Bauernarbeit in Mauren - eLiechtensteinensia
Bauernarbeit in Mauren - eLiechtensteinensia
Bauernarbeit in Mauren - eLiechtensteinensia
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Bauernarbeit</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Mauren</strong><br />
Rupert Ritter
VORBEMERKUNG<br />
Der starke Rückgang der bäuerlichen Betriebe und die Technisierung<br />
der <strong>Bauernarbeit</strong> brachten es mit sich, dass die früher üblichen<br />
Bezeichnungen der Arbeitsvorgänge, der verwendeten Geräte und deren<br />
Bezeichnung und Gebrauch <strong>in</strong> Vergessenheit geraten, und sie werden<br />
bald aus dem Sprachschatz verschw<strong>in</strong>den. Hand <strong>in</strong> Hand damit<br />
g<strong>in</strong>g das Aussterben von Berufen, die ganz auf bäuerliche Handarbeit<br />
und Bedarf beruhten, wie Rechenmacher, Wagner, Holzschuhmacher,<br />
etc. Die damals auf Handarbeit e<strong>in</strong>gerichteten Gewerbebetriebe, wie<br />
Schre<strong>in</strong>er, Schlosser, Zimmerleute s<strong>in</strong>d heute voll mechanisiert, ja<br />
automatisiert und die se<strong>in</strong>erzeit verwendeten Werkzeuge stehen nicht<br />
mehr im Gebrauch.<br />
S<strong>in</strong>n und Zweck dieser Arbeit ist es daher, das Damalige festzuhalten,<br />
die gebrauchten Dialektbezeichnungen vor dem vollständigen Vergessen<br />
zu bewahren. Wenn ich mich dabei auf me<strong>in</strong>e Heimatgeme<strong>in</strong>de<br />
e<strong>in</strong>stelle, so liegt der Grund dar<strong>in</strong>, dass viele Bezeichnungen nur lokal<br />
verwendet wurden und das Wesentliche der Arbeit auf persönlicher<br />
Er<strong>in</strong>nerung beruht. Es würde mich freuen, wenn me<strong>in</strong>e Arbeit Veranlassung<br />
gäbe, dass Ähnliches für andere Geme<strong>in</strong>den nachfolgen würde<br />
und dass die alten Geräte gesammelt und für die Zukunft gerettet<br />
werden.<br />
Ich möchte bei dieser Gelegenheit allen jenen, die mir bei der Arbeit<br />
mit ihrem Wissen und ihrer bäuerlichen Erfahrung geholfen haben,<br />
me<strong>in</strong>en aufrichtigen Dank abstatten. Besonderen Dank auch dem Historischen<br />
Vere<strong>in</strong>, der die Veröffentlichung dieser Arbeit übernimmt.<br />
53
BAUERNARBEIT IM JAHRESABLAUF<br />
Grünlandwirtschaft<br />
Bodene<strong>in</strong>teilung<br />
Offna Boda'' (= Grundstücke für Ackerbau), zuana Boda (Grasland).<br />
Rietboda, Tuarbaboda (= Torfboden auch als Riet bezeichnet),<br />
Lettaboda (= von Rüfeablagerungen mit dicker Lettenschicht überdeckter<br />
Torfboden), ufwärtaga oder auch guata Boda (= Lehmboden<br />
an Hügelabhängen), Höboda (= Wiesland mit zweimaligem Grasschnitt),<br />
Magerhöboda ( = Grundstücke <strong>in</strong> Hanglage mit e<strong>in</strong>maligem<br />
Grasschnitt) Rosshöboda (= saure Wiesen mit e<strong>in</strong>maligem. Grasschnitt<br />
zur Pferdefütterung), Streueboda (= saure sumpfige Böden mit B<strong>in</strong>sen<br />
und Schilfrohr bewachsen zur Gew<strong>in</strong>nung von Streue für die Stallungen).<br />
Bodenbewirtschaftung<br />
Düngung<br />
Höboda wird im Spätherbst mit Stallmist (meschtamacha) seltener<br />
zwischen 1. und 2. Schnitt gedüngt, auch mit Jauche (Bschötte), hie und<br />
da auch mit Kunstdünger (Stickstoff und Kali). Magerhöboda und Rosshöboda<br />
erhielten im Spätherbst e<strong>in</strong>e Düngung mit Thomasschlakka<br />
(Thomasmehl) («Ma goht gi schlackna»). Offna Boda wurde beim Anpflanzen<br />
gedüngt.<br />
Bodennutzung<br />
Grasböden, besonders solche <strong>in</strong> der Nähe des Hauses wurden zum<br />
gräsa (Gew<strong>in</strong>nung von Grünfutter) benutzt und entsprechend häufiger<br />
gedüngt. Die Bündt ( = Umschwung beim Haus) aber auch andere<br />
Höböda verwendete man zum Veh uslo, hüatta (Viehhüten), aber früher<br />
nur im Herbst. Nach dem Abweiden nannte man sie abgetzt. Dadurch<br />
g<strong>in</strong>g der erste Heuschnitt verloren. Ebenso wurde das Gras nach dem<br />
Ohmat noch abgetzt.<br />
* Um die Lesbarkeit der Arbeit nicht zu bee<strong>in</strong>trächtigen, hat der Verfasser<br />
von e<strong>in</strong>er Wiedergabe der Mundartformen <strong>in</strong> Lautschrift abgesehen. Dialektwörter<br />
s<strong>in</strong>d kursiv gedruckt.<br />
54
Das Heuen<br />
Vorbereitungen<br />
Kuhschellen<br />
Die Segass (= Sense) wurde mit dem Tengelhammex auf dem<br />
Tengelstock tenglat. Es wurden hie und da Dengelpressen verwendet.<br />
Nach dem Tengla befestigte man die Segass am Warb ( = hölzerner,<br />
leicht nach aussen zum Körper<br />
des Mäjers gebogener,<br />
6-kantiger Stiel mit im spitzen<br />
W<strong>in</strong>kel nach rückwärts<br />
e<strong>in</strong>gesetztem ca. 25 cm hohem<br />
Handgriff mit e<strong>in</strong>em<br />
Quergriff und am Stielende<br />
e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>gesetzten Quergriff)<br />
mit dem Segassr<strong>in</strong>g,<br />
der auf der flachen Unterseite<br />
die Segass an den Warb<br />
andrückte und mit e<strong>in</strong>em<br />
Schrubagw<strong>in</strong>d (= Schraubengew<strong>in</strong>de)<br />
versehen war, Tengelstock<br />
55
Futterfässer<br />
aus Holz, Blech und Plastik<br />
das mit dem Schlüssel angezogen,<br />
Segass und Warb fest<br />
verband. Vor dem Festziehen<br />
wurde die Ausladung der<br />
Segass gerichtet, <strong>in</strong>dem der<br />
Segasspetz vom Schienbe<strong>in</strong><br />
des Mäjers als Drehpunkt mit<br />
dem Kreis des Endes der<br />
Schnittfläche verglichen wurde.<br />
Normalerweise wurde die<br />
Segass etwa 5 bis 8 cm<br />
igschtellt, d. h. der Kreis des<br />
Segasspetz war kle<strong>in</strong>er als<br />
der des Segassblattendes. Zur<br />
Vorbereitung gehörte auch<br />
der Wetzsto (= Wetzste<strong>in</strong>),<br />
der se<strong>in</strong>en Platz im Futterfass<br />
hatte, das man an e<strong>in</strong>em<br />
Riemen um die Körpermitte<br />
trug. Das Futterfass wurde<br />
mit Wasser gefüllt, dem man<br />
bei föhnigem oder tauarmen Wetter Salz, Most oder Essig beimischte,<br />
damit es besser zücht. Mit dem Wetzsto wurde die Schneide nachgeschärft.<br />
Nun g<strong>in</strong>g's auf zur Heuarbeit, für die Bauern die arbeitsreichste<br />
Zeit der längsten und vom Wetter so sehr bee<strong>in</strong>flussten Arbeitstage, —<br />
die im Folgenden auf die Arbeit zweier Tage zusammengezogen ist.<br />
l.Tag<br />
Früh am Morgen oder am Vorabend g<strong>in</strong>g's auf die Wiese zum<br />
Mäja (= mähen). Wenn die Nebengrundstücke ebenfalls Wiesen waren,<br />
mähte man die erste Mahda (Mahd) (auch Schwada) dem Nachbargrundstück<br />
entlang und beim Zurückmähen entstand e<strong>in</strong>e Doppelmahd.<br />
Die folgenden Mahda wurden alle <strong>in</strong> der gleichen Richtung<br />
als e<strong>in</strong>fache Mahda gmäit. Es kam auch vor, dass die Doppelmahda<br />
<strong>in</strong> der Grundstücksmitte gemäht wurde, so dass der Mäjer ke<strong>in</strong>en<br />
leeren Weg machen musste. Noch vor Mittag, wenn die Taunässe<br />
verdunstet war, wurde gwarbat (wiederausbreiten des Grases auf<br />
der ganzen Wiesenfläche) und dann gohts hom zum z'Mettagässa, und<br />
56
nach dem Essen geht's zum Kehra (= wenden) des angetrockneten<br />
Grases, entweder mit der Gabla oder dem Reha. Das angetrocknete<br />
Gras wurde am späteren Nachmittag gmähdlat (= <strong>in</strong> Mahden mit dem<br />
Rechen zusammengezogen). Aus den Mähdle wurden Höckerle ( =<br />
kle<strong>in</strong>e Haufen) geformt, oder mit der Gabla wurde das Gras <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
Lagen übere<strong>in</strong>ander geschichtet, ma macht Bierlig (grössere Haufen).<br />
Bei unzuverlässigem Wetter brachte man am frühen Nachmittag<br />
d'Hontza (= He<strong>in</strong>zen) aufs Feld. Das Gras wurde ghontznat. Die He<strong>in</strong>zen<br />
wurden mit dem Hontzastecka (= e<strong>in</strong> ca. 5 kg schwerer Eisenstab<br />
mit verdickter Spitze und e<strong>in</strong>em flachgehämmerten runden Mittelstück)<br />
<strong>in</strong> das mit dem Hontzastecka vorbereitete Hontzaloch gesteckt und mit<br />
der runden Fläche des Hontzastecka noch fester e<strong>in</strong>geschlagen. Dann<br />
wurde das Gras an den 3 Hontzasprossa, von denen der mittlere quer<br />
zu den beiden anderen steht, aufgehängt und mit e<strong>in</strong>em Grasdach<br />
(Kopf) versehen. Die angetrocknete Streue wurde, soweit sie nicht bald<br />
ito (= nach Hause geführt) wurde, gschochnat ( = grosse Haufen) und<br />
Strohstuhl, Schneidegerät zum Herstellen von Kurzfutter<br />
und zum Zerkle<strong>in</strong>ern der Streue<br />
57
zum Teil mit Seilen und angehängten Ste<strong>in</strong>en beschwert. Anstelle von<br />
Seilen verwendete man auch Niela (= Triebe des wilden Hopfens) oder<br />
Weidenzweige.<br />
2. Tag<br />
War das Wetter gnädig, konnte am zweiten Tag das Heu e<strong>in</strong>gefahren<br />
werden. Nach Verdunstung des <strong>in</strong> der Nacht gefallenen Taus wurden<br />
die Mähdle des Vortages verzettet, die Bierlig und Höckerle und Hontza<br />
abananderto. Nach dem Essen wurde das Heu nochmals gekehrt und<br />
dann zu Bieta (= grosse Mahden) mit Gabeln von beiden Seiten zusammengeworfen.<br />
Man bezeichnete diese Arbeit auch als zemmato.<br />
Heugabeln, h<strong>in</strong>ten neuerer Typ mit Eisenz<strong>in</strong>ken, vorne älterer Typ,<br />
Holzz<strong>in</strong>ken mit Eisenspitzen, <strong>in</strong> der Mitte Ladgabla<br />
Beim Heuladen (Hölada) waren folgende Personen beteiligt: der<br />
Lader, der mit e<strong>in</strong>er besonders grossen Gabel (Ladgabla, e<strong>in</strong>e ca. 2.5 m<br />
lange, starke Heugabel mit 3 oder 4 Stahlz<strong>in</strong>ken) das Heu von der<br />
Höbieta auf den Wagen h<strong>in</strong>aufreicht. Der Hölader, der auf dem Wagen<br />
das Heu zu e<strong>in</strong>em Würfel aufbaut und <strong>in</strong> den 4 Ecken die Heubüschel<br />
zusammenfaltet, «ma tuat artna», um dem Heufuder e<strong>in</strong>en besseren Halt<br />
zu geben. Der Nohereher, der die auf der Wiese zurückgebliebenen<br />
Heureste mit dem Höreha, der vom Rechenmacher als hölzerner Handrechen<br />
gefertigt wurde, oder dem Zogreha (grosser meist aus Metall<br />
hergestellter Rechen von ca. 1,8 m Breite und nach <strong>in</strong>nen gerundeten<br />
ca. 30 cm langen Rechenzähnen) zemmarehat.<br />
58
Der Höwaga — se<strong>in</strong>e Besonderheiten<br />
Normalerweise benutzte man zum Hölada e<strong>in</strong>en Laterawaga (Leiterwagen),<br />
und selten e<strong>in</strong>en Brockawaga. Bei beiden Wagen war auf der<br />
Stirnseite e<strong>in</strong> ca. 1,5 m hohes mit 4 Sprossen versehenes Höläterle (Heuleiterle<strong>in</strong>)<br />
angebracht, das beim Leiterwagen mit 2 am unteren Ende angebrachten<br />
Blechösen unten an der Laterastanga befestigt war, beim<br />
Brockawaga mittels e<strong>in</strong>es Eisenstabes, der durch Ösen am Wagen und<br />
am Läterle gezogen wurde. Oft verwendete man, besonders beim Laden<br />
von Fetthö (= Fettheu) und Ohmat (Emd), an allen 4 Ecken des Wagens<br />
Höstecka, ca. 1.30 m lange Holzstöcke, die unten mit e<strong>in</strong>em schräg e<strong>in</strong>geschlagenen<br />
Nagel auf den unteren Lateraholm gesteckt wurden. War<br />
das Höfuader fertig geladen, wurde der Wessbomm, der vorne e<strong>in</strong>gekerbt<br />
war, unter e<strong>in</strong>e Sprosse des Höläterle gesteckt und auf das aufgeladene<br />
Heu niergedrückt. Der Wessbomm wurde rückwärts mit dem<br />
Hösaal ( = Heuseil e<strong>in</strong> ca. 12 mm starkes etwa 8— 10 m langes Hanfseil)<br />
nach unten gezogen, so dass das Heufuder zusammengepresst<br />
wurde. Dies geschah auf folgende Weise: Das Seil wurde mit e<strong>in</strong>er<br />
Schlaufe am Laterabomm oder e<strong>in</strong>em Griff am Brückenwagen festgemacht<br />
und zweifach um den Wessbomm geschlungen und am anderen<br />
Laterabomm oder e<strong>in</strong>er entsprechenden Vorrichtung am Brückenwagen<br />
befestigt. Die Schlooffa (= Schlaufe) wurde senkrecht nach unten gezogen<br />
und um e<strong>in</strong>en Knauf an der Höw<strong>in</strong>da (= e<strong>in</strong>e Holzw<strong>in</strong>de) gewickelt,<br />
die zwischen den beiden Sittalatera drehbar e<strong>in</strong>gesetzt mit den<br />
W<strong>in</strong>gatknebel (= 2 Stöcke, die <strong>in</strong> die versetzten Löcher der W<strong>in</strong>de gesteckt<br />
wurden) durch Drehen der W<strong>in</strong>de den Wessbomm nach unten<br />
ziehen. Nun wurde das Höfuader noch auf allen Seiten abgrehat, um<br />
lose Heubüschel zu entfernen, die beim Heimfahren verloren worden<br />
wären. Daheim, und dies meist zu späterer Tageszeit, wurde das Heu<br />
abgeladen das Faasthö (= Fettheu) <strong>in</strong> der Pflella (= der grosse bis<br />
zum Dach reichenden Raum, dessen Boden auf gleicher Höhe mit dem<br />
Tennenboden lag). Das Ohmat (= Emd) wurde entweder auf dem Fettheu<br />
aufgelagert oder auf der Höböhne (= Heubühne) abgelagert und<br />
