten Kompositen enthält Omnichroma<br />
flow BULK keine zugesetzten Metalloxid-Pigmente.<br />
Die Farbe des Füllungsmaterials hat keine chemische Ursache,<br />
sondern macht sich im Sinne einer natürlichen Ästhetik das<br />
Phänomen „Strukturfarbe“ zunutze. Durch die stufenlose<br />
Anpassung an alle 16 klassischen Vita-Zahnfarben mit nur<br />
einem Komposit-Farbton erschließen sich der Praxis zudem<br />
neue Möglichkeiten in puncto Wirtschaftlichkeit und Workflow-Optimierung.<br />
Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />
Tokuyama Dental Deutschland GmbH<br />
—<br />
Am Landwehrbach 5<br />
48341 Altenberge<br />
Tel.: +49 2505 938513<br />
E-Mail: info@tokuyama-dental.de<br />
www.tokuyama-dental.de/de<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
48 PERSONALMANAGEMENT<br />
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Vorstellungsgespräch Teil II<br />
Im ersten Teil unserer dreiteiligen Artikelreihe zum Thema Mitarbeitergewinnung zeigte Ihnen Dr. Dr. Bert L. Karl<br />
allgemeine Regeln für ein zielführendes Vorstellungsgespräch auf. Er ging auf den Punkt Qualifikation der Bewerberin<br />
ein und skizzierte dann den groben Ablauf zum eigentlichen Einstellungsgespräch, sofern die Bewerberin als geeignet<br />
angesehen wird. In diesem zweiten Teil zeigt er nun auf, wie Sie sich als neuer Arbeitgeber, in Zeiten akuten<br />
Fachkräftemangels, gegenüber der potentiellen Mitarbeiterin bestmöglich darstellen, um Sie so langfristig zu binden.<br />
Text Dr. Dr. Bert L. Karl<br />
Vorstellungsgespräch: Teil „Selbstdarstellung“<br />
Es geht also – in Zeiten extremen Fachkräftemangels – um das<br />
entscheidende Problem: liefere der Bewerberin gute Gründe,<br />
damit sie in DEINER Praxis arbeitet – und nicht nebenan bei<br />
der Konkurrenz. Solche Gründe lassen sich in zwei Gruppen<br />
aufteilen: zuerst geht es um „Atmosphärisches“ beziehungsweise<br />
um „Wohlfühl-Faktoren“: Die künftige Mitarbeiterin<br />
soll positiv gestimmt werden; es geht mit einem Wort darum:<br />
wecke Sympathie für deine Praxis (und möglichst auch für<br />
deine Person). Wenn die Dame derart psychologisch vorbereitet<br />
ist, wird es – zweite Gruppe der oben genannten<br />
„Gründe“ – um die harten Fakten gehen, also um Gehalt,<br />
Urlaub, Arbeitszeit, evtl. sonstige Vergünstigungen.<br />
Atmosphärisches:<br />
Von der Begrüßung an sollte während des ganzen Vorstellungsgesprächs<br />
möglichst eine „Wohlfühl-Atmosphäre“<br />
12, 20<br />
geschaffen werden. Das beginnt mit der passenden Geisteshaltung:<br />
immer noch findet man Kolleginnen/Kollegen, die<br />
nach „alter Schule“ überzeugt sind, eine ZFA solle gefälligst<br />
heilfroh sein, dass man ihr einen Arbeitsplatz bietet. Heute<br />
ist es umgekehrt: Die tüchtige ZFA findet mit Leichtigkeit ein<br />
Dutzend Praxen, die sie mit Begeisterung einstellen würden.<br />
Man zwinge sich also zu der Grundhaltung: Der Praxisinhaber<br />
muss um die Mitarbeiterin werben, nicht umgekehrt.<br />
Eine gute Atmosphäre bedeutet zunächst: Zeit nehmen,<br />
keine Hektik, kein Termindruck und insbesondere keine Störungen(!).<br />
Sodann gilt es grundsätzlich, stets einen freundlich-wertschätzenden<br />
Ton zu pflegen und besonders die nonverbalen Signale<br />
(wie Körpersprache, siehe weiter hinten im Text) zu beachten.<br />
Man unterschätze nicht die symbolische Wirkung scheinbar<br />
nebensächlicher Details: Wie soll die Sitzordnung aussehen?<br />
Es wirkt wenig professionell, wenn das Vorstellungsgespräch<br />
im Wartezimmer oder in einem Behandlungsraum stattfindet<br />
– besser ein Besprechungsraum beziehungsweise Büro.<br />
Ungünstig ist es, wenn der Eindruck der Konfrontation vermittelt<br />
wird: bitte nicht gegenüber sitzen, womöglich mit<br />
dem Schreibtisch dazwischen – besser: „übers Eck“ an einem<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
PERSONALMANAGEMENT<br />
49<br />
Tisch. Psychologisch wirkt es beruhigend, wenn Menschen<br />
in ungewohnter Atmosphäre stets eine „Fluchtmöglichkeit“<br />
sehen: den Stuhl der Bewerberin so positionieren, dass der<br />
Weg zur Tür offensteht.<br />
Es sollten Getränke angeboten werden – besonders wirksam<br />
sind Heißgetränke: wer warme Hände hat, ist wohlwollender<br />
gestimmt. Hier bietet sich eine günstige Gelegenheit,<br />
ein weiteres allgemeines Prinzip zu pflegen:<br />
präsentiere deine Praxis als möglichst originell 1, 20 und deutlich<br />
unterschieden vom langweiligen Einheitsdurchschnitt.<br />
Also nicht (nur) den Standard-Kaffee anbieten, sondern:<br />
einen ausgefallenen Tee, einen Kakao mit besonderer<br />
Geschmacksnote etc.<br />
Vorteilhaft in allen geschäftlichen Gesprächen: auf dem Tisch<br />
sollten Knabbereien, Kekse, Salzletten, Erdnüsse stehen. Psychologisch<br />
spricht man von der „Imbiss-Technik“: beim Essen<br />
werden stammesgeschichtlich uralte Gehirnareale im Sinne<br />
einer lustvollen Grundstimmung aktiviert – der betreffende<br />
Mensch ist also allgemein positiver gestimmt, was sich auf die<br />
begleitenden Verhandlungen auswirkt.<br />
Primacy-Recency-Effekt:<br />
Auch dieses Prinzip gilt für alle möglichen Kommunikationssituationen,<br />
zum Beispiel auch für Patientengespräche. Der<br />
Mensch behält bevorzugt in Erinnerung erstens die Anfangsphase<br />
des Gesprächs (Primacy-Effekt), und zweitens den<br />
Abschluss – also das zuletzt Erlebte/Gehörte (Recency-Effekt).<br />
Anfangs hat also der sprichwörtliche „Erste Eindruck“<br />
einen hohen Stellenwert: lasse die Bewerberin nicht warten(!),<br />
begrüße sie möglichst freundlich und herzlich, immer:<br />
lächeln(!), sprich teilnahmsvoll über mögliche Begleitumstände<br />
(Wetter, Parkplatz, Verkehrsverbindungen, Zeitplanung…)<br />
– und bei Damen wirkt ab und zu ein Kompliment<br />
immer gut.<br />
Nach dem Recency-Prinzip sollte der Gesprächsabschluss<br />
immer durch ein besonderes „Bonbon“ gekennzeichnet<br />
sein: zum Abschluss stets eine positive Botschaft, einen herzlichen<br />
Dank, nochmals ein Kompliment, jedenfalls irgendein<br />
Element, das besonders günstig in Erinnerung bleibt.<br />
„Schnuppertag“:<br />
Wenn die Kandidatin halbwegs geeignet ist, sollte man ihr<br />
einen „Schnupper-(Halb-)Tag“ in der Praxis anbieten: Sie<br />
soll/darf ein paar Stunden mitlaufen und den Betrieb sowie<br />
die Arbeitsabläufe kennenlernen. Wenn sie dieses Angebot<br />
annimmt, signalisiert auch das ein gewisses grundsätzliches<br />
Interesse. Besonders kommt es auf Authentizität 10 an: Es<br />
hat keinen Zweck, im Vorstellungsgespräch den Eindruck<br />
einer paradiesischen Wohlfühl-Praxis zu erwecken, wenn<br />
dann beim Schnuppertag eine wesentlich gröbere, raue<br />
Alltagsatmosphäre zutage tritt. Beim „Schnuppern“ sollte<br />
die Kandidatin auch unbedingt Gelegenheit bekommen, in<br />
Abwesenheit des Chefs/der Chefin mit (mindestens) einer<br />
ZFA-Kollegin vertraulich zu sprechen.<br />
Strategien zur Sympathie-Gewinnung<br />
Wenn auch viele Mitarbeiterinnen vordergründig-gnadenlos<br />
nur auf die Höhe des Gehalts abstellen – jede will sich an<br />
ihrem Arbeitsplatz auch wohlfühlen. Erfreulicherweise gibt es<br />
eine ganze Reihe von wirkungsvollen Strategien 5,12 , bereits im<br />
Vorstellungsgespräch Sympathie zu erwecken – wobei diese<br />
Strategien natürlich wieder für alle denkbaren beruflichen<br />
und privaten Gespräche gelten.<br />
Ähnlichkeiten:<br />
Unbewusst lieben wir alle Menschen, die uns in irgendwie<br />
ähnlich sind. Nutzanwendung: Suche immer nach solchen<br />
Ähnlichkeiten - ganz egal in welcher Beziehung: vielleicht<br />
ähnliche Vornamen – gleiches Sternzeichen, gleicher Geburtsmonat<br />
– gleiche Herkunft – gleiche Interessen, Gewohnheiten<br />
– ähnliche Arbeitsweisen. Diese Ähnlichkeiten sollte man<br />
frühzeitig „entdecken“ und wiederholt zur Sprache bringen.<br />
„Sei interessiert, dann bist du interessant“:<br />
Man wird als sympathisch wahrgenommen, wenn man Anteil<br />
nimmt und sich für die Belange des Gesprächspartners interessiert.<br />
Etwa in der üblichen Smalltalk-Phase zu Gesprächsbeginn:<br />
frage nach Interessen, Gewohnheiten, Vorlieben – und<br />
zeige dich dann interessiert, sprich darüber, frage gebenenfalls<br />
mehrfach nach 20 .<br />
Paraphrasieren:<br />
Eine gerade in der (Zahn-)Medizin wichtige Technik, auch<br />
im Patientenkontakt. Paraphrasieren bedeutet: die Aussage<br />
des Gegenüber sowohl inhaltlich wie auch emotional mit<br />
anderen Worten wiederholen 6 . Die Stellenbewerberin: „Ich<br />
interessiere mich für Weiterbildung.“ – Der Arbeitgeber: „Sie<br />
legen also Wert auf Aufstiegsmöglichkeiten.“ Oder: „Über<br />
Weihnachten besuche ich gerne meine Eltern.“ – Die Chefin:<br />
„Sie pflegen also gerne Familienkontakte.“ Das Paraphrasieren<br />
ist erstens ein probates Mittel, um Missverständnisse zu<br />
vermeiden und sich zu vergewissern, dass man richtig gehört<br />
hat. Zweitens und insbesondere fühlt sich der Gesprächspartner<br />
dadurch ernst genommen, verstanden, wertgeschätzt.<br />
Spiegeln:<br />
Diese Technik ist verwandt mit dem Paraphrasieren, bezieht<br />
sich aber nicht auf das gesprochene Wort, sondern auf die<br />
Gestik. Spiegeln heißt also: die Gestik, Mimik und besonders<br />
die Körpersprache des Partners zu imitieren (8). Beispiele: Über<br />
das Haar streichen, Beine übereinanderschlagen, Kinn auf<br />
die Hand stützen, Zurücklehnen und Füße ausstrecken. Solche<br />
unbewussten Gesten sollte man also nachmachen, man<br />
erweckt dadurch mit der Zeit unbewusst Sympathie. Aus der<br />
Paartherapie ist bekannt, dass es in funktionierenden Beziehungen<br />
sogar automatisch passieren soll, dass die Partner sich<br />
– unbewusst! – gegenseitig spiegeln.<br />
Empathie:<br />
Als soziale Kernkompetenz gilt Empathie: die Gefühle und Stimmungen<br />
des Gesprächspartners zutreffend erkennen »<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
50 PERSONALMANAGEMENT<br />
und nachempfinden, und dies auch zum Ausdruck bringen.<br />
Man spreche zum Beispiel offensichtliche Missgeschicke<br />
(die Bewerberin ist durch einen Platzregen gekommen) teilnahmsvoll-mitfühlend<br />
an. Ebenso sollte man mitfühlend und<br />
mit warmen Worten reagieren, wenn Schicksalsschläge wie<br />
