Königswinterer Notizen - AZK
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soziale Katholizismus die marktwirtschaftliche Ordnung grundsätzlich anerkennen,<br />
diese jedoch durch eine angemessene Arbeits- und Sozialpolitik<br />
flankieren wollen, ein Konzept, das in der Enzyklika „Quadragesimo anno:<br />
Über die gesellschaftliche Ordnung“ Pius’ XI. (1931) weiter entfaltet wurde.<br />
In diesem Rundschreiben erfährt der Sozialismus kommunistischer Prägung<br />
eine entschiedene Absage, da dessen klassenkämpferische Haltung mit dem<br />
christlichen Weltbild unvereinbar sei. 13) Damit waren ökonomisch und<br />
politisch durch die katholische Soziallehre wichtige Fronten gegenüber dem<br />
Kapitalismus und dem Sozialismus abgesteckt.<br />
Christentum, Sozialismus und Soziale Frage<br />
Angesichts der außerordentlichen Bedingungen nach der Kapitulation 1945<br />
vertrauten die Christlich-Sozialen auf ein auskömmliches Verhältnis mit<br />
den Sozialdemokraten. Man hielt die Zeiten des antikirchlichen und antichristlichen<br />
Freidenkertums, das im 19. Jahrhundert viele katholische Arbeiter<br />
von der SPD abgestoßen hatte und das man als wichtigsten Grund<br />
für eine eigenständige christlich-soziale Bewegung vor 1933 ansehen kann,<br />
für weitgehend überlebt. Was zu einem Gesinnungswandel sozialistischer<br />
Gewerkschaftskollegen gegenüber dem religiösem Denken und christlichen<br />
Wertbegründungen sicherlich beigetragen hat, waren die Erfahrungen des<br />
Nationalsozialismus, unter dem in Konzentrationslagern und Zuchthäusern<br />
christliche und sozialdemokratische Gewerkschafter zusammen mit anderen<br />
ehemaligen Politikern des demokratischen Par teienspektrums der<br />
Weimarer Republik gelitten hatten. 14) Viele Politiker und Gewerkschafter<br />
aus SPD, Zentrum und liberalen Parteien zahlten ihren Widerstand gegen<br />
den Nationalsozialismus mit dem Tod. Allerdings bleiben auch nach 1945<br />
Ressentiments gegenüber dem Christentum und der christlich-sozialen und<br />
-demokratischen Bewegung in Teilen des sozialistischen und sozialdemokratischen<br />
Spektrums weiterhin bestehen.<br />
Grundlagen der Einheitsgewerkschaft<br />
Wichtigste Basis für die Gründung der Einheitsgewerkschaft nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg war die sogenannte Charta des „Führerkreises der Verei-<br />
Die christlich- demokratische Arbeitnehmerschaft und der DGB | <strong>Königswinterer</strong> <strong>Notizen</strong><br />
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