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magazin<br />
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„Schubladen-Denken gibt<br />
es in der Weinwelt genug!“<br />
Louisa Maria Schmidt, Deutschlands bekannteste Wein-Influencerin,<br />
über Millenials, Wein-Nerds und respektlose Sprüche<br />
Verkostung:<br />
Barbaresco 2020<br />
Eleganz gewinnt: Jahrgang<br />
mit Kraft, Finesse und<br />
Geschmeidigkeit<br />
Wine Flight<br />
durch Paris<br />
Die besten Geheimtipps:<br />
Neo-Bistros, Natur<strong>wein</strong>bars<br />
und Cavistes<br />
Madeira: Nebel, Meer und<br />
hundertjährige Weine<br />
Trotz großer Anbau-Risiken:<br />
Eine uralte und fast vergessene<br />
Weinkultur erfindet sich neu
#<strong>wein</strong><strong>plus</strong><br />
Erleben Sie den Geschmack der Insel<br />
Die Weine der kleinsten Weingüter Mallorcas –<br />
handwerklich hergestellt in der Weinmanufaktur<br />
CHÂTEAU VINO DE LA ISLA<br />
In diesem <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:<strong>Magazin</strong> warten interessante<br />
Wein-Menschen, spannende Weine, wunderbare<br />
Reiseziele und vieles mehr auf Sie: Diesmal reisen wir<br />
nach Paris – aber nicht, um den Eiffelturm zu besichtigen.<br />
In der Wein-Hauptstadt der Welt ist vieles in<br />
Bewegung, was später woanders zum Trend wird.<br />
Also kommen Sie mit zu Weinhändlern, die in ihren<br />
Läden offenen Wein ausschenken: Sich an einem<br />
entspannten Glas erfreuen oder einen Aperitif auf<br />
dem Weg ins Restaurant nehmen, anstatt im Café zu<br />
sitzen – das lässt sich so derzeit nur in Paris erleben.<br />
Unser nächstes weltberühmtes Ziel ist Venedig. Nicht<br />
weit von dort entfernt lässt sich das Leben in schöner<br />
Landschaft ganz ohne Touristenströme genießen. Die<br />
noch unentdeckten Colli Euganei gelten als Geheimtipp<br />
mit historischen Villen, Wellness und gutem Wein.<br />
Auch die Verkostung widmet sich diesmal Italien. Kim<br />
Schreiber und Marcus Hofschuster haben einen der<br />
großen Weine des Landes verkostet: den Barbaresco.<br />
Dazu berichten sie von zwei bislang kaum bekannten<br />
Gebieten: In den Nachbarregionen Soave und Lessini<br />
Durello entstehen Weiß- und Schaum<strong>wein</strong>e, die den<br />
beiden Experten richtig viel Freude bereitet haben.<br />
Weiter erzählen wir von der unentdeckten Seite<br />
eines längst bekannten Urlaubsziels: Der Weinbau auf<br />
Madeira ist für die Winzer schwierig und risikoreich.<br />
Doch in den vergangenen Jahren hat sich hier sehr viel<br />
bewegt: Qualität spielt wieder die entscheidende Rolle<br />
für die bis zu hundert Jahre gereiften Traditions<strong>wein</strong>e<br />
aus autochthonen Rebsorten, die so nur auf dieser<br />
Insel entstehen können.<br />
In Berlin haben wir Louisa Maria Schmidt getroffen, die<br />
unter ihrem Kurznamen Lou über Wein auf Instagram<br />
postet. Sie hat uns erzählt, worauf es ihr ankommt,<br />
welche Storys sie erzählt und wie ihre vielen tausend<br />
Follower darauf reagieren. Außerdem haben wir mit<br />
Yvonne Heistermann gesprochen: Sie wurde kürzlich<br />
zur ersten Präsidentin der deutschen Sommelier-<br />
Union seit der Gründung 1976 gewählt.<br />
Ich wünsche viel Genuss und Vergnügen mit diesem<br />
Heft!<br />
Ihr<br />
16.-18.FEBRUAR 2024<br />
Berlin, Station<br />
Luckenwalder Straße, 10963 Berlin<br />
Jetzt Aussteller<br />
werden und<br />
Standplatz sichern:<br />
Alexander Schreck<br />
(Herausgeber)<br />
Naturnah Charaktervoll Ausgezeichnet<br />
www.isla.wine<br />
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@<strong>wein</strong><strong>plus</strong><br />
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Schreiben Sie uns doch,<br />
wie Ihnen dieses Heft<br />
gefallen hat. Ich freue<br />
mich darauf!<br />
wmb.<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>
07<br />
WEINGESCHICHTE(N)<br />
Die gefährliche Arbeit<br />
der Weinschröter<br />
09<br />
SCHON GEWUSST?<br />
Kleinster Weinberg der Welt<br />
INTERVIEW<br />
10<br />
Louisa M. Schmidt: „Für viele ist<br />
Wein nur elitäres Gelaber“<br />
94<br />
Yvonne Heistermann: „Es geht<br />
um den täglichen psychischen<br />
Druck in unserem Beruf“<br />
REPORTAGE<br />
42<br />
FOOD PAIRING:<br />
BLAUFRÄNKISCH<br />
80<br />
TEST: SCHAUM-<br />
WEIN-ÖFFNER<br />
24<br />
Reisetipp: Madeira<br />
84<br />
Austrian Wine Awards<br />
News&Stories<br />
34<br />
24<br />
WEIN & REISE<br />
Wine Flight durch Paris<br />
Colli Euganei: Wo schon die<br />
Römer Wellness machten<br />
IM GESPRÄCH: LOUISA MARIA SCHMIDT<br />
10<br />
VERKOSTUNG<br />
62<br />
Barbaresco:<br />
Eleganz gewinnt<br />
72<br />
56<br />
Soave / Lessini Durello:<br />
Die zwei vom Vulkan<br />
Unsere aktuellen Lieblings<strong>wein</strong>e<br />
FOOD PAIRING<br />
44<br />
Blaufränkisch ganz anders<br />
genießen<br />
48<br />
Rezept: Gegriller Rehrücken<br />
mit Kräutermarinade<br />
REISETIPP:<br />
MADEIRA<br />
14<br />
WEEKEND-TIPP:<br />
WINE FLIGHT DURCH PARIS<br />
34<br />
92<br />
IM TEST<br />
Schaum<strong>wein</strong>-Öffner<br />
84<br />
AUSTRIAN WINE<br />
AWARDS<br />
94<br />
INTERVIEW MIT<br />
Y. HEISTERMANN<br />
62 TASTING:<br />
BARBARESCO<br />
72 TASTING:<br />
SOAVE / LESSINI DURELLO<br />
COLLI EUGANEI: WO SCHON DIE RÖMER WELLNESS MACHTEN<br />
24<br />
4 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 5
WEINGESCHICHTE(N)<br />
Die gefährliche Arbeit der Weinschröter<br />
Der längst vergessene Beruf des Weinschröters hatte jahrhundertelang eine<br />
enorme Wichtigkeit für die Winzer und den gesamten Weinhandel. Denn ins<br />
heutige Deutsch übersetzt bedeutet die Bezeichnung „Weinverlader“. Was so<br />
schlicht klingt, barg enorme Gefahren.<br />
TEXT: UWE KAUSS, NORBERT TISCHELMAYER - FOTO: WEIN.PLUS<br />
Das mittelhochdeutsche Wort „schröten“<br />
bedeutet „schleifen“ oder „ziehen“. Genau<br />
das war die wichtigste Aufgabe dieses<br />
Berufsstands: Die Schröter transportierten<br />
die großen, oft bis zu 1.000 Liter fassenden<br />
Weinfässer in den Weinkellern nur mit Muskel- und<br />
Hebelkraft auf Fuhrwerke und verluden sie von dort oft<br />
auch auf Schiffe.<br />
WEINLEXIKON<br />
Mehr Weingeschichte(n) gibt’s hier:<br />
glossar.<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>/brauchtum-im-<strong>wein</strong>bau<br />
Nun wurde das Fass von den Schrötern an den Fuß der<br />
Kellertreppe bewegt. Hier wurde die lange Schrotleiter<br />
auf die Treppenstufen gelegt, befestigt und das Fass mit<br />
den Schlingen zweier starker Schrotseile umgeben. Nun<br />
zogen die Männer langsam das Fass „über die Hand“ oder<br />
mit einer hölzernen Winde nach oben. Den Arbeitstakt<br />
gab der Schrötermeister mit dem Ruf „Zu-gleich“ an.<br />
Black Tie Collection<br />
DIE NEUE ONLINE-PLATTFORM FÜR DEN GENTLEMAN-LIFESTYLE<br />
Die Black Tie Collection, das neue<br />
Premiumlabel aus Berlin, gibt dem<br />
„Gentleman Lifestyle“ eine neue<br />
Bühne. Eine kuratierte Welt für<br />
einen anspruchsvollen Lebensstil mit<br />
höchsten Standards für Produkte,<br />
die rar, handverlesen und außergewöhnlich<br />
sind. Die Collection umfasst<br />
von Rum über Tee bis hin zum edlen<br />
Gentlemen‘s Porzellan der Königlichen<br />
Porzellan-Manufaktur Berlin liebevoll<br />
ausgesuchte Produkte und möchte<br />
arrivierte Männer ansprechen, für die<br />
Understatement, Stilbewusstsein und<br />
Handwerk an erster Stelle stehen.<br />
Der Kopf hinter Black Tie ist Jörn<br />
Fechner, Unternehmer, Genussmensch<br />
und Connaisseur. Unterstützt von<br />
der Expertise von Freunden und<br />
Weggefährten, unter ihnen auch<br />
Jörg Woltmann, Eigentümer der<br />
Königlichen Porzellan-Manufaktur<br />
Berlin, wurde ursprünglich nur für<br />
Friends & Family produziert. Der Erfolg<br />
und stetig wachsende Nachfrage<br />
waren dann der entscheidende<br />
Anstoß, die Kollektion beständig<br />
auszubauen und nun einem breiten<br />
Publikum zugänglich zu machen.<br />
Im ersten Schritt präsentiert die<br />
Black Tie Collection nun eine<br />
absolute Produktinnovation<br />
„Cuba Rum meets Pedro Ximénez“<br />
(Spirituose auf Rumbasis) – drei<br />
einzigartige Blends aus edlem<br />
Rum und einzigartigem Sherry.<br />
FUSION PERFECT:<br />
RUM TRIFFT<br />
PEDRO XIMÉNEZ<br />
Basis der Rumkollektion sind seltene<br />
Fässer eines kostbaren, 40 Jahre<br />
gereiften Rum Blends aus der Karibik.<br />
Sanfte Karamell-, Schokoladenund<br />
Vanillenoten treffen auf die<br />
Aromen von getrockneten Feigen,<br />
Dörrpflaumen, Zimt und frisch geröstetem<br />
Kaffee. Für das Finish des Rums<br />
hat sich Jörn Fechner gemeinsam<br />
mit dem Brennmeister der Black<br />
Tie Collection in die Welt gereifter<br />
Sherries eingearbeitet. „Das war der<br />
entscheidende Impuls, um etwas<br />
Neues zu kreieren. Einen hochwertigen<br />
Blend, den es so auf dem Markt<br />
bisher noch nicht gab. Der behutsame<br />
Verschnitt aus Sherry und Rum führt<br />
in eine völlig neue Geschmackswelt“,<br />
sagt Jörn Fechner. Für den letzten<br />
Schliff wird der gereifte Rum in einem<br />
neu entwickelten Verfahren mit jeweils<br />
einem historischen Pedro Ximénez<br />
Sherry gemeinsam in der Brennblase<br />
veredelt. Die unnachahmlich<br />
komplexen Geschmacks-nuancen<br />
dieser gereiften Sherries aus den<br />
Jahren 1830, 1910 und 1930 verleihen<br />
dem Rum eine bisher ungeahnte Tiefe.<br />
Dunkel, kraftvoll und intensiv – mit<br />
einer schier unendlichen Länge.<br />
„Insbesondere mit unserem 1910er<br />
Rum scheinen wir den Geschmacksnerv<br />
unserer Kunden getroffen zu haben<br />
und freuen uns, dass wir vielfach<br />
weiterempfohlen werden“, berichtet<br />
Fechner. Kein Wunder, denn der Duft<br />
nach frisch geröstetem Kaffee, Tabak<br />
und dunklem Toffee steigt einem sofort<br />
in die Nase. Geschmacklich verwandelt<br />
der 1910er Pedro Ximénez den Rum<br />
in den perfekten Gentlemen Drink.<br />
Neben vielen weiteren Produkten<br />
ist der »Black Tie Rum meets Pedro<br />
Ximénez 1910« sowie das „Black Tie x<br />
KPM Gentlemen’s Porcelain« in streng<br />
limitierter Auflage im Online-Shop<br />
www.blacktie-collection.com erhältlich.<br />
In der Regel bestand ein Schröter-Team aus sechs bis<br />
zwölf Männern, von denen jeder eine spezielle Aufgabe<br />
übernahm. Ihr „Schrotgeschirr“ bestand aus Hebeisen,<br />
Stangen, Bäumen, Winden (Haspeln), Seilen und Kerzen.<br />
Dazu kamen Werkzeuge zum Reparieren von Fässern und<br />
Spunden sowie ein lederner Beutel mit Schmierseife oder<br />
Speckschwarten als Gleitmasse. Ihr wichtigstes Hilfsmittel<br />
war die Schrotleiter, die aus zwei miteinander verbundenen<br />
„Weinbäumen“ mit gewölbten Holmen bestand.<br />
Sie funktionierten wie Schienen, auf denen die Fässer im<br />
Keller nach oben bewegt werden konnten.<br />
MIT MUSKELKRAFT UND SEILWINDEN<br />
Aufgrund des enormen Gewichts der Fässer und der engen,<br />
steilen Treppen in den Kellergewölben war die Arbeit<br />
außerordentlich schwierig und gefährlich. Unfälle, auch<br />
mit Todesfolge, kamen häufig vor. Der Schrötermeister<br />
untersuchte daher zunächst das Fass, ob es dicht und ohne<br />
gebrochene Fassdauben sei, verschloss den Spund mit<br />
einer Querscheibe und sicherte sie durch ein Fassblech.<br />
Auf diese Weise wurde das Fass auch auf den Schrotkarren<br />
geladen und zum Verschiffungsort wie zum Beispiel<br />
dem Rheinufer gefahren. Dazu nutzten die Schröter oft<br />
sogar nur einen Hebel, den sie auf ihre Schulter legten<br />
und so das Fass nur mit ihrer Muskelkraft anhoben. Zum<br />
Schutz der eigens dafür konstruierten, besonders stabilen<br />
Transportfässer legten die Schröter ihnen Dauben aus<br />
Birke um.<br />
Am Hafen hievte ein schwimmender Kran die Fässer auf<br />
die Decks der Schiffe. Nach dem Schröten kassierte der<br />
Schrötermeister vom Händler oder Winzer das Schrotgeld,<br />
wie es in der Schröterordnung festgelegt war. Diesen<br />
Berufsstand gab es übrigens nicht nur für den Wein-,<br />
sondern auch für den Biertransport. Die Berufsordnung<br />
untersagte den Schrötern das Tragen von Waffen bei der<br />
Arbeit und schrieb ihnen einen „gesitteten Lebenswandel“<br />
vor. Außerdem musste der Schrötermeister bis zur<br />
Übergabe an den Fuhrmann für den Wein persönlich<br />
haften. Der Beruf bestand vom Mittelalter bis weit bis ins<br />
19. Jahrhundert. Doch nach der Erfindung der Weinpumpe<br />
wurde er überflüssig und starb aus.<br />
Eine Fusion für besondere Momente: Black Tie Rum meets Pedro Ximénez 1910 (298 Euro)<br />
6 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
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SCHON GEWUSST?<br />
Drei Rebstöcke<br />
und jede Menge Prominenz<br />
Der kleinste Weinberg der Welt liegt in einem mittelalterlichen Dorf in der<br />
Schweiz: in Saillion. Seine Fläche umfasst nur 1,67 Quadratmeter, doch er ist<br />
im Katasteramt der Kommune als Rebfläche registriert. Das liegt vor allem an<br />
seinem heutigen Besitzer: dem Dalai Lama.<br />
TEXT: UWE KAUSS, NORBERT TISCHELMAYER - FOTO: JÉRÉMY TOMA<br />
Uncompromising.<br />
Der Weinort Saillon findet sich in den meisten<br />
Travel-Guides der Schweiz als eines der<br />
besterhaltenen mittelalterlichen Dörfer.<br />
Es bietet eine Panorama-Kulisse hinab ins<br />
Rhônetal und zu schneebedeckten Gipfeln.<br />
Für Weinfans gibt es aber eine zweite Sehenswürdigkeit<br />
der Kategorie „must see“. Sie liegt irgendwo zwischen den<br />
Rebzeilen, die Saillon umgeben. Auf einem grasbewachsenen<br />
Hügel, umgeben von Bäumen, befindet sich am<br />
Hang ein in weiße Feldsteine eingefasstes Beet. Aus ihm<br />
strecken sich drei Rebstöcke ins Licht, keiner ist höher als<br />
einen Meter. Es ist der kleinste Weinberg der Welt.<br />
Dass die Kommune dieses Stückchen Erde offiziell ins<br />
Kataster eingetragen hat, lag an einer Sondergenehmigung<br />
– und die erteilten die Verantwortlichen aufgrund seines<br />
Besitzers. Seit 1999 gehört der Weinbergs-Flecken dem<br />
Dalai Lama, dem spirituellen und weltlichen Oberhaupt<br />
Tibets. Seitdem zieht es jährlich tausende Besucher zu<br />
den drei Rebstöcken. Das liegt nicht nur am weltweit<br />
berühmten Heiligen des Buddhismus, dem auf Social<br />
Media knapp 40 Millionen Menschen folgen, sondern<br />
auch an der Geschichte des Weinbergs. Und die besteht<br />
aus einer Kette berühmter Namen:<br />
Besucht haben diesen Weinberg beispielsweise Gina<br />
Lollobrigida, Rennfahrer Michael Schumacher, Roger<br />
Moore, Fußballstar Zinédine Zidane, Caroline von Monaco<br />
und Peter Ustinov – um nur ein paar zu nennen.<br />
Die Idee, den Weinberg anzulegen, hatten 1980 ein<br />
paar Freunde in Paris um den weltbekannten französischen<br />
Chansonnier Gilbert Bécaud und den Schauspieler<br />
Jean-Louis Barrault. Sie wollten damit den hundertsten<br />
Todestag des Falschmünzers Joseph-Samuel Farinet<br />
ehren, der in der Region bis heute einen Ruf wie Robin<br />
Hood genießt. Laut Legende soll er ab 1870 mit seinen<br />
Komplizen viele tausend täuschend echte 20-Rappen-<br />
Münzen geprägt und damit nicht nur bezahlt, sondern sie<br />
auch an Arme und Bedürftige verteilt haben. Der bald auf<br />
22 Personen angewachsene Freundeskreis hatte es sich<br />
zum Ziel gesetzt, das Erbe Farinets fortzusetzen.<br />
nach Saillon. Symbolisch müssen diese einige Sekunden<br />
lang Weinbergsarbeit verrichten – und sich danach den<br />
Fotografen, Touristen und Autogrammjägern stellen. Der<br />
minimale Ertrag wird zusammen mit der Ernte umliegender<br />
Cru-Weinberge zu jährlich 1.000 Flaschen Wein<br />
verarbeitet, die für wohltätige Zwecke verkauft werden.<br />
1994 gingen die Rebstöcke in den Besitz des französischen<br />
Armenpriesters Abbé Pierre über. Der lehnte allerdings<br />
Alkohol in jeder Form ab und ließ Traubensaft keltern.<br />
Dieser fand aber kaum Abnehmer, die Spendenkasse der<br />
Farinet-Freunde blieb leer.<br />
1999 übergab der Abbé seinen Besitz an den Dalai Lama.<br />
Zu dessen erstem Weinbergs-Besuch kamen über 10.000<br />
Neugierige. Seitdem heißt der aus den Trauben gekelterte<br />
Wein „Friedens<strong>wein</strong>“.<br />
The restless spirit of Bob Dylan.<br />
Das Ansinnen der Freunde: mit dem Weinberg<br />
möglichst viel Geld sammeln, um es an Bedürftige<br />
zu spenden. Und so lotsen sie seitdem jeweils zur<br />
Erntezeit Top-Prominente aus ihrem Bekanntenkreis
„Schubladen-Denken gibt<br />
es in der Weinwelt genug!“<br />
INTERVIEW MIT WEIN-INFLUENCERIN LOUISA MARIA SCHMIDT<br />
Louisa Maria Schmidt alias Lou ist mit knapp 44.000 Followern<br />
Deutschlands erfolgreichste Wein-Influencerin. Die Geisenheim-<br />
Absolventin und gelernte Restaurantfachfrau zeigt mit Witz und<br />
Charme, dass man vor Wein keine Angst haben muss. Im Gespräch mit<br />
Raffaella Usai erzählt Lou, wie sie junge Menschen für Wein begeistert.<br />
FOTOS: NADINE SAUPPER<br />
Du bist Deutschlands bekannteste<br />
Wein-Influencerin.<br />
Wie wurdest du das?<br />
Louisa Schmidt: Ich bezeichne mich<br />
selbst eher als Content-Creatorin<br />
und Weinexpertin. In den USA<br />
zum Beispiel ist das viel verbreitet,<br />
in Deutschland sind wir, was die<br />
Digitalisierung betrifft, Lichtjahre<br />
hinterher. Und die Weinbranche<br />
ist generell nochmal konservativer.<br />
Also definiert man mich gerne als<br />
Influencerin.<br />
Woher kommt deine eigene<br />
Weinbegeisterung?<br />
Louisa Schmidt: Ich bin in der<br />
Old-School-Gastronomie aufgewachsen<br />
und habe auch ganz<br />
klassisch mein Handwerk dort<br />
gelernt. Mein Traum war es, in<br />
der gehobenen Gastronomie<br />
als Sommelière zu arbeiten, ich<br />
habedas aber aus gesundheitlichen<br />
Gründen aufgegeben. Nach einem<br />
Jahr im Rheingau und in der Pfalz,<br />
wo ich bei Weingütern gearbeitet<br />
habe, bin ich an die Hochschule<br />
Geisenheim gegangen. Dort habe<br />
ich Internationale Weinwirtschaft<br />
studiert.<br />
Und dann wolltest du dein<br />
Wissen weitergeben?<br />
Louisa Schmidt: Nein, eigentlich<br />
wollte ich im Export arbeiten. Die<br />
Kombination aus Wein, Kulinarik und<br />
Reisen hat mich schon immer fasziniert.<br />
Als ich mit 19 Jahren zusammen<br />
mit Ernie Loosen wochenlang auf<br />
Sales-Tour in den USA war, dachte<br />
ich: Das ist genau mein Ding! Ich<br />
wollte immer direkt am Kunden oder<br />
am Gast arbeiten, das hat mir extrem<br />
viel Spaß gemacht.<br />
Am Ende ist es doch<br />
anders gekommen. Du hast<br />
angefangen, Geschichten<br />
über Wein zu erzählen.<br />
Louisa Schmidt: Das Tolle daran ist,<br />
dass es Wein fast auf der ganzen<br />
Welt gibt und jeder Winzer, jede<br />
Winzerin eine eigene Geschichte<br />
hat. Wein bringt Menschen an einen<br />
Tisch und erzählt so viel drum herum.<br />
Es ist unglaublich spannend und<br />
umfasst so viele Themen.<br />
Junge Menschen für Wein<br />
begeistern – ist das deine Mission?<br />
Louisa Schmidt: Da ich selbst jung<br />
bin, spreche ich natürlich vor allem<br />
dieses Klientel an. Als ich anfing,<br />
hatte ich auch viele ältere Follower,<br />
sagen wir mal „alte weiße Männer“.<br />
