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magazin<br />
Deutschland €9,90 Österreich €10,90 € Italien €12,90 € Spanien €12,90 € 12,90 Schweiz 14.90 CHF 14.90<br />
Gerhard Retter<br />
Skater, Über echte Hip-Hopper, Gastfreundschaft,<br />
Weinfreak:<br />
Toni nervige Askitis Kult<strong>wein</strong>e ist Deutschlands und uniforme lautester Weinkarten Sommelier<br />
4 2 6 2 4 1 4 3 9 0 0 1 6<br />
Verkostung: Grüner Deutscher Schattenbars Wine Flight in<br />
Veltliner Riesling 2021 2020+2021 und 2020 Venedig durch Berlin<br />
Die Verkostung: neue Eleganz: Spitzen<strong>wein</strong>e Österreichische Gut versteckt: Kundig, Weingenuss lässig, urban: abseits<br />
Spitzen<strong>wein</strong>e mit enormer mit Konzentration,<br />
Kühle und<br />
des Rummels Die besten in den Adressen Bàcari di der<br />
Präzision, Spannung Tiefe und und Tiefe Kraft<br />
Veneziadeutschen Hauptstadt<br />
„Wir Wein stehen auf der vor einem<br />
perfekten Raumstation Sturm“ ISS<br />
Prof. Forschung Simone im Loose Weltall: erklärt Warum die<br />
schwierige Schwerelosigkeit Lage der künftig deutschen<br />
Weinbranche<br />
Rebstöcke auf der Erde schützt
#<strong>wein</strong><strong>plus</strong><br />
Erleben Sie den Geschmack der Insel<br />
Die Weine der kleinsten Weingüter Mallorcas –<br />
handwerklich hergestellt in der Weinmanufaktur<br />
CHÂTEAU VINO DE LA ISLA<br />
In diesem <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin warten spannende<br />
Kontraste auf Sie: Unsere Autoren waren viel<br />
unterwegs, um Ihnen ungewöhnliche Geschichten<br />
über Wein erzählen zu können. So nehmen wir Sie mit<br />
in die urban-lässige Weinszene Berlins, deren einzige<br />
Konstante die permanente Veränderung ist. Über<br />
3.000 Kilometer entfernt lernen Sie die noch kaum<br />
entdeckte Weinmetropole Tiflis in Georgien kennen.<br />
Hier gibt’s mehr Weinbars als woanders, doch überall<br />
wird improvisiert. Tolle Natur<strong>wein</strong>e lassen sich<br />
dort sogar an den Tresen mancher Cafés entdecken.<br />
Weiter geht’s nach Großbritannien, hinab in die tiefen<br />
Stollen eines alten Bergwerks: Dort befindet sich das<br />
größte Weinlager der Welt, in dem feinste Weine im<br />
Wert von 1,2 Milliarden Euro reifen.<br />
Auch in der Verkostung setzen wir auf den<br />
Kontrapunkt: Wir stellen Ihnen die besten deutschen<br />
und österreichischen Riesling-Weine der Jahrgänge<br />
2021 und 2020 vor. Dazu haben unsere Verkoster<br />
Marcus Hofschuster und Kim Schreiber über 1.200<br />
Weine blind bewertet. Der passende Gegensatz dazu<br />
ist die Wärme der Toskana: Wir stellen Ihnen die<br />
Spitzen<strong>wein</strong>e aus der Bewertung des Brunello di<br />
Montalcino 2018 vor. Und ach ja: Außerdem geht’s<br />
auch, es lebe der Kontrast, um Müller-Thurgau.<br />
Seinen Ruf als Massen<strong>wein</strong> hat er verdient – doch wir<br />
haben Winzer getroffen, die zeigen, welche Qualität<br />
sich daraus produzieren lässt.<br />
Zudem hat uns der TV-bekannte Sommelier und<br />
Gastronom Gerhard Retter erzählt, warum er<br />
Kult<strong>wein</strong>e meidet. Im Gegensatz dazu warnt Prof.<br />
Simone Loose von der Hochschule Geisenheim,<br />
dass viele deutsche Steillagen akut bedroht sind und<br />
deutsche Winzer viel zu wenig innovativ denken. Ich<br />
wünsche viel Vergnügen mit diesem Heft der bunten<br />
Gegensätze!<br />
Neugierig geworden? Ich hoffe es! Schreiben Sie uns<br />
doch, wie Ihnen dieses Heft gefallen hat. Ich freue<br />
mich darauf!<br />
Pure Lebenslust<br />
aus dem Allgäu<br />
trifft auf Innovation<br />
aus der Schweiz.<br />
Wir freuen uns sehr,<br />
die Zusammenarbeit<br />
zwischen „die.speisekammer“<br />
und der<br />
Seven Seals Innovation<br />
(Deutschland) GmbH<br />
bekannt geben zu<br />
können. Beide Firmen<br />
stehen mit Ihren<br />
Produkten für hohe<br />
Qualität und maximale<br />
Geschmackserlebnisse.<br />
Genießen Sie in der<br />
wunderschönen<br />
Landschaft des Allgäus<br />
die sorgfältig und mit<br />
großer Handwerkskunst<br />
zubereiteten Speisen<br />
und runden Sie den<br />
Abend ab mit einem<br />
Single Malt aus dem<br />
Hause Seven Seals.<br />
Es werden<br />
unvergessliche<br />
Stunden werden!<br />
Ihr<br />
Naturnah Charaktervoll Ausgezeichnet<br />
www.isla.wine<br />
Alexander Schreck<br />
(Herausgeber)<br />
info@<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />
@<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />
@<strong>wein</strong><strong>plus</strong>_de<br />
@<strong>wein</strong><strong>plus</strong><br />
@<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>
07<br />
09<br />
WEINGESCHICHTE(N)<br />
Champagner aus London<br />
SCHON GEWUSST?<br />
Höchster Weinberg der Welt<br />
INTERVIEW<br />
10<br />
Gerhard Retter: „Ich verzichte<br />
bewusst auf Kult<strong>wein</strong>e“<br />
82<br />
90<br />
Prof. Simone Loose:<br />
„Wir stehen vor dem<br />
perfekten Sturm“<br />
Theresa Olkus: „Wein-Leidenschaft<br />
ist nicht alles“<br />
42<br />
FOOD PAIRING:<br />
PINOT NOIR<br />
80<br />
IM TEST:<br />
WINE BREATHER<br />
REPORTAGE<br />
14<br />
94<br />
Unterwegs im Bergwerk der<br />
Spitzen<strong>wein</strong>e<br />
Müller-Thurgau:<br />
Die verkannte Diva<br />
WEIN & REISE<br />
News&Stories<br />
IM GESPRÄCH: GERHARD RETTER<br />
10<br />
24<br />
Wine Flight durch Berlin<br />
34<br />
Tiflis - Wo sich alles<br />
um den Wein dreht<br />
VERKOSTUNG<br />
56<br />
66<br />
50<br />
Riesling 2020 und 2021<br />
Brunello di Montalcino<br />
Unsere aktuellen Lieblings<strong>wein</strong>e<br />
FOOD PAIRING<br />
42<br />
78<br />
Tipps zu Pinot Noir<br />
von Sybille Bultmann<br />
Rezept: Lachs<br />
mit Kräuter-Walnuss-Kruste<br />
MÜLLER-<br />
THURGAU<br />
94<br />
WEIN-METROPOLE<br />
TIFLIS<br />
34<br />
WEEKEND-TIPP:<br />
WINE FLIGHT DURCH BERLIN<br />
24<br />
80<br />
IM TEST<br />
Wine Breather<br />
82<br />
INTERVIEW: PROF.<br />
SIMONE LOOSE<br />
90 INTERVIEW:<br />
THERESA OLKUS<br />
66 TASTING:<br />
BRUNELLO DI MONTALCINO<br />
56 TASTING:<br />
RIESLING 2020 UND 2021<br />
IM BERGWERK DER SPITZENWEINE<br />
14<br />
4 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 5
Weingeschichte(n)<br />
Warum der Champagner zuerst<br />
in London berühmt wurde<br />
Der französische Autor, Philosoph und Satiriker Charles Marguetel Marquis de Saint-Evremond<br />
(1613-1703) ist heute fast vergessen. Doch er hat eine entscheidende Rolle für den Champagner<br />
gespielt: Der wurde durch den Marquis erstmals berühmt – allerdings in London.<br />
Aufgrund eines kritischen Briefes über den<br />
Premierminister des französischen Königs<br />
Ludwig XIV, Kardinal Jules Mazarin, drohte<br />
Saint-Evremond zum dritten Mal ein<br />
Aufenthalt im Gefängnis. Also emigrierte<br />
er 1662 nach London, fand Anschluss an höchste Kreise<br />
des Königreichs und war auch bald ein gern gesehener<br />
Gast am Hof von King Charles II. (1630-1685).<br />
Trotz seiner kritischen Haltung zum Königreich liebte<br />
Saint-Evremond den Wein aus seinem Land. Noch<br />
1662 ließ er sich mehrere Fässer Weiß<strong>wein</strong> aus der<br />
Champagne liefern. Durch das warme Frühlingswetter<br />
bedingt, begann während des Transports übers Meer<br />
in den Fässern eine zweite Gärung. Bei der Ankunft<br />
schäumte der Wein lebhaft. Schaum<strong>wein</strong> war damals<br />
unbekannt, und so ließ ihn der Marquis in Flaschen<br />
füllen und öffnete sie mit seinen neuen Freunden.<br />
Der schäumende Wein wurde daraufhin zu einem<br />
begehrten Getränk in den Gesellschaften des britischen<br />
Hochadels: Schon im Jahr 1663 wurde in London<br />
erstmals schriftlich ein „spritziger Champagner“ gelobt.<br />
Der früh erblindete Mönch Dom Pierre Pérignon<br />
(1638-1715) trat dagegen erst 1668 in den Benediktiner-<br />
Orden der Abbaye Saint Pierre d’Hautvillers ein und<br />
WEINLEXIKON<br />
Alles Wissenswerte über Champagner im<br />
weltgrößten Weinlexikon auf <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:<br />
glossar.<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>/champagner<br />
entwickelte viel später Produktionstechniken, die<br />
den Champagner berühmt machten. Bereits im Jahre<br />
1531 ist in Südwest-Frankreich ein schäumender Wein<br />
mit dem Namen Blanquette de Limoux dokumentiert.<br />
Champagner war aber noch in der ersten Hälfte des 17.<br />
Jahrhunderts kein Synonym für Schaum<strong>wein</strong>. Aufgrund<br />
der kalten Witterung in der Region unterbrach im<br />
Herbst die Gärung der Weine. Trotzdem verkauften die<br />
Winzer ihre Fässer zum Jahresbeginn und füllten den<br />
Wein später auch in Flaschen. Bei wärmerer Witterung<br />
im Frühjahr wurde – wie beim Transport der Fässer für<br />
den Marquis de Saint-Evremond – durch den vorhandenen<br />
Restzucker eine zweite Gärung ausgelöst. Damals<br />
bestand keine Absicht, Schaum<strong>wein</strong> zu produzieren, es<br />
passierte zufällig.<br />
Erst in den letzten Jahrzehnten des 17.<br />
Jahrhunderts verstanden es die Winzer<br />
der Champagne, Zucker und Melasse<br />
zur Flaschenfüllung beizugeben, um<br />
Schaum<strong>wein</strong> auch in größerer Menge zu<br />
erzeugen. Doch es gab noch keine Berechnungen, daher<br />
hielten auch die damals teuren, dickwandigen Flaschen<br />
oft dem durch zu üppige Zuckerzugabe entstandenen<br />
Druck nicht stand. Rund 80 Prozent gingen zu Bruch.<br />
Deshalb wurden nur wenige tausend Flaschen jährlich<br />
produziert. Sie waren begehrt und extrem teuer.<br />
Deshalb entwickelte sich Champagner als exklusives,<br />
sprudelndes Modegetränk für reiche Adelskreise. Die<br />
ersten Champagner-Fans waren damit also die Briten –<br />
viele Jahre bevor er in Frankreich in Mode kam.
Der beste Platz in unserem exklusiven Weinclub?<br />
In Ihrem Zuhause.<br />
Der höchste Weinberg<br />
der Welt<br />
SCHON GEWUSST?<br />
Wein über den Wolken: Auf dem Hochplateau Cai<br />
Na Xiang in Tibet wächst Wein unter<br />
schwierigen Bedingungen auf 67 Hektar<br />
– in der Rekordhöhe von 3.563 Metern.<br />
Erleben Sie die Weine führender Weingüter der Welt – ohne die Jogginghose auszuziehen!<br />
Die spannenden Themen der nächsten Monate:<br />
Juli<br />
Grill<strong>wein</strong>e - weiß oder rot?<br />
u.a. mit Villa Sparina und Pico Maccario<br />
August<br />
Weine, die Sie getrunken haben müssen!<br />
u.a. mit Ceretto und Weingut Setzer<br />
September<br />
Rote Verführung<br />
u.a. mit Condado de Haza Familia Fernández Rivera<br />
und Agricola Fratelli Tedeschi<br />
Jetzt schnell sein!<br />
Die Plätze für die<br />
deutschsprachigen, ca.<br />
80-minütigen Online-<br />
Events mit Kim Schreiber<br />
und Thorsten Kiss sind stark<br />
limitiert!<br />
Was hat der<br />
b e r ü h m t e<br />
Großvenediger<br />
in den Alpen mit<br />
einem Weinberg<br />
gemeinsam? Seine Höhe. Der<br />
Alpengipfel liegt 3.657 Meter über<br />
dem Meer - und der höchste<br />
Weinberg der Welt ist auf exakt<br />
3.563 Meter vermessen worden. Die<br />
Trauben wachsen dort in einem<br />
Land mit uralter Weintradition,<br />
das aber nicht zu den klassischen<br />
Weinbauländern der Welt<br />
gehört: in Tibet. Die autonome<br />
Region im Südwesten Chinas<br />
grenzt im Süden an Nepal, Indien<br />
und Myanmar. Schon zur Mitte<br />
des 18. Jahrhunderts brachten<br />
katholischen Nonnen und Priester<br />
ihre Kenntnisse über Weinbau<br />
und Weinbereitung mit in dieses<br />
asiatische Hochland. Dieses Wissen<br />
wurde innerhalb der katholischen<br />
Minderheit der Bewohner<br />
von Generation zu Generation<br />
weitergegeben. So kam es zum<br />
Rentner-Ehepaar Hua und Lu<br />
Sheng, die 2012 in der Gemeinde<br />
Tsalna am Rande von Lhasa auf<br />
dem Hochplateau Cai Na Xiang<br />
erstmals Weinreben pflanzten.<br />
Die Gegend schien ihnen auch<br />
deshalb geeignet, weil die Bauern<br />
dort viel Gemüse anbauen. Schnell<br />
fanden sie Unterstützung bei der<br />
lokalen Verwaltung, die seitdem<br />
das Projekt auf Rekordhöhe als<br />
Initiative zur Armutsbekämpfung<br />
der Landbevölkerung unterstützt.<br />
Nun wachsen dort<br />
elf Rebsorten auf<br />
insgesamt 67 Hektar<br />
Rebfläche, die<br />
inzwischen einem<br />
privaten Unternehmen gehört.<br />
Die Bewirtschaftung erfolgt nach<br />
TEXT: UWE KAUSS, NORBERT TISCHELMAYER<br />
Regeln des ökologischen Weinbaus.<br />
Doch Temperaturstürze, Dürren,<br />
Sonnenbrand auf den Trauben,<br />
heftige Sommerstürme, Sandstürme<br />
und Frühfröste machen den<br />
Anbau nicht einfach. Um diesen<br />
Bedingungen entgegenzuwirken,<br />
setzen die Weinmacher auf ein<br />
intelligentes Bewässerungssystem<br />
aus Israel und späte Ernte, damit<br />
die Trauben voll ausreifen können.<br />
Im Jahre 2021 wurden auf diese<br />
Weise fünf Tonnen Trauben produziert<br />
und zu Wein ausgebaut. Das<br />
Unternehmen hat angekündigt, die<br />
Rebfläche auf 600 Hektar auszuweiten.<br />
Durch Weintourismus<br />
und Unterkünfte sollen zusätzliche<br />
Arbeitsplätze in der Region<br />
geschaffen werden.<br />
Seit einigen Jahren trägt<br />
der höchste Weinberg<br />
der Welt das offizielle<br />
Zertifikat: 2018 wurde<br />
Cai Na Xiang ins<br />
„Guinness-Buch der Rekorde“<br />
eingetragen. Auf Platz zwei folgt<br />
ein Weinberg des Weinguts Colomé<br />
Estate in der argentinischen Region<br />
Salta. Er liegt auf einer Höhe von<br />
3.111 Metern über dem Meer.<br />
Kostenlos für Profis<br />
aus Gastronomie<br />
und Handel*<br />
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info@<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />
Aktion befristet und<br />
solange Vorrat reicht.<br />
Katholische Nonnen und Priester brachten europäische Weinkultur<br />
nach Tibet. Diese Tradition führen die Einheimischen<br />
auf über 3.000 Metern Höhe weiter.<br />
events.<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>
„Ich verzichte bewusst<br />
auf Kult<strong>wein</strong>e“<br />
GERHARD RETTER ÜBER ECHTE GASTFREUNDSCHAFT,<br />
BETTELNDE SOMMELIERS UND UNIFORME WEINKARTEN<br />
Gerhard Retter ist einer der bekanntesten Sommeliers in Deutschland.<br />
Der gebürtige Österreicher hat in den besten Häusern der Welt<br />
gearbeitet und kennt die Branche wie kein Zweiter. Raffaella Usai<br />
hat er erzählt, was einen guten Gastgeber ausmacht und was die<br />
Gastronomie derzeit bewegt.<br />
FOTOS: ANNETTE SANDER<br />
Du arbeitest seit Jahrzehnten<br />
als Sommelier und<br />
Gastronom. Wie hat sich die<br />
Gastronomie in den vergangenen<br />
30 Jahren verändert?<br />
Gerhard Retter: Auf der einen<br />
Seite ist alles viel entspannter<br />
geworden, sagen wir „casual“,<br />
auch wenn es Fine Dining ist. Auf<br />
der anderen Seite hat sich die<br />
Gastronomie zu einer Sanduhr<br />
entwickelt, mit einer breiten Masse<br />
und einem Mittelbau, der es immer<br />
schwerer hat. Wir sind eine Welt<br />
der Superlative geworden – mit<br />
einer großen Zahl von erstklassigen<br />
Restaurants. Aber viele von ihnen<br />
kämpfen ums Überleben, weil die<br />
Konkurrenz mittlerweile enorm ist.<br />
Hinzu kommt der extreme<br />
Personalmangel, der sich<br />
durch die Corona-Pandemie<br />
noch verstärkt hat. Was<br />
tust du dagegen?<br />
Gerhard Retter: Man muss<br />
eine lebenswerte, respektvolle<br />
Arbeitskultur schaffen. Preis-<br />
Leistung ist nicht nur für den Gast<br />
relevant, sondern auch für den<br />
Arbeitnehmer. Der Lohn muss<br />
anständig sein. Die Leute in der<br />
Gastro wollen ein Leben neben<br />
dem Beruf haben. Es war für Köche<br />
und Sommeliers immer schwer,<br />
genügend Zeit für Familie und<br />
Freunde zu haben. Da hat sich zwar<br />
schon einiges bewegt, aber es bleibt<br />
trotzdem ein Problem.<br />
Was macht für dich heute<br />
einen guten Gastgeber aus?<br />
Gerhard Retter: Man sollte kein<br />
Misanthrop sein. (lacht) Nein, es<br />
ist die Herzlichkeit. Ich freue mich<br />
wirklich, wenn Menschen zu mir<br />
kommen und ich sie mit meinem<br />
Team verwöhnen darf. Mein Motto<br />
war immer: Finde den Weg zum<br />
Herzen deines Gastes! Wenn das<br />
gelingt, bin ich glücklich.<br />
Bei vielen Sommeliers hat<br />
man nicht das Gefühl, dass<br />
der Gast im Mittelpunkt steht.<br />
Braucht es mehr Demut?<br />
Gerhard Retter: Absolut, das<br />
ist eine der wichtigsten Eigenschaften.<br />
Die Bühne gehört dem<br />
Gast. Ich hasse nichts mehr als<br />
Selbstinszenierung. Guter Service<br />
ist da, wenn du ihn brauchst – und<br />
sonst im Hintergrund. Wer nicht am<br />
Boden bleibt, hebt ab und zerplatzt<br />
irgendwann. Die Gäste erinnern<br />
sich im Übrigen ganz genau, wo sie<br />
wie behandelt worden sind.<br />
Vor allem jüngere Menschen<br />
trinken immer weniger<br />
Wein. Wie gelingt es, diese<br />
Zielgruppe zu begeistern?<br />
Gerhard Retter: Ich finde es gar<br />
nicht schlimm, dass der Pro-Kopf-<br />
Konsum fällt, solange er in der<br />
Qualität wächst. Wein ist zwar<br />
ein Alltagsgetränk, er braucht<br />
aber auch einen gewissen Anlass.<br />
In meiner Wahrnehmung sind<br />
viele junge Menschen von Wein<br />
begeistert, vor allem die wilden<br />
Natur<strong>wein</strong>-Winzer haben viel dafür<br />
getan. Die meisten Weinliebhaber<br />
haben heute einen anderen Zugang<br />
zum Wein. Sie trinken bewusster<br />
und hochwertiger.<br />
Wenn man sich den<br />
Sekundärmarkt anschaut:<br />
Ist Fine Wine nur noch ein<br />
Spekulationsobjekt?<br />
Gerhard Retter: Das ist die<br />
schlimmste Entwicklung über-<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 11
paar Flaschen davon zu ergattern.<br />
Es gibt so viele gute Weine.<br />
Wie sieht es mit Piwi-Weinen<br />
aus? In Restaurants findet<br />
man sie bislang eher selten.<br />
haupt. Menschen wie du und ich,<br />
die diese Weine gerne trinken und<br />
auch schätzen würden, können sie<br />
sich nicht mehr kaufen. Ich möchte<br />
auch keine 1.000 Euro für eine<br />
Flasche Wein bezahlen. Wenn man<br />
mal ehrlich ist: Die Preis-Leistung<br />
ist wahrscheinlich bei 50 Euro<br />
vorbei. Es geht nur um Angebot<br />
und Nachfrage, völlig verrückt! Ich<br />
verzichte deswegen bewusst auf<br />
Kult<strong>wein</strong>e. Mich nervt es, wenn ich<br />
als Sommelier betteln muss, um ein<br />
„Ich verzichte bewusst<br />
auf Kult<strong>wein</strong>e. Mich<br />
nervt es, wenn ich als<br />
Sommelier betteln<br />
muss, um ein paar<br />
Flaschen zu ergattern.“<br />
Mit solchen Weinen<br />
erreichst du im Restaurant<br />
nur eine elitäre Gruppe.<br />
Gerhard Retter: Unsere Aufgabe<br />
ist es, den Gästen etwas Gutes<br />
zu tun. Als Sommelier musst du<br />
tolle Weine für zehn oder 15 Euro<br />
finden, die genauso überraschen,<br />
die Spannung und Vibration<br />
haben. Es gilt, Schätze zu finden,<br />
die Entwicklung in der Weinwelt<br />
zu beobachten, junge Weingüter<br />
zu entdecken und zu schauen, wo<br />
es Veränderungen gibt. Und das<br />
macht auch den meisten Spaß. Die<br />
Uniformität der Weinkarten ist eine<br />
Katastrophe.<br />
Gerhard Retter: Piwi-Weine<br />
stecken für mich immer noch in<br />
den Kinderschuhen. Warten wir<br />
mal zehn Jahre ab, bis die Reben<br />
auch ein gewisses Alter haben.<br />
Was ich bislang probiert habe, hat<br />
mich noch nicht ganz überzeugen<br />
können. Irgendwann werden sie<br />
bestimmt ebenbürtige Weine sein,<br />
die den zusätzlichen Vorteil haben,<br />
dass sie nachhaltiger erzeugt<br />
werden.<br />
Alkoholfreie Weine und<br />
Sekte gewinnen immer mehr<br />
an Beliebtheit. Sind sie bei<br />
Sommeliers ein Thema?<br />
Gerhard Retter: Eher nicht. Ich<br />
persönlich finde es total sinnlos,<br />
Alkohol aus einem Produkt herauszuziehen,<br />
in das ich ihn durch<br />
Gärung hineingebracht habe. Bevor<br />
ich ein solch „künstliches“ Getränk<br />
bestelle, trinke ich lieber einen<br />
hochwertigen Saft.<br />
Was man allerdings schon<br />
beobachtet: Du kommst heute nicht<br />
ohne eine hochwertige alkoholfreie<br />
Menü-Begleitung aus. Das finde<br />
ich gigantisch. Denn was gab es<br />
früher für Alternativen, wenn man<br />
mal keinen Alkohol trinken wollte?<br />
Wasser oder Kiba…<br />
VITA GERHARD RETTER<br />
Gerhard Retter, Jahrgang 1973, wuchs in der Gastwirtschaft seiner<br />
Eltern in der Steiermark auf. Die erste Station nach seiner Ausbildung<br />
zum Koch und Kellner war das renommierte Restaurant „Aubergine“<br />
von Eckart Witzigmann in München. Es folgten das Restaurant<br />
„Girardet“ in Lausanne, „Gordon Ramsay“ in London sowie das<br />
Hotel „Adlon“ in Berlin. Aus dem Fernsehen kennt man ihn aus der<br />
VOX-Kochshow „Grill den Henssler“, aus „Grill den Profi“ auf RTL+,<br />
„Topfgeldjäger“ im ZDF und „Hells Kitchen“ mit Frank Rosin auf SAT1.<br />
2021 war er zudem als Juror in der Sendung „Kitchen Impossible“ zu<br />
sehen.<br />
Retter betreibt das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete<br />
Restaurant „Cordo“ in Berlin. Ein neues Lokal auf der Münchner<br />
Praterinsel wird demnächst eröffnet.<br />
Gerhard Retter beim Gespräch<br />
in München mit <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>-Redakteurin Raffaella Usai.<br />
Derzeit wird in der Weinbranche<br />
viel über Herkunft und Terroir<br />
diskutiert. Interessiert das die<br />
Gäste im Restaurant überhaupt?<br />
Gerhard Retter: Für mich ist<br />
die wichtigste Information auf<br />
dem Weinetikett der Name des<br />
Menschen, der ihn gemacht<br />
hat. Herkunft allein ist kein<br />
Qualitätsversprechen. Natürlich<br />
wird der Geschmackskorridor<br />
enger. Bei vielen Appellationen<br />
wie Chablis, Sancerre und Chianti<br />
Classico weiß der Gast in der Regel,<br />
dass ihn unabhängig vom Weingut<br />
ein sortentypischer Wein erwartet.<br />
Entweder ist man ein Weinkenner<br />
und bestellt den Wein, weil man den<br />
Winzer schätzt, oder man vertraut<br />
der Appellation. Aber nehmen wir<br />
die Natur<strong>wein</strong>e: Da dominiert die<br />
Machart und nicht die Herkunft.<br />
Also ist Herkunft<br />
nicht so wichtig?<br />
Gerhard Retter: Doch, ich sage<br />
nur, dass ein echter Terroir-Wein,<br />
ein Cru, erkennbar und nachvollziehbar<br />
sein muss. Das sind dann<br />
wirklich außergewöhnliche Weine,<br />
die dir beim ersten Schluck sagen,<br />
woher sie kommen. Sonst enden wir<br />
in einer Masse von gut gemachten<br />
Weinen, die extrem langweilig sind.<br />
Haben unbekannte<br />
Appellationen in der<br />
Gastronomie eine Chance?<br />
Gerhard Retter: Absolut. Vor<br />
allem in gehobenen Restaurants,<br />
in denen die Gäste dem Sommelier<br />
vertrauen und experimentierfreudiger<br />
sind. Ein Sommelier sollte die<br />
Leute immer wieder überraschen.<br />
„Die Uniformität der<br />
Weinkarten ist eine<br />
Katastrophe!“<br />
Welche Trends kannst<br />
du beobachten?<br />
Gerhard Retter: Viele<br />
Konsumenten werden beim<br />
Thema Wasserverbrauch und<br />
künstliche Bewässerung immer<br />
sensibler, auch beim Wein. Und<br />
da werden viele Anbaugebiete in<br />
Zukunft an ihre Grenzen stoßen.<br />
Wir müssen einsehen, dass<br />
gewisse Appellationen vielleicht<br />
nicht mehr ohne Wasserzufuhr zu<br />
bewirtschaften sein werden. Und<br />
unsere Weinkarten entsprechend<br />
anpassen.<br />
12 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 13
Unterwegs<br />
im Bergwerk<br />
der Spitzen<strong>wein</strong>e<br />
WERTVOLLSTE WEINSAMMLUNG DER WELT<br />
Irgendwo im Süden Englands lagert die wohl wertvollste Weinsammlung<br />
der Welt: Neun Millionen Flaschen im Wert von rund 1,2 Milliarden Euro<br />
liegen gut versteckt – und bestens gesichert – in einem alten Bergwerk.<br />
Matthias Stelzig konnte sich in 30 Metern Tiefe umsehen.<br />
FOTOS: MATTHIAS STELZIG
In den Bergwerksstollen lagern tausende<br />
Flaschen Spitzen<strong>wein</strong> wie dieser La Tâche.<br />
Octavian-Finanzchef<br />
Vincent O`Brien<br />
Wie lang die<br />
Gänge hier<br />
unten sind?<br />
Das weiß kein<br />
„<br />
Mensch.“ Der<br />
Mann, der einen Kontrollblick<br />
auf den Laptop in seinem klitzekleinen<br />
Büro tief unter der Erde<br />
wirft, müsste es wissen. Doch<br />
Vincent O‘Brien, der Finanzchef<br />
des Octavian, des vielleicht größten<br />
Weinlagers der Welt, hat es noch<br />
nie ausgerechnet. Das bescheidene<br />
Büro mit Resopaltisch vor kahlen<br />
Wänden täuscht: Mit seinen Excel-<br />
Tabellen managt der Buchhalter<br />
rund neun Millionen Flaschen<br />
Wein im Lagerbestand – und<br />
kann auf jede einzelne Flasche per<br />
Mausklick zugreifen.<br />
Das Octavian im südenglischen<br />
Wiltshire ist ein Lager, in dem<br />
auch jeder private Weinfan seinen<br />
Wein reifen lassen kann. In den<br />
verzweigten Gängen des ehemaligen<br />
Bergwerks dämmern Weine<br />
und Spirituosen von rund 10.000<br />
Kunden im Gesamtwert von 1,2<br />
Milliarden Euro vor sich hin.<br />
Das ergibt durchschnittlich 130<br />
Euro pro Flasche. Vor Vincents<br />
Bürotür herrschen in den 93.000<br />
Quadratmetern Bergwerkstollen<br />
konstant zwölf bis 14 Grad Celsius.<br />
30 Meter unter der Erde gibt es fast<br />
keine Temperaturschwankungen.<br />
Die Luftfeuchtigkeit liegt bei<br />
ebenso dauerhaften und optimalen<br />
80 Prozent. „Temperatur und<br />
Feuchtigkeit sorgen dafür, dass<br />
sich die Weine nicht mit der Luft<br />
austauschen, ihrem größten Feind”,<br />
erklärt Vincent, „das ist unser<br />
großes Potenzial.“ Er nimmt seinen<br />
Gast mit auf einen Spaziergang<br />
durch nirgends endende Gänge.<br />
Der Lageplan des Bergwerks an der<br />
Wand sieht aus wie ein Wimmelbild.<br />
Im 19. Jahrhundert wurde hier<br />
der bernsteinfarbene Sandstein<br />
abgebaut, mit dem Londoner<br />
Patrizier sich luxuriöse Villen im<br />
nahen und bekannten Badeort Bath<br />
errichten ließen.<br />
DURCHSCHNITTLICH<br />
ZWEI KILOMETER<br />
ANFAHRT ZU EINER<br />
FLASCHE WEIN<br />
Unter Tage fühlt man sich eher wie<br />
in einem Bunker mit einem Gewirr<br />
aus Leitungsschächten und Rohren.<br />
Mannshohe Ventilatoren sorgen für<br />
Atemluft. Hier und da sind ein paar<br />
Räume mit schweren Stahltüren<br />
verschlossen. Die Atmosphäre<br />
ist so eindrucksvoll, dass die alte<br />
Mine schon als Kulisse für einen<br />
Kriegsfilm diente. An die Wände<br />
gesprühte deutsche Wörter wie<br />
„Achtung“ und „Gefahr“, die man<br />
heute noch lesen kann, verwandelten<br />
die Stollen kurzzeitig in ein<br />
Nazi-Quartier. Heute türmen sich<br />
links und rechts Holzkisten bis<br />
unter die Decke, deren Herkunft<br />
die Weinfreaks nur mit Ehrfurcht<br />
aussprechen: Von Angélus bis<br />
Yquem, Drouhin bis Roumier,<br />
Harlan bis Screaming Eagle, Selosse<br />
bis Jacquesson und Cannubi bis<br />
Masseto sind hier die Besten der<br />
Besten versammelt.<br />
Im Gegensatz zu den rohen Wänden<br />
sind die Böden asphaltiert, damit<br />
die Gabelstapler freie Fahrt haben.<br />
„Durchschnittlich zwei Kilometer“,<br />