Unfall, Krankheit, Scheidung berichtet werden oder aus dem<br />
Studium der Bewerbungsunterlagen hervorgingen.<br />
Soziale Kompetenz:<br />
Zusammenfassend sollte man sich in allen(!) Gesprächen, also<br />
auch im Vorstellungsgespräch um die „6 Kerneigenschaften<br />
sozialer Kompetenz“ 8 bemühen, nämlich:<br />
1. Eigene Gefühle angemessen ausdrücken (können);<br />
2. gutes Einfühlungsvermögen zeigen;<br />
3. Selbstkontrolle auf sozialer Ebene praktizieren;<br />
4. heikle Punkte erkennen und besonderes Feingefühl<br />
erkennen lassen;<br />
5. auch auf emotionale Selbstkontrolle achten;<br />
6. sprachliche Gewandtheit/Ausdruckskraft.<br />
Gehalt und andere „harte Fakten“<br />
Wir haben uns bisher bemüht, die Praxis als attraktiv und<br />
sympathisch darzustellen – gewissermaßen als „Vorarbeit“<br />
für die nun folgende harte Verhandlung über die Konditionen.<br />
Auch solche harten Verhandlungen kann man üben/<br />
lernen 13,19 – allgemein immer empfehlenswert ist eine Loslösung<br />
von festgefahrenem Denken, stattdessen Kreativität<br />
und konstruktive Strategien. Man versuche immer, zu jedem<br />
Agenda-Punkt (mindestens) drei Möglichkeiten zu finden:<br />
nur 1 Möglichkeit engt ein, 2 Alternativen eröffnen ein häufig<br />
unangenehmes Dilemma, erst bei 3 Möglichkeiten bietet<br />
sich Freiheit.<br />
Gehalt:<br />
An erster Stelle steht das Gehalt. Jeder freiberuflich tätige<br />
Zahnarzt hat das eiserne Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />
verinnerlicht: Wenn katastrophaler Personalmangel herrscht,<br />
dann wachsen die Gehälter zwangsläufig in astronomische<br />
Höhen. Dagegen ist prinzipiell nichts zu machen; man muss<br />
notgedrungen mitspielen: Warum soll eine ZFA bei uns arbeiten,<br />
wenn sie in der Konkurrenz-Praxis um die Ecke jeden<br />
Monat ein paar Hunderter mehr verdient?<br />
Wenn wir der – hier und jetzt konkret einzustellenden – Mitarbeiterin<br />
also zähneknirschend ein fürstliches Salär zahlen<br />
müssen, könnte man das in diesem Einzelfall noch notgedrungen<br />
hinnehmen. Aber es droht ein Kaskadeneffekt:<br />
Unsere Praxis beschäftigt seit etlichen Jahren noch mehrere<br />
andere ZFAs, oft noch auf einem zivilen Gehaltsniveau dieser<br />
„guten alten Zeit“. Es macht nun sofort böses Blut im Team,<br />
wenn die neu eingestellte Kraft trotz womöglich geringerer<br />
Berufserfahrung mehr verdient als die altgedienten Mitarbeiterinnen.<br />
Man kann versuchen, diese neue ZFA zum<br />
Stillschweigen über ihre Konditionen zu verpflichten – aber<br />
das ist nach meiner Erfahrung wenig hilfreich: die „alten“<br />
Teammitglieder sind auch nicht dumm, sie interessieren sich<br />
– kann man Geheimniskrämerei durchhalten oder soll man<br />
womöglich bewusst lügen? Irgendwann wird die Information<br />
durchsickern, und dann haben wir den Kaskadeneffekt – die<br />
älteren ZFAs beanspruchen (aus ihrer Sicht völlig zu Recht)<br />
das gleiche hohe Gehalt. Nun müssen wir allen Mitarbeiterinnen<br />
deutlich mehr zahlen, und damit wird es richtig teuer.<br />
Jede Praxis muss individuell aufgrund ihrer Situation entscheiden,<br />
wie sie sich hier positioniert. Um neues Personal zu<br />
gewinnen und um altgedientes Personal zu halten, wird man<br />
eher früher als später mehr Geld in die Hand nehmen müssen.<br />
Welche Kompensationsmöglichkeiten gibt es?<br />
Man könnte erstens Personal einsparen: Das habe ich in<br />
Seminaren schon vor über 20 Jahren propagiert, damals<br />
aber unter dem Aspekt der Gewinnmaximierung. Es gibt<br />
durchaus Möglichkeiten: Man könnte eine teure erfahrene<br />
ZFA durch eine Auszubildende (siehe unten) ersetzen. Man<br />
könnte den eigenen Arbeitsstil kritisch prüfen: müssen tatsächlich<br />
immer(!) mindestens zwei ZFAs mit am Stuhl sein?<br />
Viel zu wenig wird die Rolle des Praxisgrundrisses bedacht:<br />
Eine ungünstige Raumaufteilung zwingt zu aufgeblähtem<br />
Team. Ein günstiger Grundriss hingegen spart Personal:<br />
Die wichtigsten Räume – Behandlung, Rezeption, Röntgen,<br />
Labor – sind eng benachbart; mit der Folge, dass Mitarbeiterinnen<br />
als „Springer“ zumindest teilweise mehrere Rollen<br />
abdecken können. Schließlich könnte man die Arbeitsabläufe<br />
kritisch überprüfen – vielleicht zur Kompensation der eigenen<br />
Betriebsblindheit mit externer Hilfe: In sehr vielen Praxen<br />
schleichen sich mit der Zeit ineffiziente, wenig nutzbringende<br />
und viel Zeit fressende Prozeduren ein. Wie viele Füllinstrumente<br />
müssen – immer(!) und bei jeder(!) Füllung – vorab auf<br />
dem Schwebetisch bereitgelegt werden – obwohl das eine<br />
oder andere Instrument ohne wesentliche Beeinträchtigung<br />
(abgesehen von wenigen Ausnahmefällen) weggelassen werden<br />
könnte. Und diese „überflüssigen“ Instrumente müssen<br />
jedes Mal herausgesucht, wieder abgeräumt und insbesondere<br />
aufwendig aufbereitet werden: Das kostet Zeit, Aufwand<br />
und damit Personal.<br />
Zweitens können (vermehrt) Auszubildende beschäftigt<br />
werden. Leider müssen wir zugeben, dass der gegenwärtige<br />
Fachkräftemangel zum Teil selbstverschuldet und hausgemacht<br />
ist: Die Praxen haben zu wenig ausgebildet. Grundsätzlich<br />
bin ich aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung ein<br />
großer Fan von Azubis – aber man muss das richtig organisieren.<br />
Etwa durch praxisinterne Erstellung von Ausbildungsleitfäden,<br />
in denen die praxisindividuellen Instrumente,<br />
Materialien und Prozeduren beschrieben werden: Das kostet<br />
einmalig Mühe und Zeit, aber diese Leitfäden sind dann über<br />
Jahre und sogar Jahrzehnte Goldes wert. Effektiv ist weiterhin<br />
eine geringfügige Änderung beim Arbeitsbeginn: In Bayern<br />
startet das Berufsschuljahr beispielsweise im September,<br />
üblicherweise werden die Azubis also zum 01.09. eingestellt.<br />
Das ist ungünstig. Wenn man den „Lehrling“ aber schon zum<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
PERSONALMANAGEMENT<br />
51<br />
1. August starten lässt, kann der ruhige Sommerloch-Monat<br />
August für intensive praxisinterne Ausbildung genutzt werden,<br />
und zwar an allen Werktagen ohne Berufsschulunterbrechungen.<br />
Wenn Mitte September an zwei Wochen-Arbeitstagen<br />
die Berufsschulpflicht beginnt, ist die junge Dame bereits<br />
erstaunlich „fit“ und eine wertvolle Arbeitskraft.<br />
Dieses Modell war früher uneingeschränkt zu empfehlen.<br />
In jüngerer Zeit hat das statistische Niveau der Azubibewerberinnen<br />
leider bedenklich nachgelassen. Trostloserweise<br />
muss man teilweise mehrere Wochen investieren, bis<br />
die junge Dame wenigstens gelernt hat, stets „Guten Tag“<br />
beziehungsweise „Auf Wiedersehen“ zu sagen, und ebenso<br />
„Bitte“ und „Danke“. Ganz zu schweigen von Tugenden wie<br />
Pflichtbewusstsein, Disziplin, Pünktlichkeit – die offenbar<br />
in weiten Kreisen geradezu verpönt sind. Eine interessante<br />
Option eröffnet sich hier durch Bewerberinnen mit Migrationshintergrund<br />
aus oft traditionellen konservativen Kulturen,<br />
wo die genannten Tugenden noch tatsächlich gelebt werden.<br />
Aber auch abgesehen davon rentiert es sich, nach „Perlen“<br />
zu suchen. Wie bindet man diese Perlen an die eigene Praxis?<br />
Es hat sich bewährt, die von den Zahnärztekammern<br />
empfohlenen Ausbildungsvergütungen für das erste Lehrjahr<br />
bedeutend zu erhöhen. Diese Vergütungen sind insgesamt<br />
nicht hoch, hier schmerzen 100 oder gar noch mehr Euro<br />
Zugabe wenig – machen aber enormen Eindruck auf die jungen<br />
Bewerberinnen.<br />
Drittens kann man überzogene Gehaltswünsche kompensieren<br />
durch anderweitige Vergünstigungen. Zunächst wäre<br />
an eine großzügige Urlaubsregelung zu denken. Weiterhin<br />
kann man flexible Arbeitszeit-/Teilzeitmodelle anbieten<br />
– das wird künftig sowieso zur Regel werden müssen.<br />
Manchmal sind zusätzliche Vergünstigungen wirksam –<br />
wenn die ZFA durch ihren Familienstand zum Beispiel in einer<br />
ungünstigen Lohnsteuerklasse gebunden ist und daher von<br />
sich aus stark interessiert ist an Modellen mit niedrigen/fehlenden<br />
Steuer- und Sozialabgaben. Das betrifft die üblichen<br />
Benzingutscheine und Fahrtkostenzuschüsse, aber man kann<br />
zusätzlich die Phantasie spielen lassen und kreativ weitere<br />
„Bonbons“ erfinden: Der Mitarbeiterin könnte ein Notebook<br />
oder ein Dienst-Pedelec gestellt werden oder Gutscheine für<br />
ein örtliches Fitnessstudio usw.<br />
Viertens lohnt sich die Anstrengung, die zwangsläufig höher<br />
werdenden Personalausgaben an anderer Stelle einzusparen.<br />
Da gibt es meist enormes Potential, etwa beim Materialeinkauf:<br />
man kann auf wesentlich preiswertere Produkte<br />
umstellen (zum Beispiel bei Desinfektionsmitteln); man wird für<br />
„sein“ bewährtes Füllungs- oder Abformmaterial oft wesentlich<br />
billigere Anbieter finden; man kann auch bei nicht fachspezifischen<br />
Artikeln Einsparpotentiale realisieren: angefangen<br />
beim Toilettenpapier über Büromaterialien bis hin zu Portokosten.<br />
Eine Orientierung bieten die statistischen Jahrbücher der Bundes-KZV.<br />
Ganz grob gesagt: Die Durchschnittspraxis hat einen<br />
Unkostensatz von etwa 70 Prozent am Umsatz. Von diesen<br />
Unkosten zählen wiederum etwa ein Drittel zu den Personalkosten.<br />
Unter dem Strich sollten also die genannten Personalkosten<br />
nicht mehr als höchstens 25 Prozent vom Umsatz betragen<br />
– ist diese Marge überschritten, wäre ein Gegensteuern<br />
durch die genannten Maßnahmen dringend ratsam.<br />
Wir haben damit sowohl die „weichen“ als auch die „harten“<br />
Faktoren für die Mitarbeiter-Gewinnung wenigstens exemplarisch<br />
abgehandelt. Zwei Punkte sollen noch besondere Erwähnung<br />
finden, weil sie nicht nur nützlich bei Neueinstellungen<br />
sind, sondern auch über lange Jahre den Teamzusammenhalt<br />
fördern: die Beachtung der Körpersprache und der Persönlichkeitstypen,<br />
welche wir im dritten Teil dieser Artikelreihe<br />
vorstellen.<br />
Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />
Dr. med. Dr. med. dent.<br />
Bert L. Karl<br />
Nach Studium der Medizin und Zahnmedizin<br />
war er 30 Jahre hauptberuflich in eigener<br />
Zahnarztpraxis tätig, mit Schwerpunkt<br />