die Streue auf der Streuebühne.<br />
Rochkessel und Bremaöl<br />
Zum Schutz der Zugtiere gegen Ungeziefer (Brema, Mogga, Stächflüga<br />
etc.) wurden Rochkessel (Rauchkessel) mitgeführt. Sie wurden mit<br />
59
Besonderes vom Mähen<br />
faserigem Tuarba geheizt um<br />
möglichst viel Rauch zu erzeugen.<br />
Oft wurden kle<strong>in</strong>e<br />
Gummistücke beigegeben,<br />
um e<strong>in</strong>en scharf riechenden<br />
Rauch zu erzeugen.<br />
Den Kutschpferden wurde<br />
Bremaöl auf Brust, Bauch<br />
und Rücken geschmiert, das<br />
durch den impert<strong>in</strong>enten Geruch<br />
das Ungeziefer vertreiben<br />
sollte.<br />
Heubezeichnung<br />
Das Heu des ersten<br />
Schnittes wurde als Faasthö<br />
(= Fettheu) mit den Zusätzen<br />
Riethö oder guatbödigs<br />
Hö bezeichnet; der zweite<br />
Grasschnitt ergab das Ohmat<br />
(= Emd), und wenn e<strong>in</strong><br />
dritter Grasschnitt gemacht<br />
werden konnte, nannte man<br />
dieses Heu Dritts. Heu von<br />
Rochkessel Magerwiesen hiess Magerhö<br />
und von sauren Wiesen<br />
Rosshö.<br />
Wenn beim Mähen jemand <strong>in</strong> das Grundstück des Nachbarn h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>mähte<br />
und mit diesem Nachbarn nicht auf allerbestem Fusse stand,<br />
liess man ihn auf dem eigenen Grundstück e<strong>in</strong> gleich grosses und gleich<br />
geformtes Stück ungemäht stehen. Dies hiess Schelmamahd und wurde<br />
als schwere Beleidigung betrachtet, oder man stellte Stecken auf, um<br />
den Nachbarn auf den Grenzverlauf aufmerksam zu machen.<br />
60
Ackerland<br />
Grumpirastecka ( =<br />
grabet (= ernten).<br />
Kartoffeln pflanzen) und Grumpira<br />
Der Tuarbaboda im Riet konnte bis zur Entwässerung nicht mit<br />
dem Pflug bearbeitet werden, weil die Zugpferde versanken. (Dies<br />
hat sich durch die Dra<strong>in</strong>age geändert). Das Ackerland wurde mit dem<br />
Karscht (= e<strong>in</strong>er an e<strong>in</strong>em Stiel befestigten Hacke mit drei oder vier<br />
runden oder flachen Z<strong>in</strong>ken (Eisenhacken) umkarschat, seltener mit<br />
e<strong>in</strong>er Spatta (Spaten) gewendet, wobei das Unkraut nach unten zu liegen<br />
kam. Das Umgraben mit der Spatta, man nannte es «gärtla», nahm<br />
viel Zeit <strong>in</strong> Anspruch, da e<strong>in</strong> Graben <strong>in</strong> der Breite e<strong>in</strong>es Spatenstiches<br />
ausgehoben wurde, <strong>in</strong> welchen man das Unkraut legte und zudeckte.<br />
Diese Art des Umgrabens verwendete man daher meist für den Hausgarten<br />
oder auf dem Acker, wenn man e<strong>in</strong>en Teil desselben als Gartenersatz<br />
benutzte. Der Lettaboda wurde im Herbst umgepflügt und der<br />
ufwärtig Boda im Frühl<strong>in</strong>g, wobei man beim letzteren teilweise den<br />
vorher ausgebreiteten Mist unterpflügte. Nach dieser Vorbereitung des<br />
Bodens — beim aufwärtigen Boden wurde nach dem Pflügen mit der<br />
Egga (Egge) der Boden (d. h. die Furchen) e<strong>in</strong>geebnet. Dann wurden mit<br />
der Haua (= Hacke, elliptisches Eisenblatt, das an e<strong>in</strong>em ca. 1.80 m<br />
langen Holzstiel rechtw<strong>in</strong>klig befestigt ist) flache Pflanzlöcher <strong>in</strong><br />
Reihen ausgehoben (ma tuat löchla). Die ausgehobenen Löcher waren<br />
grösser und auch etwas flacher im Tuarba- und Lettaboda, während<br />
im ufwärtiga (guata) Boda kle<strong>in</strong>ere und etwas tiefere Löcher ausgehoben<br />
wurden. Dort wurde nur<br />
e<strong>in</strong> Somagrumpira e<strong>in</strong>gelegt.<br />
Der Mist war bereits untergepflügt.<br />
Gewöhnlich wurde<br />
beim Anpflanzen auf dem<br />
guata Boda etwas stickstoffhaltiger<br />
Dünger beigegeben.<br />
Im Tuarbaboda und Lettaboda<br />
wurden zwei Somagrumpiara<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Loch, je<br />
e<strong>in</strong>er an den Längsenden des<br />
Bära, e<strong>in</strong>rädriger Stosskarren<br />
61
Loches gesteckt, nachdem vorher Mist und etwas Kunstdünger e<strong>in</strong>gelegt<br />
wurden (ma tuat Mescht ilega), der mit dem Meschtkarra (auch<br />
Meschtbenna genannt) oder mit der Bära (ersterer e<strong>in</strong> viereckiger<br />
Kasten mit ca. 80 cm Seitenlänge und gleicher Tiefe mit e<strong>in</strong>em Rad<br />
und zwei Holmen zum Schieben, die am oberen Drittel des Kastens<br />
befestigt waren, letztere e<strong>in</strong> Schubkarren, bei dem auf zwei gebogenen<br />
Holmen e<strong>in</strong> Boden aufgenagelt war mit e<strong>in</strong>er geschweiften, auf e<strong>in</strong>gelassenen<br />
Holmen, ebenfalls geschweift, befestigten Wand) auf dem<br />
Feld Verstössen wurde. (Mescht verschtossa). Nach dem E<strong>in</strong>legen des<br />
Saatgutes wurde mit der Haua das Loch von beiden Seiten zugedeckt<br />
und aufgehäufelt (Grumpira werden zuadeckt und Zilata ( = Zeilen)<br />
werden gebildet, d. h. die Erde wurde von beiden Seiten hochgezogen).<br />
Nachdem sich die Zeilen nach e<strong>in</strong>iger Zeit gesetzt hatten, wurde zweimal<br />
ghüfflat ( = Erde wird von beiden Seiten nochmals angehäuft).<br />
Wenn die Kartoffeltriebe herausschauten, wurde gfalgat (= die Zeilen<br />
werden mit der Haua so angehäufelt, dass die Triebe möglichst <strong>in</strong> die<br />
Spitze der Zeile zu stehen kommen. Das Falgen wurde nochmals wiederholt<br />
und gleichzeitig das Unkraut entfernt.<br />
Im August/September waren die Kartoffeln ausgewachsen, das grüne<br />
Grumpirakrut ( = Kartoffelkraut) starb ab und vertrocknete. Nun<br />
g<strong>in</strong>g's ans Grumpiragraba. Das Grumpirakrut und das sonstige Ukrut<br />
wurden mit der Segass gemäht und später auf Huffa (= Haufen) aufgeschichtet<br />
und verbrannt. Gerne haben wir K<strong>in</strong>der die Asche benutzt,<br />
um Kartoffeln dar<strong>in</strong> zu braten. Nach dem Abräumen des Grumpirakruts<br />
wurden mit der Haua die Zeilen von beiden Seiten aufgegraben und die<br />
Knollen möglichst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe nach rückwärts zum Abtrocknen geworfen.<br />
Am Nachmittag wurde ufglesa, wobei d'Essgrumpira (Speisekartoffeln)<br />
von den kle<strong>in</strong>en (nicht ganz ausgewachsenen) und diese<br />
(di Kl<strong>in</strong>na oder Bötzgerle) und beim Graben beschädigte oder an der<br />
Oberfläche der Zeilen grün verfärbten Kartoffeln aussortiert wurden.<br />
Zu Hause wurden die geernteten Kartoffeln <strong>in</strong> die Grumpirastiega<br />
(= Steigen) im Keller entleert und so überw<strong>in</strong>tert. Die auf dem Tuarbaboda<br />
gepflanzten Grumpira bezeichnete man als Rieter oder nasse<br />
Grumpira. Sie wurden besonders gern für Grumpirasalot oder Grumpirarebel<br />
(= Rösti) verwendet, während die guatbödiga und die auf<br />
dem Lettaboda gewachsenen trockener, mehliger waren und oft als<br />
ganze Grumpira (Geschwellte oder Pellkartoffeln) gegessen wurden.<br />
62
Damalige Kartoffelsorten: Nudla, e<strong>in</strong>e langgestreckte runde mit flachen<br />
Augen versehene Sorte, die besonders im Schellenberger Riet angepflanzt<br />
wurde, Rote und Blaue Rosa als Frühkartoffeln, Kaiser, e<strong>in</strong>e<br />
relativ kle<strong>in</strong>e runde Sorte mit tiefliegenden Augen,Nätzeler, e<strong>in</strong>e grössere<br />
runde Sorte mit nicht sehr tiefliegenden Augen — der Name<br />
stammte wohl von der Familie Matt («s'Nätzeles»), die die Sorte <strong>in</strong><br />
<strong>Mauren</strong> e<strong>in</strong>führte, Schaffhuser und Kaiserkrona. Als Nachfrucht nach<br />
frühgeernteten Kartoffeln wurden Räba (= weisse Rüben) angesät, die<br />
erst im November geerntet wurden. Sie wurden wie Sauerkraut igmacht<br />
(e<strong>in</strong>geschnitten) — sure Räba — oder auch frisch geraffelt — süasse<br />
Räba — als Gemüse gegessen. Das Anpflanzen von weissen Rüben hat<br />
den E<strong>in</strong>wohnern von <strong>Mauren</strong> ihren Übernamen «Murerräba» e<strong>in</strong>gebracht.<br />
Tüarkastecka (= Mais anpflanzen)<br />
Mais wurde damals nur für den menschlichen Bedarf angepflanzt.<br />
Selten wurde den Pferden gebrochener Mais anstelle von Hafer verfüttert.<br />
Das Anpflanzen von Silomais ist erst <strong>in</strong> den Dreissigerjahren<br />
aufgekommen.<br />
Das Pflanzland wurde <strong>in</strong> gleicher Weise wie das Land für die Kartoffeln<br />
vorbereitet. Im ufwärtiga Boda wurde seltener Mais angepflanzt.<br />
Die mit der Haua ausgehobenen Tüarkalöcher (= Pflanzlöcher) wiesen<br />
<strong>in</strong> der Reihe e<strong>in</strong>en Abstand von ca. 50 cm und die Reihen selbst e<strong>in</strong>en<br />
solchen von ca. 80 cm auf. In das ausgehobene Loch wurde mit der<br />
Trenza (= Mistgabel) Mist e<strong>in</strong>gelegt, den man mit dem Meschtkarra —<br />
auch Meschtbenna genannt — oder der Bera, wie beim Grumpirastecka,<br />
verteilte. Darauf kam Kunstdünger<br />
und zum Schluss<br />
Bschötte (= Jauche), die im<br />
Bschöttefass aufs Feld gefahren<br />
und mit dem Bschöttekarra,<br />
aus dem sie mit der<br />
Bschötteschapfa (= Holzoder<br />
Blechkübel an e<strong>in</strong>em<br />
langen Holzstiel) ausgeschöpft<br />
und <strong>in</strong> die Tüarkalöcher<br />
verteilt wurde. Sobald Bschötteschapfa<br />
63
die Bschötte etwas versickert<br />
war, wurden die Tüarkakörner,<br />
ca. 5 — 7 Stück pro<br />
Loch, verteilt e<strong>in</strong>gelegt und<br />
dann mit der ausgehobenen<br />
Erde zugedeckt, meist wurde<br />
die Erde mit der Haua angedrückt,<br />
so dass das angepflanzte<br />
Feld wieder flach<br />
aussah. An den Ackerrändern<br />
wurden vielfach Stangen<br />
Bschöttekarra<br />
bohnen gepflanzt. Wichtig<br />
war der Schutz der e<strong>in</strong>gelegten<br />
Körner und selbst noch,<br />
wenn die ersten Triebe aus dem Boden schauten, gegen Rappa (= Raben).<br />
Dazu wurden Tüarkamehner (= Vogelscheuchen), aus Stoffresten und<br />
alten Kleidern zusammengebunden, auf dem Feld aufgestellt. Mit Vorliebe<br />
wurden auch geschossene Rappa an e<strong>in</strong>er Stange angebunden.<br />
Anpflanzzeit für den Mais waren die ersten Tage im Mai. Auch wurde<br />
von der Geme<strong>in</strong>de zum Schutz gegen Vögel e<strong>in</strong> Türkenhirt angestellt,<br />
der mit Gewehrschüssen die Vögel vertrieb. Als im Krieg Pulver<br />
nicht mehr erhältlich war, vertrieb er sie mit Schlägen auf e<strong>in</strong>e<br />
alte Sense oder auf e<strong>in</strong> Blech, das als Lärm<strong>in</strong>strument diente. Nach<br />
alter Bauernregel soll der Tüarka am Johannitag (24. Juni) e<strong>in</strong>en<br />
Löffelstiel (ca. 25 cm) hoch gewachsen se<strong>in</strong> («z'Johanni an Löffelstiel<br />
git Tüarka viel»). Jetzt wurden nach und nach schwächere<br />
Pflanzen entfernt, so dass pro Pflanzloch am Schluss nur noch zwei<br />
höchstens aber 3 Pflanzen übrig blieben. Es wurden auch Zwischenfrüchte<br />
e<strong>in</strong>gepflanzt: zwischen den Zeilen Höckerler (= Buschbohnen),<br />
Runkelrüaba, Krut und Köhl, Salot, Randig (= Randen)<br />
und am Rand, besonders an e<strong>in</strong>em Grabenrand, Küarbsa (= Kürbisse).<br />
Mais braucht zum Reifen m<strong>in</strong>destens 100 Sonnentage. Ende Oktober<br />
war es dann soweit. Ma goht ge Tüarka ito, und der Tüarka, d. h.<br />
nur die Tüarkakolpa, werden abgno. Zu Hause wurde er im Tenn,<br />
hie und da sogar <strong>in</strong> der Wohnstube, abgeladen. Am Abend kamen<br />
Verwandte und Nachbarn zum Tüarka-Uszüha (= Mais ausschälen,<br />
das ist die äusseren Blätter entfernen). Wenn hürotsfähige Maatla<br />
(heiratsfähige Mädchen) im Hause waren, fehlte die männliche Jugend<br />
64
nicht, und das Tüarka-Usziiha wurde zu e<strong>in</strong>em fröhlichen Fest, bei<br />
dem es an Getränken nicht fehlte. War die Arbeit getan, wurden<br />
die Arbeiter noch mit Speis und Trank bewirtet. Oft waren alle Abende<br />
der jungen Leute besetzt, aber auch die älteren mussten ihren Nachbarn<br />
und Verwandten gegenüber Gegenrecht halten, und bei der Bewirtung<br />
durfte man sich nicht als knauserig erweisen. Beim Tüarka-Usziiha<br />
wurden die äusseren Blätter zugleich mit dem Schnarka ( = Kolbenstumpf)<br />
entfernt, und 2—3 Blätter am Kolpa (= Kolben) blieben stehen.<br />
Dann wurden 4 Kölpa mit den Blättern zu e<strong>in</strong>er Tüarkahengala zusammengebunden,<br />
die dann auf die Oberteele (= Estrich) getragen und<br />
aufgehängt wurden. War e<strong>in</strong> Kolpa nicht ganz ausgewachsen oder fehlten<br />
ihm durch Unachtsamkeit die Blätter zum B<strong>in</strong>den, so wurde er als<br />
Stumpkolpa bezeichnet und Hühnern und Schwe<strong>in</strong>en verfüttert. Die<br />
sorgsame Hausfrau suchte sich schon beim Tüarka-Usziiha jene schön<br />
gewachsenen, vollbesetzten<br />
etwa 12-reihigen Kölpa als<br />
Somakolpa für das nächste<br />
Jahr aus. Diese wurden zu je<br />
zwei Kolben zu e<strong>in</strong>er Hengala<br />
gebunden und separat<br />
auf der Obertele aufgehängt.<br />