Die haben mich ständig kritisiert und<br />
mir meine Kompetenz abgesprochen.<br />
Sie waren aber nie meine Zielgruppe<br />
– ich möchte junge Menschen an das<br />
Thema Wein heranführen.<br />
Mit deinem Blog „bringflavorhome”,<br />
deinem Instagram-<br />
Kanal und auch mit deinen<br />
Podcasts möchtest du Weinwissen<br />
zeitgemäß vermitteln. Was<br />
heißt das für dich konkret?<br />
Louisa Schmidt: Ich möchte zeigen,<br />
dass man Wein auch barrierefrei<br />
kommunizieren kann. Für viele ist<br />
Wein immer noch elitäres Gelaber.<br />
Es gibt durchaus junge Leute, die<br />
in der Ausbildung sind, ob in der<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 11
Welche Zertifizierungen werden<br />
für deine Community wichtiger?<br />
Oder sind es sogar schon zu viele?<br />
Louisa Schmidt: Wenn das Produkt<br />
und das Storytelling stimmen, ist die<br />
Zertifizierung meiner Community<br />
nicht so wichtig. Viele kennen<br />
die Unterschiede gar nicht, sie<br />
kaufen bei Familien-Weingütern<br />
ein und vertrauen denen. Auch die<br />
Biodynamie, die mir persönlich am<br />
Herzen liegt und worüber ich immer<br />
wieder etwas bringe, ist ein absolutes<br />
Nischenthema innerhalb der Nische.<br />
Wie sollten Weingüter und<br />
Regionen kommunizieren, um die<br />
junge Generation zu begeistern?<br />
Louisa Schmidt: Ich arbeite hauptsächlich<br />
für Regionen und entwickle<br />
Content für sie. Was ich immer wieder<br />
beobachte: Die Leute, die im Social-<br />
Media-Marketing arbeiten, haben<br />
leider überhaupt keine Ahnung von<br />
dem, was sie tun. Wenn jemand<br />
erfolgreichen Content produzieren<br />
will, muss er auch Content konsumieren.<br />
Die posten ein Bild und<br />
wundern sich, warum das nicht<br />
funktioniert. Social Media ist nach<br />
wie vor eines der mächtigsten Tools<br />
in der Kommunikation, die wir haben,<br />
um junge Leute zu erreichen. Da<br />
müssten einige Regionen echt mal<br />
Gas geben und off topic denken.<br />
Ist Social Media der einzige<br />
Weg, um mit der jungen<br />
Generation zu kommunizieren?<br />
Louisa Schmidt: Nein, auch Blogs<br />
funktionieren sehr gut. Und YouTube<br />
ist nach wie vor sehr wichtig. Darüber<br />
holen sich die Leute ihre Infos. Vor<br />
allem sollte man aber den Markt<br />
genau analysieren und schauen, was<br />
die Needs der Zielgruppe sind und<br />
wie junge Menschen ticken. Der<br />
Großteil der Weinwerbung kommuniziert<br />
leider am Markt vorbei.<br />
Was sind die Millennials bereit, für<br />
eine Flasche Wein auszugeben?<br />
Louisa Schmidt: Der Großteil meiner<br />
Community gibt zwischen 10 und 15<br />
Euro für eine Flasche aus, aber 25 bis<br />
30 Prozent zahlen auch gerne mehr.<br />
Die Kaufbereitschaft ist generell<br />
schon sehr hoch.<br />
Immer mehr junge Frauen<br />
verzichten ganz auf Alkohol,<br />
der Trend geht hin zum Sober-<br />
Lifestyle. Wie stehst du dazu?<br />
Louisa Schmidt: Die kritische<br />
Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema Sucht ist sehr wichtig. Vor<br />
allem, wenn man damit beruflich<br />
jeden Tag zu tun hat. Es gibt keinen<br />
wissenschaftlichen Beleg darüber,<br />
dass Wein gesund ist. Im Gegenteil,<br />
Wein ist ein Nervengift. Es ist ein<br />
Rauschmittel, das beim missbräuchlichen<br />
Konsum Risiken für die<br />
Gesundheit birgt. Die Entscheidung,<br />
ob man sich diesen Risiken aussetzen<br />
möchte, muss jeder für sich alleine<br />
treffen.<br />
Für mich ist ein gesundes Mittelmaß<br />
entscheidend, wie mit allen Dingen<br />
im Leben. In diesem Fall ist es ein<br />
bewusster Konsum. Was mich an<br />
der Diskussion nervt? Dass es nur<br />
noch darum geht, entweder Wein<br />
oder keinen Wein zu konsumieren.<br />
Dazwischen gibt es nichts. Ich bin<br />
kein Fan von Extremen, das war ich<br />
noch nie.<br />
Gastronomie oder im Handel, die<br />
sich dafür interessieren, aber bisher<br />
noch keinen Zugang dazu gefunden<br />
haben. Für meine Community darf es<br />
nicht so hochgestochen sein. Ich will<br />
generisches Fachwissen vermitteln,<br />
nicht fancy Etiketten in die Kamera<br />
halten und mich selbst inszenieren.<br />
Das machen eher die Männer in<br />
unserer Branche. Schubladen-<br />
Denken gibt es in der Weinwelt<br />
genug, ich will open-minded bleiben.<br />
Was wollen junge Menschen<br />
heute über Wein wissen?<br />
Louisa Schmidt: Aus meiner<br />
Community kommen sehr<br />
viele Fragen direkt aus dem<br />
„Weinleben“. Also zum Beispiel,<br />
ob sich die Investition in einen<br />
Weinklimaschrank lohnt oder was<br />
man beim Weinkauf beachten<br />
sollte, welche Rebsorten man als<br />
Riesling-Fan sonst noch probieren<br />
muss. Oft werde ich auch nach<br />
Reise- und Restaurant-Tipps gefragt.<br />
Aber auch Dinge zur Herstellung<br />
von Wein, etwa ob biodynamisch<br />
wirklich besser ist, und vieles mehr.<br />
Kannst du alle Fragen<br />
beantworten?<br />
Louisa Schmidt: Ich mache jeden<br />
Tag eine Stunde Community-<br />
Management und versuche, alle<br />
Fragen und Kommentare der<br />
Follower und Followerinnen zu<br />
beantworten. Klar, manchmal sage<br />
ich auch, dass ich leider nicht weiterhelfen<br />
kann, weil ich mich da nicht<br />
auskenne.<br />
Wie reagieren deine Follower<br />
und Followerinnen? Gibt es<br />
Diskussion, Widerspruch?<br />
Louisa Schmidt: Ich lasse auf<br />
meinem Kanal keinerlei Hate-Speech<br />
zu. Da wird einem schon manchmal<br />
anders. Einige Leute, vor allem<br />
Männer, habe ich deswegen auch<br />
blockiert. Wer meint, mir übelste<br />
und respektlose Sprüche unter der<br />
Gürtellinie schreiben zu müssen, hat<br />
bei mir nichts zu suchen.<br />
Hast du denn eine<br />
weibliche Community?<br />
Louisa Schmidt: Es sind fast 75<br />
Prozent Frauen, die mir folgen.<br />
Wie wichtig ist deiner Community<br />
die Herkunft der Weine?<br />
Louisa Schmidt: Also diejenigen, die<br />
tief im Thema drin stecken, interessiert<br />
das schon. Aber das sind rund<br />
20 Prozent, würde ich sagen. Die<br />
philosophieren auch gerne über<br />
Wein. Der Rest ist noch mit den<br />
Basics beschäftigt, die meisten sind<br />
nicht so nerdy unterwegs wie wir.<br />
Herkunft spielt eine Rolle, ist aber<br />
nicht der wichtigste Aspekt.<br />
12 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 13
Nebel, Meer und<br />
hundertjährige Weine<br />
REISETIPP: MADEIRA<br />
Auf Madeira hat eine uralte, in Europa fast vergessene Weinkultur<br />
überlebt: Die traditionellen Madeira-Weine, lange nur als Saucen-<br />
Würze verschrien, werden aufwendig produziert und reifen bis<br />
zu hundert Jahre. Doch der Anbau in Steillagen ist schwierig und<br />
risikoreich, berichtet Joachim Kaiser.<br />
FOTOS: JOACHIM KAISER, ENVATO<br />
Aussicht auf das kleine Dorf Canical und<br />
Marina da Quinta Grande auf Madeira.
Auf 600 Metern Höhe<br />
in Jardim da Serra im<br />
Weinbaugebiet Câmara<br />
de Lobos auf Madeira.<br />
Ein grüner Teppich mit<br />
weißen und roten Tupfern breitet<br />
sich aus, zieht sich hinab bis ans<br />
blaue Meer und die Berge hoch bis<br />
in die Wolken. Leonel Veira, Berater<br />
des „Instituto da Vinho, do Barddado<br />
e do Artesanto da Madeira“ (IVBAM),<br />
beginnt seine Tour durch die<br />
Weinberge.. Die Institution ist die für<br />
Wein zuständige Regierungsbehörde<br />
von Madeira. Doch nicht alles Grün<br />
sind Weinreben, es gibt Obst- und<br />
Gemüsegärten, und in tieferen Lagen<br />
werden Bananen angebaut.<br />
Madeira ist eine durch Vulkanismus<br />
entstandene Insel, die 57 km lang<br />
und 23 km breit ist. Ein bis 1.862<br />
Meter hoher Bergrücken durchzieht<br />
die Insel. Weinbau bedeutet auf<br />
Madeira, Steillagen in Terrassen zu<br />
bewirtschaften. Das Klima ist subtropisch<br />
mit Temperaturen von 13<br />
Grad Celsius im Winter bis 26 Grad<br />
im Sommer. Die Luftfeuchtigkeit<br />
beträgt konstant 71 Prozent. Im<br />
Regenschatten an der Südküste gibt<br />
es 500 Millimeter Niederschläge, im<br />
Norden in den Bergen sogar bis zu<br />
3.000 Millimeter.<br />
NUR 0,3 HEKTAR<br />
WEINBERGE PRO<br />
WINZERFAMILIE<br />
kommt, dass es hier nicht einfach<br />
ist, die Trauben ausreifen zu lassen.<br />
Vor allem in den Weinbaugebieten<br />
São Vicente und Santana an der<br />
Nordküste und in höheren Lagen ist<br />
es oft stark wolkig-neblig. Gesunde<br />
Trauben zu erzeugen, ist unter<br />
diesen Umständen sehr schwierig<br />
und aufwendig. Die Ernte erstreckt<br />
sich deshalb, je nach Rebsorte, von<br />
August bis Oktober.<br />
SKLAVEN, ZUCKER UND<br />
MADEIRA-WEIN<br />
Die Madeira-Weine hatten lange<br />
keinen guten Ruf, sie waren<br />
verschrien als billige Würze für<br />
Saucen. Dabei gab es eine Zeit, in<br />
der Madeira berühmt und die Insel<br />
reich war. Die Bewohner wurden<br />
wohlhabend durch den Handel<br />
mit Sklaven sowie Zucker – und<br />
wegen ihres berühmten Weines.<br />
Die Unabhängigkeitserklärung der<br />
Vereinigten Staaten im Jahr 1776<br />
etwa wurde mit Madeira gefeiert.<br />
Erst im Jahr 1999 verbot das IVBAM<br />
den Handel mit billigem Fass<strong>wein</strong>.<br />
Heute erstrahlt Madeira wieder im<br />
alten Glanz: Meine Verkostungen<br />
bei Barbeito, Blandy‘s/Madeira<br />
Wine Company (MWC), Borges,<br />
CAF/Madeira Vintners, H&H und<br />
Justino‘s zeigen, dass Madeira heute,<br />
von der Basis bis zur Spitze, wieder<br />
ein Niveau von gut bis Weltklasse<br />
erreicht.<br />
Hauptsächlich wird die robuste, rote<br />
Rebsorte Tinta Negra angebaut. Die<br />
drei Jahre gelagerten Basis<strong>wein</strong>e<br />
bestehen nahezu vollständig aus<br />
Tinta. Es gibt auch hervorragende<br />
gereifte Tintas, wie den 1995er<br />
Frasqueira und den 2000er Colheita<br />
Single Cask von Justino‘s. Beide<br />
Weine sind enorm vielschichtig, von<br />
Dörrobst (Feigen,, Datteln, Pflaumen,<br />
Rosinen) über Schokolade, Karamell,<br />
Walnuss und Tabak bis hin zu einer<br />
kalkig-kühlen Note. Süß, aber die<br />
96 g/l Zucker oder mehr sind mit<br />
kräftiger Säure gut balanciert. Die<br />
20 Prozent Alkohol schmeckt man<br />
nur, wenn man gezielt darauf achtet.<br />
Madeiras Weine sind<br />
aufgespritet und<br />
werden auf sehr<br />
spezielle Weise<br />
produziert. Die<br />
Gärung stoppen die Winzer beim<br />
gewünschten Zuckergehalt durch<br />
die Zugabe von 96-prozentigem<br />
Alkohol. Danach werden die Weine<br />
oxidativ ausgebaut, der Einfluss von<br />
Sauerstoff ist erwünscht. Zudem<br />
werden sie regelmäßig erwärmt: 45<br />
bis 50 Grad warmes Wasser fließt in<br />
Heizschlangen mindestens für drei<br />
Monate durch die Weintanks. Dieses<br />
„Estufagem“-Verfahren wird meist<br />
bei den Basisqualitäten angewandt.<br />
Beim Canteiro-Verfahren ruhen<br />
die Weine mindestens zwei Jahre<br />
in Holzfässern – früher unter<br />
den Dächern der Weingüter<br />
Wein wird auf Madeira vor allem auf<br />
kleinsten Parzellen in Steillagen angebaut.<br />
Madeiras Weinbergsfläche beträgt<br />
insgesamt nur noch 500 Hektar,<br />
die jedoch nicht mehr komplett<br />
bewirtschaftet wird. Etwa zehn<br />
Prozent, schätzt Leonel, liegen<br />
brach oder sind verwildert.<br />
Dafür gibt es zwei Ursachen:<br />
Die Winzerfamilien bearbeiten<br />
im Schnitt lediglich 0,3 Hektar<br />
Weinberge, und die unterteilen<br />
sich oft noch in mehrere Parzellen.<br />
Dazu kommt die Abwanderung<br />
der jungen Generation in weniger<br />
anstrengende und besser bezahlte<br />
Berufe oder deren Migration aufs<br />
Festland. Die ganzjährige Wärme<br />
und hohe Luftfeuchtigkeit sind ein<br />
Paradies für Botrytis, Oidium und<br />
Peronospora. Im Schnitt sind daher<br />
sieben Behandlungen bis zur Lese<br />
nötig. Meist werden Schwefel und<br />
Kupfer, aber manchmal auch synthetische<br />
Fungizide ausgebracht. Die<br />
vielen verlassenen Weinberge sind<br />
gefährliche Infektionsherde für die<br />
umliegenden Ertragsflächen. Hinzu<br />
In den Kellern der Weingüter lagern Madeira-Weine oft Jahrzehnte.<br />
Diese Reservas stammen aus den 1940er-Jahren.<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 17
Hohe Luftfeuchtigkeit, viel Nebel und Regen:<br />
Der Weinbau auf Madeira ist großen Risiken unterworfen.<br />
bei hoher Tages- und niedriger<br />
Nachttemperatur. Heute erfüllen<br />
Lagerhäuser mit Zinndächern diesen<br />
Zweck.<br />
GUTE MADEIRAS<br />
REIFEN BIS ZU 100<br />
JAHRE<br />
Besonders wichtig ist eine lange<br />
Lagerung: Die Madeira-Weine<br />
reifen bis zu hundert Jahre, bevor<br />
sie gefüllt werden. Nach der<br />
Wärmebehandlung lagern die<br />
Basis<strong>wein</strong>e mindestens drei Jahre,<br />
höhere Qualitäten und Jahrgangs-<br />
Madeiras fünf, mit Rebsorten- und<br />
Canteiro-Angabe mindestens 20<br />
Jahre, ehe sie vermarktet werden<br />
dürfen.<br />
Bei fast allen besuchten<br />
Produzenten hatte ich<br />
exzellente, trockene<br />
Sercials im Glas. Mit acht<br />
bis elf Gramm Säure<br />
stecken Sercials bis zu 65 Gramm<br />
Zucker pro Liter locker weg und<br />
schmecken tatsächlich trocken,<br />
oft salzig, mit Noten von getrockneten<br />
Zitruszesten, mit Reife auch<br />
Dörrobst. Halbtrockene Verdelhos<br />
gab es bei allen Produzenten zu<br />
verkosten. Süßer als Sercial, aber<br />
gut balanciert, bieten sie teils<br />
noch frische Zitrusnoten, gereift<br />
schmecken sie auch nach getrockneten<br />
tropischen Früchten und oft<br />
nussig. Halbsüße Boals hatte ich<br />
ebenfalls fast überall im Glas. Sie<br />
schmecken füllig, deutlich in Richtung<br />
Karamell, nach getrockneten Feigen<br />
und Datteln. Die meisten Madeira-<br />
Häuser haben auch Malvasia-<br />
(Malmsey)-Weine im Programm. Das<br />
sind zehn Jahre und länger gereifte<br />
Süß<strong>wein</strong>e. Sie schmecken opulent<br />
und enorm vielschichtig mit Aromen<br />
von Früchten, Gewürzen, Nüssen,<br />
Schokolade, Honig und Toffee.<br />
ÜBERRASCHUNGEN<br />
ZWISCHEN KÜHL UND<br />
MINERALISCH<br />
Die schwierige Rebsorte Terrantez<br />
ist hochgeschätzt, wird nur auf<br />
wenigen Hektar angebaut und muss<br />
schon im August geerntet werden,<br />
weil die Trauben sonst oft am Stock<br />
verfaulen. Der 1978er Justino‘s<br />
Terrantez halbsüß und der zwanzigjährige<br />
H&H Terrantez halbtrocken<br />
sind für mich Gänsehaut-Weine: Das<br />
Aromenprofil ist enorm vielschichtig,<br />
wie bei den besten anderen<br />
Rebsorten, dazu sehr elegant und<br />
distinguiert.<br />
Doch Vorsicht beim Verkosten:<br />
Bei Jahrgangs-Madeiras muss man<br />
mit Überraschungen rechnen. Vor<br />
allem die Single Casks fallen mit<br />
ungewöhnlichen Aromen auf, etwa<br />
kühl-mineralische Noten nach<br />
trocknendem Kalkputz oder in<br />
Honig marinierten, getrockneten<br />
Zitruszesten.<br />
Der Anteil nicht aufgespriteter<br />
Weine und<br />
Sekte liegt derzeit<br />
unter zehn Prozent.<br />
Barbusano produziert<br />
ausschließlich trockene, interessante<br />
„Tafel<strong>wein</strong>e“; Barbeito, Justiono‘s,<br />
MWC und einige kleinere Weingüter<br />
ebenso. Justino‘s produziert sogar<br />
einen Bio-Wein, den Fanal Verdelho.<br />
Demnächst kommt der rote Fanal<br />
Listrão Bio hinzu. Barbeito experimentiert<br />
ebenfalls mit dem Anbau<br />
nach Bio-Richtlinien. Barbeito,<br />
Justino‘s und MWC vinifizieren<br />
selbst. Alle anderen lassen die Weine<br />
nach ihren Vorgaben in der IVBAM<br />
Adega São Vicente vom Önologen<br />
João Pedro Machado ausbauen.<br />
Winzer João Barradas ist 72 Jahre alt<br />
und arbeitet immer noch in seinen<br />
steilen Pergola-Terrassen-Anlagen.<br />
18 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin
Die Botschafter des Lugana<br />
OTTELLA – VENETIEN<br />
In einer der begehrtesten Urlaubsregionen Italiens – am Gardasee<br />
– liegt das Weingut Ottella. Ein Paradebeispiel für regionales<br />
Bewusstsein, das sich in stolzen Weinen zeigt, die das beschwingte<br />
Lebensgefühl Italiens in sich tragen.<br />
FOTOS: OTTELLA<br />
Zwei Brüder, eine Region,<br />
eine gemeinsame<br />
Leidenschaft: Das ist die<br />
vortreffliche Gleichung,<br />
die hinter dem Weingut<br />
Ottella im Herkunftsgebiet Lugana<br />
steht. Denn es sind Francesco und<br />
Michele Montresor, die das 95<br />
Hektar große Familien<strong>wein</strong>gut nun<br />
in vierter Generation leiten – und<br />
zugleich in dieser Zeit zum Pionier des<br />
Anbaugebiets gemacht haben, das<br />
sich quer über die Provinzen Verona<br />
und Brescia erstreckt. Tatsächlich<br />
sind die beiden Brüder maßgeblich<br />
daran beteiligt, dass die Weinregion<br />
am Gardasee heute einen so ausgezeichneten<br />
Ruf genießt.<br />
„Bei all unseren Entscheidungen<br />
geht es uns darum, Spitzenleistungen<br />
zu erzielen, um wahre<br />
Botschafter dieser besonderen<br />
Weinregion zu sein“, erklärt<br />
Francesco Montresor als der eine<br />
Inhaber von Ottella. Und es ist ein<br />
besonderer Kosmos, in dem sich<br />
die Weinberge am südlichen Ufer<br />
des beliebten Sees befinden: Der<br />
einstige Vorstoß der eiszeitlichen<br />
Gletscher ins Tal formte hier das<br />
Amphitheater der Moränenhügel und<br />
so auch die Lugana-Mulde, in der die<br />
Zusammensetzung der Lehmböden<br />
zwischen den DOC-Gemeinden<br />
Sirmione, Desenzano, Lonato,<br />
Pozzolengo und Peschiera del<br />
Garda variiert: hauptsächlich<br />
Kalkstein, reich an Mineralien, in<br />
den Hügelgebieten mit mehr Sand<br />
durchsetzt.<br />
KUNST TRIFFT AUF<br />
WEIN<br />
„Es macht unglaubliche Freude, in<br />
dieser Gegend ein Erzeugnis herzustellen,<br />
dessen Qualität in der tiefen<br />
italienischen Kultur des Schönen und<br />
Guten verwurzelt ist“, meint Michele<br />
Montresor, als der andere Inhaber<br />
verantwortlich für die Exportmärkte.<br />
Genau diese Werte sind es, die<br />
Ottella aufgreift. Zum einen in der<br />
Philosophie des Weinmachens, die<br />
geprägt ist vom höchsten ethischen<br />
Ausdruck des Handelns, der<br />
Achtung vor den Menschen und der<br />
Landschaft, die sie umgibt. Damit<br />
ist zugleich klar, dass biologischer<br />
Weinbau eine Grundvoraussetzung<br />
für die Winzerfamilie ist. Aber die<br />
Philosophie zeigt sich auch im ästhetischen<br />
Ausdruck der Schönheit,<br />
die sich sogar im Weinkeller widerspiegelt:<br />
ein origineller Raum, der<br />
nicht nur die moderne Denkweise,<br />
Wein zu erzeugen, architektonisch<br />
aufgreift, sondern auch die<br />
Verbindung von Kunst und Wein,<br />
die fest in der Familie verwurzelt ist.<br />
Hier, in diesem einzigartigen Rahmen,<br />
reifen die Weine in verschiedenen<br />
Gebinden: Stahl, Holz, Zement<br />
und im dritten Jahrgang nun auch<br />
in Terrakotta-Amphoren. Denn<br />
das Bewahren von Werten und<br />
Traditionen ist ebenso Teil von Ottella<br />
wie die Visionen für die Zukunft.<br />
WEINE, DIE<br />
BEGEISTERN<br />
Die Grundlage für alles bilden<br />
der größtmögliche Respekt und<br />
die gelungene Interpretation<br />
der Beziehung zwischen dem<br />
Weinberg und seiner Umwelt.<br />
Das Hauptaugenmerk im<br />
Rebsortenspiegel liegt auf der regionalen<br />
Paraderebsorte Trebbiano<br />
di Lugana (Turbiana). Aber auch<br />