Zahnersatz. Nebenberuflich betrieb er eine<br />
allgemeinärztliche Privatpraxis. Zuletzt<br />
war er mehrere Jahre zahnärztlicher Leiter<br />
einer großen zahnärztlichen Tagesklinik.<br />
Von 1997 bis 2020 Tätigkeit als KZV-Gutachter für Zahnersatz und<br />
PAR. Seit 2002 leitet er als Dozent vielfältige zahnärztliche Fortbildungsseminare,<br />
hauptsächlich zu Themen der wirtschaftlichen<br />
Praxisführung und zum Generalthema „Psychologie in der Zahnarztpraxis“:<br />
unter anderem Patientenüberzeugung, Die zahnärztliche<br />
Führungsperson, Angstpatienten, Konflikte im Praxisteam,<br />
Aggression in der Zahnarztpraxis, Kommunikation und Körpersprache.<br />
—<br />
E-Mail: drbkarl@t-online.de<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
52<br />
PRAXISFÜHRUNG<br />
Warum immer weniger Zahnärzte<br />
eine eigene Praxis gründen<br />
Die Zahl der niedergelassenen Zahnärzte nimmt immer weiter ab. Im Jahr 2021 betrieben nur noch 64 Prozent<br />
aller Zahnärzte eine eigene Praxis – das sind 15 Prozent weniger als es noch 10 Jahre zuvor waren. 1 Junge<br />
Zahnärzte präferieren verstärkt die Arbeit in Kliniken oder MVZs. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig: Als<br />
einer der Gründe wird der hohe Verwaltungsaufwand genannt, der mit einer eigenen Praxis verbunden ist. 2<br />
Dr. Georg Bayer ist seit 1980 niedergelassener Zahnarzt und beleuchtet im Interview diesen und weitere<br />
Gründe für den Rückgang von Zahnarztpraxen und wie man dieser Entwicklung entgegenwirken könnte.<br />
Interview mit Dr. Georg Bayer<br />
Herr Dr. Bayer, das neue Jahrbuch<br />
der Kassenzahnärztlichen<br />
Bundesvereinigung (KZBV) stellt<br />
fest, dass im Jahr 2021 nur noch<br />
64 Prozent aller tätigen Zahnärzte<br />
eine eigene Praxis betreiben.<br />
Beobachten Sie diese Entwicklung<br />
auch in Ihrem Kollegenkreis?<br />
Welche Ursachen sehen Sie?<br />
Ja. Dem liegen meiner Meinung nach verschiedene Ursachen<br />
zugrunde. Ein Aspekt ist unter anderem der verstärkte<br />
Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance und<br />
der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dies ist im Angestelltendasein<br />
besser gegeben als in der Selbstständigkeit.<br />
Infolgedessen wird die Übernahme von Einzelpraxen seltener,<br />
weil die Anzahl potenzieller Nachfolger kleiner wird. Diese<br />
Entwicklung wird insbesondere für die Nahversorgung auf<br />
dem Land zum Problem, denn wenn angehende Zahnärzte<br />
in Großstädten studieren, wollen sie meist auch dort in der<br />
Nähe arbeiten. Das sehen wir auch an den Bewerbungen in<br />
unserer Praxis: Diese liegt im 50-Kilometer-Radius von zwei<br />
Universitäten, somit erhalten wir weiterhin, auch in Zeiten des<br />
Fachkräftemangels, Bewerbungen von Absolventen.<br />
Was war Ihre persönliche Motivation, in die Selbstständigkeit<br />
zu gehen?<br />
Ich habe mich 1980 mit meiner eigenen Praxis niedergelassen.<br />
Damals war es normal, dass die Tätigkeit als Zahnarzt<br />
mit der Selbstständigkeit verbunden war. Man muss sich zwar<br />
mehr engagieren, aber die Selbstständigkeit hat auch Vorteile<br />
wie Unabhängigkeit und freie Zeiteinteilung. Ich denke auch<br />
heute noch, dass es richtig war, diesen Weg zu gehen. Meiner<br />
Meinung nach überwiegen die Vorteile.<br />
Was sind die Herausforderungen als niedergelassener<br />
Zahnarzt? Haben diese in den letzten Jahren<br />
zugenommen?<br />
In der heutigen Zeit ist der Beruf des Zahnarztes nicht mehr<br />
der Schlüssel zum Millionärsdasein. Wir verdienen immer<br />
noch gut, aber nicht mehr im gleichen Maß wie früher.<br />
Grund hierfür ist, dass die Gebührenordnung seit 1988 nicht<br />
mehr angepasst wurde, weder in den Honorarsätzen noch<br />
in den Leistungspositionen. Die Honorarentwicklung der<br />
gesetzlichen Krankenkassen hält bei weitem nicht Schritt<br />
mit der tatsächlichen Kostenentwicklung der Praxen. Somit<br />
erzielen Selbstständige immer weniger Gewinn. Zudem gibt<br />
es ein enger werdendes Korsett der Bürokratie und weniger<br />
Behandlungszeit für die Patienten.<br />
Sie sprechen vom „Korsett der Bürokratie“. Auch die<br />
KZBV fordert in der „Agenda Mundgesundheit 2021-<br />
2025“ eine Bürokratiebremse und ergänzt dies durch<br />
ein verbindliches Bürokratieabbauziel für die Zukunft.<br />
Eine überbordende Regulierung bei der Gründung und<br />
steigender Verwaltungsaufwand der zahnärztlichen<br />
Praxen würden auf niederlassungswillige Zahnärzte in<br />
hohem Maße abschreckend wirken.<br />
Stimmen Sie dem zu?<br />
Die Bürokratie ist ein Teilaspekt, der die rückläufige Entwicklung<br />
unter den niedergelassenen Zahnärzten ausmacht. Die<br />
Bürokratie ist zwar anstrengend, aber machbar. Ich denke,<br />
eine größere Ursache sind die eingangs von mir beschriebenen,<br />
grundlegenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Die<br />
neuen Generationen möchten weniger arbeiten – geregelte<br />
Arbeitszeiten und ein festes Einkommen werden immer wichtiger.<br />
Früher war es normal, viel zu arbeiten.<br />
Heutzutage höre ich aus Unterhaltungen mit jüngeren Kollegen,<br />
dass etwa 90 Prozent angestellt sind. Gründe gegen die<br />
Selbstständigkeit, die sie mir gegenüber geäußert haben, sind<br />
die Voraussetzung der Kapitalaufnahme und das mit der Verschuldung<br />
verbundene finanzielle Risiko. Weiterhin existiert<br />
die Befürchtung, dass aufgrund von Personalmangel kaum<br />
Fachkräfte für die eigene Praxis zu finden sind. Beispielweise<br />
berichtete mir ein Kollege neulich, dass in seinem beruflichen<br />
Umfeld Praxen zum Teil ihre Sprechzeiten nach der Verfügbarkeit<br />
des Personals ausrichten. Die Tendenz ist steigend.<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
PRAXISFÜHRUNG<br />
53<br />
Wie bewerten Sie die dynamische Entwicklung von<br />
Medizinischen Versorgungszentren (MVZs), die zunehmend<br />
auch einen Teil der vertragsärztlichen Versorgung<br />
übernehmen?<br />
Diese Entwicklung sehe ich sehr kritisch. Bei der Abgabe meiner<br />
eigenen Praxis war es auch mein expliziter Wunsch, dass<br />
diese nicht in ein MVZ umgewandelt wird oder an Investoren<br />
geht. Grund ist, dass Investoren zwar horrende Preise zahlen,<br />
diese Investition jedoch entsprechend wieder reinholen<br />
möchten. Das führt dazu, dass Zahnmedizin nur noch unter<br />
monetären Aspekten gesehen und beraten wird, wodurch<br />
das ärztliche Niveau sinkt. Weiterhin sind MVZs einer der<br />
Gründe, warum immer weniger Ärzte gewillt sind, sich niederzulassen.<br />
Man verdient in MVZs gut und gewöhnt sich<br />
schnell an das regelmäßige Einkommen – in Folge sieht man<br />
keinen Grund mehr, in die Selbstständigkeit zu gehen.<br />
Wie könnten Ihrer Meinung nach mehr Zahnärzte für<br />
die freiberufliche Versorgung gewonnen werden?<br />
Die Übernahme von Praxen muss für Einzelpersonen erleichtert<br />
werden. Unter anderem wird der Praxiskauf für Einzelpersonen<br />
durch Investoren erschwert, weil diese deutlich<br />
mehr zahlen und Einzelpersonen so ausgebootet werden.<br />
Daher müssten die Preise angepasst und die Attraktivität für<br />
Investoren eingeschränkt werden.<br />
Weiterhin sollte die Gebührenordnung angepasst werden.<br />
Diese wurde beispielweise für Tiermediziner erst kürzlich um<br />
30 Prozent erhöht und wurde generell bereits drei Mal angepasst.<br />
Für Zahnärzte wurde der GOZ-Punktwert der Gebührenverordnung<br />
seit 1988 nicht mehr erhöht . 3 Dabei sind die<br />
Material- und Personalkosten sowie auch individuelle Kosten<br />
gestiegen.<br />
Wie bewerten Sie den Stand der Digitalisierung beziehungsweise<br />
das Angebot digitaler Anwendungen für<br />
zahnmedizinische Praxen in Deutschland? Sehen Sie<br />
hierbei Chancen oder Risiken für Ihren beruflichen Alltag<br />
und/oder die Versorgung der Patienten?<br />
Aufgrund der Größe unserer Praxis können wir vorangehen<br />
und Prozesse digitalisieren. Viele analoge Prozesse werden<br />
verstärkt durch digitale abgelöst. Eine Hürde für einige Praxen<br />
ist jedoch, dass die digitalen Hilfsmittel teilweise einen<br />
hohen finanziellen Invest erfordern. Kleinere Einzelpraxen<br />
können das selten vollständig allein stemmen. Daher werden<br />
digitale Tools häufiger in MVZs oder in größeren Praxen eingesetzt.<br />
Sie nutzen in Ihrer Praxis unter anderem auch eine<br />
Dienstplanungssoftware von Planerio. Warum haben<br />
Sie sich für die Einführung dieser in Ihrer Praxis entschieden?<br />
Hilft sie, den Bürokratie-Aufwand zu<br />
reduzieren?<br />
Die Software sorgt bei uns für einen effizienteren Praxisablauf.<br />
Bei einer so großen Praxis ist das notwendig. So<br />
können wir Personalprobleme besser managen und sparen<br />
Zeit bei administrativen Aufgaben einsparen.<br />
Was wünschen Sie sich von Anwendern oder der Politik<br />
bezüglich des digitalen Fortschrittes?<br />
In der Gebührenordnung sind die meisten digitalen Maßnahmen<br />
nicht erfasst – das sollte angepasst werden. Weiterhin<br />
sollte Digitalisierung bestenfalls bereits in der Studienordnung<br />
verankert sein und schwerpunktmäßig an der Universität<br />
gelehrt werden.<br />
Wie kann die zahnmedizinische Versorgung zukunftsfest<br />
gestaltet werden?<br />
Es muss ein Fokus auf die Sicherstellung der ärztlichen Nahversorgung<br />
gelegt werden. Durch die aktuelle Entwicklung<br />
müssen Patienten immer weiter zum nächsten Zahnarzt fahren,<br />
Ärzte arbeiten zum Teil bis ins hohe Alter, weil sich niemand<br />
findet, der ihre Praxis übernimmt. Der Tod der Einzelpraxis<br />
auf dem Land vermindert die Lebensqualität enorm.<br />
Auch die Wertschätzung seitens der Politik muss größer werden.<br />
Beispielweise wurde die Corona-Hilfe für Pflegekräfte<br />
und zahnmedizinisches Personal nicht gewährleistet. Es wird<br />
vermittelt, dass wir nicht systemrelevant sind. Dabei ist kein<br />
Arzt „näher“ an einem Patienten. Deswegen möchten wir<br />
die entsprechende Wahrnehmung und Wertschätzung.<br />
Herr Dr. Georg Bayer vielen Dank, dass Sie sich die Zeit<br />
genommen haben.<br />
Dr. Georg Bayer<br />
Dr. Georg Bayer arbeitet seit 1980 als niedergelassener<br />
Zahnarzt in Landsberg am Lech. Er war Gründer und Teilhaber<br />
der zahnärztlichen Gemeinschaftspraxis „Dr. Bayer<br />
