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DB 1-23 ePaper

Dental Barometer Fachzeitschrift für Zahnmedizin und Zahntechnik

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DENTAL<br />

®<br />

BAROMETER<br />

Fachzeitschrift für Zahnmedizin und Zahntechnik<br />

Digitale Zahnheilkunde<br />

Der 3D-Druck im digitalen Praxisworkflow – Ein<br />

Erfahrungsbericht mit verschiedenen Einsatzmöglichkeiten<br />

Klinische Erprobung<br />

Kariessanierung mit Venus Bulk Flow ONE, ohne zusätzliche<br />

Deckschicht<br />

Interdisziplinär<br />

Alzheimer interprofessionell vorbeugen und behandeln<br />

AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


EDITORIAL 3<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die digitale Zahnheilkunde hat längst Einzug in die meisten Praxen gehalten.<br />

Dennoch gibt es noch viel zu entdecken und zu guter Letzt ist es ja<br />

auch wichtig herauszufinden, was für die eigene Praxis einen Mehrwert<br />

bietet. In der Ihnen nun vorliegenden Ausgabe 1-20<strong>23</strong> finden Sie viele<br />

Beispiele solcher digitalen Anwendungsgebiete. Daneben widmen wir die<br />

ersten Seiten der diesjährig zum 40ten Mal stattfindenden Internationalen<br />

Dental-Schau in Köln, die auf 100 Jahre ihres Bestehens zurückblicken<br />

kann.<br />

Ab Seite 12 lesen Sie einen Beitrag von Zahntechnikermeister Roger Zünd,<br />

der mittels monolithischer Restaurationen im Front- und Seitenzahnbereich<br />

einer asiatischen Patientin gleich zwei Lösungen anbieten konnte.<br />

Der umfangreiche und reich bebilderte Artikel zeigt, wie Digitalisierung in<br />

Labor und Praxis eingesetzt werden kann.<br />

Einen Erfahrungsbericht zum Einsatz eines 3D-Druckers in der Praxis zur<br />

Komplettierung des digitalen Workflows finden Sie ab Seite 22. Dort<br />

beschreibt Dr. Benjamin Kette, wie er im Praxistest mit dem SOL 17 von<br />

VOCO verschiedene Indikationen hervorragend digital umsetzen konnte.<br />

Dr. Nikolaos Papagiannoulis zeigt in seinem Beitrag ab Seite 26 ebenfalls<br />

viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten von Fräsmaschinen bei der monolithischen<br />

CAD/CAM-Prothetik im Frontzahnbereich.<br />

Gute zahnmedizinische<br />

Versorgung älterer<br />

Patienten stellt einen<br />

zentralen Baustein im<br />

Behandlungkonzept der<br />

Alzheimer-Erkrankung<br />

im SHIELD-Ansatz dar.<br />

Auch Dr. Ronald Möbius, M.Sc. Parodontologie ist wieder mit einem Beitrag<br />

vertreten. Er spricht darin über die ursächliche Behandlung einer Periimplantitis<br />

und sagt, dass, solange weiterhin nur die Symptome therapiert<br />

werden, es weiter einen „Tsunami“ in der Implantologie geben wird.<br />

Mit Beiträgen unter anderem zum Thema Konservierende Zahnheilkunde,<br />

zum Beispiel dem ersten Fallbericht aus der Klinischen Erprobung des Bulk<br />

Flow One von Kulzer Dental, welches ohne zusätzliche Deckschicht auskommt,<br />

von Dr. Benjamin Kette ab Seite 32, dem zweiten Teil von Dr. Dr.<br />

Bert L. Karl zum Thema „Vorstellungsgespräch und Mitarbeitergewinnung<br />

beziehungsweise Bindung“, einem Interview mit Prof. Dr. habil. Marcus<br />

Grimm, Studiengangsleiter an der SRH Hochschule für Gesundheit zum<br />

Thema "Alzheimer interprofessionell vorbeugen und behandeln und weiteren<br />

informativen Beiträgen aus den Bereichen Praxisführung, Steuern<br />

und Recht komplettieren unser Leseangebot für Sie.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.<br />

Ihre Redaktion des Dental Barometer


4 INHALT<br />

3 Editorial<br />

67 Vorschau / Impressum<br />

Aus der Praxis<br />

12 Zahntechnik<br />

Monolithische Restaurationen im<br />

Front- und Seitenzahnbereich<br />

Dossier – Digitale Zahnheilkunde<br />

6 IDS 20<strong>23</strong><br />

Firmen präsentieren ihre IDS-Highlights<br />

22 3D-Drucker im Praxiseinsatz<br />

Ein Erfahrungsbericht über die vielfältigen<br />

Einsatzmöglichkeiten in der Praxis<br />

26 CAD/CAM Prothetik<br />

Fräsmaschinen im Einsatz für die unterschiedlichsten<br />

Indikationen – eine Fallsammlung<br />

30 Dentalkeramiken<br />

Dem natürlichen Zahn so nahe wie noch nie<br />

32 Klinische Erprobung<br />

Erster Erfahrungsbericht von Dr. Benjamin Kette<br />

@ Dr. Benjamin Kette, M. Sc.<br />

© 120752903 - stock.adobe.com<br />

Zahnmedizin<br />

36 Periimplatitis<br />

Ein Tsunami überrollt die Implantologie<br />

40 Restaurative Zahnheilkunde<br />

Rehabilitation nach Kronenfraktur an 22<br />

44 Interdisziplinär<br />

Alzheimer interprofessionell vorbeugen und<br />

behandeln<br />

52 Praxisführung<br />

Interview mit Dr. Bayer – Warum immer weniger<br />

Zahnärzte eine eigene Praxis gründen<br />

56 Patientenzufriedenheit<br />

Über optimierte Prozesse zu hohem<br />

Wohlfühlfaktor im Kundenkreis<br />

58 Praxismanagement<br />

Mit Neuordnung der Kreditverpflichtungen<br />

gegen Teuerungsrate und Inflation<br />

48 Personalmanagement<br />

Mitarbeitergewinnung und Vorstellungsgespräch – Teil 2<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


INHALT<br />

5<br />

Wirtschaft und Steuern<br />

60 Steuern<br />

Steuerreform für Photovoltaikanlagen:<br />

Rückwirkende Steuerbefreiung ab 2022<br />

62 Zahnzusatzversicherung<br />

Implantate: Kostenübernahme der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

64 Akademie<br />

© TePe Share Clinical Symposium<br />

64 Akademie<br />

Nachhaltigkeit, Spezialzahnbürsten, Interdentalreinigung – neue<br />

Webinare rund um die Mundgesundheit<br />

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WEIT MEHR ALS NUR KRONEN UND BRÜCKEN


6<br />

IDS 20<strong>23</strong><br />

Halle 11.3 / Stand E031<br />

Tiefenfluorid – Zwei Schritte zum Erfolg zum Angebotspreis<br />

Tiefenfluorid und Tiefenfluorid junior von Humanchemie<br />

sind bekannt für ihre langanhaltende, sichere Kariesprophylaxe<br />

und Desensibilisierung empfindlicher Zahnhälse<br />

sowie zur mineralischen Fissurenversiegelung. Bei nur<br />

relativer Trockenlegung werden die beiden Lösungen<br />

direkt nacheinander aufgetragen. Ohne Zwischenspülen,<br />

Einwirkzeit oder Härten. Da Tiefenfluorid sehr dünnflüssig<br />

ist, fließt es sehr gut in alle Zahnzwischenräume und auch<br />

an die sonst schwer erreichbaren Stellen im Bracketumfeld.<br />

Auch bereits vorhandene Entkalkungsflecken (White Spots)<br />

können wieder ausgeheilt werden.<br />

Nach der Anwendung können die Patienten sofort wieder<br />

essen und trinken. Die auch in der Tiefe des Zahnschmelzes<br />

vor Abrasion geschützt liegenden Kristalle gewähren eine<br />

über sechs Monate anhaltende hohe Fluoridkonzentration.<br />

Tiefenfluorid junior überzeugt darüber hinaus durch seinen<br />

fruchtig süßen Geschmack, der natürlich auch Erwachsenen<br />

schmeckt. Die neueste Variante Tiefenfluorid balance<br />

unterstützt den pH-Ausgleich bei der Parodontitisbehandlung.<br />

Anlässlich der IDS erhalten Sie schon jetzt 20 % Preisnachlass.<br />

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Zwei Schritte zum Erfolg<br />

• Zahnhalsdesensibilisierung • mineralische Fissurenversiegelung • Kariesprophylaxe<br />

• nur relative<br />

Trockenlegung<br />

• langanhaltender<br />

Depoteffekt<br />

• sofort essen<br />

und trinken<br />

ob klassisch, als mit<br />

fruchtigem Geschmack<br />

oder neu als balance<br />

zur Unterstützung der lokalen<br />

Paro-Behandlung<br />

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Halle 10.1 / Stand G20/H29<br />

DMG auf der IDS 20<strong>23</strong>:<br />

3D-Druck live und neue Composite-Lösungen<br />

DMG empfängt seine Gäste auf der diesjährigen IDS an<br />

prominenter Stelle: in Halle 10.1, am Stand G20/H29.<br />

Auf 270 Quadratmetern können Besucher hier die DMG<br />

Lösungen kennenlernen – und zum Beispiel einen kompletten<br />

digitalen Workflow live durchlaufen.<br />

3D wie ich es will<br />

Validierte digitale Workflows für besonders effizientes und<br />

präzises Arbeiten? Einfaches Vernetzen mit Partnerlaboren<br />

und -praxen? 3D-Druck-Vorteile auch ohne eigenen<br />

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3D-Druck bietet all das und einiges mehr. Überzeugen<br />

Sie sich selbst und lernen Sie den weltweit ersten cloudbasierten<br />

Bleaching-Schienen-Workflow live kennen.<br />

Innovative Behandlungskonzepte<br />

Frisch für Sie entwickelt: Am DMG Stand können Sie<br />

vorab schon das brandneue Ecosite One für den Seitenzahnbereich<br />

kennenlernen. Entdecken Sie außerdem die<br />

attraktiven Möglichkeiten der modernen Composite-Versorgung<br />

mit der gesamten Ecosite Familie.<br />

White Spots effektiv behandeln, Approximalkaries frühzeitig<br />

ohne Bohrer stoppen? Auch die schonende Infiltrationstherapie<br />

mit Icon wird am DMG Stand präsentiert.<br />

Live aus Köln: Vorträge am Stand und im Stream<br />

Zahlreiche renommierte Experten werden direkt auf dem<br />

DMG Stand Vorträge halten. Die Themenpalette reicht<br />

von der Kombination der Infiltrationsbehandlung mit<br />

Bleaching bis zu neuen Lösungen für Funktionstherapie<br />

oder Kinderzahnheilkunde. Für alle, die nicht persönlich<br />

vor Ort sein können, streamt DMG die Vorträge live auf<br />

www.dmg-dental.com/ids. Dort finden Sie auch das<br />

komplette Vortragsprogramm sowie zahlreiche weitere<br />

Infos rund um die IDS 20<strong>23</strong>.


8<br />

IDS 20<strong>23</strong><br />

Halle 10.1 / Stand A40<br />

So entsteht die Farbe bei Kompositen<br />

Wer seine Patienten mit Kompositfüllungen versorgt, hat<br />

dies womöglich schon einmal damit begründet, dass es<br />

sich dabei um eine ästhetisch hochwertige und metallfreie<br />

Restaurationsform handelt. Aber ist das überhaupt korrekt?<br />

Im Wesentlichen setzen sich Komposite aus drei Bestandteilen<br />

zusammen: einer organischen Kunststoffmatrix, anorganischen<br />

Füllstoffen sowie einer Verbundphase aus Silanen.<br />

Wirft man einen genaueren Blick auf die Zusammensetzung<br />

der organischen Matrix, so fällt auf, dass diese neben<br />

Monomeren, Initiatoren und Stabilisatoren unter anderem<br />

auch Farbstoffe und Pigmente enthält. Während Pigmente<br />

aus Titaniumdioxid und Aluminiumoxid zur weißen Farbgebung<br />

genutzt werden, lassen sich mit Eisenoxid-Pigmenten<br />

schwarze, rote oder gelbe Färbungen erzielen. Dies sind die<br />

Farbtöne, die für den Farbraum menschlicher Zähne relevant<br />

sind.<br />

Ganz wie bei Blatt und Chlorophyll<br />

Doch wie genau funktioniert bei Kompositen die Farbgebung<br />

mittels Pigmenten eigentlich? Wie bei einer Pflanze trifft das<br />

Licht mit all seinen Wellenlängenbereichen auf ein Blatt, wo<br />

es vom Chlorophyll in großen Teilen absorbiert wird. Lediglich<br />

die grünen Wellenlängen werden reflektiert, weshalb wir das<br />

Blatt als grün wahrnehmen. Die Farbgebung hat in diesem<br />

Fall also eine chemische Ursache. Dieser Mechanismus liegt<br />

auch der Farbgebung bei den meisten Kompositen zugrunde.<br />

Die in ihnen enthaltenen Eisenoxide etwa reflektieren rote<br />

oder gelbe Wellenlängen und sorgen somit für den jeweils<br />

gewünschten Farbton.<br />

Farbe aus Struktur<br />

Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, Farbe ohne den<br />

Zusatz von Pigmenten zu erzeugen. Der entscheidende<br />

Begriff in diesem Zusammenhang lautet: strukturelle Farbe.<br />

Im Gegensatz zu den Pigmentfarben kommen sie nicht durch<br />

die Absorption oder Nicht-Absorption bestimmter Lichtwellenlängen<br />

zustande, sondern entstehen aufgrund bestimmter<br />

Oberflächenstrukturen. Die Ursache ist hier demnach nicht<br />

chemischer, sondern physikalischer Natur. Diese Strukturen<br />

interagieren mit dem Licht und lassen Farbe beispielsweise<br />

durch Interferenz oder Diffraktion entstehen.<br />

Strukturelle Farbe in der Zahnarztpraxis<br />

Im Bereich der Dentalkomposite kam die strukturelle Farbe als<br />

Hauptfarbmechanismus erstmals 2019 zum Einsatz. Mithilfe<br />

der sogenannten Smart Chromatic Technology war es dem<br />

japanischen Anbieter Tokuyama gelungen, den Mechanismus<br />

für sein Universalkomposit Omnichroma nutzbar zu machen.<br />

Die neue fließfähige Variante dieses Werkstoffs, Omnichroma<br />

Flow BULK, setzt nun ebenfalls auf diese Technologie und<br />

kommt entsprechend ohne künstlich zugesetzte Farbstoffe<br />

oder Pigmente aus. Möglich macht es die Mikrostruktur des<br />

Materials. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang<br />

die sphärischen Füllkörper mit kontrollierter Partikelgröße<br />

und Struktur. Sie erzeugen die strukturelle Farbe, die<br />

zudem die Umgebungszahnfarbe reflektiert.<br />

Auf diese Weise kommt es zu einem ausgeprägten Chamäleoneffekt<br />

mit echtem Mehrwert für Praxis und Patienten.<br />

Denn mit nur einem einzigen Farbton ermöglicht Omnichroma<br />

Flow BULK eine stufenlose Farbanpassung an alle 16<br />

klassischen Vita-Zahnfarben von A1 bis D4. So lässt sich nicht<br />

nur sicherstellen, dass immer die richtige Farbe auf Lager ist,<br />

der Workflow in der Füllungstherapie gestaltet sich zudem<br />

einfacher und effizienter.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


Macht das Beste<br />

noch einfacher!<br />

Köln, 14. – 18. März 20<strong>23</strong><br />

Besuchen Sie uns:<br />

Halle 5.2, Stand C-040<br />

Halle 10.2, Stand N-10/0-19<br />

und N-20/0-29<br />

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10<br />

IDS 20<strong>23</strong><br />

Halle 5.2 / Stand D 012<br />

Die DGBZ: Der neue Weg für mehr Zahngesundheit.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für bezahlbare Zahngesundheit<br />

(DGBZ) ist Partner von aktuell mehr als 350 Zahnarztpraxen:<br />

Seit mehr als 5 Jahren berät die Gesellschaft Zahnarztpraxen<br />

rund um die wichtige Patientenbindung und gibt viele<br />

Tipps, mit denen Praxen ihren Umsatz steigern können. Entstanden<br />

ist die DGBZ aus Zahnidee: Mit der kostengünstigen<br />

Zahnreinigungsflat schützen bereits viele Menschen in ganz<br />

Deutschland ihre Zähne. Denn schöne, gesunde Zähne dürfen<br />

keine Frage der Größe des Geldbeutels sein. Davon sind<br />

die Macher hinter Zahnidee und der DGBZ fest überzeugt.<br />

Zahnersatz ist alles andere als günstig. Tendenz steigend.<br />

Der jährlich erscheinende Zahnreport der BARMER GEK zeigt<br />

deutlich, dass die Menschen für Zahnersatz immer tiefer in die<br />

Tasche greifen müssen: Seit 2005 ist der Preis für Zahnersatz<br />

um 18 Prozent angestiegen – aktuell auf rund 1.400 Euro pro<br />

Patienten. Nach Abzug der Kassenleistungen bleiben meist<br />

mehr als 50 Prozent (etwa 700 bis 800 Euro) übrig, die von<br />

den Patienten selbst bezahlt werden müssen. Es bleibt außerdem<br />

abzuwarten, wie sich die Festzuschüsse in den nächsten<br />

Jahren ändern werden – doch alle Signale stehen auf weitere,<br />

empfindliche Kürzungen der Kassenleistungen. Und damit<br />

eine immer höhere finanzielle Belastung der Menschen mit<br />

Zahnproblemen.<br />

Wussten Sie,<br />

• dass die Krankenkassen im Schnitt bis zum 80. Lebensjahr<br />

eines Patienten mehr als 14.000 Euro für die zahnärztliche<br />

Regelversorgung übernehmen?<br />

• dass jeder Patient bis zu diesem Alter durchschnittlich<br />

10.700 Euro aus dem eigenen Geldbeutel in seine Zähne<br />

investiert hat?<br />

• dass sich die mittleren jährlichen Zahnarztkosten nach<br />

Altersgruppe unterscheiden?<br />

• dass Teenager mit ihren Zahnspangen die teuerste<br />

Altersgruppe für die Krankenkassen sind?<br />

Kein Wunder also, dass die Zahnzusatzversicherung eine immer<br />

wichtigere Versicherung für die Menschen im Lande wird. Denn<br />

die private Absicherung spart im Fall der Fälle viele Tausend Euro!<br />

„Wie soll ich das bezahlen?“<br />

Diese bange Frage wird immer öfter gestellt in den Zahnarztpraxen.<br />

Doch mit der DGBZ gibt es nun einen neuen Weg für<br />

mehr Zahngesundheit – dieses Mal für alle. Und auch dann,<br />

wenn die Zähne bereits geschädigt sind oder sogar fehlen.<br />

Denn die DGBZ bringt Praxen und Patienten zusammen und<br />

unterstützt dabei, gemeinsam das Ziel – bezahlbarer Zahnersatz<br />

– zu erreichen:<br />

• Die Zahnärzte bekommen bei der DGBZ branchenspezifisches<br />

Fachwissen rund um dieses wichtige Thema – und können<br />

den Praxisumsatz steigern, indem sie ihren Patienten die<br />

Kontaktaufnahme zur DGBZ empfehlen.<br />

• Die Patienten bekommen von der DGBZ-Konzeptlösungen<br />

inklusive konkreter Handlungsempfehlungen, mit denen<br />

Kronen, Brücken oder auch Implantate zu attraktiven Konditionen<br />

finanzieren können.<br />

Zusammengefasst bedeutet das: Zahnärzte können die Frage<br />

„Wie soll ich das bezahlen?“ mit dem Kontakt zur DGBZ beantworten.<br />

Denn dort bekommen die Menschen ein konkretes<br />

Konzept inklusive finanziell attraktiver Handlungsempfehlung,<br />

mit der Zahngesundheit endlich wieder bezahlbar wird.<br />

Kundenbindung leicht gemacht!<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Fachleute der DGBZ<br />

branchenspezifisches Fachwissen gesammelt und gut verständlich<br />

aufbereitet, damit sich jede einzelne Zahnarztpraxis optimal<br />

auf die Bedürfnisse der Patienten einstellen kann. Ein weiterer<br />

Vorteil: So kann die Praxis ganz individuell immer aus der<br />

Sicht des Patienten auf dessen Bedürfnisse eingehen und sich<br />

nachhaltig von der Konkurrenz absetzen. Denn die maßgeschneiderten<br />

Konzepte der DGBZ verhelfen vielen Menschen<br />

zu bezahlbarem Zahnersatz.<br />

Um das zu erreichen, schult die DGBZ Zahnärzte und Praxisteams<br />

in kurzen, interessanten Webinaren im Umgang mit<br />

den Patienten und deren ganz individuellen Zahnschädigungen:<br />

So erfahren sie alles, was sie wissen müssen, um möglichst<br />

viele Menschen bei der Finanzierung von Kronen, Brücken<br />

oder auch Implantaten zu unterstützen. Schließlich sollte<br />

ein funktionales, schmerzfreies Gebiss keine Frage der Größe<br />

des Portemonnaies sein!<br />

Schöner Nebeneffekt: Patienten, denen mit DGBZ-Unterstützung<br />

geholfen wurde, kommen mit ziemlicher Sicherheit wieder<br />

– und empfehlen die Praxis gerne weiter.<br />

Damit wird die Deutsche Gesellschaft für bezahlbare<br />

Zahngesundheit zum wichtigen Erfolgsfaktor für alle<br />

Zahnarztpraxen in Deutschland.<br />

© XXX<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


IDS 20<strong>23</strong><br />

11<br />

70<br />

60<br />

50<br />

57,75<br />

56,97<br />

55,72<br />

55,2<br />

54,03 53,42<br />

52,61<br />

Personen in Millionen<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

11,49 12,59<br />

14,37 15,25 16,57 17,21<br />

17,93<br />

0<br />

2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />

im Haushalt abgeschlossen<br />

nicht im Haushalt vorhanden, keine Angabe<br />

© Statista 20<strong>23</strong><br />

Kassenleistung<br />

Mittlere Zahnarztkosten pro Jahr, nach Altersgruppen<br />

200<br />

<strong>23</strong>3 €<br />

182 €<br />

185 €<br />

214 €<br />

219 €<br />

191 €<br />

156 €<br />

100<br />

125 €<br />

14 €<br />

15 €<br />

0-9 10 -19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 80-89 90 +<br />

© Plus Dental, Quelle: Barmer Zahnreport<br />

Drei Erfolgsfaktoren moderner Zahnarztpraxen<br />

• Mit dem branchenspezifischen Fachwissen und den<br />

Webinaren der DGBZ beweisen die Praxen, dass sie Teil<br />

der Digitalwelt sind – und zeigen mit den individuellen<br />

Konzepten und den konkreten Handlungsanweisungen,<br />

dass ihnen jeder einzelne Patient wichtig ist.<br />

• Gut geschulte Mitarbeiter gehen souverän und einfühlsam<br />

mit den Patienten um – und halten mit dem Kontakt<br />

zur DGBZ auch in emotional herausfordernden,<br />

ausweglos erscheinenden Situationen eine Lösung für<br />

die Patienten bereit.<br />

• Neben der Reputation ist die persönliche Bindung zum<br />

Patienten relevant – denn Wiederkehrer und Empfehlungen<br />

sind wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg jeder<br />

Praxis.<br />

Eins ist klar: Mit der DGBZ haben Zahnarztpraxen einen<br />

Partner an ihrer Seite, der sie auf dem Weg zu mehr Erfolg<br />

individuell und zielgenau unterstützt. Und das auch in<br />

wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Ganz ohne risikoreiche<br />

Ratenzahlungen oder gar windige Finanzierungsmodelle.<br />

Umsatzpotenziale voll ausschöpfen.<br />

Sicher ist, dass in Zeiten hoher Inflation gespart wird – zum<br />

Beispiel beim eigentlich dringend notwendigen Zahnersatz.<br />

Das hat unter Umständen auch Auswirkungen auf die Zahnarztpraxen.<br />

Denn mit weniger Umsatz lassen sich die stark<br />

gestiegenen Kosten für das Team, die Praxismiete oder auch<br />

die Materialien nur noch schlecht oder sogar gar nicht mehr<br />

finanzieren. Irgendwann hilft es auch nicht mehr, die Praxisabrechnung<br />

zu optimieren oder noch intensivere Patientengespräche<br />

zu führen, die immer mehr Verkaufsgesprächen<br />

ähneln.<br />

tl;dr: Mit der DGBZ und den individuellen Konzeptlösungen<br />

inklusive Handlungsempfehlungen erhalten Zahnarztpraxen<br />

branchenspezifisches Fachwissen an die Hand, das dabei hilft,<br />

die Patienten abzuholen und diese mit dem notwendigen<br />

UND finanzierbaren Zahnersatz zu versorgen.<br />

Mehr Informationen finden Sie unter www.dgbz.de.<br />

Oder Sie besuchen die DGBZ direkt auf der IDS in Köln<br />

(Halle 5.2, Stand D 012). Das Team freut sich auf Sie!<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


12<br />

ZAHNTECHNIK<br />

40<br />

Monolithische Restaurationen im<br />

Front- und Seitenzahnbereich: Eine<br />

Patientin, zwei Möglichkeiten<br />

Anhand der umfangreich dokumentierten, zahntechnischen Lösung eines Patientenfalls wird die<br />

Anfertigung monolithischer Lithium-Disilikat-Restaurationen vorgestellt. Sowohl für den Front- als<br />

auch den Seitenzahnbereich wurden vollanatomische Restaurationen gewählt, die sich allerdings in<br />

ihren Herstellungswegen unterscheiden. Zunächst stehen die Diagnose, die Planung und die manuell<br />

erstellten Frontzahnrestaurationen im Fokus, im Anschluss verlagert sich der Schwerpunkt auf die<br />

implantatprothetische Versorgung in regio 16, die mithilfe der CAD/CAM-Technik angefertigt wurde.<br />

Es wird aufgezeigt, wie sich beide Herstellungswege perfekt in Einklang bringen lassen.<br />

Text / Bilder ZTM Roger Zünd, St. Gallen/Schweiz<br />

Bei der Herstellung einer vollkeramischen Restauration werden<br />

zwei Vorgehensweisen unterschieden: traditionelle und<br />

innovative. Bei Einzelkronen im Frontzahnbereich führt meiner<br />

Ansicht nach kein Weg am traditionellen presskeramischen<br />

Vorgehen vorbei. Mit dem polychromatischen Rohling IPS<br />

e.max Press Multi (Ivoclar) ist es beispielsweise möglich, für den<br />

Frontzahnbereich eine presstechnisch gefertigte Versorgung<br />

im „Luxussegment“ anzubieten, die ihren Preis wert ist. Denn<br />

es stellt sich die Frage, ob ein Patient wirklich eine aufwendig<br />

geschichtete Krone von einer „einfachen“, bemalten Krone<br />

unterscheiden kann? Dies dürfte mit den uns zur Verfügung<br />

stehenden modernen Materialien unwahrscheinlich sein.<br />

Aber nicht nur die Farbwirkung, sondern auch die Form der<br />

Zähne ist elementarer Bestandteil der ästhetischen Wirkung<br />

einer Restauration. Die Anwendung von Programmen wie<br />

Keynote oder PowerPoint (nach dem Digital Smile Design<br />

von Dr. Christian Coachman) oder die Erstellung eines Waxups<br />

auf dem Modell gehören zu den wesentlichen Bestandteilen<br />

des zahntechnischen Knowhows. Mein Weg, ein<br />

optimales Restaurationsergebnis zu erarbeiten, besteht aus:<br />

Wax-up, Mock-up, Konstruktion der Versorgung (manuell<br />

oder digital), Pressen, Bemalen und Glasieren.<br />

Die Herausforderung des Patientenfalls<br />

Einer Frau aus dem Land des Lächelns ihr natürliches Lachen<br />

zurückgeben – das war meine Aufgabe bei diesem Patientenfall<br />

(Abb. 1). Die Patientin ist Taiwanesin, was die<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


ZAHNTECHNIK 13<br />

1 2 3<br />

Situation zu einer kleinen Herausforderung werden ließ.<br />

Gesichts- und Zahnformen von Asiaten unterscheiden sich<br />

deutlich von denen der Europäer 4 . In Zusammenarbeit mit<br />

dem Zahnarzt Dr. Lukas Enggist und dem Zahntechniker Jürgen<br />

Seger konnte dieses Projekt erfolgreich umgesetzt werden.<br />

Besonders interessant war es, Erfahrungen mit einer<br />

neuen Technik (IPS e.max Press Multi) zu sammeln, was in<br />

Kombination mit einer geduldigen Patientin zu einer gelungenen<br />

Fotodokumentation führte. Für den Front- und Seitenzahnbereich<br />

wurde als Material IPS e.max Lithium-Disilikat-Glaskeramik<br />

gewählt. Beide Indikationen sollten zwar<br />

monolithisch umgesetzt werden, bei der Fertigung wurden<br />

jedoch zwei Wege avisiert.<br />

Die Ausgangssituation<br />

Die 51-jährige Patientin litt am ästhetischen Erscheinungsbild<br />

ihrer oberen Frontzähne und wünschte eine neue Versorgung.<br />

Zudem erhoffte sie sich eine Verbesserung der Kaufunktion<br />

in regio 16. Die allgemeine Anamnese und Befragung ergab<br />

(Abb. 2), dass die Patientin vor 20 Jahren eine Zahnfraktur<br />

im Oberkiefer erlitten hatte. Sie wurde in Taiwan zahnärztlich<br />

versorgt. Funktionell wurden keine Auffälligkeiten entdeckt.<br />

Parafunktionen waren nicht bekannt. Das Kiefergelenk<br />

war ohne pathologischen Befund. Um einen reibungslosen<br />

Behandlungsablauf zu gewährleisten, wurde ein schrittweiser<br />

Behandlungsplan aufgestellt. Die prothetische Therapie<br />

sollte erst nach entsprechender Vorbehandlung erfolgen.<br />

Primäre Probleme:<br />

• Parodontitis marginalis<br />

• Insuffiziente Wurzelfüllung<br />

• Stumpffarbe (verfärbte Wurzeln)<br />

• Kurze Papillen, schwarze Dreiecke zwischen den Zähnen<br />

11, 12<br />

• Gummy Smile<br />

• Asiatische Gesichts- und Zahnform<br />

Sekundäre Probleme:<br />

• Kontaktpunkte<br />

• Rohlingsauswahl<br />

• Funktion und Phonetik<br />

Die intraorale Diagnose der Oberkieferfrontzähne 12<br />

bis 22 ergab:<br />

• Verblendkeramikkronen, wenig Restzahnsubstanz<br />

• Zähne 12, 11, 22 waren wurzelbehandelt (unzureichend)<br />

• verfärbtes Dentin, das sich nicht weiter aufhellen lässt<br />

• periapikale Aufhellungen<br />

• dicker Gingivatyp<br />

• flache Papillen, hohe Lachlinie (Gummy-Smile)<br />

Die intraorale Diagnose der Seitenzähne ergab:<br />

• diverse Füllungen und eine Karies (distal) an Zahn 17<br />

• Keramikkrone auf Zahn 46<br />

• fehlende Zähne 36, 16<br />

• wurzelbehandelte Zähne 37, 46<br />

• offene Furkation an Zahn 46<br />

• Knochendefekte in regio 17, 46, 47, 48<br />

• tiefe Parodontaltasche an Zahn 17 (Eiter bei Sondierung)<br />

Behandlungsziele<br />

Die Behandlungsziele waren eine deutliche Verbesserung<br />

der dentalen Ästhetik im Oberkiefer-Frontzahnbereich, der<br />

Aufbau einer funktionierenden Kaueinheit im ersten Quadranten<br />

sowie zunächst die Schaffung stabiler parodontaler<br />

Verhältnisse.<br />

Bezüglich der optimalen ästhetischen Gestaltung der Zähne<br />

wurde ein ungewöhnlicher Weg gewählt. Grundsätzlich hat<br />

Ästhetik viel mit Wahrnehmung zu tun; bekanntlich liegt<br />

Schönheit im Auge des Betrachters. Schönheit bedeutet<br />

Individualität und Durchschnitt 3 . In diesem Fall war die asiatische<br />

Herkunft der Frau eine kleine Herausforderung für<br />

die Gestaltung einer optimalen Zahnform. Daher haben<br />

wir entschieden, zwei unterschiedliche Restaurationen zu<br />

schaffen und letztlich der Patientin die Wahl zu überlassen.<br />

Um das perfekte ästhetische Ergebnis zu erhalten, gestalteten<br />

wir zwei Varianten von Zahnformen: den „Asia-Style“<br />

(Roger Zünd) und den „Euro-Style“ (Jürgen Seger). Ziel dieser<br />

Übung war, ästhetische Zahnmedizin emotional zu erleben<br />

und praktische Erfahrung im Umgang mit der neuen<br />

Presstechnologie zu sammeln. »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


