Landtagsspiegel23. Jahrgang - Elke Brunnemer
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Landtagsspiegel 23. <strong>Jahrgang</strong><br />
2009/2010
Inhalt<br />
Der Landtagsspiegel wird herausgegeben vom<br />
Präsidenten des Landtags von Baden-Württemberg.<br />
REDAKTION<br />
Quintus B. Scheble<br />
Namentlich gezeichnete Beiträge geben die<br />
Meinung des Verfassers wieder. Entsprechendes<br />
gilt für die Beiträge der Fraktionen.<br />
GRAFISCHE KONZEPTION<br />
Sieber und Wolf Werbeagentur<br />
Korntal-Münchingen<br />
HERSTELLUNG<br />
Pfitzer GmbH & Co. KG<br />
Renningen<br />
Impressum<br />
Gedruckt auf chlor- u. säurefrei gebleichtem Papier<br />
1<br />
2<br />
4<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
29<br />
45<br />
46<br />
48<br />
50<br />
52<br />
Editorial<br />
von Landtagspräsident Peter Straub<br />
Der Landeshaushalt 2009<br />
Relative Ruhe vor dem Sturm<br />
Schuldenbremse für Bund und Länder<br />
Föderalismusreform II abgeschlossen<br />
Der Landtag und seine Mitglieder<br />
Der Landtag kontrolliert die Regierung<br />
Das Kabinett/Das Plenum<br />
Präsidium und Ausschüsse<br />
Die Fraktionen/Berufliche Gliederung<br />
Misch Dich ein<br />
Gelungene Europaveranstaltung<br />
für Jugendliche<br />
Bürger und Parlament<br />
Missverständnisse über Funktions-<br />
und Machtgefüge<br />
Bericht aus Stuttgart<br />
Vom Alltag eines Zeitungskorrespondenten<br />
Der Informationsdienst des Landtags<br />
Eine viel gefragte Anlaufstelle<br />
Veranstaltungen<br />
Ein Kaleidoskop<br />
FOTOS/SCHAUBILDER<br />
- bildimpuls.net<br />
- Bundesregierung/Theo Schafgans/<br />
Josef Darchinger/Laurence Chaperon<br />
- DB AG/Holger Knauf<br />
- DEAB<br />
- Deutsche Presse-Agentur (dpa)<br />
- Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />
- Murat Ertem, Stuttgart<br />
- Fotolia<br />
- fotosearch<br />
- Fraktionen (CDU, SPD, GRÜNE, FDP/DVP)<br />
- Haus der Geschichte Baden-Württemberg,<br />
Sammlung Kilian<br />
- HDF/Reiner Pfisterer, Ludwigsburg<br />
- Hoschek Fotografie<br />
- Made Höld, Ravensburg-Weissenau<br />
- Landesbank Baden-Württemberg<br />
- Landesmedienzentrum Baden-Württemberg<br />
Andreas Kaier, Sven Grenzemann<br />
- Landeszentrale für politische Bildung<br />
- Referat Öffentlichkeitsarbeit des Landtags<br />
- Republik Österreich, Parlamentsdirektion<br />
- Staatsministerium<br />
6<br />
8<br />
16<br />
30<br />
32<br />
33<br />
40<br />
41<br />
55<br />
58<br />
60<br />
62<br />
64<br />
65<br />
Neuzuschnitt Wahlkreise/Änderung Wahlrecht<br />
Weiterer Schritt im Rahmen der<br />
Parlamentsreform<br />
Forum der Fraktionen<br />
CDU, SPD, GRÜNE, FDP/DVP<br />
Landespolitik im Fokus<br />
Themen, die Schlagzeilen machten<br />
Sitzordnung<br />
Wahlkreiskarte<br />
Die Abgeordneten<br />
Kosten des Landtags im Ländervergleich<br />
Landtags-ABC<br />
Gäste im Landtag<br />
Ein Querschnitt in Bildern<br />
Zum 250. Geburtstag von Friedrich Schiller<br />
Redeauszüge von Thomas Mann und<br />
Theodor Heuss<br />
Familie – wie ich sie mir wünsche<br />
Top-Thema beim 51. Schülerwettbewerb<br />
60 Jahre Grundgesetz<br />
Eine Würdigung von Altministerpräsident<br />
Dr. h.c. Erwin Teufel<br />
4 Bundespräsidenten aus dem Südwesten<br />
Heuss, Weizsäcker, Herzog und Köhler<br />
Terminübersicht bis Juli 2010<br />
- Martin Stollberg, Stuttgart<br />
- Süddeutsche Zeitung<br />
- Katja Walterscheid, Stuttgart<br />
- Christine Wawra, Tübingen<br />
Der Landtagsspiegel kann kostenlos<br />
angefordert werden beim<br />
Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />
Haus des Landtags<br />
Konrad-Adenauer-Straße 3<br />
70173 Stuttgart<br />
Telefax: 0711 2063-299<br />
E-Mail: post@landtag-bw.de<br />
TEXTE IM INTERNET<br />
Im Internet steht der Landtagsspiegel<br />
als PDF-Dokument zur Verfügung:<br />
www.landtag-bw.de/aktuelles/landtagsspiegel.asp<br />
REDAKTIONSSCHLUSS<br />
31. Juli 2009<br />
© 2009<br />
Landtag von Baden-Württemberg
Editorial<br />
Vom ersten Tag an, seit seiner Verkündung am 23. Mai<br />
1949, hat es sich bewährt, das Grundgesetz für<br />
die Bundesrepublik Deutschland. Und zwar in vielerlei<br />
Hinsicht: als Garant der Grundrechte, als staatspolitisches<br />
Regelwerk, als Bauplan für eine verlässliche,<br />
friedliche und dennoch wehrhafte Demokratie und<br />
als Sockel für das Erfolgsmodell „Soziale Marktwirtschaft“.<br />
Es gehört zu den wichtigsten Entwicklungen der ver-<br />
gangenen sechs Jahrzehnte, dass das Grundgesetz<br />
sehr nachhaltig zum Inbegriff unserer freiheitlichdemokratischen<br />
Ordnung geworden ist. Der Alltag hat<br />
gezeigt: Das Grundgesetz verhindert den notwendigen<br />
Wandel nicht. Aber es garantiert bei allem Verän-<br />
derungsdruck feste persönliche und gesellschaftliche<br />
Kernbereiche. Im Übrigen ist alles, was den Kern des<br />
Grundgesetzes ausmacht, wesentlich für das Gelingen<br />
der europäischen Integration und für die Akzeptanz<br />
der Globalisierung. Denken wir an Freiheit, Demokratie<br />
und Rechtsstaatlichkeit. Denken wir an das Sozialstaatsgebot<br />
und an das Strukturprinzip, das für unser<br />
Land existenziell ist: den Föderalismus!<br />
Die Grundlage unserer Eigenstaatlichkeit, die Landesverfassung,<br />
ist ein wenig jünger als das Grundgesetz.<br />
Ihr 55-jähriges Jubiläum konnten wir im Herbst 2008<br />
begehen. In Kraft getreten ist unsere Landesverfassung<br />
am 19. November 1953, nachdem sie am 11. November<br />
von der Verfassunggebenden Landesversammlung<br />
mit überwältigender Mehrheit besiegelt worden war.<br />
Damit wurde nicht nur die Gründung des Landes Baden-<br />
Württemberg staatsrechtlich vollendet. Auch die innere<br />
Selbstfindung des neuen Gemeinwesens hatte spürbare<br />
Fortschritte gemacht. Die Mitglieder der Verfassung-<br />
gebenden Landesversammlung haben ein Dokument<br />
geschaffen, das dauerhaft von föderaler Staatskunst<br />
zeugt. Unsere Landesverfassung besitzt zwar keinen<br />
eigenen Grundrechtsteil; sie übernimmt pauschal die<br />
im Grundgesetz formulierten Grundrechte. Aber gerade<br />
weil sie sich auf die substanziellen Freiräume der Länder<br />
im bundesstaatlichen Gefüge konzentriert, wird sie<br />
zu den besonders geglückten Verfassungsschöpfungen<br />
eines Gliedstaates gezählt.<br />
Bei allem notwendigen Wandel soll eine Verfassung<br />
als Konstante wahrgenommen werden und so wirken.<br />
Dem Landtag von Baden-Württemberg oblag es daher<br />
in den vergangenen fünfeinhalb Jahrzehnten, diese<br />
Konstante zeitgemäß auszuformen, ohne an ihr hastig<br />
herumzudoktern. Die politisch Verantwortlichen in<br />
Baden-Württemberg haben diesen Auftrag immerzu<br />
sensibel erfüllt. Durch mittlerweile 19 Änderungen<br />
und Ergänzungen ist unsere Verfassung – im Geist ihres<br />
ursprünglichen Selbstverständnisses – klug fortgeschrieben<br />
worden.<br />
Unsere Verfassung bindet die staatliche Macht und<br />
weist ihr Aufträge zu. Unsere Verfassung gewährleistet<br />
Kontrolle und politische Teilhabe. Und sie betont das<br />
Grundprinzip unseres Gesellschaftssystems und unserer<br />
Wirtschaftsordnung – nämlich die Symbiose von Frei-<br />
heit und Verantwortung. Sie ist Ausdruck unserer Eigen-<br />
staatlichkeit. Insofern sind wir geradezu verfassungsrechtlich<br />
verpflichtet, mit Augenmaß und Leidenschaft<br />
die Gestaltungsspielräume, die dank der beiden Fö-<br />
deralismusreformen noch erweitert wurden, zu nutzen.<br />
Die turbulenten Weltmärkte, die ungewisse gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung und die dadurch wieder an-<br />
gespannte Haushaltslage machen diese Aufgabe nicht<br />
gerade einfacher. In schwierigen Zeiten gilt es für den<br />
Landtag umso mehr, nach demokratischen Grundsätzen<br />
um die bestmögliche Lösung dringender Probleme<br />
und Zukunftsfragen zu ringen sowie Schwerpunkte<br />
zu setzen, immer und vor allem auch mit Blick auf die<br />
nachfolgenden Generationen.<br />
Peter Straub<br />
Präsident des Landtags von Baden-Württemberg<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 1
Der Landeshaushalt 2009 –<br />
Relative Ruhe vor dem Sturm<br />
Plenarsitzung am 3. Dezember 2008:<br />
Finanzminister Willi Stächele bringt den<br />
Haushalt 2009 ein.<br />
Der finanzpolitische Horizont war bereits<br />
reichlich verdunkelt, als der baden-württem-<br />
bergische Finanzminister Willi Stächele<br />
am 3. Dezember 2008 den Landeshaushalt<br />
2009 im Landtag einbrachte: Die Krise hatte<br />
weltweit verheerend gewirkt, Milliardenlöcher<br />
in die Bilanzen von Banken gerissen, vor<br />
allem in den USA manch ein Institut in die<br />
Pleite getrieben und die meisten Staaten<br />
zur Intervention mit unzähligen Milliarden<br />
veranlasst.<br />
In der Realwirtschaft aber und vor allem<br />
in den steuerpolitischen Auswirkungen hat-<br />
te das globale Debakel zum Zeitpunkt der<br />
Einbringung des Haushalts noch lange nicht<br />
den Gipfel erreicht. Noch die Steuerschätzung<br />
vom November 2008 hatte Mehreinnahmen<br />
von 819 Millionen Euro ergeben.<br />
Ein willkommenes Pölsterchen für schlechtere<br />
Zeiten – die recht schnell kommen<br />
sollten: Die Lage hat sich inzwischen grund-<br />
legend geändert. Nach der Steuerschätzung<br />
vom Mai 2009 ist sogar klar, dass es für<br />
das Land wohl unmöglich wird, über das<br />
Jahr 2009 hinaus ohne neue Schulden<br />
auszukommen.<br />
2<br />
Der Stopp der Neuverschuldung gilt als das<br />
Markenzeichen der Regierungskoalition von<br />
Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU):<br />
Immerhin ging zum Auftakt der Beratungen<br />
über den neuen Haushalt in der Finanzpolitik<br />
im Land ein historisches Jahr zu Ende.<br />
Nach 36 Jahren mehr oder weniger aus-<br />
geprägter Schuldenaufnahme war es 2008<br />
erstmals gelungen, den Etat wieder ohne<br />
Kredite zu bestreiten. Das Ziel wurde zudem<br />
früher erreicht als ursprünglich geplant.<br />
2009 wurde das zweite Jahr ohne zusätzliche<br />
Kredite. Den 35,3 Milliarden Euro Etat-<br />
volumen im anfänglichen Entwurf für 2009<br />
– im Zuge der Beratungen sollten als Folge<br />
der Konjunkturprogramme des Bundes<br />
daraus 36,78 Milliarden werden – stehen<br />
allerdings 42 Milliarden Altschulden gegen-<br />
über. Allein dafür werden jährlich 1,91 Mil-<br />
liarden an Zinsen fällig. Die Personalkosten<br />
machen mit 13,83 Milliarden für den Bil-<br />
dungssektor sowie die Polizei auch im neuen<br />
Haushalt nach wie vor den Löwenanteil aus.<br />
Doch Regierungschef Oettinger ist in der<br />
Aussprache zum Haushalt stolz: Das Land<br />
vermeidet im zweiten Jahr in Folge die<br />
Schuldenaufnahme. Dagegen holen sich die<br />
anderen Länder sowie der Bund weitere 80<br />
Milliarden vom Kapitalmarkt, argumentiert<br />
er im Januar 2009 in der dritten Lesung<br />
des Etats. Auch CDU-Fraktionschef Stefan<br />
Mappus betont in der Debatte, mit seinem<br />
Landeshaushalt sei Baden-Württemberg<br />
besser aufgestellt als alle anderen Länder<br />
und der Bund.<br />
Doch selbst diese Zahlen sind inzwischen<br />
überholt. Der Bund erhöht die Kreditaufnahme<br />
massiv, die Marke liegt inzwischen<br />
bei einem Plus von 47 Milliarden. 2010 will<br />
der Bund sogar sage und schreibe 86,1<br />
Milliarden Euro aufnehmen. Auch der eins-<br />
tige Nullverschuldungs-Pionier Bayern ist<br />
durch das dortige Landesbanken-Debakel<br />
längst kein Vorbild mehr. Der Freistaat muss<br />
im Umfang von 10 Milliarden Kredite auf-<br />
nehmen – einem Viertel des jährlichen Etats.<br />
Die Finanzmarktkrise hat 2008 zum wahr-<br />
haft historischen Jahr gemacht. In seiner<br />
Etatrede hatte Stächele denn auch orakelt:<br />
„Die Vorausschau ist unsicher und viel-<br />
stimmig.“ Inzwischen weiß man Konkreteres:<br />
Die Steuerschätzung vom Mai 2009 zeigt,<br />
wohin die Reise gehen wird. Das Land steht<br />
vor massiven Einnahmeausfällen. Bis zum<br />
Jahr 2012 werden 6 Milliarden fehlen.<br />
Allein 2009 werden gegenüber den bishe-<br />
von Hermann Neu, landespolitischer Redakteur<br />
rigen Planungen 790 Millionen Euro weniger<br />
fließen, 2010 droht ein Minus von mehr<br />
als 1,7 Milliarden, 2011 sollen es mehr als<br />
1,8 Milliarden und 2012 sogar volle 2<br />
Milliarden sein – das sind katastrophale<br />
Zahlen. Angesichts solcher Prognosen will<br />
Stächele „alle Optionen offenhalten, alles<br />
muss auf den Prüfstand“, beschied der<br />
Minister mit Blick auf die jüngsten Zahlen.<br />
Die zu erwartenden Ausfälle lassen für ihn<br />
„alle Alarmglocken schrillen“.<br />
Doch am Ziel, 2009 keine Schulden zu<br />
machen, will Stächele festhalten. „Ich will<br />
unbedingt erreichen, dass wir in diesem Jahr<br />
keine neuen Schulden im Landeshaushalt<br />
machen müssen“, sagte Stächele in einem<br />
Interview. Um dies zu schaffen, stellte der<br />
Finanzminister in den am 17. Juni 2009<br />
einstimmig vom Parlament verabschiedeten<br />
Zweiten Nachtragshaushalt einen Überschuss<br />
aus 2008 in Höhe von 328 Millionen<br />
Euro sowie Rücklagen in Höhe von 300<br />
Millionen Euro ein. Dass der Ausgleich auch<br />
in den beiden folgenden Jahren gelingt,<br />
glaubt aber auch der oberste Kassenwart<br />
nicht mehr: „In mir wächst die Sorge, dass<br />
wir neue Schulden für den Landeshaushalt<br />
aufnehmen müssen“, beschied er.<br />
Oettingers Ziel war, bis zur nächsten Land-<br />
tagswahl 2011 stets einen schuldenfreien<br />
Haushalt vorzulegen. Dabei waren im Par-<br />
lament bereits in den Haushaltsberatungen<br />
Zweifel laut geworden, ob die Nullverschuldung<br />
2009 auch tatsächlich gelungen ist.<br />
So meinte der Vorsitzende des Finanzausschusses,<br />
Ingo Rust von der SPD, nur mit<br />
Tricks könne man von einem ausgeglichenen<br />
Haushalt sprechen. Rust erinnerte beispiels-<br />
weise an die Kredite von einer Milliarde<br />
Euro aus dem Jahr 2007, die damals nicht<br />
ausgeschöpft wurden. Als Überschuss<br />
deklariert, werde dieses Geld nun in den<br />
aktuellen Haushalt „verschoben“. Auch jah-<br />
relang verschobene Sanierungsmaßnahmen<br />
an den Hochschulen oder die Pensionslasten<br />
seien eine zusätzliche Bürde im Umfang<br />
von Milliarden. Mit dem Landesrechnungshof<br />
hat Rust einen prominenten Zeugen.<br />
Die Karlsruher Prüfer haben die Überschüsse<br />
von 2007 ebenfalls entdeckt und erklärt,<br />
die Nullverschuldung sei eigentlich schon im<br />
Jahr 2007 erreichbar gewesen. Das Finanz-<br />
ministerium will all dies natürlich nicht<br />
auf sich sitzen lassen – es verweist auf die<br />
Vorsorge für schlechtere Zeiten und auf<br />
andere Länder, die nicht so gut vorgesorgt<br />
hätten.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Am Ziel, die Nullverschuldung einzuhalten,<br />
sollte nach dem Willen des Regierungsbündnisses<br />
auch das milliardenschwere<br />
Hilfsprogramm für die Landesbank Baden-<br />
Württemberg (LBBW) nichts ändern. Wort-<br />
reich verteidigten die Finanzpolitiker der<br />
CDU/FDP-Koalition ihr Konzept der Fünf-<br />
Milliarden-Kapitalspritze. Schlussendlich<br />
wurde es für den auf das Land für seinen<br />
35,6-Prozent-Anteil sowie auf die Tranche<br />
der L-Bank entfallenden Anteil von 2,1<br />
Milliarden mit einer Anleihe-Lösung auch<br />
umgesetzt. Die Opposition allerdings ließ<br />
sich auch davon nicht recht überzeugen.<br />
„Sie wollen den Etat schönen“, kritisierte SPD-<br />
Fraktionschef Claus Schmiedel in der Be-<br />
ratung über das Landesbankengesetz. Der<br />
Regierung warf er vor, sie schaffe lediglich<br />
einen Schattenhaushalt. Schmiedels Amts-<br />
kollege von den Grünen, Winfried Kretschmann,<br />
pflichtete bei: Er sieht im Landesanteil<br />
von 2,1 Milliarden „das bei weitem größte<br />
finanzielle Risiko“ seit der Gründung Baden-<br />
Württembergs. Einig waren sich die Fraktio-<br />
nen dagegen über die Notwendigkeit, einen<br />
Risikoschirm über die LBBW zu spannen.<br />
Im Zweiten Nachtragshaushalt – er hat ein<br />
Gesamtvolumen von 35,9 Milliarden Euro –<br />
sind Garantien in Höhe von 12,7 Milliarden<br />
Euro für riskante Papiere der Landesbank<br />
enthalten.<br />
Bange Blicke richten sich somit auf die Wir-<br />
kungen der absehbaren Finanzlöcher. Beim<br />
Einbringen des Etats hatte Stächele in seiner<br />
Rede noch ein gerüttelt Maß an Optimismus<br />
erkennen lassen: „Schon in der zweiten Jah-<br />
reshälfte könnte sich die Konjunktur wieder<br />
erholen“, zeigte sich der Minister optimistisch<br />
und verwies auf wieder gefallene Energie-<br />
preise, geringes Inflationsrisiko und den<br />
moderaten Kurs des Euro. Viel Prinzip Hoff-<br />
nung schwang schon damals mit.<br />
Plenarsitzung am 17. Juni 2009:<br />
Schlussabstimmung über den Zweiten<br />
Nachtrag zum Haushalt 2009<br />
Die wichtigsten Positionen im Etat 2009 (in der Fassung des Zweiten Nachtrags)<br />
Einnahmen<br />
Lohnsteuer<br />
Umsatzsteuer<br />
Zuweisungen von Gemeinden<br />
Landessteuern insgesamt<br />
Zuweisungen vom Bund<br />
Einfuhrumsatzsteuer<br />
Einkommenssteuer<br />
Verwaltungseinnahmen<br />
Zuweisungen von Sondervermögen<br />
Körperschaftssteuer<br />
Ertragssteuer<br />
Sonstige<br />
Summe<br />
Ausgaben<br />
Schulen<br />
Zuweisungen an Gemeinden<br />
Hochschulen und Forschung<br />
Länderfinanzausgleich<br />
Verkehrs- und Nachrichtenwesen<br />
Öffentliche Sicherheit<br />
Schuldendienst<br />
Rechtsschutz<br />
Politische Führung und zentrale Verwaltung<br />
Gesundheit, Umwelt, Sport und Erholung<br />
Soziale Sicherheit, Kriegsfolgeaufg., Wiedergutmachung<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
Sonstige<br />
Summe<br />
Anteil am Gesamthaushalt<br />
(25,5 %)<br />
(18,7 %)<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 3<br />
(8,5 %)<br />
(6,7 %)<br />
(6,4 %)<br />
(5,4 %)<br />
(5,0 %)<br />
(4,2 %)<br />
(3,2 %)<br />
(2,9 %)<br />
(2,6 %)<br />
(10,9 %)<br />
(100,0 %)<br />
in Mrd. Euro<br />
9,150<br />
6,708<br />
3,054<br />
2,410<br />
2,305<br />
1,950<br />
1,785<br />
1,509<br />
1,165<br />
1,035<br />
0,940<br />
3,929<br />
35,941<br />
Anteil am Gesamthaushalt in Mrd. Euro<br />
(22,9 %)<br />
(15,7 %)<br />
(10,4 %)<br />
(6,3 %)<br />
(5,4 %)<br />
(5,2 %)<br />
(5,2 %)<br />
(3,8 %)<br />
(3,3 %)<br />
(2,4 %)<br />
(2,2 %)<br />
(1,1 %)<br />
(16,1 %)<br />
(100,0 %)<br />
8,239<br />
5,648<br />
3,724<br />
2,280<br />
1,925<br />
1,861<br />
1,859<br />
1,381<br />
1,181<br />
0,860<br />
0,800<br />
0,389<br />
5,794<br />
35,941
Föderalismusreform II abgeschlossen<br />
Schuldenbremse für<br />
Bund und Länder<br />
Ohne Föderalismuskommission II wäre sie keinesfalls möglich gewesen, die Schuldenbremse für Bund und<br />
Länder, deren Verankerung im Grundgesetz der Bundesrat am 12. Juni 2009 gebilligt hat. Ihre eigentliche Arbeit<br />
in Sachen Modernisierung der Finanzverfassung der Bundesrepublik Deutschland hatte die Kommission nach<br />
Beratungen von mehr als zwei Jahren am 5. März 2009 abgeschlossen. Welche Ergebnisse erreicht wurden,<br />
darüber informierte Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU), der gemeinsam mit dem Vorsitzenden der SPD-<br />
Bundestagsfraktion Dr. Peter Struck das 32-köpfige Gremium geleitet hatte, in der Plenarsitzung am 18. März<br />
2009 den Landtag. Aus dem Protokoll seiner und aus den Reden von Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler<br />
(SPD) und Grünen-Fraktionschef Winfried Kretschmann – beide hatten als Vertreter der Länderparlamente an<br />
den Kommissionssitzungen teilgenommen – veröffentlicht der Landtagsspiegel Auszüge.<br />
Ministerpräsident<br />
Günther Oettinger:<br />
[…] Die Kommission hat eine Schuldenregel<br />
erarbeitet, die am 1. Januar 2011 verbindlich<br />
in Kraft treten soll, die eine Übergangsregelung<br />
beinhalten soll und die dazu führt,<br />
dass in Stufen auf das Jahr 2020 hin alle<br />
Länderhaushalte langfristig in normalen<br />
Haushaltsjahren keine weiteren Schulden<br />
mehr machen dürfen und der Bundeshaushalt<br />
ab 2016 im Grundsatz ohne neue Schul-<br />
den auskommen soll. Dem Bund bleibt in<br />
normalen Haushaltsjahren eine strukturelle<br />
Neuverschuldung von höchstens 0,35 Pro-<br />
zent des Bruttoinlandsprodukts erlaubt –<br />
ein ehrgeiziges Ziel. Gerade in diesem Jahr<br />
Nehmen im Landtag zur Föderalismus-<br />
kommission II Stellung: Ministerpräsident<br />
Günther Oettinger, CDU, ...<br />
4<br />
entlang der wirtschaftlichen Krise und mehr<br />
noch im nächsten Jahr weichen wir von die-<br />
ser Vorgabe ab. Vermutlich erreichen wir in<br />
diesem Jahr einen neuen gesamtstaatlichen<br />
Schuldenrekord, der im nächsten Jahr sogar<br />
noch einmal übertroffen werden kann.<br />
Jetzt könnte man sagen: Wenn man Schulden<br />
wie noch nie macht, damit Impulse für Ar-<br />
beitswelt und Wirtschaft finanziell möglich<br />
sind, macht eine Schuldenregel keinen Sinn.<br />
Ich meine, das Gegenteil ist der Fall. Je mehr<br />
man in nicht normalen Haushaltsjahren,<br />
in Jahren der wirtschaftlichen Notlage auf<br />
Schuldenaufnahmen angewiesen sein<br />
mag, umso dringlicher ist die Vorgabe, in<br />
normalen Haushaltsjahren, in Jahren einer<br />
ordentlichen wirtschaftlichen Entwicklung<br />
und Konjunktur seine Aufgaben und Aus-<br />
gaben ohne neue Schulden zu finanzieren.<br />
[…] Ich meine, dass diese Schuldenregel<br />
und das Schuldenverbot auch unseren Land-<br />
tag in der nächsten Zeit und nahen Zukunft<br />
betreffen. Wir können und werden jetzt über<br />
unsere Landeshaushaltsordnung hinaus<br />
auch für unsere Landesverfassung Konse-<br />
quenzen beraten. Die Frage, welche Ver-<br />
änderungen im Landesverfassungsrecht<br />
sinnvoll und notwendig sind, steht jetzt auf<br />
der Tagesordnung. Wir kommen in dieser<br />
Frage in absehbarer Zeit mit Arbeitsent-<br />
würfen auf das Landesparlament zu.<br />
[…] 2019 ist also das letzte Jahr des derzeit<br />
geltenden Länderfinanzausgleichs. Noch<br />
eine zweite Zeitachse endet dann: der Auf-<br />
bau Ost. Die solidarischen Leistungen, aus<br />
dem Solidarpakt finanziert, für den Aufbau<br />
Ost in der zweiten Generation laufen Ende<br />
2019 aus. Sie gehen in diesen Jahren schon<br />
stufenweise von einem Jahr zum nächsten<br />
von einem Höchststand von knapp 15 Milli-<br />
arden Euro auf null.<br />
Eine dritte Generation an Leistungen für den<br />
Aufbau Ost ist nach dem Willen aller, die<br />
sich derzeit hierzu positionieren, nicht vor-<br />
gesehen. Das heißt, Politiker aller Parteien<br />
aus West und Ost, aus Bund und Ländern,<br />
legen darauf Wert, dass ab 2020 die neuen<br />
Länder im allgemeinen Finanzsystem und<br />
nicht mehr im gesonderten Aufbauprogramm<br />
ihre Finanzen sicherzustellen haben.<br />
Das heißt, auch insofern beginnt eine neue<br />
Zeit. […]<br />
Fraktionsvorsitzender<br />
Winfried Kretschmann, Grüne:<br />
[…] Lassen Sie mich zu den wichtigsten<br />
Bereichen kommen. Substanzielles wurde<br />
durch die Einführung einer Schuldenbremse,<br />
die Einschränkung des Korridors der<br />
öffentlichen Verschuldung erreicht. Der bis-<br />
herige Artikel 115 des Grundgesetzes mit<br />
seinem veralteten Investitionsbegriff und<br />
dem Schlupfloch „Gesamtwirtschaftliches<br />
Gleichgewicht“ war eher eine Generalermächtigung<br />
für das Schuldenmachen als<br />
eine Schuldenbremse. Dies wurde überwunden.<br />
Das ist ein großer konzeptioneller<br />
Schritt nach vorn, eine neue Errungenschaft,<br />
die die öffentlichen Finanzen ein gutes<br />
Stück stabiler macht.<br />
[…] Jetzt bekommen wir eine Nullneuverschuldungsverpflichtung<br />
für die Länder als<br />
Bundesregelung im Grundgesetz. Man muss<br />
allerdings schon sehen, dass der Bund<br />
weiterhin einen Verschuldungskorridor von<br />
8 Milliarden Euro hat. Er hat weiterhin die<br />
alleinige Steuergesetzgebungskompetenz;<br />
die Länder haben keinen Verschuldungskorridor<br />
und keine eigenen Spielräume zur<br />
Steuergesetzgebung. Das ist sozusagen ein<br />
2 : 0 für den Bund.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
... Grünen-Fraktionschef<br />
Winfried Kretschmann ...<br />
Die Länder haben auch keine Rechte bekom-<br />
men, von Bundesstandards abzuweichen, die<br />
unsere Länderhaushalte ja maßgeblich be-<br />
einflussen. Das heißt, dass die Länder beim<br />
Thema „Haushalt und Finanzen“ de facto<br />
zu nachgeordneten Instanzen des Bundes<br />
werden. Das ist kein mutiger Föderalismus,<br />
sondern ein defensiver Zentralismus, der<br />
sich hier durchgesetzt hat.<br />
Ich halte dieses Verfahren für nicht verfas-<br />
sungskonform, weil es an die Substanz des<br />
Grundgesetzes geht. Damit wird die Eigen-<br />
staatlichkeit der Länder in ihrem Kernbereich,<br />
dem Haushaltsrecht, getroffen. Es be-<br />
steht die Gefahr, dass von falschen Freunden<br />
Klagen angestrengt werden, nämlich von<br />
solchen, die gar keine Konsolidierung der<br />
öffentlichen Finanzen wollen, sondern die<br />
die Ergebnisse der Kommission kippen wol-<br />
len, um weiter Schulden zu machen, wie<br />
z.B. die Linke.<br />
[…] Einen zweiten Bereich halte ich für<br />
nicht ausreichend gelöst. Das sind die Aus-<br />
gleichszahlungen an die finanzschwachen<br />
Länder. Es ist klar: Wir brauchen diese<br />
Ausgleichszahlungen; sonst geraten diese<br />
Länder weiter in die Verschuldungsspirale,<br />
weil sie die Altschulden nicht bedienen kön-<br />
nen. Es gibt aber durchaus Mängel in der<br />
Umsetzung. Beispielsweise haben wir jetzt<br />
feste Eurobeträge für Ausgleichszahlungen<br />
im neuen Artikel 143 d des Grundgesetzes<br />
stehen. Nun weiß aber jeder, der sich mit<br />
der Verfassung beschäftigt, dass Einzelfallregelungen<br />
in einer Verfassung nichts<br />
zu suchen haben. Die Welt ändert sich<br />
dauernd. Denken wir nur an den Fall, dass<br />
es zu einer starken Inflation kommt. Dann<br />
wären diese Zahlen Makulatur; sie stünden<br />
aber in der Verfassung. Das ist also nicht<br />
sehr gut geregelt.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010<br />
[…] Ich plädiere mit Blick auf 2019 für eine<br />
Veränderung der Finanzbeziehungen zu<br />
einem vertikalen System, wie wir es bei der<br />
Reise des Finanzausschusses in Kanada<br />
und auch in anderen föderalen Staaten ken-<br />
nengelernt haben, bei der wir die struktu-<br />
relle Frage der Deckungsquoten der Länder<br />
regeln, aber keinen kurzfristigen aktuellen<br />
Ausgleich der Finanzkraft weiterführen<br />
sollten. Ausreichende Deckungsquoten für<br />
die jeweiligen Aufgaben von Bund und<br />
Ländern werden dann nämlich bei einer<br />
Nullneuverschuldung für die Länder zum<br />
entscheidenden Punkt werden, der durch<br />
einen horizontalen Ausgleich nicht sinn-<br />
voll gelöst werden kann. […]<br />
Landtagsvizepräsident<br />
Wolfgang Drexler, SPD:<br />
[…] Lassen Sie mich zuerst einmal zum<br />
Ergebnis kommen. Das Ziel, die Nullneuverschuldung<br />
bis 2020 zu erreichen, teilen wir.<br />
Die SPD-Fraktion ist dafür, dass die Vorgabe<br />
der Nullneuverschuldung in die Verfassun-<br />
gen aufgenommen werden muss. Wir glau-<br />
ben, dass dann ein gesellschaftliches Klima<br />
in der Politik entsteht, weil dann ein Druck<br />
entsteht, dass die Ausgaben den Einnahmen<br />
folgen. Das halten wir schon für eine sehr<br />
vernünftige gesellschaftliche Entwicklung<br />
in den Länder- und Bundeshaushalten.<br />
Zweitens: Auch die Konsolidierungshilfen<br />
tragen wir mit, wobei klar ist, dass über<br />
Staatsverträge mit den Ländern geregelt<br />
wird, welcher jährlichen Rückführung ihres<br />
Defizits sie sich ab 2011 unterwerfen müssen;<br />
das ist nämlich jedes Jahr ein Neuntel der<br />
strukturellen Defizite. Dass sich die Länder<br />
dem unterwerfen müssen und dies mög-<br />
licherweise in ihren Verfassungen festlegen<br />
müssen, ist für uns glasklar. Das bedeutet<br />
für das Saarland, für Bremen, Schleswig-<br />
Holstein, Berlin und Sachsen-Anhalt, dass<br />
sie aufgrund klarer Regelungen ihre Defizite<br />
zurückführen müssen. Ausnahmen sind<br />
die konjunkturelle Entwicklung und Natur-<br />
katastrophen, wobei nicht jeder Dauerregen<br />
in Bremen eine Naturkatastrophe ist – es<br />
ist klar, es muss ein besonderes Ereignis<br />
eintreten –, und drittens außergewöhnliche<br />
Situationen wie z.B. in diesem Jahr die Fi-<br />
nanzkatastrophe, die wir jetzt gerade in den<br />
Länderhaushalten zu bewältigen versuchen.<br />
Es ist auch vernünftig, die Nullneuverschuldung<br />
auf das Jahr 2020 hin vorzusehen.<br />
Da laufen der Solidarpakt II und der Länderfinanzausgleich<br />
aus. Dann haben die Länder<br />
vielleicht in einer Föderalismuskommission<br />
III die Möglichkeit, zusammen mit dem<br />
Bund andere Regelungen zu treffen. Dass<br />
wir dazu noch ein zentrales Krebsregister<br />
für Deutschland bekommen, was sehr wich-<br />
tig ist, dass wir dazu noch Leistungsvergleiche<br />
erhalten und jetzt noch vorgesehen<br />
haben, dass der Bund in Ausnahmesituationen,<br />
in Finanzsituationen wie jetzt den<br />
Kommunen direkt helfen kann, halten wir<br />
für in Ordnung und für richtig.<br />
[…] Ich bedauere außerordentlich, dass es<br />
uns nicht gelungen ist, bei der Steuerhoheit<br />
der Länder etwas zu erreichen, sowohl was<br />
eigene Steuern, als auch was Zuschlagsrechte<br />
betrifft. […]<br />
Lassen Sie mich jetzt zum Schluss zu dem<br />
Punkt kommen, dem die SPD-Fraktion über-<br />
haupt nicht zustimmen wird und zustimmen<br />
kann. Ich meine die Regelung der Nullneuverschuldung<br />
plus deren Auswirkungen im<br />
Grundgesetz. Nach unserer Meinung hat der<br />
Bund überhaupt nicht die Regelungskom-<br />
petenz in dieser Frage der Finanzen und<br />
des Haushaltsrechts. Das Budgetrecht, das<br />
Haushaltsrecht bei den Parlamenten der<br />
Länder, bildet einen Teil der Eigenstaatlichkeit<br />
ab, und zur Haushaltswirtschaft gehört<br />
auch die Kreditaufnahme. So ist das aus-<br />
drücklich in mehreren Verfassungsgerichtsurteilen<br />
benannt.<br />
Das heißt, wenn wir jetzt zulassen, dass<br />
uns der Bund die Nullneuverschuldung – so<br />
sage ich einmal – durch eine Grundgesetzänderung<br />
mit Zustimmung des Bundesrats<br />
aufoktroyiert, geben wir ein erhebliches<br />
Recht dieses Landtags auf. […]<br />
... und Landtagsvizepräsident<br />
Wolfgang Drexler, SPD.<br />
5
6<br />
Weiterer Schritt im Rahmen der Parlamentsreform<br />
Neuzuschnitt von Wahlkreisen<br />
und Änderung des Wahlrechts<br />
Von den 70 Wahlkreisen in Baden-Württemberg weichen 21 um mehr als 15 Prozent von der Durchschnitts-<br />
größe ab. Das aber soll sich bis zur nächsten Landtagswahl im Frühjahr 2011 geändert haben. Ein gemeinsamer<br />
Gesetzentwurf von CDU und FDP/DVP, am 30. Juli 2009 in erster Lesung beraten, sieht eine Neuabgrenzung<br />
von 37 Wahlkreisen vor, die insgesamt 46 Gemeinden betrifft. Die 15-Prozent-Grenze wird in Zukunft grundsätzlich<br />
eingehalten. Eine Über- oder Unterschreitung um mehr als 20 Prozent wird es keinesfalls geben. Zudem<br />
enthält der Gesetzentwurf eine Umstellung des Auszählverfahrens bei der Vergabe der Zweitmandate.<br />
Ab der kommenden Wahlperiode sind die Abgeordneten<br />
für ihre Altersvorsorge selbst verantwortlich, die Diäten<br />
werden angepasst, der Landtag wandelt sich vom Teil-<br />
zeit- zum Vollzeitparlament und ab 2016 müssen Beamte<br />
ihr Amt ruhen lassen, wenn sie ein Mandat übernehmen.<br />
Das sind die Kernpunkte der am 30. April 2008<br />
im Rahmen der Parlamentsreform beschlossenen Än-<br />
derungen des Abgeordnetengesetzes. Bereits im Jahr<br />
zuvor, am 26. Juli 2007, hatte der Landtag mit großer<br />
Mehrheit einen interfraktionellen Antrag zur Parlaments-<br />
reform angenommen, in dem er sich auch für eine<br />
Wahlkreisreform ausspricht. Vorrangiges Ziel, heißt es<br />
in dem Antrag, müsse eine Angleichung der Wahlkreis-<br />
größen sein: „Dabei soll grundsätzlich eine maximale<br />
Abweichung von plus/minus 10 bis 15 Prozent nicht<br />
über-/unterschritten werden.“<br />
Verfassungsrechtliche Gründe<br />
Ausschlaggebend für einen Neuzuschnitt der Wahlkrei-<br />
se sind verfassungsrechtliche Gründe. So machte der<br />
Staatsgerichtshof Baden-Württemberg in seinem Urteil<br />
vom 14. Juni 2007 deutlich, dass er in Zukunft Größen-<br />
abweichungen bei Wahlkreisen von mehr als plus/minus<br />
25 Prozent von der Durchschnittsgröße nicht mehr für<br />
verfassungsgemäß halten wird. Die Durchschnittsgröße<br />
eines Wahlkreises liegt derzeit bei 107.385 Wahlbe-<br />
rechtigten.<br />
Zuteilung Zweitmandate<br />
Eine weitere Änderung, die der Landtagsbeschluss<br />
vom Juli 2007 zur Wahlkreisreform beinhaltet, betrifft<br />
die Systemumstellung bei der Zweitausteilung. Bislang<br />
erfolgt die Zuteilung der Zweitmandate, die den jewei-<br />
ligen Parteien in den vier Regierungsbezirken zustehen,<br />
in der Reihenfolge der Zahl gültiger Stimmen, die ein<br />
Kandidat bekommen und damit zum Gesamtergebnis<br />
seiner Partei beigetragen hat. Gegenüber kleinen war<br />
es deshalb in der Regel in großen Wahlkreisen mit<br />
vielen Stimmberechtigten leichter, ein Zweitmandat zu<br />
erlangen. Um die Auswirkung unterschiedlicher Wahl-<br />
kreisgrößen auf die Wahlchancen zu beschränken, soll<br />
laut Gesetzentwurf von CDU und FDP/DVP künftig der<br />
prozentuale Stimmenanteil und damit der persönliche<br />
Erfolg eines Kandidaten für die Vergabe des Zweitmandats<br />
maßgeblich sein. Folgen hat dies nur für Wahlbewerber,<br />
die derselben Partei angehören. Die Anzahl der<br />
jeder Partei zustehenden Sitze wird durch das prozentuale<br />
Auszählverfahren nicht beeinflusst. Die Gesamtzahl<br />
der Direktmandate beträgt in Baden-Württemberg<br />
auf Landesebene entsprechend der Zahl der Wahlkreise<br />
weiterhin 70. An Bewerber, die in ihrem Wahlkreis nicht<br />
das Direktmandat errungen haben, aber im Verhältnis<br />
zu anderen Kandidaten derselben Partei am besten ab-<br />
geschnitten haben, werden nach wie vor mindestens<br />
50 weitere Mandate als Zweitmandate vergeben.<br />
Nach dem Gesetzentwurf von<br />
CDU und FDP/DVP wirkt sich die<br />
Wahlkreisreform auf folgende<br />
Wahlkreise bzw. Gemeinden<br />
aus (blau markiert):<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
1 Stuttgart I<br />
2 Stuttgart II<br />
3 Stuttgart III<br />
4 Stuttgart IV<br />
Im Rahmen eines stadtinternen Ausgleichs erfolgt die<br />
Zuordnung der Stadtteile Gänsheide und Uhlandshöhe<br />
des Stadtbezirks Stuttgart-Ost vom Wahlkreis 4 Stuttgart<br />
IV zum Wahlkreis 1 Stuttgart I, des Stadtteils Neugereut<br />
des Stadtbezirks Mühlhausen vom Wahlkreis 3 Stuttgart<br />
III zum Wahlkreis 4 Stuttgart IV sowie des Stadtbezirks<br />
Hedelfingen vom Wahlkreis 2 Stuttgart II zum Wahlkreis<br />
4 Stuttgart IV.<br />
5 Böblingen<br />
6 Leonberg<br />
Zur Reduzierung des Abweichungswertes des Wahlkreises<br />
6 Leonberg wird innerhalb des Landkreises Böblingen<br />
die Gemeinde Gärtringen vom Wahlkreis 6 Leonberg in<br />
den Wahlkreis 5 Böblingen umgesetzt. Die Gemeinde<br />
Gärtringen bildet mit der Gemeinde Ehningen eine Ver-<br />
waltungsgemeinschaft. Die Gemeinde Ehningen wurde<br />
durch das Gesetz zur Änderung des Landtagswahlgesetzes<br />
vom 20. Dezember 2004 – nachfolgend Änderungsgesetz<br />
2004 – ebenfalls vom Wahlkreis 6 Leonberg dem<br />
Wahlkreis 5 Böblingen zugeordnet.<br />
7 Esslingen<br />
8 Kirchheim<br />
9 Nürtingen<br />
Zur Reduzierung des Abweichungswertes des Wahl-<br />
kreises 9 Nürtingen erfolgt innerhalb des Landkreises<br />
Esslingen die Zuordnung der Gemeinden Oberboihingen<br />
und Unterensingen vom Wahlkreis 9 Nürtingen zum<br />
Wahlkreis 8 Kirchheim sowie der Gemeinde Wolfschlugen<br />
vom Wahlkreis 9 Nürtingen zum Wahlkreis 7 Esslingen.<br />
10 Göppingen<br />
11 Geislingen<br />
Zur Reduzierung des Abweichungswertes des Wahl-<br />
kreises 11 Geislingen werden innerhalb des Landkreises<br />
Göppingen die Gemeinden Schlat, Albershausen und<br />
Ottenbach vom Wahlkreis 10 Göppingen dem Wahlkreis<br />
11 Geislingen zugeordnet. Außerdem wird in der Be-<br />
schreibung des Wahlkreises 11 Geislingen die im Jahre<br />
2007 der Gemeinde Boll verliehene Bezeichnung „Bad“<br />
berücksichtigt.<br />
13 Vaihingen<br />
14 Bietigheim-Bissingen<br />
Zur Reduzierung des Abweichungswertes des Wahl-<br />
kreises 14 Bietigheim-Bissingen erfolgt innerhalb des<br />
Landkreises Ludwigsburg die Zuordnung der Gemeinde<br />
Bönnigheim vom Wahlkreis 14 Bietigheim-Bissingen<br />
zum Wahlkreis 13 Vaihingen.<br />
16 Schorndorf<br />
17 Backnang<br />
Zur Reduzierung des Abweichungswertes des Wahlkreises<br />
17 Backnang wird innerhalb des Rems-Murr-Kreises die<br />
(Einheits-)Gemeinde Berglen vom Wahlkreis 16 Schorn-<br />
dorf in den Wahlkreis 17 Backnang umgesetzt.<br />
18 Heilbronn<br />
19 Eppingen<br />
20 Neckarsulm<br />
Die eine Verwaltungsgemeinschaft bildenden Gemeinden<br />
Flein und Talheim, die (Einheits-)Gemeinde Leingarten<br />
sowie die Gemeinde Nordheim vom Wahlkreis 19 Eppingen<br />
werden dem Wahlkreis 18 Heilbronn zugeordnet. Diese<br />
Gemeinden des Landkreises Heilbronn liegen im unmittel-<br />
baren Einzugsbereich der Stadt Heilbronn. Die Umsetzung<br />
reduziert die Abweichungswerte beider Wahlkreise. Die<br />
durch das Änderungsgesetz 2004 erfolgte Umsetzung<br />
der Gemeinde Erlenbach vom Wahlkreis 20 Neckarsulm<br />
zum Wahlkreis 18 Heilbronn wird zurückgenommen, damit<br />
dem Wahlkreis 18 Heilbronn nicht Gemeinden aus zwei<br />
anderen Wahlkreisen angehören.<br />
25 Schwäbisch Gmünd<br />
26 Aalen<br />
Zur Reduzierung des Abweichungswertes des Wahlkreises<br />
26 Aalen wird innerhalb des Ostalbkreises die Gemeinde<br />
Essingen vom Wahlkreis 26 Aalen in den Wahlkreis 25<br />
Schwäbisch Gmünd umgesetzt.<br />
35/36 Mannheim<br />
39 Weinheim<br />
34 Heidelberg<br />
40 Schwetzingen<br />
38 Neckar-<br />
Odenwald<br />
37 Wiesloch<br />
41 Sinsheim 20 Neckarsulm<br />
29 Bruchsal<br />
19 Eppingen<br />
18 Heilbronn<br />
30 Bretten<br />
23 Main-Tauber<br />
21 Hohenlohe<br />
22 Schwäbisch Hall<br />
27/28 Karlsruhe<br />
14 Bietigheim-<br />
32 Rastatt<br />
44 Enz<br />
Bissingen<br />
17 Backnang<br />
13 Vaihingen<br />
31 Ettlingen<br />
12 Ludwigsburg<br />
42 Pforzheim<br />
15 Waiblingen<br />
26 Aalen<br />
25 Schwäbisch<br />
Gmünd<br />
16 Schorndorf<br />
1/2/3/4 Stuttgart<br />
33 Baden-Baden<br />
43 Calw<br />
6 Leonberg<br />
7 Esslingen<br />
10 Göppingen<br />
5 Böblingen<br />
11 Geislingen<br />
52 Kehl<br />
9 Nürtingen<br />
8 Kirchheim<br />
24 Heidenheim<br />
51 Offenburg<br />
50 Lahr<br />
49 Emmendingen<br />
48 Breisgau<br />
58 Lörrach<br />
42 Pforzheim<br />
44 Enz<br />
46/47 Freiburg<br />
59 Waldshut<br />
45 Freudenstadt<br />
53 Rottweil<br />
54 Villingen-<br />
Schwenningen<br />
62 Tübingen<br />
63 Balingen<br />
Die Gemeinden Engelsbrand, Ispringen und Kieselbronn<br />
vom Wahlkreis 44 Enz werden dem Wahlkreis 42 Pforzheim<br />
zugeordnet. Die Umsetzung dieser drei Gemeinden des<br />
Enzkreises reduziert die Abweichungswerte beider Wahl-<br />
kreise. Dem Wahlkreis 42 Pforzheim gehört aus dem<br />
Enzkreis bereits die Gemeinde Birkenfeld an.<br />
46 Freiburg I<br />
47 Freiburg II<br />
48 Breisgau<br />
58 Lörrach<br />
59 Waldshut<br />
Um die Abweichungswerte der Wahlkreise 48 Breisgau,<br />
58 Lörrach und 59 Waldshut zu reduzieren, werden in den<br />
Ausgleich die Wahlkreise 46 Freiburg I und 47 Freiburg II<br />
einbezogen. Dazu werden die jeweils einer Verwaltungsgemeinschaft<br />
angehörenden Gemeinden Bonndorf im<br />
Schwarzwald und Wutach sowie Grafenhausen und Ühlin-<br />
gen-Birkendorf vom Wahlkreis 59 Waldshut in den Wahl-<br />
kreis 46 Freiburg I umgesetzt. Die einer Verwaltungsgemeinschaft<br />
angehörenden Gemeinden Kandern und<br />
Malsburg-Marzell sowie die Gemeinde Schliengen vom<br />
Wahlkreis 58 Lörrach werden dem Wahlkreis 48 Breisgau<br />
zugeordnet. Die eine Verwaltungsgemeinschaft bildenden<br />
Gemeinden March und Umkirch sowie die Gemeinden<br />
Gottenheim und Schallstadt vom Wahlkreis 48 Breisgau<br />
werden dem Wahlkreis 47 Freiburg II zugeordnet. Außer-<br />
dem wird in der Beschreibung des Wahlkreises 58 Lörrach<br />
die Neubildung der Gemeinde Kleines Wiesental durch<br />
Zusammenschluss der Gemeinden Bürchau, Elbenschwand,<br />
Neuenweg, Raich, Sallneck, Tegernau, Wies und Wieslet<br />
zum 1. Januar 2009 berücksichtigt.<br />
54 Villingen-Schwenningen<br />
55 Tuttlingen-Donaueschingen<br />
Zur Reduzierung des Abweichungswertes des Wahlkreises<br />
55 Tuttlingen-Donaueschingen erfolgt die Zuordnung<br />
der Gemeinde Bräunlingen vom Wahlkreis 55 Tuttlingen-<br />
Donaueschingen zum Wahlkreis 54 Villingen-Schwenningen.<br />
60 Reutlingen<br />
61 Hechingen-<br />
Münsingen<br />
70 Sigmaringen<br />
55 Tuttlingen-<br />
Donaueschingen<br />
57 Singen<br />
67 Bodensee<br />
56 Konstanz<br />
69 Ravensburg<br />
60 Reutlingen<br />
61 Hechingen-Münsingen<br />
62 Tübingen<br />
63 Balingen<br />
65 Ehingen<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 7<br />
64 Ulm<br />
66 Biberach<br />
68 Wangen<br />
Um die Abweichungswerte der Wahlkreise 60 Reutlingen<br />
und 62 Tübingen zu reduzieren, werden in den Ausgleich<br />
die Wahlkreise 61 Hechingen-Münsingen und 63 Balingen<br />
einbezogen. Dazu werden die einer Verwaltungsgemein-<br />
schaft angehörenden Gemeinden Dußlingen, Gomaringen<br />
und Nehren vom Wahlkreis 62 Tübingen dem Wahlkreis<br />
60 Reutlingen, die (Einheits-)Gemeinden Eningen unter<br />
Achalm und Lichtenstein vom Wahlkreis 60 Reutlingen<br />
dem Wahlkreis 61 Hechingen-Münsingen sowie die eine<br />
Verwaltungsgemeinschaft bildenden Gemeinden Bisingen<br />
und Grosselfingen sowie die Gemeinde Rangendingen<br />
vom Wahlkreis 61 Hechingen-Münsingen dem Wahlkreis<br />
63 Balingen zugeordnet.<br />
66 Biberach<br />
67 Bodensee<br />
68 Wangen<br />
69 Ravensburg<br />
Um die Abweichungswerte der Wahlkreise 66 Biberach<br />
und 67 Bodensee zu reduzieren, werden in den Ausgleich<br />
die Wahlkreise 68 Wangen und 69 Ravensburg einbezogen.<br />
Durch das Änderungsgesetz 2004 wurden bereits die<br />
Gemeinden Berkheim, Kirchdorf an der Iller und Tannheim<br />
aus dem Wahlkreis 66 Biberach in den Wahlkreis 68<br />
Wangen umgesetzt. Die übrigen Gemeinden des Gemeinde-<br />
verwaltungsverbandes Illertal, die Gemeinden Dettingen<br />
an der Iller, Erolzheim und Kirchberg an der Iller sowie<br />
die mit der Gemeinde Tannheim ebenfalls einen Gemeinde-<br />
verwaltungsverband bildende Gemeinde Rot an der Rot<br />
vom Wahlkreis 66 Biberach werden dem Wahlkreis 68<br />
Wangen zugeordnet. Außerdem werden die (Einheits-)<br />
Gemeinden Meckenbeuren vom Wahlkreis 67 Bodensee<br />
in den Wahlkreis 69 Ravensburg sowie Aulendorf vom<br />
Wahlkreis 69 Ravensburg in den Wahlkreis 68 Wangen<br />
umgesetzt.
