Programmheft - Badisches Staatstheater - Karlsruhe
Programmheft - Badisches Staatstheater - Karlsruhe
Programmheft - Badisches Staatstheater - Karlsruhe
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ann-
tannhäuser<br />
und dER SängERkRiEg auf WaRTBuRg<br />
große Romantische Oper von Richard Wagner<br />
in deutscher Sprache mit Übertiteln<br />
Uraufführung am 19. Oktober 1845 in Dresden<br />
Hermann Landgraf von Thüringen Ks. Konstantin Gorny / avtandil Kaspeli /<br />
renatus Meszar<br />
Tannhäuser John treleaven / scott Macallister<br />
Wolfram von Eschenbach seunG-Gi JunG / arMin KolarczyK<br />
Walther von der Vogelweide Ks. Klaus schneider /<br />
Matthias Wohlbrecht<br />
Biterolf lucas harbour<br />
Heinrich der Schreiber steven ebel / Max Friedrich schäFFer *<br />
Reinmar von Zweter Florian KontschaK * / luiz Molz<br />
Venus & Elisabeth heidi Melton / christina niessen<br />
Ein junger Hirt toM volz (cantus JuvenuM) /<br />
larissa Wäspy *<br />
Edelknaben MasaMi sato / caMelia tarlea<br />
daGMar landMann / Julia Mazur<br />
ulriKe Gruber / uta hoFFMann<br />
ursula haMM-Keller / christiane lülF<br />
Tänzer Venusberg Flavio salaManca / zhi le xu<br />
raFaelle Queiroz<br />
barbara blanche, patricia naMba,<br />
xue donG, harriet Mills, larissa Mota;<br />
arMan aslizadyan, bledi beJleri, Filipe<br />
Frederico, Jason Maison, ronaldo dos<br />
santos, andrey shatalin, zhi le xu<br />
* Opernstudio<br />
premiere 7.10.12 Grosses haus<br />
Aufführungsdauer ca. 4 ¼ Stunden, zwei Pausen<br />
Aufführungsrechte Edition Peters
Musikalische Leitung Justin broWn<br />
Regie aron stiehl<br />
Raum, Lichtskulptur und Kostüme rosalie<br />
Choreografie davide boMbana<br />
Licht steFan WoinKe<br />
chorleitung ulrich WaGner<br />
dramaturgie bernd Feuchtner<br />
badische staatsKapelle<br />
badischer staatsopernchor<br />
ballett des staatstheaters <strong>Karlsruhe</strong><br />
statisterie des staatstheaters <strong>Karlsruhe</strong><br />
Regieassistenz, Abendspielleitung christine hübner Musikalische assistenz<br />
Jan roeloF Wolthuis, WolFGanG Wiechert, John parr, paul harris, Julia<br />
siMonyan, Justus thorau Studienleitung Jan roeloF Wolthuis chorassistenz<br />
steFan neubert Bühnenbildassistenz silvia Maradea atelier rosalie thoMas<br />
JürGens, Marlene baldauF kostümassistenz Mara FieK ausstattungshospitanz<br />
lena bohnet Übertitel daniel rillinG Soufflage evelyn Wallprecht inspizienz<br />
ute WinKler Leitung Statisterie ursula leGeland<br />
Wir danKen Für besondere unterstützunG dieser produKtion:<br />
Richard-Wagner-Verband <strong>Karlsruhe</strong> e.V., Gesellschaft der Freunde des BadiScHEn<br />
STaaTSTHEaTERS kaRLSRuHE e. V., Händel-Gesellschaft <strong>Karlsruhe</strong> e. V., Prof. A. Krämer,<br />
die Ehepaare Botsch, Beuscher, Schuh, und Unterreiner sowie G. Johannson
Technische direktion harald Fasslrinner, ralF haslinGer Bühneninspektor rudolF<br />
bilFinGer Bühne stephan ullrich, MarGit Weber Leiter der Beleuchtungsabteilung<br />
steFan WoinKe Leiter der Tonabteilung steFan raebel Ton hubert bubser, Gunter<br />
essiG Leiter der Requisite WolFGanG FeGer Werkstättenleiter Guido schneitz<br />
Malsaalvorstand dieter Moser Leiter der Theaterplastiker ladislaus zaban<br />
Schreinerei rouven bitsch Schlosserei Mario WeiMar Polster- und Dekoabteilung<br />
ute WienberG, bernhard busse<br />
kostümdirektorin doris hersMann gewandmeister/in Herren petra annette<br />
schreiber, robert harter gewandmeisterinnen damen tatJana GraF, Karin<br />
WÖrner, annette Gropp Waffenmeister Michael paolone Schuhmacherei thoMas<br />
Mahler, barbara Kistner, Gülay yilMaz Modisterei diana Ferrara, Jeanette<br />
hardy chefmaskenbildner raiMund ostertaG Maske sabine bott, Karin Grün,<br />
sina Janzer, Freia KauFMann, Marion Kleinbub, petra Müller, sotirios<br />
noutsos, sandra oesterle, briGitte reh, natalie stricKner, andrea Weyh,<br />
Marina ziebold<br />
Wir danKen<br />
der Privatbrauerei Hoepfner für die Unterstützung der Premierenfeier.<br />
iM Genuss nur Kenn ich liebe!<br />
2 Heidi Melton, John Treleaven
Künstler-<br />
zuM inhalt<br />
1. auFzuG<br />
Seit Heinrich Tannhäuser die gesellschaft<br />
auf der Wartburg im Streit verlassen hat,<br />
lebt er im Reich der göttin Venus und<br />
genießt die Freuden der Liebe. Ihr gelten<br />
nun seine Lieder. Doch heute scheint er<br />
zerstreut – die ewige Wollust ist ihm zu<br />
viel geworden. Er hat von Glockengeläute<br />
geträumt …<br />
Zunächst erzählt er Venus von Sonne und<br />
Sternen, von Wiesen und Nachtigall, die<br />
ihm fehlen. Venus versteht nicht, dass<br />
Tannhäuser nicht zu würdigen weiß, von<br />
der göttin der Liebe selbst verwöhnt zu<br />
werden, und fordert ein Preislied von ihm.<br />
dieses stimmt Tannhäuser sogleich an –<br />
4<br />
draMa<br />
um wieder abzuschweifen: als Sterblichem<br />
sei ihm all das zu viel, aus Freuden sehne<br />
er sich nach Schmerzen! Er bittet Venus<br />
um Abschied, die nun wütend wird, weil sie<br />
spürt, dass es Tannhäuser ernst ist. Tannhäuser<br />
fürchtet aber, bei Venus zum Sklaven<br />
zu werden, und fordert seine Freiheit. Venus<br />
verhöhnt ihn, er solle ruhig zu den kalten<br />
Menschen fliehen, dann werde er zurückkehren<br />
und um Gnade flehen. Ihr Reich<br />
aber öffne sich nicht Bettlern, sondern nur<br />
Helden. Beide steigern sich ins Äußerste<br />
hinein, Venus verflucht die ganze Welt,<br />
Tannhäuser sagt, er suche den Tod. Bei<br />
seinem ausruf „Mein Heil liegt in Maria!“<br />
versinkt die Venuswelt.<br />
Flavio Salamanka, Ballett STAATSTHEATER KARLSRUHE
Ein junger Hirte singt von Frau Holda, die<br />
aus dem Berg hervorgekommen sei, um<br />
den Frühling zu bringen. Es nähern sich<br />
Pilger, die sich zu einer Wallfahrt nach Rom<br />
hingezogen fühlen, weil ihnen ihre Sünden<br />
schwer auf der Seele lasten. Tannhäuser<br />
sinkt erschüttert auf die knie und preist die<br />
Gnade Gottes. Auch er spürt die Last der<br />
Sünden und will Buße tun.<br />
Jagdhörner kündigen die Gesellschaft des<br />
thüringischen Landgrafen Hermann an.<br />
Wolfram von Eschenbach erkennt Heinrich<br />
und spricht ihn an. Die Sänger umringen<br />
ihren früheren Kumpan und fragen ihn, ob<br />
er zu neuem Streit gekommen sei. Als er<br />
verneint, bitten sie ihn, mit ihnen auf die<br />
Wartburg zu kommen. Tannhäuser besteht<br />
darauf, sein Weg dürfe nur vorwärts gerichtet<br />
sein. Erst als Wolfram das Zauberwort<br />
„Elisabeth“ ausspricht, bleibt Tannhäuser<br />
gebannt stehen. Wolfram berichtet, dass<br />
Tannhäuser auf Elisabeth, die Nichte des<br />
Landgrafen, durch seine Kunst eine solche<br />
Wirkung ausgeübt habe, dass sie seit seinem<br />
Verschwinden nie mehr zu ihrem kreis<br />
gekommen sei. Das erfüllt Tannhäuser mit<br />
Begeisterung, er fühlt sich wieder als Teil<br />
der Wartburg-gesellschaft und kehrt gerne<br />
mit den Sängern zurück.<br />
2. auFzuG<br />
Zum ersten Mal seit Tannhäusers Verschwinden<br />
betritt Elisabeth wieder die<br />
Sängerhalle der Wartburg. So öde und leer<br />
sie ihr ohne ihn erschien, so groß ist ihre<br />
Freude, dass er sie nun wieder mit seiner<br />
Gegenwart beleben wird. Wolfram führt<br />
Tannhäuser herein, wobei ihm nicht verborgen<br />
bleibt, wie sehr Elisabeth diesem<br />
zugetan ist. Auf Elisabeths Fragen, wo er so<br />