14 ZAHNTECHNIK<br />

4a 4b 5<br />

6<br />

7<br />

Präparationsform für Vollkeramikkronen<br />

8<br />

Die präprothetische Behandlung<br />

Nach der Zahnreinigung, Einweisung in die Mundhygiene<br />

und der parodontologischen Behandlung wurden die vier<br />

Metallkeramikkronen im Frontzahngebiet mit einem Hartmetallbohrer<br />

aufgetrennt und entfernt. An den Zähnen 12 bis 22<br />

erfolgte eine Endorevision. Es wurde ein Langzeitprovisorium<br />

für die Weichgewebetherapie und das Bleaching erstellt.<br />

Nach der Extraktion von Zahn 17 modellierte ich ein Waxup<br />

und fertigte eine Bohrschablone. Mit dieser Schablone<br />

konnte das Implantat in regio 16 so wenig invasiv wie möglich<br />

inseriert werden. Als provisorische Versorgung wurde<br />

hier eine Hybrid-Abutmentkrone aus PMMA (Telio CAD)<br />

gefertigt. Wir haben uns für eine verschraubte Implantat-<br />

Restauration entschieden, da die Patientin eine „behandelte“<br />

Parodontitis hatte. Nach dem Erstellen neuer, adhäsiver<br />

Komposit-Aufbaufüllungen im Frontzahnbereich wurden die<br />

Zähne nochmals nachpräpariert und die Langzeitprovisorien<br />

eingegliedert (Abb. 3).<br />

Eine Kronenpräparation für vollkeramische Versorgungen<br />

muss eine entsprechende Retentionsform aufweisen<br />

(Stumpfhöhe mindestens 4 mm, Präparationswinkel 6 bis 10<br />

Grad). In diesem Fall wurden eine zirkuläre Stufe von etwa 1<br />

mm Breite, eine ausgeprägte Hohlkehle sowie abgerundete<br />

Kantenwinkel und Platz für eine ausreichende zirkuläre Kronenwandstärke<br />

(1,5 mm) geschaffen. Die Patientin wurde mit<br />

provisorischen Kronen aus Laborkomposit (SR Nexco) versorgt.<br />

Mithilfe der Kronen sollten das Weichgewebe modelliert<br />

und die Papillen „hochgezogen“ werden.<br />

Die Fallplanung<br />

Spuren lesen: Die Zahnfarbbestimmung<br />

Die Farbbestimmung für die vollkeramischen Restaurationen<br />

wurde im Mund der Patientin vorgenommen (Abb. 4). Eine<br />

Kontrolle im Unterkiefer bestätigte die Farbwahl A2. Zusätzlich<br />

wurden individuelle Farbnotierungen in einem Malfarbendiagramm<br />

aufgezeichnet. Spezialeffekte wie Mamelons,<br />

weiße Flecken und ein leichter Halo-Saum werden der Frontzahnrestauration<br />

ein natürliches Aussehen geben.<br />

Spuren lesen: Ästhetik-Analyse<br />

Mit den provisorischen Kronen im Mund wurde eine Gesichtsanalyse<br />

vorgenommen. Anhand von Porträtaufnahmen wurden<br />

folgende Parameter evaluiert: relaxed lips, smile, big smile,<br />

stretched smile. Die Abbildung 5 verdeutlicht den „Gummy<br />

Smile“ (Zahnfleischlächeln) der Patientin 7 . Hinsichtlich der<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


ZAHNTECHNIK<br />

15<br />

9 10<br />

11 12<br />

vertikalen und horizontalen Bestimmungslinien kann man festhalten,<br />

dass die Gesichtsmitte niemals eine schnurgerade Linie<br />

ergibt oder vollkommen senkrecht zur Bipupilarlinie steht. Der<br />

menschliche Körper weist lauter Asymmetrien auf, die auch<br />

in diesem Fall die Individualität des Patienten prägen. Zuverlässige<br />

Orientierungspunkte bei der Evaluierung der Ästhetik-<br />

Linien sind die faziale Mittellinie, die Bipupillarlinie, die Inzisalebene<br />

und der Unterlippenverlauf (Abb. 6). Um harmonische<br />

Gesichtszüge zu erarbeiten, sind horizontale Grundlinien,<br />

die Lippenschlusslinie, Bipupillarlinie und die vertikale Linie<br />

(Gesichtsmitte) Grundvoraussetzungen. Diese Referenzlinien<br />

zusammen mit einem herkömmlichen Präsentationsprogramm<br />

(zum Beispiel PowerPoint) genügen, um eine präzise Gesichtsanalyse<br />

zu erstellen (Abb. 7).<br />

Asiatische Gesichts- und Zahnform<br />

Zähne von Europäern und Asiaten sind unterschiedlich 4 . Bei<br />

einem Vergleich der Zahnformen fällt auf, dass die Frontzähne<br />

von Asiaten meistens etwas länger sind. Bei der<br />

Zahnbreite gelten weltweit die gleichen Regeln, denn der<br />

Goldene Schnitt wird in der Zahnmedizin als Grundlage der<br />

verschiedenen Zahnkronenbreiten benutzt. Es handelt sich<br />

um ein Proportionsverhältnis, das von Menschen als schön<br />

empfunden wird 5 . Die Abbildung 9 zeigt das Raster des Goldenen<br />

Schnittes 1/1,618 = 0,618, das in wenigen Schritten<br />

in das Präsentationsprogramm übertragen werden kann.<br />

Auch in diesem Fall wurde das Programm dafür genutzt, die<br />

Dimension der Wachsmodellation zu kontrollieren. Um einen<br />

Anhaltspunkt für die Gestaltung der distalen Randleisten der<br />

beiden Inzisivi zu erhalten, wurden die Gesichtsproportionen<br />

hinzugezogen 5 . Auf dem Porträtbild wurden drei Punkte<br />

definiert und bogenförmig miteinander verbunden: Stirnhöcker-Punkt,<br />

Jochbein-Vorsprung, Verbindungspunkt zum UK-<br />

Winkel. Die so entstandene Verbindung wurde umgekehrt<br />

proportional auf die distale Randleiste projiziert und damit<br />

deren Verlauf definiert (Abb. 10).<br />

Monolithische Restaurationen für<br />

Front- und Seitenzahnbereich<br />

Für die Umsetzung entschieden wir uns für Lithium-Disilikat<br />

(IPS e.max). Es ist biokompatibel, hat eine hohe Festigkeit,<br />

gewährt ausgezeichnete ästhetische Ergebnisse und eliminiert<br />

unerwünschte korrosive Reaktionen. Bezüglich der<br />

Fertigung galt es zwischen der Frontzahnrestauration und<br />

der Implantatkrone in regio 16 zu differenzieren. Generell<br />

zählen die Presstechnik und die CAD/CAM-Fertigung zu<br />

den präzisesten Vorgehensweisen. Beide Techniken sind<br />

eine gute Möglichkeit, um günstigen Prothesenzähnen trotzen<br />

zu können, und gehören meiner Ansicht nach in jedes<br />

Laborportfolio. Wir können – egal ob digital oder manuell<br />

– individuell agieren und die Restauration exakt für den<br />

Patienten konzipieren. In diesem Fall wollten wir im Frontzahngebiet<br />

von der Presstechnik profitieren und bei der Fertigung<br />

der Implantatkrone im Seitenzahnbereich die Vorteile<br />

der CAD/CAM-Technik nutzen. Denn neben der hohen<br />

Ästhetik sollte die Wirtschaftlichkeit nicht außer Acht gelassen<br />

werden. Daher entschieden wir uns dafür, alle Restaurationen<br />

vollanatomisch zu fertigen. Nun mögen manchem<br />

Zahntechniker bei der vollanatomischen Herstellung von<br />

Frontzahnkronen Zweifel kommen. Allerdings steht hierfür<br />

seit längerer Zeit eine besondere Materialvariante zur Verfügung:<br />

IPS e.max Press Multi. »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


16 ZAHNTECHNIK<br />

13 14 15<br />

Presstechnische Umsetzung<br />

Die vier Frontzahnkronen wurden entsprechend der Planung<br />

in Wachs modelliert (Abb. 11). Wichtig war unter anderem,<br />

die dunklen Approximalräume zu verschließen und die Ausformung<br />

der Kronen im labialen und im zervikalen Bereich<br />

auf dem Alveolarmodell zu prüfen.<br />

Die Zahnfleischkontur wurde mit dem Skalpell freigelegt<br />

und die Modellation angepasst. Für die presstechnische<br />

Umsetzung wird für den IPS e.max Press Multi ein spezielles<br />

Anstiftverfahren mit entsprechendem Zubehör angeboten.<br />

Im Gegensatz zu „normalen“ Pressrohlingen (einfarbig) ist<br />

der Multi-Rohling polychromatisch, und der Farbverlauf muss<br />

entsprechend auf die Kronen übertragen werden.<br />

Beim Anwachsen der Wachsobjekte ist es ratsam, die Einzelzahnkronen<br />

gleichmäßig von distal anzustiften, sodass der<br />

Farbverlauf nach dem Pressen übertragen werden kann. Im<br />

Unterschied zum Pressen monochromatischer Rohlinge werden<br />

die Wachsobjekte seitlich an der Muffelbasis angestiftet.<br />

Gemäß der Arbeitsanleitung kann die Wachs-Vorlage<br />

von distal oder mesial an die Wachsmodellation adaptiert<br />

werden (Abb. 12). In diesem Fall entschied ich mich aus zwei<br />

Gründen für den distalen Bereich:<br />

1. Die mesialen Kontaktpunkte benötigen mehr Zeit zur<br />

Ausarbeitung.<br />

2. Der Farbverlauf (Dentin/Schneide) der Glaskeramik ist an<br />

der Anstiftung rund, ähnlich wie bei der distalen<br />

Wölbung des natürlichen Zahnes.<br />

Folgende Punkte sind beim Anstiften einer Modellation für<br />

die Umsetzung mit einem IPS e.max Press Multi-Rohling zu<br />

beachten:<br />

• Modellation vertikal mittig anstiften.<br />

• Die Wachs-Pattern-Ansätze mit der konischen Seite nach<br />

inzisal an das Wachsobjekt drücken.<br />

• Die Anstiftung nach labial ausrichten, damit der Farbverlauf<br />

im sichtbaren Bereich optimal ist.<br />

• Die Übergänge rund gestalten, sodass beim Einbetten<br />

keine Einbettmassenkanten entstehen.<br />

Zum Einbetten wird die Muffelbasis 200 g verwendet. Auch<br />

hier sind einige Dinge zu beachten:<br />

• Die Länge der Wachs-Vorlage zwischen Muffelbasis und<br />

Objekt muss mindestens 3 mm betragen.<br />

• Spalten zwischen Wachs-Pattern und Muffelbasis müssen<br />

verschlossen werden, um ein Einfließen von Einbettmasse<br />

zu verhindern.<br />

• Das maximale Wachsgewicht von 1,0 g nicht überschreiten.<br />

• Nicht benötigte Muffel-Schlitze mit Wachs verschließen.<br />

Das Einbetten erfolgte mit der Einbettmasse IPS PressVest<br />

Premium. Aufgrund der Position der angestifteten Wachsobjekte<br />

besteht keine Gefahr von Lufteinschlüssen; deshalb<br />

kann bei Frontzahnkronen der Silikonring bereits aufgesetzt<br />

werden. Trotzdem sollte die Einbettmasse langsam in die<br />

Muffel eingefüllt und Bläschen verhindert werden.<br />

Nach Ablauf des Vorwärmzyklus (eine Stunde bei 850 °C)<br />

wurde die heiße Muffel neben dem bestückten Pressofen<br />

platziert und der kalte Rohling mit der unbedruckten Seite<br />

voran in die Muffel gegeben. Anschließend wurde der<br />

ebenfalls kalte Einwegstempel mit der abgeflachten Seite<br />

nach unten platziert und zuletzt der Alox-Kolben positioniert.<br />

Um ein zu starkes Abkühlen der Muffel zu verhindern,<br />

sollte dieser Vorgang nicht länger als 30 Sekunden dauern.<br />

Pressen, Ausbetten und Ausarbeiten der Form und Textur<br />

erfolgten wie gewohnt.<br />

Charakterisierung der Frontzahnkronen<br />

Die finalen ästhetischen Feinheiten wie Chroma, Verfärbungen<br />

und Mamelons wurden mit den abgestimmten IPS<br />

Ivocolor Shades und Essences mit zwei Charakterisierungsbränden<br />

erreicht. Um die vollkeramischen Restaurationen<br />

farblich optimal gestalten zu können, war es in diesem Fall<br />

notwendig, zahnfarbene Stümpfe herzustellen (Abb. 13 und<br />

14). Denn je dünner die Labialfläche ist, desto heller wird das<br />

Material. Speziell bei dünnen Kronen (> 1 mm) resultiert die<br />

Endzahnfarbe zu 99 Prozent aus der darunter liegenden Restzahnsubstanz.<br />

Deshalb ist es wichtig, mit dem IPS Natural Die<br />

Material-Farbschlüssel die Farbe der natürlichen Zahnstümpfe<br />

zu bestimmen.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


ZAHNTECHNIK<br />

17<br />

16 17<br />

18 19<br />

Maltechnik – Weniger ist mehr<br />

Mit den speziellen Malfarben (Shades und Essences) des IPS<br />

Ivocolor-Sortiments lassen sich jeder Farbton und jede Charakteristik<br />

applizieren. Voraussetzung dafür ist ein gut vorbereiteter<br />

Malgrund. So konnten im ersten Brand dunklere<br />

Zonen mit IPS Ivocolor Shade Dentin 2 sowie helle und bläuliche<br />

Schneidebereiche mit Shade Incisal 1 und Shade Incisal<br />

2 perfekt und der gewünschten Zahnfarbe A2 entsprechend<br />

imitiert werden. Im zweiten Charakterisierungsbrand<br />

wurden feinste Risse, Kalkflecken und Mamelonstrukturen<br />

aufgetragen. Dazu habe ich die pulverförmigen Essenzen<br />

mit dem dazugehörigen IPS Ivocolor Essence Fluid angemischt.<br />

Das Essence-Fluid ist durch seine spezielle Organik<br />

etwas öliger und eignet sich daher meiner Meinung nach<br />

optimal für die punktuelle Bemalung.<br />

In den meisten Fällen genügt ein Malfarbenbrand. Allerdings<br />

war es in dieser Situation sinnvoll, zuerst einen „horizontalen“<br />

Farbgebungsbrand (kurzer Charakterisierungsbrand)<br />

vorzunehmen, mit dem die Farben fixiert wurden. Danach<br />

konnten „vertikale“ Effekte wie zarte Sprünge oder Mamelons<br />

aufgetragen werden, ohne Gefahr zu laufen, die horizontalen<br />

Effekte zu verwischen. Die Brandführung der beiden<br />

Brände: 710 °C, 1 Minute Haltezeit mit Vakuum. Zur finalen<br />

Begutachtung und Farbkontrolle wurden die Kronen mit<br />

IPS Ivocolor Mixing Liquid gefüllt und auf die zahnfarbenen<br />

Kunststoffstümpfe platziert. Sind zu diesem Zeitpunkt keine<br />

Verbesserungen mehr nötig, kann der Glanzbrand mit einer<br />

fluoreszierenden Glasurmasse (IPS Ivocolor Glaze Paste FLUO)<br />

vorgenommen werden, so auch in diesem Fall (Abb. 15).<br />

Die Qual der Wahl<br />

Zum Zeitpunkt des Eingliederns der vier Frontzahnrestaurationen<br />

standen der Patientin zwei Varianten zur Auswahl. Eine<br />

Versorgung im „Asia-Style“ und die andere im „Euro-Style“.<br />

Beide Restaurationen wurden presstechnisch aus IPS e.max<br />

Press Multi-Rohlingen als monolithische Kronen realisiert.<br />

Der Unterschied bestand lediglich in der Zahnform. Für welche<br />

Kronen würde sich die Patientin entscheiden? Die sprichwörtliche<br />

„Qual der Wahl“ wird nachfolgend beschrieben.<br />

Die Herausforderung bei der Lösung dieses Patientenfalles<br />

bestand unter anderem darin, einer Frau aus dem Land<br />

des Lächelns ihr natürliches Lächeln wiederzugeben (Abb.<br />

16). Nachdem die präprothetische Phase erfolgreich abgeschlossen<br />

war, konnten die prothetischen Restaurationen<br />

angefertigt werden. Im oberen Frontzahngebiet (22 bis 12)<br />

sollten vollkeramische Kronen das ästhetische Aussehen der<br />

Patientin verbessern. Im Seitenzahngebiet war für regio 16<br />

eine Implantatkrone zu fertigen. Beide Indikationen sollten<br />

monolithisch erstellt werden, wobei zwei verschiedene Wege<br />

zum Ziel führten: Tradition (Presstechnik) und Innovation<br />

(CAD/CAM). Die Materialentscheidung fiel auf die Lithium-<br />

Disilikat-Glaskeramiken IPS e.max Press und CAD. Sowohl<br />

die Presstechnik als auch die CAD/CAM-Fertigung gehören<br />

zu den präzisesten Vorgehensweisen und sind eine gute<br />

Möglichkeit, günstigen Prothesenzähnen trotzen zu können.<br />

Durch die monolithische Fertigung mittels Presstechnik können,<br />

im Vergleich zu einer geschichteten Arbeit, vier Frontzahnkronen<br />

um bis zu 35 Prozent schneller (aktive Arbeitszeit)<br />

und zirka 30 Prozent günstiger (Materialkosten) hergestellt<br />

werden. »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


18 ZAHNTECHNIK<br />

20 21 22<br />

<strong>23</strong><br />

24 25 26<br />

Die Eingliederung der Frontzahnkronen<br />

Zur Begutachtung und Farbkontrolle wurden die vollkeramischen<br />

Kronen mit Mixing Liquid gefüllt und auf zahnfarbenen<br />

Komposit-Stümpfen platziert. Es waren keine Verbesserungen<br />

notwendig, sodass der Glanzbrand (fluoreszierende<br />

Glasurpaste) vorgenommen werden konnte. Somit stand<br />

die Patientin vor der Wahl, welche der beiden erstellten<br />

Frontzahnformen ihrer Vorstellung entsprach. Beide Restaurationen<br />

zeigten ein lebendiges internes Farbspiel. Die<br />

lichtoptischen Eigenschaften der monolithischen Restaurationen<br />

ähneln denen von natürlichen Zähnen. Die Farbe entsprach<br />

exakt den Vorstellungen der Patientin. Farbe, Form<br />

und Oberfläche harmonieren perfekt mit den natürlichen<br />

Zähnen (Abb. 17). Sowohl der Helligkeitswert als auch charakteristische<br />

Einzelheiten der Formgebung konnten sehr<br />

gut adaptiert werden. Die Homogenität der Oberfläche und<br />

sehr schöne Lichtdynamik vervollständigen das Gesamtbild<br />

2<br />

. Selbst feine Mamelons im inzisalen Bereich konnten so<br />

nachgebildet werden, dass sie zwar vorhanden sind, sich<br />

aber fast unsichtbar in den „Zahn“ einfügen (Abb. 18).<br />

Auch die Oberflächenbeschaffenheit lässt keine Wünsche<br />

offen: glatte, homogene Flächen, die einen natürlichen<br />

Glanzgrad aufweisen.<br />

Formstudie<br />

Fragt man einen Architekten, was ein Haus ausmacht, antwortet<br />

dieser oft: „die Lage“. Bei Zähnen – speziell in diesem<br />

Fall – ist es die Form. Bei der Einprobe fertigten wir<br />

Porträtfotos an, um diese mit der Patientin am Computer<br />

analysieren zu können (Abb. 19 bis 21). Was eine Zahnform<br />

ausmacht, hängt nicht nur von spezifischen Eigenschaften<br />

ab, sondern auch von der Empfindsamkeit, den Gefühlen<br />

und Eindrücken des Betrachters 5 . Die Patientin lebt schon<br />

seit mehr als einem Jahrzehnt in Europa. Vielleicht war das<br />

einer der Gründe, warum sie sich für die schlichte westliche<br />

Variante („Euro-Style“) entschied. Vor der definitiven Befestigung<br />

wurden die Kronen konditioniert und die präparierten<br />

Zahnstümpfe gereinigt. Das Eingliedern der einzelnen<br />

Kronen erfolgte mit dem adhäsiven Befestigungskomposit<br />

Multilink Automix. Die monolithischen Kronen fügen hinsichtlich<br />

ihrer Farbe und Form sehr natürlich in den Mund<br />

der Patientin ein. Die Vorbehandlung der glaskeramischen<br />

Kronen wurde mit dem neuen und innovativen Einkomponenten-Keramikprimer<br />

Monobond Etch & Prime vorgenommen.<br />

Dieser ätzt und silanisiert Glaskeramik-Oberflächen in<br />

nur einem Arbeitsgang und reinigt die Oberfläche gleichzeitig<br />

auch von Speichelrückständen. Das heikle Ätzen mit<br />

Flusssäure entfällt somit.<br />

Herstellung der implantatprothetischen<br />

Versorgung in regio 16<br />

Auch für die prothetische Versorgung des Implantates in regio<br />

16 war Krone geplant. Die Umsetzung sollte CAD/CAMgestützt<br />

erfolgen. Das war eine ideale Indikation für eine<br />

einteilige monolithische Hybrid-Abutmentkrone aus Lithium-<br />

Disilikat. Studien belegen, dass bei 97 Prozent der IPS e.max<br />

CAD-Restaurationen kein Chipping auftritt 6 . Während der<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


ZAHNTECHNIK<br />

19<br />

27 28 29<br />

30 31 32<br />

33 34 35<br />

Einheilzeit des Implantats in regio 16 wurde das Weichgewebe<br />

entsprechend „modelliert“ (Tissue Shaping, Abb. 22). Hierfür<br />

diente unter anderem die provisorische PMMA-Versorgung<br />

aus Telio CAD.<br />

Schleifen der monolithischen Restauration<br />

Das periimplantäre Gewebe sollte nach dem Einsetzen der<br />

finalen Hybrid-Abutmentkrone von dieser stabilisiert werden.<br />

Um das erarbeitete Emergenzprofil zuvor exakt erfassen<br />

zu können, wurde ein individualisierter Abformpfosten<br />

gefertigt. Hierfür musste die provisorische Krone auf dem<br />

Modellanalog befestigt und der zervikale Anteil mit Silikon<br />

abgeformt werden. Diese Form wurde anschließend mit<br />

einem fließfähigen, lichthärtenden Komposit aufgefüllt (Abb.<br />

<strong>23</strong>). Nach dem Digitalisieren des Implantatmodells wurde die<br />

Hybrid-Abutmentkrone in der Designsoftware des inLab-<br />

Systems konstruiert (Abb. 24) und anschließend aus einem<br />

IPS e.max CAD Lithium-Disilikat-Block der Farbe LT A2 A16(L)<br />

geschliffen (Abb. 25).<br />

Dieser CAD-Block weist eine vorgefertigte Schnittstelle auf,<br />

die exakt auf die Titanbasis (TiBase) passt. Da das Lithium-<br />

Disilikat im Block noch nicht komplett auskristallisiert ist,<br />

lässt sich das Material in diesem sogenannten „blauen“<br />

Zustand in der Schleifeinheit ideal bearbeiten. Nach dem<br />

Schleifprozess wurde die Krone manuell weiterbearbeitet,<br />

die Kontaktpunkte im Artikulator geprüft und eingeschliffen.<br />

Schritt für Schritt können im vorkristallisierten Zustand<br />

zum Beispiel die Makro- und/oder die Mikrostruktur auf<br />

effizientem Weg eingearbeitet werden (Abb. 26 bis 29). Die<br />

Abbildung 30 zeigt die final erarbeitete Krone in der blauen<br />

Phase. Damit es während des Kristallisationsbrandes nicht<br />

zu Deformationen kommt, wurde die Krone auf einem speziellen<br />

Siliziumnitrid-Träger (IPS e.max CAD Crystallization »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


20 ZAHNTECHNIK<br />

36 37<br />

38 39<br />

Tray, Ivoclar) mit der dazugehörigen speziellen Paste (IPS<br />

Object Fix, Ivoclar) sowie dem dazugehörigen speziellen Pin<br />

platziert (Abb. 31). Nach dem Öffnen des Ofens zeigte die<br />

kristallisierte Krone ihre endgültige Farbe und hat auch ihre<br />

Endfestigkeit erreicht 2 .<br />

Individuelle Farbgebung<br />

Um der Krone eine individuelle Farbgebung zu verleihen,<br />

wurden zunächst der Zahnkörper und die Kaufläche bemalt<br />

(Abb. 32 und 33). Es empfiehlt sich, hierfür die IPS Ivocolor<br />

Shades und Essences zu verwenden. Zur Verbesserung<br />

der Benetzbarkeit kann die Krone zuvor mit Mixing Liquid<br />

befeuchtet werden; so wird ein sanftes Ineinanderlaufen<br />

der Farben erreicht. Die inzisalen Höcker wurden mit Shade<br />

Incisal 1 und Shade Incisal 2 im Verhältnis 50/50 bemalt und<br />

der Körper sowie die okklusale Fläche mit Shade Dentin 2.<br />

Der zweite Malfarbenbrand diente dem Applizieren der<br />

eher punktuellen Effekte. Der Bereich der Fossa wurde<br />

nochmals mit „copper“ verstärkt, etwas „creme“ für die<br />

höchsten Stellen der Höcker verwendet und am tiefsten<br />

Punkt der Fissur Essence mahogany platziert. Der abschließende<br />

Glanzbrand erfolgte nach dem Auftrag einer leichten<br />

Schicht unverdünnter Glasurmasse mit einer Haltezeit von<br />

1:00 Minute und einer Langzeitabkühlung auf 600 °C. So<br />

konnte eine Spannung im Material ausgeschlossen werden.<br />

Nach dem Brand wurden Ungenauigkeiten – insbesondere<br />

im Bereich des Emergenzprofils – entfernt und die Krone mit<br />

einer Hochglanzpolierpaste poliert (Abb. 34 und 35).<br />

Verklebung mit der Titanbasis<br />

Um aus der CAD/CAM-Krone eine Abutmentkrone werden<br />

zu lassen, musste sie mit der für das Implantatsystem passenden<br />

Titanbasis verklebt werden. Für diesen Vorgang wurden<br />

die Verbundflächen wie folgt vorbereitet:<br />

• Emergenzprofil und Schraubenkanal der Titanbasis mit<br />

Wachs oder Silikon abdecken<br />

• Klebefläche der Titanbasis mit geringem Druck mit Aluminiumoxid<br />

abstrahlen (Herstellerangaben beachten)<br />

• die Titanbasis mit Monobond Plus konditionieren (60 Sekunden<br />

einwirken lassen, dann Überschüsse trockenblasen)<br />

• Lithium-Disilikat-Klebefläche mit dem selbstätzenden<br />

Glaskeramik-Primer (Monobond Etch & Prime) vorbehandeln<br />

(auftragen und für 20 Sekunden einreiben, dann 40<br />

Sekunden einwirken lassen, mit Wasser abspülen und Restaurationen<br />

für zirka 10 Sekunden trocknen)<br />

Die Verklebung von Krone und Titanbasis erfolgte mit einem<br />

für diese Indikation optimierten selbsthärtenden Komposit<br />

(Multilink Hybrid Abutment). Dieses Material besticht durch<br />

seine hohe Opazität, mit der sich die graue Klebebasis optimal<br />

kaschieren lässt und das zudem eine hohe Verbundfestigkeit<br />

bietet. Die Krone konnte nach dem Verkleben und Versäubern<br />

der Klebefuge auf das Implantat geschraubt werden (Abb. 36).<br />

Der Schraubenkanal wurde mit dem Füllungskomposit Tetric<br />

EvoCeram verschlossen. Die verwendeten Materialien und die<br />

Verarbeitungsweise zählen heute zu den sichersten Lösungen<br />

für die prothetische Versorgung von Implantaten. Im IPS e.max<br />

Scientific Report Vol. 2 findet man verschiedene wissenschaftliche<br />

Studien mit Lithium-Disilikat auf Implantaten 6 . In diesem<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


ZAHNTECHNIK<br />

21<br />

Fall sind die gingivalen Verhältnisse direkt nach dem Eingliedern<br />

sehr aussagekräftig und animieren mich, die Vorgehensweise<br />

weiter zu verfolgen.<br />

Abschlussbetrachtung<br />

Die Patientin wurde nach der restaurativen Vorbehandlung und<br />

der entsprechenden Hygienisierung auf einem wirtschaftlich<br />

sehr interessanten Weg prothetisch hochwertig neu versorgt.<br />

Die vier monolithischen Kronen im oberen Frontzahnbereich<br />

fügten sich natürlich in den Mund ein (Abb. 37). Ebenso<br />

zeigte die Implantatkrone in regio 16 ein ästhetisch sowie<br />

funktionell erstklassiges Ergebnis. Die Weichgewebe<br />

schmiegten sich perfekt an die Restaurationen an.<br />

Klinische Beurteilung<br />

Fazit<br />

Hochwertiger Zahnersatz kann nur dann perfekt sein, wenn<br />

eine intensive Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt, Patient<br />

und Zahntechniker stattfindet. Die Patientin freut sich über<br />

ein optimales Ergebnis. Mit ihren „neuen Zähnen“ strahlt sie<br />

deutlich mehr Selbstbewusstsein aus und sie trägt ihre Zähne<br />

wieder gerne zur Schau. Die gezeigte Restauration soll unter<br />

anderem Appetit auf den polychromatischen Rohling IPS<br />

e.max Multi wecken. Langlebigkeit, Funktion und Ästhetik<br />

sind Argumente, um auch für den Frontzahnbereich über den<br />

monolithischen Weg nachzudenken. Es führen immer mehrere<br />

Wege zum Ziel. Die Frage ist letztlich nicht ob, sondern wie ein<br />

solches Ergebnis erreicht werden kann. Es gibt für alles eine<br />

Lösung. Man muss nur die individuell richtige Möglichkeit finden<br />

und dann konsequent den gewählten Weg gehen.<br />

Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />

Mit einem vertretbaren Aufwand, bei akzeptabler Invasivität,<br />

konnte ein ästhetisch überzeugendes und funktionell äußerst<br />

zufriedenstellendes Ergebnis erreicht werden. Seit die Patientin<br />

sich einer Parodontalbehandlung unterzogen hat und<br />

regelmäßig zum Recall erscheint, ist kein Attachmentverlust<br />

aufgetreten. Die Parodontitis wurde gestoppt. So ist auch das<br />

Knochenniveau um das Implantat stabil geblieben (Abb. 38).<br />

Obwohl der Zustand des Zahnes 46 zweifelhaft ist, konnte er<br />

bis heute gehalten werden. Neue kariöse Läsionen sind nicht<br />

aufgetreten. Die bestehenden Füllungen sind dicht. Die Patientin<br />

ist mit der Behandlung sehr zufrieden, sowohl was die<br />

Verbesserung des Kaukomforts als auch die Ästhetik und die<br />

Funktion der Frontzähne anbelangt. Der zahn- und implantatgestützte<br />

vollkeramische Zahnersatz integriert sich gut in<br />

die bestehende Zahnsubstanz.<br />

Technische Beurteilung<br />

Auch wenn im Frontzahnbereich nicht die von mir hergestellten<br />

Kronen im „Asia-Style“ eingesetzt wurden, bin ich sehr<br />

zufrieden. Wichtiger als eine Selbstbestätigung war mir die<br />

Erkenntnis, wie sich das neue Material (IPS e.max Press Multi)<br />

im Mund verhalten wird.<br />

Mein Fazit: Der polychromatische Pressrohling garantiert bei<br />

ausreichenden Platzverhältnissen eine hundertprozentige Farbsicherheit.<br />

Er wirkt im Mund sehr „knackig“ und durch sein<br />

hohes Chroma „säuft“ die Farbe nicht ins Grau ab. Der einzige<br />

Nachteil: Es werden wohl niemals Mamelons gepresst werden<br />

können. Doch mit der richtigen Maltechnik und der optimalen<br />

Formgebung ist das meiner Ansicht nach kein Problem (Abb.<br />

39). Zur Versorgung des Implantats in regio 16 haben wir uns<br />

für eine verschraubte Krone entschieden. Der Aufwand war<br />

sehr gering. Für den Front- als auch für den Seitenzahnbereich<br />

konnte somit eine wirtschaftlich sowie ästhetisch attraktive<br />

Lösung angeboten werden (Abb. 40).<br />

Roger Zünd<br />

Ztm. Roger Zünd erlangte nach seiner Ausbildung<br />

zum Zahntechniker den Zertifikatsabschluss<br />

als VZLS-Fachmann in den<br />

Bereichen Festsitzende und Abnehmbare<br />

Prothetik, Modellguss und Kieferorthopädie.<br />

2010 erwarb er den eidgenössischen<br />

Fachausweis Spezialist Zahntechnik Festsitzende<br />

Prothetik. Er war mehrere Jahre<br />

Geschäftsführer eines Praxislabors mit<br />

Schwerpunkt CAD/CAM und Metallfreie<br />

Restaurationen.<br />

Seit 2011 ist er im Ausbildungsbereich der<br />

Ivoclar Academy in Schaan/Liechtenstein<br />

als Experte und internationaler Referent<br />

tätig. Im Jahr 2014 erhielt er den Meistertitel<br />

und ist zudem diplomierter Fachmann<br />

im Bereich Unternehmensführung.<br />

—<br />

MDT,<br />

Head of Partner Lab Global Education<br />

Ivoclar Vivadent AG<br />

Bendererstraße 2<br />

9494 Schaan/Liechtenstein<br />

Tel.: +4<strong>23</strong> <strong>23</strong>5 36 20<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


