NewHealthGuide 02/2022
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newhealth.guide #2<br />
Mehr Souveränität, mehr<br />
Sicherheit, mehr Standards<br />
Patientenportale lassen vielerorts noch zu wünschen übrig. Woran<br />
das liegt? Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten<br />
1. Was sind die größten Herausforderungen<br />
bei der Einführung eines Patientenportals?<br />
„Der wichtigste Punkt ist die Interoperabilität“,<br />
sagt Jan Schuster, Projektleiter für das Patientenportal<br />
der Helios Kliniken. Es müssen Schnittstellen<br />
geschaffen werden, um Daten aus dem Patientenportal<br />
in die Primärsysteme wie das Krankenhausinformationssystem<br />
(KIS) zu übernehmen und<br />
mit den Systemen externer Leistungserbringer wie<br />
Ärztinnen, Therapeuten sowie Rehakliniken zu<br />
kommunizieren. Eine weitere Herausforderung für<br />
die Klinikkette: Die Voraussetzungen bei den einzelnen<br />
Kliniken sind verschieden. „Es werden bei<br />
Helios KIS von mehreren Herstellern eingesetzt, die<br />
unterschiedliche technische Integrationsfähigkeiten<br />
haben“, so Schuster. Ziel sei die konsequente<br />
Verwendung von Standards aus dem Gesundheitswesen<br />
wie Integrating the Healthcare Enterprise<br />
(IHE). Jörg Asma von der Beratungsgesellschaft<br />
PwC nennt eine weitere Hürde: „Manche<br />
Dienste, etwa ein weit verbreiteter Messenger,<br />
geraten in Konflikt mit der Telematik-Infrastruktur.“<br />
Damit seien sie aber nicht kompatibel, zudem sei<br />
eine TI-Zulassung erforderlich.<br />
2. Welche Vorteile hat ein Patientenportal<br />
für das Krankenhaus?<br />
Wenn allen Beteiligten die gleichen Daten vorliegen,<br />
erhöht das die Sicherheit und damit die<br />
Versorgungsqualität. Außerdem spart die Digitalisierung<br />
von Prozessen Ressourcen: „Maximalversorger<br />
wie Unikliniken haben schon Jahre vor<br />
dem KHZG mit der Einrichtung eines Patientenportals<br />
begonnen, weil sie enorme Effizienzgewinne<br />
darin sehen“, urteilt Jörg Asma von PwC.<br />
„Bei einer digitalen Anamnese, die Patienten in<br />
Ruhe zu Hause durchführen, wird nicht die Hälfte<br />
vergessen, und die Informationen stehen allen<br />
Mitarbeitenden rechtzeitig zur Verfügung“, nennt<br />
Dr. Ralf Brandner, Geschäftsführer von x-tention<br />
Informationstechnologie, ein Beispiel. Auch die<br />
Online-Terminbuchung erspart eine Ansprechperson<br />
am Telefon. Allerdings gibt der IT-Unternehmer<br />
zu bedenken, dass dies auch Schwächen<br />
offenbart: „Bucht der Patient online einen<br />
Termin, will er nicht stundenlang warten. Hier<br />
müssen sich Krankenhäuser organisatorisch verändern<br />
und kundenfreundlicher werden.“ Csilla<br />
Imre, Abteilungsleitung IT beim Landschaftsverband<br />
Rheinland (LVR), hebt hervor, dass es<br />
einfacher wird, mit allen am Behandlungsprozess<br />
Beteiligten zu kommunizieren. Dass man psychiatrische<br />
Patienten dank Digitalisierung auch im<br />
häuslichen Umfeld betreuen kann, könne sogar<br />
helfen, stationäre Aufenthalte zu vermeiden.<br />
3. Und was haben die Behandelten davon?<br />
Sie können online Termine buchen, statt am Telefon<br />
in einer Warteschleife zu hängen, und sich<br />
mit ihren eigenen Endgeräten in Ruhe über ihre<br />
Krankheit und die geplante Behandlung informieren.<br />
Anamnesebögen und Formulare lassen<br />
sich vorab ausfüllen, sodass man nicht auf verschiedenen<br />
Stationen wiederholt die gleichen<br />
Fragen beantworten muss. Ein Messenger ermöglicht<br />
es, mit dem Krankenhauspersonal direkt<br />
zu kommunizieren. Patienten werden an Termine<br />
erinnert und erhalten Einblick in ihre Unterlagen<br />
wie OP-Berichte und Befunde. „Patienten haben<br />
ein Anrecht auf ihre Daten – bisher erhielten sie<br />
aber nur den Arztbrief. Über das Patientenportal<br />
können sie nun auf vieles mehr zugreifen“, erklärt<br />
Jan Schuster von den Helios Kliniken.<br />
4. Welche Voraussetzungen müssen<br />
Patientinnen und Patienten mitbringen, um<br />
das Patientenportal nutzen zu können?<br />
Sie können sich mit jedem mobilen Endgerät<br />
– Smartphone oder Tablet – anmelden und einen<br />
Account anlegen. Voraussetzung ist eine E-Mail-<br />
Adresse und ein Passwort. Wie beim Online-Banking<br />
ist eine Zwei-Faktor-Authentifizierung nötig.<br />
Bei Helios müssen sie dazu die Helios Safe App installieren.<br />
Anschließend erhalten sie einen PIN-Brief<br />
und werden nach Eingabe der PIN nach ihrem<br />
Geburtsdatum und der Postleitzahl gefragt. „Wenn<br />
alle Angaben korrekt sind, laufen ihre Daten ab<br />
diesem Zeitpunkt in das Patientenportal“, erklärt<br />
Jan Schuster von den Helios Kliniken. Bisher sei die<br />
Resonanz allerdings nicht sehr hoch: Er schätzt,<br />
dass aktuell fünf Prozent der Helios-Patienten das<br />
Portal nutzen. „Da ist noch Luft nach oben.“<br />
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