sagt Vincent und erklärt, dies sei<br />
die durchschnittliche Wegstrecke,<br />
wenn eine Flasche aus dem Verlies<br />
geholt wird. Vor unserer Nase zieht<br />
ein Flurförderzeug eine Palette<br />
aus dem Regal. Ein schneller Blick<br />
auf die Kisten: Der Gegenwert<br />
entspricht einem solide ausgestatteten<br />
Bausparvertrag.<br />
Entsprechend gesichert ist das<br />
Octavian. Nur eine polierte<br />
Marmorplatte am Straßenrand<br />
weist auf die Zufahrt hin. Am Ende<br />
der Straße ist Schluss – jedenfalls<br />
für Normalsterbliche. Ein<br />
stählernes Tor, Stacheldrahtzaun<br />
mit Stahlspitzen, 24-Stunden-<br />
Kameraüberwachung und ein<br />
Pförtnerhaus, das eher wie ein<br />
Grenzübergang aussieht, schirmen<br />
das Gelände ab. Dort kommt<br />
niemand rein, der nicht dazugehört.<br />
Selbst die Auslieferungsfahrer<br />
haben außerhalb ihrer Schichten<br />
keinen Zutritt.<br />
Besucher bekommen<br />
eine Warnweste, eine<br />
Sauerstoffflasche für<br />
den Brandfall und eine<br />
Sicherheitseinweisung:<br />
Bei einem Feuer soll man den<br />
Flammen ausweichen und auf die<br />
Feuerwehr warten. Die Chancen<br />
auf Rettung stehen im Ernstfall<br />
gut. Die Chipkarte, die man um den<br />
Hals trägt, meldet über Sensoren<br />
in den Gängen jede Bewegung in<br />
die Zentrale. „Die haben wir eher<br />
für den Fall, dass hier mal einer<br />
verloren geht“, sagt Vincent. Doch<br />
die endlosen Gänge sind noch nicht<br />
einmal vermessen.<br />
Professionelle Weindiebstähle kommen<br />
in der Szene derzeit öfter vor,<br />
selbst in gut gesicherten Kellern. Für<br />
das Octavian wäre ein Einbruch der<br />
GAU. Doch selbst wenn Gangster<br />
es in James-Bond-Schurken-<br />
Manier bis ins Allerheiligste<br />
schaffen würden, müssten sie die<br />
Beute erst noch zu Tage bringen<br />
und sich danach unbemerkt in<br />
der ländlichen Gegend aus dem<br />
Staub machen. Auch Betrüger<br />
haben schlechte Chancen: Kunden<br />
müssen sich ausweisen, Händler<br />
im Gewerberegister eingetragen<br />
sein, im Zweifelsfall gibt es vor der<br />
Vergabe eines Lagerplatzes einen<br />
Hintergrund-Check. Interessenten<br />
mit Vorstrafen und Betreiber<br />
von Briefkastenfirmen fragen<br />
vergebens.<br />
JEDER LAGERARBEITER<br />
KANN FÄLSCHUNGEN<br />
ERKENNEN<br />
Wenn die neu angelieferten<br />
Flaschen mit der Lore rund 30<br />
Höhenmeter tief in den Schacht<br />
hineingefahren sind, werfen<br />
Vincent und sein Team ein paar<br />
strenge Blicke auf die Kisten und<br />
Flaschen. Jeder Lagerarbeiter<br />
wird mindestens ein halbes Jahr<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 17
Höchste Sicherheitsstufe: die einzige<br />
Zufahrt zum Octavian-Bergwerk.<br />
lang geschult und kann auch<br />
einen gut gefälschten Domaine<br />
Romanée Conti erkennen. Selbst<br />
die Holzkisten werden einzeln<br />
begutachtet. Vorschäden können<br />
die Besitzer reparieren lassen,<br />
Holzwürmer bekämpft man<br />
ungefragt und diskret. Denn eine<br />
Plage wäre nicht auszudenken.<br />
Das hauseigene Fotostudio macht<br />
8.000 Aufnahmen pro Monat. Auf<br />
den hochauflösenden Bildern<br />
ist jede noch so kleine Macke<br />
im Etikett zu sehen. Kommen<br />
Zweifel auf, wird der Kunde informiert,<br />
bevor die Flasche in den<br />
Bestand wandert. Das gilt auch bei<br />
Fälschungsverdacht. Eine Flasche<br />
im Octavian soll möglichst über<br />
jeden Zweifel erhaben sein. Ihre<br />
Kiste bekommt eine Nummer,<br />
die sie für immer begleitet, und<br />
einen Sticker, auf dem sämtliche<br />
Daten gespeichert sind. „Selbst<br />
wenn eine Flasche nur kurzzeitig<br />
verschoben wird, können wir das<br />
im System nachvollziehen“, erklärt<br />
IT-Manager John Cording, „und<br />
das speichern wir dauerhaft.“<br />
FEHLERQUOTE BEIM<br />
VERSAND: 0,001<br />
PROZENT<br />
Auch bei unerwünschten Bewegungen<br />
schlägt der Computer<br />
Alarm. „Vor allem, wenn sie im<br />
DAS OCTAVIAN IN WILTSHIRE<br />
• Zahl der Flaschen: ca. 9 Mio.<br />
• Gesamtwert: ca. 1,2 Mrd. Euro<br />
• Durchschnittlicher Wert einer Flasche: ca. 130 Euro<br />
• Gesamtfläche: ca. 93.000 Quadratmeter<br />
• Lage: ca. 30 Meter unter der Erde<br />
• Lagertemperatur: 12-14°C<br />
• Luftfeuchtigkeit: 80 %<br />
• Kunden: ca. 10.000<br />
• Lagerkosten pro Jahr: ab 20 Euro pro 12er-Kiste<br />
• Mindestmenge: 1 Flasche<br />
• Durchschnittliche Lagerdauer: 8 Jahre<br />
• Durchschnittlicher Umschlag pro Jahr: 12 Millionen Flaschen<br />
• Unternehmensgründung: 1991<br />
Versand an eine falsche Adresse<br />
geht“, sagt John und macht eine<br />
Kunstpause. „Wenn. Unsere<br />
Fehlerquote liegt bei 0,001 Prozent.“<br />
Ein Wein, der im Octavian<br />
lagert, steigt zudem im Wert.<br />
Auktionshäuser wie Sotheby’s<br />
verweisen längst gern auf die noble<br />
Adresse. Bei einer Whiskyflasche<br />
Macallan Single Malt, die im<br />
Octavian lagerte, fiel vor einiger<br />
Zeit der Hammer bei umgerechnet<br />
2,2 Millionen Euro.<br />
Doch nicht nur die noblen<br />
Auktionshäuser profitieren vom<br />
Ruf des alten Bergwerks. Kunden<br />
des Octavian können auch untereinander<br />
handeln. Für sie hat das<br />
einige Vorteile: Der Kunde muss die<br />
Flaschen nicht auf Echtheit prüfen<br />
lassen, nicht irgendwo abholen<br />
oder den Transport organisieren.<br />
Zudem ist das Octavian ein<br />
Zollfreilager. So sparen die Kunden<br />
hohe Steuerbeträge. „In manchen<br />
Monaten werden hier Verkäufe<br />
im sechsstelligen Bereich abgewickelt,<br />
ohne dass die Flaschen den<br />
Stollen verlassen”, sagt Vincent<br />
mit unbeteiligter Miene. Dabei sind<br />
sie gut versichert: „Immer zum<br />
Marktwert“, betont der Manager,<br />
„nicht zum Kaufpreis.“<br />
Diese Bedingungen mögen auch<br />
Investoren, die hier ohne teure<br />
Gebühren die Preissprünge nutzen<br />
können. „Die meisten Kunden sind<br />
aber private Sammler“, erklärt<br />
Vincent. Jetzt müsste die eine oder<br />
andere Anekdote über Prominente<br />
oder einen bekannten Politiker<br />
folgen. Klar, unter den Kunden<br />
sind Stars, Monarchen und andere<br />
berühmte Persönlichkeiten. Doch<br />
deren Namen bleiben in den<br />
sicheren Stollen des Octavian.<br />
Genau wie der Wein.<br />
Die unterirdischen Gänge im Octavian ziehen sich<br />
über eine Gesamtfläche von 93.000 Quadratmetern.<br />
18 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin
„Ein Stil, der aus Träumen und Genuss besteht“<br />
Aus dem Keller der<br />
Könige<br />
MAISON JOSEPH DROUHIN – BURGUND<br />
Die natürliche Eleganz der großen Burgunder – dafür steht das<br />
Maison Joseph Drouhin. Bereits in der vierten Generation wird<br />
in einem der bekanntesten Traditionshäuser der Bourgogne die<br />
vinophile Größe der Region gelebt. Und das längst auch mit einem<br />
Bewusstsein für Biodynamie.<br />
FOTOS: MAISON JOSEPH DROUHIN<br />
Ein Mosaik ist wie ein<br />
Puzzle, das aus unzähligen<br />
kleinen Teilchen<br />
besteht, die am Ende<br />
etwas Großes, Ganzes,<br />
Vollkommenes ergeben. Diese<br />
kleinen Stückchen – nennen wir<br />
sie in unserem Fall Appellationen –<br />
müssen dabei nicht aus demselben<br />
Material sein. Wichtig ist nur, dass<br />
sie sich perfekt zusammenfügen<br />
und miteinander fusionieren. Genau<br />
das ist das Geheimnis des Terroirs<br />
im Burgund: „Es ist ein magisches<br />
Mosaik aus Weinbergsparzellen<br />
– sogenannten Climats, die<br />
zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />
gehören“, schwärmt Mathieu<br />
Buvel, der Marketingleiter des<br />
Weinguts Joseph Drouhin. Und<br />
genau dieses Zusammenspiel vieler<br />
kleiner Einzellagen und Parzellen<br />
ist es, aus dem das namhafte<br />
Traditionshaus schöpft: Es sind 100<br />
Appellationen – von Chablis über<br />
Côte de Nuits, Côte de Beaune, Côte<br />
Chalonnaise bis Mâconnais – im<br />
gesamten Weinbaugebiet Burgund,<br />
die die Basis für die Weine von<br />
Joseph Drouhin bilden. Darunter<br />
befinden sich viele Premiers Crus<br />
und Grands Crus, wie Clos des<br />
Mouches, Musigny, Amoureuses,<br />
Corton-Charlemange oder Bèze. „Unsere Leidenschaft<br />
ist es, die größten Terroirs des Burgunds aufzudecken<br />
und zu interpretieren“, macht Buvel deutlich.<br />
Finesse, Eleganz und Harmonie, mache dies den Stil der<br />
Joseph-Drouhin-Weine aus. „Ein Stil, der aus Träumen<br />
und Genuss besteht“, so der langjährige Begleiter des<br />
Traditionshauses.<br />
DER NATUR LAUSCHEN<br />
Die Geschichte des Maison Joseph Drouhin begann, als<br />
sich der unternehmungslustige 22-jährige Namensgeber<br />
1880 in Beaune niederließ und den Grundstein für eine<br />
faszinierende Weinbaugeschichte legte. Bereits damals<br />
war es sein Ziel, Weine von hoher Qualität zu produzieren.<br />
Eine Maxime, die in den vergangenen 150 Jahren<br />
von der Familie stets weitergeführt wurde – und das<br />
bis heute in die vierte Generation hinein. Höchste Güte,<br />
Know-how und Erfahrung sind ein wertvoller Schatz,<br />
auf dem alles fußt. Das Weingut umfasst heute 93 Hektar<br />
Weinberge, die zu den größten Namen des Burgunds<br />
gehören und vollständig nach den Grundsätzen des<br />
biologischen und biodynamischen Weinbaus bewirtschaftet<br />
werden. „Wir verwenden ausschließlich natürliche<br />
Produkte und alle Maßnahmen, die wir ergreifen,<br />
zeugen vom größten Respekt gegenüber dem Boden,<br />
den Reben und der Umwelt – und das seit 1988 zertifiziert.<br />
Wir lassen den Dingen im Weinberg ihren natürlichen<br />
Lauf und greifen so wenig wie möglich ein“,<br />
erzählt Buvel weiter. Dieser Weg sei die entscheidende<br />
Grundlage, um die Originalität des Terroirs bestmöglich<br />
einzufangen und dabei den Stil des Jahrgangs herauszuarbeiten.<br />
Gepaart mit den verheißungsvollen Attributen<br />
WEINE, DIE EMOTIONEN SCHENKEN<br />
Es sind die beiden Rebsorten Chardonnay und Pinot<br />
Noir, in denen das Maison Joseph Drouhin das magische<br />
Mosaik des Burgunds einfängt – und deren Vollendung<br />
und Offenbarung vom Kellermeister-Duo Jérôme<br />
Faure-Brac und Véronique Boss-Drouhin aufmerksam<br />
und doch bewusst mit viel Freiraum zur eigenen<br />
Entwicklung der Weine begleitet wird. „Ein Teil unserer<br />
Weine wird in Kellern von einem Hektar Fläche im<br />
Herzen von Beaune ausgebaut. Unsere Flaschen reifen<br />
ebenfalls dort.“ Zu sagen, dass diese Gewölbe historisch<br />
sind, ist nahezu eine Untertreibung: Im 4. Jahrhundert<br />
dienten sie als römische Befestigungsanlagen, wurden<br />
im 13. Jahrhundert von den Kanonikern, später von<br />
den Herzögen Burgunds und auch von den Königen<br />
Frankreichs genutzt. Diese Historie mit der eigenen zu<br />
verweben, führt unweigerlich dazu, dass der Respekt<br />
diesem großen Erbe gegenüber in der Familie selbstverständlich<br />
gelebt wird. Und das stets gepaart mit französischer<br />
facilité – Leichtigkeit – und der Liebe zum<br />
Genuss. Denn schließlich: „Je mehr Sie Wein genießen,<br />
desto eher kommen Sie zu Drouhin“, meint Buvel<br />
augenzwinkernd.<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 21
Im Château d’Ampuis an den Ufern der Rhône liegt der Hauptsitz des<br />
weltbekannten Weinguts E. Guigal. Das Haus steht für den Wert der Familie,<br />
für große Sorgfalt und Präzision. Das Ergebnis sind Weine von herausragender<br />
Qualität, die bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten haben.<br />
FOTOS: CAVES E. GUIGAL<br />
„In unseren Kellern herrscht ein subtiles<br />
Gleichgewicht zwischen althergebrachtem<br />
Wissen und modernster Technik“<br />
Weine voller Emotionen<br />
E. GUIGAL – RHÔNE<br />
Welche Bedeutung<br />
erhält Glück,<br />
wenn der Erfüllte<br />
es ausschließlich<br />
für sich allein in<br />
Anspruch nimmt? Bereits Albert<br />
Schweitzer stellte ja fest, dass sich<br />
das positive Gefühl verdoppelt,<br />
indem man es teilt. Die Familie<br />
Guigal hat sich der Herstellung<br />
großer Weine verschrieben –<br />
einer vinophilen Form des Glücks.<br />
Den Grundstein dieser so besonderen<br />
Familiengeschichte legte<br />
Etienne Guigal im Jahr 1946 an<br />
den sonnenverwöhnten Hängen<br />
der Appellation Côte-Rôtie im<br />
nördlichen Rhône-Tal. Seiner<br />
Hingabe folgend, widmet sich<br />
inzwischen sein Enkel Philippe in<br />
dritter Generation der Entstehung<br />
edelster Tropfen: „Ich möchte<br />
dieses familiäre Vermächtnis mit der<br />
gleichen Leidenschaft weitertragen<br />
und mit den exzellenten Weinen<br />
des Rhône-Terroirs Jahrgang für<br />
Jahrgang intensive und authentische<br />
Emotionen erschaffen“,<br />
schildert der Önologe seinen sehr<br />
persönlichen Antrieb. 75 Hektar<br />
Fläche bewirtschaftet das Weingut<br />
allein in der nördlichen Rhône.<br />
Dazu handelt das Haus mit Weinen<br />
aus Appellationen des südlichen<br />
Rhône-Tals und hat in den vergangenen<br />
Jahren mit dem Erwerb<br />
von Weingütern in Châteauneufdu-Pape,<br />
Tavel und Lirac weitere<br />
Schritte in die Ebene gewagt.<br />
AUSGESUCHTE<br />
SPITZENLAGEN<br />
Granit, Schiefer, Gneis und<br />
Ton-Kalkstein bilden die Böden<br />
der Weinberge, die von der Rhône<br />
geformt und auf steilen Terrassen<br />
in sorgfältiger Handarbeit bewirtschaftet<br />
werden. Neben der<br />
Appellation Côte-Rôtie mit ihren<br />
edlen Einzellagen La Mouline, La<br />
Landonne und La Turque, deren<br />
Weine mehrfach mit 100 Parker-<br />
Punkten ausgezeichnet wurden,<br />
bietet die Domaine Guigal heute<br />
auch Gewächse aus den namhaften<br />
Herkunftsbezeichnungen<br />
Hermitage, Saint-Joseph, Condrieu<br />
und Crozes-Hermitage an. „Aus<br />
dem Respekt und Verständnis<br />
dieser komplexen Terroirs<br />
entstand der Wunsch, parzellenweise<br />
Cuvées auszubauen,<br />
um den ganzen Reichtum und<br />
die Vielfalt, die innerhalb einer<br />
einzigen Appellation existieren, zu<br />
beleuchten“, erzählt Philippe über<br />
die Grands Crus von Guigal. „Wir<br />
planen zudem die erste Abfüllung<br />
eines vierten Cru“, macht er<br />
neugierig und bittet zugleich<br />
Genießer um noch etwas Geduld<br />
für diesen nächsten Schritt. Doch<br />
was wäre die beste Traube, wenn<br />
sich ihr Potenzial nicht dank einer<br />
achtsam begleiteten Vinifizierung<br />
in ihrer ganzen Opulenz zeigen<br />
könnte?<br />
ERGEBNIS<br />
HERVORRAGENDER<br />
WINZERKUNST<br />
„In unseren Kellern herrscht ein<br />
subtiles Gleichgewicht zwischen<br />
althergebrachtem Wissen und<br />
modernster Technik“, erzählt<br />
Philippe. Um diese Kunst stetig<br />
zu verfeinern, lagern die großen<br />
Weine des Hauses Guigal in<br />
Eichenholzfässern aus der eigenen<br />
Küferei. In den traditionell gefertigten<br />
Barriques dürfen sie bis zu<br />
vier Jahre lang ihre feine Struktur<br />
und ihren authentischen Körper<br />
entwickeln. Um das Ergebnis dieses<br />
Prozesses sowie die Geschichte<br />
und das Erbe der 2.000 Jahre alten<br />
Weinregion mit Weinliebhabern<br />
zu teilen, hat die Familie Guigal<br />
in den historischen Gebäuden „Le<br />
Caveau du Château“ in Ampuis den<br />
perfekten Rahmen geschaffen. „Ein<br />
großer Wein ist am besten, wenn<br />
er in einer geselligen Atmosphäre<br />
geteilt wird. Wenn er dann zum<br />
Träger von Emotionen wird, erfüllt<br />
dieser Wein aus dem Hause Guigal<br />
seine volle Bestimmung“, schließt<br />
der umtriebige Önologe. Wie<br />
einfach sich doch pures Glück<br />
vervielfältigen lässt…<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 23
Wine Flight<br />
durch Berlin<br />
Berlin ist eine Stadt, die sich permanent neu erfindet. Anke Sademann lebt<br />
dort und kennt die besten Weinadressen der Hauptstadt. Hier wird Wein<br />
ebenso lässig wie kundig zelebriert. Die Weine dürfen sich reiben -<br />
und müssen nicht nur begleiten.<br />
FOTOS: ANKE SADEMANN<br />
BERLIN INS GLAS GESCHAUT:<br />
DIE BESTEN ADRESSEN DER DEUTSCHEN HAUPTSTADT<br />
Lässig, aber mit Niveau: Frederik Grieb (l.) und Mathias<br />
Brand<strong>wein</strong>er betreiben ihr Restaurant Hafenküche<br />
abseits der Innenstadt mit entspanntem Charme.
In Berlin hätten viele<br />
Menschen gerne einen Koffer<br />
stehen. Die Hauptstadt ist<br />
auch kulinarisch immer<br />
eine Reise wert: In den etwa<br />
7.000 Kneipen, Restaurants und<br />
Bars zeigen junge Wein-Gastgeber<br />
der neuen Generation sowie die<br />
Pioniere der ersten Stunde, was<br />
sie im Glas und auf der Pfanne<br />
haben. Berlin ist eine Stadt der<br />
Transformation, die sich permanent<br />
neu erfindet. Hier werden Trends<br />
gemacht, ohne sie eitel anzupreisen.<br />
Was dieses ebenso resiliente wie<br />
kreativ-performative Hauptstadt-<br />
Terroir für Weinfans zu bieten hat,<br />
erzählt unsere Berliner Autorin.<br />
WINEFLIGHT DURCH<br />
BERLIN<br />
Unser Tipp: Man setze sich stilecht<br />
in die S- oder U-Bahn und lasse<br />
sich zu den vinophilen Adressen<br />
gondeln. Berliner Wein-Instanzen<br />
beziehen die Stadt als Raum<br />
des Allzu-Menschlichen samt<br />
der manchmal etwas launischen<br />
Direktheit seiner Bewohner in<br />
ihre Locations ein. Die Gäste –<br />
Berliner und Wahl-Einheimische<br />
– sind mittlerweile international,<br />
weltoffen, kontaktfreudig und sehr<br />
umtriebig. Die Aura vieler restaurierter,<br />
transformierter oder nach<br />
der Wende neu gebauter Orte<br />
fließt so mit ins Glas. Inzwischen<br />
rar gesät, aber noch immer gibt<br />
es mancherorts die Kultur der<br />
hundert Jahre alten Kneipen. Sie<br />
haben Kriege und Katastrophen<br />
überstanden, wurden fast nie<br />
renoviert und strahlen eine<br />
Grandezza aus, die in ihrer<br />
patinierten Exotik auf Touristen<br />
eine fast etwas ehrfürchtige<br />
Anziehung ausübt. Hier ist einfach<br />
die Zeit stehen geblieben –<br />
zumindest wirkt es oft so.<br />
Dazu gehören die warm<br />
getäfelten, aus dunkel-gediegenem<br />
Holz geschnitzten „Kurpfalz<br />
Weinstuben“. In dem seit 1935 unveränderten<br />
Lokal am Adenauerplatz<br />
in Charlottenburg haben schon<br />
Berliner Persönlichkeiten wie<br />
Hildegard Knef oder Harald<br />
Juhnke „gepflegt” ihren Schoppen<br />
genossen. Neben 50 offenen<br />
Weinen hält der Keller 800<br />
Flaschen<strong>wein</strong>-Positionen parat,<br />
vom „Kneip<strong>wein</strong>” – so heißt in<br />
Berlin unkomplizierter Alltags<strong>wein</strong><br />
– bis zur Rarität. Schwerpunkt<br />
sind deutsche, vor allem Pfälzer<br />
Weine „mit großer Jahrgangstiefe<br />
und hoher Bandbreite“. Gastwirt<br />
und Sommelier Vincenzo Berényi<br />
paart seine vinophile Leidenschaft<br />
mit bodenständiger deutscher<br />
Küche, die die Chefkoch Sebastian<br />
Schmidt lässig und neu interpretiert.<br />
Die Protagonisten der gesamten<br />
Berliner Wein- und Gastroszene<br />
treffen sich hier zum Stammtisch.<br />
WEINGENERATION X<br />
Berlins neue „Weinstätten“ sind<br />
– ganz wie die alten – Temporär-<br />
Zuhause, Afterwork-Tankstellen<br />
oder unaufgeregte, urbane<br />
Cosy-Casual-Fine-Dining-<br />
Genussstätten in lauschigen<br />
Hinterhöfen,<br />
ehemaligen<br />
Apotheken, einer Hafenmarina am<br />
Spree-Knick oder umgebauten<br />
Industriegebäuden. Die angesagtesten<br />
Wein-Gastgeber sind um<br />
die 30, voller Elan und gerne<br />
auch Gegenstrom-Schwimmer.<br />
Sie bedienen ein eklektizistisches<br />
Spielfeld aus Grunge-Rock<br />
versus Klassik, ehren und entsockeln<br />
Traditionen. Ohne ihn zu<br />
entmündigen, begegnen sie dem<br />
Gast auf Augenhöhe – authentisch,<br />
empathisch und unprätentiös.<br />
Gemeinsam haben<br />
sie die hohe<br />
Produktqualität, das<br />
Nachhaltigkeitsbekenntnis<br />
und<br />
den engen, persönlichen, aber<br />
auch kritischen Kontakt zu<br />
ihren Winzern aus der „New<br />
Generation“. Diese Gastronomen<br />
sehen Wein nicht dogmatisch als<br />
Menü-Begleiter, sondern auch als<br />
Hauptakteur. Experimentierfreudig<br />
wagen sie sich vor und lassen sich<br />
von angesagten Jungwinzern auch<br />
mal exklusive Signatures abfüllen.<br />
Und: Sie sind verknallt in ihre Weine<br />
– hochemotional beherrschen sie<br />
auch das enzyklopädische Wissen<br />
über ihre Gewächse von der Beere<br />
bis zur Wurzel. So bekommen<br />
auch Natur-, Orange- und<br />
ungewöhnliche Schaum<strong>wein</strong>e ihre<br />
Bühne.<br />
BERLIN TRINKT WEISS<br />
Kann man den Geschmack dieser<br />
Großstadt mit vier Millionen<br />
Einwohnern in einem Satz zusammenfassen?<br />
Hier ein Versuch:<br />
Berlin mag´s gerne weiß und liebt<br />
die deutschen und österreichischen<br />
Weine ebenso wie gute Franzosen<br />
und Italiener im Glas. Berlins selbst<br />
ernannter Botschafter deutschsprachiger<br />
Gewächse, „Weinlobbyist“<br />
Serhat Aktas, schenkt in einem<br />
mediterran anmutenden Hinterhof<br />
in Schöneberg zur Kräuterseitling-<br />
Crème brûlée mit Apfel-Red-Bull<br />
und Brioche den für ihn gefüllten<br />
Westhofener Steingrube Riesling<br />
2021 von Gutzler aus. Zur<br />
Artischockencremesuppe mit<br />
Tom-Kha-Kürbiskernen, schwarzer<br />
Walnuss und Fenchel empfiehlt er<br />
den Godramsteiner Chardonnay<br />
Kalkgestein 2017 von Münchberg.<br />
In der „Bar & Weinwirtschaft<br />
Freundschaft“ nahe der<br />
geschäftigen Friedrichstraße<br />
beim früheren „Nobelhart<br />
& Schmutzig“-Sommelier<br />
Johannes „Schelli” Schellhorn<br />
und Willi Schlögl, Ex-Betreiber<br />
der kultigen „Cordobar“, trifft der<br />
Gemischte Satz Satellit 2021 von<br />
Jutta Ambrositsch auf Jausenbrot<br />
mit Liptauer sowie Beinschinken<br />
der Wiener Metzgerei Thum.<br />
Schellis Lieblings<strong>wein</strong> ist ein<br />
Sylvaner von alten Reben von<br />
Tement aus der Steiermark, exklusiv<br />
für die „Freundschaft“ gefüllt. Er<br />
kommt zum großzügig gebutterten<br />
Spinatknödel mit Schottenkäse<br />
ins Glas. Der ungefilterte, kaum<br />
geschwefelte Riesling Gelber<br />
Sandstein 2020 von Scheuermann<br />
begleitet die fein gesäuerte Lungauer<br />
Bio-Kalb-Leberkäse-Ceviche.<br />
BERLIN TRINKT BUNT<br />
„Ich mag Weine mit nachdenklich<br />
machenden Längen und Strukturen,<br />
die mehr Mund als Nase sind,<br />
nicht nur kurz mal da und schnell<br />
wieder weg“, referiert Willi Schlögl<br />
in seiner ebenso lässigen wie<br />
<strong>wein</strong>-allwissenden Art. Der von der<br />
Gastro-Fachzeitschrift Rolling Pin<br />
zum zweiten Mal zum Sommelier<br />
des Jahres 2022 Gekürte bekennt<br />
sich mit seinem Lieblings<strong>wein</strong> zur<br />
„neuen österreichischen Identität“:<br />
dem Blaufränkisch Reihburg 2018<br />
von Wachter-Wiesler, der zum<br />
Haus-und-Hof-Gulasch so richtig<br />
zum Zuge kommt.<br />
Beim stadtbekannten<br />
Casual-Fine-Wining-<br />
Sommelier Mathias<br />
Brand<strong>wein</strong>er in der<br />
Rummelsburger<br />
„Hafenküche“ in Treptow-<br />
Friedrichshain begleitet der<br />
Haardter Spätburgunder 2020 von<br />
Andres das butterzarte Filet von der<br />
Holsteiner Färse. Zum Bratapfel mit<br />
Spekulatius-Eis und Vanillesauce<br />
gibt‘s Riesling Kabinett vom roten<br />
Schiefer 2020 von Clemens Busch<br />
–„wirklich nur fürs Drüberstreuen“,<br />
empfiehlt Brand<strong>wein</strong>er.<br />
URGESTEIN MIT<br />
WEINGUT<br />
Direkt am Spreekanal in Berlin-<br />
Mitte, zwischen Spittelmarkt und<br />
Nikolaiviertel, nicht weit vom neuen<br />
Berliner Schloss (Humboldtforum)<br />
ist die „Rotisserie Weingrün“<br />
zu finden. Für den Dreiklang<br />
„Location-Grillfood-Wein“ kaufte<br />
sich der Berliner Urgestein-<br />
Gastronom Herbert Beltle 2005<br />
ein Weingut in der Pfalz, in dem er<br />
mit Kellermeister Wolfgang Grün<br />
viele Jahre seine „Horcher-Weine“<br />
produzierte. Der Name stammt von<br />
einem Berliner Kult-Restaurant<br />
der 1920er-Jahre. Sie ergänzten die<br />
BBQ-Karte mit Kult-Klassikern wie<br />
Paderborner Broiler (Hähnchen)<br />
und krustig geschmortem Bauch<br />
vom Havelländer Apfelsch<strong>wein</strong> mit<br />
Hopfen-Malz-Sauce. Im April 2022<br />
hat Beltle das Gut verkauft, 7.000<br />
Flaschen hatte er etwa bis zum<br />
Frühling 2023 noch im Bestand.<br />
Im hohen Weinregal stehen neben<br />
Neuzugängen aus dem „klassischen<br />
Europa“ noch die letzten Flaschen<br />
seiner Horcher-Lagen<strong>wein</strong>e:<br />
Riesling und Chardonnay von 2019.<br />
Die „neuen“ Weine (80 Positionen)<br />
stehen mittlerweile schon auf<br />
der Weinliste des iPads, das hier<br />
Rotisserie Weingrün<br />
die Karte abbildet: Rote aus dem<br />
Priorat, Rosé aus Frankreich und<br />
steirischer Sauvignon Blanc.<br />
BERLIN PRICKELT<br />
„Weinlobbyist“ Serhat Aktas<br />
bietet derzeit rund 70 deutsche<br />
Winzersekte an. Schaum<strong>wein</strong><br />
gehört zu seinen „rebellischen“<br />
Brüchen, bei denen er beispielsweise<br />
mitten im Menü den Rosé<br />
Brut 2019 von Buhl zum Rote-Bete-<br />
Zwischengang mit weißer<br />
Schokolade serviert. Ende 2023 soll<br />
bei ihm Berlins erstes Sektfestival<br />
stattfinden. Mathias Brand<strong>wein</strong>er<br />
würde aktuell sogar am liebsten<br />
nur noch Schaum<strong>wein</strong> zum Essen<br />
trinken: „Die Bubbles reinigen den<br />
Mund und halten die Leichtigkeit“,<br />
verrät er, während er sich den Pet<br />
Nat von Schuh ins Glas gleiten lässt.<br />
Und im „Weinbau Berlin“ serviert<br />
Giacomo Mannucci im sympathisch-bürgerlichen<br />
Akazien-Kiez<br />
in Schöneberg köstliche toskanische<br />
Spezialitäten wie Salbei-Pesto<br />
di Chianti, Arista in Porchetta<br />
(gefüllten Kräuter-Rollbraten) und<br />
Bistecca Panzanese von der italienischen<br />
Kult-Macelleria Dario<br />
Cecchini. Zum Einstieg schäumt der<br />
Quadra Franciacorta Rosé 2017 im<br />
Glas. Hier erlebt man Weinkultur<br />
mit 100 Positionen aus Italien (60<br />
Prozent) sowie Frankreich, Spanien<br />
und Griechenland. Sie lagern im<br />
stilisierten Weinkeller an der Wand<br />
auf Gitterregalen in Industrial-<br />
Anmutung. Für Mannucci kommen<br />
nach Gewächsen aus Sardinien oder<br />
der Emilia-Romagna gleich Mosel<br />
und Pfalz im emotional-geschmacklichen<br />
Ranking. Viele seiner puristischen<br />
Italiener stammen von sehr<br />
kleinen Weingütern, die er exklusiv<br />
ausschenkt. Die meisten seiner<br />
Weine werden biodynamisch<br />
produziert — aber bitte bloß keine,<br />
wie Mannucci sagt, „trübi-funky“<br />
Natur<strong>wein</strong>e! In Berlin gehören<br />
Lebenskonzept, Raum, Wein und<br />
Essen untrennbar zusammen.<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 27
Die besten Lagen im Berliner<br />
Gastgeber-Terroir<br />
Rotisserie Weingrün<br />
Nikolaiviertel (Mitte)<br />
Täglich außer Sonntag 17 - 23 Uhr<br />
Das Eckhaus mit neogotischen<br />
Giebeln thront auf der historischen<br />
Gertraudenbrücke am Spreekanal,<br />
während nebenan der Verkehr rauscht.<br />
Herbert Beltle - seit 30 Jahren eine<br />
gastronomische Größe in Berlin — bittet<br />
zu Tisch unter der Gewölbedecke.<br />