Corvina Veronese, Cabernet<br />
Sauvignon, Merlot, Incrocio Manzoni<br />
und Chardonnay werden angebaut.<br />
Nach der schonenden Ernte kommen<br />
im Keller die Nachhaltigkeit des<br />
Prozesses und die Liebe zum Detail<br />
zum Tragen. DieseAttribute verleihen<br />
den Weinen ihren Feinschliff und<br />
bringen ihre stilistische Identität zum<br />
Ausdruck: „Wein muss in erster Linie<br />
begeistern und dabei unsere Sinne<br />
und unser Gedächtnis stimulieren.“<br />
Genau dies gelingt bei Ottella.<br />
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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 21
Genussvolle Herzensheimat<br />
BRANCAIA – TOSKANA<br />
Wein von höchster Qualität im Einklang mit der Natur zu<br />
produzieren, ist das erklärte Ziel des Weinguts Brancaia in der<br />
Toskana. Denn Werte wie Nachhaltigkeit, Respekt und Qualität<br />
sind hier ein gelebtes Versprechen der ganzen Familie.<br />
FOTOS: BRANCAIA<br />
Bei Wein ist es wie bei Kindern. Man<br />
schützt und behütet sie vom noch<br />
so kleinsten Moment an. Im Falle des<br />
Weins von der kleinen Pflanze an,<br />
die später das kostbare Traubengut<br />
trägt. Man begleitet sie auf jedem einzelnen<br />
Schritt ihres Weges… in diesem Fall bis in die<br />
Flasche und sogar oftmals bis zum Weintrinker<br />
selbst. Und wenn man gefragt wird, welches<br />
Kind einem denn das liebste sei, kann man keines<br />
wirklich bevorzugen. „Alle unsere Weinberge<br />
haben das Potenzial, in unsere Spitzen<strong>wein</strong>e zu<br />
münden“, lautet daher auch beim toskanischen<br />
Spitzen<strong>wein</strong>gut Brancaia die Devise. Rückblick:<br />
„Unser Fokus liegt immer darauf, bestes,<br />
authentisches Traubengut zu erzeugen, in dem<br />
Typizität lebt und Nachhaltigkeit die Basis ist.“<br />
Meine Eltern erfüllten sich 1981 den Traum eines<br />
Urlaubhauses in der Toskana. Das Haus, das<br />
schon damalsBrancaia hieß, war von Rebbergen<br />
umgeben, beides in sehr schlechtem Zustand“,<br />
erzählt Barbara Widmer über die Anfänge. Sie,<br />
die Schweizerin, die ursprünglich Architektin<br />
werden wollte, um dann doch auch Önologie zu<br />
studieren, und 1998 das Weingut ihrer Eltern<br />
übernahm. „Die Entscheidung, von der Welt<br />
der Architektur zum Weinbau zu wechseln, war<br />
ein schrittweiser Prozess. Das Studium hat mir<br />
gefallen, aber der Zweifel, dass ich dies als Beruf<br />
ausüben wollte, wuchs genauso schnell wie mein<br />
Interesse und die Faszination für die Weinwelt.<br />
So absolvierte ich erst ein einjähriges<br />
Praktikum in einem Bio-Weinbetrieb,<br />
bevor ich mich endgültig für das<br />
Oenologiestudium entschied. So<br />
ist Architektur zu meinem Hobby<br />
und die Weinwelt zu meinem Beruf<br />
geworden – beide aus, meiner Sicht<br />
äußerst spannende und kreative<br />
Welten.“<br />
QUALITÄT KENNT<br />
KEINEN KOMPROMISS<br />
Die Weinberge von Brancaia<br />
verteilen sich auf drei Lagen und<br />
umfassen insgesamt 80 Hektar<br />
Rebfläche; wobei die eine Hälfte<br />
im Chianti Classico liegt und die<br />
andere in der Maremma. Im Chianti<br />
Classico überwiegt die rote Rebsorte<br />
Sangiovese, dicht gefolgt von Merlot.<br />
Aber auch Cabernet Sauvignon<br />
und Sauvignon Blanc werden hier<br />
angebaut. In der Maremma hingegen<br />
führt Cabernet Sauvignon leicht<br />
den Sortenspiegel an. Petit Verdot,<br />
Sangiovese, Merlot und Cabernet<br />
Franc folgen. „Die drei Lagen<br />
unterscheiden sich in der Höhe,<br />
im Bodentyp wie auch klimatisch<br />
sehr, gemeinsam haben sie aber das<br />
Potential, beste Traubenqualität zu<br />
erbringen“, erklärt die Önologin und<br />
Geschäftsführerin. „Ob in Radda,<br />
Castellina oder in der Maremma:<br />
Unser Fokus liegt immer darauf,<br />
bestes, authentisches Traubengut<br />
zu erzeugen, in dem Typizität lebt<br />
und Nachhaltigkeit die Basis ist.“<br />
So ist es auch kein Wunder, dass<br />
die Bio-Zertifizierung ein wichtiges<br />
Bekenntnis für die gesamte Familie<br />
und das Team von 45 Personen<br />
war und ist. „Je mehr Respekt wir<br />
der Natur entgegenbringen, desto<br />
gesünder sind unsere Rebstöcke<br />
und desto besser und ortstypischer<br />
ist die Qualität unserer Trauben.<br />
Die Tatsache, dass ökologischer<br />
Weinbau und kompromisslose<br />
Qualität hundertprozentig vereinbar<br />
sind, ist für uns eine der wichtigsten<br />
und schönsten Erkenntnisse.“ Dieser<br />
Respekt vor der Natur im Weinberg<br />
wird im Keller fortgesetzt: „Hier ist es<br />
wichtig, die Qualität jedes einzelnen<br />
Weinbergs zu verstehen und zu<br />
akzeptieren und sein Potenzial<br />
perfekt auszuschöpfen.“<br />
MONUMENTE DER<br />
REGION<br />
In erster Linie sollen die Weine von<br />
Brancaia „harmonisch sein und viel<br />
Freude bereiten“. Genauso wichtig ist<br />
es aber, dass sie ihre Herkunft widerspiegeln.<br />
„Ortstypizität ist für uns<br />
das A und O. Jeder Brancaia-Wein<br />
ist heute ein Abbild des zauberhaften<br />
Ortes, an dem er gewachsen<br />
ist.“ Ein Paradebeispiel dafür ist der<br />
Il Blu – das vinophile Markenzeichen<br />
des Weinguts. Die rote Cuvée wurde<br />
1988 geboren und hat Brancaia<br />
sowohl wegen ihres ikonischen<br />
Etiketts als auch wegen der hervorragenden<br />
Qualität berühmt gemacht.<br />
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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 23
Colli Euganei<br />
Wo schon die Römer<br />
Wellness machten<br />
Die Region Colli Euganei ist bekannt<br />
für Wein, Thermen und Vulkankegel.<br />
Erst von den Römern, später vom venezianischen Adel und den<br />
Habsburgern geschätzt: Die Region Colli Euganei bei Venedig bietet<br />
interessante Weine, unberührte Landschaften, Wellness-Resorts und<br />
historische Villen. Ein perfektes Ziel für einen Kurztrip nach Italien.<br />
TEXT UND FOTOS: RAFFAELLA USAI
Das kleine, hügelige<br />
Weinbaugebiet Colli<br />
Euganei in der norditalienischen<br />
Provinz<br />
Padua ist nur sehr<br />
wenigen ein Begriff. Selbst ich, die<br />
viel in Italien herumkommt, war bis<br />
vor Kurzem noch nicht dort. Ein<br />
großes Versäumnis, wie sich herausstellte.<br />
Denn das von bewaldeten<br />
Vulkankegeln geprägte Hinterland<br />
von Venedig hat mich begeistert, mit<br />
seinen Weinen, seiner intakten Natur<br />
und den hervorragenden Restaurants.<br />
Ach, und nicht zu vergessen: den<br />
heißen Thermalquellen!<br />
SCHON DEN RÖMER<br />
GEFIEL ES HIER<br />
Bei meiner Ankunft im schicken,<br />
aber etwas aus der Zeit gefallenen<br />
In den Thermalbädern der<br />
Colli Euganei kann man<br />
die Seele baumeln lassen.<br />
Hotel in Montegrotto Terme wird mir<br />
schlagartig bewusst, dass die Colli<br />
Euganei zwar weniger für ihre Weine<br />
bekannt, dafür aber umso berühmter<br />
für ihre therapeutischen Heilkräfte<br />
sind. Die besonderen Vorteile des<br />
Thermalwassers wussten schon die<br />
alten Römer zu schätzen, die ihre<br />
Anlagen „acquae patavinae “ (paduanische<br />
Gewässer) nannten. Deren<br />
antike Überreste sind noch heute zu<br />
besichtigen.<br />
Mit 130 Thermalanlagen und rund<br />
220 Thermalbädern sowie über<br />
13.000 Hotelbetten ist die Region<br />
eines der wichtigsten Kur-Zentren<br />
Europas und zieht jährlich Tausende<br />
von Gesundheitstouristen aus dem<br />
In- und Ausland an. Wer sich also<br />
neben Wein für Fangobäder und<br />
Inhalationstherapie interessiert,<br />
wird sich in einem der unzähligen<br />
Spa-Hotels pudelwohl fühlen.<br />
VON BORDEAUX-<br />
BLENDS BIS<br />
GOLDMUSKATELLER<br />
Ich bin jedoch nicht wegen des<br />
Wassers hier, sondern gespannt auf<br />
die ersten zu verkostenden Weine.<br />
Das Herzstück der Appellation<br />
bilden die Rot<strong>wein</strong>-Cuvées aus internationalen<br />
Rebsorten, die als Colli<br />
Euganei DOC Rosso in den Handel<br />
kommen. Für viele Winzer sind sie<br />
das Aushängeschild – und haben<br />
dabei ein bemerkenswert gutes<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis. Bis auf<br />
die Weine des wohl bekanntesten<br />
Weinguts Vignalta sind die meisten<br />
Flaschen für weniger als 20 Euro zu<br />
haben.<br />
Die klassischen Bordeaux-Rebsorten<br />
werden hier aber nicht erst seit<br />
einigen Jahrzehnten angebaut, wie<br />
etwa in Bolgheri. Bereits 1870<br />
begannen die Grafen Corinaldi,<br />
auf ihren Ländereien in Monselice<br />
Merlot und Cabernet Sauvignon<br />
anzupflanzen, und gehörten damit<br />
zu den Ersten in Italien. Auf diese<br />
traditionsreiche Geschichte sind die<br />
Erzeuger besonders stolz. Heute<br />
wachsen auf den rund 2.500 Hektar<br />
des Anbaugebiets vor allem Merlot,<br />
Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc,<br />
Carmenère und Raboso, die beiden<br />
Letzteren sind in den roten Blends in<br />
kleineren Anteilen verschnitten.<br />
Neben den Rot<strong>wein</strong>en<br />
gibt es auch den Fior<br />
d‘Arancio Colli Euganei<br />
DOCG aus Moscato<br />
Giallo (Goldmuskateller).<br />
Er darf in drei verschiedenen<br />
Versionen erzeugt werden: als süßer<br />
Schaum<strong>wein</strong>, als konzentrierter<br />
Passito und als trockener Wein.<br />
Weingüter wie Monteversa und<br />
Maeli bringen extrem gute und<br />
eigenständige Pet-Nats aus Moscato<br />
Giallo auf die Flasche. Sie sind frisch<br />
und aromatisch, haben sehr guten<br />
Grip und eine tolle Säure. Für mich<br />
sind diese „rifermentato in bottiglia“<br />
die ausdrucksstärkste Spielart dieser<br />
Rebsorte. Diese Weine werden als<br />
Veneto IGT abgefüllt.<br />
SERPRINO, KEIN<br />
PROSECCO<br />
Eine weitere Spezialität der Colli<br />
Euganei ist der tankvergorene<br />
Serprino DOC. Er wird aus der<br />
Rebsorte Glera erzeugt, die auch<br />
für Prosecco verwendet wird.<br />
Ähnlich wie das berühmtere Pendant<br />
trinkt man den leichten, spritzigen<br />
Serprino als Aperitif, sein Absatz ist<br />
jedoch stark lokal begrenzt. Einige<br />
Winzer wollen deswegen den<br />
Serprino als Unterzone der DOC<br />
Prosecco anerkennen lassen, was<br />
derzeit in der Appellation kontrovers<br />
diskutiert wird.<br />
Besonders überzeugt hat mich der<br />
Serprino des Weinguts Ca‘ della<br />
Vigna, ein junger Betrieb, der vom<br />
Architekten-Ehepaar Wim Brouwer<br />
und Catia Bolzonella geleitet wird.<br />
AUF DEN SPUREN DER<br />
VULKANERUPTIONEN<br />
Entstanden sind die Colli Euganei<br />
vor 35 bis 43 Millionen Jahren.<br />
Damals brachten eine Reihe vulkanischer<br />
Eruptionen die etwa hundert<br />
Hügel mit dem unverwechselbaren,<br />
kegelförmigen Profil hervor. Sie sind<br />
bis zu 600 Meter hoch und weit<br />
über die Po-Ebene hinweg sichtbar.<br />
Die Böden bestehen hier aus harten<br />
Vulkangesteinen wie Basalt, Ryolith,<br />
Trachyt und Latit. In unzähligen<br />
Steinbrüchen wurden über viele<br />
Jahrhunderte Trachyt, aber auch<br />
Kalkstein abgebaut, die für den<br />
Bau prächtiger Plätze und Paläste<br />
im nahen Venedig dienten. Der<br />
Trachyt-Abbau wurde vor einigen<br />
Jahren eingestellt, ebenso der des<br />
polierfähigen Kalk-Marmors für<br />
Dekorzwecke.<br />
Im Museum „Muvi“ kann man<br />
die Entstehung der Vulkankegel<br />
eindrucksvoll nachvollziehen. Für<br />
alle, die tiefer in die Geologie und<br />
Geschichte der Region eintauchen<br />
wollen, lohnt sich der Besuch<br />
besonders.<br />
DER „PALAST“ DER<br />
COLLI EUGANEI<br />
Bereits die Habsburger feierten<br />
rauschende Feste in den Colli<br />
Euganei, dies zeigt eindrücklich das<br />
Castello del Catajo in Battaglia Terme.<br />
Das 1570 erbaute Schloss gilt als eine<br />
der schönsten Villen des Veneto und<br />
diente erst der Adelsfamilie Este und<br />
später dem Kaiser von Österreich als<br />
Sommerresidenz.<br />
Von den weitläufigen Terrassen des Castello<br />
del Catajo hat man einen herrlichen Blick<br />
auf die umliegende Hügellandschaft.<br />
Ein Spaziergang durch die<br />
prunkvollen, mit Fresken<br />
bemalten Säle und den<br />
wunderschönen Park mit<br />
seinen jahrhundertealten<br />
Bäumen und Statuen ist ein Muss<br />
für jeden, der die Region besucht.<br />
Von hier sieht man auch den im<br />
12. Jahrhundert angelegten Canale<br />
Battaglia, der Teil eines umfangreichen<br />
Kanalsystems ist, das noch<br />
heute Venedig mit Padua verbindet.<br />
WANDERPARADIES<br />
UND DETOX-OASE<br />
Für Wanderer und Radfahrer ist der<br />
20.000 Hektar große Naturpark<br />
„Parco Regionale dei Colli Euganei“<br />
ein Paradies. „Unsere Artenvielfalt<br />
ist beeindruckend. Über 1.600<br />
Pflanzenarten sind hier heimisch.<br />
Kastanienwälder und Olivenhaine<br />
treffen auf eine typische Alpenflora,<br />
es ist ein ganz spezieller Mix, den<br />
man nur selten in Italien findet“,<br />
erklärt mir Geologe Francesco<br />
Loreggian auf einer Wanderung<br />
durch die Weinberge.<br />
Ebenfalls ungewöhnlich sind die<br />
unzähligen Jujuben-Bäume, die man<br />
vor allem im mittelalterlichen Dorf<br />
Arquà Petrarca an jeder Ecke sieht.<br />
Ihre süßlichen, intensiv roten Früchte<br />
sind auch als Chinesische Dattel oder<br />
Brustbeere bekannt und werden<br />
hier zu einem Likör namens „Brodo<br />
di Giuggiole“ verarbeitet. Stattet<br />
man Arquà Petrarca einen Besuch<br />
ab, kommt man um ein Gläschen<br />
„Brustbeerensuppe“ nicht herum!<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 27
Italien neu entdecken<br />
JETZT FÜR GROSSE<br />
ITALIEN-VERKOSTUNG ANMELDEN!<br />
Weinliebhaber:innen haben heutzutage die Auswahl aus Weinen von allen<br />
Kontinenten. Neue Trends und aufmerksamkeitsstarke Kampagnen sorgen<br />
dafür, dass der Markt in Bewegung bleibt. Dem Weinfachhandel mit seiner<br />
Beratungs- und Empfehlungskompetenz kommt eine große Bedeutung zu,<br />
Konsumenten:innen eine Orientierung zu bieten.<br />
Unsere Reisetipps für die Colli Euganei<br />
RESTAURANTS<br />
Enotrattoria da Serafino<br />
www.enotecasandaniele.com<br />
Ristorante Taparo<br />
www.taparo.it<br />
Osteria Antico Guerriero<br />
www.osteriaguerriero.com<br />
Geologe Francesco<br />
Loreggian<br />
Um die große Bandbreite italienischer Weine –<br />
von Klassikern bis hin zu Neuentdeckungen<br />
– aktiv in das Bewusstsein zu bringen, hat<br />
die Italian Trade Agency die Kampagne „mein<br />
Wein Italien“ gestartet. Diese bietet dem<br />
Fachhandel zum einen die Möglichkeit, als Partner:in<br />
bei den „Großen Italien-Wochen“ im Herbst 2023 dabei<br />
zu sein. Zum anderen besteht die Möglichkeit, bei den<br />
„Großen Italien-Verkostungen“ in Hamburg, Berlin und<br />
München, viel Neues zu entdecken.<br />
Nicht ohne Grund gehört Italien zu den wichtigsten<br />
Wein-Exporteuren nach Deutschland. Ob autochthon<br />
oder terroirgeprägt, vom alpinen Norden bis in den<br />
mediterranen Süden, die Auswahl einzigartiger Weine<br />
aus Italien ist groß. Es gibt kleinere Weingüter, die in der<br />
Produktion mutig neue Wege gehen und teilweise noch<br />
als Geheimtipp gehandelt werden. Gleichzeitig können<br />
aber auch große Namen und bekannte Klassiker – wieder<br />
einmal eingeschenkt – überraschen und das mit ihnen<br />
verbundene Dolce-Vita-Gefühl ins Bewusstsein der<br />
Kundschaft rücken.<br />
WEINGÜTER<br />
Borin Vini e Vigne<br />
viniborin.it/de<br />
Ca’ della Vigna<br />
www.cadellavigna.com<br />
Maeli<br />
maeliwine.com<br />
Monteversa<br />
monteversa.it/de/home_de<br />
Salvan<br />
www.salvanwine.com/de<br />
Vignalta<br />
www.vignalta.it<br />
SEHENSWÜRDIGKEITEN<br />
Castello del Catajo<br />
www.castellodelcatajo.it<br />
Parco Regionale dei Colli Euganei<br />
www.parcocollieuganei.com<br />
Museo del Vino Colli Euganei Muvi<br />
www.collieuganeidoc.com/de/wo-und-wann<br />
Giardino Monumentale di Valsanzibio<br />
www.valsanzibiogiardino.com/it<br />
ENTDECKEN SIE NEUES!<br />
DIE GROSSE ITALIEN-<br />
VERKOSTUNG<br />
50 italienische Weingüter aus den Abruzzen,<br />
Apulien, der Emilia-Romagna, Friaul-Julisch Venetien,<br />
Kalabrien, Kampanien, den Marken, dem Piemont,<br />
Sardinien, Sizilien, der Toskana und Venetien präsentieren<br />
sich und ihre Weine in drei deutschen Städten.<br />
Zudem erwarten Sie in jeder Stadt zwei spannende<br />
Seminare mit Sebastian Bordthäuser zu aktuellen<br />
Themen* rund um die Weine Italiens.<br />
DIE GROSSEN ITALIEN-WOCHEN<br />
Hamburg | Montag, 6.11.2023<br />
Berlin | Dienstag, 7.11.2023<br />
München | Mittwoch, 8.11.2023<br />
* Die von Stadt zu Stadt variierenden<br />
Seminar-themen finden Sie<br />
unter mein<strong>wein</strong>italien.de<br />
ebenso wie den Link zur<br />
Anmeldung – oder scannen<br />
Sie den QR-Code.<br />
Zudem rücken im Rahmen der ITA-Kampagne<br />
„mein Wein Italien“ mehr als 100 ausgesuchte<br />
Fachhändler:innen in ganz Deutschland von Mitte<br />
Oktober bis Anfang November ihre spannenden<br />
Italien-Sortimente in den Mittelpunkt und bieten<br />
diese zu speziellen Konditionen an. Verkostungen<br />
und Veranstaltungen runden das Programm der<br />
Promotion ab.<br />
Wo Sie Italien in Ihrer Nähe verkosten und erleben<br />
können, finden Sie unter mein<strong>wein</strong>italien.de.<br />
Keller des Weinguts Vignalta<br />
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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 29
Eleganz par excellence<br />
LA POUSSIE – LOIRE<br />
Die Bühne könnte fantastischer nicht sein: Ein Weinberg, der wie<br />
ein Amphitheater aufgebaut ist, bildet die natürliche Grundlage<br />
für die Weine der Domaine de La Poussie. Dieses besondere Stück<br />
Frankreich muss man probiert haben!<br />
FOTOS: LA POUSSIE<br />
Die Geschichte der Domaine de La Poussie<br />
ist maßgeblich auch die der Familie de<br />
Ladoucette. Beide Geschichten spielen an der<br />
Loire. Dort, wo der sich Flusslauf eines der<br />
schönsten Landstriche Frankreichs windet,<br />
liegt auch das eindrucksvolle Château de Nozet, das seit<br />
dem späten 18. Jahrhundert im Besitz der Adelsfamilie de<br />
Ladoucette ist. Ebenso wie das größte Weingut mit den<br />
wichtigsten und berühmtesten Weinbergen in der Region<br />
Pouilly-Fumé, das Baron Patrick de Ladoucette knapp<br />
200 Jahre später übernahm und mit seinem Händchen<br />
für neue Ideen und das Erschaffen besonderer Weine<br />
zu einem Aushängeschild für herausragende Gewächse<br />
machte. Und das weltweit, gilt der Name de Ladoucette<br />
doch längst als Synonym für feinste Weiß<strong>wein</strong>e. Diesen<br />
Ruf verdankt die Winzerdynastie einer seltenen Cuvée:<br />
Baron de L, die Patrick de Ladoucette zum Leben erweckte<br />
und die seither ausschließlich in außergewöhnlichen<br />
Jahrgängen hergestellt wird. Ein Wein, der nicht nur als<br />
einer der größten reinsortigen Sauvignon Blancs der Welt<br />
gerühmt wird, sondern der auch perfekt die Philosophie<br />
des Hauses einfängt, in der sich das Terroir und die<br />
unermüdliche Arbeit der Menschen im Weingarten wie<br />
auch im Weinkeller widerspiegeln.<br />
GESCHICHTE MIT GRÖSSE<br />
Dieser Grandesse fügte Baron de Ladoucette Mitte<br />
der 1990er-Jahre ein weiteres Juwel unweit des edlen<br />
Mutterhauses hinzu: Etwa 20 Minuten flussaufwärts<br />