22 DIGITALE ZAHNHEILKUNDE<br />

Finales Ergebnis<br />

3D Drucker Sol 170 von Voco im Praxistest<br />

Um die Lücke im digitalen Behandlungsworkflow zu schließen, hatten wir die Möglichkeit, in unserer<br />

Praxis den VOCO 3D-Drucker SolFlex 170 HD zu testen. Er stellt eine bezahlbare Option dar, die<br />

multipelsten Materialien zu drucken. So ist der Druck von flexiblen Bruxismusschienen, Zahn- und<br />

Kiefermodellen bis hin zu sterilisierbaren Bohrschablonen für die Implantologie möglich.<br />

Text / Bilder Dr. Benjamin Kette<br />

Voco SolFlex 170 HD<br />

Mit seiner Baufeldgröße von 121 x 68 mm können mehrere<br />

Objekte parallel gedruckt werden – und das bei einer platzsparenden<br />

kleinen Druckergrundfläche. Der Drucker nutzt einen<br />

auflösungsstarken HD-Beamer, der den Druck außerordentlich<br />

feiner, nahezu stufenloser Oberflächenstrukturen realisiert. Mit<br />

langlebiger DLP UV-Technik wird so hochpräzise und zuverlässig<br />

eine große Baufläche zeitsparend belichtet. Damit sind die<br />

gewünschten Restaurationen mit bis zu 120 mm pro Stunde<br />

auf dem SolFlex 170 HD schnell gefertigt. Die starre Materialwanne<br />

des SolFlex 170 HD – die sogenannte PowerVat – erlaubt<br />

eine praktische Materiallagerung: Das vereinfacht das Handling<br />

und ermöglicht weitere Druckjobs zu späteren Zeitpunkten. Die<br />

Materialwanne ist verschleißfrei und damit äußerst langlebig.<br />

Um das Arbeiten weiter zu erleichtern, lässt sich das intuitiv<br />

bedienbare Touchscreen auch mit Handschuhen bedienen.<br />

Zudem kann das Standard STL File einfach per USB, LAN oder<br />

drahtlos per WIFI an den Drucker übertragen werden.<br />

Patientenfall 1:<br />

Wir durften einem 31-jährigen Patienten, mit verspannter<br />

Kaumuskulatur und einem Spannungskopfschmerz, eine<br />

flexible Schiene mit dem V-Print splint comfort eingliedern.<br />

Aufgrund der Flexibilität des Materials kann es mit einem ausgezeichneten<br />

Tragekomfort punkten.<br />

Die digitale Abdrucknahme erfolgte mit dem Sirona Primescan,<br />

das Design der Schiene wurde mithilfe der InLab 21 Software<br />

realisiert. Das Nesting wurde mithilfe des Programms W2P<br />

durchgeführt. In einer vorangegangenen Schulung seitens der<br />

Firma VOCO zum Fertigungsprozess wurden wir eingearbeitet.<br />

Dies erwies sich als praktikabel und einfach. Aufgrund sehr<br />

guter Materialeigenschaften und hervorragender Medizinproduktezulassungen<br />

kann man die Produkte bedenkenlos benutzen.<br />

Nach einer Woche Tragedauer der Schiene war der Patient<br />

bereits schmerzfrei und äußerst begeistert, eine Schiene ohne<br />

herkömmliche Abdrucknahme erhalten zu haben.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


DIGITALE ZAHNHEILKUNDE<br />

<strong>23</strong><br />

Nesting der Schiene<br />

fertige gedruckte Schiene mit Supports im Drucker<br />

fertige Schiene Ansicht basal<br />

Überprüfung der Passung an dem gedruckten Modell<br />

Überprüfung Passung okklusale Ansicht<br />

Überprüfung der Passung frontale Ansicht mit schwarzem Hintergrund<br />

Patientenfall 2:<br />

In diesem Fall haben wir neue Keramik Overlays für die<br />

insuffizient versorgten Zähne 45 und 46 geplant. Die beiden<br />

Zähne wurden nach vorheriger Schmerzausschaltung<br />

präpariert und mithilfe der Primescan (Dentsply Sirona) digital<br />

abgeformt.<br />

Die Overlays wurden mit der InLab Software 21 designt und der<br />

MC X5 Fräsmaschine (beides Dentsply Sirona) aus Blöcken der<br />

Farbe A2 HT (Ivoclar) gefertigt. Die Modelle wurden exportiert<br />

und im W2P-Programm genestet. Nach erfolgtem 3D-Druck<br />

der Modelle, der Entfernung der Supports, des Waschens mit<br />

Isopropanol und der Lichtpolymerisation waren sie bereit<br />

für das Finieren der Restaurationsränder vor Malfarben- und<br />

Glanzbrand. Damit war nicht nur die perfekte Passung der<br />

Restauration gewahrt, sondern auch die Ästhetik. Eingegliedert<br />

wurden die Restaurationen adhäsiv mit Ivoclar Variolink<br />

Esthetic DC warm.<br />

Unser Patient und wir waren äußert zufrieden mit dem Ergebnis,<br />

sowohl funktionell als auch ästhetisch. »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


24 DIGITALE ZAHNHEILKUNDE<br />

Fertige Overlays an 45, 46 auf die Modelle aufgepasst, Ansicht von lingual<br />

Fertige Overlays an 45, 46 auf die Modelle aufgepasst, Ansicht von okklusal<br />

Fertige Overlays an 45, 46 auf die Modelle aufgepasst, Ansicht von lingual<br />

Okklusale Aufsicht der präparierten Pfeiler 45, 46<br />

Okklusale Ansicht adhäsiv befestigter Overlays an den Zähnen 45, 46<br />

Vestibuläre Ansicht adhäsiv befestigter Overlays an den Zähnen 45, 46<br />

Patientenfall 3:<br />

In dem letzten vorgestellten Fall haben wir unser Situationsmodell<br />

nachträglich digitalisiert. Unsere Patientin war mit der<br />

Zahnstellung der Oberkieferfrontzähne nicht zufrieden und<br />

bat uns um eine Korrektur.<br />

So haben wir nach entsprechender Modellanalyse keine Bisshebung<br />

durchführen müssen, sondern im Cutback-Verfahren<br />

individuell geschichtete Keramikkronen hergestellt, da sie<br />

sich aufgrund ihres Alters gegen eine kieferorthopädische<br />

Behandlung entschied. Nach einem digitalen Wax-up druckten<br />

wir das Modell und konnten mithilfe einer Tiefziehschiene<br />

und VOCO Structur 3 PV-Material, das Ergebnis simulieren.<br />

Nicht nur die einzelnen Zahnstümpfe aus V-Print model 2.0<br />

waren für die Randkontrolle perfekt, auch die Modelle erwiesen<br />

sich als ein adäquater Ersatz im Vergleich zu herkömmlich<br />

gefertigten Modellen, um individuelle Keramikmassen und<br />

-farben zu schichten und Kontaktpunkte zu finieren. Eingegliedert<br />

wurden auch diese A3 LT geschichteten Keramikkronen<br />

adhäsiv mit Variolink Esthetic DC warm von Ivoclar.<br />

Wir bedanken uns bei der Firma Voco für die Möglichkeit,<br />

dass wir den SolFlex 170 HD 3D-Drucker in der Praxis testen<br />

konnten. Die Ergebnisse haben uns und die Patienten vollends<br />

überzeugt.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


DIGITALE ZAHNHEILKUNDE<br />

25<br />

Vestiibuläre Ansicht der Situationsmodelle<br />

Fertiggestellte Frontzahnkronen im 3D gedruckten Modell<br />

Vestiibuläre Ansicht der Situationsmodelle<br />

Eingegliederte Frontzahnkronen 12-22<br />

45° vestibuläre Frontalansicht der fertigen Frontzahnkronen<br />

2 Wochen nach Eingliederung der Frontzahnkronen 12-22<br />

Dr. Benjamin Kette, M.Sc.<br />

Zahnarzt<br />

—<br />

Zahnmedizin Luzern AG<br />

Haldenstraße 11<br />

6006 Luzern/Schweiz<br />

Tel.: +41 417 17 07<br />

E-Mail: info@zahnmedizinluzern.ch<br />

Instagram: kette.dentistry<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


26<br />

CAD/CAM<br />

2B e.max-Krone im sichtbaren Bereich<br />

Monolithische CAD/CAM-Prothetik<br />

in der ästhetischen Zone<br />

CAD/CAM-Techniken zur Herstellung vom festsitzenden Zahnersatz etablieren sich immer mehr. Praxen investieren<br />

in intraorale Scanner, in Fräsmaschinen und verlegen so die Fertigung zunehmend in die eigenen Praxisräume.<br />

Wirtschaftliche Gründe, die Schnelligkeit in der Endfertigung und Versorgung, eine daraus resultierende bessere<br />

Patientenbindung sowie schnellere Reaktionsmöglichkeiten bei Komplikationen und ein modernes Praxismarketing<br />

sind für diesen Trend zu nennen. Aber auch Schwierigkeiten beziehungsweise Nachteile sind zu berücksichtigen, wie<br />

zum Beispiel die Amortisierung der Investitionen, der Schulungsbedarf zur Bedienung, zusätzliche Arbeitsstunden<br />

beim Praxispersonal, die Pflege und notwendige Updates der Technik sowie eine geänderte Abrechnung.<br />

Text / Bilder N. Papagiannoulis<br />

Aus unserer Erfahrung übersteigen die Vorteile die Nachteile.<br />

Die Investition in einen intraoralen Scanner kann sich in<br />

12 Monaten amortisieren. Dies hängt davon ab, welche Situationen<br />

digital abgeformt werden. Die digitale Abformung<br />

spart Zeit in der Praxis und im Labor. Der 3D-Drucker ist eine<br />

Option im digitalen Workflow der Praxis. Komplizierte Versorgungen<br />

machen die Herstellung von Modellen unabdingbar.<br />

In Kombination mit modernen Scannern, welche auch dynamische<br />

Okklusionsbewegungen registrieren können, kann er<br />

auch schwierige Fälle lösen. Darüber hinaus sind 3D-Drucker<br />

vielseitig anwendbar: etwa zur Herstellung von Schienen, Provisorien,<br />

Mokups und anderen, sodass sich der Drucker auch<br />

schnell amortisieren kann und die Wirtschaftlichkeit in der Praxis<br />

erhöht. Fräsmaschinen und CAD/CAM-Software sind die logische<br />

Folge, um den digitalen Workflow zu vervollständigen.<br />

Der Preisunterschied zwischen Fräsern, welche Blöcke benutzen<br />

und denen die Ronden fräsen, ist mittlerweile gering. Dadurch<br />

rentiert sich oft die Anschaffung von Rondenfräsmaschinen. Die<br />

Entscheidung über die Art des Fräsens, trocken oder auch nass,<br />

ist sehr individuell. Nassfräser bieten zudem die Möglichkeit,<br />

e.max zu fräsen, sind allerdings in der Pflege intensiver. Der große<br />

Preisunterschied entsteht, wenn man auch Titanabutments,<br />

Stege oder verschraubbare Kontraktionen fräsen möchte.<br />

Materialien<br />

In diesem Artikel begrenzen wir uns auf Fräser, welche Zirkon<br />

und e.max fräsen. Während bei e.max die Vor- und Nachteile<br />

weitgehend bekannt sind, gab es in den letzten Jahren bei<br />

Zirkon sehr große Fortschritte. Zirkon hat sich entwickelt und<br />

die Hersteller bieten eine Fülle aus Farben, Farbabstufungen,<br />

Transluzenzen und Härtegraden an. Dadurch können sowohl<br />

anspruchsvolle Fälle in Bezug auf die Ästhetik als auch in<br />

Bezug auf Parafunktionen gelöst werden.<br />

Indikation<br />

Die Indikation für vollkeramische Restaurationen haben sich<br />

nicht geändert. Vollkeramik wird in der Regel adhäsiv gefestigt.<br />

Dabei ist wichtig, dass die Präparationsgrenzen schmelzbegrenzt<br />

sind. Die Mindestschichtstärken müssen eingehalten<br />

werden. Hier bietet e.max Vorteile, da diese bei diesem Material<br />

geringer sind. Stark verfärbte Stümpfe hingegen bedürfen<br />

einer höheren Deckung, als es e.max realisieren kann. Je kürzer<br />

ein Stumpf ist, desto besser muss der Verbund mit dem<br />

Keramik sein. Je größer die Spannweite ist, desto elastischer<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


CAD/CAM 27<br />

1a<br />

1b<br />

Zähne 12-21<br />

Versorgung mit bemalten Vollzirkon-Kronen<br />

muss das Material sein. Alternativ kann es sehr rigide sein,<br />

wie Zirkon, welches allerdings im Unterkiefer durch die Scherkräfte,<br />

in Bezug auf den Halt durch das Befestigungsmaterial,<br />

problematisch sein kann. Größere Spannweiten können mit<br />

e.max nicht überbrückt werden.<br />

Befestigung<br />

Keramiken, außer Zirkon, können sehr fest und beständig mit<br />

SÄT (Säure-Ätz-Technik) befestigt werden. Dabei wird zuerst<br />

der Zahn konditioniert und anschließend mit Primer und Adhäsiv<br />

benetzt. Dieselbe Prozedur befolgt man für die keramische<br />

Restauration, mit entsprechenden Materialien (sie unterscheiden<br />

sich von denjenigen für die Zahnstümpfe: Flusssäure, Keramikadhäsive,<br />

Glycerin-Gel). Wichtig ist, dass das Adhäsiv auf<br />

der Zahnoberfläche nicht vor der Befestigung ausgehärtet wird,<br />

sonst besteht die Gefahr von Passungenauigkeiten und Spannungen.<br />

Ältere Zirkonmaterialien, mit höherer Dichte, scheinen<br />

durch ihre rauere Innenfläche, bessere Ergebnisse bei der Befestigung<br />

zu erzielen. Andere Keramiken (Leuzit, Feldspat usw.)<br />

müssen nach der SÄT-Technik befestigt werden, um einen optimalen<br />

Halt zu erzielen. Zirkon hingegen ist relativ unempfindlich<br />

gegen eine SÄT-Behandlung. Umso wichtiger ist es bei Vollzirkon,<br />

dass die Länge und Rauigkeit des Stumpfes ausreichend<br />

für einen dauerhaften bakteriendichten Verschluss sind.<br />

Problematik/ Komplikationen<br />

Lösen von Kronen oder Brücken.<br />

Vollkeramische Restaurationen können sich lösen, genauso<br />

wie jede andere Art von festsitzendem Zahnersatz. Neben<br />

zum Beispiel Feuchtigkeit beim Befestigen und unzureichende<br />

Aushärtung des Befestigungsmaterials spielen die Materialien<br />

in sich eine elementare Rolle.<br />

Befestigungsmaterial<br />

Wenn e.max-Kronen sich lösen, bleibt das Befestigungsmaterial<br />

oft in die Restauration, bei Zirkon bleibt es auf dem<br />

Stumpf. Das Befestigungsmaterial muss auf die Art der<br />

Keramik abgestimmt sein. Lichthärtende Materialien eignen<br />

sich nicht für Zirkon. Dualhärtende sind auch oft unzureichend<br />

für Zirkon. Bei e.max ist die Wahl der richtigen Farbe<br />

des Befestigungsmaterials wichtig: Welchen Grundton hat<br />

es, wird es bei Aushärtung transluzent oder opak, sind Fragen,<br />

die im Vorfeld beantwortet werden müssen? Natürlich<br />

sind auch die Schichtstärke und Endhärte wichtige Parameter.<br />

Aus diesen Gründen ist es problematisch, vollkeramische<br />

Restaurationen provisorisch zu befestigen. Die provisorischen<br />

Zemente haben eine sehr viel höhere Schichtstärke,<br />

wodurch zum Beispiel die vollkeramische Krone keine Passgenauigkeit<br />

aufweist, Okklusionsstörungen verursacht werden<br />

können und diese durch die Spannung des Zementes<br />

bruchgefährdet sind.<br />

Herstellungslimitationen<br />

Dünne Veneers zu fräsen, ist schwierig. Die Ränder können<br />

während der Herstellung oder bei der Einprobe leicht<br />

brechen. Auch ein tiefer Biss kann bei Veneers oder Lumineers<br />

zum Bruch oder Lösen führen. Lumineers können nur<br />

geringfügige Fehlstellungen korrigieren; die Hygienefähigkeit<br />

muss stets gewährleistet sein. Größere Korrekturen können<br />

aus ästhetischen oder hygienischen Gründen mit Lumineers<br />

nicht realisiert werden. Einzelne Zähne können ästhetisch oft<br />

schwierig den Nachbarzähnen angepasst werden, sodass oft<br />

geschichtete Keramiken geeigneter sind. Eine provisorische<br />

Befestigung ist kontraindiziert, dies kann zu Spannungen und<br />

Brüchen führen. Höhere Härtegrade müssen an die Bezahnung<br />

des Gegenkiefers angepasst werden, um Abrasionen<br />

zu vermeiden.<br />

Farbgebung<br />

Die gewünschte Form ist durch CAD leicht zu realisieren. Die<br />

Farbgebung hingegen kann in einer ästhetisch sensiblen Situation<br />

problematisch sein. Es ist einfacher, Zahngruppen (Abb.<br />

1a und b), symmetrische Zähne im Zahnbogen, Gesamtkiefer<br />

(Abb. 2a und b) oder alte Restaurationen (Abb. 3a bis<br />

b) monolithisch zu versorgen beziehungsweise zu ersetzen<br />

(Abb. 4a). Die Farbe und Transluzenz des Befestigungsmaterials<br />

sind vor allem bei dünnen und Nonzirkon-Restaurationen<br />

sehr wichtig. Einerseits können Sie die Farbe des Zahnersatzes<br />

beinträchtigen, andererseits einen dunkleren Stumpf<br />

durchschimmern lassen und das Endergebnis verändern.<br />

Moderne Anforderungen an die CAD/CAM-Prothetik<br />

In den letzten Jahren beobachten wir zwei klinische Situationen<br />

immer häufiger. Zum einem junge Patienten, mit »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


28<br />

CAD/CAM<br />

2a<br />

3a<br />

smile reconstruction alte Krone 11, 21<br />

3b<br />

4a<br />

e.max-Krone 11, 21<br />

Nichtanlage 12,22 Mesialisierung der Eckzähne, nicht zufrieden stellende KFO<br />

4b<br />

5b<br />

Umgestaltung der Eck- und seitlichen Schneidezähne und smile reconstruction<br />

Abrasionen im Gesamtgebiss<br />

ausgedehnten Erosionen und Abrasionen. Diese Befunde,<br />

verursacht durch Bruxismus oder Nahrungsmittel (kohlensäurehaltige<br />

Getränke, bleichende oder weißmachende<br />

Zahnpasten, Zahnpasten mit/aus natürlichen Inhaltsstoffen),<br />

erstrecken sich über das gesamte Gebiss. Auffällig seltener<br />

in der unteren Front. (Abb. 5a und b; 6a und b)<br />

Das zweite klinische Bild ist vergesellschaftet mit dem Hype<br />

der KFO-Schienentherapie. Wieder sind es junge Patienten,<br />

welche nach jahrelanger Schienentherapie mit dem Ergebnis<br />

nicht mehr zufrieden sind. Zu einem werden solche Behandlungen<br />

von den Patienten verlangt, weil sie schneller oder<br />

weniger invasiv zu einem Erfolg führen sollen, zum anderen<br />

werden sie immer häufiger von Kollegen angeboten, die<br />

wenig Erfahrung mit KFO haben oder darin nicht spezialisiert<br />

sind. Infolge dessen sind Zahnbewegungen versucht<br />

worden, welche nicht für diese Methode indiziert sind und<br />

zu unvollständigen Korrekturen oder zu fehlerhaften Okklusionen<br />

führen, zum Beispiel offener Biss. (Abb. 7a und b).<br />

Solche Patienten können durch CAD/CAM schnell, effektiv<br />

und kostengünstig behandelt werden. Vor allem Situationen<br />

mit einem resultierenden offenen Biss sind behandlungsbedürftig.<br />

Ebenso Bruxismusfälle nach KFO mit Schienen<br />

und Fälle mit primärem Endstand (hier sollte der Torque der<br />

Zähne verändert werden, bedingt durch Schienen zu realisieren).<br />

Auch die Industrie trägt eine Schuld. Es gibt zahlreiche<br />

Anbieter für KFO-Schienentherapie und die Indikation für die<br />

Durchführung solch einer Behandlung wird oft anscheinend<br />

willkürlich erweitert.<br />

Erwähnenswert ist auch die Mode des Hollywood Smile.<br />

Beeinflusst durch die Filmindustrie, aber auch durch die sozialen<br />

Medien, wünschen sich immer jünger werdende Patienten<br />

extrem weiße Zähne und die Korrektur kleinster Zahnfehlstellungen.<br />

Die gewünschten Farbtöne (BL1 oder BL2)<br />

können durch Bleaching nicht erreicht werden, sodass die<br />

Anfertigung von Veneers oder Lumineers immer gefragter<br />

wird.<br />

Die Korrektur von Zahnfehlstellungen mittels Keramikschalen<br />

ist eine akzeptable Behandlungsalternative, vor allem<br />

wenn der Leidensdruck der Patienten groß ist (Abb. 8a und<br />

b). Bei den Lumineers sind zusätzliche Aspekte zu beachten:<br />

die Hygienefähigkeit durch Verbreiterung des interproximalen<br />

Raums, Bruchgefahr bei unvorteilhafter Schlussbisslage<br />

und dynamische Okklusion oder Parafunktionen, Suchtgefahr<br />

für immer hellere Zähne. (Abb. 9a und b).<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


CAD/CAM<br />

29<br />

5c<br />

6a<br />

e.max-Veneers in der Fornt, e.max-Kronen im Seitenzahnbereich<br />

Erosionen im gesamten Gebiss mit Ausdünnung der Schneidekanten<br />

6b<br />

7a<br />

e.max-Krone Offener Biss nach misslungener KFO-Schienentherapie<br />

7b<br />

8a<br />

Veneers 12-22<br />

Großflächige Füllungen in der Front und Karies<br />

8b<br />

9a<br />

Zirkon-Krone<br />

Zirkon-Krone in BL2 im Seitenzahnbereich<br />

N. Papagiannoulis<br />

9b<br />

e.max-Veneers und Lumineers in BL, in der Front<br />

—<br />

Dental Esthetics<br />

Praxis für Implantologie, ästhetische und<br />

kosmetische Zahnheilkunde Zentrum für<br />

digitale Zahnmedizin<br />

Hans-Böckler-Str. 2A ∙ 69115 Heidelberg<br />

Tel.: + 49 6221-99 86 482<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


30<br />

CAD/CAM<br />

Moderne Dentalkeramiken: Dem<br />

natürlichen Zahn so nahe wie noch nie<br />

Aktuell kommen viele neue Materialien auf den Markt. Was ist das Besondere an ihnen, was können sie besser<br />

als ihre Vorgänger, und welche Bedürfnisse der Zahnärzte (und Patienten) werden damit adressiert?<br />

Text / Bilder Dentsply Sirona<br />

Mehr als 30 Jahre ist es her, als das erste Keramik-Inlay computergestützt<br />

konstruiert, gefertigt und bei einem Patienten<br />

eingegliedert wurde. Ende der 90er-Jahre markierte die<br />

Gründung der AG Keramik den Beginn des Zeitalters der<br />

metallfreien Restaurationen. Nun konnten auf der Grundlage<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse die damals bestehenden<br />

Vorurteile gegenüber Keramik schrittweise abgebaut<br />

werden. Mit der Möglichkeit, Kronen in einer Sitzung eingliedern<br />

zu können, erleben keramische Werkstoffe bis<br />

heute regelrechte Innovationsschübe. Heute stehen Materialien<br />

zur Verfügung, die ihrem Vorbild, dem natürlichen<br />

Zahn, in fast nichts mehr nachstehen. Was die modernen<br />

Keramiken auszeichnet und zu etwas Besonderem macht,<br />

zeichnet dieser Beitrag nach.<br />

Es gibt kaum Schöneres, als einen verloren gegangenen Zahn<br />

oder Teile davon durch etwas zu ersetzen, das ihm nahezu<br />

gleicht. Diese Möglichkeit bieten hochmoderne Keramiken,<br />

aus denen Kronen und Brücken hergestellt werden. Sie<br />

lassen sich grundsätzlich in drei Materialsegmente einteilen:<br />

Silikatkeramiken, Oxidkeramiken und Hybridkeramiken<br />

beziehungsweise Verbundwerkstoffe. Sie unterscheiden<br />

sich in ihrer Zusammensetzung und den daraus resultierenden<br />

physikalischen und optischen Eigenschaften. Diese wiederum<br />

prädestinieren sie für unterschiedliche Indikationen.<br />

Silikatkeramiken – die nächste Stufe<br />

Silikatkeramiken bestehen aus einer Glasmatrix mit eingelagerten<br />

Kristallen. Deshalb werden sie auch oft als Glaskeramiken<br />

bezeichnet. Das Besondere: Sie adaptieren ihre<br />

Umgebungsfarbe und sorgen damit für eine sehr natürliche<br />

Ästhetik. Ein bekannter Vertreter in dieser Gruppe ist die<br />

Feldspatkeramik. Aus Silikatkeramiken lassen sich monolithische<br />

Restaurationen schleifen; sie können aber auch als<br />

Verblendkeramik eingesetzt werden.<br />

Eine wesentliche Weiterentwicklung sind Lithium(di)-silikatkeramiken<br />

und deren Varianten, die eine gesteigerte Festigkeit<br />

aufweisen 1 . Die Forschung in den vergangenen Jahren<br />

zielte darauf ab, diese Festigkeit ohne Kompromisse bei<br />

der Ästhetik nutzbar zu machen – auch für die Chairside-<br />

Fertigung. Mit CEREC Tessera (Dentsply Sirona) kam 2021<br />

ein weiterentwickeltes Lithiumdisilikat auf den Markt. Die<br />

Kristallstruktur besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten,<br />

eingebettet in eine zirkonoxidverstärkte Glasmatrix:<br />

Lithiumdisilikat und Virgilit (Abb. 1). Diese zwei Kristallsorten<br />

erzeugen eine dicht gepackte, kristallisationsverstärkte<br />

Glaskeramik. Bereits in der Produktion entstehen Keimbildung<br />

und Kristallwachstum in einer amorphen Glasmatrix.<br />

Das Restwachstum der Glaskristalle und eine Stabilisierung<br />

beim Glanzbrand findet beim Anwender in der Praxis oder<br />

im Labor statt.<br />

Beide Kristallsorten erhöhen die Materialdichte und schützen<br />

vor Rissausbreitung. Diese Kombination der Kristalle<br />

führt zu einer Festigkeit von mehr als 700 MPa (biaxiale<br />

Prüfmethode) und erlaubt damit substanzschonendere<br />

Präparationen mit einem minimierten Chipping-Risiko am<br />

Präparationsrand der Restauration. Die amorphe Glasmatrix<br />

erlaubt zusätzlich einen Lichtdurchlass und begünstigt<br />

dadurch ein Wechselspiel zwischen Lichtstreuung und Blockade.<br />

Dabei liegt die Größe der Kristalle (200-600 nm) im<br />

Wellenlängenbereich von sichtbarem Licht. Die dabei entstehende<br />

Wechselwirkung von Licht und Kristallen führt<br />

zu einer Lichtstreuung mit Opaleszenz-Effekt. Aus diesem<br />

Grund lässt sich dieses Material bei verschiedensten Restaurationen<br />

einsetzen, vor allem auch im Frontzahnbereich, wo<br />

es auf Ästhetik ankommt.<br />

Oxidkeramiken – stärker durch Zirkonoxid<br />

Bei Oxidkeramiken besteht das Gerüst aus Aluminiumoxid-<br />

beziehungsweise Yttriumoxid-dotierten Zirkonoxid-<br />

Polykristallen 2 . Die Menge an Yttriumoxid bestimmt dabei<br />

maßgeblich die Eigenschaften von Zirkonoxid, speziell die<br />

Festigkeit und die Transluzenz. Eine besonders hohe Festigkeit<br />

wird hierbei mit einem Anteil von 3Y erzielt, da die<br />

Keramik hauptsächlich aus tetragonalen Körnern besteht<br />

und diese für die Festigkeit entscheidend sind. Diese Keramiken<br />

weisen jedoch eine vergleichsweise niedrige Transluzenz<br />

auf. Durch die Erhöhung des Yttriumanteils steigt<br />

die Transluzenz auf Kosten der Festigkeit an. Keramiken<br />

mit 5Y liegen zu gleichen Anteilen in tetragonaler als auch<br />

kubischer Form vor. Der kubische Anteil bewirkt dabei die<br />

Erhöhung der Transluzenz. Einen guten Kompromiss bieten<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


CAD/CAM 31<br />

1 2 3a 3b<br />

„Stäbchen“ (ca. 600 nm) sind<br />

Lithiumdisilikat-Kristalle, „runde“<br />

Kristalle (ca. 200nm sind das<br />

Virgilit. A3,5: Q241 x-714<br />

(800°C; Q46 - 0,5 wt.%Al2O3,<br />

+3,0wt%SiO2)<br />

CEREC Tessera, beleuchtet: Dank<br />

der Lichtstreuung wechselt die<br />

Farbe bei unterschiedlichen<br />

Lichtverhältnissen ganz ähnlich<br />

wie bei einem natürlichen Zahn<br />

(Opaleszenz).<br />

Klinischer Fall mit Präparation (3a) und Endresultat (3b). Beide Zähne wurden mit Kronen aus CEREC Tessera,<br />

mittlere Transluzenz, Farbe A2, versorgt. Dank des Chamäleon-Effekts entsteht eine hervorragende<br />

