Landtagsspiegel23. Jahrgang - Elke Brunnemer
Landtagsspiegel23. Jahrgang - Elke Brunnemer
Landtagsspiegel23. Jahrgang - Elke Brunnemer
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
12<br />
Forum der Fraktionen Grüne<br />
Grüne Wege aus der<br />
Wirtschafts- und Finanzkrise<br />
Nachhaltigkeit als Leitidee für<br />
das Exportland Baden-Württemberg<br />
Green New Deal: Neue Arbeitsplätze<br />
für Baden-Württemberg<br />
Erinnern Sie sich noch an damals? Als es<br />
hieß „Umweltschutz kostet Arbeitsplätze“?<br />
Heute wissen wir es besser. Alleine durch<br />
die Maßnahmen des Klimaschutzes ent-<br />
stehen nach einer Studie des Umweltbundesamtes<br />
bis zum Jahr 2020 mehr als<br />
500.000 neue Arbeitsplätze.<br />
Umwelt- und Klimaschutz ist einer der<br />
wenigen weltweit wachsenden Märkte, und<br />
es sind Märkte, in denen der baden-würt-<br />
tembergische Maschinenbau sehr erfolgreich<br />
sein könnte. Einzelne Industrieunternehmen<br />
wie etwa LIEBHERR in Biberach, ein<br />
inzwischen weltweit führender Hersteller<br />
von Drehkränzen (siehe Foto) für Windkraftanlagen,<br />
zeigen, welches Markt- und Ar-<br />
beitsplatzpotenzial gerade auf den Sektoren<br />
Windkraft und andere Regenerative Energien<br />
vorhanden ist. Geradezu paradox ist es da-<br />
her, dass die Landesregierung in den letzten<br />
Jahren alles unternommen hat, um Stand-<br />
orte und Investitionen für die Windkraft<br />
in Baden-Württemberg zu behindern. Dabei<br />
kann der Klimaschutz zum neuen Exportschlager<br />
für Baden-Württemberg werden.<br />
Die Grünen haben einen Green New Deal<br />
für Europa vorgestellt, mit dem in den<br />
nächsten Jahren für Europa fünf Millionen<br />
neue Arbeitsplätze im Klima- und Umweltschutz<br />
entstehen könnten, davon mehr<br />
als eine Million in Deutschland, das heißt<br />
mehr als 100.000 in Baden-Württemberg.<br />
Diese neuen Arbeitsplätze werden auch<br />
dringend benötigt, denn von der Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise ist Deutschland wegen<br />
seiner hohen Exportquote stärker betroffen<br />
als andere Staaten. Umsatzeinbrüche und<br />
Arbeitsplatzrisiken sind in Baden-Württemberg<br />
am höchsten. „Baden-Württemberg<br />
wird auf Dauer nur noch etwa 80 Prozent<br />
der heutigen Arbeitsplätze im Fahrzeugbau<br />
haben“, so Ministerpräsident Oettinger.<br />
Dies heißt im Klartext, bei den schwäbischen<br />
Herstellern von „Premium-Automobilen“ und<br />
ihren Zulieferern werden mehr als 100.000<br />
Arbeitsplätze auf Dauer verloren gehen.<br />
Das neue Leitbild „Nachhaltigkeit, Umwelt-<br />
und Klimaschutz“ – eine grüne Marktwirtschaft<br />
– kann viel dazu beitragen, neue<br />
Arbeitsplätze für die hoch qualifizierten<br />
Fachkräfte in der Autoindustrie und im<br />
Maschinenbau zu schaffen.<br />
Die Finanzkrise: Ausgelöst durch<br />
kurzfristiges Spekulationsdenken<br />
Die Zahlen sind astronomisch und kaum<br />
mehr vorstellbar. Zwischen 2.500 und 3.000<br />
Milliarden Euro betragen die bisherigen volks-<br />
wirtschaftlichen Verluste durch die Finanz-<br />
krise (Stand Juni 2009). Dies entspricht –<br />
in der Größenordnung – dem Wert aller Güter<br />
und Dienstleistungen, die in einem Jahr<br />
in Deutschland produziert werden. Ein Jahr<br />
Deutschland, die Arbeit von 80 Millionen<br />
Menschen, wurde durch die Finanzkrise<br />
zunichtegemacht.<br />
Wie konnte es dazu kommen? Warum krachen<br />
Banken zusammen, warum stürzen ehe-<br />
mals große, stolze Unternehmen wie General<br />
Motors wie Kartenhäuser in sich zusammen<br />
oder müssen wie Daimler mit drastischen<br />
Einbrüchen bei Umsatz und Beschäftigung<br />
kämpfen?<br />
Der Grund ist, dass sich im internationalen<br />
Bankensystem eine Spekulationsmentalität<br />
breitgemacht hatte. Die Gier nach immer<br />
höheren Gewinnen, der irreale Glaube, die<br />
spekulative Blase ließe sich immer weiter<br />
aufblähen, hatte zeitweise zu einem völligen<br />
Zusammenbruch der Märkte geführt. Die<br />
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)<br />
– noch 2008 von der Landesregierung mit<br />
der „rosaroten Brille“ als besonders stabil<br />
und erfolgreich gepriesen – brauchte 2009<br />
eine Kapitalerhöhung von 5 Milliarden<br />
Euro – davon 2 Milliarden aus dem Landes-<br />
haushalt – und einen „Garantieschirm“ des<br />
Landes von über 12 Milliarden Euro. Sonst<br />
wäre auch bei unserer Landesbank das<br />
Kapital verbraucht und die Bank, die gleich-<br />
zeitig Spitzeninstitut der Sparkassen ist,<br />
müsste Konkurs anmelden. Diese bis vor<br />
Kurzem noch völlig absurde Vorstellung wird<br />
nur abgewendet, indem die Steuerzahler in<br />
Baden-Württemberg mit einem zweistelligen<br />
Milliardenbetrag bürgen. Das ist das Ge-<br />
genteil von Nachhaltigkeit und Vertrauensbildung.<br />
Windenergie schafft Arbeitsplätze in Baden-Württemberg –<br />
hier: LIEBHERR in Biberach (Produktion von Getrieben<br />
und Drehkränzen).<br />
Landtagsspiegel 2009/2010