& Kollegen“, die 14 Zahnärzte und über 100 Mitarbeiter<br />
an zwei Standorten beschäftigt.<br />
Planerio<br />
Planerio bietet eine Dienstplanungs-Software, die mittels<br />
künstlicher Intelligenz Personalplanung und Prozesse optimiert<br />
und so für eine Zeitersparnis von 80 bis 90 Prozent<br />
sorgt.<br />
1. KZBV Jahrbuch 2022: https://www.kzbv.de/jahrbuch-2022.768.de.html<br />
2. Agenda Mundgesundheit 2021–2025:
54 PRAXISFÜHRUNG<br />
„Wir liefern Antworten auf Trends<br />
im Gesundheitswesen“<br />
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, die Finanzierung von Arztpraxen durch<br />
private Geldgeber künftig verhindern zu wollen. Behauptet wird, dass in investorenfinanzierten MVZs<br />
(iMVZ) sogenannte „Heuschrecken“ einzig zum Zweck der Gewinnmaximierung zu viele, überflüssige<br />
oder schlechte Behandlungen forcierten. Die Ärzte würden zu „Hamsterradmedizin“ gezwungen.<br />
Im folgenden Interview spricht Dr. Dr. Ruben Stelzner, Zahnarzt, Gründer und Geschäftsführer von<br />
AllDent, einem investorenfinanzierten MVZ, über die Chancen und Risiken eines iMVZ.<br />
Interview mit Dr. Dr. Ruben Stelzner, AllDent<br />
Der Gesundheitsminister schießt<br />
aus vollen Rohren gegen iMVZ<br />
und damit auch gegen Einrichtungen<br />
wie AllDent. Wie gehen<br />
Sie damit um?<br />
Sorgen über vornehmlich profitorientierte<br />
medizinische Einrichtungen<br />
sollten natürlich ernst genommen<br />
werden. Aber Polemik und<br />
Populismus nutzen niemandem.<br />
Wir fänden es besser, darüber zu reden, wie Qualität und<br />
Effizienz der zahnmedizinischen Versorgung auch in Zukunft<br />
garantiert werden können, und natürlich über gute Arbeitsbedingungen<br />
für Mediziner - das alles unabhängig von<br />
der Trägerschaft. Darum geht AllDent jetzt vermehrt in die<br />
Öffentlichkeit.<br />
Was sagen Sie konkret zu den Vorwürfen der unlauteren<br />
Gewinnmaximierung in iMVZ?<br />
Zunächst: Die pauschalen Anschuldigungen sind in keiner<br />
Weise durch Fakten oder Gutachten belegt. Generell werden<br />
allen Zahnärzten in iMVZ wissentlich unethische Behandlungen<br />
unterstellt! Außerdem darf man feststellen: Auch jeder<br />
niedergelassene Arzt ist gleichzeitig Unternehmer, muss dafür<br />
sorgen, dass seine Praxis gedeiht und dass er seine Mitarbeiter<br />
bezahlen kann. Auch wenn wir bei AllDent in gewissen<br />
Strukturen arbeiten, gilt wie in klassischen Zahnarztpraxen die<br />
gesetzlich verankerte freie Therapiewahl. Überprüft wird diese<br />
durch die Berufsausübungsaufsicht der jeweiligen Landeszahnärztekammern.<br />
Unsere Leistungen werden regelmäßig von den zuständigen<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigungen kontrolliert. Als Betreibergesellschaft<br />
sind wir außerdem in den rechtlichen Rahmen<br />
der Industrie- und Handelskammern eingebunden. Intern setzen<br />
wir auf Strukturen, welche die medizinische Qualität sicherstellen;<br />
Mentoren für jüngere Kollegen, leitende Zahnärzte für<br />
bestimmte Teams bis hin zu einer vierköpfigen Geschäftsführung,<br />
in der drei Personen Zahnärzte sind. Wir arbeiten permanent<br />
an Verbesserungen in der Therapie!<br />
Warum ist es aus Ihrer Sicht überhaupt sinnvoll, als<br />
MVZ auf Privatkapital zu setzen?<br />
Wir alle wissen, dass gute Zahnmedizin Investitionen braucht.<br />
Da geht es um Digitalisierung, moderne Praxis-Konzepte,<br />
hochwertige Materialien, neueste Technik für Diagnostik<br />
und Therapie. Die Finanzierung durch Banken ist in vielerlei<br />
Hinsicht beschränkt. Ein Geldgeber ist aus unserer Sicht ein<br />
Partner, der darauf setzt, dass ein Unternehmen mit seiner<br />
Beteiligung floriert. Das ist im Medizinsektor nur mit gelungenen<br />
Dienstleistungen und einem guten Ruf langfristig möglich.<br />
Reine Gewinnorientierung wäre absolut kontraproduktiv.<br />
Das Modell „Heuschrecke“ - Einkaufen und Einzelteile mit<br />
Gewinn abstoßen – ist in diesem Zusammenhang komplett<br />
unsinnig. Mangels Branchenerfahrung mischen sich private<br />
Investoren in der Regel nicht ins Tagesgeschäft ein. Dafür<br />
kann die Zusammenarbeit in Managementfragen ein großer<br />
Gewinn sein.<br />
Woraus erhalten iMVZ Ihrer Ansicht nach ihre Existenzberechtigung?<br />
Ganz plakativ: Wir liefern Antworten auf Trends im Gesundheitswesen.<br />
Angesichts chronischer Unterfinanzierung, fehlendem<br />
Mediziner-Nachwuchs und alternder Bevölkerung tragen<br />
wir mit Mitteln aus der Privatwirtschaft - ohne Belastung des<br />
Steuerzahlers - zur Zukunftssicherung einer flächendeckenden<br />
Versorgung bei. Jetzt schon müssen Praxen schließen, weil<br />
sich kein Nachfolger findet. In manchen Städten ist AllDent die<br />
einzige Einrichtung mit einem 24-Stunden-Notdienst, und das<br />
an 365 Tagen im Jahr! Mediziner stöhnen unter wachsenden<br />
bürokratischen Lasten. Durch die weitgehende Trennung von<br />
Medizin und Verwaltung können sich unsere Ärzte verstärkt<br />
auf die Behandlung konzentrieren. Immer mehr Zahnärzte<br />
und vor allem Zahnärztinnen wollen angestellt, mit planbaren<br />
Arbeitszeiten oder in Teilzeit tätig sein, ohne Kredit für die<br />
Praxis und Verantwortung für ihre Mitarbeiter im Nacken. Patienten<br />
werden anspruchsvoller. Sie wünschen sich arbeitnehmerfreundliche<br />
Öffnungszeiten, eine hohe, dokumentierte<br />
Behandlungsqualität, kurze Wege vom Generalisten zum Spezialisten<br />
und nicht zuletzt günstige Preise, die wir aufgrund<br />
von Skalierungseffekten bieten können.<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
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Wie könnte es in Zukunft weitergehen?<br />
Trends lassen sich auch durch Verbote nicht aufhalten. Wir würden uns<br />
von der Politik und den Standesvertretungen mehr Offenheit für alternative<br />
Strukturen in einem unterfinanzierten öffentlichen Gesundheitswesen<br />
wünschen. Einrichtungen sollte man unseres Erachtens nach an der medizinischen<br />
Qualität und nicht an der Organisationsform messen. Niemand<br />
hat etwas gegen effektive Kontrollmechanismen. Denn Missbrauch ist<br />
grundsätzlich in jedem Gefüge denkbar. Das Wichtigste in der derzeitigen<br />
Situation wäre eine Rückkehr zur sachlichen Diskussion auf Faktenbasis.<br />
Herr Dr. Stelzner, vielen Dank für das Gespräch.<br />
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Generation. Seit 2011 hat sich das Konzept an mehreren Standorten<br />
in Deutschland bewährt. Alle Zahnzentren werden schnellstmöglich<br />
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56 PATIENTENZUFRIEDENHEIT<br />
Klinik 2.0 – Über optimierte Prozesse zu<br />
hohem Wohlfühlfaktor im Kundenkreis<br />
Als eine von Deutschlands größten Kliniken für Zahnmedizin und plastische Chirurgie agiert die<br />
Dorow Clinic bereits seit 2006 an 8 Standorten – verteilt am Hochrhein, dem Südschwarzwald und<br />
in der Schweiz. Dabei setzt das Unternehmen in puncto Kundenservice vor allem auf den Aspekt der<br />
Empathie, welche täglich durch hochqualifizierte Mitarbeitende in der medizinischen Behandlung<br />
der Kunden zum Einsatz kommt. Ein Erfahrungsbericht der MVZ Dr. Dr. Dorow GmbH<br />
Text Glückliche Kunden GmbH Bilder Dorow Clinic<br />
Mit dem Wunsch, das Leistungsspektrum der Dorow Clinic<br />
konsequent zu optimieren und so den Kunden neue, attraktive<br />
Komfortstandards zu ermöglichen, hat die Praxisführung<br />
ein kluges Gesamtkonzept der Prozessoptimierung erarbeitet:<br />
von der Kundenansprache mittels eigener, intuitiver Webseite<br />
über einen zuvorkommenden Service am Telefon bis hin zu<br />
einer aufgeräumten und strukturierten Praxis-Atmosphäre.<br />
Unterstützung erhielten die Klinikmitarbeitenden von der<br />
Glückliche Kunden GmbH – einem Beratungsunternehmen<br />
mit Fokus auf Führungskräfte-Mentoring und Unternehmenscoaching<br />
zur Steigerung der Kundenzufriedenheit und der<br />
Kundenbindung.<br />
Gründer und Geschäftsführer Dr. Dr. Andreas Dorow zeichnet<br />
für die Leitung und Organisation der Dorow Clinic sowie<br />
seiner über 300 Mitarbeitenden verantwortlich. „In unserer<br />
Arbeit sehen wir uns täglich mit neuen, wachsenden Herausforderungen<br />
konfrontiert“, sagt der mehrfach studierte Klinikleiter.<br />
„Patienten treten heutzutage viel selbstbewusster<br />
und aufgeklärter auf. Dabei erwarten sie eine stärkere Einbindung<br />
in den Praxisablauf und in die Behandlungsprozesse. Sie<br />
tauschen sich im Wartezimmer und auf Bewertungsplattformen<br />
im Netz über die Abläufe in einer Klinik und über ihren<br />
behandelnden Arzt aus. Längst geht es nicht mehr nur ums<br />
Wetter und um aktuelle Prominentengeschichten: Welcher<br />
Arzt ist gut, wo herrschen lange Wartezeiten für einen Termin,<br />
wer nimmt sich Zeit für mich? Das sind nur einige Fragen,<br />
die sich Patienten stellen. Eine besonders hohe Qualität<br />
in Sachen medizinischer und individueller Patientenbehandlung<br />
steht für uns daher im Fokus“, erklärt Dr. Dr. Dorow.<br />
Jedoch: stärker als je zuvor gilt es, gleichzeitig auf die eigene<br />
Wirtschaftlichkeit zu achten, um krisenfest und nachhaltig für<br />
seinen Patientenstamm da zu sein. Ein Spannungsfeld, das<br />
Optimierungsbedarf aufzeigt.<br />
Aufbau einer erfolgreichen Kundenreise<br />
Dr. Dr. Andreas Dorow erkannte, dass sich das Kundenerlebnis<br />
für seine Patienten noch stärker an der hohen Qualität der<br />
medizinischen Behandlungen orientieren musste. Guter Kundenservice<br />
setzt eine ausgefeilte Klinik-Organisation voraus.<br />
Dorows Credo: Wer seinen Patienten eine wertschätzende,<br />
komfortable und zuvorkommende Kundenreise anbietet, gewinnt<br />
Vertrauen und Loyalität. „Wir wollen unseren Kunden<br />
auch künftig mit der größtmöglichen Wertschätzung entgegentreten.<br />
Daher ist es nur folgerichtig, ihnen neben der medizinischen<br />
Behandlung durch unsere Klinik auch mit einem<br />
verbesserten Komfortstandard in Sachen Kundenberatung<br />
und –betreuung innerhalb unserer Systemabläufe zu begegnen“,<br />
führt Dr. Dr. Dorow weiterhin aus.<br />
Nah am Patienten arbeiten<br />
„Heute müssen wir lernen, den Patienten erst einmal richtig<br />
einzuschätzen und kennenzulernen. Gleichzeitig sollten Wünsche<br />