erwarb er den Clos de la Poussie, ein besonderes<br />
Stück Weinland, auf dem feinste und zugleich körperreiche,<br />
herrlich duftende Sancerres vinifiziert werden.<br />
Das Geheimnis der Domaine Sancerre La Poussie ist<br />
dieser Weinberg mit Südausrichtung, der wie ein antikes<br />
Amphitheater von der Natur geformt wurde. Unter all<br />
den Crus, die den Weingärten an der Loire zu ihrem<br />
jahrhundertealten Ruhm verholfen haben, gilt La Poussie<br />
bis heute als Versprechen für Eleganz und Authentizität.<br />
Die Geschichte des Weinguts lässt sich bis 1040 zurückverfolgen.<br />
Etwas näher an unserer Zeit schrieb der<br />
französische Schriftsteller Honoré de Balzac über die<br />
Loire-Weinberge euphorisch: „Das Land besitzt mehrere<br />
Jahrgänge großzügiger Weine, die den Produkten aus<br />
dem Burgund ziemlich ähnlich sind und in den Pariser<br />
Kabaretts einen schnellen Absatz finden.“ Längst ist es<br />
nicht nur die feine französische Gesellschaft, die um die<br />
Qualität der Weine weiß: Kennern auf der ganzen Welt ist<br />
sie ein Begriff.<br />
FÜR JEDEN GESCHMACK<br />
Es ist ein Dreiklang aus Weiß, Rosé und Rot, der auf La<br />
Poussie produziert wird. Besonders der Sauvignon Blanc<br />
liebt den kalkhaltigen Untergrund, auf dem er in optimaler<br />
Ausrichtung und unter besten Bedingungen reifen kann.<br />
Von den Pinot-Noir-Parzellen wird ein sanfter und verlockender<br />
Sancerre Rosé vinifiziert. Doch die tief verwurzelten<br />
Rebstöcke tragen das komplexe und intensive<br />
Aroma ihrer Trauben auch in den roten Pinot Noir der<br />
Appellation Sancerre. So steht jede Weinfarbe für sich,<br />
und doch erzählen sie geschlossen gemeinsam die<br />
Geschichte weiter, die so viel Tradition in sich trägt – und<br />
im Heute dieser ein ganz besonderes Kapitel hinzufügt.<br />
Anzeige
Die Farbe der Finesse<br />
Drei Weingüter, zwei<br />
Appellationen, eine<br />
Weinkultur: Die Domaines<br />
Ott sind ein Pionier in<br />
einem der aufregendsten<br />
Anbaugebiete Frankreichs.<br />
In der Provence setzen<br />
sie vielerlei Maßstäbe – in<br />
Sachen Hingabe an den<br />
Wein, aber auch in ihrer<br />
Lieblings<strong>wein</strong>farbe: Roség.<br />
FOTOS: DOMAINES OTT*<br />
DOMAINES OTT* – PROVENCE<br />
Die Provence ist ein Land<br />
der Kontraste, das sich<br />
demjenigen anbietet,<br />
der ihm zuhören und<br />
auf es warten kann.<br />
Alles hier lädt uns ein, diesen ultimativen<br />
Luxus, den die Zeit darstellt,<br />
zu nutzen“, erzählt Jean-François<br />
Ott, der vinophile Kopf, der heute<br />
sein wachsames Auge über die<br />
drei Weingüter hält, die einst<br />
sein Ururgroßvater in dieser so<br />
besonderen Region im Südosten<br />
Frankreichs erwarb.<br />
Hier, wo der Weinanbau ein Erbe der<br />
Antike ist, beendete der junge elsässische<br />
Agraringenieur Marcel Ott 1896<br />
eine Weinreise durch sein Heimatland.<br />
Er war fasziniert und zugleich inspiriert<br />
von diesem besonderen Landstrich<br />
am Mittelmeer. Und das, obwohl kurz<br />
zuvor die Reblaus hier – zwischen<br />
dem Rhônetal und Italien – erhebliche<br />
Schäden angerichtet hatte. Die<br />
positive Folge daraus für ihn: Das Land<br />
war billiger zu erwerben. Allerdings<br />
mussten die Weinberge komplett neu<br />
bepflanzt werden. Marcel Ott kaufte<br />
daher direkt mehrere Weingüter und<br />
begann, sie wieder instand zu setzen.<br />
Dabei setzte er zugleich die DNS frei,<br />
die noch heute gelebt wird: Denn auch<br />
in nun vierter Generation lebt sein Geist,<br />
der von Ehrgeiz, Hingabe und Liebe zu<br />
edlen Rebsorten und großen Weinen mit<br />
Terroirgedanken geprägt war.<br />
JEDES WEINGUT FÜR<br />
SICH EIN ROHDIAMANT<br />
Nun, 120 Jahre später, ist es<br />
Jean-François Ott, der sein Leben<br />
eben dieser besonderen Liebe zum<br />
Weinmachen widmet. Die Domaines Ott<br />
schlossen sich 2004 Louis Roederer und<br />
seiner Föderation von Schöpfern großer<br />
Weine an. Es ist jedoch weiterhin er,<br />
der mit seinem Team die drei Weingüter<br />
mit insgesamt 261 Hektar Rebfläche<br />
verwaltet. Jedes von ihnen besitzt<br />
dabei seinen eigenen Charme und seine<br />
eigene Persönlichkeit: Im Château de<br />
Selle erbringen die primären Rebsorten<br />
Grenache, Syrah und Cabernet<br />
Sauvignon ausgewogene und mineralisch<br />
geprägte Gewächse. Der maritime<br />
Einfluss steht Clos Mireille und seinen<br />
vorrangigen Rebsorten Sémillon, Rolle<br />
und Grenache sehr gut. Im Château<br />
Romassan, der dritten Domäne, hingegen<br />
ist der Charakter würziger, kräftiger,<br />
wärmer und damit ideal für Mourvèdre,<br />
Grenache und Cinsault.<br />
Der wahre Schatz der Domaines Ott<br />
ist allerdings die gelebte Philosophie:<br />
das einzigartige Verständnis für<br />
die eigenen Weine. Ein wichtiger<br />
Baustein darin ist das Bewusstsein<br />
für die Natur und für eben die<br />
erforderliche Zeit. „Es ist viel Zeit<br />
notwendig, um große Weine aus<br />
der Provence zu kreieren“, meint der<br />
Winzer mit Bedacht und führt dabei<br />
mit wunderschönen Worten die<br />
Wichtigkeit dieses Faktors aus: „Zeit<br />
ist treu und taktvoll. Sie beugt sich<br />
über den Weinberg wie ein Wächter,<br />
während wir unsere Früchte mit<br />
Hacken, Scheren und Eimern formen.“<br />
Aus Respekt vor der Natur werden<br />
jährlich 600 Stunden pro Hektar im<br />
Weinberg gearbeitet – was mehr<br />
als das Doppelte der durchschnittlichen<br />
Arbeitszeit in der Provence ist.<br />
Zeit brauchen auch das schonende<br />
Ernten der Trauben und das Reifen<br />
der Weine, um das Profil und Terroir<br />
des Anbaugebiets ins Glas zu<br />
bringen. Und schließlich die Zeit zum<br />
Teilen, denn dafür werden die Weine<br />
der Domaines Ott geschaffen: um<br />
Freude zu bereiten und Momente<br />
mit Genuss zu erfüllen.<br />
ELEGANZ UND FINESSE<br />
Dabei ist die Weinfarbe Rosé für<br />
Jean-François Ott kein simples Beiwerk<br />
zum Rot<strong>wein</strong>. Im Gegenteil: Hier liegt –<br />
auch wenn darüber hinaus großartige<br />
Weiße und Rote vinifiziert werden – das<br />
Hauptaugenmerk des Winzers. Und so<br />
ist es nicht verwunderlich, dass diese<br />
Rosés nahezu einen ikonischen Ruhm<br />
genießen. Gepaart mit ihrer besonderen<br />
Flaschenform, die den Stil der Provence<br />
und die Lebensart perfekt einfängt,<br />
gelten die Gewächse der Domaines Ott<br />
als Aushängeschilder der Region.<br />
2023 folgte ein Meilenstein in<br />
der Geschichte der Domaines<br />
Ott*: Die „Agriculture Biologique“-<br />
Zertifizierung (offizielles Siegel des<br />
französischen Agrarministeriums der<br />
Biozertifizierung) würdigt das langjährige<br />
Umweltbewusstsein der Otts, die sich<br />
als handwerkliche Winzer verstehen<br />
und von Beginn an mit ihrem nachhaltigen,<br />
umweltschonenden Ansatz in der<br />
Provence eine wichtige Vorreiterrolle<br />
innehatten.<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 33
Wine Flight<br />
durch Paris<br />
DIE BESTEN ADRESSEN: CAVES, FEINKOST UND NEO-BISTROS<br />
In Paris hat sich der Trend zum offenen Wein durchgesetzt: Auf<br />
ein Glas zum „Caviste“ vor dem Restaurantbesuch gilt längst als<br />
schick. Neo-Bistros setzen zudem vor allem auf Natur<strong>wein</strong>e junger<br />
Winzer. Anke Sademann hat lange in Paris gelebt. Hier kommen ihre<br />
persönlichen Geheimtipps für Weinfans.<br />
TEXT UND FOTOS: ANKE SADEMANN
Von oben betrachtet,<br />
sehen die Trottoirs und<br />
Terrassen der Pariser<br />
Boulevards mit ihren<br />
Seitenstraßen aus wie<br />
asphaltierte Flüsse, an deren Ufern<br />
sich Brasserien, Cafés, Weinläden<br />
und Restaurants reihen. Neben<br />
Touristen aus der ganzen Welt sitzen<br />
hier vor allem Anwohner aus der<br />
Nachbarschaft in den 20 Pariser<br />
Arrondissements. Sie lieben es, vom<br />
Trottoir aus das Straßenleben zu<br />
beobachten – man isst, trinkt und<br />
spricht gerne über das, was man<br />
isst und trinkt. Das Mobiliar wirkt<br />
dabei oft wie aus alten französischen<br />
Filmen. Denn in Paris haben Savoir-<br />
Vivre und lässiger (Wein-)Genuss<br />
längst Geschichte geschrieben.<br />
VINOPHILE<br />
GEWOHNHEITEN DER<br />
EINHEIMISCHEN<br />
Wo und wie trinkt man Wein in<br />
Paris? Am besten beim Picknick<br />
am Seine-Ufer direkt auf dem<br />
Straßenpflaster, im Café oder im<br />
Stammlokal mitten im Quartier.<br />
Nach – oder zwischen – der Arbeit<br />
ins Restaurant, Bistro oder in eine<br />
Weinbar zu gehen, ist für viele<br />
Bewohner längst zum alltäglichen<br />
Ritual geworden. Doch seit einiger<br />
Zeit trinkt man auch einen „Schluck“<br />
(„gorgée“) als Wein-Apéro in der<br />
Weinhandlung seines Vertrauens.<br />
Diese als „Keller“ („caves“) betitelten<br />
Weinläden bieten nicht nur eine<br />
formidable Beratung, sondern inzwischen<br />
auch häufig offenen Ausschank<br />
samt kleiner Degustationen.<br />
Feinkost Maison Tête<br />
Thierry Guemas, Vino Sapiens<br />
AUF EIN GLAS – ODER<br />
MEHR…<br />
Einer dieser Gastgeber ist Thierry<br />
Guemas, der nach 25 Jahren<br />
im Weinhandel vor drei Jahren<br />
in der Rue Saint-Dominique<br />
im 7. Arrondissement sein Vino<br />
Sapiens eröffnet hat. Zur ehemaligen<br />
Schusterwerkstatt aus der<br />
Jahrhundertwende mit nur sechs<br />
Sitzplätzen, Kellergeruch und<br />
Lagerfläche ist der frühere Käseladen<br />
von nebenan als „Trinkstätte“ hinzugekommen.<br />
Nur wenige Schritte<br />
vom Eiffelturm entfernt, bleibt<br />
der Wein hier bezahlbar und kann<br />
flaschenweise zum Ladenpreis mit<br />
nach Hause genommen werden.<br />
98 Prozent der Weine kommen<br />
aus Frankreich, vorzugsweise aus<br />
dem Burgund. „Hier ist in einem<br />
kurzen Straßenabschnitt ein urbanes<br />
Weindorf mit treuen Gästen<br />
entstanden“, erzählt Thierry. Der Ort<br />
ist so menschlich-warm, weltoffen<br />
und voller „vinebration“ wie früher<br />
die echten Pariser Bistros. Man<br />
kommt sofort ins Gespräch – und<br />
regelmäßig stellen Thierrys Winzer<br />
ihre Weine in Masterclasses vor.<br />
Der Patron ist froh um die neue<br />
Winzergeneration, die nach seiner<br />
Ansicht über „eine feinere Zunge für<br />
die Vinifikation“ verfügt. Um 22 Uhr<br />
macht Thierry seinen „Cave“ dicht:<br />
Hierher kommt man, um ein gutes<br />
Glas vor dem Gang ins Restaurant zu<br />
genießen.<br />
KÄSEKULTUR UND<br />
BISTRONOMIE<br />
Wein und Käse gehören in Frankreich<br />
zusammen. Eine riesige Auswahl<br />
gibt es im Monbleu, einer Synergie<br />
aus „fromagerie“ (Käseladen) und<br />
Restaurant. Viele nur tagsüber<br />
geöffnete Feinkostläden stehen für<br />
einzelne Regionen und bieten auch<br />
den passenden, offenen Wein mit<br />
Lokalkolorit,wie das familiär geführte<br />
Maison Tête – Comptoir Gascon,<br />
das ausschließlich Brotaufstriche<br />
nach Geheimrezeptur sowie Weine<br />
aus der Region Gers anbietet. Zur<br />
Enten-Paté passt bestens der<br />
leicht restsüße, mineralische L’Eté<br />
Gascogne 2021 von der Domaine de<br />
Pellehaut.<br />
Schon länger im Trend liegt die<br />
Bistronomie: kleine, schnelle, gute<br />
Gerichte in zwangloser Atmosphäre.<br />
Diese Food-Wein-Kultur lebt von<br />
ehemaligen Grands Chefs, die des<br />
Tragensvon Sternen und anderen<br />
klassischen Etiketten müde geworden<br />
sind und sich nun in volksnäherem<br />
Rahmen selbst verwirklichen. Eine<br />
Urzelle dieser Bewegung ist das<br />
Viertel rund um die Rue Oberkampf<br />
im 11. Arrondissement, wo sich<br />
Refugien wie das Châteaubriand<br />
etabliert haben.<br />
Weinberaterin im Monbleu<br />
LA TRAVERSÉE: VON<br />
FREUNDEN FÜR<br />
FREUNDE<br />
Ebenso lässig und zwanglos<br />
ist die Neo-Bistronomie. Diese<br />
hippe Gastro-Variante zelebrieren<br />
junge Gastronomen wie Benoît<br />
Jésupret und Antoine Legrand im<br />
La Traversée. Die „Bar für Freunde“<br />
in der Rue Ramey liegt nahe der<br />
Butte de Montmartre. Passend<br />
Benoît Jésupret, La Traversée<br />
zum Namen kommt „von schräg<br />
gegenüber“ ein junges Publikum, das<br />
hier eine international interpretierte<br />
Küche mit französischen Produkten<br />
genießt. Benoît serviert zu Antoines<br />
Vorspeisen wie leicht frittierten<br />
Mini-Artischocken mit Parmesan<br />
und Aioli ausschließlich biodynamisch<br />
produzierte Natur-<strong>wein</strong>e von<br />
(trüb-)weiß über orange (als Apéro)<br />
bis hellrot. Kleine Weingüter aus<br />
dem Languedoc, von der Loire und<br />
aus dem Elsass füllen hier die Gläser.<br />
„Die haben mehr Freiheit zu experimentieren,<br />
und wir geben unseren<br />
Gästen die Wahl jenseits des klassischen<br />
Pairings“, erklärt Benoit,<br />
während er „Energie“ einschenkt.<br />
Der reinsortige Syrah „Cosmoculture“<br />
von der Domaine Viret kommt von<br />
der südlichen Rhône und ist pure<br />
Biodynamie.<br />
AUX DEUX AMIS:<br />
NATURWEIN-PIONIERE<br />
Im Aux Deux Amis servieren der<br />
quirlige David Loyola und sein<br />
Kompagnon Sylvain Lavigne bereits<br />
seit 15 Jahren ausschließlich Bio- und<br />
Natur<strong>wein</strong>e aus Frankreich, Spanien,<br />
Österreich und Deutschland in ihrer<br />
Weinbar mit „Speisekeller“ („Cave à<br />
Manger“). Dem haben sie charmant<br />
den Namen „Kantine <strong>plus</strong>-<strong>plus</strong>“<br />
gegeben. An Lässigkeit kaum zu<br />
überbieten, lässt David die hellrotfruchtige<br />
Grenache-Cinsault-Cuvée<br />
Salve Ager 2020 von der Domaine<br />
Mont de Marie (Thierry Forestier) im<br />
Glas kreisen. Auf dem Quittungsblock<br />
ist in Schönschrift das aktuelle<br />
Tagesmenü mit „tapassiettes“ (Teller<br />
mit Kleinigkeiten) aufgeschrieben.<br />
NELLU: MEDITERRANER<br />
KOSMOS<br />
Sommelier Riccardo Pattaro von der<br />
edel-minimalistisch anmutenden<br />
„Gastro-Wine Bar“ Nellu, nahe<br />
der Île St. Louis, serviert seinen<br />
Gästen nur „präzise und elegant<br />
gereifte, europäische handwerkliche<br />
Weine“. Bei der Auswahl setzt der in<br />
Valencia geborene Italiener moderne<br />
Akzente. Zur rohen Langustine mit<br />
cremiger Mango-Bisque und Apfel-<br />
Emulsion aus der „kosmo-französischen“<br />
Küche von Clément Vergeat<br />
empfiehlt er den spanischen Chiguita<br />
Rioja Blanco 2022 der japanischstämmigen<br />
Winzerin Jade Gross.<br />
Sommelier Riccardo Pattaro, Nellu<br />
Riccardos Credo: 80 Prozent der<br />
Weine stammen nicht aus Frankreich,<br />
sie sind mediterrane Europäer. Der<br />
lange gereifte, sehr runde slowenische<br />
Orange-Wein Rebula 2018<br />
von Klinec mit Aromen von getrockneten<br />
Aprikosen bietet zum Kabeljau<br />
mit Sauce Barigoule und Pickles<br />
ebenso viel Trinkfreude wie zum<br />
Mimolette-Käse und zum Dessert,<br />
einer auf den Teller gemalten<br />
Hibiskus-Génoise mit Yuzu-Creme.<br />
MAMAGOTO:<br />
INTERKONTINENTALE<br />
FUSION<br />
Die Pariser Esskultur ist ein Potpourri<br />
der Kulturen und Fusionen. Junge<br />
Gastronomen verlassen die Stadt<br />
und holen sich Input aus der Welt –<br />
oder die Welt kommt zum „französischen<br />
Kochen nach ihrer Façon“ nach<br />
Paris. Das lässt sich im Mamagoto<br />
gegenüber einer alten Markthalle<br />
im 10. Arrondissement erleben.<br />
Hier präsentieren Thomas Loustau<br />
und Koji Tsuchiya die Symbiose des<br />
Japanisch-Französischen. In ihrem<br />
Neo-Bistro surfen sie auf der Welle<br />
der Sharing-Teller. Koji kocht ebenso<br />
puristisch, präzise und produktbasiert<br />
wie künstlerisch. Stringent<br />
ist auch die zu 98 Prozent französische<br />
Bio-Natur<strong>wein</strong>begleitung<br />
von wenig bekannten Produzenten.<br />
Die kommen persönlich wie gute<br />
Freunde vorbei und stellen ihre<br />
Weine vor. Zu Kojis Ceviche von der<br />
Dorade mit grüner Zitrone und dem<br />
Rot von Shizu und Kirschen harmoniert<br />
der Poil de Lièvre 2022 von<br />
Calvez-Bobinet.<br />
Thomas Loustau und Koji Tsuchiya,<br />
Mamagoto<br />
Den meist internationalen Gästen,<br />
die oft auf der Durchreise vom nahen<br />
Gare du Nord hierher kommen, muss<br />
man die ungefilterten Natur<strong>wein</strong>e<br />
mit ihrem erdverbundenen Purismus<br />
erst näherbringen. Gleich neben<br />
Thomas’ Schallplattensammlung hat<br />
er sein Natur<strong>wein</strong>-Repertoire stolz<br />
wie in einer Kunstgalerie arrangiert.<br />
So wie auf den Etiketten poetische<br />
und politische Botschaften oder<br />
QR-Codes mit Musik-Playlists der<br />
Weinmacher stehen, sind auch<br />
die Weine selbst Botschafter des<br />
neo-vinophilen Habitus’ in Paris.<br />
36 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 37
Die besten Adressen<br />
in Paris<br />
ANKE SADEMANN EMPFIEHLT<br />
CAVES, FEINKOST UND NEO-BISTROS<br />
AUX DEUX AMIS<br />
BAR À VIN UND CAVE À MANGER<br />
45 rue Oberkampf, 11. Arrondissement<br />
Beliebtes Wein- und Speise-Bistro in orange-gelbem<br />
60er-Jahre-Look im Herzen des Quartier Oberkampf.<br />
Täglich wechselnde „Tapas Bistronomiques“ – kleine Teller<br />
zum Teilen mit Freunden. Pionier David Loyola ist seit<br />
15 Jahren auch der beste Freund seiner Natur<strong>wein</strong>e.<br />
NELLU<br />
GASTRO-WINEBAR<br />
5 Rue du Pont Louis-Philippe, 4. Arrondissement<br />
Elegante, moderne Genuss-Enklave nahe der Île St. Louis.<br />
Der italienische Sommelier Riccardo Pattaro lädt auf eine<br />
un-französische Reise mit raren Craft-Wine-Positionen quer<br />
durch Europa ein. Raffinierte Aromen-Küche mit hauseigener<br />
Fermentation. Die Weine können auch gekauft werden.<br />
VINO SAPIENS<br />
CAVE MIT DÉGUSTATION UND MASTERCLASS<br />
145 rue Saint Dominique, 7. Arrondissement<br />
Viel Know-how und wenig Prätentiöses: Der erfahrene<br />
Caviste und Sympath Thierry Guemas kennt zu jedem<br />
Wein eine schöne Geschichte. Die große Auswahl französischer<br />
Weine kann im Laden, im „Terroir-Museum“<br />
oder auf der Weininsel gekostet werden. Ein junges, gut<br />
geschultes Team unterstützt den „Wein-Partisanen“.<br />
Fußläufig zum Eiffelturm, Weinausschank bis 22 Uhr.<br />
Dazu gibt’s Winzer-Masterclasses auch auf Englisch.<br />
MAMAGOTO<br />
JAPANISCH-FRANZÖSISCHES NÉOBISTROT<br />
5 rue des Petits Hotels, 10. Arrondissement<br />
Thomas Loustau und Koji Tsuchiya spielen im Mamagoto<br />
die Food- und Weinkarte in ebenso präziser wie kreativer<br />
Form aus. Auf den Sharing-Tellern: kosmo-französische,<br />
aber „japanisch gekochte“ Gerichte mit viel Aromen-<br />
Kultur. Fancy Natur<strong>wein</strong>e von kleinen Winzern. Musik vom<br />
Plattenspieler. Vis à vis ist eine typische Pariser Markthalle.<br />
MAISON TÊTE - LE COMPTOIR GASCON<br />
FEINKOSTLADEN & DEGUSTATION<br />
20 rue Cadet, 9. Arrondissement<br />
Seit 1986 bietet der familiär geführte Spezialitätenladen<br />
als Kantine und Atelier vor allem Enten-Pasteten und<br />
Aufstriche in vielen Geschmacksvariationen aus dem<br />
okzitanischen Gers im Südwesten Frankreichs. Die<br />
begleitenden Weine stammen ausschließlich aus dieser<br />
Region. In Paris findet jedes französische Anbaugebiet<br />
eine eigene kulinarische und vinophile Bühne.<br />
A LOT OF WINE<br />
CAVISTE & WEINBAR<br />
54 rue de l‘Hôtel de Ville, 4. Arrondissement<br />
