Quality Engineering 02.2023
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IM FOKUS » Control<br />
der eine Retrofit-Investition in ein Gerät keinen Sinn<br />
mehr ergibt? Und man muss ganz ehrlich sagen: Es<br />
sind sehr viele Messmaschinen draußen im Markt,<br />
die ihren Lifecycle bei weitem überschritten haben.<br />
Ein großes Ziel in der Messtechnik, das immer so<br />
ein bisschen wie die Suche nach dem heiligen Gral<br />
erscheint, ist der Closed Loop. Der wurde bei den<br />
Use Cases für OPC UA noch nicht erwähnt.<br />
Herr: Alle bisherigen Closed-Loop-Ansätze basieren<br />
im Moment noch auf den SDKs der jeweiligen Steuerungshersteller,<br />
von denen jeder eine eigene Schnittstelle<br />
bietet. Über OPC UA ist bis jetzt nur ein Monitoring<br />
möglich. Man kann aber noch nicht über OPC UA<br />
direkt in die Steuerung schreiben. Außerdem geht es<br />
bei dem Thema auch um Vertrauen. Ein Maschinenhersteller<br />
lässt nicht gerne irgendwelche Korrekturwerte<br />
in seine Steuerung schreiben. Er muss wissen, dass das<br />
Ganze Hand und Fuß hat, was da gemacht wird. Dann<br />
wird er auch bereit sein, seine Tür zu öffnen.<br />
Wenzel-Schinzer: Bisher geht man bei jeder einzelnen<br />
Anwendung noch nach dem Try-and-Error-Prinzip<br />
vor. Man tastet sich gemeinsam an die Lösung<br />
heran. Daher ist das noch nicht über einen Standard<br />
möglich.<br />
Fischer: Diesen Aufwand möchte im Moment kaum<br />
jemand betreiben. Der Closed Loop wird in Einzelfällen<br />
umgesetzt, lässt sich aber nur schwer skalieren.<br />
Der Standard<br />
In Abstimmung mit der OPC UA Foundation hat ein<br />
VDMA-Arbeitskreis die „OPC UA Companion Speci -<br />
fication für geometrische Messsysteme“ definiert.<br />
Ziel ist die Bereitstellung von Informationen für den<br />
Datentransfer von und zu geometrischen Messsystemen<br />
über eine einheitliche Schnittstelle. Im Arbeitskreis<br />
waren die Unternehmen Hexagon, Jenoptik,<br />
Mahr, Marposs, Mitutoyo, OGP, Wenzel und Zeiss IQS<br />
aktiv. Auf der Control wird ein OPC-UA-Dash board<br />
an den Ständen der beteiligten Hersteller zu sehen<br />
sein. Version 1.0 des Standards ist auf der Website<br />
der OPC UA Foundation veröffentlicht:<br />
http://hier.pro/CjYgz<br />
Imkamp: Grundsätzlich muss man sagen: Ein Messgerät<br />
kann zum Beispiel die Abweichung eines<br />
Durchmessermaßes bestimmen. Aber die Fragen zu<br />
beantworten, wie die Bearbeitungsmaschine ihre Parameter<br />
verändern muss, damit dieser Durchmesser<br />
wieder passt, ist nicht die Aufgabe der Messtechnik.<br />
Welche Produkte hinsichtlich OPC UA können wir<br />
denn von den Herstellern jetzt erwarten?<br />
Wenzel-Schinzer: Ich habe das ja bereits angedeutet.<br />
Wir werden unseren Sys-Analyzer, der auf MQTT-Kommunikation<br />
basiert, jetzt mit OPC UA ausstatten. Das<br />
System ermöglicht Condition Monitoring und stellt die<br />
Grundlage für Predictive Maintenance. Daneben bieten<br />
wir auch ein Tool für die Automatisierung, das wir<br />
ebenfalls entsprechend erweitern werden.<br />
Fischer: Wir haben den Fokus auf die Overall Equipment<br />
Effectiveness OEE gelegt. Es geht darum, Anlagen<br />
zu überwachen, die Verfügbarkeit, die Auslastung,<br />
und die Performance abzubilden. Diese Möglichkeit<br />
wollen wir breit über unser gesamtes Spektrum<br />
anbieten. Unsere Kunden erwarten, dass alle<br />
Systeme OPC UA sprechen können – ein optisches<br />
System genauso wie ein taktiles, ein Computertomograph<br />
oder ein Industriemikroskop.<br />
Und Hexagon?<br />
Herr: Wir werden künftig für unsere Maschinengenerationen<br />
bezüglich Konnektivität eine ganz andere<br />
Schnittstellenbreite anbieten. Der Kunde kann dann<br />
selbst frei entscheiden kann, welche Schnittstelle er<br />
nutzen möchte – OPC UA, MT-Connect, MQTT oder<br />
was auch immer.<br />
Wird denn die Arbeit an OPC UA fortgesetzt werden?<br />
Wird es eine Version 1.1. oder 2.0 der Companion<br />
Specification für die Messtechnik geben?<br />
Imkamp: Ich bin mir sicher, dass die Arbeit fortgesetzt<br />
wird. Wir haben jetzt bewusst ein Dokument<br />
herausgebracht, auch als verbindlichen Standard,<br />
damit dieser Verbreitung findet. Aber es gilt nun im<br />
Bereich Machinery gerade die Themen Jobmanagement<br />
und Part-Management weiter voranzutreiben –<br />
insbesondere um auch die Automatisierung zu ermöglichen.<br />
Wir müssen uns in dieses Umfeld einbetten<br />
und sind an den Aktivitäten im Bereich Machinery<br />
aktiv beteiligt. Und wenn die entsprechenden<br />
Festlegungen dort veröffentlicht sind, dann werden<br />
wir diese auch in einem neuen Release der Companion<br />
Specification aufnehmen.<br />
22 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2023