Königswinterer Notizen - AZK
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Die CDA und die Christlich-Sozialen stehen in der Tradition der<br />
christlichen, vor allem der katholischen Sozialbewegung, die in den 1830er<br />
Jahren mit der Gründung karitativer, sozialer Verbände und Arbeiterver eine<br />
und dem sozialpolitischen und sozialethischen Engagement katholischer<br />
Geistlicher und Laien ihren Anfang nahm. Bedeutende katholische Sozialreformer<br />
waren Franz Baader, Franz Joseph Buß, Pfarrer Adolf Kolping und<br />
Bischof Wilhelm von Ketteler, die – teilweise schon vor dem Kommunistischen<br />
Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels (1848) – auf die Soziale<br />
Frage und die Arbeiterfrage verwiesen und die Bildung von Arbeiterassoziationen<br />
forderten.<br />
Selbstredend hatten auch die evangelischen Sozialethiker wie Johann<br />
Hinrich Wichern, Adolf Stoecker u. a. sowie die seit 1882 gegründeten<br />
evangelischen Arbeitervereine Anteil an der christlichen Gewerkschaftsbewegung;<br />
aber die evangelischen Mitglieder waren in dieser wesentlich<br />
schwächer vertreten. Außerdem waren ihre Arbeitervereine sehr konfessionsbewusst<br />
und anders als die katholischen Gewerkschafter eher Arbeitgeberpositionen<br />
zugeneigt. Der auf interkonfessioneller Basis beruhende Zusammenschluss<br />
der lokal gegründeten christlichen Arbeitervereine zum<br />
Gesamtverband der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands erfolgte im<br />
Jahre 1899. Seit November 1919 firmierten diese unter dem Namen Deutscher<br />
Gewerkschaftsbund (DGB). 27) Mit Heinrich Brüning, Adam Stegerwald<br />
und Pfarrer Heinrich Brauns waren christliche Gewerkschafter auch<br />
in hohe Ämter der Zentrumspartei und der Reichsregierung gelangt. 28)<br />
Zwischen Korporatismus und Marktwirtschaft<br />
Schon früh zeigten sich die vielfältigen Facetten des Spannungsverhältnisses,<br />
in dem die Christlich-Sozialen nach 1945 im DGB stehen. Diese wirken<br />
einerseits auf die Sozial-, Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik der<br />
CDU und CSU ein, wobei die Arbeitnehmerinteressen oft mit den Zielen<br />
der Vertreter der Mittelstandsvereinigung und des Wirtschaftsflügels in<br />
Konflikt gerieten. Andererseits sind die christlich-sozialen Gewerkschafter<br />
in die Interessensphäre und Willensbildung der DGB-Gewerkschaften eingebunden,<br />
in denen sie allerdings eine Minderheit darstellen.<br />
Die christlichen Gewerkschafter haben von Beginn der Einheitsgewerkschaft<br />
an immer wieder deren parteipolitische Neutralität bzw.<br />
<strong>Königswinterer</strong> <strong>Notizen</strong> | Die christlich- demokratische Arbeitnehmerschaft und der DGB