Landtagsspiegel23. Jahrgang - Elke Brunnemer
Landtagsspiegel23. Jahrgang - Elke Brunnemer
Landtagsspiegel23. Jahrgang - Elke Brunnemer
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wir legen Konzepte für die<br />
Zukunft vor<br />
Gewiss, es waren keine Grünen, die die<br />
Spekulationsblasen in Gang setzten. Im Ge-<br />
genteil, immer wieder hatten Grüne davor<br />
gewarnt, die neuen Akteure auf den Finanz-<br />
märkten, wie etwa Hedge Fonds, weitgehend<br />
unreguliert zu lassen; immer wieder hatten<br />
Grüne darauf hingewiesen, dass die inter-<br />
nationalen Finanzmärkte und die interna-<br />
tionalen Banken neue Regeln brauchen, um<br />
die unübersehbaren Risiken zu vermeiden,<br />
die nun eingetreten sind.<br />
Auch in Baden-Württemberg sind die<br />
Grünen in den Gremien der Landesbank<br />
als einzige Fraktion des Landtags nicht ver-<br />
treten. Dennoch: Jetzt geht es darum, die<br />
Landesbank mit ihren 12.000 Beschäftigten,<br />
mit ihrer Funktion als Zentralinstitut der<br />
baden-württembergischen Sparkassen<br />
neu aufzustellen. Und dafür – nicht für die<br />
Vergangenheit, aber für die Zukunft –<br />
übernehmen die Grünen Verantwortung<br />
und legen Konzepte vor.<br />
Die Grünen tun dies entsprechend den<br />
Leitlinien des „öffentlichen Auftrags“ und<br />
der unternehmenspolitischen Nachhaltigkeit.<br />
Den Grünen geht es darum, aus den<br />
Erfahrungen der Finanzkrise und der Havarie<br />
der Landesbank zu lernen, die „rosarote<br />
Brille“ abzusetzen und bei der Landesbank<br />
einen neuen Kurs einzuschlagen, der die<br />
regionale Orientierung der Bank und die<br />
Kreditversorgung insbesondere für Hand-<br />
werk, Mittelstand und Kommunen wieder<br />
zum Schwerpunkt macht. Nicht Spekula-<br />
tionsmentalität, sondern Nachhaltigkeit<br />
muss die künftige Leitlinie unserer<br />
Landesbank sein.<br />
Staatshilfen nur mit Maß und Ziel<br />
Die Wirtschaftskrise hat die Regierungen<br />
und Parlamente in Europa und darüber hin-<br />
aus unter Handlungsdruck gebracht – zu<br />
Recht: Politisch weitermachen wie bisher,<br />
während viele Menschen ihren Job verlieren,<br />
das ist keine Lösung. Dennoch haben<br />
wir Grüne die neue Welle an Konjunktur-<br />
programmen und Staatseingriffen in die<br />
Wirtschaft sehr kritisch begleitet und tun<br />
dies weiter.<br />
Aufgabe des Staates ist es, den Finanzmarkt<br />
zügig wieder in Ordnung zu bringen –<br />
mit neuen Regeln und durchaus mit Staats-<br />
eingriffen. Die Banken brauchen schnell<br />
Eigenkapital, damit sie wieder Kredite an<br />
Unternehmen vergeben. Das Eigenkapital<br />
können sie vom staatlichen Bankenret-<br />
tungsfonds bekommen. Das hilft den Un-<br />
ternehmen bei uns im Land, die zunehmend<br />
Probleme mit ihrer Finanzierung bekommen,<br />
am meisten. Da die Banken sich aber<br />
im Gegenzug in die Karten schauen lassen<br />
und viele Vorgaben des Bundes einhalten<br />
müssten, scheuen sie diesen Weg.<br />
Staatliche Bürgschaften für die Kredite, die<br />
die Banken an die Unternehmen vergeben,<br />
können zusätzlich sinnvoll sein. Wir Grüne im<br />
Landtag haben daher zugestimmt, dass<br />
aus dem Landeshaushalt mehr Bürgschaften<br />
vergeben werden – aber mit Maß: Die von den<br />
anderen Fraktionen im Juni beschlossenen<br />