lange gewesen sei, antwortet Tannhäuser<br />
6<br />
ausweichend. Sie berichtet ihm, wie sehr<br />
seine Lieder sie aufgewühlt hatten, weil<br />
sie gegenüber dem konventionellen Singen<br />
seiner Kollegen nicht mehr nur als ein Spiel,<br />
sondern als Wirklichkeit erschienen: gefühle,<br />
die sie nie empfunden, Verlangen, das<br />
sie nie gekannt, waren in ihr aufgestiegen.<br />
Heinrichs Verschwinden war deshalb ein<br />
wirklich herber Schlag für sie. Beide preisen<br />
die Stunde, die sie wieder zusammengebracht<br />
hat.<br />
Der Landgraf ist entzückt, seine Nichte<br />
wieder in der Sängerhalle anzutreffen. Er<br />
ahnt den Grund, doch will Elisabeth nicht<br />
darüber sprechen. Er hofft Aufklärung im<br />
Gesang zu finden: „Die holde Kunst, sie<br />
werde nun zur Tat!“ und schon eilt die feine<br />
Gesellschaft Thüringens herbei, um dem<br />
Fest beizuwohnen. Bei seiner Ansprache<br />
lässt Landgraf Hermann seine militärischen<br />
Erfolge gegen die Welfen und beim kampf<br />
um die deutsche Einheit nicht unerwähnt.<br />
Von der kunst fordert er ähnliche Erfolge<br />
auf den Gebieten von Anmut, Sitte, Tugend<br />
und Glauben. Den Sängern stellt er eine<br />
aufgabe: in ihren Liedern sollen sie das<br />
Wesen der Liebe ergründen. Elisabeth werde<br />
dem Sieger den Preis überreichen – wobei<br />
jeder versteht, dass dies sie selbst samt<br />
Mitgift sein soll.<br />
als Erster singt Wolfram von dem Wunderbrunnen,<br />
den sein Geist staunend erblicke,<br />
doch den er niemals trüben würde, indem<br />
er ihn berührte. Wütend springt Tannhäuser<br />
auf und widerspricht Wolfram: Er lege getrost<br />
die Lippen an diesen unversiegbaren<br />
Brunnen an, und so sei ihm ewige Labung<br />
seiner Sehnsucht sicher. Walther von der<br />
Vogelweide belehrt Tannhäuser, der Brunnen<br />
stehe für die Tugend, und wenn man<br />
auch nur die Lippen an ihn lege, versiege<br />
seine Wunderkraft: „Du musst dein Herz,<br />
Ballett STaaTSTHEaTER kaRLSRuHE
nicht deinen gaumen laben!“ Tannhäuser<br />
antwortet wiederum heftig, wenn es nur<br />
beim Schmachten bliebe, würde ja bald die<br />
Welt aussterben: Er kenne die Liebe nur im<br />
Genuss. Nun entsteht Unruhe, da das Tabu<br />
der höfischen Minne gebrochen wurde,<br />
und Biterolf erklärt, solche Art von Liebe sei<br />
wohlfeil und keines ritterlichen Schwertes<br />
wert. Tannhäusers Antwort beleidigt Biterolf<br />
persönlich, indem er ihm erklärt, sein<br />
Leben sei an Liebe nicht reich gewesen.<br />
damit hat er alle Sänger zum krieg herausgefordert.<br />
Wolfram versucht noch einmal,<br />
das Ideal der reinen Liebe zu preisen, was<br />
Tannhäuser allerdings nur dazu verführt,<br />
den Lobpreis der Venus anzustimmen und<br />
alle aufzufordern, in ihr Reich einzuziehen.<br />
nun ist es heraus: Tannhäuser war im<br />
Venusberg und hat damit eine Todsünde<br />
begangen. Als sie mit dem Schwert auf<br />
Tannhäuser losgehen, tritt Elisabeth dazwischen:<br />
„Was ist die Wunde eures Eisens<br />
gegen den Todesstoß, den ich von ihm<br />
empfing?“ Sie fordert für ihn die Chance<br />
der Reue und Buße, um seine Seele zu<br />
retten, denn der Erlöser sei für alle Sünder<br />
gestorben. Tannhäuser bricht zerknirscht<br />
zusammen. Der Landgraf stößt Tannhäuser<br />
aus, stellt ihm aber frei, an dem Zug der Pilger<br />
nach Rom teilzunehmen, um die Vergebung<br />
seiner Sünde zu erlangen. Voll Angst<br />
um sein Seelenheil und aus Reue über das,<br />
was er Elisabeth angetan hat, bricht Tannhäuser<br />
auf nach Rom.<br />
3. auFzuG<br />
Wolfram findet Elisabeth, die für Tannhäusers<br />
Seele betet und wie er auf seine<br />
Rückkehr aus Rom wartet. Er empfindet tief<br />
mit ihr. Die Pilger kehren zurück, entsühnt<br />
und befriedet. Doch Tannhäuser ist nicht<br />
unter ihnen, wie Elisabeth unter großer<br />
Aufregung feststellen muss. Nun richtet sie<br />
ein feierliches gebet an die Muttergottes<br />
und fleht sie an um den Tod, damit sie zu<br />
deren füßen um das Heil Tannhäusers bitten<br />
kann. Als sie gehen will, bietet Wolfram<br />
ihr seine Begleitung an, doch sie wehrt<br />
freundlich ab. In einem sanften Lied an den<br />
Abendstern, mit dem er natürlich Elisabeth<br />
meint, bringt Wolfram seine Todesahnung<br />
zum Ausdruck.<br />
Tannhäuser erscheint, angelockt vom Harfenschlag<br />
Wolframs. Er kommt unentsündigt,<br />
beruhigt Wolfram aber, dass er nicht<br />
ihn und die Wartburg Gesellschaft sucht,<br />
sondern den Venusberg. Wolfram fragt ihn<br />
heftig, warum seine Bußfahrt denn erfolglos<br />
geblieben sei. Tannhäuser berichtet<br />
von der Selbstkasteiung auf dem Weg nach<br />
Rom, von seiner Demut und der hoffnungsfrohen<br />
Ankunft in der heiligen Stadt. Der<br />
Papst allerdings hatte ihm die Vergebung<br />
verweigert. Wenn er im Venusberg geweilt<br />
habe, sei er auf ewig verdammt: „Wie<br />
dieser Stab in meiner Hand nie mehr sich<br />
schmückt mit frischem Grün, kann aus der<br />
Hölle heißem Brand Erlösung nimmer dir<br />
erblühn!“<br />
deshalb will Tannhäuser wieder zurück<br />
zu Venus und ruft sie an. Wolfram ringt<br />
vergeblich mit ihm, es zeigen sich die Anzeichen<br />
des Venusberges und schließlich<br />
erscheint Venus selbst und lockt ihn mit<br />
ihrem Verzeihen zu sich. Da spricht Wolfram<br />
das Zauberwort „Elisabeth“ aus, Tannhäuser<br />
bleibt wie angewurzelt stehen und<br />
die Wartburggesellschaft berichtet vom<br />
Opfertod Elisa beths. Tannhäuser stirbt. Der<br />
ergrünte Priesterstab zeigt an, dass wirklich<br />
ein Wunder geschehen ist.<br />
8 Heidi Melton
zeittaFel<br />
22. Mai 1813 Richard Wagner in Leipzig geboren<br />
1832 Text für Ritteroper Die Hochzeit nach E.T.A. Hoffmann<br />
1833 komponiert erste Oper die feen<br />
1837 Kapellmeister in Riga, lernt Holländer- und Tannhäuser-Stoff<br />
u. a. bei Heinrich Heine kennen<br />
1839 Flucht über London nach Paris<br />
1840/41 große Armut in Paris, komponiert Der fliegende Holländer<br />
1843 Hofkapellmeister in dresden<br />
1842 – 44 komposition Tannhäuser<br />
19. oktober 1845 Uraufführung Tannhäuser in Dresden<br />
1857 – 59 komposition von Tristan und isolde<br />
1861 Tannhäuser in Paris, Erweiterung der Partitur<br />
1867 Tannhäuser in München, wesentliche Änderungen<br />
1875 Tannhäuser in Wien, wesentliche Änderungen<br />
13. Februar 1883 Richard Wagner in Venedig gestorben<br />
1891 Tannhäuser erstmals in Bayreuth<br />
10 John Treleaven, Tom Volz
urKraFt<br />
liebe<br />
zur inszenierunG<br />
REGISSEUR ARON STIEHL IM GESPRÄCH<br />
Was hat tannhäuser Getan, dass<br />
die ritter ihn nach deM sänGerKrieG<br />
tÖten Wollen?<br />
Tannhäuser hat die Wahrheit gesagt. Die<br />
Wartburg-gesellschaft steht unter dem<br />
Tabu, dass nur über die eine Seite der<br />
Liebe geredet werden darf, die sie für<br />
tugendhaft hält. Über Sexualität darf nicht<br />
gesprochen werden – dass diese zum ganzen<br />
dazugehört, will sie nicht akzeptieren.<br />
Tannhäuser bricht diese Lüge auf, was die<br />
Wartburg-Gesellschaft als Angriff empfindet.<br />
Offenbar tut ihr das sehr weh, zumal<br />
Tannhäuser das Tabu auf sehr aggressive<br />
Art angeht. Er geht aber aus dem Grund<br />
nach Rom, weil er dabei Elisabeth sehr<br />
schmerzhaft verletzt hat: „Sie frevelnd zu<br />
berühren, hob ich den Lästerblick zu ihr,“<br />