Der frische Mais brauchte<br />
noch etwa zwei Monate<br />
(Föhntage waren erwünscht)<br />
zum Austrocknen, bevor er<br />
zum Müller gebracht werden<br />
konnte. Die auf dem Feld<br />
zurückgebliebenen leeren<br />
Tüarkastengel oder Tüarkabengel<br />
wurden mit der Sechla<br />
(= Sichel) etwas über der<br />
Erde abgeschnitten und <strong>in</strong><br />
Tüarkagarba (= Garben) gebunden.<br />
Die Garben stellte<br />
man <strong>in</strong> Tüarkakelcha zusam-<br />
„ , . . , , , _ ., men. Dann wurden sie heim-<br />
Halbviertel, das alte Getreidemass,<br />
später als Gerät zum Entfernen der Körner gebracht, wo sie mit dem<br />
vom Maiskolben verwendet (Tüarkaköbel) Streueschneider zerkle<strong>in</strong>ert<br />
65
und als Streue im Stall verwendet wurden. Was noch an Tüarkagarba<br />
entbehrt werden konnte, wurde von den Buben für den Funkasunnteg<br />
( = erster Fastensonntag) zusammengebettelt. Der auf dem Feld verbliebene<br />
Tüarkaschnarka (= Wurzelstock) wurde beim Herrichten des<br />
Feldes für den Anbau im folgenden Jahre <strong>in</strong> Haufen aufgeschichtet und<br />
verbrannt. Der auf der zügigen Oberteele ( = Estrich, Dachboden) getrocknete<br />
Tüarka (Nachtrocknen auf Öfen kam auch vor, wenn der<br />
letztjährige Vorrat aufgebraucht war) wurde usgmacht. (= Die Körner<br />
wurden im Tüarkaköbel (= e<strong>in</strong> runder Eimer mit e<strong>in</strong>em oben quer<br />
über der Mitte befestigten Eisenband vom Kolben gelöst, <strong>in</strong> die Mühle<br />
geschickt und zu grobem oder fe<strong>in</strong>em Tüarkamehl zermahlen. Der<br />
Müller fuhr wöchentlich mit se<strong>in</strong>em Pferdefuhrwerk durch die Geme<strong>in</strong>den,<br />
die Püntel (= das Mahlgut) e<strong>in</strong>zusammeln. Der Tüarka wurde für<br />
ihn <strong>in</strong> den Tüarkapüntel (= e<strong>in</strong> Sack mit der Hausnummer versehen)<br />
gefüllt und e<strong>in</strong> Gröschasäckle (für die Kleie) angebunden. Wenn mit<br />
der Schnur e<strong>in</strong> Türkenlaub mitangebunden war, so wurde damit dem<br />
Müller angezeigt, dass man fe<strong>in</strong>es Tüarkamehl wünschte. Der usgmacht<br />
Tüarkakolpa ( = Kolbenstrunk ohne Körner) wurde zerquetscht und<br />
dem Viehfutter, gleichzeitig mit den Blättern, beigemischt oder im Ofen<br />
verheizt. Zum Unterschied von den andern umliegenden Geme<strong>in</strong>den<br />
wurde <strong>in</strong> <strong>Mauren</strong> e<strong>in</strong> weisskörniger Tüarka angepflanzt. Bis <strong>in</strong> die<br />
Zwanzigerjahre behielt der Müller e<strong>in</strong>en Teil des Mehles als Mahllohn,<br />
erst später erfolgte Geldzahlung.<br />
Gelegentlich wurde auch Wechselwirtschaft betrieben und man säte<br />
Fäsa (= D<strong>in</strong>kel oder Spelz) vor der Reife des Tüarka <strong>in</strong> den Tüarkanacker.<br />
Durch das E<strong>in</strong>graben des Fösa-Samens, so sagte man, würden<br />
die fe<strong>in</strong>en Wurzeln des Tüarka beschädigt und dadurch dessen Reife<br />
beschleunigt.<br />
Getreidebau<br />
Fast ausschliesslich beschränkte sich der Getreideanbau auf den<br />
Anbau von Fäsa (= D<strong>in</strong>kel), auch kurz nur als «Korn» bezeichnet, als<br />
W<strong>in</strong>tersaat auf ufwärtigem Boda, der durch Handwurf ausgesät wurde.<br />
Nach der Reife wurde er mit der Sechla (= Sichel) geschnitten, <strong>in</strong> Garben<br />
gebunden und an luftiger Stelle im Stallgebäude aufbewahrt,<br />
ma tuat s'Karn stockna, bis man im W<strong>in</strong>ter Zeit zum Dreschen mit<br />
dem Dreschflegel hatte. Der Drei- oder Viertakt e<strong>in</strong>er Dreschergruppe<br />
66
wurde stets gern gehört. Der<br />
Tröschpflegel bestand aus<br />
e<strong>in</strong>er ca. 2 m langen Stange,<br />
mit e<strong>in</strong>em ausgebohrten Loch<br />
am Ende, durch das e<strong>in</strong> Lederriemen<br />
gezogen war zum<br />
Anb<strong>in</strong>den des Pflegeis ( =<br />
e<strong>in</strong> runder, ca. 50 cm langer,<br />
glatter Holzkloben von ca.<br />
7 cm Durchmesser, leicht ver-<br />
Wanna dünnt am oberen Ende, mit<br />
e<strong>in</strong>em Loch zum Durchziehen<br />
des Riemens). Beim Dreschen beschrieb der Pflegel e<strong>in</strong>e parallel<br />
zur Stange liegende Kreisbewegung. Die ausgedroschene Frucht,<br />
bei der die Körner noch im Spelz e<strong>in</strong>geschlossen waren, wurde durch<br />
Schütteln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wanna (= e<strong>in</strong> muschelförmiger, nach vorn offener<br />
Korb mit zwei Griffen auf den nach vorn immer niedriger werdenden<br />
Seiten) gere<strong>in</strong>igt. Vom Korn wurden ca. 5 Kilo <strong>in</strong> diesen Korb geschüttet<br />
und der Korb, auf den Beckenknochen aufgestützt, wurde schnell auf<br />
und ab bewegt. Dadurch wurde der leere (kornlose) Spelz nach vorn<br />
transportiert und zusammen mit Staub, Strohresten etc. vom guten Korn<br />
separiert. Seltener wurde dies mit e<strong>in</strong>er Bleia (= W<strong>in</strong>dmühle) gemacht.<br />
In e<strong>in</strong>er Holztrommel wurden<br />
3 — 4 Flügel gedreht und<br />
das von oben herabrieselnde<br />
Korn wurde durch den erzeugten<br />
Luftstrom gere<strong>in</strong>igt.<br />
Das gere<strong>in</strong>igte und getrocknete<br />
Korn wurde im Karnpüntel<br />
<strong>in</strong> die Mühle geschickt,<br />
wo die Körner vom<br />
Spelz getrennt und dann<br />
zu sehr weissem Mehl zermahlen<br />
wurden. Das leere<br />
Gschprüal (= Spelz) wurde<br />
vom Müller zurückgeliefert.<br />
Vielfach wurde es zum Verpacken<br />
von Eiern verwendet
oder zum Auffüllen von flachen Kissen, die auf Fensterbänke<br />
bänke gelegt wurden, wenn die Vorfenster (= W<strong>in</strong>terfenster) e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wurden. Nicht jede Mühle war für das Separieren von Korn und<br />
Spelz e<strong>in</strong>gerichtet. E<strong>in</strong>e solche Mühle stand im Wald ob Nendeln, genannt<br />
«Schenkamöhle» nach dem Namen der Besitzerfamilie Schenk.<br />
Selten wurde Weizen und Gerste angepflanzt, die letztere zur Gew<strong>in</strong>nung<br />
von Suppengerste oder für Malzkaffee für den Eigenbedarf.<br />
Gemüseanbau<br />
Mit Ausnahme von Schefa (= Bohnen) wurde Gemüse nur für den<br />
Eigenbedarf angepflanzt. In erster L<strong>in</strong>ie benutzte man zum Anbau den<br />
Gemüsegarten beim Haus, von wo man es jederzeit frisch <strong>in</strong>s Haus<br />
br<strong>in</strong>gen konnte. Kabis oder Krut (= Weisskraut) wurde zu Surkrut<br />
(= Sauerkraut) <strong>in</strong> die Krutstanda mit dem Kruthobel e<strong>in</strong>gehobelt,<br />
reichlich mit Salz und Zwiebeln gemischt und igschtampfat (e<strong>in</strong>gestampft).<br />
Surkrut mit Grumpira zum Schw<strong>in</strong>iga (= Geräuchertes<br />
Schwe<strong>in</strong>efleisch) bildete die w<strong>in</strong>terliche Hauptnahrung <strong>in</strong> der Bauernfamilie.<br />
In gleicher Weise wurden auch die weissen Rüben (= Räba)<br />
e<strong>in</strong>gemacht. Kabis, Köhl (Kohl) und Blaukrut wurden zum Frischverbrauch<br />
auch im Keller e<strong>in</strong>gelagert oder mit dem Kopf nach unten im<br />
Garten e<strong>in</strong>gegraben, von wo sie nach dem Ufgfrüra (= Auftauen) des<br />
Bodens nach Bedarf <strong>in</strong> die Küche geholt wurden. Bei den Bohnen unterschied<br />
man die Höckerle (= Buschbohnen) und die Stangabohna. Die<br />
Bohnen wurden als Schefa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er braunen Sauce gekocht. E<strong>in</strong>e besondere<br />
Höckerlesoite ergab kle<strong>in</strong>e gelbe Bohnen, die nur getrocknet<br />
mit der Gerstensuppe gekocht wurden.<br />
Anbau anderer Feldfrüchte<br />
Soweit im Tüarkanacker nicht genügend Platz für den Bedarf an<br />
Runkla (= Runkelrüben) gegeben war, wurden sie und teilweise auch<br />
Randig ( = Randen) feldmässig angepflanzt. Die Setzleg (= Setzl<strong>in</strong>ge)<br />
wurden im Garten aus selbstgezogenem Samen gezogen. Die Runkelrüben<br />
wurden sehr spät im Jahr geerntet, heimgeführt und dort von<br />
anhaftender Erde und Blättern befreit und im Keller e<strong>in</strong>gelagert. Die<br />
Blätter verfütterte man dem Vieh und im W<strong>in</strong>ter wurden die Rübenschnitzel<br />
als Beifutter verfüttert. Randig wurden wie üblich als Salat<br />
gegessen. Als Futter für Schwe<strong>in</strong>e wurden im Grumpiranacker und<br />
Tüarkanacker sehr viele Küarbsa (= Kürbisse) an den Ackerrändern<br />
68
und besonders am Grabarand (= Grabenrand) angepflanzt. Die Hausfrau<br />
unterhielt im Keller oft e<strong>in</strong>e Sandkiste, <strong>in</strong> welche Rettiche und<br />
gelbe Rüben zum Überw<strong>in</strong>tern e<strong>in</strong>gelegt wurden. Das Anpflanzen von<br />
Raps zur Ölgew<strong>in</strong>nung kam hauptsächlich im Zweiten Weltkrieg wieder<br />
auf. Die E<strong>in</strong>führung der Petroleumbeleuchtung und später der<br />
Elektrizität — <strong>in</strong> <strong>Mauren</strong> im Jahre 1906 — haben den Anbau von Flachs<br />
(Le<strong>in</strong>) zur Gew<strong>in</strong>nung von Brennöl überflüssig gemacht. Ich kann mich<br />
nur an wenige Häuser er<strong>in</strong>nern, <strong>in</strong> welchen noch das Liachttegele<br />
(Tiegel) am Abend brannte. Auch zum Gew<strong>in</strong>n von Le<strong>in</strong>enfasern wurde<br />
der Anbau nicht mehr getätigt.<br />
Oft sah man angepflanzten Hanf am Rande e<strong>in</strong>es Grumpirafeldes<br />
im Tuarbadoda. Beim Hanf als e<strong>in</strong>er zweihäusigen Pflanze wurden die<br />
männlichen Hanfstengel nach dem Verblühen abgeschnitten und an der<br />
Stallwand oder an e<strong>in</strong>em Zaun zum Trocknen aufgestellt. Ich kann mich<br />
er<strong>in</strong>nern, dass die männlichen Hanfstengel mit Tregel bezeichnet wurden.<br />
Die weiblichen Hanfstengel mit dem Hanfsamen wurden nach<br />
dem Ausreifen ebenfalls zum Trocknen heimgefahren und der Hanfsoma<br />
wurde geerntet, <strong>in</strong>dem die samenhaltigen Dolden gegen die Innenwand<br />
e<strong>in</strong>es Fasses oder e<strong>in</strong>er Wöschstanda (= Waschzuber) geschlagen<br />
wurden. Man sah auch Fässer auf dem Feld aufgestellt, um<br />
Hanfrätscha, Gerät zum Brechen des Hanfes<br />
69
den ausgereiften Hanfsoma<br />
(= Hanfsamen) dort zu ernten.<br />
Waren die Hanfstengel<br />
voll ausgetrocknet, g<strong>in</strong>g es<br />
ans «schlaza» d. h. die Stengel<br />
wurden gebrochen und<br />
die äussere Haut Hess sich<br />
<strong>in</strong> Fasern abziehen. Die<br />
gebündelten aber ungleich<br />
breiten Fasern wurden nun<br />
über e<strong>in</strong> mit dünnen Stahlspitzen<br />
kreisrund (ca. 12 cm<br />
Durchmesser) eng bestücktes<br />
Brett, Hächla (= Hechel),geschlagen<br />
und durchgezogen,<br />
um möglichst dünne Fasern<br />
zu erhalten, die dann an die<br />
Seilerei, Zwirnerei und Weberei<br />
abgeliefert wurden. Der<br />
Hanfsamen diente als Hennafuotter<br />
(= Hühnerfutter),<br />
und vor dem Krieg kam regelmässig<br />
im Spätherbst e<strong>in</strong><br />
Tirolerweible<strong>in</strong>, das Hanfsamen<br />
sammelte und gegen<br />
selbstgestrickte Wollsachen<br />
e<strong>in</strong>tauschte. Der Tregel gab<br />
e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>ere Faser als die<br />
Samenpflanze.<br />
Hanfzopf.<br />
So wurde der Hanf bis zur weiteren<br />
Verarbeitung aufgehoben.<br />
70<br />
Hächla
Obstanbau und Obstverwertung<br />
Obstarten<br />
Apfelsorten :<br />
Läuser (Luisenre<strong>in</strong>etten), Goldparmäne, Brünnerl<strong>in</strong>g, Maschansker,<br />
Lederäpfel (im Dialekt: «Muser»), W<strong>in</strong>teräpfel, Danziger Kantapfel,<br />
Striehmacher, Jakober als Frühsorte, Gravenste<strong>in</strong>er, Kasseler Re<strong>in</strong>ette,<br />
Boskop.<br />
Birnensorten:<br />
Frühbiara, Höbiara (beides frühe Sorten), Spetzala, Kriasibiara,<br />
Lenggala, Wibiara, Gelmöschtler, Tailesbiara, Zockerbiara oder Trübala,<br />
Gartabiara.<br />
Ste<strong>in</strong>obst :<br />
Kriasi (Kirschen, schwarz<br />
und rot), Pflumma (Pflaumen),<br />
Zweschga und<br />
Gschpehnle (e<strong>in</strong>e hellgelbe<br />
grosse, sehr süsse Pflaumenart).<br />
Beerenobst:<br />
Fast <strong>in</strong> jedem Garten<br />
wuchsen Johannisbeersträucher,<br />
seltener Stachelbeeren.<br />
Sie wurden nur frisch gegessen.<br />
Zum Isüda (= E<strong>in</strong>machen)<br />
wurden Himbeeren<br />
und Brombeeren im Wald<br />
gesammelt — ma goht ge<br />
beera. — E<strong>in</strong>gekocht wurde<br />
hauptsächlich Holder (=<br />
Holunder) als ausgepresster<br />
Holdersaft oder als ganze<br />
Holderbeeren, hie und da<br />
auch Birnen- oder Apefsaft<br />
(Biara- und öpfelhonig).<br />
71
Auch der im Wald wachsende rote Holder wurde gern zum E<strong>in</strong>kochen<br />
verwendet, und seltener wurde aus den frischen Tannentrieben e<strong>in</strong><br />
Tannenhonig — er galt als Heilmittel gegen Tuberkulose — bereitet.<br />