Im „A Lot of Wine“ gibt’s gemäß seinem Namen genau<br />
das: eine große Auswahl an Vins d’Artisans. Die Weine<br />
im Glas lassen sich sehr lässig im Weinladen oder<br />
draußen auf der Weininsel-Terrasse genießen.<br />
CHÂTEAUBRIAND<br />
Alle Adressen mit<br />
Website-Links finden Sie<br />
unter folgendem Link:<br />
URZELLE DER BISTRONOMIE<br />
12 avenue Parmentier, 11. Arrondissement<br />
Weltoffenheit und Nonkonformität versus erstarrtem<br />
Traditionalismus: Hier residiert der Pionier und die Keimzelle<br />
der Bistronomie. Das Single-Set-Menu des baskischen<br />
Chefs und Bistronomie-Initiators Iñaki Aizpitarte wird<br />
in einem original 30er-Jahre Interieur im Néo-Rétro-Stil<br />
serviert. Natur<strong>wein</strong>e von unabhängigen Winzern.<br />
Hochpreisig, aber sehr köstlich. Unbedingt reservieren.<br />
LA TRAVERSÉE<br />
NEO-BISTRONOMIE FÜR FREUNDE<br />
UND NACHBARN<br />
2 rue Ramey, 18. Arrondissement<br />
Neo-Bistronomie am Fuße von Montmartre im nördlichen<br />
Stadtteil von Paris. Das „Salle & Cuisine-Duo“ Benoît Jésupret<br />
und Antoine Legrand serviert eine international interpretierte<br />
Light-Küche ohne Pairing-Allüren. Natur<strong>wein</strong>e von jungen<br />
Winzern. Konzerte am Mittwoch. Great, smart, casual!<br />
MOB HOUSE UND FEUILLE DE CHOU<br />
HOTEL, BISTROT-CANTINE, WEINBAR<br />
70 rue des Rosiers, Saint-Ouen<br />
Bio-zertifizierter Dreiklang aus Design-Hotel, (Wein-)<br />
Bar und dem Cantine-Bistrot Feuille de Chou, das bodenständige<br />
Bistroküche interpretiert. Die stylisch konzipierte<br />
Hotelanlage mit Minipark-Oase liegt gleich neben dem großen<br />
Flohmarkt von St. Ouen fürs nachhaltige Vintage-Shoppen.<br />
LES CLIMATS<br />
STERNE-PARADIES FÜR BURGUND-WEINE<br />
41 rue de Lille, 7. Arrondissement<br />
Sternerestaurant für Fans von Weinen aus dem Burgund:<br />
200 offene Positionen, auf der Karte über 3.000 Referenzen<br />
„de Bourgogne“. Offene Gasträume mit wunderschönem,<br />
teilweise handgemaltem Originaldekor mit Mosaik und<br />
Marmor d’Estours aus der Jahrhundertwende. Eine<br />
Schmuckschatulle voller wehmütiger Nostalgie. Grande Carte.<br />
MONBLEU<br />
FROMAGERIE & RESTO-VIN<br />
37 rue du Faubourg Montmartre, 9. Arrt<br />
Üppig bestückte Käsetheke (Fromagerie) und Restaurant<br />
mit Spezialitäten, dazu einen guten Wein – französischer<br />
kann diese Symbiose nicht sein. Vom Rohmilchkäse bis zum<br />
„Blauen aus den Bergen“ kombiniert man ein gut selektioniertes<br />
Spektrum an Weinen, die sich mit den weichen und<br />
harten Exponaten aus der großen Schauvitrine vermählen.<br />
38 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 39
Rosé g.U. –<br />
viel mehr als nur eine Farbe<br />
Das Kürzel g.U. steht für „geschützte Ursprungsbezeichnung“ und ist<br />
ein Gütesiegel der EU, das nach strengen Qualitätskriterien vergeben<br />
wird. Nach diesen Regeln produzieren die Weinregionen Provence<br />
und Valtènesi ihre Rosé<strong>wein</strong>e. Sie stehen dort für eine lange Tradition.<br />
FOTOS: BESPARKLINGBLOG (CIVP), PETER BERGLUND (ISTOCK), CÉLINE RIVIER (CIVP)<br />
Der Markt für Rosé<strong>wein</strong><br />
wächst beständig,<br />
sowohl die Nachfrage<br />
als auch die Produktion.<br />
Dabei handelt es<br />
sich nicht nur um einen kurzlebigen<br />
Trend, sondern um eine<br />
konsequente Entwicklung hin zu<br />
Rosé-Spitzenqualität. Ein wichtiger<br />
Schlüssel dazu ist das g.U.-Siegel<br />
der EU. Die Abkürzung g.U.<br />
bedeutet „geschützte Ursprungsbezeichnung“<br />
und garantiert,<br />
dass Herkunft und Verarbeitung<br />
der Trauben strengen Qualitätsvorschriften<br />
entsprechen.<br />
Die Provence in Südfrankreich und<br />
das Valtènesi in Norditalien stehen<br />
beispielhaft für Rosé<strong>wein</strong>e mit<br />
geschützter Herkunftsbezeichnung.<br />
„Das g.U.-Siegel unserer Weine ist<br />
ein Garant für Qualität”, erklärt<br />
Brice Eymard, Generaldirektor des<br />
Berufsverbands für die Provence-<br />
Weine (CIVP). „Provence und<br />
Valtènesi sind europäische Weinbauregionen<br />
mit jahrhundertealter<br />
Tradition“ – verbunden durch<br />
das gezielte Know-How für Rosé<strong>wein</strong>e<br />
sowie für Nachhaltigkeit,<br />
Authentizität und Terroir. „Darüber<br />
hinaus stehen Rosé<strong>wein</strong>e für ein<br />
unbeschwertes Lebensgefühl, für<br />
Emotionen und Geselligkeit“, so<br />
Eymard.<br />
ROSÉWEINE SIND<br />
EIGENSTÄNDIG<br />
Rosé macht ein Zehntel der globalen<br />
Still<strong>wein</strong>-Produktion aus – jährlich<br />
werden weltweit fast 2,6 Milliarden<br />
Liter Rosé<strong>wein</strong> erzeugt. Spitzenreiter<br />
ist dabei Frankreich mit 760 Millionen<br />
Litern, was rund 30 Prozent der<br />
Gesamtmenge entspricht. Dahinter<br />
folgen Spanien (550 Mio. Liter), die<br />
USA (350 Mio. Liter), Italien (250 Mio.<br />
Liter) und Deutschland (98 Mio. Liter).<br />
Rosé<strong>wein</strong> braucht Fingerspitzengefühl,<br />
denn neben der Traubenqualität<br />
kommt es auf die Vinifikation und das<br />
Timing an. Nach der Lese werden die<br />
roten Trauben entrappt und dann<br />
entweder sofort gepresst oder nur<br />
leicht angequetscht und einige Zeit<br />
stehen gelassen. Das Gemisch aus<br />
Fruchtfleisch, Schalen, Kernen und<br />
Saft ist die Maische, und der Saft<br />
löst die Farbstoffe aus den Schalen.<br />
Dieser Prozess heißt Mazeration,<br />
und je länger er dauert, desto intensiver<br />
wird der Rosé<strong>wein</strong> in Farbe und<br />
Geschmack. Die Maischestandzeit<br />
kann von wenigen Stunden bis zu<br />
mehreren Tagen reichen. Danach<br />
wird die Maische gepresst und nur<br />
der Most vergoren; anschließend<br />
erfolgt der Ausbau des Rosé<strong>wein</strong>s in<br />
Edelstahl, Holz oder Beton.<br />
CHARAKTER UND<br />
QUALITÄT DANK G.U.<br />
In der Region Valtènesi am Gardasee<br />
und in der Provence im Südosten<br />
Frankreichs wird vorwiegend<br />
Rosé<strong>wein</strong> erzeugt – aus Tradition,<br />
mit der Erfahrung von Generationen<br />
und mit viel Lebensfreude. Die<br />
geschützte Ursprungsbezeichnung<br />
bürgt dabei für kontrollierte Qualität<br />
und Herkunftscharakter. Denn die<br />
Winzerinnen und Winzer in diesen<br />
Gebieten wissen, welche Rebsorten bei<br />
ihnen jeweils am besten gedeihen, und<br />
kultivieren aus Überzeugung schon<br />
seit Jahrhunderten Traubensorten, die<br />
sich speziell für die Rosé-Herstellung<br />
eignen. Sie kennen ihre Terroirs, ihre<br />
Böden und die Mikroklimata, und sie<br />
nutzen die besten Möglichkeiten in<br />
Weinberg und Keller, um ihre gebietstypischen<br />
Gewächse zu produzieren.<br />
Auf Französisch entspricht die<br />
Abkürzung g.U. der Bezeichnung<br />
AOP (Appellation d’Origine Protégée),<br />
auf Italienisch der Bezeichnung DOP<br />
(Denominazione di Origine Protetta).<br />
Während sich die italienischen<br />
Weingüter für ihren Rosé Valtènesi<br />
DOP überwiegend auf die Rebsorte<br />
Groppello konzentrieren, erzeugen<br />
die provenzalischen Produzenten ihre<br />
AOP-Rosé<strong>wein</strong>e aus unterschiedlichen<br />
Traubensorten, allen voran<br />
Grenache, Cinsault und Syrah.<br />
So ergibt sich einerseits ein charakteristisches<br />
Geschmacksprofil und<br />
zum anderen eine große Vielfalt<br />
an Weinen. Doch die verführerischen<br />
Tropfen können noch mehr!<br />
Denn die Rosé<strong>wein</strong>e mit geschützter<br />
Ursprungsbezeichnung sind vielseitige,<br />
attraktive Speisenbegleiter und nicht<br />
nur als frische Allrounder im Sommer<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 41
ROSÉWEINE MIT G.U.<br />
Die Europäische Union (EU) ist mit einem Anteil von 70 Prozent an der<br />
weltweiten Rosé-Produktion und 60 Prozent am weltweiten Konsum<br />
führend im Weinbereich. Derzeit gibt es laut dem Europäischen Verband<br />
der Herkunfts<strong>wein</strong>e (EFOW) in der EU 1.144 Weine mit geschützter<br />
Ursprungsbezeichnung (g.U.). Der Anteil der g.U.-Weine an der<br />
Gesamtproduktion der EU lag 2019/2020 bei rund 48 Prozent. Die Provence<br />
ist weltweit die größte Erzeugerregion von Rosé<strong>wein</strong>en. 42 Prozent der<br />
französischen Rosé<strong>wein</strong>e mit g.U. und 6 Prozent der weltweit produzierten<br />
Rosé<strong>wein</strong>e stammen aus der Provence. Alle von dort stammenden<br />
Weine tragen das g.U.-Siegel. Italien ist nach den USA und Spanien der<br />
viertgrößte Erzeuger von Rosé. Valtènesi ist dabei eine der fünf führenden<br />
italienischen Regionen mit einem Anteil von 10 Prozent an der italienischen<br />
g.U.-Rosé<strong>wein</strong>-Produktion. Der Conseil Interprofessionnel des Vins de<br />
Provence (CIVP) und das Consorzio Valtènesi stehen repräsentativ für den<br />
Sektor der europäischen Rosé<strong>wein</strong>e mit g.U.-Siegel.<br />
Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren<br />
und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für die Forschung (REA) wider. Weder die Europäische<br />
Union noch die Bewilligungsbehörde können dafür verantwortlich gemacht werden.<br />
beliebt; auch im Herbst oder Winter<br />
bereiten sie viel Freude.<br />
ROSÉ PROVENCE G.U.<br />
– LEICHTFÜSSIG UND<br />
TIEFGRÜNDIG<br />
Ob beim Barbecue, zum Feierabend<br />
oder bei festlichen Anlässen – die<br />
g.U.-Rosé<strong>wein</strong>e aus der Provence<br />
machen immer eine gute Figur. Sie<br />
stammen aus den AOP Côtes de<br />
Provence, Coteaux d’Aix-en-Provence<br />
und Coteaux Varois en Provence<br />
und werden hauptsächlich aus den<br />
Rebsorten Cinsault, Grenache Noir,<br />
Mourvèdre und Syrah gekeltert. Auch<br />
eine Reihe anderer Rebsorten wie<br />
Tibouren, Cabernet Sauvignon und<br />
Carignan sind in der Provence für die<br />
Produktion von Rosé g.U. zugelassen.<br />
Cinsault-Trauben haben eine dunkle<br />
Farbe, doch ihr Saft ist fast farblos.<br />
Sie geben dem Wein Aromen von<br />
Brombeeren, Heidelbeeren und<br />
Kräutern. Grenache Noir steuert<br />
eine erfrischende Säure sowie Noten<br />
von Erdbeeren und Hibiskus bei. Die<br />
Mourvèdre-Aromatik ist geprägt von<br />
Pflaumen, Kirschen, Veilchen oder<br />
getrockneten Kräutern. Syrah liefert<br />
neben viel Farbe auch eine leicht<br />
pfeffrige Würze, die durch Erdbeerund<br />
Kirschnoten ergänzt wird.<br />
Viele Erzeugerinnen und Erzeuger<br />
in der Provence gewinnen ihren<br />
Rosé<strong>wein</strong> durch die schnelle Pressung<br />
der Trauben nach nur minimaler<br />
Maischestandzeit. Der Most ist dann<br />
hellrosa, und so präsentieren sich viele<br />
Provence-Rosés mit einer Leichtigkeit,<br />
die gleichzeitig durchaus tiefgründig<br />
ist – denn Substanz haben diese<br />
g.U.-Gewächse.<br />
ROSÉ VALTÈNESI G.U.<br />
– „LA DOLCE VITA“ IM<br />
GLAS<br />
Am Südwestufer des Gardasees, in<br />
der Lombardei, liegt das DOP-Gebiet<br />
Valtènesi. Im warmen Klima der<br />
malerischen Landschaft zwischen<br />
Mittelmeer und Alpen wächst die<br />
Rebsorte Groppello, die zu mindestens<br />
30 Prozent im g.U.-Rosé enthalten sein<br />
muss. Sie kann kombiniert werden mit<br />
Marzemino, Sangiovese und Barbera.<br />
Groppello hat viele aromatische<br />
Facetten: Rote Beeren und<br />
Zitrusfrüchte finden sich ebenso wie<br />
Rosenblüten, Akazienhonig oder süße<br />
Gewürze. Die dunkle Marzemino-<br />
Traube bereichert die Weine mit<br />
Frische, Pflaumen- und Kirschnoten.<br />
Animierende Frische bringt auch der<br />
Sangiovese mit, ebenso wie Aromen<br />
von Kirschen, roten Johannisbeeren,<br />
Preiselbeeren, Brombeeren und<br />
Veilchen. Die farb- und gerbstoffarme<br />
Barbera-Traube zeichnet sich durch<br />
Noten von Kirschen, Vanille und<br />
schwarzen Johannisbeeren aus.<br />
Seit dem 16. Jahrhundert stellen<br />
die Winzerinnen und Winzer im<br />
Valtènesi-Gebiet ihre Rosé<strong>wein</strong>e her.<br />
Deren Geschichte ist mit der Romanze<br />
zwischen der Adeligen Amalia Brunati<br />
und dem venezianischen Senator<br />
Pompeo Molmenti verbunden. Dieser<br />
war auch Bürgermeister von Moniga<br />
del Garda und entwickelte als leidenschaftlicher<br />
Weinliebhaber ein neues<br />
Verfahren, um die Groppello-Traube<br />
in einen Rosé<strong>wein</strong> zu verwandeln:<br />
Der „Wein einer Nacht“ („vino di una<br />
notte“) entsteht nach nur einigen<br />
Stunden Mazeration und verkörpert<br />
den entspannten Lebensstil seiner<br />
Herkunftsregion.<br />
VIELFÄLTIGES FOOD-<br />
PAIRING MIT ROSÉ G.U.<br />
Bereits solo sind die durchwegs<br />
trockenen g.U.-Rosé<strong>wein</strong>e aus der<br />
Provence und dem Valtènesi ein<br />
Genuss, doch auch als Speisenbegleiter<br />
bestehen sie souverän und bieten<br />
eine große Vielfalt an Kombinationen.<br />
Das beginnt schon mit der Vorspeise:<br />
Dank ihrer meist milden Säure<br />
passen die herkunftsgeschützten<br />
Rosés hervorragend zu Salaten mit<br />
Vinaigrette oder anderen Dressings.<br />
Eine feine Gazpacho wird von einem<br />
mineralischen Provence-Wein<br />
bestens begleitet, zu würzigeren<br />
Vorspeisen empfehlen sich fruchtbetonte<br />
Gewächse. Klassische italienische<br />
Antipasti legen die Wahl eines<br />
vollmundigen Valtènesi-Rosés nahe.<br />
Rosé ist auch zu vegetarischen<br />
oder veganen Gerichten eine exzellente<br />
Option. Ob Paprika, Tomate,<br />
Aubergine, Zucchini oder Artischocke,<br />
ob Wurzelgemüse, Spargel, Kürbis<br />
oder Pilze – die fein-fruchtigen<br />
rosafarbenen Tropfen bewähren<br />
sich in allen möglichen fleischlosen<br />
Kombinationen und sind damit voll<br />
auf der Höhe der Zeit. Wenn es um<br />
Fisch und Meeresfrüchte geht, gibt es<br />
sogar geradezu klassische kulinarische<br />
Partnerschaften: ein Provence-Rosé<br />
zu südfranzösischer Bouillabaisse, ein<br />
Valtènesi-Rosé zu gegrillter Dorade...<br />
Fruchtige Rosé<strong>wein</strong>e begleiten ebenso<br />
gekonnt auch andere Edelfische<br />
wie Zander, Forelle, Heilbutt oder<br />
Seezunge. Ein mineralischer Rosé<br />
harmoniert wiederum bestens mit<br />
Sushi, Muscheln oder Garnelen. Auf<br />
diese Weise sind die Gewächse bei<br />
Tisch ganzjährig einsetzbar.<br />
Auch bei Fleisch muss es nicht nur<br />
Steak oder Wurst vom Grill sein.<br />
Einer der besonderen Vorteile von<br />
Rosé<strong>wein</strong>en ist der, dass sie die alte<br />
gastronomische Regel „Rot<strong>wein</strong><br />
zu rotem Fleisch, Weiß<strong>wein</strong> zu<br />
hellem Fleisch“ einfach umgehen<br />
– denn sie passen zu beidem ausgezeichnet!<br />
Körperreiche Rosés aus der<br />
Provence oder dem Valtènesi können<br />
vortrefflich Rind, Ente, Lamm oder<br />
Wild begleiten, elegante Gewächse<br />
passen perfekt zu Kalb, Sch<strong>wein</strong><br />
oder Geflügel. Und sogar nach dem<br />
Hauptgang muss niemand auf Rosé<br />
verzichten: Fruchtige g.U.-Gewächse<br />
sind spannende Begleiter zu milden<br />
und auch pikanten Käsesorten, von<br />
Ziegenkäse über Camembert bis zu<br />
Parmesan. Wird danach oder stattdessen<br />
reifes Obst wie Feigen oder<br />
Aprikosen serviert, sind mineralische<br />
Rosé<strong>wein</strong>e in ihrem Element.<br />
So empfehlen sich Rosé<strong>wein</strong>e mit<br />
geschützter Ursprungsbezeichnung<br />
als komplette Menübegleiter – ausprobieren<br />
lohnt sich!<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 43
Food-Pairing<br />
Blaufränkisch ganz<br />
anders genießen<br />
FOOD-PAIRING-TIPPS VON MASTER SOMMELIER ALEX KOBLINGER<br />
Die österreichische Rot<strong>wein</strong>-Rebsorte Blaufränkisch steht für Eleganz<br />
und Finesse. Neben den üblichen Empfehlungen zu Fleischgerichten<br />
begleiten die Weine auch Fisch und Gemüse auf hohem Niveau.<br />
Master Sommelier (MS) Alexander Koblinger vom Restaurant Döllerer<br />
verrät uns seine überraschendsten Favoriten.<br />
TEXT: ALEXANDER LUPERSBÖCK - FOTOS: JOERG LEHMANN, ENVATO<br />
Würzig-fruchtiger Blaufränkisch und die pikante Frische der<br />
Avocado-Salsa heben die Aromen des Thunfischs hervor.<br />
Blaufränkisch, mit 2.580 Hektar Österreichs<br />
zweitwichtigste Rot<strong>wein</strong>sorte, ist mit seiner<br />
markanten Tannin- und Säurestruktur kein<br />
Faserschmeichler und benötigt unbedingt<br />
viel Flaschenreife. Doch gilt er unter erfahrenen<br />
internationalen Weinfreunden als Sorte mit großem<br />
Potenzial. In Deutschland wird Blaufränkisch auf 1.940<br />
ha angebaut, dort allerdings meist unter dem Namen<br />
Lemberger. Er belegt damit Platz fünf der deutschen<br />
Rot<strong>wein</strong>-Sorten. Produziert wird die Rebsorte vor allem<br />
in Württemberg.<br />
Alexander Koblinger MS ist seit 2016 Chefsommelier<br />
im Restaurant Döllerer in Golling im österreichischen<br />
Bundesland Salzburg und zugleich Qualitätsmanager bei<br />
Döllerers Weinhaus in Kuchl. Seit 2011 trägt er als einer<br />
von nur 273 Ausgezeichneten den Titel eines Master<br />
Sommeliers, war neunmal Sommelier des Jahres in<br />
verschiedenen Publikationen und ist „Sake Samurai“. Da<br />
er aber noch immer direkt mit den Gästen arbeitet und<br />
deren Wünsche mit den Spezialitäten der „Alpine Cuisine“<br />
von Andreas Döllerer verbindet, bleibt er „stets am Puls<br />
der Zeit und der Entwicklungen“, betont er. Neugierde ist<br />
dabei einer seiner stärksten Antriebe.<br />
Für Koblinger besteht die Kunst des Winzers darin, das<br />
Terroir herauszuarbeiten, ohne den Charakter der Rebsorte<br />
und ihre subtile Würze zu überdecken. Er empfiehlt daher<br />
Blaufränkisch aus unterschiedlichen österreichischen<br />
Herkünften nicht nur zu Wild- und Fleischgerichten,<br />
sondern auch zu Speisen, die zunächst gar nicht in den<br />
Blaufränkisch-Kosmos zu gehören scheinen. Die regionalen<br />
Weintypen der Rebsorte in Österreich charakterisiert<br />
er so:<br />
„Am Leithaberg und in Rust verleihen die Böden aus Kalk<br />
und Schiefer sowie der Einfluss des nahen Neusiedlersees<br />
den Weinen bemerkenswerte Mineralität, Komplexität<br />
und Finesse. Die Weine zeigen sich zartgliedrig, elegant<br />
und raffiniert und besitzen eine lebendige Säure.<br />
Die Blaufränkisch vom recht trockenen<br />
Spitzerberg offenbaren die Aromatik und<br />
Struktur eines kühleren Klimas und kalkhaltiger<br />
Böden. Sie verfügen über Eleganz<br />
und Leichtigkeit, aber auch über Tiefe und<br />
Konzentration.<br />
Im sanften Hügelland des Mittelburgenlands mäßigen<br />
die kühlen Lehmböden die Sommerhitze und speichern<br />
Wasser. Die Weine präsentieren sich kraftvoll mit einer<br />
ausgewogenen Kombination von dunkler Beerenfrucht<br />
und würzigen Noten.<br />
Am Eisenberg im Südburgenland zeigt die Sorte weitere<br />
Facetten. Der eisenhaltige Schieferboden verleiht den<br />
Weinen eine salzig-würzige Mineralität und unverkennbare<br />
Noten von Blutorangen und Pfeffer.“<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 45
Alexander Koblinger MS<br />
Wichtig ist laut dem Profi für eine<br />
feine Speisenkombination jedenfalls,<br />
„dass kein konzentrierter oder<br />
‘süß schmeckender’ Blaufränkisch<br />
eingesetzt wird. Eleganz sollte im<br />
Vordergrund stehen.“ Dies gilt –<br />
unabhängig von der Terroir-Typizität<br />