singt er da. Die Verletzung Elisabeths ist<br />
sein Verbrechen, nicht dass er im Venusberg<br />
geweilt hat.<br />
12<br />
hat das Mit deM Frauenbild der<br />
WartburG-GesellschaFt zu tun?<br />
in dieser patriarchalischen gesellschaft<br />
wird die frau aufgespalten in die heilige<br />
Jungfrau, zu der man aufblickt, und das<br />
böse Weib, das die Männer verführt. Würde<br />
man Wagners Elisabeth und Venus darauf<br />
reduzieren, täte man beiden unrecht.<br />
Venus lockt Tannhäuser in fantasiewelten<br />
und ist die Muse seiner Kunst. Die Inspiration<br />
und die Liebe sind ebenso wichtig<br />
wie die Wollust. Wenn Tannhäuser sagt, er<br />
müsse nun wieder etwas anderes erleben<br />
und nicht immer die gleiche Lust genießen,<br />
wird Venus ganz menschlich und gerät<br />
außer sich, wie eine liebende Frau das tut.<br />
das wird ein echter Ehekrach – also ist sie<br />
nicht nur für die Lust zuständig, sondern<br />
auch für die Gefühle. Ebenso ist Elisabeth<br />
keine Heilige, sondern sie liebt und<br />
begehrt Tannhäuser und will bestimmt mit
ihm auch eine Familie gründen. Deshalb<br />
will auch sie nicht angebetet werden wie<br />
die Jungfrau Maria. So wie sie singt und<br />
so wie ich die Musik verstehe, ist sie eine<br />
ganz sinnliche Frau. Sie gesteht ihm, seine<br />
Lieder hätten ungeahnte gefühle in ihr geweckt,<br />
ja sie will ihn sogar spontan küssen<br />
und entschuldigt sich dafür.<br />
Wer ist dieser tannhäuser?<br />
Tannhäuser erfüllt das Bild des genialen<br />
Künstlers auch in dem Sinne, dass er<br />
weder mit sich noch mit den anderen im<br />
Reinen ist. Er ist sicher ein schwieriger<br />
Mensch. Da, wo er ist, ist er unzufrieden,<br />
und es treibt ihn immer vorwärts. Er<br />
schafft künstlerisch hochwertige Werke<br />
und nutzt jede Gelegenheit dazu. Wenn<br />
man anschaut, wie er mit Venus und Elisabeth<br />
umgeht, bemerkt man, wie egoistisch<br />
er ist. Seine Zerrissenheit ist aber wohl die<br />
Voraussetzung für seine genialen Werke.<br />
Er ist ein toller Mensch mit Charisma, aber<br />
sehr anstrengend, weil er alles auf sich<br />
bezieht. Durch sein undiplomatisches,<br />
aggressives Verhalten bringt er nicht nur<br />
die Wartburg-Gesellschaft zur Weißglut,<br />
sondern auch Venus aus der Fassung. Elisabeth<br />
– die er schon früher tief gekränkt<br />
hatte – verletzt er derart, dass sie daran<br />
stirbt. Es geht immer nur um ihn. Erst<br />
verlässt er Elisabeth, dann Venus, um zu<br />
der Anderen zurückzukehren. Auch beim<br />
Sängerkrieg könnte er eine faire diskussion<br />
starten, aber er drängt sich vor und<br />
nutzt ihn zur Ego-Show.<br />
WaGner hat den venusberG in ein<br />
antiKes GeWand GeKleidet. Wie Weit<br />
Muss uns das KüMMern?<br />
Die Oper spielt im christlichen Mittelalter,<br />
als die Sexualität tabuisiert wurde. Die<br />
antike hatte darin noch einen freien umgang<br />
gehabt, wie wir aus den überlieferten<br />
Dokumenten wissen. Die Christenheit<br />
tabuisierte auch die griechischen Texte,<br />
bis sie von Renaissance und aufklärung<br />
wiederentdeckt wurden. Die Romantik, der<br />
Wagner anhing, schätzte wiederum gewisse<br />
Seiten des Mittelalters, das man ja<br />
auch nicht nur schlecht machen muss, weil<br />
es anders war, und dazu gehörte die Idealisierung<br />
der reinen Liebe. Wagner greift die<br />
Polarisierung durch diese beiden Denkrichtungen<br />
auf, folglich muss das auch in<br />
der Aufführung thematisiert werden.<br />
belastet sie die GiGantische<br />
rezeptionsGeschichte der WaGner-<br />
Welt durch interpreten und<br />
schriFtsteller?<br />
Ich weiß nicht, ob es einen Weg zurück<br />
gibt in die Unschuld. Wenn Adam und Eva<br />
mal vom Apfel gegessen haben, ist das<br />
Paradies verschlossen. Ich kenne die<br />
interpretationsgeschichte des tannhäuser<br />
natürlich nicht seit der Uraufführung, sondern<br />
erst seit Harry Kupfers Inszenierung.<br />
Meine tannhäuser-Sicht schließt das<br />
selbstverständlich ein, und ich bin ein<br />
Kind unserer Zeit.<br />
die inszenierungsgeschichte Wagners<br />
spannt sich ebenfalls zwischen zwei Polen<br />
auf, der naturalistischen und der stilisierten<br />
Aufführungsform. Rosalies Bühnenbild<br />
gehört entschieden zur stilisierten Form.<br />
Wie reaGieren sie darauF Mit ihrer<br />
reGie?<br />
der stilisierten Bühne tut eine eher psychologische<br />
Erzählweise recht gut. Meine<br />
Regiesprache bedeutet eine psychologische<br />
Führung der Figuren, und das kann<br />
13
zu einer produktiven Spannung zu rosalies<br />
Kunstraum führen.<br />
Was bedeutet es Für die interpretation<br />
des tannhäusers, Wenn venus<br />
und elisabeth von ein und derselben<br />
sänGerin GesunGen und Gespielt<br />
Werden?<br />
die beiden gegensätze in einer Sängerin<br />
zu vereinen, das ist schon ein Statement,<br />
dass es sich um die zwei Seiten derselben<br />
Medaille handelt. Wenn Wagner die Frau<br />
in diese beiden Seiten spaltet, zeigt das ja<br />
zugleich, dass sie eigentlich zusammengehören.<br />
Erst bei Kundry hat Wagner es geschafft,<br />
beides in einer Figur zu vereinen.<br />
Wer kommt am Schluss wieder, Venus,<br />
Elisabeth oder die Ganzheit? Ist es eine<br />
Utopie, dass sich diese beiden Frauenbilder<br />
zusammenfügen?<br />
Im orthodoxen Judentum, im Islam, in<br />
der katholischen kirche – überall kommt<br />
diese Abspaltung vor, und die Wiedervereinigung<br />
könnte auch das Wunder sein,<br />
das am Ende geschieht. Vielleicht war die<br />
Tabuisierung der Sexualität eine Voraussetzung<br />
für das Zusammenleben der Menschen.<br />
Sie ist eine so starke Urkraft, dass<br />
die Kulturen Angst davor haben. Wenn<br />
man das übertreibt, muss die Frau darunter<br />
leiden. Sie muss sich verhüllen oder<br />
sie muss Jungfrau bleiben – früher sagte<br />
man sogar „fräulein“ zu den vorgeblichen<br />
Jungfrauen.<br />
letztlich ist es also doch eine oper<br />
über Männerphantasien?<br />
14<br />
die Ritter geraten in einen geradezu fundamentalistischen<br />
ausbruch: Sie wollen<br />
Tannhäusers Blut fließen sehen. Der Landgraf<br />
macht es sich leicht, wenn er danach<br />
Tannhäuser ausweist nach Rom. Er schiebt<br />
die Entscheidung an den Oberpriester ab<br />
und wäscht die Hände in unschuld – das<br />
kennen wir doch. Wenn der Papst ihn<br />
nicht entsühnt, darf Tannhäuser bei seiner<br />
Rückkehr gelyncht werden. Das passiert<br />
doch allenthalben, nicht nur in islamischen<br />
Ländern.<br />
Tannhäuser ist aber auch ein Produkt seiner<br />
Zeit, er beleidigt jeden in seinem Eifer<br />
und ist unfähig zur Arbeit an dem Konflikt.<br />
John Treleaven spielt das äußerst intensiv.<br />
für mich als relativ jungen Regisseur ist es<br />
eine große Ehre mit einem so erfahrenen<br />
Sänger arbeiten zu dürfen. Ich hatte schon<br />
eine gewisse Angst, wie weit ein Sänger,<br />
der so viel mehr über die Rolle weiß, sich<br />
auf ein Konzept einlassen würde, das ganz<br />
anders ist. Diese Angst war unbegründet,<br />
da er ein toller Sängerdarsteller ist, der<br />
sehr neugierig darauf war, etwas Neues<br />
gemeinsam zu entwickeln. Das war ein<br />
Geschenk, denn man findet bei so großen<br />
künstlern von großem Wissen und hoher<br />
emotionaler intelligenz nicht sehr oft eine<br />
so große Offenheit – und britischen Humor.<br />
