100 Jahre Imkerei Josef Rettler - Adh-mueschede
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Müscheder Blätter<br />
<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Imkerei</strong> <strong>Josef</strong><br />
<strong>Rettler</strong><br />
mit einem Überblick über die Geschichte der<br />
<strong>Imkerei</strong> in Müschede und Umgebung<br />
Von Dr. <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong><br />
Ein wenig traurig schaut er, der Verfasser dieses Berichtes,<br />
schon hinüber zur großen Bienenhütte, die in<br />
drei Stufen erbaut bzw. erweitert wurde und für dreißig<br />
Bienenvölker- /stöcke Platz bietet.<br />
Zunächst hatte <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> sen., der 1906 mit der<br />
<strong>Imkerei</strong> begann, eine Bienenhütte auf der Wiese jenseits<br />
des Turbinen-Untergrabens hinter dem elterlichen<br />
Anwesen an der Rönkhauser Straße 7. Dieses Anwesen<br />
umfasste eine Gastwirtschaft - wegen der im Haus befindlichen<br />
Poststelle auch „Gasthaus zur Post“ genannt<br />
- und ein Kolonialwarengeschäft, anfangs auch eine Bäckerei,<br />
sowie eine Kleinlandwirtschaft (Kuh und Schweine).<br />
Die erste Bienenhütte diente später dem Kolonialwarengeschäft<br />
als Kaffeerösterei. Ältere Müscheder kön-<br />
Beiträge zur Heimatgeschichte, Mai 2006, 34. Folge<br />
nen sich wohl noch daran erinnern, wenn der Kaffeeduft<br />
über das ganze Dorf zog.<br />
Nach dem Erwerb eines Teils des heutigen Grundstücks<br />
Rönkhauser Straße 46 baute <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> auf<br />
diesem Grundstück ein neues Bienenhaus, das, wie oben<br />
erwähnt, im Laufe der <strong>Jahre</strong> seine jetzige Größe erhielt.<br />
Im Protokollbuch des Imkervereins Hüsten heißt es unter<br />
dem 29. Juni 1930: „Besichtigung des neu erbauten<br />
Bienenstands von Herrn <strong>Rettler</strong>. Beuten und Hütte können<br />
als mustergültig hingestellt werden.“<br />
Der diesjährige (2005/2006) lange Winter hat der Bienenzucht<br />
wieder einmal hart zugesetzt. Aus der Region<br />
hört man von sehr großen Ausfällen von Völkern. Der<br />
„Reinigungsausflug“ hat sich so sehr verzögert, dass<br />
die Bienen, die ihre Verdauungsreste im Winter im Darm<br />
lagern bis die erste Wärme den Flug ins Freie möglich<br />
macht, sich bereits im Stock reinigten. Das ist nicht gerade<br />
wohlriechend. Der Untergang der Völker ist die Folge.<br />
Da gilt nur radikale Entsorgung der Waben mit<br />
gründlicher Reinigung der Beuten (=Bienenkästen).<br />
Teilweise sind in diesem Winter in der Region die Völker<br />
bis auf „Null“ ausgefallen. Der kleine Bestand an<br />
Völkern, die der Verfasser dieses Berichtes altershalber<br />
nur noch bewirtschaften kann, reduzierte sich auf die<br />
Ein großer Bienenschwarm war ausgezogen und hatte sich in luftiger Höhe auf dem Ast eines Baumes gesammelt. Der Ast wurde<br />
auf hoher Leiter vom Imker <strong>Josef</strong> abgesägt und mit einem Seil vorsichtig zur Erde gelassen, wo Frau Irmgard bereit stand, um den<br />
Schwarm in Empfang zu nehmen.<br />
Im Bild wird der Schwarm - noch am Ast - von den Eheleuten getragen, um ihn im Schwarmkasten (links im Bild) einzuschlagen und<br />