Deckenhoch ist das Weinregal sowie der<br />
französische Flammenwand-Grill. Das<br />
Grill- und Weinrestaurant ist ein Berliner<br />
„Fireplace” mit vielen treuen Stammgästen.<br />
80 europäische Wein-Positionen.<br />
Extra-Tipp: BBQ-Klassiker sind das Paderborner<br />
Masthähnchen und der „genagelte“ Flammlachs.<br />
Gertraudenstraße 10-12<br />
10178 Berlin-Mitte<br />
www.rotisserie-<strong>wein</strong>gruen.de<br />
Bar Freundschaft<br />
Mitte-Kreuzberg<br />
Mittwoch - Freitag ab 18 Uhr,<br />
keine Reservierung<br />
Lässige Souterrain-Bar mit 26 Meter langem<br />
Holztresen und einer „Weinbibel“ mit<br />
800 Positionen (Schwerpunkt Österreich<br />
und Deutschland). Willi Schlögl und<br />
Johannes Schellhorn mischen hier Wein<br />
mit Vinyl. Kleine Jausenkarte mit hoher<br />
Produktqualität.Extra-Tipp: Podcast „Terroir<br />
& Adiletten“: Willi Schlögl philosophiert<br />
mit Hip-Hopper Curly über Wein (auf<br />
Spotify, Apple Music und Amazon Music).<br />
Mittelstraße 1<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
www.istdeinbesterfreund.com<br />
Willi Schlögl schenkt in der Bar<br />
„Freundschaft“ aus<br />
Rund ums Brandenburger Tor<br />
entwickelt sich die Berliner Weinszene<br />
mit ganz eigenem Understatement.<br />
Der Weinlobbyist<br />
Schöneberg<br />
Sonntag, Montag und Donnerstag<br />
17 - 23 Uhr,<br />
Freitag und Sonntag 17 - 00 Uhr<br />
In Schöneberg hat Sommelier Serhat Aktas<br />
für sein Weinbar- und Fine-Dining-Bistro-<br />
Konzept den richtigen Ort gefunden. Im<br />
Sommer hat der Hinterhof etwas von einem<br />
mediterranen Patio. Innen sitzt man in einem<br />
länglichen, von Weinregalen gesäumten,<br />
puristischen Raum. Aktas hat sein Sortiment<br />
aus vor allem deutschen und österreichischen<br />
Terroirs inzwischen erweitert mit<br />
Schweiz, Elsass und Luxemburg. Neben<br />
600 Positionen mit Lagen<strong>wein</strong>en und<br />
gereiften Jahrgängen stehen auch 70<br />
deutsche Winzersekte auf der Karte.<br />
Extra-Tipp: 2023 wird Serhat Aktas nebenan<br />
einen Brot- und Weinladen eröffnen. Ende<br />
2023 findet das erste Sektfestival statt.<br />
Kolonnenstraße 62<br />
10827 Berlin<br />
www.der<strong>wein</strong>lobbyist.de<br />
Anke Sademanns Top-Tipps für<br />
eine tolle Wein-Zeit in Berlin.<br />
Hafenküche<br />
Rummelsburg, Treptow-Friedrichshain<br />
Hafenkantine: Mittwoch - Freitag 9 - 15<br />
Uhr, Samstag und Sonntag ab 12 Uhr<br />
Restaurant: Mittwoch - Freitag ab 18<br />
Uhr, Samstag und Sonntag ab 12 Uhr<br />
Das in der City-Marina Berlin-Rummelsburg<br />
situierte Casual Fine Dining-Restaurant im<br />
minimalistischen Glaskubus ist atmosphärisch<br />
einmalig. Berlins Wein- und Feinschmecker<br />
fühlen sich vom (<strong>wein</strong>)-kulinarischen<br />
Heimathafen des Sommeliers Mathias<br />
Brand<strong>wein</strong>er und Chef de Cuisine Frederik<br />
Grieb angezogen. 160 österreichisch-deutsche<br />
und internationale Positionen stehen neben<br />
vielen Schaum<strong>wein</strong>en auf der Karte. Draußen<br />
sitzt man tagsüber im Marina-Biergarten<br />
„Hafenkante“ mit mobiler Cube-Weinbar.<br />
Extra-Tipp: Kulinarische Ausfahrt zum Müggelund<br />
Sedlinersee mit Vulcanoschinken und Fisch<br />
von den Müritz-Fischern samt Weinverkostung.<br />
Zur alten Flussbadeanstalt 5<br />
10317 Berlin<br />
www.hafenkueche.de<br />
Weinbar Kink<br />
Prenzlauer Berg<br />
Täglich ab 18 Uhr<br />
Hip und avantgardistisch ist die Location<br />
des Kink auf dem Pfefferberg-Gelände<br />
– eine echte Wein-Instanz. Berlins zweitältester<br />
Biergarten ist gesäumt von alten<br />
Linden und Kastanien. Drinnen im historischen<br />
Fabrikgebäude verströmt eine 100<br />
Meter lange Lichtinstallation surreal rotes<br />
Licht. Die Weinkarte – vom Klassiker bis<br />
zum Natur<strong>wein</strong> – ist von Europa bis zur<br />
Neuen Welt so umfassend aufgestellt<br />
wie das Design dieser durchgestylten<br />
undogmatischen Industrial-Location. Das<br />
urbane Flair spiegelt sich auch auf der<br />
international angelegten Speisekarte.<br />
Extra-Tipp: In der angrenzenden Bar mit<br />
hauseigenen Destillaten trinkt man Wein<br />
am Tresen in einem urbanen Design-<br />
Universum aus Holz, Stahl und Metall.<br />
Schönhauser Allee 176<br />
10119 Berlin<br />
kink-berlin.de<br />
Natur<strong>wein</strong>bar Jaja<br />
Neukölln<br />
Dienstag bis Donnerstag 18 - 24 Uhr,<br />
Freitag und Samstag 18 - 02 Uhr<br />
Im Jaja im Berliner Trendquartier Neukölln<br />
kommen nur biologisch erzeugte Weine aus<br />
Frankreich und Europa ins Glas. Rund 200<br />
puristische Tropfen haben die Betreiber<br />
Julia und Etienne auf ihren Streifzügen<br />
von kleinen Weingütern, unbekannten<br />
Weinbergen und fast vergessenen Rebsorten<br />
zusammengestellt. Zum Naked Wine gibt es<br />
Käseplatte und Seasonal Food zum Teilen.<br />
Extra-Tipp: Im Sommer gibt’s<br />
eine kleine Terrasse.<br />
Weichselstraße 7<br />
12043 Berlin<br />
jaja<strong>wein</strong>.de<br />
Weinbar und Restaurant Ora<br />
Kreuzberg<br />
Täglich ab 18.30 Uhr<br />
Man fühlt sich hier wie in einem Hybrid aus<br />
Wiener Kaffeehaus und Pariser Brasserie. In<br />
den Holzregalen der ehemaligen Oranien-<br />
Apotheke aus dem 19. Jahrhundert stehen<br />
noch die alten pharmazeutischen Porzellan-<br />
Amphoren. Etwa 200 Natur- und Bio-Weine<br />
treffen im Ora auf eine kompromisslos<br />
regionale “Farm to Table”-Karte. Die Weine<br />
kommen aus Deutschland, Italien, Spanien<br />
und Frankreich, doch auch nachhaltig<br />
erzeugte Weine aus Polen, Tschechien,<br />
Kroatien, Südafrika und Australien gehören<br />
zum Spektrum von Sommelière Amyna.<br />
Oranienplatz 14<br />
10999 Berlin<br />
ora.berlin<br />
Weinbar Ottorink<br />
Kreuzberg<br />
Dienstag bis Donnerstag 18 - 24 Uhr,<br />
Freitag und Samstag 18 - 02 Uhr<br />
Winzer und Koch Andreas Rink hat seinem<br />
Großvater Otto als Hommage seine gleichnamige<br />
Weinbar gewidmet. Hier gibt’s Weine<br />
aus Rheinhessen, Baden, der Pfalz und<br />
von der Nahe. Sie dürfen vorab gekostet<br />
werden. Das gemütlich modulierte Interieur<br />
ist konsequent als Wein-Kosmos eingerichtet.<br />
In Regalen aus Weinkisten sind die<br />
Schätze ausgestellt, die Tresenverkleidung<br />
besteht aus Moselschiefer. Neben<br />
klassischer Brotzeit gibt’s Regio-Küche<br />
als Basis für den stilvollen Rausch.<br />
Dresdener Str. 124<br />
10999 Berlin<br />
ottorink.de<br />
Kurpfalz-Weinstuben<br />
Charlottenburg<br />
Geöffnet ist, wenn das Licht brennt.<br />
Im „alten West-Berlin“ trinkt man hier seit<br />
1935 Weine aus Deutschland. Auf der<br />
Karte stehen Gewächse aus der Pfalz,<br />
Rheinhessen, Franken und von der Mosel<br />
sowie Natur<strong>wein</strong>e und Winzersekte. Sie<br />
passen zur fein-deftigen Brotzeit und vielen<br />
regionalen Spezialitäten. Hat man diesen<br />
etwas versteckten Ort mit seinem lauschigen<br />
Hinterhof und den warm getäfelten Stuben<br />
samt sakraler Glasfenster-Ornamentik<br />
erst entdeckt, kommt man wieder.<br />
Wilmersdorfer Str. 93<br />
10629 Berlin<br />
kurpfalz-<strong>wein</strong>stuben.de<br />
Alle<br />
Empfehlungen,<br />
Google Maps<br />
und Website-<br />
Links:<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 29
Mineralisches Rückgrat<br />
des Elsass<br />
DOMAINES SCHLUMBERGER – ELSASS<br />
„Ein schöner Jahrgang ist, wenn Wein ganz von selbst entsteht“, lautet<br />
die Devise auf den Domaines Schlumberger. Dass dies nur gelingt,<br />
wenn Natur und Mensch im Einklang miteinander arbeiten, machen die<br />
ausdrucksstarken Weine des Traditions<strong>wein</strong>guts in jedem Glas erlebbar.<br />
FOTOS: DOMAINES SCHLUMBERGER<br />
„Ein schöner Jahrgang ist, wenn Wein ganz<br />
von selbst entsteht“<br />
Höchste Qualität<br />
unter den allerbesten<br />
Bedingungen<br />
zu produzieren, ist<br />
ein Leichtes. Aber<br />
auch dann jenseits der Norm zu<br />
spielen, wenn es mal nicht so<br />
einfach ist, auch dann großartige<br />
Weine zu vinifizieren, wenn der<br />
Jahresverlauf mal nicht optimal ist<br />
– das ist die Kunst, die ein wahres<br />
Qualitäts<strong>wein</strong>gut auszeichnet. Eine<br />
Kunst, die nun bereits in der siebten<br />
Generation auf den familiengeführten<br />
Domaines Schlumberger im<br />
Elsass beherrscht wird. Wobei es<br />
ein großes Glück ist, dass sie diese<br />
Kunst nicht allzu oft anwenden<br />
müssen, denn die Bedingungen für<br />
den Weinanbau sind auf dem 130<br />
Hektar großen Weingut nahezu<br />
perfekt: Hervorragende Böden<br />
treffen auf eine ideale Topografie<br />
und Sonneneinstrahlung. Dieses<br />
ineinandergreifende Dreigestirn<br />
macht die Domaines Schlumberger<br />
zum Spezialisten des Grand Cru<br />
im Elsass, denn sage und schreibe<br />
70 Hektar der Rebflächen sind –<br />
dank der einmalig schönen Lagen<br />
Kitterlé, Spiegel, Saering und<br />
Kessler – auf dieser höchsten Stufe<br />
klassifiziert.<br />
EXPONIERT GELEGEN<br />
Die Wurzeln der Schlumberger-<br />
Dynastie liegen im deutschen<br />
Schwabenland, doch bereits im<br />
16. Jahrhundert siedelte sich die<br />
Familie im Elsass an. Hier legte<br />
Nicolas Schlumberger 1810 den<br />
Grundstein für das vinophile Erbe,<br />
das heute von den Geschwistern<br />
Séverine und Thomas Schlumberger<br />
weitergeführt wird. Es ist diese<br />
lange Geschichte, die über sieben<br />
Generationen reicht, die das<br />
Bewusstsein für Tradition nährt<br />
– aber auch für den Fortschritt<br />
öffnet. Diese austarierte Fusion von<br />
Erfahrung und Moderne ist eine<br />
wunderbare Mischung, die in allen<br />
Bereichen auf beste Weise zum<br />
Tragen kommt. „Wir vinifizieren<br />
ausschließlich unsere eigene Ernte“,<br />
erzählt Séverine Schlumberger.<br />
Wobei sie auf einen Sortenspiegel<br />
aus Riesling, Pinot Gris, Pinot<br />
Blanc, Pinot Noir, Muscat und<br />
Gewürztraminer zurückgreifen, der<br />
für das Sandstein-Terroir mit seinen<br />
kargen Böden prädestiniert ist. „Als<br />
Bergwinzer produzieren wir Weine<br />
von sehr beeindruckenden Hängen.<br />
Ich würde sogar sagen, dass unsere<br />
Weinberge zu den atemberaubendsten<br />
im ganzen Elsass zählen.“<br />
Denn schließlich reifen die Trauben<br />
in den schwindelerregenden Lagen<br />
von Guebwiller im Süden der<br />
Region auf bis zu 50 Grad steilen<br />
Terrassen-Hängen und in einer<br />
Höhe von 250 bis 390 Metern. „So<br />
fängt unsere gesamte Weinpalette<br />
das mineralische Rückgrat des<br />
Elsass‘ ein.“<br />
WEISSE VIELFALT PAR<br />
EXCELLENCE<br />
Wenn man Séverines Worten<br />
lauscht, hört man direkt die<br />
Leidenschaft und die Liebe, die sie<br />
mit ihrer Heimat und ihrer Aufgabe<br />
verbindet: „Es ist der vielfältigste<br />
Beruf, den ich kenne. Jedes Jahr ist<br />
anders und man muss sich immer<br />
wieder selbst infrage stellen. Das<br />
ist angenehm für das Ego“, meint<br />
sie mit einem Schmunzeln. Diese<br />
Bodenhaftung ist es wohl auch,<br />
die zu der Großartigkeit der<br />
Weine führt. Die Gegebenheiten<br />
der Natur sind dabei ein essenzieller<br />
Baustein. Aber sich immer<br />
wieder zu hinterfragen, sorgt für<br />
Achtsamkeit in allen Momenten:<br />
„An dem Tag, an dem man sagt,<br />
dass man der Beste ist, kann man<br />
den Laden schließen“, meint sie<br />
reflektiert. Dabei ist Séverine<br />
Schlumberger unermüdlich auf<br />
einer Mission. Denn sie möchte<br />
Genießern nahebringen, dass die<br />
Weine des Elsass für Connaisseure<br />
unumgänglich sind. Ganz einfach,<br />
weil „das Elsass eine der wenigen<br />
Regionen der Welt ist, die eine<br />
solche Vielfalt an Weiß<strong>wein</strong>en<br />
hervorbringt“. Wenn man diese<br />
Vielfalt dann noch mit einem<br />
ebenso passionierten, gleichgesinnten<br />
Team und dem wichtigen<br />
Faktor Zeit, den der lange<br />
Weinbereitungsprozess garantiert,<br />
paart – dann erzeugt man Weine,<br />
die schlicht und einfach für sich<br />
selbst sprechen.<br />
30 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 31
Tradition trifft Innovation<br />
BADET CLEMENT – LANGUEDOC<br />
Wenn das Vermächtnis der Familiengeschichte eine Inspiration für das eigene Leben<br />
ist, entsteht daraus oft etwas Großes. Ein wunderbares Beispiel dafür ist das Weingut<br />
Badet Clément. Hier wird erlangtes Wissen mit modernen Visionen und einer offenen<br />
Unternehmensphilosophie vereint – zu etwas Unnachahmlichem: französischem<br />
Hochgenuss.<br />
FOTOS: BADET CLEMENT<br />
Eine gute Geschichte<br />
lebt von einer Vision,<br />
die mit Akribie,<br />
Geduld und Liebe<br />
heranreift und deren<br />
Fundament in der Leidenschaft<br />
begründet ist. Die Geschichte von<br />
Catherine und Laurent Delaunay<br />
beginnt mit der Gründung ihres<br />
Unternehmens Badet Clément im<br />
Jahr 1995. Den Werten und dem<br />
Wissen ihrer beiden Familien<br />
folgend, übernehmen sie den<br />
gleichnamigen Weinhandel von<br />
Laurents Großvater im burgundischen<br />
Dorf L’Étang-Vergy mit<br />
dem Wunsch, ihren Wurzeln neue<br />
Flügel zu verleihen. Bereits zu<br />
Beginn ihrer aufregenden Reise<br />
setzen die beiden Önologen mit<br />
dem Languedoc auf ein weiteres<br />
Anbaugebiet – und beginnen<br />
zu fliegen. „Wir stellten schnell<br />
fest, dass das Burgund und das<br />
Languedoc viele Gemeinsamkeiten<br />
haben. Man sagt, das Burgund sei<br />
ein Mosaik von Terroirs. Ich bin der<br />
Meinung, das Languedoc übersteigt<br />
die Zahl der Mosaik-Elemente<br />
um ein Vielfaches“, schwärmt<br />
Catherine. Indem die Delaunays<br />
das überlieferte Wissen und<br />
Know-how ihrer Vorfahren mit<br />
den Möglichkeiten der Gegenwart<br />
kombinieren, gelingt ihnen die<br />
Verknüpfung der burgundischen<br />
Kultur mit der unvergleichlichen<br />
Vielfalt des Languedoc.<br />
PASSION ALS ANTRIEB<br />
Aus dieser ungewöhnlichen, aber<br />
starken Verbindung entsteht<br />
bereits in der Anfangszeit die<br />
Marke ‚Les Jamelles‘. Mit dem<br />
Flaggschiff lancieren Catherine<br />
und Laurent eine einzigartige<br />
Kollektion an Rebsorten<strong>wein</strong>en<br />
aus dem Pays d’Oc. Eine Sammlung<br />
an Weinen, die von der Vielzahl<br />
und den Gegensätzen der Terroirs<br />
dieses Weinanbaugebiets erzählt.<br />
Von den kühlen Einflüssen des<br />
Mittelmeers und den warmen aus<br />
der Ebene. Von Kalkstein, Schiefer,<br />
Lehm und Kies. Catherine und<br />
Laurent nutzen diese Fülle, um aus<br />
den besten Terroirs den reinsten<br />
Ausdruck jeder Rebsorte hervorzulocken.<br />
Doch im Kontrast zu<br />
den traditionellen Weinen des<br />
Languedoc spiegeln die Gewächse<br />
von Les Jamelles ihren burgundischen<br />
Stil und damit Eleganz,<br />
Komplexität und Frische. „Ich<br />
möchte es schaffen, die Rebsorten<br />
und ihre Terroirs aufzuwerten,<br />
um das perfekte Gleichgewicht<br />
zwischen aromatischem Ausdruck<br />
und Frische zu finden. Spaß möchte<br />
ich dabei allerdings auch haben“,<br />
lacht Catherine.<br />
OFFENHEIT ALS FORMEL<br />
FÜR ERFOLG<br />
Neben 400 Hektar Weinbergen,<br />
die bei Partnerwinzern unter<br />
Vertrag stehen, bewirtschaften<br />
die Delaunays im Pays d’Oc<br />
auf einer Fläche von 70 Hektar<br />
auch eigene HVE3-zertifizierte<br />
Weingärten, deren umweltverträglich<br />
angebaute Trauben (das<br />
bedeutet das Siegel HVE3) auch<br />
für Les Jamelles verwendet werden.<br />
So entsteht eine Palette von 27<br />
sortenreinen Weinen, die neben<br />
Klassikern wie Pinot Noir, Merlot<br />
und Chardonnay auch Rebsorten<br />
wie Gewürztraminer, Rousanne<br />
und Carignan zur Geltung bringen.<br />
Doch Badet Clément umfasst<br />
weitere Spitzen<strong>wein</strong>e, wie die<br />
Sortimente von ‚Abotts & Delaunay’<br />
aus dem Languedoc und ‚Edouard<br />
Delaunay‘ aus dem Burgund<br />
zeigen. Und die Entwicklung des<br />
Unternehmens ist noch lange nicht<br />
an ihrem Ende. „Wir denken ständig<br />
an die Zukunft und neue Projekte.<br />
Früher waren wir nicht unbedingt<br />
Avantgardisten, aber heute streben<br />
wir danach, genau das zu sein und<br />
an der Spitze zu stehen“, erklärt<br />
Catherine. Doch dieses Kapitel<br />
möchten sie mit Gelassenheit und<br />
Ruhe entstehen lassen.<br />
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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 33
Tiflis: Wo sich alles<br />
um den Wein dreht<br />
Tiflis ist die georgische Metropole der Gegensätze. Hier treffen Tradition<br />
und Moderne aufeinander und verschmelzen zu einer pulsierend-kreativen<br />
Mischung. Wein spielt dabei eine enorm wichtige Rolle. Raffaella<br />
Usai verrät, was Weinfans auf keinen Fall verpassen dürfen.<br />
FOTOS: RAFFAELLA USAI<br />
LIEBESERKLÄRUNG AN EINE PULSIERENDE STADT<br />
Ein historischer Balkon in der Altstadt von Tiflis.
Abflug 22.00 Uhr! Die<br />
unsäglichen Flugzeiten<br />
der einzigen<br />
Direktverbindung aus<br />
München machen<br />
die Anreise nach Tiflis nicht<br />
gerade angenehm. Doch als ich<br />
beim Landeanflug um fünf Uhr<br />
morgens Ortszeit, also drei Uhr<br />
in Deutschland, die Umrisse des<br />
Kaukasus am Horizont erblicke, bin<br />
ich hellwach. Georgien! Selten habe<br />
ich mich so auf eine Reise gefreut.<br />
Krasse Gegensätze fliegen bei der<br />
Fahrt mit dem Taxi an meinem Auge<br />
vorüber: Heruntergekommene<br />
Baracken, graue Plattenbauten<br />
aus Sowjetzeiten, viel kaputte<br />
Bausubstanz, dazwischen immer<br />
wieder Leuchtreklame von<br />
Fastfood-Riesen wie Wendy’s oder<br />
McDonald‘s. Hier treffen Ost und<br />
West brutal aufeinander.<br />
Ich habe den Stadtplan bereits im<br />
Kopf. Sololaki, Wera, Saburtalo:<br />
Diese Viertel kenne ich aus den<br />
Romanen von Nino Haratischwili,<br />
die meine Neugier auf diese Stadt<br />
geweckt haben. Die grandiose<br />
Geschichtenerzählerin Nino hat<br />
ihre Heimatstadt Tbilisi, wie die<br />
Einheimischen sie nennen, in mir<br />
lebendig werden lassen, lange<br />
bevor ich mich zu dieser Reise<br />
entschlossen habe.<br />
SINNBILD FÜR DYNAMIK<br />
UND INDUSTRIE-<br />
CHARME<br />
Mein erstes Mittagessen führt<br />
mich ins Café Stamba, das zum<br />
gleichnamigen 5-Sterne-Hotel<br />
gehört: ein Hotspot der Stadt –<br />
und ein „Must-See“. Was Besitzer<br />
Temur Ugulava aus dem ehemaligen<br />
Verlagshaus gemacht hat,<br />
ist beeindruckend. Die industrielle<br />
Ästhetik mit hohen Decken,<br />
rohem Beton und unverputztem<br />
Mauerwerk ist eine Hommage<br />
an die Vergangenheit, während<br />
neue Akzente dem Hotel einen<br />
zeitgenössisch-urbanen Charakter<br />
verleihen. Das mit Kletterpflanzen<br />
begrünte fünfstöckige Atrium<br />
erinnert an ein Gewächshaus und<br />
hat Dschungel-Charakter: Designund<br />
Architekturfans kommen hier<br />
auf ihre Kosten.<br />
Die Speisekarte ist überschaubar, es<br />
überwiegen klassische georgische<br />
Gerichte nach dem Konzept „from<br />
farm to table“. Das Ajapsandali,<br />
ein Aubergineneintopf mit Paprika<br />
und frischen Kräutern, sowie der<br />
Tomatensalat mit Sulguni, einem<br />
Mozzarella-ähnlichem Käse,<br />
schmecken herrlich. Der dazu<br />
kombinierte Quevri-Weiß<strong>wein</strong><br />
Tsolikouri ist mit seinem leichten<br />
Tannin, seiner Mineralität und<br />
den deutlichen Zitrusnoten ein<br />
perfekter Mittags<strong>wein</strong>.<br />
VOM RUSTAWELI-<br />
BOULEVARD ZUR<br />
ALTSTADT<br />
Vom Café Stamba sind es<br />
nur wenige Fußminuten zum<br />
berühmten Rustaweli-Boulevard,<br />
der Prachtstraße der Stadt, die bis<br />
zum Freiheitsplatz führt. Sie ist<br />
nach Georgiens Nationaldichter<br />
Schota Rustaweli benannt und<br />
war Schauplatz politischer<br />
Umbrüche, brutal niedergeschlagener<br />
Aufstände und friedlicher<br />
Revolutionen. Hier befinden sich<br />
das georgische Parlament, die<br />
Staatliche Gemäldegalerie sowie<br />
die Oper und das Rustaweli-Theater.<br />
Ich lasse mich in Richtung<br />
Altstadt treiben. Vor einem<br />
Einkaufszentrum, das<br />
ebenso gut in Manhattan<br />
stehen könnte, bieten<br />
Straßenverkäufer auf klapprigen<br />
Kinderwagen „Tschurtschchela“<br />
an, traditionelle Süßigkeiten, die<br />
ähnlich wie handgezogene Kerzen<br />
aussehen. Manche Besucher<br />
vergleichen Tiflis mit dem Berlin der<br />
1990er-Jahre: Aufbruchsstimmung<br />
und Kreativität sind überall greifbar.<br />
Die Kultur- und Musik-Szene der<br />
Stadt ist quicklebendig, so wie<br />
auch die sich ständig wandelnde<br />
Gastronomie.<br />
WEINVERKOSTUNG MIT<br />
SPRACHSEMINAR<br />
Angelockt von der gut gefüllten<br />
Terrasse, betrete ich die Weinbar<br />
Vinoground in der Nähe der Sioni-<br />
Kathedrale. An einem Tisch sitzen<br />
zwei Touristen und verkosten<br />
Weine. Nach kurzem Smalltalk<br />
geselle ich mich neugierig dazu,<br />
lasse mir ein paar Gläser bringen<br />
und erklären. Rkatsiteli, Mtsvane,<br />
Khikhvi: Ich versuche mich in<br />
der korrekten Aussprache der<br />
Rebsorten auf den Etiketten, ganz<br />
zur Belustigung des Sommeliers, der<br />
mich geduldig korrigiert. Georgisch<br />
ist nämlich eine Sache für sich.<br />
Nur vier Millionen Menschen<br />
weltweit sprechen die südkaukasische<br />
Sprache, sie hat ihr eigenes<br />
Alphabet und eine wunderschöne<br />
Schrift – für Europäer ist es allerdings<br />
unmöglich, sie zu entziffern.<br />
AUSSEN SCHÄBIG, INNEN<br />
EINLADEND<br />
Ein verstecktes Juwel ist das Café<br />
Chaduna in der Altstadt, ein Tipp,<br />
den ich von einer Einheimischen<br />
bekommen habe. Es liegt in einem<br />
alten Gebäude, das wie so viele<br />
Häuser in Tiflis einen heruntergekommenen<br />
Eindruck macht.<br />
Zunächst bin ich skeptisch. Doch<br />
Besitzer David Dukashvili hat<br />
es verstanden, aus diesem Ort<br />
etwas Besonderes zu machen. Im<br />
Chaduna kann man frühstücken,<br />
ein paar Kleinigkeiten essen – und<br />
vor allem Wein trinken.<br />
Fast zwei Stunden nimmt sich David<br />
Zeit, um mit mir zu verkosten. Dabei<br />
holt er eine Überraschung nach der<br />
anderen hervor. Sein Wissen über<br />
georgische Weine ist enorm und es<br />
sind äußerst spannende Weingüter<br />
darunter, von denen ich bislang<br />
noch nie gehört hatte. Ein echter<br />
Geheimtipp!<br />
David Dukashvili im Café Chaduna<br />
AUCH DIE MUTTER<br />
GEORGIENS TRINKT<br />
WEIN<br />
Von der Altstadt aus erklimme<br />
ich die unzähligen Stufen zur<br />
Monumentalstatue Kartlis Deda,<br />
auf Deutsch: die Mutter Georgiens.<br />
Seit 1958 thront sie auf dem<br />
Sololaki-Gebirgskamm und wacht<br />
über die Stadt. Dass der Wein in<br />
Georgien eine wichtige Rolle spielt,<br />
wird auch hier sichtbar: Kartlis<br />
Deda hält eine Schale Wein für die<br />
Freunde in der linken Hand, ein<br />
Schwert gegen die Feinde in der<br />
rechten.<br />
Das berühmte Orbeliani-Bad<br />
im Bäderviertel Abanotubani.<br />
Die Statue Kartlis Deda wacht<br />
über die Stadt.<br />
Der Aufstieg bei 36<br />
Grad im Schatten ist<br />
zwar mühsam und<br />
meine Wasserflasche<br />
schon auf halber<br />
Strecke leer, aber er lohnt sich.<br />
Von hier oben hat man einen<br />
atemberaubenden Blick auf die<br />
Stadt. Von der Statue aus führt<br />
ein Panoramaweg hinüber zur<br />
Festung Nariqala, der wichtigsten<br />
mittelalterlichen Burg Georgiens,<br />
dahinter geht‘s über kleine<br />
Gässchen talwärts ins Bäderviertel<br />
Abanotubani. Die berühmten<br />
Schwefelbäder mit ihren heißen<br />
Quellen bieten ein ungewöhnliches<br />
Wellness-Erlebnis!<br />
NATURWEIN-MEKKA<br />
Am späteren Abend geht’s in die<br />
wohl bekannteste Weinbar der<br />
Stadt, Vino Underground in der<br />
Altstadt, nur einen Katzensprung<br />
vom Freiheitsplatz entfernt. Dieser<br />
kleine, mit Ziegeln ausgekleidete<br />
Weinkeller ist eine Kultstätte<br />
der Natur<strong>wein</strong>szene und wird<br />
von einem Kollektiv georgischer<br />
Winzer geführt. Bevor die Bar<br />
2012 eröffnet wurde, konnte man<br />
praktisch nirgendwo in Tiflis traditionelle<br />
Qvevri-Weine trinken, hier<br />
nahm alles seinen Anfang. Da das<br />
Personal sehr gut in der georgischen<br />
Weinszene vernetzt ist,<br />
erhält man hier auf Wunsch viel<br />
Fachwissen und tolle Insidertipps.<br />
NOMEN EST OMEN<br />
Über die 2010 fertiggestellte<br />
Friedensbrücke komme ich auf<br />
die linke Seite des Mtkvari-Flusses<br />
und laufe durch den Rike-Park<br />
zum Hotel-Restaurant Vinotel. Das<br />
2017 als „Bestes Boutique-Hotel<br />
Georgiens“ ausgezeichnete Vinotel<br />
ist nicht nur ein beliebter Ort für<br />
Stars und Sternchen, sondern<br />
beherbergt auch einen imposanten<br />
Weinkeller mit einer erstklassigen<br />
Auswahl georgischer und internationaler<br />
Weine.<br />
Im angeschlossenen Restaurant<br />
kann man typisch georgische Küche<br />
– von Khachapuri bis Pelamushi –<br />
auf hohem Niveau genießen. Sehr<br />
empfehlenswert!<br />
36 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 37
Festliche Stimmung im Hotel-Restaurant Vinotel.<br />
Empfehlenswerte Adressen in Tiflis<br />
RESTAURANTS, WEINBARS UND CAFÉS<br />
Café Stamba<br />
14 Merab Kostava Street, Tbilisi<br />
Chaduna<br />
18 Galaktion Tabidze<br />
Street, Tbilisi<br />
Gvimra<br />
15 Alexandre Duma<br />
Street, Tbilisi<br />
HOTELS<br />
***** Stamba Hotel<br />
14 Merab Kostava<br />
Street, Tbilisi<br />
g.Vino Wine Bar<br />
37m Ilia Chavchavadze<br />
Avenue, Tbilisi<br />
Lolita<br />
7 T.Chovelidze Street, Tbilisi<br />
Veriko in Winefactory 1<br />
1 Vasil Petriashvili<br />
Street, Tbilisi<br />
Vinoground<br />
34 Kote Apkhazi<br />
Street, Tbilisi<br />
**** Vinotel<br />
Old Tbilisi, 4 Elene<br />
Akhvlediani, Tbilisi<br />
** Hostel Fabrika<br />
8 Egnate Ninoshvili<br />
Street, Tbilisi<br />
g.Vino Wine Bar<br />
37m Ilia Chavchavadze<br />
Avenue, Tbilisi<br />
Vino Underground<br />
15 Galaktion Tabidze<br />
Street, Tbilisi<br />
8000 Vintages<br />
R. Tabukashvili 27, Tbilisi<br />
TREFFPUNKT DER<br />
KREATIVEN<br />
Ebenfalls auf der linken Flussseite<br />
liegt das Kulturzentrum Fabrika<br />
– Dreh- und Angelpunkt der<br />
kreativen Avantgarde der Stadt.<br />
In der ehemaligen sowjetischen<br />
Kleiderfabrik treffen sich heute<br />
Grafiker und Architekten, Designer<br />
und Künstler zum Rooftop-Yoga<br />
und zu Workshops. Die „Fabrika“<br />
ist der richtige Ort, um in die<br />
dynamische und innovative Szene<br />
von Tiflis einzutauchen. Es gibt<br />
diverse Bars und Cafés, im integrierten<br />
Hostel kann man zudem<br />
günstig übernachten. Jedes Jahr<br />
im Mai findet hier das Natural<br />
Wine Fest statt, bei dem sich die<br />
Weinszene trifft.<br />
ICH KOMME BALD<br />
WIEDER<br />
Mein schweigsamer Taxifahrer<br />
bringt mich nach drei aufregenden<br />
Tagen wieder zum Flughafen. Es<br />
ist mitten in der Nacht. Als ich<br />
losfliege, geht die Sonne über<br />
Tiflis auf. Ich bin glücklich. Und in<br />
Gedanken bereits bei der nächsten<br />
Georgien-Reise.