um auf die frage zurückzukommen: Es ist<br />
vor allem eine romantische Künstleroper.<br />
Mir war es wichtig, einen Künstler zu<br />
zeigen, der zu Lebzeiten angefeindet wird,<br />
nach seinem Tod aber von allen als ein<br />
großer Künstler verklärt wird. Auch das<br />
kennen wir ja zur Genüge.<br />
John Treleaven<br />
Folgeseiten Armin Kolarczyk, John Treleaven, Heidi Melton
18<br />
Künstliche<br />
paradiese<br />
zur szenischen bilderWelt<br />
DIE KÜNSTLERIN ROSALIE IM GESPRÄCH<br />
der KoMponist ein unheilbarer<br />
roMantiKer, eine Geschichte aus<br />
deM Mittelalter, Mit der aber das<br />
19. Jahrhundert GeMeint ist. Wie<br />
brinGt Man das Menschen von<br />
heute vor auGen?<br />
Wagner hat uns immer die Aufgabe gestellt,<br />
Neues zu erfinden. Es ist ja nicht nur der<br />
Spagat zwischen den Zeiten, sondern auch<br />
zwischen der Venuswelt und der Wartburgwelt.<br />
Wagner hat schon mit Tannhäuser<br />
auf sein Experiment gesamtkunstwerk<br />
gezielt, das war es, was er mit seinem Ausspruch<br />
„Kinder, schafft Neues!“ meinte. Es<br />
geht mir im Wesentlichen darum, etwas zu<br />
erschaffen: Wer von uns hat denn schon<br />
einmal eine Venuswelt gesehen? Man muss<br />
sie ebenso neu erfinden und gestalten wie<br />
die Wartburgwelt.<br />
Wir sehen einen einheitsrauM<br />
auF der bühne, Wir FunKtioniert<br />
das dann?<br />
für mich persönlich war der erste elementare<br />
Ansatz, einen akustischen Raum zu<br />
schaffen, in dem sowohl diese konträren<br />
Welten als auch ihre Musik Platz finden.<br />
der Raum muss verschiedene dimensionen<br />
aufscheinen lassen können zwischen<br />
Luzifer und Seraphin, aber auch ihre<br />
Gleichzeitigkeit erfahrbar machen. Und da<br />
ist das Licht der entscheidende impuls für<br />
mich. Denken wir nur an die Lichtvisionen<br />
von Caspar David Friedrich, dem romantischen<br />
Maler! Hier gilt es, mit heutigen<br />
technischen Mitteln und Möglichkeiten die<br />
Träume des Lichts an unser ästhetisches<br />
Empfinden und unsere Wahrnehmung anzubinden.<br />
Das Licht ist ein abstraktes Mittel,
aber gleichzeitig auch ein sehr sinnliches<br />
Medium. Licht ist sehr emotional. Licht<br />
ist für mich ist das gestaltungsmittel der<br />
Gegenwart. Licht ist abstrakt und konkret,<br />
es kommt und verschwindet, mit Licht kann<br />
ich malen und zeichnen, mit Licht kann ich<br />
zaubern, mit Licht kann ich Raum-Architekturen<br />
bauen.<br />
Die Opiumvisionen der Venus-Hölle, die<br />
uns ja nicht an ein Bordell erinnern dürfen,<br />
sondern ein neues fenster sinnlicher Erfahrung<br />
öffnen sollen, das war eine große<br />
Herausforderung für mich. Jeder Zuschauer<br />
soll dort ein Erfahrungsfeld für seine eigenen<br />
Assoziationen finden können. Als Gegenpol<br />
des Spektrums ist dann die Welt Elisabeths<br />
auf der Wartburg zu gestalten, aber als die<br />
andere Seite der gleichen Medaille.<br />
die auFspaltunG in zWei Welten ist<br />
sicher auch eine besondere heraus-<br />
ForderunG Für die KostüMbildnerin?<br />
Venus gibt es ja nicht real, höchstens diese<br />
wunderbare Göttin Venus von Poussin. Wir<br />
müssen also Venus in unserer fantasie<br />
immer wieder neu erfinden. Alles, was zu<br />
direkt ist, wirkt pädagogisch. Ich möchte<br />
diese beiden Seiten einer frau in der<br />
Schwebe lassen, auch wenn Venus und<br />
Elisabeth von der gleichen Sängerin gesungen<br />
werden. Venus ist ja so viel mehr: Sie<br />
ist Tannhäusers Inspiration, sie ist Luzifer,<br />
sie ist die Nacht. Da möchte ich eine Lichtwelt<br />
bauen, die die Fantasie jedes Einzelnen<br />
lenkt und vor allem freisetzt.<br />
das deutsche Mittelalter Würde<br />
den zuschauer auF die Falsche<br />
Fährte Führen?<br />
Es geht bei Tannhäuser nicht um einen<br />
deutschen Realismus, sondern um künst-<br />
Folgeseiten John Treleaven, Heidi Melton, Opernchor, Extrachor<br />
liche Paradiese, um die Poesie der Dinge,<br />
das Reich des Poetischen. Wagner hat<br />
das auf die Spitze getrieben. Positionen<br />
der Hässlichkeit kamen erst im Expressionismus<br />
ins Spiel. Nein, wir müssen an die<br />
Poesie von Baudelaires Les fleurs du mal<br />
denken, an das Künstlersehnen in E.T.A.<br />
Hoffmanns der goldene topf, an die symphonie<br />
fantastique von Hector Berlioz, an<br />
die Romantik von caspar david friedrich<br />
und des heinrich von ofterdingen von<br />
novalis – dazwischen muss die neue fantasiewelt<br />
dieses komplex aufgefächerten<br />
Kosmos ins Heute aufgespannt werden.<br />
Zwischen Venus und Elisabeth, zwischen<br />
Nacht und Tag, zwischen den beiden Engeln<br />
Luzifer und Seraphin.<br />
Dann kann das Publikum mit offenen Augen<br />
und Ohren neugierig diese spannende<br />
Welt von Wagners Tannhäuser entdecken.<br />
Jede illustrative Bebilderung tötet die Fantasie.<br />
Deshalb möchte ich mit dem Licht<br />
und seinen schwebenden Stimmungen<br />
und Zwischenräumen arbeiten. Wolfgang<br />
Rihm zitiert gerne adornos Satz „utopie der<br />
Kunst ist es, Dinge zu machen, von denen<br />
wir nicht wissen was sie sind.“ Das knüpft<br />
an das Unbewusste, Unterbewusste, auch<br />
das Unbekannte an, das doch der Adressat<br />
des Kunstwerks ist. Zumal bei einem Künstlerdrama<br />
wie dem Tannhäuser mit seiner<br />
unglaublichen Radikalität.<br />
19
der<br />
Als Richard Wagner 1842 in Paris die Idee<br />
zum tannhäuser hatte, war an eine Pariser<br />
fassung noch nicht zu denken – das<br />
vollständige Scheitern in der Welt-Opernhauptstadt<br />
war der auslöser zu seiner<br />
deutschen Oper. In Dresden und Berlin<br />
zeigten sich Aufführungsmöglichkeiten für<br />
rienzi und holländer, also richteten sich<br />
seine Antennen nach Deutschland aus.<br />
Das „einfache, echte deutsche Volksbuch<br />
vom Tannhäuser“ fiel ihm in die Hände<br />
und erregte seine Fantasie, und als er<br />
auch noch der fehlspekulation des königsberger<br />
Philologen C. T. Lucas aufsaß,<br />
Tannhäuser sei identisch gewesen mit<br />
Heinrich von Ofterdingen, dem Helden des<br />
Sängerkrieges auf der Wartburg, hatte er<br />
das Thema seiner nächsten Oper gefunden.<br />
Sich aus den Wonnen der welschen<br />
Liebesmetropole – die sich ihm verweigert<br />
hatten – loszureißen und heimzukehren<br />
in den kalten, klaren deutschen Norden,<br />
dieser Entschluss war Wagners Lebenssituation.<br />
22<br />
rebell<br />
zuM KoMponisten<br />
und auch dass er damit in eine gesellschaft<br />
zurückkehren würde, die ihm innerlich<br />
verhasst war, war ihm vollständig klar.<br />
Er verachtete die politische Verfassung<br />
der deutschen Kleinstaaten. In Paris<br />
hatte er die Schriften der frühsozialisten<br />
studiert. Ihre Auffassung, dass die<br />
gesellschaftlichen institutionen dazu da<br />
sind, die Bedürfnisse der Menschen zu<br />
unterdrücken und die Herrschaft über sie<br />
aufrechtzuerhalten, war ganz die seine.<br />
Auch Feuerbachs These, Religion sei Opium<br />
fürs Volk, fand Wagners begeisterte<br />
Zustimmung. Die katholisch-moralische<br />
Tendenz in Tiecks Tannhäuser-Märchen<br />
hatte Wagner explizit angewidert. Wenn<br />
er nun, noch dazu in der politisch aufgeheizten<br />
Situation des Vormärz, am 12. April<br />
1842 in Dresden ankam, dann nicht in einer<br />
heimelige Wärme, sondern in einem Land,<br />
das für den Umsturz bereit war.<br />