schnell erkannt und ein überzeugendes Bild der gesamten<br />
Praxis und der Unternehmenswerte nach außen vermittelt<br />
werden. Ziel ist es, dass sich der Patient von der ersten Terminabsprache<br />
bis zum Verlassen der Praxis gut aufgehoben<br />
fühlt. Nur so kann man ihn dauerhaft gewinnen“, erklärt Dr.<br />
Dr. Andreas Dorow. Dazu gehören ein professionell geschultes<br />
und freundliches Praxisteam genauso wie eine moderne<br />
und schöne Praxis. „Tolle Lederstühle im Wartezimmer allein<br />
reichen nicht aus! Um Schwachstellen und Verbesserungsansätze<br />
innerhalb des Systems zu erschließen, nutzte die Dorow<br />
Clinic das Coaching-Angebot der Glückliche Kunden GmbH.<br />
Das Experten-Duo in puncto Mitarbeitertrainings und Führungskräfte-Mentoring,<br />
Karolina und Alexander Friedrich,<br />
nahm hierbei die Optimierung der internen Prozesse der Dorow<br />
Clinic und ihrer Mitarbeiter vor. In Mystery Calls – also<br />
professionellen Testanrufen bei Mitarbeitenden – konnten<br />
kundentypische Szenarien simuliert werden, anhand derer<br />
sich eine objektive Bewertung und Evaluation des Kundenkontaktes<br />
einordnen ließ. „Die so erhobenen Daten helfen<br />
Mitarbeitenden dabei, die Qualität im telefonischen Kundenkontakt<br />
mit Blick auf Terminkoordination und Beratungsdienstleistungen<br />
zu verbessern“, erklärt Karo Friedrich, Ge-<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
PATIENTENZUFRIEDENHEIT<br />
57<br />
schäftsführerin der Glückliche Kunden GmbH. „Regelmäßige<br />
Schulungen unseres Teams für Telefon und Empfang sowie<br />
die Umgestaltung hin zu einer noch anwenderfreundlicheren<br />
Website der Dorow Clinic haben die Stimmung enorm<br />
verbessert. Es ist heute auch überhaupt kein Problem mehr,<br />
Patienten direkt um ein Feedback oder ihre Meinung zu bitten.<br />
Neben den gängigen Bewertungs-Portalen im Internet,<br />
die jedoch häufig anonym genutzt werden, bieten sich klassische<br />
gedruckte Feedbackbögen ebenso wie ein direkter<br />
Austausch mit den Klienten an. Hieraus lassen sich schnell,<br />
transparent und ehrlich motiviert lösungsorientierte Verbesserungen<br />
der internen Unternehmensstrukturen ableiten“,<br />
sagt Karo Friedrich.<br />
Heute ist es wichtig, direkt auf Anregungen von Patienten zu<br />
reagieren. Diese schnelle Reaktion führt zu positiven Veränderungen<br />
in der Beziehung zum Patienten. Nahbarkeit durch<br />
Empathie und Transparenz wirken sich wertschöpfend auf<br />
Betriebe aus. Praxen, die sich öffnen und eng am und mit<br />
dem Patienten arbeiten, steigen auch in der Attraktivitätswahrnehmung<br />
potentieller Neukunden. Das Stichwort hier<br />
lautet: Empfehlungsmarketing.<br />
Schlüsselfunktionen erschließen<br />
„Das Thema Wirtschaftlichkeit drängt sich heutzutage stark<br />
in den Vordergrund und verleitet dabei häufig zu ineffizienten<br />
Arbeitsabläufen und der Verkennung von Kompetenzen im<br />
eigenen Mitarbeiterstab“, erklärt Alex Friedrich, Geschäftsführer<br />
der Glückliche Kunden GmbH. Ein monetäres Investment<br />
in die Qualität der eigenen Räumlichkeiten wie Wartebereiche<br />
oder Behandlungsräume ist ebenso wichtig, wie in<br />
die eigene Belegschaft. Oft übernehmen bereits einzelne Personen<br />
im Betrieb eine Vielzahl von Schlüsselfunktionen. Dabei<br />
führen schlechtes Zeitmanagement oder Überarbeitung<br />
dazu, dass ungenutzte Expertisen an den falschen Stellen<br />
Anwendung finden. „Ein Blick in die teilweise lückenhaften<br />
Teamstrukturen von Unternehmen zeigt oftmals, dass ohne<br />
klare Struktur viele Mitarbeitende bereits jetzt schon zentrale<br />
Funktionen im Betrieb übernehmen. Mit klaren Zuständigkeitsverteilungen,<br />
der Ermächtigung zu mehr eigenverantwortlichem<br />
Handeln und der zielgerichteten Ausschöpfung<br />
von Kompetenzen lässt sich die Effizienz im Betriebsablauf<br />
um ein Vielfaches verbessern“, berichtet Alex Friedrich. Im<br />
Fall der Dorow Clinic ermöglichten die Ausarbeitung von Gesprächsleitfäden<br />
für den Kundenservice sowie Checklisten<br />
zur Strukturierung des Arbeitsalltags eine effizientere Nutzung<br />
aller Kernkompetenzen der Mitarbeiter.<br />
„Seit wir die Maßnahmen der Glückliche Kunden GmbH<br />
durchgeführt haben, konnten wir unseren Stammkundenpool<br />
spürbar ausbauen und externe Marketingmaßnahmen<br />
sukzessive runterfahren“, beschreibt Dr. Dr. Alexander Dorow.<br />
„Natürlich lassen sich alle Optimierungsmaßnahmen<br />
modular und individuell an die Unternehmensbedürfnisse anpassen.<br />
Für mein Team und mich war es wichtig, dass wir unseren<br />
Patienten den Mehrwert an verbessertem Kundenservice<br />
über eine geschlossene, komfortable Customer Journey<br />
liefern können, die sie verdient haben. Dies entspricht genau<br />
den hochwertigen Qualitätsstandards unserer behandelnden<br />
Ärzte und des gesamten Klinikteams.<br />
Machen Sie den Selbsttest anhand der<br />
„Glückliche Kunden“-Checkliste!<br />
1. Können Sie Ihre Kompetenzen benennen und<br />
Ihre Unternehmenswerte definieren?<br />
2. Kennen Sie Ihre betrieblichen Einnahmen<br />
und Ausgaben genau?<br />
3. Brauchen Sie einen Berater oder kommen Sie<br />
alleine klar?<br />
4. Sind Ihnen Potenziale zur Kosteneinsparung bekannt?<br />
5. Wie kann ich meine interne Organisation verbessern<br />
und Abläufe optimieren?<br />
6. Nehmen Sie eine bedarfsgerechte Optimierung in<br />
Betracht: Was ist Pflicht und was ist Kür?<br />
7. Planen Sie langfristig?<br />
8. Ist Ihnen bewusst: Kundenbindung bedeutet<br />
Investition?<br />
9. Kennen Sie die Wünsche Ihrer Patienten/Kunden?<br />
10. Was bedeutet eine gelungene Customer Journey<br />
für Sie?<br />
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Tel.: +49 151- 404 333 48<br />
E-Mail: dorow@dorow-clinic.de<br />
www.dorow-clinic.de<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
58 PRAXISMANAGEMENT<br />
Mit Neuordnung der Kreditverpflichtungen<br />
gegen Teuerungsrate und Inflation<br />
Anders als die Corona-Jahre 2020 und 2021 stellt die aktuelle Inflation kein Tal dar, das sich<br />
durchschreiten lässt. Sie verändert die wirtschaftliche Lage einer Praxis grundlegend. Selbst wenn<br />
sich die Inflation 20<strong>23</strong> wieder abschwächen wird, bleibt das Ergebnis. Es ist zu wenig Geld da,<br />
auch in der Zukunft. Ob, wo und wie viel Geld fehlt, lässt sich schnell kontrollieren.<br />
Text Tim Cziongalla<br />
Das erste Indiz ist, wenn die Kontostände kontinuierlich nach<br />
unten gehen, gar der Kontokorrentkredit erstmalig oder<br />
regelmäßig stärker genutzt wird. Das zweite Indiz ist die<br />
Stimmung unter Angestellten. Denn die Inflation trifft auch<br />
sie und die Erwartung nach mehr Einkommen steigt. Wie<br />
viel Geld konkret fehlt, verrät lediglich ein Kassensturz, der<br />
beantwortet, wie viel vorhanden und wie viel zu erwarten ist<br />
beziehungsweise wie viel benötigt wird.<br />
Strich eine zu erwirtschaftende Summe pro Stunde, die nur<br />
für die Abdeckung aller Kosten der Praxis notwendig ist.<br />
Hinzu kommt noch, was der Zahnarzt oder die Zahnärztin<br />
benötigt. Was eine Praxis pro Stunde erwirtschaften müsste,<br />
kann schon Bauchschmerzen bereiten. Denn 20<strong>23</strong> muss nicht<br />
nur die Teuerungsrate kompensiert werden, sondern es wird<br />
zusätzlich noch das Wachstum in den GKV-Umsätzen durch<br />
das Finanzstabilisierungsgesetz beschränkt.<br />
Vermögensaufstellung ist nur<br />
eine Momentaufnahme<br />
Eine Vermögensaufstellung allein beantwortet diese Fragen<br />
nicht. Sie stellt lediglich den Ist-Stand und einen kleinen Teil<br />
der Erwartungen dar, wenn Renten- und Kapitaldienste vorhanden<br />
sind. Die Inflation hat an der absoluten Menge des<br />
Vermögens nichts verändert. Lediglich der Wert dieses Vermögens<br />
hat sich verringert oder was man sich davon kaufen<br />
kann. Wichtiger ist somit eine ehrliche Planung des Bedarfes.<br />
Denn die Inflation wirkt sich direkt auf die Praxiskosten,<br />
aktuellen Lebenshaltungskosten und zukünftigen Lebenshaltungskosten<br />
aus. Diese zu ermitteln, ist manchmal mühselig.<br />
Denn oft wird vergessen, dass jeder privat ausgegebene Euro<br />
die wirtschaftliche Situation der Praxis dank der anfallenden<br />
Einkommenssteuer doppelt belastet. Entsprechend verhält es<br />
sich mit der Tilgung und den Rücklagen für das Alter. Acht<br />
Prozent Inflation privat können somit bis zu sechzehn Prozent<br />
Gewinn verbrauchen.<br />
Kosten je Behandlungsstunde<br />
Praxiskosten durch die geleistete Behandlungszeit im Jahr<br />
ergeben die Kosten je Behandlungsstunde. Diese bilden die<br />
Grundlage der Preiskalkulation des kommenden Jahres. Eine<br />
Woche mit 32 Behandlungsstunden ergibt im Schnitt eine<br />
Summe von rund 1.350 Behandlungsstunden pro Jahr. Denn<br />
Urlaub, Krankheit und Feiertage reduzieren die 52 Jahreswochen<br />
im Schnitt auf 42 Arbeitswochen. Wurden alle Daten<br />
richtig zusammengetragen und verrechnet, steht unter dem<br />
Können Patienten die Mehreinnahmen<br />
erwirtschaften?<br />
Sollte sich bei den Berechnungen zum Beispiel ein moderates<br />
Ziel von einer Umsatzsteigerung von acht Prozent ergeben<br />
haben, müssen diese acht Prozent allein von den Einnahmen<br />
direkt von den Patienten erwirtschaftet werden. Diese<br />
machen im Schnitt grob fünfzig Prozent der Praxiseinnahmen<br />
aus. Das ergibt eine Teuerung von sechszehn Prozent im<br />
Bereich PKV und Zuzahlung. Nicht jeder Patientenstamm wird<br />
eine solche Honorarentwicklung mittragen können. Denn die<br />
Patienten stehen demselben Kaufkraftverlust gegenüber.<br />
Deshalb ist für viele Praxen nur eine Kombination aus Intensivierung<br />
der Arbeit (kürzere Behandlungsdauer) und moderate<br />
Erhöhung der Honorare ein Ausweg.<br />
Kosten für den Lebensunterhalt kürzen<br />
Frei nach dem Grundsatz „Im Einkauf liegt der Gewinn“, gilt<br />
es die Kosten genauer zu betrachten. Hierfür bieten sich auch<br />
die privaten Ausgaben an. Denn diese schlagen doppelt zu<br />
Buche und es verstecken sich oft Posten, deren Kürzung den<br />
alltäglichen Lebensstil nicht zu viele Einschränkungen abfordern.<br />
Investitionen richtig finanzieren<br />
Nicht allen Freiberuflern ist bewusst, dass Tilgungs- und Vermögensaufbau<br />