dann später in die Bienenhütte zu bringen. Es war wohl der größte Schwarm, den <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> je geborgen hat.<br />
247
Urgroßvater <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong>, Gründer der Familienimkerei, und die beiden jüngsten Imker Jeremias und Ruben, diese auf fahrbarem<br />
Arbeitstisch, den der Uropa auf dem Gestell des Kinderwagens baute, als seine Kinder dem Wagen entwachsen waren.<br />
Hälfte. Er erinnert sich aber, dass der Bienenstand seines<br />
Vaters vor <strong>Jahre</strong>n in einem Winter infolge der Darmerkrankung<br />
„Nosema“ von dreißig Völkern im Herbst<br />
auf drei im Frühjahr reduziert wurde.<br />
Die Bienenzucht ist heute vielfach gefährdet, u.a.<br />
durch Pflanzenschutzmittel, die in der Landwirtschaft<br />
und in Kleingärten eingesetzt werden, aber auch durch<br />
Seuchen, die immer wieder zu schaffen machen. Im Protokollbuch<br />
des „Bienenzucht-Verein Hüsten-Neheim und<br />
Umgebung“ - so der Gründungsname des Hüstener Imkervereins<br />
- wird bereits 1909 durch einen Imkerlehrer<br />
aus Soest vom Erwerb amerikanischer Bienenvölker abgeraten,<br />
vermutlich wegen der so genannten „amerikanischen<br />
Faulbrut“, einer Bruterkrankung, die gerade in<br />
den vergangenen <strong>Jahre</strong>n den hiesigen Imkern viel Arbeit<br />
und starke Völkerverluste einbrachte. In der Imkerversammlung<br />
vom 28. November 1934 wird laut Protokoll<br />
über „Entstehung und Nachteil der Faulbrut“ berichtet.<br />
1936 wird von den Imkern eine Sonderabgabe in<br />
die Seuchenkasse wegen Faulbrut erhoben.<br />
„Reines Honigschlecken“ ist die Bienenzucht heute<br />
sicher nicht, von der es in früheren Zeiten hieß, dass<br />
man von einem Volk ein Kind studieren lassen könne.<br />
Ob das je stimmte, sei dahin gestellt in einer Zeit, da ein<br />
Studium weitgehend von der Gesellschaft getragen wird.<br />
Die etwas negativen obigen Erfahrungsberichte sollten<br />
aber keineswegs davon ablenken, dass die Bienen Freude<br />
bereiten und - trotz Misserfolgen - selbst zum Mut<br />
zum „Durchhalten“ auffordern. Es gibt eben ein eigenens<br />
„Liebesverhältnis“ zwischen dem Imker und den<br />
stachelbewehrten Bienen. Zum „Durchhalten“ fordern<br />
geradezu aber auch Interessen der Allgemeinheit auf,<br />
weil die Bienen wegen ihrer Blütenbeständigkeit im ökologischen<br />
Kreislauf eine unersetzliche Rolle spielen.<br />
Als <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> sen. 1905 nach mehrjähriger Tätigkeit<br />
als Angestellter eines Textilhauses in Saarlouis nach<br />
248<br />
Müschede zurückkam und in der Firma seiner Vettern,<br />
der Firma Julius Cronenberg, zunächst als Buchhalter<br />
tätig wurde, hatten Julius und Wilhelm Cronenberg<br />
bereits Bienen, denn beide sind im Cassabuch des Imkervereins<br />
Hüsten bereits 1902 als Mitglieder aufgeführt.<br />
Der Bienenstand Cronenberg existierte noch zu Beginn<br />
Urgroßmutter Elisabeth geb. Coerschulte, Ehefrau des<br />
Gründers, mit den Enkeln <strong>Josef</strong>-Gabriel und Bernward, die, wie<br />
man sieht, der <strong>Imkerei</strong> ihre eigenen Akzente abgewinnen.