Weine mit<br />
Erinnerungen<br />
WEINGUT J. HOFSTÄTTER – SÜDTIROL<br />
Er ist ein Wahrzeichen. Der markante Kellerturm des Weinguts J. Hofstätter<br />
im Südtiroler Weinbauort Tramin. Ebenso wie die Weine des familiengeführten<br />
Traditionshauses selbst: In ihnen vereinen sich Geschichte, Terroir und die<br />
Vision von etwas Unvergänglichem.<br />
FOTOS: WEINGUT J. HOFSTÄTTER<br />
Sie entspringt den Bergen Südtirols. Die<br />
Etsch – der zweitlängste Fluss Italiens – ist<br />
eine wichtige Lebensader für die norditalienische<br />
Provinz, die den Zauber ihrer<br />
Gegensätzlichkeit so wunderbar zu einer ganz<br />
eigenen Individualität zusammengeführt hat. Auch für<br />
das Weingut J. Hofstätter, dessen Wurzeln im historischen<br />
Weinbauort Tramin liegen, ist die Etsch ein<br />
wichtiges Symbol. Das Traditionshaus ist auch heute<br />
noch das einzige familiengeführte Weingut Südtirols,<br />
das Weinberge beiderseits des Flusses sein Eigen nennt.<br />
Ein Alleinstellungsmerkmal – eines von vielen. „Kaum<br />
ein anderes Weingut der Region besitzt in so vielen<br />
unterschiedlichen Lagen Weinberge wie wir“, fügt<br />
Martin Foradori Hofstätter hinzu. Vielseitigkeit ist ein<br />
wichtiger Antrieb für ihn, denn neben den heimischen<br />
Lagen erstrecken sich die Rebflächen des Weinguts<br />
heute auch weit über die Grenzen Südtirols hinaus.<br />
DIE GEBURTSSTUNDE<br />
Bereits der Gründer des Weinguts, Josef Hofstätter,<br />
erkannte, dass die Lage, in der die Trauben wachsen,<br />
einen Wein auszeichnen. Dieser wichtige Aspekt zeigt<br />
sich bei J. Hofstätter auch darin, dass die jeweiligen<br />
Cru-Weine den ursprünglichen Namen des Hofes<br />
oder der Parzelle auf dem Etikett tragen. Steht in<br />
Italien „Vigna“ (dt.: Weinberg) auf dem Etikett, handelt<br />
es sich um einen Wein, dessen Trauben aus einem<br />
genau begrenzten Flurstück stammen. Das Weingut J.<br />
Hofstätter war das erste Weingut in Südtirol, das die<br />
„Vigna“-Klassifizierung einführte.. Einzigartige Parzellen<br />
wie die Vigna S. Urbano und die Vigna Roccolo für den<br />
Blauburgunder, Vigna Kolbenhof, Vigna Pirchschrait<br />
und Vigna Rechtenthaler Schlossleiten für den<br />
Gewürztraminer, die Vigna Steinraffler für den Lagrein<br />
und die Vigna Oberkerschbaum für den Sauvignon<br />
Blanc stehen Pate für ein außergewöhnliches Weinprofil.<br />
GESTERN, HEUTE, MORGEN<br />
Martin Foradori Hofstätter übernimmt 1992 das<br />
Weingut von seinen Eltern. Gemeinsam mit seiner Frau<br />
Beatrix beginnt er eine Ära der Modernisierung und<br />
Erweiterung des Betriebes.<br />
1998 entsteht der Kellerturm, der – zurückhaltend<br />
und dennoch bestimmend – neben dem imposanten<br />
Pfarrturm das Dorfbild von Tramin prägt. Mit viel<br />
Weitblick und großem Unternehmergeist erweitert<br />
Martin Foradori Hofstätter den Familienbesitz<br />
zunehmend. 2014 erwirbt er das Weingut Dr. Fischer im<br />
deutschen Anbaugebiet Mosel und verwirklicht damit<br />
seinen langgehegten Traum, über beste Rieslinglagen<br />
zu verfügen.<br />
2017 schließlich expandiert er ins Trentino, die Heimat<br />
seiner Vorfahren. Er kauft das Gut Maso Michei im Valle<br />
di Ronchi, einem faszinierenden Berggebiet oberhalb<br />
der Stadt Ala.<br />
„Unsere Familie prägt seit jeher das Weingut und ist<br />
ebenso vom Weingut geprägt. Unsere drei Kinder<br />
wachsen mittendrin im geschäftigen Alltag des<br />
Familienunternehmens auf. Nach Ausbildung, Studium<br />
und Berufserfahrung wollen sie die Zukunft des<br />
Weingutes mitgestalten“, so Martin Foradori Hofstätter.<br />
„Wir freuen uns auf diese gemeinsame Herausforderung!“<br />
Anzeige
PinotNoir<br />
„Speisen begleiten,<br />
statt sie zu übertönen“<br />
PAIRING-TIPPS VON SYBILLE BULTMANN ZU PINOT NOIR<br />
Mit Pinot Noir (in Deutschland: Spätburgunder) geht mehr als nur<br />
Wild. Die erfahrene Pfälzer Restaurantleiterin und Sommelière Sybille<br />
Bultmann serviert dazu auch Fisch, Käse und Wurstplatte – wenn<br />
man die richtigen Weine öffnet. Sie hat Kristine Bäder erklärt, was zu<br />
Pinot am besten passt.<br />
FOTOS: ENVATO<br />
Die aktuelle Statistik des Deutschen<br />
Weininstituts spricht eine deutliche<br />
Sprache: Spätburgunder (Pinot Noir) ist die<br />
wichtigste Rot<strong>wein</strong>sorte in Deutschland.<br />
Mehr als 11.000 Hektar der deutschen<br />
Rebfläche sind damit bestockt, das sind etwas mehr<br />
als elf Prozent der Gesamtfläche. Im Weiß<strong>wein</strong>-Land<br />
Deutschland, wo knapp 70 Prozent der Weinberge<br />
mit weißen Sorten bepflanzt sind, ist das keine ganz<br />
schlechte Quote.<br />
Die Geschichte des Spätburgunders in Deutschland<br />
reicht über hundert Jahre zurück. Doch mit der<br />
Rationalisierung im Weinbau zwischen den 1960er-<br />
Jahren und 1990 mutierte die rote Sorte zum Stiefkind<br />
der deutschen Winzer. Ertragreiche Klone, Maische-<br />
Erhitzung und Ausbau im Edelstahl oder GFK erzeugten<br />
dünne, hellfarbene und ausdruckslose Tropfen, die<br />
schnell das Ansehen des deutschen Pinots verspielten.<br />
Erst die Initiative ehrgeiziger Winzer, die sich von den<br />
Methoden im Burgund inspirieren ließen, brachte den<br />
deutschen Pinot Noir wieder zurück an die Spitze. Heute<br />
genießt er vor allem im anglo-amerikanischen Raum ein<br />
hohes Ansehen. Und weil deutsche Spitzen-Pinots der<br />
Konkurrenz aus dem Burgund oft in nichts nachstehen,<br />
aber deutlich bezahlbarer sind, war ihre Popularität auf<br />
der internationalen Wein-Bühne selten größer.<br />
ELEGANZ MIT ZURÜCKHALTENDEN<br />
TANNINEN<br />
Sybille Bultmann gehört zu den besten Sommelièren<br />
in Deutschland. Der „Schlemmer-Atlas” zählte sie<br />
2022 zu den Top 50 der deutschen Sommeliers. Als<br />
Restaurantleiterin und Sommelière prägte sie lange<br />
Jahre das Restaurant im Ketschauer Hof in Deidesheim<br />
(Pfalz). Mit ihrem Ehemann, dem Koch Swen Bultmann,<br />
eröffnete sie 2013 in Ludwigshafen das Restaurant<br />
„Atable“. Seit 2021 hat es im pfälzischen Freinsheim ein<br />
neues Zuhause gefunden.<br />
Schon in Ludwigshafen verfolgte das Atable<br />
ein Konzept der klassischen französischen<br />
Küche. „Wir haben dort auch zu<br />
Weinabenden mit reinen Pinot-Noir-Menüs<br />
eingeladen“, berichtet Sybille Bultmann von<br />
ihren Erfahrungen mit der roten Sorte. „Spätburgunder<br />
hat viele Facetten, die herausragende Eigenschaft<br />
ist aber seine elegante Art in Verbindung mit den<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 43
Sybille Bultmann<br />
zurückhaltenden Tanninen. Er ist<br />
ein Wein, der Speisen wirklich<br />
begleitet, statt sie zu übertönen.“<br />
Vor allem die leichte und elegante<br />
Küche profitiert für sie von Pinot<br />
Noir.<br />
ZU VIEL FRUCHT MACHT<br />
PROBLEME<br />
Welcher Pinot dabei ins Glas kommt,<br />
ist für die Sommelière auch – und<br />
vor allem – eine Frage des Alters.<br />
„Jung kann Spätburgunder sehr<br />
fruchtbetont schmecken. Wenn das<br />
Aroma aber zu intensiv ist, kann<br />
das zu manchem Gericht schwierig<br />
werden.“ Eine gute Kombination<br />
hingegen entsteht für sie, wenn das<br />
Essen nach Würze verlangt. Oder<br />
zu Speisen, die Frucht als Kontrast<br />
vertragen. „Rote Bete zum Beispiel“,<br />
empfiehlt sie, „oder auch Fisch. Der<br />
darf gerne gebraten sein und etwas<br />
Power mitbringen.“ Im Herbst<br />
greift Sybille Bultmann gerne zu<br />
gereiftem Spätburgunder. Mit<br />
seiner eher zarten Frucht und den<br />
Noten von Unterholz und vegetabilen<br />
Noten passen diese Weine<br />
bestens zu Geflügel wie Perlhuhn<br />
und auch zu Pilzen. Oder im Winter<br />
zu Wildgeflügel und Wurzelgemüse.<br />
Aber auch die Säure ist bei<br />
Spätburgundern ein wichtiger<br />
Faktor. „Die besten deutschen<br />
Produzenten sind meist auf der<br />
frischen und leichten Seite des<br />
Pinots, der damit aber auch immer<br />
eine deutliche Säure mitbringt. Das<br />
muss man bei der Weinauswahl<br />
berücksichtigen“, erklärt Sybille<br />
Bultmann. Im Gegenzug seien<br />
die Tannine nicht so dominant,<br />
was Spätburgunder etwa zu<br />
Schmorgerichten eher weniger<br />
eignet. „Es sei denn, man bewegt<br />
sich bei der Wein-Auswahl eher<br />
in Richtung Burgund. Dort findet<br />
man immer noch Weine, die mit<br />
Ganztrauben und Rappen vergoren<br />
wurden. Die verfügen über ein<br />
ganz anderes Tannin-Gerüst“,<br />
erläutert die Gastgeberin. Wärmere<br />
Herkünfte wie Südtirol und<br />
Kalifornien bieten ebenfalls kraftvollere<br />
Spätburgunder, die man<br />
als Essensbegleiter ganz anders<br />
einsetzen kann. „Grundsätzlich<br />
ist Pinot Noir aber eine Sorte, die<br />
in der Stilistik recht einheitlich<br />
ist, weil auch international immer<br />
mehr Eleganz angestrebt wird.“<br />
PINOT NOIR UND DER<br />
PREISELBEER-EFFEKT<br />
Wild und Spätburgunder sind<br />
für sie perfekte Partner. „Lièvre<br />
royal, ein klassisches Gericht in<br />
Frankreich mit einer Füllung aus<br />
Stopfleber ist ein perfektes Gericht<br />
für einen Pommard mit seiner<br />
festen Struktur und Würze. Die<br />
Gebratener Seebarsch passt hervorragend zu<br />
kühlem Pinot Noir ohne Barrique-Ausbau.<br />
Pinot Noir kann viel mehr als nur Wild zu<br />
begleiten. Es kommt dabei aber auf die<br />
Herkunft, den Ausbau und das Alter an.<br />
Säure bricht das Fett der Leber und<br />
passt zur kräftigen Sauce, das Fett<br />
des Gerichts macht im Gegenzug<br />
die Tannine des Weins weicher“,<br />
schwärmt die Sommelière von der<br />
Kombination. Zu Reh oder Hirsch<br />
übernimmt für sie der Pinot Noir<br />
auch öfter den „Preiselbeer-Effekt“,<br />
wenn er mit seiner Frucht den<br />
Gegenpart zur Würze des Fleisches<br />
spielt.<br />
Die klassischen, hellen Spätburgunder<br />
hingegen passen ihrer<br />
Erfahrung nach weniger zu diesen<br />
Gerichten. „So ein Wein aus<br />
dem großen Holzfass, also ohne<br />
Barrique-Ausbau, ist mit seiner<br />
saftigen und animierenden Frische<br />
zur Pfälzer Brotzeit (traditionelle<br />
Wurstplatte) ein toller Begleiter.“<br />
Auch zu Fischgerichten eignet sich<br />
dieser Pinot hervorragend. Sybille<br />
Bultmann empfiehlt Wolfsbarsch,<br />
auf der Haut gebraten, serviert<br />
mit Roter Bete, oder Steinbutt mit<br />
Rot<strong>wein</strong>butter. „Dazu einen feinen,<br />
frischen Pinot, bei 14 bis 16 Grad<br />
serviert – das ist perfekt.“<br />
VORSICHT BEI<br />
ZIEGEN- ODER<br />
BLAUSCHIMMELKÄSE<br />
Beim Käse stolpert man im Internet<br />
noch immer sehr schnell über die<br />
Empfehlung Rot<strong>wein</strong>. Tatsächlich<br />
lässt sich Spätburgunder für Sybille<br />
Bultmann mit ein paar Käsesorten<br />
recht gut kombinieren. „Speisen<br />
und Weine, die aus den gleichen<br />
Regionen kommen, passen oft<br />
zusammen“, lautet die Empfehlung<br />
der Restaurantleiterin. Einen<br />
jüngeren Pinot aus dem Burgund<br />
zum Rotschmierkäse L’Ami du<br />
Chambertin von dort passe gut,<br />
ebenso ein Chaource. „Ziegenkäse<br />
oder Blauschimmel geht zu Pinot<br />
Noir aber gar nicht. Der passt eher<br />
zu Käsen mit viel Fett und wenig<br />
Säure.“ Wenn es unbedingt diese<br />
Rebsorte sein müsse, könne man<br />
aber gut zu einem Blanc de Noirs<br />
greifen: „Der ist so primärfruchtig,<br />
das funktioniert mit Käse meist<br />
ziemlich gut.“<br />
Nur zum Dessert ist Bultmann<br />
skeptisch geworden. „Das würde<br />
ich nicht mehr machen”, betont<br />
sie. Ihre Erfahrung: Rote Pinots<br />
sind immer komplett durchgegoren,<br />
dazu kommen Säure und Tannin<br />
– das funktioniert zu Süßspeisen<br />
nicht. Findet man aber den seltenen<br />
Fall eines Süß<strong>wein</strong>s aus Pinot Noir,<br />
werde die Kombination hingegen<br />
interessant: „Die rote Aromatik zu<br />
Desserts mit roten Früchten wie<br />
Kirsche und mit Schokolade, das<br />
passt super.“ Und wie schlägt sich<br />
der Pinot Noir als Sekt zum Essen?<br />
„Das kann man auf jeden Fall<br />
machen. Pinot-Noir-Sekt ist meist<br />
ein wenig üppiger, er ist dann guter<br />
Essensbegleiter. Als Blanc de Noirs<br />
gerne zu kräftigen Vorspeisen, als<br />
Rosé auch einfach nur zum Aperitif.“<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 45
Wein bewusst gedacht<br />
MEZZACORONA – TRENTINO<br />
Ein gemeinsames Ziel verbindet nicht nur. Es führt im besten Fall<br />
auch zum gemeinsamen Erfolg. Dies zeigt sich in der Trentiner<br />
Erzeugergemeinschaft Mezzacorona auf eindrucksvolle Weise in<br />
biozertifizierten Weinen von höchster Güte.<br />
FOTOS: MEZZACORONA<br />
Bereits Goethe war sich sicher:<br />
Die Region um den Trentiner<br />
Weinort Mezzocorona ist<br />
„der schönste Weingarten<br />
Europas“. Und in der Tat –<br />
die kleine Stadt, die namensgebend für<br />
die Cantina Mezzacorona (mit a statt o) ist,<br />
liegt in einem der malerischsten Täler der<br />
Alpen und ist allein aufgrund des unglaublichen<br />
Bergpanoramas einen Besuch wert.<br />
Der zweite Anreiz liegt im Glas. Denn<br />
neben der Landschaft sind es die Weine<br />
von herausragendem Niveau, die hier für<br />
sich sprechen. „Unser tiefstes Bestreben ist<br />
es, den Ausdruck des Terroirs in unseren<br />
Weinen zu bewahren“, erklärt Maurizio<br />
Maurizi, Winzer in der Genossenschaft<br />
Mezzacorona. So sind es vor allem weiße<br />
Rebsorten – allen voran Pinot Grigio<br />
–, die hier im Herzen der Dolomiten im<br />
mediterran und alpin beeinflussten Klima<br />
zu reizvollen Weinen mit einer filigranen<br />
Säure und lebendigen Frische heranreifen.<br />
„Lebendigkeit – dafür steht Italien. Wir<br />
wollen diese unsere Kultur in die ganze<br />
Welt hinaustragen“, so Maurizio Maurizi.<br />
MIT DER ERDE VERBUNDEN<br />
Eine wichtige Grundlage dabei ist das stete<br />
Bewusstsein für das Geschenk, das ihnen<br />
von der Natur gemacht wurde. Daher ist<br />
nachhaltiges Arbeiten im Weingarten und<br />
auch im Weinkeller die Grundlage, die<br />
das Handeln aller Mitglieder der biozertifizierten<br />
Genossenschaft bestimmt. Die<br />
Weingärten der Erzeugergemeinschaft<br />
„Lebendigkeit – dafür steht<br />
Italien. Wir wollen unsere Kultur<br />
in die ganze Welt hinaustragen.“<br />
erstrecken sich auf 2.800 Hektar in<br />
den Alpentälern und verfügen somit<br />
über ein aufregendes Spektrum<br />
an vielseitigen Mikroklimata.<br />
„Unsere Weinbauern kennen die<br />
Beschaffenheit des Bodens und die<br />
Besonderheiten der verschiedenen<br />
Anbaugebiete unserer Region“,<br />
erklärt Maurizi. Täglich werden sie<br />
dabei von Agronomen unterstützt,<br />
um so die biologische Fruchtbarkeit<br />
des Bodens zu bewahren. Das<br />
Ergebnis gibt diesem Konzept<br />
recht, denn Mezzacorona hat das<br />
ideale Gleichgewicht zwischen<br />
wissenschaftlicher Forschung und<br />
technischen Hilfsmitteln für eine<br />
gute Nutzung des Bodens und der<br />
natürlichen Ressourcen gefunden.<br />
Der Einsatz von synthetischen<br />
Pflanzenschutz- und Düngemitteln<br />
ist durch die Einführung von<br />
Elementen, die im ökologischen<br />
Landbau verwendet werden, aufs<br />
Minimale beschränkt. Das Wasser<br />
wird durch Tropfenbewässerung<br />
verteilt. Man könnte dies auch<br />
als eine Art „Notbewässerung“<br />
bezeichnen, denn so bekommt<br />
die Rebe nur dann die nötige<br />
Menge Wasser zugeführt, wenn<br />
sie es auch braucht – und ohne<br />
dass es verschwendet wird. „Wir<br />
machen Wein, weil es ökologisch<br />
und ökonomisch nachhaltig<br />
ist“, erläutert der Sprecher der<br />
Genossenschaft schlicht all diese<br />
bedeutenden Schritte.<br />
BEWUSST UND<br />
DURCHDACHT<br />
Ein begleitendes Element der<br />
Nachhaltigkeit ist auch die<br />
Kontinuität. Diese zeigt sich bei<br />
Mezzacorona nicht nur in der<br />
Qualität von Weinen mit unverfälschtem<br />
Charakter, sondern auch<br />
in der Arbeit. Denn der Erfolg des<br />
Betriebs ist nicht zuletzt auch auf<br />
die kontinuierliche Arbeit des<br />
Chef-Önologen Fabio Toscana<br />
zurückzuführen, der seit über<br />
einem Vierteljahrhundert in den<br />
Weingärten und im Keller tätig<br />
ist und zu den bekanntesten<br />
Weinexperten des Landes gehört.<br />
Die Kellerei ist ein besonderer Stolz<br />
der Genossenschaft, denn sie ist<br />
nicht nur hochmodern, sie ist auch<br />
zu 70 Prozent unterirdisch angelegt.<br />
Dies bringt einen entscheidenden,<br />
ausgeklügelten Vorteil mit sich:<br />
Die Energiekosten für die Kühlung<br />
der Weine können durch das<br />
geschützte Lager gering gehalten<br />
werden. Auch hier schließt sich der<br />
Kreis, denn der Mensch hat etwas<br />
konzipiert, das für den Wein und<br />
für die Natur gut ist – und genau<br />
so wohlüberlegt sollte Weinanbau<br />
sein.<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 47
So bewertet<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />
Verkostungsleiter Marcus Hofschuster<br />
hat ein herausragendes Renommee als<br />
gewissenhafter und unbestechlicher<br />
Weinkritiker. Er verkostet für <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />
Weine aus allen Regionen Europas, und<br />
das stets nach identischen Qualitäts- und<br />
Verkostungsmaßstäben. Derzeit werden bei<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> rund 2.700 klassifizierte Weingüter<br />
mit professionellen Beschreibungen und<br />
Bewertungen von annähernd 160.000 Weinen<br />
publiziert. Produzenten und Weine werden<br />
werktäglich aktualisiert und ergänzt.<br />
Trinkempfehlungen<br />
Jede Weinbewertung enthält eine Prognose über den<br />
voraussichtlich besten Trinkzeitraum bei normaler<br />
Lagerung. Viele Weine bleiben aber auch darüber<br />
hinaus in guter Form. Wir möchten nur nicht<br />
garantieren, dass sie sich weiter positiv entwickeln<br />
werden. Gerade bei idealer Lagerung kann sich die<br />
Entwicklungsfähigkeit allerdings deutlich verlängern.<br />
Unsere Regeln:<br />
1. Jeder Wein wird ausschließlich blind<br />
verkostet. Bei der Bewertung weiß der<br />
Verkoster niemals, welcher Wein von<br />
welchem Erzeuger sich im Glas befindet.<br />
2. Sämtliche Weine werden im neutralen<br />
Verkostungsraum in Erlangen probiert, um<br />
ablenkende Einflüsse zu minimieren. Im<br />
Gegensatz zu anderen Weinführern ist bei <strong>wein</strong>.<br />
<strong>plus</strong> das Bewerten von Weinen auf Messen<br />
oder beim Erzeuger völlig ausgeschlossen.<br />
3. Zum Absichern der Wertungen finden regelmäßig<br />
Gegenproben statt, bei denen Weine angestellt<br />
werden, die zuvor schon einmal probiert wurden.<br />
4. Pro Tag finden nur so viele Proben statt, dass viel<br />
Zeit und Ruhe für jeden einzelnen Wein garantiert<br />
werden kann. Sehr viele Weine werden<br />
zudem mindestens zweimal probiert, um auch<br />
ihre Entwicklung an der Luft zu berücksichtigen.<br />
5. Alle Verkoster haben langjährige Erfahrung<br />
und verkosten hauptberuflich.<br />
Das <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>-Verkostungsteam:<br />
Kim Schreiber und Marcus Hofschuster<br />
Benotung nach dem 100-Punkte-System:<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> wertet nach dem international<br />
üblichen 100-Punkte-System, das dem amerikanischen<br />
Schulnotenschema entlehnt ist.<br />
Wir verwenden in unserem Punktesystem<br />
die Abkürzung WP = <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>-Punkte.<br />
Was unsere Bewertungen bedeuten<br />
100 WP einzigartig<br />
Weine, die man nur anders, aber<br />
nicht besser machen kann.<br />
95-99 WP groß<br />
Weine von Weltklasse, deren Tiefe, Komplexität,<br />
Charakter und Ausdrucksstärke ein unvergessliches,<br />
sinnliches Erlebnis schenken.<br />
90-94 WP hervorragend<br />
Erstklassige Weine, die zu den besten ihrer<br />
Art gehören. Sie zeichnen sich aus durch<br />
Reintönigkeit, Harmonie, Tiefe und Charakter.<br />
85-89 WP sehr gut<br />
Bemerkenswerte Weine mit Persönlichkeit, Ausdruck,<br />
sowie bereits gewisser Komplexität und Tiefe. Sie<br />
verdienen die Aufmerksamkeit jedes Weinliebhabers.<br />
80-84 WP gut<br />
Saubere, harmonische, im besten Fall typische Weine.<br />
Die Bewertungen von <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> gehören zu<br />
den verlässlichsten der Branche. Sie sind<br />
nachvollziehbar und wiederholbar.<br />
Alle Infos auf der Webseite:<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 49
Unsere Lieblings<strong>wein</strong>e<br />
der vergangenen Wochen<br />
Mit einem Herz zeichnen wir nur Weine aus, die uns persönlich besonders gut schmecken. Es handelt sich hier stets<br />
um die aus unserer Sicht feinsten und interessantesten Weine ihrer jeweiligen Stilrichtung, Herkunft oder Preislage.<br />
Das kann das rare und teure Spitzenprodukt eines legendären Weinguts ebenso sein wie der umwerfend trinkfreudige,<br />
günstige Einstiegs<strong>wein</strong> eines bislang völlig unbekannten Erzeugers, ein Wein mit 96 Punkten ebenso wie einer mit 84.<br />
Damit versuchen wir gleichzeitig, auch den niedrigeren Punktzahlen und den mit ihnen bedachten Weinen wieder<br />
den Stellenwert und die Aufmerksamkeit zurückzugeben, die ihnen nach der ursprünglichen Idee des 100-Punkte-<br />
Systems zusteht, die nur leider von den meisten Anwendern dieses Systems inzwischen völlig verwässert, in vielen<br />
Fällen sogar ganz ad absurdum geführt wurde.<br />
Kim Schreiber und Marcus (Sam) Hofschuster<br />
Sie finden nachfolgend eine kleine Auswahl unserer Lieblings<strong>wein</strong>e. Die gesamte Übersicht mit Links<br />
zu allen Ergebnissen, den Weinbeschreibungen und den Produzenten finden Sie unter folgendem Link:<br />
Weingut Baron Knyphausen — Rheingau (DE)<br />
2021 Riesling VDP.Guts<strong>wein</strong> “Charta”<br />
Kühler, recht tiefer, etwas kräuterig-pflanzlicher<br />
und einen Hauch nussiger Duft nach<br />
Steinobst und Zitrusfrüchten mit floralen<br />
Nuancen, einem Hauch Apfel, Limette sowie<br />
mineralischen und zart rauchigen Tönen.<br />
Klare, feste, saftige Frucht mit lebendiger, sehr<br />
feiner Säure und einem Hauch Süße, pflanzliche<br />
bis kräuterige Aromen am Gaumen,<br />
angedeutet rote Beeren, deutliche Mineralik,<br />
zarter Griff, gewisse Tiefe, noch jung, relativ<br />
komplex, sehr guter, fester, saftiger und<br />
mineralischer, kühler Abgang mit Zug.<br />
90 WP >> sehr gut 13.50 €<br />
Le Battistelle — Venetien (Italien)<br />
2021 Soave Classico DOC “Roccolo del Durlo”<br />
Kühle, pflanzliche, an Stangensellerie<br />
erinnernde Nase mit sehr gelbfruchtigen<br />
Noten mit einem Hauch Champignons.<br />
Fest gewirkte Frucht mit nussigen und<br />
rauchigen Tönen, wieder Sellerie sowie<br />
recht deutlich Spargel, lebendige Säure,<br />
griffig am Gaumen, noch ganz leicht sandiger<br />
Gerbstoff, deutlich kreidig-salzige Töne, eine<br />
Spur Hefe, sehr guter, straffer, herb-saftiger,<br />
frisch-pflanzlicher und salziger Abgang.<br />
89 WP >> sehr gut Bis 20.00 €<br />
Inama — Venetien (Italien)<br />
Tenuta San Guido — Toskana (Italien)<br />
Weingut Ziereisen — Baden (Deutschland)<br />
Cantine Cavicchioli & Figli — Emilia Romagna (Italien)<br />
2020 Soave Classico DOC “Foscarino”<br />
2021 Toscana IGT “Guidalberto”<br />
2020 Gutedel Land<strong>wein</strong> “Steinkrügle”<br />
2022 Lambrusco di Sorbara DOC secco “Vigna del Cristo”<br />
Einnehmende, kühle, feste und tiefe, etwas<br />
kräuterige und fenchelig-vegetabile Nase<br />
mit noblen gelbfruchtigen Noten, Steinpilzen<br />
und floralen Spuren. Reife, fest gewirkte<br />
und wieder ausgesprochen noble, etwas<br />
schmelzige Frucht, nussige und leicht rauchige<br />
Anklänge, wieder auch etwas Fenchel, sehr<br />
feine Säure, nachhaltig und dicht am Gaumen,<br />
deutliche Mineralik, ein wenig nussige<br />
Würze, gute Tiefe, vielschichtig, konzentriert<br />
und zugleich elegant, sehr guter, fester<br />
Abgang mit noblem, herbem Saft, Haselnuss<br />
und feinster Würze. Eine Schönheit.<br />
Fester Duft nach schwarzen Beeren,<br />
Tomatenmark, Pfeffer, ein wenig Trockenkräutern<br />
und Kirschen mit ein wenig Granatapfelkernen<br />
und Tabakasche sowie fleischige<br />
Nuancen. Fest gewirkt und herb im Mund, fast<br />
kühl wirkende, überaus feine, schwarzbeerigkirschige<br />
Frucht mit Säurebiss und präsenten,<br />
dabei sehr feinen und reifen Tanninen,<br />
wieder Granatapfelkerne am Gaumen, auch<br />
pfeffrige und angedeutet tabakige Noten, zart<br />
röstige Töne und ein wenig Bitterschokolade,<br />
angedeutet Zitronengras und auch<br />
Zitronenpfeffer im Hintergrund, nachhaltig,<br />
hat Kraft, aber auch am Gaumen gewisse<br />
Kühle und erstaunliche Finessen, Basilikum<br />
und Minze, salzige Mineralik, eleganter Stil,<br />
sehr guter, straffer, feinsaftiger Abgang mit<br />
Biss, frischen kühlen Kräutern, einer Spur<br />
Schokolade, zart Asche und wieder Pfeffer.<br />
Kühler, recht tiefer, hefiger und fein-vegetabiler<br />
Duft mit hellen gelbfruchtigen Aromen,<br />
floralen Spuren, angedeutet Pilzen und<br />
Kräutern sowie noch zarten Reduktionstönen.<br />
Feinsaftige, herbe, kühle, geschliffene<br />
Frucht, wieder noch leicht rauchig-reduktiv,<br />
sehr feine Säure und etwas Griff, deutlich<br />
hefige Noten, feine frisch-vegetabile<br />
Aromen am Gaumen, salzige und kreidige<br />
Mineralik, gewisse Tiefe, noch jung, hat<br />
Spannung, sehr guter, straffer, herb-saftiger<br />
und sehr mineralischer Abgang mit Zug.<br />
Helle florale und rotbeerige Nase mit<br />
hefigen Spuren, zart rauchigen sowie auch<br />
angedeutet hell-tabakigen Aromen und<br />
einer Spur Pfeffer. Kühle, geradlinige, wieder<br />
hellrote Frucht, nussig-hefige, etwas florale<br />
und pflanzliche bis kräuterige Töne, mittelfeine,<br />
lebendige Perlage, Griff am Gaumen,<br />
hefige Töne, fleischige Nuancen und wieder<br />
Pfeffer, ganz zart rauchig und pilzig im<br />
Hintergrund, viel Biss, Kreide und Salz, sehr<br />
guter, straffer, herber, etwas salziger Abgang.<br />
93 WP >> hervorragend Bis 35.00 €<br />
92 WP >> hervorragend 50.00 €<br />
89 WP >> sehr gut 22.60 €<br />
88 WP >> sehr gut 12.20 €<br />
Weingut Keller — Rheinhessen (Deutschland)<br />
Weingut Emrich-Schönleber — Nahe (Deutschland)<br />
Chiarli — Emilia Romagna (Italien)<br />
Hummel Pincészet — Südliches Transdanubien (Ungarn)<br />
2022 Westhofen Sylvaner VDP.Aus Ersten Lagen trocken<br />
2022 Monzingen Riesling VDP.Orts<strong>wein</strong> trocken “Frühtau”<br />
2022 Lambrusco di Sorbara DOC secco “del Fondatore”<br />
2022 Villány-Siklós trocken “Bumblebee”<br />
Brillant reintöniger, kühler und geschliffener,<br />
fein-vegetabiler Duft mit zart hefigen und<br />
nussigen Anklängen, hellen gelbfruchtigen<br />
Noten, hellen Blütentönen, und ein wenig<br />
an Muschelschalen erinnernder Mineralik.<br />
Straffe, helle, herb-saftige Frucht, lebendige,<br />
feine Säure und Griff, frische pflanzliche<br />
Aromen, etwas Hefe, nachhaltig am Gaumen,<br />
deutliche, helle Mineralik, hat Substanz und<br />
enorme Spannung, bei aller Leichfüßigkeit<br />
dicht und nachdrücklich, angedeuteter, einen<br />
Hauch süßlicher Schmelz, weißfruchtige<br />
und weiß-pfeffrige Nuancen, ein Hauch<br />
roter Beeren, sehr guter bis langer, straffer,<br />
regelrecht vibrierender Abgang mit kühlem<br />
Saft, Mineralik und reichlich Zug.<br />
Kühle, geschliffene und recht tiefe, feinkräuterige<br />
Nase mit recht noblen gelbfruchtigen<br />
Aromen, rauchig-reduktiven Spuren,<br />
floralen Nuancen und gewisser Mineralik.<br />
Straffe, feinsaftige, jugendliche Frucht,<br />
lebendige Säure und feiner Griff, hefige<br />
Nuancen, wieder auch noch rauchig-reduktive<br />
Beitöne, nachhaltig, deutlich mineralisch, ganz<br />
leicht floral im Hintergrund, noch unentwickelt,<br />
eleganter Stil, hat Nachdruck und<br />
Spiel zugleich, gewisse Tiefe, angedeutet<br />
dunkle Beeren, sehr guter, straffer,<br />
feinsaftiger Abgang mit Griff und Zug.<br />
Klare himbeerbetont rotbeerige Nase mit<br />
floralen und kräuterigen Nuancen, einem<br />
Hauch Brombeeren sowie einer Spur<br />
Wacholder. Kühl, frisch und herbfruchtig<br />
im Mund, feines Mousseux und etwas Griff,<br />
pflanzliche bis kräuterige und florale Nuancen,<br />
etwas Petersilie, animierender Säurebiss, gute<br />
Nachhaltigkeit, ätherische Spuren, deutlich Salz<br />
im Hintergrund, sehr guter Abgang mit Zug.<br />
Leicht trübes Orange. Herbe, etwas florale,<br />
hefige und hell-nussige Zitrus-Kernobstnase<br />
mit Steinobstanklängen, einem Hauch Pilze<br />
sowie rotbeerigen und vegetabilen Nuancen.<br />
Recht saftige, herbe Frucht mit feiner<br />
Säure und präsentem, mürbem Gerbstoff,<br />
hefige, nussige, fein-vegetabile und gelbgewürzige<br />
Aromen, ein Hauch roter Beeren<br />
im Hintergrund, pfeffrige Nuancen, nachhaltig,<br />
kreidig, sehr guter, saftiger und würziger<br />
Abgang, wieder mit viel Gerbstoff-Griff.<br />
92 WP >> hervorragend Bis 40.00 €<br />
91 WP >> hervorragend 20.00 €<br />
88 WP >> sehr gut 14.00 €<br />
88 WP >> sehr gut 12.50 €<br />
50 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 51
La Piana Winery — Emilia Romagna (Italien)<br />
Le Albare — Venetien (Italien)<br />
Weingut Zehnthof - Luckert — Franken (DE)<br />
Zanasi Azienda Agricola — Emilia Romagna (Italien)<br />
2021 Lambrusco Grasparossa di Castelvetro DOC secco<br />
2021 Soave Classico DOC “Monte Majore”<br />
2022 Sulzfeld Roter Silvaner VDP.Orts<strong>wein</strong> trocken<br />
2021 Lambrusco Grasparossa di Castelvetro DOC secco<br />
“PuntoEAcapo - Montebarello 155”<br />
Herber, etwas angetrocknet-pflanzlicher<br />
bis kräuteriger und einen Hauch tabakiger<br />
Duft nach Sauerkirschen und schwarzen<br />
Beeren. Klare, kühle, eher herbe, feinsaftige<br />
Frucht, nussige und wieder etwas tabakige<br />
Noten, ein wenig Bitterschokolade am<br />
Gaumen, feine Perlage, relativ präsentes<br />
Tannin, nachhaltig, etwas Tiefe, hat<br />
Spannung und Biss, sehr guter, straffer,<br />
saftiger Abgang mit ein wenig rosa Pfeffer.<br />
Klare, geschliffene, herbe Kernobstnase<br />
mit nussigen und feinen pflanzlichen bis<br />
kräuterigen Aromen, floralen Tönen und<br />
angedeutet Pilzen. Feinsaftige, kühle und<br />
geschliffene Frucht, pflanzliche bis kräuterige,<br />
nussige und rauchige Anklänge, sehr feine,<br />
lebendige Säure, etwas Griff, nachhaltig am<br />
Gaumen, salzig und auch mit einem Hauch<br />
weißen Pfeffers, knochentrockener Stil,<br />
hat Eleganz und Leben, sehr guter, straffer,<br />
herb-saftiger, nussiger, leicht rauchiger und<br />
wieder salziger Abgang. Sehr animierend.<br />
