Landtagsspiegel23. Jahrgang - Elke Brunnemer
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Familie – wie ich sie mir wünsche<br />
Auch der 51. Schülerwettbewerb des Landtags von Baden-Württemberg zur Förderung der politischen Bildung<br />
2008/2009 verzeichnete wieder eine erfreuliche Teilnahme: 4.206 Schülerinnen und Schüler reichten insgesamt<br />
2.908 Plakate, Songs, Facharbeiten sowie journalistische und literarische Beiträge zu acht verschiedenen Themen<br />
ein. Eines dieser Themen spielte in den schriftlichen Arbeiten eine besonders große Rolle, nämlich die Fragestellung<br />
„Familie heute – wie sieht sie aus, wie wünsche ich sie mir?“. Es wurden die unterschiedlichen Familientypen der<br />
Gegenwart und Vergangenheit untersucht und eigene Vorstellungen und Träume formuliert. Der Landtagsspiegel<br />
stellt einige Schülermeinungen vor, illustriert mit einer Auswahl prämierter Plakate aus früheren Wettbewerben.<br />
Franziska<br />
Benkendörfer setzt<br />
in ihrem Plakat<br />
aus dem Jahr 2000<br />
den Lebensstandard<br />
und das Konsumverhalten<br />
von<br />
Singles in Vergleich<br />
zur Situation von<br />
Familien.<br />
60<br />
Fast alle Schülerinnen und Schüler, das kommt in den<br />
293 einschlägigen Wettbewerbsbeiträgen deutlich zum<br />
Ausdruck, fühlen sich glücklich und geborgen in ihren<br />
Familien. Immer wieder wird geäußert, genau diese<br />
Erfahrungen später an die eigenen Kinder weitergeben<br />
zu wollen. Isabella Kurz spricht dies ganz offen an:<br />
„Jetzt wünsche ich mir eine Familie, so wie ich sie bei<br />
meinen Eltern erlebe.“ Christina Grünvogel unterstreicht<br />
dies: „Die positiven Erfahrungen, die Kinder in einer<br />
harmonierenden Familie machen dürfen, begleiten sie<br />
auch als Erwachsene durch das Leben und werden<br />
wiederum an die nächste Generation weitergegeben.“<br />
Nadja Ncir ist in einer großen Familie aufgewachsen<br />
und äußert sehr persönlich: „… ich weiß, wie schwer es<br />
manchmal sein kann. Dennoch bin ich zuversichtlich,<br />
dass, wenn alle mithelfen und sich in die Familie einbringen,<br />
auch ohne ‚das große Geld‘ eine Supergemeinschaft<br />
bestehen kann.“ Christina Grünvogel sieht in<br />
der zunehmenden Individualisierung eine Gefahr für die<br />
Familie: „Setzt sich der Trend zum … Singlehaushalt …<br />
fort, wird auf lange Sicht eine Veränderung der Sozialkompetenz<br />
der Menschen die Folge sein. Egoismus<br />
und Rücksichtslosigkeit könnten zu alles bestimmenden<br />
Merkmalen werden … und Hilfsbereitschaft … verdrängen.“<br />
Philipp Sauter, Kilian Schmid und Philipp<br />
Kresbach analysieren: „Die Entscheidung für oder gegen<br />
ein Kind steht im Zusammenhang mit der Entwicklung<br />
zur Ausbildung, zum Beruf und zur Karriere. … Familien<br />
mit mehreren Kindern haben kein hohes Ansehen in<br />
der Gesellschaft.“<br />
Splitter aus Wettbewerbsarbeiten<br />
Isabelle Salcher: „Meiner Meinung nach entsteht<br />
eine Familie, wenn Personen zusammen leben und<br />
ihren Alltag gemeinsam meistern; wenn man gegenseitig<br />
für sich sorgt, füreinander da ist und Verantwortung<br />
übernimmt. Dabei spielen Alter, Geschlecht<br />
oder biologische Abstammung keine Rolle. … Eine<br />
Familie tröstet bei Niederlagen, unterstützt bei Streit<br />
…, aber man kann auch mit ihr einfach nur Spaß<br />
haben. … Des Weiteren beinhaltet (sie) Respekt,<br />
eine Gleichstellung der einzelnen Familienmitglieder<br />
und Toleranz für deren Denkweisen und Entscheidungen.<br />
In einer Familie hat jeder seine Rolle und<br />
seine Aufgabe. … Für mich ist ein liebevoller und<br />
verantwortungsvoller Umgang mit Kindern selbstverständlich,<br />
denn diese sind unsere Zukunft.“<br />
Denise Greinig: „Familie bedeutet für mich Zusammenhalt<br />
und Geborgenheit, dabei kommt es in meiner<br />
Vorstellung nicht darauf an, wie genau eine Familie zusammengesetzt<br />
ist. Familie gilt für mich als Rückzugsbereich<br />
und als Ausgleich für die Welt außerhalb.“<br />
Saskia Hackner: „Für mich bedeutet Familie … Ort<br />
für den Erwerb und Erhalt der emotionalen Grundlagen.<br />
Meine Familie ist meine wichtigste Sozialinstanz<br />
und spielt in meinem Leben eine große Rolle.<br />
Auch wenn es in heutiger Zeit immer schwieriger<br />
wird, eine Familie zu gründen und zu erhalten, ist<br />
eine intakte Familie das größte Gut eines Menschen.“<br />
Markus With und Marius Braun: „Für mich ist die<br />
beste Familie eine, in der ich mich wohl fühle und in<br />
der sich die Eltern nicht streiten. … ich würde nicht<br />
in einer Doppelverdiener-Familie leben wollen. Die<br />
einzigen Modelle, die also übrig bleiben, wären die<br />
Familien mit Hausmann und die traditionelle Familie.“<br />
Carolin Siegwart: „Für mich muss eine Familie für<br />
ihre Mitglieder da sein. … Auch sollte jedes Familienmitglied<br />
seine Meinung frei sagen dürfen. … Ich<br />
sehe es als sehr wichtig an, dass junge Erwachsene<br />
ihre Eltern respektieren und sie nicht beschimpfen<br />
oder gar schlagen. Nur Respekt kann ein geregeltes<br />
Familienleben garantieren. … Ich denke, es ist nicht<br />
wichtig, ob eine Familie Tag für Tag in Harmonie lebt.“<br />
Tabea Rückert: „Natürlich gibt es manchmal Konflikte<br />
und Streit. Aber ich finde, das gehört einfach dazu.<br />
Die Versöhnung ist dann meistens umso schöner und<br />
lässt die Familie meiner Meinung nach noch fester<br />
zusammenwachsen.“<br />
Landtagsspiegel 2009/2010