des letzten Krieges und wurde lange <strong>Jahre</strong> hindurch<br />
vom Vater <strong>Rettler</strong> und später unter Mithilfe seines Sohnes<br />
betreut. Wegen der günstigen Lage des Cronenberg´schen<br />
Bienenstandes waren die Erträge dort sogar<br />
besser als auf dem eigenen Stande. Die Bienen kehrten<br />
vor einigen <strong>Jahre</strong>n zu Cronenberg zurück, allerdings<br />
unter der Regie von Gisbert Schulte, der im besten Mannesalter<br />
die Schule der <strong>Imkerei</strong> mit gutem Erfolg absolvierte.<br />
Unter dem 23. September 1906 ist in dem Cassabuch<br />
des oben genannten Imkervereins der Eintritt von <strong>Josef</strong><br />
<strong>Rettler</strong> in den Verein verzeichnet. Seit diesem Jahr gibt<br />
es also den Bienenstand <strong>Rettler</strong> in Müschede. Mit seiner<br />
Heirat im <strong>Jahre</strong> 1919 erhielt der „Imkermeister“ eine<br />
treue Imkerin zur Seite, Elisabeth Coerschulte aus Hachen.<br />
Ihr wurde 1971 vom Deutschen Imkerbund e.V.<br />
die „Ehrennadel in Gold“ verliehen, da man diese Ehrung<br />
für „40-jährige treue Verbundenheit mit unserem<br />
Verband“ des in Imkerkreisen anerkannten und geachteten<br />
Imkers <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> übersehen hatte und seine<br />
Frau in dem „Familienbetrieb“ seit ihrer Heirat ebenso<br />
lange mit Liebe tätig war. In diesen Familienbetrieb wurde<br />
die ganze Familie einbezogen, d.h., alle neun Kinder<br />
<strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong>, Sohn des Gründers, führt in der Imkerversammlung<br />
die Zanderbeute vor, in der bei <strong>Rettler</strong>s geimkert<br />
wird.<br />
wurden im Laufe der <strong>Jahre</strong> in die <strong>Imkerei</strong> als Helfer einbezogen.<br />
Das galt insbesondere für den Sohn, den Verfasser<br />
dieses Berichtes, der schon als 15-jähriger Schüler,<br />
so verzeichnet im Protokollbuch des Vereins unter<br />
dem 10. Mai 1942 in der Imkerversammlung einen Vortrag<br />
über „die Entstehung der Biene“ halten durfte, na-<br />
Die Versammlungen des Imkervereins Hüsten fanden bisweilen auf den Bienenständen der Imker statt. Am 9. Mai 1971 waren<br />
die Imker bei <strong>Rettler</strong>s zu Gast. Auch die ganze Familie nahm teil an der Begegnung.<br />
Teilnehmer von links nach rechts,<br />
vordere Reihe: Gabriele <strong>Rettler</strong>, Bernward <strong>Rettler</strong>, Gudula <strong>Rettler</strong>, Theodor Känzler, Elisabeth <strong>Rettler</strong>, Ludwig Greschner,<br />
Irmingard <strong>Rettler</strong>, <strong>Josef</strong>-Gabriel <strong>Rettler</strong>,<br />
mittlere Reihe: Lioba <strong>Rettler</strong>, Aneli Trompetter, Gustav Möller, Clemens Assheuer, Andreas Miles, Monika Miles, Irmgard<br />
<strong>Rettler</strong>, Zita <strong>Rettler</strong>, Helmi <strong>Rettler</strong>,<br />
hintere Reihe: Regina <strong>Rettler</strong>, Karl Heinz Trompetter, Johann Auer, Ursula Radon, Horst Radon, Franz Pape jr. <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong>,<br />
Therese Winckler,<br />
nicht im Bild: die Fotografen Sefi und Marianne <strong>Rettler</strong>.<br />
249
Vor der <strong>Rettler</strong>´schen Bienenhütte blühen die Frühjahrsblumen: Krokusse, Narzissen, und Forsythien. Krokusse spendet die ersten<br />
Pollen für die Bienen. Unten: Der erste <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> (Gründer) und Sohn <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> am Eingang zum Bienenhaus. In dieser Zeit<br />
der Zusammenarbeit von Vater und Sohn bewirtschafteten <strong>Rettler</strong>s dreißig Bienenvölker.<br />
250<br />
türlich nach Vorbereitung mit seinem Vater. Einen besseren<br />