Ästhetik. (Bilder mit freundlicher Genehmigung von ZTM Hans-Jürgen Joit)<br />

4a<br />

4b<br />

5a<br />

5b<br />

Vor dem Sintern: Poröse Struktur aus lose<br />

zusammenhängenden Zirkonoxidpartikeln.<br />

Der Zustand wird als Weißkörper<br />

bezeichnet. Festigkeit: 15-60 MPa.<br />

Nach dem Sintern: Benachbarte Körner<br />

haben sich verbunden, bei nahezu<br />

vollständigem Porenrückgang, wodurch<br />

die finale Festigkeit der Keramik erreicht<br />

wird. Festigkeit: 750-1200 MPa.<br />

Klinischer Fall: Bei retentiver<br />

Präparation und ausreichender Wandstärke<br />

können Kronen und Brücken aus<br />

CEREC MTL Zirconia mit konventionellen<br />

oder selbstadhäsiven Zementen befestigt<br />

werden.<br />

Konventionelle Zementierung einer<br />

vollanatomischen CEREC MTL Zirconia<br />

Krone (Abb. 5a und b mit freundlicher<br />

Genehmigung von Dr. Harald Steinbrenner,<br />

2021).<br />

Keramiken mit 4Y, zu denen CEREC Zirconia+ und CEREC<br />

MTL Zirconia (Dentsply Sirona) zählen. Der erhöhte Yttriumoxidgehalt<br />

unterscheidet diese Keramik wesentlich vom<br />

klassischen Zirkonoxid und ermöglicht ihre Verwendung<br />

bei monolithischen Restaurationen 3 . Wichtig: Zirkonoxid-<br />

Keramiken schwinden bei der Sinterung um etwa 20 bis 25<br />

Prozent (Abb. 4a und 4b).<br />

Die neuesten Oxidkeramiken verbinden den Vorteil eines<br />

klassischen Zirkondioxids, die hohe Festigkeit, mit deutlich<br />

natürlicherer Ästhetik. Beispiel CEREC MTL Zirconia: Die<br />

Mikrostruktur dieses 4Y-Blocks besteht aus zwei Zirkonoxid-Polymorphen.<br />

Die tetragonale Modifikation (kleinere<br />

Körner) mit einem Anteil von circa 65 Prozent sorgt für eine<br />

hohe Festigkeit, während die kubische Modifikation (größere<br />

Körner) die Transluzenz erhöht. Diese kubischen Körner<br />

sind in die tetragonale Matrix eingebettet. Auf diese Weise<br />

lässt sich durch eine Anreicherung mit 4 Mo-l% Yttriumoxid<br />

eine Balance erzielen, die dem Wunsch von Behandlern<br />

und Patienten nach Stabilität und Ästhetik entspricht<br />

(Abb. 5a und b). Eine dritte Werkstoffklasse bilden zahnfarbene<br />

Hybridkeramiken und Verbundwerkstoffe 4 . Dabei<br />

handelt es sich um CAD/CAM-Werkstoffe, die eine organische<br />

Phase enthalten und dadurch zwar deutlich geringere<br />

Festigkeiten aufweisen, aber auch weniger spröde sind. Sie<br />

eignen sich für Einzelzahnrestaurationen und zeigen eine<br />

sehr gute Kantenstabilität bei dünn auslaufenden Rändern.<br />

Fazit<br />

Die modernen Keramiken machen die Entscheidung für das<br />

indikationsbezogen passende Material deutlich leichter, denn:<br />

Bei der Ästhetik und Festigkeit bedarf es kaum noch einer<br />

Abwägung. Entscheidend sind vielmehr patientenindividuelle<br />

Voraussetzungen (Zahngebiet, Voraussetzungen bei der Präparation,<br />

Besonderheiten wie Bruxismus). Digitale Verarbeitungsmethoden<br />

bieten darüber hinaus den Vorteil, Restaurationen<br />

schnell und präzise herstellen zu können.<br />

Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />

Dentsply Sirona<br />

—<br />

Dentsply Sirona Deutschland GmbH<br />

Fabrikstraße 31<br />

64625 Bensheim<br />

Tel.: + 49 6251 160<br />

www.dentsplysirona.com<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


32 KLINISCHE ERPROBUNG<br />

11<br />

Fertige Restaurationen nach Kontrolle der statischen und dynamischen Kontaktpunkte sowie Politur<br />

Kariessanierung mit Venus Bulk Flow<br />

ONE ohne zusätzliche Deckschicht<br />

Wirtschaftlichkeit ist in der Zahnarztpraxis die Grundlage für den Erfolg und die Zufriedenheit von<br />

Praxisteam und den Patienten. Im Zuge der Klinischen Erprobung mit dem neuen Venus Bulk Flow<br />

ONE von Kulzer Dental, welches ohne zusätzliche Deckschicht für wirtschaftliche Seitenzahnfüllungen<br />

ideal geeignet ist, stellt Dr. Benjamin Kette den ersten von insgesamt fünf Anwenderfällen vor.<br />

Text / Bilder Dr. Benjamin Kette<br />

Statement<br />

Mit Einführung der Bulk-Flow-Materialien sollte die Füllungslegung,<br />

insbesondere in tiefen Kavitäten (zum Beispiel nach<br />

endodontischen Behandlungen) beschleunigt und vereinfacht<br />

werden. Aufgrund der neuen Materialeigenschaften lassen sich<br />

auch Kompositschichten mit bis zu 4 mm Höhe polymerisieren.<br />

Die Bulk-Flow-Methode fand jedoch, wenn wir ehrlich sind,<br />

vorwiegend in bereits wurzelkanalbehandelten Zähnen Anwendung.<br />

Die angepriesene Zeitersparnis war durch das Kaschieren<br />

des transluzenten, gräulichen Füllmaterials wieder nichtig, was<br />

insbesondere bei ästhetisch anspruchsvollen Restaurationen die<br />

Anwendung stark limitierte. Venus Bulk Flow ONE ist für mich<br />

vergleichbar mit der Einführung von Scotchbond (3M Espe).<br />

Es vereint alle gewünschten Materialeigenschaften in einem<br />

Produkt. Es lässt sich trotz hervorragender Farbadaption zur<br />

vorhandenen Zahnhartsubstanz mit bis zu 4 mm Inkrementen<br />

polymerisieren, benötigt keine zusätzliche kaukrafttragende<br />

Deckschicht und verfügt über eine für die Verarbeitung sehr<br />

angenehme Konsistenz. Es fliesst sehr gut gerade in okklusal<br />

kleine, aber tiefe Kavitäten. Für genügend Röntgenopazität<br />

ist mit über 250 % Al (% - Aluminumäquivalent) ausreichend<br />

gesorgt. Die Kombinationsmöglichkeit mit den jeweiligen,<br />

bereits praxisintern vorhandenen (meth)Acrylat-basierten Bondings<br />

und Kompositen rundet das Produkt ab.<br />

1. Quadrant<br />

In dem vorgestellten klinischen Fall wurden nach Anfertigung<br />

aktueller Bissflügelröntgenbilder (Abb. 12) bei einer Neuvorstellung<br />

eines 27-jährigen Patienten Karies an den Zähnen 14<br />

bis 17 festgestellt. In Abb. 1 ist die klinische Ausgangssituation<br />

dargestellt. Die insuffizienten Füllungen und die Karies<br />

wurden schonend unter Kofferdam entfernt (Abb. 2). Danach<br />

wurde die selektive Schmelzätzung mittels 37-prozentiger<br />

Phosphorsäure für 30 Sekunden durchgeführt.<br />

Die erste Restauration an Zahn 17 wurde mithilfe des Garrison<br />

Systems geformt (Abb. 3), eine Teflonverblockung des bereits<br />

entfernten Approximalkontakts vom Zahn 16 stabilisierte die<br />

Formgebung. Nach approximaler Politur und Ausarbeitung<br />

des mesialen Kontaktpunktes von 17 wurde an Zahn 16 eine<br />

Tofflemire Matritze angelegt (Abb. 4). Für die Kontaktpunkte<br />

der Zähne 14 und 15 wurde ebenso das Garrison System<br />

verwendet (Abb. 5). Nach der Ätzung wurde ein Rewetting<br />

des Dentins mit 2%igem CHX durchgeführt. Danach wurde<br />

das Bonding iBOND Universal 20 Sekunden einmassiert und<br />

polymerisiert. Für die Kompositrestauration nutzen wir ausschließlich<br />

das Material Venus Bulk Flow ONE (Abb. 6). Das<br />

Komposit konnte schichtweise in 4 mm Inkrementen eingebracht<br />

werden und war trotz einer gewissen Fließfähigkeit »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


KLINISCHE ERPROBUNG<br />

33<br />

1 2<br />

Ausgangssituation: insuffiziente Füllungen 14-17<br />

Entfernung alter Kunststofffüllungen sowie Kariesentfernung<br />

3 4<br />

Verwendung des Garrison Matrizensystems für die approximale Kontaktgebung sowie<br />

Kariesentfernung<br />

Verwendung der Toffemire Matritze zur Formgebung des Zahn 16, bereits initial<br />

gefüllte approximale Kästen<br />

5 6<br />

Bereits ausgearbeitete Zähne 16, 17, Vorbereitung der zu legenden Restaurationen<br />

der Zähne 14, 15<br />

Einbringen des Venus Bulk Flow ONE in die Kavität<br />

7 8<br />

Polymerisation des Kompositmaterials<br />

Fertig gestellte Restaurationen der Zähne 14-17 mit Venus Bulk Flow ONE<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


34 KLINISCHE ERPROBUNG<br />

9 10<br />

Politur mithilfe der Venus Supra Twist Disc und Twist Brush<br />

12 13<br />

Röntgenbild-Vergleich (vorher Abb. 12, nachher Abb. 13)<br />

im Kavitätenrand ausreichend modellierbar. Anschließend<br />

erfolgte die Polymerisation (Abb. 7). Die Abbildung 8 zeigt die<br />

fertige Restauration unter Kofferdam vor der finalen Politur.<br />

Die zur Verfügung gestellten Modellierinstrumente erleichterten<br />

die Formgebung und liegen dabei gut in der Hand.<br />

Anschließend wurden die statischen und dynamischen Kontaktpunkte<br />

optimiert und die Politur erfolgte mithilfe von<br />

Gummipolierern, Polierstreifen, Occlubrush sowie der zweistufigen<br />

Venus Supra Twist Disc und Twist Brush (Abb. 9 und<br />

10). Die Abbildung 11 (siehe Titelbild) zeigt die fertigen Restaurationen<br />

nach Kontrolle der statischen und dynamischen<br />

Kontaktpunkte sowie Politur. Das Ergebnis ist für uns und<br />

den Patienten mehr als zufriedenstellend. Beim Vergleich der<br />

Röntgenbilder vor (Abb. 12) und nach der Behandlung (Abb.<br />

13) ist die gute Röntgenopazität der Venus Bulk Flow ONE-<br />

Füllungen erkennbar.<br />

2. Quadrant<br />

Nach der erfolgreichen Sanierung des ersten Quadranten<br />

wurde im gleichen Prinzip der zweite Quadrant behandelt.<br />

Die Abbildung 1 zeigt eine insuffiziente Füllung an 26, der<br />

in der gleichen Behandlungssitzung endodontisch versorgt<br />

wurde. Nach der Entfernung der alten Füllungen (Abb. 2)<br />

und der Eröffnung der devitalen Pulpa des Zahns 26, wurde<br />

eine Wurzelfüllung an Zahn 26 im Single-Visit-Prinzip durchgeführt.<br />

Anschließend erfolgte die Kompositrestauration der Zähne<br />

24 und 25 (Abb. 3 bis 6). Nachdem die beiden Zähne 24 und<br />

25 versorgt waren, folgte der präendodontische Aufbau und<br />

die Füllung an 26. Anschließend wurden alle neuen Füllungen<br />

poliert (Abb. 7). Die Abbildung 8 zeigt, dass auch an einem<br />

wurzelkanalbehandelten Zahn die Farbadaption des Venus<br />

Bulk Flow ONE verblüffend ist.<br />

Eine entsprechend indirekte Versorgung mittels eines e.max<br />

Overlays ist terminiert, damit lässt sich auch der Approximalbereich<br />

optimieren.<br />

Aufgrund seiner hervorragenden Materialeigenschaften<br />

kann das Venus Bulk Flow ONE von Kulzer insbesondere als<br />

Aufbaumaterial punkten. Eine einfache quadrantenweise<br />

Sanierung und die Neugestaltung der Kauflächen ermöglichen<br />

im späteren Verlauf eine exakte digitale Bissnahme und<br />

nachfolgend die Überführung in keramische Versorgungen.<br />

Wir bedanken uns dafür, dass wir die Möglichkeit bekamen,<br />

an der Klinischen Erprobung teilnehmen zu dürfen und somit<br />

neue Erkenntnisse und Produkte in unsere Praxis implementieren<br />

konnten.<br />

Dr. Benjamin Kette, M.Sc.<br />

Zahnarzt<br />

—<br />

Zahnmedizin Luzern AG<br />

Haldenstraße 11 · CH-6006 Luzern<br />

Tel.: +41 417 17 07<br />

E-Mail: info@zahnmedizinluzern.ch<br />

Instagram: kette.dentistry<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


KLINISCHE ERPROBUNG<br />

35<br />

1 2<br />

Ausgangssituation: 2. Quadrant mit insuffizienter Füllung an 26<br />

Entfernung alter Füllungen und Darstellung der Kavitätenränder an den Zähnen 24 bis<br />

26 mit Eröffnung des devitalen Pulpenhorns an Zahn 26<br />

3 4<br />

Verwendung einer Tofflemire Matrize an Zahn 25 unter Kofferdamlegung<br />

Einbringen des iBOND Universals<br />

5 6<br />

Gelegte Kompositrestauration des Zahnes 25 Vorbereitung des präendodontischen Aufbaus an Zahn 26<br />

7 8<br />

Politur der Restaurationen Fertige Kompositrestauration an Zahn 24,25, fertige Aufbaufüllung an 26<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


36 PERIIMPLANTITISTHERAPIE<br />

1 2<br />

9<br />

Vor Therapiebeginn<br />

Therapieabschluss nach 9 Monate<br />

© XXX<br />

Ein Tsunami überrollt die Implantologie, weil<br />

die Zahnärzte einen Denkfehler haben<br />

Periimplantitis ist gekennzeichnet durch Entzündung und durch Knochenabbau. Entzündungsreduktion ist<br />

wichtig, ist die Voraussetzung, ist der erste Schritt, aber ist nicht die Therapie des Knochenstoffwechsels. Ist<br />

dieser negativ, zeigt sich dies im Knochenabbau, wodurch es letzten Endes zum Implantatverlust kommt. Nicht<br />

die Entzündung ist das Problem, sondern der negative Knochenstoffwechsel. Es gibt keine Mikroorganismen,<br />

die Knochen abbauen. In der Periimplantitistherapie reicht es nicht, die Entzündungen zu therapieren,<br />

es muss der Knochenstoffwechsel therapiert werden, dadurch verliert der Patient das Implantat!<br />

Text / Bilder & Grafiken Dr. med. dent Ronald Möbius, M.Sc. Parodontologie<br />

Der Knochenabbau entsteht durch zu viel aktivierte Osteoklasten.<br />

Es gibt keine Mikroorganismen, die Knochen abbauen.<br />

Selbst wenn der Knochen 100 Jahre in der Erde liegt, werden<br />

Mikroorganismen diesen nicht zersetzen. Es handelt sich um<br />

unterschiedliche Ursachen. Mikroorganismen sind die Ursache<br />

für die Entzündungen und zu viel aktivierte Osteoklasten für<br />

den Knochenabbau. Unterschiedliche Ursachen benötigen<br />

auch unterschiedliche Therapien. Wir müssen lernen, den<br />

Knochenstoffwechsel zu therapieren. Wird mehr Knochen<br />

abgebaut als aufgebaut, ist der Knochenstoffwechsel negativ.<br />

Je nachdem wie stark negativ der Knochenstoffwechsel ist,<br />

wird der Patient das Implantat schnell oder erst über Jahre verlieren.<br />

Osteoblasten und Osteoklasten lassen sich in der Aktivität,<br />

Menge und Funktion therapeutisch beeinflussen. So lassen<br />

sich zum Beispiel Osteoklasten, völlig egal wodurch diese<br />

aktiviert wurden, reversibel inaktivieren. In der parodontalen<br />

Therapie von Entzündungen gibt es sehr viele Möglichkeiten.<br />

Die Therapie des Knochenstoffwechsels hingegen ist weniger<br />

bekannt und noch weniger praktiziert. Die bisherigen Therapieversuche<br />

in der Periimplantitis basieren auf Entzündungsreduktion.<br />

Der Patient mit einer Periimplantitis baut mehr<br />

Knochen ab als aufgebaut wird. Das unbedingt erforderliche<br />

Gleichgewicht im bone remodeling ist zur Seite des Abbaus<br />

verschoben. Knochen ist Kollagen Typ1 und der Kollagenstoffwechsel<br />

lässt sich digital messen über den aMMP-8-Test,<br />

wobei Werte unter 10 ng/ml als normal gelten und Werte bis<br />

20 ng/ml den äußeren Toleranzbereich darstellen. Alle Werte<br />

über 20 ng/ml signalisieren einen zu starken Kollagenabbau<br />

und eine Therapienotwendigkeit. Aber auch durch eine aufmerksame<br />

Beobachtung des Patienten ist ein negativer Knochenstoffwechsel<br />

diagnostizierbar 11 .<br />

Implantate sind Fremdkörper. Es erfolgt eine unterschwellige<br />

Fremdkörperreaktion 5 . Implantate sind im Gegensatz zu<br />

Zähnen ohne Eigenbeweglichkeit fest im Knochen inkorporiert<br />

und auf einen ausgeglichenen Knochenstoffwechsel<br />

angewiesen! Es gibt viele Ursachen, die zu einer zusätzlichen<br />

Aktivierung der Osteoklasten und so zum verstärkten<br />

Knochenabbau führen können. Ab circa dem 35 Lebensjahr<br />

beginnt der Alterungsprozess. Dies ist ein Grundproblem<br />

für Implantatpatienten, die in der Regel älter als 35 sind. Mit<br />

zunehmendem Alter des Patienten wird die Haut faltiger, die<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


PERIIMPLANTITISTHERAPIE<br />

37<br />

(1816-1908) hatte festgestellt: „Die Mikrobe ist nichts, das<br />

Milieu ist alles“. Um einen dauerhaften Therapieerfolg zu<br />

erreichen, müssen wir das Milieu, die Lebensbedingungen<br />

für die Mikroorganismen verändern und zusätzlich die<br />

regenerativen Mikroorganismen vermehren.<br />

Haare, Muskeln und auch die Knochenneubildung weniger.<br />

Die nachlassende Knochenneubildung erweckt nur den<br />

Anschein, als wenn der Knochenabbau überwiegt. Tatsächlich<br />

lässt jedoch die Knochenneubildung nach. Der Mensch<br />

altert und so wie alles im Alter weniger wird, wird auch die<br />

Knochenneubildung weniger.<br />

Durch die zu geringe Osteoblasten-Aktivität und die<br />

dadurch im Verhältnis erhöht scheinende Osteoklastenaktivität,<br />

verschlechtert sich die Knochenqualität und der<br />

Knochen verliert an Stabilität. Hinzu kommt die nachlassende<br />

Mineralisation, die einen entscheidenden Einfluss auf die<br />

Stabilität des Knochens hat. Bei Kaubelastung kommt es<br />

zu Rotationskräften auf das Implantat. Die Rotationsachse<br />

liegt in der Mitte des im Knochen stehenden Implantats,<br />

wobei die maximale Auslenkung und Kraftbeanspruchung<br />

auf den marginalen Bereich fällt und dieser zeigt einen<br />

periimplantären, krestalen Knochenverlust, dem Initialbeginn<br />

der Taschenbildung. Durch die tiefer werdende Tasche<br />

verändert sich das Milieu und dadurch bedingt die mikrobielle<br />

Zusammensetzung. Von supragingival, aerob, regenerativ zu<br />

subgingival, anaerob, pathogen. An der Durchtrittstelle des<br />

Implantates zur Mundhöhle bildet sich ein Gewebeabschnitt,<br />

der im Aufbau dem entsprechenden Bereich am Zahn<br />

gleicht 12 . Herman et al geben für die biologische Breite am<br />

Implantat durchschnittliche Werte von 3,0 mm an 4 . Zahn und<br />

Implantat unterscheiden sich voneinander. Der Zahn ist über<br />

bindegewebige Befestigungsstrukturen mit der Alveole und<br />

den Nachbarzähnen mit einem Faserapparat verbunden 14 .<br />

Am Implantat hingegen besteht nur eine Adhäsion über<br />

Hemidesmosome 3 . Diese Verbundosteogenese wäre aber<br />

schon der Maximalerfolg, in der Regel wird nur eine<br />

Kontaktosteogenese erreicht 13 . Die Zahnfleischtasche ist<br />

geschützt durch die ständige Sulkus Fluid Flow Rate. Die<br />

gingivale Sulkusflüssigkeit ist ein Serumtranssudat und Exsudat.<br />

In einer 5 mm Tasche wird es ungefähr 40-mal pro Stunde<br />

ersetzt 7 . Das Implantat hat keine Sulkus Fluid Flow Rate. Hier<br />

steht die Speichelflüssigkeit und sie wird nicht bewegt oder<br />

ausgetauscht. Wie eine Blumenvase, in der das Blumenwasser<br />

zu lange steht und faulig wird, ebenso verhält es sich am<br />

Implantat. Das Implantat steht in einer stehenden, fauligen<br />

Flüssigkeit. Die Sulkusflüssigkeit ist ein sicherer Indikator zur<br />

Periimplantitis Diagnostik 1,2 . Bereits Prof. Antoine Béchamp<br />

Der periimplantäre Knochenstoffwechsel ist durch Inspektion<br />

der Mundhöhle nicht beurteilbar. Auch Röntgenaufnahmen<br />

zeigen in der Initialphase keinen Hinweis auf einen negativen<br />

Knochenstoffwechsel. Hier hilft der aMMP-8-Test. Der<br />

aMMP-8 ist zur Zeit der einzige klinische Parameter, der<br />

den Kollagenabbau anzeigt, obwohl dieser noch gar nicht<br />

begonnen hat. Das heißt, wir können mit der Therapie<br />

beginnen, obwohl klinisch noch gar nichts zu sehen ist. In dieser<br />

Therapiephase ist lediglich die Therapie des bone remodeling<br />

erforderlich. Es wird ein noch gar nicht eingetretener negativer<br />

Knochenstoffwechsel therapiert, Restitutio ad integrum.<br />

Alle mikrobiellen Teste helfen uns nicht weiter. Erst wenn<br />

der Knochenabbau bereits im vollen Gange ist, kommt es<br />

zu Veränderungen der mikrobiellen Zusammensetzung,<br />

einhergehend mit horizontalem Verlust an Knochenhöhe. Der<br />

Therapieerfolg durch Therapie des Knochenstoffwechsel ist<br />

nun eine Restitutio cum defectu.<br />

Es gibt nur einen Knochenstoffwechsel, nicht einen für den<br />

Kiefer, einen für die Wirbelsäule, einen für die Knie usw.<br />

Nein, nur einen Knochenstoffwechsel! Periimplantitis ist<br />

somit nur die zahnärztliche Bezeichnung eines insgesamt<br />

negativen Knochenstoffwechsels. Die Ursachen für<br />

den negativen Knochenstoffwechsel sind vielfältig. Die<br />

Hauptursachen liegen im Mangel an Bewegung, Sauerstoff<br />

und Flüssigkeit, effektiven Mikroorganismen, zu viel High<br />

Carbs, und Mangel an Vitamin D3, Vitamin K2, Vitamin<br />

A, Kalzium, Jod, Magnesium usw. Zusammengefasst<br />

in einer fehlenden physiologischen Knochenbelastung,<br />

untrainierter Lunge, Flüssigkeitsdefizit und ungenügende<br />

Zufuhr von Vitalstoffen. Dieses zu ändern wäre ein Traum,<br />

aber setzt voraus, dass der Patient sein Leben ändert.<br />

Erfahrungsgemäß muss der Patient erst schwerwiegende<br />

allgemeine Krankheitszeichen haben, bevor er hier bereit<br />

ist, einzulenken. Es wird Patienten geben, die hier einlenken<br />

und es macht Sinn, diese auf den richtigen Weg zu bringen.<br />

Das Ganze funktioniert nur, wenn der Zahnarzt selbst im<br />

systemischen Knochenstoffwechsel gedanklich sattelfest<br />

ist. Halbwahrheiten und einzeln herausgegriffene Punkte<br />

werden nicht den gewünschten Erfolg bringen. Ein intakter<br />

Knochenstoffwechsel ist extrem wichtig. Knochen hat nicht<br />

nur Halte- und Stützfunktionen. Der Kalziumstoffwechsel ist<br />

direkt mit dem Knochenstoffwechsel gekoppelt und hat somit<br />

Einfluss auf fast alle Lebensvorgänge, weil jede Zelle, jeder<br />

Muskel, jede Gehirnzelle zum Arbeiten Kalzium benötigt.<br />

Kalzium ist das Mengenmineral und schon hier passieren viele<br />

Fehler. In unserer heutigen industrialisierten Lebensweise<br />

ist die Kalziumaufnahme reduziert und wir haben mit den<br />

Auswirkungen des Kalzium-Paradoxon zu kämpfen. An den<br />

Stellen, wo kein Kalzium hingehört, ist viel zu viel eingelagert<br />

(Weichgewebe, Organe, Gefäße, Gehirn) an den »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


38 PERIIMPLANTITISTHERAPIE<br />

Stellen wo es benötigt wird, fehlt es (Zähne, Knochen = MIH,<br />

Osteoporose). Knochen hat noch weiterer Aufgaben. Jede<br />

Blutzelle lebt nur 120 Tage und muss dann durch eine neue<br />

ersetzt werden. Diese kommt aus dem roten Knochenmark,<br />

genau wie die Immunzellen und die Tumorkillerzellen und<br />

viele weitere Aufgaben, die über den funktionierenden<br />

Knochenstoffwechsel laufen. Da dieses Fachwissen nicht<br />

zum Grundwissen des Zahnarztes gehört, empfehle ich<br />

den interessierten Kollegen, hierfür speziell ausgewiesene<br />

Fortbildungen zu nutzen, zum Beispiel an der LZÄK Sachsen.<br />

Implantate – Problemdarstellung<br />

1. Lokale Therapie des Knochenstoffwechsels<br />

- symptomatisch<br />

Es werden die zu viel aktivierten Osteoklasten inaktiviert und<br />

die Osteoklasten-Aktivität soweit runtergebremst, dass diese<br />

ins Gleichgewicht zu den zu wenig aktivierten Osteoblasten<br />

passen. Jetzt ist Knochenaufbau wieder gleich Knochenabbau,<br />

wenn auch auf niedrigem Niveau.<br />

2. Systemische Therapie des Knochenstoffwechsels.<br />

- ursachenbezogen<br />

Nicht die Osteoklasten sind das Problem beim negativen Knochenstoffwechsel.<br />

Es wird nicht plötzlich zu viel Knochengewebe<br />

abgebaut. Nein, der Knochenaufbau und die Mineralisation<br />

kommen den Anforderungen nicht nach und deshalb<br />

scheint es nur so, als wenn der proportional zu viele Knochenabbau<br />

die Ursache ist. In der Systemischen Therapie werden<br />

die Osteoblasten, die Knochenneubildung aktiviert, die Mineralisation<br />

angekurbelt und nun entsteht ein Gleichgewicht<br />

Knochenabbau/Aufbau auf sehr hohem Niveau.<br />

Therapie der Periimplantitis<br />

In der Therapie wird der Bindegewebskragen um das Implantat<br />

ganz eng zugezogen, so dass die Tasche vollständig verschwindet<br />

und sich kein stehender faulender Speichelsee<br />

mehr um das Implantat bilden kann. Parallel werden die<br />

Osteoklasten reversibel inaktiviert, die Osteoblasten aktiviert<br />

und der Kalziumstoffwechsel/Transport/Einlagerung aktiviert.<br />

Die maximale Knochenreife beträgt 9 Monaten. Beschrieben<br />

wurde die Therapie im Dental Barometer 8,9,10 .<br />

Leider sind nur wenige Zahnarztpraxen technisch ausgerüstet,<br />

eine Periimplantitis zu therapieren, wenn man sich überlegt:<br />

Wie ein wirksames Biofilmmanagement an Implantaten erfolgen<br />

kann?<br />

1. Mit Ultraschall oder Schallsystemen an Implantaten mit<br />

verminderter Osseointegration herum klopfen und vertikale<br />

und rotierende Kräfte anwenden? – Definitiv NEIN!<br />

2. Handinstrumente, vielleicht bei freiliegendem Schraubengewinde<br />

– Wie soll das gehen? (Koch)<br />

3. Supragingivale Pulverstrahler kommen maximal 2 mm in<br />

die Tasche – Unzureichend.<br />

4. Rotierende Instrumente – Sehr ungünstig.<br />

Zusammenfassung<br />

Es ist weniger wichtig eine seit fast 30 Jahren funktionierende<br />

Periimplantitistherapie zu erklären, solange nicht der therapeutische<br />

Ansatz bekannt ist. Entzündungsreduktion und Knochenabbau<br />

sind unterschiedliche Vorgänge.<br />

Zurzeit werden generell nur Entzündungen therapiert. Diese<br />

werden ausgelöst durch Mikroorganismen. Es gibt keine<br />

Mikroorganismen, die Knochen abbauen. Um so schneller<br />

und wirksamer die Therapie der Entzündung funktioniert,<br />

umso mehr rutscht der Knochenabbau in den negativen<br />

Bereich, zum Beispiel werden durch Antibiotika Mikroorganismen<br />

getötet. Der Abtransport der toten Mikroorganismen<br />

erfolgt durch körpereigene Fresszellen. Damit die<br />

großen Fresszellen an den Ort des Geschehens gelangen<br />

können, schieben diese einen hohen aMMP-8-Spiegel zum<br />

Kollagenabbau vor sich her. Es entsteht ein gesundes klinisches<br />

Bild, aber der Knochenstoffwechsel rutscht weiter in<br />

den negativen Bereich.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


PERIIMPLANTITISTHERAPIE 39<br />

Unterschied zwischen lokaler und systematischer Therapie des Knochenstoffwechsels<br />

Weitere Informationen unter www.moebius-dental.de oder<br />

auf Fortbildungen, zum Beispiel in Dresden, Ansprechpartner<br />

Edda Anders LZÄK Sachsen, Fax 0351 8066-106, anders@lzksachsen.de.<br />

Die Literaturliste kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />

Dr. Ronald Möbius<br />

M.Sc. Parodontologie<br />

—<br />

Bergstraße 1c ∙ Kornmarkt 1<br />

19412 Brüel<br />

Fax.: +49 38483 31 539<br />

E-Mail: info@moebius-dental.de<br />

www.moebius-dental.de<br />

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40<br />

RESTAURATIVE ZAHNHEILKUNDE<br />

12<br />

Eingegliederte Restauration<br />

Prothetische Rehabilitation nach<br />

Kronenfraktur an 22<br />

Universelle Adhäsivsysteme stellen, gerade im ästhetischen Bereich, hohe Anforderungen an Behandler und<br />

Material. Im folgenden Fall von Zahnarzt Andreas Bäßler aus Harztor in Thüringen sehen Sie die Versorgung<br />

des Zahnes 22 nach vollständiger Kronenfraktur mittels Stumpfaufbau. Dieser Fallbericht entstand im Zuge<br />

der Klinischen Erprobung der Materialien UNIVERSAL BOND II und ESTECEM II PLUS von Tokuyama Dental.<br />