Daneben waren Nussbäume sehr verbreitet.<br />
Für den Obstbau wurden nur Hochstämme angepflanzt. Am Karfreitag<br />
war <strong>in</strong> Feldkirch Obstbaummarkt; denn am Karfreitag g<strong>in</strong>g man<br />
nicht zur Feldarbeit, sondern man machte Ordnung um Haus und Stall<br />
und setzte und schnitt Bäume. Besondere Pflege wurde ihnen nicht zuteil,<br />
und Spritzen der Bäume gegen Schädl<strong>in</strong>ge war unbekannt. Speziell<br />
die Läuserbäume waren mächtige Bäume mit Stammdurchmesser bis zu<br />
e<strong>in</strong>em Meter und weitausladender Krone, und Birnbäume mit 15 m<br />
Höhe waren ke<strong>in</strong>e Seltenheit. Äpfel wurden, soweit sie beim Obschtahalesa<br />
oder öpfelgw<strong>in</strong>na (= Obstpflücken) erreicht werden konnten,<br />
für Lagerobst geerntet, sonst wurden die Baumäste, wie immer bei Birnbäumen<br />
mit Haken an langen Stangen geschüttelt und das Obst als<br />
Mostobst verwendet. Bis Ende Oktober musste die Obsternte beendet<br />
se<strong>in</strong>. Was dann noch auf den Bäumen h<strong>in</strong>g, gehörte den Buben — ma<br />
goht ge öpfel spiagla — und am 3. November wurden alle Bäume auf<br />
restliche Äpfel genau untersucht. Wir Buben wussten natürlich genau,<br />
wo die frühesten Äpfel und Birnen <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de reiften und versuchten<br />
unsern Teil, auch ohne dazu e<strong>in</strong>geladen zu se<strong>in</strong>, zu ernten.<br />
Obstverwertung<br />
Was nicht für den Haushalt als Lagerobst, Mostobst oder zum Dörren<br />
gebraucht wurde, brachte man jeweils am Dienstag nach Feldkirch<br />
auf den Markt, nach dem Ersten Weltkrieg <strong>in</strong>s Toggenburg, zusammen<br />
mit Kartoffeln, Butter, Käse und Eiern. E<strong>in</strong>gelagert wurden Äpfel im<br />
Keller. Birnene<strong>in</strong>lagerung als Lagerobst war unbekannt.<br />
Mosten<br />
Es waren zwei Arten zu unterscheiden, e<strong>in</strong>erseits die seltenere Gew<strong>in</strong>nung<br />
von Saft und andererseits von Most. Beim Saft wurde das <strong>in</strong><br />
der Moschte (= Mosterei) <strong>in</strong> der Mühle gemahlene Obst auf der Moschtpressa<br />
ausgepresst und ohne Wasserzusatz im Keller zum Yesa (= Vergären)<br />
<strong>in</strong> Fässern e<strong>in</strong>gelagert. Wurde nur e<strong>in</strong>e Obstsorte verwendet, so<br />
bekam der Saft den Be<strong>in</strong>amen der Obstsorte, z. B. Läusersaft, Gelmöschtlersaft<br />
etc., bei gemischtem Obst wurde nur der Ausdruck Saft<br />
verwendet. Der nach dem Pressen verbleibende Trester wurde zum<br />
72
spätem Schnapsbrennen igschlaha, d. h. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen meist im<br />
Tenn aufgestellten Fass gelagert, dem auch angefaultes und angeschlagenes<br />
Obst und Obstabfälle, auch Holunder, Zwetschgen etc., beigegeben<br />
wurde.<br />
Beim Most wurde das gemahlene Obst abgepresst und der verbleibende<br />
Trester nochmals gemahlen und unter Wasserzusatz im Lörefass<br />
gelagert. Nach e<strong>in</strong>igen Tagen presste man diesen Trester neuerlich ab.<br />
Die abgepresste Flüssigkeit — die Löte und der ganze Vorgang hiess<br />
löra — wurde dem früher gewonnenen Saft beigemischt und ergab den<br />
etwas alkoholger<strong>in</strong>geren Most.<br />
Dörren und E<strong>in</strong>machen<br />
Dörren (= Teerä). Zum Teera wurden ausschliesslich Birnen und<br />
zwar die Sorten Spezala und Lenggala und Kriasibiara verwendet, wobei<br />
die Lenggala wegen ihrer Grösse vielfach halbiert wurden. Die geernteten<br />
Birnen liess man e<strong>in</strong>ige Tage liegen bis sie mahr (= teigig)<br />
wurden, und dann wurden sie im Rohr des angeheizten Kachelofens<br />
gsotta (gekocht) und darnach langsam gedörrt. Gewerbliche Dörrbetriebe<br />
kamen erst später auf. Apfelschnitze wurden von uns K<strong>in</strong>dern<br />
auf Schnüren aufgezogen und zum Trocknen unter den Fenstern aufgehängt.<br />
Auch Zwetschgen wurden gedörrt.<br />
Schnapsbrennerei<br />
Fallobst, angefaultes Obst und Trester wurden im Imachjass igschlaha.<br />
Bevor mit dem Brennen begonnen werden konnte, musste auf Grund<br />
des mit Österreich-Ungarn bestehenden Zollvertrages die Meldung beim<br />
Zollamt Bendern gemacht werden. Je nach der Menge des e<strong>in</strong>geschlagenen<br />
Brenngutes wurde e<strong>in</strong>e bestimmte Anzahl von Stunden, <strong>in</strong> denen<br />
gebrannt werden durfte, zugeteilt. Es durfte nur zwischen 6 Uhr früh<br />
und 7 Uhr abends gebrannt werden, und die F<strong>in</strong>anzbeamten führten<br />
nächtliche Kontrollen durch. Doch das Brennen konnte auch im Dunkel<br />
durchgeführt werden und bis der F<strong>in</strong>anzbeamte, der zum Betreten des<br />
Hauses die Polizei beiziehen musste, Zutritt erhielt, war alles weggeräumt.<br />
Da der Verkauf des Schnapses frei war, war das Schnapsbrennen<br />
e<strong>in</strong>träglich. E<strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzbeamter kam <strong>in</strong>s Haus um die Plombe vom<br />
Brennhafen abzunehmen. Nun wurden ca. 40 Liter des igschlahna<br />
Brenngutes <strong>in</strong> den kupfernen oder gusseisernen Brennkessel (= Kesse<br />
oder Südhafa) geschüttet und mit e<strong>in</strong>em gewölbten kupfernen Deckel<br />
73
zugedeckt, welcher <strong>in</strong> der Mitte e<strong>in</strong>e Öffnung mit aufstehendem Rand<br />
aufwies, wo der Brennhut aufgesetzt wurde. Kupferdeckel über dem<br />
Kesse und Brennhut wurden gegen Luftzutritt mit Lehm abgedichtet.<br />
Der kupferne Brennhut war ca. 45 cm hoch, sich oben erweiternd mit<br />
demselben Durchmesser, von dem am oberen Ende e<strong>in</strong> sich leicht verjüngendes<br />
Rohr <strong>in</strong> spitzem W<strong>in</strong>kel angesetzt war, welches durch e<strong>in</strong> mit<br />
Wasser gefülltes Fass — hie und da verwendete man auch e<strong>in</strong>e Kühlschlange<br />
— zur Abkühlung geleitet wurde. Durch starke Erhitzung trat<br />
die Destillation e<strong>in</strong> und das Produkt, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dünnen R<strong>in</strong>nsal aus<br />
dem Rohrende floss, wurde aufgefangen. Von Zeit zu Zeit wurde die<br />
Alkoholprobe vorgenommen, <strong>in</strong>dem man etwas ausfliessendes Destillat<br />
über den heissen Brennhut schüttete und anzündete. Zeigte sich ke<strong>in</strong>e<br />
Flamme mehr, konnte der Kessel geleert und wieder neu gefüllt werden.<br />
Was als erstes Produkt gewonnen wurde, hiess man d'Lüttere, die<br />
am Schluss der Brennarbeit nochmals <strong>in</strong> den Südhafa geschüttet und<br />
destilliert wurde. War auch dies beendet, kam wieder der F<strong>in</strong>anzbeamte<br />
zum Messen des Alkoholgehaltes, der Menge des gewonnenen Branntwe<strong>in</strong>s<br />
und zum Wiederversiegeln des Brennhafens. Das erste Destillationsprodukt<br />
beim Lüttera hiess Vorlauf und war e<strong>in</strong> hochprozentiger<br />
Alkohol von leicht grüngelber Farbe, der wegen Rückständen <strong>in</strong> den<br />
Kupfergefässen giftig se<strong>in</strong> konnte. Der Vorlauf wurde zum E<strong>in</strong>reiben<br />
gegen Rheumatismus,^Quetschungen etc. verwendet. Auch während<br />
dem Lüttera wurden fortlaufend Alkoholproben vorgenommen. Erst<br />
wenn das Destillationsprodukt wasserklar war, konnte es als Schnaps<br />
bezeichnet werden. Der fertige Schnaps hatte normalerweise e<strong>in</strong>en<br />
Alkoholgehalt von 50 bis 52 Grad. Nach dem Zollanschluss an die<br />
Schweiz wurden die Brennhafen, wegen des Alkoholmonopols, nach<br />
und nach e<strong>in</strong>gesammelt, und das private Schnapsbrennen war zu Ende.<br />
Das Maranäscht<br />
Frische Früchte, die man heute zu jeder Jahreszeit und <strong>in</strong> jedem<br />
Geschäft kaufen kann, gab es damals nicht. Um möglichst bald halbwegs<br />
ausgereifte Äpfel und Birnen zu erhalten, wurden von uns K<strong>in</strong>dern<br />
Maranäschter angelegt. Im frische<strong>in</strong>gebrachten Heu wurden Höhlen gegraben,<br />
das unausgereifte Obst e<strong>in</strong>gelegt. Der Reifeprozess wurde durch<br />
das Erhitzen des Heus — s'Hö brootat — beschleunigt. Jedes K<strong>in</strong>d<br />
machte sich e<strong>in</strong> heimliches Maranäscht.<br />
74
Tuarbasteha (Torfstechen)<br />
Im Tuarbariet wurde früher viel Tuarba (Torf) gestochen, teils für<br />
den Eigenbedarf als Brennmaterial und teils zum Verkauf, hauptsächlich<br />
<strong>in</strong> die Nachbarländer. Tuarbahötta, <strong>in</strong> welchen die Tuarba bis<br />
zum Gebrauch oder Verkauf aufbewahrt wurden, standen überall im<br />
Riet — nicht nur <strong>in</strong> <strong>Mauren</strong>, sondern im ganzen Unterland verteilt. Teils<br />
waren es mit Betterwänden geschlossene Hütten, teils nur auf Streben<br />
ruhende Bretterdächer. Beim Tuarbasteha wurde der Humus und die<br />
meist darunterliegende dünne Lettaschecht, die von Rhe<strong>in</strong>überschwemmungen<br />
herrührte, abgehoben und dann je nach Lage des Grundstückes<br />
die obere Torfschicht, die stark faserig war, mit der Schaufel als Tuarbascholla<br />
abgestochen. Die darunterliegende dunklere Torfschicht ergab<br />
Tuarbaspatta, Gerät zum<br />
Herausstechen des Torfs<br />
nun die richtigen Tuarba. Auf e<strong>in</strong>er ca.<br />
1 Meter breiten Fläche werden mit der<br />
Tuarbaspatta quadratische ca. 35 cm lange<br />
Torfstücke herausgestochen. Die Tuarbaspatta<br />
war e<strong>in</strong> scharfgeschliffener Spaten<br />
mit ca. 10 cm breiter Schnittfläche und<br />
e<strong>in</strong>em ca. 1,50 m langen Stiel, der unten<br />
flach war, damit der gestochene Tuarba<br />
nicht abrutschte. Die Tuarbaspatta hatte<br />
auf der Seite e<strong>in</strong> im rechten W<strong>in</strong>kel dazu<br />
ebenfalls ca. 10 cm langes ca. 4 cm breites<br />
Messer, um den Tuarba auch auf dieser<br />
Seite abzuschneiden. Der abgeschnittene<br />
Tuarba wurde auf den an das Tuarbaloch<br />
anstossenden Rasen oder auf e<strong>in</strong>er Bära<br />
(= Schubkarren — Beschreibung beim<br />
Grumpirastecka) aufgeschichtet. Je nach<br />
dem Grundwasserstand wurden 3 — 5<br />
Schichten Tuarba gestochen also bis 2,5<br />
Meter tief. G<strong>in</strong>g man tiefer, so wurde der<br />
Tuarba wieder faserig. E<strong>in</strong>e Zeitlang<br />
wurde das Tuarbastecha masch<strong>in</strong>ell bis<br />
zu 10 Metern Tiefe betrieben, wovon noch<br />
lange die Tuarbalöhex Zeugnis ablegten.<br />
Langsam hob sich der Tuarbaboda und<br />
nach wenigen Jahren, <strong>in</strong> denen Kölple<br />
75
(Rohrkolben) B<strong>in</strong>sen und Streue wuchs, war das abgestochene Loch<br />
wieder verschwunden und auch die Tuarbalöher wuchsen langsam zu.<br />
Die gestochenen Tuarba wurden ufghüslat, d. h. 10 Stück wurden zu<br />
zweit mit e<strong>in</strong>em Abstand von ca. 15 cm jeweils quer aufe<strong>in</strong>ander gelegt<br />
und der Rasen war mit vielen Reihen Tuarbahüsle bedeckt. Nach e<strong>in</strong>iger<br />
Zeit waren die zwei obersten Lagen des Tuarbahüsles ausgetrocknet —<br />
sie wurden <strong>in</strong> die Tuarbahötta e<strong>in</strong>gelagert oder <strong>in</strong> Tuarbabiga aufgeschichtet.<br />
Die restlichen Tuarba des Tuarbahüsle wurden umghüslat,<br />
so dass die früher auf dem Boden aufliegenden Tuarba nach oben<br />
kamen und im Laufe des Sommers nach mehrmaligem Abnehmen<br />
und Umhüsla wurden sie fertiges Brennmaterial. War die Tuarbahötta<br />
voll, so wurden aus den trockenen Tuarba Tuarbabiga aufgebaut — die<br />
Ecken waren kreuzweise durch quer aufe<strong>in</strong>anderliegende Schichten verstärkt,<br />
und <strong>in</strong> die dazwischen liegenden Teile wurden, etwas nach <strong>in</strong>nen<br />
geneigt, Tuarba <strong>in</strong> Reihen aufgelegt. Am Schluss wurde die Tuarbabig<br />
dachförmig (Satteldach) mit Tuarba abgedeckt. Tuarba waren für die<br />
damaligen grossen Kachelöfen e<strong>in</strong> sehr geeignetes Brennmaterial, da<br />
sie nicht mit grosser Flamme brannten, sondern langsam mehr «motteten»<br />
(fortlaufend verglühten). Je dunkler und härter der Tuarba war,<br />
umsomehr Heizkraft entwickelte er. Tuarbasteha wurde <strong>in</strong> Ruggell<br />
besonders wieder aktuell, als im Zweiten Weltkrieg für die Zentralheizungen<br />
und Dauerbrenner ke<strong>in</strong>e Kohle mehr erhältlich war.<br />
Waldarbeit<br />
Jeder Geme<strong>in</strong>debürger, auch die auswärts im Lande wohnenden,<br />
der e<strong>in</strong>e eigene Herdstätte hatte, hatte auch Anspruch auf Losholz aus<br />
den Geme<strong>in</strong>dewaldungen, <strong>in</strong> <strong>Mauren</strong> 2,5 Kubikmeter pro Jahr. Das zu<br />
schlagende Holz wurde vom Waldhirt angezeichnet und <strong>in</strong> Lose von<br />
je 5 m 3<br />
e<strong>in</strong>geteilt, so dass zwei Bezugsberechtigte — möglichst Nachbarn—<br />
zusammenkamen. Es wurde Sorge getragen, dass bei jedem Los<br />