8<br />
Forum der Fraktionen CDU<br />
Wir reagieren zupackend auf<br />
die Wirtschaftskrise<br />
Die gesamte Welt erlebt die Wirkung und die Folgen der globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise. Auch<br />
Baden-Württemberg mit seinen vielen Weltmarktführern, mit seiner exportorientierten Investitionsgüter- und<br />
Hightechindustrie spürt die Negativausschläge der Weltkonjunktur. Die Politik im Land unter der Führung<br />
der CDU hat schnell und zupackend auf die Krise reagiert und setzt auf die außergewöhnliche Innovationskraft<br />
des Landes, um Zukunftschancen zu bewahren und Beschäftigung zu sichern.<br />
Über Jahrzehnte hat sich in Baden-Würt-<br />
temberg – nicht zuletzt dank einer klugen<br />
und vorausschauenden Wirtschafts- und<br />
Standortpolitik – eine außergewöhnlich starke<br />
ökonomische Struktur entwickelt, die vor<br />
allem durch ihre mittelständische Prägung<br />
Garant für Innovation, Standorttreue und<br />
unternehmerische Verantwortung ist. Dem<br />
Erhalt und der Weiterentwicklung dieser<br />
wertvollen wirtschaftlichen Substanz gilt<br />
auch und besonders in Krisenzeiten die<br />
ganze politische Aufmerksamkeit der CDU-<br />
Landtagsfraktion.<br />
Größtes Konjunkturpaket in der<br />
Landesgeschichte<br />
Für die Bewältigung der globalen Krisenfolgen<br />
gibt es kein Lehrbuch, keine Checkliste<br />
und keinen einschlägigen Musterfall. Zum<br />
ersten Mal in der modernen Wirtschaftskrise<br />
waren alle Länder und Märkte rund<br />
um die Welt gleichzeitig von Nachfragerück-<br />
gängen betroffen. Als „Wellenbrecher“<br />
gegen die globale Rezessionswoge haben<br />
Koalition und Landesregierung deshalb<br />
gemeinsam mit dem Bund das größte<br />
Konjunkturpaket in der baden-württembergischen<br />
Landesgeschichte geschnürt.<br />
Insgesamt fließen 2009 und 2010 2,1<br />
Milliarden Euro in die Modernisierung von<br />
Straßen und Schienen, von Schulen und<br />
Universitäten, von Krankenhäusern und<br />
schnellen Datenkabeln. 350 Millionen Euro<br />
davon stammen aus originären Landes-<br />
mitteln. Baden-Württemberg nutzt damit<br />
die internationale Wirtschaftskrise, um sein<br />
öffentliches Vermögen zu pflegen und zu<br />
optimieren. Das Konjunkturpaket sorgt für<br />
Umsätze in Handwerk, Mittelstand und<br />
Industrie und sichert damit Beschäftigung.<br />
So wird etwa eine Baufirma, die sich<br />
in Krisenzeiten auf öffentliche Aufträge<br />
stützen kann, eher eine neue Maschine<br />
oder einen neuen Lkw bestellen. Um eine<br />
flächendeckende Schubwirkung zu errei-<br />
chen, hat sich die CDU-Fraktion frühzeitig<br />
für eine möglichst unbürokratische Ver-<br />
teilung der Konjunkturmittel eingesetzt.<br />
Ziel war es, dass alle Gemeinden und<br />
alle Bürger im ganzen Land schnell von<br />
der Förderung profitieren. Diese Politik<br />
wirkt.<br />
Ganz Europa beneidet uns<br />
um Stuttgart 21<br />
Mit Stuttgart 21 und dem Bahnprojekt<br />
Stuttgart-Ulm kommt ein bundesweit ein-<br />
maliges Infrastrukturvorhaben hinzu, das<br />
Milliardeninvestitionen, Wachstum und<br />
Wertschöpfung für ganz Baden-Württemberg<br />
bringt und auf Jahre hinaus erhebliche<br />
konjunkturelle Impulse auslöst. Tausende<br />
neue Arbeitsplätze, bessere und schnellere<br />
Verkehrsverbindungen im ganzen Land,<br />
zentrale Einbettung in die europäischen<br />
Verkehrsnetze der Zukunft sind die Effekte<br />
dieses beispiellosen Infrastrukturbau-Highlights,<br />
um das man Baden-Württemberg<br />
in ganz Europa beneidet. Mit dem Start<br />
des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm mitten in<br />
der Talsohle der Krise hat Baden-Württemberg<br />
ein starkes Signal gegen Rezession<br />
und Stimmungsdepression gesetzt.<br />
Hilfe für mittelständische<br />
Unternehmen<br />
Neben dem Konjunkturpaket hat die Landes-<br />
regierung, nachdrücklich unterstützt von<br />
der CDU-Landtagsfraktion, den Rahmen für<br />
die Landesbürgschaften massiv ausgeweitet.<br />
Denn ein Mittelständler, der von einer Lan-<br />
desbürgschaft abgesichert ist, erhält leichter<br />
einen Kredit für Investitionen und Expansion.<br />
Auf diese Weise trägt das Land konkret<br />
dazu bei, den Finanzierungsengpass in der<br />
mittelständischen Wirtschaft zu begrenzen.<br />
Denn gerade die vielen tausend kleinen und<br />
mittleren Unternehmen, die Baden-Würt-<br />
tembergs Wirtschaft tragen, sind reich an<br />
Ideen, verfügen aber nur über knappes<br />
Eigenkapital. Sie brauchen in und nach der<br />
Krise flüssiges Geld, um Wachstumslücken<br />
zu überbrücken und um ihre wichtige<br />
Forschungs- und Entwicklungsarbeit fort-<br />
zusetzen, damit sie gut aufgestellt sind,<br />
wenn die weltweite Nachfrage wieder an-<br />
springt.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
» Baden-Württemberg<br />
hat die wenigsten Schul-<br />
abbrecher ohne Abschluss<br />
und bringt die meisten<br />
Hochschulabsolventen im<br />
Ländervergleich hervor. «<br />
Vertrauen auf die kreative Kraft<br />
statt hektischer Aktionismus<br />
Mit ihren konjunkturpolitischen Maßnah-<br />
men haben Landesregierung und Koalition<br />
Tatkraft, Augenmaß und ordnungspolitische<br />
Klarheit bewiesen. Die SPD-Forderung nach<br />
einem massenhaften Direkteinstieg des<br />
Landes in die Unternehmen hätte dagegen<br />
den direkten Weg in eine wuchernde Staats-<br />
wirtschaft bedeutet. Ihre politische Um-<br />
setzung hätte zu Wettbewerbsverzerrung<br />
und Bürokratie geführt und gleichzeitig<br />
unternehmerische Initiative durch staatliche<br />
Kontrolle behindert. Dieser gefährliche<br />
Irrweg hätte bereits den Kern der nächsten<br />
Krise in sich getragen. Baden-Württem-<br />
berg bewältigt die Herausforderungen aber<br />
nicht durch hektischen Aktionismus, der<br />
der Willkür Tür und Tor öffnet, sondern<br />
nur im Vertrauen auf die kreative Kraft<br />
und das unternehmerische Engagement<br />
der Menschen im Land.<br />
Beides unterstützt die CDU-Landtags-<br />
fraktion mit einer Politik, die auf die großen<br />
Stärken Baden-Württembergs im internationalen<br />
Wettbewerb setzt: Bildung, Wissen<br />
und Innovation. Gute Schulen und ein pro-<br />
duktives Forschungsumfeld haben für die<br />
CDU im Landtag erste politische Priorität.<br />
Denn Erfindungsreichtum, Know-how und<br />
ein durchgehend hohes Qualifikationsniveau<br />
sind die entscheidenden Faktoren, die<br />
Baden-Württemberg Vorsprung verschaffen<br />
auf dem Weg aus der Krise.<br />
Leistungsfähige und durchlässige<br />
Schul- und Hochschullandschaft<br />
Kaum eine Region der Welt investiert mehr<br />
Geld in Forschung und Entwicklung. Kaum<br />
irgendwo arbeiten mehr Menschen in Hochtechnologiebranchen.<br />
Und kaum irgendwo<br />
in Deutschland stehen jungen Menschen<br />
so viele geeignete Bildungswege und so gute<br />
Chancen auf eine erfolgreiche Bildungsbio-<br />
grafie offen. Fast 50 Prozent eines Schüler-<br />
jahrgangs im Land erreichen eine Hochschulzugangsberechtigung.<br />
Das beweist:<br />
Die CDU-geführte Bildungspolitik in Ba-<br />
den-Württemberg ist aktiv und innovativ.<br />
Das Land hat eine reiche, leistungsfähige<br />
und durchlässige Schul- und Hochschullandschaft.<br />
Sie ist der Grund dafür, dass<br />
Baden-Württemberg die wenigsten Schul-<br />
abbrecher ohne Abschluss und die meisten<br />
Hochschulabsolventen im Ländervergleich<br />
hervorbringt.<br />
Die exzellenten Hochschulen des Landes<br />
werden weiter ausgebaut: Tausende neue<br />
Studienplätze sind bereits in den vergangenen<br />
Jahren entstanden. Bis 2012<br />
kommen nochmals tausende hinzu. Das<br />
neu geschaffene Karlsruher Institut für<br />
Technologie (KIT) wird sich schnell als<br />
international sichtbarer Leuchtturm und<br />
als größte deutsche Forschungs- und<br />
Lehreinrichtung etablieren. Die überaus<br />
gefragten Berufsakademien wurden<br />
erfolgreich in Duale Hochschulen weiter-<br />
entwickelt. Die Fachhochschulen werden<br />
zu Zentren für angewandte Forschung<br />
ausgebaut, die gezielt für den Mittelstand<br />
forschen.<br />
Zusätzliche Lehrer dank der<br />
„Qualitätsoffensive Bildung“<br />
Mit der „Qualitätsoffensive Bildung“ fließen<br />
zusätzliche 530 Millionen Euro ins Bil-<br />
dungswesen, obwohl ohnehin schon kein<br />
westdeutsches Flächenland mehr Geld pro<br />
Schüler aufwendet. 4.900 Euro sind es pro<br />
Jahr. Zum Vergleich: Im SPD-regierten<br />
Rheinland-Pfalz liegt der Wert mit 4.500 Euro<br />
dagegen deutlich niedriger. Trotz landesweit<br />
sinkender Schülerzahlen bringt die<br />
Qualitätsoffensive Schulen und Schülern<br />
noch einmal 4.000 zusätzliche Lehrerstellen<br />
für kleinere Klassen und noch besseren<br />
Unterricht, obwohl Baden-Württemberg<br />
bereits die beste Schüler-Lehrer-Relation<br />
der alten Flächenländer hat. Mit der ver-<br />
bindlichen Sprachstandsdiagnose, dem<br />
CDU<br />
Orientierungsplan im Kindergarten und den<br />
Bildungshäusern für Drei- bis Zehnjährige<br />
unterstreicht das Land seinen konzeptionel-<br />
len Führungsanspruch auf dem Gebiet der<br />
besonders wichtigen frühkindlichen Bildung.<br />
Die neue Werkrealschule sorgt mit ihrem<br />
praxisnahen pädagogischen Konzept dafür,<br />
dass Schülern künftig an deutlich mehr<br />
Standorten als bisher der Weg zu einem<br />
mittleren Bildungsabschluss offensteht.<br />
Für die CDU-Landtagsfraktion sind Unter-<br />
richtsqualität und Bildungserfolg der Maß-<br />
stab der Bildungspolitik. Deshalb führt<br />
sie keine theoretischen und ideologischen<br />
Debatten über die Schulstruktur. Es gibt<br />
keinen Beweis dafür, dass die Einheitsschule<br />
von Rot-Grün bessere Ergebnisse<br />
und mehr Gerechtigkeit bringt. Im Gegenteil:<br />
Bildungsforscher haben wiederholt<br />
nachgewiesen, dass längeres gemeinsames<br />
Lernen keineswegs soziale Ungleichheiten<br />
ausgleicht. Tatsächlich werden leistungsfähige<br />
Schüler in ihrer Lernentwicklung<br />
ausgebremst, während die Schwächeren<br />
umgekehrt nicht profitieren. CDU-Bildungs-<br />
politik für Baden-Württemberg heißt<br />
differenzierte, begabungsgerechte und<br />
bestmögliche Förderung statt rot-grüner<br />
Einheitsbeschulung nach dem Grundsatz<br />
„Für alle das Gleiche, doch für keinen<br />
das Richtige“.<br />
Gerade die Bereiche Bildung und Forschung<br />
belegen: Baden-Württemberg hat die Kraft,<br />
die Ideen und die Strukturen, um schnell<br />
auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu-<br />
rückzukehren. Die CDU-Landtagsfraktion<br />
setzt mit ihrer Politik alles daran, dass unser<br />
Land auch in Zukunft seinen Rang als füh-<br />
rende Wachstums- und Innovationsregion in<br />
Europa behauptet.<br />
http://fraktion.cdu.org<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 9
10<br />
Forum der Fraktionen SPD<br />
Wirtschaftlichen Wohlstand<br />
und sozialen Ausgleich sichern<br />
Die SPD betrachtet es als ihren vornehmlichen<br />
Auftrag, zur Politik der schwarz-<br />
gelben Landesregierung klare Alternativen<br />
zu formulieren. Wir verstehen uns als ge-<br />
staltende Kraft der Landespolitik, die sich<br />
mit der Regierung im Wettbewerb um die<br />
besseren inhaltlichen Konzepte für Baden-<br />
Württemberg befindet. Wir kommen der<br />
klassischen Funktion der Opposition, die<br />
Regierung zu kritisieren und zu kontrollie-<br />
ren, offensiv und hartnäckig zugleich nach.<br />
Aber wir beschränken uns keineswegs<br />
darauf. Die SPD will vielmehr mit klaren,<br />
konstruktiven Alternativen den Wandel<br />
mitgestalten, damit die Menschen auch<br />
in Zukunft gerne in diesem Land leben.<br />
Gleiche Bildungschancen für alle<br />
Eine bessere Bildung für alle ist der Schlüssel<br />
für mehr Gerechtigkeit und die Basis für<br />
den Wohlstand von morgen. Baden-Württem-<br />
berg gehört leider zu den Bundesländern,<br />
in denen der Bildungserfolg sehr stark von<br />
der sozialen Herkunft abhängt. PISA hat<br />
zwar viele Verantwortliche wachgerüttelt<br />
und ein Umdenken ausgelöst. Doch immer<br />
noch sind zu viele ideologisch verbohrte<br />
Bremser unterwegs, die halsstarrig am<br />
überkommenen dreigliedrigen Schulwesen<br />
festhalten. Dabei hört mittlerweile ein Tau-<br />
ber, dass dessen Totenglöcklein zu läuten<br />
begonnen hat.<br />
Es wird zwar viel über die angebliche Durch-<br />
lässigkeit des gegliederten Schulwesens<br />
geredet. Von echter Gleichheit der Bildungs-<br />
chancen sind wir aber immer noch weit<br />
entfernt. Nur halbherzig angegangen wird<br />
die vorschulische Bildung und Betreuung.<br />
Es gibt zu viele offene Baustellen, Modelle<br />
hier und Projekte da, was indessen fehlt, ist<br />
ein Konzept aus einem Guss. Das Konzept<br />
zur Sprachförderung der Kinder ist unaus-<br />
gegoren und grenzt ganz junge Kinder aus.<br />
Weil die CDU an der frühen Trennung im<br />
dreigliedrigen Schulsystem festhält, werden<br />
zum einen vorhandene Talente nicht aus-<br />
reichend gefördert und zum anderen bei<br />
zurückgehenden Schülerzahlen wohnortnahe<br />
Schulstandorte vor allem im ländlichen<br />
Raum gefährdet. Die SPD hat im Landtag<br />
einen Gesetzentwurf für eine neue Schulstruktur<br />
eingebracht. In seinem Kern sieht<br />
er vor, dass Schulkinder länger gemein-<br />
sam lernen können, und zwar mindestens<br />
bis zum 6. Schuljahr. Alle Schülerinnen<br />
und Schüler sollen überdies die mittlere<br />
Reife an einer wohnortnahen Schule er-<br />
reichen können.<br />
» Längeres gemein-<br />
sames Lernen<br />
ist der Schlüssel.«<br />
Alle Kinder individuell fördern<br />
Gerechte Lebenschancen für alle kann es<br />
nur geben, wenn wir die frühe Auslese über-<br />
winden. Bildung beeinflusst entscheidend<br />
die Lebenschancen jedes Einzelnen. Des-<br />
wegen müssen alle die gleichen Chancen<br />
und dasselbe Recht haben, am Bildungsprozess<br />
teilzuhaben, und zwar von Anfang<br />
an. Optimale Lern- und Entwicklungsleistungen<br />
können nur dann erreicht werden,<br />
wenn jeder und jede individuell gefördert<br />
wird. Klar ist: Reformen an der Schulstruk-<br />
tur sind kein Selbstzweck. Sie haben eine<br />
der Pädagogik dienende Funktion und tragen<br />
entscheidend dazu bei, die Lehr- und Lern-<br />
bedingungen an den Schulen zu verbessern.<br />
Längeres gemeinsames Lernen ist der<br />
Schlüssel.<br />
Mittelstand und Handwerk stärken<br />
Neben besserer Bildung für alle sieht die<br />
SPD in der Stärkung von Mittelstand und<br />
Handwerk einen Schwerpunkt ihrer landes-<br />
politischen Bemühungen. Leider haben<br />
heimische Betriebe immer öfter das Nach-<br />
sehen bei öffentlichen Aufträgen, weil sie<br />
ihre Beschäftigten anständig bezahlen, die<br />
Konkurrenz indessen häufig auf Lohndumping<br />
setzt. Deshalb war es so wichtig, dass<br />
es SPD und Handwerk mit vereinten Kräften<br />
gelang, eine Verdoppelung der Wertgrenzen<br />
durchzusetzen, bis zu denen kommunale<br />
Bauaufträge an örtliche Firmen vergeben<br />
werden können. Als nächster Schritt müssen<br />
Auftragsvergaben an Generalunternehmer<br />
eingeschränkt werden.<br />
Im Gegensatz zur Union sieht sich die SPD<br />
als Anwalt anständig bezahlter und siche-<br />
rer Arbeitsplätze. Wir kämpfen für tariflich<br />
vereinbarte oder gesetzlich festgelegte<br />
Mindestlöhne und für ein Tariftreuegesetz,<br />
das die Vergabe öffentlicher Aufträge an<br />
tarifgebundene Unternehmen vorschreibt.<br />
Demgegenüber will sich Ministerpräsident<br />
Oettinger als Mann des Wirtschaftsflügels<br />
in der Union profilieren, dem Mindestlöhne<br />
ein Gräuel sind, der den Kündigungsschutz<br />
aufweichen und der Verhandlungsmacht<br />
der Gewerkschaften ans Leder will.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Oberstes Ziel: Arbeitsplätze retten<br />
In der Finanz- und Wirtschaftskrise war<br />
es von Anfang an das oberste Ziel der SPD,<br />
Arbeitsplätze zu retten. Die SPD schlug<br />
deshalb einen staatlichen Fonds für den<br />
industriellen Mittelstand und ein Programm<br />
zur Qualifizierung von Beschäftigten und<br />
Arbeitslosen vor. Wichtig ist es für uns, dass<br />
sich der Staat in dieser harten, für viele<br />
Firmen existenzbedrohenden Krise nicht<br />
nur um die Großen kümmert. Auch die im<br />
Kern gesunden, wettbewerbsfähigen kleinen<br />
und mittleren Unternehmen haben es ver-<br />
dient, dass man ihnen mit den erforderlichen<br />
Kapitalspritzen über eine Durststrecke hin-<br />
weghilft. Baden-Württemberg als exportabhängiges<br />
und industriegeprägtes Land<br />
ist von der Krise besonders stark betroffen.<br />
Es ist deshalb auch in besonderem Maße<br />
gefordert, dem zukunftsfähigen, innova-<br />
tiven Mittelstand unter die Arme zu greifen.<br />
Staatliche Finanzhilfen gilt es so zu gestal-<br />
ten, dass der Steuerzahler nicht nur Risiken<br />
übernimmt, sondern auch am Erfolg be-<br />
teiligt wird.<br />
Wenn der Staat sich mit Bürgschaften und<br />
anderen Instrumenten für krisengebeutelte<br />
Unternehmen starkmacht, soll damit nicht<br />
Not leidenden Managern die Schlinge vom<br />
Hals gezogen werden. Auf dem Spiel stehen<br />
die Zukunft ganzer Firmen und vor allem<br />
die Jobs von tausenden von Arbeitnehmern.<br />
Die Politik kann, ja darf nicht tatenlos<br />
zusehen, wie diese den Bach runtergehen.<br />
Wo der Markt versagt, die Konjunktur ins<br />
Bodenlose absackt und die üblichen Kredite<br />
nicht mehr fließen, da ist ein starker Staat<br />
gefragt. Es gilt, überlebensfähigen Unter-<br />
nehmen so zu helfen, dass sie gestärkt aus<br />
der Krise herauskommen.<br />
Erneuerbare Energien ausbauen<br />
Ein schlechtes Zeugnis stellt die SPD der<br />
Landesregierung auch beim Klimaschutz<br />
und bei der Energiewende aus. Ihr Pro-Atom-<br />
Kurs verhindert einen Schub bei Investi-<br />
tionen in erneuerbare Energieträger. Die<br />
offensive Nutzung der Windkraft wird mit<br />
Hilfe eines restriktiven Landesplanungsgesetzes<br />
weiter blockiert. Die Absicht der<br />
Landesregierung, bis 2020 rund 20 Prozent<br />
des Bedarfs mit erneuerbaren Energien<br />
zu decken, zeugt nicht gerade von Ehrgeiz.<br />
Die SPD hat ein Maßnahmenpaket in den<br />
Bereichen Wärme, Strom und Verkehr<br />
vorgelegt, mit dem die CO 2-Emissionen im<br />
Land bis 2020 halbiert werden können.<br />
Die SPD will dafür sorgen, dass zusätzliche<br />
Wertschöpfung sowie Wachstum und<br />
Arbeitsplätze aus eigener Kraft im eigenen<br />
Land gefördert werden. Hierbei stehen die<br />
regenerativen Energien und die dezentrale<br />
Energieversorgung im Vordergrund. Wenn<br />
es uns gelingt, 20 Prozent der Energie, die<br />
wir heute in Baden-Württemberg verbrauchen,<br />
einzusparen, dann haben wir allein<br />
durch diese Maßnahme einen zusätzlichen<br />
» In der Krise muss der Staat helfen. «<br />
Kaufkraftgewinn von jährlich 3 bis 4 Milliar-<br />
den Euro im Land. Und wenn wir es schaffen,<br />
einen immer größeren Anteil der Energie<br />
dort zu erzeugen, wo die Menschen arbeiten<br />
und wohnen, dann haben wir noch einmal<br />
viele zusätzliche Milliarden Euro an Wert-<br />
schöpfung. Kurzum: Die Energiewende ist<br />
ökologisch zwingend, technologisch mach-<br />
bar und auch ökonomisch vernünftig.<br />
Unser Land an die Spitze bringen<br />
Baden-Württemberg ist immer noch ein<br />
starkes Land. Aber es wird von einer schwa-<br />
chen Regierung – mit einem aufs Zögern<br />
und Zaudern, Ankündigen und Sprücheklopfen<br />
spezialisierten Ministerpräsidenten<br />
an der Spitze – nicht auf den nötigen Mo-<br />
dernisierungskurs gebracht. Nur ein solcher<br />
wird aber gewährleisten, dass wir im natio-<br />
nalen und europäischen Wettbewerb weiter<br />
an der Spitze mitmischen. Und auf den-<br />
jenigen Gebieten eine Aufholjagd starten,<br />
wo wir hinten liegen, etwa in der Kleinkindbetreuung,<br />
in der Verkehrsinfrastruktur,<br />
bei der Energiewende und beim sozialen<br />
Mietwohnungsbau.<br />
Die SPD blickt zuversichtlich auf die große<br />
Wahlauseinandersetzung im Jahr 2011.<br />
Denn wir werden die entscheidende Frage<br />
stellen, die dann die Bürgerinnen und Bür-<br />
ger zu beantworten haben: Soll das starke<br />
Land Baden-Württemberg mit der CDU<br />
von der gehobenen Position weiter Richtung<br />
Durchschnitt abrutschen, oder soll mit der<br />
SPD eine Trendwende eingeleitet werden,<br />
damit Baden-Württemberg dort landet, wo<br />
es hingehört: an der Spitze der wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit, an der Spitze<br />
technologischer Innovationen, an der Spitze<br />
der sozialen Gerechtigkeit und des solida-<br />
rischen Zusammenhalts und an der Spitze<br />
des ökologischen Fortschritts.<br />
SPD www.spd.landtag-bw.de<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 11
12<br />
Forum der Fraktionen Grüne<br />
Grüne Wege aus der<br />
Wirtschafts- und Finanzkrise<br />
Nachhaltigkeit als Leitidee für<br />
das Exportland Baden-Württemberg<br />
Green New Deal: Neue Arbeitsplätze<br />
für Baden-Württemberg<br />
Erinnern Sie sich noch an damals? Als es<br />
hieß „Umweltschutz kostet Arbeitsplätze“?<br />
Heute wissen wir es besser. Alleine durch<br />
die Maßnahmen des Klimaschutzes ent-<br />
stehen nach einer Studie des Umweltbundesamtes<br />
bis zum Jahr 2020 mehr als<br />
500.000 neue Arbeitsplätze.<br />
Umwelt- und Klimaschutz ist einer der<br />
wenigen weltweit wachsenden Märkte, und<br />
es sind Märkte, in denen der baden-würt-<br />
tembergische Maschinenbau sehr erfolgreich<br />
sein könnte. Einzelne Industrieunternehmen<br />
wie etwa LIEBHERR in Biberach, ein<br />
inzwischen weltweit führender Hersteller<br />
von Drehkränzen (siehe Foto) für Windkraftanlagen,<br />
zeigen, welches Markt- und Ar-<br />
beitsplatzpotenzial gerade auf den Sektoren<br />
Windkraft und andere Regenerative Energien<br />
vorhanden ist. Geradezu paradox ist es da-<br />
her, dass die Landesregierung in den letzten<br />
Jahren alles unternommen hat, um Stand-<br />
orte und Investitionen für die Windkraft<br />
in Baden-Württemberg zu behindern. Dabei<br />
kann der Klimaschutz zum neuen Exportschlager<br />
für Baden-Württemberg werden.<br />
Die Grünen haben einen Green New Deal<br />
für Europa vorgestellt, mit dem in den<br />
nächsten Jahren für Europa fünf Millionen<br />
neue Arbeitsplätze im Klima- und Umweltschutz<br />
entstehen könnten, davon mehr<br />
als eine Million in Deutschland, das heißt<br />
mehr als 100.000 in Baden-Württemberg.<br />
Diese neuen Arbeitsplätze werden auch<br />
dringend benötigt, denn von der Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise ist Deutschland wegen<br />
seiner hohen Exportquote stärker betroffen<br />
als andere Staaten. Umsatzeinbrüche und<br />
Arbeitsplatzrisiken sind in Baden-Württemberg<br />
am höchsten. „Baden-Württemberg<br />
wird auf Dauer nur noch etwa 80 Prozent<br />
der heutigen Arbeitsplätze im Fahrzeugbau<br />
haben“, so Ministerpräsident Oettinger.<br />
Dies heißt im Klartext, bei den schwäbischen<br />
Herstellern von „Premium-Automobilen“ und<br />
ihren Zulieferern werden mehr als 100.000<br />
Arbeitsplätze auf Dauer verloren gehen.<br />
Das neue Leitbild „Nachhaltigkeit, Umwelt-<br />
und Klimaschutz“ – eine grüne Marktwirtschaft<br />
– kann viel dazu beitragen, neue<br />
Arbeitsplätze für die hoch qualifizierten<br />
Fachkräfte in der Autoindustrie und im<br />
Maschinenbau zu schaffen.<br />
Die Finanzkrise: Ausgelöst durch<br />
kurzfristiges Spekulationsdenken<br />
Die Zahlen sind astronomisch und kaum<br />
mehr vorstellbar. Zwischen 2.500 und 3.000<br />
Milliarden Euro betragen die bisherigen volks-<br />
wirtschaftlichen Verluste durch die Finanz-<br />
krise (Stand Juni 2009). Dies entspricht –<br />
in der Größenordnung – dem Wert aller Güter<br />
und Dienstleistungen, die in einem Jahr<br />
in Deutschland produziert werden. Ein Jahr<br />
Deutschland, die Arbeit von 80 Millionen<br />
Menschen, wurde durch die Finanzkrise<br />
zunichtegemacht.<br />
Wie konnte es dazu kommen? Warum krachen<br />
Banken zusammen, warum stürzen ehe-<br />
mals große, stolze Unternehmen wie General<br />
Motors wie Kartenhäuser in sich zusammen<br />
oder müssen wie Daimler mit drastischen<br />
Einbrüchen bei Umsatz und Beschäftigung<br />
kämpfen?<br />
Der Grund ist, dass sich im internationalen<br />
Bankensystem eine Spekulationsmentalität<br />
breitgemacht hatte. Die Gier nach immer<br />
höheren Gewinnen, der irreale Glaube, die<br />
spekulative Blase ließe sich immer weiter<br />
aufblähen, hatte zeitweise zu einem völligen<br />
Zusammenbruch der Märkte geführt. Die<br />
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)<br />
– noch 2008 von der Landesregierung mit<br />
der „rosaroten Brille“ als besonders stabil<br />
und erfolgreich gepriesen – brauchte 2009<br />
eine Kapitalerhöhung von 5 Milliarden<br />
Euro – davon 2 Milliarden aus dem Landes-<br />
haushalt – und einen „Garantieschirm“ des<br />
Landes von über 12 Milliarden Euro. Sonst<br />
wäre auch bei unserer Landesbank das<br />
Kapital verbraucht und die Bank, die gleich-<br />
zeitig Spitzeninstitut der Sparkassen ist,<br />
müsste Konkurs anmelden. Diese bis vor<br />
Kurzem noch völlig absurde Vorstellung wird<br />
nur abgewendet, indem die Steuerzahler in<br />
Baden-Württemberg mit einem zweistelligen<br />
Milliardenbetrag bürgen. Das ist das Ge-<br />
genteil von Nachhaltigkeit und Vertrauensbildung.<br />
Windenergie schafft Arbeitsplätze in Baden-Württemberg –<br />
hier: LIEBHERR in Biberach (Produktion von Getrieben<br />
und Drehkränzen).<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Wir legen Konzepte für die<br />
Zukunft vor<br />
Gewiss, es waren keine Grünen, die die<br />
Spekulationsblasen in Gang setzten. Im Ge-<br />
genteil, immer wieder hatten Grüne davor<br />
gewarnt, die neuen Akteure auf den Finanz-<br />
märkten, wie etwa Hedge Fonds, weitgehend<br />
unreguliert zu lassen; immer wieder hatten<br />
Grüne darauf hingewiesen, dass die inter-<br />
nationalen Finanzmärkte und die interna-<br />
tionalen Banken neue Regeln brauchen, um<br />
die unübersehbaren Risiken zu vermeiden,<br />
die nun eingetreten sind.<br />
Auch in Baden-Württemberg sind die<br />
Grünen in den Gremien der Landesbank<br />
als einzige Fraktion des Landtags nicht ver-<br />
treten. Dennoch: Jetzt geht es darum, die<br />
Landesbank mit ihren 12.000 Beschäftigten,<br />
mit ihrer Funktion als Zentralinstitut der<br />
baden-württembergischen Sparkassen<br />
neu aufzustellen. Und dafür – nicht für die<br />
Vergangenheit, aber für die Zukunft –<br />
übernehmen die Grünen Verantwortung<br />
und legen Konzepte vor.<br />
Die Grünen tun dies entsprechend den<br />
Leitlinien des „öffentlichen Auftrags“ und<br />
der unternehmenspolitischen Nachhaltigkeit.<br />
Den Grünen geht es darum, aus den<br />
Erfahrungen der Finanzkrise und der Havarie<br />
der Landesbank zu lernen, die „rosarote<br />
Brille“ abzusetzen und bei der Landesbank<br />
einen neuen Kurs einzuschlagen, der die<br />
regionale Orientierung der Bank und die<br />
Kreditversorgung insbesondere für Hand-<br />
werk, Mittelstand und Kommunen wieder<br />
zum Schwerpunkt macht. Nicht Spekula-<br />
tionsmentalität, sondern Nachhaltigkeit<br />
muss die künftige Leitlinie unserer<br />
Landesbank sein.<br />
Staatshilfen nur mit Maß und Ziel<br />
Die Wirtschaftskrise hat die Regierungen<br />
und Parlamente in Europa und darüber hin-<br />
aus unter Handlungsdruck gebracht – zu<br />
Recht: Politisch weitermachen wie bisher,<br />
während viele Menschen ihren Job verlieren,<br />
das ist keine Lösung. Dennoch haben<br />
wir Grüne die neue Welle an Konjunktur-<br />
programmen und Staatseingriffen in die<br />
Wirtschaft sehr kritisch begleitet und tun<br />
dies weiter.<br />
Aufgabe des Staates ist es, den Finanzmarkt<br />
zügig wieder in Ordnung zu bringen –<br />
mit neuen Regeln und durchaus mit Staats-<br />
eingriffen. Die Banken brauchen schnell<br />
Eigenkapital, damit sie wieder Kredite an<br />
Unternehmen vergeben. Das Eigenkapital<br />
können sie vom staatlichen Bankenret-<br />
tungsfonds bekommen. Das hilft den Un-<br />
ternehmen bei uns im Land, die zunehmend<br />
Probleme mit ihrer Finanzierung bekommen,<br />
am meisten. Da die Banken sich aber<br />
im Gegenzug in die Karten schauen lassen<br />
und viele Vorgaben des Bundes einhalten<br />
müssten, scheuen sie diesen Weg.<br />
Staatliche Bürgschaften für die Kredite, die<br />
die Banken an die Unternehmen vergeben,<br />
können zusätzlich sinnvoll sein. Wir Grüne im<br />
Landtag haben daher zugestimmt, dass<br />
aus dem Landeshaushalt mehr Bürgschaften<br />
vergeben werden – aber mit Maß: Die von den<br />
anderen Fraktionen im Juni beschlossenen<br />
1,2 Milliarden Euro für Bürgschaften im<br />
Jahr 2009 sind zu viel. Denn mit dem Geld<br />
werden auch die Großbürgschaften nach<br />
dem Muster von Opel finanziert: Die Bundes-<br />
regierung lässt sich als angebliche Retterin<br />
von Arbeitsplätzen feiern, und die Länder,<br />
in denen das Unternehmen angesiedelt ist,<br />
müssen die Hälfte der Rettungssumme<br />
aufbringen. Hohe staatliche Bürgschaften<br />
für wenige Großunternehmen sind keine gute<br />
Wirtschaftspolitik, schon gar nicht für unser<br />
mittelstandsorientiertes Baden-Württemberg.<br />
Jede Bürgschaft für den Kredit an ein<br />
einzelnes Unternehmen benachteiligt außer-<br />
dem dessen Konkurrenten. Wir setzen uns<br />
dafür ein, dass auch in der Krise im Ländle<br />
das Geld nicht so locker sitzt wie in Berlin<br />
und wir unserem Mittelstand dann unter die<br />
Arme greifen, wenn es keine andere Lösung<br />
mehr gibt.<br />
Aus der Krise steuern:<br />
Das Autoland begrünen<br />
Unsere Ressourcen sind ein knappes Gut,<br />
und Öl wird nie mehr richtig billig: Das<br />
wissen heute nicht nur Grüne, sondern die<br />
potenziellen Autokäufer auf der ganzen Welt.<br />
Und dass wir in unserem ureigenen Interesse<br />
gegen den vom steigenden Autoverkehr<br />
mitverursachten Klimawandel ankämpfen<br />
müssen, auch.<br />
Das ist eine große Aufgabe, aber auch<br />
eine große grüne Chance für Baden-Württemberg:<br />
Wir können Baden-Württemberg<br />
zum ökologischen Hightechland machen.<br />
Viele Automobilzulieferer wie Bosch haben<br />
den Weg erkannt und stellen schon um<br />
auf Erneuerbare Energien: Sie bauen jetzt<br />
auch Fertigungsstraßen für Photovoltaik<br />
oder Komponenten für Windräder.<br />
Wir wollen unsere Automobilbauer überzeugen,<br />
dass sie in Zukunft Fahrzeuge und<br />
Konzepte für nachhaltige Mobilität auf der<br />
ganzen Welt verkaufen können, wenn sie sich<br />
umstellen. Das Know-how dazu haben die<br />
Unternehmen und Beschäftigten in Baden-<br />
Württemberg größtenteils. Wo es noch<br />
Mängel gibt, beispielsweise bei Batterien für<br />
Elektroautos, wollen wir in die Forschung<br />
investieren.<br />
Das neue Premium-Auto aus dem Ländle<br />
muss klein, leicht und schlau sein: Es passt<br />
in jede Parklücke von Stuttgart bis Singapur.<br />
Es ist leise und schadstoffarm, wie es in vielen<br />
Orten der Welt von Rom bis Kalifornien heute<br />
verlangt wird. Und es spart schlau Energie.<br />
Aber Autos verkaufen ist ökologisch und<br />
ökonomisch noch nicht die Lösung. Baden-<br />
Württemberg sollte zu dem Entwicklungsstandort<br />
für effiziente und umweltschonen-<br />
de Mobilität werden. Daimler zeigt gerade<br />
mit seinem Car2Go-Projekt in Ulm, wie es<br />
gehen kann: Smarts, die einfach zum Minu-<br />
tenpreis von jedem gemietet werden und<br />
überall im Stadtgebiet wieder abgestellt<br />
werden können. Dafür braucht man Ideen,<br />
neue Software und neue Dienstleistungen.<br />
Und die bringen neue Arbeitsplätze, mit<br />
denen wir den Strukturwandel im Autoland<br />
ökologisch meistern können.<br />
» Baden-Württemberg sollte zu dem<br />
Entwicklungsstandort für effiziente und<br />
umweltschonende Mobilität werden. «<br />
GRÜNE www.bawue.gruene-fraktion.de<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 13
14<br />
Forum der Fraktionen FDP/DVP<br />
Bildung, Schule, Hochschule<br />
in Baden-Württemberg – unsere<br />
Kinder sind unsere Zukunft<br />
Frühkindliche Bildung<br />
Für die FDP/DVP-Landtagsfraktion ist die<br />
Unterstützung und Stärkung der frühkind-<br />
lichen Entwicklung und Bildung ein wichtiges<br />
Anliegen. In diesen Bereich investieren<br />
heißt nicht nur grundlegende Fähigkeiten<br />
in einer Phase großer Lernbereitschaft der<br />
Kinder zu fördern, sondern auch Defizite<br />
beizeiten erkennen und wenn möglich aus-<br />
gleichen. Durch ein solches Vorgehen er-<br />
sparen wir den Kindern und uns langfristig<br />
viele „Reparaturmaßnahmen“.<br />
Mit einer Vielzahl von Maßnahmen hat<br />
Baden-Württemberg den Ausbau dieser frü-<br />
hen Förderung eingeleitet und bereits er-<br />
heblich vorangebracht. Erste Voraussetzung<br />
solcher Förderung ist die möglichst früh-<br />
zeitige Feststellung, ob beim einzelnen<br />
Kind ein entsprechender Bedarf besteht.<br />
Es war die FDP, die mit besonderem Nach-<br />
druck darauf gedrängt hat, ein Verfahren<br />
zur Feststellung eines Förderbedarfs vor<br />
allem im sprachlichen, aber etwa auch im<br />
motorischen Bereich flächendeckend<br />
einzuführen.<br />
Dies findet nun im Rahmen der gerade<br />
unter diesem Aspekt neu konzipierten Ein-<br />
schulungsuntersuchung mit Sprachstandsdiagnose<br />