In Paris hatte er bitterste Not gelitten, in<br />
Dresden praktiziert er das, was ihm bereits
in Riga zum Verhängnis geworden war und<br />
ihn zur flucht getrieben hatte: Er lebt über<br />
seine Verhältnisse. Die Uraufführung des<br />
rienzi am 20. Oktober 1842 (300 Taler) und<br />
auch die des holländers am 2. Januar 1843<br />
(220 Taler) hatten ihn nicht reich gemacht,<br />
aber er lebt auf dem großem fuß eines<br />
Erfolgskomponisten. Er ist der Meinung,<br />
dass ihm ein gewisser Lebensstandard<br />
einfach zustand, und wenn dieser dem<br />
dresdner Hofkapellmeister nicht zur Verfügung<br />
gestellt wird, ist das ein Versäumnis<br />
der gesellschaft – sie war an Wagners<br />
Schulden schuld, nicht etwa er selber. Die<br />
Uraufführung des tannhäuser am 19. Oktober<br />
1845 bringt ihm 300 Taler ein – für die<br />
Dekorationen wurden 8000 Taler ausgegeben<br />
(Kaufkraftvergleiche sind schwierig,<br />
man kann aber vom dreifachen Wert in<br />
Euro ausgehen).<br />
Mehrfach veröffentlicht Wagner in Dresdner<br />
Zeitungen Artikel, die zur politischen<br />
Revolution aufrufen. Wagner pflegt Umgang<br />
mit anarchisten wie Bakunin und<br />
kämpft zugleich an der kunstfront: am<br />
16. Mai 1848 reicht er beim Ministerium<br />
seinen „Entwurf zur Organisation eines<br />
deutschen nationaltheaters für das königreich<br />
Sachsen“ ein und skizziert die ersten<br />
Entwürfe für den ring des nibelungen. Bei<br />
den dreitägigen Straßenkämpfen anfang<br />
Mai 1849 geht ausgerechnet das barocke<br />
Opernhaus am Zwinger in flammen auf<br />
– am 1. April hatte er hier noch das Palmsonntagskonzert<br />
mit Beethovens neunter<br />
Sinfonie dirigiert, eine von Wagner begründete<br />
Tradition, die auch heute wieder<br />
gepflegt wird. Wagner wird steckbrieflich<br />
gesucht und flieht mit seiner Frau Minna<br />
und Gottfried Semper in die Schweiz.<br />
Im Künstler, der getrieben ist, seine persönlichen<br />
Empfindungen öffentlich zu ma-<br />
chen, manifestiert sich der Widerspruch<br />
zwischen individuum und gesellschaft in<br />
verschärfter Weise. Das 19. Jahrhundert<br />
mit seinem romantischen geniekult inmitten<br />
der Versklavung der arbeitenden<br />
Bevölkerung durch das kapitalistische<br />
industriesystem bot den besten nährboden<br />
für die Feier des Individualismus.<br />
Wagner rieb sich aufs Heftigste an der<br />
Gesellschaft, und seinem tannhäuser hat<br />
er diesen Konflikt eingeschrieben. In dieser<br />
Oper bricht er allerdings nur aus und<br />
wird holzschnittartig dargestellt. Wagners<br />
eigenwillige Weltsicht wird erst danach im<br />
ring ausformuliert – auch sie ist in der Revolution<br />
entstanden. Tannhäuser scheitert<br />
an den Institutionen, die im ring selbst gar<br />
nicht mehr in Erscheinung treten. Deshalb<br />
ist tannhäuser auch kein mittelalterlicher,<br />
kein höfischer Stoff, sondern ein moderner,<br />
bürgerlicher. Eine Interpretation, die<br />
die Manessische Liederhandschrift als<br />
„authentische“ Grundlage nähme, würde<br />
das Werk verfehlen.<br />
dramatisch ist die extreme Zuspitzung<br />
natürlich am wirkungsvollsten. Tannhäuser<br />
ist sowohl in seinen gefühlen wie in<br />
seiner Haltung zur gesellschaft Extremist<br />
und Anarchist. Das bezieht sich auch auf<br />
die Liebe, neben der gesellschaftlichen<br />
konvention das zweite Hauptthema des<br />
Werkes. Es wäre verkürzt, aus Wagners<br />
immer mehr scheiternder Ehe mit Minna<br />
auf sein Streben nach der Befreiung der<br />
Liebe zu schließen. Er hat sich da zeitlebens<br />
wenig Schranken auferlegen wollen,<br />
auch nicht in der öffentlich kultivierten<br />
Idealehe mit Cosima. Die Liebe, und damit<br />
die Wahrhaftigkeit der Empfindung, interpretierte<br />
er auch als ein gegenbild gegen<br />
die kapitalistisch-bürgerliche gesellschaft<br />
und ihres Staates. Statt dessen Institutionen<br />
sollte sie das Regulationsmittel der<br />
23
zwischenmenschlichen Beziehungen sein:<br />
„Was ist nun das eigentümliche Wesen<br />
dieser menschlichen Natur? Es ist die<br />
Notwendigkeit der Liebe, und das Verlangen<br />
dieser Liebe ist in seiner wahrsten<br />
äußerung Verlangen nach voller sinnlicher<br />
Wirklichkeit, nach dem Genusse eines mit<br />
allen Sinnen zu fassenden, mit aller Kraft<br />
des wirklichen Seins fest und innig zu<br />
umschließenden Gegenstandes“, schrieb<br />
Wagner in einer „Mitteilung an meine<br />
Freunde“.<br />
der Venusberg ist daher der Ort der utopie<br />
einer Befreiung der gefühle und damit der<br />
Wahrheit – ein nicht entfremdetes Leben.<br />
alle fesseln der gesellschaft sind abgefallen.<br />
Mit allen Sinnen wird der Genuss<br />
ausgeschöpft. Hier herrscht nicht Künstlichkeit,<br />
sondern Natur. Wagners Szenenanweisungen<br />
für den Venusberg, die<br />
nicht auf ein Pariser Bordell, sondern auf<br />
ein Bild Arkadiens zielen, sind nur auf den<br />
ersten Blick befremdlich. Hier herrscht die<br />
Freiheit und Unschuld des Schäferspiels.<br />
Wir sind im Paradies. Venus ist keine<br />
Puffmutter, sondern Göttin Venus wie<br />
auf einem Gemälde von Poussin. Erst<br />
die verklemmte und verdrängende Wartburg-gesellschaft<br />
macht aus ihr etwas<br />
Anstößiges. Und dass sie die Wahrheit<br />
verdunkelt, dass ihr die Aufrechterhaltung<br />
der Ordnung zum Selbstzweck geworden<br />
ist, erregt notwendig Tannhäusers Ekel.<br />
Der Eklat geschieht, weil Tannhäuser die<br />
verbotene Wahrheit enthüllt – darauf muss<br />
die Wartburg-gesellschaft mit Sanktionen<br />
reagieren: „Ein furchtbares Verbrechen<br />
ward begangen“. Tannhäuser wird auf den<br />
Bußgang nach Rom geschickt.<br />
Indem Tannhäuser die Strafe annimmt,<br />
wird er zur dramatisch interessanten<br />
24<br />
Figur. Er hat keine feste Haltung, sondern<br />
schwankt wie ein Rohr im Wind. Einerseits<br />
kämpft er für die Wahrheit, aber als<br />
er erkennt, dass Elisabeth im Reich der<br />
Verblendung lebt und sich aus dem denkmustern<br />
der Wartburg-gesellschaft nicht<br />
lösen kann (auch wenn sie bei seinem<br />
Preislied zustimmend genickt und offenbar<br />
eine ahnung von der Brüchigkeit der<br />
konvention hat – sie ist einfühlsam für die<br />
Vision des Mannes), wird ihm bewusst,<br />
wie stark er ihre Gefühle verletzt, ja sie vor<br />
der Gesellschaft bloßgestellt haben muss.<br />
als nichte des Landgrafen kann Elisabeth<br />
nicht leben ohne den Hof; sie möchte nicht<br />
leben ohne die Liebe Tannhäusers. Als<br />
diese unmöglich geworden ist, möchte<br />
sie überhaupt nicht mehr leben, sondern<br />
dieses Leben für den Geliebten opfern.<br />
die katholische Vorstellung gibt ihr die<br />
Möglichkeit dazu: Sie könnte zu füßen der<br />
Madonna im Himmel für Tannhäuser die<br />
Vergebung seiner Sünde erbitten, die der<br />
Papst nicht gewähren wollte (bei dem man<br />
sich bekanntlich für jeden Mord freikaufen<br />
konnte).<br />
in allen äußerungen Tannhäusers liegt ein<br />
Übermaß. „Tannhäuser ist nie und nirgends<br />
etwas nur ‚ein wenig’, sondern alles<br />
voll und ganz,“ schrieb Wagner in „Über<br />
die Aufführung des tannhäuser“. Tannhäuser<br />
ist ein von den gesellschaftlichen Widersprüchen<br />
Zerrissener und ein Künstler,<br />
der diesen Widersprüchen ausdruck zu<br />
verleihen vermag. Mitten im arkadischen<br />