Einen Hauch nussiger und angedeutet<br />
floraler Kernobstduft mit feinen vegetabilen<br />
Anklängen. Feinsaftige, frische, eher<br />
kühle, geschliffene Frucht, pflanzliche und<br />
angedeutet florale Noten, ein Hauch dunkler<br />
Früchte im Hintergrund, hefige und kreidigsalzige<br />
Nuancen, gute Nachhaltigkeit, sehr<br />
feine Säure, hat Leben, sehr guter, frischsaftiger<br />
Abgang mit zartem Griff und Biss.<br />
“AnticaNatura”<br />
Fester und relativ komplexer, herber Duft nach<br />
Sauerkirschen und ein wenig Amarenakirschen<br />
mit getrocknet-kräuterigen, pfeffrigen und<br />
ganz zart speckigen Noten. Klare, herbsaftige,<br />
straffe Frucht, lebendige Säure, relativ<br />
feine Perlage und präsentes Tannin, leicht<br />
rauchig am Gaumen, Trockenkräuternoten,<br />
Pfeffer und Wacholder, nachhaltig, relativ<br />
komplex, gewisse Tiefe, salzige Noten,<br />
sehr guter, straffer, herb-saftiger und<br />
-würziger Abgang mit Griff. Erstklassig.<br />
88 WP >> sehr gut 14.00 €<br />
88 WP >> sehr gut 8.50 €<br />
88 WP >> sehr gut 15.00 €<br />
88 WP >> sehr gut Bis 15.00 €<br />
Tenuta di Aljano — Emilia Romagna (Italien)<br />
Wassmann Pince — Südliches Transdanubien (Ungarn)<br />
Podere il Saliceto — Emilia Romagna (Italien)<br />
S.A.Vezzelli Francesco S.S. — Emilia Romagna (Italien)<br />
2021 Reggiano DOC Rosso “Settefilari”<br />
2021 DHC Villány “Otto”<br />
2022 Lambrusco dell’Emilia IGT secco “Albone”<br />
2022 Lambrusco DOC secco “Rive dei Ciliegi”<br />
Herber, klarer, recht fester Duft nach<br />
schwarzen Beeren und Sauerkirschen mit zart<br />
kräuterigen, tabakigen, ätherisch-rauchigen,<br />
pfeffrigen und angedeutet aschigen Noten.<br />
Klare, herb-saftige und zugleich zart süßliche<br />
Frucht, nussige, tabakige und aschige<br />
Spuren, gute Nachhaltigkeit, recht feine<br />
Perlage, relativ präsenter, aber ebenfalls eher<br />
feiner Gerbstoff, gewisse Nachhaltigkeit,<br />
fleischige, wacholdrige und pfeffrige Spuren,<br />
Zitruszesten im Hintergrund, guter bis sehr<br />
guter, recht saftiger Abgang mit Biss.<br />
Ganz leicht trübes Strohgelb. Nussiger, etwas<br />
hefiger, floraler und angetrocknet-pflanzlicher<br />
Duft mit gelbfruchtigen Aromen, Fenchel<br />
und gelber Würze. Feinsaftige, herbe Frucht<br />
mit viel Griff von reifem Gerbstoff und sehr<br />
feiner, recht lebendiger Säure, nussige Aromen<br />
am Gaumen, etwas Hefe und gelbe Würze,<br />
florale Nuancen, nachhaltig, einerseits eher<br />
schlank, dennoch aber mit gewissem Schmelz,<br />
sehr guter, animierend herb-saftiger Abgang,<br />
wieder mit feiner, etwas nussiger Würze.<br />
Klarer, leicht hefiger Duft nach Sauerkirschen<br />
und Amarenakirschen mit schwarzbeerigen<br />
Aromen, ein wenig Kräutern, Pfeffer,<br />
floralen Nuancen und roten Johannisbeeren.<br />
Herb-saftige, frische, kühle Frucht mit<br />
pfeffriger und ganz leicht rauchiger Würze,<br />
etwas hefig und nussig, lebendige, recht<br />
feine Perlage und etwas Griff, nachhaltig,<br />
straff, einen Hauch wacholdrig im<br />
Hintergrund, sehr guter, erfrischend herbsaftiger<br />
Abgang mit Zug. Eine Freude.<br />
Grasparossa di Castelvetro<br />
Klarer, leicht säuerlicher Kirschduft mit<br />
schwarzbeerigen Aromen sowie lavendelig-floralen,<br />
mediterran-kräuterigen und<br />
pfeffrigen Nuancen. Straffe, frische, fast<br />
herbe Frucht, ätherisch-kräuterige und<br />
leicht florale Töne, lebendige Säure, mittelfeine<br />
Perlage und recht präsentes, jugendliches<br />
Tannin, hefige Anklänge, ein Hauch<br />
Pfeffer und Wacholder im Hintergrund, ganz<br />
zart Bitterschokolade, sehr guter, straffer,<br />
frisch-saftiger und griffiger Abgang.<br />
88 WP >> sehr gut 7.20 €<br />
88 WP >> sehr gut Bis 14.50 €<br />
87 WP >> sehr gut 11.00 €<br />
87 WP >> sehr gut 8.70 €<br />
Weingut Söllner — Niederösterreich (Österreich)<br />
Weingut Stefan Bardorf — Franken (Deutschland)<br />
Staatlicher Hofkeller — Franken (Deutschland)<br />
Weingut Christoph Bauer — Niederösterreich (AT)<br />
2021 Wagram DAC Roter Veltliner trocken “von Gösing”<br />
2021 Randersacker Marsberg Silvaner trocken Alte Reben<br />
2022 Würzburg Riesling VDP.Orts<strong>wein</strong> trocken<br />
2022 trocken Gemischter Satz<br />
Zurückhaltende, etwas vegetabile Nase<br />
mit nussigen Anklängen und nur angedeuteter<br />
gelber Frucht. Feinsaftige, ganz leicht<br />
schmelzige Frucht, zart nussige und pflanzliche<br />
Aromen, ein Hauch roter Beeren, gute<br />
Nachhaltigkeit, recht deutlich Mineralik,<br />
zart rauchige Anklänge, lebendige, feine<br />
Säure, sehr guter, überraschend komplexer,<br />
feinsaftiger und -würziger Abgang mit Biss.<br />
Fester, klarer, fein-vegetabiler, ein wenig<br />
kräuteriger und angedeutet rauchiger<br />
Kernobstduft mit nussigen Spuren. Herbe,<br />
feinsaftige, recht dichte Frucht, nussige,<br />
vegetabile und leicht rauchig-speckige<br />
Töne, feine Säure und Griff von mürbem<br />
Gerbstoff, kreidige und salzige Noten,<br />
nachhaltig, gute Substanz, etwas Tiefe,<br />
noch jung, sehr guter, herb-saftiger, griffiger,<br />
wieder zart rauchiger Abgang mit feinen<br />
Kohlnoten. Sehr viel Wein fürs Geld.<br />
Kühle, recht geschliffene, zart kräuterig-pflanzliche<br />
und florale Nase mit hellen gelbfruchtigen<br />
Aromen. Schlanke, wieder kühle, helle,<br />
feinsaftige Frucht mit lebendiger, dabei<br />
geschliffener Säure, gewisse Nachhaltigkeit,<br />
kreidige und salzige Anklänge, nur ein Hauch<br />
Süße im Hintergrund, sehr harmonisch,<br />
animierend, guter bis sehr guter Abgang.<br />
Kühle, klare und herbe, fein-pflanzliche<br />
Nase mit hellen gelbfruchtigen und<br />
angedeutet floralen Aromen. Geschliffene,<br />
kühle, feinsaftige, helle Frucht, pflanzliche<br />
bis kräuterige und zart florale Töne,<br />
sehr feine Säure, gewisse Nachhaltigkeit,<br />
nussige Spuren im Hintergrund, eleganter<br />
Stil, animierend, etwas Mineralik, guter<br />
bis sehr guter Abgang mit Zug.<br />
88 WP >> sehr gut 11.00 €<br />
88 WP >> sehr gut 9.50 €<br />
87 WP >> sehr gut 11.00 €<br />
87 WP >> sehr gut 6.50 €<br />
52 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 53
Eine Größe in Exzellenz<br />
FRANÇOIS LURTON – LANGUEDOC<br />
Charakterstarke Weine spiegeln ihre charakterstarken Winzer wider. Eine Gleichung, die in<br />
den großartigen Weinen der Domaine François Lurton zum Tragen kommt. Denn obwohl<br />
die Familie längst Weine auf der ganzen Welt herstellt, bekennt sie sich klar zu ihren<br />
französischen Wurzeln – und lebt Weine mit Esprit, Eleganz und Charme.<br />
FOTOS: DOMAINES FRANÇOIS LURTON<br />
Schützend legt er sich sanft über sie. Der kühlend<br />
zart-weiße Morgennebel vor Tagesanbruch.<br />
Er unterstützt die Trauben, die in ausgesuchten<br />
Parzellen des Weinguts François<br />
Lurton im Süden und Südwesten Frankreichs<br />
reifen, dabei, noch mehr elegante Frische und intensive<br />
Fruchtaromen zu entfalten. Wie passend der Name<br />
der „Les Fumées Blanches“-Weine der Domaine<br />
doch ist. Dank der Trauben, die eben ihren exquisiten<br />
Ausdruck durch das Spiel mit der Natur erlangen und<br />
exakt auf dem Höhepunkt ihrer Reife gelesen werden,<br />
um behutsam zu aromatisch ausdrucksvollen Weinen<br />
mit höchstmöglichem Rebsortencharakter vinifiziert zu<br />
werden.<br />
DER FRÜHLING IM GLAS<br />
Charakter. Ein wichtiges Wort im Traditions<strong>wein</strong>gut<br />
François Lurton. Denn es war einst der junge Winzer<br />
François, der gemeinsam mit seinem Vater nach einem<br />
Weinberg für die ganze Familie suchte. Einem Weinberg,<br />
der ihre Liebe zum Land und zur französischen<br />
Lebensfreude widerspiegeln sollte. Doch wie soll all das<br />
in einem einzigen Weinberg zum Ausdruck kommen?<br />
So wundert es auch nicht, dass dies nur der Beginn<br />
einer faszinierenden Weinbaugeschichte ist, die im<br />
mediterranen Languedoc begann, wo dank der vielen<br />
Sonnenstunden sehr aromatische Trauben gedeihen.<br />
Doch auch weiter westlich – in der Gascogne – wurden<br />
die beiden Herren fündig. Dort erwarben sie sogar direkt<br />
mehrere Weinberge, die heute die Domaine François<br />
Lurton ausmachen. Das Herzstück, wenn man so will,<br />
denn schon lange trägt die Familie ihre Liebe zum Wein<br />
nicht nur in die ganze Welt hinaus – sie baut Wein auch<br />
in weiteren Regionen des Landes sowie in unterschiedlichen<br />
Ländern der Erde an. Hier im Süden Frankreichs<br />
sind es jedoch Rebsorten wie Sauvignon Blanc und<br />
Merlot, die die besten Bedingungen des Terroirs für sich<br />
zu nutzen wissen und in dynamischen, fruchtig-erfrischenden<br />
Weiß- und Rosé<strong>wein</strong>en von höchster Qualität<br />
aufgehen und so gefühlt das ganze Jahr über frühlingshafte<br />
Leichtigkeit ins Glas zaubern.<br />
EINE EINZIGARTIGE BASIS<br />
Vielfalt, Größe, Exzellenz: Für Superlative wie diese<br />
steht der Name François Lurton Pate. Sie bilden die<br />
Basis des Unternehmens, das auch in der Anzahl der<br />
Familienmitglieder, die die Wurzeln von einst leben,<br />
tragen und noch tiefer ins Erdreich bringen, neue<br />
Maßstäbe setzt: Sagenhafte 19 Winzer stehen für die<br />
vinophile Vision Lurtons ein. Fünf Generationen, eine<br />
Familie, eine gemeinsame Leidenschaft. Das, was 1650<br />
begann, ist heute zu einem globalen Kaleidoskop herangewachsen,<br />
dessen Trauben vom Bordelais über das<br />
Languedoc bis nach Südaustralien reifen. Die Familie<br />
betreibt mehr als 30 Weingüter weltweit. Jedes mit einer<br />
eigenen Philosophie. Denn die Familie ist kein uniformer<br />
Clan. Ganz im Gegenteil. Die Mitglieder sind ähnlich<br />
facettenreich, wie es die einzelnen Weinregionen selbst<br />
auch sind – und mit dieser individuellen Basis wird jedes<br />
Terroir in seiner bestmöglichen Vision gepflegt. Das ist<br />
wahrscheinlich das große Geheimnis des Erfolgs: Das<br />
alle an einem Strang ziehen und dabei ganz sie selbst<br />
bleiben. Ebenso wie die Weine, die die Geschichte ihrer<br />
Entstehung erzählen und den Gaumen mit auf eine<br />
Reise nehmen.<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 55
Lohn der Angst<br />
Das Anbaugebiet Mosel ist traditionell vom Riesling geprägt.<br />
TASTING: DEUTSCHER RIESLING 2020 + 2021<br />
2021 machte es den Winzern wahrlich nicht leicht. Das kühle Frühjahr sorgte<br />
für einen bis zu vier Wochen späteren Austrieb im Vergleich zu den Vorjahren,<br />
was Schäden durch Spätfröste zwar nicht überall verhindern konnte, sich am<br />
Ende aber als großer Vorteil herausstellen sollte. Doch das wusste man zu<br />
diesem Zeitpunkt noch nicht.<br />
TEXT: MARCUS HOFSCHUSTER – FOTOS: ENVATO, DWI (WWW.DEUTSCHEWEINE.DE)
Der warme Juni<br />
ließ die Reben<br />
einigen Rückstand<br />
aufholen, doch die<br />
Witterung blieb<br />
überwiegend feucht – und das<br />
bis tief in den Sommer hinein. Die<br />
Folge war vielerorts ein massiver<br />
Krankheitsdruck. Besonders<br />
der Falsche Mehltau setzte<br />
den Weinbergen zu. Doch die<br />
Probleme waren alles andere<br />
als gerecht verteilt. Während<br />
manche Weinberge zumindest bei<br />
bestimmten Sorten Totalausfälle<br />
erlitten, freuten sich anderswo die<br />
Winzer am Ende über Erträge, die<br />
weit über jenen der von erheblicher<br />
Trockenheit und teils auch verheerenden<br />
Frost- oder Hagelschäden<br />
betroffenen Vorjahre liegen.<br />
Doch die Winzer mussten lange<br />
um ihren Erfolg fürchten. Erst im<br />
Spätsommer und Herbst stellte<br />
sich eine weitgehend stabile<br />
Schönwetterlage ein, die es erlaubte,<br />
die Trauben in gesunden Anlagen<br />
bis weit in den Herbst hängen zu<br />
lassen. Endlich erwies sich der<br />
späte Austrieb als Glücksfall: Lange<br />
schon konnten die Trauben nicht<br />
mehr so lange ausreifen wie 2021.<br />
Entspannt durften die Produzenten<br />
zusehen, wie sich die Aromen in<br />
den warmen, trockenen Tagen und<br />
kühlen Nächten entwickelten, ohne<br />
dass Säuren in den Keller und die<br />
Zuckergrade an die Decke gingen.<br />
Also Ende gut, alles gut? Ganz<br />
so einfach ist es nicht. Zwar war<br />
schnell wieder vom großen und<br />
vor allem langlebigen Jahrgang<br />
die Rede, aber die Einschätzung<br />
trifft allenfalls auf einen Teil der<br />
Ernte zu. Ohne entsprechenden<br />
Aufwand in den Weinbergen, Glück<br />
mit dem Standort und das richtige<br />
Fingerspitzengefühl im Keller<br />
waren überzeugende Ergebnisse<br />
nicht zu erzielen.<br />
Von den echten Ausfällen, die es<br />
2021 auch gab, den matten, dünnen,<br />
stumpfen, manchmal bitteren,<br />
manchmal schneidend sauren,<br />
manchmal völlig leblosen Weinen<br />
wollen wir nicht lange reden. In der<br />
Mehrheit sind die Ergebnisse beim<br />
Riesling überaus erfreulich. Im<br />
Idealfall verbinden die Weine des<br />
Jahrgangs Brillanz und Saftigkeit<br />
mit festem Bau, knackiger Säure,<br />
Rückgrat, Dichte und Tiefe. Doch<br />
gerade Letztere fehlen manchmal.<br />
Viele 2021er Rieslinge machen<br />
schon heute viel Spaß dank ihrer<br />
Lebendigkeit, ihres schlanken und<br />
doch saftigen Auftretens, aber<br />
echte Konzentration und Tiefe<br />
fehlen bei genauem Hinsehen<br />
doch. Das tut der Trinkfreude<br />
kaum Abbruch, aber ob sich diese<br />
überaus animierenden Weine lange<br />
positiv entwickeln können, muss<br />
zumindest vorsichtig bezweifelt<br />
werden. Denn dazu ist echte<br />
Substanz wesentlich wichtiger<br />
als viel Säure. Und das ganz<br />
unabhängig vom Alkoholgehalt:<br />
Ein Leicht<strong>wein</strong>, dem Substanz fehlt,<br />
mag schön zu trinken sein, aber er<br />
ist nicht nur leicht und animierend<br />
schlank, sondern auch eher schmal<br />
bis dünn. Das fällt auch bei den<br />
Kabinetten auf, die derzeit so<br />
sehr im Fokus stehen. Viele dieser<br />
Weine sind überaus animierend in<br />
ihrer Leichtfüßigkeit, dem frischen<br />
Saft und der lebhaften Säure, aber<br />
die Dichte, Komplexität, Spannung<br />
und Länge wahrhaft erstklassiger<br />
Jahrgänge fehlt ihnen bei genauerer<br />
Betrachtung häufig (nicht immer!)<br />
eben doch. Hier haben später<br />
gelesene, höhere Prädikate, die<br />
neben den gefeierten Kabinett-<br />
Weinen gerade relativ wenig<br />
Aufmerksamkeit erfahren, dieses<br />
Jahr oft Vorteile.<br />
Dass letzte Tiefe manchmal<br />
fehlt und die Weine nicht immer<br />
ganz die Konzentration und den<br />
Nachdruck großer Jahrgänge<br />
besitzen, fällt auch bei den<br />
trockenen Spitzenrieslingen auf.<br />
Der Jahrgang bietet eine Fülle<br />
wunderbarer, teils anspruchsvoller,<br />
teils einfach nur besonders<br />
trinkfreudiger Orts<strong>wein</strong>e oder<br />
auch Erster Lagen, und manchmal<br />
sind auch schon die Guts<strong>wein</strong>e<br />
sehr überzeugend. Die absolute<br />
Spitze aus den Großen Lagen kann<br />
sich hier allerdings nicht überall<br />
qualitativ noch einmal so deutlich<br />
absetzen, wie das in anderen<br />
Jahrgängen der Fall ist. Dazu<br />
kommt, dass viele Produzenten<br />
offenbar der Ansicht waren, die<br />
hohe Säure des Jahrgangs wieder<br />
mit mehr Restzucker abpuffern zu<br />
müssen. Abgesehen davon, dass die<br />
Weine damit noch nie viel harmonischer<br />
wurden, weil sie dann<br />
eben süß-sauer schmecken, fällt<br />
der Zucker diesmal auch aus einem<br />
anderen Grund oft mehr auf als<br />
sonst: Wo viel Wasser ist, steigt auch<br />
der Mineralgehalt der Trauben. Die<br />
Mineralien wirken alkalisch. Damit<br />
wird nicht nur die Säure wesentlich<br />
effektiver gekontert als durch Süße,<br />
auch der pH-Wert im Wein steigt.<br />
Das wiederum kann dazu führen,<br />
dass Weine unbeabsichtigt in den<br />
Biologischen Säureabbau (BSA)<br />
rutschen. Anzeichen dafür finden<br />
sich in nicht wenigen trockenen<br />
21er-Rieslingen. Grundsätzlich<br />
ist gegen den BSA auch beim<br />
trockenen Riesling wenig einzuwenden,<br />
nur ist Restzucker in<br />
diesem Zusammenhang selten eine<br />
gute Idee. Ob nun mit oder ohne<br />
BSA: Die Jahrgangsbedingungen<br />
sorgen dafür, dass auch relativ<br />
niedrige Restzuckermengen schon<br />
recht aufdringlich schmecken<br />
können und die Weine ´źuweilen<br />
unnötigerweise etwas aus der<br />
Balance werfen. Das ist längst nicht<br />
immer der Fall, kommt aber gerade<br />
2021 viel öfter vor als nötig.<br />
Wer jedoch alles<br />
im Griff hatte<br />
und manchen<br />
Versuchungen<br />
im Keller<br />
widerstehen konnte, war in der<br />
Lage, überragende 2021er zu<br />
füllen. Konzentrierte, ungemein<br />
fest gewirkte, brillante Weine mit<br />
enormer Konzentration, Spannung,<br />
Tiefe und einem mineralischen<br />
Ausdruck, wie wir ihn in den von<br />
Trockenheit geplagten Jahrgängen<br />
der näheren Vergangenheit kaum<br />
erleben durften. Im Gegensatz<br />
zu den animierend fruchtigen,<br />
knackigen Spaß<strong>wein</strong>en, die die<br />
große Mehrheit der Rieslinge<br />
dieses Jahrgangs ausmachen, sind<br />
die meisten von ihnen heute jedoch<br />
vollkommen unnahbar und werden<br />
daher im Moment womöglich<br />
unterschätzt. Es ist auch dringend<br />
davon abzuraten, hier der Neugier<br />
zu früh nachzugeben. Sie werden<br />
die Geduld lohnen. Unter ihnen<br />
sind einige der größten trockenen<br />
Rieslinge, die in den letzten 50<br />
Jahren – und damit wohl jemals –<br />
entstanden sind.<br />
Mehr als 1.200 Rieslinge aus Deutschland<br />
haben wir in den vergangenen<br />
Monaten probiert. Nur die Allerbesten<br />
der jeweiligen Kategorien können wir<br />
hier vorstellen, weshalb wir dringend<br />
empfehlen, sich auch die vielen anderen Ergebnisse<br />
anzusehen.<br />
Sie finden nachfolgend eine kleine Auswahl<br />
unserer verkosteten Weine. Die gesamte Übersicht<br />
dieser Verkostung, Links zu allen<br />
Ergebnissen, den Weinbeschreibungen<br />
und den Produzenten finden Sie unter<br />
folgendem Link:<br />
Riesling ist der König der deutschen Rebsorten. 2020 und 2021<br />
hat die Sorte in Deutschland grandiose Spitzen<strong>wein</strong>e erbracht.<br />
58 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin
Weingut Rings — Pfalz (Deutschland)<br />
Weingut Robert Weil — Rheingau (Deutschland)<br />
Weingut Schäfer-Fröhlich — Nahe (Deutschland)<br />
Gut Hermannsberg — Nahe (Deutschland)<br />
2021 Riesling trocken “Kreid”<br />
2020 Riesling trocken “Monte Vacano”<br />
2021 Bockenau Felseneck Riesling trocken<br />
2021 Schlossböckelheim Felsenberg Riesling trocken<br />
Sehr fester, tiefer und komplexer, hochkonzentrierter,<br />
noch deutlich rauchig-reduktiver, auch<br />
hefiger Duft mit konzentrierten, dabei fast kühl<br />
wirkenden, noblen gelbfruchtigen Aromen,<br />
Kräutern, Meeresfrüchten, floralen und schwarzbeerigen<br />
Spuren, weißem Pfeffer, Artischocken<br />
und intensiver Mineralik. Konzentrierte, sehr<br />
feste, ungemein saftige, dabei vollkommen<br />
trockene weiße und gelbe, hochnoble Frucht<br />
mit feinen pflanzlichen bis kräuterigen, ganz<br />
zart floralen und angedeutet rauchigen Noten,<br />
noch eine Spur Hefe, enorme, fast kalt wirkende,<br />
helle, zupackende, extrem salzige Mineralik,<br />
ein Hauch schwarzer Beeren im Hintergrund,<br />
noch vollkommen unentwickelt, dabei tief<br />
und schon jetzt betörend, unglaublich langer,<br />
wieder herber und beinahe kalt wirkender, dabei<br />
extrem komplexer, zwingender, betörender<br />
Abgang. Hinterlässt einen fassungslos.<br />
Beinahe kühl wirkende, tiefe, komplexe und<br />
noble, kräuterige Nase mit ruhigen Steinobst-,<br />
Apfel- und Zitrusaromen sowie einem Hauch<br />
Champignons, floralen Nuancen, Langpfeffer,<br />
Petersilie, Koriander und Mineralik. Sehr fest<br />
gewirkte, recht saftige, wieder eher kühl<br />
wirkende, trockene Frucht, deutlich pflanzliche<br />
und ein wenig kräuterige Töne, relativ<br />
präsente, dabei feine Säure, relativ deutlicher,<br />
dabei bestens integrierter, mürber Gerbstoff,<br />
dicht und nachhaltig am Gaumen, sehr fester<br />
Kern, intensive Mineralik, fast ein wenig pfeffrige<br />
Würze, auch rauchige und nussige Spuren, ganz<br />
zarte Holzfassnoten, im Hintergrund angedeutet<br />
dunkelbeerig, hat enorme Substanz, aber dennoch<br />
gewisse Leichtfüßigkeit, tiefes Fundament,<br />
minzige Anklänge, langer, fester, herb-saftiger<br />
und wieder ungemein mineralischer Abgang mit<br />
Spannung, Zug und Nachdruck. Großartig.<br />
Grosses Gewächs<br />
Noch völlig unentwickelter, tiefer, reduktiver,<br />
sehr heller Zitrusduft mit Pfirsichnoten mit<br />
etwas Sellerie, Rauch, feinen Pilznoten, Tabak,<br />
Orangenblüte, Wacholder und deutlicher<br />
Mineralik. Fest gewirkte, wieder helle, brillant<br />
saftige Frucht, etwas Rauch, viel Hefe und<br />
präsente, dabei feine, reife Säure, griffig<br />
am Gaumen, steinige Mineralik, ein Hauch<br />
dunkler Beeren, etwas Ananas, nachhaltig,<br />
gute Tiefe, noch völlig unnahbar, sehr guter,<br />
dichter, saftiger und griffiger Abgang mit<br />
kühlem Saft und enormer, an Gesteinsmehl<br />
erinnernder Mineralik. Wird an der Luft über<br />
Tage immer tiefer, komplexer und zwingender.<br />
Grosses Gewächs<br />
Tiefer, dichter und komplexer, rauchig-reduktiver<br />
bis leicht speckiger, kräuterig-pflanzlicher,<br />
ein wenig hefiger und intensiv mineralischer<br />
Duft mit noblen Zitrus- und Steinobstaromen,<br />
Champignons, Schnittlauch, Kümmel und<br />
floralen Spuren. Straffe, sehr saftige, frische,<br />
dabei fast völlig trockene Frucht mit rauchigen<br />
und hefigen Aromen, enormer Mineralik,<br />
gewisser Kräuterwürze und wieder auch<br />
floralen Spuren, lebhafte, dabei feine, den<br />
Wein durchdringende Säure, nachhaltig, tief<br />
und komplex, noch gänzlich unentwickelt,<br />
ein Hauch dunkler Beeren im Hintergrund,<br />
tabakige Nuancen, etwas Pfeffer, sehr guter<br />
bis langer, dichter, griffiger, herb-saftiger und<br />
wieder extrem dunkel-mineralischer Abgang.<br />
100 WP>><br />
groß 90.00 €<br />
98 WP >> groß 190.00 €<br />
96 WP >> groß 59.00 €<br />
95 WP >> hervorragend 45.00 €<br />
Kühling-Gillot — Rheinhessen (Deutschland)<br />
Weingut A. Christmann — Pfalz (Deutschland)<br />
Schloßgut Diel — Nahe (Deutschland)<br />
Weingut August Kesseler — Rheingau (Deutschland)<br />
2021 Nackenheim Rothenberg Riesling trocken<br />
2021 Königsbach Idig Riesling Grosses Gewächs trocken<br />
2021 Dorsheim Pittermännchen Riesling trocken<br />
2020 Rüdesheim Berg Roseneck Riesling trocken<br />
Grosses Gewächs“Wurzelecht”<br />
Extrem tiefer, dichter und ungemein<br />
komplexer, auffallend mediterran-aromatischer<br />
Duft nach Kräutern, Meeresfrüchten,<br />
vor allem Jakobsmuscheln, Algen, etwas<br />
Pesto und Pinienkernen mit angedeuteter<br />
gelber, safranartiger Würze, Artischocken,<br />
Pilzen und ein wenig Rauch. Reife, saftige,<br />
sehr dichte Frucht, rauchige, zart röstige<br />
und nussige Aromen, wieder Pinienkerne,<br />
auch Pfifferlinge am Gaumen, nachhaltig,<br />
extrem tief und konzentriert, sehr feine<br />
Säure, mürber Gerbstoff, rot- und schwarzbeerige<br />
Nuancen im Hintergrund, ätherische<br />
Kräuternoten, hefige Spuren, gewisse<br />
Extraktsüße, noch völlig unentwickelt, ein<br />
Hauch Speck, langer, tiefer, komplexer,<br />
saftiger und feinwürziger Abgang mit Griff.<br />
Tiefer, sehr kühler, auch fester, nobler,<br />
noch leicht reduktiver Duft mit sehr hellen<br />
gelbfruchtigen Aromen, etwas Hefe und<br />
Rauch, Pfifferlingen, angedeutet Speck,<br />
kräuterig-pflanzlichen Nuancen und deutlicher,<br />
wieder heller Mineralik. Straffe, kühle, wieder<br />
sehr helle und noble Frucht, die mit Luft<br />
gelbfruchtiger wird, hefige und feine pflanzliche<br />
Aromen, präsente Säure und intensive,<br />
kreidig-salzige Mineralik, hat Spannung und<br />
viel Griff, reife Phenolik, noch völlig unentwickelt,<br />
beinahe kompakt wirkend, dabei tief<br />
und zupackend, an Bienenwachs erinnernde<br />
Töne, langer, kühler, feinsaftiger, heller<br />
Abgang mit reichlich Zug. Braucht viel Zeit.<br />
Grosses Gewächs<br />
Fester und tiefer, herber, etwas kräuteriger,<br />
rauchiger und pfeffriger Duft mit zurückhaltenden,<br />
sehr feinen gelbfruchtigen<br />
Aromen, einem Hauch Thunfisch-Sashimi mit<br />
Sesam, nussig-hefigen Anklängen, Pfeffer,<br />
Bambussprossen und ein wenig dunkler<br />
Würze im Hintergrund. Straffe, herb-saftige,<br />
kühle, verhaltene Frucht, rauchige, hefige<br />
und etwas getrocknet-kräuterige bis tabakige<br />
Noten, deutliche Mineralik, wieder ein wenig<br />
dunkle Würze, nachhaltig, tief und komplex,<br />
sehr viel Substanz bei wenig Alkohol, pfeffrige<br />
Nuancen, Eisen, tief, zugleich in sich ruhend<br />
und voller Spannung, sehr guter bis langer<br />
Nachhall. Ganz neue Art Pittermännchen,<br />
dunkler und weniger nervös als früher.<br />
Grosses Gewächs<br />
Komplexer, tiefer, etwas angetrocknet-pflanzlicher<br />
bis kräuteriger Duft mit gelbfruchtigen<br />
und ganz leicht speckigen Aromen, einem<br />
Hauch Pilzen, Pfeffer und deutlicher Mineralik.<br />
Geschliffene, feinsaftige tiefe und konzentrierte<br />
Frucht mit pflanzlichen bis kräuterigen,<br />
floralen und ganz leicht rotbeerigen Aromen,<br />
sehr feine Säure, etwas Griff von mürbem<br />
Gerbstoff und Hefe, nachhaltig, deutlich<br />
mineralisch, hat gewisse Kraft, bleibt aber<br />
eher kühl, eleganter Stil, zugleich tief und<br />
komplex, wieder pfeffrige Aromen, sehr<br />
guter, fester, feinsaftiger, mineralischer, etwas<br />
kräuteriger und erneut auch floraler Abgang<br />
mit an Pfifferlinge erinnernden Noten.<br />
97 WP >> groß 195.00 €<br />
97 WP >> groß 65.00 €<br />
95 WP >> hervorragend 42.00 €<br />
95 WP >> hervorragend 105.00 €<br />
Weingut Emrich-Schönleber — Nahe (Deutschland)<br />
Weingut Hermann Dönnhoff — Nahe (Deutschland)<br />
Weingut Gunderloch — Rheinhessen (Deutschland)<br />
Weingut Wittmann — Rheinhessen (Deutschland)<br />
2021 Monzingen Halenberg Riesling trocken<br />
2021 Niederhausen Hermannshöhle Riesling trocken<br />
2021 Nierstein Pettenthal Riesling trocken<br />
2021 Westhofen Morstein Riesling trocken<br />
Grosses Gewächs<br />
Grosses Gewächs<br />
Grosses Gewächs<br />
Grosses Gewächs<br />
Ziemlich fester, noch eher verschlossen<br />
wirkender, ein wenig rauchiger und auch hefiger<br />
Duft mit Steinobst- und Zitrusaromen, vegetabilen<br />
Nuancen, einem Hauch Champignons<br />
und teils dunkler Mineralik. Reife, fest<br />
gewirkte, zunächst eher herbe Frucht, hefige<br />
und wieder auch frische vegetabile Aromen,<br />
lebendige, feine Säure, reichlich salzige<br />
Mineralik, nachhaltig und dicht am Gaumen,<br />
etwas Gerbstoff-Griff, leichte Kandissüße am<br />
Gaumen, schwarze Oliven, etwas Koriander<br />
und Langpfeffer, ein Hauch dunkler Beeren,<br />
an Shiitake-Pilze erinnernde Nuancen,<br />
ausgezeichnete Tiefe, noch kompakt und fast<br />
unnahbar, langer, sehr komplexer, intensiv<br />
mineralischer Abgang mit verhältnismäßig<br />
dunkler Aromatik und reichlich Nachdruck.<br />
Fester, tiefer und nobler, hefiger, etwas<br />
nussiger, fein-vegetabiler und an Pfifferlinge<br />
mit Petersilie erinnernder Duft nach<br />
reifen Zitrusfrüchten und Steinobst mit<br />
Kräuteraromen, einem Hauch Ingwer,<br />
Minze, Sellerie und deutlicher Mineralik.<br />
Ungeheuer fest gewirkte, noble, saftige,<br />
herbe Frucht mit lebendiger, feiner Säure<br />
und viel Griff, intensive, herbe, relativ<br />
dunkle Mineralik, hefige und kräuterige<br />
Nuancen, tabakige und pfeffrige Anklänge,<br />
hat Spannung und Tiefe, mit Luft kreuzt<br />
ein Hauch Butter im Hintergrund auf, sehr<br />
guter, fester, saftiger und intensiv herbmineralischer<br />
Abgang. Muss reifen.<br />
Herber, fester und tiefer, deutlich pflanzlicher<br />
bis kräuteriger, noch deutlich rauchigreduktiver<br />
und auch ein wenig hefiger Duft<br />
mit zurückhaltenden gelbfruchtigen Aromen,<br />
floralen Spuren und viel Mineralik. Klare,<br />
sehr fest gewirkte, kühle und geschliffene,<br />
tiefe, feinsaftige Frucht mit zugleich sehr<br />
hellen und auch schwarzbeerigen Noten,<br />
lebendige, feine Säure, dunkle rauchige<br />
Noten, frische pflanzliche Töne und deutliche<br />
Mineralik, gute Tiefe, ziemlich eleganter Stil,<br />
hat Noblesse, gewinnt an der Luft über Tage,<br />
sehr guter bis langer, geschliffener, feinsaftiger<br />
und sehr mineralischer Abgang mit<br />
noblem Saft und enormer Spannung. Braucht<br />
3 Tage um zu zeigen, was in ihm steckt.<br />
Tiefer und komplexer, noch gänzlich unentwickelter,<br />
ein wenig reduktiver Duft mit hefigen,<br />
pilzigen und kräuterig-vegetabilen Aromen,<br />
verhaltenen, noblen gelbfruchtigen Tönen,<br />
etwas Tabak und Mineralik. Sehr fest gewirkte,<br />
dichte, noble Frucht, sehr feine Säure und<br />
viel Griff von mürbem Gerbstoff, feine<br />
kräuterige Würze, ein Hauch dunkler Beeren,<br />
nachhaltig, tief und vielschichtig, noch kaum<br />
entwickelt, reichlich helle Mineralik, eleganter<br />
Stil, ganz feine phenolische Töne, angedeutet<br />
ätherische Noten, ein wenig Rauch, langer<br />
Nachhall mit Griff, Mineralik und kühlem Saft.<br />
97 WP >> groß 49.00 €<br />
97 WP >> groß 58.50 €<br />
95 WP >> hervorragend 39.00 €<br />
95 WP >> hervorragend 65.00 €<br />
60 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 61
Weingut A. J. Adam — Mosel (Deutschland)<br />
Weingut Dr. Bürklin-Wolf — Pfalz (Deutschland)<br />
Battenfeld-Spanier — Rheinhessen (Deutschland)<br />
St. Antony Weingut — Rheinhessen (Deutschland)<br />
2021 Piesport Goldtröpfchen Riesling trocken<br />
2021 Ruppertsberg Gaisböhl Riesling trocken<br />
2021 Nieder-Flörsheim Frauenberg Riesling trocken<br />
2021 Nierstein Pettenthal Riesling trocken<br />
Grosses Gewächs<br />
Tiefer und komplexer, hefiger und leicht<br />
rauchiger Duft mit noblen, eher hellen<br />
gelbfruchtigen Aromen, feinen Kräuteraromen,<br />
Aloe Vera, angedeutet Avocado, floralen<br />
und dunkelbeerigen Spuren, Pfeffer und<br />
Mineralik. Straffe, herb-saftige, dichte Frucht<br />
mit viel kräuterig-pflanzlicher Würze, Rauch<br />
und reichlich Mineralik, präsente Säure,<br />
Griff von reifem Gerbstoff, tief und kernig<br />
am Gaumen, noch unentwickelt, ein Hauch<br />
Kohlensäure, dunkelfruchtige Nuancen im<br />
Hintergrund, etwas Avocado, sehr guter,<br />
straffer, saftiger und enorm mineralischer<br />
Abgang mit feinen vegetabilen Noten,<br />
Pfeffer und mediterranen Aromaspuren.<br />
Grosses Gewächs<br />
“G.C. Monopol”<br />
Fester und recht tiefer, kühler, etwas<br />
pflanzlicher bis kräuteriger und hefiger<br />