statt. Die Untersuchung erfolgt,<br />
wenn ein Kind das vierte Lebensjahr vollendet<br />
hat. Die dabei getroffenen Feststellungen<br />
liefern gemeinsam mit der Dokumentation<br />
der Entwicklungsschritte des jeweiligen<br />
Kindes die Entscheidungsgrundlage für<br />
Fördermaßnahmen in Kindergarten und<br />
Grundschule.<br />
Mit der flächendeckenden Umsetzung des<br />
Orientierungsplans in den Kindergärten<br />
und der neu gestalteten Einschulungsuntersuchung<br />
stehen auch die Kommunen sowie<br />
die Kindertageseinrichtungen vor besonderen<br />
Herausforderungen. Die neuen Aufgaben<br />
für die Erzieherinnen, vor allem<br />
die Beobachtung und Dokumentation der<br />
Entwicklung jedes Kindes, die verstärkte<br />
Einbeziehung der Eltern und die Sprachförderung<br />
erfordern kleinere Kindergartengruppen,<br />
eine bessere Ausstattung der<br />
Kindergärten und eine Weiterbildung der<br />
Erzieherinnen sowie eine zusätzliche Qua-<br />
lifikation des Leitungspersonals.<br />
Insgesamt sind Land und Kommunen ge-<br />
meinsam gefordert, auch die Finanzierung<br />
dieser Maßnahmen im Bereich frühkindlicher<br />
Bildung sicherzustellen. Für die Sprach-<br />
förderung wendet das Land insgesamt 10<br />
Millionen Euro auf, die zunächst aus Mitteln<br />
der Landesstiftung bestritten werden.<br />
Die FDP/DVP-Landtagsfraktion hat jedoch<br />
keinen Zweifel daran gelassen, dass zu-<br />
künftig eine Finanzierung aus allgemeinen<br />
Haushaltsmitteln zu erfolgen hat.<br />
Ausbau der Ganztagsbetreuung<br />
Eine der großen Herausforderungen für<br />
die Kommunen und ihre Schulen ist der<br />
Ausbau der Ganztagsbetreuung. Für die<br />
Entwicklung der Ganztagsangebote ist die<br />
Kooperation mit verschiedenen Gruppen<br />
und Akteuren in der Gemeinde unerlässlich.<br />
Genannt seien hierbei unter anderem die<br />
Schulfördervereine, die Musikschulen und<br />
» Eine der großen<br />
Herausforderungen<br />
für die Kommunen<br />
und ihre Schulen ist<br />
der Ausbau der Ganz-<br />
tagsbetreuung. «<br />
-vereine, die Sportvereine und viele mehr.<br />
Die Möglichkeit zu musizieren und ein<br />
Instrument zu erlernen, sollte jedem Kind<br />
eröffnet werden.<br />
Mit dem Ausbauprogramm für Ganztagsschulen<br />
des Landes sollen bis zum Jahr 2014<br />
rund 40 Prozent der öffentlichen allgemein-<br />
bildenden Schulen zu Ganztagsschulen<br />
werden. Zur Schaffung der erforderlichen<br />
räumlichen Voraussetzungen wurde mit<br />
den Kommunen ein gemeinsames Investitionsprogramm<br />
in der Gesamthöhe von<br />
rund 1 Milliarde Euro vereinbart.<br />
Auf Initiative der Liberalen gewährt das<br />
Land im Jahr 2009 erstmalig einen Zuschuss<br />
von 50.000 Euro für den Landesverband<br />
der Schulfördervereine. Der Verband unter-<br />
stützt und berät ehrenamtlich Engagierte<br />
in über 500 Schulfördervereinen vor Ort.<br />
Nach Auffassung der FDP leisten die Vereine<br />
wertvolle Hilfe bei der Gestaltung und Or-<br />
ganisation des Lern- und Lebensorts Schule.<br />
Sie organisieren nicht nur vielerorts das<br />
Schulmittagessen, sondern wirken bei der<br />
Gestaltung des pädagogischen Angebots<br />
zahlreicher Schulen mit.<br />
Schulentwicklung und<br />
Differenzierung des Schulangebots<br />
Wichtig erscheint auch die Kooperation von<br />
Schulen mit der Wirtschaft, eine der we-<br />
sentlichen Voraussetzungen für einen erfolg-<br />
reichen Übergang von der Schule in den<br />
Beruf. In der globalisierten und technisierten<br />
Wissensgesellschaft von heute geht<br />
es darum, jedem Schüler unterschiedliche<br />
Lernwege zu eröffnen, ohne ihn schon auf<br />
bestimmte Berufslaufbahnen festzulegen.<br />
Diesem Anliegen der FDP ist in der Weiter-<br />
entwicklung der Hauptschulen zu Werkrealschulen<br />
in noch stärkerem Maße als bisher<br />
Rechnung getragen worden. Dabei wird<br />
der Hauptschulbildungsgang als unverzicht-<br />
barer Bestandteil einer differenzierten<br />
Bildungslandschaft um Elemente der Vor-<br />
bereitung auf einen mittleren Bildungs-<br />
abschluss ergänzt.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Neue Werkrealschule ab<br />
Schuljahr 2010/11<br />
» Baden-Württemberg ist<br />
das Land der Tüftler,<br />
Bastler und Denker [...]. «<br />
Ab dem Schuljahr 2010/11 werden zwei-<br />
zügige Hauptschulen zu Werkrealschulen<br />
weiterentwickelt werden. Zielsetzung ist,<br />
mehr Schülerinnen und Schüler als bisher<br />
zur mittleren Reife zu führen. Dies setzt<br />
nach Auffassung der FDP voraus, dass die<br />
individuelle Förderung bereits ab Klasse 5<br />
einsetzen kann und die Schulen so große<br />
Gestaltungsfreiheit wie möglich erhalten.<br />
Der Hauptschulabschluss bleibt als an-<br />
spruchsvoller Schulabschluss erhalten.<br />
Für die Liberalen ist es wichtig, dass die<br />
geforderte Zweizügigkeit nicht zum Dogma<br />
erhoben wird. Deshalb haben wir erreicht,<br />
dass Hauptschulen auch Kooperationen<br />
eingehen und durch Zusammenschluss<br />
größere Einheiten bilden können. Eine auf<br />
diese Weise entstehende Schule kann auch<br />
auf mehrere Standorte verteilt sein. Das<br />
gilt gleichermaßen für die Klassen 5 bis 7,<br />
wie auch die Klassen 8 bis 10. Allerdings<br />
muss die Werkrealschule unter einer gemeinsamen<br />
Schulleitung stehen.<br />
Auch ist gewährleistet, dass keine Schule<br />
gegen den Willen des Schulträgers ge-<br />
schlossen wird. Damit haben die Liberalen<br />
erreicht, dass die stabil einzügigen Haupt-<br />
schulen, vor allem auch im ländlichen Raum,<br />
weiter bestehen und ihre gute Arbeit fort-<br />
setzen können.<br />
Der Werkrealabschluss ist ein dem Real-<br />
schulabschluss gleichwertiger Bildungsabschluss.<br />
Nicht zuletzt auf Drängen der<br />
FDP wurden Überlegungen fallen gelassen,<br />
an Werkrealschüler beim Übergang in ein<br />
Berufskolleg oder ein berufliches Gymnasium<br />
höhere Notenanforderungen zu stellen<br />
als an Realschüler. Gleichzeitig bleibt der<br />
Hauptschulabschluss erhalten.<br />
Maßgeblich für den Wechsel von Klasse 9<br />
in Klasse 10 der Werkrealschule ist eine<br />
Bildungsempfehlung der Klassenkonferenz.<br />
Die Entscheidung ist damit in die Verant-<br />
wortung der Schule gegeben. Auf Drängen<br />
der Liberalen wurde zudem in der Qualitäts-<br />
offensive Bildung vereinbart, dass jede<br />
Hauptschule Ganztagsschule werden kann,<br />
wenn sie dies wünscht.<br />
Schulbezirke fallen weg<br />
Sowohl die Werkrealschulen als auch die<br />
noch weiter bestehenden Hauptschulen<br />
werden künftig Wahlschulen sein, das heißt<br />
keinen Schulbezirk mehr haben. Künftig<br />
erhalten die Schüler eine Bildungsempfehlung<br />
für die Haupt- wie die Werkrealschule<br />
gleichermaßen, sodass die Eltern nicht nur<br />
zwischen den beiden Schulformen, sondern<br />
auch die Schule grundsätzlich frei wählen<br />
können. Auf Wunsch der Kommunen erhält<br />
der Schulträger jedoch das Recht, zum<br />
Zwecke der Planungssicherheit während<br />
einer auf sechs Jahre befristeten Übergangszeit<br />
einen Schulbezirk zu errichten.<br />
Im Land tritt die FDP dafür ein, dass Schul-<br />
verbünde und Schulversuche zugelassen<br />
werden müssen, wenn vor Ort ein stimmiges<br />
Konzept erarbeitet wurde. Dies betrifft aus-<br />
drücklich auch die angestrebten Koopera-<br />
tionen von Haupt- und Realschulen. Zugleich<br />
gilt es, die Betroffenen bei ihren Schulentwicklungsvorhaben<br />
zu unterstützen. Die auf-<br />
grund der sinkenden Schülerzahlen in den<br />
nächsten Jahren frei werdenden personellen<br />
Ressourcen müssen den Schulen erhalten<br />
bleiben. Die Kommunen sind aufgrund der<br />
demografischen Entwicklung aber auch<br />
aufgefordert, noch mehr als bisher über die<br />
kommunalen Grenzen hinweg eine regionale<br />
Schulentwicklung vorzunehmen, um auch<br />
in Zukunft arbeitsfähige Schulen vorhalten<br />
zu können.<br />
Eigenständigkeit der Schulen<br />
Im Sinne des liberalen Ziels einer eigenverantwortlichen<br />
Schule ist es auf Initiative der<br />
FDP gelungen, in der Qualitätsoffensive Bil-<br />
dung Personalkostenbudgets zu verankern.<br />
Dies bedeutet, dass der einzelnen Schule<br />
ein Recht zur Budgetierung der Stellen in<br />
Mittel eingeräumt wird. Sie kann ab dem<br />
Schuljahr 2009/10 demnach Stellen in<br />
Personalmittel umwandeln und diese eigen-<br />
ständig gemäß ortsspezifischen Bedürf-<br />
nissen oder zum Zweck einer fachlichen bzw.<br />
pädagogischen Schwerpunktbildung ein-<br />
setzen. Auch müssen die Schulen die neu<br />
zugewiesenen Stellen nicht zur Senkung des<br />
Klassenteilers verwenden, sondern bewirt-<br />
schaften diese eigenständig.<br />
Hochschulen – exzellent in<br />
Lehre und Forschung<br />
Baden-Württemberg ist das Land der Tüftler,<br />
Bastler und Denker – es lebt von der Viel-<br />
zahl seiner Patente, von seiner Exzellenz in<br />
Forschung und Lehre. Es ist gut, dass der<br />
Südwesten in der Exzellenz seiner Universitäten<br />
bundesweit mit Abstand vorn liegt.<br />
Und es ist noch besser, dass wir mit 4,2<br />
Prozent des Bruttoinlandsprodukts für For-<br />
schung und Entwicklung europaweit an der<br />
Spitze liegen. Wir dürfen uns auf diesen<br />
Erfolgen nicht ausruhen. Die Konkurrenz<br />
schläft nicht. In Wissenschaft und Forschung<br />
stehen wir in einem globalen Wettbewerb.<br />
Wir als FDP haben mit dafür die Weichen ge-<br />
stellt, damit Baden-Württemberg in diesem<br />
Wettbewerb bestehen kann: Das Haushalts-<br />
volumen für das Ressort Forschung, Wissen-<br />
schaft und Kunst steigt um 3 Prozent auf<br />
3,828 Milliarden Euro. Hinzu kommen fast<br />
222 Millionen Euro aus den Zukunftsoffensiven<br />
und dem Impulsprogramm für den<br />
Hochschulbau. Die für die Zukunftsfähigkeit<br />
besonders wichtigen Investitionen stiegen<br />
überdurchschnittlich um 5,6 Prozent.<br />
Von dem Landesanteil an dem Konjunktur-<br />
programm II des Bundes in Höhe von 371<br />
zuzüglich 124 Millionen Euro wird ein we-<br />
sentlicher Teil ebenfalls dem Hochschulbau,<br />
insbesondere für energetische Sanierungen,<br />
zugutekommen. Mit diesen Investitionen<br />
in den Grips unseres Nachwuchses können<br />
wir uns in Deutschland und Europa durch-<br />
aus sehen lassen.<br />
FDP/DVP www.fdp-dvp-fraktion.de<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 15
Themen,<br />
die Schlagzeilen machten<br />
von Tanja Wolter, landespolitische Redakteurin<br />
16<br />
Landespolitik im Fokus<br />
Vor allem die Finanzmarktkrise hat in den vergangenen Monaten die politische Diskussion bestimmt. Die Landespolitiker<br />
mussten in die schwer durchschaubaren Tiefen des Geldmarktes vordringen. Es galt, die angeschlagene<br />
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit Milliardenaufwand aus dem Abwärtssog zu ziehen. Das Kreditinstitut<br />
hatte sich – wie viele Häuser – mit faulen Papieren in die roten Zahlen manövriert. Um Milliarden ging es<br />
auch, als der Finanzierungsvertrag für das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ unterzeichnet wurde. Und für den Ankauf<br />
von Schloss Salem musste ebenfalls viel Geld lockergemacht werden. Finanziell weniger relevant, aber nicht<br />
minder strittig war die Lockerung des Rauchverbots in Gaststätten. Auch personelle Änderungen machten Schlag-<br />
zeilen, zuvorderst die Abwahl des FDP-Fraktionsvorsitzenden Dr. Ulrich Noll. Entsetzen rief der Amoklauf in<br />
Winnenden und Wendlingen hervor. Ein Sonderausschuss des Landtags berät seit Mai 2009 über Konsequenzen.<br />
Größte deutsche<br />
Landesbank: die LBBW<br />
Kapitalspritze für die Landesbank<br />
Im LBBW-Konzern haben die Turbulenzen auf den<br />
Finanzmärkten tiefe Spuren hinterlassen: Mit einem<br />
Minus von 2,1 Milliarden Euro musste die größte deutsche<br />
Landesbank das Jahr 2008 abschließen. Obwohl sich<br />
das operative Geschäft günstig entwickelte, forderte<br />
die Finanzmarktkrise ihren Tribut. Vor allem Bewertungsverluste<br />
bei Wertpapieren und Zahlungsausfälle<br />
infolge der Pleite der US-Investmentbank Lehman<br />
Brothers machten der LBBW zu schaffen. Die Träger –<br />
Land, Sparkassenverband und Stadt Stuttgart – sahen<br />
sich gezwungen, das Kreditinstitut aus dem Gröbs-<br />
ten herauszuholen, mit einer Kapitalspritze in Höhe<br />
von 5 Milliarden Euro. Um den Landesanteil „haus-<br />
haltsextern“ stemmen zu können, verständigte sich<br />
das Kabinett darauf, eine Finanzierungsgesellschaft zu<br />
gründen. Das Land tritt dabei lediglich als Garantiegeber<br />
auf, während sich die Gesellschaft das Geld am<br />
freien Kapitalmarkt besorgt. Dafür musste das Landes-<br />
bankgesetz geändert werden, damit sich eine privatrechtliche<br />
Gesellschaft am LBBW-Stammkapital be-<br />
teiligen kann. Im März 2009 wurde der Gesetzentwurf<br />
im Landtag behandelt. Den SPD-Vorwurf des „Schattenhaushalts“<br />
und der Trickserei wiesen Vertreter der<br />
Koalition dabei zurück. „Alles ist öffentlich und sauber<br />
dargestellt. Das entspricht der Haushaltswahrheit und<br />
-klarheit“, hob der CDU-Abgeordnete Klaus Herrmann<br />
hervor.<br />
Mit der beschlossenen Kapitalerhöhung waren die<br />
Probleme aber nicht gelöst. Die Sparkassen und die<br />
Stadt Stuttgart machten ihren Beitrag davon abhängig,<br />
dass riskante Wertpapiere abgesichert werden. Im Mai<br />
2009 legte die Landesregierung hierfür ein Konzept vor,<br />
das es der LBBW ermöglichen sollte, die Papiere in<br />
eine Zweckgesellschaft – eine „Bad Bank“ – auszulagern.<br />
Zur Absicherung wurden wenige Wochen später im Zwei-<br />
ten Nachtragshaushalt Garantien des Landes bis zu<br />
12,7 Milliarden Euro festgeschrieben. Die Abgeordneten<br />
stimmten einstimmig dafür. Die Option, doch noch auf<br />
das Stabilisierungsmodell des Bundes für die Landesbanken<br />
zurückzugreifen, ließ sich die Regierung aber<br />
offen.<br />
Bei solch immensen Summen blieb eine Debatte über die<br />
Verantwortung für Fehlentscheidungen im Management<br />
nicht aus. Justizminister und Vize-Ministerpräsident<br />
Dr. Ulrich Goll (FDP) wandte sich öffentlich gegen eine<br />
Verlängerung des Vertrags von LBBW-Vorstandschef<br />
Siegfried Jaschinski. „In der freien Wirtschaft würde<br />
niemand so viel Geld in die Hand nehmen, ohne einen<br />
personellen Neuanfang zu machen“, sagte Goll. Letztlich<br />
gab Ministerpräsident Günther Oettinger dem Drängen<br />
des Koalitionspartners nach – gegen seinen Willen.<br />
Die Träger der Bank machten im Mai den Weg für einen<br />
Wechsel frei. Neuer Vorstandschef ist Hans-Jörg Vetter,<br />
der zuvor an der Spitze der Landesbank Berlin stand.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Vertragsabschluss Stuttgart 21<br />
Im April 2009 kam nach mehrjährigen Verhandlungen<br />
doch noch zustande, womit manch einer nicht mehr<br />
gerechnet hatte: Bundesverkehrsminister Wolfgang Tie-<br />
fensee, Ministerpräsident Günther Oettinger und Bahn-<br />
Infrastrukturvorstand Stefan Garber unterzeichneten<br />
in Stuttgart die Finanzierungsvereinbarung für das<br />
Bahnprojekt Stuttgart 21 und die Hochgeschwindigkeitstrasse<br />
von Wendlingen nach Ulm. „Stuttgart<br />
erfindet sich neu“, sagte Tiefensee, nachdem er seine<br />
Unterschrift unter den insgesamt gut 5 Milliarden<br />
Euro teuren Vertrag gesetzt hatte. Von einem „Jahr-<br />
hundertprojekt“ war die Rede. Unzählige Male hatte<br />
der Landtag in den Jahren zuvor das Verkehrsprojekt<br />
diskutiert. Zum Vertragsabschluss selbst war die Zu-<br />
stimmung der Abgeordneten nicht erforderlich. Dennoch<br />
ließen sie sich den historischen Augenblick nicht ent-<br />
gehen, um zumindest mit einem Entschließungsantrag<br />
das Thema nochmals im Plenarsaal aufrufen zu lassen.<br />
Sowohl die Mitglieder der Koalitionsfraktionen von CDU<br />
und FDP als auch die SPD-Abgeordneten brachten bei<br />
der Sitzung am 13. Mai 2009 abermals ihre Zustimmung<br />
zum Ausdruck. „Was lange währt, wird endlich gut“,<br />
freute sich auf SPD-Seite der stellvertretende Landtags-<br />
präsident Wolfgang Drexler. Trotz Vorbehalten an der<br />
Parteibasis hatte auch seine Partei die umstrittenen<br />
Pläne zur Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs<br />
stets unterstützt. Die Grünen blieben bei ihrer ableh-<br />
nenden Haltung. „Sie wollen Stuttgart 21 bauen und<br />
schaffen es nicht einmal, dass die Bahn zusätzliche<br />
Züge verkehren lässt, obwohl nachweislich viele Züge<br />
im ganzen Land überfüllt sind“, warf der Grünen-Ab-<br />
geordnete Werner Wölfle den Befürwortern vor. Und vor-<br />
ausschauend mit Blick auf die Kommunalwahlen am<br />
7. Juni 2009 fügte er hinzu, dass Wahlergebnisse bisher<br />
immer noch Wirkung gezeigt hätten. Tatsächlich musste<br />
die CDU dann bei den Gemeinderatswahlen in Stutt-<br />
Stuttgart 21: virtueller Blick auf den neuen Tiefbahnhof<br />
gart erhebliche Einbußen hinnehmen, während die<br />
Grünen – auch für sie selbst überraschend – seither<br />
stärkste Fraktion im Stadtparlament sind. Insbesondere<br />
Stuttgart 21 wird als Grund für die Wahlniederlage<br />
der CDU angeführt, haben doch mehrere Umfragen<br />
ergeben, dass die Mehrheit der Bevölkerung in der<br />
Landeshauptstadt das Mammut-Vorhaben ablehnt.<br />
Oettinger machte jedoch alsbald deutlich, dass an dem<br />
Projekt nicht gerüttelt wird. Der Baustart ist für 2010<br />
vorgesehen. Für den Bahnhofsumbau und die Neuordnung<br />
des Bahnknotenpunkts Stuttgart sind inzwischen<br />
3,076 Milliarden Euro veranschlagt, finanziert von<br />
Bahn, Bund, Land, Stadt, Region und Flughafen. Für<br />
die ICE-Strecke nach Ulm kommen nach den bisherigen<br />
Berechnungen nochmals 2,025 Milliarden Euro hinzu.<br />
Mit festen Versprechen, dass das Geld tatsächlich<br />
ausreicht, hält sich die Landesregierung zurück. Für<br />
Stuttgart 21 wurde vielmehr eine Risikovorsorge in<br />
Höhe von 1,45 Milliarden Euro vereinbart, um mögliche<br />
Mehrkosten abzudecken. Einem Bericht des Bundesrechnungshofes<br />
zufolge, der fünf Monate vor dem Ver-<br />
tragsabschluss an die Öffentlichkeit gelangte, könnte<br />
das Bahnhofsprojekt sogar insgesamt mehr als 5,3<br />
Milliarden Euro verschlingen. Das Bundesverkehrsminis-<br />
terium habe „für vergleichbare Großvorhaben Unter-<br />
suchungen vorliegen, die belegen, dass es zu erheblichen<br />
Mehrkosten kommen wird“, hieß es in dem Bericht.<br />
Die Landesregierung wies die Schätzungen der Finanz-<br />
kontrolleure umgehend zurück. Verkehrsminister<br />
Heribert Rech warf dem Bundesrechnungshof vor, in<br />
einigen Punkten „falsche Zahlen“ für die Berechnung<br />
zu Grunde gelegt zu haben. Die Gegner des Bauvorhabens<br />
sahen sich hingegen vollauf bestätigt. In einem<br />
von ihnen in Auftrag gegebenen Gutachten eines<br />
Münchner Verkehrsplanungsbüros waren die Gesamtkosten<br />
für Stuttgart 21 sogar auf 6,9 Milliarden Euro<br />
beziffert worden.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 17
18<br />
Landespolitik im Fokus<br />
Komplex: die Anlage von Schloss Salem<br />
Ankauf von Schloss Salem<br />
Mit einem weiteren Vertrag wurde im Frühjahr 2009<br />
ein Schlussstrich unter den jahrelangen Streit um die<br />
Zukunft von Schloss Salem und die Besitzverhältnisse<br />
an badischen Kulturgütern gezogen. Finanzminister<br />
Willi Stächele und Bernhard Prinz von Baden besiegelten<br />
mit ihrer Unterschrift den Verkauf des Baudenkmals<br />
an das Land. Knapp 58 Millionen Euro kostete der Deal:<br />
Für die Schlossanlage mit ehemaligem Kloster und<br />
Münster wurden 25,8 Millionen Euro fällig, für Kunst-<br />
gegenstände 17 Millionen Euro und für die Zusage der<br />
Adelsfamilie, auf eine Klage gegen das Land zu verzich-<br />
ten, nochmals 15 Millionen Euro. Ein „teuer erkaufter<br />
Schlussstrich“, wie der Vorsitzende des Finanzausschus-<br />
ses, der SPD-Abgeordnete Ingo Rust, nach der entscheidenden<br />
Sitzung im März 2009 bemerkte, bei der<br />
die Koalitionsfraktionen CDU und FDP das Verhandlungsergebnis<br />
abgesegnet hatten.<br />
Dem Vertragsabschluss vorausgegangen war ein zähes<br />
Ringen zwischen der Regierung und dem in Geldnöte<br />
geratenen Haus Baden, das hohe Summen in die Erhal-<br />
tung von Schloss Salem investiert hatte. Während Mi-<br />
nisterpräsident Oettinger dabei das Interesse verfolgte,<br />
das landes-, kultur- und kirchengeschichtlich bedeutsame<br />
Schloss für die Öffentlichkeit zu sichern, drohte<br />
Bernhard Prinz von Baden mit einem Verkauf an einen<br />
privaten Investor, um seine Schulden begleichen zu<br />
können. Fest verwoben war dies mit der Frage, ob Kunst-<br />
gegenstände, die in der Zeit der Monarchie von den<br />
badischen Großherzögen zusammengetragen worden<br />
waren, noch dem Haus Baden gehören oder längst<br />
in Landesbesitz übergegangen sind. Ein Vergleich war<br />
bekanntlich geplatzt, nachdem Oettinger mit Plänen,<br />
diesen durch den Verkauf wertvoller Handschriften<br />
aus der Badischen Landesbibliothek zu finanzieren,<br />
den Zorn von Kunsthistorikern aus aller Welt auf sich<br />
gezogen hatte. Beide Seiten beauftragten daraufhin<br />
Gutachter, die zu unterschiedlichen Schlüssen in der<br />
Eigentumsfrage kamen. Es drohte ein langes Gerichtsverfahren<br />
durch alle Instanzen. Die Alternative war der<br />
Kauf von Schloss Salem nebst Kunstwerken durch das<br />
Land, zu der sich die Streitenden letztlich durchrangen.<br />
„Ein gerichtlicher Vergleich wird für uns im Zweifel<br />
teurer und nicht günstiger“, sagte Oettinger im Landtag,<br />
nachdem sich beide Seiten zunächst auf ein Eckpunktepapier<br />
geeinigt hatten, das in den folgenden Monaten<br />
die Basis für die weiteren Verhandlungen bilden sollte.<br />
Kritik hagelte es dennoch: So warf etwa die SPD dem<br />
Ministerpräsidenten vor, dem Haus Baden zu weit ent-<br />
gegengekommen zu sein. „Der Prinz bleibt der Herr im<br />
Haus“, monierte Fraktionschef Claus Schmiedel. Auch<br />
der Koalitionspartner FDP war von Begeisterung weit<br />
entfernt. Die FDP-Landesvorsitzende Birgit Homburger<br />
beschwerte sich öffentlich, die CDU habe „schlecht ver-<br />
handelt“. Der Schlosskauf wurde dennoch am 6. April<br />
2009 besiegelt. Mit der Überweisung der 58 Millionen<br />
Euro ist es allerdings nicht getan. Die Aufwendungen<br />
für Sanierungsmaßnahmen in den nächsten 25 Jahren<br />
werden auf 47 Millionen Euro geschätzt.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Nichtraucherschutz neu geregelt<br />
Verstößt ein absolutes Rauchverbot in Eckkneipen<br />
gegen das Grundgesetz? Mit der Frage musste sich<br />
das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe befassen.<br />
Auf den Prüfstand der Richter kam neben der Berliner<br />
Regelung auch das damalige baden-württembergische<br />
Nichtraucherschutzgesetz. 2007 hatte der Landtag<br />
beschlossen, dass in Baden-Württemberg nicht nur in<br />
Schulen, Jugendeinrichtungen, Krankenhäusern, Ge-<br />
fängnissen und Behörden, sondern auch in Kneipen,<br />
Restaurants und Diskotheken nicht mehr geraucht<br />
werden darf. Ausnahmen waren dem Gesetz zufolge<br />
nur in vollständig abgetrennten Nebenräumen möglich.<br />
Einzig Festzelte blieben von dem Rauchverbot ausgenommen.<br />
Die Wirte kleiner Kneipen ohne Nebenraum<br />
liefen gegen die Bestimmungen Sturm, sahen sie sich<br />
doch in ihrer Existenz bedroht. Laut Umfragen erlebten<br />
tatsächlich zahlreiche Eckkneipen-Betreiber deutliche<br />
Umsatzeinbrüche. Selbst das Statistische Landesamt<br />
stellte einen Umsatzrückgang in der Branche fest.<br />
Wirtschaftsminister Ernst Pfister wurde mit Beschwerdebriefen<br />
von betroffenen Wirten geradezu überhäuft.<br />
Zwei Gastronomen, darunter der Betreiber des „Pfauen“<br />
in Tübingen, legten schließlich in Karlsruhe Verfassungsbeschwerde<br />
ein. Sie sahen sich in ihrem Grundrecht<br />
auf freie Berufsausübung verletzt. Ihre Klagen<br />
hatten Erfolg: Am 30. Juli 2008 erklärte das Bundesverfassungsgericht<br />
das absolute Rauchverbot in Ein-<br />
raumkneipen auf der gegenwärtigen Rechtsgrundlage<br />
für verfassungswidrig. Mit ihrem Urteil kritisierten<br />
die Verfassungsrichter nicht das Rauchverbot an sich,<br />
sondern die Benachteiligung der Kleingastronomie.<br />
Für „Raucherkneipen“ legten sie zugleich detaillierte<br />
Auflagen fest. Den Ländern Baden-Württemberg und<br />
Berlin wurde eine Übergangsfrist für eine Neuregelung<br />
bis Ende 2009 gewährt.<br />
Verhandelt über die<br />
Nichtraucherschutzgesetze<br />
Baden-Württembergs<br />
und Berlins: das Bundes-<br />
verfassungsgericht<br />
Das Gericht überließ es dabei dem Gesetzgeber, ob mit<br />
einem „ausnahmslosen Rauchverbot“ in der gesamten<br />
Gastronomie oder mit einer Ausnahme für Einraumkneipen<br />
dem Urteil Rechnung getragen wird. Ein „Totalverbot“<br />
komme nicht in Frage, machte Pfister umgehend für die<br />
FDP deutlich, die ohnehin stets für Raucher-Eckkneipen<br />
war und der ursprünglichen Regelung nur unter Murren<br />
zugestimmt hatte. Gesundheitsministerin Monika Stolz<br />
(CDU) legte letztlich einen Gesetzentwurf vor, der das<br />
Rauchen in den kleinen Kneipen wieder gestattet. Nach<br />
der Anhörung stimmte im November 2008 das Kabinett<br />
zu. Im Dezember passierte die neue Regelung dann nach<br />
der Ersten Lesung den Sozialausschuss, im Februar<br />
2009 schließlich den Landtag. Änderungsanträge von<br />
SPD und Grünen, die ein ausnahmsloses Rauchverbot<br />
durchsetzen wollten, blieben erfolglos. Seither darf in<br />
einräumigen Kneipen mit weniger als 75 Quadratmetern<br />
Gastfläche offiziell wieder gequalmt werden. Voraussetzungen:<br />
Die Kneipe muss als Rauchergaststätte ge-<br />
kennzeichnet sein, Personen unter 18 Jahren haben<br />
keinen Zutritt, und außer Getränken werden höchstens<br />
kalte Speisen einfacher Art angeboten.<br />
Fraktionen und Personalien<br />
Auch das Personalkarussell drehte sich wieder, diesmal<br />
bei der FDP: Ohne vorherige Aussprache wählten die<br />
Fraktionsmitglieder im Juni 2009 bei der turnusgemäßen<br />
Vorstandswahl ihren Vorsitzenden Dr. Ulrich Noll ab.<br />
Der Zahnarzt aus Aichtal hatte den Posten fünf Jahre<br />
zuvor von Ernst Pfister übernommen, als dieser Wirt-<br />
schaftsminister wurde. In seiner Amtszeit fiel er durch<br />
den ein oder anderen Querschuss auf, etwa in der Frage<br />
der Zukunft von Hauptschulen oder in der Diskussion<br />
um einen Ausbau des Stuttgarter Flughafens. Noll hatte<br />
sich mit seinen eigenwilligen Ansichten zwar profilieren<br />
können, aber damit nicht nur den Koalitionspartner<br />
CDU, sondern auch den einen oder anderen Parteifreund<br />
verärgert. Dass der Ärger groß genug war, um ihn zu<br />
entmachten, kam allerdings überraschend. Nur 6 von<br />
15 Abgeordneten gaben Noll ihre Stimme, obwohl es<br />
keinen Gegenkandidaten gab. Zu einem zweiten Wahl-<br />
gang trat der Entthronte nicht mehr an. Als „Betriebsunfall“<br />
stellten Fraktionsmitglieder nach der turbulenten<br />
Sitzung den Wechsel an der Spitze dar. Doch Spekulationen,<br />
es habe Absprachen gegeben, ließen nicht lange<br />
auf sich warten.<br />
Nolls Nachfolger wurde Dr. Hans-Ulrich Rülke aus Pforzheim,<br />
der seit 2006 ein Mandat hat und eigentlich nur<br />
für einen der drei Stellvertreterposten kandidieren wollte.<br />
Mit acht Ja- bei vier Nein-Stimmen und drei Enthaltungen<br />
übernahm der Studiendirektor den Fraktionsvorsitz.<br />
Zu seinen Stellvertretern wählte die Fraktion Dr. Birgit<br />
Arnold, Dr. Friedrich Bullinger und Hagen Kluck.<br />
Während Rülke Karriere macht, ist für die SPD-Landesvorsitzende<br />
Ute Vogt mit der Bundestagswahl im Sep-<br />
tember 2009 der Lebensabschnitt Landtag vorbei. Nach<br />
eher leidvollen Erfahrungen in Stuttgart verkündete Vogt<br />
im Herbst 2008, sie kandidiere wieder für den Bundestag.<br />
Dort hatte sie von 1994 bis 2005 schon einmal<br />
Karriere gemacht und es in der rot-grünen Bundesregierung<br />
bis zur Parlamentarischen Staatssekretärin im<br />
Innenministerium gebracht. Nach der Landtagswahl<br />
2006 wurde sie zunächst SPD-Fraktionschefin im Lan-<br />
desparlament, scheiterte letztlich aber an Widerstand<br />
in den eigenen Reihen. Den Posten hängte sie Anfang<br />
2008 im Zuge ständiger Diskussionen um ihre Führungs-<br />
qualitäten an den Nagel. Nun will die Juristin in Berlin<br />
wieder „durchstarten“. Der Neuanfang auf vertrautem<br />
Terrain in der Bundeshauptstadt ist ihr als Spitzenkandidatin<br />
der Landes-SPD sicher. Wer bei der Landtagswahl<br />
2011 ihren Platz als Herausforderer von Ministerpräsident<br />
Oettinger einnehmen wird, steht noch nicht<br />
fest. Mit dem Satz „Ich strebe keine neue Landtagskandidatur<br />
an“ machte Vogt unmissverständlich klar,<br />
dass eine Rückkehr für sie nicht in Frage kommt. Aber<br />
trotz aller Querelen fand sie auch versöhnliche Worte:<br />
„Es war eine Zeit, in der ich viel gelernt habe.“<br />
Neuer Fraktionschef<br />
der FDP/DVP:<br />
Dr. Hans-Ulrich<br />
Rülke (links) folgt<br />
auf Dr. Ulrich Noll.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 19
20<br />
Landespolitik im Fokus<br />
Zum Gedenken<br />
an die Opfer des<br />
Amoklaufs:<br />
Trauerbeflaggung<br />
am Landtag<br />
Konsequenzen aus Amoklauf<br />
Doch kein Geschehnis hat 2009 in Baden-Württemberg<br />
so tiefe Spuren hinterlassen wie der Amoklauf von<br />
Winnenden am 11. März. 15 Menschen erschoss der<br />
17-jährige Täter in der Albertville-Realschule in<br />
Winnenden und auf seiner anschließenden Flucht in<br />
Wendlingen. Dann setzte er seinem eigenen Leben ein<br />
Ende. Eine Woche nach dem Blutbad gedachten im<br />
Rahmen einer landesweiten Schweigeminute die Land-<br />
tagsabgeordneten der Opfer. „Unsere Erschütterung<br />
und unsere Beklommenheit sind übergroß und über-<br />
mächtig. Unsere Trauer gerinnt zur stummen Toten-<br />
klage“, sagte Landtagspräsident Peter Straub in seiner<br />
Ansprache. Dem Gedenken und der großen Anteilnahme<br />
im ganzen Land folgten politische Diskussionen<br />
über die Konsequenzen: Die Eltern mehrerer Opfer<br />
gründeten wenige Wochen nach dem Massaker ein<br />
„Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden“ – mit dem Ziel,<br />
ein drastisch verschärftes Waffenrecht in Deutschland<br />
herbeizuführen. Damit soll ein generelles Verbot für<br />
großkalibrige Waffen in Privatbesitz und ein Verbot<br />
für die Aufbewahrung von Faustfeuerwaffen in Privat-<br />
haushalten einhergehen.<br />
Ministerpräsident Günther Oettinger setzte am 21. April<br />
2009 eine Arbeitsgruppe ein, der elf Fachleute ange-<br />
hören. Der Expertenkreis „Amok“ soll Lehren aus dem<br />
Geschehenen ziehen, im Waffenrecht und beim Jugend-<br />
schutz in den Medien. Der Landtag bildete nahezu zeit-<br />
gleich auf Antrag aller Fraktionen den Sonderausschuss<br />
„Konsequenzen aus dem Amoklauf“, der am 6. Mai 2009<br />
erstmals zusammentrat. Unter dem Vorsitz des CDU-<br />
Abgeordneten Christoph Palm berieten die 18 Ausschuss-<br />
mitglieder seither mehrfach über mögliche Folgerungen<br />
in den Bereichen Jugendgefährdung und Jugendgewalt.<br />
Ein weiterer Diskussionspunkt: Sicherheitsmaß-<br />
nahmen an Schulen. Die Bundesregierung reagierte<br />
Ende Mai 2009 mit ersten Beschlüssen auf den Amok-<br />
lauf. Demnach müssen Waffenbesitzer mit schärferen<br />
Kontrollen in ihren Privaträumen rechnen. So soll besser<br />
überprüft werden, ob sie die Aufbewahrungsvorschrif-<br />
ten für Waffen auch einhalten.<br />
Erheblich unter Druck geriet im Zuge der polizeilichen<br />
Ermittlungen Innenminister Heribert Rech. Als neue<br />
Erkenntnisse zum Tatablauf bekannt wurden, die der<br />
Minister dem Landtags-Innenausschuss zunächst vor-<br />
enthalten hatte, hagelte es heftige Kritik. Auf Antrag von<br />
SPD und Grünen musste Rech schließlich in einer Son-<br />
dersitzung des Ausschusses Rede und Antwort stehen.<br />
Konkret ging es darum, dass sich das Ende des Amok-<br />
laufs anders abgespielt hatte, als bis dahin bekannt<br />
war. Ein Polizist hatte den Täter bereits angeschossen,<br />
ehe dieser in einem Autohaus zwei weitere Menschen<br />
ermordete. Rech verteidigte seine zurückhaltende<br />
Informationspolitik mit dem Hinweis, er habe diese<br />
Darstellung der Polizei erst überprüfen und nicht „eins<br />
zu eins“ übernehmen wollen. Die Opposition sah sich<br />
zwar in ihrem Vorwurf bestätigt, dass der Minister die<br />
Informationspflichten gegenüber dem Parlament ver-<br />
letzt habe. Sie verzichtete aber auf Rücktrittsforderungen.<br />
Dies wäre „überzogen“, stellte Ausschussmitglied<br />
Hans-Ulrich Sckerl fest.<br />
Informationen<br />
vor Ort: der<br />
Sonderausschuss<br />
des Landtags<br />
Winnenden am<br />
21. März 2009:<br />
Blumen und<br />
Kerzen vor der<br />
Albertville-<br />
Realschule<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Der Landtag<br />
und seine Mitglieder<br />
»<br />
Der Landtag ist die gewählte Vertretung des Volkes.<br />
»<br />
»<br />
Der Landtag übt die gesetzgebende Gewalt aus und<br />
überwacht die Ausübung der vollziehenden Gewalt<br />
nach Maßgabe dieser Verfassung.<br />
Die Abgeordneten sind Vertreter des ganzen Volkes.<br />
Sie sind nicht an Aufträge und Weisungen gebunden<br />
und nur ihrem Gewissen unterworfen.<br />
Artikel 27 der Landesverfassung<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 21<br />
«<br />
«<br />
«