Lehrmeister in der Bienenzucht als seinen Vater<br />
kann sich der Sohn auch heute noch nicht vorstellen.<br />
Dieser hatte das Glück, 1961 in seiner Ehefrau Irmgard<br />
eine „studierte Biologin“ als Frau zu bekommen, die bis<br />
heute das Interesse an der <strong>Imkerei</strong> mit ihrem Mann teilt.<br />
Und auch die drei Kinder dieser Ehe (Gudula, <strong>Josef</strong>-<br />
Gabriel und Irmingard), sowie der Neffe Bernward haben<br />
von frühesten Kinderbeinen an neugierig und gern<br />
die Klappen zum Baurahmenfenster der Beuten geöffnet,<br />
um die Bienen zu beobachten und die Königin zu<br />
suchen und zu finden.<br />
Zunächst hatte der Gründer des „<strong>Rettler</strong>schen Bienenstandes“<br />
in großen Gerstungs-Beuten (= Beuten, die<br />
vom Pfarrer und Imker Gerstung aus Thüringen entwickelt<br />
wurden), geimkert. Die Beuten erwiesen sich für<br />
die hiesige Gegend als wenig geeignet, „da das Wabenmaß<br />
nicht im richtigen Verhältnis zum Nahrungsangebot<br />
in der Natur stand“. Er verkaufte diese Beuten nach<br />
kurzer Zeit und schaffte sich so genannte Zander-Beuten<br />
(= Beuten nach Prof. Zander, Erlangen) an, in denen<br />
noch heute geimkert wird. Diese Beuten wurden nach<br />
neuen Erkenntnissen zwischendurch modernisiert. Auf<br />
einer Wanderung mit beiläufigem Besuch eines am Wege<br />
stehenden Bienenhauses in Weninghausen bei Sundern
Fragment des alten, von Lehrer Ostenkötter gedichteten<br />
Vereinslieds. Dieses Fragment befand sich in einer Bienenbeute<br />
von Theodor Känzler.<br />
fand <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> seine vor vierzig <strong>Jahre</strong>n verkauften<br />
Beuten wieder. Auch Beuten sind also flugfähig und<br />
ausdauernd.<br />
Müschede ist wohl von Anfang an ein starkes Standbein<br />
des „Bienenzucht-Verein Hüsten-Neheim und Umgebung“<br />
gewesen. Leider fehlen die ersten Seiten des<br />
Protokollbuches. Der erste noch vorhandene Versammlungsbericht<br />
ist vom 29. Juni 1900. Im Cassabuch sind<br />
die Seiten 1 und 2 (für die <strong>Jahre</strong> 1895 und 1896) vorhanden,<br />
die folgenden Seiten für die <strong>Jahre</strong> bis 1902 fehlen<br />
dann.<br />
Der Verein wurde am 3. März 1895 gegründet. Erster<br />
Vorsitzender war Lehrer Schulte aus Müschede, der den<br />
Vorsitz bis 1900 inne hatte. Er wurde 1900 von Lehrer<br />
Asshoff aus Müschede abgelöst. Schriftführer war laut<br />
Protokollbuch vom 29. Juni 1900 Lehrer Ostenkötter aus<br />
Niedereimer.<br />
Zum damaligen Zeitpunkt (um 1900) existierte in der<br />
näheren Umgebung kein anderer Imkerverein, denn die<br />
Mitglieder kamen nicht nur aus Hüsten, Neheim, Müschede,<br />
Herdringen und Holzen, sondern auch aus Arnsberg,<br />
Sundern, Wickede, sogar aus Albringen und Bachum.<br />
Später entstanden eigene Imkervereine in Arnsberg,<br />
Neheim (1920), Sundern und Hachen. Der Imkerverein<br />
Holzen, der erst viel später selbstständig wurde, kehrte<br />
nach kurzer Zeit wieder nach Hüsten zurück. Infolge<br />
des starken Rückgangs der <strong>Imkerei</strong> in den letzten Jahrzehnten<br />
hat sich 1993 der „Bienenzuchtverein Arnsberg<br />
e.V.“ (im Nachvollzug der kommunalen Neugliederung)<br />
neu etabliert, nachdem schon 1992 eine Fusion des Hüstener<br />
Vereins mit dem Neheimer Imkerverein erfolgte. In<br />
dem neuen Verein sind also die Imkervereine von Hüsten<br />
(mit Holzen), Neheim und Arnsberg aufgegangen.<br />
In Sundern besteht noch ein eigener Verein.<br />
Wie schon gesagt, hatten die Imker der Umgebung<br />
in dem am 3. März 1895 in Hüsten gegründeten Verein<br />
ihre Bleibe. Der Schriftführer, der in Niedereimer tätige<br />
Lehrer Ostenkötter, verfasste sogar ein eigenes Vereinslied:<br />