– ebenso für die deutschen<br />
Lemberger-Weine.<br />
Für <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> gab Alexander<br />
Koblinger MS exklusiv<br />
einige Pairing-Tipps von<br />
Blaufränkisch-Weinen<br />
und Speisen. Die meisten<br />
entsprechen nicht dem Mainstream<br />
– aber genau deswegen sind sie es<br />
wert, ausprobiert zu werden:<br />
BAUERNBROT MIT<br />
OLIVENTAPENADE UND<br />
KNUSPRIGEM KARREE-<br />
SPECK<br />
Ein Blaufränkisch aus Rust oder<br />
dem Mittelburgenland ist eine ideale<br />
Wahl für diese rustikale Speise. Die<br />
Eleganz des Weins balanciert die<br />
salzigen, würzigen und „dunklen“<br />
Komponenten der Tapenade und des<br />
Specks aus, während die fruchtigen<br />
Noten des Weins dem Gericht eine<br />
zusätzliche Tiefe verleihen.<br />
PAPPARDELLE MIT<br />
WILDSCHWEINRAGOUT<br />
Die intensiveren Vertreter vom<br />
Spitzerberg oder Leithaberg sind<br />
eine hervorragende Begleitung für<br />
das kräftige Wildsch<strong>wein</strong>ragout. Die<br />
fruchtigen und würzigen Aromen<br />
des Weins verbinden sich mit<br />
den reichhaltigen und herzhaften<br />
Geschmacksrichtungen des Ragouts.<br />
GEFÜLLTE PAPRIKA MIT<br />
TOMATENSAUCE UND<br />
SALZKARTOFFELN<br />
Die feine Struktur und die würzigen<br />
Tannine eines Blaufränkisch aus Rust<br />
oder vom Eisenberg bilden eine<br />
geschmackvolle Ergänzung zu den<br />
saftigen, gefüllten Paprika. Die fruchtigen<br />
Aromen des Weins lassen sich<br />
wunderbar mit der sämigen, leicht<br />
süßlichen Tomatensauce verbinden,<br />
während die Salzkartoffeln eine<br />
ausgewogene Balance schaffen.<br />
Wildsch<strong>wein</strong> Pappardelle, ein Klassiker aus<br />
Das Wirtshaus | Kochbuch von Andreas Döllerer.<br />
Gegrillte Auberginen mögen<br />
die pikante Frucht des Blaufränkisc.h<br />
GEGRILLTE AUBERGINE<br />
MIT TAHINI UND<br />
GRANATAPFEL<br />
Die zarte und cremige Textur der<br />
gegrillten Aubergine harmoniert gut<br />
mit der Eleganz und Finesse eines<br />
Blaufränkisch vom Leithaberg oder<br />
aus dem Mittelburgenland. Die fruchtigen<br />
Noten des Weins ergänzen<br />
die süßen und nussigen Aromen<br />
der Tahini-Sauce und werden<br />
durch die säuerlichen Akzente des<br />
Granatapfelkerns belebt.<br />
GEGRILLTER WALLER<br />
MIT SPECK<br />
Ein Blaufränkisch vom Leithaberg<br />
oder Eisenberg passt perfekt zu<br />
dieser würzigen Fischspeise. Die<br />
Aromen des Weins ergänzen die<br />
herzhaften Noten des Specks,<br />
während die ‘fettere’ Textur des<br />
Wallers durch die lebendige Säure<br />
des Weins leichter wird.<br />
GEGRILLTER<br />
THUNFISCH MIT<br />
AVOCADO-SALSA<br />
Die Eleganz und Finesse eines<br />
Blaufränkisch vom Leithaberg oder<br />
aus Rust passen wunderbar zu diesem<br />
Gericht. Die fruchtigen und würzigen<br />
Aromen des Weins ergänzen die<br />
Schärfe des Paprikagemüses oder<br />
die pikante Frische der Avocado-<br />
Salsa und heben die Aromen des<br />
gegrillten Thunfischs hervor.<br />
SPECKLINSEN<br />
Die subtilen und fein strukturierten<br />
Blaufränkisch vom Leithaberg oder<br />
Spitzerberg ergänzen das herzhafte<br />
und erdige Aroma der Specklinsen<br />
perfekt. Die delikate Säure des<br />
Weins balanciert die Fettigkeit<br />
des Specks aus und sorgt für eine<br />
geschmacksstarke Erfahrung.<br />
GEMÜSE-COUSCOUS<br />
MIT MINZE<br />
Ein Blaufränkisch aus Eisenberg<br />
oder dem Mittelburgenland ist eine<br />
spannende Wahl für diese leichte<br />
und aromatische Speise. Die frischen<br />
Fruchtnoten und die zarte Säure des<br />
Weins ergänzen die frischen Aromen<br />
des Couscous-Gemüses und der<br />
Minze.<br />
RATATOUILLE MIT<br />
POLENTA<br />
Die Eleganz und die feinen Tannine<br />
eines Blaufränkisch vom Leithaberg<br />
oder aus dem Mittelburgenland<br />
bringen die Vielfalt der Aromen im<br />
Ratatouille zur Geltung. Die fruchtigen<br />
Noten des Weins verbinden<br />
sich nahtlos mit den Grillgemüse-<br />
Aromen, während die cremige<br />
Polenta eine wunderbare Ergänzung<br />
darstellt.<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 47
ZUBEREITUNG<br />
Den Rehrücken zuputzen und Raumtemperatur annehmen lassen, dann ordentlich salzen und pfeffern. Anschließend<br />
in einer Pfanne mit Öl von allen Seiten scharf anbraten, herausnehmen. Im vorgeheizten Ofen bei 120°C Umluft auf<br />
den Rost legen und ca. 10–15 Minuten garen, bis die Kerntemperatur ca. 52°C beträgt. Den Rehrücken herausnehmen,<br />
in Folie einschlagen und rasten lassen.<br />
Für die Sauce in der Pfanne mit den Bratenrückständen die Fleischabschnitte scharf anbraten, eine halbe Zwiebel<br />
dazugeben und mit anbraten. Mit 2 TL Tomatenmark einige Minuten rösten und anschließend mit Rot<strong>wein</strong> ablöschen,<br />
reduzieren lassen und mit Rindsuppe angießen. 1 Stunde köcheln lassen, bis die Sauce die richtige Sämigkeit erreicht hat.<br />
Als Beilage empfehlen sich Erdäpfelstampf (Kartoffelpüree) und Kohlsprossen (Rosenkohl) mit Maronen (Esskastanien).<br />
Die Erdäpfel schälen, in Stücke schneiden und in kräftig gesalzenem Wasser gar kochen. Abseihen, kurz ausdampfen<br />
lassen und durch eine Erdäpfelpresse drücken. In der Zwischenzeit die Butter bei mittlerer Hitze köcheln lassen, bis<br />
sich ein nussiger Duft bildet und die Butter dunkler wird. Achtung, nicht verbrennen lassen! Die Milch erwärmen, Salz<br />
und Muskatnuss dazugeben. Milch, Butter und Erdäpfel mit einem Schneebesen verrühren, bis sich eine samtige Textur<br />
bildet. Die Kohlsprossen putzen, halbieren und in Salzwasser blanchieren, dann kalt abschrecken. In einer Pfanne<br />
Butter zerlassen und Kohlsprossen und halbierte Maroni anbraten. Mit Apfelsaft ablöschen, salzen und pfeffern.<br />
Rosa gebratener Rehrücken<br />
in Rot<strong>wein</strong>sauce mit Erdäpfelstampf<br />
AUS „ÖSTERREICHS JUNGWINZER KOCHEN. GROSSE KÜCHE. OHNE ALLÜREN.“<br />
VERLAG GRAAFMANN UND SCHRECK - FOTO: WEIN.PLUS<br />
PHILIPP BREYER EMPFIEHLT B1 EDITION ROT, CUVÉE AUS DEN BESTEN FÄSSERN DES KELLERS<br />
EINKAUFSLISTE<br />
FÜR 4 PORTIONEN<br />
VORBEREITUNG 30 MINUTEN<br />
KOCHZEIT 30 MINUTEN<br />
1200 g küchenfertiger<br />
Rehrücken<br />
½ Zwiebel<br />
2 TL Tomatenmark<br />
500 ml Rot<strong>wein</strong><br />
500 ml Rindsuppe<br />
Salz und Pfeffer, Öl<br />
1 kg Erdäpfel<br />
2 EL Butter<br />
1 l Milch<br />
Muskatnuss<br />
500 g Kohlsprossen<br />
4 EL Apfelsaft<br />
200 g gekochte Maronen
Wein zum Erleben<br />
VILLA SPARINA – PIEMONT<br />
Im Herzen der berühmten italienischen DOCG-Region Gavi zeigt<br />
Villa Sparina, dass ein Weingut auf vielfältige Weise als Botschafter<br />
seiner Heimat wirken kann. Zum einen durch Weine, die für sich<br />
selbst sprechen – aber auch durch ein Resort, das dazu einlädt, den<br />
Wein und seinen Herkunftsort zu entdecken.<br />
FOTOS: VILLA SPARINA<br />
Wir mögen alles, was sich um die<br />
Welt des Weins dreht: Verkauf,<br />
Marketing, Entwicklung und<br />
Geschäftsbeziehungen. Wenn man<br />
sich eingehend mit dieser Welt<br />
beschäftigt, kann man jeden Tag etwas Neues lernen“,<br />
meinen die Geschwister Moccagatta unisono. Gemeinsam<br />
leiten sie eben diese Welt der vinophilen Familienmarke<br />
Villa Sparina im italienischen Weinanbaugebiet Piemont.<br />
Dabei steht die Keimzelle der Marke an erster Stelle:<br />
„Wenn wir an unser Unternehmen denken, kommt uns<br />
zuerst ein Wort in den Sinn: Familie.“ Denn mit dieser<br />
fing alles einst an. Es war der Vater der drei Geschwister<br />
– Stefano, der sich heute um das Marketing, den Vertrieb<br />
und die Leitung des Restaurants kümmert, Massimo als<br />
Verwalter und Manager sowie Tiziana, die das Hotel und<br />
die Events betreut –, der 1974 die Weinkellerei übernahm<br />
und 30 Jahre später mit der Eröffnung des dazugehörigen<br />
Resorts die Marke Villa Sparina für Genießer und Urlauber<br />
auf einem ganz neuen Level erlebbar machte. Dennoch<br />
bleibt das 100 Hektar große Weingut in der Gemeinde<br />
Monterotondo das geliebte Herzstück. Denn die aromatische<br />
Botschaft der DOCG Gavi in Weinen einzufangen<br />
und zu erzählen, ist die größte Leidenschaft der Familie<br />
Moccagatta.<br />
BIO AUS RESPEKT<br />
auf die ökologische Nachhaltigkeit konzentriert und<br />
spezielle Geräte und Ausrüstungen angeschafft haben,<br />
um die Vielfalt und das Niveau im Weinberg wie auch im<br />
Weinkeller auszubauen“, erzählt Stefano Moccagatta stolz.<br />
VIELE KLEINE BESONDERHEITEN<br />
Dieses besondere Augenmerk kommt in vielen Momenten<br />
zum Tragen. Es zeigt sich auch in der besonderen, patentierten<br />
Weinflasche, in der die Weine von Villa Sparina<br />
abgefüllt werden – und die längst zum Markenzeichen des<br />
Weinguts geworden ist. „Wir haben sie 1997 zusammen mit<br />
dem Designer Giacomo Bersanetti entwickelt, der sich von<br />
einer antiken Vase inspirieren ließ, die bei der Renovierung<br />
des Weinguts gefunden wurde.“ In ihr ruht nun auch ein<br />
ganz besonderer Wein, dem die Familie besonders viel<br />
Zeit schenkt – getreu ihrem Motto: „Um gut zu sein, muss<br />
ein Wein elegant und langlebig sein.“ So lassen sie den<br />
Villa Sparina 10, wie der Name vermuten lässt, zehn Jahre<br />
lang in der Flasche reifen: „Dieser Sammler<strong>wein</strong> mit großer<br />
Persönlichkeit ist ein Zukunftsprojekt. Wir produzieren<br />
ihn nur in begrenzter Menge und haben ihn nun bereits<br />
zweimal auf den Markt gebracht.“ Er ist auch ein Zeichen<br />
dafür, dass die Geschwister Wein mit Kreativität und Mut<br />
zum Besonderen verbinden. Und mit einer Leidenschaft,<br />
die ihnen in die Wiege gelegt wurde – und die sie allzu<br />
gerne mit Besuchern teilen.<br />
Die Basis bildet dabei das erlesene Traubengut aus den<br />
Rebsorten Cortese – dem absoluten Spitzenreiter des<br />
Sortenspiegels – sowie Barbera, Chardonnay, Sauvignon<br />
Blanc, Merlot und Dolcetto. Die meisten Weinberge der<br />
Familie befinden sich in direkter Nähe des Villa Sparina<br />
Resorts, umgeben von Wäldern, umweht von der sanften<br />
ligurischen Brise und von der wohlig wärmenden Sonne<br />
geküsst. So ist es kein Wunder, dass der Weinbau seit<br />
jeher ein Teil der Tradition dieses Landstrichs und des<br />
Lebens der Menschen hier ist, denn die Voraussetzungen<br />
sind nahezu ideal. Ein Grund mehr für die Geschwister,<br />
diese perfekte Grundlage durch nichts zu zerstören und<br />
daher auch im Einklang mit der Natur zu arbeiten. „Wir<br />
stellen Wein her, weil wir in einer Familie aufgewachsen<br />
sind, die dieses Erbe in sich trägt. Daher haben wir in<br />
den letzten Jahren auch zahlreiche Renovierungs- und<br />
Erweiterungsarbeiten durchgeführt, bei denen wir uns<br />
„Wenn wir an unser Unternehmen denken,<br />
kommt uns zuerst ein Wort in den Sinn: Familie.“<br />
50 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
Anzeige
nicht in der Vergangenheit stehen geblieben. Denn dieser<br />
Stolz zeigt sich vor allem im Bekenntnis zum eigenen Erbe:<br />
Auf den 102 Hektar fruchtbarer Böden, die das Weingut<br />
umfassen und biologisch bewirtschaftet werden, reifen<br />
vorwiegend autochthone Rebsorten wie die weißen<br />
Trauben Goruli Mtsvane und Rkatsiteli sowie die roten<br />
Saperavi und Tavkveri, seltene kartlianische Rebsorten,<br />
die Château Mukhrani wieder zum Leben erweckt hat.<br />
Der Stolz zeigt sich auch im Bewusstsein für die hohe<br />
Qualität, der es auch weiterhin gerecht zu werden gilt.<br />
So wird im Weinberg achtsam und naturnah gearbeitet<br />
und die Trauben werden schonend geerntet. „Unsere<br />
Weinberge sind der Schlüssel, um unsere Weine exquisit<br />
und einzigartig zu machen“, ist sich Chef-Önologe Patrick<br />
Honnef sicher. In diesem Bewusstsein verbindet Château<br />
Mukhrani traditionellen Weinbau mit einem zeitgemäßen<br />
Weinkeller und moderner Technologie.<br />
GROSSE HISTORIE, GROSSE ZUKUNFT<br />
Ein königliches Erbe<br />
CHÂTEAU MUKHRANI – GEORGIEN<br />
Der Kreis scheint sich zu schließen, denn auch<br />
Patrick Honnef erlernte wie seinerzeit schon Ivane<br />
Mukhranbatoni sein Handwerk in Frankreich, allerdings<br />
in Bordeaux. Vielleicht ist es diese Parallele, die ihn<br />
dazu befähigt, ausgewogene Weine voller Eleganz und<br />
Intensität entstehen zu lassen. Möglicherweise ist es<br />
auch das Bewusstsein für eben jene Geschichte und den<br />
Glanz von einst, das die passionierten heutigen Inhaber<br />
von Château Mukhrani weiterhin leben. Denn es ist ihr<br />
Bestreben, Weine zu erschaffen, die unnachahmlich und<br />
ausdrucksstark sind. Die ein großes Alterungspotential<br />
haben. Weine eben, die irgendwie königlich sind.<br />
Zeitgemäße Weinbereitung trifft auf hochwertiges Terroir: Das Weingut<br />
Château Mukhrani entführt in eine Welt voller Eleganz, Achtsamkeit<br />
und Tradition – und zeigt so ein ganz besonderes Stück georgischer<br />
Weingeschichte. Einer Geschichte, die für große Weine steht.<br />
FOTOS: CHÂTEAU MUKHRANI<br />
Geschichte ist eine Reise<br />
in die Vergangenheit,<br />
die uns zeigt, wo alles<br />
begann. Die uns zeigt,<br />
wie alles zusammenhängt.<br />
Aufeinander aufbaut. Sie<br />
verbindet das Damals mit dem Heute.<br />
Die Geschichte des georgischen<br />
Weinguts Château Mukhrani ist ein<br />
wunderbares Beispiel dafür, wie<br />
gekonnt sich diese beiden Welten<br />
verbinden. Blickt man zurück ins 16.<br />
Jahrhundert, erkennt man, dass die<br />
Wurzeln der Prinzen von Mukhrani<br />
in der Dynastie Bagrationi, einem<br />
der ältesten Adelsgeschlechter der<br />
Welt, liegen. So kam es, dass 1512<br />
König David von Kartli seinem<br />
Bruder Bagrat das Gut Mukhrani<br />
schenkte. Genau 300 Jahre später<br />
wurde Ivane Mukhranbatoni in diese<br />
Familie hineingeboren. Als junger<br />
Mann entschied er sich zunächst<br />
für eine militärische Laufbahn.<br />
Mit Erfolg: Er wurde sogar zum<br />
Militärgouverneur Westgeorgiens<br />
ernannt. Doch sein Interesse galt<br />
auch der Landwirtschaft. Während<br />
einer Reise nach Frankreich, die<br />
ihn in die berühmten Anbaugebiete<br />
Burgund und Champagne führte,<br />
erfuhr er mehr über die Kunst der<br />
Weinherstellung – und entschloss<br />
sich, auf dem heimischen Gut der<br />
Familie seine neuen Erkenntnisse<br />
umzusetzen. Naheliegend, wachsen<br />
doch im gemäßigten Klima<br />
Georgiens mit seiner Lage zwischen<br />
dem Schwarzen Meer und dem<br />
Kaukasus seit vielen Jahrtausenden<br />
Weintrauben von besonderer<br />
Qualität. Dieser Geschichte fügte<br />
Ivane Mukhranbatoni mit dem ersten<br />
Jahrgang 1878 ein erstaunliches<br />
Kapitel hinzu. Eines, das seit damals<br />
für Weine höchster Güte steht.<br />
TRADITION TRIFFT<br />
MODERNE<br />
Bis heute ist es der Stolz auf die<br />
eigenen Ressourcen, der die Kraft<br />
des Weinguts Château Mukhrani<br />
ausmacht. Weine, die einst binnen<br />
kürzester Zeit Weltruhm erlangten<br />
und Château Mukhrani sogar im<br />
Zarenpalast in Russland auf die<br />
Liste der exklusiven Hoflieferanten<br />
brachten. Diese Kapitel Ende des 19.<br />
und Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
stehen für großen Ruhm und Exzellenz<br />
– und bei Château Mukhrani ist man<br />
52 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
Anzeige
So bewertet<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />
Verkostungsleiter Marcus Hofschuster<br />
hat ein herausragendes Renommee als<br />
gewissenhafter und unbestechlicher<br />
Weinkritiker. Er verkostet für <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />
Weine aus allen Regionen Europas, und<br />
das stets nach identischen Qualitäts- und<br />
Verkostungsmaßstäben.<br />
Derzeit werden bei <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> rund<br />
2.700 klassifizierte Weingüter mit<br />
professionellen Beschreibungen und<br />
Bewertungen von über 160.000 Weinen<br />
publiziert. Produzenten und Weine werden<br />
werktäglich aktualisiert und ergänzt.<br />
Das <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>-Verkostungsteam:<br />
Kim Schreiber und Marcus Hofschuster<br />
TRINKEMPFEHLUNGEN<br />
Jede Weinbewertung enthält eine Prognose<br />
über den voraussichtlich besten Trinkzeitraum<br />
bei normaler Lagerung. Viele Weine bleiben<br />
aber auch darüber hinaus in guter Form.<br />
Wir möchten nur nicht garantieren, dass sie sich<br />
weiter positiv entwickeln werden. Gerade bei<br />
idealer Lagerung kann sich die Entwicklungsfähigkeit<br />
allerdings deutlich verlängern.<br />
WAS UNSERE<br />
BEWERTUNGEN BEDEUTEN<br />
100 WP einzigartig<br />
Weine, die man nur anders, aber<br />
nicht besser machen kann.<br />
95-99 WP groß<br />
Weine von Weltklasse, deren Tiefe, Komplexität,<br />
Charakter und Ausdrucksstärke ein unvergessliches,<br />
sinnliches Erlebnis schenken.<br />
90-94 WP hervorragend<br />
Erstklassige Weine, die zu den besten ihrer<br />
Art gehören. Sie zeichnen sich aus durch<br />
Reintönigkeit, Harmonie, Tiefe und Charakter.<br />
85-89 WP sehr gut<br />
Bemerkenswerte Weine mit Persönlichkeit, Ausdruck,<br />
sowie bereits gewisser Komplexität und Tiefe. Sie<br />
verdienen die Aufmerksamkeit jedes Weinliebhabers.<br />
80-84 WP gut<br />
Saubere, harmonische, im besten Fall typische Weine.<br />
UNSERE REGELN<br />
1. Jeder Wein wird ausschließlich blind verkostet. Bei<br />
der Bewertung weiß der Verkoster niemals, welcher<br />
Wein von welchem Erzeuger sich im Glas befindet.<br />
2. Sämtliche Weine werden im neutralen Verkostungsraum<br />
in Erlangen probiert, um ablenkende<br />
Einflüsse zu minimieren. Bei <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> ist<br />
das Bewerten von Weinen auf Messen oder<br />
beim Erzeuger völlig ausgeschlossen.<br />
3. Zum Absichern der Wertungen finden regelmäßig<br />
Gegenproben statt, bei denen Weine angestellt<br />
werden, die zuvor schon einmal probiert wurden.<br />
4. Pro Tag finden nur so viele Proben statt, dass viel<br />
Zeit und Ruhe für jeden einzelnen Wein garantiert<br />
werden kann. Sehr viele Weine werden<br />
zudem mindestens zweimal probiert, um auch<br />
ihre Entwicklung an der Luft zu berücksichtigen.<br />
5. Alle Verkoster haben langjährige Erfahrung<br />
und verkosten hauptberuflich.<br />
BENOTUNG NACH DEM<br />
100-PUNKTE-SYSTEM<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> wertet nach dem international<br />
üblichen 100-Punkte-System, das dem amerikanischen<br />
Schulnotenschema entlehnt ist.<br />
Wir verwenden in unserem Punktesystem<br />
die Abkürzung WP = <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>-Punkte.<br />
Alle Infos auf der Webseite:<br />
54 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
Anzeige
Unsere Lieblings<strong>wein</strong>e<br />
der vergangenen Wochen<br />
Mit einem Herz zeichnen wir nur Weine aus, die uns persönlich besonders gut schmecken. Es handelt sich hier stets um<br />
die aus unserer Sicht feinsten und interessantesten Weine ihrer jeweiligen Stilrichtung, Herkunft oder Preislage. Das kann<br />
das rare und teure Spitzenprodukt eines legendären Weinguts ebenso sein wie der umwerfend trinkfreudige, günstige<br />
Einstiegs<strong>wein</strong> eines bislang völlig unbekannten Erzeugers, ein Wein mit 96 Punkten ebenso wie einer mit 84.<br />