Der Landtag<br />
kontrolliert die Regierung<br />
Wesentliches Merkmal des parlamentarischen<br />
Regierungssystems ist die parlamentarische<br />
Verantwortlichkeit der Regierung. Sie kommt<br />
in erster Linie zum Ausdruck in der Kompe -<br />
tenz des Parlaments, den Regierungschef<br />
zu wählen und ihn zu stürzen. Das Letztere,<br />
die Abwahl des Ministerpräsidenten, ist nach<br />
der Landesverfassung – entsprechend dem<br />
Vorbild des Grundgesetzes – nur in der Form<br />
des so genannten konstruktiven Misstrauensvotums<br />
möglich, das heißt in der Weise,<br />
dass der Landtag einen Nach folger für den<br />
Ministerpräsidenten wählt, den er ablösen<br />
will. Überhaupt bedarf jede Berufung eines<br />
Ministers durch den Ministerpräsidenten<br />
der Bestätigung durch den Landtag. Außerdem<br />
kann der Landtag mit einer Mehrheit<br />
von zwei Dritteln der Abgeordneten den<br />
Ministerpräsidenten zwingen, ein Mitglied<br />
seiner Regierung zu entlassen. Dem Land tag<br />
ist von der Verfassung damit – anders als<br />
dem Bundestag – eine unmittelbare Mitsprache<br />
auch bei der Zusammensetzung<br />
der Regierung eingeräumt.<br />
Der Landtag ist bestrebt, sich in seinem<br />
geschäftsordnungsgemäßen Verfahren stets<br />
auf neue Herausforderungen einzustellen<br />
und hierzu passende Handlungsformen zu<br />
entwickeln. In diesem Sinne betrachtet er<br />
die Parlamentsreform als eine Daueraufgabe.<br />
22<br />
Der Landtag kontrolliert das Handeln der<br />
Regierung. Dieser Verfassungsauftrag<br />
macht einen wesentlichen Teil des Alltagsgeschehens<br />
im Landesparlament aus.<br />
Dem Landtag steht hierfür ein vielfältiges<br />
Instrumentarium an Einwirkungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung. Genannt sei etwa<br />
das Recht des Plenums und der Landtagsausschüsse,<br />
Regierungsmitglieder her-<br />
beizuzitieren, damit diese dem Parlament<br />
Rede und Antwort stehen.<br />
So kann jeder Abgeordnete in der Fragestunde<br />
vor dem Plenum des Landtags kurze<br />
Mündliche Anfragen an die Regierung richten.<br />
Solche Anfragen werden von der Regierung<br />
vor dem Plenum kurz beantwortet.<br />
Jedes Mitglied des Parlaments kann außer -<br />
dem schriftlich so genannte Kleine Anfragen<br />
einbringen, die vom Präsidenten an die<br />
Landesregierung weitergeleitet und von<br />
dieser innerhalb von drei Wochen schriftlich<br />
beantwortet werden. Große Anfragen werden<br />
von mindestens 15 Abgeordneten oder einer<br />
Fraktion zu politisch bedeutsamen Themen<br />
eingebracht und können – nach vorheriger<br />
schriftlicher Stellungnahme der Regierung<br />
– zu einer Debatte im Plenum führen.<br />
Zu Themen von aktuellem und allgemeinem<br />
Interesse kann von einer Fraktion oder Gruppe<br />
eine Aktuelle Debatte vor dem Plenum beantragt<br />
werden.<br />
» Das Parlament ist<br />
nicht nur Träger der<br />
gesetz gebenden Gewalt,<br />
also der Legis lative,<br />
es ist auch Kontrolleur<br />
der Regierung. «<br />
Ein Mittel, aktuelle Themen im Parlament<br />
schnell zur Sprache zu bringen, ist auch der<br />
Dringliche Antrag, der in der jeweils nächsten<br />
Plenarsitzung behandelt werden muss.<br />
Dringlich sind Anträge, die Immunität eines<br />
Abgeordneten aufzuheben, dem Ministerpräsidenten<br />
das Vertrauen zu entziehen,<br />
einen Minister zu entlassen oder einen<br />
Untersuchungsausschuss einzusetzen.<br />
Andere Anträge können vom Präsidium durch<br />
einen einmütigen Beschluss oder vom Landtagsplenum<br />
durch Mehrheitsbeschluss für<br />
dringlich erklärt werden. Gebräuchliche<br />
Mittel der Einwirkung auf das Handeln der<br />
Regierung sind außerdem Anträge aus der<br />
Mitte des Hauses, die darauf abzielen, die<br />
Regierung um bestimmte Maßnahmen zu<br />
ersuchen. Zum Bereich der Regierungskontrolle<br />
gehören schließlich Untersuchungsausschüsse<br />
und die Beschlüsse des Landtags<br />
auf Petitionen.<br />
Das Recht, beim Parlament Gesetzentwürfe<br />
einzubringen (Gesetzesinitiativrecht), steht<br />
der Regierung und den Abgeordneten zu.<br />
In der Praxis macht allerdings die Regierung<br />
von ihrem Initiativrecht in größerem Umfang<br />
Gebrauch als die Abgeordneten.<br />
Gesetzentwürfe aus der Mitte des Landtags<br />
müssen von mindestens acht Abgeordneten<br />
oder einer Fraktion unterzeichnet sein. Die<br />
Gesetzentwürfe werden im Plenum in zwei<br />
oder drei Beratungen (Lesungen) behandelt.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Eine Stimme – zweimal gezählt<br />
Das Wahlsystem ist eine Kombination von<br />
Verhältniswahl und Persönlichkeitswahl:<br />
Die Zahl der Sitze der Parteien im Landtag<br />
richtet sich nach dem Stimmenverhältnis<br />
der Parteien im Land (Verhältniswahl).<br />
Die Zuteilung der Mandate an die einzelnen<br />
Bewerber richtet sich jedoch nach den<br />
Stimmen, die diese in ihrem jeweiligen Wahl -<br />
kreis errungen haben (Persönlichkeitswahl).<br />
Es gibt nur Wahlkreisbewerber, das heißt,<br />
jeder Kandidat muss sich in einem der 70<br />
Wahlkreise des Landes zur Wahl stellen.<br />
Eine Landesliste wie bei den Wahlen zum<br />
Deutschen Bundestag gibt es hier nicht. Der<br />
Wähler hat bei diesem Wahlsystem – anders<br />
als bei der Bundestagswahl – nicht zwei<br />
Stimmen, sondern nur eine Stimme, die er<br />
für einen Kandidaten in seinem Wahlkreis<br />
Das Plenum<br />
Die Beschlüsse des Landtags werden vom<br />
Plenum, der Vollversammlung des Parlaments,<br />
in öffentlicher Sitzung gefasst. Das<br />
Plenum ist das Forum für die politische<br />
Debatte, für wichtige politische Aussagen<br />
der Fraktionen und der Regierung. Über<br />
die Plenarsitzungen wird von Landtagsstenografen<br />
ein Wortprotokoll aufgenommen,<br />
das, wie auch die Beratungsvorlagen<br />
abgibt; diese eine Stimme wird jedoch zwei-<br />
mal gewertet, einmal bei der Ermittlung, wie<br />
viele Sitze einer Partei im Landtag zustehen,<br />
zum Zweiten bei der Feststellung, welche<br />
Bewerber dieser Partei einen Parlamentssitz<br />
erhalten.<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Das Kabinett<br />
Wahlbeteiligung seit 1952 (%)<br />
Neben dem Ministerpräsidenten gehören dem Kabinett<br />
zehn Minister, ein Staatssekretär und eine ehrenamtliche<br />
Staatsrätin an. Sitz der Landes regierung ist die Villa<br />
Reitzenstein in Stuttgart.<br />
Ministerpräsident<br />
Günther H. Oettinger MdL, CDU<br />
Justizminister und stellv. Ministerpräsident<br />
Prof. Dr. Ulrich Goll MdL, FDP/DVP<br />
Minister für Bundes- und Europaange-<br />
legenheiten und für den Geschäftsbereich<br />
des Staatsministeriums<br />
Prof. Dr. Wolfgang Reinhart MdL, CDU<br />
Innenminister<br />
Heribert Rech MdL, CDU<br />
Minister für Kultus, Jugend und Sport<br />
Helmut Rau MdL, CDU<br />
des Plenums, der Allgemeinheit zugänglich<br />
ist. Alle Beschlüsse des Plenums werden<br />
insbesondere in den Landtagsausschüssen<br />
und in den Arbeitskreisen der Fraktionen<br />
vorbereitet. Die Plenarsitzung wird vom<br />
Präsidenten, dem Vizepräsi denten oder der<br />
Vizepräsidentin geleitet. Dem amtierenden<br />
Präsidenten/der amtierenden Präsidentin<br />
sitzen zwei Abgeordnete als Schriftführer<br />
In der Regel, so bestimmt es das Landtagswahlgesetz,<br />
geht man von einer Gesamtzahl<br />
von 120 Abgeordneten aus. Durch Überhangmandate,<br />
die einer Partei zufallen, und durch<br />
die daraus notwendigen Ausgleichsmandate<br />
für andere Parteien wird diese Zahl meistens<br />
überschritten. Gegenwärtig gehören dem<br />
Landtag 139 Abgeordnete an.<br />
1956 1960 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2001<br />
Minister für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst<br />
Prof. Dr. Peter Frankenberg, CDU<br />
Finanzminister<br />
Willi Stächele MdL, CDU<br />
Wirtschaftsminister<br />
Ernst Pfister MdL, FDP/DVP<br />
Minister für Ernährung und<br />
Ländlichen Raum<br />
Peter Hauk MdL, CDU<br />
Ministerin für Arbeit und Soziales<br />
Dr. Monika Stolz MdL, CDU<br />
Umweltministerin<br />
Tanja Gönner, CDU<br />
Staatssekretär im Wirtschaftsministerium<br />
Richard Drautz, FDP/DVP<br />
Staatsrätin für demografischen Wandel<br />
und für Senioren im Staatsministerium<br />
Dr. Claudia Hübner, CDU<br />
zur Seite, die bei der Verhandlungsleitung<br />
und bei der Durchführung von Abstimmungen<br />
behilflich sind. Mitglieder der Regierung<br />
und ihre Beauftragten (Staatssekretäre,<br />
Beamte) müssen auf Verlangen zu jeder<br />
Zeit das Wort erhalten, auch außerhalb der<br />
Rednerliste und außerhalb der Tagesordnung.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 23<br />
2006
Das Präsidium<br />
Zentrales Lenkungs- und Leitungsorgan<br />
Das Präsidium fungiert als zentrales Lenkungs- und Leitungsorgan des Parlaments. Die Sitzungstermine des<br />
Plenums, der Ausschüsse sowie der Fraktionen und deren Arbeitskreise werden hier auf ein Jahr im Voraus<br />
festgelegt. Auch die Tagesordnungen für die Plenarsitzungen werden vom Präsidium erstellt und die Redezeiten<br />
vereinbart. Es erörtert alle grundsätzlichen Fragen in den Beziehungen des Parlaments zur Landesregierung.<br />
Ferner legt das Präsidium den Haushaltsentwurf für Sach- und Personalausgaben des Landtags vor. Mit Ausnahme<br />
des Finanzausschusses und des Innenausschusses, denen je 20 Mitglieder, und des Petitionsausschusses,<br />
dem 23 Abgeordnete angehören, zählen alle anderen Gremien, auch das Präsidium, 18 Mitglieder. Die Fraktionen<br />
haben sich darauf verständigt, dass die Zahl der stellvertretenden Mitglieder bis zum Dreifachen der<br />
Zahl der ordentlichen Mitglieder betragen darf.<br />
Die Landtagsausschüsse tagen grundsätzlich in<br />
nicht öffentlicher Sitzung. Zu ihrer Information können<br />
sie öffentliche oder nichtöffentliche Anhörungen<br />
zu einem ihnen überwiesenen Beratungsgegenstand<br />
durchführen, in denen Sachverständige, Vertreter<br />
der interessierten Kreise oder Sprecher der von einer<br />
Vorlage Betroffenen zu Wort kommen. Dieses in<br />
den USA ge bräuchliche Mittel des öffentlichen Hearings<br />
hat sich in der deutschen Parlamentspraxis immer<br />
mehr eingebürgert.<br />
24<br />
Die Ausschüsse<br />
Ständiger Ausschuss<br />
Finanzausschuss<br />
Wirtschaftsausschuss<br />
Innenausschuss<br />
Ausschuss für Schule,<br />
Jugend und Sport<br />
Umweltausschuss<br />
Sozialausschuss<br />
Ausschuss Ländlicher Raum<br />
und Landwirtschaft<br />
Ausschuss für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst<br />
Europaausschuss<br />
Petitionsausschuss<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Präsidium und Ausschüsse<br />
Parlamentsausschüsse haben die Aufgabe, die Beschlüsse des Plenums vorzubereiten.<br />
Sie sind der Ort für eine gründliche und detaillierte Beratung durch Experten der Fraktionen.<br />
Die Landtagsausschüsse befassen sich nur mit Ange-<br />
legenheiten, die ihnen in der Regel vom Plenum über-<br />
wiesen worden sind. Sie besitzen also keinen originären<br />
Zuständig keitsbereich, in dem sie selbstständig Initia-<br />
tiven entfalten und von sich aus Themen aufgreifen<br />
könnten.<br />
Präsidium<br />
Präsident:<br />
Peter Straub,<br />
CDU<br />
Stellv.<br />
Präsident:<br />
Wolfgang<br />
Drexler, SPD<br />
Stellv.<br />
Präsidentin:<br />
Christa<br />
Vossschulte, CDU<br />
Ständiger Ausschuss<br />
Vorsitzender: Winfried Mack, CDU<br />
Stellv. Vorsitzende: Birgit Kipfer, SPD<br />
Finanzausschuss<br />
Vorsitzender: Ingo Rust, SPD<br />
Stellv. Vorsitzende: Ursula Lazarus, CDU<br />
Die Ausschüsse handeln auch nicht von außen, sondern<br />
sind Organe der Entscheidungsvorbereitung für das<br />
Plenum. Eine Ausnahme bilden zum Beispiel bestimmte<br />
gesetzlich fest gelegte Mitwirkungsrechte des zustän digen<br />
Ausschusses beim Haushaltsvollzug.<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
<strong>Brunnemer</strong>, E.<br />
Mappus<br />
Röhm<br />
Rüeck<br />
Dr. Scheffold<br />
Scheuermann<br />
Dr. Schüle<br />
Straub<br />
Vossschulte, Ch.<br />
Bopp<br />
Hitzler<br />
Hollenbach<br />
Kößler<br />
Dr. Lasotta<br />
Mack<br />
Palm<br />
Pauli<br />
Zimmermann<br />
Altpeter, K.<br />
Drexler<br />
Gall<br />
Dr. Schmid<br />
Schmiedel<br />
Braun<br />
Kipfer, B.<br />
Sakellariou<br />
Stickelberger<br />
Stoch<br />
Bauer, Th.<br />
Kretschmann<br />
Oelmayer<br />
Walter<br />
Kluck<br />
Dr. Rülke<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Groh<br />
Herrmann<br />
Hollenbach<br />
Klein<br />
Kößler<br />
Lazarus, U.<br />
Netzhammer, V.<br />
Reichardt<br />
Dr. Scheffold<br />
Dr. Unold, I.<br />
Junginger<br />
Dr. Mentrup<br />
Queitsch, M.<br />
Rudolf, Ch.<br />
Rust<br />
Dr. Schmid<br />
Kretschmann<br />
Schlachter<br />
Kluck<br />
Dr. Wetzel<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Berroth, H.<br />
Theurer<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 25
26<br />
Wirtschaftsausschuss<br />
Vorsitzende: Veronika Netzhammer, CDU<br />
Stellv. Vorsitzender: Rudolf Hausmann, SPD<br />
Innenausschuss<br />
Vorsitzender: Hans Georg Junginger, SPD<br />
Stellv. Vorsitzender: Karl-Wolfgang Jägel, CDU<br />
Ausschuss für Schule,<br />
Jugend und Sport<br />
Vorsitzender: Norbert Zeller, SPD<br />
Stellv. Vorsitzende: Sabine Kurtz, CDU<br />
Umweltausschuss<br />
Vorsitzender: Ulrich Müller, CDU<br />
Stellv. Vorsitzende: Dr. Gisela Splett, GRÜNE<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Groh<br />
Dr. Löffler<br />
Mack<br />
Nemeth<br />
Netzhammer, V.<br />
Pfisterer<br />
Schütz, K.<br />
Schwehr<br />
Teufel<br />
<strong>Brunnemer</strong>, E.<br />
Hoffmann<br />
Krueger, A.<br />
Kurtz, S.<br />
Lazarus, U.<br />
Röhm<br />
Schebesta<br />
Traub<br />
Vossschulte, Ch.<br />
Haas<br />
Hausmann, R.<br />
Hofelich<br />
Knapp<br />
Dr. Prewo<br />
Bayer<br />
Kaufmann<br />
Dr. Mentrup<br />
Queitsch, M.<br />
Zeller<br />
Sitzmann, E.<br />
Untersteller<br />
Lehmann<br />
Rastätter, R.<br />
Fauser, B.<br />
Dr. Rülke<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Blenke<br />
Bormann, M.<br />
Heinz<br />
Herrmann<br />
Hitzler<br />
Jägel<br />
Razavi, N.<br />
Scheuermann<br />
Schneider<br />
Wolf<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Behringer<br />
Jägel<br />
Klenk<br />
Lusche<br />
Müller<br />
Raab<br />
Schätzle<br />
Schebesta<br />
Scheuermann<br />
Braun<br />
Gall<br />
Haller<br />
Heiler<br />
Junginger<br />
Stickelberger<br />
Grünstein, R.<br />
Kaufmann<br />
Knapp<br />
Stehmer<br />
Stober<br />
Sckerl<br />
Wölfle<br />
Dr. Splett, G.<br />
Untersteller<br />
Bachmann<br />
Kluck<br />
Dr. Arnold, B.<br />
Kleinmann<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Chef, M.<br />
Ehret<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Sozialausschuss<br />
Vorsitzende: Brigitte Lösch, GRÜNE<br />
Stellv. Vorsitzender: Andreas Hoffmann, CDU<br />
Ausschuss Ländlicher Raum<br />
und Landwirtschaft<br />
Vorsitzender: Karl Traub, CDU<br />
Stellv. Vorsitzender: Karl Rombach, CDU<br />
Ausschuss für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst<br />
Vorsitzender: Dieter Kleinmann, FDP/DVP<br />
Stellv. Vorsitzende: Katrin Schütz, CDU<br />
Europaausschuss<br />
Vorsitzender: Gerhard Stratthaus, CDU<br />
Stellv. Vorsitzender: Michael Theurer, FDP/DVP<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Hoffmann<br />
Klenk<br />
Krueger, A.<br />
Dr. Lasotta<br />
Raab<br />
Rombach<br />
Rüeck<br />
Teufel<br />
Wolf<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
<strong>Brunnemer</strong>, E.<br />
Klein<br />
Kübler<br />
Locherer<br />
Röhm<br />
Rombach<br />
Rüeck<br />
Dr. Schüle<br />
Traub<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Kurtz, S.<br />
Lichy, J.<br />
Locherer<br />
Dr. Löffler<br />
Palm<br />
Pauli<br />
Pfisterer<br />
Dr. Schüle<br />
Schütz, K.<br />
Beck<br />
Blenke<br />
Bopp<br />
Lichy, J.<br />
Lusche<br />
Müller<br />
Reichardt<br />
Stratthaus<br />
Vossschulte, Ch.<br />
Altpeter, K.<br />
Hausmann, R.<br />
Haußmann, U.<br />
Vogt, U.<br />
Wonnay, M.<br />
Bayer<br />
Buschle<br />
Kipfer, B.<br />
Nelius<br />
Winkler<br />
Fohler, S.<br />
Haller-Haid, R.<br />
Heberer, H.<br />
Rivoir<br />
Stober<br />
Fohler, S.<br />
Heberer, H.<br />
Hofelich<br />
Rivoir<br />
Stehmer<br />
Lösch, B.<br />
Mielich, B.<br />
Dr. Murschel<br />
Pix<br />
Bauer, Th.<br />
Walter<br />
Lösch, B.<br />
Walter<br />
Dr. Arnold, B.<br />
Dr. Noll<br />
Dr. Bullinger<br />
Chef, M.<br />
Bachmann<br />
Kleinmann<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Dr. Noll<br />
Theurer<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 27
28<br />
Petitionsausschuss<br />
Vorsitzender: Jörg Döpper, CDU<br />
Stellv. Vorsitzender: Gustav-Adolf Haas, SPD<br />
Sonderausschuss<br />
„Konsequenzen aus dem Amoklauf<br />
in Winnenden und Wendlingen:<br />
Jugendgefährdung und Jugendgewalt“<br />
Vorsitzender: Christoph Palm, CDU<br />
Stellv. Vorsitzender: Norbert Zeller, SPD<br />
Gremium nach Artikel 10 GG<br />
Vorsitzender: Stephan Braun, SPD<br />
Stellv. Vorsitzender: Günther-Martin Pauli, CDU<br />
Vertreter des Landtags im<br />
Landesausschuss für Information<br />
Es gibt auch Ausschüsse, die unter<br />
bestimmten Voraus setzungen an die Stelle<br />
des Gesamtlandtags treten können.<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Beck<br />
Behringer<br />
Bormann, M.<br />
Döpper<br />
Krueger, A.<br />
Nemeth<br />
Razavi, N.<br />
Schätzle<br />
Dr. Scheffold<br />
Schwehr<br />
Zimmermann<br />
Dr. Lasotta<br />
Scheuermann<br />
Teufel<br />
Buschle<br />
Grünstein, R.<br />
Haas<br />
Haller-Haid, R.<br />
Nelius<br />
Sakellariou<br />
Rivoir<br />
Rudolf, Ch.<br />
Neuenhaus, I.<br />
Oelmayer<br />
Wölfle<br />
Walter<br />
(beratend)<br />
Ehret<br />
Fauser, B.<br />
Dr. Wetzel<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Blenke<br />
Krueger, A.<br />
Kurtz, S.<br />
Müller<br />
Palm<br />
Raab<br />
Vossschulte, Ch.<br />
Wolf<br />
Zimmermann<br />
Blenke<br />
Pauli<br />
Altpeter, K.<br />
Bayer<br />
Gall<br />
Kipfer, B.<br />
Zeller<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Braun<br />
Junginger<br />
Lehmann<br />
Sckerl<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Der Ständige Ausschuss, der als „Zwischenparlament“<br />
nach Ablauf der Wahlperiode oder nach einer vorzeitigen<br />
Landtagsauflösung bis zum Zusammentritt des neuen<br />
Landtags die Rechte des Parlaments gegenüber der<br />
Regierung wahrt (während der Wahlperiode hat der<br />
Ständige Ausschuss die Aufgaben eines Fachausschusses<br />
für Verfassungs- und Rechtsfragen); ferner das für den<br />
Notstandsfall (Art. 62 der Verfassung) gebildete, aus<br />
18 Abgeordneten bestehende Notparlament.<br />
Ein Landtagsausschuss mit verselbstständigten Aufga -<br />
ben ist auch das Gremium nach Artikel 10 Grundgesetz,<br />
dem die parlamentarische Kontrolle der Regierung bei<br />
Post- und Telefonüberwachungen obliegt.<br />
Kleinmann<br />
Kluck<br />
Dr. Wetzel<br />
Bachmann<br />
(beratend)<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Die Fraktionen<br />
Die Fraktionen sind die politischen Gliederungen,<br />
in denen die Entscheidung der Abgeordneten<br />
einer Partei zu den im Plenum und in den Ausschüssen<br />
anstehenden Fragen vorbereitet wird.<br />
Aus den Fraktionen kommt ein großer Teil der politischen<br />
Initiativen für die Parlamentsarbeit. Auch in organisatorischer<br />
Hinsicht sind die Parlamentsfraktionen wichtige<br />
Einheiten, ohne die das Parlament nicht arbeitsfähig wäre.<br />
Die Planung und Steuerung der Parlamentsarbeit beruht<br />
weithin auf Absprachen unter den Parlamentsfraktionen.<br />
Auch der Ablauf der Debatten im Plenum ist in weitgehendem<br />
Maße nach Fraktionen geordnet, etwa wenn dort<br />
das Wort dem Redner für eine Fraktion oder im Rahmen<br />
des Redezeitkontingents seiner Fraktion erteilt wird.<br />
Die Fraktionen haben das Vorschlagsrecht oder Benennungsrecht<br />
bei einer Vielzahl von Personalentscheidungen,<br />
zum Beispiel für die Besetzung der Landtagsausschüsse,<br />
für den Vorsitz in den Ausschüssen, für die Wahl des Präsidenten<br />
und der Vizepräsidenten. Sie sind selbstständig<br />
initiativberechtigt, das heißt, sie können Gesetzentwürfe<br />
und andere Anträge einbringen, die vom Vorsitzenden der<br />
Fraktion unterzeichnet sind. Für die verschiedenen Sachgebiete<br />
der Landespolitik haben die Fraktionen Arbeitskreise<br />
gebildet, die vor allem Initiativen der Fraktion vorbereiten<br />
und die Beratungen der Ausschüsse begleiten. Die Fraktionen<br />
verfügen über einen Stab von wissenschaftlichen Mitarbeitern<br />
und Beratern.<br />
R e g i e r u n g s b a n k<br />
Plenum<br />
P r ä s i d e n t<br />
Schrif t führer Schrif t führer<br />
C D U<br />
S t e n o g r a f<br />
R e d n e r<br />
S t e n o g r a f<br />
Fraktionen<br />
Arbeitskreise<br />
G R Ü N E<br />
R e g i e r u n g s b a n k<br />
S P D<br />
F D P / D V P<br />
Ausschüsse: 18 Mitglieder<br />
Finanzausschuss: 20 Mitglieder<br />
Innenausschuss: 20 Mitglieder<br />
Petitionsausschuss: 23 Mitglieder<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP<br />
Berufliche Gliederung der Abgeordneten *<br />
Arbeitnehmertätigkeiten im privaten und gesellschaftlichen Bereich<br />
Privatwirtschaft<br />
Privatwirtschaft: medizinische<br />
3 3 2 –<br />
Tätigkeit<br />
Kirchen, kirchliche Einrichtungen,<br />
2 – – –<br />
sozialer Bereich<br />
1 2 1 1<br />
Gewerkschaften<br />
Verbände, Vereine, Parteien,<br />
– – – –<br />
Stiftungen<br />
6 1 1 1<br />
Öffentlicher Dienst<br />
Richter, Staatsanwälte, Amtsanwälte<br />
Beamte und Angestellte des Landes<br />
– 1 – – 1<br />
Landesbehörden, Polizei<br />
Lehrkräfte an Hochschulen,<br />
9 1 1 1 12<br />
Seminaren<br />
Lehrkräfte an Höheren Schulen,<br />
– – – – –<br />
Berufsschulen<br />
Lehrkräfte an Grund-, Haupt-,<br />
5 2 2 2 11<br />
Real- und Sonderschulen<br />
– 2 1 – 3<br />
Kommunale Gebietskörperschaften, juristische Personen des öffentlichen Rechts<br />
Oberbürgermeister, Bürgermeister,<br />
Beigeordnete<br />
6 1 – 2 9<br />
Landräte<br />
Beschäftigte bei juristischen<br />
2 – – – 2<br />
Personen des öffentlichen Rechts 8 2 2 1 13<br />
Bund<br />
1 – – – 1<br />
Regierungsmitglieder, politische Staatssekretäre<br />
Regierungsmitglieder<br />
Politische Staatssekretäre<br />
Ehemalige Regierungsmitglieder<br />
Ehemalige politische Staatssekretäre<br />
Selbständige Tätigkeiten<br />
Architekten und Ingenieure<br />
Rechtsanwälte<br />
Unternehmer, selbständige<br />
Gewerbetreibende<br />
Andere selbständige Tätigkeiten<br />
(Berater usw.)<br />
Ärzte, Apotheker<br />
Landwirtschaft, Weinbau<br />
Hausfrauen, Hausmänner<br />
Pensionäre, Rentner<br />
Andere Berufstätigkeiten<br />
CDU SPD GRÜNE FDP/DVP Landtag<br />
Ehemalige Regierungsmitglieder und ehemalige politische Staatssekretäre<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 29<br />
7<br />
6<br />
4<br />
4<br />
1<br />
9<br />
2<br />
3<br />
–<br />
2<br />
1<br />
8<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
1<br />
6<br />
3<br />
5<br />
–<br />
–<br />
3<br />
2<br />
3<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
1<br />
–<br />
4<br />
–<br />
1<br />
–<br />
–<br />
2<br />
2<br />
–<br />
–<br />
–<br />
1<br />
2<br />
1<br />
3<br />
1<br />
–<br />
1<br />
–<br />
–<br />
8<br />
2<br />
5<br />
–<br />
9<br />
9<br />
6<br />
4<br />
4<br />
3<br />
18<br />
6<br />
15<br />
1<br />
3<br />
5<br />
10<br />
* Mehrfachnennungen möglich<br />
(Stand 6/2009)<br />
5
Der Landtag von<br />
Baden-Württemberg<br />
Als der 14. Landtag zusammentrat, waren<br />
von den 139 Mitgliedern 48 Neulinge.<br />
Die Altersstruktur änderte sich im Vergleich<br />
zur 13. Legislaturperiode geringfügig. Das<br />
Durchschnittsalter betrug zu Beginn der<br />
letzten Wahlperiode 49,1 Jahre, zu Beginn<br />
der neuen Wahlperiode 51,2 Jahre. Jüngster<br />
Abgeordneter ist Ingo Rust von der SPD mit<br />
31 Jahren, Gustav-Adolf Haas, ebenfalls<br />
von der SPD, ist mit 74 Jahren der älteste<br />
Abgeordnete.<br />
30<br />
Schwehr<br />
Zimmermann<br />
Schütz<br />
Wolf<br />
Pauli<br />
Schneider<br />
Bopp<br />
Der Anteil der weiblichen Landtagsabgeordneten<br />
ist in den letzten Legislaturperioden<br />
zwar kontinuierlich gestiegen, liegt aber<br />
derzeit immer noch nicht höher als bei<br />
25,2 Prozent: Von den 139 Abgeordneten<br />
der 14. Legislaturperiode sind 35 Frauen.<br />
Regierungsbank<br />
Kübler<br />
Palm<br />
Scheuermann<br />
Krueger<br />
Netzhammer<br />
Hillebrand<br />
Kößler<br />
Nemeth<br />
Wacker Schebesta<br />
Schätzle<br />
Traub<br />
Teufel<br />
Herrmann<br />
Köberle<br />
Müller<br />
Vossschulte<br />
Heinz<br />
Rombach<br />
Dr. Reinhart<br />
Bormann<br />
Stratthaus<br />
Blenke<br />
Hauk<br />
Mack<br />
Lusche<br />
Straub<br />
Oettinger<br />
Dr. Birk<br />
Gurr-Hirsch<br />
Groh<br />
Klenk<br />
Klein<br />
Dr. Löffler<br />
Locherer<br />
Reichardt Rech<br />
Dr. Stolz<br />
Stächele<br />
Röhm<br />
Behringer<br />
<strong>Brunnemer</strong><br />
CDU<br />
Schriftführer<br />
Fleischer<br />
Dr. Unold<br />
Jägel<br />
Hollenbach<br />
Lichy Lazarus Lazarus<br />
Razavi<br />
Rau<br />
Stenograf<br />
Mappus<br />
Dr. Scheffold<br />
Dr. Schüle<br />
Rüeck<br />
Döpper Beck<br />
Hoffmann Hitzler<br />
Dr. Lasotta Kurtz Kurtz<br />
Raab Pfisterer<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Präsident<br />
Redner<br />
Dr. Rülke<br />
Kluck<br />
Dr. Arnold<br />
Dr. Bullinger<br />
Bachmann Berroth<br />
Dr. Goll Fauser<br />
Dr. Wetzel Theurer<br />
Schriftführer<br />
Stenograf<br />
FDP/DVP<br />
Landtagsspiegel 2009/2010<br />
14. Wahlperiode<br />
Kretschmann<br />
Bauer<br />
Ehret<br />
Chef<br />
Ehret<br />
Sitzmann<br />
Untersteller<br />
Dr. Noll<br />
Pfister<br />
Schmiedel<br />
Gall<br />
Lösch<br />
Lehmann<br />
Drexler<br />
Vogt<br />
Altpeter<br />
Dr. Schmid<br />
Rivoir<br />
Dr. Mentrup<br />
Mielich<br />
Sckerl<br />
Oelmayer<br />
Dr. Murschel<br />
Schlachter<br />
Kleinmann<br />
Pix Rastätter<br />
Pix Rastätter<br />
Pix<br />
GRÜNE<br />
Knapp<br />
Hofelich<br />
Neuenhaus<br />
Dr. Splett<br />
Wölfle<br />
Walter<br />
Regierungsbank<br />
Junginger<br />
Winkler<br />
Stickelberger<br />
U. Haußmann<br />
Zeller<br />
Rust<br />
Buschle<br />
Fohler<br />
Braun<br />
Bayer<br />
Sitzordnung im Plenarsaal<br />
(Stand 7/2009)<br />
Hinweis:<br />
Die Abgeordneten des Landtags sitzen<br />
mit Ausnahme der Fraktionsvorstände in<br />
der Regel in alphabetischer Reihenfolge.<br />
CDU 69 Sitze<br />
SPD 38 Sitze<br />
GRÜNE 17 Sitze<br />
FDP/DVP 15 Sitze<br />
insgesamt 139 Sitze<br />
Haas<br />
Grünstein<br />
Heberer<br />
R. Hausmann<br />
Queitsch<br />
Dr. Prewo<br />
Stehmer<br />
Stoch<br />
Haller-Haid<br />
Haller<br />
Kaufmann<br />
Heiler<br />
Nelius<br />
Kipfer<br />
Sakellariou<br />
Rudolf<br />
Wonnay<br />
Stober<br />
SPD<br />
31
Die Abgeordneten<br />
und ihre 70 Wahlkreise<br />
1 Stuttgart I<br />
Andrea Krueger CDU<br />
Brigitte Lösch GRÜNE<br />
2 Stuttgart II<br />
Thomas S. Bopp CDU<br />
Werner Wölfle GRÜNE<br />
Dietmar Bachmann<br />
FDP/DVP<br />
3 Stuttgart III<br />
Dr. Reinhard Löffler CDU<br />
4 Stuttgart IV<br />
Dr. Ilse Unold CDU<br />
5 Böblingen<br />
Paul Nemeth CDU<br />
Stephan Braun SPD<br />
6 Leonberg<br />
Sabine Kurtz CDU<br />
Birgit Kipfer SPD<br />
Dr. Bernd Murschel GRÜNE<br />
Heiderose Berroth FDP/DVP<br />
7 Esslingen<br />
Christa Vossschulte CDU<br />
Wolfgang Drexler SPD<br />
8 Kirchheim<br />
Karl Zimmermann CDU<br />
Sabine Fohler SPD<br />
9 Nürtingen<br />
Jörg Döpper CDU<br />
Dr. Nils Schmid SPD<br />
Winfried Kretschmann<br />
GRÜNE<br />
Dr. Ulrich Noll FDP/DVP<br />
10 Göppingen<br />
Dr. Dietrich Birk CDU<br />
Peter Hofelich SPD<br />
11 Geislingen<br />
Nicole Razavi CDU<br />
12 Ludwigsburg<br />
Klaus Herrmann CDU<br />
Claus Schmiedel SPD<br />
Jürgen Walter GRÜNE<br />
13 Vaihingen<br />
Günther H. Oettinger CDU<br />
Wolfgang Stehmer SPD<br />
14 Bietigheim-Bissingen<br />
Manfred Hollenbach CDU<br />
Christine Rudolf SPD<br />
Franz Untersteller GRÜNE<br />
Monika Chef FDP/DVP<br />
15 Waiblingen<br />
Christoph Palm CDU<br />
Katrin Altpeter SPD<br />
Dr. Ulrich Goll FDP/DVP<br />
16 Schorndorf<br />
Hans Heinz CDU<br />
17 Backnang<br />
Wilfried Klenk CDU<br />
18 Heilbronn<br />
Johanna Lichy CDU<br />
19 Eppingen<br />
Friedlinde Gurr-Hirsch CDU<br />
Ingo Rust SPD<br />
20 Neckarsulm<br />
Dr. Bernhard Lasotta CDU<br />
Reinhold Gall SPD<br />
32<br />
21 Hohenlohe<br />
Jochen K. Kübler CDU<br />
22 Schwäbisch Hall<br />
Helmut Walter Rüeck CDU<br />
Nikolaos Sakellariou SPD<br />
Dr. Friedrich Bullinger<br />
FDP/DVP<br />
23 Main-Tauber<br />
Dr. Wolfgang Reinhart CDU<br />
24 Heidenheim<br />
Bernd Hitzler CDU<br />
Andreas Stoch SPD<br />
25 Schwäbisch Gmünd<br />
Dr. Stefan Scheffold CDU<br />
26 Aalen<br />
Winfried Mack CDU<br />
Ursula Haußmann SPD<br />
27 Karlsruhe I<br />
Manfred Groh CDU<br />
Johannes Stober SPD<br />
Dr. Gisela Splett GRÜNE<br />
28 Karlsruhe II<br />
Katrin Schütz CDU<br />
Renate Rastätter GRÜNE<br />
29 Bruchsal<br />
Heribert Rech CDU<br />
Walter Heiler SPD<br />
30 Bretten<br />
Joachim Kößler CDU<br />
Ute Vogt SPD<br />
31 Ettlingen<br />
Werner Raab CDU<br />
32 Rastatt<br />
Karl-Wolfgang Jägel CDU<br />
Gunter Kaufmann SPD<br />
33 Baden-Baden<br />
Ursula Lazarus CDU<br />
34 Heidelberg<br />
Werner Pfisterer CDU<br />
Theresia Bauer GRÜNE<br />
35 Mannheim I<br />
Dr. Frank Mentrup SPD<br />
36 Mannheim II<br />
Klaus Dieter Reichardt CDU<br />
Helen Heberer SPD<br />
37 Wiesloch<br />
Karl Klein CDU<br />
38 Neckar-Odenwald<br />
Peter Hauk CDU<br />
Georg Nelius SPD<br />
39 Weinheim<br />
Georg Wacker CDU<br />
Hans Georg Junginger SPD<br />
Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE<br />
Dr. Birgit Arnold FDP/DVP<br />
40 Schwetzingen<br />
Gerhard Stratthaus CDU<br />
Rosa Grünstein SPD<br />
41 Sinsheim<br />
<strong>Elke</strong> <strong>Brunnemer</strong> CDU<br />
42 Pforzheim<br />
Stefan Mappus CDU<br />
35/36 Mannheim<br />
39 Weinheim<br />
34 Heidelberg<br />
40 Schwetzingen<br />
38 Neckar-<br />
Odenwald<br />
37 Wiesloch<br />
41 Sinsheim 20 Neckarsulm<br />
29 Bruchsal<br />
19 Eppingen<br />
18 Heilbronn<br />
30 Bretten<br />
23 Main-Tauber<br />
21 Hohenlohe<br />
22 Schwäbisch Hall<br />
27/28 Karlsruhe<br />
14 Bietigheim-<br />
32 Rastatt<br />
44 Enz<br />
Bissingen<br />
17 Backnang<br />
13 Vaihingen<br />
31 Ettlingen<br />
12 Ludwigsburg<br />
42 Pforzheim<br />
15 Waiblingen<br />
26 Aalen<br />
25 Schwäbisch<br />
Gmünd<br />
16 Schorndorf<br />
1/2/3/4 Stuttgart<br />
33 Baden-Baden<br />
43 Calw<br />
6 Leonberg<br />
7 Esslingen<br />
10 Göppingen<br />
5 Böblingen<br />
11 Geislingen<br />
52 Kehl<br />
9 Nürtingen<br />
8 Kirchheim<br />
24 Heidenheim<br />
51 Offenburg<br />
50 Lahr<br />
49 Emmendingen<br />
48 Breisgau<br />
58 Lörrach<br />
43 Calw<br />
Thomas Blenke CDU<br />
Dr. Rainer Prewo SPD<br />
Beate Fauser FDP/DVP<br />
46/47 Freiburg<br />
59 Waldshut<br />
44 Enz<br />
Winfried Scheuermann CDU<br />
Thomas Knapp SPD<br />
Dr. Hans-Ulrich Rülke<br />
FDP/DVP<br />
45 Freudenstadt<br />
Norbert Beck CDU<br />
Michael Theurer FDP/DVP<br />
46 Freiburg I<br />
Dr. Klaus Schüle CDU<br />
Gustav-Adolf Haas SPD<br />
Reinhold Pix GRÜNE<br />
47 Freiburg II<br />
Bernhard Schätzle CDU<br />
Margot Queitsch SPD<br />
Edith Sitzmann GRÜNE<br />
48 Breisgau<br />
Gundolf Fleischer CDU<br />
Christoph Bayer SPD<br />
Bärbl Mielich GRÜNE<br />
45 Freudenstadt<br />
53 Rottweil<br />
54 Villingen-<br />
Schwenningen<br />
49 Emmendingen<br />
Marcel Schwehr CDU<br />
Marianne Wonnay SPD<br />
Dieter Ehret FDP/DVP<br />
50 Lahr<br />
Helmut Rau CDU<br />
51 Offenburg<br />
Volker Schebesta CDU<br />
52 Kehl<br />
Willi Stächele CDU<br />
62 Tübingen<br />
63 Balingen<br />
53 Rottweil<br />
Stefan Teufel CDU<br />
Dieter Kleinmann FDP/DVP<br />
54 Villingen-Schwenningen<br />
Karl Rombach CDU<br />
55 Tuttlingen-Donaueschingen<br />
Guido Wolf CDU<br />
Fritz Buschle SPD<br />
Ernst Pfister FDP/DVP<br />
56 Konstanz<br />
Andreas Hoffmann CDU<br />
Siegfried Lehmann GRÜNE<br />
60 Reutlingen<br />
61 Hechingen-<br />
Münsingen<br />
70 Sigmaringen<br />
55 Tuttlingen-<br />
Donaueschingen<br />
57 Singen<br />
67 Bodensee<br />
56 Konstanz<br />
69 Ravensburg<br />
57 Singen<br />
Veronika Netzhammer CDU<br />
58 Lörrach<br />
Ulrich Lusche CDU<br />
Rainer Stickelberger SPD<br />
59 Waldshut<br />
Peter Straub CDU<br />
Alfred Winkler SPD<br />
60 Reutlingen<br />
Dieter Hillebrand CDU<br />
Rudolf Hausmann SPD<br />
Hagen Kluck FDP/DVP<br />
61 Hechingen-Münsingen<br />
Karl-Wilhelm Röhm CDU<br />
62 Tübingen<br />
Monika Bormann CDU<br />
Rita Haller-Haid SPD<br />
Ilka Neuenhaus GRÜNE<br />
63 Balingen<br />
Günther-Martin Pauli CDU<br />
Hans-Martin Haller SPD<br />
65 Ehingen<br />
64 Ulm<br />
66 Biberach<br />
68 Wangen<br />
(Stand 7/2009)<br />
64 Ulm<br />
Dr. Monika Stolz CDU<br />
Martin Rivoir SPD<br />
Thomas Oelmayer GRÜNE<br />
65 Ehingen<br />
Karl Traub CDU<br />
66 Biberach<br />
Peter Schneider CDU<br />
Eugen Josef Schlachter<br />
GRÜNE<br />
67 Bodensee<br />
Ulrich Müller CDU<br />
Norbert Zeller SPD<br />
Dr. Hans-Peter Wetzel<br />
FDP/DVP<br />
68 Wangen<br />
Paul Locherer CDU<br />
69 Ravensburg<br />
Rudolf Köberle CDU<br />
70 Sigmaringen<br />