oft aus dem Gewinn nach der Steuer bezahlt<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
PRAXISMANAGEMENT<br />
59<br />
werden müssen. Denn besonders bei Anschaffungen für die<br />
Praxis steht den Krediten eine Abschreibung in der gleichen<br />
Höhe gegenüber. Die steuerliche Auswirkung der Abschreibung<br />
hat zur Folge, dass besonders am Anfang nach der<br />
Steuer genug Liquidität auf den privaten Konten verbleibt,<br />
um den Kredit zu tilgen. Oft wird aber eine Anschaffung<br />
schneller abgeschrieben als abbezahlt. Fällt der positive Effekt<br />
der Abschreibung weg, wird die private Liquidität zusätzlich<br />
zur Tilgungsrate mit der Einkommensteuer für diese Tilgungsrate<br />
belastet. Dieser Effekt nennt sich Abschreibungsfalle und<br />
kann zu einem chronischen Liquiditätsmangel führen, der sich<br />
meist in einem durchgängig strapazierten und wachsenden<br />
Kontokorrentkredit äußert.<br />
Umfinanzierung<br />
Ein wirksames Mittel dagegen ist eine Umfinanzierung, in der<br />
die Tilgung gestreckt wird und somit die wirtschaftliche Lage<br />
nicht überfordert. Es ist ein probates und den Förderbanken<br />
bekanntes Heilmittel, für das extra Programme aufgesetzt<br />
wurden. Dieses Mittel lässt sich in der aktuellen Situation des<br />
Kaufkraftverlustes anwenden. Sobald eine Kreditübersicht<br />
vorliegt, lassen sich die einzelnen Verträge auf ihre Laufzeit<br />
und Zinssatz priorisieren. Falls die Belastungen aus Zins und<br />
Tilgung nicht mehr tragbar sind, wird die Gesamttilgungsrate<br />
gestreckt. Der akute wirtschaftliche Druck der hohen Inflationsrate<br />
wird über mehrere Jahre verteilt. Der aktuelle Lebensstil<br />
bleibt weitestgehend unberührt.<br />
Viele vermuten, dass diese Lösung allein darin besteht, die<br />
Sorgen in die Zukunft zu verschieben. Die Praxiserfahrungen<br />
sprechen jedoch dagegen. In einigen Fällen lassen sich<br />
durch eine strukturierte Neuordnung der Kreditverpflichtungen<br />
auch erhebliche Kosten einsparen. Denn vielen Krediten<br />
aus den vergangenen Jahrzehnten stehen Finanzprodukte<br />
gegenüber, welche durch die zurückliegende wirtschaftliche<br />
Entwicklung ihre Wirkung verloren haben oder ein hohes<br />
Verlustrisiko in sich bergen.<br />
Neben den angesprochenen Finanzprodukten gehören hier<br />
zusätzlich sämtliche Immobilien auf den Prüfstand. Liegt die<br />
Rendite weit unter der Inflation oder ist das Risiko unverhältnismäßig<br />
hoch, werden die Produkte ausgesetzt oder eine<br />
andere Lösung gefunden. Wichtig ist, dass der finanzielle und<br />
wirtschaftliche Druck so kanalisiert wird, dass der Freiraum<br />
zum bewussten und kontrollierten Wirtschaften bestehen<br />
bleibt. Denn allein ein zufriedenes und loyales Praxisteam<br />
bringt in der aktuellen Zeit mehr Benefits und Rendite als eine<br />
vermeintliche und in den sozialen Medien oft angepriesene<br />
Finanzspekulation.<br />
Richtig zusammengestellt ergibt sich aus den gesammelten<br />
Daten eine einfache und offensichtliche Handlungsempfehlung.<br />
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basiert auf diesen Analysen und hat sich im Alltag<br />
bewährt. Für die Do-it-yourself-Freiberufler sind diese Analysen<br />
schnell selbst umzusetzen. Es bedarf keiner weiteren<br />
Investition, als die Zusammenstellung und Interpretation der<br />
vorliegen Daten aus der Praxissoftware, der Finanzbuchhaltung<br />
und der selbsterstellten Planung.<br />
Allen anderen ist in dieser Zeit zu empfehlen, sich mit den<br />
Steuerberatern und Finanzplanern des Vertrauens zusammen<br />
zu setzen und auf der Grundlage von Vermögensübersicht<br />
eine Analyse zu erstellen und Finanzierungsoptionen<br />
abzuwägen. Das wird nicht ganz ohne Kosten geschehen.<br />
Diese einmalige Investition baut jedoch einer regelmäßig prekären<br />
Liquidität und belastenden wirtschaftlichen Situation<br />
vor.<br />
Selbst wenn die Prüfung am Ende lediglich ergibt, dass man<br />
bereits in den zurückliegenden guten Zeiten für die Not<br />
gespart hat, hat man die Gewissheit den heutigen Veränderungen<br />
beruhigt und souverän begegnen zu können.<br />
Neuordnung von Risiko und Nutzen des<br />
bestehenden Vermögensaufbaus lohnt sich<br />
Kurz: Was damals wie eine Lizenz zum Gelddrucken erschien,<br />
trägt heute kaum noch bis gar nicht zum Vermögensaufbau<br />
bei. Mit Glück ergibt sich hier ein Nullsummenspiel, wenn<br />
nicht gar ein Minus. Wären es Immobilien, würde man sie<br />
als Investitionsruinen bezeichnen. Für dieses Szenario wurde<br />
noch kein Name geschaffen, oft ergibt sich aber folgendes Bild.<br />
Ein gut gemeinter Vermögensaufbau beansprucht die Liquidität<br />
ohne einen sichtbaren Nutzen, belastet aber zusätzlich den<br />
stets strapaziertem Kontokorrentkredit und führt zu unnötigem<br />
wirtschaftlichen Druck auf die Praxis.<br />
Dieses Hamsterrad durchbricht eine neue Einordung von<br />
Risiko und Nutzen des bestehenden Vermögensaufbaus.<br />
Tim Cziongalla<br />
Vorstand<br />
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DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
60<br />
STEUERN<br />
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Steuerreform für Photovoltaikanlagen:<br />
Rückwirkende Steuerbefreiung ab 2022<br />
Bei Photovoltaikanlagen gibt es aus steuerlicher Sicht seit einigen Jahren viel Unruhe.<br />
So gut es auch aus ideologischen Gründen sein mag, Strom durch erneuerbare Energien<br />
in das Stromnetz einzuspeisen, so kostenintensiv ist das Vorhaben auch.<br />
Text Daniel Lüdtke, Steuerberater<br />
Wirtschaftlich lohnte sich das in der Vergangenheit oft nur<br />
durch die hohen vom Staat garantierten Einspeisevergütungen.<br />
Diese wurden jedoch immer weiter abgeschmolzen,<br />
sodass sich die Einspeisung oftmals nur durch steuerliche<br />
Vergünstigungen rechnete. Durch Investitionsabzugsbeträge<br />
und Sonderabschreibungen ließen sich einkommensteuerpflichtige<br />
Gewinne in der Anfangsphase meist vermeiden<br />
und stattdessen steuerliche Verluste aus Gewerbebetrieb realisieren.<br />
Diese konnten dann mit den übrigen positiven Einkünften<br />
steuerlich verrechnet werden, um dadurch die eigene<br />
Einkommensteuerlast zu mindern.<br />
Erwirtschaftete die Anlage später dann immer noch keine<br />
Gewinne, musste jedoch eine positive Totalüberschussprognose<br />
her, damit das Finanzamt nachhaltige Verluste überhaupt<br />
steuermindernd anerkannte. Sinn und Zweck einer<br />
solchen Prognose war es zu beweisen, dass mit der Anlage<br />
grundsätzlich überhaupt Gewinne erzielt werden sollen und<br />
das Ganze nicht nur aus Spaß an der Freude, sprich aus privaten<br />
Gründen (Liebhaberei), angeschafft wurde.<br />
Option zur Liebhaberei seit 2021 möglich<br />
Umgekehrt ist es Betreibern kleiner Photovoltaikanlagen<br />
(insgesamt bis 10 kW) und Blockheizkraftwerken (insgesamt<br />
bis 2,5 kW) seit 2021 auch möglich, ganz freiwillig<br />
zur Liebhaberei zu optieren und sich somit von der Pflicht<br />
zur Einreichung einer Einnahmen-Überschuss-Rechnung zu<br />
befreien. Das gilt dann, wenn die Anlage nur auf dem privaten<br />
Grundstück betrieben und der erzeugte Strom neben<br />
der Einspeisung in das öffentliche Stromnetz nur in den zu<br />
eigenen Wohnzwecken genutzten Räumen verbraucht wird.<br />
Einnahmen sind in diesen Fällen nicht zu versteuern, Aufwendungen<br />
wirken sich allerdings auch nicht mehr steuermindernd<br />
aus. Ein gestellter Antrag gilt auch für die Folge-<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
STEUERN<br />
61<br />
jahre. Wird jedoch die Anlage vergrößert oder erweitert,<br />
muss dies angezeigt werden.<br />
Rückwirkende Steuerbefreiung ab 2022<br />
Durch das Jahressteuergesetz 2022 wurde nun eine umfassende<br />
Reform auf den Weg gebracht, die rückwirkend ab<br />
dem Jahr 2022 eine Steuerbefreiung für Einnahmen und Entnahmen<br />
beim Betrieb bestimmter Photovoltaikanlagen einführt.<br />
Auch eine Gewinnermittlung ist in diesen Fällen nicht<br />
mehr erforderlich. Dies gilt für:<br />
• Photovoltaikanlagen auf, an oder in Einfamilienhäusern<br />
einschließlich Nebengebäuden (zum Beispiel Garage,<br />
Carports) oder nicht Wohnzwecken dienenden Gebäuden<br />
(zum Beispiel Gewerbeimmobilie) vorhandenen Photovoltaikanlagen<br />
mit einer installierten Bruttoleistung laut<br />
Marktstammdatenregister von bis zu 30kW (peak) und<br />
• Photovoltaikanlagen auf, an oder in sonstigen Gebäuden<br />
(Mehrfamilienhäuser, gemischt genutzte Gebäude) vor<br />
handenen Photovoltaikanlagen mit einer installierten Brut<br />
toleistung laut Marktstammdatenregister von bis zu 15kW<br />
(peak) je Wohn- oder Gewerbeeinheit.<br />
Insgesamt darf die Leistung maximal 100kW (peak) pro Steuerpflichtigen<br />
oder pro Mitunternehmerschaft betragen. Die<br />
Steuerbefreiung gilt auch unabhängig von der Verwendung<br />
des erzeugten Stroms. Sie gilt also auch, wenn der Strom vollständig<br />
in das öffentliche Netz eingespeist, teilweise im Haushalt<br />
bzw. zum Aufladen des privaten oder betrieblich genutzten<br />
E-Autos verbraucht oder von Mietern genutzt wird.<br />
Gefahr der gewerblichen Abfärbung<br />
bei Zahnärzten gebannt<br />
Äußerst positiv ist dabei zu sehen, dass es bei vermögensverwaltenden<br />
Personengesellschaften und bei Gesellschaften<br />
mit freiberuflichen beziehungsweise selbständigen<br />
Tätigkeiten wie der des Zahnarztes durch den Betrieb einer<br />
begünstigten Photovoltaikanlage künftig nicht mehr zu einer<br />
gewerblichen Infektion der Einkünfte kommt. Ein echter<br />
Nachteil der Reform ist hingegen, dass aus dem Betrieb einer<br />
Photovoltaikanlage auch keine steuerlichen Verluste mehr<br />
erzielt werden können, die sich mit positiven Einkünften verrechnen<br />
lassen, um die Steuerlast zu reduzieren.<br />
Umsatzsteuerlicher Null-<br />
Steuersatz seit Januar 20<strong>23</strong><br />
Umsatzsteuerlich wurde zum Januar 20<strong>23</strong> ein neuer Steuersatz<br />
von 0 Prozent eingeführt. Dieser gilt für alle Lieferungen<br />
von Solarmodulen an den Betreiber einer Photovoltaikanlage,<br />
einschließlich der Stromspeicher, wenn die Photovoltaikanlage<br />
auf oder in der Nähe von Privatwohnungen, Wohnungen<br />