Text / Bilder Dipl. Stom. Andreas Bäßler<br />

Der 61-jährige Patient erschien mit fast vollständiger Kronenfraktur<br />

an Zahn 22 (Abb. 1) und dem Wunsch einer ästhetischen<br />

und schnellen Lösung bei uns in der Praxis. Nach der<br />

Befundaufnahme stellte sich der folgende Sachverhalt dar:<br />

Der Zahn war bereits endodontisch behandelt. Es handelte<br />

sich um eine Überlastungsfraktur, bedingt durch einen eingeschränkten<br />

Kieferöffnungsreflex und wegen Veränderung der<br />

Zahnhartsubstanz (höhere Sprödigkeit), als Folge der endodontischen<br />

Therapie) an 22.<br />

Geplante prothetische Rehabilitation<br />

nach Absprache mit dem Patienten<br />

Zum Erhalt des Zahnes sollte ein Stumpfaufbau mit einem<br />

Glasfaserstift erfolgen und anschließend als Versorgung eine<br />

vollverblendete Metallkeramikkrone eingesetzt werden. Nach<br />

der Auswahl des passenden TOKUPOST-Glasfaserstiftes,<br />

anhand des Röntgenbildes und der Längenbestimmung des<br />

Wurzelkanals (der koronale Aufbau sollte 1/3 der Stiftgesamtlänge<br />

betragen), erfolgt die Aufbereitung des Wurzelkanals.<br />

Zum Abschluss der Aufbereitung haben wir mit dem TOKU-<br />

DRILL-Bohrer (gleicher Farbgebung wie einzusetzender Stift)<br />

und reduzierter Geschwindigkeit < 15000 UpM das Bett für<br />

den Glasfaserstift finalisiert (Abb. 2 und 3). Nach dem Einpassen<br />

des Stiftes wurde das Behandlungsgebiet mit Alkohol<br />

gereinigt und luftgetrocknet. Im Anschluss an die Reinigung,<br />

Dentinätzung und Trockenlegung von Stift und Kanal kommt<br />

das ESTECEM II PLUS Kit zur Anwendung.<br />

Es folgte die Konditionierung von Stift und Wurzeloberfläche<br />

mit UNIVERSAL BOND A und UNIVERSAL BOND B (Verhältnis<br />

1:1) und Lufttrocknung. Es schloss sich das Einzementieren<br />

des Stiftes mit ESTECEM Automix (Abb. 4) und darauffolgendem<br />

Lichthärten an.<br />

Die Formgebung des Stumpfaufbaus realisierten wir mit<br />

einem dünn fließendem Komposit. Der Patient erhielt eine<br />

direkt hergestellte provisorische Krone und verließ erleichtert<br />

die Praxis (Abb. 5 bis 7). Die insuffiziente Kompositfüllung an<br />

21 (distale Kante) wird erst nach Fertigstellung der definitiven<br />

Metallkeramikkrone ausgetauscht, um einen optimalen<br />

approximalen Kontakt (Krone 22 zu Füllung 21) zu erzielen.<br />

Die Entfernung der mesialen Karies an <strong>23</strong> und die Neuversorgung<br />

mit einer Kompositrestauration geschah im Zuge des<br />

definitiven Einsetzens der Krone an 22. »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


RESTAURATIVE ZAHNHEILKUNDE 41<br />

1<br />

Ausgangssituation<br />

2<br />

Aufbereitung<br />

3<br />

Einpassen des Glasfaserstiftes<br />

4<br />

Einzementieren und Stumpfaufbau<br />

5<br />

Modellation Stumpfaufbau, vestibulär<br />

6<br />

Modellation Stumpfaufbau, palatinal<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


42<br />

RESTAURATIVE ZAHNHEILKUNDE<br />

7<br />

Provisorische Versorgung<br />

8<br />

Konditionierung des Stumpfes<br />

9<br />

Konditionierung der Krone<br />

10<br />

Definitives Einsetzen der Krone<br />

11<br />

Finale Polymerisation<br />

Dem Eingliederungstermin der definitiven Krone an Zahn<br />

22, mithilfe von ESTECEM II PLUS Clear (Abb. 10) ging eine<br />

Konditionierung des Stumpfes und der Krone mit UNIVERSAL<br />

BOND II voran (Abb. 8 und 9). Nach der Lichthärtung (Abb.<br />

11) und Entfernung der überschüssigen Zementreste erfolgte<br />

die Demonstration des Behandlungsergebnisses dem Patienten<br />

(Abb. 12).<br />

Dabei ist zu erwähnen, dass dieser zeitnah eine Kronenversorgung<br />

der Zähne 11 und 21 zur Harmonisierung seiner OK-Front<br />

wünscht. Deswegen wurde sich bei der Farbauswahl der Verblendung<br />

an Zahn <strong>23</strong> orientiert. Der Hersteller empfiehlt die<br />

Verwendung von Kofferdam. Dies war jedoch aufgrund der<br />

psychischen Disposition des Patienten hier nicht möglich, sodass<br />

unter relativer Trockenlegung gearbeitet werden musste.<br />

Fazit:<br />

Mithilfe universeller Materialien wie dem UNIVERSAL BOND<br />

II von Tokuyama Dental lassen sich auch im ästhetischen<br />

Bereich schnelle und kosmetisch ansprechende Ergebnisse<br />

erzielen und Patientenwünsche erfüllen. Die verwendeten<br />

Produkte von Tokuyama Dental stellen eine sinnvolle Ergänzung<br />

des Praxisportfolios dar und werden auch in Zukunft ihre<br />

Anwendung finden. Die Testteilnahme ist für unsere Praxis<br />

sehr bereichernd dahingehend, da man mit den Berufsjahren<br />

doch eher konservativ agiert und bei Bewährtem bleibt. Bei<br />

der Vielzahl von Kompositen sind zum Beispiel Rabattaktionen<br />

wie "5 zum Preis von 2" für den Praktiker an der Basis ein<br />

wenig überzeugendes Argument, um noch einen weiteren<br />

Füllungswerkstoff käuflich zu erwerben. Diesen unter Praxisbedingungen<br />

auszuprobieren ist meines Erachtens zielführender.<br />

Ich bedanke mich für die Möglichkeit der Teilnahme.<br />

Dipl.-Stom. Andres Bäßler<br />

Zahnarzt<br />

—<br />

Ilgerstraße 4<br />

99768 Ilfeld<br />

Tel.: +49 36331 46275<br />

E-Mail: info@zahnarztpraxis-baessler.de<br />

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DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


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44 PARODONTOLOGIE<br />

Alzheimer interprofessionell<br />

vorbeugen und behandeln<br />

Die Alzheimer-Erkrankung wird in den kommenden Jahren eine immer größer werdende Rolle in<br />

der zahnmedizinischen Versorgung erkrankter und meist pflegebedürftiger Menschen einnehmen.<br />

Im folgenden Interview spricht Prof. Dr. habil. Marcus Grimm, Studiengangsleiter im Bachelor-<br />

Studiengang Ernährungstherapie und -beratung am Campus Rheinland in Leverkusen der<br />

SRH Hochschule für Gesundheit über das interprofessionelle SHIELD-Konsortium.<br />

Interview mit Prof. Dr. habil. Marcus Grimm<br />

Die Alzheimer-Erkrankung stellt<br />

in der westlichen Bevölkerung<br />

eine große Herausforderung<br />

dar. Mit welchen sozioökonomischen<br />

Problemen müssen wir in<br />

den kommenden Jahren rechnen?<br />

PROF. DR. HABIL. MARCUS GRIMM<br />

Die Alzheimer-Erkrankung ist in<br />

der westlichen Bevölkerung die<br />

häufigste Form der dementiellen Erkrankungen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

an Alzheimer zu erkranken, steigt stark mit<br />

zunehmendem Alter an. Je nach Studienlage rechnet man<br />

mit einer Verdopplung der Wahrscheinlichkeit pro Lebensjahrzehnt<br />

ab dem 60. Lebensjahr. Auf Grund der demographischen<br />

Entwicklung und der damit verbundenen steigenden<br />

durchschnittlichen Lebenserwartung ist daher mit<br />

einem massiven Anstieg der Alzheimer-Erkrankten zu rechnen.<br />

Bis zum Jahre 2050 wird in Deutschland mit circa 2,4<br />

Millionen Alzheimer-Erkrankten gerechnet.<br />

Die Dauer der Erkrankung beträgt bei Alzheimer circa 6 bis<br />

10 Jahre und zeichnet sich insbesondere im späten Krankheitsverlauf<br />

durch eine intensive Pflege- und Betreuungsabhängigkeit<br />

der Betroffenen aus. Hochrechnungen ergeben,<br />

dass diese Belastung für das Gesundheitswesen neben der<br />

enormen psychischen Belastung für die Angehörigen kaum<br />

noch finanzierbar sein wird.<br />

Wie ist der aktuelle Forschungsstand hinsichtlich<br />

Methoden der Prävention und Behandlung?<br />

Leider gibt es derzeit keine kausale Behandlung der Alzheimer-Erkrankung;<br />

mit den verfügbaren Medikamenten<br />

lassen sich lediglich für eine gewisse Zeit die Symptome<br />

der Erkrankung lindern und eine Progression, das heißt ein<br />

Voranschreiten der Erkrankung, verzögern. Auch Antikörper-basierte<br />

Ansätze zeigen bisher nicht den gewünschten<br />

Behandlungserfolg. Umso wichtiger ist es, präventive<br />

Maßnahmen für die Alzheimer-Erkrankung zu entwickeln<br />

oder über medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen<br />

den Krankheitsverlauf zu stoppen oder zumindest<br />

deutlich abzumildern. Obwohl noch keine hinreichende<br />

Therapie der Alzheimer-Erkrankung existiert, sind die<br />

molekularen Mechanismen, die zur Alzheimer-Erkrankung<br />

führen, mittlerweile relativ gut erforscht. Man weiß heute<br />

beispielsweise, wie die Eiweißablagerungen, die sogenannten<br />

Plaques, im Gehirn entstehen. Hierbei zeigt sich, dass<br />

die ersten pathologischen Veränderungen bereits mehrere<br />

Jahre vor dem Auftreten erster Symptome nachweisbar sind<br />

und die Alzheimer-Erkrankung somit eine lange präklinische<br />

Phase besitzt. Weiterhin haben aktuelle Forschungen<br />

gezeigt, dass das für die Plaquebildung verantwortliche<br />

Eiweiß, das sogenannte Aβ-Peptid, während des ganzen<br />

Lebens entsteht und ein enges Gleichgewicht zwischen Aufund<br />

Abbau dieses Eiweißes im Gehirn herrscht. Geringe<br />

Unterschiede zwischen Auf- und Abbau genügen, dass dieses<br />

empfindliche Gleichgewicht aus den Fugen gerät und es<br />

zu einer Akkumulation, das heißt Anhäufung, und damit zur<br />

Aggregation und Plaquebildung des Eiweißes kommt.<br />

Diese Erkenntnis hat direkte Konsequenz für die Behandlung<br />

und Prävention der Alzheimer-Erkrankung. Je früher<br />

man die Bildung des Eiweißes hemmt, desto geringfügiger<br />

muss der Eingriff in die Stoffwechselwege, die zur Bildung<br />

von Aβ führt, ausfallen. Heute weiß man, dass sowohl der<br />

Anabolismus und Katabolismus, das heißt der Auf- und<br />

Abbau von Aβ, über beispielsweise die Ernährung in einem<br />

Bereich beeinflussbar ist, der für die Patienten im sehr frühen<br />

Stadium oder in der Prävention messbare Vorteile mit<br />

sich bringt.<br />

Welche Faktoren zählen zu den häufigsten Ursachen<br />

der Alzheimer-Erkrankung?<br />

Bei der Alzheimer-Erkrankung ist zwischen der sporadischen<br />

und familiären Form zu unterscheiden. Bei der familiären<br />

Form, die jedoch nur wenige Prozent an Erkrankungen ausmacht,<br />

handelt es sich um Mutationen in Stoffwechselvorgängen,<br />

die zur Aβ-Bildung führen. Bei der sporadischen<br />

Form geht man von einem multifaktoriellen Krankheitsgeschehen<br />

aus. Risikofaktoren, die sich auf die Wahrscheinlich-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


PARODONTOLOGIE<br />

45<br />

keit an Alzheimer zu erkranken auswirken, sind hier neben<br />

dem zunehmenden Alter hauptsächlich Lifestyle-Faktoren.<br />

Es hat sich gezeigt, dass Sport eine Omega-3-reiche mediterrane<br />

Ernährung, die ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen<br />

und Vitaminen, die im Lipidstoffwechsel<br />

notwendig sind, wie Vitamin B12, aber auch andere Vitamine<br />

wie Vitamin D oder beispielsweise Antioxidantien den<br />

Krankheitsausbruch positiv beeinflussen können. Weiterhin<br />

konnte gezeigt werden, dass Rauchen ein signifikanter<br />

Risikofaktor für die Alzheimer-Erkrankung ist, wohingegen<br />

kognitives Training für den Krankheitsverlauf günstig zu<br />

bewerten ist.<br />

Welches Ziel strebt die SRH Hochschule für Gesundheit<br />

mit dem neu gegründeten interprofessionellen<br />

SHIELD-Konsortium an?<br />

Aktuelle Studien zeigen, dass eine monoprofessionelle<br />

Therapie nur einen moderaten Einfluss auf die Alzheimer-<br />

Erkrankung hat, während erste Studien für interprofessionelle<br />

Ansätze deutlich vielversprechender sind.<br />

Durch das SHIELD-Konsortium werden gezielt aussichtsreiche<br />

Therapieansätze kombiniert, die synergistisch die<br />

Aβ-Produktion erniedrigen, den Aβ-Abbau erhöhen und<br />

somit den Zeitpunkt des Krankheitsausbruches verzögern<br />

beziehungsweise das Voranschreiten der Erkrankung verlangsamen<br />

sollen. Hierbei steht neben der Erforschung<br />

neuer Therapieansätze die Kombination und Translation<br />

bereits bekannter aussichtsreicher Interventionen für den<br />

Patienten im Vordergrund. Ernährungstherapeutische und<br />

physiotherapeutische Ansätze werden gezielt kombiniert<br />

und in Verbindung mit kognitivem Training eingesetzt. Wichtig<br />

ist ebenfalls, dass neuere Ansätze wie die Behandlung<br />

von Parodontitis, die im kausalen Zusammenhang mit der<br />

Alzheimer-Erkrankung steht, in diesen für den Patienten<br />

individuell angepassten Therapieansätzen inkludiert werden.<br />

Neben der Anwendung und Forschung in der Intervention<br />

ist ein weiterer Schwerpunkt des SHIELD-Konsortiums die<br />

curriculare Verankerung von interprofessionellem Arbeiten<br />

für Studierende. Gerade anhand der Alzheimer-Erkrankung<br />

zeigt sich, dass unterschiedliche Fachrichtungen für den<br />

Patienten eng miteinander kooperieren müssen, und dass<br />

neben spezialisiertem Fachwissen der Austausch zu anderen<br />

Fächern auch bereits im Studium gefördert werden muss. In<br />

diesem Zusammenhang wurde am SRH Campus Rheinland<br />

in Leverkusen bereits ein interprofessioneller Workshop mit<br />

Studierenden durchgeführt, der von den Studierenden extrem<br />

positiv aufgenommen wurde.<br />

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Alzheimer-Erkrankung<br />

und Parodontitis?<br />

Während in der Vergangenheit davon ausgegangen wurde,<br />

dass Parodontitis oder im Allgemeinen eine schlechte Mundhygiene<br />

oder ein schlechter Zahnstatus eher als Konsequenz<br />

der Alzheimer-Erkrankung durch die abnehmende Selbstständigkeit<br />

der Patienten zu sehen ist, weiß man heute, dass<br />

insbesondere Parodontitis ein deutlicher Risikofaktor für<br />

die Alzheimer-Erkrankung darstellt. Hierbei werden unterschiedliche<br />

Mechanismen diskutiert. Insbesondere die von<br />

den an der Parodontitis beteiligten Bakterien entstehenden<br />

Stoffwechselprodukte scheinen den Krankheitsverlauf und<br />

die Aβ-Pathologie zu fördern. Neben dieser hochspezifischen<br />

kausalen Verbindung zur Alzheimer-Erkrankung auf<br />

molekularer Ebene hat der Zahnstatus additive weitreichende<br />

Bedeutung für die ernährungsphysiologische Versorgung<br />

der Patienten, aber auch für soziale Faktoren. So<br />

zeigen Studien, dass Patienten mit schlechtem Zahnstatus<br />

oder nicht passenden Zahnprothesen am sozialen Leben<br />

weniger teilhaben. Ein Faktor, der für die Bildung der kognitiven<br />

Reserve und der kognitiven Stimulation zentral ist.<br />

Welche Rolle nimmt die Zahnmedizin damit konkret in<br />

der Prävention und Behandlung der Alzheimer-Erkrankung<br />

ein?<br />

Eine gute zahnmedizinische Versorgung älterer Patienten<br />

und eine kontinuierliche Betreuung stellen somit einen<br />

zentralen Baustein im Behandlungskonzept der Alzheimer-<br />

Erkrankung und in dem vorgestellten SHIELD-Ansatz dar.<br />

Hierbei ist die Wichtigkeit der individualisierten Therapie<br />

neben der regelmäßigen zahnmedizinischen Vorsorge<br />

besonders hervorzuheben. Nur so können andere beispielsweise<br />

ernährungstherapeutische Konzepte für den Patienten<br />

praktikabel umgesetzt werden und gleichzeitig Risikofaktoren<br />

für die Alzheimer-Erkrankung eliminiert werden.<br />

Herr Prof. Dr. Grimm vielen Dank, dass Sie sich die Zeit<br />

genommen haben und viel Erfolg weiterhin bei Ihrer Forschungsarbeit.<br />

Ich bedanke mich herzlich für Ihr Interesse an unserem Forschungsgebiet<br />

und möchte gleichzeitig den Kollegen und<br />

Kolleginnen aus dem SRH SHIELD-Konsortium danken, mit<br />

denen wir eng zusammenarbeiten, unter anderem Prof. Dr.<br />

Irene Ablinger-Borowski und Prof. Dr. Katharina Dressel<br />

(Logopädie), Prof. Dr. Tobias Erhardt (Physiotherapie), Prof.<br />

Dr. Dr. Philipp Plugmann (Dental Hygienist) und Dr. Heike<br />

Grimm (Ernährungstherapie und -beratung).<br />

Prof. Dr. habil. Marcus Grimm<br />

Studiengangsleiter im Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie<br />

und -beratung am Campus Rheinland in Leverkusen der SRH<br />

Hochschule für Gesundheit<br />

—<br />

Tel.: +49 151 64510058<br />

E-Mail: marcus.grimm@srh.de<br />

www.srh-gesundheitshochschule.de<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


46 FÜLLUNGSTHERAPIE<br />

© XY Adobe Stock<br />

Die Struktur liegt in der Familie: Die Komposite der Omnichroma-Linie erzeugen Farbe durch ihre Mikrostruktur und verzichten dabei gänzlich auf Pigmente.<br />

Warum Komposite oft Metalloxide enthalten<br />

In der Füllungstherapie spielen zahnfarbene Materialien, insbesondere Komposite, heute eine<br />

zentrale Rolle. Allein schon aus ästhetischen Gründen werden sie von Patienten gegenüber dem<br />

„klassischen“ Amalgam bevorzugt. Doch wie kommt die „Zahnfarbe“ überhaupt zustande?<br />

Interessanterweise gibt es auf diese Frage zwei grundsätzlich verschiedene Antworten.<br />

Text / Bilder Tokuyama Dental<br />

Als ästhetisch ansprechende, zahnfarbene Alternative zu<br />

Amalgam sind Komposite aus der modernen Füllungstherapie<br />

nicht mehr wegzudenken. Wenngleich diese Werkstoffklasse<br />

mittlerweile sogar bei vielen Patienten mit den Attributen<br />

„ästhetisch“ und „zahnfarben“ assoziiert ist, dürfte selbst so<br />

manchem Mitglied des Praxisteams nicht bewusst sein, wie es<br />

überhaupt zu diesem zahnfarbenen Erscheinungsbild kommt.<br />

Vielleicht ist es die natürliche Ästhetik der unbunten Farbe<br />

Weiß, die uns im Gegensatz zu roten Gummibärchen oder<br />

schillerndem Make-up nicht sofort an Pigmente oder andere<br />

Farbstoffe denken lässt. Tatsächlich sind sie aber auch in den<br />

meisten Kompositen enthalten, um für die gewünschte Farbe<br />

zu sorgen.<br />

vielen Fällen aber auch Pigmente und Farbstoffe. Sie kommen<br />

zum Einsatz, um dem Material die für den Farbraum menschlicher<br />

Zähne relevanten Färbungen zu verleihen. Eine wesentliche<br />

Rolle spielen in diesem Kontext die Oxide verschiedener<br />

Metalle: So wird eine weiße Färbung etwa durch die Zugabe<br />

von Pigmenten aus Titaniumdioxid oder Aluminiumoxid<br />

erreicht. Rote, gelbe oder schwarze Färbungen wiederum<br />

kommen durch das Hinzufügen unterschiedlicher Eisenoxidpigmente<br />

zustande.<br />

Zusammensetzung von Kompositen<br />

Wo genau sie zu finden sind, offenbart ein genauer Blick<br />

auf die Zusammensetzung der Werkstoffe dieser Klasse. Im<br />

Allgemeinen bestehen sie aus drei Komponenten. Neben<br />

anorganischen Füllstoffen und einer Verbundphase aus Silanen<br />

zählt dazu auch eine organische Kunststoffmatrix. Diese<br />

Matrix enthält Monomere, Stabilisatoren sowie Initiatoren, in<br />

Unter dem Rasterelektronenmikroskop werden sie sichtbar: einheitlich geformte Füllkörper<br />

mit gleichmäßiger Größe.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


FÜLLUNGSTHERAPIE<br />

47<br />

Ein Farbton für alle 16 klassischen Vita-Zahnfarben von A1 bis D4 – der Chamäleoneffekt macht es möglich.<br />

Diese Pigmente absorbieren einen bestimmten Teil des sichtbaren<br />

Lichts. Der nicht absorbierte Teil des Lichts wird reflektiert<br />

und sorgt beim Betrachter für eine entsprechende Farbwahrnehmung.<br />

Dieses Phänomen dürfte so manchem noch<br />

aus dem Schulunterricht zum Thema Pflanzen und Chlorophyll<br />

geläufig sein. Hier sind es die Chlorophyll-Moleküle, die<br />

bestimmte Teile des Lichts absorbieren. Je nach Art des Chlorophylls<br />

ist dies vorrangig violettes und orangenes oder aber<br />

blaues und gelbes Licht. Grünes Licht hingegen wird kaum<br />

absorbiert und stattdessen reflektiert – der Betrachter nimmt<br />

die Pflanze daher als grün wahr. Die Färbung hat in diesem<br />

Fall eine chemische Ursache. Das trifft auch auf die mithilfe<br />

von Metalloxiden gefärbten Komposite zu.<br />

Alternative zur chemischen Farbe<br />

Farbe in Kompositen kann aber auch anders entstehen,<br />

das stellte das japanische Unternehmen Tokuyama 2019<br />

unter Beweis: Das in diesem Jahr eingeführte Universalkomposit<br />

Omnichroma kommt gänzlich ohne Farbstoffe oder<br />

Pigmente aus. Aber wie entsteht dann in diesem Fall die<br />

zahnfarbene Ästhetik? Die Antwort auf diese Frage lautet:<br />

strukturelle Farbe. Anders als chemische Farben kommt sie<br />

nicht durch Absorption bestimmter Wellenlängen zustande,<br />

sondern ergibt sich aufgrund der Oberflächenstrukturen<br />

eines Objekts. Konkret handelt es sich dabei um winzige<br />

Strukturen – im nano- und mikroskaligen Bereich – die mit<br />

dem einfallenden Licht interagieren. So entsteht Farbe durch<br />

physikalische Phänomene wie die Überlagerung (Interferenz)<br />

oder Beugung (Diffraktion) von Wellen mit bestimmten Wellenlängen.<br />

In der Natur finden sich diese Strukturfarben unter<br />

anderem bei Vögeln wie dem Pfau oder Schmetterlingen wie<br />

dem Blauen Morphofalter.<br />

Füllkörper-Struktur ist Schlüssel zum Erfolg<br />

Mit Omnichroma hielt die Strukturfarbe erstmals auch bei<br />

den Kompositen als Hauptfarbmechanismus Einzug. Ebenso<br />

wie sein Vorgänger erzeugt auch die neue fließfähige Bulkfill-<br />

Variante des Werkstoffs, Omnichroma flow BULK, Farbe auf<br />

diese Weise. Maßgeblich ist dabei die Mikrostruktur des Komposits,<br />

im Speziellen der Füllkörper. Die gleichmäßig kugelförmigen<br />

Partikel weisen eine einheitliche Größe von 260 nm<br />

auf und sind dadurch in der Lage, strukturelle Farbe aus dem<br />

rot-gelblichen Farbraum zu erzeugen. Zusätzlich dazu wird<br />

die Farbe der umliegenden natürlichen Zahnsubstanz reflektiert<br />

– das ist der bekannte Chamäleoneffekt. Durch die Kombination<br />

aus Strukturfarbe und Chamäleoneffekt fügen sich<br />

Restaurationen aus Omnichroma flow BULK „wie von selbst“<br />

in eine natürliche Zahnreihe. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit<br />

und eine Verschlankung des Workflows wird das Material<br />

für die zahnärztliche Praxis zudem aus folgendem Grund<br />

besonders interessant: Die farbliche Anpassung an alle 16<br />

klassischen Vita-Zahnfarben von A1 bis D4 ist mit nur einem<br />

einzigen Komposit-Farbton möglich! Zunächst mit weißopakem<br />

Erscheinungsbild in die Kavität eingebracht, zeigen<br />

Strukturfarbe und Chamäleoneffekt nach der Polymerisation<br />

ihre Wirkung und die Restauration passt sich an ihr Umfeld<br />

an. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mögliche Fehlerquellen<br />

werden reduziert, denn ein Griff zur „falschen“ Kompositschattierung<br />

kommt nicht mehr in Frage. Ebenso verringert<br />

sich der Aufwand für Lagerhaltung und Bestellung.<br />

Fazit für die Praxis<br />

Im Gegensatz zu den meisten Kompositen enthält Omnichroma<br />

flow BULK keine zugesetzten Metalloxid-Pigmente.<br />

Die Farbe des Füllungsmaterials hat keine chemische Ursache,<br />

sondern macht sich im Sinne einer natürlichen Ästhetik das<br />

Phänomen „Strukturfarbe“ zunutze. Durch die stufenlose<br />

Anpassung an alle 16 klassischen Vita-Zahnfarben mit nur<br />

einem Komposit-Farbton erschließen sich der Praxis zudem<br />

neue Möglichkeiten in puncto Wirtschaftlichkeit und Workflow-Optimierung.<br />

Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />

Tokuyama Dental Deutschland GmbH<br />

—<br />

Am Landwehrbach 5<br />

48341 Altenberge<br />

Tel.: +49 2505 938513<br />

E-Mail: info@tokuyama-dental.de<br />

www.tokuyama-dental.de/de<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


48 PERSONALMANAGEMENT<br />

© 120752903 - stock.adobe.com<br />

Vorstellungsgespräch Teil II<br />

Im ersten Teil unserer dreiteiligen Artikelreihe zum Thema Mitarbeitergewinnung zeigte Ihnen Dr. Dr. Bert L. Karl<br />

allgemeine Regeln für ein zielführendes Vorstellungsgespräch auf. Er ging auf den Punkt Qualifikation der Bewerberin<br />

ein und skizzierte dann den groben Ablauf zum eigentlichen Einstellungsgespräch, sofern die Bewerberin als geeignet<br />

angesehen wird. In diesem zweiten Teil zeigt er nun auf, wie Sie sich als neuer Arbeitgeber, in Zeiten akuten<br />

Fachkräftemangels, gegenüber der potentiellen Mitarbeiterin bestmöglich darstellen, um Sie so langfristig zu binden.<br />

Text Dr. Dr. Bert L. Karl<br />

Vorstellungsgespräch: Teil „Selbstdarstellung“<br />

Es geht also – in Zeiten extremen Fachkräftemangels – um das<br />

entscheidende Problem: liefere der Bewerberin gute Gründe,<br />

damit sie in DEINER Praxis arbeitet – und nicht nebenan bei<br />

der Konkurrenz. Solche Gründe lassen sich in zwei Gruppen<br />

aufteilen: zuerst geht es um „Atmosphärisches“ beziehungsweise<br />

um „Wohlfühl-Faktoren“: Die künftige Mitarbeiterin<br />

soll positiv gestimmt werden; es geht mit einem Wort darum:<br />

wecke Sympathie für deine Praxis (und möglichst auch für<br />

deine Person). Wenn die Dame derart psychologisch vorbereitet<br />

ist, wird es – zweite Gruppe der oben genannten<br />

„Gründe“ – um die harten Fakten gehen, also um Gehalt,<br />

Urlaub, Arbeitszeit, evtl. sonstige Vergünstigungen.<br />

Atmosphärisches:<br />

Von der Begrüßung an sollte während des ganzen Vorstellungsgesprächs<br />

möglichst eine „Wohlfühl-Atmosphäre“<br />

12, 20<br />

geschaffen werden. Das beginnt mit der passenden Geisteshaltung:<br />

immer noch findet man Kolleginnen/Kollegen, die<br />

nach „alter Schule“ überzeugt sind, eine ZFA solle gefälligst<br />

heilfroh sein, dass man ihr einen Arbeitsplatz bietet. Heute<br />

ist es umgekehrt: Die tüchtige ZFA findet mit Leichtigkeit ein<br />

Dutzend Praxen, die sie mit Begeisterung einstellen würden.<br />

Man zwinge sich also zu der Grundhaltung: Der Praxisinhaber<br />

muss um die Mitarbeiterin werben, nicht umgekehrt.<br />

Eine gute Atmosphäre bedeutet zunächst: Zeit nehmen,<br />

keine Hektik, kein Termindruck und insbesondere keine Störungen(!).<br />

Sodann gilt es grundsätzlich, stets einen freundlich-wertschätzenden<br />

Ton zu pflegen und besonders die nonverbalen Signale<br />

(wie Körpersprache, siehe weiter hinten im Text) zu beachten.<br />

Man unterschätze nicht die symbolische Wirkung scheinbar<br />

nebensächlicher Details: Wie soll die Sitzordnung aussehen?<br />

Es wirkt wenig professionell, wenn das Vorstellungsgespräch<br />

im Wartezimmer oder in einem Behandlungsraum stattfindet<br />

– besser ein Besprechungsraum beziehungsweise Büro.<br />

Ungünstig ist es, wenn der Eindruck der Konfrontation vermittelt<br />

wird: bitte nicht gegenüber sitzen, womöglich mit<br />

dem Schreibtisch dazwischen – besser: „übers Eck“ an einem<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