e<strong>in</strong> Teil Nutzholz anfiel. An e<strong>in</strong>em Sonntag wurden im Schulhaus die<br />
Lose gezogen. Es oblag den Bezugsberechtigten das Holz im Bergwald<br />
zu schlagen — ma goht is Losholz — und <strong>in</strong>s Tal zu riesen. Da ke<strong>in</strong>e<br />
Waldstrassen <strong>in</strong> die höheren Bergregionen führten, wurde das Holz bei<br />
gefrorenem, vereistem Boden durch steile Riese (Runsen) <strong>in</strong>s Tal ahagresat<br />
(h<strong>in</strong>untergeschickt). Solche Riese (Runsen) waren: Löchleres,<br />
Bratares, Langres, Moltares, Foxlöcher, Gächresle, Kirchares etc. Dass<br />
dabei den angrenzenden Wäldern Schaden zugefügt wurde und viel<br />
76
Nutzholz verloren g<strong>in</strong>g, musste <strong>in</strong> Kauf genommen werden. Es war e<strong>in</strong>e<br />
harte und oft gefährliche Arbeit. War das Losholz auf den Holzplätzen<br />
an der Walstross (Waldstrasse), so teilten die beiden Bezugsberechtigten<br />
ihr Los und führten es weg, das Nutzholz uf d'Säga, das Brennholz nach<br />
Hause zum Versäga (zersägen) und Verschitta. (zu Scheiten spalten).<br />
Oft nahmen die beiden Nachbarn das Brennholz geme<strong>in</strong>sam nach Hause<br />
und zersägten es geme<strong>in</strong>sam und teilten es dann, die erste Mösala<br />
dem e<strong>in</strong>en, die zweite dem andern, die dritte wieder dem ersten und so<br />
fort. Wenn e<strong>in</strong> Bürger für e<strong>in</strong> Bauvorhaben e<strong>in</strong>e grössere Menge Bauholz<br />
benötigte, konnte er e<strong>in</strong>en Vorausbezug se<strong>in</strong>es Losholzbezugsrechtes<br />
beantragen, was ihm für mehrere Jahre bewilligt wurde. Als Gegenleistung<br />
für den Losholzbezug mussten alle Bürger entsprechend Waltäg<br />
(Waldtage) leisten zum Aufräumen der Holzschläge, Tennelesetza<br />
(= Tannen anpflanzen), Waldstrassenbau etc., oder er musste e<strong>in</strong>en Ersatz<br />
stellen. Die Bezugsberechtigten hatten auch Anspruch auf die zu<br />
ihrem Los gehörigen Äste. Wenn diese nicht bis Ende April — ab 1. Mai<br />
war Holzarbeit im Wald untersagt — weggeräumt wurden, so konnte<br />
jedermann die Äste zusammenrichten und d'Nescht (Äste) heimführen,<br />
wo man sie <strong>in</strong> Pöschele (= Reisigbündel) aufarbeitete. Dazu wurde e<strong>in</strong><br />
Pöschelebock verwendet, bestehend aus zwei Längsholmen mit vier Füssen.<br />
Auf den Holmen standen vier ca. 50 cm hohe und ebenso weit ause<strong>in</strong>anderstehende<br />
Stöcke, zwischen welche das ca. 80 cm lange Astholz<br />
und Reisig gelegt wurde. Mit e<strong>in</strong>er an e<strong>in</strong>er Zwischenverb<strong>in</strong>dung der<br />
beiden Längsholme befestigten Kette oder mit e<strong>in</strong>em runden Eisenbügel<br />
wurde das Pöschele zusammengepresst und mit Pöscheledroht (= Draht)<br />
zusammengebunden. Mit den getrockneten Pöschele wurde der Kachelofen<br />
angeheizt, und auf die Glut wurden dann die Tuarba als Dauerbrennstoff<br />
gelegt. Zum Heimführen oder zum Transport auf die Säge<br />
von Rundholz, soweit bei Schneefahrbahn das Holzschlapfa zulässig<br />
war, wurde der Holzwagen verwendet. (Siehe Wagentypen). Das Holz<br />
wurde mit Ketten zusammengebunden und mit e<strong>in</strong>em Hebel, der um<br />
sich gedreht, die Ketten spannte.<br />
Für die Holzarbeit wurden folgende Werkzeuge verwendet: d'Holzsäga<br />
auch Blattsäga genannt, die von zwei Mann zu bedienen war, d'Äx,<br />
(Axt) dr Zaby (= e<strong>in</strong> ca. 25 cm <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Spitze auslaufender nach oben<br />
abgebogener Eisenhaken mit e<strong>in</strong>er nach h<strong>in</strong>ten gerichteten Öse zum<br />
Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es starken Holzstieles), 2 — 3 Bessa (= ca. 15 cm lange<br />
Eisenkeile mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> der Öse beweglichen R<strong>in</strong>g). Mit dem Zaby konn-<br />
77
te durch Hebelwirkung e<strong>in</strong> schwerer Holzstamm langsam gehoben und<br />
weitergeschoben werden, Wurde der Zaby nur auf e<strong>in</strong>er Seite des Stammes<br />
angesetzt, konnte der Stamm gedreht, beim Ansetzen auf beiden<br />
Seiten <strong>in</strong> der Längsrichtung bewegt werden. Zum Drehen e<strong>in</strong>es Stammes<br />
wurden auch Kehrhoka (= ca. 50 cm lange gebogene Eisenstäbe) mit<br />
e<strong>in</strong>em R<strong>in</strong>g an e<strong>in</strong>em Ende und e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>wärts gebogenen spitzen<br />
Haken am unteren Ende verwendet. Mit dem Haken wurde das Werkzeug<br />
im Stamm befestigt und durch den R<strong>in</strong>g, der über der Oberkante<br />
des Stammes zu stehen kam, wurde e<strong>in</strong> starker Haselstecken gesteckt.<br />
Mit Hebelwirkung konnte der Stamm gedreht werden. Diesen Haselstecken<br />
soll man Hesnata genannt haben. E<strong>in</strong>e Bessa wurde <strong>in</strong> die<br />
Stirnfläche des Stammes geschlagen und e<strong>in</strong>e Kette durch den R<strong>in</strong>g gezogen,<br />
so dass der Stamm mit Menschenkraft oder auch durch e<strong>in</strong> Pferd<br />
gezogen (= gschlapft) werden konnte. Wurden Zugtiere zum Transport<br />
von Holzstämmen auf nicht steilem Gelände verwendet, so nannte man<br />
diese Arbeit Holzstrecka. Holzarbeit war immer Kraftarbeit und meist<br />
bei kalter Witterung.<br />
War das Brennholz zu Hause, so erfolgte das Versäga zu Mösala<br />
(= ca. 30 cm lange Holzklötze). Die Mösala wurden auf dem Schitterstock<br />
(= aufrechtstehender Holzstock) mit der Äx (= Axt) gespalten<br />
und gschittat (= zu Holzscheiten zerkle<strong>in</strong>ert). Zu Beg<strong>in</strong>n des Jahrhunderts<br />
hatten viele Häuser Sch<strong>in</strong>delwände, und besonders schönes, astfreies<br />
Holz wurde zu Sch<strong>in</strong>deln gespalten. Die Schitter wurden entweder<br />
im Schitterhüsle lose aufgeschüttet oder im Freien zu Schitterbiga<br />
(= Beigen von Scheiten) aufgeschichtet. Knorrige Holzstücke wurden<br />
mit Spaltäx und Keil gespalten und oft auch mit Schwarzpulver gesprengt.<br />
E<strong>in</strong>e schöne Schüterbig war der Stolz des Holzschitters. Wenn<br />
e<strong>in</strong> Bauer se<strong>in</strong> Holz bis zum Küechlesunntig oder Funkasunntig (erster<br />
Sonntag der Fastenzeit) nicht gschittat hatte, hiess es, er hat s'Küechle<br />
net verdenat (verdient).<br />
We<strong>in</strong>bau<br />
Kurz nach der Jahrhundertwende wurde <strong>in</strong> <strong>Mauren</strong> und auch <strong>in</strong> den<br />
anderen Geme<strong>in</strong>den des Unterlandes der We<strong>in</strong>bau wegen Krankheitsbefall<br />
aufgelassen. Ich selbst habe 1908 noch me<strong>in</strong>em Grossvater geholfen<br />
unsern W<strong>in</strong>gert i dr Lomgruab auszureissen. Viele Flurnamen er<strong>in</strong>nern<br />
an den e<strong>in</strong>stmal ausgedehnten Rebbau. Mit den We<strong>in</strong>bergen verschwanden<br />
leider auch die Torkel mit den mächtigen Pressbömm<br />
78
Kräza, Rückentragkorb<br />
für Mist und Erde im We<strong>in</strong>berg.<br />
BÄUERLICHE GRUSSFORMEN BEI DER FELDARBEIT<br />
(Eichenstämme) und den<br />
Pressbetten, aber auch die<br />
im We<strong>in</strong>bau verwendeten<br />
Begriffe g<strong>in</strong>gen verloren. Soweit<br />
ich mich er<strong>in</strong>nern kann,<br />
wurden auch <strong>in</strong> <strong>Mauren</strong> bei<br />
der We<strong>in</strong>bergarbeit dieselben<br />
Begriffe verwendet wie z. B.<br />
<strong>in</strong> Vaduz. Räba schnida, ufb<strong>in</strong>da,<br />
vergruaba, verbreha,<br />
wimmla. Bis zum Ersten<br />
Weltkrieg wurden auch Südtiroler<br />
Trauben importiert<br />
und zu We<strong>in</strong> für den Hausgebrauch<br />
abgepresst oder zur<br />
Verbesserung der eigenen<br />
Ernte — der We<strong>in</strong> aus den<br />
We<strong>in</strong>bergen im Unterland<br />
war ziemlich sauer — verwendet.<br />
Die sich begegnenden mit Feldarbeit beschäftigten Personen begrüssten<br />
sich stets mit e<strong>in</strong>em arbeitsbezogenen Gruss, z. B. «Hautses ?»<br />
(beim Mähen), «Gits wohl us ?» (Ernte), «lsches bal tüar?» (ist das Heu<br />
bald dürr?), «Machn bal Mettag.' (Firoba!)» Macht bald Mittag!<br />
(Feierabend !), «Gönner ge heua, ge mäja, ge ito ?» etc. (Geht ihr heuen,<br />
mähen, Heu heimführen? etc.), «Lonnigis schmecka !>< (Lasst es euch<br />
schmecken, z. B. beim Znüni (Zwischenmahlzeit am Vormittag) oder<br />
z'Brend (Zwischenmahlzeit am Nachmittag), «S<strong>in</strong>ner o scho ufP»<br />
79
(Seid ihr auch schon auf ? z. B. wenn man beim Morgengrauen zum<br />
Mähen geht). Auf der Strasse beim Begegnen mit «Kunst o?» und mehrere<br />
«Konner o?» (Kommst du auch? kommt ihr auch?).<br />
FAHRZEUGE UND GERÄTE<br />
Die verschiedenen Wagentypen und ihre Bezeichnung<br />
Je nach Grösse, Aufbau und Gebrauch unterscheidet man folgende<br />
Wagentypen:<br />
s'Kärele Kle<strong>in</strong>er Handwagen mit ca. 1 Meter langer Nutzfläche,<br />
hauptsächlich von K<strong>in</strong>dern benutzt, mit Deichsel und<br />
Handgriff zum Ziehen versehen.<br />
s'Wägele E<strong>in</strong> ca. 1.50 m langer Handwagen für leichte Transporte<br />
z. B. zum Gräsa (E<strong>in</strong>holen von Grünfutter, wobei<br />
vorn und rückwärts Gatter (= Gitter) zwischen<br />
die Seitenleitern gestellt wurden und auch Seitenbretter,<br />
die <strong>in</strong> die Gitter geschoben werden konnten,<br />
verwendet wurden. Auch als Brockawägele gebaut.<br />
Ospenner { = E<strong>in</strong>spänniger Pferdewagen). Es handelt sich um<br />
e<strong>in</strong>en relativ leicht gebauten Wagen, der mit e<strong>in</strong>em<br />
Pferd oder auch mit Kühen bespannt wurde.<br />
80<br />
Laterawaga
Zwespenner E<strong>in</strong> relativ schwergebauter Wagen für e<strong>in</strong> Doppel<br />
gespann, z. B. für Holztransporte.<br />
Laterawaga Leichterer oder schwererer Wagen, bei dem die<br />
aufgebauten Seitenteile nach dem Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>er Leiter<br />
gebaut s<strong>in</strong>d.<br />
Brockawaga Ebenso leichterer oder schwererer Wagen mit e<strong>in</strong>er<br />
ebenen Ladefläche (= Brock).<br />
Holzwaga Schwerer Wagen mit den mit Eisen beschlagenen Aufbauten<br />
über den beiden Achsen.<br />
Meschtwaga Anstelle der Sittalatera werden Bretter verwendet.<br />
Mist wird nach oben spitz zulaufend über die Bretter<br />
h<strong>in</strong>aus aufgeladen und zum Schluss mit der Meschttätscha<br />
(= e<strong>in</strong> ca. 20 cm breites Brett mit zugeschnittenem<br />
Stiel) geglättet, um ihm e<strong>in</strong>en Halt zu geben,<br />
wobei man auf die Spitze des Mistfuders stieg.<br />
Kestrockawaga Zwischen die Kipfen werden starke Holzlatten gelegt,<br />
nachdem die Leitern und das Bodenbrett entfernt<br />
waren, und zwischen die beiden Latten wurde die<br />
Sandtrocka (= Kiste mit abnehmbaren Seitenteilen<br />
von 0,5 Kubikmetern Inhalt) gelegt. Auf die Sandoder<br />
Kestrocka wurde <strong>in</strong> der Mitte des Bodens e<strong>in</strong><br />
auf den Aussenkanten leicht abgerundeter Holzklotz<br />
aufgenagelt, der genau zwischen die Latten passte und<br />
e<strong>in</strong> seitliches Verrutschen verh<strong>in</strong>derte, aber das Kippen<br />
nach den Seiten ermöglichte. Für den mit 2 Pferden<br />
bespannten Wagen wurden auf die Sandtrocka<br />
Aufsätze verwendet, so dass sich e<strong>in</strong> Fassungsvermögen<br />
von 1 m 3<br />
ergab. Der Aufbau mit den beiden<br />
Latten konnte auch für den Transport von Fässern<br />
verwendet werden.<br />
Bschöttewaga Zwischen die beiden Kipfen wurden über den Achsen<br />
Holzpflöcke gelegt mit rundem E<strong>in</strong>schnitt, die dem<br />
Bschöttejass Halt gaben. Der Holzblock auf dem Vorderwagen<br />
war etwas höher, so dass das Fass e<strong>in</strong>e<br />
leichte Neigung nach rückwärts erhielt.<br />
81
Langholzwaga<br />
Tuarbawaga Zum Transport der getrockneten Tuarba wurde sowohl<br />
beim Laterawaga wie auch beim Brockawaga<br />
e<strong>in</strong> kastenförmiger Aufbau verwendet. Der Wagen<br />
<strong>in</strong> dieser Form wurde auch für das Heimführen von<br />
Tüarkakolpa verwendet.<br />
Langholzwaga Die Lankat (Mittelachse), welche Vorder- und H<strong>in</strong>terwagen<br />
verband, ragte etwa 2 m über den H<strong>in</strong>terwagen<br />
h<strong>in</strong>aus, und der H<strong>in</strong>terwagen konnte nach<br />
rückwärts verschoben werden, da sie nicht starr mit<br />
der H<strong>in</strong>terachse verbunden war. H<strong>in</strong>terwagen und<br />
Lankat wurden bei e<strong>in</strong>er Verlängerung mit e<strong>in</strong>em<br />
starken Wagennagel, der unten durch e<strong>in</strong>en durchgezogenen<br />
Stift (Spl<strong>in</strong>ta) gesichert war, befestigt, und<br />
ferner wurden zur Sicherung noch Ketten verwendet.<br />
Höwaga<br />
82<br />
Auf se<strong>in</strong>e Besonderheiten wurde bereits bei der Heuernte<br />
h<strong>in</strong>gewiesen.