Ernst Behringer CDU<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
CDU 69<br />
Stefan Mappus<br />
Wahlkreis 42, Pforzheim,<br />
seit April 2005<br />
Fraktionsvorsitzender<br />
der CDU. Geboren<br />
1966 in Pforzheim,<br />
evangelisch, verheiratet,<br />
zwei Kinder, von Beruf<br />
Industriekaufmann und Diplom-Ökonom. Mit-<br />
glied des Landtags seit 1996. Stefan Mappus<br />
war von 1998 bis 2004 Politischer Staatsse-<br />
kretär und bis April 2005 Minister für Umwelt<br />
und Verkehr des Landes Baden-Württemberg.<br />
Seit Dezember 2005 stellv. Landesvorsitzender<br />
der CDU Baden-Württemberg.<br />
Bopp, Thomas S.,<br />
geboren 1952,<br />
Diplom-Ingenieur,<br />
Freier Architekt,<br />
MdL seit 2008,<br />
Wahlkreis 2,<br />
Stuttgart II<br />
Gurr-Hirsch,<br />
Friedlinde,<br />
geboren 1954,<br />
Politische<br />
Staatssekretärin,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 19,<br />
Eppingen<br />
Hoffmann, Andreas,<br />
geboren 1960,<br />
Betriebswirt (VWA),<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 56,<br />
Konstanz<br />
Bormann, Monika,<br />
geboren 1953,<br />
Diplom-<br />
Verwaltungswirtin (FH),<br />
MdL seit 2008,<br />
Wahlkreis 62,<br />
Tübingen<br />
Hauk, Peter,<br />
geboren 1960,<br />
Minister für<br />
Ernährung und<br />
Ländlichen Raum,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 38,<br />
Neckar-Odenwald<br />
Hollenbach, Manfred,<br />
geboren 1946,<br />
Bürgermeister,<br />
Diplom-<br />
Verwaltungswirt (FH),<br />
MdL seit 2005,<br />
Wahlkreis 14,<br />
Bietigheim-Bissingen<br />
Beck, Norbert,<br />
geboren 1954,<br />
Bürgermeister,<br />
Diplom-<br />
Verwaltungswirt (FH),<br />
MdL seit 2007,<br />
Wahlkreis 45,<br />
Freudenstadt<br />
<strong>Brunnemer</strong>, <strong>Elke</strong>,<br />
geboren 1952,<br />
Oberstudienrätin,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 41,<br />
Sinsheim<br />
Heinz, Hans,<br />
geboren 1951,<br />
Geschäftsführer,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 16,<br />
Schorndorf<br />
Jägel, Karl-Wolfgang,<br />
geboren 1957,<br />
Geschäftsführer,<br />
MdL seit 2004,<br />
Wahlkreis 32,<br />
Rastatt<br />
Behringer, Ernst,<br />
geboren 1942,<br />
Industriekaufmann,<br />
MdL seit 1994,<br />
Wahlkreis 70,<br />
Sigmaringen<br />
Döpper, Jörg,<br />
geboren 1942,<br />
Krankenkassenbetriebswirt,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 9,<br />
Nürtingen<br />
Herrmann, Klaus,<br />
geboren 1959,<br />
Regierungsamtmann<br />
a. D., Diplom-<br />
Verwaltungswirt (FH),<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 12,<br />
Ludwigsburg<br />
Klein, Karl,<br />
geboren 1956,<br />
Bürgermeister,<br />
Diplom-<br />
Verwaltungswirt,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 37,<br />
Wiesloch<br />
Birk, Dr. Dietrich,<br />
geboren 1967,<br />
Politischer<br />
Staatssekretär,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 10,<br />
Göppingen<br />
Fleischer, Gundolf,<br />
geboren 1943,<br />
Politischer<br />
Staatssekretär,<br />
MdL seit 1976,<br />
Wahlkreis 48,<br />
Breisgau<br />
Hillebrand, Dieter,<br />
geboren 1951,<br />
Politischer<br />
Staatssekretär,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 60,<br />
Reutlingen<br />
Klenk, Wilfried,<br />
geboren 1959,<br />
Rettungsdienstleiter,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 17,<br />
Backnang<br />
Abgeordnete<br />
Blenke, Thomas,<br />
geboren 1960,<br />
Volljurist,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 43,<br />
Calw<br />
Groh, Manfred,<br />
geboren 1948,<br />
Bürgermeister a. D.,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 27,<br />
Karlsruhe I<br />
Hitzler, Bernd,<br />
geboren 1957,<br />
Bürgermeister a. D.,<br />
MdL seit 2004,<br />
Wahlkreis 24,<br />
Heidenheim<br />
Köberle, Rudolf,<br />
geboren 1953,<br />
Politischer<br />
Staatssekretär,<br />
MdL seit 1990,<br />
Wahlkreis 69,<br />
Ravensburg<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 33
Kößler, Joachim,<br />
geboren 1950,<br />
Bundesbankdirektor,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 30,<br />
Bretten<br />
Lichy, Johanna,<br />
geboren 1949,<br />
Politische<br />
Staats sekretärin a. D.,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 18,<br />
Heilbronn<br />
Nemeth, Paul,<br />
geboren 1965,<br />
Industriekaufmann,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 5,<br />
Böblingen<br />
Raab, Werner,<br />
geboren 1947,<br />
Bürgermeister a. D.,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 31,<br />
Ettlingen<br />
34<br />
Krueger, Andrea,<br />
geboren 1957,<br />
Diplom-<br />
Finanzwirtin (FH),<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 1,<br />
Stuttgart I<br />
Locherer, Paul,<br />
geboren 1955,<br />
Bürgermeister,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 68,<br />
Wangen<br />
CDU<br />
Netzhammer,<br />
Veronika,<br />
geboren 1952,<br />
Oberstudienrätin,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 57,<br />
Singen<br />
Rau, Helmut,<br />
geboren 1950,<br />
Minister für Kultus,<br />
Jugend und Sport,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 50,<br />
Lahr<br />
Kübler, Jochen K.,<br />
geboren 1953,<br />
Oberbürgermeister a. D.,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 21,<br />
Hohenlohe<br />
Löffler, Dr. Reinhard,<br />
geboren 1954,<br />
Rechtsanwalt,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 3,<br />
Stuttgart III<br />
Oettinger, Günther H.,<br />
geboren 1953,<br />
Ministerpräsident,<br />
MdL seit 1984,<br />
Wahlkreis 13,<br />
Vaihingen<br />
Razavi, Nicole,<br />
geboren 1965,<br />
Parlaments rätin a. D.,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 11,<br />
Geislingen<br />
Kurtz, Sabine,<br />
geboren 1961,<br />
Politikwissenschaftlerin,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 6,<br />
Leonberg<br />
Lusche, Ulrich,<br />
geboren 1968,<br />
Rechtsanwalt,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 58,<br />
Lörrach<br />
Palm, Christoph,<br />
geboren 1966,<br />
Oberbürgermeister,<br />
Jurist,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 15,<br />
Waiblingen<br />
Rech, Heribert,<br />
geboren 1950,<br />
Innenminister,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 29,<br />
Bruchsal<br />
Lasotta,<br />
Dr. med. Bernhard,<br />
geboren 1969,<br />
Arzt,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 20,<br />
Neckarsulm<br />
Mack, Winfried,<br />
geboren 1965,<br />
Landtagsabgeordneter,<br />
Oberregierungsrat a. D.,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 26,<br />
Aalen<br />
Pauli, Günther-Martin,<br />
geboren 1965,<br />
Landrat,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 63,<br />
Balingen<br />
Reichardt,<br />
Klaus Dieter,<br />
geboren 1954,<br />
Selbstständiger<br />
Industrieberater,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 36,<br />
Mannheim II<br />
Lazarus, Ursula,<br />
geboren 1942,<br />
Studiendirektorin a. D.,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 33,<br />
Baden-Baden<br />
Müller, Ulrich,<br />
geboren 1944,<br />
Minister a. D.,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 67,<br />
Bodensee<br />
Pfisterer, Werner,<br />
geboren 1949,<br />
Feinmechanikermeister,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 34,<br />
Heidelberg<br />
Reinhart, Dr. Wolfgang,<br />
geboren 1956,<br />
Minister für Bundes- u.<br />
Europaangelegenheiten<br />
u. im Staatsministerium,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 23,<br />
Main-Tauber<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Röhm, Karl-Wilhelm,<br />
geboren 1951,<br />
Oberstudiendirektor,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 61,<br />
Hechingen-<br />
Münsingen<br />
Scheuermann,<br />
Winfried,<br />
geboren 1938,<br />
Verbandsdirektor a. D.,<br />
MdL seit 1988,<br />
Wahlkreis 44,<br />
Enz<br />
Stolz,<br />
Dr. med. Monika,<br />
geboren 1951,<br />
Ministerin für Arbeit<br />
und Soziales,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 64,<br />
Ulm<br />
Vossschulte, Christa,<br />
geboren 1944,<br />
Stellv. Landtags-<br />
präsi dentin,<br />
Oberstudiendirek-<br />
torin a. D.,<br />
MdL seit 1989,<br />
Wahlkreis 7,<br />
Esslingen<br />
Rombach, Karl,<br />
geboren 1951,<br />
Landwirtschaftsmeister,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 54,<br />
Villingen-<br />
Schwenningen<br />
Schneider, Peter,<br />
geboren 1958,<br />
Präsident des<br />
SparkassenVerbandes<br />
BW, Landrat a. D.,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 66,<br />
Biberach<br />
Stratthaus, Gerhard,<br />
geboren 1942,<br />
Finanzminister a. D.,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 40,<br />
Schwetzingen<br />
Wacker, Georg,<br />
geboren 1962,<br />
Politischer<br />
Staatssekretär,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 39,<br />
Weinheim<br />
Rüeck, Helmut<br />
Walter,<br />
geboren 1962,<br />
Maschinenschlosser,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 22,<br />
Schwäbisch Hall<br />
Schüle, Dr. Klaus,<br />
geboren 1963,<br />
Jurist,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 46,<br />
Freiburg I<br />
Straub, Peter,<br />
geboren 1939,<br />
Landtagspräsident,<br />
MdL seit 1984,<br />
Wahlkreis 59,<br />
Waldshut<br />
Wolf, Guido,<br />
geboren 1961,<br />
Landrat,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 55,<br />
Tuttlingen-<br />
Donaueschingen<br />
Schätzle, Bernhard,<br />
geboren 1954,<br />
Kellermeister,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 47,<br />
Freiburg II<br />
Schütz, Katrin,<br />
geboren 1967,<br />
Landtags-<br />
abgeordnete,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 28,<br />
Karlsruhe II<br />
Teufel, Stefan,<br />
geboren 1972,<br />
Abteilungsleiter,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 53,<br />
Rottweil<br />
Zimmermann, Karl,<br />
geboren 1951,<br />
Diplom-<br />
Verwaltungswirt<br />
(FHPol),<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 8,<br />
Kirchheim<br />
Schebesta, Volker,<br />
geboren 1971,<br />
Regierungsassessor a. D.,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 51,<br />
Offenburg<br />
Schwehr, Marcel,<br />
geboren 1966,<br />
Bezirksleiter,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 49,<br />
Emmendingen<br />
Traub, Karl,<br />
geboren 1941,<br />
Landwirtschaftsmeister,<br />
Bürger meister a. D.,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 65,<br />
Ehingen<br />
CDU-Landtagsfraktion<br />
Haus der Abgeordneten<br />
Konrad-Adenauer-Straße 12<br />
70173 Stuttgart<br />
Telefon: 0711 2063-827<br />
Telefax: 0711 2063-810<br />
69 Abgeordnete<br />
Scheffold, Dr. Stefan,<br />
geboren 1959,<br />
Rechtsanwalt,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 25,<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Stächele, Willi,<br />
geboren 1951,<br />
Finanzminister,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 52,<br />
Kehl<br />
Unold, Dr. Ilse,<br />
geboren 1942,<br />
Freie Medizin-<br />
journalistin,<br />
MdL seit 2008,<br />
Wahlkreis 4,<br />
Stuttgart IV<br />
E-Mail: post@cdu.landtag-bw.de<br />
Internet: http://fraktion.cdu-bw.de<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 35
36<br />
SPD<br />
Claus Schmiedel<br />
Wahlkreis 12, Ludwigsburg,<br />
ist seit Januar<br />
2008 Vorsitzender der<br />
SPD-Fraktion. Geboren<br />
1951 in Ludwigsburg,<br />
evangelisch, verheiratet,<br />
vier Kinder, bis 1992<br />
Lehrer an einer Berufsschule in Stuttgart.<br />
Mitglied des Landtags seit 1992, von 2000 bis<br />
2008 wirtschaftspolitischer Sprecher seiner<br />
Fraktion. 1975 bis 1991 Stadtrat in Marbach.<br />
1985 bis 1994 Kreisrat in Ludwigsburg und<br />
1994 bis 2008 Vorsitzender der SPD-Regionalfraktion<br />
des Verbands Region Stuttgart. Seit<br />
2009 wieder Kreisrat in Ludwigsburg.<br />
Drexler, Wolfgang,<br />
geboren 1946,<br />
Stellv. Landtags-<br />
präsident,<br />
Oberamtsanwalt a. D.,<br />
MdL seit 1988,<br />
Wahlkreis 7,<br />
Esslingen<br />
Haller-Haid, Rita,<br />
geboren 1950,<br />
Heimleiterin,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 62,<br />
Tübingen<br />
Junginger,<br />
Hans Georg,<br />
geboren 1943,<br />
Rechtsanwalt,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 39,<br />
Weinheim<br />
Fohler, Sabine,<br />
geboren 1963,<br />
Politologin M. A.,<br />
MdL seit 2008,<br />
Wahlkreis 8,<br />
Kirchheim<br />
Hausmann, Rudolf,<br />
geboren 1954,<br />
Geschäftsführer,<br />
MBA,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 60,<br />
Reutlingen<br />
Kaufmann, Gunter,<br />
geboren 1944,<br />
Diplom-Volkswirt,<br />
Professor,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 32,<br />
Rastatt<br />
Altpeter, Katrin,<br />
geboren 1963,<br />
Lehrerin für<br />
Pflegeberufe,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 15,<br />
Waiblingen<br />
Gall, Reinhold,<br />
geboren 1956,<br />
Fernmelde handwerker,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 20,<br />
Neckarsulm<br />
Haußmann, Ursula,<br />
geboren 1953,<br />
Krankenschwester,<br />
MdL seit 1997,<br />
Wahlkreis 26,<br />
Aalen<br />
Kipfer, Birgit,<br />
geboren 1943,<br />
Hausfrau,<br />
MdL seit 1988,<br />
Wahlkreis 6,<br />
Leonberg<br />
Bayer, Christoph,<br />
geboren 1948,<br />
Diplom-Pädagoge,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 48,<br />
Breisgau<br />
Grünstein, Rosa,<br />
geboren 1948,<br />
Landtagsabgeordnete,<br />
MdL seit 2000,<br />
Wahlkreis 40,<br />
Schwetzingen<br />
Heberer, Helen,<br />
geboren 1950,<br />
Dozentin für<br />
Sprecherziehung und<br />
Theaterpädagogik,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 36,<br />
Mannheim II<br />
Knapp, Thomas,<br />
geboren 1959,<br />
Geschäftsführer,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 44,<br />
Enz<br />
Braun, Stephan,<br />
geboren 1959,<br />
Journalist,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 5,<br />
Böblingen<br />
Haas, Gustav-Adolf,<br />
geboren 1935,<br />
Dipl.-Ing., Bausachv.<br />
Ingenieurkammer BW,<br />
MdL 1992–1996<br />
und seit 2001,<br />
Wahlkreis 46,<br />
Freiburg I<br />
Heiler, Walter,<br />
geboren 1954,<br />
Bürgermeister, Jurist,<br />
MdL 1992–2001<br />
und seit 2006,<br />
Wahlkreis 29,<br />
Bruchsal<br />
Mentrup, Dr. Frank,<br />
geboren 1964,<br />
Arzt,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 35,<br />
Mannheim I<br />
Buschle, Fritz,<br />
geboren 1951,<br />
Fernmeldetechniker,<br />
Vertriebsingenieur,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 55,<br />
Tuttlingen-<br />
Donaueschingen<br />
Haller, Hans-Martin,<br />
geboren 1949,<br />
Oberstudienrat,<br />
Bäckermeister, Ober-<br />
bürgermeister a. D.,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 63,<br />
Balingen<br />
Hofelich, Peter,<br />
geboren 1952,<br />
Diplom-Verwaltungswissenschaftler,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 10,<br />
Göppingen<br />
Nelius, Georg,<br />
geboren 1949,<br />
Landtags-<br />
abgeordneter,<br />
Realschul lehrer,<br />
MdL seit 2007,<br />
Wahlkreis 38,<br />
Neckar-Odenwald<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Prewo, Dr. Rainer,<br />
geboren 1945,<br />
Oberbürgermeister a. D.,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 43,<br />
Calw<br />
Schmid, Dr. Nils,<br />
geboren 1973,<br />
Rechtsanwalt,<br />
MdL seit 1997,<br />
Wahlkreis 9,<br />
Nürtingen<br />
Winkler, Alfred,<br />
geboren 1946,<br />
Techniker,<br />
MdL seit 2002,<br />
Wahlkreis 59,<br />
Waldshut<br />
Queitsch, Margot,<br />
geboren 1946,<br />
Hausfrau,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 47,<br />
Freiburg II<br />
Stehmer, Wolfgang,<br />
geboren 1951,<br />
Diplom-<br />
Verwaltungswirt (FH),<br />
Betriebswirt (VWA),<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 13,<br />
Vaihingen<br />
Wonnay, Marianne,<br />
geboren 1952,<br />
Hausfrau,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 49,<br />
Emmendingen<br />
Rivoir, Martin,<br />
geboren 1960,<br />
Diplom-Ingenieur,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 64,<br />
Ulm<br />
Stickelberger, Rainer,<br />
geboren 1951,<br />
Rechtsanwalt,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 58,<br />
Lörrach<br />
Zeller, Norbert,<br />
geboren 1950,<br />
Sonderschullehrer,<br />
MdL seit 1988,<br />
Wahlkreis 67,<br />
Bodensee<br />
Rudolf, Christine,<br />
geboren 1965,<br />
Politologin,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 14,<br />
Bietigheim-Bissingen<br />
Stober, Johannes,<br />
geboren 1968,<br />
Diplom-Informatiker,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 27,<br />
Karlsruhe I<br />
Rust, Ingo,<br />
geboren 1978,<br />
Diplom-Ingenieur (FH),<br />
MdL seit 2003,<br />
Wahlkreis 19,<br />
Eppingen<br />
Stoch, Andreas,<br />
geboren 1969,<br />
Rechtsanwalt,<br />
MdL seit 2009,<br />
Wahlkreis 24,<br />
Heidenheim<br />
SPD-Landtagsfraktion<br />
Haus der Abgeordneten<br />
Konrad-Adenauer-Straße 12<br />
70173 Stuttgart<br />
Telefon: 0711 2063-719<br />
Telefax: 0711 2063-710<br />
38 Abgeordnete<br />
Sakellariou, Nikolaos,<br />
geboren 1962,<br />
Fotografenmeister,<br />
Rechtsanwalt und<br />
Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 22,<br />
Schwäbisch Hall<br />
Vogt, Ute,<br />
geboren 1964,<br />
Rechtsanwältin,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 30,<br />
Bretten<br />
E-Mail: zentrale@spd.landtag-bw.de<br />
Internet: www.spd.landtag-bw.de<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 37
Winfried<br />
Kretschmann<br />
Wahl kreis 9, Nürtingen,<br />
ist Vorsitzender der<br />
Fraktion Bündnis 90/<br />
Die Grünen. Von Beruf<br />
Oberstudienrat (beurl.)<br />
für Biologie, Chemie<br />
und Ethik. Geboren 1948 in Spaichingen,<br />
katholisch, verheiratet, drei Kinder. Mitglied<br />
des Landtags von 1980 bis 1984, 1988 bis<br />
1992 und seit 1996. Er ist ehrenamtlich im<br />
Diözesanrat des Erzbistums Freiburg und<br />
im Zentral komitee der deutschen Katholiken<br />
engagiert.<br />
Murschel, Dr. Bernd,<br />
geboren 1956,<br />
Umweltberater,<br />
Diplom-<br />
Agraringenieur,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 6,<br />
Leonberg<br />
Sckerl, Hans-Ulrich,<br />
geboren 1951,<br />
Geschäftsführer,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 39,<br />
Weinheim<br />
Walter, Jürgen,<br />
geboren 1957,<br />
Sprachwissenschaftler,<br />
MdL seit 1992,<br />
Wahlkreis 12,<br />
Ludwigsburg<br />
38<br />
GRÜNE<br />
Neuenhaus, Ilka,<br />
geboren 1964,<br />
Juristin, Diplom-<br />
Mediatorin (FH),<br />
MdL seit 2007,<br />
Wahlkreis 62,<br />
Tübingen<br />
Sitzmann, Edith,<br />
geboren 1963,<br />
Selbstständige<br />
Trainerin und<br />
Beraterin,<br />
MdL seit 2002,<br />
Wahlkreis 47,<br />
Freiburg II<br />
Wölfle, Werner,<br />
geboren 1953,<br />
Diplom-<br />
Sozial pädagoge (FH),<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 2,<br />
Stuttgart II<br />
Bauer, Theresia,<br />
geboren 1965,<br />
Politikwissen-<br />
schaftlerin,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 34,<br />
Heidelberg<br />
Oelmayer, Thomas,<br />
geboren 1954,<br />
Rechtsanwalt,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 64,<br />
Ulm<br />
Splett, Dr. Gisela,<br />
geboren 1967,<br />
Diplom-Geoökologin,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 27,<br />
Karlsruhe I<br />
Lehmann, Siegfried,<br />
geboren 1955,<br />
Studiendirektor,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 56,<br />
Konstanz<br />
Pix, Reinhold,<br />
geboren 1955,<br />
Diplom-Forstwirt,<br />
Weingutsinhaber,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 46,<br />
Freiburg I<br />
Untersteller, Franz,<br />
geboren 1957,<br />
Parlamentarischer<br />
Berater a. D.,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 14,<br />
Bietigheim-Bissingen<br />
Lösch, Brigitte,<br />
geboren 1962,<br />
Diplom-<br />
Sozialpädagogin,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 1,<br />
Stuttgart I<br />
Rastätter, Renate,<br />
geboren 1947,<br />
Realschullehrerin,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 28,<br />
Karlsruhe II<br />
Bündnis 90/Die Grünen<br />
im Landtag von Baden-Württemberg<br />
Haus der Abgeordneten<br />
Konrad-Adenauer-Straße 12<br />
70173 Stuttgart<br />
Telefon: 0711 2063-683<br />
Telefax: 0711 2063-660<br />
17 Abgeordnete<br />
Mielich, Bärbl,<br />
geboren 1952,<br />
Diplom-<br />
Sozialpädagogin,<br />
Familienmediatorin,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 48,<br />
Breisgau<br />
Schlachter,<br />
Eugen Josef,<br />
geboren 1957,<br />
Diplom-Bank-<br />
betriebswirt (ADG),<br />
Vorstandssprecher,<br />
MdL seit 2008,<br />
Wahlkreis 66,<br />
Biberach<br />
E-Mail: post@gruene.landtag-bw.de<br />
Internet: bawue.gruene-fraktion.de<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Dr. Hans-Ulrich Rülke<br />
Wahlkreis 44, Enz, ist<br />
Fraktionsvorsitzender<br />
der FDP/DVP. Geboren<br />
1961 in Tuttlingen,<br />
verheiratet, drei Kinder.<br />
Studiendirektor a. D.;<br />
von 2001 bis 2006 Fach-<br />
berater für Politik und Wirtschaft beim Ober-<br />
schulamt Karlsruhe. Mitglied des Landtags<br />
seit 2006; wirtschaftspolitischer Sprecher<br />
seiner Fraktion. Seit 1999 im Pforzheimer<br />
Gemeinderat, ab 2001 als Vorsitzender der<br />
FDP-Gemeinderatsfraktion. Mitglied des Lan-<br />
desvorstands der FDP Baden-Württemberg.<br />
Chef, Monika,<br />
geboren 1958,<br />
Bürgermeisterin,<br />
Diplom-<br />
Verwaltungswirtin (FH),<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 14,<br />
Bietigheim-Bissingen<br />
Noll, Dr. Ulrich,<br />
geboren 1946,<br />
Zahnarzt,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 9,<br />
Nürtingen<br />
FDP/DVP 15<br />
Ehret, Dieter,<br />
geboren 1959,<br />
Bauingenieur,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 49,<br />
Emmendingen<br />
Pfister, Ernst,<br />
geboren 1947,<br />
Wirtschaftsminister,<br />
MdL seit 1980,<br />
Wahlkreis 55,<br />
Tuttlingen-<br />
Donaueschingen<br />
Arnold, Dr. Birgit,<br />
geboren 1951,<br />
Historikerin,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 39,<br />
Weinheim<br />
Fauser, Beate,<br />
geboren 1949,<br />
Politologin M. A., Kauf-<br />
frau, Stellv. Landtagspräsidentin<br />
2001–2006,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 43,<br />
Calw<br />
Theurer, Michael,<br />
geboren 1967,<br />
Oberbürgermeister a. D.,<br />
Europaabgeordneter,<br />
MdL seit 2001,<br />
Wahlkreis 45,<br />
Freudenstadt<br />
Bachmann, Dietmar,<br />
geboren 1962,<br />
Ministerialrat a. D.,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 2,<br />
Stuttgart II<br />
Goll, Dr. Ulrich,<br />
geboren 1950,<br />
Justizminister,<br />
MdL 1988–1992<br />
und seit 2006,<br />
Wahlkreis 15,<br />
Waiblingen<br />
Wetzel, Dr. Hans-Peter,<br />
geboren 1950,<br />
Rechtsanwalt, Diplom-<br />
Betriebswirt (FH),<br />
vereidigter Buchprüfer,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 67,<br />
Bodensee<br />
Berroth, Heiderose,<br />
geboren 1947,<br />
Diplom-Kaufmann,<br />
Unternehmensbe-<br />
raterin, Familienfrau,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 6,<br />
Leonberg<br />
Kleinmann, Dieter,<br />
geboren 1953,<br />
Pfarrer,<br />
Diplom-Volks wirt,<br />
MdL seit 1996,<br />
Wahlkreis 53,<br />
Rottweil<br />
FDP/DVP-Landtagsfraktion<br />
Haus der Abgeordneten<br />
Konrad-Adenauer-Straße 12<br />
70173 Stuttgart<br />
Telefon: 0711 2063-625<br />
Telefax: 0711 2063-610<br />
Abgeordnete<br />
Bullinger, Dr. Friedrich,<br />
geboren 1953,<br />
Ministerialdirektor a. D.,<br />
Landtagsabgeordneter,<br />
MdL seit 2006,<br />
Wahlkreis 22,<br />
Schwäbisch Hall<br />
Kluck, Hagen,<br />
geboren 1943,<br />
Public-Relations-<br />
Berater,<br />
MdL 1996–2001<br />
und seit 2006,<br />
Wahlkreis 60,<br />
Reutlingen<br />
E-Mail: post@fdp.landtag-bw.de<br />
Internet: www.fdp-dvp-fraktion.de<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 39
Weniger Kosten<br />
als andere Parlamente<br />
Ländervergleich<br />
Größe und Kosten der Landesparlamente<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
Hessen<br />
Mecklenb.-Vorpommern<br />
Niedersachsen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Sachsen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
40<br />
Anzahl der<br />
Abgeordneten<br />
139<br />
187<br />
149<br />
88<br />
118<br />
71<br />
152<br />
187<br />
101<br />
51<br />
97<br />
124<br />
69<br />
88<br />
Zahl der Mitarbeiter<br />
der Landtags ver-<br />
waltung<br />
133<br />
218<br />
149<br />
120<br />
149<br />
122<br />
160<br />
293<br />
128<br />
85<br />
126<br />
153<br />
109<br />
111<br />
Zahl der Einwohner<br />
2008 (in Mio.)<br />
1 ohne Parlamentarischen Beratungsdienst und Fahrer der Fraktionsvorsitzenden<br />
2 ohne Baumaßnahmen und ohne Datenschutzbeauftragten<br />
Der Haushalt des Landtags von Baden-Württemberg umfasst ein Jahresvolumen<br />
von 49,34 Millionen Euro. Das heißt, er kostet pro Einwohner<br />
4,59 Euro im Jahr.<br />
Damit ist der Landtag von Baden-Württemberg im Ländervergleich sehr<br />
sparsam.<br />
1<br />
1<br />
10.75<br />
12.52<br />
3.43<br />
2.53<br />
6.07<br />
1.67<br />
7.96<br />
17.96<br />
4.04<br />
1.03<br />
2.39<br />
4.20<br />
2.84<br />
2.27<br />
Ausgaben im<br />
Haushaltsplan 2009<br />
(Zuschuss Tsd. €) 2<br />
49.340<br />
99.975<br />
35.240<br />
27.015<br />
47.168<br />
27.633<br />
47.638<br />
96.049<br />
31.403<br />
15.198<br />
29.772<br />
49.101<br />
26.561<br />
31.504<br />
Zahl der Einwohner<br />
je Abgeordneten<br />
77.340<br />
66.950<br />
23.020<br />
28.750<br />
51.440<br />
23.520<br />
52.370<br />
96.040<br />
40.000<br />
20.640<br />
24.840<br />
33.870<br />
41.160<br />
25.800<br />
Relation: Ausgaben<br />
(Zuschuss) des<br />
Landtags pro<br />
Einwohner in €<br />
4.59<br />
7.99<br />
10.27<br />
10.68<br />
7.77<br />
16.55<br />
5.98<br />
5.35<br />
7.77<br />
14.76<br />
12.46<br />
11.69<br />
9.35<br />
13.88<br />
(Stand 6/2009)<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Landtags-ABC<br />
A<br />
B<br />
D<br />
Abgeordneter<br />
Gewähltes Mitglied des Parlaments.<br />
Abgeordnete sind Vertreter des ganzen Volkes.<br />
Sie sind nicht an Aufträge und Weisungen gebunden<br />
und nur ihrem Gewissen unterworfen<br />
(Art. 27 Abs. 3 der Landesverfassung).<br />
Anhörung (Hearing)<br />
Öffentliche Anhörungen werden von Ausschüssen zur<br />
Information über ein bestimmtes Thema veranstaltet.<br />
Indem Sachverständige hinzugezogen werden, sollen<br />
die Abgeordneten umfassend informiert werden.<br />
Es gibt Anhörungen auch im Rahmen der Gesetz gebung,<br />
die zum Teil sogar von der Verfassung (Art. 71 Abs. 4)<br />
vorgeschrieben sind (Beispiel: Anhörung der kommunalen<br />
Landesverbände bei Änderungen der Gemeindeordnung).<br />
Ausschüsse<br />
Zur Vorbereitung der Beschlüsse des Plenums setzt der<br />
Landtag Ausschüsse ein. Ihnen gehören die jeweiligen<br />
Fachleute der Fraktionen an, etwa für das Finanzwesen,<br />
die Schulpolitik oder den Umweltschutz.<br />
Die Zahl der Mitglieder beträgt in allen Ausschüssen 18.<br />
Ausnahmen: der Finanzausschuss und der Innenausschuss<br />
mit 20 und der Petitionsausschuss mit 23 Mit gliedern.<br />
Bannmeile<br />
Ein abgegrenztes Gelände rund um das Landtagsgebäude<br />
wurde in einem Gesetz zur Bannmeile erklärt; dort sind<br />
Versammlungen und Demonstrationen grundsätzlich<br />
verboten. Der Sperrbezirk soll physischen und psychischen<br />
Druck vom Parlament abwenden.<br />
Demokratie<br />
Volksherrschaft (griechisch: Demokratie) bedeutet, die<br />
Staatsleitung liegt in den Händen des Volkes.<br />
Nach der Form der Beteiligung des Volkes – direkt oder<br />
indirekt – unterscheidet man a) direkte Demokratie und<br />
b) indirekte Demokratie (auch: repräsentative Demokratie)<br />
durch die Wahl von Repräsentanten (Abgeordneten)<br />
in die Parlamente. Bei uns wird die Herrschaft des Volkes<br />
vorwiegend indirekt ausgeübt. Die vom Volk frei gewählten<br />
Abgeordneten im Landtag wählen die Regierung;<br />
der Landtag, das Parlament, besitzt somit eine herausragende<br />
Stellung (parlamentarische Demokratie).<br />
Landtagsspiegel 2009/2010<br />
E<br />
F<br />
Diäten/Abgeordnetenbezüge<br />
Die Abgeordnetenbezüge, auch Diäten genannt, sind<br />
das berufliche Einkommen der Abgeordneten aus ihrer<br />
Mandatstätigkeit. Sie sichern zugleich die Unabhängigkeit<br />
der Parlamentarier. Ein Landtagsabgeordneter erhält<br />
derzeit eine steuerpflichtige Entschädigung von monat-<br />
lich 5.125 Euro. Hinzu kommen steuerfreie Aufwandsent<br />
schädigungen zur Bestreitung der mandatsbedingten<br />
Aufwendungen.<br />
Drucksachen<br />
Schriftliche Vorlagen in gedruckter Form an das<br />
Parlament, zum Beispiel Anfragen oder Gesetzentwürfe,<br />
werden Drucksachen genannt. Sie tragen eine Nummer<br />
und werden an alle Abgeordneten verteilt.<br />
Enquetekommission<br />
Zur Vorbereitung von Entscheidungen über umfangreiche<br />
und bedeutsame Sachverhalte kann der Landtag eine<br />
Enquetekommission einrichten. Er ist dazu verpflichtet,<br />
wenn dies von einem Viertel der Mitglieder des Landtags<br />
oder von zwei Fraktionen beantragt wird. Der Enquetekommission<br />
können auch sachverständige Personen<br />
angehören, die nicht Mitglied des Landtags sind. Die<br />
Enquetekommission erstattet dem Landtag einen<br />
abschließenden schriftlichen Bericht.<br />
Exekutive<br />
Die staatlichen Funktionen (Gewalten) sind gemäß dem<br />
Grundgesetz und der Landesverfassung in drei Bereiche<br />
zu teilen (Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und<br />
Recht sprechung). Die vollziehende Gewalt (Exekutive),<br />
also Regierung und Verwaltung, ist an Gesetz und Recht<br />
gebunden. Die Exekutive hat die von der Legislative<br />
(gesetzgebende Gewalt) beschlossenen Gesetze auszuf<br />
ü h r e n .<br />
Föderalismus<br />
Nach dem Prinzip des Föderalismus werden mehrere<br />
Gliedstaaten zu einem Gesamtstaat (Bund) zusammengefasst.<br />
Der Bund ist für Angelegenheiten zuständig, die<br />
im Interesse der Bürger einheitlich im Bundesgebiet<br />
gestaltet werden müssen. Die übrigen Aufgaben werden<br />
von den Gliedstaaten – den Bundesländern – erfüllt.<br />
41
42<br />
F<br />
G<br />
H<br />
Fraktion<br />
Die Abgeordneten des Parlaments, die derselben Partei<br />
angehören, schließen sich zu einer Fraktion zusammen.<br />
Der Fraktionsstatus wird bei einer Mindestzahl von sechs<br />
Abgeordneten zuerkannt. Derzeit gibt es im Landtag vier<br />
Fraktionen (CDU, SPD, GRÜNE, FDP/DVP). Fraktionen<br />
können zum Beispiel Gesetzentwürfe, Anträge oder<br />
Große Anfragen einbringen.<br />
Fünfprozentklausel<br />
Bei der Verteilung der Mandate auf die Parteien im<br />
Verhältnis ihrer Stimmen werden nur diejenigen Parteien<br />
berücksichtigt, die mindestens fünf Prozent der in<br />
Baden-Württemberg abgegebenen gültigen Stimmen<br />
erhalten haben. Auch bei Bundestagswahlen gibt es<br />
eine Fünf prozentklausel (für die Zuteilung von Sitzen<br />
über die Landeslisten).<br />
Geschäftsordnung<br />
Die Geschäftsordnung regelt die Organisation und den<br />
Ablauf der dem Landtag übertragenen Geschäfte (zum<br />
Beispiel Gesetzgebungsverfahren, Wahlen im Landtag,<br />
Überwachung der Regierungstätigkeit durch Anfragen,<br />
Anträge und anderes mehr).<br />
Gesetz<br />
Unter einem Gesetz versteht man die für jeden Bürger<br />
verbindlichen generellen Anordnungen, die vom Parla -<br />
ment beschlossen werden.<br />
Gewaltenteilung<br />
Gewaltenteilung soll die Zusammenballung von staatlicher<br />
Macht in einer Hand (bei einer Person oder einem<br />
Staatsorgan) verhindern, um einem Missbrauch der<br />
Macht vorzubeugen. Der französische Staatsphilosoph<br />
Montesquieu schlug im 18. Jahrhundert vor, die Staatsgewalt<br />
in Legislative (Gesetzgebung), Exekutive (voll -<br />
ziehende Gewalt) und Judikative (richterliche Gewalt)<br />
aufzuteilen. Dementsprechend sieht sowohl das Grundgesetz<br />
(in Artikel 20) als auch die Landesverfassung<br />
(in Artikel 25) die Aufteilung auf drei Staatsgewalten vor.<br />
Gewaltenteilung bedeutet aber keine strikte Trennung<br />
der drei Gewalten voneinander; diese sind zum Teil<br />
voneinander abhängig (Beispiel: Wahl des Ministerpräsidenten<br />
und der Richter des Staatsgerichtshofs durch<br />
den Landtag).<br />
Haushalt (Budget, Etat)<br />
Der Haushalt des Landes legt vorab alle voraussichtlichen<br />
Einnahmen und geplanten Ausgaben des Landes<br />
fest. Er wird vom Landtag jeweils für ein oder für zwei<br />
Jahre (Doppelhaushalt) beschlossen. Bestandteile des<br />
Haushalts sind das Haushaltsgesetz sowie der Haushalts -<br />
plan. Der Haushaltsplan wird im Rahmen des Haushaltsgesetzes<br />
durch den Landtag beschlossen. Die Feststellung<br />
des Haushalts (Budgetrecht) ist eines der ältesten<br />
Rechte der Parlamente.<br />
I<br />
J<br />
K<br />
Immunität<br />
Ein Abgeordneter darf nicht ohne Genehmigung des<br />
Landtags strafrechtlich verfolgt oder festgenommen<br />
werden. Dies gilt nicht, wenn der Abgeordnete auf frischer<br />
Tat oder am darauffolgenden Tag festgenommen wird.<br />
Dieses Recht dient dazu, die Funktionsfähigkeit des<br />
Parlaments zu gewährleisten (Art. 38 der Landesverfassung).<br />
Indemnität<br />
