Verbandsgemeinde - Landkreis Kaiserslautern
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Dr. Rose Götte<br />
Staatsministerin a. D.<br />
„Wer nicht den Mut hat, sich gelegentlich<br />
auch unbeliebt zu machen, sollte gar nicht erst<br />
versuchen, frauenpolitisch tätig zu werden.“<br />
Herzlichen Glückwunsch zum 20-jährigen Jubiläum der Gleichstellungsstelle! Viele waren<br />
beteiligt, um dieses Amt einzurichten und lebendig zu erhalten, aber einen ganz besonderen<br />
Anteil daran haben Sie, Frau Schlosser, mit Ihrem unermüdlichen und kreativen Engagement<br />
für die Gleichstellung von Frau und Mann.<br />
Ich selbst habe mich erst 1994 beruflich mit den Gleichstellungsstellen befasst. Das kam so:<br />
Als Kurt Beck von Rudolf Scharping das Amt des Ministerpräsidenten übernahm, wollte er<br />
zeigen, dass notwendige Sparmaßnahmen nicht nur von den Bürgern im Land, sondern<br />
auch von der Regierung erwartet werden dürfen. Zwei Ministerien, die bis dahin eigenständig<br />
gearbeitet hatten, wurden aufgelöst und deren Aufgaben anderen Ministerien übertragen.<br />
So war ich plötzlich für Kultur, Jugend, Familie und Frauen zuständig. Ich war dankbar, dass<br />
das Frauenreferat weiterhin von der früheren Frauenministerin Jeanette Rott-Otte geleitet<br />
wurde, die mir als Staatssekretärin zur Seite stand.<br />
Bei vielen Frauenverbänden löste diese Entscheidung des Ministerpräsidenten massive Kritik<br />
aus. Sie sahen in der Auflösung eines eigenständigen Frauenministeriums eine Geringschätzung<br />
der Gleichstellungsaufgaben und befürchteten, das Thema Frauendiskriminierung<br />
würde von nun an von anderen politischen Aufgaben überlagert und verdrängt werden.<br />
Ich glaube, das Gegenteil war der Fall. Durch die enge Verbindung mit anderen Aufgabenfeldern<br />
wurde das realisiert, was später unter Gender Mainstreaming propagiert wurde: Dass<br />
nämlich bei jeder Entscheidung, die irgendwo getroffen wird, immer auch danach gefragt<br />
wird, wie sich diese Regelung denn geschlechtsspezifisch auf Männer und Frauen auswirken<br />
würde. Wenn eine Unterführung geplant wird, wenn Ganztagsschulen organisiert werden,<br />
wenn Stellen ausgeschrieben werden: Was hat Frau, was hat Mann davon?<br />
Unsere Hauptaufgabe bestand darin, alle Statistiken auch geschlechtsspezifisch zu hinterfragen.<br />
Dabei stellte sich z. B. heraus, wie erschreckend gering die Zahl der Frauen in Führungspositionen<br />
immer noch ist. Familie und Beruf – eine Selbstverständlichkeit für Väter,<br />
aber keinesfalls für Mütter, wenn es um Leitungsaufgaben geht. Ein Thema, von dem die<br />
Männer „die Nase voll“ haben, das aber immer wieder angesprochen werden muss.<br />
Oder das Thema Mentoring: Während es bei Männern die verschiedensten Seilschaften (wie<br />
z. B. akademische Verbindungen) gibt für die Einstellung von Nachwuchskräften, fangen<br />
Frauen erst an, durch bewusste Unterstützung gezielt Frauen zu fördern.<br />
Zusammen mit Frau Staatssekretärin Rott-Otte und der sehr engagierten Abteilung „Gleichstellung“<br />
im Ministerium haben wir versucht, mit freundlichem Charme, aber unerbittlicher<br />
Hartnäckigkeit das Thema Gleichstellung in die Gesetzgebung einzubringen. Das begann mit<br />
der Sprache („Der Richter nimmt seinen Mutterschaftsurlaub“) und organisierte sich im<br />
Netzwerk der Gleichstellungsbeauftragten in den Kommunen.<br />
Mit meinem Ausscheiden aus dem Ministerium waren wir noch lange nicht am Ziel, aber wir<br />
konnten den Stab ohne ihn fallen zu lassen weitergeben. Das wünsche ich auch allen, die<br />
heute den Geburtstag der Gleichstellungsstelle feiern.<br />
Dr. Rose Götte<br />
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