PERSONALMANAGEMENT<br />

49<br />

Tisch. Psychologisch wirkt es beruhigend, wenn Menschen<br />

in ungewohnter Atmosphäre stets eine „Fluchtmöglichkeit“<br />

sehen: den Stuhl der Bewerberin so positionieren, dass der<br />

Weg zur Tür offensteht.<br />

Es sollten Getränke angeboten werden – besonders wirksam<br />

sind Heißgetränke: wer warme Hände hat, ist wohlwollender<br />

gestimmt. Hier bietet sich eine günstige Gelegenheit,<br />

ein weiteres allgemeines Prinzip zu pflegen:<br />

präsentiere deine Praxis als möglichst originell 1, 20 und deutlich<br />

unterschieden vom langweiligen Einheitsdurchschnitt.<br />

Also nicht (nur) den Standard-Kaffee anbieten, sondern:<br />

einen ausgefallenen Tee, einen Kakao mit besonderer<br />

Geschmacksnote etc.<br />

Vorteilhaft in allen geschäftlichen Gesprächen: auf dem Tisch<br />

sollten Knabbereien, Kekse, Salzletten, Erdnüsse stehen. Psychologisch<br />

spricht man von der „Imbiss-Technik“: beim Essen<br />

werden stammesgeschichtlich uralte Gehirnareale im Sinne<br />

einer lustvollen Grundstimmung aktiviert – der betreffende<br />

Mensch ist also allgemein positiver gestimmt, was sich auf die<br />

begleitenden Verhandlungen auswirkt.<br />

Primacy-Recency-Effekt:<br />

Auch dieses Prinzip gilt für alle möglichen Kommunikationssituationen,<br />

zum Beispiel auch für Patientengespräche. Der<br />

Mensch behält bevorzugt in Erinnerung erstens die Anfangsphase<br />

des Gesprächs (Primacy-Effekt), und zweitens den<br />

Abschluss – also das zuletzt Erlebte/Gehörte (Recency-Effekt).<br />

Anfangs hat also der sprichwörtliche „Erste Eindruck“<br />

einen hohen Stellenwert: lasse die Bewerberin nicht warten(!),<br />

begrüße sie möglichst freundlich und herzlich, immer:<br />

lächeln(!), sprich teilnahmsvoll über mögliche Begleitumstände<br />

(Wetter, Parkplatz, Verkehrsverbindungen, Zeitplanung…)<br />

– und bei Damen wirkt ab und zu ein Kompliment<br />

immer gut.<br />

Nach dem Recency-Prinzip sollte der Gesprächsabschluss<br />

immer durch ein besonderes „Bonbon“ gekennzeichnet<br />

sein: zum Abschluss stets eine positive Botschaft, einen herzlichen<br />

Dank, nochmals ein Kompliment, jedenfalls irgendein<br />

Element, das besonders günstig in Erinnerung bleibt.<br />

„Schnuppertag“:<br />

Wenn die Kandidatin halbwegs geeignet ist, sollte man ihr<br />

einen „Schnupper-(Halb-)Tag“ in der Praxis anbieten: Sie<br />

soll/darf ein paar Stunden mitlaufen und den Betrieb sowie<br />

die Arbeitsabläufe kennenlernen. Wenn sie dieses Angebot<br />

annimmt, signalisiert auch das ein gewisses grundsätzliches<br />

Interesse. Besonders kommt es auf Authentizität 10 an: Es<br />

hat keinen Zweck, im Vorstellungsgespräch den Eindruck<br />

einer paradiesischen Wohlfühl-Praxis zu erwecken, wenn<br />

dann beim Schnuppertag eine wesentlich gröbere, raue<br />

Alltagsatmosphäre zutage tritt. Beim „Schnuppern“ sollte<br />

die Kandidatin auch unbedingt Gelegenheit bekommen, in<br />

Abwesenheit des Chefs/der Chefin mit (mindestens) einer<br />

ZFA-Kollegin vertraulich zu sprechen.<br />

Strategien zur Sympathie-Gewinnung<br />

Wenn auch viele Mitarbeiterinnen vordergründig-gnadenlos<br />

nur auf die Höhe des Gehalts abstellen – jede will sich an<br />

ihrem Arbeitsplatz auch wohlfühlen. Erfreulicherweise gibt es<br />

eine ganze Reihe von wirkungsvollen Strategien 5,12 , bereits im<br />

Vorstellungsgespräch Sympathie zu erwecken – wobei diese<br />

Strategien natürlich wieder für alle denkbaren beruflichen<br />

und privaten Gespräche gelten.<br />

Ähnlichkeiten:<br />

Unbewusst lieben wir alle Menschen, die uns in irgendwie<br />

ähnlich sind. Nutzanwendung: Suche immer nach solchen<br />

Ähnlichkeiten - ganz egal in welcher Beziehung: vielleicht<br />

ähnliche Vornamen – gleiches Sternzeichen, gleicher Geburtsmonat<br />

– gleiche Herkunft – gleiche Interessen, Gewohnheiten<br />

– ähnliche Arbeitsweisen. Diese Ähnlichkeiten sollte man<br />

frühzeitig „entdecken“ und wiederholt zur Sprache bringen.<br />

„Sei interessiert, dann bist du interessant“:<br />

Man wird als sympathisch wahrgenommen, wenn man Anteil<br />

nimmt und sich für die Belange des Gesprächspartners interessiert.<br />

Etwa in der üblichen Smalltalk-Phase zu Gesprächsbeginn:<br />

frage nach Interessen, Gewohnheiten, Vorlieben – und<br />

zeige dich dann interessiert, sprich darüber, frage gebenenfalls<br />

mehrfach nach 20 .<br />

Paraphrasieren:<br />

Eine gerade in der (Zahn-)Medizin wichtige Technik, auch<br />

im Patientenkontakt. Paraphrasieren bedeutet: die Aussage<br />

des Gegenüber sowohl inhaltlich wie auch emotional mit<br />

anderen Worten wiederholen 6 . Die Stellenbewerberin: „Ich<br />

interessiere mich für Weiterbildung.“ – Der Arbeitgeber: „Sie<br />

legen also Wert auf Aufstiegsmöglichkeiten.“ Oder: „Über<br />

Weihnachten besuche ich gerne meine Eltern.“ – Die Chefin:<br />

„Sie pflegen also gerne Familienkontakte.“ Das Paraphrasieren<br />

ist erstens ein probates Mittel, um Missverständnisse zu<br />

vermeiden und sich zu vergewissern, dass man richtig gehört<br />

hat. Zweitens und insbesondere fühlt sich der Gesprächspartner<br />

dadurch ernst genommen, verstanden, wertgeschätzt.<br />

Spiegeln:<br />

Diese Technik ist verwandt mit dem Paraphrasieren, bezieht<br />

sich aber nicht auf das gesprochene Wort, sondern auf die<br />

Gestik. Spiegeln heißt also: die Gestik, Mimik und besonders<br />

die Körpersprache des Partners zu imitieren (8). Beispiele: Über<br />

das Haar streichen, Beine übereinanderschlagen, Kinn auf<br />

die Hand stützen, Zurücklehnen und Füße ausstrecken. Solche<br />

unbewussten Gesten sollte man also nachmachen, man<br />

erweckt dadurch mit der Zeit unbewusst Sympathie. Aus der<br />

Paartherapie ist bekannt, dass es in funktionierenden Beziehungen<br />

sogar automatisch passieren soll, dass die Partner sich<br />

– unbewusst! – gegenseitig spiegeln.<br />

Empathie:<br />

Als soziale Kernkompetenz gilt Empathie: die Gefühle und Stimmungen<br />

des Gesprächspartners zutreffend erkennen »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


50 PERSONALMANAGEMENT<br />

und nachempfinden, und dies auch zum Ausdruck bringen.<br />

Man spreche zum Beispiel offensichtliche Missgeschicke<br />

(die Bewerberin ist durch einen Platzregen gekommen) teilnahmsvoll-mitfühlend<br />

an. Ebenso sollte man mitfühlend und<br />

mit warmen Worten reagieren, wenn Schicksalsschläge wie<br />

Unfall, Krankheit, Scheidung berichtet werden oder aus dem<br />

Studium der Bewerbungsunterlagen hervorgingen.<br />

Soziale Kompetenz:<br />

Zusammenfassend sollte man sich in allen(!) Gesprächen, also<br />

auch im Vorstellungsgespräch um die „6 Kerneigenschaften<br />

sozialer Kompetenz“ 8 bemühen, nämlich:<br />

1. Eigene Gefühle angemessen ausdrücken (können);<br />

2. gutes Einfühlungsvermögen zeigen;<br />

3. Selbstkontrolle auf sozialer Ebene praktizieren;<br />

4. heikle Punkte erkennen und besonderes Feingefühl<br />

erkennen lassen;<br />

5. auch auf emotionale Selbstkontrolle achten;<br />

6. sprachliche Gewandtheit/Ausdruckskraft.<br />

Gehalt und andere „harte Fakten“<br />

Wir haben uns bisher bemüht, die Praxis als attraktiv und<br />

sympathisch darzustellen – gewissermaßen als „Vorarbeit“<br />

für die nun folgende harte Verhandlung über die Konditionen.<br />

Auch solche harten Verhandlungen kann man üben/<br />

lernen 13,19 – allgemein immer empfehlenswert ist eine Loslösung<br />

von festgefahrenem Denken, stattdessen Kreativität<br />

und konstruktive Strategien. Man versuche immer, zu jedem<br />

Agenda-Punkt (mindestens) drei Möglichkeiten zu finden:<br />

nur 1 Möglichkeit engt ein, 2 Alternativen eröffnen ein häufig<br />

unangenehmes Dilemma, erst bei 3 Möglichkeiten bietet<br />

sich Freiheit.<br />

Gehalt:<br />

An erster Stelle steht das Gehalt. Jeder freiberuflich tätige<br />

Zahnarzt hat das eiserne Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />

verinnerlicht: Wenn katastrophaler Personalmangel herrscht,<br />

dann wachsen die Gehälter zwangsläufig in astronomische<br />

Höhen. Dagegen ist prinzipiell nichts zu machen; man muss<br />

notgedrungen mitspielen: Warum soll eine ZFA bei uns arbeiten,<br />

wenn sie in der Konkurrenz-Praxis um die Ecke jeden<br />

Monat ein paar Hunderter mehr verdient?<br />

Wenn wir der – hier und jetzt konkret einzustellenden – Mitarbeiterin<br />

also zähneknirschend ein fürstliches Salär zahlen<br />

müssen, könnte man das in diesem Einzelfall noch notgedrungen<br />

hinnehmen. Aber es droht ein Kaskadeneffekt:<br />

Unsere Praxis beschäftigt seit etlichen Jahren noch mehrere<br />

andere ZFAs, oft noch auf einem zivilen Gehaltsniveau dieser<br />

„guten alten Zeit“. Es macht nun sofort böses Blut im Team,<br />

wenn die neu eingestellte Kraft trotz womöglich geringerer<br />

Berufserfahrung mehr verdient als die altgedienten Mitarbeiterinnen.<br />

Man kann versuchen, diese neue ZFA zum<br />

Stillschweigen über ihre Konditionen zu verpflichten – aber<br />

das ist nach meiner Erfahrung wenig hilfreich: die „alten“<br />

Teammitglieder sind auch nicht dumm, sie interessieren sich<br />

– kann man Geheimniskrämerei durchhalten oder soll man<br />

womöglich bewusst lügen? Irgendwann wird die Information<br />

durchsickern, und dann haben wir den Kaskadeneffekt – die<br />

älteren ZFAs beanspruchen (aus ihrer Sicht völlig zu Recht)<br />

das gleiche hohe Gehalt. Nun müssen wir allen Mitarbeiterinnen<br />

deutlich mehr zahlen, und damit wird es richtig teuer.<br />

Jede Praxis muss individuell aufgrund ihrer Situation entscheiden,<br />

wie sie sich hier positioniert. Um neues Personal zu<br />

gewinnen und um altgedientes Personal zu halten, wird man<br />

eher früher als später mehr Geld in die Hand nehmen müssen.<br />

Welche Kompensationsmöglichkeiten gibt es?<br />

Man könnte erstens Personal einsparen: Das habe ich in<br />

Seminaren schon vor über 20 Jahren propagiert, damals<br />

aber unter dem Aspekt der Gewinnmaximierung. Es gibt<br />

durchaus Möglichkeiten: Man könnte eine teure erfahrene<br />

ZFA durch eine Auszubildende (siehe unten) ersetzen. Man<br />

könnte den eigenen Arbeitsstil kritisch prüfen: müssen tatsächlich<br />

immer(!) mindestens zwei ZFAs mit am Stuhl sein?<br />

Viel zu wenig wird die Rolle des Praxisgrundrisses bedacht:<br />

Eine ungünstige Raumaufteilung zwingt zu aufgeblähtem<br />

Team. Ein günstiger Grundriss hingegen spart Personal:<br />

Die wichtigsten Räume – Behandlung, Rezeption, Röntgen,<br />

Labor – sind eng benachbart; mit der Folge, dass Mitarbeiterinnen<br />

als „Springer“ zumindest teilweise mehrere Rollen<br />

abdecken können. Schließlich könnte man die Arbeitsabläufe<br />

kritisch überprüfen – vielleicht zur Kompensation der eigenen<br />

Betriebsblindheit mit externer Hilfe: In sehr vielen Praxen<br />

schleichen sich mit der Zeit ineffiziente, wenig nutzbringende<br />

und viel Zeit fressende Prozeduren ein. Wie viele Füllinstrumente<br />

müssen – immer(!) und bei jeder(!) Füllung – vorab auf<br />

dem Schwebetisch bereitgelegt werden – obwohl das eine<br />

oder andere Instrument ohne wesentliche Beeinträchtigung<br />

(abgesehen von wenigen Ausnahmefällen) weggelassen werden<br />

könnte. Und diese „überflüssigen“ Instrumente müssen<br />

jedes Mal herausgesucht, wieder abgeräumt und insbesondere<br />

aufwendig aufbereitet werden: Das kostet Zeit, Aufwand<br />

und damit Personal.<br />

Zweitens können (vermehrt) Auszubildende beschäftigt<br />

werden. Leider müssen wir zugeben, dass der gegenwärtige<br />

Fachkräftemangel zum Teil selbstverschuldet und hausgemacht<br />

ist: Die Praxen haben zu wenig ausgebildet. Grundsätzlich<br />

bin ich aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung ein<br />

großer Fan von Azubis – aber man muss das richtig organisieren.<br />

Etwa durch praxisinterne Erstellung von Ausbildungsleitfäden,<br />

in denen die praxisindividuellen Instrumente,<br />

Materialien und Prozeduren beschrieben werden: Das kostet<br />

einmalig Mühe und Zeit, aber diese Leitfäden sind dann über<br />

Jahre und sogar Jahrzehnte Goldes wert. Effektiv ist weiterhin<br />

eine geringfügige Änderung beim Arbeitsbeginn: In Bayern<br />

startet das Berufsschuljahr beispielsweise im September,<br />

üblicherweise werden die Azubis also zum 01.09. eingestellt.<br />

Das ist ungünstig. Wenn man den „Lehrling“ aber schon zum<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


PERSONALMANAGEMENT<br />

51<br />

1. August starten lässt, kann der ruhige Sommerloch-Monat<br />

August für intensive praxisinterne Ausbildung genutzt werden,<br />

und zwar an allen Werktagen ohne Berufsschulunterbrechungen.<br />

Wenn Mitte September an zwei Wochen-Arbeitstagen<br />

die Berufsschulpflicht beginnt, ist die junge Dame bereits<br />

erstaunlich „fit“ und eine wertvolle Arbeitskraft.<br />

Dieses Modell war früher uneingeschränkt zu empfehlen.<br />

In jüngerer Zeit hat das statistische Niveau der Azubibewerberinnen<br />

leider bedenklich nachgelassen. Trostloserweise<br />

muss man teilweise mehrere Wochen investieren, bis<br />

die junge Dame wenigstens gelernt hat, stets „Guten Tag“<br />

beziehungsweise „Auf Wiedersehen“ zu sagen, und ebenso<br />

„Bitte“ und „Danke“. Ganz zu schweigen von Tugenden wie<br />

Pflichtbewusstsein, Disziplin, Pünktlichkeit – die offenbar<br />

in weiten Kreisen geradezu verpönt sind. Eine interessante<br />

Option eröffnet sich hier durch Bewerberinnen mit Migrationshintergrund<br />

aus oft traditionellen konservativen Kulturen,<br />

wo die genannten Tugenden noch tatsächlich gelebt werden.<br />

Aber auch abgesehen davon rentiert es sich, nach „Perlen“<br />

zu suchen. Wie bindet man diese Perlen an die eigene Praxis?<br />

Es hat sich bewährt, die von den Zahnärztekammern<br />

empfohlenen Ausbildungsvergütungen für das erste Lehrjahr<br />

bedeutend zu erhöhen. Diese Vergütungen sind insgesamt<br />

nicht hoch, hier schmerzen 100 oder gar noch mehr Euro<br />

Zugabe wenig – machen aber enormen Eindruck auf die jungen<br />

Bewerberinnen.<br />

Drittens kann man überzogene Gehaltswünsche kompensieren<br />

durch anderweitige Vergünstigungen. Zunächst wäre<br />

an eine großzügige Urlaubsregelung zu denken. Weiterhin<br />

kann man flexible Arbeitszeit-/Teilzeitmodelle anbieten<br />

– das wird künftig sowieso zur Regel werden müssen.<br />

Manchmal sind zusätzliche Vergünstigungen wirksam –<br />

wenn die ZFA durch ihren Familienstand zum Beispiel in einer<br />

ungünstigen Lohnsteuerklasse gebunden ist und daher von<br />

sich aus stark interessiert ist an Modellen mit niedrigen/fehlenden<br />

Steuer- und Sozialabgaben. Das betrifft die üblichen<br />

Benzingutscheine und Fahrtkostenzuschüsse, aber man kann<br />

zusätzlich die Phantasie spielen lassen und kreativ weitere<br />

„Bonbons“ erfinden: Der Mitarbeiterin könnte ein Notebook<br />

oder ein Dienst-Pedelec gestellt werden oder Gutscheine für<br />

ein örtliches Fitnessstudio usw.<br />

Viertens lohnt sich die Anstrengung, die zwangsläufig höher<br />

werdenden Personalausgaben an anderer Stelle einzusparen.<br />

Da gibt es meist enormes Potential, etwa beim Materialeinkauf:<br />

man kann auf wesentlich preiswertere Produkte<br />

umstellen (zum Beispiel bei Desinfektionsmitteln); man wird für<br />

„sein“ bewährtes Füllungs- oder Abformmaterial oft wesentlich<br />

billigere Anbieter finden; man kann auch bei nicht fachspezifischen<br />

Artikeln Einsparpotentiale realisieren: angefangen<br />

beim Toilettenpapier über Büromaterialien bis hin zu Portokosten.<br />

Eine Orientierung bieten die statistischen Jahrbücher der Bundes-KZV.<br />

Ganz grob gesagt: Die Durchschnittspraxis hat einen<br />

Unkostensatz von etwa 70 Prozent am Umsatz. Von diesen<br />

Unkosten zählen wiederum etwa ein Drittel zu den Personalkosten.<br />

Unter dem Strich sollten also die genannten Personalkosten<br />

nicht mehr als höchstens 25 Prozent vom Umsatz betragen<br />

– ist diese Marge überschritten, wäre ein Gegensteuern<br />

durch die genannten Maßnahmen dringend ratsam.<br />

Wir haben damit sowohl die „weichen“ als auch die „harten“<br />

Faktoren für die Mitarbeiter-Gewinnung wenigstens exemplarisch<br />

abgehandelt. Zwei Punkte sollen noch besondere Erwähnung<br />

finden, weil sie nicht nur nützlich bei Neueinstellungen<br />

sind, sondern auch über lange Jahre den Teamzusammenhalt<br />

fördern: die Beachtung der Körpersprache und der Persönlichkeitstypen,<br />

welche wir im dritten Teil dieser Artikelreihe<br />

vorstellen.<br />

Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />

Dr. med. Dr. med. dent.<br />

Bert L. Karl<br />

Nach Studium der Medizin und Zahnmedizin<br />

war er 30 Jahre hauptberuflich in eigener<br />

Zahnarztpraxis tätig, mit Schwerpunkt<br />

Zahnersatz. Nebenberuflich betrieb er eine<br />

allgemeinärztliche Privatpraxis. Zuletzt<br />

war er mehrere Jahre zahnärztlicher Leiter<br />

einer großen zahnärztlichen Tagesklinik.<br />

Von 1997 bis 2020 Tätigkeit als KZV-Gutachter für Zahnersatz und<br />

PAR. Seit 2002 leitet er als Dozent vielfältige zahnärztliche Fortbildungsseminare,<br />

hauptsächlich zu Themen der wirtschaftlichen<br />

Praxisführung und zum Generalthema „Psychologie in der Zahnarztpraxis“:<br />

unter anderem Patientenüberzeugung, Die zahnärztliche<br />

Führungsperson, Angstpatienten, Konflikte im Praxisteam,<br />

Aggression in der Zahnarztpraxis, Kommunikation und Körpersprache.<br />

—<br />

E-Mail: drbkarl@t-online.de<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


52<br />

PRAXISFÜHRUNG<br />

Warum immer weniger Zahnärzte<br />

eine eigene Praxis gründen<br />

Die Zahl der niedergelassenen Zahnärzte nimmt immer weiter ab. Im Jahr 2021 betrieben nur noch 64 Prozent<br />

aller Zahnärzte eine eigene Praxis – das sind 15 Prozent weniger als es noch 10 Jahre zuvor waren. 1 Junge<br />

Zahnärzte präferieren verstärkt die Arbeit in Kliniken oder MVZs. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig: Als<br />

einer der Gründe wird der hohe Verwaltungsaufwand genannt, der mit einer eigenen Praxis verbunden ist. 2<br />

Dr. Georg Bayer ist seit 1980 niedergelassener Zahnarzt und beleuchtet im Interview diesen und weitere<br />

Gründe für den Rückgang von Zahnarztpraxen und wie man dieser Entwicklung entgegenwirken könnte.<br />

Interview mit Dr. Georg Bayer<br />

Herr Dr. Bayer, das neue Jahrbuch<br />

der Kassenzahnärztlichen<br />

Bundesvereinigung (KZBV) stellt<br />

fest, dass im Jahr 2021 nur noch<br />

64 Prozent aller tätigen Zahnärzte<br />

eine eigene Praxis betreiben.<br />

Beobachten Sie diese Entwicklung<br />

auch in Ihrem Kollegenkreis?<br />

Welche Ursachen sehen Sie?<br />

Ja. Dem liegen meiner Meinung nach verschiedene Ursachen<br />

zugrunde. Ein Aspekt ist unter anderem der verstärkte<br />

Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance und<br />

der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dies ist im Angestelltendasein<br />

besser gegeben als in der Selbstständigkeit.<br />

Infolgedessen wird die Übernahme von Einzelpraxen seltener,<br />

weil die Anzahl potenzieller Nachfolger kleiner wird. Diese<br />

Entwicklung wird insbesondere für die Nahversorgung auf<br />

dem Land zum Problem, denn wenn angehende Zahnärzte<br />

in Großstädten studieren, wollen sie meist auch dort in der<br />

Nähe arbeiten. Das sehen wir auch an den Bewerbungen in<br />

unserer Praxis: Diese liegt im 50-Kilometer-Radius von zwei<br />

Universitäten, somit erhalten wir weiterhin, auch in Zeiten des<br />

Fachkräftemangels, Bewerbungen von Absolventen.<br />

Was war Ihre persönliche Motivation, in die Selbstständigkeit<br />

zu gehen?<br />

Ich habe mich 1980 mit meiner eigenen Praxis niedergelassen.<br />

Damals war es normal, dass die Tätigkeit als Zahnarzt<br />

mit der Selbstständigkeit verbunden war. Man muss sich zwar<br />

mehr engagieren, aber die Selbstständigkeit hat auch Vorteile<br />

wie Unabhängigkeit und freie Zeiteinteilung. Ich denke auch<br />

heute noch, dass es richtig war, diesen Weg zu gehen. Meiner<br />

Meinung nach überwiegen die Vorteile.<br />

Was sind die Herausforderungen als niedergelassener<br />

Zahnarzt? Haben diese in den letzten Jahren<br />

zugenommen?<br />

In der heutigen Zeit ist der Beruf des Zahnarztes nicht mehr<br />

der Schlüssel zum Millionärsdasein. Wir verdienen immer<br />

noch gut, aber nicht mehr im gleichen Maß wie früher.<br />

Grund hierfür ist, dass die Gebührenordnung seit 1988 nicht<br />

mehr angepasst wurde, weder in den Honorarsätzen noch<br />

in den Leistungspositionen. Die Honorarentwicklung der<br />

gesetzlichen Krankenkassen hält bei weitem nicht Schritt<br />

mit der tatsächlichen Kostenentwicklung der Praxen. Somit<br />

erzielen Selbstständige immer weniger Gewinn. Zudem gibt<br />

es ein enger werdendes Korsett der Bürokratie und weniger<br />

Behandlungszeit für die Patienten.<br />

Sie sprechen vom „Korsett der Bürokratie“. Auch die<br />

KZBV fordert in der „Agenda Mundgesundheit 2021-<br />

2025“ eine Bürokratiebremse und ergänzt dies durch<br />

ein verbindliches Bürokratieabbauziel für die Zukunft.<br />

Eine überbordende Regulierung bei der Gründung und<br />

steigender Verwaltungsaufwand der zahnärztlichen<br />

Praxen würden auf niederlassungswillige Zahnärzte in<br />

hohem Maße abschreckend wirken.<br />

Stimmen Sie dem zu?<br />

Die Bürokratie ist ein Teilaspekt, der die rückläufige Entwicklung<br />

unter den niedergelassenen Zahnärzten ausmacht. Die<br />

Bürokratie ist zwar anstrengend, aber machbar. Ich denke,<br />

eine größere Ursache sind die eingangs von mir beschriebenen,<br />

grundlegenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Die<br />

neuen Generationen möchten weniger arbeiten – geregelte<br />

Arbeitszeiten und ein festes Einkommen werden immer wichtiger.<br />

Früher war es normal, viel zu arbeiten.<br />

Heutzutage höre ich aus Unterhaltungen mit jüngeren Kollegen,<br />

dass etwa 90 Prozent angestellt sind. Gründe gegen die<br />

Selbstständigkeit, die sie mir gegenüber geäußert haben, sind<br />

die Voraussetzung der Kapitalaufnahme und das mit der Verschuldung<br />

verbundene finanzielle Risiko. Weiterhin existiert<br />

die Befürchtung, dass aufgrund von Personalmangel kaum<br />

Fachkräfte für die eigene Praxis zu finden sind. Beispielweise<br />

berichtete mir ein Kollege neulich, dass in seinem beruflichen<br />

Umfeld Praxen zum Teil ihre Sprechzeiten nach der Verfügbarkeit<br />

des Personals ausrichten. Die Tendenz ist steigend.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


PRAXISFÜHRUNG<br />

53<br />

Wie bewerten Sie die dynamische Entwicklung von<br />

Medizinischen Versorgungszentren (MVZs), die zunehmend<br />

auch einen Teil der vertragsärztlichen Versorgung<br />

übernehmen?<br />

Diese Entwicklung sehe ich sehr kritisch. Bei der Abgabe meiner<br />

eigenen Praxis war es auch mein expliziter Wunsch, dass<br />

diese nicht in ein MVZ umgewandelt wird oder an Investoren<br />

geht. Grund ist, dass Investoren zwar horrende Preise zahlen,<br />

diese Investition jedoch entsprechend wieder reinholen<br />

möchten. Das führt dazu, dass Zahnmedizin nur noch unter<br />

monetären Aspekten gesehen und beraten wird, wodurch<br />

das ärztliche Niveau sinkt. Weiterhin sind MVZs einer der<br />

Gründe, warum immer weniger Ärzte gewillt sind, sich niederzulassen.<br />

Man verdient in MVZs gut und gewöhnt sich<br />

schnell an das regelmäßige Einkommen – in Folge sieht man<br />

keinen Grund mehr, in die Selbstständigkeit zu gehen.<br />

Wie könnten Ihrer Meinung nach mehr Zahnärzte für<br />

die freiberufliche Versorgung gewonnen werden?<br />

Die Übernahme von Praxen muss für Einzelpersonen erleichtert<br />

werden. Unter anderem wird der Praxiskauf für Einzelpersonen<br />

durch Investoren erschwert, weil diese deutlich<br />

mehr zahlen und Einzelpersonen so ausgebootet werden.<br />

Daher müssten die Preise angepasst und die Attraktivität für<br />

Investoren eingeschränkt werden.<br />

Weiterhin sollte die Gebührenordnung angepasst werden.<br />

Diese wurde beispielweise für Tiermediziner erst kürzlich um<br />

30 Prozent erhöht und wurde generell bereits drei Mal angepasst.<br />

Für Zahnärzte wurde der GOZ-Punktwert der Gebührenverordnung<br />

seit 1988 nicht mehr erhöht . 3 Dabei sind die<br />

Material- und Personalkosten sowie auch individuelle Kosten<br />

gestiegen.<br />

Wie bewerten Sie den Stand der Digitalisierung beziehungsweise<br />

das Angebot digitaler Anwendungen für<br />

zahnmedizinische Praxen in Deutschland? Sehen Sie<br />

hierbei Chancen oder Risiken für Ihren beruflichen Alltag<br />

und/oder die Versorgung der Patienten?<br />

Aufgrund der Größe unserer Praxis können wir vorangehen<br />

und Prozesse digitalisieren. Viele analoge Prozesse werden<br />

verstärkt durch digitale abgelöst. Eine Hürde für einige Praxen<br />

ist jedoch, dass die digitalen Hilfsmittel teilweise einen<br />

hohen finanziellen Invest erfordern. Kleinere Einzelpraxen<br />

können das selten vollständig allein stemmen. Daher werden<br />

digitale Tools häufiger in MVZs oder in größeren Praxen eingesetzt.<br />

Sie nutzen in Ihrer Praxis unter anderem auch eine<br />

Dienstplanungssoftware von Planerio. Warum haben<br />

Sie sich für die Einführung dieser in Ihrer Praxis entschieden?<br />

Hilft sie, den Bürokratie-Aufwand zu<br />

reduzieren?<br />

Die Software sorgt bei uns für einen effizienteren Praxisablauf.<br />

Bei einer so großen Praxis ist das notwendig. So<br />

können wir Personalprobleme besser managen und sparen<br />

Zeit bei administrativen Aufgaben einsparen.<br />

Was wünschen Sie sich von Anwendern oder der Politik<br />

bezüglich des digitalen Fortschrittes?<br />

In der Gebührenordnung sind die meisten digitalen Maßnahmen<br />

nicht erfasst – das sollte angepasst werden. Weiterhin<br />

sollte Digitalisierung bestenfalls bereits in der Studienordnung<br />

verankert sein und schwerpunktmäßig an der Universität<br />

gelehrt werden.<br />

Wie kann die zahnmedizinische Versorgung zukunftsfest<br />

gestaltet werden?<br />

Es muss ein Fokus auf die Sicherstellung der ärztlichen Nahversorgung<br />

gelegt werden. Durch die aktuelle Entwicklung<br />

müssen Patienten immer weiter zum nächsten Zahnarzt fahren,<br />

Ärzte arbeiten zum Teil bis ins hohe Alter, weil sich niemand<br />

findet, der ihre Praxis übernimmt. Der Tod der Einzelpraxis<br />

auf dem Land vermindert die Lebensqualität enorm.<br />

Auch die Wertschätzung seitens der Politik muss größer werden.<br />

Beispielweise wurde die Corona-Hilfe für Pflegekräfte<br />

und zahnmedizinisches Personal nicht gewährleistet. Es wird<br />

vermittelt, dass wir nicht systemrelevant sind. Dabei ist kein<br />

Arzt „näher“ an einem Patienten. Deswegen möchten wir<br />

die entsprechende Wahrnehmung und Wertschätzung.<br />

Herr Dr. Georg Bayer vielen Dank, dass Sie sich die Zeit<br />

genommen haben.<br />

Dr. Georg Bayer<br />

Dr. Georg Bayer arbeitet seit 1980 als niedergelassener<br />

Zahnarzt in Landsberg am Lech. Er war Gründer und Teilhaber<br />

der zahnärztlichen Gemeinschaftspraxis „Dr. Bayer<br />

& Kollegen“, die 14 Zahnärzte und über 100 Mitarbeiter<br />

an zwei Standorten beschäftigt.<br />

Planerio<br />

Planerio bietet eine Dienstplanungs-Software, die mittels<br />

künstlicher Intelligenz Personalplanung und Prozesse optimiert<br />

und so für eine Zeitersparnis von 80 bis 90 Prozent<br />

sorgt.<br />

1. KZBV Jahrbuch 2022: https://www.kzbv.de/jahrbuch-2022.768.de.html<br />

2. Agenda Mundgesundheit 2021–2025:


54 PRAXISFÜHRUNG<br />

„Wir liefern Antworten auf Trends<br />

im Gesundheitswesen“<br />

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, die Finanzierung von Arztpraxen durch<br />

private Geldgeber künftig verhindern zu wollen. Behauptet wird, dass in investorenfinanzierten MVZs<br />

(iMVZ) sogenannte „Heuschrecken“ einzig zum Zweck der Gewinnmaximierung zu viele, überflüssige<br />

oder schlechte Behandlungen forcierten. Die Ärzte würden zu „Hamsterradmedizin“ gezwungen.<br />

Im folgenden Interview spricht Dr. Dr. Ruben Stelzner, Zahnarzt, Gründer und Geschäftsführer von<br />

AllDent, einem investorenfinanzierten MVZ, über die Chancen und Risiken eines iMVZ.<br />