sowie bestimmten öffentlichen Gebäuden installiert wird<br />
sowie für die Installation. Die Voraussetzungen gelten als<br />
erfüllt, wenn die Leistung der Photovoltaikanlage nicht mehr<br />
als 30kW (peak) beträgt. Für den leistenden Unternehmer<br />
bleibt durch den Null-Steuersatz der Vorsteuerabzug erhalten.<br />
Der Betreiber der Photovoltaikanlage (Zahnarzt) kann<br />
hingegen auch mit einer Option zur Umsatzsteuer keine Vorsteuer<br />
mehr abziehen, da es ja keine Belastung mit Umsatzsteuer<br />
mehr gibt.<br />
Eigenverbrauch und eingespeister<br />
Strom ist umsatzsteuerpflichtig<br />
Unabhängig von der ertragsteuerlichen Behandlung unterliegen<br />
die Einnahmen aus der Photovoltaikanlage grundsätzlich<br />
der Umsatzsteuer. Allerdings ist regelmäßig die sogenannte<br />
Kleinunternehmerregelung anzuwenden. Davon ist auszugehen,<br />
wenn der Betreiber der Photovoltaikanlage aus all<br />
seinen unternehmerischen Tätigkeiten Umsätze von nicht<br />
mehr als 22.000 Euro im Vorjahr und voraussichtlich nicht<br />
mehr als 50.000 Euro im laufenden Jahr erzielt. In diesem<br />
Fall wird weder auf den eingespeisten, noch auf den selbst<br />
genutzten Strom Umsatzsteuer erhoben. Zahnärzte müssen<br />
allerdings dabei beachten, dass für die Prüfung der Umsatzgrenzen<br />
die Umsätze aus der Anlage mit den Umsätzen aus<br />
der freiberuflichen Tätigkeit zusammenzurechnen sind. Bei<br />
Überschreiten der Kleinunternehmergrenzen und entsprechenden<br />
umsatzsteuerpflichtigen Gesundheitsleistungen<br />
(IGeL, zahnärztliches Eigenlabor) sind somit auch die Stromeinspeisungen<br />
weiterhin umsatzsteuerpflichtig. Lediglich<br />
beim privat entnommenen Strom kommt es mangels Vorsteuerabzug<br />
nicht zu einer umsatzsteuerpflichtigen unentgeltlichen<br />
Wertabgabe.<br />
Tipp: Beim Betrieb einer Photovoltaikanlage ist schon vor der<br />
Errichtung steuerlich vieles zu beachten. Sprechen Sie uns an,<br />
wenn Sie planen, mit einer Anlage Strom zu erzeugen und<br />
einzuspeisen. Wir beraten Sie gern!<br />
Daniel Lüdtke<br />
Steuerberater im ETL ADVISION-Verbund<br />
aus Pirna, Fachberater für den Heilberufebereich<br />
(IFU/ISM gGmbH), spezialisiert auf<br />
die Beratung von Zahnärzten<br />
—<br />
ADMEDIO<br />
Steuerberatungsgesellschaft mbH<br />
Niederlassung Pirna<br />
Tel.: +49 035 01 56 <strong>23</strong>0<br />
E-Mail: admedio-pirna@etl.de<br />
www.steuerberater-zahnaerzte-pirna.de<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
62<br />
ZAHNZUSATZVERSICHERUNG<br />
© proDente<br />
Implantate: Kostenübernahme der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
Zahnlücken im sichtbareren Bereich des Gebisses sind in der Gesellschaft nicht nur aus optischen und<br />
kosmetischen Beweggründen ungern gesehen, sondern bergen in der Regel auch aus medizinischer<br />
Sicht Risiken. Hochwertiger und dauerhafter Zahnersatz ist zum Beispiel durch Implantate möglich. Die<br />
Kostenerstattung - explizit für Implantate - ist von der gesetzlichen Krankenkasse nicht vorgesehen. Es wird<br />
hier der Festzuschuss für eine „Zahnbegrenzte Lücke mit einem fehlenden Zahn“ bezahlt. Dieser beträgt im<br />
Jahr 20<strong>23</strong> 487,04 Euro (ohne Bonus), maximal 811,74 Euro (Härtefall-Regelung). Die Eigenbeteiligungen von<br />
gesetzlich Versicherten liegt dadurch häufig über 2.000 Euro je Implantat. Da diese hochwertige Versorgung<br />
für viele Patienten langfristig sinnvoll ist und von Seiten der gesetzlichen Krankenkasse in diesem Bereich keine<br />
spürbare Erhöhung der Zuschüsse zu erwarten ist, sollte das Thema Zahnzusatzversicherung auf der Agenda<br />
einer jeden Zahnarztpraxis stehen, die sich mit Implantaten in der täglichen Arbeit auseinandersetzt.<br />
Text Alexander Mint<br />
Implantate aus Sicht der privaten Versicherer<br />
Private Zahnzusatzversicherung auf hohem Leistungsniveau<br />
stören sich nicht an der Selbstbeteiligung für Implantate. Es<br />
können alle medizinisch notwendigen zahnärztlichen Leistungen<br />
in eine Zusatzversicherung integriert werden, sodass<br />
dann der Gesamtrechnungsbetrag zu 80 bis 100 Prozent<br />
übernommen werden. Die Höhe der Zuschüsse der gesetzlichen<br />
Krankenkasse ist dabei das kalkulatorische Risiko des<br />
privaten Versicherers.<br />
Die Patienten bezahlen die Eigenbeteiligung des jeweils abgeschlossenen<br />
Tarifs (bei 80 Prozent Tarifen bezahlt der Patient<br />
20 Prozent des Rechnungsbetrags, bei 90 Prozent Tarifen dann<br />
entsprechend 10 Prozent). Wichtig zu beachten ist, dass nicht<br />
jede Zahnzusatzversicherung diese Qualitätskriterien erfüllt.<br />
Neben Tarifen, welche nur den Festzuschuss der Kasse verdoppeln<br />
oder explizit für Implantate eine maximale Erstattung<br />
von beispielsweise 40 Prozent vorsehen, können auch<br />
hochwertige Tarife mit Sonderregelungen für Implantate ausgestattet<br />
sein. So gibt es Anbieter, welche in den Versicherungsbedingungen<br />
eine maximale Anzahl an Implantaten für<br />
die gesamte Laufzeit versichert haben, dann ist beispielsweise<br />
nach dem 4. ersetzen Zahn durch ein Implantat anschließend<br />
kein Versicherungsschutz mehr gewährleistet. Außerdem<br />
können Kosten für Knochenaufbau ausgeschlossen sein, dies<br />
findet sich häufig in schon längerer Zeit bestehenden Verträ-<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
ZAHNZUSATZVERSICHERUNG<br />
63<br />
gen wieder. Es empfiehlt sich, eine individuelle Prüfung des<br />
Versicherungsschutzes rechtzeitig vorzunehmen.<br />
Sofort-Schutz-Maßnahme und eine unabhängige Beratung<br />
hinzuweisen, ist in jedem Fall sinnvoll.<br />
Zahnzusatzversicherungen für Implantatleistungen:<br />
Worauf geachtet werden sollte.<br />
Grundsätzlich gilt: Fragt der Versicherer bei Antragstellung<br />
nicht nach fehlenden Zähnen, so sind die bei Vertragsbeginn<br />
fehlenden Zähne dauerhaft nicht mitversichert. Mittlerweile<br />
gibt es mehrere Anbieter am deutschen Markt, die – maximal<br />
– einen fehlenden Zahn mitversichern, insofern der Ersatz vor<br />
Vertragsbeginn noch nicht angeraten ist. Hierbei ist wichtig,<br />
dass weder ein Provisorium gesetzt wurde, noch eine<br />
Behandlung aus medizinischer Sicht kurz oder mittelfristig<br />
empfohlen ist.<br />
Aufgrund der hohen Eigenbeteiligungen bei Implantaten ist<br />
es empfehlenswert, für dieses Thema frühzeitig vorzusorgen.<br />
Private Zahnzusatzversicherungen haben eine sogenannte<br />
Zahnstaffel integriert. Dies sind absolute Höchstgrenzen für<br />
die Erstattungen in den ersten Jahren. Beispielsweise: 1.000<br />
Euro im ersten Jahr, 2.000 Euro im zweiten Jahr. Diese Grenzen<br />
ziehen sich über 3 bis 4 Jahre nach Abschluss und sollten<br />
nach Möglichkeit zu Beginn der implantologischen Behandlung<br />
bereits verstrichen sein.<br />
Vorteile auf einen Blick:<br />
· bis zu 100 Prozent Kostenerstattung – diese Variante kostet<br />
am meisten<br />
· Zahnreinigungen werden bezahlt – oft ist dadurch ein großer<br />
Anteil Jahresbeitrag wieder reingeholt<br />
· privatärztliche Rechnungen werden bezahlt – Behandlungen<br />
auf Privatpatientenniveau werden erstattet<br />
· auch bereits angeratene Behandlungen können versichert werden<br />
– kostet aber oft mehr durch Risikoaufschläge<br />
Wichtige Hinweise auf einen Blick:<br />
· Gesundheitsfragen bei Abschluss – ohne Gesundheitsfragen<br />
gibt es meist sehr viele Ausschlüsse bei Behandlungen<br />
· Zahnversicherung sollte entsprechend des aktuellen Zahnstatus<br />
gesucht werden – dafür brauchen Sie unabhängige Experten<br />
· vorsorglich abschließen, erspart höhere Beiträge oder<br />
Komplikationen - keine Risikoaufschläge, keine Ausschlüsse<br />
Fehlende Zähne versichern<br />
Nicht immer haben Patientinnen und Patienten bei Vorlage des<br />
Heil- und Kostenplanes für den Ersatz von fehlenden oder zu<br />
ziehenden Zähnen bereits die passende Zahnzusatzversicherung<br />
parat. Mittlerweile bieten zwei Versicherer am deutschen<br />
Markt die Möglichkeit, bis zu drei fehlende Zähne mitzuversichern<br />
- auch bei bereits geplanter oder angeratener Behandlung.<br />
Das kostet natürlich extra. Der monatliche Beitrag wird<br />
um einen Risikozuschlag erhöht. Diese Verträge laufen mindestens<br />
24 Monate. Ihre Patientinnen und Patienten auf diese<br />
Alexander Mint<br />
to:dent-ta GmbH<br />
—<br />
Dornierstr. 30<br />
73730 Esslingen<br />
Tel.: +49 711 69 306 435<br />
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Top Dental Tarif<br />
Praxisstempel<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
64<br />
AKADEMIE<br />
Update Parodontologie-20<strong>23</strong><br />
In der Parodontologie ist aktuell einiges<br />
los: Neue Klassifikation, neue<br />
Leitlinien und seit Juli 2021 auch eine<br />
neue Parodontitis-Richtlinie, nach der<br />
gesetzlich versicherte Patientinnen und<br />
Patienten umfassend und entsprechend<br />
dem aktuellen Wissensstand versorgt<br />
werden können. Das heißt auch: Nie<br />
war ein kompakter Update-Kurs in der<br />
Parodontologie wichtiger als heute! Im<br />
Fokus des Nachmittagskurses liegt die<br />
Darstellung eines modernen parodontalen<br />
Behandlungskonzepts für die Praxis,<br />
natürlich „richtlinien- und leitlinienkonform“.<br />
Dabei sollen auch adjuvante<br />
Therapieverfahren, chirurgische Verfahren<br />
sowie die Durchführung und Organisation<br />
der UPT beleuchtet werden.<br />
Zahlreiche Fallbeispiele, Produkt- und<br />
Gerätevorstellungen sowie ausreichend<br />
Zeit für Diskussionen runden den Nachmittag<br />
ab.<br />
Aus dem Kursinhalt:<br />
• Update parodontales Behandlungskonzept<br />
• Update Klassifikation der parodontalen<br />
Erkrankungen<br />
• Aktuelle Leitlinien in der Parodontologie<br />
• Die neue PAR-Richtlinie<br />
• Update manuelle und maschinelle<br />
Instrumentation<br />
• Adjuvantien in der Parodontitistherapie:<br />
Indikation, Wirkstoffe, sinnvoller<br />
Einsatz<br />
• Fallvorstellungen<br />
Referent:<br />
Dr. Steffen Rieger<br />
MSc., Reutlingen<br />
Datum:<br />
10. Mai 20<strong>23</strong> 14:00 - 20:00 Uhr<br />
Veranstaltungsort:<br />
ZFZ Stuttgart, Herdweg 50,<br />
70174 Stuttgart<br />
Zur Online<br />
Anmeldung:<br />
Schnitt- und Nahttechniken in der<br />