Ein Abgeordneter darf nicht wegen einer Äußerung<br />
oder wegen seines Abstimmungsverhaltens im Landtag<br />
gerichtlich oder dienstlich verfolgt werden, auch nicht<br />
mit Genehmigung des Landtags. Dies gilt auch für die<br />
Zeit nach seiner Abgeordnetentätigkeit. Dieses Recht<br />
dient dazu, die Rede- und Abstimmungsfreiheit des<br />
Abgeordneten speziell bei der Ausübung des Parlamentsmandats<br />
zu sichern (Art. 37 der Landesverfassung).<br />
Inkompatibilität<br />
Die Regelung, dass ein Abgeordneter nicht gleichzeitig<br />
verschiedene Ämter ausüben kann, bezeichnet man als<br />
Inkompatibilität (Unvereinbarkeit). Mitglieder des Land-<br />
tags können nicht zugleich als Richter, Staatsanwälte<br />
oder Beamte mit leitenden Aufgaben tätig sein.<br />
Judikative<br />
Die dritte, rechtsprechende Gewalt (Judikative) tritt im<br />
Rahmen der Gewaltenteilung neben Legislative (gesetzgebende<br />
Gewalt) und Exekutive (vollziehende Gewalt).<br />
Sie ist unabhängigen, nur dem Gesetz unterworfenen<br />
Richtern anvertraut.<br />
Koalition<br />
Wenn nach einer Wahl keine Partei die absolute Mehrheit<br />
der Stimmen erhält, können sich zwei oder mehr<br />
Fraktionen zusammenschließen, um mit der Mehrheit<br />
der Mandate einen Regierungschef zu wählen. Eine<br />
Koalition unterstützt das Regierungsprogramm und tritt<br />
in der Regel bei Abstimmungen im Parlament geschlossen<br />
auf. Die Bildung einer Koalition erfordert von den beteiligten<br />
Fraktionen Kompromissbereitschaft; jede Fraktion<br />
muss in ihren Entscheidungen Rücksicht auf den oder<br />
die Koalitionspartner nehmen. Im Landtag von Baden-<br />
Württemberg gibt es seit 1996 eine Koalition zwischen<br />
CDU und FDP/DVP.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
K<br />
L<br />
Kontrolle<br />
Der Landtag überwacht die Ausübung der vollziehenden<br />
Gewalt, kontrolliert die Regierung. Kontrollinstrumente<br />
sind vor allem:<br />
Fragerecht (Anfragen) und parlamentarische Debatten.<br />
Zitierrecht (der Landtag und seine Ausschüsse können<br />
die Anwesenheit jedes Mitglieds der Landesregierung<br />
verlangen, es herbeizitieren).<br />
Untersuchungsrecht (ein Viertel aller Abgeordneten oder<br />
zwei Fraktionen können die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses<br />
erzwingen, der ein weitgehendes<br />
Recht auf Auskunft hat und gerichtsähnlich arbeitet).<br />
Misstrauensvotum (hat die Regierung das Vertrauen<br />
der Mehrheit verloren, kann der Ministerpräsident<br />
durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt<br />
werden; Art. 54 Abs. 1 der Landesverfassung).<br />
Landesregierung<br />
Der Ministerpräsident, die Landesminister und die Staatssekretäre<br />
mit Kabinettsrang bilden die Landesregierung.<br />
Der Ministerpräsident wird vom Landtag gewählt, die<br />
Minister und Staatssekretäre mit Kabinettsrang werden<br />
vom Ministerpräsidenten berufen und durch den Land tag<br />
bestätigt. Die Mitglieder der Landesregierung sind<br />
zumeist gleichzeitig Abgeordnete. Die Landesregierung<br />
ist dem Landtag verantwortlich. Durch Misstrauensvoten<br />
kann der Landtag sowohl dem Ministerpräsidenten als<br />
auch (mit Zweidrittelmehrheit) einzelnen Ministern bzw.<br />
Staatssekretären das Vertrauen entziehen. Regierung<br />
und Verwaltung bilden die Exekutive.<br />
Legislative<br />
Als Legislative bezeichnet man im Rahmen der Gewaltenteilung<br />
die gesetzgebende Gewalt. Sie ist auf Landesebene<br />
dem Landtag übertragen.<br />
Legislaturperiode<br />
Bei der Legislaturperiode handelt es sich um die durch<br />
Wahl legitimierte Amtszeit eines Parlaments. Die Legislatur-<br />
oder auch Wahlperiode dauert in Baden-Württemberg<br />
fünf Jahre.<br />
Lesungen<br />
Gesetzentwürfe werden im Plenum in zwei Beratungen<br />
(Lesungen) behandelt. Besonders wichtige Vorhaben<br />
wie Verfassungsänderungen oder Haushaltsgesetze<br />
benötigen drei Lesungen.<br />
Lobby<br />
In der Lobby, dem Vorraum des Plenarsaals, finden<br />
Besprechungen unter den Abgeordneten und mit Regierungsvertretern<br />
statt, aber auch mit Bürgern und<br />
Interessenvertretern.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010<br />
M<br />
N<br />
O<br />
Mandat<br />
Auftrag (auch Sitz) des Abgeordneten im Parlament:<br />
In der Bundesrepublik spricht man von einem „freien“<br />
Mandat, da der Abgeordnete nicht an Weisungen seiner<br />
Partei oder seiner Wähler gebunden ist – das wäre ein<br />
„imperatives“ Mandat.<br />
Mehrheit<br />
Der Landtag fasst seine Beschlüsse mit Mehrheit. In der<br />
Regel genügt eine einfache Mehrheit, bei der die Zahl<br />
der abgegebenen Ja-Stimmen die Zahl der Nein-Stimmen<br />
übersteigen muss.<br />
Die relative Mehrheit ist oftmals bei Wahlen entscheidend,<br />
sie ist etwa bei Landtagswahlen maßgebend für die Erstauszählung<br />
der Stimmen in den Wahlkreisen. Dabei gilt<br />
der Kandidat als gewählt, auf den im Verhältnis (Relation)<br />
zu den anderen Kandidaten die meisten Stimmen ent fallen.<br />
Der so Gewählte erringt das Direktmandat.<br />
Von der absoluten Mehrheit spricht man, wenn mehr als<br />
die Hälfte aller Abgeordneten für einen Vorschlag<br />
stimmen muss, etwa Art. 46 Abs. 1 der Landesverfassung:<br />
Der Ministerpräsident bedarf zu seiner Wahl der Mehrheit<br />
der Mitglieder des Landtags. Eine Mehrheit von<br />
zwei Dritteln der Mitglieder des Landtags ist erforderlich,<br />
um einem Mitglied der Landesregierung das Misstrauen<br />
auszusprechen.<br />
Nachtragshaushalt<br />
Wenn nach Verabschiedung des Haushalts wesentliche<br />
Änderungen bei den Einnahmen oder Ausgaben des<br />
Landes notwendig werden, holt die Landesregierung<br />
dazu in einem Nachtragshaushalt die Zustimmung des<br />
Landtags ein.<br />
Offenlegungsregeln<br />
Die Offenlegungsregeln verpflichten die Abgeordneten,<br />
ihre beruflichen Verhältnisse, ihre Tätigkeit in Organen<br />
von Unternehmen sowie ihre Funktionen in Interessenverbänden<br />
auf Landes- oder Bundesebene zur Veröffentlichung<br />
im amtlichen Handbuch des Landtags anzugeben.<br />
Außerdem haben Parlamentarier dem Landtagspräsidenten<br />
unter bestimmten Voraussetzungen eine entgeltliche<br />
Beratungstätigkeit anzuzeigen. Dasselbe gilt, wenn<br />
Abgeordnete Gutachten erstatten, publizistisch tätig<br />
sind oder Vorträge halten, sofern die Einnahmen hieraus<br />
511 Euro im Einzelfall und 5.113 Euro jährlich übersteigen.<br />
Anzuzeigen sind dem Landtagspräsidenten ferner<br />
Spenden, die sie als Kandidatin oder als Kandidat für eine<br />
Landtagswahl oder als Mitglied des Landtags erhalten,<br />
wenn diese Zuwendungen 1.534 Euro je Spender pro Jahr<br />
übersteigen. Schließlich ist es Abgeordneten untersagt,<br />
in beruflichen oder geschäftlichen Angelegenheiten auf<br />
die Mitgliedschaft im Landtag hinzuweisen.<br />
43
44<br />
O<br />
P<br />
R<br />
S<br />
Opposition<br />
Die Opposition ist wesentlicher Bestandteil der parlamentarischen<br />
Demokratie. Sie hat die Aufgabe, Kritik<br />
am Regierungsprogramm öffentlich zu vertreten. Sie<br />
ist die politische Alternative zur Regierungsmehrheit.<br />
Im Landtag gibt es gegenwärtig zwei Oppositionsfraktionen:<br />
SPD und GRÜNE.<br />
Partei<br />
Unter Parteien versteht man Vereinigungen von Bürgern,<br />
die auf die politische Willensbildung im Bereich des<br />
Bundes oder eines Landes Einfluss nehmen und an der<br />
Vertretung des Volkes im Bundestag oder in einem<br />
Landtag mitwirken wollen. Die Gründung von Parteien<br />
ist frei.<br />
Petition<br />
Als Petition bezeichnet man Eingaben der Bürger an<br />
Verwaltung und Parlament; so bestimmt das Grundgesetz:<br />
„Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in<br />
Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten oder<br />
Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die<br />
Volksvertretung zu wenden.“ Das Petitionsrecht gehört<br />
zu den Grundrechten der Bürger (Grundgesetz Art. 17).<br />
Rechnungshof<br />
Als unabhängige Einrichtung (den Gerichten vergleichbar)<br />
hat der Rechnungshof die ordnungsgemäße Führung<br />
des Haushalts des Landes zu überprüfen. Nach Ablauf<br />
des Haushaltsjahres berichtet der Rechnungshof dem<br />
Landtag und der Landesregierung über das Ergebnis<br />
der Rechnungsprüfung; dabei werden auch Vorschläge<br />
zur Wirtschaftsführung gemacht.<br />
Sitzungsturnus<br />
Der Sitzungsturnus des Landtags von Baden-Württemberg<br />
ist so gestaltet, dass die Abgeordneten die Möglichkeit<br />
haben, neben ihrer parlamentarischen Arbeit auch noch<br />
einem Beruf nachgehen zu können. Montags und freitags<br />
ist deshalb im Landtag sitzungsfrei. Zudem gibt es<br />
turnusmäßig sitzungsfreie Blöcke.<br />
Staatsgerichtshof<br />
Der Staatsgerichtshof für das Land Baden-Württemberg<br />
wacht als Verfassungsgericht über die Auslegung der<br />
Landesverfassung. Ihm gehören neun Mitglieder an:<br />
Drei Mitglieder sind Berufsrichter, drei sind nichtrichterliche<br />
Juristen und drei sind Laienrichter. Die Mitglieder<br />
werden vom Landtag mit einfacher Mehrheit auf neun<br />
Jahre gewählt.<br />
U<br />
V<br />
W<br />
Untersuchungsausschuss<br />
Ein Viertel der Abgeordneten des Landtags oder zwei<br />
Fraktionen können die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses<br />
erzwingen. Ein Untersuchungsausschuss<br />
ist die schärfste Möglichkeit der Regierungskontrolle<br />
durch das Parlament. Ihm stehen gerichtsähnliche<br />
Befugnisse zu, so zum Beispiel die Zeugenvernehmung<br />
(gegebenenfalls unter Eid) oder die Einsichtnahme in<br />
Akten (vergleiche auch Art. 35 der Landesverfassung).<br />
Verfassung<br />
Die Verfassung enthält die grundlegenden Vorschriften<br />
für das Funktionieren eines Staates und das Verhältnis<br />
des Staates zum Bürger. In der Verfassung sind auch<br />
Bestimmungen über die Zusammensetzung und die<br />
Aufgaben des Landtags sowie die Wahl seiner Mitglieder<br />
festgelegt. Die Verfassung des Landes steht im Rang<br />
über allen anderen Landesgesetzen.<br />
Landesgesetze, die nicht mit der Verfassung zu verein -<br />
baren sind, kann der Staatsgerichtshof (der die Funktion<br />
eines Landesverfassungsgerichts ausübt) auf Antrag für<br />
nichtig erklären.<br />
Volksabstimmung<br />
Die Verfassung des Landes Baden-Württemberg bestimmt<br />
in Art. 25: „Die Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird<br />
vom Volke in Wahlen und Abstimmungen … ausgeübt.“<br />
Im Unterschied zum Grundgesetz besteht in Baden-<br />
Württemberg die Möglichkeit, Volksabstimmungen über<br />
Gesetze, über Verfassungsänderungen sowie über die<br />
Auflösung des Landtags durchzuführen. Näheres steht<br />
in Art. 60 der Landesverfassung.<br />
Volksbegehren<br />
Nach einer Verfassungsänderung von 1974 können in<br />
Baden-Württemberg Gesetzentwürfe nicht nur durch die<br />
Abgeordneten und durch die Regierung beim Landtag<br />
eingebracht werden, sondern auch durch das Volk<br />
selbst: mit Volksbegehren. Ein Volksbegehren ist erfolg -<br />
reich, wenn ein Sechstel aller Wahlberechtigten innerhalb<br />
von zwei Wochen durch ihre Unterschriften den<br />
Gesetzentwurf unterstützen. Stimmt der Landtag diesem<br />
Gesetzentwurf nicht unverändert zu, so muss eine Volks -<br />
abstimmung stattfinden.<br />
Wahlrecht<br />
Wahlberechtigt und wählbar (aktives und passives<br />
Wahlrecht) sind bei Landtagswahlen alle Deutschen,<br />
die am Wahltag das 18. Lebensjahr vollendet haben<br />
und seit mindestens drei Monaten in Baden-Württemberg<br />
ihre Wohnung haben. Hat jemand in der Bundesrepublik<br />
mehrere Wohnungen, so kommt es darauf an,<br />
ob in Baden-Württemberg die Hauptwohnung liegt.<br />
Nach Art. 28 der Landesverfassung werden in Baden-<br />
Württemberg die Abgeordneten nach einem Verfahren<br />
gewählt, das die Persönlichkeitswahl (Bewerbung in<br />
einem der 70 Wahlkreise) mit den Grundsätzen der<br />
Verhältniswahl (Zuteilung der Mandate an die Parteien<br />
nach Stimmenproporz) verbindet.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Auch zweite Jugendveranstaltung ein voller Erfolg<br />
Sich einmischen in Sachen Europa<br />
Von wegen Europamüdigkeit: Auch die zweite Europaveranstaltung für Jugendliche im Landtag unter dem<br />
Motto „Europa – unsere Zukunft. Misch Dich ein!“ war ein voller Erfolg. Über 1.000 junge Menschen, darunter<br />
30 Schulklassen aus ganz Baden-Württemberg, kamen am Samstag, 7. Februar 2009, nach Stuttgart. Im Mittelpunkt<br />
der gemeinsamen Veranstaltung von Landtag und Landesregierung stand die Frage, welchen Beitrag<br />
die Europäische Union in den Bereichen Klimapolitik, Finanzkrise sowie Migrationspolitik leisten kann. Außerdem<br />
konnten sich die Jugendlichen bei einem „Europäischen Markt der Chancen“ über Berufs- und Ausbildungs-<br />
möglichkeiten in Europa informieren.<br />
Nach der Begrüßung durch Landtagsvizepräsident<br />
Wolfgang Drexler (SPD) am Vormittag führte Ministerpräsident<br />
Günther Oettinger (CDU) mit einer Grundsatz-<br />
rede in die Themen ein. In zwei lockeren Talkrunden, die<br />
von der SWR-Fernsehredakteurin Ute Brucker moderiert<br />
wurden, standen dann Europaminister Professor<br />
Dr. Wolfgang Reinhart (CDU), die Europaabgeordneten<br />
Evelyne Gebhardt (SPD) und Heide Rühle (GRÜNE)<br />
sowie der europapolitische Sprecher der FDP/DVP-<br />
Landtagsfraktion Michael Theurer den Jugendlichen<br />
Rede und Antwort. Zwei junge Stipendiaten der Landes-<br />
stiftung Baden-Württemberg, Carolin Singpiel und<br />
Heydar Huseynov, bereicherten die zweite Talkrunde,<br />
um zum Thema „Europa – Zukunftschance für die<br />
junge Generation“ ihre Erfahrungen als international<br />
Studierende weiterzugeben.<br />
Interview mit den europa-<br />
politischen Sprechern der<br />
Fraktionen (v.l.n.r.): SWR-<br />
Redakteur Ralf Heineken,<br />
Peter Hofelich (SPD),<br />
Europaausschuss-Vorsit-<br />
zender Gerhard Stratthaus<br />
(CDU), Thomas Blenke<br />
(CDU), Jürgen Walter<br />
(GRÜNE) und Michael<br />
Theurer (FDP/DVP)<br />
Zum Auftakt am Nachmittag gaben der Vorsitzende<br />
des Europaausschusses, Gerhard Stratthaus (CDU),<br />
und die europapolitischen Sprecher der vier Landtagsfraktionen<br />
Thomas Blenke (CDU), Peter Hofelich (SPD),<br />
Jürgen Walter (GRÜNE) sowie Michael Theurer (FDP/<br />
DVP) auf der Bühne im Hauptgeschoss des Landtags in<br />
einer Interviewrunde Einblicke in die europapolitischen<br />
Aktivitäten des Landtags. Die Fraktionen des Landtags<br />
sowie Ministerien, Verbände und Europainstitutionen<br />
boten sodann den Jugendlichen breit gefächerte Informa-<br />
tionen über die Chancen der europäischen Integration.<br />
Abgerundet wurde das Programm durch musikalische<br />
Einlagen des Großen Blasorchesters des Musikvereins<br />
Salach und des „Bloody Mary Orchestra“ vom Maria-<br />
von-Linden-Gymnasium aus Calw-Stammheim. Den<br />
fulminanten Schlusspunkt setzte Kabarettist Florian<br />
Schroeder, der spontan die europapolitischen Sprecher<br />
der Fraktionen auf ihre Schlagfertigkeit „prüfte“.<br />
Grundsatzreferat zu Fragen aus allen Reihen:<br />
Europa: Ministerpräsident Talkrunden mit Politikern,<br />
Günther Oettinger Studierenden und Schülern<br />
Diskussionsfreudig: die Jugendlichen<br />
In Aktion:<br />
der politische<br />
Kabarettist<br />
Florian Schroeder<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 45
Bürger und Parlament<br />
Funktions- und Machtgefüge wird oft<br />
nur unzulänglich verstanden<br />
46<br />
von Oscar W. Gabriel, Professor für Politikwissenschaft an der Uni Stuttgart<br />
Seit der Wiedervereinigung ist das Vertrauen der Deutschen zum Parlament großen<br />
Schwankungen unterworfen und lässt einen deutlichen Rückgang erkennen. Der durch nichts<br />
zu beschönigende Vertrauensverlust des Parlaments wird von Zweifeln an den Leistungen<br />
der Parlamente und Abgeordneten und von einer starken Kritik an der Bürgernähe der Volks-<br />
vertretung begleitet. Selbst wenn man in Rechnung stellt, dass die Kritik eher moderat als<br />
radikal ausfällt, ändert dies nichts an der Tatsache, dass nur eine Minderheit der Bundesbürger<br />
das Parlament für eine vertrauenswürdige, kompetente und bürgernahe Institution hält.<br />
Die zwiespältige Haltung der Deutschen zu ihrem Par-<br />
lament lässt sich nicht auf Leistungsschwächen dieser<br />
Institution zurückführen. Parlamentarismusforscher<br />
stellen dem Parlament eine durchweg positive Leistungs-<br />
bilanz aus. Hinter diesem Sachverhalt steht vielmehr<br />
ein Zusammenspiel einer zunehmend negativen Ein-<br />
stellung zu allen Akteuren und Institutionen der Politik<br />
mit einem antiquierten Parlamentarismusverständnis.<br />
Beim Rückgang des politischen Vertrauens handelt<br />
es sich nicht um eine spezifisch deutsche Entwicklung,<br />
ähnliche Prozesse sind auch in anderen Demokratien<br />
feststellbar. In Deutschland beeinträchtigen insbeson-<br />
dere drei Missverständnisse die Vertrauensbeziehung<br />
der Bürger zu ihrem Vertretungsorgan: Erstens bringen<br />
überzogene Erwartungen an die Segnungen der direk-<br />
ten Demokratie eine kritische Haltung zum Parlament<br />
als Kerninstitution der repräsentativen Demokratie<br />
mit sich, zweitens stößt die für moderne europäische<br />
Demokratien charakteristische Verbindung von Partei-<br />
enstaat und Parlamentarismus auf Unverständnis und<br />
drittens wird die Professionalisierung der parlamentarischen<br />
Arbeit einseitig kritisch bewertet, die positiven<br />
Effekte dieses Prozesses dagegen werden übersehen.<br />
Ist direkte Demokratie besser?<br />
Der Wertewandel und die Bildungsrevolution der<br />
1970er-Jahre brachten in den westlichen Demokratien<br />
die Forderung nach einem Ausbau der direkten De-<br />
mokratie auf Kosten der repräsentativen Demokratie.<br />
Nach Bürklin und Dalton sprach sich in den 1990er-<br />
Jahren eine Mehrheit der Bundesbürger für eine direkte<br />
Demokratie und nur eine Minderheit für eine repräsentative<br />
Demokratie aus. Es ist plausibel, wenn sich der<br />
Wunsch nach einer direkten Demokratie in kritischen<br />
Einstellungen zum Parlament als dem wichtigsten<br />
Organ der repräsentativen Demokratie niederschlägt.<br />
Allerdings legen die Erfahrungen mit der Praxis di-<br />
rekter Demokratie in der Schweiz, in Kalifornien oder<br />
in den deutschen Gemeinden große Zweifel an der<br />
Annahme nahe, diese Form politischer Herrschaft sei<br />
der repräsentativen per se überlegen, sie führe zu<br />
einer spontanen, authentischen und unmittelbaren<br />
Bildung des Volkswillens und zu besseren, breiter<br />
akzeptierten politischen Entscheidungen. Die bloße<br />
Verlagerung von Entscheidungskompetenzen von<br />
Parlamenten auf die Bürgerschaft ändert nichts an<br />
dem Umstand, dass diese Entscheidungen in einem von<br />
den politischen Parteien, Interessengruppen, Massenmedien<br />
und den politischen Eliten bestimmten Prozess<br />
vorbereitet werden. Zudem besteht auch in der direkten<br />
Demokratie die Notwendigkeit, zwischen konkurrierenden<br />
Alternativen zu entscheiden. Wie in der repräsen-<br />
tativen Demokratie gibt es bei diesen Entscheidungen<br />
zufriedene Gewinner und unzufriedene Verlierer.<br />
Suche nach Mehrheiten<br />
Die Parlamentarismuskritik speist sich aus einer zweiten<br />
Quelle, der unzulänglichen Verarbeitung der für die<br />
europäischen Demokratien typischen Synthese von Par-<br />
lamentarismus und Parteienstaat. Anders als in der<br />
klassischen Gewaltenteilungslehre konzipiert, hat die<br />
Demokratisierung der europäischen Staaten den Ge-<br />
gensatz zwischen einer monarchischen Exekutive und<br />
einer demokratischen Legislative aufgehoben. Die Re-<br />
gierungsbildung wurde zur wichtigsten Aufgabe moder-<br />
ner Parlamente. Wie das gesamte Verhältnis zwischen<br />
Regierung und Parlament sowie die Prozesse der Ge-<br />
setzgebung, der Repräsentation und der Regierungskontrolle,<br />
wird diese durch die Dynamik des Parteienwettbewerbs<br />
bestimmt. Politische Parteien treten bei<br />
Parlamentswahlen mit dem Ziel an, über den Gewinn<br />
einer parlamentarischen Mehrheit das Mandat zur<br />
Regierungsbildung zu erhalten oder durch ein gutes<br />
Wahlergebnis die Voraussetzungen für eine Regierungsbeteiligung<br />
zu schaffen. Die im Wettbewerb erfolg-<br />
reichen Parteien bilden die Regierung, die unterlegenen<br />
Gruppierungen übernehmen die Oppositionsrolle.<br />
Diese Konstellation bringt eine als „Neuer Dualismus“<br />
bezeichnete Handlungseinheit zwischen der Regierung<br />
und der sie tragenden Parlamentsmehrheit hervor,<br />
der im politischen Entscheidungsgefüge die Opposition<br />
gegenübersteht. Die Aufgaben von Parlament und<br />
Regierung verschmelzen miteinander und eine neue<br />
politische Aufgaben- und Machtteilung ersetzt die alte<br />
Trennung zwischen Exekutive und Legislative. Dieses<br />
neue Funktions- und Machtgefüge wird in großen Teilen<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
der Öffentlichkeit nur unzulänglich verstanden. Die in<br />
Umfragen dokumentierte Auffassung, es sei nicht die<br />
Aufgabe der Opposition, die Regierung zu kritisieren,<br />
sondern sie solle sie in ihrer Arbeit unterstützen, geht<br />
an der Funktionslogik des Neuen Dualismus völlig<br />
vorbei und produziert Kritik am Parlament. Dasselbe<br />
antiquierte Parlamentsverständnis ist für die weit<br />
verbreitete Kritik an der Fraktionsdisziplin maßgeblich,<br />
die in parlamentarischen Demokratien die Handlungs-<br />
fähigkeit von Parlament und Regierung sichert. Ab-<br />
gesehen von wenigen atypischen Fällen wird sie den<br />
Abgeordneten nicht aufgezwungen. Abgeordnete<br />
schließen sich zu Fraktionen zusammen, weil sie be-<br />
stimmte politische Grundüberzeugungen teilen, im<br />
politischen Wettbewerb für diese werben und versuchen,<br />
sie in staatliche Entscheidungen einfließen zu lassen.<br />
In der Demokratie besteht Politik in der Suche nach<br />
Mehrheiten, und in diesem Prozess erfüllen Parteien<br />
und Fraktionen eine unverzichtbare Funktion. Die Syn-<br />
these von Parteienstaat und Parlamentarismus hat<br />
jedoch dazu geführt, dass die traditionell negativen<br />
Einstellungen der Bürger zu den politischen Parteien<br />
auf ihr Verhältnis zum Parlament ausstrahlen.<br />
Professionalisierung der Arbeit<br />
Die Professionalisierung der Parlamentsarbeit ist für<br />
viele ein weiterer Stein des Anstoßes. Die mit ihr ver-<br />
bundenen kritischen Schlagworte sind zahlreich. Abge-<br />
ordnete hätten sich von ihrer Basis entfernt, sie seien<br />
im Plenum nicht präsent, das Parlament entspreche<br />
in seiner sozialen Zusammensetzung nicht der Gesell-<br />
schaft, bei der Führungsauslese ersetzten Parteikarrieren<br />
Qualität, die Diäten seien zu hoch, die Parlamentsbürokratie<br />
sei zu mächtig. Diese Kritik verkennt, dass<br />
die Professionalisierung und die Demokratisierung<br />
von Parlamenten zwei Seiten derselben Medaille sind.<br />
Die Rekrutierung der Abgeordneten durch politische<br />
Parteien und die Entwicklung des politischen Mandats<br />
zum Beruf haben nicht die Normalbürger aus den Par-<br />
lamenten verdrängt, sondern es erst ermöglicht, dass<br />
sich die Parlamente von Honoratiorenversammlungen<br />
zu Bürgerparlamenten entwickelt haben. Die Abbildung<br />
der Gesellschaft im Parlament – wenn sie denn je erreich-<br />
bar ist – hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts ver-<br />
bessert, nicht verschlechtert. Die soziale Distanz zwischen<br />
den Abgeordneten und der Gesellschaft hat sich nicht<br />
vergrößert, sondern verringert. Dies alles geschah nicht<br />
trotz, sondern wegen der starken Position der Parteien<br />
in der Demokratie. In der Professionalisierung besteht<br />
schließlich die einzige Chance für das Parlament – insbesondere<br />
seine Ausschüsse – seinen Einfluss in der<br />
Gesetzgebung geltend zu machen. Die gesetzgeberische<br />
Arbeit der Abgeordneten in den Ausschüssen und den<br />
Fraktionsarbeitskreisen ist zum Beispiel im Bundestag<br />
eine Erklärung für die spärliche Anwesenheit der Ab-<br />
geordneten bei Plenarsitzungen. Sicher sind manche<br />
Aspekte der Parlamentsarbeit korrekturbedürftig.<br />
Ebenso korrekturbedürftig sind allerdings auch viele<br />
in der Öffentlichkeit verbreitete Vorstellungen über<br />
die Parlamente.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 47
Interessiert das den<br />
Leser auch noch in Hamburg?<br />
Aus dem Alltag eines Korrespondenten für<br />
eine überregionale Zeitung<br />
von Bernd Dörries, landespolitischer Redakteur<br />
Auf der Pressetribüne des Landtags von Baden-Württemberg<br />
sind auf kleinen Metallschildchen die Namen<br />
der Zeitungen angebracht, die regelmäßig über Landespolitik<br />
berichten. Die Schildchen sind Jahrzehnte alt,<br />
sie stammen aus einer Zeit, in der die Tribüne noch<br />
etwas voller war. Aus einer Zeit, in der die Korrespondenten<br />
sich noch um die Plätze rangelten und in der<br />
über fast jede Debatte berichtet wurde. Heute sind<br />
die Plätze oft leer. Es hat sich vieles geändert in den<br />
Jahren. Die Landespolitik ist nicht unwichtig geworden<br />
und auch heute wird noch viel über sie berichtet, nur<br />
eben anders als früher. Die politischen Berichterstatter<br />
sitzen nicht mehr ständig auf den Plätzen der Pressetribüne,<br />
sondern eher in Hintergrundgesprächen mit<br />
den Abgeordneten und Ministern. Denn das, was im<br />
Landtag debattiert und abgestimmt wird, die Vorlagen,<br />
die das Parlament als Gesetze verlassen, sie sind meistens<br />
schon lange vorher besprochen und abgestimmt<br />
worden. Das Plenum hat daher ein wenig an Spannung<br />
und die Schildchen für die Korrespondenten<br />
an Bedeutung verloren.<br />
48<br />
Auf der Titelseite:<br />
Bericht aus<br />
Baden-Württemberg<br />
er Tag des Bieres verlief eigentlich<br />
Dganz angenehm und ohne große Überraschungen.<br />
Die deutschen Brauer hatten<br />
überall im Land zu Brauereibesichtigungen,<br />
Bierkrugstemmen und Bierbingo<br />
eingeladen. Und natürlich zum<br />
Biertrinken, nicht im Übermaß natürlich,<br />
sondern „bewusst genießen“. So<br />
richtig genießen konnten die Brauer ihr<br />
Fest im April aber nicht: Denn ausgerechnet<br />
an ihrem großen Tag hatte sich die Koalition<br />
in Stuttgart darauf geeinigt, den<br />
Alkoholverkauf von 2010 an von 22 Uhr<br />
bis fünf Uhr zu verbieten, in Tankstellen,<br />
Kiosken und Supermärkten. Auch Gaststätten<br />
dürfen nachts keine Getränke<br />
mehr außer Haus verkaufen.<br />
Einige Städte wie Heidelberg wollen<br />
das Verbot vielleicht schon in den kommenden<br />
Wochen einführen. Die Brauer<br />
laufen Sturm gegen die Verbote, für sie<br />
ist es, als käme die Prohibition nach Baden-Württemberg.<br />
„Wenn Argumente<br />
fehlen, kommt meist ein Verbot heraus“,<br />
sagt Peter Hahn, der Hauptgeschäftsfüh-<br />
Dennoch wird viel über Landespolitik geschrieben.<br />
Die regionalen Zeitungen aus Baden-Württemberg haben<br />
alle mindestens eine Seite täglich, die sich fast ausschließlich<br />
mit landespolitischen Dingen beschäftigt.<br />
Als Korrespondent einer überregionalen Zeitung hat<br />
man einen anderen Blickwinkel. Die Frage bei allen<br />
politischen Themen ist immer auch: Interessiert das<br />
den Leser auch noch in Hamburg oder zumindest in<br />
München? Das ist die Schwelle, die darüber entscheidet,<br />
ob eine landespolitische Geschichte aus Stuttgart in<br />
die Süddeutsche Zeitung kommt. In den vergangenen<br />
fünf Jahren war das sehr oft der Fall. Nicht immer<br />
zur Freude der Betroffenen. Es war eine sehr unruhige<br />
Zeit: Affären, Skandale und Rücktritte.<br />
Unter Ministerpräsident Erwin Teufel war das noch<br />
anders, da ging alles seinen Gang. Teufel war nicht<br />
uneitel. Aber er musste seinen Namen auch nicht ständig<br />
in der Zeitung lesen. Er machte Politik in einer ruhigen<br />
und bodenständigen Art. Manchmal so ruhig, dass<br />
sich schließlich auch manche Christdemokraten darüber<br />
beschwerten, dass die Südwest-CDU bundesweit<br />
gar nicht mehr wahrgenommen werde. Unter Ministerpräsident<br />
Günther Oettinger hat sich zumindest<br />
die Wahrnehmung geändert. Oettinger lieferte Stoff<br />
für viele Geschichten: Die misslungene Filbinger-Rede,<br />
seine zerbrochene Ehe, die Sache mit dem Teesieb,<br />
als Oettinger zu später Stunde mit einer Teesiebbrille<br />
fotografiert wurde.<br />
Süddeutsche Zeitung POLITIK Dienstag, 16. Juni 2009<br />
Kasten Bayern Seite 1, Mü;nchen Seite 1<br />
Sperrstunde an der Tankstelle<br />
Baden-Württemberg verbietet Alkoholverkauf in der Nacht<br />
rer des Deutschen Brauer-Bundes. Hubertus<br />
Pellengahr, Geschäftsführer beim<br />
Deutschen Einzelhandelsverband,<br />
spricht von einem Eingriff in die „unternehmerische<br />
Freiheit“. Künftig lohne es<br />
sich kaum noch, einen Supermarkt im<br />
Südwesten länger als 22 Uhr offen zu halten.<br />
Das Verkaufsverbot soll vor allem Alkoholexzesse<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
eindämmen. Im vergangenen Jahr<br />
mussten bundesweit mehr als 23 000 junge<br />
Leute im Alter zwischen 10 und 17 Jahren<br />
mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus<br />
gebracht worden, sagte Sabine Bätzing,<br />
die Drogenbeauftragte der Bundesregierung,<br />
am Montag anlässlich der Aktionswoche:<br />
„Alkohol? Kenn’ dein Limit“.<br />
Lobbyisten der Branche haben lange<br />
versucht, das Gesetz zu verhindern.<br />
Noch im Frühjahr wollten die Tankstellen<br />
dem Verbot mit einer Selbstverpflichtung<br />
zuvorkommen: Das Alter der Käufer<br />
sollte stärker kontrolliert werden.<br />
Man hoffte, Partys an der Tankstellen<br />
könnten durch Flutlicht und Lärm unattraktiv<br />
gemacht werden. Geholfen hat<br />
die Aktion wenig. Nun denken auch Länder<br />
wie Brandenburg darüber nach, dem<br />
Gesetz aus dem Südwesten zu folgen.<br />
Vor allem die Städte in Deutschland<br />
haben unter einem Trend zum öffentlichen<br />
Umtrunk zu leiden. „Die saufen<br />
sich die Hucke voll, und dann kotzen und<br />
pissen sie den Leuten in die Hauseingänge“,<br />
sagt Wolfgang Erichson, grüner Heidelberger<br />
Bürgermeister. Man müsse das<br />
leider so drastisch sagen. Vor allem an<br />
den Wochenenden kämen Tausende Jugendliche<br />
in die kleinen hübschen Gas-<br />
sen der Universitätsstadt und würden<br />
dort von neueröffneten Kiosken versorgt<br />
– billiger und schneller als in den Kneipen.<br />
Dazu leide man noch unter einem<br />
„Umlanddruck von Junggesellenabschieden“,<br />
sagt Erichson.<br />
Vor einigen Jahren noch wunderten<br />
sich viele Deutsche, wie eine zivilisierte<br />
Nation wie Amerika das Trinken in der<br />
Öffentlichkeit verbieten könne. Mittlerweile<br />
haben auch viele deutsche Kommunen<br />
alkoholfreie Zonen eingerichtet. In<br />
Berlin-Mitte nahmen die Gelage um den<br />
Alexanderplatz überhand, und in Schwerin<br />
wurden Teile der Innenstadt trockengelegt.<br />
Unumstritten ist das alles nicht.<br />
Auch in Stuttgart diskutierte die Koalition<br />
aus CDU und FDP lange um das Gesetz,<br />
von dem die marktorientierten Liberalen<br />
nicht eben begeistert waren. Sie forderten<br />
einen Kompromiss. Im Gegenzug<br />
zum Verkaufsverbot wird nun die Sperrstunde<br />
in der Gastronomie verkürzt. In<br />
den Kneipen des Landes darf länger getrunken<br />
werden. Bernd Dörries<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Sachpolitik hat es immer schwerer<br />
In der Münchner Zentrale wunderten sich die Kollegen,<br />
was denn aus dem einst so stillen und biederen Baden-<br />
Württemberg geworden ist. Mit Sachpolitik hatte das<br />
wenig zu tun. Aber die hat es ohnehin immer schwerer.<br />
Über Themen, die für das Land wichtig sind, die<br />
Verwaltungsreform beispielsweise, stand in der Süd-<br />
deutschen Zeitung nicht viel, weil sich fast jedes Bundes-<br />
land mit seiner eigenen Verwaltungsreform herum-<br />
schlägt. Umgekehrt interessiert sich wohl kaum ein<br />
Leser aus Stuttgart, wie denn die Kreise in Schleswig-<br />
Holstein neu zugeschnitten werden.<br />
Konkret sieht die Arbeit als Korrespondent einer über-<br />
regionalen Zeitung dann so aus, dass man auf viele<br />
Pressekonferenzen geht und zu vielen Hintergrundgesprächen,<br />
aber deshalb noch immer kein Artikel da-<br />
rüber in der Zeitung steht. Natürlich berichtet man<br />
so oft wie möglich tagesaktuell. Viele Texte haben aber<br />
eher einen grundsätzlichen Charakter: Man schreibt<br />
nicht über jede Forderung der FDP, die einen täglich<br />
per Pressemitteilung erreicht. Sondern macht eher ein<br />
zusammenfassendes Stück über die Lage der Liberalen<br />
im Land insgesamt.<br />
Der Korrespondent aus Stuttgart liegt immer im Wett-<br />
bewerb mit den anderen Korrespondenten der Zeitung<br />
in Dresden, Hamburg, Düsseldorf und anderswo. Mor-<br />
gens gehen die Angebote ein, dann entscheidet gegen<br />
elf Uhr die Zentrale in München, wer am heutigen Tage<br />
zum Zuge kommt und wer nicht. Der Platz reicht nicht<br />
für alle. Einfacher ist es immer, einen großen Artikel<br />
in der Zeitung unterzubringen, wenn man den Halbsatz<br />
hinzufügen kann: „Baden-Württemberg wird als erstes<br />
Bundesland ...“. So etwas gefällt der Zentrale. So war<br />