Duft mit Kern- und Steinobstaromen,<br />
kräuterig-pflanzlichen Tönen, sehr feinen<br />
vegetabilen Anklängen, Mineralik, nussigen<br />
Spuren und einem Hauch dunkler Beeren,<br />
Koriander, Pfeffer und feinsten Pilzaromen.<br />
Fest gewirkte, reife, saftige Frucht mit<br />
präsenter Säure und Griff von Hefe und<br />
mürbem Gerbstoff, kräuterig-pflanzliche<br />
Aromen, angedeutete dunkle Würze, auch<br />
kreidige und salzige Mineralik, gute Tiefe,<br />
hat Substanz und Spannung, noch gänzlich<br />
unentwickelt, sehr guter, fester, herb-saftiger<br />
und sehr mineralischer Abgang mit Griff.<br />
Grosses Gewächs<br />
Fester und tiefer, rauchiger, etwas hefiger<br />
und recht deutlich kräuterig-pflanzlicher Duft<br />
nach reifen gelben Fruchten mit schwarzbeerigen<br />
Aromen, floralen Nuancen, einer Spur<br />
Sesam und viel Mineralik. Fast kühl wirkende,<br />
herbe, reife Frucht mit lebendiger Säure und<br />
Griff von reifem Gerbstoff, nachhaltig und<br />
recht dicht am Gaumen, tabakige Aromen,<br />
intensive, helle, kreidig-steinige Mineralik,<br />
nussige und rauchige Spuren, im Hintergrund<br />
ein wenig gelbe Würze, an Algen erinnernde<br />
vegetabile Töne, gute Tiefe, zupackend,<br />
sehr guter bis langer, fester, herber Abgang<br />
mit Saft, Nüssen, hellem Tabak und wieder<br />
beinahe beherrschender Mineralik.<br />
Grosses Gewächs<br />
Fester und recht tiefer, etwas vegetabiler<br />
bis kräuteriger, auch noch leicht hefiger<br />
Duft mit Steinobstaromen, angedeutet<br />
dunklen Beeren, einer Spur Rauch, noblem<br />
Tabak, Parmesan, Aubergine und deutlicher<br />
Mineralik. Reife, saftige, einen Hauch süßliche<br />
Frucht mit zarten Zwetschgentönen und<br />
ein wenig Hefestreuseln, lebendige, feine,<br />
geschliffene Säure, zarter Griff, nachhaltig,<br />
deutlich mineralisch, florale und dunkelbeerige<br />
Nuancen im Hintergrund, gewisse<br />
Tiefe, ein Hauch Pfeffer, wird mit Luft fester,<br />
komplexer und Tiefer, sehr guter, süßlichsaftiger<br />
und griffiger, auch mineralischer<br />
Abgang mit Zug und zarter Jalapeno-Schärfe.<br />
94 WP >> hervorragend 37.00 €<br />
94 WP >> hervorragend 70.00 €<br />
93 WP >> hervorragend 59.00 €<br />
93 WP >> hervorragend 33.00 €<br />
Weingut Fritz Haag — Mosel (Deutschland)<br />
Weingut Heymann-Löwenstein — Mosel (DE)<br />
Weingut Clemens Busch — Mosel (Deutschland)<br />
Weingut Knewitz — Rheinhessen (Deutschland)<br />
2021 Brauneberg Juffer-Sonnenuhr Riesling trocken<br />
2020 Winningen Uhlen Roth Lay Riesling<br />
2021 Pünderich Marienburg Riesling trocken<br />
2021 Nieder-Hilbersheim Steinacker Riesling trocken<br />
Grosses Gewächs<br />
Dusemonder Hof<br />
Zart aniswürziger und pflanzlicher bis<br />
kräuteriger Duft mit geschliffenen, beinahe<br />
ruhigen Stein- und Kernobstaromen,<br />
etwas schwarzen Beeren, Zitrusfrüchten,<br />
Zwetschgen, Mineralik und angedeutet<br />
Hefe. Reife, fest gewirkte, saftige Frucht<br />
mit lebendiger, feiner Säure und Griff,<br />
etwas kräuterig, angedeutet floral und zart<br />
hefig am Gaumen, nachhaltig und dicht,<br />
deutliche, teils dunkle Mineralik, auch<br />
wieder ein wenig schwarze Beeren und vor<br />
allem Zwetschgen, rauchige Nuancen, recht<br />
komplex, gute Tiefe, hat Spannung, sehr<br />
guter, fester, beinahe herber Abgang mit<br />
Saft, Mineralik, Kräuterwürze und viel Griff.<br />
Grosses Gewächs<br />
Etwas kräuterige, hefige und leicht fenchelige<br />
Nase mit eher ruhigen gelbfruchtigen Aromen,<br />
einem Hauch dunkler Früchte, leicht ätherischer<br />
Würze, getrockneten Pilzen sowie<br />
floralen, zart wurzelgemüsigen und mineralischen<br />
Tönen. Fest gewirkte, saftige, dichte,<br />
leicht süßliche Frucht mit feiner Säure und<br />
viel Griff, schwarzbeerige und florale Töne<br />
am Gaumen, Rhabarber, etwas Kräuter und<br />
wieder auch Fenchel, herbes, festes mineralisches<br />
Fundament, ein Hauch Datteln, dunkle<br />
ätherische Würze im Hintergrund, sehr guter,<br />
fester, saftiger Abgang, wieder mit Griff.<br />
Grosses Gewächs “Fahrlay Terrassen”<br />
Fester, etwas kräuteriger und hefiger Duft<br />
nach reifen Zitrusfrüchten und nicht nur<br />
gelbem Steinobst mit schwarzbeerigen<br />
und leicht floralen Aromen, einem Hauch<br />
Pfeffer und Meerrettich. Reife, ziemlich fest<br />
gewirkte, etwas süße Frucht mit herben<br />
hefigen und intensiv mineralischen Tönen,<br />
kräuterig-pflanzlichen Aromen, ein wenig<br />
schwarzen Beeren und Noten dunkler Blüten,<br />
nachhaltig und recht tief, ganz leicht rauchig,<br />
straff durchgezeichnet, sehr guter bis langer,<br />
dank der herben pflanzlichen Würze und<br />
präsenten Mineralik trotz seiner Süße herb<br />
wirkender Abgang mit Griff und Zug.<br />
Grosses Gewächs<br />
Herber, hefiger und deutlich an Brokkoli<br />
erinnernder Duft mit Kräuternoten, Pfeffer,<br />
verhaltener, heller gelber Frucht, ein wenig<br />
Pilzen, Rauch und Mineralik. Sehr helle,<br />
feinsaftige Frucht mit hefigen, nussigen<br />
kreidigen und salzigen Tönen, Kräutern und<br />
einem Hauch Avocado, sehr feine Säure,<br />
Griff von mürbem Gerbstoff, angedeutet<br />
Heidelbeeren im Hintergrund, nachhaltig,<br />
eine Spur ätherisch, ganz zarte Süße, etwas<br />
gelbe Würze, angedeutet Sesam, sehr<br />
guter, saftiger und würziger Abgang.<br />
94 WP >> hervorragend 39.00 €<br />
94 WP >> hervorragend 55.00 €<br />
93 WP >> hervorragend 59.00 €<br />
93 WP >> hervorragend 39.00 €<br />
Weingut Knipser — Pfalz (Deutschland)<br />
Weingut Reichsrat von Buhl — Pfalz (DE)<br />
Weingut Peter Jakob Kühn — Rheingau (DE)<br />
Weingut Schätzel — Rheinhessen (Deutschland)<br />
2020 Dirmstein Mandelpfad Riesling trocken<br />
2020 Forst Kirchenstück Riesling trocken<br />
2020 Mittelheim St.Nikolaus Riesling trocken<br />
2020 Nierstein Pettenthal Riesling Grosses Gewächs<br />
Grosses Gewächs<br />
Leicht rauchige und eine Spur hefige Zitrus-<br />
Steinobstnase mit deutlich kräuterig-pflanzlichen<br />
Aromen, floralen Spuren und ein wenig<br />
Tabak sowie recht deutlicher Mineralik. Reife,<br />
feste, ziemlich saftige, dabei ganz trockene<br />
Frucht, lebendige Säure und Griff von mürbem<br />
Gerbstoff, kühle kräuterig-pflanzlichem, ganz<br />
leicht ätherische Noten, nachhaltig, gewisse<br />
Tiefe, deutliche Mineralik, nussige Spuren, mit<br />
Luft auch Zwetschgen, florale Anklänge, auch<br />
Heilkräuter, gewisse Tiefe, sehr guter, fester,<br />
herb-saftiger Abgang mit Mineralik und feinem<br />
Griff und einem Hauch Kubebenpfeffer.<br />
Grosses Gewächs<br />
Fester, relativ kühler, nobler, ein wenig<br />
ätherisch-kräuteriger Duft nach Zitrusfrüchten<br />
und hellem Steinobst mit floralen Nuancen,<br />
einem Hauch dunkler Beeren, Kubebenpfeffer,<br />
Algen und deutlicher Mineralik. Fest<br />
gewirkte, dichte, herb-saftige, kühle, straffe,<br />
überwiegend helle Frucht, lebendige,<br />
feine Säure, etwas Griff, nachhaltig und<br />
dicht am Gaumen, viel Salz und etwas<br />
Kreide, im Hintergrund eine Spur Rauch,<br />
angedeutet schwarze Beeren, ätherische<br />
Nuancen, sehr guter, fester, herb-saftiger<br />
Abgang mit Griff und Biss. Darf reifen.<br />
Grosses Gewächs<br />
Leicht floraler und einen Hauch vegetabiler,<br />
ein wenig gelb-gewürziger Duft mit<br />
ruhigen gelbfruchtigen Aromen, einem Hauch<br />
Wachs, Lorbeer und recht deutlich Anis und<br />
Fenchel. Recht saftige, nicht restlos trockene<br />
Frucht mit zarten Kandisnoten, Kräutern,<br />
nussigen und leicht tabakigen Aromen sowie<br />
angetrocknet-floralen Spuren, recht feine<br />
Säure und etwas Griff von mürbem Gerbstoff,<br />
nachhaltig, gute Substanz, deutliche, steinige<br />
Mineralik mit kreidigen und salzigen Tönen,<br />
wieder Lorbeer, ein Hauch Pfifferlinge,<br />
gute Tiefe, sehr guter, recht zupackender,<br />
trotz zarter Süße eher herber Abgang.<br />
Steigert sich derzeit über mehrere Tage.<br />
Fester, getrocknet-pflanzlicher und deutlich<br />
brotig-hefiger Duft mit herben gelbfruchtigen<br />
Aromen, Fenchel, ein wenig Koriander,<br />
Verbene, floralen Nuancen und deutlicher<br />
Mineralik. Kühle, geschliffene, herb-saftige<br />
Frucht, sehr feine, lebendige Säure und<br />
Griff von mürbem Gerbstoff, Hefenoten,<br />
frische pflanzliche bis kräuterige Töne,<br />
deutliche Mineralik, nachhaltig, gewisse<br />
Tiefe, hat Eleganz und Biss, ganz leicht<br />
brotige Nuancen im Hintergrund, sehr guter<br />
bis langer, straffer, kühler, feinsaftiger und<br />
sehr mineralischer Abgang mit viel Zug.<br />
94 WP >> hervorragend 35.00 €<br />
94 WP >> hervorragend 109.00 €<br />
93 WP >> hervorragend 49.00 €<br />
93 WP >> hervorragend 136.00 €<br />
62 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 63
Auf den Spuren<br />
der Mönche<br />
CASTILLO PERELADA – KATALONIEN<br />
Einer der beeindruckendsten Gebäudekomplexe Kataloniens beherbergt<br />
einen Weinkeller, der für ebenso beeindruckende Weine steht: Das Weingut<br />
Perelada ist ein Pionier an Weitsicht – und steht für Weine, die für sich<br />
selbst sprechen. Und für eine malerische Ebene an der Costa Brava.<br />
FOTOS: CASTILLO PERELADA<br />
Ein guter Lehrmeister ist derjenige,<br />
der einen dazu anleitet, über<br />
sich selbst hinauszuwachsen.<br />
Dass dies auch im Wein gelingen<br />
kann, beweist das spanische<br />
Vorzeige<strong>wein</strong>gut Perelada auf eindrucksvolle<br />
Weise. Denn genau dieser Anspruch ist Teil<br />
der Weinphilosophie des Traditionshauses,<br />
das in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum<br />
begeht: „Ein Wein muss sich durch seine<br />
eigene Persönlichkeit auszeichnen und die<br />
Fähigkeit haben, über sich hinauszuwachsen<br />
und zu begeistern“, lautet das Credo der<br />
Familie Suqué Mateu, die rund 180 Kilometer<br />
von Barcelona entfernt bei Figueres seit<br />
1923 nachhaltigen Weinanbau betreibt.<br />
Dieser Ort ist nicht nur als Geburts- und<br />
Wirkungsstätte von Salvador Dalí bekannt.<br />
Er ist zugleich auch das Tor zum fruchtbaren<br />
Hinterland der Costa Brava, des Empordà.<br />
Einer Ebene, deren Weinkultur sich bis ins<br />
14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, als<br />
die Karmelitermönche des Convent del<br />
Carme Wein zur Versorgung der gesamten<br />
Region produzierten. Dieses Erbe belebte der<br />
Geschäftsmann Miquel Mateu Pla, Gründer<br />
von Perelada, wieder. Dank seiner und der<br />
Bemühungen von nun drei Generationen der<br />
Familie Suqué Mateu bei der Anpflanzung und<br />
dem Erwerb von Weinbergen in den besten<br />
Lagen der Region, der Zusammenarbeit<br />
mit angesehenen Önologen und der steten<br />
Investition in Entwicklung und Forschung gilt<br />
das Weingut heute nicht nur als ein Maßstab<br />
in Sachen Qualität, Charakter, Eleganz<br />
und Nachhaltigkeit – sondern auch als ein<br />
„Unser Ziel ist es, die Persönlichkeit des Terroirs in<br />
unseren Weinen widerzuspiegeln und in jeder Flasche<br />
diesen Reichtum und seine Nuancen zu vermitteln“<br />
Ausgangspunkt, um dem Empordà,<br />
der ältesten Weinregion der iberischen<br />
Halbinsel, einen spektakulären<br />
Aufschwung zu ermöglichen.<br />
BAU FÜR DIE ZUKUNFT<br />
„Unser Ziel ist es, die Persönlichkeit<br />
des Terroirs in unseren Weinen<br />
widerzuspiegeln und in jeder<br />
Flasche diesen Reichtum und<br />
seine Nuancen zu vermitteln“,<br />
erklärt die Familie Suqué Mateu.<br />
Um dem gerecht zu werden, war<br />
der Bau einer neuen Kellerei<br />
ein wichtiger Schritt. Sie wurde<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
Architekturbüro RCR (Gewinner<br />
des Pritzker-Preises 2017) geplant<br />
und errichtet, um das Potenzial<br />
der Böden des Empordà voll<br />
auszuschöpfen und große Weine<br />
zu erzeugen. So entstand die<br />
erste Weinkellerei in Europa, die<br />
mit der höchsten Bewertung für<br />
nachhaltiges Bauen, dem LEED-<br />
GOLD-Zertifikat, ausgezeichnet<br />
wurde – ein Aushängeschild<br />
in Sachen Ökoeffizienz und<br />
Umweltdesign. Dieses Projekt gilt<br />
als eines der interessantesten in<br />
der europäischen Weinszene des<br />
letzten Jahrzehnts, das zugleich<br />
auf Landschaftsarchitektur,<br />
Integration in das Gebiet und<br />
vorbildlichem Weintourismus<br />
basiert. Damit repräsentiert die<br />
Kellerei selbst die große Bedeutung<br />
der Nachhaltigkeit für das biozertifizierte<br />
Weingut.<br />
HANDWERK UND<br />
TECHNIK<br />
Auf Schiefer-, Kies- und<br />
Lehmböden reifen die Trauben von<br />
Perelada unter besten klimatischen<br />
und geologischen Bedingungen;<br />
die Weinbergsterrassen liegen<br />
teilweise direkt am Mittelmeer. Das<br />
Lesegut wird in der neuen Kellerei<br />
unter den wachsamen Augen von<br />
Kellermeister Delfí Sanahuja in<br />
Empfang genommen. Das architektonische<br />
Meisterwerk verfügt über<br />
188 unterschiedlich große Tanks,<br />
die es ermöglichen, die verschiedenen<br />
Parzellen getrennt zu verarbeiten,<br />
um so die Persönlichkeit<br />
und die Authentizität der Weine<br />
optimal zu fördern. Das Weingut<br />
verbindet zudem die handwerkliche<br />
Komponente bei der Pflege<br />
und Auswahl der Trauben mit<br />
verschiedenen technologischen<br />
Errungenschaften. All dies geschieht<br />
mit dem Anspruch, Weine<br />
zu kreieren, die das Potenzial<br />
haben, sich letztlich immer wieder<br />
selbst zu übertreffen.<br />
64 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 65
Fluch und Segen<br />
des Wassers<br />
TASTING: BRUNELLO DI MONTALCINO<br />
Weinberge rund um Montalcino.<br />
2018 wird in Montalcino bereits als der womöglich letzte „klassische”<br />
Jahrgang bezeichnet, den das Gebiet je erleben wird. Nach dem extrem<br />
heißen und trockenen Vorjahr waren die Winzer heilfroh über reichlich Regen<br />
und Schnee zu Jahresbeginn. Auch das Frühjahr war bis in den Juni hinein kühl<br />
und feucht und half weiter, die Wasserreservoirs aufzufüllen. Im Juli begann<br />
eine Schönwetterperiode, die jedoch ohne die Hitzerekorde von 2017 auskam<br />
und eine gleichmäßige Entwicklung in den Weinbergen ermöglichte.<br />
TEXT: MARCUS HOFSCHUSTER – FOTOS: CONSORZIO BRUNELLO
Sanfte Hügel mit Reben, Olivenbäumen und Eichenwäldern<br />
prägen das Landschaftsbild von Montalcino.<br />
Ausgerechnet Mitte August, als viele<br />
Winzer sich um den Ferragosto im Urlaub<br />
befanden, kehrte der Regen zurück. Unter<br />
der warm-feuchten Witterung nahm der<br />
Pilzdruck gewaltig zu und erforderte<br />
schnelles und effizientes, manchmal rigoroses Handeln.<br />
Manche Weinberge erlitten erhebliche Verluste. Der<br />
Regen hielt bis Mitte September an. Wer die Nerven<br />
verlor oder keine andere Wahl hatte und in dieser Zeit<br />
erntete, lief Gefahr, verwässerte Weine zu bekommen,<br />
denen die nötige Struktur und Substanz für erstklassigen<br />
Brunello abgeht.<br />
Anders sah es mit den Weinen jener Betriebe aus, die es<br />
sich leisten konnten, bis Ende September oder gar bis<br />
Oktober zu warten. Der Spätsommer mit Sonnenschein,<br />
einer steten Brise und kühlen Nächten entschädigte für<br />
die nervenaufreibende Zeit davor und machte zum Teil<br />
grandiose Ergebnisse möglich.<br />
Die qualitative Bandbreite des Jahrgangs bildet die<br />
Situation deutlich ab. Am unteren Ende stehen<br />
überwiegend weiche und zugängliche, manchmal<br />
aber auch magere und spröde Weine, denen die nötige<br />
Substanz und Komplexität für höhere Weihen fehlt; in<br />
Einzelfällen wurden wir selbst bei hoch gehandelten<br />
Weinen sogar mit gewissen Unsauberkeiten konfrontiert.<br />
Das breite Mittelfeld besteht aus überwiegend<br />
schon früh zugänglichen und dennoch gut strukturierten<br />
Weinen, die in Bestform gewisse Tiefe und<br />
Komplexität mit Charme und Eleganz verbinden. Sie<br />
sind eine willkommene Abwechslung zu den oft<br />
wuchtigen bis mächtigen Weinen der drei vorangegangenen<br />
Jahrgänge. Man hört derzeit häufiger von der<br />
besonderen Lagerfähigkeit dieser 18er, doch wir sind<br />
ziemlich sicher, dass die Mehrheit der Weine in fünf<br />
Jahren bereits mit größtem Genuss getrunken werden<br />
kann und eher besser schmeckt als in zehn oder gar<br />
fünfzehn Jahren.<br />
An der Spitze des Jahrgangs stehen tiefgründige, konzentrierte<br />
und vielschichtige Weine mit betörendem Saft,<br />
Eleganz und feinster Würze, die manchmal schon heute<br />
ein unglaubliches, geradezu hedonistisches Vergnügen<br />
bereiten und doch auch einige Entwicklungszeit vor<br />
sich haben. Sie gehören zur Essenz dessen, was wir uns<br />
unter gutem Brunello di Montalcino vorstellen.<br />
Auch das Bild der 17er Riserve und Prestige-Weine ist<br />
nicht ganz einheitlich, nur aus anderen Gründen. Das<br />
extrem trockene Jahr sorgte nicht selten für alkoholmächtige<br />
Weine mit sehr präsenten, dabei oftmals ein<br />
wenig trocknenden Tanninen. Manchen der nominellen<br />
Spitzen<strong>wein</strong>e fehlt es an der nötigen Saftigkeit, um<br />
Alkohol und Tannine einzubetten. Bei einigen von ihnen<br />
haben wir daher wenig Hoffnung, dass sich ihre gewisse<br />
Sprödheit mit weiterer Reife abschleift. So sind die<br />
Basis<strong>wein</strong>e bisweilen - wenn auch längst nicht immer<br />
- die bessere Wahl.<br />
Rund 120 Brunello di Montalcino haben wir im April<br />
probiert, den größten Teil aus dem Jahrgang 2018.<br />
Sie finden nachfolgend eine kleine Auswahl<br />
unserer verkosteten Weine. Die gesamte Übersicht<br />
dieser Verkostung, Links zu allen<br />
Ergebnissen, den Weinbeschreibungen<br />
und den Produzenten finden Sie unter<br />
folgendem Link:
Mastrojanni S.S. — Toskana (Italien)<br />
Salvioni - La Cerbaiola — Toskana (Italien)<br />
Az. Agr. Capanna di Cencioni — Toskana (Italien)<br />
Az. Agr. Fattoi Ofelio & Figli — Toskana (Italien)<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG “Vigna Loreto”<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG<br />
2017 Brunello di Montalcino DOCG Riserva<br />
2017 Brunello di Montalcino DOCG Riserva<br />
Recht tiefer, etwas teeriger Duft nach reifen<br />
schwarzen und roten Beeren mit einer Spur<br />
Champignons, Eisen, Tabak, Pfeffer und<br />
ein wenig getrockneten Kräutern. Reife,<br />
feste, eher dunkle Frucht, kaffeewürzige<br />
Holzaromen, etwas Bitterschokolade und<br />
Rauch, präsentes, reifes, noch eine Spur<br />
antrocknendes Tannin, deutlich Salz im<br />
Hintergrund, ein Hauch Trockenkräuter<br />
und Tabak, eine Spur Brotrinde, tief und<br />
ziemlich konzentriert, gewinnt mit Luft<br />
noch an Ausdruck und zugleich Harmonie,<br />
langer, fester, herber Abgang mit noblem<br />
Saft und Zigarrenkiste. Legt über Tage<br />
zu und sollte unbedingt noch reifen.<br />
Klarer, ruhiger, dabei recht fester und tiefer<br />
Duft nach Waldbeeren mit feinen tabakigen<br />
Nuancen, ledrigen Spuren und ein wenig<br />
Unterholz sowie ganz feinen malzigen<br />
und pfeffrigen Tönen. Reife, geschliffene,<br />
feinsaftige, recht dichte Frucht, jugendliches,<br />
dabei reifes und sehr feines Tannin,<br />
marmorierende Säure, nussige, zedrige und<br />
leicht tabakige Aromen auch am Gaumen,<br />
wieder ein wenig Unterholz, nachhaltig,<br />
gute Tiefe, ausgezeichnete Balance, ruht<br />
geradezu in sich, im Hintergrund ein Hauch<br />
Teer, hochfeine, komplexe, teils ätherische<br />
Würze, salzig, zarte Süßholzanklänge und<br />
etwas Jod, sehr guter, fester Abgang mit<br />
noblem Saft. Mineralik und feiner, dabei<br />
komplexer Würze. Hat leise Größe.<br />
Fester und recht tiefer, etwas ledriger,<br />
getrocknet-kräuteriger und angedeutet jodiger<br />
Duft nach mehr schwarzen als roten Beeren<br />
mit einem Hauch Pilzen und leicht tabakigen<br />
Fassnoten. Reife, feste, warme Frucht,<br />
nussige Holztöne, getrocknet-pflanzliche bis<br />
kräuterige Nuancen und Trockenpilze, ein<br />
Hauch Kakao am Gaumen, nachhaltig, kräftig<br />
und recht dicht, feines, mürbes Tannin, Salz<br />
im Hintergrund, wacholdrig-ätherische Würze,<br />
gute Tiefe, relativ gezügelte Kraft, sehr guter,<br />
reif-saftiger und würziger, warmer Abgang.<br />
Klarer, geschliffener, pfeffriger und ledriger<br />
Duft mit feinen, dunklen Beerenaromen,<br />
einer Spur Rauch, Unterholz, angedeutet<br />
getrockneten Kräutern, Moschus und<br />
Wacholder sowie einer Spur Fassholz. Recht<br />
feste, herbe, saftige, wieder dunkle Frucht,<br />
nussige und leicht rauchige Holznoten, ein<br />
Hauch Bitterschokolade und Süßholz, etwas<br />
Wacholder, kräuterige Nuancen, nachhaltig<br />
am Gaumen, hat Kraft, dabei Schliff und<br />
Biss, jugendliche, feste, recht feine Tannine,<br />
Salz im Hintergrund, ein wenig Kolanuss,<br />
sehr guter, straffer, saftiger und ätherischwürziger<br />
Abgang, wieder mit Holznoten.<br />
96 WP >> groß k.A.<br />
95 WP >> hervorragend 130.00 €<br />
92 WP >> hervorragend 95.00 €<br />
92 WP >> hervorragend k.A.<br />
Fuligni — Toskana (Italien)<br />
La Gerla — Toskana (Italien)<br />
La Fiorita — Toskana (Italien)<br />
La Magia — Toskana (Italien)<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG<br />
2017 Brunello di Montalcino DOCG “La Pieve”<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG “fiore di NO”<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG “Ciliegio”<br />
Klarer, recht fester, einen Hauch floraler<br />
Duft nach reifen roten und auch schwarzen<br />
Beeren mit nussigen Aromen, ein wenig Tabak,<br />
Zigarrenasche, getrockneten Kräutern und<br />
Trockenfleisch. Fest gewirkte, herb-saftige,<br />
recht noble Frucht, präsentes, feines, jugendliches<br />
Tannin, gewisser Säurebiss, pfeffrige und<br />
ätherisch-kräuterige Nuancen am Gaumen,<br />
nachhaltig, gute Tiefe, im Hintergrund Salz,<br />
ein wenig Kakao und Kaffee, vielschichtig,<br />
noch unentwickelt, aber bereits beeindruckend,<br />
hat Spannung und Finessen, sehr<br />
guter, straffer Abgang mit Kaffeenoten und<br />
ätherischer, auch leicht harziger Würze.<br />
Straffer und komplexer, herber und recht<br />
tiefer Duft nach schwarzen und ein wenig<br />
roten Beeren mit leicht wacholdrigen,<br />
mediterran-kräuterigen und pfeffrigen Noten,<br />
Kirschen sowie etwas Teer. Herbe, fest<br />
gewirkte, präzise, zunehmend saftige dunkle<br />
Frucht, etwas kaffeeröstige Holzaromen,<br />
merklicher Säurebiss und straffes Tannin,<br />
Lakritz, Wacholder und eine Spur Teer<br />
am Gaumen, im Hintergrund Salz, wird<br />
mit Luft immer tiefer und spannender,<br />
sehr guter bis langer, zupackender, herber<br />
Abgang mit Saft, etwas Röstwürze, Salz,<br />
Kräutern und merklichem Säurebiss.<br />
Leicht rauchiger und nussiger Duft nach<br />
reifen roten und ein wenig schwarzen<br />
Beeren mit Teernuancen, dunklen gewürzigen<br />
Anklängen und einem Hauch Tabak.<br />
Reife, fest gewirkte, eher warme Frucht mit<br />
recht präsenten, dabei mürben Tanninen,<br />
leicht kakaowürzige Holzaromen, dunkle<br />
ätherische Noten, nachhaltig, gewisse Tiefe,<br />
ein Hauch Zwetschgen im Hintergrund,<br />
kräuterige Nuancen, gewisser Säurebiss,<br />
sehr guter, fester, saftiger Abgang mit<br />
reifer, fast süßer Frucht, merklicher<br />
Alkoholwärme und pfeffriger Würze.<br />
Klarer Duft nach reifen roten und schwarzen<br />
Beeren mit nussigen Aromen, feiner ätherischer<br />
Würze, etwas Teer, moderaten<br />
Holzanklängen und einem Hauch Tabak.<br />
Reife, recht saftige Frucht mit präsenten,<br />
jugendlichen, recht feinen Tanninen,<br />
gewissem Säurebiss und deutlich Salz,<br />
etwas röstige Holzwürze, Kakao- und<br />
Kaffeenoten, Eukalyptus, gewisse Tiefe,<br />
noch unentwickelt, straffer Bau, sehr guter,<br />
fester, herb-saftiger Abgang mit Zug.<br />
93 WP >> hervorragend k.A.<br />
93 WP >> hervorragend 63.00 €<br />
92 WP >> hervorragend k.A.<br />
92 WP >> hervorragend Bis 140.00 €<br />
Lisini — Toskana (Italien)<br />
Az. Ag. Chiusa Grossa — Toskana (Italien)<br />
Mastrojanni S.S. — Toskana (Italien)<br />
Mocali — Toskana (Italien)<br />
2017 Brunello di Montalcino DOCG “Ugolaia”<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG<br />
2017 Brunello di Montalcino DOCG Riserva<br />
Klarer, fester und recht tiefer, geschliffener<br />
Duft mit feinen schwarz- und rotbeerigen<br />
Aromen, floralen Nuancen, ein wenig Tomate<br />
und fleischigen Spuren. Fest gewirkte,<br />
herb-saftige, relativ dunkle Frucht, etwas<br />
rauchige Noten, ein wenig Kaffeesatz<br />
und Salz, lebendige Säure und präsentes,<br />
jugendliches Tannin, nachhaltig, hat Kraft,<br />
aber auch Schliff, angedeutet Zitruszesten<br />
im Hintergrund, sehr guter bis langer,<br />
fester, herber Abgang, wieder mit Biss.<br />
Fester, warmer, rauchiger, jodiger und etwas<br />
tabakig-holzwürziger Duft nach reifen<br />
schwarzen und etwas roten Beeren mit einem<br />
Hauch Zwetschgen und nussigen sowie<br />
angedeutet animalischen Tönen. Reife, warme,<br />
teils eingemachte und angetrocknete Frucht<br />
mit mürbem, jugendlichem Tannin, etwas<br />
nussigen und kakaowürzigen Aromen und<br />
kräuterigen Spuren, ein wenig schwarze Oliven<br />
am Gaumen, süßes Tomatenmark und Rosinen,<br />
nachhaltig, viel Kraft und spürbarer, aber integrierter<br />
Alkohol, etwas Tiefe, sehr guter, recht<br />
fester und reifsaftiger Abgang mit ätherischkräuteriger<br />
und zart wacholdriger Würze.<br />
Etwas tabakig-fassholziger Duft nach reifen<br />
roten und schwarzen Beeren mit einem<br />
Hauch Zwetschgen, Rauch, Nüssen, etwas<br />
Brotrinde und angedeutet Kaffeesatz. Reife,<br />
schmelzige, teils eingemacht wirkende, saftige<br />
Frucht mit deutlichen Zwetschgentönen,<br />
mürbes Tannin, nussige und leicht kakaowürzige<br />
Holznoten, nachhaltig am Gaumen,<br />
gewisse Alkoholwärme, etwas Biss, gute<br />
Tiefe und ausgezeichnete Substanz, eine<br />
Spur Salz im Hintergrund, angedeutete<br />
ätherische Würze von Kräutern, Pfeffer<br />
und Wacholder, sehr guter bis langer, fester,<br />
ziemlich saftiger Abgang mit feiner Würze.<br />
Zart ledriger und tabakiger Duft nach reifen<br />
schwarzen und ein wenig roten Beeren mit<br />
zedrigen Tönen, einem Hauch Teer, Menthol,<br />
Tomatenmark und wacholdrigen Spuren.<br />
Klare, straffe, herb-saftige Frucht, feines, noch<br />
jugendliches Tannin und etwas Biss, ein wenig<br />
Tabak, zedrige Nuancen und Teer, wieder auch<br />
Tomatenmark im Hintergrund, angedeutet<br />
schwarze Oliven und Pfeffer, nachhaltig, gute<br />
Tiefe, deutlich salzige Töne, angedeutet Rauch,<br />
sehr guter, fester, herber Abgang mit leicht<br />
ätherischer Würze und gewissem Säurezug.<br />
93 WP >> hervorragend k.A.<br />
92 WP >> hervorragend k.A.<br />
92 WP >> hervorragend k.A.<br />
92 WP >> hervorragend k.A.<br />
70 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 71
Poggio di Sotto - ColleMassari — Toskana (Italien)<br />
Talenti — Toskana (Italien)<br />
CastelGiocondo - Frescobaldi — Toskana (Italien)<br />
Franco Pacenti - Canalicchio — Toskana (Italien)<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG “Piero”<br />
2016 Brunello di Montalcino DOCG Riserva<br />
2017 Brunello di Montalcino DOCG<br />
Feste und recht tiefe, ein wenig getrocknetpflanzliche<br />
bis tabakige Nase nach kleinen<br />
roten und schwarzen Beeren mit kräuterigen<br />
Aromen, Pfeffer, Fleischsaft und ein wenig<br />
Rauch. Reife, saftige, teils eingemachte,<br />
gleichwohl lebendige Frucht mit rauchigen,<br />
nussigen, etwas röstigen und kräuterigen<br />
Noten, mürb-sandiges Tannin, dunkle<br />
ätherische Würze im Hintergrund, nachhaltig,<br />
mittlere Kraft, ein wenig Jod und Kakao,<br />
deutlich salzige Anklänge, sehr guter Abgang<br />
mit teils eingemacht wirkendem, kleinbeerigem<br />
Saft und wieder ätherischer Würze.<br />
Herber, fester, etwas getrocknet-vegetabiler,<br />
fleischiger und leicht teeriger Duft<br />
nach gemischten Beeren mit einem Hauch<br />
Zwetschgen, Estragon, nussigen Aromen,<br />
einer Spur Laub, Pfeffer und Jod. Fast kühl<br />
wirkende, saftige, recht straffe Frucht mit<br />
Säurebiss und präsenten, dabei verhältnismäßig<br />
feinen Tanninen, kräuterige Würze<br />
am Gaumen, nussige Anklänge, ein Hauch<br />
Schokolade, ein wenig pfeffrig-ätherische<br />
Töne im Hintergrund, rauchige Nuancen,<br />
Kapern, Rosmarin und Salz, gewisse Tiefe,<br />
noch unentwickelt, sehr guter, straffer Abgang,<br />
wieder mit Biss und ätherischer Würze.<br />
“Ripe al Convento”<br />
Fester Duft nach reifen überwiegend dunklen<br />
Beeren mit getrocknet-kräuterigen Aromen,<br />
etwas Wacholder und Kubebenpfeffer.<br />
Reife, herbe, eher dunkle Frucht, wieder<br />
Kubebenpfeffer, auch ein wenig getrocknete<br />
Kräuter, rauchige und etwas röstige<br />
Holzaromen, präsentes, jugendliches, reifes<br />
Tannin, im Hintergrund Salz, nachhaltig, fest<br />
gebaut, sehr guter, herb-saftiger und -würziger,<br />
etwas ätherischer Abgang mit Kakaonoten.<br />
Holzwürziger und auch eine Spur unterholziger<br />
Duft nach reifen roten und<br />
schwarzen Beeren mit etwas Jod, Fleisch,<br />
Kakao und Pfeffer sowie floralen Nuancen.<br />
Geschliffene, fest gewirkte, ziemlich saftige<br />
Frucht, präsentes, jugendliches, dabei feines<br />
Tannin, gewisser Säurebiss, pflanzliche bis<br />
kräuterige Nuancen, ein wenig rauchiges<br />
und bitterschokoladiges Holz, auch etwas<br />
Kaffeesatz, im Hintergrund Salz, nachhaltig,<br />
etwas Tiefe, sehr guter, geschliffener, saftiger,<br />
holzwürziger und recht fester Abgang.<br />
92 WP >> hervorragend Bis 185.00 €<br />
92 WP >> hervorragend k.A.<br />
91 WP >> hervorragend k.A.<br />
91 WP >> hervorragend k.A.<br />
Val di Suga — Toskana (Italien)<br />
Az. Agr. Capanna di Cencioni — Toskana (Italien)<br />
Poggio Il Castellare — Toskana (Italien)<br />
Tenuta Il Poggione — Toskana (Italien)<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG “Poggio al Granchio”<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG<br />
2017 Brunello di Montalcino DOCG<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG<br />
Etwas getrocknet-pflanzlicher bis kräuteriger<br />
und ein wenig fleischiger Duft nach mehr<br />
schwarzen als roten Beeren mit einem Hauch<br />
Zwetschgen, angedeutet Teer, Jod und<br />
nussigen Spuren. Straffe, herb-saftige, mit<br />
Luft süßer werdende Frucht mit merklichem<br />
Säurebiss und relativ feinen, jugendlichen<br />
Tanninen, nachhaltig am Gaumen, gezügelte<br />
Kraft, ein wenig schokoladig und angedeutet<br />
kaffeewürzig im Hintergrund, nachhaltig, zart<br />
rauchig, hat gewisse Frische, im Hintergrund<br />
deutlich Salz, sehr guter, straffer, saftiger<br />
und würziger Abgang. Darf reifen.<br />