Glück sehnt er sich nach Schmerzen,<br />
auf dem Weg nach Rom durchwühlt ihn<br />
Selbstkasteiung: „in Zerknirschung wollt’<br />
ich büßen, um meines Engels Tränen zu<br />
versüßen!“ Als aber die Institution Papst<br />
ihm die Verzeihung versagt, packt ihn<br />
wieder der Ekel vor der kirchlichen Veranstaltung,<br />
es schneidet ihm eiskalt durch<br />
Heidi Melton
die Seele und das Grauen zieht ihn weg,<br />
zurück ins Arkadien des Venusbergs.<br />
Zwischen Tannhäuser und der Wartburg-<br />
Gesellschaft herrscht Sprachlosigkeit.<br />
Tannhäuser reagiert mit Regelverletzungen:<br />
Er geht in die verbotene Zone des Venusbergs,<br />
er spricht die verbotene Wahrheit<br />
aus. Und er reagiert mit Unterwerfung<br />
unter die Regel: Er nimmt die verordnete<br />
Bußübung auf sich. Dennoch ist der Sängerkrieg<br />
ein außerordentlich spannender<br />
Wett-kampf um die Deutungshoheit, um<br />
die Sprachregelungen der Institution.<br />
Schon wenn der Landgraf die aufgabe<br />
stellt, das Wesen der Liebe zu ergründen,<br />
befällt den Zuschauer das Gefühl, das sei<br />
nun die verhängnisvollste fragestellung für<br />
diese Versammlung und typisch für diesen<br />
Philister-Fürsten, dem es nur um die<br />
reizvolle neuformulierung der alten gesellschaftlichen<br />
Regeln geht. Wolfram stellt<br />
sich in seinem Lied ebenfalls als befangen<br />
im Verblendungszusammenhang der gesellschaft<br />
dar – und die Perfidie Wagners<br />
stellt das ausgerechnet in den Zusammenhang<br />
von Wolframs uneingestandener und<br />
daher unerfüllbarer Liebe zu Elisabeth.<br />
dass Wolfram zugleich Tannhäusers<br />
freund ist und dessen Liebesglück mit<br />
Elisabeth nicht im Wege stehen will, ist<br />
zwar edel, aber sein Ratschlag zur reinen,<br />
durch das körperliche ungetrübten Liebe<br />
an Tannhäuser geht doch arg fehl. Da<br />
ist Biterolfs unwirsche Lustfeindlichkeit<br />
offener und dramatisch fruchtbarer – und<br />
fordert Tannhäusers Hohn heraus, bei<br />
solcher Haltung müsste die Menschheit<br />
ja längst ausgestorben sein. Wer die<br />
konventionellen Regeln und Zustände angreift,<br />
weckt Aggression. Da Tannhäuser<br />
ja selbst aus dieser Gesellschaft stammt,<br />
26<br />
reagiert er genauso: der Revoluzzer wird<br />
zum Terroristen. Was hat er auch für eine<br />
Wahl – entweder zerbricht er die institutionen<br />
oder sie zerbrechen ihn. Die Tragödie<br />
verlangt, dass der Protagonist von den<br />
Institutionen zerbrochen wird. Dass sie<br />
die ursache seines Todes sind und nicht<br />
er selbst, darin liegt das Revolutionäre im<br />
tannhäuser. Es ist gewiss auch der feige<br />
Verklärungsschluss, der dem toten Tannhäuser<br />
nichts mehr nützt und mit ihm auch<br />
nicht mehr das Geringste zu tun hat (Tote<br />
kann man nicht erlösen), dessen Revision<br />
Wagner der Welt noch schuldig zu sein<br />
glaubte, wie er später erklärte.<br />
Bei der Dresdner Uraufführung erschien<br />
auch Venus noch nicht vor Tannhäusers<br />
Tod. Einzig sein Freund Wolfram ist bei<br />
ihm. „Mit grauenhafter Begeisterung“<br />
ruft Tannhäuser der imaginären Venus zu:<br />
„ach! kaum erkennst du den Buhlen wohl<br />
wieder. Der Ärmste! Sieh, was sie aus<br />
ihm gemacht.“ Von Elisabeth sieht man<br />
nur noch den Sarg. Von der Wartburggesellschaft<br />
lässt sich keiner blicken, nur<br />
die jüngeren Pilger erscheinen mit dem<br />
ergrünten Priesterstab. Mit diesem Finale<br />
war Wagner immer unzufrieden und hat es<br />
mehrfach abgeändert:<br />
1847: Venus erscheint auf der Bühne, der<br />
Venusberg erscheint als gegenbild zum<br />
Hof. Die Wartburggesellschaft gestattet<br />
Tannhäuser, am Sarg Elisabeths zu sterben,<br />
womit ihr Opfer beglaubigt wird. Der<br />
Gesang der jüngeren Pilger fehlt.<br />
1851: Der Gesang der jüngeren Pilger<br />
und damit die kirche rückt wieder in den<br />
Schluss hinein.<br />
1853: auch der ergrünende Stab erscheint<br />
wieder, Elisabeths Sarg wird allerdings
nicht gezeigt, d. h. ihr Opfer ist zurückgenommen<br />
und die Wartburggesellschaft<br />
erscheint nicht versöhnend.<br />
Wien 1860 und paris 1861: Wie 1851 plus<br />
ergrünender Stab: Tannhäuser ist Opfer<br />
von Hof und Kirche, findet aber Erlösung<br />
vor der ewigen Verdammnis. Dies blieb<br />
auch bei den von Wagner dirigierten Vorstellungen<br />
in Wien bestehen, auf denen<br />
unsere Produktion beruht. In Wahrheit<br />
sehen wir am Ende zwei Opfer, sonst<br />
nichts. Die Widersprüche, an denen sie<br />
Folgeseiten 3. Aufzug<br />
gescheitert sind, bestehen fort: die Herrschaftsansprüche<br />
des feudalismus und<br />
der Kirche. Dass der ergrünende Stab Einspruch<br />
gegen das kirchliche Urteil erhebt,<br />
ist für die beiden Toten kein Trost. Denn<br />
Wunderglaube gehört zum Repertoire der<br />
katholischen Kirche, aber nicht zur Aufklärung.<br />
Der Künstler Tannhäuser ist gescheitert,<br />
seine Kunst hat nichts bewirkt. Und<br />
die Person, die ihn retten wollte, ist bei<br />
seinem Scheitern mit in den Tod gerissen<br />
worden. Die Welt bleibt, wie sie ist: Reif<br />
für die Revolution.<br />
die holde Kunst,<br />
sie Werde Jetzt zur that!<br />
27
Justin broWn dirigent<br />
Justin Brown studierte an der Cambridge<br />
university und in Tanglewood bei Seiji<br />
Ozawa und Leonard Bernstein. Als Dirigent<br />
debütierte er mit der gefeierten britischen<br />
Erstaufführung von Bernsteins Mass. Für<br />
seine Programmgestaltung beim Alabama<br />
Symphony Orchestra, wo er fünf Spielzeiten<br />
als Chefdirigent wirkte, wurde er mehrfach<br />
ausgezeichnet. Gastengagements führten<br />
ihn an renommierte Opernhäuser und Orchester<br />
weltweit, in Deutschland u. a. an<br />
die Bayerische Staatsoper München und zu<br />
den Dresdner Philharmonikern. Komplettiert<br />
wird sein Erfolg durch CD-Einspielungen.<br />
Am STAATSTHEATER KARLSRUHE, dessen<br />
Musikchef er seit 2008 ist, wurde Justin<br />
Brown für seine dirigate von Wagners ring<br />
sowie den Werken Berlioz‘, Verdis und<br />
Strauss’ gefeiert. In der Spielzeit 2012/13<br />
übernimmt er die musikalische Leitung von<br />
peter Grimes, die trojaner, romeo und<br />
Julia auf dem dorfe, Wagners ring sowie<br />
bei zahlreichen Sinfoniekonzerten.<br />
30<br />
aron stiehl Regie<br />
Aron Stiehl wurde in Wiesbaden geboren.<br />
Er studierte an der Hochschule für Musik<br />
und Theater in Hamburg unter der Leitung<br />
von götz friedrich das fach Musiktheater-<br />
Regie, das er mit Auszeichnung abschloss.<br />
Von 1996 bis 2001 war er als Spielleiter an<br />
der Bayerischen Staatsoper engagiert,<br />
dort inszenierte er 2001 dido und aeneas<br />
und 2005 Medusa, ein Auftragswerk der<br />
Staatsoper. 2007 wurde er nach Tel Aviv<br />
eingeladen, wo er die entführung aus dem<br />
serail mit dem Israel Philharmonic Orchestra<br />
unter Zubin Mehta in Szene setzte.<br />
Zubin Mehta engagierte ihn zudem für<br />
die Regie der Götterdämmerung in florenz<br />
und Valencia mit La Fura dels Baus. 2013<br />
wird er bei den Bayreuther festspielen<br />
das liebesverbot inszenieren in koproduktion<br />
mit der Oper Leipzig. In dieser Spielzeit<br />
inszeniert er am STaaTSTHEaTER<br />
kaRLSRuHE la vestale sowie in Münster<br />
il barbiere di siviglia, in Augsburg l’ etoile<br />
und in St. Gallen ariadne auf naxos.