es im Juni 2009, als Baden-Württemberg als erstes<br />
Bundesland beschloss, ein Verkaufsverbot für Alkohol<br />
einzuführen. Und so war es auch bei den jahrelangen<br />
Kämpfen um ein Kopftuchverbot.<br />
Bundesweit aufmerksam wird seit jeher die baden-württembergische<br />
Bildungspolitik verfolgt, unter Annette<br />
Schavan sowieso, aber auch die von Helmut Rau. Das<br />
Kultusministerium ist eines der stärksten Ressorts<br />
in der Landespolitik, mit einem großen Gestaltungsspielraum.<br />
Andere haben es da schwerer. Der Stellenwert<br />
der Landespolitik ist in den vergangenen Jahren ohnehin<br />
eher gesunken. Vor kurzem forderte Minister Wolfgang<br />
Reinhart wieder einmal mehr Rechte für das Parlament.<br />
Plenum wieder lebendiger<br />
Viele Abgeordnete im Parlament fordern dagegen einen<br />
neuen Landtag, ein moderneres Gebäude, mit einem<br />
größeren Plenarsaal, in den mehr Licht einstrahlt und<br />
mit bequemeren Stühlen. Den Abgeordneten ist das<br />
heutige Gebäude wohl einfach zu piefig, sie hätten gerne<br />
etwas mehr Glanz und vielleicht auch Aufmerksamkeit.<br />
Letztere haben sie bereits durch ihr Ansinnen bekommen,<br />
das viel öffentliche Kritik auf sich zog. In der Bevölke-<br />
rung hält sich das Verständnis für einen millionen-<br />
teuren Neubau in Grenzen, vor allem in Zeiten knapper<br />
öffentlicher Haushalte. So stand es in allen Zeitungen,<br />
auch in der Süddeutschen. Eigentlich wissen aber auch<br />
die Abgeordneten längst selber, was ihre Arbeit span-<br />
nender macht: Mehr aktuelle Debatten nämlich und<br />
spontane Befragungen der Regierung. So wurde es in<br />
der Landtagsreform von allen Fraktionen vereinbart.<br />
Und man merkt es auch schon, das Plenum ist wieder<br />
lebendiger geworden.<br />
Politischer Korrespondent lautet eigentlich die Be-<br />
zeichnung des SZ-Redakteurs in Stuttgart. Mittlerweile<br />
hat sich das Aufgabengebiet aber weit über die Lan-<br />
despolitik hinaus ausgedehnt. Der Korrespondent ist<br />
für das ganze Land zuständig. Er schreibt Geschichten<br />
über die Probleme des Tourismus im Schwarzwald<br />
und über die geringe Arbeitslosigkeit in Oberschwaben.<br />
Durch diese Geschichten sollte der Leser im besten<br />
Fall ein authentisches Bild dieses Landes bekommen.<br />
Aufgabe des Journalisten: genau hinschauen<br />
Das Jahr 2009 war in der ersten Hälfte eines der ar-<br />
beitsreichsten Jahre, aber auch eines der bedrückends-<br />
ten. Der Freitod des Unternehmers Adolf Merckle und<br />
der Amoklauf von Winnenden waren traurige Ereignisse.<br />
Daneben merkte man, dass die Wirtschaftskrise<br />
in einem Land wie Baden-Württemberg besonders<br />
durchschlägt, weil hier so viele Autobauer und ihre<br />
Zulieferer sitzen, die besonders von der Krise getroffen<br />
sind. „Wir können alles, außer Hochdeutsch“, heißt<br />
ja der berühmte Werbeslogan des Landes. Jetzt muss<br />
man sagen: „Wir können alles, auch Krise.“ Und in<br />
dieser Krise merkt man auch, dass die Landespolitik<br />
wieder wichtiger wird, als man vorher dachte. Viele<br />
Unternehmer, die den Staat schon fast verachtet haben,<br />
erwarten sich wieder seine Hilfe, hoffen auf Bürg-<br />
schaften und Kredite. Das Gefühl für die Milliarden<br />
scheint manchem Politiker aber ein wenig abhanden<br />
gekommen zu sein. Es ist nun wieder die Aufgabe der<br />
Journalisten, genau hinzuschauen, wer was bekommt<br />
und wofür. Es wird immer etwas zu schreiben geben.<br />
Auf der Pressetribüne<br />
des Plenarsaals: das<br />
Parlamentsgeschehen<br />
im Blick<br />
Arbeit im Redaktions-<br />
büro unter Zeitdruck:<br />
Bis 16 Uhr muss<br />
der Artikel in der<br />
Zentrale sein.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 49
Bücher, Dokumente, Auskünfte …<br />
Der Informationsdienst<br />
des Landtags – eine viel<br />
gefragte Anlaufstelle<br />
„Wer sind die Abgeordneten in meinem Wahlkreis?“, erkundigt sich eine Bürgerin am Telefon. Ein Gastwirt bittet<br />
schriftlich um den Gesetzentwurf zum Nichtraucherschutzgesetz. Und persönlich vorstellig wird ein Parlamentarier,<br />
der Unterlagen für seinen Redebeitrag in der nächsten aktuellen Plenardebatte benötigt. Ort des Geschehens:<br />
Die Infotheke im Haus der Abgeordneten, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Informationsdienstes<br />
des Landtags täglich mit solchen und ähnlichen Anfragen konfrontiert werden.<br />
50<br />
Auch in Zeiten von Internet und<br />
Google unentbehrlich: die klassische<br />
Parlamentsbibliothek<br />
Ob elektronisch gespeichert, ob in Papier-<br />
form, die umfangreichen Datenbestände<br />
des Informationsdienstes sind so professio-<br />
nell gesammelt und geordnet, dass nach<br />
gründlicher Bearbeitung nahezu jede An-<br />
frage beantwortet werden kann. Dutzende<br />
Regale voller Bücher, Zeitschriften und<br />
Dokumentationen, tausende Landtagsdrucksachen<br />
sowie Plenarprotokolle bilden<br />
den Grundstock. Allein die Datenbank<br />
„Parlamentsdokumentation“ (http://www.<br />
landtag-bw.de/dokumente) auf der Home-<br />
page des Landtags verzeichnet monatlich<br />
über 7.000 Zugriffe interessierter Jugendlicher<br />
und Erwachsener.<br />
Über diese Datenbank sind alle Drucksachen<br />
und Plenarprotokolle seit der 9. Wahlperiode<br />
(1984–1988) via Internet recherchierbar,<br />
seit der 12. Wahlperiode (1996–2001)<br />
kann man sie im Volltext abrufen. Eine<br />
komfortable Suchmöglichkeit stellt sicher,<br />
dass neben den Nutzern im Parlament auch<br />
die Bürgerinnen und Bürger selbst die<br />
politische Arbeit des Landtags, der Fraktio-<br />
nen und der Abgeordneten ganz im Sinne<br />
praktischer und gelebter Demokratie<br />
nachverfolgen können.<br />
Im Informationsdienst des Landtags ist<br />
Teamgeist gefragt. Hier arbeiten Archivare,<br />
Dokumentare, Bibliothekare und Fach-<br />
leute der Informations- und Kommunika-<br />
tionstechnik als Informationsdienstleister<br />
eng zusammen. Viele der Informationspakete<br />
sind so inhaltsreich, dass sie nur<br />
gemeinsam geschnürt werden können.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Freundlich und<br />
kompetent: Auskünfte<br />
an der Infotheke im<br />
Haus der Abgeordneten<br />
Abgeordnete und parlamentarische Berater<br />
der Fraktionen stellen das Gros der Fra-<br />
gesteller, doch auch Ministerien und weite<br />
Bereiche der Landesverwaltung nutzen<br />
die Ressourcen des Informationsdienstes.<br />
Einen starken Zuwachs von Anfragen ver-<br />
zeichnet die Infotheke in jüngster Zeit von<br />
Seiten der Bevölkerung. Zusätzliche Arbeit,<br />
die jedoch im Sinne einer „bürgernahen<br />
Verwaltung“ genauso zuverlässig und<br />
schnell erledigt wird wie für den eigent-<br />
lichen Nutzerkreis aus dem Parlament.<br />
Gerade dann, wenn Internetnutzer die ge-<br />
wünschten Informationen nicht finden<br />
können und sich hilfesuchend an die Info-<br />
theke wenden, gewährt deren Team auch<br />
gerne direkt und telefonisch Unterstützung:<br />
mit Anleitungen zur Eigenrecherche in<br />
den digitalisierten Datenbeständen des<br />
Landtags von Baden-Württemberg oder mit<br />
Tipps zur selbstständigen Suche in den<br />
Web-Datenbanken der Landesbehörden.<br />
In den über zwanzig Jahren seit ihrer<br />
Einrichtung im Jahre 1987 im damals neu<br />
bezogenen Haus der Abgeordneten hat<br />
sich die Infotheke im politischen Alltag<br />
des Parlaments bewährt. Kein Grund,<br />
sich zufrieden zurückzulehnen, meinen<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Den Herausforderungen der Informationsdienstleistung<br />
im 21. Jahrhundert sehen<br />
sie gelassen und gut gerüstet entgegen.<br />
Als Helfer im Datendickicht des Internets<br />
werden sie Politik, Verwaltung und den<br />
Bürgerinnen und Bürgern des Landes auch<br />
weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen.<br />
Anfänge im Jahr 1946<br />
Das Parlamentsarchiv (1946 vom Landtag<br />
von Württemberg-Baden wieder eingerichtet)<br />
übernimmt die Akten des Landesgesetz-<br />
gebungsverfahrens, legt Dokumentationen<br />
über den Landtag betreffende Sachvorgänge<br />
und Persönlichkeiten auf der Basis der<br />
Pressemitteilungen des Landtags sowie<br />
von Presseartikeln an und betreut daneben<br />
die Altaktenbestände. Aus Raumgründen<br />
sind die meisten Altakten des Landtags<br />
im Hauptstaatsarchiv Stuttgart deponiert;<br />
die Nutzung erfolgt aber nur über das<br />
Parlamentsarchiv. In begrenztem Umfang<br />
wird eine Fotodokumentation über die<br />
Landtagsabgeordneten und Landtagsereig-<br />
nisse im Zusammenwirken mit dem Landes-<br />
medienzentrum (LMZ) geführt, die audio-<br />
visuellen Aufzeichnungen des Landtags<br />
verwaltet die AV-Abteilung des Hauptstaatsarchivs<br />
Stuttgart.<br />
Die Anfänge des Informationsdienstes<br />
gehen auf das traditionsreiche, im Jahr<br />
1944 teilweise vernichtete altwürttembergische<br />
„Ständische Archiv“ (seit dem<br />
15. Jahrhundert) bzw. „Landtagsarchiv“<br />
zurück. Die geborgenen Archivbestände<br />
bilden den Bestand L „Landständisches<br />
Archiv“ des Hauptstaatsarchivs Stuttgart.<br />
Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts<br />
stand bereits die aktuelle Indexierung<br />
der laufenden Landtagsverhandlungen<br />
im absoluten Vordergrund gegenüber der<br />
Altaktenbetreuung. Diese janusköpfige<br />
Aufgabe, vorrangige aktuelle Dokumen-<br />
tation bei gleichzeitiger Verwaltung der<br />
Archivalien, hat der Informationsdienst<br />
auch heute noch zu bewerkstelligen.<br />
Die Landtagsbibliothek weist parallel zum<br />
Parlamentsarchiv eine beeindruckende<br />
Vorgeschichte als „Ständische Bibliothek“<br />
auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein<br />
Großteil ihrer Bestände zur Behebung der<br />
Kriegsverluste an die Württembergische<br />
Landesbibliothek Stuttgart übergeben.<br />
In der Parlamentsbibliothek wird das par-<br />
lamentarische, juristische und landeskundliche<br />
Schrifttum erschlossen. Außerdem<br />
verfügt die Parlamentsbibliothek über um-<br />
fangreiche allgemeine Nachschlagewerke;<br />
sie ist die größte und leistungsfähigste<br />
behördeninterne Bibliothek des Landes.<br />
Informationsdienst des Landtags:<br />
Telefon: 0711 2063-500 oder<br />
0711 2063-520<br />
Telefax: 0711 2063-521<br />
E-Mail: post@landtag-bw.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Donnerstag 8:30-17:00 Uhr<br />
Freitag 8:30-15:30 Uhr<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 51
Kaleidoskop<br />
52<br />
Broschüre „Kunst im Landtag“<br />
Unter dem besonderen Aspekt<br />
Architektur und Kunst befasst sich<br />
eine am 6. August 2008 der Öffentlichkeit<br />
präsentierte Broschüre mit<br />
dem Landtag. Gegenstand dieser<br />
von der Stuttgarter Kunsthistorikerin<br />
Dr. Rita E. Täuber verfassten Publikation<br />
sind Gemälde, Skulpturen,<br />
Glasmalereien und Zeichnungen,<br />
die sich im Haus des Landtags und<br />
im Haus der Abgeordneten befi nden.<br />
Enthalten sind außerdem kurze<br />
Künstlerbiografi en. Die Broschüre<br />
umfasst 72 Seiten mit zahlreichen,<br />
meist farbigen Abbildungen.<br />
Bezugsadresse: siehe Rückseite<br />
des Landtagsspiegels.<br />
Auftakt „Faire Woche“<br />
Zum Auftakt der „Fairen Woche“ in Baden-Württemberg verteilen Landtagsvizepräsident<br />
Wolfgang Drexler und der Präsident der ecuadorianischen Bio-Bananen-Bauern (UROCAL),<br />
David Romero, am 18. September 2008 im Landtag Essenspakete mit fair gehandelten<br />
Erzeugnissen an die Abgeordneten. Die Veranstaltung, die vom Dachverband Entwicklungspolitik<br />
Baden-Württemberg e.V. (DEAB) und vom Forum Fairer Handel organisiert<br />
wird, ist Teil der bundesweiten Aktionswoche, die für gerechte Handelsbeziehungen mit<br />
den Ländern des Südens wirbt. Unser Foto zeigt Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler<br />
(8.v.r.), David Romero (4.v.l.), Vorstandsmitglieder des DEAB und des Forums Fairer<br />
Handel sowie mehrere Landtagsabgeordnete.<br />
90 Jahre Frauenwahlrecht<br />
Frauen sollten mit Blick auf die Kommunalwahl im Juni 2009 persönliche Ambitionen<br />
entwickeln und selbstbewusst für einen Sitz im Gemeinderat bzw. Kreistag kandidieren.<br />
Dazu appelliert Landtagsvizepräsidentin Christa Vossschulte am 11. Oktober 2008 im<br />
Landtag bei einer zentralen Veranstaltung des Landesfrauenrats anlässlich des Jubiläums<br />
90 Jahre Frauenwahlrecht und der bevorstehenden Kommunalwahl. An der Veranstaltung<br />
nehmen rund 400 Frauen teil.<br />
Stuttgartnacht<br />
Auch bei der Stuttgartnacht am 18. Oktober 2008 darf der Landtag nicht fehlen. Rock (Foto),<br />
Blues und Kabarett haben die Fraktionen auf die Tagesordnung gesetzt. Aber auch Kurzfi lme<br />
im Plenarsaal und Führungen durch das Haus der Abgeordneten stehen auf dem Programm.<br />
Klimaforum „Gemeinsam bewegen wir was“<br />
Interessante Workshops, Expertengespräche und Diskussionen<br />
mit Politikern stehen im Mittelpunkt des<br />
„Klimaforums 2008 – Gemeinsam bewegen wir was“,<br />
das am 12. November 2008 im Landtag stattfi ndet.<br />
Eingeladen sind rund 100 von 600 Jugendlichen, die sich<br />
im Rahmen des 50. Schülerwettbewerbs des Landtags<br />
mit dem Thema Klimaschutz befasst hatten. Durch ihr<br />
Interesse und ihre Tiefgründigkeit hätten die Schülerinnen<br />
und Schüler ein Signal an die Politik ausgesandt,<br />
das nicht unbemerkt verglüht sei, sagt Landtagsvizepräsident<br />
Wolfgang Drexler (Bildmitte) bei der Eröffnung<br />
des gemeinsam von Umweltministerium und Landeszentrale<br />
für politische Bildung veranstalteten Forums.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Premiere Regierungsbefragung<br />
Im Rahmen des Probelaufs für die so genannte innere Parlamentsreform, die insbesondere<br />
eine lebendigere Debattenkultur zum Ziel hat, findet in der Plenarsitzung am 18. März<br />
2009 erstmals eine Regierungsbefragung statt. Hierbei können Abgeordnete Fragen von<br />
aktuellem Interesse an die Landesregierung richten, vorrangig zur letzten vorangegangenen<br />
Kabinettssitzung. Die Fragen dürfen insgesamt nicht mehr als zwei bis drei Minuten<br />
dauern und müssen kurze Antworten bis höchstens fünf Minuten ermöglichen. Gesamtdauer:<br />
60 Minuten. Bei jeder neuen Regierungsbefragung wird unter den Fraktionen<br />
mit der ersten Frage turnusmäßig gewechselt.<br />
Gedenkfeier in Ravensburg<br />
Den Gedenktag für die Opfer des<br />
Nationalsozialismus begeht der<br />
Landtag von Baden-Württemberg<br />
am 27. Januar 2009 im Zentrum<br />
für Psychiatrie in Ravensburg-<br />
Weissenau. „Unsere Verantwortung<br />
ist, nie mehr zuzulassen,<br />
dass unterschieden wird zwischen<br />
‚lebenswertem‘ und ‚lebensunwertem‘<br />
Leben“, sagt Landtagspräsident<br />
Peter Straub in seiner<br />
Gedenkrede. Unser Foto zeigt<br />
(v.l.n.r.) Landtagspräsident<br />
Peter Straub, Ravensburgs Ober-<br />
bürgermeister Hermann Vogler<br />
und den Geschäftsführer der<br />
Südwürttembergischen Zentren<br />
für Psychiatrie Wolfgang Rieger<br />
bei der Kranzniederlegung<br />
am „Denkmal der grauen Busse“.<br />
Es erinnert an die 691 in der<br />
„Euthanasie-Aktion“ ermordeten<br />
Weissenauer Patienten.<br />
Keine Beute in Bannmeile<br />
Kein Fang ist dem Petrijünger beschieden,<br />
der im Herbst 2008 seine Angel im Akademie-<br />
garten vor dem Landtagsgebäude auswirft.<br />
Aber Beute aus der Bannmeile ist auch nicht<br />
sein Ansinnen. Zweck der Trockenübung<br />
ist offensichtlich das zielgenaue Setzen eines<br />
Köders.<br />
Ausstellung „100 Jahre Filmland“<br />
„Das Filmemachen ist für die Kultur<br />
unverzichtbar.“ Dies erklärt Land-<br />
tagspräsident Peter Straub am Abend<br />
des 25. November 2008 im Landtag<br />
bei der Eröffnung der Ausstellung<br />
„100 Jahre Filmland Baden-Württem-<br />
berg“ vor rund 250 Gästen. In der<br />
vom Haus des Dokumentarfilms<br />
zusammengestellten Schau spannt<br />
sich in fünf Stationen ein Bogen von<br />
den Anfängen der Filmproduktion<br />
bis in die Gegenwart; zahlreiche<br />
Filmausschnitte sind an Monitoren<br />
abrufbar.<br />
Ehrenzeichen für Straub<br />
Das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich wird am<br />
12. Dezember 2008 in Wien Landtagspräsident Peter Straub verliehen. Mit dem Ehrenzeichen wird vor allem<br />
die Tätigkeit Straubs als Präsident des Ausschusses der Regionen der Europäischen Union in den Jahren 2004<br />
bis 2006 gewürdigt. Wie der österreichische Bundesratspräsident Jürgen Weiss (links) beim Überreichen der<br />
Auszeichnung im Empfangssalon des Parlamentsgebäudes betont, hätten Titel und Orden in Österreich eine<br />
bedeutende kulturelle Tradition, deren Verleihung an ausländische Staatsbürger sei jedoch eher selten.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 53
54<br />
Austausch über schweizerische Europapolitik<br />
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Deutschland –<br />
Schweiz, Partner im Dialog“ fi ndet am 28. April 2009<br />
in der Lobby des Landtags ein Diskussionsabend zur<br />
schweizerischen Europapolitik statt. Begrüßt werden die<br />
Anwesenden von Landtagspräsident Peter Straub und Dr.<br />
Christian Blickenstorfer, Schweizerischer Botschafter in der<br />
Bundesrepublik Deutschland. Danach hält Botschafter<br />
Urs Bucher ein Referat über die Schengen-Mitgliedschaft<br />
der Schweiz, bevor Europaminister Prof. Dr. Wolfgang<br />
Reinhart zum Thema „Die Schweiz und Baden-Württemberg<br />
– verbunden in Freiheit und Sicherheit“ spricht. Unser<br />
Foto zeigt die anschließende Diskussionsrunde mit (v.l.n.r.)<br />
dem Vorsitzenden des Innenausschusses Hans Georg Junginger,<br />
Botschafter Urs Bucher, Moderatorin Alexandra<br />
Tapprogge, Europaminister Prof. Dr. Wolfgang Reinhart<br />
und Ständerat Peter Briner aus Schaffhausen.<br />
Flyer „Weg der Erinnerung“<br />
Informationen über fünf Stuttgarter<br />
Gedenkstätten für Opfer des Nationalsozialismus<br />
enthält ein Flyer, der seit<br />
18. Juni 2009 an interessierte Besucher<br />
des Landtags kostenlos verteilt wird.<br />
Unter dem Titel „Weg der Erinnerung“<br />
gibt die Handreichung in Kurzform<br />
Auskunft über die einzelnen Gedenkorte,<br />
darunter auch über das Gedenkbuch<br />
im Landtag für NS-verfolgte Abgeordnete.<br />
Ein Lageplan zeigt einen Fußweg auf,<br />
der alle Stationen verbindet.<br />
Bezugsadresse: siehe Rückseite<br />
des Landtagsspiegels.<br />
Förderpreise 51. Schülerwettbewerb<br />
Im Rahmen des 51. Schülerwettbewerbs des Landtags von Baden-<br />
Württemberg zeichnet Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler am<br />
5. Mai 2009 vier junge Menschen mit dem Förderpreis aus. Unter den<br />
prämierten Arbeiten ist erstmals ein Song, der bei der Preisverleihung<br />
„live“ präsentiert wird. Unser Foto zeigt (v.l.n.r.) die Vorsitzende des<br />
Beirats Schülerwettbewerb Andrea Krueger MdL und Landtagsvizepräsident<br />
Wolfgang Drexler, die dem Liedvortrag von Simon Merkel<br />
aus Baden-Baden lauschen. Die weiteren Förderpreisträger sind Marina<br />
Merwarth aus Sinsheim, Jonas Ganter aus Bruchsal und Christoph<br />
Wiest aus Ulm.<br />
Wanderausstellung eröffnet<br />
Einen umfassenden Überblick über die vielfältigen<br />
Verfl echtungen in der globalisierten Welt bietet eine<br />
Wanderausstellung, die von der Stiftung Entwicklungs-<br />
Zusammenarbeit Baden-Württemberg im Stuttgarter<br />
Landtag gezeigt wird. „Wir brauchen ein umfassendes<br />
Weltbild“, erklärt Landtagsvizepräsident Wolfgang<br />
Drexler bei der Eröffnung am 13. Mai 2009.<br />
Europäisches Jugendparlament<br />
Im Rahmen der 19. Nationalen Auswahlsitzung des Europäischen<br />
Jugendparlaments debattieren 110 junge Menschen aus<br />
zwölf Schulen im Plenarsaal des Landtags europapolitische<br />
Themen. Eine Jury bestimmt sodann, welche beiden Schulen<br />
Deutschland bei den internationalen Sitzungen des Europäischen<br />
Jugendparlaments vertreten werden. Für die Veranstaltung,<br />
die von 12. bis 16. Mai 2009 in Stuttgart stattfi ndet,<br />
hat Landtagspräsident Peter Straub die Schirmherrschaft<br />
übernommen. Begrüßt werden die Schülerinnen und Schüler<br />
von Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler (am Rednerpult).<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Gäste im Landtag<br />
Gastfreundschaft zu pflegen ist dem Landtag von Baden-Württemberg ein besonderes Anliegen. Das beweist die<br />
große Zahl von rund 35.000 Menschen aus dem In- und Ausland, die jedes Jahr begrüßt werden können. Die Palette<br />
der Gäste reicht von politischer Prominenz und offiziellen Delegationen über Schüler- und Studentengruppen bis<br />
hin zu Mitgliedern von Parteien, Vereinen, Organisationen und Verbänden. Hier ein Querschnitt in Bildern:<br />
Delegation aus Kenia<br />
Eine kenianische Parlamentarierdelegation unter Leitung<br />
von Yusuf Chanzu Kifuma (6.v.l.) sowie der Botschafter<br />
der Republik Kenia in der Bundesrepublik Deutschland,<br />
Harry Mutuma Kathurima (4.v.l.), besuchen am 22. Sep-<br />
tember 2008 den Landtag. Empfangen werden die Gäste<br />
von Landtagsvizepräsidentin Christa Vossschulte<br />
(Bildmitte).<br />
Finnische Sternsinger<br />
Sternsinger aus der nordfinnischen<br />
Region Oulu, mit der der Landtag<br />
von Baden-Württemberg engere<br />
Kontakte pflegt, führen am 28. No-<br />
vember 2008 in der Wandelhalle<br />
ein beeindruckendes Singspiel zur<br />
Weihnachtsgeschichte auf.<br />
Ehemalige Bundestags- und Europaabgeordnete<br />
Die Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Deutschen<br />
Bundestags und des Europäischen Parlaments stattet<br />
im Rahmen ihrer Stuttgartvisite am 18. September 2008<br />
auch dem Landtag einen Besuch ab. Landtagsvizeprä-<br />
sidentin Christa Vossschulte (links) heißt die früheren<br />
Abgeordneten herzlich willkommen.<br />
Nigerianische Parlamentarier<br />
Eine Delegation des nigerianischen Regionalparlaments<br />
Plateau State unter Leitung von Parlamentspräsident<br />
Emmanuel Goar (stehend 10.v.r.) kann Landtagsvizepräsidentin<br />
Christa Vossschulte (stehend 8.v.r.) am<br />
25. September 2008 im Landtag begrüßen.<br />
Kooperationsorchester<br />
Trossingen/Spaichingen<br />
Mit einer Kostprobe ihres Könnens erfreuen<br />
die Musiker des Kooperationsorchesters der<br />
Gymnasien in Trossingen und Spaichingen<br />
in der Mittagspause der Plenarsitzung am<br />
1. Oktober 2008 die Abgeordneten in der<br />
Eingangshalle des Landtags.<br />
Norwegischer<br />
Parlamentspräsident<br />
Der Präsident des Stortings<br />
(Parlament) des Königreichs<br />
Norwegen, Thorbjørn Jagland,<br />
kommt mit einer Parlamentarierdelegation<br />
Anfang November<br />
2008 nach Baden-Württemberg.<br />
Im Landtag treffen die Gäste<br />
am 10. November 2008 zu<br />
einem Gedankenaustausch mit<br />
dem Landtagspräsidenten und<br />
Vertretern der Landtagsfraktionen<br />
zusammen. Zuvor trägt<br />
sich Präsident Thorbjørn Jagland<br />
ins Gästebuch des Landtags ein,<br />
neben ihm Landtagspräsident<br />
Peter Straub.<br />
Delegation aus China<br />
Vertreter des Volkskongresses der chinesischen<br />
Provinz Hubei und des dortigen Roten Kreuzes,<br />
mit dem der baden-württembergische Landes-<br />
verband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)<br />
partnerschaftlich verbunden ist, besuchen<br />
am 14. Oktober 2008 den Landtag. Unser Foto<br />
zeigt Landtagspräsident Peter Straub (Bild-<br />
mitte), die Vorsitzende des Roten Kreuzes der<br />
Provinz Hubei Jiang Daguo (4.v.l.), den Landes-<br />
geschäftsführer des DRK Hans Heinz MdL<br />
(3.v.l.) und Mitglieder der Delegation.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 55
56<br />
Schwarzwälder Christbäume<br />
Die Christbäume, die an Weihnachten<br />
2008 den Landtag schmücken,<br />
sind wieder von Schwarzwaldgemeinden<br />
gestiftet. Bei der offiziellen<br />
Übergabe am 4. Dezember 2008<br />
durch die Bürgermeister Holger<br />
Buchelt (Höfen, 1.v.l.), Michael<br />
Faschon (Enzklösterle, 2.v.l.) und<br />
Klaus Mack (Bad Wildbad, 3.v.r.)<br />
an Landtagspräsident Peter Straub<br />
(4.v.l.) sind auch die Abgeordneten<br />
Thomas Blenke (3.v.l.) und Beate<br />
Fauser (4.v.r.) zugegen.<br />
Parlamentspräsidentin Mongella<br />
Die Teilnahme am 1. Stuttgarter<br />
Forum für Entwicklung führt die<br />
Präsidentin des Panafrikanischen<br />
Parlaments der Afrikanischen<br />
Union, Gertrude Mongella, nach<br />
Baden-Württemberg. Am 10. März<br />
2009 wird die Präsidentin (Bild-<br />
mitte) von Landtagspräsident<br />
Peter Straub und Landtagsvize-<br />
präsidentin Christa Vossschulte<br />
empfangen.<br />
Salzburger Landtagspräsident<br />
Wenige Tage vor seinem Ausscheiden aus dem<br />
Amt als Präsident des Salzburger Landtags findet<br />
sich Johann Holztrattner (links) am 3. Dezember<br />
2008 bei Landtagspräsident Peter Straub zu<br />
einem Abschiedsbesuch ein.<br />
Südtiroler Landtagspräsident<br />
Gespräche mit Ministerpräsident<br />
Günther Oettinger (links) und<br />
Landtagspräsident Peter Straub (rechts)<br />
führt der Präsident des Südtiroler<br />
Landtags Dr. Dieter Steger am<br />
11. Februar 2009 im Landtag.<br />
Delegation aus Sizilien<br />
Der Präsident des sizilianischen Parlaments, Francesco<br />
Cascio (untere Reihe 6.v.l.), verfolgt am 4. Dezember 2008<br />
gemeinsam mit seiner Delegation eine Plenardebatte.<br />
Anschließend trifft die Delegation mit Landtagspräsident<br />
Peter Straub zu einem Gedankenaustausch zusammen.<br />
Blumen zum Valentinstag<br />
Anlässlich des bevorstehenden Valentinstags überreicht<br />
der Württembergische Gärtnereiverband am 12. Februar<br />
2009 bunte Blumensträuße an Landtagspräsident Peter<br />
Straub (1.v.l.), Sozialministerin Dr. Monika Stolz (3.v.r.)<br />
und Landwirtschaftsminister Peter Hauk (2.v.r.).<br />
Präsidium aus Nordrhein-Westfalen<br />
Das Präsidium des Landtags Nordrhein-<br />
Westfalen kommt am 25. März 2009 zu einem<br />
Meinungsaustausch mit Landtagspräsident<br />
Peter Straub zusammen. Am nächsten Tag<br />
führen die Gäste Arbeitsgespräche mit den<br />
Stellvertretenden Landtagspräsidenten<br />
Wolfgang Drexler und Christa Vossschulte<br />
sowie mit Vertretern der Fraktionen. Unser<br />
Foto zeigt die Düsseldorfer Landtagspräsidentin<br />
Regina van Dinther (2.v.l.) sowie ihre<br />
Vizepräsidenten Oliver Keymis, Angela<br />
Freimuth und Edgar Moron (v.l.n.r.) bei<br />
Landtagspräsident Peter Straub (3.v.l.).<br />
Gastschüler aus Finnland<br />
Finnische Schüler, die sich im Rahmen des<br />
Austauschprogramms der Deutsch-Finnischen<br />
Gesellschaft als Gastschüler in Baden-Würt-<br />
temberg aufhalten, sind am 18. März 2009 im<br />
Stuttgarter Landtag zu Besuch. Auf dem Pro-<br />
gramm steht unter anderem eine Begegnung<br />
mit Landtagspräsident Peter Straub (4.v.r.).<br />
Wirtschaftsjunioren<br />
Das gegenseitige Verständnis von Politik und<br />
Wirtschaft zu fördern ist Ziel des „Know-How-<br />
Transfers“ mit den Wirtschaftsjunioren Baden-<br />
Württemberg, der am 10. und 11. Dezember<br />
2008 zum zehnten Mal im Landtag stattfindet.<br />
Unser Foto zeigt Landtagsvizepräsident<br />
Wolfgang Drexler (8.v.r.) und die Grünen-<br />
Abgeordnete Dr. Gisela Splett (1.v.l.) mit den<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern der<br />
Veranstaltung.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Steirische Wirtschaftsdelegation<br />
Im Rahmen einer Baden-Württemberg-Visite macht eine<br />
Wirtschaftsdelegation aus dem österreichischen Bundesland<br />
Steiermark am 18. Juni 2009 Station im Stuttgarter<br />
Landtag. Auf unserem Foto (v.l.n.r.): der Präsident der<br />
Industriellenvereinigung Steiermark Jochen Pildner-<br />
Steinburg, der Erste Landeshauptmann-Stellvertreter<br />
Hermann Schützenhöfer, der die Delegation leitet, die<br />
Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Steiermark<br />
Regina Friedrich und Landtagspräsident Peter Straub.<br />
Generalinspekteur der Bundeswehr<br />
Zu einem Informationsaustausch<br />
trifft der Generalinspekteur<br />
der Bundeswehr, General Wolfgang<br />
Schneiderhan (rechts), am 7. Juli<br />
2009 mit Landtagsvizepräsident<br />
Wolfgang Drexler zusammen.<br />
Abschiedsbesuch<br />
Erich Iltgen, Präsident des<br />
Sächsischen Landtags, ist<br />
Gast in der Plenarsitzung<br />
am 30. Juli 2009. Es handelt<br />
sich um einen Abschiedsbesuch,<br />
da Iltgen für die<br />
kommende Wahlperiode<br />
nicht mehr kandidiert.<br />
„Polittourist“ und ältester Landtagsbesucher<br />
Ungewöhnliche Gäste nehmen am 22. April 2009 während der Plenarsitzung auf<br />
der Zuschauertribüne Platz. Der 81-jährige Franz van Beeck aus Weeze am Nieder-<br />
rhein (linkes Foto) hat einschließlich seiner Visite im Stuttgarter Landtag bereits<br />
15 der 16 deutschen Länderparlamente aufgesucht. Der wohl älteste Landtagsbe-<br />
sucher ist der 100-jährige Alfred Sebenico (rechtes Foto, 2.v.l.). Landtagspräsident<br />
Peter Straub (1.v.l.) heißt den betagten Gast in seinem Amtszimmer willkommen<br />
(mit auf dem Foto: Hans-Martin Haller MdL und Dina Sebenico).<br />
Historische Bürgerwehren<br />
Anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Landesverbands<br />
Historischer Bürgerwehren und Stadtgarden<br />
Württemberg und Hohenzollern empfängt Land-<br />
tagsvizepräsidentin Christa Vossschulte in der Mittagspause<br />
der Plenarsitzung am 22. April 2009 eine<br />
Abordnung der 33 Garden und Wehren. Musikalisch<br />
umrahmt wird der Empfang vom Spielmannszug<br />
der Bürgergarde Ellwangen.<br />
Parlamentspräsidenten<br />
Fototermin am 15. Juni 2009<br />
im Anschluss an eine gemeinsame<br />
Unterredung im Landtag:<br />
der Präsident des Parlaments der<br />
Autonomen Region Madeira, José<br />
Miguel Jardim d’Olival Mendonça,<br />
Landtagspräsident Peter Straub<br />
und der Präsident des Südtiroler<br />
Landtags, Dr. Dieter Steger (v.r.n.l.).<br />
Oberbürgermeister von Breslau<br />
Am 9. Juli 2009 besucht der Oberbürgermeister<br />
der Stadt Breslau, Dr. Rafal Dutkiewicz (links),<br />
Landtagspräsident Peter Straub, mit dem er schon<br />
seit mehreren Jahren im Ausschuss der Regionen<br />
eng und vertrauensvoll zusammenarbeitet. Am<br />
Abend hält Dutkiewicz beim Festakt anlässlich<br />
der 11. Stuttgarter Schlossgespräche des Instituts<br />
für Auslandsbeziehungen den Eröffnungsvortrag.<br />
Besuch aus Japan<br />
Der Präsident des Parlaments<br />
der Präfektur Kanagawa, Kazuo<br />
Kuniyoshi, besucht am 12. Juni<br />
2009 den Landtag. Begrüßt wird<br />
der Gast, der aus Anlass des<br />
20-jährigen Jubiläums der Partner-<br />
schaft zwischen Baden-Württem-<br />
berg und Kanagawa in Stuttgart<br />
weilt, von Landtagsvizepräsidentin<br />
Christa Vossschulte.<br />
Ungarischer Vizeminister<br />
Eine ungarische Delegation unter Leitung des Vize-<br />
ministers im Ministerium für Nationale Entwicklung<br />
und Wirtschaft, Sándor Burány (2.v.r.), diskutiert<br />
am 25. Juni 2009 mit Landtagsvizepräsidentin Christa<br />
Vossschulte (5.v.r.) und Mitgliedern des Europaausschusses.<br />
Die Delegation ist anlässlich der 10. Sitzung<br />
der Gemischten Kommission Baden-Württemberg/<br />
Ungarn nach Baden-Württemberg gereist.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 57
58<br />
Thomas Mann<br />
Aber welch ein Leben! Knapp 46 Jahre wurde<br />
er alt, und in 27 davon tut er, im Zustande,<br />
so müssen wir es uns denken, eines motus<br />
animi continuus, täglich wachsend an Bil-<br />
dung, Wissen um die Kunst, Anspruch an<br />
sich selbst, ein Werk, dessen ein bis ins<br />
biblische Alter reichendes Verbleiben sich<br />
nicht zu schämen hätte. […]<br />
Er hatte zuviel zu tun, er hatte für hundert<br />
Jahre zu tun, denn in seinem Schreibtisch,<br />
seiner kleinen gebrechlichen Schreibkommode,<br />
lagen Pläne, Entwürfe, Vormerkungen<br />
zu dramatischen Unternehmungen erdenk-<br />
lich verschiedenster Art, mehr oder weniger<br />
eingehend skizziert, mehr oder weniger<br />
weit vorgetrieben. Ihre Zahl allein – es waren<br />
16 oder 18, glaube ich – gibt eine Vorstellung<br />
davon, nach wievielen Richtungen sein<br />
unendlich versuchter Geist beständig ab-<br />
schweifte, während er in treuer Konzentration<br />
vollendete, was als sein Lebenswerk<br />
prangt.<br />
[…] Wie stark, bei neu durcharbeitender Be-<br />
schäftigung mit seinem Werk, habe ich es<br />
empfunden, dass er, der Herr seiner Krank-<br />
heit, unserer kranken Zeit zum Seelenarzt<br />
werden könnte, wenn sie sich recht auf<br />
ihn besänne!<br />
Wie wohl ein Organismus kränkeln, ja sie-<br />
chen mag, weil es seiner Chemie an einem<br />
bestimmten Element, einem Lebensstoff,<br />
einem Vitamin mangelt, so ist es vielleicht<br />
genau dies unentbehrliche Etwas, das<br />
„Element“ „Schiller“, an dem es unserer Le-<br />
bensökonomie, dem Organismus unserer<br />
Gesellschaft kümmerlich gebricht. So wollte<br />
es mir scheinen, als ich seine „Öffentliche<br />
Ankündigung der Horen“ wieder las, dieses<br />
herrliche Stück Prosa, worin er das auch<br />
seiner Zeit schon ungemäss Dünkende zum<br />
Dringlichst-Zeitgemässen erhebt, es zum<br />
Labsal macht jedem Leidenden. Je mehr,<br />
sagt er, das beschränkte Interesse der Ge-<br />
genwart die Gemüter in Spannung setze,<br />
einenge und unterjoche, desto dringender<br />
werde das Bedürfnis, durch ein allgemeines<br />
und höheres Interesse an dem, was rein<br />