Damit versuchen wir gleichzeitig, auch den niedrigeren Punktzahlen und den mit ihnen bedachten Weinen wieder den<br />
Stellenwert und die Aufmerksamkeit zurückzugeben, die ihnen nach der ursprünglichen Idee des 100-Punkte-Systems<br />
zusteht, die nur leider von den meisten Anwendern dieses Systems inzwischen völlig verwässert, in vielen Fällen sogar<br />
ganz ad absurdum geführt wurde.<br />
Kim Schreiber und Marcus Hofschuster<br />
Sie finden nachfolgend eine kleine Auswahl unserer Lieblings<strong>wein</strong>e. Die gesamte Übersicht unserer<br />
Verkostungen mit Links zu allen Ergebnissen, den Weinbeschreibungen und den Produzenten finden<br />
Sie unter folgendem Link:<br />
Griesel & Compagnie<br />
2017 Pinot Noir “Granit - F - “ (Deg.: 06/23)<br />
Hessische Bergstraße<br />
(Deutschland), Schaum<strong>wein</strong><br />
Fester, vielschichtiger und tiefer, nussiger,<br />
rauchiger und hefiger, auch leicht tabakiger<br />
Duft mit verhaltenen, noblen Kernobstaromen,<br />
einem Hauch Pfeffer, grünem Speck,<br />
Zitrusnuancen und mineralischen Anklängen.<br />
Herb-saftige, fest gewirkte, absolut trockene<br />
Frucht, deutlich hefige und auch nussige<br />
Aromen, viel Griff und feines Mousseux,<br />
leicht rauchig am Gaumen, pilzige Nuancen,<br />
angedeutet Speck und florale Spuren, tief, dicht<br />
und komplex, Salz im Hintergrund, auch etwas<br />
weißer Pfeffer, ein Hauch Butter, sehr guter<br />
bis langer, fester, herb-saftiger Abgang mit<br />
komplexer Würze und wieder reichlich Griff.<br />
93 WP >> hervorragend 80.00 €<br />
Johann Topf<br />
2021 Kamptal DAC Ried Gaisberg Grüner<br />
Veltliner Erste ÖTW Ried trocken<br />
Niederösterreich (Österreich), Weiß<strong>wein</strong><br />
Fester und tiefer, deutlich kräuteriger, noch<br />
ein wenig hefiger Duft mit zurückhaltenden<br />
gelbfruchtigen Aromen, einem Hauch Melone<br />
sowie mineralischen und pfeffrigen Anklängen.<br />
Herb-saftige, verhaltene, dabei noble Frucht<br />
mit angetrocknet-vegetabilen bis kräuterigen<br />
Aromen, nussigen Spuren und deutlicher<br />
Mineralik, Griff von reifem Gerbstoff, sehr<br />
feine, dabei straffe Säure, nachhaltig, gute<br />
Substanz und gewisse Tiefe, herbe nussige<br />
Anklänge, etwas Tabak und Muskatnuss,<br />
recht deutlich Aloe Vera, noch unentwickelt,<br />
sehr guter, fester, mineralischer Abgang<br />
mit viel Griff und ätherischen Nuancen.<br />
93 WP >> hervorragend 30.00 €<br />
E.Pira & Figli - Chiara Boschis<br />
Weingut Bründlmayer Langenlois<br />
Molino Mauro<br />
Weingüter Geheimrat J. Wegeler<br />
2019 Barolo DOCG Cannubi<br />
2021 Kamptal DAC Ried Spiegel Grüner<br />
Veltliner Erste ÖTW Ried trocken “Vincent”<br />
2019 Barolo DOCG Bricco Luciani<br />
2022 Bernkastel Doctor Riesling<br />
Kabinett VDP.Grosse Lage<br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Herber, fester, sehr tiefer und eher kühler, fein<br />
kräuteriger und eine Spur getrocknet-floraler<br />
Duft nach mehr schwarzen als roten Beeren mit<br />
einem Hauch Tomaten, ledrigen Tönen, ein wenig<br />
Wacholder, Zeder und verhaltenen Fassnoten.<br />
Klare, geschliffene, frisch wirkende, feinsaftige<br />
und doch fast massive Frucht mit Noten harziger<br />
Kräuter, etwas Nüssen und einer Spur Rauch,<br />
jugendliches, sehr feines Tannin, etwas Biss,<br />
nachhaltig und dicht am Gaumen, ledrige und<br />
tabakige Nuancen, im Hintergrund viel Salz,<br />
eine Spur Rosen, bei aller Kraft und Festigkeit<br />
eleganter Stil, enorm tief und komplex, noch kaum<br />
entwickelt, sehr guter bis langer, herber, straffer<br />
und feinsaftiger, beinahe kühl wirkender Abgang.<br />
Überragend in seiner unglaublichen Mischung<br />
aus Massivität, Frische. Präzision und Feinheit.<br />
Niederösterreich (Österreich), Weiß<strong>wein</strong><br />
Sehr fest gewirkter, tiefer, kühler, herber,<br />
deutlich vegetabiler Duft mit zurückhaltenden<br />
gelbfruchtigen Aromen, Kräutern, etwas Rauch,<br />
nussigem Holz und ein wenig Pfifferlingen.<br />
Straffe, noch völlig unentwickelte, herb-saftige<br />
Frucht mit vegetabilen und kräuterigen Noten,<br />
rauchig-holzigen Tönen, viel Griff von reifem<br />
Gerbstoff und lebendiger Säure, dicht, tief und<br />
nachhaltig am Gaumen, reichlich Salz, auch<br />
zart pfeffrige Nuancen, hat Kraft, aber auch<br />
gewisse Kühle und enorme Spannung, sehr<br />
guter bis langer, griffiger, dichter, vielschichtiger,<br />
dabei regelrecht zupackender Abgang.<br />
Muss zwingend und wird großartig reifen.<br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Recht tiefer, nussiger und leicht getrocknetfloraler<br />
Duft nach reifen roten Beeren mit<br />
ledrigen Aromen, einem Hauch Tomatenmark,<br />
Pilzen, angedeutet Pfeffer und Tabak.<br />
Klare, straffe, recht saftige, feine, eher helle<br />
Frucht, nussige, verhalten kräuterige und<br />
florale Töne, ein wenig ätherische Würze,<br />
Kakaonoten im Hintergrund, etwas Salz, gute<br />
Nachhaltigkeit, angedeutet Tabak, eleganter<br />
Stil, vielschichtig, schon jetzt animierend,<br />
wird mit Luft noch tiefer und komplexer, sehr<br />
guter, saftiger und feinwürziger Abgang.<br />
Mosel (Deutschland), Weiß<strong>wein</strong><br />
Gutshaus Bernkastel<br />
Klare Zitrus-Steinobstnase mit kräuterigpflanzlichen<br />
Nuancen, einem Hauch dunkler<br />
Beeren und floralen Nuancen. Fest gewirkte,<br />
sehr saftige Frucht mit Süße, aber auch herber<br />
hefiger, leicht kräuterig-pflanzlicher und<br />
deutlich mineralischer Würze, feine Säure,<br />
hat Griff, gewisse Tiefe, im Hintergrund<br />
wieder ein wenig dunkle Beeren, relativ<br />
kompakter Bau, noch unentwickelt, sehr<br />
guter, fester, konzentrierter, saftiger und<br />
würziger Abgang mit enormer Mineralik.<br />
Großartiger Kabinett; kann und muss reifen.<br />
97 WP >> groß Bis 120.00 €<br />
95 WP >> groß 48.00 €<br />
93 WP >> hervorragend Bis 60.00 €<br />
92 WP >> hervorragend 39.00 €<br />
Riecine<br />
Gianfranco Bovio<br />
Antica Casa Vinicola Scarpa<br />
Wein- und Sektgut Barth<br />
2019 Toscana IGT Rosso “La Gioia”<br />
2019 Barolo DOCG Arborina<br />
2019 Barbera d’Asti DOCG “I Bricchi”<br />
2018 Hattenheim Schützenhaus Riesling<br />
Brut Nature VDP.Erste Lage<br />
Toskana (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Rheingau (Deutschland), Schaum<strong>wein</strong><br />
Fester und recht tiefer, einen Hauch animalischer<br />
Duft mit frischen schwarz- und<br />
auch etwas rotbeerigen Aromen, einem<br />
Hauch Fleisch und tabakigen Fasstönen im<br />
Hintergrund. Klare, straffe, ziemlich saftige,<br />
dabei herbe Frucht, sehr feines, jugendliches<br />
Tannin und gewisser Säurebiss, nachhaltig am<br />
Gaumen, angedeutet kräuterig, rauchig und<br />
nussig, im Hintergrund Salz, noch wenig entwickelt,<br />
ein Hauch Tomatenessenz, hat Kraft, aber<br />
auch Frische und kühlende Elemente, tabakige<br />
Spuren, ein wenig Fassholz, gu7te Tiefe,<br />
vielschichtig, bei aller Kraft perfekt balanciert,<br />
sehr guter bis langer, fester, herb-saftiger<br />
Abgang mit feiner, leicht rauchiger Würze.<br />
Recht feiner und tiefer, etwas vegetabiler<br />
und einen Hauch pilziger Duft nach roten<br />
und schwarzen Beeren mit floralen und ganz<br />
leicht tomatigen Aromen, nussigen Spuren<br />
und etwas Teer. Herb-saftige, noch unentwickelte<br />
Frucht, recht präsentes, dabei feines,<br />
hervorragendes Tannin, etwas Biss, kräuterige<br />
Nuancen, angedeutet Süßholz und wieder ein<br />
Hauch Teer, nachhaltig und dicht am Gaumen,<br />
hat eine tiefe Süße, deutlich Salz, vielschichtig,<br />
sehr guter Abgang mit feinem, konzentriertem,<br />
reifem Saft und Würze. Prächtig.<br />
Fester und recht tiefer, herber Duft nach<br />
überwiegend schwarzen Beeren mit<br />
ledrigen und tabakigen Nuancen, einem<br />
Hauch Pfeffer und getrockneten Kräutern.<br />
Herbe, sehr fest gewirkte, dunkle Frucht,<br />
gewisser Säurebiss und präsente Tannine,<br />
pfeffrige und kräuterige Aromen, ein Hauch<br />
Salzzitrone im Hintergrund, deutliche<br />
Mineralik, rauchige Spuren, gute Substanz<br />
und Tiefe, ein wenig Kreuzkümmel, noch<br />
wenig entwickelt, sehr guter, wieder fester,<br />
herb-saftiger und -würziger Abgang mit Biss.<br />
Fester und tiefer, leicht hefiger, rauchiger<br />
und zart nussiger Duft mit zurückhaltenden<br />
gelbfruchtigen Aromen, einem Hauch<br />
schwarzer Beeren sowie floralen und tabakigen<br />
Nuancen. Brillant reintönige, feine, herbe,<br />
kühle und geschliffene Frucht, sehr feines, zart<br />
cremiges Mousseux, feine Säure und etwas<br />
Griff, dicht und nachhaltig am Gaumen, überaus<br />
eleganter, auch nobler Stil, erneut ganz leicht<br />
schwarzbeerig im Hintergrund, angedeutet<br />
Butter, kräuterige Nuancen, etwas Salz, noch<br />
jung, gute Tiefe, sehr guter, fester, feinsaftiger<br />
Abgang mit Zug und Griff. Erstklassig.<br />
94 WP >> hervorragend 70.00 €<br />
93 WP >> hervorragend Bis 60.00 €<br />
91 WP >> hervorragend 26.00 €<br />
91 WP >> hervorragend 42.00 €<br />
56 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 57
Weingut Krone Assmannshausen<br />
Weingut Stigler<br />
Weingut Greiner<br />
Weingut Bäuerl<br />
2018 Assmannshausen Höllenberg<br />
Spätburgunder Grosses Gewächs trocken<br />
Rheingau (Deutschland), Rot<strong>wein</strong><br />
Recht fester, einen Hauch tabakig-fassholziger<br />
Duft mit abgeklärten rot- und schwarzbeerigen<br />
Aromen sowie feinen, herben<br />
pflanzlichen Tönen, etwas Langpfeffer sowie<br />
feinen fleischigen bis ledrigen Anklängen.<br />
Fest gewirkte, herbe, ganz leicht entwickelte<br />
Frucht, feines, eher jugendliches Tannin,<br />
moderater Säurebiss, nachhaltig am Gaumen,<br />
wieder leicht tabakige Holzanklänge, pfeffrige<br />
und kräuterige Spuren, ein Hauch Speck und<br />
Pilze im Hintergrund, hat Eleganz, aber auch<br />
Rückgrat, sehr guter, straffer, eher herber<br />
Abgang mit fast kühler Frucht, angedeutet<br />
Zitruszesten und pfeffrigen Tönen.<br />
2021 Ihringen Winklerberg Silvaner<br />
VDP.Erste Lage trocken<br />
Baden (Deutschland), Weiß<strong>wein</strong><br />
Herber, zurückhaltender, frisch-pflanzlicher<br />
und nussiger Duft mit etwas Wurzelgemüse,<br />
Pilzen und hellen Kernobstnoten sowie<br />
mineralischen und ganz zart rauchigen<br />
Anklängen. Klare, geschliffene, herbe, sehr<br />
helle Frucht, deutlich nussige Aromen und<br />
etwas selleriebetont wurzelgemüsige Töne,<br />
sehr feine Säure und etwas Griff, deutliche<br />
Mineralik am Gaumen, an Krebsfleisch<br />
erinnernde Töne, angedeutet Jod, nachhaltig,<br />
einen Hauch floraler, sehr guter, fester,<br />
herber, sehr mineralischer Abgang.<br />
2020 Brut Nature Pinot Rosé<br />
(Deutschland), Schaum<strong>wein</strong><br />
Hefiger und einen Hauch floraler Duft mit<br />
rotbeerigen Aromen, ein wenig Nüssen und<br />
angedeutet Champignons. Feinsaftige, herbe,<br />
eher kühle Frucht, nussige ganz zart rauchige<br />
und hefige Noten, feines Mousseux, zarter<br />
Griff von mürbem Gerbstoff, nachhaltig am<br />
Gaumen, eleganter Stil, tabakige Anklänge<br />
im Hintergrund, hat Schliff und eindeutigen<br />
Sortencharakter, sehr guter, feinsaftiger<br />
und -würziger Abgang. Sehr gekonnt.<br />
2022 Wachau DAC Grüner Veltliner<br />
Federspiel ® trocken<br />
Niederösterreich (Österreich), Weiß<strong>wein</strong><br />
Kühle, geschliffene, frische und herbe Nase mit<br />
feinen vegetabilen und hellen gelbfruchtigen<br />
Aromen, angedeutet weißem Pfeffer sowie<br />
mineralischen und floralen Spuren. Auch im<br />
Mund, kühl, frisch, hell und geschliffen, herbe<br />
Frucht mit pflanzlichen bis kräuterigen und<br />
zart pfeffrigen Tönen, gute Nachhaltigkeit,<br />
sehr feine Säure und zarter Griff, leichtfüßiger<br />
Stil, animierend, salzig im Hintergrund,<br />
sehr guter, kühler, feinsaftiger und straffer<br />
Abgang mit frisch-pflanzlicher Würze.<br />
91 WP >> hervorragend 49.00 €<br />
90 WP >> hervorragend 17.60 €<br />
89 WP >> sehr gut 18.00 €<br />
88 WP >> sehr gut 9.80 €<br />
Brigitte und Gerhard Pittnauer<br />
Cantina Cinque Terre<br />
Weingut Claus Schneider<br />
Weingut Georg Frischengruber<br />
2021 “Best Friend”<br />
(Österreich), Orange/Natural rot<br />
Klare, kühle und frische Nase nach<br />
Brombeeren und säuerlichen roten Beeren mit<br />
einem Hauch Kirschen, angedeutet Kräutern,<br />
Pfeffer und floralen Nuancen. Straffe, saftige,<br />
frische Frucht mit merklichem Biss und feinen,<br />
jugendlichen Tanninen, kräuterige, salzige<br />
und pfeffrige Noten, nachhaltig am Gaumen,<br />
leicht aber dennoch mit Ausdruck, etwas<br />
Tiefe, noch wenig entwickelt, aber schon sehr<br />
animierend, sehr guter, straffer, saftiger und<br />
feinwürziger Abgang mit Biss und Mineralik.<br />
Schmeckt auch leicht gekühlt wunderbar.<br />
2022 Cinque Terre DOC “Vigne Alte”<br />
Ligurien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Etwas mandelig-nussiger, angedeutet pflanzlicher<br />
und eine Spur rauchiger Duft mit<br />
geschliffenen gelbfruchtigen Noten, ein<br />
wenig frischen Pilzen und zart kräuterigen<br />
Anklängen. Klare, feinsaftige, recht feste,<br />
eher herbe Frucht, sehr feine Säure und<br />
etwas Griff, mandelige und kräuterige Noten,<br />
ein Hauch Spinat, im Hintergrund Salz, gute<br />
Nachhaltigkeit, eleganter Stil, nachhaltig,<br />
sehr guter, fast schon langer, animierender,<br />
feinsaftiger Abgang mit zarten Fencheltönen,<br />
Pinienkernen und floralen Anklängen.<br />
2021 Land<strong>wein</strong> trocken Rosé “vom Kalkstein”<br />
Baden (Deutschland), Rosé<strong>wein</strong><br />
Nussiger und vegetabiler Duft mit Pilzaromen<br />
und verhaltenen gelb- und rotfruchtigen<br />
Noten. Straffe, herb-saftige Frucht mit<br />
nussigen, hefigen und vegetabilen Aromen,<br />
präsente Säure, merklicher Griff von mürbem<br />
Gerbstoff, kreidige und leicht salzige Töne<br />
am Gaumen, ein wenig Zitruszesten,<br />
eleganter, kühler Stil, animierend, guter<br />
bis sehr guter, straffer, herber Abgang mit<br />
nussigen, hefigen und rauchigen Nuancen.<br />
2022 Wachau DAC Ried Kreuzberg<br />
Grüner Veltliner Federspiel ® trocken<br />
Niederösterreich (Österreich), Weiß<strong>wein</strong><br />
Klare, eher kühle, feinwürzige, etwas kräuterigpflanzliche<br />
Nase mit feinen gelbfruchtigen,<br />
mineralischen sowie angedeutet nussigen<br />
und rauchigen Tönen. Geschliffene,<br />
feinsaftige, jugendliche Frucht, kräuterigpflanzliche<br />
und zart florale Aromen, ganz<br />
leicht rauchig, angedeutete gelbe und auch<br />
pfeffrige Würze, feine, lebendige Säure<br />
und etwas Griff, rotbeerige Nuancen, im<br />
Hintergrund Salz, noch jung, sehr guter, fester,<br />
saftiger und würziger Abgang mit steinigmineralischen<br />
Noten. Sehr animierend.<br />
89 WP >> sehr gut 15.00 €<br />
89 WP >> sehr gut 17.50 €<br />
88 WP >> sehr gut 16.00 €<br />
88 WP >> sehr gut 15.00 €<br />
Villa Sparina<br />
Von Dungern Weine<br />
Weingut Holger Koch<br />
Weingut Rings<br />
2022 Gavi DOCG Gavi del Comune di Gavi<br />
2022 Iphofen Kronsberg Silvaner<br />
2021 Bickensohl Herrenstück Pinot Noir<br />
2022 Riesling VDP.Guts<strong>wein</strong> trocken<br />
Piemont (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Franken (Deutschland), Weiß<strong>wein</strong><br />
Baden (Deutschland), Rot<strong>wein</strong><br />
Pfalz (Deutschland), Weiß<strong>wein</strong><br />
Relativ kühler, etwas nussiger, vegetabiler<br />
bis kräuteriger und angedeutet speckiger<br />
Duft nach gelben Früchten mit leicht pilzigen<br />
und gelb-gewürzigen Anklängen. Klare,<br />
fest gewirkte Frucht mit einer Spur Wachs<br />
und dunkler Beeren, lebendige Säure, hat<br />
Griff und gute Nachhaltigkeit, nussige und<br />
gewürzige Holztöne im Hintergrund, salzige<br />
Mineralik, zarte Wärme, harmonisch, sehr<br />
guter, ganz leicht rauchiger Abgang mit<br />
relativ noblem Saft und wieder Mineralik.<br />
Kühle, deutlich fein-vegetabile und etwas<br />
florale Nase mit gelbfruchtigen Aromen,<br />
Petersilie und Petersilienwurzel, angedeutet<br />
Rauch, Pfeffer und einer Spur Pilzen. Herbe,<br />
feinsaftige, reife Frucht, deutlich pflanzliche<br />
Würze mit ganz leichter, frischer<br />
Schärfe, feine, recht lebendige Säure, hefige<br />
Nuancen, gute Nachhaltigkeit, eine Spur<br />
Senf, deutlich mineralische Töne, ganz zart<br />
rauchig, sehr guter, fester, herber, straffer<br />
Abgang mit einem Hauch Wasabi.<br />
Zart floraler und einen Hauch kräuteriger Duft<br />
nach zunächst vor allem roten, später aber<br />
auch deutlich schwarzen Beeren mit ein wenig<br />
Sauerkirsche, sehr verhaltener, angedeutet<br />
tabakiger Holzwürze, fleischigen Spuren sowie<br />
einem Hauch Pfeffer. Klare, fest gewirkte,<br />
herb-saftige, frische Waldbeerenfrucht mit<br />
nussigen und tabakigen Holzanklängen, feines,<br />
reifes Tannin, gewisser Säurebiss, nachhaltig<br />
am Gaumen, mittlere Kraft, etwas Tiefe, salzige<br />
und rauchige Anklänge, ein wenig Waldpilze<br />
im Hintergrund, sehr guter Abgang mit<br />
herbem Saft, Salz und eher dunkler Würze.<br />
Herber, etwas pflanzlicher bis kräuteriger,<br />
angedeutet nussig-hefiger und auch<br />
leicht mineralischer Duft mit verhaltenen<br />
gelbfruchtigen Aromen. Knochentrockene<br />
Frucht mit nussigen, hefigen und leicht<br />
gelb-gewürzigen Tönen, feine Säure, ganz<br />
leichte Chili-Schärfe im Hintergrund, Griff<br />
von mürbem, reifem Gerbstoff, kreidige<br />
und salzige Töne, kompromissloser Stil,<br />
guter bis sehr guter, herber, griffiger<br />
Abgang. Außergewöhnlicher Basis<strong>wein</strong>.<br />
89 WP >> sehr gut Bis 15.00 €<br />
89 WP >> sehr gut 12.00 €<br />
88 WP >> sehr gut 17.50 €<br />
88 WP >> sehr gut 12.00 €<br />
58 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 59
Die Farben des Weines<br />
PICO MACCARIO – PIEMONT<br />
Vom Underdog zum hellen Stern: Das Bio-Weingut Pico<br />
Maccario setzt mit vielen Entscheidungen auf besondere<br />
Qualität im Einklang mit der Natur – und auf Weine, die nicht<br />
reproduzierbar und jenseits des Mainstreams sind.<br />
FOTOS: PICO MACCARIO<br />
Gut zu sein ist das eine. Aber das wahre Ziel ist es, immer besser zu werden. Dies<br />
könnte die Maxime des piemontesischen Spitzen<strong>wein</strong>guts Pico Maccario sein.<br />
„Wir haben immer die nächste Stufe fest im Blick“, bestätigt der langjährige<br />
Exportleiter Emiliano Morando. Denn: „Nie das Gefühl zu haben, bereits am<br />
Ziel zu sein, ist der größte Ansporn dafür, unsere Arbeit im Weinberg stetig<br />
zu verbessern.“ Die Geschichte des Weinguts begann im Jahr 1997, als die Brüder Pico<br />
„Nie das Gefühl zu haben, bereits am Ziel zu<br />
sein, ist der größte Ansporn dafür, unsere<br />
Arbeit im Weinberg stetig zu verbessern.“<br />
und Vitaliano in Mombaruzzo<br />
ein Grundstück mit 112 Hektar<br />
Rebfläche erwarben, von denen<br />
100 Hektar im Herzen des<br />
DOCG-Gebiets Barbera d‘Asti liegen.<br />
Die beiden entschlossen sich dazu,<br />
auf ihrem Weingut Klassizismus und<br />
Moderne zu verbinden – und dies<br />
sowohl beim Design als auch in der<br />
Bewirtschaftung der Weinberge und<br />