Rennwaga E<strong>in</strong> gefederter, leichter Brückenwagen mit aufgebau<br />
tem Sitz für den Fahrer, der auch vom Sitz aus die<br />
Bremse betätigen konnte. Gegen das Pferd war e<strong>in</strong><br />
Spritzbrett befestigt zum Aufsetzen der Füsse. Der<br />
Rennwagen wurde für leichte Transporte verwendet,<br />
besonders war er beliebt bei Bäckern, Metzgern etc.<br />
Schesa E<strong>in</strong>e Kutsche mit auf- und abklappbarem Lederdach<br />
von e<strong>in</strong>em Pferd gezogen. Der Fahrer sass meist mit<br />
dem Passagier auf der rückwärtigen Sitzbank oder bei<br />
mehreren Fahrgästen auf e<strong>in</strong>em der beiden Notsitze<br />
über der Vorderachse. Die Vorderräder hatten weniger<br />
Durchmesser als die H<strong>in</strong>terräder, die zur Platzgew<strong>in</strong>nung<br />
für die Sitzbank noch nach aussen geneigt<br />
waren.<br />
Kutscha Unter Kutscha verstand man den von zwei Pferden<br />
gezogenen Landauer. Über der Vorderachse war der<br />
Sitzbock für den Fahrer und e<strong>in</strong>en Beifahrer aufgebaut.<br />
Der Passagierraum mit zwei Sitzbänken gegene<strong>in</strong>ander<br />
war zwischen den Rädern an Gurten aufgehängt.<br />
Auch hier waren die H<strong>in</strong>terränder nach aussen<br />
geneigt. Auf der H<strong>in</strong>terachse war, wie auch bei<br />
der Schesa, meist e<strong>in</strong> Eisenkamm aufgeschmiedet, um<br />
ungebetene Fahrgäste abzuhalten.<br />
Die Teile des Wagens<br />
Der Vorderwagen<br />
Er wurde allgeme<strong>in</strong> Redeg genannt. Dies ist der lenkbare Teil des<br />
Wagens, der Zugwagen. Vorn die Tirksla (= Deichsel) ca. 3 m lang, aus<br />
Hartholz, etwas nach oben geschweift. Sie war mit dem Wagen vielfach<br />
nicht fest verbunden, sondern konnte nach oben bis zur senkrechten<br />
Stellung angehoben werden. Mit dem Vorderwagen wurde sie durch den<br />
Tirkslanagel, e<strong>in</strong>en ca. 1,5 cm starken Eisennagel, verbunden, der horizontal<br />
durch e<strong>in</strong>e Eisenlasche gesteckt wurde. Am Tirkslanagel wurde<br />
auch das Wögle (= Waage) mit e<strong>in</strong>er Kette e<strong>in</strong>gehängt. Oft wurde das<br />
Wögle an e<strong>in</strong>er aus Stäben und Ketten bestehenden Eisenkonstruktion,<br />
die man als Spo bezeichnete, e<strong>in</strong>gehängt, womit erreicht wurde, dass<br />
83
das Wögle seitwärts von der Tirksla zu liegen kam, während die Doppelwog<br />
(für zwei Pferde) auf der Deichsel auflag und durch den Tirkslanagel<br />
festgehalten wurde. Bei schweren Wagen war unter der Deichsel<br />
e<strong>in</strong> starkes U-Eisen mit der Öffnung nach h<strong>in</strong>ten angebracht. Die<br />
Doppelwaage wurde dort e<strong>in</strong>gehängt. Die Spitze der Tirksla trug e<strong>in</strong>en<br />
Eisenbeschlag mit e<strong>in</strong>er r<strong>in</strong>gförmigen Öse, <strong>in</strong> welcher die Habkette<br />
(beim schweren Wagen 2 Habketten) h<strong>in</strong>gen, womit die Verb<strong>in</strong>dung<br />
zum Rossgschier ( = Pferdegeschirr) hergestellt wurde. Anstelle des<br />
R<strong>in</strong>ges an der Deichsel für die Habkette fand man bei leichteren Wagen<br />
die Habkette an e<strong>in</strong>em R<strong>in</strong>g an der Deichsel hängend und vor und nach<br />
dem R<strong>in</strong>g waren an der Deichsel Eisenklötze angebracht, um e<strong>in</strong>e Verschiebung<br />
der Habkette zu verh<strong>in</strong>dern. Durch diese Verb<strong>in</strong>dung konnten<br />
die Zugtiere auch als Bremshilfe benutzt werden. Das Gestell des<br />
Vorderwagens bildete e<strong>in</strong> gleichschenkliges Dreieck mit Spitze nach<br />
vorn. Die e<strong>in</strong>zelnen Teile des Vorderwagens wurden aus Eschenholz<br />
gearbeitet. Die Seitenteile des Vorderwagendreiecks wurden als Hona<br />
bezeichnet. Das Querholz, welches die Basis des Dreiecks bildete, war<br />
mit e<strong>in</strong>em Eisenband versehen, das zur Verm<strong>in</strong>derung der Reibung geschmiert<br />
wurde und das Querholz drückte sich von unten an die Lankat<br />
an, so dass der Vorderwagen nicht nach vorn kippen konnte. Zwischen<br />
den beiden Hona war e<strong>in</strong> starkes Querstück befestigt, auf dem der<br />
Kipfabock für den Wagenaufbau ruhte. Dieses Querstück drehte sich<br />
mit dem Vorderwagen und war daher auch mit e<strong>in</strong>em Eisenband<br />
armiert. Zwei starke Eisenbänder, die auch halbkreisförmig gebogen<br />
se<strong>in</strong> konnten, verbanden das Querholz mit der Dreieckspitze, so dass<br />
auch bei starker Drehung des Vorderwagens der Kipfabock stets e<strong>in</strong>e<br />
stabile Unterlage hatte. Je schwerer der Wagen war, umsomehr Eisen<br />
wurde zur Verstärkung der Holzteile des Vorderwagens verwendet.<br />
Sämtliche Eisenbeschläge waren handgeschmiedet, und sowohl der<br />
Schmied wie der Wagner legten Wert auf solideste Handarbeit.<br />
Der H<strong>in</strong>terwagen<br />
Der starre H<strong>in</strong>terwagen wird durch die Lankat mit dem Vorderwagen<br />
verbunden. Die Verb<strong>in</strong>dung wurde durch den Wagennagel, der<br />
durch die Vorderachse g<strong>in</strong>g, hergestellt. Für den Langholzwagen war<br />
die Lankat (= Längsachse) nicht mit der Querachse starr verbunden,<br />
sondern konnte nach Bedarf nach h<strong>in</strong>ten verschoben werden. In die<br />
Lankat waren mehrere Löcher gebohrt, durch die der H<strong>in</strong>terwagen mit<br />
84
e<strong>in</strong>em starken Wagennagel befestigt werden konnte. Auf der H<strong>in</strong>terachse<br />
war wie auf der Vorderachse e<strong>in</strong> Kipfabock mit den zwei seitlichen<br />
Kipfen aufgebaut. Auf der Lankat war e<strong>in</strong> Querholz, der Wagaknecht<br />
(= Wagenknecht) fest montiert, an welchem das Gestänge für<br />
die Schrepfa (= Wagenbremse) befestigt war. Rückwärts sah man am<br />
Wagen neben dem Ende der Langkat noch zwei schief e<strong>in</strong>gesetzte Holzstreben,<br />
die beiden Fuarka, die zum Befestigen von Seilen, Ketten etc.<br />
dienten.<br />
Der Wagenaufbau<br />
Der Wagenaufbau richtete sich nach dem Gebrauch des Wagens.<br />
Generell waren über der Vorder- und H<strong>in</strong>terachse je e<strong>in</strong> Kipfabock<br />
(Kipfa = das mittelhochdeutsche «Chipf» = das hochdeutsche Runge)<br />
mit je e<strong>in</strong>er im stumpfen W<strong>in</strong>kel e<strong>in</strong>gesetzten Kipfa an den beiden Enden<br />
aufgelegt. Beim Vorderwagen war der Kipfabock mit dem Waganagel<br />
mit der Achse drehbar verbunden, und auch auf der H<strong>in</strong>terachse konnte<br />
er ausgewechselt werden. Auf die Kipfabock konnten weitere Holzklötze<br />
oder Balkenstücke aufgelegt werden mit ausgesparten E<strong>in</strong>schnitten an<br />
den Enden, die <strong>in</strong> der Kipfa e<strong>in</strong>gelegt, dadurch Halt bekamen. Die Kipfa<br />
bestand aus Eschenholz. Kipfabock und Kipfa gaben dem Wagenaufbau<br />
den notwendigen Halt. Am oberen Ende hatten sie e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kerbung, <strong>in</strong><br />
welche e<strong>in</strong> Eisenr<strong>in</strong>g, der an den Seitenleitern angebracht war, e<strong>in</strong>geführt<br />
wurde zur Befestigung der Wagalatera (Seitenleitern des Wagens).<br />
Bei schweren Wagen z. B. Holztransportwagen wurde durch e<strong>in</strong>e Eisenstange<br />
(= Runge), die am unteren Ende e<strong>in</strong>en flachen R<strong>in</strong>g trug, (für<br />
diese Kippstütze wurde mir auch die Bezeichnung Luxa genannt) der <strong>in</strong><br />
die Achse zwischen Radnabe und Achskäppli e<strong>in</strong>geführt, e<strong>in</strong>e bedeutende<br />
Verstärkung erzielte. Bei schwerer Fracht wurden auch oft die<br />
beiden Wagenleitern mit Ketten zusammengehängt. Der <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />
gebräuchlichste Wagen war der Laterawaga. Die beiden der<br />
Wagenlänge entsprechenden Wagenleitern wurden so angebracht, dass<br />
der untere Laterabomm (Leiterholm, Leiterbaum) <strong>in</strong>nerhalb der Kipfa<br />
lag und der obere Laterabomm mit zwei R<strong>in</strong>gen von aussen an den<br />
Kipfa befestigt wurde. Die Latera waren aus Eschenholz, die Sprossen<br />
ebenfalls, flach mit e<strong>in</strong>em Zwischenraum von ca. 10 cm. Zwischen den<br />
Latera lag auf dem Kipfabock das Bodabrett. Die Laterabomm wurden<br />
unten von e<strong>in</strong>er Zw<strong>in</strong>ga ( = Holzleiste), die an beiden Enden e<strong>in</strong>e aufgenagelte<br />
Metallöse aufwies, zusammengehalten, die auf die beiden<br />
85
Laterabomm aufgesetzt wurden. Ähnlich war auch die Verb<strong>in</strong>dung<br />
zwischen den oberen Laterabomm, nur dass das Verb<strong>in</strong>dungsstück,<br />
d'Schw<strong>in</strong>ga etwas nach oben geschweift war, und neben den Ösen befand<br />
sich an e<strong>in</strong>er Kette, e<strong>in</strong> Eisenband oder e<strong>in</strong> Eisenstift mit e<strong>in</strong>em<br />
Haken, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Loch im Laterabomm e<strong>in</strong>griff. Zwischen Zw<strong>in</strong>ga und<br />
Schw<strong>in</strong>ga war e<strong>in</strong> Mittelstück e<strong>in</strong>gesetzt, genannt mittlere Schw<strong>in</strong>ga,<br />
die vom Wagner meist schön ausgearbeitet wurde. Anstatt der mittlera<br />
Schw<strong>in</strong>ga konnte man, wie beim Höwaga erwähnt, e<strong>in</strong> niederlegbares<br />
Höläterle, das auf e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>de montiert war, e<strong>in</strong>schieben. Als Fahrersitz<br />
diente beim Leiterwagen s'Wagabrettle, das quer über die Laterabomm<br />
gelegt durch aufgenagelte Querleisten gegen seitliches Verrutschen<br />
gesichert war. Beim Holztransportwagen wurden die Leitern<br />
entfernt und auf den Achsen wurden die oben mit Eisen beschlagenen<br />
Kipfastöck zwischen die Kipfa gelegt. Am Eisenbeschlag waren an den<br />
Enden starke R<strong>in</strong>ge angebracht um das aufgeladene Holz mit Ketten zu<br />
sichern, und zur Verstärkung wurden Eisenstangen mit den <strong>in</strong> die<br />
Achsen e<strong>in</strong>gesteckten Luxa verwendet. Beim Bschöttewaga wurden die<br />
Leitern entfernt und zwischen die Kipfa wurde e<strong>in</strong> rund ausgeschnittener<br />
Block gelegt, der dem Bschöttefass e<strong>in</strong>en Halt gegen das seitliche<br />
Ausrutschen gab. Beim Mistwagen wurden die Leitern entfernt und<br />
durch Bretter ersetzt und auch beim Kieswagen wurden ke<strong>in</strong>e Seitenteile<br />
verwendet. Zum Tuarbafüara und auch zum Heimholen von<br />
Tüarka wurde e<strong>in</strong> ca. 1 m hoher Bretterkasten aufgebaut. E<strong>in</strong> ähnlicher<br />
Kasten konnte auch bei e<strong>in</strong>em Brückenwagen aufgebaut werden.<br />
Achsen und Räder<br />
Die aus Eschenholz bestehenden Achsen hatten an beiden Enden die<br />
runden eisernen Achsen, um die sich die Räder drehten. Die Befestigung<br />
der eisernen Achsen erfolgte durch e<strong>in</strong> Eisenband, das durch Eisenflanschen<br />
mit der Holzachse durchgehend verbunden war. Die eiserne<br />
Achse verjüngte sich nach aussen. Gegen den Holzteil der Achse war<br />
sie mit e<strong>in</strong>er Eisenplatte abgedeckt und am äusseren Ende hatte sie e<strong>in</strong><br />
rechteckiges Nagelloch. War nach dem Schmieren der Achse mit Wagaschmüarbe<br />
(= e<strong>in</strong>em Konsistenzfett) das Rad aufgesetzt, so wurde e<strong>in</strong><br />
Äxkäpple (auch Radkäpple) am Ende aufgesetzt, durch den Löhner (e<strong>in</strong><br />
Eisennagel, der <strong>in</strong> das Nagelloch der Achse gesteckt durch e<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>g,<br />
welcher über das Radkäpple gestülpt und durch e<strong>in</strong>en durchgezogenen<br />
Lederriemen oder Draht das Radkäpple absicherte. Auf dem Löhner, der<br />
86
für das l<strong>in</strong>ke Vorderrad verwendet wurde, war e<strong>in</strong>e Eisenplatte aufgeschmiedet,<br />
die dem Fuhrmann ermöglichte, beim Aufsitzen den Fuss<br />
nicht auf die sich drehende Radnabe aufzustützen.<br />
Das Wagenrad bestand aus der Radnaba (Radnabe) den Spacha<br />
(Speichen), dem hölzernen Radkranz, der aus verzahnten Felgen (Segmenten)<br />
bestand, und dem aufgeschmiedeten eisernen Radr<strong>in</strong>g. Der<br />
Radr<strong>in</strong>g, der auf den Radkranz heiss aufgepasst und mit Schrauben<br />
aufgeschraubt wurde, und die anderen Bestandteile des Rades richteten<br />
sich <strong>in</strong> ihrer Stärke nach dem vorgesehenen Gebrauch des Wagens. Der<br />
Eisenr<strong>in</strong>g war beim leichten Wagen ca. 5 cm breit, beim Holzwagen ca.<br />
8 cm. Speichen waren 12 vorhanden, für jedes R<strong>in</strong>gsegment zwei Speichen.<br />
Die Radnabe bestand aus e<strong>in</strong>em massiven Holzklotz und war mit<br />
Eisenbändern fest zusammengebunden. Die Räder bei Rennwagen,<br />
Kutsche etc. waren grundsätzlich gleich konstruiert, jedoch war die<br />
Nabe wie die Achse e<strong>in</strong>e Eisenkonstruktion, und die Befestigung des<br />
Rades an der Radachse erfolgte mit e<strong>in</strong>er Schraubenmutter, für welche<br />
am Achsenende e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>geschnitten war.<br />
Die Wagenbremsen<br />
Die Wagenbremse wurde als Schrepfa bezeichnet. Bei leichten<br />
Wagen wirkte sie nur auf die H<strong>in</strong>terräder. Man sah zwei Konstruktionen<br />
— die e<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong>fachere, dass an der Lankat e<strong>in</strong> Eisenr<strong>in</strong>g befestigt<br />
war, von welchem 2 Ketten oder auch Eisenstangen zum Schrepfbalka<br />
führten. Bei der anderen war auf der Lankat e<strong>in</strong> starkes Querholz, der<br />
Wagaknecht, befestigt, an dessen Enden zwei Ketten zum Schrepfbalka<br />
führten und ihn festhielten. Die Eisenstangen oder Ketten waren<br />
am Bremsbalken <strong>in</strong>nerhalb der Bremsklötze festgemacht, und der<br />
Bremsbalken konnte durch e<strong>in</strong> Schraubengew<strong>in</strong>de, das an der Unterseite<br />
der Lankat aufgeschraubt war, durch e<strong>in</strong>e Kurbel angezogen<br />
werden, so dass die Bremsklötze je nach der gewünschten Bremswirkung<br />
auf die Räder drückten und durch Rückdrehen der Kurbel die<br />
Schrepfa wieder losliessen. Bei schwereren Wagen gab es auch e<strong>in</strong>e<br />
Schrepfa für die Vorderräder, deren Kurbel und Schraubengew<strong>in</strong>de an<br />
e<strong>in</strong>em Querbalken vor dem l<strong>in</strong>ken Vorderrad aufgeschraubt war. Durch<br />
e<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>kelzug wurde die Schrepfa betätigt. Beim Rennwagen und bei<br />
den Kutschen befand sich die Schrepfakuarbla neben dem Fahrersitz<br />
und wirkte über verschiedene W<strong>in</strong>kelzüge auf die meist aus Eisen<br />
gefertigten Schrepfabalka.<br />
87
Bei steilen Wegstücken<br />
und wenn zu erwarten war,<br />
dass die Wagaschrepfa z.B.<br />
bei nasser, lehmiger oder<br />
steiler Fahrbahn nicht ausreichte,<br />
wurde unter e<strong>in</strong>es<br />