1,2 Milliarden Euro für Bürgschaften im<br />
Jahr 2009 sind zu viel. Denn mit dem Geld<br />
werden auch die Großbürgschaften nach<br />
dem Muster von Opel finanziert: Die Bundes-<br />
regierung lässt sich als angebliche Retterin<br />
von Arbeitsplätzen feiern, und die Länder,<br />
in denen das Unternehmen angesiedelt ist,<br />
müssen die Hälfte der Rettungssumme<br />
aufbringen. Hohe staatliche Bürgschaften<br />
für wenige Großunternehmen sind keine gute<br />
Wirtschaftspolitik, schon gar nicht für unser<br />
mittelstandsorientiertes Baden-Württemberg.<br />
Jede Bürgschaft für den Kredit an ein<br />
einzelnes Unternehmen benachteiligt außer-<br />
dem dessen Konkurrenten. Wir setzen uns<br />
dafür ein, dass auch in der Krise im Ländle<br />
das Geld nicht so locker sitzt wie in Berlin<br />
und wir unserem Mittelstand dann unter die<br />
Arme greifen, wenn es keine andere Lösung<br />
mehr gibt.<br />
Aus der Krise steuern:<br />
Das Autoland begrünen<br />
Unsere Ressourcen sind ein knappes Gut,<br />
und Öl wird nie mehr richtig billig: Das<br />
wissen heute nicht nur Grüne, sondern die<br />
potenziellen Autokäufer auf der ganzen Welt.<br />
Und dass wir in unserem ureigenen Interesse<br />
gegen den vom steigenden Autoverkehr<br />
mitverursachten Klimawandel ankämpfen<br />
müssen, auch.<br />
Das ist eine große Aufgabe, aber auch<br />
eine große grüne Chance für Baden-Württemberg:<br />
Wir können Baden-Württemberg<br />
zum ökologischen Hightechland machen.<br />
Viele Automobilzulieferer wie Bosch haben<br />
den Weg erkannt und stellen schon um<br />
auf Erneuerbare Energien: Sie bauen jetzt<br />
auch Fertigungsstraßen für Photovoltaik<br />
oder Komponenten für Windräder.<br />
Wir wollen unsere Automobilbauer überzeugen,<br />
dass sie in Zukunft Fahrzeuge und<br />
Konzepte für nachhaltige Mobilität auf der<br />
ganzen Welt verkaufen können, wenn sie sich<br />
umstellen. Das Know-how dazu haben die<br />
Unternehmen und Beschäftigten in Baden-<br />
Württemberg größtenteils. Wo es noch<br />
Mängel gibt, beispielsweise bei Batterien für<br />
Elektroautos, wollen wir in die Forschung<br />
investieren.<br />
Das neue Premium-Auto aus dem Ländle<br />
muss klein, leicht und schlau sein: Es passt<br />
in jede Parklücke von Stuttgart bis Singapur.<br />
Es ist leise und schadstoffarm, wie es in vielen<br />
Orten der Welt von Rom bis Kalifornien heute<br />
verlangt wird. Und es spart schlau Energie.<br />
Aber Autos verkaufen ist ökologisch und<br />
ökonomisch noch nicht die Lösung. Baden-<br />
Württemberg sollte zu dem Entwicklungsstandort<br />
für effiziente und umweltschonen-<br />
de Mobilität werden. Daimler zeigt gerade<br />
mit seinem Car2Go-Projekt in Ulm, wie es<br />
gehen kann: Smarts, die einfach zum Minu-<br />
tenpreis von jedem gemietet werden und<br />
überall im Stadtgebiet wieder abgestellt<br />
werden können. Dafür braucht man Ideen,<br />
neue Software und neue Dienstleistungen.<br />
Und die bringen neue Arbeitsplätze, mit<br />
denen wir den Strukturwandel im Autoland<br />
ökologisch meistern können.<br />
» Baden-Württemberg sollte zu dem<br />
Entwicklungsstandort für effiziente und<br />
umweltschonende Mobilität werden. «<br />
GRÜNE www.bawue.gruene-fraktion.de<br />
Landtagsspiegel 2009/2010 13