osalie Raum, Lichtskulptur & Kostüme<br />
die künstlerin rosalie gehört zu den international<br />
bekanntesten Bühnen- und<br />
Kostümbildnern. Nach dem ring des nibelungen<br />
in Bayreuth 1994 bis 1998 (mit<br />
James Levine), tristan und isolde in Basel<br />
2005 und lohengrin am NNTT in Tokio 2012<br />
ist tannhäuser ihr viertes Wagner-Projekt.<br />
Musiktheater-Produktionen realisierte<br />
sie u. a. in Stuttgart, Hamburg, München,<br />
Frankfurt, Dresden, Zürich, Straßburg, Lissabon<br />
und Mailand. Am STAATSTHEATER<br />
KARLSRUHE arbeitet rosalie seit 2003 mit<br />
Opern- und Ballettproduktionen sowie<br />
mit dem ZkM Étude d‘après séraphin von<br />
Wolfgang Rihm. Wesentlich für ihr Schaffen<br />
sind Licht-Kunst-Projekte wie chroma_lux<br />
im ZKM und Produktionen mit zeitgenössischer<br />
Musik, die neue Formen eröffnen.<br />
2008 wurde rosalie mit dem Europäischen<br />
Kulturpreis ausgezeichnet. 2013 findet im<br />
Museum der Bildenden künste Leipzig ein<br />
großdimensioniertes Licht-Kunst-Projekt zu<br />
Wagner und dem Gesamtkunstwerk statt.<br />
davide boMbana Choreografie<br />
davide Bombana wurde in Mailand geboren<br />
und an der Scala zum Tänzer ausgebildet.<br />
1977 debütierte er in der Titelrolle von<br />
Béjarts Feuervogel, und dort wurde er zum<br />
Ersten Solisten ernannt. Eine internationale<br />
Karriere folgte bis 1991, anschließend<br />
am Bayerischen Staatsballett, für das er<br />
zahlreiche Stücke kreierte. 1998 wurde er<br />
zum Ballettdirektor des Maggio Musicale<br />
Florenz ernannt, wo er u. a. das von Pasolini<br />
inspirierte abendfüllende Ballett teorema<br />
schuf. In den letzten Jahren arbeitete der<br />
choreograf mit zahlreichen internationalen<br />
Compagnien wie Paris, Wien, Toronto, München,<br />
Genf. Er erhielt den Bayerischen Theaterpreis,<br />
den Benois de la Danse in Moskau<br />
und den Preis Danza e Danza in Italien.<br />
Mit den Solisten des Wiener Staatsballetts<br />
hat er die Einlagen für das neujahrskonzert<br />
2012 der Wiener Philharmoniker choreografiert.<br />
Für das Ballett des BADISCHEN<br />
STAATSTHEATERS choreografierte er u. a.<br />
le sacre du printemps mit rosalie.<br />
31
32<br />
John treleaven Tannhäuser<br />
Wagners lohengrin führte den Tenor u. a. bereits an die Wiener Staatsoper<br />
und an das Gran Teatro del Liceu Barcelona. Eine CD mit Wagner-<br />
Recitals ist bei Oehms classics erschienen. Seit der Spielzeit 2011/12 ist er<br />
Ensemblemitglied am STAATSTHEATER KARLSRUHE und wird u. a. Siegmund<br />
und Siegfried im ring sowie äneas in die trojaner singen.<br />
scott Macallister Tannhäuser<br />
Ausgebildet in den USA, war er später u. a. am Nationaltheater Mannheim<br />
engagiert, wo er neben dem Mozart-Repertoire auch das französische<br />
und italienische Repertoire erarbeitete. Seit 2004 ist der Tenor verstärkt<br />
im Wagner- und Straussfach aktiv. Nach Parsifal in Mannheim feierte er<br />
Erfolge im dramatischen Fach an deutschen und internationalen Häusern.<br />
heidi Melton Venus / Elisabeth<br />
die amerikanerin feierte debüts an der Metropolitan Opera new York und<br />
der Deutschen Oper Berlin. Sie ist Gewinnerin zahlreicher Preise und Wettbewerbe.<br />
Seit der Spielzeit 2011/12 ist sie Ensemblemitglied am STAATS-<br />
THEaTER kaRLSRuHE und singt in der Spielzeit dido in die trojaner, Ellen<br />
Orford in peter Grimes sowie Sieglinde und gutrune im ring.<br />
christina niessen Venus / Elisabeth<br />
Die Sopranistin ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe und Stipendien.<br />
Seit der Spielzeit 2006/07 ist Christina Niessen am STAATSTHEATER<br />
KARLSRUHE engagiert und hier in großen Rollen zu erleben. Sie steht in<br />
dieser Spielzeit u. a. als Senta im Fliegenden holländer beim gastspiel in<br />
Korea auf der Bühne, als Ellen Orford in peter Grimes sowie im ring.<br />
Ks. Konstantin Gorny Landgraf<br />
Der russische Bassist debütierte 1993 bei den Bregenzer Festspielen in<br />
nabucco und in Bremen in der feurige engel in der Regie von Peter Konwitschny.<br />
Seit 1997 ist er im <strong>Karlsruhe</strong>r Ensemble. 2011 debütierte er an der<br />
Wiener Staatsoper. Er singt in dieser Spielzeit u. a. den Grand Prêtre in die<br />
vestalin, Narbal in die trojaner und Sarastro in Die Zauberflöte.<br />
avtandil Kaspeli Landgraf<br />
Der georgische Bassist studierte in München, wo er auch als Sparafucile<br />
in rigoletto debütierte. Am Prinzregententheater verkörperte er u. a. die<br />
Rolle des komtur in don Giovanni. In <strong>Karlsruhe</strong> ist er in dieser Spielzeit<br />
u. a. als Bartolo in die hochzeit des Figaro, Zweiter Geharnischter in die<br />
Zauberflöte, Zuniga in carmen, in die trojaner und im ring zu erleben.<br />
renatus Meszar Landgraf<br />
Der studierte Kirchenmusiker wurde 1995 als Bass ans <strong>Staatstheater</strong><br />
Braunschweig engagiert. Ab der Spielzeit 2010/11 war Meszar Ensemblemitglied<br />
der Oper Bonn. Als festes Ensemblemitglied ist er in der Spielzeit<br />
2012/13 u. a. als Sarastro in der Zauberflöte, Swallow in peter Grimes sowie<br />
als Wanderer und Wotan im ring zu erleben.
seung-Gi Jung Wolfram<br />
Der Bariton studierte in Seoul und an der Hochschule <strong>Karlsruhe</strong>. Engagements<br />
führten ihn nach Bern, Augsburg und zum Menuhin-Festival Gstaad<br />
und ans Théâtre du Capitole in Toulouse. Er debütierte 2011 mit Marcello<br />
in la bohème am Teatro La Fenice. Als <strong>Karlsruhe</strong>r Ensemblemitglied ist er<br />
u. a. als Escamillo in carmen und als donner im rheingold zu erleben.<br />
armin Kolarczyk Wolfram<br />
Der Bariton studierte Gesang in München und Jura in Innsbruck. Ab<br />
1997 war Armin Kolarczyk in Bremen, bevor er 2007 ans STAATSTHEATER<br />
KARLSRUHE wechselte. Seine neueste CD mit Schuberts schwanengesang<br />
ist vor kurzem erschienen. In dieser Spielzeit singt er u. a. in<br />
der vetter aus dingsda, die passagierin und die hochzeit des Figaro.<br />
Ks. Klaus schneider Walther<br />
Der Tenor gab sein Operndebüt 1989 an der Opéra National de Paris. Als<br />
gefragter Konzertsänger ist er auf den großen Podien zu Hause. Seit 1990<br />
steht er am STAATSTHEATER KARLSRUHE unter Vertrag. Hier wurde ihm<br />
der Titel „Kammersänger“ verliehen. In der Spielzeit 2012/13 ist er u. a. als<br />
cinna in die vestalin und als Walter in die passagierin zu erleben.<br />
Matthias Wohlbrecht Walther<br />
Nach Engagements in Rostock und Darmstadt war der Tenor ab 2001<br />
Ensemblemitglied in Mannheim, wo er u. a. Walther in tannhäuser, Steuermann<br />
in Der fliegende Holländer und Hauptmann in Wozzeck sang. 2004<br />
wechselte er nach <strong>Karlsruhe</strong>. In der Spielzeit 2012/13 singt er u. a. Walter<br />
in die passagierin, Mime und Loge im ring.<br />
lucas harbour Biterolf<br />
der Bariton Lucas Harbour war zunächst Mitglied des Studios der Santa<br />
Fé Opera, dann Stipendiat der Deutschen Oper Berlin. Gastspiele führten<br />
ihn nach Turin, Chicago, Santa Barbara und Sacramento. In der Spielzeit<br />
2012/13 ist er u. a. als Escamillo in carmen, Fasolt im rheingold, Figaro in<br />
die hochzeit des Figaro und Hobson in peter Grimes zu erleben.<br />
steven ebel Heinrich der Schreiber<br />
Der Tenor debütierte 2009 in London an der Royal Opera als Victorin und<br />
gaston in die tote stadt. In der Spielzeit 2010/11 war er als Jaquino in<br />
Fidelio und als Messaggiero in aida zu erleben. Ab der Spielzeit 2012/13<br />
gehört er fest zum Ensemble und singt u. a. Licinius und Cinna in die vestalin<br />