Nussiger und etwas rauchig-röstiger und<br />
tabakiger Duft nach reifen roten und<br />
schwarzen Beeren mit etwas Teer und<br />
Unterholz. Reife, recht saftige, klare Frucht<br />
mit gewissem Säurebiss und präsenten,<br />
dabei reifen Tanninen, noch ganz leicht<br />
trocknend, rauchig-röstige Holzaromen,<br />
salzig im Hintergrund, nachhaltig, hat Kraft,<br />
aber auch gewisse Frische, noch unentwickelt,<br />
sehr guter, fester, saftiger und wieder<br />
holzwürziger Abgang mit ätherischen Spuren,<br />
süßem Tomatenmark und ein wenig Teer.<br />
Recht fester Duft nach roten und schwarzen<br />
Beeren mit einem Hauch Süßholz,<br />
Tomatenessenz und ätherisch-kräuterigen<br />
Tönen. Straffe, reife, eher dunkle Frucht,<br />
leicht rauchige Nuancen und Bitterschokolade,<br />
wieder auch ätherische Würze, hat Kraft<br />
und Wärme, nachhaltig, mürb-sandiges<br />
Tannin und etwas Biss, pfeffrige Aromen, ein<br />
Hauch Efeu, ledrige Spuren, im Hintergrund<br />
Salz, relativ komplex, sehr guter, fester,<br />
griffiger Abgang mit warmem Saft und<br />
erneut kühlenden ätherischen Noten.<br />
Fester, einen Hauch animalischer Duft<br />
nach reifen gemischten Beeren und einem<br />
Hauch Zwetschgen mit fleischigen Noten,<br />
herben nussigen Anklängen, Pfeffer und<br />
ätherisch-kräuterigen Tönen. Straffe,<br />
herb-saftige, reife, recht dichte Frucht,<br />
präsentes, feines, jugendliches Tannin<br />
und gewisser Säurebiss, nachhaltig, leicht<br />
kräuterige, tabakig und pfeffrig, deutlich<br />
Salz im Hintergrund, viel Kraft, aber auch<br />
Frische, nicht ewig tief, aber perfekt vinifiziert,<br />
sehr guter, fester, herber Abgang.<br />
92 WP >> hervorragend k.A.<br />
91 WP >> hervorragend 48.00 €<br />
91 WP >> hervorragend k.A.<br />
91 WP >> hervorragend k.A.<br />
Az. Agr. Sesta di Sopra — Toskana (Italien)<br />
Caparzo — Toskana (Italien)<br />
Tenuta La Fuga - Folonari — Toskana (Italien)<br />
Vasco Sassetti s.r.l. — Toskana (Italien)<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG “Magistra”<br />
2018 Brunello di Montalcino DOCG “Vigna La Casa”<br />
2017 Brunello di Montalcino DOCG Riserva<br />
2017 Brunello di Montalcino DOCG<br />
Bandirola Enrica<br />
Fester, etwas tabakiger und angedeutet<br />
teeriger Duft nach reifen überwiegend<br />
dunklen Beeren mit getrocknet-pflanzlichen<br />
bis kräuterigen Aromen, etwas Fassholz,<br />
Schokolade, Jod, Pfeffer und Fleischsaft.<br />
Herb-saftige, jugendliche, fest gewirkte<br />
Frucht mit präsenten, feinsandigen Tanninen<br />
und etwas Säurebiss, getrocknete Kräuter im<br />
Hintergrund, wieder leicht tabakige Fasstöne,<br />
etwas Rauch und Pfeffer, nachhaltig, im<br />
Hintergrund Salzig, ein Hauch Bitterschokolade<br />
und Kaffee, gewisse Tiefe, noch unentwickelt,<br />
hat Frische, sehr guter, straffer Abgang<br />
mit dunklem Saft und herber Würze.<br />
Recht fester, moderat holzwürziger, leicht<br />
getrocknet-pflanzlicher Duft nach gemischten<br />
Beeren und ein wenig Kirschen mit einer<br />
Spur Leder, Trockenfleisch, Tabak und<br />
etwas schwarzen Oliven. Reife, jugendliche,<br />
feste, saftige Frucht, präsentes, reifes,<br />
mürb-sandiges Tannin und zarter Biss, leicht<br />
tabakige und an Bleistiftholz erinnernde<br />
Töne im Hintergrund, ein Hauch Eiskonfekt,<br />
röstige Nuancen und Kaffee, gute Substanz<br />
und Nachhaltigkeit, gewisse Tiefe, Salz im<br />
Hintergrund, erst schon relativ zugänglich,<br />
verschließt sich aber mit Luft etwas, sehr<br />
guter, saftiger und würziger Abgang.<br />
“Le due Sorelle”<br />
Recht feste, etwas fleischig-animalische,<br />
auch ein wenig ledrige Nase nach reifen<br />
schwarzen und auch roten Beeren mit<br />
Teernoten, angedeutet Trockenkräutern,<br />
Süßholz und Wacholder. Reife, warme und<br />
dichte, recht saftige Frucht mit bitterschokoladiger<br />
Holzwürze und etwas Kaffeelikör,<br />
nachhaltig am Gaumen, recht konzentriert,<br />
reifes, mürb-sandiges Tannin, etwas Biss,<br />
Süßholz im Hintergrund, fleischige Spuren,<br />
wacholdrig-ätherische Würze, viel Schmelz,<br />
sehr guter, noch leicht trocknender Abgang<br />
mit warmem, reifem Saft, einem Hauch<br />
Trockenobst und röstigen Holzaromen.<br />
Fester, etwas rauchiger, nussiger und eine<br />
Spur ledriger Duft nach reifen schwarzen<br />
und etwas roten Beeren mit getrocknetfloralen<br />
Noten und einem Hauch Teer.<br />
Fest auch im Mund, reife, herbe Frucht mit<br />
nussiger Holzwürze, kräuterigen Nuancen,<br />
einer Spur Süßholz und Zwetschgen, leicht<br />
ätherisch am Gaumen, nachhaltig, hat Kraft<br />
und gewisse Tiefe, Salz im Hintergrund, ein<br />
wenig Blut und Jod, gewisse Frische, sehr<br />
guter, fester, herb-saftiger Abgang, wieder<br />
mit Salz und mediterranen Kräutern.<br />
91 WP >> hervorragend 95.00 €<br />
91 WP >> hervorragend k.A.<br />
91 WP >> hervorragend k.A.<br />
91 WP >> hervorragend 24.00 €<br />
72 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 73
zu verkaufen.“ Auch Robertos<br />
Vater blieb dem Weinmachen treu<br />
– jedoch lediglich mit einer großen<br />
Kellerei für die Abfüllung und den<br />
Verkauf von zugekauften Weinen,<br />
ohne Land und eigene Weinberge.<br />
Dies war nicht der Weg, den der<br />
ambitionierte junge Anselmi<br />
verfolgen wollte: „Ich habe immer<br />
davon geträumt, die Weinberge<br />
meines Großvaters und die für<br />
den Weinbau bestimmten Flächen<br />
zurückzukaufen.“<br />
EIN NEUES ERBE<br />
SCHAFFEN<br />
Er schloss die Firma seines Vaters,<br />
pachtete das Land seiner Träume<br />
zunächst – und kaufte es später:<br />
Ein Land in den Hügeln der<br />
Weinregion Soave, das schon immer<br />
für die Produktion von Weiß<strong>wein</strong><br />
bestimmt war. Sein Traum nahm<br />
realistische Züge an und wurde<br />
zu einem heute 70 Hektar großen,<br />
wunderbaren Wein-Abenteuer:<br />
Die hohe Pflanzdichte der Reben<br />
in den Weinbergen pro Hektar,<br />
die Auswahl weniger produktiver<br />
und aromatischer Klone der lokal<br />
bedeutenden Rebsorte Garganega,<br />
die Verringerung der Traubenzahl<br />
pro Pflanze, die sorgfältige<br />
Weinbereitung, Kaltmazeration, die<br />
Gärung bei niedriger Temperatur<br />
und eine lange Reifezeit haben dazu<br />
geführt, dass die Anselmi-Weine<br />
heute für eine außergewöhnliche<br />
Qualität stehen. Manch einer sagt<br />
sogar, dass Roberto Anselmis<br />
Weiß<strong>wein</strong>e „zu den schönsten und<br />
rassigsten“ ganz Italiens zählen.<br />
„Ich habe hart daran gearbeitet, dem<br />
Soave-Gebiet auf den Weltmärkten<br />
einen guten Ruf zu verschaffen“,<br />
sagt der Winzer. Dies gelang ihm<br />
allerdings nur teilweise. Denn als<br />
er Ende der 1990er-Jahre radikale<br />
Veränderungen im Weinbau des<br />
gesamten Soave-Gebiets forderte,<br />
weil er seiner Heimat aufgrund<br />
der natürlichen Gegebenheiten<br />
qualitativ noch mehr zutraute,<br />
wurden die Qualitätsvorgaben<br />
für die Gewächse gegenüber<br />
seinen Vorstellungen nur marginal<br />
angepasst. „Vielleicht wurde ich<br />
nicht verstanden, aber ich konnte<br />
keine Kompromisse akzeptieren“,<br />
meint Anselmi mit Blick auf die<br />
damalige Zeit.<br />
KEINE HALBEN SACHEN<br />
Und wie es so ist, wenn es um einen<br />
großen Traum geht, muss man ihm<br />
auch treu bleiben. Kompromisse<br />
sind da fehl am Platz: „Daher<br />
habe ich die Bezeichnung Soave<br />
aufgegeben und meine Weine<br />
nach meinen Weinbergen Capitel<br />
Foscarino – aus vulkanischem<br />
Tuffstein – und Capitel Croce<br />
– aus Kalkstein – benannt.“ Ein<br />
Bekenntnis zur Herkunft, das<br />
aus einem Gedanken heraus<br />
entstand: „Qualität ist zwar die<br />
Frucht des Willens und der Arbeit<br />
des Menschen, aber sie kommt<br />
nicht ohne die Wissenschaft aus,<br />
die es erlaubt, die wahren Werte<br />
der Tradition zu erkennen.“ Dank<br />
dieser Philosophie entstehen seine<br />
aromatischen, fruchtigen Weine,<br />
die sich durch Komplexität, Körper<br />
und Langlebigkeit auszeichnen.<br />
Ein Könner für Kenner<br />
ANSELMI – VENETO<br />
Wie kaum ein anderer Winzer versteht es Roberto Anselmi, der Garganega-Traube feinste<br />
Aromen zu entlocken. Sie prägt seine Weiß<strong>wein</strong>e mit reichen, reinen und komplexen<br />
Aromen. Die Geschichte eines Träumers, der seinen Weg mit ganz besonderen Weinen geht.<br />
FOTOS: ANSELMI<br />
Träumen tun die<br />
Menschen meist<br />
in einer gewissen<br />
Erwartungshaltung.<br />
In der Hoffnung, dass<br />
ihnen die Erfüllung quasi in den<br />
Schoß fällt, ohne eigenes Zutun.<br />
Roberto Anselmi dagegen erfüllte<br />
sich seinen Traum selbst: durch<br />
eine Vision, seinen Glauben daran.<br />
Und harte Arbeit. „Ich habe immer<br />
davon geträumt, ein hochwertiges<br />
Weingut zu besitzen, um meinen<br />
eigenen Wein zu produzieren.<br />
Denn ich hatte schon immer eine<br />
romantische Vision von unserem<br />
Land. Werte, Gefühle, die richtigen<br />
Traditionen und Lebensweisen<br />
mit dem Land und für das Land<br />
zu schaffen. Und so habe ich<br />
begonnen“, sagt der italienische<br />
Winzer, der mit einer Leichtigkeit<br />
über seinen Werdegang spricht,<br />
die auch in seinen Weinen<br />
mitschwingt. Dabei war es ein<br />
langer Weg. 1975, nach seinem<br />
Studium, kehrte er in das Weingut<br />
seines Vaters zurück, um „mein<br />
Lebenswerk zu beginnen“. Sein<br />
Großvater war ein hervorragender<br />
Winzer. gewesen „Aber leider<br />
zwang ihn die Wirtschaftskrise im<br />
Zusammenhang mit dem Zweiten<br />
Weltkrieg dazu, alle seine Weinberge<br />
74 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin Anzeige
Ein steter Wegbereiter<br />
WEINGUT GRAF NEIPPERG – WÜRTTEMBERG<br />
Dass man selbst mit beinahe sechs Jahrhunderten Geschichte noch<br />
immer jung und innovativ sein kann, beweist das Weingut Graf<br />
Neipperg aus Württemberg.<br />
FOTOS: WEINGUT GRAF NEIPPERG<br />
Terroir ist das Zauberwort in der Weinwelt.<br />
Wie eine Auszeichnung, die einen Wein<br />
adelt. Doch nicht das Wort macht den Wein<br />
so wertvoll, sondern die Bedeutung, die<br />
sich hinter ihm verbirgt. Wie der Duden<br />
sagt: „Die Gesamtheit natürlicher Faktoren“, die man<br />
auch lapidar als „Gegend“ bezeichnen könnte – was<br />
aber deutlich zu wenig aussagt. Denn dieses nahezu<br />
magische Zusammenspiel aus den Böden, dem Klima,<br />
der Rebsorte und den kulturellen Einflüssen einer<br />
bestimmten Region ist es, das eben diesen feinen<br />
Unterschied macht und den Wein von seiner Herkunft<br />
erzählen lässt. Dieses bedeutsamen Aspekts – der<br />
auch die Qualität der Trauben und die Erfahrung des<br />
Kellermeisters umfasst – ist man sich auf dem württembergischen<br />
VDP.Weingut Graf Neipperg zutiefst<br />
bewusst. Und das aus der Überzeugung heraus, dass<br />
man hier wahrlich eine Geschichte zu erzählen hat.<br />
Denn die Winzerfamilie, deren Oberhaupt heute Karl<br />
Eugen Graf von Neipperg ist, residiert bereits seit dem<br />
15. Jahrhundert in der Nähe von Heilbronn. Zahlreiche<br />
Dekaden, in denen viel passiert ist und in denen die<br />
Familie Großes geschaffen hat: Dazu zählt auch, dass<br />
die Grafen Neipperg im 18. Jahrhundert die Rebsorte<br />
Lemberger (Blaufränkisch) von Österreich nach<br />
Deutschland brachten und damit einen Meilenstein für<br />
den Rot<strong>wein</strong> hierzulande schufen. Keine Frage, dass die<br />
Neipperg’schen Weine bis heute viele Auszeichnungen<br />
gewannen. Doch das lässt sich nicht allein an den<br />
dunkelroten Gewächsen, für die das Weingut berühmt<br />
ist, festmachen, sondern vielmehr daran, dass man hier<br />
das Terroir eben gekonnt zu nutzen weiß.<br />
DIE KRAFT DES GEWÖLBES<br />
Es sind Spitzen- und Steillagen wie Neipperger<br />
Schlossberg, Schwaigerner Ruthe oder Klingenberger<br />
Schlossberg, in denen die Qualität der Weine<br />
beginnt. Insgesamt wächst das edle Traubengut des<br />
Traditionshauses hier rund um Schwaigern auf über<br />
30 Hektar. Tiefgründige, fruchtbare Böden, gepaart mit<br />
optimaler Ausrichtung und Pflanzung der Rebstöcke,<br />
einem milden Klima und konsequenter, naturnaher<br />
Arbeit im Weinberg, bilden die Basis für beste Trauben<br />
aus Rivaner, Traminer, Weißburgunder, Riesling,<br />
Muskateller, Sauvignon Blanc sowie Trollinger, Merlot,<br />
Syrah, Spätburgunder und Lemberger. Getreu dem<br />
Motto „ein guter Wein reift in einem guten Keller“ erfolgt<br />
der Ausbau tief unter der Erde. Unterhalb des familiären<br />
Stammschlosses – im ebenfalls Jahrhunderte alten<br />
Gewölbekeller im ehemaligen Burggraben – bestehen<br />
ideale Bedingungen. Denn dank der gleichbleibenden<br />
natürlichen Kühle, die hier herrscht, können sich die<br />
Weine in Ruhe zu ihrem vollen Potenzial entfalten.<br />
Traditionell reifen sie unter den wachsamen Augen von<br />
Kellermeister Bernd Supp in großen Holzfässern; ausgewählte<br />
Weine zudem in Barriques.<br />
edlen Gewächse des Hauses Graf Neipperg gerühmt<br />
werden. Das Faszinierende dabei: Angesichts der langen<br />
Geschichte ist man sich der Tradition zwar immer<br />
bewusst. Der aktuelle Zeitgeist ist jedoch so präsent,<br />
dass man in jedem Wein die beständige Freude und<br />
Leidenschaft am Weinmachen schmecken kann.<br />
IMMER JUNG GEBLIEBEN<br />
Warm, finessenreich, voller Kraft und Lebendigkeit<br />
– dies sind nur einige der Attribute, mit denen die<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 77
Lachs mit<br />
Parmesan-Kräuter-Walnuss-Kruste<br />
AUS „DAS KOCHBUCH DER GENERATION RIESLING –<br />
SO KOCHEN JUNGE WINZER“<br />
VERLAG GRAAFMANN UND SCHRECK<br />
FOTOS: JOLA KULESZYŃSKA<br />
EINKAUFSLISTE<br />
FÜR 4 PORTIONEN<br />
VORBEREITUNG 20 MINUTEN<br />
KOCHZEIT 25 MINUTEN<br />
800 g Lachs mit Haut<br />
1 unbehandelte Zitrone<br />
1 Knoblauchzehe<br />
1 Bund Petersilie<br />
1 Zweig Salbei<br />
60 g Walnüsse<br />
40 g Parmesan, frisch gerieben<br />
2 EL Butter<br />
250 g Vollmilchjoghurt<br />
Meersalz und Pfeffer<br />
ZUBEREITUNG<br />
Den Lachs abspülen und mit Küchenpapier trockentupfen. Die Schale der Zitrone mit einem Zestenreißer<br />
abziehen oder mit einer feinen Reibe abraspeln. Den Knoblauch, die Petersilie und die Walnüsse säubern<br />
und danach kleinhacken Die Zitronenschale, den Knoblauch, die Kräuter, die Nüsse, den Parmesan, Meersalz und<br />
Pfeffer mit 1 EL weicher Butter gut vermischen. Den Backofen auf 200 °C Ober-/Unterhitze oder 180 °C Umluft<br />
vorheizen. Den Lachs auf die Hautseite in eine ofenfeste, mit Butter ausgestrichene Form legen. Die Kräuter-Nuss-<br />
Mischung schön gleichmäßig auf den Fisch verteilen und mit den Händen leicht andrücken. Danach die Form in den<br />
Ofen schieben und den Lachs etwa 25 Minuten backen. Den gut gekühlten Joghurt mit Salz und Pfeffer würzen<br />
und zum Lachs servieren. Als Beilage empfehlen wir Butterkartoffeln oder frisches Baguette.
Kopfüber<br />
in den Abend<br />
IM TEST: DEKANTER „WINE BREATHER” VON MENU<br />
Dekanter sind oft schön gestaltet, nicht selten aber im Alltag<br />
nur ziemlich umständlich zu benutzen. Der „Wine Breather” aus<br />
Dänemark sieht edel aus – und verspricht zudem einen praktischen<br />
Zusatznutzen. Kann er unseren Tester überzeugen?<br />
TEXT: MATTHIAS STELZIG – FOTOS: AUDO / MENU<br />
In seiner kleineren Ausgabe<br />
mit bauchigem Körper und<br />
langem, weitem Hals ähnelt<br />
der „Wine Breather” auf<br />
den ersten Blick einem<br />
Laborgefäß. Das ist offenbar<br />
beabsichtigt: Die Funktion steht<br />
im Vordergrund. Spätestens auf<br />
den zweiten Blick fällt aber das<br />
schöne, mundgeblasene Glas auf.<br />
Mit der Kombination aus Rauchglas<br />
und Kupfer-Verschluss passt<br />
der Dekanter, der je nach Modell<br />
zwischen 80 und 110 Euro kostet,<br />
in jeden hippen Haushalt. Für<br />
Traditionalisten und Nerds, die es<br />
nicht ertragen, einen Wein in ein<br />
Rauchglas-Gefäß zu gießen, gibt es<br />
auch Klarglas-Versionen.<br />
Die von uns getestete kleine<br />
Variante hat einen Durchmesser<br />
von 16 Zentimetern und ist 22<br />
Zentimeter hoch. Zudem ist eine<br />
leichte Mulde in den Boden eingelassen.<br />
Wer mindestens mittelgroße<br />
Hände hat, für den ist der Dekanter<br />
sehr handlich. Gefüllt kann man<br />
ihn sicher mit einer Hand halten.<br />
Das macht ihn vom ersten Anfassen<br />
an sympathisch. Dazu ist das Gefäß<br />
leicht, das Glas aber nicht zu<br />
dünn. So hat man nicht ständig im<br />
Hinterkopf, dass das gute Stück zu<br />
empfindlich für die Weinrunde sein<br />
könnte.<br />
WEIN VERWIRBELT BEIM<br />
EINFÜLLEN<br />
Das Umfüllen geht angenehm<br />
und problemlos von der Hand.<br />
Die Öffnung im Flaschenhals ist<br />
groß genug, um den Wein aus der<br />
Flasche einzufüllen. Einen Trichter<br />
braucht man nicht.<br />
Beim Durchlaufen wird der Wein<br />
unter der Öffnung so verwirbelt,<br />
dass er flächendeckend – und<br />
überraschend ästhetisch – an der<br />
Innenwand des „Wine Breather”<br />
herunterläuft. Für den Effekt ist<br />
hier kein kompliziertes Sieb/Misch/<br />
Zentrifugen-System im Hals des<br />
Dekanters nötig. Der Ausguss ist<br />
dazu einfach nur relativ schmal<br />
und lang. Das gibt dem Wein den<br />
richtigen Drive, aber ganz ohne<br />
Schnickschnack. Auch beim<br />
Ausschenken am Tisch kann man<br />
ihn gern weiterreichen. Die Haptik<br />
ist gut, die Gestaltung funktioniert<br />
hervorragend.<br />
WEIN KOPFÜBER EIN-<br />
UND ZURÜCKFÜLLEN<br />
Bis hierher wäre der „Wine<br />
Breather” ein normaler Dekanter,<br />
hätten da nicht die Gestalter<br />
des international renommierten<br />
Designbüros „Norm Architects” in<br />
Kopenhagen eine gute, praktische<br />
Idee eingebracht. Das Designstudio<br />
hat Produkte von der Teetasse bis<br />
zur Yacht gestaltet, immer mit dem<br />
Ziel, Funktion und Design zusammenzuführen.<br />
Die Stunde des<br />
„Wine Breather”, der im Auftrag<br />
des dänischen Design-Anbieters<br />
Menu entstand, schlägt zu Beginn<br />
oder am Ende des Abends. Denn<br />
die Öffnung ist zugleich eine<br />
dichte, sichere Halterung für den<br />
Flaschenhals. Zum Einfüllen wird<br />
der Dekanter von oben auf die<br />
geöffnete Flasche gesteckt und<br />
um 180 Grad gedreht. Der Wein<br />
stürzt nun in die Karaffe, ohne dass<br />
man beides festhalten muss. Dabei<br />
landet kein Tropfen auf dem Tisch.<br />
Wer den belüfteten Wein lieber aus<br />
der Originalflasche servieren will,<br />
dreht den Dekanter einfach mit<br />
der eingesteckten, leeren Flasche<br />
noch einmal um 180 Grad. Nun<br />
steht der „Wine Breather” wieder<br />
auf dem Kopf, der belüftete Wein<br />
fließt ebenso tropffrei zurück in die<br />
sicher stehende Flasche.<br />
Die Funktion ist ebenso nützlich<br />
am späteren Abend: Ist die Karaffe<br />
nicht ganz leer geworden, stellt<br />
sich die Frage, was man mit dem<br />
Rest macht. Ein Dekanter bietet<br />
der Luft zu viel Angriffsfläche,<br />
um Wein darin aufzubewahren.<br />
Flasche einstecken, umdrehen<br />
und verschließen. Das funktioniert<br />
unkompliziert und zuverlässig.<br />
Beim ersten Versuch muss<br />
man zwar ein wenig aufpassen<br />
und jonglieren, danach geht das<br />
Zurückfüllen aber sehr einfach und<br />
sicher von der Hand.<br />
Der Dekanter ist spülmaschinenfest,<br />
wirkt für uns aber ein bisschen<br />
zu schade für die Maschine. Die<br />
herausnehmbare Flaschenführung<br />
besteht aus vier Teilen, die man<br />
intuitiv wieder zusammenstecken<br />
kann und denen auch die<br />
Spülmaschine wohl nichts anhat.<br />
Dank der Gestaltung des „Wine<br />
Breather” mit weitem Hals lässt<br />
sich auch das Spülen mit der Hand<br />
sehr schnell erledigen.<br />
FAZIT<br />
Wer einen Weg sucht, seine Weine<br />
ohne Umstände zu belüften, liegt<br />
mit dem „Wine Breather” richtig.<br />
Der Dekanter ist elegant gestaltet,<br />
unkompliziert zu nutzen und liegt<br />
angenehm in der Hand. Die Idee,<br />
eine geöffnete Flasche einfach oben<br />
einzustecken und später den Wein<br />
kopfüber und sicher zurückfüllen<br />
zu können, ist durchdacht gestaltet.<br />
Aufgrund des intelligenten Designs<br />
und des feinen Materials hat Norm<br />
Architects eine kleine Stil-Ikone<br />
geschaffen.<br />
WINE BREATHER<br />
+ Gelungene Gestaltung<br />
+ Durchdachtes Ein- und<br />
Zurückfüllen der Flasche<br />
+ Gute Größe, hervorragende<br />
Haptik<br />
+ Einfach zu reinigen<br />
- Kurze Übungsphase beim<br />
Ein- und Umfüllen nötig<br />
Preis-Leistung:<br />
Gut<br />
Preis laut Hersteller:<br />
80 bis 110 Euro<br />
(je nach Modell und Ausführung)<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 81
Steillagen und Kleinstflächen können kaum noch<br />
kostendeckend bearbeitet werden.<br />
„Wir stehen vor dem<br />
perfekten Sturm“<br />
PROF. SIMONE LOOSE ÜBER DIE SCHWIERIGE LAGE<br />
DER DEUTSCHEN WEINBRANCHE<br />
Prof. Dr. Simone Loose leitet das Institut für Wein- und Getränkewirtschaft an der<br />
Hochschule Geisenheim. Im Auftrag der ProWein erarbeitet sie den jährlichen Business<br />
Report zur Situation der Weinbranche. Loose warnt im Gespräch mit Uwe Kauss und<br />
Alexander Lupersböck vor zu wenig Einsicht zur Veränderung bei deutschen Winzern.<br />
FOTOS: HOCHSCHULE GEISENHEIM, ENVATO<br />
Laut ProWein Business Report<br />
erscheint die Stimmung<br />
in der Weinbranche, vor<br />
allem in Deutschland, viel<br />
schlechter als die wirtschaftliche<br />
Lage. Ist das so?<br />
Prof. Simone Loose: Nach dem<br />
Corona-Schock setzte 2022<br />
ein Aufholprozess ein. Er war<br />
in Südeuropa stärker als in<br />
Deutschland zu spüren, weil dort<br />
während der Corona-Monate<br />
mehr Export weggebrochen war.<br />
Zum Zeitpunkt der Befragung im<br />
November 2022 war der Ausblick<br />
in Deutschland düster, man<br />
wusste ja nicht mal, ob das Gas<br />
durch den Winter reicht, hohe<br />
Prof. Simone Loose<br />
Energiepreis-Steigerungen standen<br />
an. Eine gewisse Lebenseinstellung<br />
spielt dabei aber auch eine Rolle:<br />
Im Mittelmeerraum ist man generell<br />
optimistischer als hier.<br />
Hat die Branche also das<br />
Schlimmste hinter sich?<br />
Prof. Simone Loose: Nein. Es fällt<br />
Weingütern sehr schwer, die gestiegenen<br />
Kosten, etwa für Glas und<br />
andere Rohstoffe, an die Kunden<br />
weiterzugeben. So stehen die<br />
großen Produzenten und Abfüller<br />
unter dem massiven Druck des<br />
Handels. Da gehen die Margen nach<br />
unten.<br />
„Die Weinbranche ist in<br />
der Produktion nicht<br />
profitabel“<br />
Für kleinere Weingüter ist es nicht<br />
viel besser. Ihre Kundschaft ist<br />
jedoch meist weniger stark von<br />
der Krise betroffen, weshalb die<br />
Umsätze nicht so stark einbrechen.<br />
Ihre höheren Kosten können sie aber<br />
nur zu einem winzigen Teil weitergeben.<br />
Dazu kommt: Die aktuelle<br />
Entwicklung der Weinbranche<br />
basiert auf einer eher unwirtschaftlichen<br />
Basis. Ihre Situation war<br />
vorher schon instabil und ist durch<br />
jahrzehntelangen Strukturwandel<br />
geprägt. Wir sehen es bei den<br />
Betrieben der Geisenheimer<br />
Unternehmensanalyse und bei den<br />
Abschlussarbeiten der Studierenden,<br />
die wir betreuen. Viele von ihnen<br />
kommen im Zuge ihrer Ausbildung<br />
darauf: „Oh, meine Eltern verdienen<br />
ja praktisch nichts mit dem Weinbau!“<br />
Dennoch machen viele weiter: „Ich<br />
gebe nicht auf und versuche es. Das<br />
Land gehört uns, ich muss das Erbe<br />
der Familie erhalten. Ich fühle mich<br />
dazu verpflichtet.“<br />
Legt die derzeit angespannte<br />
Situation mit Ukraine-<br />
Krieg, Inflation und enormen<br />
Kostensteigerungen das<br />
offen, worüber zu lange<br />
geschwiegen wurde?<br />
Prof. Simone Loose: Ja, diese<br />
Schocks verschärfen die schwierige<br />
Lage noch einmal dramatisch. Die<br />
Weinbranche ist wie ein Eisberg - wir<br />
reden vor allem über den sichtbaren<br />
Teil der Spitze und die erfolgreichen<br />
Weingüter. Darunter gibt es viele<br />
Betriebe, die ohne Nebengewerbe<br />
oder andere Einkommensquellen<br />
gar nicht überleben würden. Da<br />
wird die Weinproduktion querfinanziert.<br />
Viele der Wein produzierenden<br />
Betriebe sind aktuell<br />
nicht profitabel, sie werfen nicht<br />
genügend Einkommen für die<br />
Familie und keine Verzinsung für<br />
das eingesetzte Kapital ab. Dabei ist<br />
die ökonomische Nachhaltigkeit für<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 83
das Überleben eines Unternehmens<br />
das Wichtigste, denn nur so kann<br />
es auch ökologisch und sozial<br />
nachhaltig wirtschaften. Das große<br />
Problem für deutsche Betriebe:<br />
Auf der Welt gibt es, je nach Jahr,<br />
rund zehn Millionen Hektoliter<br />
Wein zu viel, was die weltweiten<br />
Preise drückt. Man könnte salopp<br />
formulieren: Die gesamte deutsche<br />
Erntemenge ist überflüssig.<br />
Wird sich die Situation weiter<br />
verschärfen oder werden sich<br />
die Erlöse so weit normalisieren,<br />
dass kleine Weingüter<br />
überleben können?<br />
Prof. Simone Loose: Die<br />
Marktbereinigung gibt es nicht<br />
nur in der Weinbranche. Der<br />
Anpassungsprozess ist hier aber<br />
nur langsam möglich. Das hat mit<br />
den extrem langen Zeiträumen<br />
zu tun, in denen Winzer handeln.<br />
Sie müssen Jahrzehnte vorausdenken.<br />
Eine Rebanlage steht 30<br />
bis 40 Jahre und kann nur sehr<br />
aufwändig verändert werden.<br />
Verschärft wird die Lage, weil nicht<br />
alle Winzer wirtschaftlich denken.<br />
Viele wollen nicht nachrechnen,<br />
was sie wirklich verdienen. Dazu<br />
hatten wir in den vergangenen 15<br />
Jahren die fatale Situation, dass<br />
die Finanzierungskosten bei<br />
Null lagen. Die Personalkosten<br />
sind in dieser Zeit nur moderat<br />
angestiegen. Jetzt stehen wir vor<br />
Auch in der Weinbranche wird<br />
Nachwuchs dringend gesucht.<br />
einem perfekten Sturm: steigende<br />
Zinsen und durch den zunehmenden<br />
Arbeitskräftemangel<br />
steigende Personalkosten. Schon<br />
jetzt kann jeder zweite Betrieb<br />
in der Weinbranche nicht alle<br />
offenen Stellen besetzen, vor allem<br />
Saisonkräfte fehlen überall. Das<br />
wird weiterhin zu einem massiven<br />
Druck hin zur Mechanisierung<br />
der Weinberge führen. Aber diese<br />
Investitionen muss man erwirtschaften<br />
können. Vor allem in den<br />
Steillagen sagen sich viele Winzer<br />
im Alter von 50 bis 60 Jahren: „Ich<br />
arbeite noch bis zur Rente, dann<br />
höre ich auf. Neue Investitionen<br />
lohnen sich für mich nicht mehr.”<br />
Existiert in zehn Jahren<br />
nur noch die Hälfte der<br />
Weingüter in Deutschland?<br />
Prof. Simone Loose: Ich denke,<br />
dass wir in zehn Jahren nicht alle<br />
Rebflächen erhalten konnten, die<br />
wir heute noch haben. Mit der<br />
Hand bearbeitete Steillagen und<br />
Kleinstterrassen sind die ersten,<br />
die heute schon meist nicht mehr<br />
kostendeckend bewirtschaftet<br />
werden können - mit Ausnahme<br />
von ein paar Ikonen. Das zweite<br />
ist die Betriebsgröße: Kleine<br />
Weingüter sind meist unwirtschaftlich.<br />
Expandierende Betriebe<br />
haben aber oft Schwierigkeiten,<br />
von der Familienstruktur zu einer<br />
Organisationsform zu kommen,<br />
die eine mittlere Management-<br />
Ebene braucht. Das will und<br />
kann nicht jeder Winzer. Manche<br />
Betriebe bekommen Probleme,<br />
weil sie für ein personengeführtes<br />
Weingut zu groß sind, aber ihre<br />
Organisationsstruktur nicht<br />
anpassen konnten.<br />
„Größe rettet nicht alles“<br />
Viele kleine Betriebe müssen auf<br />
eine mittlere Größe kommen<br />
und dabei ökonomisch sinnvolle<br />
Strukturen einziehen. Auch eine<br />
noch stärkere Arbeitsteilung der<br />
deutschen Branche in effiziente<br />
Traubenproduzenten und hervorragende<br />
Vermarkter, wie wir sie<br />
aus vielen anderen Ländern bereits<br />
kennen, würde uns helfen. Es<br />
gibt die traditionelle agrarische<br />
Denkweise – irgendjemand muss<br />
meine Produkte kaufen – und eine<br />
marktorientierte Denkweise – ich<br />
muss meine Produktionsweise<br />
an Veränderungen der Käufer<br />
anpassen. Ich glaube, dass die<br />
meisten, denen die Wirtschafts-<br />
Denkweise fehlt, noch größere<br />
Probleme bekommen.<br />
Und jetzt kommt auch noch<br />
der Klimawandel hinzu.<br />
Prof. Simone Loose: Wir haben<br />
dadurch vor allem sinkende<br />
Hektarerträge und brauchen künftig<br />
immer mehr Bewässerungsanlagen.<br />
Wer bezahlt deren Anschaffung<br />
und Betrieb? Wer baut die<br />
notwendige Infrastruktur? Das<br />
alles macht den Wein teurer. Doch<br />
viele Konsumenten sind wegen<br />
preiswerterer Alternativen meist<br />
nicht bereit, das zu bezahlen.<br />
Zudem müssen wir schon bald 50<br />
Prozent der Pflanzenschutzmittel<br />
einsparen. Das bedeutet, wir<br />
brauchen viel mehr gut schmeckende<br />
Piwi-Sorten. Derzeit<br />
werden in jedem Jahr 2,5 Prozent<br />
der Rebflächen in Deutschland neu<br />
bepflanzt. Würden wir heute schon<br />
alle mit Piwi-Sorten bepflanzen,<br />
würde die Umstellung 40 Jahre<br />
dauern. Wir merken, dass die<br />
Weinbranche beginnt, umzudenken.<br />
Dennoch wird aktuell nur ein<br />
Bruchteil mit Piwis bepflanzt.<br />
Teilweise liegt das auch daran, dass<br />
manche Piwi-Rebsorten von den<br />
Rebschulen auf Jahre nicht ausreichend<br />
lieferbar sind. Hier zeigt sich,<br />
wie wichtig es ist, frühzeitig in die<br />
Zukunft zu schauen und langfristig<br />
zu planen. Mutige Winzer gehen<br />
das Risiko ein und legen sich über 30<br />
bis 40 Jahre auf eine neue Rebsorte<br />
fest, obwohl die Akzeptanz der<br />
Konsumenten nicht sicher ist.<br />
Muss sich die Weinbranche<br />
in den nächsten 15 Jahren<br />
grundlegend wandeln?<br />
Prof. Simone Loose: Der Wandel<br />
ist schon da, er wird jetzt nur<br />
deutlicher sichtbar. Das globale<br />
Weinangebot ist größer als die<br />
Nachfrage, die Preise der Weine<br />
können nur in den seltensten<br />
Fällen mit den Kostensteigerungen<br />
mithalten. Aus betriebswirtschaftlicher<br />
Sicht sind oft harte<br />
Entscheidungen notwendig, wie<br />
man das steuert und den Verzehr<br />
des Eigenkapitals aufhalten kann.<br />
Es gibt aber Winzer, die nicht<br />
ganzheitlich wirtschaftlich denken<br />
und sich nur am Kontostand orientieren<br />
- also, ob noch etwas drauf<br />
ist. Dabei merken sie oft nicht,<br />
dass sie von der Substanz, also<br />
den Abschreibungen vergangener<br />
Investitionen, leben. Einen<br />