Interview mit Dr. Dr. Ruben Stelzner, AllDent<br />

Der Gesundheitsminister schießt<br />

aus vollen Rohren gegen iMVZ<br />

und damit auch gegen Einrichtungen<br />

wie AllDent. Wie gehen<br />

Sie damit um?<br />

Sorgen über vornehmlich profitorientierte<br />

medizinische Einrichtungen<br />

sollten natürlich ernst genommen<br />

werden. Aber Polemik und<br />

Populismus nutzen niemandem.<br />

Wir fänden es besser, darüber zu reden, wie Qualität und<br />

Effizienz der zahnmedizinischen Versorgung auch in Zukunft<br />

garantiert werden können, und natürlich über gute Arbeitsbedingungen<br />

für Mediziner - das alles unabhängig von<br />

der Trägerschaft. Darum geht AllDent jetzt vermehrt in die<br />

Öffentlichkeit.<br />

Was sagen Sie konkret zu den Vorwürfen der unlauteren<br />

Gewinnmaximierung in iMVZ?<br />

Zunächst: Die pauschalen Anschuldigungen sind in keiner<br />

Weise durch Fakten oder Gutachten belegt. Generell werden<br />

allen Zahnärzten in iMVZ wissentlich unethische Behandlungen<br />

unterstellt! Außerdem darf man feststellen: Auch jeder<br />

niedergelassene Arzt ist gleichzeitig Unternehmer, muss dafür<br />

sorgen, dass seine Praxis gedeiht und dass er seine Mitarbeiter<br />

bezahlen kann. Auch wenn wir bei AllDent in gewissen<br />

Strukturen arbeiten, gilt wie in klassischen Zahnarztpraxen die<br />

gesetzlich verankerte freie Therapiewahl. Überprüft wird diese<br />

durch die Berufsausübungsaufsicht der jeweiligen Landeszahnärztekammern.<br />

Unsere Leistungen werden regelmäßig von den zuständigen<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigungen kontrolliert. Als Betreibergesellschaft<br />

sind wir außerdem in den rechtlichen Rahmen<br />

der Industrie- und Handelskammern eingebunden. Intern setzen<br />

wir auf Strukturen, welche die medizinische Qualität sicherstellen;<br />

Mentoren für jüngere Kollegen, leitende Zahnärzte für<br />

bestimmte Teams bis hin zu einer vierköpfigen Geschäftsführung,<br />

in der drei Personen Zahnärzte sind. Wir arbeiten permanent<br />

an Verbesserungen in der Therapie!<br />

Warum ist es aus Ihrer Sicht überhaupt sinnvoll, als<br />

MVZ auf Privatkapital zu setzen?<br />

Wir alle wissen, dass gute Zahnmedizin Investitionen braucht.<br />

Da geht es um Digitalisierung, moderne Praxis-Konzepte,<br />

hochwertige Materialien, neueste Technik für Diagnostik<br />

und Therapie. Die Finanzierung durch Banken ist in vielerlei<br />

Hinsicht beschränkt. Ein Geldgeber ist aus unserer Sicht ein<br />

Partner, der darauf setzt, dass ein Unternehmen mit seiner<br />

Beteiligung floriert. Das ist im Medizinsektor nur mit gelungenen<br />

Dienstleistungen und einem guten Ruf langfristig möglich.<br />

Reine Gewinnorientierung wäre absolut kontraproduktiv.<br />

Das Modell „Heuschrecke“ - Einkaufen und Einzelteile mit<br />

Gewinn abstoßen – ist in diesem Zusammenhang komplett<br />

unsinnig. Mangels Branchenerfahrung mischen sich private<br />

Investoren in der Regel nicht ins Tagesgeschäft ein. Dafür<br />

kann die Zusammenarbeit in Managementfragen ein großer<br />

Gewinn sein.<br />

Woraus erhalten iMVZ Ihrer Ansicht nach ihre Existenzberechtigung?<br />

Ganz plakativ: Wir liefern Antworten auf Trends im Gesundheitswesen.<br />

Angesichts chronischer Unterfinanzierung, fehlendem<br />

Mediziner-Nachwuchs und alternder Bevölkerung tragen<br />

wir mit Mitteln aus der Privatwirtschaft - ohne Belastung des<br />

Steuerzahlers - zur Zukunftssicherung einer flächendeckenden<br />

Versorgung bei. Jetzt schon müssen Praxen schließen, weil<br />

sich kein Nachfolger findet. In manchen Städten ist AllDent die<br />

einzige Einrichtung mit einem 24-Stunden-Notdienst, und das<br />

an 365 Tagen im Jahr! Mediziner stöhnen unter wachsenden<br />

bürokratischen Lasten. Durch die weitgehende Trennung von<br />

Medizin und Verwaltung können sich unsere Ärzte verstärkt<br />

auf die Behandlung konzentrieren. Immer mehr Zahnärzte<br />

und vor allem Zahnärztinnen wollen angestellt, mit planbaren<br />

Arbeitszeiten oder in Teilzeit tätig sein, ohne Kredit für die<br />

Praxis und Verantwortung für ihre Mitarbeiter im Nacken. Patienten<br />

werden anspruchsvoller. Sie wünschen sich arbeitnehmerfreundliche<br />

Öffnungszeiten, eine hohe, dokumentierte<br />

Behandlungsqualität, kurze Wege vom Generalisten zum Spezialisten<br />

und nicht zuletzt günstige Preise, die wir aufgrund<br />

von Skalierungseffekten bieten können.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


Anzeige<br />

Wie könnte es in Zukunft weitergehen?<br />

Trends lassen sich auch durch Verbote nicht aufhalten. Wir würden uns<br />

von der Politik und den Standesvertretungen mehr Offenheit für alternative<br />

Strukturen in einem unterfinanzierten öffentlichen Gesundheitswesen<br />

wünschen. Einrichtungen sollte man unseres Erachtens nach an der medizinischen<br />

Qualität und nicht an der Organisationsform messen. Niemand<br />

hat etwas gegen effektive Kontrollmechanismen. Denn Missbrauch ist<br />

grundsätzlich in jedem Gefüge denkbar. Das Wichtigste in der derzeitigen<br />

Situation wäre eine Rückkehr zur sachlichen Diskussion auf Faktenbasis.<br />

Herr Dr. Stelzner, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Steuerberatung<br />

mit integrierter<br />

Rechtsberatung<br />

speziell für Zahnärzte und<br />

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kombiniert mit der Expertise der gesamten<br />

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die erfolgreiche Expansion bis zur Praxisabgabe<br />

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AllDent ist ein Netzwerk aus klinikähnlichen Zahnarztpraxen. Hier<br />

arbeiten Allrounder und Spezialisten in familiären Teams unter einem<br />

Dach. AllDent legt Wert auf neueste Technik und renommierte Materialien.<br />

Durch Einkaufsvorteile kann man Behandlungen zu fairen Preisen<br />

anbieten. Ein digitalisiertes Meisterlabor ist im Haus. Lange Öffnungszeiten<br />

und ein umfangreicher Notdienst an 365 Tagen im Jahr kommen<br />

den Bedürfnissen der Patienten entgegen.<br />

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(030) 22 64 12 48 | etl-advision@etl.de<br />

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AllDent ist bis heute familiengeführt. Gründer und Geschäftsführer Dr.<br />

Dr. Ruben Stelzner sowie Dr. Mathias Stelzner sind Zahnärzte in der dritten<br />

Generation. Seit 2011 hat sich das Konzept an mehreren Standorten<br />

in Deutschland bewährt. Alle Zahnzentren werden schnellstmöglich<br />

vom TÜV zertifiziert, um die Qualität sicherzustellen.<br />

AllDent Holding GmbH<br />

—<br />

Einsteinstrasse 130<br />

81675 München<br />

E-Mail: presse@alldent.de


56 PATIENTENZUFRIEDENHEIT<br />

Klinik 2.0 – Über optimierte Prozesse zu<br />

hohem Wohlfühlfaktor im Kundenkreis<br />

Als eine von Deutschlands größten Kliniken für Zahnmedizin und plastische Chirurgie agiert die<br />

Dorow Clinic bereits seit 2006 an 8 Standorten – verteilt am Hochrhein, dem Südschwarzwald und<br />

in der Schweiz. Dabei setzt das Unternehmen in puncto Kundenservice vor allem auf den Aspekt der<br />

Empathie, welche täglich durch hochqualifizierte Mitarbeitende in der medizinischen Behandlung<br />

der Kunden zum Einsatz kommt. Ein Erfahrungsbericht der MVZ Dr. Dr. Dorow GmbH<br />

Text Glückliche Kunden GmbH Bilder Dorow Clinic<br />

Mit dem Wunsch, das Leistungsspektrum der Dorow Clinic<br />

konsequent zu optimieren und so den Kunden neue, attraktive<br />

Komfortstandards zu ermöglichen, hat die Praxisführung<br />

ein kluges Gesamtkonzept der Prozessoptimierung erarbeitet:<br />

von der Kundenansprache mittels eigener, intuitiver Webseite<br />

über einen zuvorkommenden Service am Telefon bis hin zu<br />

einer aufgeräumten und strukturierten Praxis-Atmosphäre.<br />

Unterstützung erhielten die Klinikmitarbeitenden von der<br />

Glückliche Kunden GmbH – einem Beratungsunternehmen<br />

mit Fokus auf Führungskräfte-Mentoring und Unternehmenscoaching<br />

zur Steigerung der Kundenzufriedenheit und der<br />

Kundenbindung.<br />

Gründer und Geschäftsführer Dr. Dr. Andreas Dorow zeichnet<br />

für die Leitung und Organisation der Dorow Clinic sowie<br />

seiner über 300 Mitarbeitenden verantwortlich. „In unserer<br />

Arbeit sehen wir uns täglich mit neuen, wachsenden Herausforderungen<br />

konfrontiert“, sagt der mehrfach studierte Klinikleiter.<br />

„Patienten treten heutzutage viel selbstbewusster<br />

und aufgeklärter auf. Dabei erwarten sie eine stärkere Einbindung<br />

in den Praxisablauf und in die Behandlungsprozesse. Sie<br />

tauschen sich im Wartezimmer und auf Bewertungsplattformen<br />

im Netz über die Abläufe in einer Klinik und über ihren<br />

behandelnden Arzt aus. Längst geht es nicht mehr nur ums<br />

Wetter und um aktuelle Prominentengeschichten: Welcher<br />

Arzt ist gut, wo herrschen lange Wartezeiten für einen Termin,<br />

wer nimmt sich Zeit für mich? Das sind nur einige Fragen,<br />

die sich Patienten stellen. Eine besonders hohe Qualität<br />

in Sachen medizinischer und individueller Patientenbehandlung<br />

steht für uns daher im Fokus“, erklärt Dr. Dr. Dorow.<br />

Jedoch: stärker als je zuvor gilt es, gleichzeitig auf die eigene<br />

Wirtschaftlichkeit zu achten, um krisenfest und nachhaltig für<br />

seinen Patientenstamm da zu sein. Ein Spannungsfeld, das<br />

Optimierungsbedarf aufzeigt.<br />

Aufbau einer erfolgreichen Kundenreise<br />

Dr. Dr. Andreas Dorow erkannte, dass sich das Kundenerlebnis<br />

für seine Patienten noch stärker an der hohen Qualität der<br />

medizinischen Behandlungen orientieren musste. Guter Kundenservice<br />

setzt eine ausgefeilte Klinik-Organisation voraus.<br />

Dorows Credo: Wer seinen Patienten eine wertschätzende,<br />

komfortable und zuvorkommende Kundenreise anbietet, gewinnt<br />

Vertrauen und Loyalität. „Wir wollen unseren Kunden<br />

auch künftig mit der größtmöglichen Wertschätzung entgegentreten.<br />

Daher ist es nur folgerichtig, ihnen neben der medizinischen<br />

Behandlung durch unsere Klinik auch mit einem<br />

verbesserten Komfortstandard in Sachen Kundenberatung<br />

und –betreuung innerhalb unserer Systemabläufe zu begegnen“,<br />

führt Dr. Dr. Dorow weiterhin aus.<br />

Nah am Patienten arbeiten<br />

„Heute müssen wir lernen, den Patienten erst einmal richtig<br />

einzuschätzen und kennenzulernen. Gleichzeitig sollten Wünsche<br />

schnell erkannt und ein überzeugendes Bild der gesamten<br />

Praxis und der Unternehmenswerte nach außen vermittelt<br />

werden. Ziel ist es, dass sich der Patient von der ersten Terminabsprache<br />

bis zum Verlassen der Praxis gut aufgehoben<br />

fühlt. Nur so kann man ihn dauerhaft gewinnen“, erklärt Dr.<br />

Dr. Andreas Dorow. Dazu gehören ein professionell geschultes<br />

und freundliches Praxisteam genauso wie eine moderne<br />

und schöne Praxis. „Tolle Lederstühle im Wartezimmer allein<br />

reichen nicht aus! Um Schwachstellen und Verbesserungsansätze<br />

innerhalb des Systems zu erschließen, nutzte die Dorow<br />

Clinic das Coaching-Angebot der Glückliche Kunden GmbH.<br />

Das Experten-Duo in puncto Mitarbeitertrainings und Führungskräfte-Mentoring,<br />

Karolina und Alexander Friedrich,<br />

nahm hierbei die Optimierung der internen Prozesse der Dorow<br />

Clinic und ihrer Mitarbeiter vor. In Mystery Calls – also<br />

professionellen Testanrufen bei Mitarbeitenden – konnten<br />

kundentypische Szenarien simuliert werden, anhand derer<br />

sich eine objektive Bewertung und Evaluation des Kundenkontaktes<br />

einordnen ließ. „Die so erhobenen Daten helfen<br />

Mitarbeitenden dabei, die Qualität im telefonischen Kundenkontakt<br />

mit Blick auf Terminkoordination und Beratungsdienstleistungen<br />

zu verbessern“, erklärt Karo Friedrich, Ge-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


PATIENTENZUFRIEDENHEIT<br />

57<br />

schäftsführerin der Glückliche Kunden GmbH. „Regelmäßige<br />

Schulungen unseres Teams für Telefon und Empfang sowie<br />

die Umgestaltung hin zu einer noch anwenderfreundlicheren<br />

Website der Dorow Clinic haben die Stimmung enorm<br />

verbessert. Es ist heute auch überhaupt kein Problem mehr,<br />

Patienten direkt um ein Feedback oder ihre Meinung zu bitten.<br />

Neben den gängigen Bewertungs-Portalen im Internet,<br />

die jedoch häufig anonym genutzt werden, bieten sich klassische<br />

gedruckte Feedbackbögen ebenso wie ein direkter<br />

Austausch mit den Klienten an. Hieraus lassen sich schnell,<br />

transparent und ehrlich motiviert lösungsorientierte Verbesserungen<br />

der internen Unternehmensstrukturen ableiten“,<br />

sagt Karo Friedrich.<br />

Heute ist es wichtig, direkt auf Anregungen von Patienten zu<br />

reagieren. Diese schnelle Reaktion führt zu positiven Veränderungen<br />

in der Beziehung zum Patienten. Nahbarkeit durch<br />

Empathie und Transparenz wirken sich wertschöpfend auf<br />

Betriebe aus. Praxen, die sich öffnen und eng am und mit<br />

dem Patienten arbeiten, steigen auch in der Attraktivitätswahrnehmung<br />

potentieller Neukunden. Das Stichwort hier<br />

lautet: Empfehlungsmarketing.<br />

Schlüsselfunktionen erschließen<br />

„Das Thema Wirtschaftlichkeit drängt sich heutzutage stark<br />

in den Vordergrund und verleitet dabei häufig zu ineffizienten<br />

Arbeitsabläufen und der Verkennung von Kompetenzen im<br />

eigenen Mitarbeiterstab“, erklärt Alex Friedrich, Geschäftsführer<br />

der Glückliche Kunden GmbH. Ein monetäres Investment<br />

in die Qualität der eigenen Räumlichkeiten wie Wartebereiche<br />

oder Behandlungsräume ist ebenso wichtig, wie in<br />

die eigene Belegschaft. Oft übernehmen bereits einzelne Personen<br />

im Betrieb eine Vielzahl von Schlüsselfunktionen. Dabei<br />

führen schlechtes Zeitmanagement oder Überarbeitung<br />

dazu, dass ungenutzte Expertisen an den falschen Stellen<br />

Anwendung finden. „Ein Blick in die teilweise lückenhaften<br />

Teamstrukturen von Unternehmen zeigt oftmals, dass ohne<br />

klare Struktur viele Mitarbeitende bereits jetzt schon zentrale<br />

Funktionen im Betrieb übernehmen. Mit klaren Zuständigkeitsverteilungen,<br />

der Ermächtigung zu mehr eigenverantwortlichem<br />

Handeln und der zielgerichteten Ausschöpfung<br />

von Kompetenzen lässt sich die Effizienz im Betriebsablauf<br />

um ein Vielfaches verbessern“, berichtet Alex Friedrich. Im<br />

Fall der Dorow Clinic ermöglichten die Ausarbeitung von Gesprächsleitfäden<br />

für den Kundenservice sowie Checklisten<br />

zur Strukturierung des Arbeitsalltags eine effizientere Nutzung<br />

aller Kernkompetenzen der Mitarbeiter.<br />

„Seit wir die Maßnahmen der Glückliche Kunden GmbH<br />

durchgeführt haben, konnten wir unseren Stammkundenpool<br />

spürbar ausbauen und externe Marketingmaßnahmen<br />

sukzessive runterfahren“, beschreibt Dr. Dr. Alexander Dorow.<br />

„Natürlich lassen sich alle Optimierungsmaßnahmen<br />

modular und individuell an die Unternehmensbedürfnisse anpassen.<br />

Für mein Team und mich war es wichtig, dass wir unseren<br />

Patienten den Mehrwert an verbessertem Kundenservice<br />

über eine geschlossene, komfortable Customer Journey<br />

liefern können, die sie verdient haben. Dies entspricht genau<br />

den hochwertigen Qualitätsstandards unserer behandelnden<br />

Ärzte und des gesamten Klinikteams.<br />

Machen Sie den Selbsttest anhand der<br />

„Glückliche Kunden“-Checkliste!<br />

1. Können Sie Ihre Kompetenzen benennen und<br />

Ihre Unternehmenswerte definieren?<br />

2. Kennen Sie Ihre betrieblichen Einnahmen<br />

und Ausgaben genau?<br />

3. Brauchen Sie einen Berater oder kommen Sie<br />

alleine klar?<br />

4. Sind Ihnen Potenziale zur Kosteneinsparung bekannt?<br />

5. Wie kann ich meine interne Organisation verbessern<br />

und Abläufe optimieren?<br />

6. Nehmen Sie eine bedarfsgerechte Optimierung in<br />

Betracht: Was ist Pflicht und was ist Kür?<br />

7. Planen Sie langfristig?<br />

8. Ist Ihnen bewusst: Kundenbindung bedeutet<br />

Investition?<br />

9. Kennen Sie die Wünsche Ihrer Patienten/Kunden?<br />

10. Was bedeutet eine gelungene Customer Journey<br />

für Sie?<br />

Glückliche Kunden GmbH<br />

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Tannenkrugstraße 25a · 26180 Rastede<br />

Tel.: +49 175 - 1909100<br />

E-Mail: hallo@glueckliche-kunden.de<br />

www.glueckliche-kunden.de<br />

MVZ Dr. Dr. Dorow GmbH<br />

Geschäftsführer: Dr. Dr. Andreas Dorow Michael Fiechtner<br />

—<br />

Robert-Gerwig-Str. 1 · 79761 Waldshut-Tiengen<br />

Tel.: +49 151- 404 333 48<br />

E-Mail: dorow@dorow-clinic.de<br />

www.dorow-clinic.de<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


58 PRAXISMANAGEMENT<br />

Mit Neuordnung der Kreditverpflichtungen<br />

gegen Teuerungsrate und Inflation<br />

Anders als die Corona-Jahre 2020 und 2021 stellt die aktuelle Inflation kein Tal dar, das sich<br />

durchschreiten lässt. Sie verändert die wirtschaftliche Lage einer Praxis grundlegend. Selbst wenn<br />

sich die Inflation 20<strong>23</strong> wieder abschwächen wird, bleibt das Ergebnis. Es ist zu wenig Geld da,<br />

auch in der Zukunft. Ob, wo und wie viel Geld fehlt, lässt sich schnell kontrollieren.<br />

Text Tim Cziongalla<br />

Das erste Indiz ist, wenn die Kontostände kontinuierlich nach<br />

unten gehen, gar der Kontokorrentkredit erstmalig oder<br />

regelmäßig stärker genutzt wird. Das zweite Indiz ist die<br />

Stimmung unter Angestellten. Denn die Inflation trifft auch<br />

sie und die Erwartung nach mehr Einkommen steigt. Wie<br />

viel Geld konkret fehlt, verrät lediglich ein Kassensturz, der<br />

beantwortet, wie viel vorhanden und wie viel zu erwarten ist<br />

beziehungsweise wie viel benötigt wird.<br />

Strich eine zu erwirtschaftende Summe pro Stunde, die nur<br />

für die Abdeckung aller Kosten der Praxis notwendig ist.<br />

Hinzu kommt noch, was der Zahnarzt oder die Zahnärztin<br />

benötigt. Was eine Praxis pro Stunde erwirtschaften müsste,<br />

kann schon Bauchschmerzen bereiten. Denn 20<strong>23</strong> muss nicht<br />

nur die Teuerungsrate kompensiert werden, sondern es wird<br />

zusätzlich noch das Wachstum in den GKV-Umsätzen durch<br />

das Finanzstabilisierungsgesetz beschränkt.<br />

Vermögensaufstellung ist nur<br />

eine Momentaufnahme<br />

Eine Vermögensaufstellung allein beantwortet diese Fragen<br />

nicht. Sie stellt lediglich den Ist-Stand und einen kleinen Teil<br />

der Erwartungen dar, wenn Renten- und Kapitaldienste vorhanden<br />

sind. Die Inflation hat an der absoluten Menge des<br />

Vermögens nichts verändert. Lediglich der Wert dieses Vermögens<br />

hat sich verringert oder was man sich davon kaufen<br />

kann. Wichtiger ist somit eine ehrliche Planung des Bedarfes.<br />

Denn die Inflation wirkt sich direkt auf die Praxiskosten,<br />

aktuellen Lebenshaltungskosten und zukünftigen Lebenshaltungskosten<br />

aus. Diese zu ermitteln, ist manchmal mühselig.<br />

Denn oft wird vergessen, dass jeder privat ausgegebene Euro<br />

die wirtschaftliche Situation der Praxis dank der anfallenden<br />

Einkommenssteuer doppelt belastet. Entsprechend verhält es<br />

sich mit der Tilgung und den Rücklagen für das Alter. Acht<br />

Prozent Inflation privat können somit bis zu sechzehn Prozent<br />

Gewinn verbrauchen.<br />

Kosten je Behandlungsstunde<br />

Praxiskosten durch die geleistete Behandlungszeit im Jahr<br />

ergeben die Kosten je Behandlungsstunde. Diese bilden die<br />

Grundlage der Preiskalkulation des kommenden Jahres. Eine<br />

Woche mit 32 Behandlungsstunden ergibt im Schnitt eine<br />

Summe von rund 1.350 Behandlungsstunden pro Jahr. Denn<br />

Urlaub, Krankheit und Feiertage reduzieren die 52 Jahreswochen<br />

im Schnitt auf 42 Arbeitswochen. Wurden alle Daten<br />

richtig zusammengetragen und verrechnet, steht unter dem<br />

Können Patienten die Mehreinnahmen<br />

erwirtschaften?<br />

Sollte sich bei den Berechnungen zum Beispiel ein moderates<br />

Ziel von einer Umsatzsteigerung von acht Prozent ergeben<br />

haben, müssen diese acht Prozent allein von den Einnahmen<br />

direkt von den Patienten erwirtschaftet werden. Diese<br />

machen im Schnitt grob fünfzig Prozent der Praxiseinnahmen<br />

aus. Das ergibt eine Teuerung von sechszehn Prozent im<br />

Bereich PKV und Zuzahlung. Nicht jeder Patientenstamm wird<br />

eine solche Honorarentwicklung mittragen können. Denn die<br />

Patienten stehen demselben Kaufkraftverlust gegenüber.<br />

Deshalb ist für viele Praxen nur eine Kombination aus Intensivierung<br />

der Arbeit (kürzere Behandlungsdauer) und moderate<br />

Erhöhung der Honorare ein Ausweg.<br />

Kosten für den Lebensunterhalt kürzen<br />

Frei nach dem Grundsatz „Im Einkauf liegt der Gewinn“, gilt<br />

es die Kosten genauer zu betrachten. Hierfür bieten sich auch<br />

die privaten Ausgaben an. Denn diese schlagen doppelt zu<br />

Buche und es verstecken sich oft Posten, deren Kürzung den<br />

alltäglichen Lebensstil nicht zu viele Einschränkungen abfordern.<br />

Investitionen richtig finanzieren<br />

Nicht allen Freiberuflern ist bewusst, dass Tilgungs- und Vermögensaufbau<br />

oft aus dem Gewinn nach der Steuer bezahlt<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


PRAXISMANAGEMENT<br />

59<br />

werden müssen. Denn besonders bei Anschaffungen für die<br />

Praxis steht den Krediten eine Abschreibung in der gleichen<br />

Höhe gegenüber. Die steuerliche Auswirkung der Abschreibung<br />

hat zur Folge, dass besonders am Anfang nach der<br />

Steuer genug Liquidität auf den privaten Konten verbleibt,<br />

um den Kredit zu tilgen. Oft wird aber eine Anschaffung<br />

schneller abgeschrieben als abbezahlt. Fällt der positive Effekt<br />

der Abschreibung weg, wird die private Liquidität zusätzlich<br />

zur Tilgungsrate mit der Einkommensteuer für diese Tilgungsrate<br />

belastet. Dieser Effekt nennt sich Abschreibungsfalle und<br />

kann zu einem chronischen Liquiditätsmangel führen, der sich<br />

meist in einem durchgängig strapazierten und wachsenden<br />

Kontokorrentkredit äußert.<br />

Umfinanzierung<br />

Ein wirksames Mittel dagegen ist eine Umfinanzierung, in der<br />

die Tilgung gestreckt wird und somit die wirtschaftliche Lage<br />

nicht überfordert. Es ist ein probates und den Förderbanken<br />

bekanntes Heilmittel, für das extra Programme aufgesetzt<br />

wurden. Dieses Mittel lässt sich in der aktuellen Situation des<br />

Kaufkraftverlustes anwenden. Sobald eine Kreditübersicht<br />

vorliegt, lassen sich die einzelnen Verträge auf ihre Laufzeit<br />

und Zinssatz priorisieren. Falls die Belastungen aus Zins und<br />

Tilgung nicht mehr tragbar sind, wird die Gesamttilgungsrate<br />

gestreckt. Der akute wirtschaftliche Druck der hohen Inflationsrate<br />

wird über mehrere Jahre verteilt. Der aktuelle Lebensstil<br />

bleibt weitestgehend unberührt.<br />

Viele vermuten, dass diese Lösung allein darin besteht, die<br />

Sorgen in die Zukunft zu verschieben. Die Praxiserfahrungen<br />

sprechen jedoch dagegen. In einigen Fällen lassen sich<br />

durch eine strukturierte Neuordnung der Kreditverpflichtungen<br />

auch erhebliche Kosten einsparen. Denn vielen Krediten<br />

aus den vergangenen Jahrzehnten stehen Finanzprodukte<br />

gegenüber, welche durch die zurückliegende wirtschaftliche<br />

Entwicklung ihre Wirkung verloren haben oder ein hohes<br />

Verlustrisiko in sich bergen.<br />

Neben den angesprochenen Finanzprodukten gehören hier<br />

zusätzlich sämtliche Immobilien auf den Prüfstand. Liegt die<br />

Rendite weit unter der Inflation oder ist das Risiko unverhältnismäßig<br />

hoch, werden die Produkte ausgesetzt oder eine<br />

andere Lösung gefunden. Wichtig ist, dass der finanzielle und<br />

wirtschaftliche Druck so kanalisiert wird, dass der Freiraum<br />

zum bewussten und kontrollierten Wirtschaften bestehen<br />

bleibt. Denn allein ein zufriedenes und loyales Praxisteam<br />

bringt in der aktuellen Zeit mehr Benefits und Rendite als eine<br />

vermeintliche und in den sozialen Medien oft angepriesene<br />

Finanzspekulation.<br />

Richtig zusammengestellt ergibt sich aus den gesammelten<br />

Daten eine einfache und offensichtliche Handlungsempfehlung.<br />

Unser Berichtswesen PraxisNavigation für unsere Mandanten<br />

basiert auf diesen Analysen und hat sich im Alltag<br />

bewährt. Für die Do-it-yourself-Freiberufler sind diese Analysen<br />

schnell selbst umzusetzen. Es bedarf keiner weiteren<br />

Investition, als die Zusammenstellung und Interpretation der<br />

vorliegen Daten aus der Praxissoftware, der Finanzbuchhaltung<br />

und der selbsterstellten Planung.<br />

Allen anderen ist in dieser Zeit zu empfehlen, sich mit den<br />

Steuerberatern und Finanzplanern des Vertrauens zusammen<br />

zu setzen und auf der Grundlage von Vermögensübersicht<br />

eine Analyse zu erstellen und Finanzierungsoptionen<br />

abzuwägen. Das wird nicht ganz ohne Kosten geschehen.<br />

Diese einmalige Investition baut jedoch einer regelmäßig prekären<br />

Liquidität und belastenden wirtschaftlichen Situation<br />

vor.<br />

Selbst wenn die Prüfung am Ende lediglich ergibt, dass man<br />

bereits in den zurückliegenden guten Zeiten für die Not<br />

gespart hat, hat man die Gewissheit den heutigen Veränderungen<br />

beruhigt und souverän begegnen zu können.<br />

Neuordnung von Risiko und Nutzen des<br />

bestehenden Vermögensaufbaus lohnt sich<br />

Kurz: Was damals wie eine Lizenz zum Gelddrucken erschien,<br />

trägt heute kaum noch bis gar nicht zum Vermögensaufbau<br />

bei. Mit Glück ergibt sich hier ein Nullsummenspiel, wenn<br />

nicht gar ein Minus. Wären es Immobilien, würde man sie<br />

als Investitionsruinen bezeichnen. Für dieses Szenario wurde<br />

noch kein Name geschaffen, oft ergibt sich aber folgendes Bild.<br />

Ein gut gemeinter Vermögensaufbau beansprucht die Liquidität<br />

ohne einen sichtbaren Nutzen, belastet aber zusätzlich den<br />

stets strapaziertem Kontokorrentkredit und führt zu unnötigem<br />

wirtschaftlichen Druck auf die Praxis.<br />

Dieses Hamsterrad durchbricht eine neue Einordung von<br />

Risiko und Nutzen des bestehenden Vermögensaufbaus.<br />

Tim Cziongalla<br />

Vorstand<br />

—<br />

Prof. Dr. Bischoff Unternehmensberatung AG<br />

Theodor-Heuss-Ring 26 · 50668 Köln<br />

Tel.: +49 221 9128400<br />

Unternehmensberatung@bischoffundpartner.de<br />

www.bischoffundpartner.de<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


60<br />

STEUERN<br />

© 300194473 - stock.adobe.com<br />

Steuerreform für Photovoltaikanlagen:<br />

Rückwirkende Steuerbefreiung ab 2022<br />

Bei Photovoltaikanlagen gibt es aus steuerlicher Sicht seit einigen Jahren viel Unruhe.<br />