„Wo die Ruhr sich silbern windet, wo die Röhr ihr<br />
Endziel findet …. Unser Hoch gilt dem Vereine! Blühen<br />
mög´er fort und fort! Wahrhaft stets, nicht bloß zum<br />
Scheine sei ihm Gott ein sich´rer Ort!“. Die vergilbten<br />
Reste einer gedruckten Ausfertigung dieses Liedes fand<br />
der Verfasser des Berichtes vor ca. zwanzig <strong>Jahre</strong>n in<br />
einer alten Bienenbeute des Theodor Känzler aus Müschede.<br />
Es wurde in der Imkerversammlung vom 29. Juni<br />
1901 zum ersten Male gesungen.<br />
Als Lehrer Asshoff, seit 1900 Vorsitzender, 1906 von<br />
Müschede nach Werl verzog, wurde am 28. Oktober 1906<br />
„Fabrikbesitzer Cronenberg - Müschede zum Vorsitzenden<br />
gewählt“, der schon 1902 Mitglied des Vereins war.<br />
Julius Cronenberg hat den Vorsitz bis 1920 inne gehabt.<br />
Am 7. Dezember 1911 wird Herr <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> „als<br />
Vorstandsmitglied“ wieder gewählt. Er ist also schon<br />
bald nach dem Erwerb seiner Mitgliedschaft im <strong>Jahre</strong><br />
1906 im Imkerverein aktiv tätig. Diese Mitgliedschaft hat<br />
bis zum Tode von <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> sen. im <strong>Jahre</strong> 1955 bestanden<br />
und wurde dann von seiner Frau bis zu deren<br />
Tode im <strong>Jahre</strong> 1979 und danach von dem Sohn <strong>Josef</strong><br />
<strong>Rettler</strong> weitergeführt. Sie besteht heute noch.<br />
Julius Cronenberg führte den Hüstener Imkerverein,<br />
wie gesagt, bis 1920. Im Protokoll vom 18. Februar 1920<br />
heißt es dann: Der Vorsitzende Julius Cronenberg „bittet<br />
sowohl von seiner wie auch der Wiederwahl des<br />
Geschäftsführers Herrn <strong>Rettler</strong> abzusehen“. Als „Schriftund<br />
Rechnungsführer“ war Herr <strong>Rettler</strong> wohl tätig, nachdem<br />
der langjährige Schriftführer Lehrer Ostenkötter 1915<br />
wegen Alters sein Amt übergab: „Hiermit übergebe ich<br />
das Buch dem Verein mit dem Wunsch, er möge blühen<br />
und sich weiterentwickeln auf lange, lange Zeiten.“<br />
In einem ausführlichen Protokoll vom 12. März 1919<br />
gibt Herr <strong>Rettler</strong> eine umfassende Übersicht über das<br />
Vereinsleben von 1914 bis 1919.<br />
Wie erwähnt, wurden im Laufe der <strong>Jahre</strong> die Imker-<br />
251
vereine Arnsberg, Sundern, Neheim, Hachen und später<br />
für kurze Zeit Holzen selbstständig. Der Neheimer<br />
Verein wurde 1920 gegründet. Es verblieben im Hüstener<br />
Imkerverein die Imker aus Hüsten, Müschede,<br />
Bruchhausen und Holzen mit Oelinghauser Heide. Sie<br />
pflegten eine gute kameradschaftliche Gemeinschaft, zu<br />
deren Vertiefung auch die wechselnden Besuche der<br />
Bienenstände bei Versammlungen beitrugen. Nach dem<br />
letzten Weltkrieg schwand das Interesse an der <strong>Imkerei</strong><br />
allgemein stark. Der Hüstener Verein stand 1970/71 in<br />
einer existentiellen Krise. Jedoch konnte 1972 wieder<br />
ein Vorstand gewählt werden. Der „Landesverband<br />
Westfälischer und Lippischer Imker“ schreibt am 21.<br />
Februar 1972 an den Berichterstatter wegen Fortbestandes<br />
des Imkervereins Hüsten: „… dass wir uns über<br />
den Fortbestand (des Vereins) sehr gefreut haben. Sie<br />
haben sicherlich erheblich dazu beigetragen.“<br />
Das Ende des Imkervereins Hüsten im <strong>Jahre</strong> 1993 ist<br />
kein Ende, sondern ein Weiterleben im neu gegründeten<br />
Imkerverein Arnsberg e.V.<br />
Die folgende Aufstellung soll zeigen, dass die <strong>Imkerei</strong><br />
in Müschede immer gut vertreten war. Das lässt sich<br />
ersehen in den Cassabüchern des Vereins Hüsten, soweit<br />
solche noch vorhanden sind bzw. geführt werden.<br />