überalterten Betrieb mit hohem<br />
Investitionsbedarf übernimmt aber<br />
oft niemand. Solche Veränderungen<br />
sind verdammt hart. Man hat seine<br />
ganze Lebenszeit in den Betrieb<br />
investiert, den man schon von<br />
den Eltern übernommen hat und<br />
denen man sich verpflichtet fühlt.<br />
So was gibt man nicht einfach<br />
auf. Oft geschieht der harte Bruch<br />
erst, wenn keines der Kinder<br />
übernehmen will.<br />
Einerseits verdienen viele<br />
Winzer nicht einmal den<br />
Mindestlohn und geben auf.<br />
Andererseits erzielen Luxus-<br />
Weinmarken immer neue<br />
Rekordpreise. Wird Wein<br />
zum exklusiven Hobby?<br />
Prof. Simone Loose: Laut Umfragen<br />
haben 30 Prozent der<br />
Haushalte in Deutschland am<br />
Ende des Monats kein Geld mehr<br />
übrig. Wenn sie für Energie das<br />
Doppelte bezahlen müssen, müssen<br />
sie den Betrag woanders einsparen.<br />
Im unteren Segment kann man<br />
in Deutschland aber nicht noch<br />
billiger produzieren, da werden<br />
heute schon nicht die tatsächlichen<br />
Kosten gedeckt. Diese Erzeuger<br />
sind in Gefahr, wegzubrechen.<br />
Wohlhabende Haushalte werden<br />
aber auch weiterhin guten Wein<br />
kaufen. Im Premium-Segment<br />
kann man also noch ganz gut<br />
auskommen. Premium ist heute<br />
aber schon besetzt. Sich dort als<br />
Aufsteiger einen Premium-Namen<br />
zu machen, ist schwer, wenn auch<br />
nicht unmöglich. Aber es ist eine<br />
Illusion, zu glauben, dass für alle<br />
deutschen Produzenten genug<br />
Platz im Premium-Segment ist.<br />
Wie lautet Ihr Resümee?<br />
Prof. Simone Loose: Mit einer<br />
Ernte von nur 50 Hektoliter pro<br />
Hektar kann ein Weingut auf Dauer<br />
nur überleben, wenn es schon<br />
eine sehr starke Marke hat. Man<br />
braucht für einen erfolgreichen<br />
Betrieb mehrere Fähigkeiten, und<br />
die sind selten in einer Person<br />
vereint. Das verlangt nach einer<br />
sinnvollen Arbeitsteilung. Aber<br />
dazu muss auch die Familie funktionieren:<br />
Scheidungen, Krankheiten,<br />
Todesfälle oder Erbstreitigkeiten<br />
werfen ein Weingut zurück. Das<br />
klingt nicht romantisch, ist aber die<br />
Realität.<br />
Prof. Loose warnt: Steillagen können oft nicht mehr kostendeckend bewirtschaftet werden.<br />
84 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin
Die Verbindung von<br />
Boden und Zeit<br />
„So wie das Gras nicht schneller wächst, wenn<br />
man an ihm zieht, so werden Weine nicht besser,<br />
wenn man sie auf schnelle Reife trimmt“<br />
WEINGUT KÜHLING-GILLOT – RHEINHESSEN<br />
Die kleine, äußerst seltene eisenhaltige Ader, die das Erdreich in Nackenheim<br />
und Nierstein rot färbt und mit mineralischer Urgeschichte bereichert, ist<br />
der Schlüssel zu einer unverkennbaren Aromatik. Einer, die auf dem Weingut<br />
Kühling-Gillot auf naturnahe und authentische Weise eingefangen wird.<br />
FOTOS: WEINGUT KÜHLING-GILLOT<br />
Eine Cuvée – im deutschen Verständnis<br />
– ist die bewusste Verbindung verschiedener<br />
Rebsorten. Man benennt damit die<br />
gezielte Entscheidung, Gutes zu etwas noch<br />
Besserem zu vermählen: die Ausdruckskraft<br />
der einzelnen Komponenten jeweils für sich zu verstehen<br />
und dabei zu erkennen, wie sie sich gegenseitig<br />
ergänzen, stärken und stützen können. So eine bewusste<br />
Verbindung kann auch auf anderen Ebenen Großartiges<br />
hervorbringen. Denn eine solche Verbindung sind auch<br />
Carolin Spanier-Gillot und ihr Mann Hans Oliver – kurz<br />
H.O. – eingegangen. Sie, die Oenologin, deren Wurzeln<br />
im familiären Weingut Kühling-Gillot liegen und sie<br />
durch und durch zu einem Naturmenschen gemacht<br />
haben. Er, der Sportbegeisterte, der mit dem traditionsreichen<br />
Familiengut Battenfeld Spanier ebenfalls<br />
seinen erfolgreichen Weg in der Weinwelt gegangen ist<br />
und weiterhin geht. Seit 2006 sind die beiden Betriebe<br />
organisatorisch als Weingut Spanier-Gillot mit Sitz<br />
im beschaulichen Weinort Bodenheim zusammengeschlossen,<br />
treten aber beide weiterhin eigenständig<br />
auf. Was die beiden Ehe- und Weingutspartner eint, ist<br />
ihre Philosophie, ihr klares Denken für den Wein und<br />
das Bekenntnis zu einer ökologischen und biodynamischen<br />
Bewirtschaftung der 25 Hektar Weinberge am<br />
berühmten Roten Hang in Rheinhessen.<br />
EIN GESCHENK DER GESCHICHTE<br />
Urgesteinsband, das an die Oberfläche tritt, ermöglicht<br />
es, dass einzigartige Weine entstehen. Weine, die aus<br />
den drei prädestinierten Rebsorten Riesling – der mit 75<br />
Prozent den Löwenanteil ausmacht – und Chardonnay<br />
sowie Spätburgunder gewonnen werden.<br />
ZEIT – EIN HOHES GUT<br />
„Wir fühlen uns als Stein<strong>wein</strong>-Produzenten. Das heißt,<br />
wir versuchen, den Stein, auf dem die Rebe gewachsen<br />
ist, in die Flasche zu bringen“, erzählte Carolin Spanier-<br />
Gillot einst in einem Interview. Das handverlesene<br />
Traubengut wird dabei authentisch und spontan<br />
vergoren. Dabei erhalten die Weine die Zeit und die<br />
Ruhe, die sie benötigen, um sich in ihrer Fülle zeigen<br />
zu können. „Die Reife ist für uns ein Reinigungsprozess.“<br />
Eine Art Metamorphose, in deren Verlauf die Aromen<br />
der Traube, der Lage und des Bodens – des Steins – in<br />
den Vordergrund treten und sich zu etwas Einzigartigem<br />
wandeln. Zu Weinen, die den aromatischen Fußabdruck<br />
der Rheinterrassen und des Schieferbodens klar widerspiegeln<br />
– und von Finesse und vibrierender Dichte<br />
leben. Da wundert es kaum, dass diese großartigen<br />
Tropfen des VDP-Mitgliedsbetriebs vielfach ausgezeichnet<br />
werden – und das Weingut regelmäßig zu den<br />
besten in Deutschland gekürt wird.<br />
„So wie das Gras nicht schneller wächst, wenn man an<br />
ihm zieht, so werden Weine nicht besser, wenn man<br />
sie auf schnelle Reife trimmt“, lautet ihre Devise. Für<br />
diese Maxime ist „die ökologische Bewirtschaftung<br />
der Weinberge eine Grundvoraussetzung“, betont<br />
die Winzerin. Seit über 100 Jahren ist das Weingut im<br />
Besitz ihrer Familie. Seit 1970 trägt es den heutigen<br />
Namen Kühling-Gillot, benannt nach Carolins Eltern,<br />
dem Winzerehepaar Gabi Kühling und Roland Gillot.<br />
Hier, in den feinsten Lagen der Region dominiert der<br />
poröse rote Tonschiefer, der sich wie ein Felsblock<br />
bei Nackenheim aus der Erde erhebt, um wenige<br />
Kilometer südlich bei Nierstein wieder im Untergrund<br />
zu verschwinden. Das fast 300 Millionen Jahre alte<br />
86 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
Anzeige
„Weine, die mit viel Fingerspitzengefühl, Leidenschaft und<br />
Expertise von einer großen Gemeinschaft gekeltert werden:<br />
finessenreich, komplex und doch wunderbar unkompliziert.“<br />
Lebensgefühl im Wein<br />
KELLEREI KALTERN – SÜDTIROL<br />
Die Region Kalterer See ist für einen Besuch wie geschaffen. Von der<br />
Landschaft, der Kulinarik – und vor allem vom Wein her. Dies beweist<br />
die Kellerei Kaltern, die der beste Botschafter ihrer Heimat ist.<br />
FOTOS: KELLEREI KALTERN<br />
Nur, wenn wir mit Top-Traubengut arbeiten,<br />
können wir unsere Qualität nochmals<br />
verbessern“, ist sich Thomas Scarizuola<br />
von der Südtiroler Kellerei Kaltern sicher.<br />
Und so ist eines der erklärten Ziele der<br />
Genossenschaft, deren Reben auf einer Fläche von<br />
insgesamt 440 Hektar gedeihen, sich noch mehr auf die<br />
Arbeit im Weinberg zu konzentrieren.<br />
Ein Ziel, das allein durch die Passion und Hingabe der<br />
Mitgliedswinzer sehr greifbar ist. Denn dem Attribut<br />
„Mit Liebe zum Detail“ wird eine ganz besondere<br />
Aufmerksamkeit beigemessen, wenn man bedenkt, dass<br />
bei 590 Mitgliedern von jedem einzelnen Winzer gerade<br />
einmal 0,7 Hektar Weingarten bearbeitet werden. Da<br />
kann man mit den Worten von Thomas Scarizuola<br />
durchaus sagen, „dass jeder Winzer die Weingärten wie<br />
seinen eigenen Garten zu Hause pflegt“. Dies geschieht<br />
nach den Vorgaben der Zertifizierung „Fair‘n Green“,<br />
die eine klar festgelegte Nachhaltigkeit im Weinberg<br />
und Keller bestätigt. Hinzu kommt, dass jede Rebsorte<br />
in genau den Lagen angebaut wird, in denen sie die<br />
besten Ergebnisse erzielen kann. „Uns geht es nicht<br />
darum, Trauben zu forcieren, die in Mode sind, sondern<br />
einzig und allein Qualität, die für unsere Philosophie<br />
steht: Weine zu kreieren, die für unbeschwerten Genuss<br />
stehen und das entspannte Lebensgefühl am Kalterer<br />
See in sich tragen“, so Thomas Scarizuola.<br />
VIEL MEHR ALS GEDACHT<br />
Einst bei der Gründung 1908 noch von Kaiser Franz<br />
Joseph gefördert, blickt die Kellerei Kaltern auf eine<br />
bewegte und aufregende Geschichte zurück, in deren<br />
Verlauf sie als Aushängeschild für ein gesamtes Dorf<br />
und seine Weinbauern stand und steht. „Die Cantina ist<br />
eine Botschafterin für Weine, die rund um den Kalterer<br />
See wachsen, insbesondere die Herkunftsbezeichnung<br />
Kalterersee. Weine, die mit viel Fingerspitzengefühl,<br />
Leidenschaft und Expertise von einer großen<br />
Gemeinschaft gekeltert werden: finessenreich,<br />
komplex und doch wunderbar unkompliziert.“ Auf<br />
die Gründung der ersten Kellereigenossenschaft in<br />
Kaltern folgten vier weitere, die sich im Lauf der Jahre<br />
alle zusammenschlossen. Die letzte große Fusion 2016<br />
vereinte schließlich die vinophile Welt am Kalterer<br />
See zu einer einzigen tragkräftigen Stimme. Von außen<br />
betrachtet wird die Kooperative mitunter als eine<br />
Vernatsch-Kellerei betrachtet. Doch auch wenn man<br />
sich hier gerne auf diese regional bedeutende Rebsorte<br />
konzentriert – und dadurch Vernatsch-Spitzen<strong>wein</strong>e<br />
erzeugt –, wurde das Potenzial in anderen Rebsorten<br />
wie Weißburgunder, Sauvignon Blanc und Cabernet<br />
Sauvignon längst erkannt. „All die Rebsorten, die wir<br />
anbauen, gedeihen im Wissen um die Wichtigkeit der<br />
Standortwahl und eben ausschließlich in den Lagen,<br />
die ihre aromatische Kraft am besten unterstützen und<br />
ausgezeichnete Qualität liefern.“ So werden Reben für<br />
den Kalterersee nur noch dort kultiviert, wo sie einen<br />
idealen Platz finden und Top-Qualität hervorbringen.<br />
Nach der Rodung weniger interessanter Vernatsch-<br />
Lagen fanden so beispielsweise auch Weiß<strong>wein</strong>reben<br />
ihren Platz.<br />
PRÄDESTINIERT FÜR DEN WEINANBAU<br />
„Unsere Böden sind sehr vielseitig und variieren stark“,<br />
erklärt Thomas Scarizuola. Je nach Lage überwiegen<br />
sandige Unterlagen, Porphyr oder Kalk. „Die Spitzenlagen<br />
befinden sich in Oberplanitzing für den Sauvignon<br />
Blanc, in St. Nikolaus für den Weißburgunder und in St.<br />
Josef für Vernatsch und Cabernet Sauvignon.“ So wird<br />
jeder Rebstock nahezu maßgeschneidert behandelt und<br />
von der Natur verwöhnt: „Das Mikroklima am Kalterer<br />
See ist ganz besonders. Untertags wärmt die Sonne die<br />
Reben an den Hängen stark auf, ab etwa 15 Uhr frischt<br />
die ‚Ora‘ – ein Wind, der vom Gardasee kommt – auf“,<br />
erläutert Scarizuola. Dazu kommen kühle Nächte.<br />
Dieser Mix der Temperaturschwankungen verleiht den<br />
Weinen eine angenehme Frische, Ausgewogenheit und<br />
Frucht. Und eben das besondere Lebensgefühl, für das<br />
die Urlaubsregion so bekannt ist.<br />
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„Wein-Leidenschaft<br />
ist nicht alles“<br />
INTERVIEW: VDP-GESCHÄFTSFÜHRERIN THERESA OLKUS<br />
Theresa Olkus ist Geschäftsführerin des Verbandes Deutscher<br />
Prädikats<strong>wein</strong>güter (VDP). Im Interview erzählt sie Uwe Kauss<br />
über den schweren Weg zu leichteren Flaschen, Tradition<br />
und Piwi-Anbau, zu wenig Personal und ihre Arbeit zwischen<br />
Geduld und Geschwindigkeit.<br />
FOTOS: JULIAN WEDEL, PETER BENDER<br />
Theresa Olkus<br />
Bereits 2021 hat der VDP den<br />
Beschluss gefasst, sämtliche<br />
Mitgliedsbetriebe bis 2025 auf<br />
Richtlinien für nachhaltige<br />
Arbeit zertifizieren zu<br />
lassen. In diesem Jahr ist<br />
Halbzeit. Wie geht’s voran?<br />
Theresa Olkus: Es gibt unterschiedliche<br />
Geschwindigkeiten. Zu<br />
uns gehören ja Betriebe, die schon<br />
zertifiziert waren, bevor wir den<br />
Beschluss gefasst haben. Andere<br />
haben sich bisher weniger damit<br />
beschäftigt. Es ist ein Prozess. Unser<br />
Ziel ist es, dass alle auf dem gleichen<br />
Level sind. Ich kann mir vorstellen,<br />
dass wir zum Jahresende schon der<br />
Hälfte der Betriebe nahe kommen.<br />
Welche Aspekte der<br />
Nachhaltigkeit sind Ihnen<br />
besonders wichtig?<br />
Theresa Olkus: Wir nehmen uns<br />
in jedem Jahr einen Meilenstein<br />
zur Nachhaltigkeit vor. Im vergangenen<br />
Jahr war es die leichtere<br />
Flasche für Guts- und Orts<strong>wein</strong>e,<br />
die nur noch unter 430 Gramm<br />
statt zuvor über 500 Gramm wiegt.<br />
Da sind wir recht weit vorangekommen,<br />
nach meiner Erfahrung<br />
kommen bei Guts- und Orts<strong>wein</strong>en<br />
kaum noch andere Flaschen zum<br />
Einsatz – vorausgesetzt, es gab<br />
keine Lieferschwierigkeiten. Wir<br />
arbeiten auch daran, bei der etwa<br />
700 Gramm schweren Flasche<br />
für Große Gewächse (GG) fast 25<br />
Prozent Gewicht einsparen zu<br />
können. Derzeit werden Prototypen<br />
gefertigt, die etwa 550 Gramm<br />
wiegen. Uns ist aber bewusst, dass<br />
es rein mengentechnisch nicht<br />
die Bedeutung der Guts<strong>wein</strong>e hat,<br />
denn hier sind die Mengen größer<br />
als bei GGs. Gerade für den Fine-<br />
Wine-Sektor ist es ein Signal. Es<br />
ist uns dabei aber sehr wichtig,<br />
uns nicht über das Gewicht der<br />
Flasche zu definieren – es kommt<br />
schließlich auf den Inhalt an. Die<br />
leichte GG-Flasche wird bald zum<br />
Einsatz kommen.<br />
Die internationalen<br />
Handelsketten, die sich im<br />
„Sustainable Wine Roundtable“<br />
(SWR) zusammengeschlossen<br />
haben, sind verantwortlich<br />
für Millionen Flaschen und<br />
haben sich sehr konkrete<br />
Ziele für den Einsatz leichterer<br />
Flaschen gesetzt. Die<br />
sind leichter als die des VDP.<br />
Theresa Olkus: Wir sind in die<br />
Diskussionen im SWR voll einbezogen<br />
und arbeiten dort mit. Aber<br />
das größte Problem ist derzeit ja<br />
die Verfügbarkeit von Flaschen. Wir<br />
wissen aber auch, dass die Flasche<br />
einer der größten Hebel ist, um CO2<br />
in der Weinproduktion einzusparen.<br />
Und bei unseren Mitgliedern<br />
herrscht eine sehr große Offenheit<br />
dafür. Dieses Thema, auch die<br />
Reduzierung der Flaschen-Vielfalt<br />
ist bei uns in der Diskussion.<br />
Zunächst müssen wir herausfinden,<br />
wie viele verschiedene Flaschen<br />
unsere Weingüter im Einsatz haben.<br />
Dazu läuft eine Umfrage. Wir<br />
denken aber in jedem Fall weiter.<br />
Sind die VDP-Betriebe mit dem<br />
Beschluss verpflichtet, die leichteren<br />
Flaschen einzusetzen? Oder<br />
ist das nur eine Empfehlung?<br />
Theresa Olkus: Der Beschluss<br />
ist einerseits verpflichtend für<br />
die Mitglieder und wird geprüft.<br />
Andererseits können wir unsere<br />
Mitglieder bei dieser akuten<br />
Flaschen-Knappheit aber zu nichts<br />
zwingen.<br />
Wie steht der VDP zu den<br />
Konzepten eines Pfandsystems<br />
für Weinflaschen?<br />
Theresa Olkus: Wenn es umsetzbar<br />
ist: warum nicht? Ich kenne es aus<br />
meiner Kindheit in Württemberg,<br />
da haben wir die Literflaschen<br />
schon immer zurückgebracht. Die<br />
Genossenschaften dort haben<br />
kürzlich ein System für die 0,75l-<br />
Flasche vorgestellt. Das finde<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 91
Der Personalmangel trifft auch VDP-Weingüter<br />
hart. Daher fragt Theresa Olkus: „Wie können<br />
wir es schaffen, den Beruf des Winzers oder<br />
der Winzerin wieder attraktiv zu machen?“<br />
ich super-spannend. Bei der<br />
Menge von Flaschen, mit der die<br />
Genossenschaften dort arbeiten,<br />
funktioniert so ein System. Wir<br />
arbeiten im Vergleich ja eher kleinteilig.<br />
Und wir haben sehr viele<br />
unterschiedliche Flaschen im<br />
Einsatz.<br />
Das klingt skeptisch.<br />
Theresa Olkus: Die Detailfragen,<br />
auch zum Wassermanagement<br />
und dem Spülen, müssen geklärt<br />
sein. Denn wir sind noch nicht an<br />
dem Punkt, es komplett durchdacht<br />
zu haben. Eines der großen<br />
Fragezeichen ist beispielsweise<br />
der Export: Derzeit gilt, dass alle<br />
Erzeuger ihre Flaschen wieder<br />
zurücknehmen müssen. An der<br />
Mosel haben einige unserer<br />
Weingüter einen Exportanteil von<br />
70 bis 80 Prozent.<br />
Haben Sie eine Antwort?<br />
Theresa Olkus: Ich bin persönlich<br />
der Meinung: Der VDP allein<br />
kann diesen Karren nicht ziehen.<br />
Wenn man über eine Umsetzung<br />
nachdenkt, brauchen wir ein<br />
System, das für alle deutschen<br />
Weinproduzenten funktioniert.<br />
Es müsste eine Initiative aller<br />
Institutionen des deutschen Weins<br />
geben – auch in Zusammenarbeit<br />
mit der Hochschule Geisenheim, die<br />
Pläne zur eventuellen Umsetzung<br />
eines Pfandsystems erarbeitet<br />
und untersucht: Wann, wo und in<br />
welcher Form ist es sinnvoll und<br />
wirklich nachhaltig.<br />
Die Bierbrauer haben längst<br />
ein Rückgabe-System<br />
etabliert - trotz sehr unterschiedlicher<br />
Flaschenformen.<br />
Theresa Olkus: Auch die<br />
Mineralwasser-Produzenten, doch<br />
vertreiben die andere Mengen.<br />
Aber uns geht es um viel mehr<br />
als allein um die Glasflasche.<br />
Wir haben daher bereits unser<br />
Markenbild verändert: Früher stand<br />
der Adler immer auf der Kapsel<br />
als Erkennungsmerkmal. Aber<br />
wenn ein Weingut auf die Kapsel<br />
verzichten oder die Flasche mit<br />
Wachs verschließen will, wollen<br />
wir nicht die Bremse sein. Dann<br />
muss der Adler auf das Etikett.<br />
Wir haben zudem nachhaltige<br />
Vorgaben für Papier-Banderolen<br />
entwickelt, die gut funktionieren.<br />
Weiter diskutieren wir mit unserem<br />
Etiketten-Partner über nachhaltige<br />
Labels und viele weitere Aspekte.<br />
Auch da wird’s Veränderungen<br />
geben.<br />
Welche Themen beschäftigen<br />
Sie außer Flaschen und Pfand?<br />
Theresa Olkus: Wir arbeiten<br />
an einem Manifest zur sozialen<br />
Nachhaltigkeit. Eines der größten<br />
Probleme im Weinbau derzeit ist<br />
der Personalmangel. Der VDP ist ja<br />
eine der größten Institutionen zur<br />
Ausbildung im Weinbau: Zwei von<br />
drei Weingütern bilden aus. Joachim<br />
Heger am Kaiserstuhl beispielsweise<br />
hatte inzwischen mindestens<br />
80 Auszubildende, von denen<br />
einige heute selbst tolle Betriebe<br />
führen. Wer Winzerin oder Winzer<br />
werden will, hat zudem sehr häufig<br />
den Plan: Ich mache mindestens ein<br />
Jahr lang eine Ausbildung in einem<br />
VDP-Betrieb. Danach arbeite ich<br />
zum Beispiel in einem Sekthaus<br />
oder einem anders ausgerichteten<br />
Betrieb.<br />
Dennoch werden Auszubildende<br />
auch in VDP-Weingütern<br />
dringend gesucht.<br />
Theresa Olkus: Wie können wir es<br />
schaffen, den Beruf des Winzers<br />
oder der Winzerin wieder attraktiv<br />
zu machen? Wein-Leidenschaft<br />
allein ist ja nicht alles. Es muss<br />
mehr Anreize geben, die junge<br />
Leute motivieren, in dieser<br />
Branche arbeiten zu wollen. Dazu<br />
wollen wir von anderen Branchen<br />
lernen: Wie bekommen wir es hin,<br />
beispielsweise mehr Flexibilität<br />
und eine bessere Bezahlung<br />
möglich zu machen? Auch eine<br />
gute Gesundheitsvorsorge für die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
ist in der Landwirtschaft und im<br />
Weinbau noch nicht angekommen.<br />
Hierzu machen wir derzeit<br />
Erhebungen und können uns<br />
vorstellen, dass unser nächster<br />
Meilenstein sich auf die soziale<br />
Nachhaltigkeit beziehen wird.<br />
Nachhaltiger Weinbau<br />
ist nach Ansicht fast aller<br />
Experten mit dem Anbau von<br />
Piwi-Rebsorten verknüpft.<br />
Wie steht der VDP dazu?<br />
Theresa Olkus: Wenn man<br />
unsere Leitbilder ansieht, sind wir<br />
Verfechter der Rebsorten, die in<br />
Deutschland ihre Tradition haben<br />
und in entsprechenden Lagen zu<br />
einem guten Ergebnis kommen.<br />
Aber es gibt eine Offenheit und<br />
einige Betriebe, die mit Piwis<br />
experimentieren. Das Weingut am<br />
Stein in Franken arbeitet bereits<br />
damit, und Lämmlin-Schindler<br />
in Baden hat sogar zehn bis 15<br />
Prozent seiner Weinberge mit<br />
Piwis bestockt. Wir wissen aber<br />
noch nicht, welche Piwi-Rebsorten<br />
Die Herstellung von Flaschen<br />
produziert im Weinbau am<br />
meisten CO 2 . Der VDP will<br />
daher ihr Gewicht reduzieren.<br />
ein Terroir-Potential entfalten.<br />
Für mich persönlich geht’s in der<br />
Weinbranche in vielen Dingen zu<br />
langsam voran, andererseits haben<br />
wir bei vielen Themen keine Geduld.<br />
Über Piwi-Rebsorten wissen wir<br />
noch nicht genug. Wir müssen<br />
Erfahrung mit ihnen sammeln und<br />
zuerst Geschmacks- sowie Terroir-<br />
Profile erarbeiten.<br />
Die Gründerväter des VDP<br />
mussten ab 1910 sehr ähnliche<br />
Erfahrungen sammeln. Ist<br />
der Anbau von Piwis nicht die<br />
Fortsetzung dieser Tradition?<br />
Theresa Olkus: Wir geben<br />
niemand die Empfehlung,<br />
auf soundsoviel Prozent<br />
Piwi-Rebsorten umzustellen. Das<br />
bleibt jedem Weingut überlassen.<br />
Es ist noch zu früh, sich festzulegen:<br />
Dieser Wein zeigt in diesem<br />
Terroir dieses Potential. Zudem<br />
wollen wir ja insgesamt begrenzen,<br />
welche Rebsorten in welcher<br />
Lage zum Einsatz kommen. Ich<br />
bin keine Profi-Verkosterin, aber<br />
für mich lassen Rebsorten wie<br />
Spätburgunder, Riesling, Silvaner<br />
und Chardonnay ihr Terroir<br />
erkennen, auf dem sie gewachsen<br />
sind. Bei anderen Rebsorten, wie<br />
beispielsweise Piwis, tue ich<br />
mich sensorisch damit schwer.<br />
Piwi-Weine haben zum jetzigen<br />
Zeitpunkt für mich eine tolle<br />
Chance bei Einstiegs<strong>wein</strong>en und<br />
besonders trinkfreudigen Cuvées,<br />
die etwa im Lebensmittelhandel<br />
zum Einstiegspreis angeboten<br />
werden. Würden wir es schaffen,<br />
dort in größeren Mengen Piwis<br />
zu positionieren, wäre für die<br />
Profilierung schon viel gewonnen.<br />
Die Zulassung einer<br />
Piwi-Rebsorte zum Großen<br />
Gewächs ist für Sie also ein<br />
Generationenprojekt?<br />
Theresa Olkus: Ob dies gelingt,<br />
werden die Generationen nach uns<br />
erzählen können. Für Guts<strong>wein</strong>e<br />
können wir jetzt sehr gut Erfahrung<br />
sammeln und damit die nächsten<br />
Schritte gehen. Wir müssen<br />
zunächst herausfinden: Was ist<br />
an welcher Stelle sinnvoll? Und<br />
warum sollten wir Traditionssorten<br />
ersetzen, die Deutschland einmalig<br />
machen? Ist das nachhaltiger? Viel<br />
mehr Rebsorten wollen wir auch<br />
nicht haben. In manchen Bereichen<br />
ist es uns jetzt schon eher zu viel.<br />
92 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin
Müller Thurgau:<br />
Die verkannte Diva<br />
WO DIE ZUKUNFT DER WENIG GESCHÄTZTEN SORTE LIEGEN KÖNNTE<br />
Stephan Krämer experimentiert gerne mit Müller-Thurgau
Die Anbaufläche des Müller-Thurgau sinkt seit Jahren. Warum das trotz des<br />
schlechten Rufs der Rebsorte sehr schade ist, zeigen die fränkischen Winzer<br />
Stephan Krämer und Christian Stahl.<br />
TEXT: PATRICK HEMMINGER<br />
FOTOS: STEPHAN KRAEMER, CHRISTIAN STAHL, PHILIPP REINHARD<br />
Müller-Thurgau<br />
ist eine Diva. Im<br />
Weinberg ist die<br />
Sorte anfällig für<br />
Falschen Mehltau,<br />
bei der Spontangärung zickt<br />
sie gerne herum, zudem ist das<br />
Zeitfenster für die Lese sehr kurz.<br />
Und dann kommen am Ende meist<br />
unspektakuläre Weine heraus,<br />
die selten mehr als ein paar Euro<br />
kosten.<br />
Kein Wunder, dass die Anbaufläche<br />
des Müller-Thurgau seit Jahren<br />
sinkt. Der Höhepunkt war 1979<br />
mit mehr als 25.000 Hektar<br />
erreicht. Seitdem geht es bergab.<br />
2020 rutschte er auf Platz drei der<br />
Rebsorten in Deutschland hinter<br />
Riesling und Spätburgunder. Im<br />
vergangenen Jahr stand er noch auf<br />
etwas mehr als 11.000 Hektar.<br />
Auch Stephan Krämer vom Weingut<br />
Ökologischer Weinbau Kraemer<br />
im fränkischen Auernhofen baut<br />
weniger Müller-Thurgau an als<br />
noch vor ein paar Jahren - die<br />
Entwicklung geht an ihm ebenfalls<br />
nicht spurlos vorüber. Dabei<br />
gehören seine Weine aus der Sorte<br />
zu den spannendsten und teuersten<br />
in Deutschland. Sie waren bereits<br />
vor zehn Jahren anders als die<br />
anderen und deutlich komplexer.<br />
„Wir waren immer noch recht<br />
konservativ, haben filtriert. Aber<br />
sonst haben wir schon damals<br />
wenig in die Vinifikation eingegriffen”,<br />
sagt Krämer. Sonst wäre<br />
wohl kaum einer der renommiertesten<br />
Weinhändler des Landes,<br />
Martin Kössler von der Weinhalle<br />
„Die Rebsorte kann was”,<br />
sagt Christian Stahl<br />
in Nürnberg, auf ihn aufmerksam<br />
geworden. Mit ihm arbeitet Krämer<br />
seit 2012 zusammen.<br />
NEUE NUANCEN DURCH<br />
EXPERIMENTE<br />
„Martin Kössler fragte mich 2013,<br />
wie die Weine wohl aus dem<br />
Holzfass schmecken würden“,<br />
erzählt Krämer. Gesagt, getan -<br />
das war der erste Schritt einer<br />
neuen Entwicklung. Zwei Jahre<br />
später begann der Landwirt<br />
und Winzer, sich intensiv mit<br />
Natur<strong>wein</strong>en zu beschäftigen.<br />
„Das fand ich spannend. Die<br />
Freiheit, die Lebendigkeit und die<br />
Natürlichkeit in den Weinen haben<br />
mir sehr gefallen. Und ich habe<br />
mich langsam aus dem Schwefel<br />
Perfekte Kombination im Winzerhof Stahl:<br />
Schwarzer Kabeljau, Queller, Miesmuscheln<br />
und dazu ein Müller-Thurgau<br />
rausgetrunken“, sagt er. „Da wirst<br />
du mit der Zeit total sensibel.“<br />
So kam über die Jahre eins zum<br />
anderen. Krämer experimentierte<br />
mit Maischegärung und nutzte<br />
das für einen Rückverschnitt. „Zu<br />
Beginn hatten die Weine einen<br />
Anteil von 15 Prozent Maische,<br />
inzwischen sind wir bei 40 Prozent“,<br />
sagt er. Das gibt den Weinen eine<br />
phenolische Kante und schützt sie<br />
vor Oxidation. Krämer lässt den<br />
Schwefel weg, nur vor der Füllung<br />
bekommt sein Müller-Thurgau<br />
noch ein paar Milligramm.<br />
Das nächste Experiment war die<br />
Vergärung ganzer Trauben, zudem<br />
ließ er die Weine länger auf der<br />
Vollhefe. „Nach einem Jahr haben<br />
wir sie dann abgezogen und<br />
gefüllt“, sagt er. Krämer liebt die<br />
unterschiedlichen Nuancen, die<br />
Maische- und Ganztraubengärung<br />
seinen Weinen geben, und erklärt<br />
sie so: „Die Ganztraubengärung<br />
hat etwas Traubiges, Frisches und<br />
Unverfälschtes, die Aromen sind<br />
heller. Die Maischegärung hingegen<br />
gibt dunkle, rauchige Noten”.<br />
Die Zukunft des Müller-Thurgau<br />
sieht er skeptisch: „Zurzeit gibt es<br />
von der Literflasche für etwas mehr<br />
als fünf Euro bis hin zum 50-Euro-<br />
Wein vom Südtiroler Weingut<br />
Tiefenbrunner alles. Ich frage<br />
mich, wo das hingeht.“ Krämer<br />
fürchtet, dass der Klimawandel<br />
der Sorte Probleme bereitet. Noch<br />
vor 30 Jahren reiften im Taubertal<br />
die Trauben selten vollständig aus.<br />
Werden die Herbste - wie es zu<br />
befürchten ist - nasser als früher,<br />
wird das der anfälligen Rebsorte<br />
zusetzen.<br />
KÖCHE LIEBEN MÜLLER-<br />
THURGAU<br />
Christian Stahls Winzerhof liegt<br />
gleich gegenüber von Krämers<br />
Betrieb. Stahl, dessen Sortiment<br />
inzwischen aus vielen international<br />
ausgerichteten Weinen<br />
besteht, erregte mit seinem Müller-<br />
Thurgau „Hasennest“ erstmals das<br />
Aufsehen der Weinwelt. „Das war<br />
damals unser bester Weinberg im<br />
Taubertal“, sagt er. „Wir hatten<br />
Müller-Thurgau und Bacchus, und<br />
ich war komplett uninformiert,<br />
was den Weinmarkt anging.“ Von<br />
Ludwig Knoll vom Weingut am<br />
Stein hatte er gelernt, wie man<br />
erstklassige Weine macht. Also<br />
ging er an seinen Müller-Thurgau<br />
genauso heran. „Und da habe ich<br />
gemerkt, dass die Rebsorte was<br />
kann, wenn sie richtig steht und<br />
man sie richtig pflegt“, sagt er.<br />
Nach einigen sehr<br />
lobenden Weinkritiken<br />
begann<br />
Stahls rasanter<br />
Aufstieg. Dass er<br />
den Müller-Thurgau im Sortiment<br />
behalten hat, hat aber keinesfalls<br />
sentimentale Gründe. Der Winzer<br />
ist nämlich ein exzellenter und<br />
mehrfach ausgezeichneter Koch.<br />
„Müller-Thurgau kann viele<br />
Gerichte perfekt begleiten. Wenn<br />
etwa der Silvaner zu dezent ist<br />
und die Scheurebe zu aromatisch,<br />
schlägt seine Stunde“, offenbart er.<br />
Der Müller-Thurgau ist für Stahl<br />
das Bindeglied zwischen diesen<br />
beiden Rebsorten-Typen. Derzeit<br />
hat er ein Gericht auf der Karte,<br />
bei dem Schwarzer Kabeljau und<br />
Queller im Mittelpunkt stehen,<br />
Miesmuscheln und Zitrusaromen<br />
hinzukommen. „Diese Kombination<br />
aus jodig, salzig und zitrusfruchtig<br />
passt perfekt zum ‚Hasennest‘“,<br />
sagt Stahl.<br />
Leider steht dem Müller-Thurgau<br />
sein Ruf im Weg. Er kann nämlich<br />
enorme Erntemengen hervorbringen,<br />
bis zu 200 Hektoliter<br />
pro Hektar sind keine Ausnahme.<br />
„Das wird nicht mehr richtig reif,<br />
das schmeckt nicht, aber es gibt<br />
Alkohol“, sagt Stahl. Den Auslöser<br />
für das schlechte Image sieht er<br />
in den beiden harten Frostjahren<br />
zu Beginn der 1980er. Die<br />
Winzer hatten enorme Einbußen<br />
verzeichnet und nutzten Müller-<br />
Thurgau, um die Keller wieder voll<br />
zu machen. Und obwohl nachvollziehbar,<br />
hängen die miesen Weine<br />
von damals der Sorte immer noch<br />
nach.<br />
„So ein ramponiertes Image wieder<br />
aufzubauen, ist sehr mühsam“,<br />
sagt Stahl. Dabei haben in seinen<br />
Augen Weine wie der „Hasennest“<br />
genau die richtige Mischung aus<br />
Fließgeschwindigkeit am Gaumen,<br />
Salzigkeit und Ernsthaftigkeit.<br />
„Immer wieder muss ich mir anhören,<br />
aus Müller-Thurgau könne man<br />
keine großen Weine keltern“, sagt<br />
Stahl. „Gleichzeitig stimmen die<br />
Kritiker mir aber dabei zu, dass er<br />
sich sowohl im Menü einsetzen<br />
lässt, als auch einen ganzen Abend<br />
begleiten kann. Also: was fehlt ihm<br />
bitte zu einem großen Wein?“<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 97
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