So gut es auch aus ideologischen Gründen sein mag, Strom durch erneuerbare Energien<br />

in das Stromnetz einzuspeisen, so kostenintensiv ist das Vorhaben auch.<br />

Text Daniel Lüdtke, Steuerberater<br />

Wirtschaftlich lohnte sich das in der Vergangenheit oft nur<br />

durch die hohen vom Staat garantierten Einspeisevergütungen.<br />

Diese wurden jedoch immer weiter abgeschmolzen,<br />

sodass sich die Einspeisung oftmals nur durch steuerliche<br />

Vergünstigungen rechnete. Durch Investitionsabzugsbeträge<br />

und Sonderabschreibungen ließen sich einkommensteuerpflichtige<br />

Gewinne in der Anfangsphase meist vermeiden<br />

und stattdessen steuerliche Verluste aus Gewerbebetrieb realisieren.<br />

Diese konnten dann mit den übrigen positiven Einkünften<br />

steuerlich verrechnet werden, um dadurch die eigene<br />

Einkommensteuerlast zu mindern.<br />

Erwirtschaftete die Anlage später dann immer noch keine<br />

Gewinne, musste jedoch eine positive Totalüberschussprognose<br />

her, damit das Finanzamt nachhaltige Verluste überhaupt<br />

steuermindernd anerkannte. Sinn und Zweck einer<br />

solchen Prognose war es zu beweisen, dass mit der Anlage<br />

grundsätzlich überhaupt Gewinne erzielt werden sollen und<br />

das Ganze nicht nur aus Spaß an der Freude, sprich aus privaten<br />

Gründen (Liebhaberei), angeschafft wurde.<br />

Option zur Liebhaberei seit 2021 möglich<br />

Umgekehrt ist es Betreibern kleiner Photovoltaikanlagen<br />

(insgesamt bis 10 kW) und Blockheizkraftwerken (insgesamt<br />

bis 2,5 kW) seit 2021 auch möglich, ganz freiwillig<br />

zur Liebhaberei zu optieren und sich somit von der Pflicht<br />

zur Einreichung einer Einnahmen-Überschuss-Rechnung zu<br />

befreien. Das gilt dann, wenn die Anlage nur auf dem privaten<br />

Grundstück betrieben und der erzeugte Strom neben<br />

der Einspeisung in das öffentliche Stromnetz nur in den zu<br />

eigenen Wohnzwecken genutzten Räumen verbraucht wird.<br />

Einnahmen sind in diesen Fällen nicht zu versteuern, Aufwendungen<br />

wirken sich allerdings auch nicht mehr steuermindernd<br />

aus. Ein gestellter Antrag gilt auch für die Folge-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


STEUERN<br />

61<br />

jahre. Wird jedoch die Anlage vergrößert oder erweitert,<br />

muss dies angezeigt werden.<br />

Rückwirkende Steuerbefreiung ab 2022<br />

Durch das Jahressteuergesetz 2022 wurde nun eine umfassende<br />

Reform auf den Weg gebracht, die rückwirkend ab<br />

dem Jahr 2022 eine Steuerbefreiung für Einnahmen und Entnahmen<br />

beim Betrieb bestimmter Photovoltaikanlagen einführt.<br />

Auch eine Gewinnermittlung ist in diesen Fällen nicht<br />

mehr erforderlich. Dies gilt für:<br />

• Photovoltaikanlagen auf, an oder in Einfamilienhäusern<br />

einschließlich Nebengebäuden (zum Beispiel Garage,<br />

Carports) oder nicht Wohnzwecken dienenden Gebäuden<br />

(zum Beispiel Gewerbeimmobilie) vorhandenen Photovoltaikanlagen<br />

mit einer installierten Bruttoleistung laut<br />

Marktstammdatenregister von bis zu 30kW (peak) und<br />

• Photovoltaikanlagen auf, an oder in sonstigen Gebäuden<br />

(Mehrfamilienhäuser, gemischt genutzte Gebäude) vor<br />

handenen Photovoltaikanlagen mit einer installierten Brut<br />

toleistung laut Marktstammdatenregister von bis zu 15kW<br />

(peak) je Wohn- oder Gewerbeeinheit.<br />

Insgesamt darf die Leistung maximal 100kW (peak) pro Steuerpflichtigen<br />

oder pro Mitunternehmerschaft betragen. Die<br />

Steuerbefreiung gilt auch unabhängig von der Verwendung<br />

des erzeugten Stroms. Sie gilt also auch, wenn der Strom vollständig<br />

in das öffentliche Netz eingespeist, teilweise im Haushalt<br />

bzw. zum Aufladen des privaten oder betrieblich genutzten<br />

E-Autos verbraucht oder von Mietern genutzt wird.<br />

Gefahr der gewerblichen Abfärbung<br />

bei Zahnärzten gebannt<br />

Äußerst positiv ist dabei zu sehen, dass es bei vermögensverwaltenden<br />

Personengesellschaften und bei Gesellschaften<br />

mit freiberuflichen beziehungsweise selbständigen<br />

Tätigkeiten wie der des Zahnarztes durch den Betrieb einer<br />

begünstigten Photovoltaikanlage künftig nicht mehr zu einer<br />

gewerblichen Infektion der Einkünfte kommt. Ein echter<br />

Nachteil der Reform ist hingegen, dass aus dem Betrieb einer<br />

Photovoltaikanlage auch keine steuerlichen Verluste mehr<br />

erzielt werden können, die sich mit positiven Einkünften verrechnen<br />

lassen, um die Steuerlast zu reduzieren.<br />

Umsatzsteuerlicher Null-<br />

Steuersatz seit Januar 20<strong>23</strong><br />

Umsatzsteuerlich wurde zum Januar 20<strong>23</strong> ein neuer Steuersatz<br />

von 0 Prozent eingeführt. Dieser gilt für alle Lieferungen<br />

von Solarmodulen an den Betreiber einer Photovoltaikanlage,<br />

einschließlich der Stromspeicher, wenn die Photovoltaikanlage<br />

auf oder in der Nähe von Privatwohnungen, Wohnungen<br />

sowie bestimmten öffentlichen Gebäuden installiert wird<br />

sowie für die Installation. Die Voraussetzungen gelten als<br />

erfüllt, wenn die Leistung der Photovoltaikanlage nicht mehr<br />

als 30kW (peak) beträgt. Für den leistenden Unternehmer<br />

bleibt durch den Null-Steuersatz der Vorsteuerabzug erhalten.<br />

Der Betreiber der Photovoltaikanlage (Zahnarzt) kann<br />

hingegen auch mit einer Option zur Umsatzsteuer keine Vorsteuer<br />

mehr abziehen, da es ja keine Belastung mit Umsatzsteuer<br />

mehr gibt.<br />

Eigenverbrauch und eingespeister<br />

Strom ist umsatzsteuerpflichtig<br />

Unabhängig von der ertragsteuerlichen Behandlung unterliegen<br />

die Einnahmen aus der Photovoltaikanlage grundsätzlich<br />

der Umsatzsteuer. Allerdings ist regelmäßig die sogenannte<br />

Kleinunternehmerregelung anzuwenden. Davon ist auszugehen,<br />

wenn der Betreiber der Photovoltaikanlage aus all<br />

seinen unternehmerischen Tätigkeiten Umsätze von nicht<br />

mehr als 22.000 Euro im Vorjahr und voraussichtlich nicht<br />

mehr als 50.000 Euro im laufenden Jahr erzielt. In diesem<br />

Fall wird weder auf den eingespeisten, noch auf den selbst<br />

genutzten Strom Umsatzsteuer erhoben. Zahnärzte müssen<br />

allerdings dabei beachten, dass für die Prüfung der Umsatzgrenzen<br />

die Umsätze aus der Anlage mit den Umsätzen aus<br />

der freiberuflichen Tätigkeit zusammenzurechnen sind. Bei<br />

Überschreiten der Kleinunternehmergrenzen und entsprechenden<br />

umsatzsteuerpflichtigen Gesundheitsleistungen<br />

(IGeL, zahnärztliches Eigenlabor) sind somit auch die Stromeinspeisungen<br />

weiterhin umsatzsteuerpflichtig. Lediglich<br />

beim privat entnommenen Strom kommt es mangels Vorsteuerabzug<br />

nicht zu einer umsatzsteuerpflichtigen unentgeltlichen<br />

Wertabgabe.<br />

Tipp: Beim Betrieb einer Photovoltaikanlage ist schon vor der<br />

Errichtung steuerlich vieles zu beachten. Sprechen Sie uns an,<br />

wenn Sie planen, mit einer Anlage Strom zu erzeugen und<br />

einzuspeisen. Wir beraten Sie gern!<br />

Daniel Lüdtke<br />

Steuerberater im ETL ADVISION-Verbund<br />

aus Pirna, Fachberater für den Heilberufebereich<br />

(IFU/ISM gGmbH), spezialisiert auf<br />

die Beratung von Zahnärzten<br />

—<br />

ADMEDIO<br />

Steuerberatungsgesellschaft mbH<br />

Niederlassung Pirna<br />

Tel.: +49 035 01 56 <strong>23</strong>0<br />

E-Mail: admedio-pirna@etl.de<br />

www.steuerberater-zahnaerzte-pirna.de<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


62<br />

ZAHNZUSATZVERSICHERUNG<br />

© proDente<br />

Implantate: Kostenübernahme der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

Zahnlücken im sichtbareren Bereich des Gebisses sind in der Gesellschaft nicht nur aus optischen und<br />

kosmetischen Beweggründen ungern gesehen, sondern bergen in der Regel auch aus medizinischer<br />

Sicht Risiken. Hochwertiger und dauerhafter Zahnersatz ist zum Beispiel durch Implantate möglich. Die<br />

Kostenerstattung - explizit für Implantate - ist von der gesetzlichen Krankenkasse nicht vorgesehen. Es wird<br />

hier der Festzuschuss für eine „Zahnbegrenzte Lücke mit einem fehlenden Zahn“ bezahlt. Dieser beträgt im<br />

Jahr 20<strong>23</strong> 487,04 Euro (ohne Bonus), maximal 811,74 Euro (Härtefall-Regelung). Die Eigenbeteiligungen von<br />

gesetzlich Versicherten liegt dadurch häufig über 2.000 Euro je Implantat. Da diese hochwertige Versorgung<br />

für viele Patienten langfristig sinnvoll ist und von Seiten der gesetzlichen Krankenkasse in diesem Bereich keine<br />

spürbare Erhöhung der Zuschüsse zu erwarten ist, sollte das Thema Zahnzusatzversicherung auf der Agenda<br />

einer jeden Zahnarztpraxis stehen, die sich mit Implantaten in der täglichen Arbeit auseinandersetzt.<br />

Text Alexander Mint<br />

Implantate aus Sicht der privaten Versicherer<br />

Private Zahnzusatzversicherung auf hohem Leistungsniveau<br />

stören sich nicht an der Selbstbeteiligung für Implantate. Es<br />

können alle medizinisch notwendigen zahnärztlichen Leistungen<br />

in eine Zusatzversicherung integriert werden, sodass<br />

dann der Gesamtrechnungsbetrag zu 80 bis 100 Prozent<br />

übernommen werden. Die Höhe der Zuschüsse der gesetzlichen<br />

Krankenkasse ist dabei das kalkulatorische Risiko des<br />

privaten Versicherers.<br />

Die Patienten bezahlen die Eigenbeteiligung des jeweils abgeschlossenen<br />

Tarifs (bei 80 Prozent Tarifen bezahlt der Patient<br />

20 Prozent des Rechnungsbetrags, bei 90 Prozent Tarifen dann<br />

entsprechend 10 Prozent). Wichtig zu beachten ist, dass nicht<br />

jede Zahnzusatzversicherung diese Qualitätskriterien erfüllt.<br />

Neben Tarifen, welche nur den Festzuschuss der Kasse verdoppeln<br />

oder explizit für Implantate eine maximale Erstattung<br />

von beispielsweise 40 Prozent vorsehen, können auch<br />

hochwertige Tarife mit Sonderregelungen für Implantate ausgestattet<br />

sein. So gibt es Anbieter, welche in den Versicherungsbedingungen<br />

eine maximale Anzahl an Implantaten für<br />

die gesamte Laufzeit versichert haben, dann ist beispielsweise<br />

nach dem 4. ersetzen Zahn durch ein Implantat anschließend<br />

kein Versicherungsschutz mehr gewährleistet. Außerdem<br />

können Kosten für Knochenaufbau ausgeschlossen sein, dies<br />

findet sich häufig in schon längerer Zeit bestehenden Verträ-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


ZAHNZUSATZVERSICHERUNG<br />

63<br />

gen wieder. Es empfiehlt sich, eine individuelle Prüfung des<br />

Versicherungsschutzes rechtzeitig vorzunehmen.<br />

Sofort-Schutz-Maßnahme und eine unabhängige Beratung<br />

hinzuweisen, ist in jedem Fall sinnvoll.<br />

Zahnzusatzversicherungen für Implantatleistungen:<br />

Worauf geachtet werden sollte.<br />

Grundsätzlich gilt: Fragt der Versicherer bei Antragstellung<br />

nicht nach fehlenden Zähnen, so sind die bei Vertragsbeginn<br />

fehlenden Zähne dauerhaft nicht mitversichert. Mittlerweile<br />

gibt es mehrere Anbieter am deutschen Markt, die – maximal<br />

– einen fehlenden Zahn mitversichern, insofern der Ersatz vor<br />

Vertragsbeginn noch nicht angeraten ist. Hierbei ist wichtig,<br />

dass weder ein Provisorium gesetzt wurde, noch eine<br />

Behandlung aus medizinischer Sicht kurz oder mittelfristig<br />

empfohlen ist.<br />

Aufgrund der hohen Eigenbeteiligungen bei Implantaten ist<br />

es empfehlenswert, für dieses Thema frühzeitig vorzusorgen.<br />

Private Zahnzusatzversicherungen haben eine sogenannte<br />

Zahnstaffel integriert. Dies sind absolute Höchstgrenzen für<br />

die Erstattungen in den ersten Jahren. Beispielsweise: 1.000<br />

Euro im ersten Jahr, 2.000 Euro im zweiten Jahr. Diese Grenzen<br />

ziehen sich über 3 bis 4 Jahre nach Abschluss und sollten<br />

nach Möglichkeit zu Beginn der implantologischen Behandlung<br />

bereits verstrichen sein.<br />

Vorteile auf einen Blick:<br />

· bis zu 100 Prozent Kostenerstattung – diese Variante kostet<br />

am meisten<br />

· Zahnreinigungen werden bezahlt – oft ist dadurch ein großer<br />

Anteil Jahresbeitrag wieder reingeholt<br />

· privatärztliche Rechnungen werden bezahlt – Behandlungen<br />

auf Privatpatientenniveau werden erstattet<br />

· auch bereits angeratene Behandlungen können versichert werden<br />

– kostet aber oft mehr durch Risikoaufschläge<br />

Wichtige Hinweise auf einen Blick:<br />

· Gesundheitsfragen bei Abschluss – ohne Gesundheitsfragen<br />

gibt es meist sehr viele Ausschlüsse bei Behandlungen<br />

· Zahnversicherung sollte entsprechend des aktuellen Zahnstatus<br />

gesucht werden – dafür brauchen Sie unabhängige Experten<br />

· vorsorglich abschließen, erspart höhere Beiträge oder<br />

Komplikationen - keine Risikoaufschläge, keine Ausschlüsse<br />

Fehlende Zähne versichern<br />

Nicht immer haben Patientinnen und Patienten bei Vorlage des<br />

Heil- und Kostenplanes für den Ersatz von fehlenden oder zu<br />

ziehenden Zähnen bereits die passende Zahnzusatzversicherung<br />

parat. Mittlerweile bieten zwei Versicherer am deutschen<br />

Markt die Möglichkeit, bis zu drei fehlende Zähne mitzuversichern<br />

- auch bei bereits geplanter oder angeratener Behandlung.<br />

Das kostet natürlich extra. Der monatliche Beitrag wird<br />

um einen Risikozuschlag erhöht. Diese Verträge laufen mindestens<br />

24 Monate. Ihre Patientinnen und Patienten auf diese<br />

Alexander Mint<br />

to:dent-ta GmbH<br />

—<br />

Dornierstr. 30<br />

73730 Esslingen<br />

Tel.: +49 711 69 306 435<br />

www.todentta.de<br />

Anzeige<br />

to:dent.ta<br />

Top Dental Tarif<br />

Praxisstempel<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


64<br />

AKADEMIE<br />

Update Parodontologie-20<strong>23</strong><br />

In der Parodontologie ist aktuell einiges<br />

los: Neue Klassifikation, neue<br />

Leitlinien und seit Juli 2021 auch eine<br />

neue Parodontitis-Richtlinie, nach der<br />

gesetzlich versicherte Patientinnen und<br />

Patienten umfassend und entsprechend<br />

dem aktuellen Wissensstand versorgt<br />

werden können. Das heißt auch: Nie<br />

war ein kompakter Update-Kurs in der<br />

Parodontologie wichtiger als heute! Im<br />

Fokus des Nachmittagskurses liegt die<br />

Darstellung eines modernen parodontalen<br />

Behandlungskonzepts für die Praxis,<br />

natürlich „richtlinien- und leitlinienkonform“.<br />

Dabei sollen auch adjuvante<br />

Therapieverfahren, chirurgische Verfahren<br />

sowie die Durchführung und Organisation<br />

der UPT beleuchtet werden.<br />

Zahlreiche Fallbeispiele, Produkt- und<br />

Gerätevorstellungen sowie ausreichend<br />

Zeit für Diskussionen runden den Nachmittag<br />

ab.<br />

Aus dem Kursinhalt:<br />

• Update parodontales Behandlungskonzept<br />

• Update Klassifikation der parodontalen<br />

Erkrankungen<br />

• Aktuelle Leitlinien in der Parodontologie<br />

• Die neue PAR-Richtlinie<br />

• Update manuelle und maschinelle<br />

Instrumentation<br />

• Adjuvantien in der Parodontitistherapie:<br />

Indikation, Wirkstoffe, sinnvoller<br />

Einsatz<br />

• Fallvorstellungen<br />

Referent:<br />

Dr. Steffen Rieger<br />

MSc., Reutlingen<br />

Datum:<br />

10. Mai 20<strong>23</strong> 14:00 - 20:00 Uhr<br />

Veranstaltungsort:<br />

ZFZ Stuttgart, Herdweg 50,<br />

70174 Stuttgart<br />

Zur Online<br />

Anmeldung:<br />

Schnitt- und Nahttechniken in der<br />

Oralchirurgie -Kompakt-<br />

Kursinhalt:<br />

• Grundlagenwissen, Instrumentenkunde<br />

• Schnittführungen bei Weisheitszähnen,<br />

WSR und einfache Parodontal<br />

chirurgie (Papilla preservation flaps,<br />

Access flap, Keilexzision)<br />

• Nahttechniken: Verschluss- und Entlastungsnähte,<br />

Einzelknopfnaht, Matratzennähte,<br />

fortlaufende Nähte<br />

• Praktische Übungen<br />

• Rekapitulation/Refresh<br />

• Fallbesprechung/Misserfolge/Probleme<br />

Schnittführungen für die Parodontalchirurgie<br />

und Implantologie<br />

– koronaler Verschiebelappen,<br />

Methoden<br />

der Rezessionsdeckung, Zugänge/<br />

Lappendesign für die Implantatchirurgie<br />

und Implantatfreilegung<br />

• Aufhängungsnähte, Periostnähte<br />

• Übungen am Schweinekiefer<br />

Referent:<br />

Oralchirurg<br />

Dr. Dirk Heering,<br />

Stuttgart<br />

Datum:<br />

25. März 20<strong>23</strong> 9:00 - 16:00 Uhr<br />

Veranstaltungsort:<br />

ZFZ Stuttgart, Herdweg 50,<br />

70174 Stuttgart<br />

Zur Online<br />

Anmeldung:<br />

Weitere Informationen und Anmeldung<br />

ZFZ Stuttgart<br />

› Herdweg 50<br />

› 70174 Stuttgart<br />

› Tel.: +49 711 227 160<br />

› E-Mail: kurs@zfz-stuttgart.de<br />

› www.zfz-stuttgart.de/zfz-kurse/<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


AKADEMIE<br />

65<br />

Das klinisches Online-Symposium "The heart of the matter" beleuchtete den Zusammenhang von Parodontitis und kardiovaskulären Erkrankungen.<br />

TePe Share 20<strong>23</strong><br />

Nachhaltigkeit, Spezialzahnbürsten,<br />

Interdentalreinigung – neue Webinare<br />

rund um die Mundgesundheit<br />

Nach knapp zwei Jahren ist TePe Share<br />

mittlerweile eine beliebte Anlaufstelle<br />

für zahnmedizinisches Fachpersonal, um<br />

sich in Sachen Mundgesundheit weiterzubilden<br />

und zu informieren. Auch in<br />

20<strong>23</strong> wird die Wissensplattform weiter<br />

mit Leben gefüllt – mit neuen praxisnahen<br />

Webinar-Terminen zur gesunden<br />

Mundhygiene. Einige Webinare werden<br />

zudem mit einem Fortbildungspunkt<br />

bewertet.<br />

Neue Webinare in 20<strong>23</strong><br />

Am 29. und 30. März 20<strong>23</strong> dreht sich<br />

alles um den Zusammenhang zwischen<br />

Parodontitis und Diabetes. The Economist<br />

Intelligence Unit (EIU) – „Zeit,<br />

Zahnfleischerkrankungen ernst zu nehmen:<br />

The societal and economic impact<br />

of periodontitis" (Die gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Auswirkungen der<br />

Parodontitis – in Englisch) nennt als eine<br />

ihrer vier Hauptempfehlungen, dass eine<br />

bessere Integration der zahnärztlichen<br />

und allgemeinen Gesundheitsversorgung<br />

erforderlich ist. Integrierte Behandlungspfade<br />

sind jedoch noch eine Seltenheit.<br />

Ziel des Webinars ist es deshalb,<br />

Zahnärzte, die Patienten mit Diabetes<br />

betreuen, zu ermutigen, sich in interprofessionelle<br />

Teams einzubringen, um eine<br />

gemeinsame Betreuung zu ermöglichen<br />

und so die Therapie von Parodontalerkrankungen<br />

zu verbessern.<br />

Bisher stehen weitere vier deutschsprachige<br />

Webinartermine fest, bei denen<br />

Teilnehmer auch jeweils einen CME-<br />

Punkt erwerben können:<br />

• 12. April 20<strong>23</strong>: Wir haben was gegen<br />

Biofilm – Interdentalreinigung zwischen<br />

Wissenschaft, Wunsch und<br />

Wirklichkeit (1 CME-Punkt) – Online,<br />

18 Uhr, 60 Minuten<br />

• 14. Juni 20<strong>23</strong>: Weiße Zähne, grünes<br />

Gewissen? Wie mehr Nachhaltigkeit<br />

in Praxis und Klinik gelingt (1 CME-<br />

Punkt) – Online, 18 Uhr, 60 Minuten<br />

• 20. September 20<strong>23</strong>: Auf den Zahn<br />

gefühlt – Beobachtungen, Fakten<br />

und Empfehlungen rund um Handzahnbürsten<br />

(1 CME-Punkt) – Online,<br />

18 Uhr, 60 Minuten<br />

• 8. November 20<strong>23</strong>: Risikogebiet<br />

Interdentalraum? Diabetespatienten<br />

und ihre zahnmedizinischen Herauforderungen<br />

(1 CME-Punkt) – Online,<br />

18 Uhr, 60 Minuten<br />

Im Laufe des Jahres sind weitere Webinare<br />

geplant. Alle Termine sind mit<br />

regelmäßigen Updates auf TePe Share<br />

zu finden. Hier ist ebenso die Anmeldung<br />

möglich: https://www.tepe.com/<br />

de/tepe-share/webinare/<br />

Termin verpasst? Klinisches Symposium<br />

online abrufbar<br />

Ende letzten Jahres fand auf TePe Share<br />

neben zahlreichen Webinaren auch das<br />

internationale klinische Online-Symposium<br />

„The heart of the matter“ statt,<br />

das den Zusammenhang von Parodontitis<br />

und kardiovaskulären Erkrankungen<br />

beleuchtete. Das multidisziplinäre<br />

Referententeam – eine Kardiologin,<br />

ein Parodontologe und eine Dentalhygienikerin<br />

– diskutierte Vergangenheit,<br />

Gegenwart und die mögliche Zukunft<br />

der Versorgung von Patienten mit kardiovaskulären<br />

Erkrankungen und Parodontitis.<br />

Das Symposium fand großen<br />

Anklang und konnte den begeisterten<br />

Teilnehmenden Aktuelles, Beruhigendes<br />

und Inspirierendes für die tägliche Praxis<br />

vermitteln, in der Zahnärzte immer mehr<br />

Patienten mit komplexer medizinischer<br />

Vorgeschichte begegnen. Für alle, die<br />

den Termin verpasst haben, gibt es gute<br />

Nachrichten: Die Veranstaltung ist»<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


66<br />

AKADEMIE<br />

IDS 20<strong>23</strong> – TePe ist dabei<br />

TePe Share, die Anlaufstelle für zahnmedizinisches Fachpersonal, um sich in Sachen Mundgesundheit weiterzubilden,<br />

wird auch in 20<strong>23</strong> neue praxisnahe Webinar-Termine bieten – einige Webinare werden zudem mit einem Fortbildungspunkt<br />

bewertet<br />

Das klinische Online-Symposium "The heart of the matter" ist jetzt online abrufbar und kann nachträglich angesehen werden.<br />

Die untertitelte Aufzeichnung des Symposiums finden interessierte Dentalteams auf TePe Share.<br />

TePe ist – mit Ausnahme der Pandemiejahre<br />

– seit 1999 auf der IDS vertreten<br />

und wird auch in diesem Jahr<br />

an der dentalen Leitmesse teilnehmen:<br />

vom 14. bis 18. März 20<strong>23</strong> in Köln. Die<br />

Messe stellt für das Unternehmen eine<br />

einzigartige und wichtige Plattform<br />

dar, um mit Besuchern und Kunden in<br />

den persönlichen Austausch zu treten.<br />

Interessierte dürfen sich auf spannende<br />

Neuerungen der Schweden freuen. Zu<br />

finden sein wird TePe in Halle 5.2 an<br />

Stand B010/C011.<br />

Übrigens …<br />

… auch neu in 20<strong>23</strong>: TePe und die<br />

Schwedische Gesellschaft für Parodontologie<br />

und Implantologie, eine der<br />

angesehensten Fachgesellschaften in<br />

der Zahnmedizin, setzen sich ab sofort<br />

gemeinsam für die gute Sache ein – und<br />

kündigen eine Allianz zur Stärkung des<br />

Bewusstseins für die Mundgesundheit<br />

an. Angetrieben von ihrer gemeinsamen<br />

Vision einer guten Mundgesundheit,<br />

deren präventive Basis die Interdentalreinigung<br />

ist, werden die Partner<br />

bei der Förderung gesunder Routinen<br />

und deren Rolle bei der Prävention und<br />

Therapie parodontaler und periimplantärer<br />

Erkrankungen zusammenarbeiten<br />

und die weltweite Aufklärung weiter<br />

voranbringen.<br />

Allianz TePe und Schwedische Gesellschaft für Parodontologie<br />

und Implantologie<br />

Klinisches Online-Symposium "The heart of the matter": Ein multidisziplinäres Referententeam diskutierte Vergangenheit,<br />

Gegenwart und die mögliche Zukunft der Versorgung von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und Parodontitis.<br />

jetzt online abrufbar und kann nachträglich<br />

angesehen werden. Die untertitelte<br />

Aufzeichnung des Symposiums<br />

finden interessierte Dentalteams hier:<br />

https://www.tepe.com/de/tepeshare/webinare/<br />

Weitere Informationen und Anmeldung<br />

TePe D-A-CH GmbH<br />

› Langenhorner Chaussee 44a, 2<strong>23</strong>35 Hamburg<br />

› Tel.: +49 40 570 1<strong>23</strong>-0<br />

› Fax.: +49 40 570 1<strong>23</strong>-190<br />

› E-Mail: kontakt@tepe.com<br />

› www.tepe.com<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 20<strong>23</strong>


VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

Die nächste Ausgabe erscheint am<br />

27. April 20<strong>23</strong> mit folgenden Themen *<br />

© proDente<br />

© stock.adobe.com<br />

© pikselstock - stock.adobe.com<br />

Dossier – Parodontologie<br />

Personalmanagement<br />

Das Vorstellungsgespräch:<br />

Teil III „Körpersprache und Persönlichkeitstypen“<br />

Klinische Erprobung<br />

Zweiter Erfahrungsbericht mit Venus Bulk Flow ONE<br />

... und vielen weiteren interessanten Beiträgen<br />

*Die Redaktion behält sich Änderungen der Themen und Termine vor.<br />

HERAUSGEBER / VERLAG<br />

Barometer Verlagsgesellschaft mbH<br />

Brahestraße 16 · D-04347 Leipzig<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Uwe Bräutigam<br />

JURISTISCHE BERATUNG<br />

RA Jens Mauchnik (Leipzig)<br />

ZAHNMEDIZINISCHE BERATUNG<br />

Dr. med. dent. Rasmus Sperber,<br />

M.Sc. (Leipzig)<br />

HRB (LEIPZIG) 22482<br />

ISSN 1863 – 2858<br />

KONTAKT<br />

TELEFON +49 341 <strong>23</strong>1 032-0<br />

FAX +49 341 <strong>23</strong>1 032-11<br />

E-MAIL info@barometer-verlag.de<br />

redaktion@barometer-verlag.de<br />

VERLAGS-/REDAKTIONSLEITUNG<br />

Uwe Bräutigam (V.i.S.d.P.)<br />

TELEFON +49 341 <strong>23</strong>1 032-0<br />

E-MAIL info@barometer-verlag.de<br />

REDAKTIONSASSISTENZ<br />

Carmen Zimmermann<br />

Telefon +49 341 <strong>23</strong>1 032-14<br />

E-MAIL zimmermann@barometer-verlag.de<br />

LAYOUT UND GESTALTUNG<br />

Isabel Berger, Melanie Kluge, Katharina Simonson<br />

DRUCK<br />

MÖLLER PRO MEDIA ® GmbH,<br />

Zeppelinstraße 6 · D-16356 Ahrensfelde<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

Das Dental Barometer erscheint 20<strong>23</strong> mit 6 Ausgaben<br />

in Deutschland. Es gilt die Mediadaten Preisliste<br />

Nr. 18 vom 01.01.20<strong>23</strong>. Es gelten die allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen der Barometer Verlagsgesellschaft<br />

mbH.<br />

ABONNEMENT<br />

Der Bezugspreis je Ausgabe beträgt € 5,60 zzgl. ges.<br />

MwSt. und Versandkosten. Der Jahresabonnementpreis<br />

beträgt derzeit (6 Ausgaben) jährlich € 33,60 zzgl.<br />

ges. MwSt. und Versandkosten. Das Jahresabonnement<br />

verlängert sich stillschweigend um ein weiteres<br />

Jahr, sollten Sie es nicht bis vier Wochen vor<br />

Ablauf schriftlich gekündigt haben. Der Gesamtbetrag<br />

eines Abonnements wird im Voraus in<br />

Rechnung gestellt.<br />

VERLAGS-/URHEBERRECHT<br />

Das Dental Barometer ist eine eingetragene<br />

Marke der Barometer Verlagsgesellschaft mbH.<br />

Sämtliche darin enthaltenen Beiträge sowie<br />

Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Verviel fältigungen jeglicher Art (auch außerhalb<br />

Deutschlands) sind untersagt und straf bar. Ein Nach-<br />

druck, auch auszugsweise, darf nur mit Genehmigung<br />

und schriftlicher Bestätigung des Ver lages<br />

vorgenommen werden. Einsendungen und deren<br />

Veröffentlichung an die Redak tion des Verlages<br />

und deren Autoren wird das Einverständnis zur<br />

Veröffentlichung auch nur teilweise vorausgesetzt.<br />

Für unverlangt eingesandte Manu skripte,<br />

Beiträge o. Ä. über nimmt der Verlag keinerlei<br />

Haftung. Veröffentlichungen geben die Auffassung<br />

der Verfasser wieder, müssen jedoch<br />

nicht die Meinung des Verlages wiedergeben.<br />

Gekennzeichnete Anzeigen, Herstellerinformationen<br />

u. Ä. befinden sich außerhalb der Verantwortung<br />

des Verlages. Hierfür wird keine Gewähr<br />

übernommen. Eine Haftung für Folgen aus unrichtigen<br />

bzw. fehlerhaften Darstellungen wird in<br />

jedem Fall ausgeschlossen.<br />

Der Gerichtsstand ist Leipzig.<br />

BEILAGEN DIESER AUSGABE<br />

Zantomed Flyer (Vollauflage)<br />

MITGLIED DER<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 1 I 2020

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