Soweit möglich sind die <strong>Jahre</strong> angegeben, in denen die<br />
Namen zum ersten Male erwähnt werden. Zur neueren<br />
Zeit fehlen die Angaben. Soweit möglich, wurde die<br />
Liste ergänzt. Sie erhebt dennoch keinen Anspruch auf<br />
Vollständigkeit.<br />
1895 Gründungsjahr des Vereins.<br />
Genannt wird Lehrer Schulte aus Müschede,<br />
der Gründungsmitglied und auch der erste Vorsitzende<br />
war<br />
1895 Johann Voß, Müschede<br />
1895 Bernhard Michel, Müschede,<br />
beide gehörten wohl zu den Vereinsgründern<br />
Dann folgen als Müscheder Imker:<br />
1902 Lehrer Asshoff, der auch als Vorsitzender<br />
genannt wird<br />
1902 Julius Cronenberg, später Vorsitzender<br />
1902 Wilhelm Cronenberg<br />
1902 Theodor Michel<br />
1905 <strong>Josef</strong> Gierse<br />
1906 <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong><br />
1907 Norbert Schulte<br />
1908 Wilhelm Werthmann<br />
1909 Caspar Henne, Wicheln<br />
1910 Lehrer Pingel<br />
1912 Hubert Hörster<br />
1912 <strong>Josef</strong> Stodt<br />
1914 <strong>Josef</strong> Wiese<br />
252<br />
1917 Vikar Kaup<br />
1917 Johann Schlinkmann<br />
1918 Franz Voß<br />
1918 Frau Heinrich Cronenberg<br />
1919 Wilhelm Dahme<br />
1921 Theodor Känzler<br />
1944 Franz Pape<br />
1946 Philipp Daum sen. und Heinrich Vollmer (Schwiegersohn),<br />
später dessen Sohn Konrad Vollmer.<br />
An Opa Daum kann sich der Berichterstatter<br />
noch gut erinnern: Als dieser mit seinem Vater<br />
<strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong> sen. an einem schwülen Tage<br />
Daums Bienenstand besuchte, also zu einem<br />
Zeitpunkt, da die Bienen naturgemäß recht<br />
stechlustig sind, ging Opa Daum ungeschützt<br />
vor die Fluglöcher. Er fasste sich einige Male<br />
ziemlich lässig über seinen nicht mehr stark<br />
behaarten Kopf. „Nun geht mal schön.“ Das war<br />
die Anrede für seine Lieblinge, obwohl sie ihm<br />
gerade sechs Stiche auf sein Haupt verpasst<br />
hatten. Da konnte selbst Altimker Vater <strong>Rettler</strong><br />
nur den Kopf schütteln.<br />
1954 Ludwig Greschner<br />
1960 Heinrich Minden, der zum Imkerverein Neheim<br />
gehörte<br />
1966 Heinz Vollmer-Lentmann<br />
1984 Wilhelm Böhmer und Sohn Ingolf<br />
1989 Gisbert Schulte<br />
Heute sind nur noch wenige Imker in Müschede:<br />
Wilhelm Böhmer und Sohn Ingolf (mit <strong>Josef</strong><br />
Dahme)<br />
<strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong><br />
Gisbert Schulte (mit Julius Cronenberg)<br />
Konrad Vollmer<br />
Die Müscheder Imker haben immer eine gute Kameradschaft<br />
geübt und sich gegenseitig geholfen. Das möge<br />
der Auszug aus einem Brief von Vater Pape aus dem<br />
<strong>Jahre</strong> 1951 zeigen, den er an den Verfasser dieses Berichtes<br />
schrieb, als dieser im Studium war, und in der<br />
Betreuung des <strong>Rettler</strong>´schen Bienenstandes aushalf: „…<br />
anbei einen kleinen (der aber sehr ausführlich war) Zuchtbericht<br />
… Das ist also die diesjährige Pleite. Hoffentlich<br />
behältst Du den Kopf oben ….“<br />
<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Imkerei</strong> <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong>. Wer wird sie weiterführen?<br />
Die heute geforderte berufliche Flexibilität entzieht<br />
der Betreuung der Bienen die notwendige Beständigkeit.<br />
Das Interesse an den Bienen kann man wecken,<br />
das Hineinwachsen in die <strong>Imkerei</strong> aber nicht erzwingen.<br />
Man kann durch frühes Heranführen der Kinder an die<br />
Wunderwelt der Bienen kindliche Begeisterung erreichen,<br />
erste Liebe für die Bienen wachrufen. Darum haben wir<br />
uns auf unserem Bienenstand nicht ohne Erfolg gemüht.