Vor 250 Jahren in Marbach geboren<br />
Friedrich Schiller – eine<br />
von Thomas Mann und<br />
Er ist eines der berühmtesten und bedeutendsten Landeskinder: Friedrich Schiller<br />
Publikationen geehrt. Der Landtagsspiegel erinnert an diesen großen, in Marbach<br />
Schillerfeier zum 150. Todestag des Dichters 1955 in Stuttgart im Großen Haus<br />
menschlich und über allen Einfluss der<br />
Zeiten erhaben ist, sie wieder in Freiheit<br />
zu setzen und die politisch geteilte Welt<br />
unter der Fahne der Wahrheit und Schönheit<br />
wieder zu vereinigen. In eigentümlicher<br />
spezifisch künstlerischer Wortkombination<br />
spricht er von einer „heiteren, und leidenschaftlichen“<br />
Unterhaltung, der seine Zeit-<br />
schrift gewidmet sein solle. Während sie<br />
sich aber alle Beziehungen auf den jetzigen<br />
Weltlauf und die nächsten Erwartungen<br />
der Menschheit verbiete, wolle sie über die<br />
vergangene Welt die Geschichte und über<br />
die kommende die Philosophie befragen, zu<br />
dem durch die Vernunft aufgegebenen, in<br />
der Erfahrung aber so leicht aus den Augen<br />
gerückten Ideal veredelter Menschheit ein-<br />
zelne Züge sammeln und arbeiten an dem<br />
stillen Bau besserer Begriffe, reinerer Grund-<br />
sätze und edlerer Sitten, von dem zuletzt<br />
alle Verbesserung des gesellschaftlichen Zu-<br />
standes abhänge. „Wohlanständigkeit und<br />
Ordnung, Gerechtigkeit und Friede werden<br />
also der Geist und die Regel dieser Zeit-<br />
schrift sein.“<br />
Hüten wir uns nur, solche Vorsätze schwäch-<br />
lich-ästhetizistisch zu nennen, zu meinen,<br />
sie hätten irgend etwas zu tun mit dem, was<br />
heute „escapism“ heisst. Arbeit am Geist<br />
der Nation, ihrer Moral und Bildung, ihrer<br />
seelischen Freiheit, ihrem intellektuellen<br />
Niveau, das sie in den Stand setzt, zu ge-<br />
wahren, dass andere, unter verschiedenen<br />
historischen Voraussetzungen, einer ande-<br />
ren sozialen Gerechtsame Lebende, auch<br />
Menschen sind; Arbeit an der Menschheit,<br />
welcher man Anstand und Ordnung, Ge-<br />
rechtigkeit und Friede wünscht statt gegen-<br />
seitiger Anschwärzung, verwilderter Lüge<br />
und speiendem Hass, – das ist nicht Flucht<br />
aus der Wirklichkeit ins Müssig-Schöne,<br />
es ist bewahrender Dienst am Leben, der<br />
Wille, es zu heilen von Angst und Hass durch<br />
seelische Befreiung. Was dieser Mensch an-<br />
strebte mit dem Schwung des Redners, der<br />
Begeisterung des Dichters: das Universelle,<br />
Umfassende, rein Menschliche, ist ganzen<br />
Generationen als verblasstes Ideal, als über-<br />
holt, abgeschmackt, veraltet erschienen. […]<br />
Als man, November 1859, seinen hunderts-<br />
ten Geburtstag beging, hob ein Sturm der<br />
Begeisterung einigend Deutschland auf.<br />
Damals bot sich, so heisst es, der Welt ein<br />
Schauspiel, das die Geschichte noch nicht<br />
kannte: das immer zerrissene deutsche<br />
Volk in geschlossener Einheit durch ihn,<br />
seinen Dichter. Es war ein nationales Fest,<br />
und das sei das unsrige auch. Entgegen<br />
politischer Unnatur fühle das zweigeteilte<br />
Deutschland sich eins in seinem Namen.<br />
Aber ein anderes, grösseres Vorzeichen<br />
noch muss die Zeit unserer Gedenkfeier<br />
verleihen: sie stehe im Zeichen universeller<br />
Teilnehmung nach dem Vorbild seiner hoch-<br />
herzigen Grösse, die nach einem ewigen<br />
Bunde rief des Menschen mit der Erde,<br />
seinem mütterlichen Grund. Von seinem<br />
sanft-gewaltigen Willen gehe durch das<br />
Fest seiner Grablegung und Auferstehung<br />
etwas in uns ein: von seinem Willen zum<br />
Schönen, Wahren und Guten, zur Gesittung,<br />
zur inneren Freiheit, zur Kunst, zur Liebe,<br />
zum Frieden, zu rettender Ehrfurcht des<br />
Menschen vor sich selbst.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Erinnerung in denkwürdigen Reden<br />
Theodor Heuss<br />
(1759–1805). Anlässlich der 250. Wiederkehr seines Geburtstags wurde er weltweit mit Gedenkfeiern, Vorträgen und<br />
geborenen Klassiker mit Auszügen aus denkwürdigen Reden, die Thomas Mann und Theodor Heuss im Rahmen der<br />
der Württembergischen Staatstheater hielten.*<br />
Festredner bei der Schillerfeier 1955<br />
in Stuttgart: der Schriftsteller<br />
Thomas Mann (links) und<br />
Bundespräsident Theodor Heuss<br />
Dokument aus dem Jahr 1790 mit dem<br />
Namenszug Friedrich Schillers<br />
Theodor Heuss<br />
Thomas Mann hat 1859 gewiss nicht bloss<br />
als historische Anekdote genannt und ich<br />
habe die Erinnerung nicht aufgenommen,<br />
um sie für das Wissen um die Zeitlage zu<br />
verdichten – sie besitzt eine schmerzhafte<br />
Aktualität. Denn die im geschichtlichen Pro-<br />
zess überstaatlich zu begreifende Nation<br />
der Deutschen erspürte als Aufgabe, aus<br />
der historischen Vielfalt ihres Seins eine<br />
gemeinsame Mitte zu gewinnen; wir aber<br />
stehen in der Gefährdung, sie zu verlieren,<br />
da eine mechanistische Auffassung –<br />
wir diskutieren jetzt nicht ihre schuldvolle<br />
Veranlassung – aus einem geschichtlichen<br />
Volkskörper Verwaltungs-Zonen verschiedener<br />
geistiger und politischer Artung ge-<br />
macht hat – und die Dinge dorthin gebracht<br />
hat, dass sie, weit mehr als 1859, da es<br />
derlei auch schon gab, unter den Bewertungen<br />
von strategischen Militär-Glacis’<br />
gesehen werden.<br />
Wir reden ganz offen von dieser Lage.<br />
1859 war Schillers 100. Geburtstag aus dem<br />
Grundstrom eines natürlichen und spontanen<br />
Volksgefühls zum „Politikum“ geworden.<br />
Kann man, darf man, soll man in bedrängterer<br />
Zeit diesen 150. Todestag dazu<br />
machen? Ich scheue mich: denn ich glaube,<br />
Ehrfurcht ist nicht manipulierbar und es<br />
ist ein arges Unterfangen, den völlig wehr-<br />
losen Schiller posthum zum unbefragten<br />
Ehrenmitglied einer Partei zu machen.<br />
Als ich kürzlich die, wohl als repräsentativ<br />
gedachte, mit viel Zitatenfleiss aufgebaute<br />
Rede las, in der ein führender Mann von<br />
Pankow der Jugend Schiller in seiner Art<br />
nahe zu bringen suchte, war ich leicht<br />
gerührt, – auf die Albernheit, den Dichter<br />
mit den Pariser Verträgen in Verbindung<br />
zu bringen, gehe ich gar nicht ein – Schiller<br />
erfreut sich, drastisch ausgedrückt, der<br />
mildernden Umstände, dass es den dialek-<br />
tischen Materialismus noch nicht gab und<br />
er sich deshalb in den Idealismus verirrt<br />
hat – im übrigen ein honoriger Mann, so-<br />
zialrevolutionär, volksverbunden, „fortschritt-<br />
lich“ – lassen wir das! Mit den Klischees<br />
des propagandistischen Tagesbedarfs<br />
kommt man im anständigen Geistigen<br />
nicht sehr weit. Ich enttäusche jene gerne,<br />
die meinen, weil ich gegenwärtig Bundes-<br />
präsident bin, sei es meine Aufgabe, aus<br />
Schiller eine Werbeaktion zu machen. Dafür<br />
ist er mir zu gross, dafür bin ich mir zu gut.<br />
Wir haben ja zwei Schiller vor uns: Jenen,<br />
von dem wir einiges sagten, der in vielerlei<br />
Vereinfachungen zur wirkungsvollen und<br />
geglaubten Legende wurde; den anderen,<br />
der durch ein sehr verwirbeltes, konkretes<br />
Leben, Dichten, Denken hindurchging,<br />
eruptiv und wieder verhalten, grossartig<br />
im wagenden und bekennenden Selbstbewusstsein<br />
und dann wieder reflektierend,<br />
ein sehr scharfer Kritiker des eigenen<br />
Werkes – er ist, vom jungen Ruhm gehoben<br />
und schier erschreckt, sehr frühe ein an-<br />
regungsreicher Kommentator des Vorhabens,<br />
des Gelingens, des Misstrauens gegen sich<br />
selbst, und doch von einer Missionsidee,<br />
in die die Selbstgestaltung eingehüllt ist,<br />
bewegt.<br />
[…] Die Phrase, dass dieser Sohn der Auf-<br />
klärung, der aus ihrem Vernunftglauben und<br />
ihrer so kräftigen, brauchbaren und nicht<br />
bloss „brauchbaren“ Moral lebt, „fortschritt-<br />
lich“ gewesen sei – man kann, seit es eine<br />
fortschrittliche Kunst gibt, das Wort nur in<br />
Anführungszeichen benutzen – streichen<br />
wir weg. Das sind Albernheiten politischer<br />
Aktualisierung.<br />
Der Schiffer, im Hofmannsthalschen Sinn,<br />
wagt es mit der Zeit, wagt es mit dem<br />
Raum; er will, er wird sie beide meistern,<br />
indem er sich selber bewährt. Und vielleicht,<br />
wahrscheinlich ist dieses, im Kurs auf<br />
das gedachte Grosse in der Beschränkung<br />
Sich-Selbst-Bewähren das Vermächtnis<br />
dieses Mannes Schiller.<br />
* Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 59
Familie – wie ich sie mir wünsche<br />
Auch der 51. Schülerwettbewerb des Landtags von Baden-Württemberg zur Förderung der politischen Bildung<br />
2008/2009 verzeichnete wieder eine erfreuliche Teilnahme: 4.206 Schülerinnen und Schüler reichten insgesamt<br />
2.908 Plakate, Songs, Facharbeiten sowie journalistische und literarische Beiträge zu acht verschiedenen Themen<br />
ein. Eines dieser Themen spielte in den schriftlichen Arbeiten eine besonders große Rolle, nämlich die Fragestellung<br />
„Familie heute – wie sieht sie aus, wie wünsche ich sie mir?“. Es wurden die unterschiedlichen Familientypen der<br />
Gegenwart und Vergangenheit untersucht und eigene Vorstellungen und Träume formuliert. Der Landtagsspiegel<br />
stellt einige Schülermeinungen vor, illustriert mit einer Auswahl prämierter Plakate aus früheren Wettbewerben.<br />
Franziska<br />
Benkendörfer setzt<br />
in ihrem Plakat<br />
aus dem Jahr 2000<br />
den Lebensstandard<br />
und das Konsumverhalten<br />
von<br />
Singles in Vergleich<br />
zur Situation von<br />
Familien.<br />
60<br />
Fast alle Schülerinnen und Schüler, das kommt in den<br />
293 einschlägigen Wettbewerbsbeiträgen deutlich zum<br />
Ausdruck, fühlen sich glücklich und geborgen in ihren<br />
Familien. Immer wieder wird geäußert, genau diese<br />
Erfahrungen später an die eigenen Kinder weitergeben<br />
zu wollen. Isabella Kurz spricht dies ganz offen an:<br />
„Jetzt wünsche ich mir eine Familie, so wie ich sie bei<br />
meinen Eltern erlebe.“ Christina Grünvogel unterstreicht<br />
dies: „Die positiven Erfahrungen, die Kinder in einer<br />
harmonierenden Familie machen dürfen, begleiten sie<br />
auch als Erwachsene durch das Leben und werden<br />
wiederum an die nächste Generation weitergegeben.“<br />
Nadja Ncir ist in einer großen Familie aufgewachsen<br />
und äußert sehr persönlich: „… ich weiß, wie schwer es<br />
manchmal sein kann. Dennoch bin ich zuversichtlich,<br />
dass, wenn alle mithelfen und sich in die Familie einbringen,<br />
auch ohne ‚das große Geld‘ eine Supergemeinschaft<br />
bestehen kann.“ Christina Grünvogel sieht in<br />
der zunehmenden Individualisierung eine Gefahr für die<br />
Familie: „Setzt sich der Trend zum … Singlehaushalt …<br />
fort, wird auf lange Sicht eine Veränderung der Sozialkompetenz<br />
der Menschen die Folge sein. Egoismus<br />
und Rücksichtslosigkeit könnten zu alles bestimmenden<br />
Merkmalen werden … und Hilfsbereitschaft … verdrängen.“<br />
Philipp Sauter, Kilian Schmid und Philipp<br />
Kresbach analysieren: „Die Entscheidung für oder gegen<br />
ein Kind steht im Zusammenhang mit der Entwicklung<br />
zur Ausbildung, zum Beruf und zur Karriere. … Familien<br />
mit mehreren Kindern haben kein hohes Ansehen in<br />
der Gesellschaft.“<br />
Splitter aus Wettbewerbsarbeiten<br />
Isabelle Salcher: „Meiner Meinung nach entsteht<br />
eine Familie, wenn Personen zusammen leben und<br />
ihren Alltag gemeinsam meistern; wenn man gegenseitig<br />
für sich sorgt, füreinander da ist und Verantwortung<br />
übernimmt. Dabei spielen Alter, Geschlecht<br />
oder biologische Abstammung keine Rolle. … Eine<br />
Familie tröstet bei Niederlagen, unterstützt bei Streit<br />
…, aber man kann auch mit ihr einfach nur Spaß<br />
haben. … Des Weiteren beinhaltet (sie) Respekt,<br />
eine Gleichstellung der einzelnen Familienmitglieder<br />
und Toleranz für deren Denkweisen und Entscheidungen.<br />
In einer Familie hat jeder seine Rolle und<br />
seine Aufgabe. … Für mich ist ein liebevoller und<br />
verantwortungsvoller Umgang mit Kindern selbstverständlich,<br />
denn diese sind unsere Zukunft.“<br />
Denise Greinig: „Familie bedeutet für mich Zusammenhalt<br />
und Geborgenheit, dabei kommt es in meiner<br />
Vorstellung nicht darauf an, wie genau eine Familie zusammengesetzt<br />
ist. Familie gilt für mich als Rückzugsbereich<br />
und als Ausgleich für die Welt außerhalb.“<br />
Saskia Hackner: „Für mich bedeutet Familie … Ort<br />
für den Erwerb und Erhalt der emotionalen Grundlagen.<br />
Meine Familie ist meine wichtigste Sozialinstanz<br />
und spielt in meinem Leben eine große Rolle.<br />
Auch wenn es in heutiger Zeit immer schwieriger<br />
wird, eine Familie zu gründen und zu erhalten, ist<br />
eine intakte Familie das größte Gut eines Menschen.“<br />
Markus With und Marius Braun: „Für mich ist die<br />
beste Familie eine, in der ich mich wohl fühle und in<br />
der sich die Eltern nicht streiten. … ich würde nicht<br />
in einer Doppelverdiener-Familie leben wollen. Die<br />
einzigen Modelle, die also übrig bleiben, wären die<br />
Familien mit Hausmann und die traditionelle Familie.“<br />
Carolin Siegwart: „Für mich muss eine Familie für<br />
ihre Mitglieder da sein. … Auch sollte jedes Familienmitglied<br />
seine Meinung frei sagen dürfen. … Ich<br />
sehe es als sehr wichtig an, dass junge Erwachsene<br />
ihre Eltern respektieren und sie nicht beschimpfen<br />
oder gar schlagen. Nur Respekt kann ein geregeltes<br />
Familienleben garantieren. … Ich denke, es ist nicht<br />
wichtig, ob eine Familie Tag für Tag in Harmonie lebt.“<br />
Tabea Rückert: „Natürlich gibt es manchmal Konflikte<br />
und Streit. Aber ich finde, das gehört einfach dazu.<br />
Die Versöhnung ist dann meistens umso schöner und<br />
lässt die Familie meiner Meinung nach noch fester<br />
zusammenwachsen.“<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Jugendliche äußern ihre Vorstellungen im<br />
Rahmen des Schülerwettbewerbs<br />
Warnt vor zu viel<br />
Fernsehkonsum:<br />
das 2007 entstandene<br />
Plakat von<br />
Michael Leimann<br />
Aussagen damals und heute<br />
Bereits in den 80er-Jahren war in Wettbewerbsarbeiten<br />
zur These „Das Fernsehen zerstört die Familie“ Stellung<br />
genommen worden. Grundtenor: Ein erhöhter Fernsehkonsum<br />
wirkt sich auf das aktive Familienleben negativ<br />
aus. In seinem Plakat von 2007 warnt Michael Leimann<br />
vor der allzu häufigen Darstellung von Gewalt in Fernsehsendungen<br />
und der daraus entstehenden Gefahr für<br />
die Entwicklung der Kinder. Dazu meint Philipp Kaiser<br />
heute in seinem Beitrag für den 51. Schülerwettbewerb:<br />
„Einfach mal ‚Mensch ärgere Dich nicht‘ spielen statt<br />
den Fernseher einschalten, gibt allen Familienmitgliedern<br />
auch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Kinder nur<br />
sich selbst, dem Fernseher, Computer oder Freunden<br />
zu überlassen, macht keinen Sinn.“<br />
Beim Wettbewerb 1990 wurde die Frage erhoben, ob<br />
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen noch<br />
ein Problem darstellt. Die damalige Förderpreisträgerin<br />
Silvia Merk kam nach umfangreichen Recherchen<br />
zum Schluss, dass erwerbstätige Mütter Kinder und<br />
Beruf schwer kombinieren können. Gründe dafür sieht<br />
sie vor allem darin, dass „die Wirtschaft zu wenig<br />
‚mütterfreundliche‘ Arbeitsplätze zur Verfügung stellt<br />
und auch die Gesetzgeber nicht viel zur Unterstützung<br />
der Frauen im Berufs- und Gesellschaftsleben“ anbieten.<br />
20 Jahre später, im Wettbewerb 2008/2009,<br />
machen Lea Baumann und Rebecca Feil unmissverständlich<br />
Ansprüche geltend. Sie fordern „die Möglichkeit<br />
für die Mutter bzw. den Vater, die ersten Jahre<br />
zu Hause zu bleiben, ohne dass sie bzw. er schlechte<br />
Chancen im Wiedereinstieg in den Beruf erfahren muss.<br />
Dabei wären berufliche Weiterbildungen daheim eine<br />
mögliche Lösung, die Zeit positiv im Hinblick auf die<br />
Karriere zu nutzen. Mehr Kinderbetreuungseinrichtungen,<br />
um Müttern zu helfen, früh ihre gewohnte Arbeit<br />
wieder aufzunehmen …“<br />
Bei der Analyse des Wettbewerbsthemas von 2000,<br />
wie der Computer und das Internet die Welt verändert<br />
haben, wurden auch die Auswirkungen auf das Familienleben<br />
reflektiert. Fazit: In einer globalen Welt wird<br />
nun einmal mehr Zeit vor dem Computer verbracht.<br />
Selbst beim Umfragethema „Welche Bedeutungen<br />
haben Freundschaften und Cliquen für Jugendliche?“<br />
resümierten die Schüler immer wieder: Die Cliquen<br />
und Freundeskreise sind enorm wichtig und prägend,<br />
aber die Familie ist der wichtigste Raum für die Entwicklung<br />
junger Menschen. Und wenn sie sich entscheiden<br />
müssten, dann würde sich die Mehrzahl für<br />
die Familie entscheiden. Sarah Sutter, Benjamin Benz<br />
und Katrin Lepold starteten zusätzlich eine spezielle<br />
Umfrage zum Wunsch nach einer Familie. „Laut unserer<br />
durchgeführten Umfrage steht Familie an erster<br />
Stelle. Auch unter jungen Menschen genießt sie hohe<br />
Wertschätzung, denn viele sind der Meinung, dass<br />
man eine Familie zum Glücklichsein braucht.“<br />
Familienförderung geht alle an<br />
Julian Freier denkt, dass „die Familie in der heutigen<br />
Gesellschaft etwas mehr Wertschätzung erfahren sollte,<br />
insbesondere Familien mit Kindern. … Ich wünsche<br />
mir grundsätzlich eine stärkere Anerkennung der Leistung,<br />
welche die Familie für die heutige Gesellschaft<br />
erbringt. Ziel der Politik muss es sein, die Ehe und<br />
Familie in ihrem wichtigen Beitrag für die Gesellschaft<br />
zu unterstützen.“ Lea Baumann und Rebecca Feil erwarten<br />
auch staatliche Hilfe: „Der Staat sollte lediglich<br />
die Grundlage bilden, damit jeder flexibel seine eigene<br />
Form von Familie finden und leben kann, egal welche<br />
der vielen verschiedenen es ist.“ Davide Bove unterstreicht<br />
dies: „Ich denke, dass sich die Formen des<br />
familiären Zusammenlebens weiter ausdifferenzieren<br />
werden. Dabei ist wichtig, dass keine Lebensform<br />
bevorzugt oder benachteiligt wird.“ Lisa Schell zieht<br />
folgenden Schluss: „Unabhängig, ob man bei einem<br />
Alleinerziehenden, in einer normalen Familie oder in<br />
einer Patchworkfamilie lebt, wünsche ich mir von meiner<br />
Familie, dass sie einem Liebe und Schutz gibt … jede<br />
Familienvariante kann eine tolle Familie sein, wenn man<br />
einander liebt und respektvoll miteinander umgeht.“<br />
www.schuelerwettbewerb-bw.de<br />
Moderne Medien<br />
und Mobilität<br />
bestimmen die Welt.<br />
Dies bedeutet weniger<br />
Zeit für die Familie,<br />
beklagt Marc Alocca<br />
in seinem Plakat<br />
„Papas Freundeskreis“<br />
aus dem Jahr 2000.<br />
Eindrückliche<br />
Arbeit von 1993 aus<br />
einer Sonderschule<br />
für geistig Behinderte.<br />
Bernd Hubers zukünftigesFamilienbild:<br />
Er will eine<br />
Partnerin fi nden<br />
und zwei Kinder<br />
erziehen.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 61
Am 23. Mai 1949<br />
vom Parlamentarischen Rat in Bonn verkündet<br />
60 Jahre Grundgesetz<br />
60 Jahre Freiheit und Frieden<br />
Eine Würdigung von Altministerpräsident Dr. h.c. Erwin Teufel<br />
Für mich ist die größte Errungenschaft unserer europäischen, abendländischen, westlichen Kultur und Geschichte<br />
der Rechtsstaat. Er gründet in der Aufklärung, auf dem Gedankengut des christlichen Bildes vom Menschen,<br />
auf dem Naturrecht, auf der Freiheit des Individuums, auf dem neuen Verständnis von der Autonomie und der<br />
Vernunft des Menschen. Er war gegen den Absolutismus des Staates und seiner Herrscher gerichtet und wollte<br />
Gewaltenteilung und Begrenzung und Kontrolle der Macht. Er zielte auf Beteiligung der Bürger an ihren Angelegenheiten<br />
und die Überwindung der Unterordnung als Untertanen.<br />
62<br />
Titelseite der ersten Ausgabe des Bundesgesetzblattes vom 23. Mai 1949<br />
mit dem Wortlaut des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, das<br />
am 24. Mai 1949 um null Uhr in Kraft trat.<br />
Die ersten freiheitlichen Verfassungen Badens und<br />
Württembergs zu Beginn des 19. Jahrhunderts bewegten<br />
sich in diese Richtung. Die 13 Forderungen im<br />
„Salmen“ in Offenburg, die der Badischen Revolution<br />
von 1848/49 vorangingen, enthielten die Grundrechte<br />
und Freiheitsrechte. Die Weimarer Verfassung konkretisierte<br />
diese Menschenrechte, ohne ihre Vorstaatlichkeit<br />
und Überstaatlichkeit herauszustellen. Einen<br />
großen Rückschlag brachte der Unrechtsstaat des<br />
Nationalsozialismus, in dem alle Menschenrechte<br />
mit Füßen getreten wurden und menschliches Leben<br />
keinen Wert mehr hatte.<br />
Nach dem totalen Zusammenbruch dieser ideologischen<br />
Herrschaft mit über 50 Millionen Toten im Zweiten<br />
Weltkrieg und Völkermord an Juden, Polen, Sinti und<br />
Roma war das erste Ziel der Verfassungen der Länder<br />
Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und<br />
Baden die Herstellung des Rechts. Jede staatliche Gewalt<br />
stellte sich unter das Recht und keine steht über<br />
dem Recht.<br />
Der Parlamentarische Rat schuf ein Grundgesetz als<br />
Verfassung, in dem erstmals die Menschenwürde, die<br />
Menschenrechte und die Freiheitsrechte des Einzelnen<br />
als überstaatliches Recht festgeschrieben wurden.<br />
Der Staat gibt sie nicht, sondern er gewährleistet und<br />
schützt sie. Jeder Mensch hat diese Rechte, weil er<br />
Mensch ist. Sie können ihm auch nicht genommen werden<br />
und er kann nicht auf sie verzichten. Sie haben Ewigkeitscharakter<br />
und können auch mit verfassungsändernder<br />
Mehrheit nicht geändert werden. Sie stehen im<br />
Grundrechtskatalog und gehen jedem anderen Artikel<br />
und jedem Gesetz vor. Ihr Schutz wird überwacht<br />
durch das neu geschaffene Bundesverfassungsgericht.<br />
Der Rechtsstaat und Sozialstaat des Grundgesetzes<br />
teilt die Macht vertikal zwischen Bund, Ländern und<br />
Gemeinden und horizontal durch die Parlamente,<br />
Regierungen und eine unabhängige Gerichtsbarkeit.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Der Staat des Grundgesetzes ermöglicht die Selbstentfaltung<br />
der Bürger, er sichert Freiheit und schützt<br />
das Leben. Er gewährleistet die Freiheit der Rede,<br />
Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit,<br />
Wissenschaftsfreiheit, Rechtsgleichheit,<br />
Gewerbefreiheit und eine freiheitliche und soziale<br />
Wirtschaftsordnung.<br />
Der Staat des Grundgesetzes ist die freiheitlichste<br />
Ordnung, die es jemals auf unserem Boden gegeben<br />
hat. Wir haben mit großer Verspätung erreicht, was<br />
uns Briten, Amerikaner, Franzosen und viele Völker<br />
des Westens vorgemacht haben: die Gewährleistung<br />
von Recht und Freiheit für jeden Menschen. Auf dieses<br />
Grundgesetz, das uns nun in 60 Jahren Freiheit und<br />
Frieden ermöglicht und uns begleitet, können wir alle<br />
stolz und dankbar sein.<br />
Im Parlamentarischen Rat<br />
einhelliges Ja aus dem Südwesten<br />
Die Mitglieder des Parlamentarischen Rates, die<br />
von den drei südwestdeutschen Landtagen ent-<br />
sandt worden waren, votierten bei der Schlussabstimmung<br />
über den Verfassungsentwurf am 8. Mai<br />
1949 alle mit Ja. Aus Baden: Friedrich Maier und<br />
Anton Hilbert, der im März 1949 für Hermann<br />
Fecht nachgerückt war. Aus Württemberg-Hohenzollern:<br />
Carlo Schmid und Paul Binder. Aus Würt-<br />
temberg-Baden: Fritz Eberhard, Theodor Heuss,<br />
Theophil Kaufmann, Gustav Zimmermann sowie<br />
Adolf Kühn, der im Februar 1949 an die Stelle<br />
von Felix Walter getreten war. Der Landtag von<br />
Württemberg-Baden und der Badische Landtag<br />
stimmten dem Grundgesetz am 18. Mai 1949<br />
zu; der Landtag von Württemberg-Hohenzollern<br />
folgte drei Tage später.<br />
Konstituierung des Parlamentarischen Rates am 1. September 1948 im Gebäude<br />
der Pädagogischen Akademie in Bonn: Konrad Adenauer (Bildmitte) wird<br />
zum Präsidenten gewählt; rechts die Ministerpräsidenten der drei Westzonen<br />
(ganz vorne der Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern Gebhard<br />
Müller; links hinter ihm der Staatspräsident von Baden Leo Wohleb).<br />
Zum Autor dieses Beitrags<br />
Dr. h.c. Erwin Teufel<br />
Erwin Teufel, am 4. September 1939 in Rottweil ge-<br />
boren, war kommunaler Verwaltungsbeamter und<br />
Bürgermeister von Spaichingen, als er 1972 für die<br />
CDU in den Landtag gewählt wurde. Ministerpräsident<br />
Filbinger berief ihn 1972 als Staatssekretär ins Innen-<br />
ministerium, 1974 als Staatssekretär ins Landwirtschaftsministerium.<br />
Nach dem Wechsel Späths ins<br />
Staatsministerium übernahm Teufel 1978 den Vorsitz<br />
der CDU-Landtagsfraktion. Nach dem Rücktritt von<br />
Ministerpräsident Späth wurde Teufel als Nachfolger<br />
nominiert und am 22. Januar 1991 zum sechsten<br />
Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg gewählt.<br />
Dieses Amt übte er bis 20. April 2005 aus. Dem<br />
Landtag gehörte er bis 31. Mai 2006 an. Teufel, der<br />
seinen Ruhestand in Spaichingen verbringt, ist nach<br />
wie vor ein gefragter Redner, insbesondere zu philo-<br />
sophischen und europapolitischen Themen.<br />
23. Mai 1949: In der Schlusssitzung des Parlamentarischen<br />
Rates wird das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutsch-<br />
land verkündet (v.l.n.r.: der stellvertretende Staatspräsident<br />
und Justizminister von Württemberg-Hohenzollern sowie<br />
Vorsitzende der SPD-Fraktion Carlo Schmid, Paul Löbe,<br />
Mitglied im SPD-Fraktionsvorstand, der Vorsitzende der<br />
FDP-Fraktion Theodor Heuss und der Vorsitzende der<br />
Gruppe Deutsche Partei Hans-Christian Seebohm). Zwei<br />
Wochen vorher, am 8. Mai 1949, war das Grundgesetz<br />
vom Plenum des Parlamentarischen Rates mit 53 gegen<br />
12 Stimmen angenommen worden.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 63
Vier aus dem Südwesten<br />
Die Bundespräsidenten<br />
Heuss, Weizsäcker, Herzog und Köhler von Staatsminister a. D. Prof. Karl Moersch<br />
64<br />
Theodor Heuss,<br />
Bundespräsident von<br />
1949 bis 1959<br />
Richard von Weizsäcker,<br />
Bundespräsident von<br />
1984 bis 1994<br />
In einer Dokumentation, welche die Namen aller Land-<br />
tagsmitglieder des deutschen Südwestens enthält, ent-<br />
deckt man auf einer Seite mit dem Anfangsbuchstaben<br />
„H“ zwei ehemalige Abgeordnete, die zu unterschiedlichen<br />
Zeiten Präsident der Bundesrepublik Deutschland<br />
gewesen sind: Roman Herzog und Theodor Heuss. Der<br />
eine, Roman Herzog, von 1994 bis 1999 Bundespräsident,<br />
gewann im Jahre 1980 das Göppinger Mandat<br />
für den Landtag von Baden-Württemberg, der andere,<br />
Theodor Heuss, Bundespräsident von 1949 bis 1959,<br />
gehörte dem ersten Landtag des Landes Württemberg-<br />
Baden von 1946 bis 1949 an.<br />
Herzog, der 2009 seinen 75. Geburtstag gefeiert hat,<br />
stellte sich 1999 nicht zur Wiederwahl. Während seiner<br />
Amtszeit als Bundespräsident hatten sich die Mehr-<br />
heitsverhältnisse in der Bundesversammlung geändert.<br />
Die Sozialdemokraten wollten im Jahre 1999 das höchste<br />
Amt mit einem der ihren besetzen. Ihr Kandidat war<br />
Johannes Rau.<br />
Eine Wiederwahl von Theodor Heuss war im Jahre 1954<br />
nicht strittig gewesen. Heuss, ein Meister des Wortes,<br />
hatte in den ersten fünf Jahren seiner Amtszeit dem<br />
Präsidentenamt hohes Ansehen verschafft.<br />
Wenn man in den Biographien der in den vergangenen<br />
60 Jahren von einer Bundesversammlung gewählten neun<br />
Politiker nach der Herkunft sucht, wird man entdecken,<br />
dass auch der in den Jahren 1984 bis 1994 als Bundes-<br />
präsident amtierende, inzwischen 89 Jahre alte Richard<br />
von Weizsäcker familiäre Wurzeln im heutigen Baden-<br />
Württemberg nachweisen kann. Richard von Weizsäcker<br />
kam im Jahre 1920 in Stuttgart zur Welt, nicht irgend-<br />
wo in Stuttgart, sondern in der Dienstwohnung seines<br />
Großvaters von Graevenitz im Neuen Schloss. Carl von<br />
Weizsäcker, der andere Großvater, diente dem würt-<br />
tembergischen König Wilhelm II. als Ministerpräsident.<br />
Mitten im Ersten Weltkrieg hat damals der populäre<br />
König seinen ebenso populären Ministerpräsidenten<br />
in den Freiherrnstand erhoben.<br />
Roman Herzog,<br />
Bundespräsident von<br />
1994 bis 1999<br />
Horst Köhler,<br />
Bundespräsident<br />
seit 2004<br />
Als Bundespräsident hat Richard von Weizsäcker gerne<br />
und mit Recht betont, dass er seine Schulzeit in Berlin<br />
verbracht hatte. Vom Geburtsort Stuttgart war bei ihm<br />
meist eher beiläufig die Rede. Wie aber verhält es sich<br />
mit dem amtierenden Bundespräsidenten, mit Horst<br />
Köhler? Der Geburtsort Köhlers befindet sich im Süd-<br />
osten Polens, wo sich die Familie Köhler im Zweiten Welt-<br />
krieg eine Zeit lang aufhielt, nachdem sie ihre Heimat<br />
in Bessarabien hatte verlassen müssen. Bald nach<br />
Kriegsende fand die Familie eine dauerhafte Bleibe im<br />
Besatzungsgebiet der Amerikaner im unzerstörten<br />
Ludwigsburg. Hier hat Bundespräsident Horst Köhler<br />
das Mörike-Gymnasium besucht. Hier, in der ehemaligen<br />
württembergischen Residenz, ist er heimisch geworden.<br />
Der Dienstsitz des am 23. Mai 2009 wiedergewählten<br />
Bundespräsidenten befindet sich in Berlin, Köhlers<br />
Heimat jedoch und die Heimat seiner Familie ist eine<br />
baden-württembergische Heimat.<br />
Wenn Horst Köhler in fünf Jahren das Präsidentenamt<br />
und das Berliner Schloss Bellevue verlassen muss,<br />
dann existiert die Bundesrepublik Deutschland seit 65<br />
Jahren. Vielleicht wird ein Chronist unseres deutschen,<br />
föderalen Staates entdecken, dass jeder der vier aus dem<br />
deutschen Südwesten stammenden oder im Südwesten<br />
beheimateten Bundespräsidenten seiner Vorbildfunktion<br />
als Repräsentant unseres freiheitlich-demokratischen<br />
Rechtsstaates gerecht geworden ist. Richard von Weiz-<br />
säcker, Roman Herzog und Horst Köhler haben, jeder<br />
auf seine Art, das Ansehen der Bundesrepublik Deutsch-<br />
land gemehrt und das Bibelzitat ernst genommen,<br />
das da lautet: „Gerechtigkeit erhöht ein Volk“ (Salomos<br />
Sprüche, Kapitel 14, Vers 34). Theodor Heuss hatte<br />
dieses Zitat als Überschrift für die erste öffentliche<br />
Rede nach seiner Wahl ausgewählt.<br />
Landtagsspiegel 2009/2010
Landtagsspiegel 2009/2010 65<br />
September Oktober November Dezember<br />
Januar Februar März April Mai Juni Juli<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
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Ständiger Ausschuss<br />
Finanzausschuss<br />
Wirtschaftsausschuss<br />
Innenausschuss<br />
Ausschuss für Schule,<br />
Jugend und Sport<br />
Umweltausschuss<br />
Sozialausschuss<br />
Ausschuss Ländlicher Raum<br />
und Landwirtschaft<br />
Ausschuss für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst<br />
Europaausschuss<br />
Petitionsausschuss<br />
Präsidium<br />
Plenum<br />
Fraktionen<br />
Bundestagswahl<br />
Tag der offenen Tür<br />
Sitzungsplan<br />
2009<br />
2010
Weitere Informationen<br />
Volkshandbuch<br />
14. Wahlperiode<br />
Mitglieder des Landtags mit Fotos und<br />
Kurz biografien, Auszug aus der Ver-<br />
fassung des Landes Baden-Württemberg,<br />
Geschäftsordnung des Landtags<br />
Willkommen im Landtag<br />
Kurz gefasster Überblick über Aufgaben<br />
und Organisation des zentralen Verfassungsorgans<br />
Baden-Württembergs (deutsch,<br />
fran zösisch, englisch, italienisch, spanisch)<br />
Das Petitionsrecht<br />
Faltprospekt<br />
Unser Parlament im Internet<br />
Faltprospekt<br />
Grundgesetz/Landesverfassung<br />
Taschenbuch<br />
Großes Landeswappen<br />
von Baden-Württemberg<br />
Einzelblatt DIN A5<br />
(deutsch, französisch, englisch)<br />
Weg der Erinnerung<br />
Flyer mit Informationen über fünf<br />
Stuttgarter Gedenkstätten für Opfer<br />
des Nationalsozialismus<br />
Kunst im Landtag<br />
Broschüre<br />
So finden Sie uns<br />
Lage- und Anfahrtsplan zum Landtag<br />
Faltprospekt<br />
Landtagsfilm (DVD)<br />
Der Film erklärt in sieben Kapiteln Aufgaben<br />
und Organisation des Landtags und vermittelt<br />
einen Einblick in die Arbeit der Abgeordneten.<br />
Sowohl die Publikationen als auch die DVD<br />
können kostenlos angefordert werden beim<br />
Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />
Haus des Landtags<br />
Konrad-Adenauer-Straße 3<br />
70173 Stuttgart<br />
Telefax: 0711 2063-299<br />
E-Mail: post@landtag-bw.de<br />
Frauen im Parlament<br />
Dokumentation über das Leben und<br />
die politische Arbeit der weiblichen<br />
Abgeordneten aus Baden-Württemberg<br />
Die Landtagsabgeordneten<br />
in Baden-Württemberg<br />
1946 bis 2003<br />
Broschüre<br />
Diese Broschüren kosten je 15 € und<br />
können schriftlich bestellt werden beim<br />
Informationsdienst des Landtags<br />
Konrad-Adenauer-Straße 3<br />
70173 Stuttgart<br />
Telefax: 0711 2063-521<br />
E-Mail: post@landtag-bw.de<br />
Hörbuch<br />
Wissenswertes über das Parlament<br />
in rund 22 Minuten. Zum Online-Anhören<br />
oder zum Download als MP3-Datei.<br />
Auch ein passendes CD-Cover lässt sich<br />
herunterladen.<br />
http://www.landtag-bw.de<br />
Internet<br />
Das Internetangebot des Landtags<br />
(einschließlich Live-Übertragung von<br />
Plenar debatten) lässt sich abrufen unter<br />
der Adresse: http://www.landtag-bw.de