sowie froh im rheingold.<br />
Max Friedrich Schäffer Heinrich der Schreiber<br />
Der Tenor studierte Gesang in Hamburg, bevor er 2010 sein Aufbaustudium<br />
in Operngesang an der Hochschule für Musik <strong>Karlsruhe</strong> weiterführte.<br />
Erste Engagements führten ihn u. a. an das <strong>Staatstheater</strong> Oldenburg, das<br />
Konzerthaus Berlin Als Mitglied des Opernstudios singt er u. a. Manuel in<br />
der Jugendoper border, sowie Monostatos in die Zauberflöte.<br />
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34<br />
Florian Kontschak Reinmar von Zweter<br />
der Bassist florian kontschak entdeckte sein gesangstalent erst während<br />
des Schulmusikstudiums in <strong>Karlsruhe</strong> und begann 2006 mit der künstlerischen<br />
Ausbildung im Hauptfach. Seitdem sang er vielfach im In- und<br />
Ausland, so beim Vocalensemble Rastatt mit Holger Speck. In der Spielzeit<br />
2012/13 ist er auch als Anführer der Arusper in die vestalin zu erleben.<br />
luiz Molz Reinmar von Zweter<br />
der brasilianische Bassist gewann mehrere Wettbewerbe und debütierte<br />
dann an der Stuttgarter Staatsoper. Von 1999 bis 2001 war er in Freiburg<br />
engagiert, seitdem ist er im <strong>Karlsruhe</strong> Ensemble. Er gastierte in zahlreichen<br />
internationalen Häusern. In der Spielzeit 2012/13 ist er auch als Anführer<br />
der arusper in die vestalin und als Zuniga in carmen zu erleben.<br />
tom volz Ein junger Hirt<br />
Tom Volz wirkte bereits in Die Zauberflöte als Sopran der drei knaben mit<br />
sowie bei hänsel und Gretel und tosca am STAATSTHEATER KARLSRUHE.<br />
2010 sprang er in Honeggers Jeanne d’arc au bûcher ein und wurde von<br />
der Presse hoch gelobt. Im Oktober 2011 sang er in Freiburg den Knaben<br />
in Mendelssohns elias.<br />
larissa Wäspy Ein junger Hirt<br />
Die Sopranistin studiert seit 2006 Gesang und seit 2009 zusätzlich Operngesang<br />
in <strong>Karlsruhe</strong>. Erste Bühnenerfahrungen sammelte sie an der Jungen<br />
Staatsoper Stuttgart. Seit dieser Spielzeit singt sie als Mitglied des<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r Opernstudios und ist u. a. als Barbarina in die hochzeit des<br />
Figaro sowie frasquita in carmen und Papagena.<br />
ulrike Gruber Edelknabe<br />
Die Mezzosopranistin studierte am Mozarteum in Salzburg und in Leipzig.<br />
als Mitglied verschiedener Salzburger chöre erarbeitete sie sich ein breites<br />
Repertoire, trat regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auf, häufig<br />
auch in solistischen Partien. Seit 2005 ist sie im Chor des STAATSTHEA-<br />
TERS KARLSRUHE und hier in zahlreichen solistischen Partien zu erleben.<br />
ursula hamm-Keller Edelknabe<br />
Ursula Hamm-Keller studierte an der Folkwang Musikhochschule Essen.<br />
Sie wirkte u. a. bei Produktionen der Rundfunkchöre des WDR und des<br />
NDR mit, bevor sie Engagements in den Opernchören der Staatsoper Hamburg<br />
und des <strong>Staatstheater</strong>s Stuttgart annahm. Seit letzter Spielzeit ist sie<br />
Mitglied des BADISCHEN STAATSOPERNCHORES.<br />
Uta Hoffmann Edelknabe<br />
Die Mezzosopranistin studierte in Frankfurt a. M. Gesang und ist seit der<br />
Spielzeit 1989/90 im BADISCHEN STAATSOPERNCHOR engagiert. Sie übernahm<br />
mehrere solistische Aufgaben und war zuletzt 2011 in die hochzeit<br />
des Figaro im Mädchenduett zu hören. Neben der Oper widmet sie sich in<br />
Konzerten dem Lied- und Oratoriumsgesang.
dagmar landmann Edelknabe<br />
dagmar Landmann studierte gesang an der Musikhochschule carl Maria<br />
von Weber in Dresden. Es folgten Engagements u. a. an den Landesbühnen<br />
Sachsen und an der Semperoper Dresden. Zudem ist sie seit 1996 im<br />
Festspielchor der Bayreuther Festspiele. Seit 1990 ist sie Mitglied des<br />
BADISCHEN STAATSOPERNCHORES.<br />
christiane lülf Edelknabe<br />
Die Altistin Christiane Lülf studierte in Detmold. Es folgten erste Opernchortätigkeiten<br />
an den Städtischen Bühnen Münster. 1991 wurde sie<br />
Mitglied des Opernchores des STAATSTHEATERS KARLSRUHE. Seit 2001<br />
hat sie außerdem regelmäßige projektbezogene Engagements beim RiaS-<br />
Kammerchor und bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen.<br />
Ks. Julia Mazur Edelknabe<br />
nach abschluss ihres gesangsstudiums in Hamburg erhielt sie ihr<br />
erstes Engagement am Theater Augsburg. Seit 1988 ist sie im BADISCHEN<br />
STAATSOPERNCHOR und feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum.<br />
Masami sato Edelknabe<br />
Die Sopranistin studierte Gesang in Nagoya und Hamburg, wo sie für den<br />
NDR-Chor tätig war. Seit 2001 ist sie Mitglied des BADISCHEN STAATS-<br />
OPERNCHORES. 2011 war sie als Solistin im Rahmen der Nachtklänge in<br />
„Musik aus Japan“ zu hören und sang die „Blumen-Arie“ aus der Oper<br />
die schneekönigin.<br />
camelia tarlea Edelknabe<br />
Zu Studienzeiten sang sie bereits Rollen wie Susanna und Barbarina in<br />
die hochzeit des Figaro, Ilia in idomeneo und adina in l’elisir d’amore.<br />
Sie gastierte kürzlich als Erster knabe in Die Zauberflöte und in die Frau<br />
ohne schatten als Erste kinderstimme an der deutschen Oper am Rhein in<br />
Düsseldorf. Seit 2011 ist sie Mitglied im BADISCHEN STAATSOPERNCHOR.<br />
Flavio salamanca Tänzer<br />
In Brasilien geboren, vollendete er seine Tanzausbildung an der Akademie<br />
des Tanzes Mannheim. Seit 2003 festes Ensemblemitglied des Balletts,<br />
tanzte er u. a. Hauptrollen in don Quijote, Giselle, coppélia, romeo und<br />
Julia, schwanensee, nocturnes, siegfried und Momo. Internationale<br />
Gastspiele führten ihn jüngst auch zu den Salzburger Festspielen.<br />
rafaelle Queiroz Tänzerin<br />
Aus Brasilien stammend, studierte sie an der Akademie des Tanzes<br />
Mannheim. Sie wurde 2009 festes Ensemblemitglied und tanzte bald<br />
ihre erste große Hauptrolle als Odette/Odile in schwanensee. Es folgten<br />
Partien in symphony in c (1. Satz), adagio hammerklavier, siegfried,<br />
der nussknacker – eine Weihnachtsgeschichte und Momo.<br />
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ildnachWeise<br />
uMschlaG felix grünschloß<br />
szenenFotos Jürgen Frahm<br />
textnachWeise<br />
alle Texte sind Originalbeiträge<br />
für dieses Heft. Nicht gekennzeichnete<br />
Texte sind von Bernd Feuchtner.<br />
Sollten wir Rechteinhaber übersehen<br />
haben, bitten wir um Nachricht.<br />
36<br />
iMpressuM<br />
herausGeber<br />
STaaTSTHEaTER kaRLSRuHE<br />
Generalintendant<br />
Peter Spuhler<br />
verWaltunGsdireKtor<br />
Michael Obermeier<br />
cheFdraMaturG<br />
Bernd feuchtner<br />
operndireKtor<br />
Joscha Schaback<br />
ballettdireKtorin<br />
Kt. Prof. Birgit Keil<br />
redaKtion<br />
Bernd feuchtner<br />
Konzept<br />
dOuBLE STandaRdS BERLin<br />
www.doublestandards.net<br />
GestaltunG<br />
Kristina Pernesch<br />
drucK<br />
medialogik GmbH, <strong>Karlsruhe</strong><br />
STaaTSTHEaTER kaRLSRuHE 2012/13<br />
<strong>Programmheft</strong> Nr. 78<br />
www.staatstheater.karlsruhe.de<br />
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Wenn Leidenschaft und Kreati vität<br />
zusammentreffen, entsteht das<br />
Besondere, das uns fasziniert und<br />
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vielen Jahren im Dialog mit Künstlern<br />
und Designern und engagiert<br />
sich in der Kunst- und Kulturförderung<br />
– so auch für das Badische<br />
<strong>Staatstheater</strong> <strong>Karlsruhe</strong>.<br />
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