Die Wandbilder befinden sich in der Bibliothek des Stiftes Vorau in der Steiermark. Die Inhalte der eingefügten Sprüche "Mel et<br />
venenum" (Honig und Bienengift) und "Ad opes per apes" (zu Wohlstand durch Bienen) unterstreicht die Bedeutung der Bienen bis<br />
heute.<br />
Ob aber dadurch bereits die Grundlagen zur „Übergabe“<br />
gelegt wurden? Die Zeit bleibt nicht nur nicht stehen,<br />
sie verändert auch Voraussetzungen.<br />
So bleibt uns nur die geringe Hoffnung, dass<br />
vielleicht der Lebensweg der Enkel es möglich macht,<br />
Bienen als ihre Lieblinge zu betreuen. Die beiden, nach<br />
dem langen diesjährigen Winter noch lebenden Bienenvölker<br />
hat der Opa jedenfalls den Enkeln Jeremias und<br />
Ruben geschenkt. Sie fragen mit Interesse nach deren<br />
Entwicklung.<br />
„Möge sein heiliger Segen herabkommen über diese<br />
Bienen und auf diese Bienenstöcke, auf dass sie sich<br />
vermehren und Ertrag bringen und vor allen Schäden<br />
bewahrt werden, so dass ihr Ertrag zu Deiner Ehre verwendet<br />
werden kann!“ Mit diesem Gebet, das in der<br />
<strong>Rettler</strong>´schen Bienenhütte hängt, soll der Bericht über<br />
„<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Imkerei</strong> <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong>“ beendet werden.<br />
Dieser Brief von Franz Pape sen. zeigt die herzliche Verbundenheit und Hilfsbereitschaft unter den Müscheder Imkern.<br />
253
Die heute in Müschede noch tätigen Imker, v.l.: Gisbert Schulte,<br />
Konrad Vollmer, <strong>Josef</strong> <strong>Rettler</strong>, Wilhelm Böhmer und Sohn Ingolf.<br />
Heiland nimm in Hut die Bienen, die mit Wachs dem Altar dienen, die mit Honig uns ernähren, die uns<br />
Fleiß und Ordnung lehren. Gottes Segen sei mit ihnen, Heiland nimm in Hut die Bienen.<br />
Handgearbeiteter Wandbehang im Wohnhaus der Familie <strong>Rettler</strong>, gearbeitet von Lioba <strong>Rettler</strong>.<br />
ISSN 1612-8443<br />
Müscheder Blätter, 2006, 34. Folge.<br />
Hrsg.: Arbeitskreis f. Dorfentwicklung u. Heimatpflege, Müschede.<br />
Redaktion: <strong>Josef</strong> Keilig, Hubertus Mantoan, Hubert Michel,<br />
Heinrich Schlinkmann.<br />
Blick in die romantische <strong>Rettler</strong>´sche Bienenhütte, die in drei<br />
Stufen erbaut wurde und dreißig Bienenvölkern Platz bietet.<br />
Bankverbindung: Sparkasse Arnsberg-Sundern, BLZ 466 500 05,<br />
Kto.-Nr. 275 072 76.<br />
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zur Finanzierung der Müscheder Blätter.<br />
Nachdruck ist nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet.