2023 wohnbar Spezial Halter

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Von Geschwisterliebe, etwas völlig Neues zu <strong>wohnbar</strong> SPEZIAL im Gespräch mit Stefanie und Georg Renner vom BIO Pannobile Weingut Renner & rennersistas Lebendige Weine. Handarbeit. Sanfter Rebschnitt. Biodiversität und standortangepasste Begrünung. Feinhefe statt Schwefel. Weglassen statt Hinzufügen. Begleiten statt Intervenieren. Das Weingut Renner im beschaulichen burgenländischen Gols: Auf 13 ha entstehen hier im biodynamischen Anbau Weine, die alle Zeit der Welt bekommen, um ihren lebendigen Charakter zu entwickeln. Mittlerweile wird das Weingut in dritter Generation von den Geschwistern Stefanie und Georg Renner unter dem Label rennersistas geführt. Als einer der Gründungsbetriebe der Winzervereinigung PANNOBILE arbeiten sie gemeinsam mit anderen Betrieben voller Leidenschaft und Überzeugung daran, regionale Rebsorten wieder populär zu machen.Wir haben mit Stefanie Renner über Weinbau, neue Denkweisen und ihren Wunsch nach mehr Begeisterung für ehrliche, nachhaltige Landwirtschaft gesprochen. Steht rennersistas für eine neue, innovative Unternehmenskultur? Unsere Eltern haben großartige Arbeit geleistet und tolle Weine gemacht. Eine parallele Linie schien uns sympathisch, damit der Übergang auf die neue Generation auch fließender ist. Mit rennersistas war mehr Freiraum gegeben, etwas völlig Neues weit weg vom Mainstream zu kreieren. Da war auch der etwas kecke Name passend. Geschwister als Kolleg*innen – wie funktioniert das in Ihrem Betrieb? Wir sind gemeinsam und gleich aufgewachsen, teilen also viele sehr wichtige Werte, wir kennen den Betrieb seit Kindesbeinen und vieles kann in der gemeinsamen Arbeit sehr flüssig, fast selbstverständlich passieren. Wir haben aber dennoch getrennte Privatleben, getrennte Wohnungen; dadurch lässt sich zumindest ein Teil des Lebens vom Beruf abkoppeln und das tut jedem auch gut. Es ist aber auch sehr schön, dass unsere Eltern noch involviert sind. Wie darf man sich den Alltag einer biodynamischen Produktion vorstellen? Die Hauptzeit ist während der Vegetationsphase von Ostern bis nach der Ernte im Oktober, in der wir biodynamische Präparate aus Hornmist und Hornkiesel im Weingarten ausbringen. Außerdem kochen wir Tees aus Brennnessel, Schafgarbe, Löwenzahn
12_13 Wein und Freiraum kreieren und Ackerschachtelhalm, die wir dann ebenso auf die Pflanzen in verschiedenen Stadien sprühen. Das alles geschieht, um die Pflanzen und die Böden robuster gegen Krankheiten und Schädlinge zu machen. Wir verwenden nach wie vor auch Schwefel und Kupfer in möglichst geringen Dosierungen, aber immer in Kombination mit Tees oder Pflanzenauszügen. Bereits unsere Eltern haben ihren eigenen Kompost hergestellt, um dem Humusabbau entgegenzuwirken. Wir bekommen von einem befreundeten Bio-Rinderbauern Mist, den wir drei Jahre lang kompostieren und mit Trester und biodynamischen Präparaten ergänzen, um die mikrobiellen Umbauprozesse zu verbessern. Aktuell leidet unsere Region natürlich auch sehr stark unter der anhaltenden Trockenheit. Die intensive Landwirtschaft bewirkt weltweit viel zu viele offene, nicht begrünte Böden. Das führt zu einer ständigen Austrocknung der Bodenoberfläche und verhindert ausreichend Evaporation von Pflanzen – wo soll da der Regen herkommen? Schutz vor Austrocknung geht nur durch Begrünung, weil nur Pflanzen und Mikroorganismen Luft und Wasser im Boden halten können. Wir begrünen unsere Böden ganzjährig und bearbeiten in erster Linie durch Walzen, Mähen oder Unterschneiden. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Langfristig gedacht, muss die Menschheit erkennen, dass wir vor allem in der Landwirtschaft einiges ändern und verbessern müssen, um für unsere Zukunft genug Grund und Boden zu haben. Ohne Landwirtschaft keine Lebensmittel, das muss uns bewusst sein. Wir wünschen uns mehr Aufklärung darüber, was intensive Landwirtschaft mit unserer Umwelt macht. Zu oft wird der Beruf Bauer/Bäuerin oder Landwirt*in schlecht dargestellt. Wir können aber auch feststellen, dass vor allem die jungen Generationen immer mehr Interesse an unserer Arbeit haben. Arbeiten mit und in der Natur ist großartig, anstrengend und intensiv, aber es erfüllt so sehr! Wir sind dankbar, dass wir viel Wertschätzung für unseren Beruf und für unsere Philosophie zu spüren bekommen. Wie ist Ihre Wertschätzung für das Natürliche entstanden? Bereits unsere Eltern haben seit den 1990ern keine Reinzuchthefe und keine Schönung mehr verwendet. Alle unsere Weine werden zuerst mit der Hand geerntet und die Gärung beginnt spontan, das heißt sie wird von den wilden Hefen gestartet, die sich vorwiegend auf den Beerenschalen befinden. Wir vergleichen es gern mit Sauerteig, da ist nämlich auch eines unerlässlich: Zeit! Wir sind davon überzeugt, dass diese natürlichen Prozesse nur dann gut und harmonisch ablaufen, wenn nicht mit systemischen Mitteln wie Herbiziden in die Pflanzen eingedrungen wird. Am Ende wollen wir den Wein ja genießen: Wenn das Produkt genug Zeit bekommen hat, um all seine natürlichen Prozesse alleine abzuschließen, dann tut es auch dem Körper gut. Gibt es auch kritische Stimmen rund um Ihre Produktionsweise? Es gibt immer Kritik. Wenn sie konstruktiv ist, freuen wir uns, wenn sie unbegründet negativ ist, hören wir gern auch mal weg. (lacht) Weine gibt es ja unglaublich viele, und wenn jemand unseren Stil nicht mag, dann können wir nur sagen: Macht nix, über Geschmack kann man schwer streiten. In Bezug auf die Landwirtschaft sind wir überzeugt, dass unsere Herangehensweise die nachhaltigste und zukunftsrelevanteste ist. Und wir sind dabei ja glücklicherweise nicht allein, immer mehr Betriebe stellen endlich auf BIO um.
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