Oralchirurgie -Kompakt-<br />
Kursinhalt:<br />
• Grundlagenwissen, Instrumentenkunde<br />
• Schnittführungen bei Weisheitszähnen,<br />
WSR und einfache Parodontal<br />
chirurgie (Papilla preservation flaps,<br />
Access flap, Keilexzision)<br />
• Nahttechniken: Verschluss- und Entlastungsnähte,<br />
Einzelknopfnaht, Matratzennähte,<br />
fortlaufende Nähte<br />
• Praktische Übungen<br />
• Rekapitulation/Refresh<br />
• Fallbesprechung/Misserfolge/Probleme<br />
Schnittführungen für die Parodontalchirurgie<br />
und Implantologie<br />
– koronaler Verschiebelappen,<br />
Methoden<br />
der Rezessionsdeckung, Zugänge/<br />
Lappendesign für die Implantatchirurgie<br />
und Implantatfreilegung<br />
• Aufhängungsnähte, Periostnähte<br />
• Übungen am Schweinekiefer<br />
Referent:<br />
Oralchirurg<br />
Dr. Dirk Heering,<br />
Stuttgart<br />
Datum:<br />
25. März 20<strong>23</strong> 9:00 - 16:00 Uhr<br />
Veranstaltungsort:<br />
ZFZ Stuttgart, Herdweg 50,<br />
70174 Stuttgart<br />
Zur Online<br />
Anmeldung:<br />
Weitere Informationen und Anmeldung<br />
ZFZ Stuttgart<br />
› Herdweg 50<br />
› 70174 Stuttgart<br />
› Tel.: +49 711 227 160<br />
› E-Mail: kurs@zfz-stuttgart.de<br />
› www.zfz-stuttgart.de/zfz-kurse/<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
AKADEMIE<br />
65<br />
Das klinisches Online-Symposium "The heart of the matter" beleuchtete den Zusammenhang von Parodontitis und kardiovaskulären Erkrankungen.<br />
TePe Share 20<strong>23</strong><br />
Nachhaltigkeit, Spezialzahnbürsten,<br />
Interdentalreinigung – neue Webinare<br />
rund um die Mundgesundheit<br />
Nach knapp zwei Jahren ist TePe Share<br />
mittlerweile eine beliebte Anlaufstelle<br />
für zahnmedizinisches Fachpersonal, um<br />
sich in Sachen Mundgesundheit weiterzubilden<br />
und zu informieren. Auch in<br />
20<strong>23</strong> wird die Wissensplattform weiter<br />
mit Leben gefüllt – mit neuen praxisnahen<br />
Webinar-Terminen zur gesunden<br />
Mundhygiene. Einige Webinare werden<br />
zudem mit einem Fortbildungspunkt<br />
bewertet.<br />
Neue Webinare in 20<strong>23</strong><br />
Am 29. und 30. März 20<strong>23</strong> dreht sich<br />
alles um den Zusammenhang zwischen<br />
Parodontitis und Diabetes. The Economist<br />
Intelligence Unit (EIU) – „Zeit,<br />
Zahnfleischerkrankungen ernst zu nehmen:<br />
The societal and economic impact<br />
of periodontitis" (Die gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Auswirkungen der<br />
Parodontitis – in Englisch) nennt als eine<br />
ihrer vier Hauptempfehlungen, dass eine<br />
bessere Integration der zahnärztlichen<br />
und allgemeinen Gesundheitsversorgung<br />
erforderlich ist. Integrierte Behandlungspfade<br />
sind jedoch noch eine Seltenheit.<br />
Ziel des Webinars ist es deshalb,<br />
Zahnärzte, die Patienten mit Diabetes<br />
betreuen, zu ermutigen, sich in interprofessionelle<br />
Teams einzubringen, um eine<br />
gemeinsame Betreuung zu ermöglichen<br />
und so die Therapie von Parodontalerkrankungen<br />
zu verbessern.<br />
Bisher stehen weitere vier deutschsprachige<br />
Webinartermine fest, bei denen<br />
Teilnehmer auch jeweils einen CME-<br />
Punkt erwerben können:<br />
• 12. April 20<strong>23</strong>: Wir haben was gegen<br />
Biofilm – Interdentalreinigung zwischen<br />
Wissenschaft, Wunsch und<br />
Wirklichkeit (1 CME-Punkt) – Online,<br />
18 Uhr, 60 Minuten<br />
• 14. Juni 20<strong>23</strong>: Weiße Zähne, grünes<br />
Gewissen? Wie mehr Nachhaltigkeit<br />
in Praxis und Klinik gelingt (1 CME-<br />
Punkt) – Online, 18 Uhr, 60 Minuten<br />
• 20. September 20<strong>23</strong>: Auf den Zahn<br />
gefühlt – Beobachtungen, Fakten<br />
und Empfehlungen rund um Handzahnbürsten<br />
(1 CME-Punkt) – Online,<br />
18 Uhr, 60 Minuten<br />
• 8. November 20<strong>23</strong>: Risikogebiet<br />
Interdentalraum? Diabetespatienten<br />
und ihre zahnmedizinischen Herauforderungen<br />
(1 CME-Punkt) – Online,<br />
18 Uhr, 60 Minuten<br />
Im Laufe des Jahres sind weitere Webinare<br />
geplant. Alle Termine sind mit<br />
regelmäßigen Updates auf TePe Share<br />
zu finden. Hier ist ebenso die Anmeldung<br />
möglich: https://www.tepe.com/<br />
de/tepe-share/webinare/<br />
Termin verpasst? Klinisches Symposium<br />
online abrufbar<br />
Ende letzten Jahres fand auf TePe Share<br />
neben zahlreichen Webinaren auch das<br />
internationale klinische Online-Symposium<br />
„The heart of the matter“ statt,<br />
das den Zusammenhang von Parodontitis<br />
und kardiovaskulären Erkrankungen<br />
beleuchtete. Das multidisziplinäre<br />
Referententeam – eine Kardiologin,<br />
ein Parodontologe und eine Dentalhygienikerin<br />
– diskutierte Vergangenheit,<br />
Gegenwart und die mögliche Zukunft<br />
der Versorgung von Patienten mit kardiovaskulären<br />
Erkrankungen und Parodontitis.<br />
Das Symposium fand großen<br />
Anklang und konnte den begeisterten<br />
Teilnehmenden Aktuelles, Beruhigendes<br />
und Inspirierendes für die tägliche Praxis<br />
vermitteln, in der Zahnärzte immer mehr<br />
Patienten mit komplexer medizinischer<br />
Vorgeschichte begegnen. Für alle, die<br />
den Termin verpasst haben, gibt es gute<br />
Nachrichten: Die Veranstaltung ist»<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
66<br />
AKADEMIE<br />
IDS 20<strong>23</strong> – TePe ist dabei<br />
TePe Share, die Anlaufstelle für zahnmedizinisches Fachpersonal, um sich in Sachen Mundgesundheit weiterzubilden,<br />
wird auch in 20<strong>23</strong> neue praxisnahe Webinar-Termine bieten – einige Webinare werden zudem mit einem Fortbildungspunkt<br />
bewertet<br />
Das klinische Online-Symposium "The heart of the matter" ist jetzt online abrufbar und kann nachträglich angesehen werden.<br />
Die untertitelte Aufzeichnung des Symposiums finden interessierte Dentalteams auf TePe Share.<br />
TePe ist – mit Ausnahme der Pandemiejahre<br />
– seit 1999 auf der IDS vertreten<br />
und wird auch in diesem Jahr<br />
an der dentalen Leitmesse teilnehmen:<br />
vom 14. bis 18. März 20<strong>23</strong> in Köln. Die<br />
Messe stellt für das Unternehmen eine<br />
einzigartige und wichtige Plattform<br />
dar, um mit Besuchern und Kunden in<br />
den persönlichen Austausch zu treten.<br />
Interessierte dürfen sich auf spannende<br />
Neuerungen der Schweden freuen. Zu<br />
finden sein wird TePe in Halle 5.2 an<br />
Stand B010/C011.<br />
Übrigens …<br />
… auch neu in 20<strong>23</strong>: TePe und die<br />
Schwedische Gesellschaft für Parodontologie<br />
und Implantologie, eine der<br />
angesehensten Fachgesellschaften in<br />
der Zahnmedizin, setzen sich ab sofort<br />
gemeinsam für die gute Sache ein – und<br />
kündigen eine Allianz zur Stärkung des<br />
Bewusstseins für die Mundgesundheit<br />
an. Angetrieben von ihrer gemeinsamen<br />
Vision einer guten Mundgesundheit,<br />
deren präventive Basis die Interdentalreinigung<br />
ist, werden die Partner<br />
bei der Förderung gesunder Routinen<br />
und deren Rolle bei der Prävention und<br />
Therapie parodontaler und periimplantärer<br />
Erkrankungen zusammenarbeiten<br />
und die weltweite Aufklärung weiter<br />
voranbringen.<br />
Allianz TePe und Schwedische Gesellschaft für Parodontologie<br />
und Implantologie<br />
Klinisches Online-Symposium "The heart of the matter": Ein multidisziplinäres Referententeam diskutierte Vergangenheit,<br />
Gegenwart und die mögliche Zukunft der Versorgung von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und Parodontitis.<br />
jetzt online abrufbar und kann nachträglich<br />
angesehen werden. Die untertitelte<br />
Aufzeichnung des Symposiums<br />
finden interessierte Dentalteams hier:<br />
https://www.tepe.com/de/tepeshare/webinare/<br />
Weitere Informationen und Anmeldung<br />
TePe D-A-CH GmbH<br />
› Langenhorner Chaussee 44a, 2<strong>23</strong>35 Hamburg<br />
› Tel.: +49 40 570 1<strong>23</strong>-0<br />
› Fax.: +49 40 570 1<strong>23</strong>-190<br />
› E-Mail: kontakt@tepe.com<br />
› www.tepe.com<br />
DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>
VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
Die nächste Ausgabe erscheint am<br />
27. April 20<strong>23</strong> mit folgenden Themen *<br />
© proDente<br />
© stock.adobe.com<br />
© pikselstock - stock.adobe.com<br />
Dossier – Parodontologie<br />
Personalmanagement<br />
Das Vorstellungsgespräch:<br />
Teil III „Körpersprache und Persönlichkeitstypen“<br />
Klinische Erprobung<br />
Zweiter Erfahrungsbericht mit Venus Bulk Flow ONE<br />
... und vielen weiteren interessanten Beiträgen<br />
*Die Redaktion behält sich Änderungen der Themen und Termine vor.<br />
HERAUSGEBER / VERLAG<br />
Barometer Verlagsgesellschaft mbH<br />
Brahestraße 16 · D-04347 Leipzig<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Uwe Bräutigam<br />
JURISTISCHE BERATUNG<br />
RA Jens Mauchnik (Leipzig)<br />
ZAHNMEDIZINISCHE BERATUNG<br />
Dr. med. dent. Rasmus Sperber,<br />
M.Sc. (Leipzig)<br />
HRB (LEIPZIG) 22482<br />
ISSN 1863 – 2858<br />
KONTAKT<br />
TELEFON +49 341 <strong>23</strong>1 032-0<br />
FAX +49 341 <strong>23</strong>1 032-11<br />
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redaktion@barometer-verlag.de<br />
VERLAGS-/REDAKTIONSLEITUNG<br />
Uwe Bräutigam (V.i.S.d.P.)<br />
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REDAKTIONSASSISTENZ<br />
Carmen Zimmermann<br />
Telefon +49 341 <strong>23</strong>1 032-14<br />
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LAYOUT UND GESTALTUNG<br />
Isabel Berger, Melanie Kluge, Katharina Simonson<br />
DRUCK<br />
MÖLLER PRO MEDIA ® GmbH,<br />
Zeppelinstraße 6 · D-16356 Ahrensfelde<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
Das Dental Barometer erscheint 20<strong>23</strong> mit 6 Ausgaben<br />
in Deutschland. Es gilt die Mediadaten Preisliste<br />
Nr. 18 vom 01.01.20<strong>23</strong>. Es gelten die allgemeinen<br />
Geschäftsbedingungen der Barometer Verlagsgesellschaft<br />
mbH.<br />
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MwSt. und Versandkosten. Der Jahresabonnementpreis<br />
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Jahr, sollten Sie es nicht bis vier Wochen vor<br />
Ablauf schriftlich gekündigt haben. Der Gesamtbetrag<br />
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