der H<strong>in</strong>terräder e<strong>in</strong>e Schlepfa<br />
(Radschuh) e<strong>in</strong>gelegt — e<strong>in</strong>e<br />
ca. 18 cm breite Eisenplatte<br />
mit zwei aufgeschmiedeten<br />
Eisenbacken, die e<strong>in</strong> seitli<br />
ches Abrutschen verh<strong>in</strong>der-<br />
Radschuh (oben) und Kretzer (unten) t e n u n d g e g e n Abrutschen<br />
nach h<strong>in</strong>ten wurde die<br />
Schlepfa mit e<strong>in</strong>er Kette an der Lankat festgemacht. Die Regulierung<br />
der Bremse auf dem freien H<strong>in</strong>terrad erzielte dann noch e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Bremswirkung. Bei verschneiten und vereisten Wegen wurde<br />
zur Erzielung e<strong>in</strong>er sicheren Bremswirkung e<strong>in</strong> Kretzer mit e<strong>in</strong>er<br />
Kette unter e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>terrad gelegt. Der Kretzer war e<strong>in</strong> starkes eisernes<br />
Rechteck mit ca. 25 cm Seitenlänge. Auf der Unterseite waren<br />
zugespitzte Eisenkeile aufgeschmiedet. Bei Wagen, die oft zu Bergfahrten<br />
benutzt wurden, war neben dem Schraubgew<strong>in</strong>de der<br />
Schrepfa an e<strong>in</strong>er Kette e<strong>in</strong>e Eisenstange aufgehängt mit e<strong>in</strong>er nach<br />
unten gebogenen gespaltenen Spitze. Diese Bergstütze nannte man<br />
Wagahund. Wurde die Stange beim Bergfahren losgehängt, so schützte<br />
sie beim Stillstehen den Wagen gegen das Rückrutschen, und die Pferde<br />
konnten ausruhen. Bei Holztransporten bei Schneefahrbahn wurden<br />
Rundhölzer angehängt, die ebenfalls als Bremsen wirkten. Die angehängten<br />
Hölzer wurden mit Holzschlepf bezeichnet.<br />
Zur W<strong>in</strong>terzeit wurden Schlitten mit Pferdegespann verwendet. Die<br />
Sittakuafa (Seitenkufen), die mit e<strong>in</strong>er ca. 3 cm breiten Eisenschiene<br />
versehen waren, waren mit e<strong>in</strong>er Tirksla starr verbunden, so dass bei<br />
Kurven oder beim Kehren der ganze Schlitten gedreht werden musste.<br />
Damit waren Schwertransporte nur bei bester Schneebahn möglich.<br />
Zum Bremsen wurde vielfach e<strong>in</strong>e Kette oder e<strong>in</strong> Kretzer an der e<strong>in</strong>en<br />
Kuafa befestigt, oder <strong>in</strong> seltenen Fällen befand sich <strong>in</strong> der Mitte des<br />
Schlittens e<strong>in</strong>e Holzstange an deren Ende zwei starke, doppelte Eisenspitzen<br />
angebracht waren. E<strong>in</strong>e Querstange wirkte als Ansatzpunkt für<br />
88
die Stange als Hebel. Durch<br />
e<strong>in</strong> Schraubengew<strong>in</strong>de, das<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Eisengestell e<strong>in</strong>gebaut<br />
war, konnten die Eisenspitzen<br />
<strong>in</strong> den Schnee gedrückt<br />
werden und bremsen. Für<br />
Handtransporte verwendete<br />
man e<strong>in</strong>en Hornschlitten. Die<br />
Kufen wäre ohne Beschlag<br />
und der Schlitten wurde gezogen,<br />
<strong>in</strong>dem man sich zwischen<br />
die beiden, wie Hörner<br />
<strong>in</strong> die Höhe gezogenen Kufen<br />
stellte. Durch Anstemmen<br />
Hornschlitten<br />
der Füsse konnte gebremst werden. Rennschlitten sah man selten. Das<br />
Pr<strong>in</strong>zip war dasselbe, nur dass zwei gebogene Deichseln vorhanden<br />
waren, zwischen welche das Pferd e<strong>in</strong>gespannt wurde. Vor den Sitzen<br />
befand sich e<strong>in</strong> hochgezogenes Spritzbrett. Bei Schlittentransporten<br />
mussten die Pferde e<strong>in</strong>en Schellar<strong>in</strong>g um den Hals tragen, an dem etwa<br />
7 aufe<strong>in</strong>ander abgestimmte erzene Glocken oder Kugeln mit e<strong>in</strong>gelegten<br />
Metallkugeln h<strong>in</strong>gen.<br />
Der Pflug<br />
Zwei Arten von Pflügen standen im Gebrauch. E<strong>in</strong>mal der Pflug mit<br />
der feststehenden Pflugschar und dem Pflugbrett, mit welchem nur auf<br />
die e<strong>in</strong>e Seite gepflügt werden konnte. Die andere Art war der Wendepflug,<br />
bei welchem Pflugschar und Pflugbrett um die Basisachse um<br />
180 Grad gedreht werden konnten.<br />
Der Pflug mit feststehender Pflugschar und Pflugbrett wurde auf ebenem<br />
Acker verwendet. Es wurde ause<strong>in</strong>ander- oder zusammengepflügt.<br />
Beim Ause<strong>in</strong>anderpflügen wurde die erste Furche an der Längsseite des<br />
Ackers und die Gegenfurche an der gegenüberliegenden Längsseite gezogen.<br />
Dadurch ergab sich <strong>in</strong> der Ackermitte e<strong>in</strong> Graben. Beim Zusammenpflügen<br />
wurde die erste Furche <strong>in</strong> der Ackermitte und die Gegenfurche<br />
daneben gezogen. Am Schlüsse ergab sich an den beiden Längsseiten<br />
e<strong>in</strong> furchenbreiter Graben. Bei der Feldbestellung im Frühl<strong>in</strong>g<br />
oder im Herbst wurden mit der Egge diese Gräben wieder ausgeglichen.<br />
89
Pflug mit Pflugkarren<br />
Der Wendepflug wurde zum Pflügen von Äckern am Hang verwendet.<br />
Zuerst wurde am untern Ackerende e<strong>in</strong> furchenbreiter Graben<br />
ausgehoben und der Aushub meist auf dem Rücken mit der Krätza<br />
(geflochtener Rückenkorb) an den oberen Ackerrand getragen. Mit der<br />
ersten Furche wurde der ausgehobene Graben wieder zugefüllt. Am<br />
Ackerende wurde der Pflug <strong>in</strong> die Höhe gehoben, Pflugschar und<br />
Pflugbrett wurden um 180 Grad gedreht und mit e<strong>in</strong>em Eisenhaken<br />
wieder fest mit dem Pflugbaum verbunden. So konnte die zweite Furche<br />
an die erste angeschlossen werden. Es wurde immer quer zur Hanglage<br />
des Ackers gepflügt.<br />
Der eigentliche Pflug wurde an e<strong>in</strong> zweirädriges Pfluagwägele<br />
(Pflugkarren) angehängt. An die Achse war mit zwei Seitenstreben e<strong>in</strong><br />
starkes Eisenblatt, das hochgestellt werden konnte, angenietet, das vorn<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em starken Haken endete, <strong>in</strong> welchem die Doppelwaage für das<br />
Pferdegespann e<strong>in</strong>gehängt wurde. Der Haken konnte horizontal verstellt<br />
werden, was beim Wendepflug von besonderer Bedeutung war.<br />
Benutzte man beim Pflügen e<strong>in</strong>es ebenen Ackers e<strong>in</strong> Pfluagwägele, bei<br />
dem das <strong>in</strong> der Furche laufende Rad e<strong>in</strong>en grösseren Durchmesser hatte,<br />
so konnte beim Benutzen des Wendepfluges diese Differenz durch Verstellen<br />
des Hakens <strong>in</strong> der Richtung des ungepflügten Erdreiches weiter<br />
ausgeglichen werden. Nach rückwärts war an der Achse des Pfluag-<br />
90
wägete e<strong>in</strong>e Doppelkette befestigt, mit welcher der Pflug mit dem<br />
Pfluagwägele verbunden wurde. Die Kette konnte mit R<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
auf dem Pflugbaum befestigten Eisenband, das als Kamm mit nach<br />
rückwärts gebogenen Zähnen gearbeitet war, e<strong>in</strong>gehängt werden.<br />
Wurde die Kette mehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en rückwärtigen Kammhaken e<strong>in</strong>gehängt,<br />
so wurde der Pflugbaum vorne <strong>in</strong> die Höhe gehoben, die Furchentiefe<br />
wurde flacher.<br />
Der Pflug bestand aus dem starken hölzernen Pflugbaum, an dessen<br />
rückwärtigem Ende die Pflugholme befestigt waren. Der Pflugführer<br />
lief <strong>in</strong> der ausgehobenen Furche zwischen den beiden Holmen und<br />
dirigierte so den Pflug. Vor der Pflugschar war am Pflugbaum das<br />
Pflugmesser, der Zech, der vertikal verstellt werden konnte (je nach<br />
Furchentiefe) und der das Erdreich vertikal durchtrennte. Der Pflugkörper<br />
bestand aus der Liesterschar, die das Erdreich horizontal durchschnitt<br />
und dem Pflugbrett (= Strichblatt), das das abgetrennte Erdreich<br />
wendete und ablegte. Mit dem Pflugbaum war der Pflugkörper<br />
durch e<strong>in</strong> starkes Eisengestell verbunden, dessen Bodenachse beim<br />
Wendepflug drehbar war. Die Pflugschar beim Wendepflug, also jener<br />
Teil, der das Erdreich horizontal durchschnitt, war nicht drehbar, sondern<br />
war als Doppelliesterschar gebaut.<br />
Geräte<br />
Die meisten <strong>in</strong> der Landwirtschaft und den Nebenbetrieben verwendeten<br />
Geräte wurden bereits erwähnt. Sie sollen hier nur zusammengefasst<br />
und ihre Funktionen nur soweit noch beschrieben werden, als<br />
dies nicht schon bereits geschehen ist.<br />
Geräte für die G r a s w i r t s c h a f t<br />
Segass (= Sense) mit Segassblatt, Segassr<strong>in</strong>g, Warb, Fuatterfass,<br />
Wetzsto, Tengelstock, Tengelhammer, Högabla (= Heugabel), Hörecha,<br />
Ladgabla (grosse Gabel, benutzt beim Heuaufladen) Hontza (= He<strong>in</strong>zen),<br />
Hontzastecka, Hösal (= Heuseil), Hölücher (= e<strong>in</strong>e Eisenspitze<br />
mit e<strong>in</strong>em Widerhaken an e<strong>in</strong>em Holzstab, mit welchem Heu aus dem<br />
Heustock herausgerissen werden konnte), Höschrota (= e<strong>in</strong> halbrundes<br />
scharf geschliffenes Eisenblatt an e<strong>in</strong>em hölzernen Stiel mit e<strong>in</strong>em<br />
querstehenden Eisenstück zum Aufsetzen des Fusses. Mit der Höschrota<br />
wurde der Heustock von oben nach unten zerschnitten).<br />
91
R<strong>in</strong>dascheller<br />
Geräte für den Ackerbau<br />
Als wichtigstes Werkzeug muss die<br />
Haua (= Hacke) angesprochen werden.<br />
Sie wird zum Lochen für das Kartoffelund<br />
Türkenstecken, zum Jäten, Häufeln,<br />
Kartoffelgraben etc. benutzt. Vom Karst<br />
gab es verschiedene Arten. Es standen<br />
Karste mit 1 bis 4 Z<strong>in</strong>ken, teils runde, teils<br />
flache und teils vierkantige Z<strong>in</strong>ken <strong>in</strong> Verwendung.<br />
Der e<strong>in</strong>z<strong>in</strong>kige Karst diente<br />
zum Ziehen von schmalen Wassergräben<br />
<strong>in</strong> harten Böden, der zweiz<strong>in</strong>kige zum<br />
Umkarsten von aufwärtigem Ackerland<br />
oder im We<strong>in</strong>berg, und den drei- und<br />
vierzackigen Karst brauchte man im<br />
Tuarbariet.<br />
Andere Geräte<br />
Spatta (Spaten), Schufla (Schaufel),<br />
Meschtgabla oder Trenza (Mistgabel),<br />
Sechla (Sichel), Karb (Korb), Zona (Ze<strong>in</strong>e),<br />
Wanna (Wanne), Tröschpflegel<br />
(Dreschflegel), Blaha (viereckiges Tuch<br />
zum Zusammenfassen von Gras, Heu<br />
etc.), Messle (Massgefäss mit ca. 2 Liter<br />
Inhalt), Schapfa (als Schöpfkelle z.B.<br />
Bschötteschapfa), Köhl (Kübel als Wasser- oder Milchkübel, Gelta<br />
(Wasserschiff), Kratta (geflochtener, runder Korb), Krätza (geflochtener<br />
Korb, auf dem Rücken getragen).<br />
Geräte bei d e r H o 1 z a r b e i t<br />
Blattsäga (von zwei Personen bediente Säge mit breitem Blatt mit<br />
dreieckig zugefeilten Sägezähnen an e<strong>in</strong>em geschwungenen Blatt oder<br />
e<strong>in</strong> schmäleres Blatt mit Zähnen <strong>in</strong> M-Form), der Foxschwanz (e<strong>in</strong>e<br />
breite nach vorn schmäler werdende Blattsäge für e<strong>in</strong>e Person mit e<strong>in</strong>em<br />
Holzgriff), Spasäga (schmales Sägeblatt mit Holz- oder Metallbogen für<br />
e<strong>in</strong>e Person. Das Sägeblatt konnte gespannt werden. Schriftdeutsch:<br />
92
Bogensäge. Der Zaby, Äx, Beiel (Beil),<br />
Spaltäx (zum Spalten von schweren Holzblöcken),<br />
Keil, Bessa (= kle<strong>in</strong>er Eisenkeil),<br />
R<strong>in</strong>dascheller, (spatenförmiges Schälmesser),<br />
Girier (Haumesser mit abgebogener<br />
Spitze zum Abhauen und Zerkle<strong>in</strong>ern von<br />
dünnen Ästen), verschiedene Ketten und<br />
Seile, Rütthaua (e<strong>in</strong>e schwere Hacke benutzt<br />
zum Anpflanzen von Jungtannen),<br />
Zogmesser zum Schälen und Zurichten<br />
von Stangen und von Stielen für Werkzeuge.<br />
Girier<br />
Zaumzeug und Bespannung der Zugtiere<br />
Die Pferde trugen am Kopf e<strong>in</strong>e Halftera oder e<strong>in</strong>en Zolim (Halfter<br />
oder Zaum), die nur <strong>in</strong> wenigen Fällen entfernt wurden. Man sagte:<br />
«Das Ross wird ufghalftarat oder ufzöhmat». Die Halftera besteht aus<br />
Lederriemen. Über dem Unterkiefer und über den untern Teil des Oberkiefers<br />
je e<strong>in</strong> Riemen, die auf beiden Seiten des Maules, ober den Lefzen,<br />
an e<strong>in</strong>em ca. 4 cm grossen Eisenr<strong>in</strong>g befestigt s<strong>in</strong>d. Als dritter<br />
Riemen geht vom Eisenr<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Lederiemen über die ganze Kopflänge<br />
h<strong>in</strong>auf und auf der andern Seite wieder bis zum R<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>unter. Über<br />
den Augen bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Stirnriemen, oft mit Mess<strong>in</strong>gnägeln dekoriert<br />
und mit farbigem Stoff unterlegt. Der Längsriemen wird über dem<br />
Stirnriemen dem Pferd h<strong>in</strong>ter die Ohren auf das Genick gelegt. Am<br />
Längsriemen ist auf der e<strong>in</strong>en Seite e<strong>in</strong> längerer Riemen angenäht, der<br />
unter dem Hals durchgezogen und auf der anderen Seite mit e<strong>in</strong>er<br />
Schnalle an e<strong>in</strong>er Lasche befestigt wird. Dadurch erhielt die Halftera<br />
den nötigen Halt am Kopfe. Sie konnte auch leicht weggenommen werden,<br />
<strong>in</strong>dem der Halsriemen geöffnet und der obere Halfterteil über die<br />
Ohren gezogen wurde. Der R<strong>in</strong>g auf den beiden Kopfseiten hatte e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Funktion. Dort wurde mittels e<strong>in</strong>es Querriegels das Biss (die<br />
Trense) — e<strong>in</strong>e leichte Eisenkette, die über der Pferdezunge durchgezogen<br />
wurde, — befestigt. Ebenfalls an diesem R<strong>in</strong>g endete das Latsal<br />
93
(Leitseil), und zum Anb<strong>in</strong>den des Pferdes wurde dort an e<strong>in</strong>em R<strong>in</strong>g auf<br />
der Rückseite der «Zügel» befestigt, e<strong>in</strong> ca. 1.5 Meter langer Lederriemen.<br />
Im Stall wurde das Pferd an der Krippe mit dem Zügel angebunden.<br />
Seltener sah man, dass über Nacht dem Pferd die Halftera<br />
abgenommen und ihm dafür e<strong>in</strong> leichter Riemen mit e<strong>in</strong>em Zügel um<br />
den Hals gelegt wurde.<br />
Die Pferdegeschirre<br />
Spitzkummet<br />
Dies war die gebräuchliche Art von e<strong>in</strong>em Rossgschir (Pferdegeschirr).<br />
Der Spetzkummat bestand aus den beiden oval zugeschnittenen<br />
Kummatschitter aus Hartholz, die mit ihrer Breitfläche nach vorn zeigten<br />
und auf der Innenkante und nach rückwärts mit dem Kummatlieb<br />
(Kummetleib) oder Underkummat verbunden waren. Der Kummatlieb<br />
war <strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>em starken Le<strong>in</strong>enstoff überzogen und mit Stroh,<br />
Werg und Rosshaar gefüllt und mit e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>nähern versehen, um<br />
e<strong>in</strong>en Luftzutritt zu ermöglichen. Nach rückwärts weitete sich der<br />
Kummatlieb um auf die Schulter und Widerrist des Pferdes e<strong>in</strong>e möglichst<br />
grosse Auflagefläche zu erwirken. Aussen war der Kummatlieb<br />
mit Leder bekleidet und er endete oben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ca. 20 cm hohen etwas<br />
nach vorn geneigten Spitze. Die beiden Kummatschitter waren oben mit<br />
Leder mite<strong>in</strong>ander verbunden, so dass der Kummat seitwärts ause<strong>in</strong>ander<br />
gebogen werden konnte. Dies ermöglichte, dass dem Pferd der<br />
ause<strong>in</strong>andergezogene Kummat leicht über den Kopf oder, falls wegen<br />
Störrigkeit erforderlich, von oben über den Hals gelegt werden konnte.<br />
Nach dem Anlegen des Kummats wurden die beiden Kummatschitter<br />
mite<strong>in</strong>ander fest verbunden, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong> Eisenstift auf dem e<strong>in</strong>en Kummatschitt<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Öse mit mehreren Löchern zum Verstellen am andern<br />
Kummatschitt gesteckt und mit e<strong>in</strong>em Lederriemen oder Eisenstäbchen<br />
(Spl<strong>in</strong>ten) abgesichert wurde. Am obern Drittel der Kummatschitter<br />
war beidseitig e<strong>in</strong> Eisenr<strong>in</strong>g befestigt, durch den das Latsal (= Leitseil)<br />
durchgezogen wurde. Vorn an den Kummatschittern war die Brustkette<br />
festgemacht, durch welche die Habkette von der Tirksla mit dem Kummat<br />
verbunden wurde. Hie und da sah man auch auf den Kummatschittern<br />
dekorative Beschläge aus Mess<strong>in</strong>gnägeln, und seitwärts am<br />
Kummatlieb waren Lederriemen mit Mess<strong>in</strong>gbeschlägen und Mess<strong>in</strong>ganhängern<br />
angebracht, je nach Liebhaberei des Pferdebesitzers, den<br />
94
man dann gern als Rösseler oder Rossnarr bezeichnete. Seitlich am<br />
Kummatschitt war e<strong>in</strong>e runde Ledertasche befestigt, <strong>in</strong> welche die<br />
Geisla (Peitsche) gesteckt werden konnte.<br />
Am Kummatschitt, das nach rückwärts über dem Kummatlieb vorstand,<br />
waren auf jeder Seite zwei starke rechteckige Eisenösen befestigt,<br />
welche zur Anbr<strong>in</strong>gung der Zugblätter — ca. 12 cm breite sich nach<br />
rückwärts verjüngende Lederriemen — dienten. Etwa auf der Höhe der<br />
H<strong>in</strong>terläufe des Pferdes waren an den Lederriemen starke Hanfseile<br />
und an den letzteren wieder Ketten mit e<strong>in</strong>em Querriegel befestigt, der<br />
durch den R<strong>in</strong>g am Wagawögle gesteckt wurde. Wo der Kummatlieb<br />
<strong>in</strong> die Kummatspitze überg<strong>in</strong>g, war der übrige Teil des Lederteiles des<br />
Pferdegeschirres befestigt. Über den Pferderücken, die Kruppe und die<br />
Schweifgrube wurde der Schwanzriemen aufgelegt, dessen elliptische<br />
zum Öffnen gerichtete Schleife unter dem Schwanz durchgezogen<br />
wurde. H<strong>in</strong>ter dem Widerrist g<strong>in</strong>g beidseitig e<strong>in</strong> starker Lederriemen<br />
nach abwärts, der mit den Zugblättern verbunden war und der unten<br />
h<strong>in</strong>ter den Vorderläufen als Buchguart (Bauchriemen) dem Pferdegeschirr<br />
e<strong>in</strong>en zusätzlichen Halt gab. H<strong>in</strong>ter dem Pferdebauch und vor<br />
der eliptischen Schwanzschleife war nochmals beidseitig e<strong>in</strong> leichterer<br />
Riemen befestigt, der die Zugstricke nicht auf den Boden fallen liess.<br />
Das Bündnergeschirr<br />
Selten sah man <strong>in</strong> <strong>Mauren</strong> die Verwendung des sogenannten Bündnergeschirrs.<br />
Das Bündnergschir war leicht kenntlich, da die Kummatschitter<br />
oben nach aussen gebogen den Kummatlieb etwa 20 cm überragten.<br />
Die beiden Spitzen waren mit e<strong>in</strong>em Lederriemen verbunden.<br />
Das Bündnergschier liess sich nicht öffnen, sondern es musste<br />
dem Pferd von unten über den Kopf gestülpt und dann um 180 Grad<br />
gedreht auf Schulter und Widerrist aufgelegt werden. Schwanzriemen<br />
war ke<strong>in</strong>er vorhanden, sondern e<strong>in</strong> breiter Lederriemen, der über beide<br />
Oberschenkel der H<strong>in</strong>terläufe lief und so dem Geschirr den nötigen Halt<br />
gegen Rutschen nach vorn gab.<br />
Das Kutschengeschirr<br />
Das Kutschagschier bestand aus e<strong>in</strong>em Lederkummet <strong>in</strong> elliptischer<br />
Form und musste zum Anlegen wie das Bündnergeschirr dem Pferd<br />
über den Kopf gestülpt und dann gedreht werden. Oben am Kummat<br />
war e<strong>in</strong> Lederriemen befestigt, an welchem e<strong>in</strong> starker Lederriemen<br />
95
eidseitig vor dem Pferdebauch nach unten h<strong>in</strong>g und welcher mit den<br />
Zugblättern die am Kummat befestigt waren, verbunden wurde. Ferner<br />
war unten an diesem Riemen e<strong>in</strong> Buchguart angebracht, der unter dem<br />
Pferdebauch fest angezogen dem Geschirr e<strong>in</strong>en Halt gab. Unten am<br />
Kummat war nach rückwärts e<strong>in</strong> Brustriemen befestigt, der mit dem<br />
Buchguart verbunden e<strong>in</strong> Rutschen des Geschirrs nach vorn verh<strong>in</strong>derte.<br />
Die Verb<strong>in</strong>dung mit der Habkette, die bei der Kutsche aus<br />
Leder gefertigt war, wurde durch e<strong>in</strong>en starken Metallhaken am<br />
Kummat ermöglicht. Auf dem Seitenriemen waren beidseitig zwei aufrechtstehende<br />
R<strong>in</strong>ge angebracht, die dem durchgezogenen Leitseil den<br />
nötigen Halt gaben. Die Zugblätter wurden verjüngt bis zum Wögle <strong>in</strong><br />
Leder gefertigt und endeten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schlaufe, die <strong>in</strong> die Wögleenden<br />
e<strong>in</strong>geführt wurde. Die Schlaufe erhielt durch zwei Kerben auf dem<br />
Wögle den nötigen Halt gegen e<strong>in</strong> seitliches Verrutschen.<br />
Das Brustgeschirr<br />
Für die Pferdebespannung bei Kutschen wurden auch ganz aus Leder<br />
gefertigte Brustgeschirre verwendet. Sie bestanden aus e<strong>in</strong>em weich<br />
unterlegten breiten Lederriemen, der auf der Brust des Pferdes auflag.<br />
Über den Widerrist wurde e<strong>in</strong> weiterer starker Lederriemen gestülpt,<br />
der beidseitig wie beim Kutschengeschirr nach unten g<strong>in</strong>g und mit den<br />
Zugblättern verbunden war. Ebenso war am Brustblatt des Geschirrs e<strong>in</strong><br />
Brustriemen befestigt, der mit dem am Seitenriemen angebrachten und<br />
beim Anlegen des Geschirrs angezogenen Bauchriemen verbunden<br />
wurde, um e<strong>in</strong> Rutschen des Geschirrs nach vorn zu verh<strong>in</strong>dern. Auf<br />
dem Seitenriemen waren ebenfalls die R<strong>in</strong>ge für das Leitseil angebracht,<br />
und die Verb<strong>in</strong>dung zum Wögle entsprach dem Kutschengeschirr.<br />
Das Geschirr für das Kuhfuhrwerk<br />
In der wärmeren Jahreszeit sah man oft Kuhgespanne — e<strong>in</strong>- oder<br />
zweispännig — für leichtere Transporte auf und vom Feld. Ochsen<br />
wurden weniger aber dann ganzjährig gehalten. Der Gebrauch e<strong>in</strong>es<br />
Joches war unbekannt. Selten wurden auch Kühe mit Pferden zusammen<br />
e<strong>in</strong>gespannt.<br />
Das Kuhgeschirr besteht wie der Spetzkummat für Pferde, aus den<br />
unten sich öffnenden Kummatschittern und dem daran befestigten<br />
Kummatfuatter. Die Kummatschitter s<strong>in</strong>d oben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er leichten<br />
Schleife nach aussen gebogen und bilden ke<strong>in</strong>e Kummetspitze. Vorne<br />
96
an den Kummatschittern ist ebenfalls e<strong>in</strong>e Brustkette montiert, die beim<br />
E<strong>in</strong>spannen mit der Habkette verbunden wird. Am rückwärtigen oberen<br />
Teil des Kummats ist e<strong>in</strong> Lederriemen befestigt, der bis knapp vor<br />
den Oberschenkeln auf der Rückenmitte der Kuh aufliegt. Am Befestigungspunkt<br />
des Rückenriemens g<strong>in</strong>g beidseitig je e<strong>in</strong> Riemen schräg<br />
nach abwärts, welcher mit e<strong>in</strong>em Riemen, der am Ende des Rückenriemens<br />
beidseitig vor den H<strong>in</strong>terläufen senkrecht nach abwärts g<strong>in</strong>g,<br />
verbunden wurde. Vom Zusammentreffen dieser Riemen g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> ca.<br />
8 cm breiter Ledergurt, der unter der Scheide auf den H<strong>in</strong>terläufen<br />
auflag, auf die andere Körperseite. So wurde dem Geschirr e<strong>in</strong>e<br />
Sicherung gegen das Rutschen nach vorn gegeben. Wie beim Pferdegeschirr<br />
waren an den Kummatschittern die Zugblätter für die Zugstricke<br />
angebracht, die durch e<strong>in</strong>en Riemen, der vor dem Ledergurt befestigt<br />
war, <strong>in</strong> der Höhe gehalten wurde. Die Kuhgeschirre waren generell<br />
leichter gebaut, da sie nur für leichtes Fuhrwerk benutzt wurden.<br />
Mit Ochsen wurde auch im W<strong>in</strong>ter gefuhrwerkt. Sie hatten auch bei<br />
eisigem Weg e<strong>in</strong>en guten Halt auf der Strasse <strong>in</strong>folge der gespaltenen<br />
Hufe.<br />
Wurden Kühe als Zugtiere verwendet, so trugen sie auch e<strong>in</strong>e<br />
Halftera, die meist aus leichten Ketten bestand, seltener wurden Lederriemen<br />
verwendet. Um die Tiere nicht beim Wiederkäuen zu beh<strong>in</strong>dern,<br />
lag der untere Kranz der Halftera lose zwischen Nase und Augen um<br />
den Kopf geschlungen. Die Seitenteile der Halftera wurden durch e<strong>in</strong>en<br />
Querriegel h<strong>in</strong>ter den Hörnern geschlossen. Wie beim Pferdegeschirr<br />
wurde am Halfterakranz das Latsal, meist aus e<strong>in</strong>em leichten Hanfseil<br />
bestehend, befestigt. Es wurde ebenfalls durch zwei R<strong>in</strong>ge an den<br />
Kummatschitter geführt, um es <strong>in</strong> der Höhe zu halten. Bei sehr störrischen<br />
Kühen oder Ochsen wurde auch e<strong>in</strong> Stockzohm (Stockzaum) verwendet,<br />
der auf der Innenseite Metallzähne hatte und denselben Zweck<br />
erfüllte wie bei den Pferden die Trense.<br />
E<strong>in</strong>- und Ausspannen der Zugtiere<br />
Nach dem Anlegen der Geschirre (= agschiera), was teils schon im<br />
Stall erfolgte, wurde das Handross l<strong>in</strong>ks von der Tirksla — bei E<strong>in</strong>zelbespannung<br />
stets l<strong>in</strong>ks — und das Nebatross rechts durch Habkette und<br />
Brustkette mit der Tirksla verbunden, und die Zugstricke wurden <strong>in</strong> die<br />
R<strong>in</strong>ge am Wögle e<strong>in</strong>gehängt. Solange noch nicht abgefahren wurde,<br />
97
wurde der e<strong>in</strong>e Zugstrick des Handrosses nicht mit dem Wögle verbunden.<br />
Wurde bei e<strong>in</strong>em Wagen mit e<strong>in</strong>er Doppelwaage nur gelegentlich<br />
e<strong>in</strong> Pferd e<strong>in</strong>gespannt, so wurden jeweils die äussern Enden der<br />
beiden an der Doppelwaage angebrachten Wögle mit den Zugstricken<br />
verbunden<br />
War der Wagen fahrbereit, wurde das Latsal, das aufgerollt über<br />
die Kummatspitze gestülpt war, vom Fuhrmann herunter genommen,<br />
und er nahm auf dem Wagabrettle Platz oder g<strong>in</strong>g beim beladenen<br />
Wagen h<strong>in</strong>ter dem Handross und vor dem Vorderwagen neben se<strong>in</strong>em<br />
Gespann her. Bei dauernder Bespannung e<strong>in</strong>es Wagens mit zwei<br />
Pferden, wurde das Doppellatsal verwendet. Etwa 2 Meter h<strong>in</strong>ter<br />
dem Kummat teilte sich das Latsal, so dass mit e<strong>in</strong>em Zug am Latsal<br />
beide Pferde gleichzeitig nach rechts oder l<strong>in</strong>ks gelenkt werden konnten.<br />
Da die e<strong>in</strong>zelnen Lederriemen e<strong>in</strong> schiefliegendes Kreuz bildeten,<br />
wurde das Doppelleitseil auch Krüzzögel genannt. Kreuzzügel gewährleisteten<br />
somit e<strong>in</strong>e sichere und schneller wirksame Lenkung des Pferdegespanns.<br />
Um die Pferde <strong>in</strong> Bewegung zu setzen, rief der Fuhrmann<br />
Hü und knallte mit der Peitsche. Zum Anhalten verwendete man den<br />
Ruf Üha. Rechtsfahren bezeichnete man als Hott und l<strong>in</strong>ks als Wischt.<br />
Beim Kuhfuhrwerk wurden dieselben Ausdrücke verwendet, allerd<strong>in</strong>gs<br />
mit weniger Reaktion von Seiten der Kühe. Meist musste der Fuhrmann<br />
die Kuh am Kopf ziehen, um sie <strong>in</strong> Bewegung zu setzen. Als<br />
Besonderheit sei erwähnt, dass die Geisla (= Peitsche) beim Pferdefuhrwerk<br />
aus e<strong>in</strong>em glatten Geislagart und beim Kuhfuhrwerk aus<br />
e<strong>in</strong>em dreifach gezopften Stiel gefertigt war. Die Geisla bestand <strong>in</strong> beiden<br />
Arten aus dem Geislagart mit dem Ge/sZahandgriff, der Geislaschnuar,<br />
e<strong>in</strong>er teils geflochtenen sich verjüngenden gedrehten Hanfschnur<br />
oder e<strong>in</strong>em gezopften Lederriemen. Daran befestigt war der<br />
Zwick, dessen oberer Teil ca. 12 cm lang und gezopft war. Der ebensolange<br />
aber e<strong>in</strong>fache aus gedrehter Hanfschnur bestehende untere Teil<br />
endete mit e<strong>in</strong>em Knopf. Der etwa 2 cm lange Teil vor dem Knopf<br />
wurde so aufgedreht, dass die e<strong>in</strong>zelnen Hanffasern sichtbar wurden.<br />
Für die Kutsche und den Landauer wurde e<strong>in</strong>e eigene Peitsche verwendet,<br />
die mit dünner, farbiger Schnur umwunden war und sich so<br />
verjüngte, dass die Spitze e<strong>in</strong>en Bogen bildete. Sie diente mehr der<br />
Dekoration, zum Peitschenknallen war sie nicht geeignet.<br />
Kam der Fuhrmann mit se<strong>in</strong>em Gespann nach Hause, wurden die<br />
Pferde abgschirat, <strong>in</strong>dem zuerst das Latsal aufgewickelt und über die<br />
98
Kummatspitze gehängt wurde, dann wurden die Zugstricke gelöst und<br />
der Schwanz- und der Buchrema geöffnet und zusammen mit den Zugstricken<br />
und Zugblättern ebenfalls über die Kummatspitze gehängt.<br />
Dann wurde der Kummat geöffnet, dem Pferd das Gebiss gelöst und der<br />
Kummat abgenommen.<br />
Bei schwer beladenen Wagen und steilen Wegstücken leisteten sich<br />
die Fuhrleute Vorspann.<br />
Hufbeschlag<br />
Von Zeit zu Zeit mussten die Pferde frisch beschlagen werden. Man<br />
g<strong>in</strong>g zum «Schmed gi bschlaha». Der Beruf des Hufschmieds war nicht<br />
sehr häufig, da die Gewerbeordnung diesen Beruf als konzessioniertes<br />
Gewerbe klassifizierte. Die Konzession konnte nur nach abgeschlossenen<br />
Kursen und abgelegter Prüfung erteilt werden (§ 17 Gewerbeordnung).<br />
Hier sei jedoch erwähnt, dass für den Fuhrwerksbetrieb im<br />
W<strong>in</strong>ter die Hufeisen der Pferde gschpetzt werden mussten. Der vordere<br />
Stollen des Hufeisens wurde <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Längsrichtung zugespitzt und von<br />
den h<strong>in</strong>teren Stollen wurde der e<strong>in</strong>e ebenfalls <strong>in</strong> der Längsrichtung und<br />
der andere <strong>in</strong> der Gangrichtung des Pferdes gespitzt. Dadurch erhielt<br />
das Pferg auch auf vereister Strasse e<strong>in</strong>en Halt.<br />
Auch die als Zugtiere verwendeten Kühe und Ochsen erhielten Hufeisen,<br />
leichte flache Eisenplatten für jede Klaue jedoch ohne Stollen.<br />
99