bei der Weinherstellung. „Uns geht es<br />
darum, die Leidenschaft, den Respekt<br />
und den Stolz auf das Land in das<br />
Glas zu bringen.“ So wundert es auch<br />
kaum, dass die Bio-Zertifizierung<br />
eine Selbstverständlichkeit für die<br />
Familie war, die heute bereits in<br />
dritter Generation die Liebe zum<br />
Weinmachen lebt. „Nur der Respekt<br />
vor der Umwelt und die Nachhaltigkeit<br />
ermöglichen es uns, den höchsten<br />
Ausdruck des Terroirs einzufangen.<br />
Hinzu kommen Sauberkeit im Keller,<br />
die Professionalität des Teams<br />
und die Aufrechterhaltung hoher<br />
Produktionsstandards, damit wir<br />
dem Geschenk, das uns Mutter Natur<br />
jedes Jahr macht, gerecht werden.“<br />
EIN KLARER FAVORIT<br />
Und das werden sie. Denn Pico<br />
Maccario ist längst nicht mehr das<br />
„neue Kind in der Stadt“ von vor 25<br />
Jahren. In diesem seit den ersten<br />
Stunden vergangenen vergangenen<br />
Vierteljahrhundert ist das Weingut<br />
erwachsen geworden, hat sich mit<br />
den traditionellen Erzeugern der<br />
Region arrangiert und mit großer<br />
Bescheidenheit und Beharrlichkeit<br />
einen ganz eigenen, bedeutenden<br />
Platz erobert. „Wir sind zu einem der<br />
historischen Anführer der DOCG<br />
Barbera d‘Asti geworden.“ Und<br />
das dank all dieser Werte und des<br />
Bekenntnisses zum nachhaltigen<br />
Weinbau. Aber auch aufgrund der<br />
besonderen, sandigen und kalkhaltigen<br />
Lagen wie Nizza DOCG,<br />
Lavignone Cru, Cannubi Boschis<br />
und Vigna Rionda Serralunga, in<br />
denen die Trauben unter besten<br />
Voraussetzungen inmitten des<br />
UNESCO-Weltkulturerbes im<br />
Gebiet des Monferrato und der<br />
Langhe gedeihen. Hier wird zu<br />
fast 90 Prozent Barbera angebaut,<br />
Nebbiolo liegt auf Platz zwei, und die<br />
Rebsorten Moscato, Viognier und<br />
Sauvignon Blanc schließen den Kreis.<br />
GANZ BEWUSST<br />
ANDERS<br />
Um all diese Kraft des Weingartens<br />
so unverfälscht wie möglich in die<br />
Flasche und ins Glas zu bringen,<br />
arbeitet Kellermeister Giovanni<br />
Chiarle beim Ausbau der Weine<br />
hauptsächlich mit Edelstahl,<br />
großen Fässern, Tonneaux oder<br />
Barriques – immer auf der Suche<br />
nach der höchsten Qualität und<br />
dem Respekt vor den ursprünglichen<br />
Eigenschaften der Trauben<br />
und der Einzigartigkeit des Terroirs.<br />
Eine Einzigartigkeit, die sich auch in<br />
vielen weiteren Momenten auf Pico<br />
Maccario zeigt, denn nicht nur die<br />
Flaschenetiketten und die dazugehörigen<br />
Holzkisten zeigen sich hier<br />
bunt, auch die Rebreihen in den<br />
Weingärten werden von einzigartigen<br />
bunten Bleistiftstangen<br />
begrenzt, die längst zu einem<br />
der vielen unverwechselbaren<br />
Erkennungszeichen des Weinguts<br />
geworden sind.<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 61
Eleganz gewinnt<br />
TASTING: BARBARESCO<br />
2020 begann im Piemont mit einem recht milden und trockenen<br />
Winter und Frühjahr. Nach einem frühen Austrieb bremste eine<br />
längere Regenperiode von Mai bis weit in den Juni die Entwicklung<br />
der Reben und sorgte zudem für einen gewissen Pilzdruck. Am Ende<br />
aber überwogen die Vorteile der Wasserversorgung, die über die<br />
weiteren Wochen bei stabilen, nicht zu heißem Sommerwetter eine<br />
gleichmäßige Entwicklung ermöglichte.<br />
TEXT: MARCUS HOFSCHUSTER<br />
FOTOS: ENVATO, CONSORZIO DI TUTELA BAROLO BARBARESCO ALBA LANGHE E DOGLIANI
Pünktlich mit dem Beginn der physiologischen<br />
Reife ab Mitte/Ende September begannen<br />
die Nächte kühler zu werden: ideal für<br />
Aromenentwicklung und Erhalt der Säure<br />
gleichermaßen. Die Lese fand unter optimalen<br />
Bedingungen statt und versprach von Anfang an einen<br />
exzellenten Jahrgang.<br />
Die 2020er Barbaresco sind eher schlanker und leichter<br />
ausgefallen als in den beiden vorangegangenen Jahren,<br />
was dem Grundcharakter der Appellation eher entgegenkam.<br />
So besitzen die besten Weine des Jahrgangs<br />
zwar durchaus Kraft, zugleich aber auch Finessen,<br />
Eleganz und Geschmeidigkeit, wie wir sie von erstklassigem<br />
Barbaresco erwarten. Sie werden sich lange gut<br />
entwickeln können. Die einfacheren Exemplare weisen in<br />
diesem Jahr häufiger an Kampfer erinnernde Bitternoten<br />
auf. Wo Substanz und Tiefe fehlen, fallen auch Tannine<br />
und Alkohol stärker auf und stören bisweilen etwas die<br />
Balance.<br />
Hier stellen wir die besten der insgesamt rund 70 aktuell<br />
verkosteten Barbaresco vor. Viele Spitzen<strong>wein</strong>e wurden<br />
uns bislang leider noch nicht vorgestellt oder waren<br />
zum Zeitpunkt ihrer Probe noch nicht auf dem Markt.<br />
Ergebnisse später eintreffender Proben werden online<br />
veröffentlicht.<br />
Sie finden nachfolgend eine kleine Auswahl unserer<br />
verkosteten Weine. Die gesamte Übersicht<br />
dieser Verkostung mit Links zu allen<br />
Ergebnissen, den Weinbeschreibungen<br />
und den Produzenten finden Sie unter<br />
folgendem Link:<br />
Weinberge in den Langhe (Piemont)
Tenuta Carretta SRL<br />
Collina Serragrilli<br />
Pio Cesare<br />
Tenute Cisa Asinari dei Marchesi di Gresy<br />
2017 Barbaresco DOCG Riserva “Cascina Bordino”<br />
2020 Barbaresco DOCG Starderi<br />
2019 Barbaresco DOCG “Pio”<br />
2019 Barbaresco DOCG “Martinenga ® ”<br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Klarer, fester, einen Hauch speckiger Duft<br />
nach roten und etwas schwarzen Beeren<br />
mit angetrocknet-vegetabilen Aromen,<br />
angedeutet Pfeffer, Fleischsaft und Teer<br />
sowie einer Spur schwarzer Oliven. Herbe,<br />
jugendliche, ziemlich fest gewirkte Frucht<br />
mit deutlich rauchigen, nussigen und bitterschokoladig-holzwürzigen<br />
Noten, präsentes<br />
Tannin und gewisser Säurebiss, nachhaltig,<br />
mit eher dunkler, teils ätherischer Würze und<br />
mit Luft zunehmend Salz, Zwetschgentöne,<br />
gute Tiefe, noch unentwickelt, sehr<br />
guter, fester, herber Abgang mit Griff.<br />
Etwas kräuterige, tomatige und einen Hauch<br />
fleischige Nase nach roten und schwarzen<br />
Beeren mit floralen Aromen und angedeutet<br />
Teer. Klare, recht frische und geschliffene,<br />
saftige Frucht, etwas nussigem, schokoladige<br />
und rauchige Anklänge, wieder<br />
auch Tomaten, relativ feines, jugendliches<br />
Tannin, nachhaltig am Gaumen, ätherischkräuterige<br />
Noten im Hintergrund, etwas<br />
Salz, pfeffrige und wacholdrige Spuren, sehr<br />
guter, einladend saftiger und wieder würziger<br />
Abgang mit etwas Tomate und Kakao.<br />
Ein wenig florale Nase nach mehr roten als<br />
schwarzen Beeren mit frischen Tomatentönen,<br />
angedeutet Lakritz, Fassholznoten, Teer und<br />
einem Hauch Tabak. Herbe, noch unentwickelte<br />
Frucht, nussige, leicht rauchige und<br />
angedeutet kakaowürzige Noten, etwas<br />
Biss und jugendliches, dabei feines Tannin,<br />
nachhaltig am Gaumen, ein wenig Teer und<br />
Tabak im Hintergrund, kräuterige Nuancen,<br />
angedeutet Kaffee, sehr guter, relativ saftiger<br />
Abgang mit dunkler, zart bitterschokoladiger<br />
Würze. Braucht noch ein wenig Zeit.<br />
Relativ kühler, frisch wirkender und feiner, zart<br />
tabakiger Duft nach mehr roten als schwarzen<br />
Beeren mit floralen Spuren, ein wenig<br />
Kräutern, Tomatenessenz und angedeutet<br />
Fassholz. Straffe, herb-saftige, wieder beinahe<br />
kühl wirkende Frucht, präsentes, feines<br />
Tannin und etwas Säurebiss, nachhaltig am<br />
Gaumen, nussige und tabakige Töne, ein Hauch<br />
Kakao, rauchige Spuren, noch unentwickelt,<br />
gewisse Tiefe, angedeutet Teer und Leder<br />
im Hintergrund, ein Hauch Rindfleisch und<br />
Pfeffer, deutlich salzige Anklänge, angedeutet<br />
Kampfer, hat Schliff, sehr guter, saftiger und<br />
herb-würziger Abgang, wieder mit Biss.<br />
93 WP >> hervorragend 49.00 €<br />
91 WP >> hervorragend 50.00 €<br />
91 WP >> hervorragend 65.00 €<br />
91 WP >> hervorragend Bis 60.00 €<br />
Cortese Giuseppe Azienda Agricola<br />
Massimo Rattalino<br />
Angelo Negro<br />
Az. Agr. Pelissero Pasquale di Pelissero Ornella<br />
2016 Barbaresco DOCG Rabajà Riserva<br />
2020 Barbaresco DOCG “Quarantadue 42”<br />
2020 Barbaresco DOCG Basarin<br />
2020 Barbaresco DOCG “Cascina Crosa”<br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Etwas tabakiger, teeriger und erdiger Duft<br />
nach roten und schwarzen Beeren mit<br />
verhaltenen Fasstönen, tomatigen Spuren und<br />
ein wenig dunkler ätherischer Würze. Klare,<br />
herb-saftige, recht straff gewirkte Frucht,<br />
präsentes, relativ feines, reifes Tannin und<br />
etwas Säurebiss, nussige und angedeutet<br />
teerige Aromen am Gaumen, eine Spur Pfeffer<br />
und Wacholder, gute Nachhaltigkeit, moderate<br />
Fasstöne, noch relativ jung wirkend, ein Hauch<br />
Jod, sehr guter, fester, saftiger Abgang.<br />
Recht fester und tiefer, etwas tabakiger Duft<br />
nach roten und schwarzen Beeren mit etwas<br />
Tomatenessenz, ein wenig Nüssen, Pfeffer<br />
und Teer. Reife, recht saftige, jugendliche<br />
Frucht, präsentes, dabei mürbes Tannin,<br />
etwas Biss, nussige, tabakige und wieder<br />
leicht tomatige Aromen am Gaumen, pfeffrigätherische<br />
Würze, nachhaltig, gezügelte Kraft,<br />
moderate Fasstöne, Salz im Hintergrund,<br />
sehr guter, saftiger und würziger Abgang.<br />
Zart floraler und ledriger Duft nach mehr<br />
roten als schwarzen Beeren mit ein wenig<br />
Tomate, Kräutern und einer Spur Rauch. Klare,<br />
geschliffene, feinsaftige Frucht, jugendliches,<br />
dabei ziemlich feines Tannin, nussige,<br />
kräuterige und zart ledrige Töne, etwas Salz,<br />
gute Nachhaltigkeit, eine Spur Schokolade im<br />
Hintergrund, salzige Mineralik, hat Frische,<br />
gewisse Tiefe, florale und ätherische Nuancen,<br />
sehr guter, saftiger und feinwürziger Abgang.<br />
Herber, fester, etwas tabakiger Duft nach<br />
roten und schwarzen Beeren mit ein<br />
wenig Wurzelgemüse, angedeutet Teer,<br />
Trockenkräutern, Anis und rauchig-speckigen<br />
Nuancen. Relativ herbe, recht fest gewirkte<br />
Frucht, jugendliches, mittelfeines Tannin,<br />
etwas Biss, leicht tabakige und vegetabile<br />
Aromen am Gaumen, ein Hauch getrockneter<br />
Pilze, nachhaltig am Gaumen, hat Kraft, im<br />
Hintergrund tomatige Anklänge, angedeutete<br />
dunkle ätherische Würze, hat gewissen<br />
Schliff, sehr guter, relativ fester Abgang.<br />
91 WP >> hervorragend Bis 150 €<br />
91 WP >> hervorragend Bis 35 €<br />
90 WP >> hervorragend Bis 35 €<br />
90 WP >> hervorragend Bis 25.00 €<br />
Mura Mura<br />
Paitin<br />
Az. Vitivinicola Boffa Carlo<br />
Azienda Agricola Icardi s.s.a.<br />
2020 Barbaresco DOCG Starderi<br />
2020 Barbaresco DOCG Serraboella “Sori’ Paitin”<br />
2020 Barbaresco DOCG Pajè<br />
2020 Barbaresco DOCG “Montubert”<br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Fester und herber, etwas kräuteriger, zart<br />
rauchiger und tomatiger Duft nach reifen<br />
schwarzen und roten Beeren mit floralen<br />
Nuancen, einem Hauch Teer, Lorbeer<br />
und Pfeffer. Fest gewirkte, herb-saftige<br />
Frucht mit präsenten, reifen Tanninen,<br />
etwas Schokolade und angedeutet ätherischer<br />
Kräuterwürze, nachhaltig am<br />
Gaumen, zart rauchig und pfeffrig, gewisse<br />
Tiefe, recht deutliche Mineralik, florale<br />
Nuancen, ein Hauch Zitruszesten, noch<br />
jung, sehr guter, recht fester, saftiger und<br />
würziger Abgang mit gewissem Zug.<br />
Etwas tomatig-vegetabile und eine Spur<br />
rauchige und kalt-aschige Nase nach<br />
überwiegend roten Beeren mit an Petersilie<br />
erinnernden kräuterigen Aromen und floralen<br />
Nuancen. Klare, recht saftige, geschliffene<br />
Frucht, nussige und schokoladige Anklänge,<br />
etwas Rauch und angedeutete ätherische<br />
Würze, jugendliches, dabei mürbes<br />
Tannin, etwas Biss, gute Nachhaltigkeit,<br />
fast süß wirkende tomatige Nuancen im<br />
Hintergrund, salzig-mineralische Töne, eher<br />
aromatisch heller Typ, sehr guter, saftiger,<br />
fein-kräuteriger und würziger Abgang<br />
Leicht rauchiger und eine Spur ledriger, auch<br />
ein wenig getrocknet-floraler Duft mit rotund<br />
ein wenig schwarzfruchtigen Aromen,<br />
Laub, frischen Kräutern sowie angedeutet<br />
Tabak und Pilzen. Reife, warme, schmelzige<br />
Frucht, präsentes, dabei mürbes Tannin,<br />
leicht schokoladige Noten am Gaumen,<br />
nachhaltig und kräftig, im Hintergrund ein<br />
wenig Salz, angetrocknet-florale Nuancen,<br />
eine Spur Rumtopf und Tabak, sehr guter<br />
Abgang mit ein wenig Malz und Lakritz.<br />
Recht geschliffener, beinahe kühler, herber<br />
Mischbeerenduft mit tabakigen und ganz<br />
leicht getrocknet-floralen Nuancen. Klare,<br />
herb-saftige, geradlinige Säure, feines,<br />
reifes Tannin und etwas Biss, nussige und<br />
röstige Anklänge, ein Hauch Kakao und<br />
Tabak, ein wenig ätherische Kräuter und<br />
dunkle, leicht pfeffrige Würze, nachhaltig<br />
am Gaumen, gewisse Kraft, etwas Tiefe,<br />
harmonisch, sehr guter, recht fester, herbsaftiger<br />
und -würziger Abgang mit leicht<br />
tabakigen und wieder auch röstigen Tönen.<br />
91 WP >> hervorragend Bis 100 €<br />
91 WP >> hervorragend 49.00 €<br />
90 WP >> hervorragend Bis 40 €<br />
90 WP >> hervorragend Bis 35 €<br />
66 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 67
Azienda Agricola Rinaldi Pietro<br />
BUSSO Soc. Agr. s.s. (ex Piero Busso)<br />
Az. Agr. Fontanabianca<br />
Az. Agr. San Biagio di Roggero Giovanni<br />
2018 Barbaresco DOCG “Massirano”<br />
2020 Barbaresco DOCG “Mondino”<br />
2020 Barbaresco DOCG<br />
2019 Barbaresco DOCG “Montersino”<br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Nussiger, leicht erdiger und einen Hauch<br />
tabakiger Duft nach überwiegend roten Beeren<br />
mit ledrigen Aromen, moderaten Fasstönen<br />
und angedeutet schwarzen Oliven. Reife, leicht<br />
warme und etwas schmelzige rote Frucht,<br />
nussige und angedeutet teerige Aromen,<br />
etwas Tabak und angedeutet ätherische<br />
dunkle Würze, recht nachhaltig am Gaumen,<br />
gezügelte Kraft, eine Spur Rauch, mineralische<br />
Anklänge, sehr guter, Abgang mit warmem<br />
Saft, erdigen Tönen und herber Würze.<br />
Etwas röstiger und kakaowürziger, warmer<br />
Duft nach reifen roten und etwas schwarzen<br />
Beeren mit getrocknet-floralen Aromen, einem<br />
Hauch Tomatenessenz, Teer und Kräutern.<br />
Reife, recht saftige, wieder etwas warme<br />
Frucht, nussige und leicht schokoladige Töne,<br />
mürb-sandiges Tannin, etwas Biss, nachhaltig<br />
am Gaumen, angedeutete ätherische Würze,<br />
im Hintergrund auch Salz, hat gewisse Frische,<br />
mit Luft aber auch leicht malzige Töne, ein<br />
Hauch Trockenblumen im Hintergrund,<br />
pfeffrige Nuancen, sehr guter, griffiger Abgang.<br />
Zart rauchiger und etwas kräuteriger Duft<br />
nach roten und schwarzen Beeren mit einer<br />
Spur Leder, getrockneten Blüten, Tomaten<br />
und Unterholz. Herbe, klare, feinsaftige<br />
Frucht mit gewissem Säurebiss und präsenten,<br />
jugendlichen Tanninen, leicht rauchige und<br />
schokoladige Holznoten am Gaumen, pfeffrigätherische<br />
Würze, gute Nachhaltigkeit,<br />
noch unentwickelt, ein wenig Salz im<br />
Hintergrund, ein Hauch Tabak, tomatige<br />
Anklänge, harmonisch, sehr guter, recht<br />
fester, herb-saftiger und -würziger Abgang,<br />
wieder mit ein wenig dunkler Schokolade.<br />
Etwas nussiger, tabakiger, angetrocknetvegetabiler<br />
und teeriger Duft mit deutlich<br />
ledrigen Aromen, roten und schwarzen Beeren,<br />
ein wenig Tomatenmark sowie angedeutet<br />
Kapern und schwarzen Oliven. Eher warme,<br />
recht saftige Frucht, rauchige und bitterschokoladige<br />
Aromen, etwas Tomatenessenz,<br />
jugendliches, dabei relativ mürbes Tannin,<br />
ein wenig Fassholz, gewisse Extraktsüße am<br />
Gaumen, kühlende ätherische Nuancen, ein<br />
Hauch Asche, etwas Salz, sehr guter Abgang<br />
mit spürbarem, aber integriertem Alkohol.<br />
90 WP >> hervorragend 48.00 €<br />
90 WP >> hervorragend Bis 50.00 €<br />
89 WP >> sehr gut Bis 30 €<br />
89 WP >> sehr gut Bis 30 €<br />
Pertinace<br />
Poderi Colla ss<br />
Azienda Agricola Ressia<br />
CARLO GIACOSA<br />
2020 Barbaresco DOCG Nervo<br />
2020 Barbaresco DOCG Roncaglie<br />
2020 Barbaresco DOCG Canova<br />
2020 Barbaresco DOCG “Montefico”<br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Leicht tomatiger und einen Hauch floraler<br />
Duft nach roten und ein wenig schwarzen<br />
Beeren mit etwas Wurzelgemüse, Basilikum<br />
und Fassholz im Hintergrund. Reife, herbsaftige<br />
Frucht mit etwas schokoladiger<br />
Würze und einem Hauch Kaffee, jugendliches,<br />
reifes, mürb-sandiges Tannin, zarter<br />
Säurebiss kräuterig-vegetabile Nuancen im<br />
Hintergrund, ein wenig ätherische Würze,<br />
nachhaltig, relativ kräftig, noch unentwickelt,<br />
gewisse Tiefe, salzige Anklänge, sehr<br />
guter, fester, saftiger und würziger Abgang.<br />
Etwas tabakiger und eine Spur aschiger Duft<br />
mit schwarz- und rotbeerigen Aromen sowie<br />
einem Hauch Tomatenmark. Herbe, geradlinige,<br />
mit Luft zunehmend saftige Frucht,<br />
mürb-sandiges Tannin und etwas Biss,<br />
wieder tomatige Aromen am Gaumen, auch<br />
ein wenig Oliven sowie erneut angedeutet<br />
Tabak und Asche, gute Nachhaltigkeit, etwas<br />
Wärme, im Hintergrund salzige Anklänge,<br />
sehr guter, wenn auch noch ganz leicht<br />
trocknender Abgang mit gewissem Saft,<br />
Zitrusspuren und vegetabilen Nuancen.<br />
Recht frischer, fester, herber rot- und<br />
schwarzbeeriger Duft mit tomatigen Noten,<br />
etwas Teer, Asche und getrockneten Kräutern.<br />
Relativ herbe, geradlinige, jugendliche Frucht<br />
mit verhalten rauchig-röstigen Aromen, etwas<br />
Kaffeesatz, Kräutern, Tomaten und ein wenig<br />
Bitterschokolade, recht präsentes, feinsandiges<br />
Tannin und etwas Biss, pfeffrige Spuren,<br />
auch florale Anklänge, nachhaltig, angedeutet<br />
aschig, hat Kraft, sehr guter Abgang mit<br />
recht dunklem Saft und ätherischer Würze.<br />
Kräuteriger und etwas tomatiger Duft nach<br />
roten und ein wenig schwarzen Beeren mit<br />
angedeuteter, dunkler ätherischer Würze sowie<br />
einem Hauch Marzipan und Teer. Herb-saftige,<br />
reife Frucht mit nussigen und getrocknetkräuterigen<br />
Aromen, einem Hauch Wacholder<br />
und Pfeffer, präsentes, mürb-sandiges<br />
Tannin, ein Hauch Eisen im Hintergrund,<br />
angedeutet Teer, nachhaltig, auch salzige<br />
Anklänge und eine Spur Jod, angedeutet<br />
Kakao und Kaffee, dazu ein wenig Amaretto,<br />
sehr guter, feinsaftiger und würziger Abgang.<br />
90 WP >> hervorragend Bis 25 €<br />
90 WP >> hervorragend 40.00 €<br />
89 WP >> sehr gut Bis 50 €<br />
89 WP >> sehr gut Bis 50 €<br />
Rizzi Azienda Vitivinicola<br />
Socré<br />
Cecilia Monte<br />
Fontanafredda<br />
2020 Barbaresco DOCG Nervo<br />
2019 Barbaresco DOCG Roncaglie<br />
2020 Barbaresco DOCG San Giuliano<br />
2020 Barbaresco DOCG “Coste Rubìn”<br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />
Fester, verhältnismäßig kühler Duft nach reifen<br />
und teils eingemachten roten und schwarzen<br />
Beeren mit ein wenig getrocknet-floralen<br />
Aromen, etwas mediterranen Kräutern und<br />
einem Hauch Pfeffer. Reife, warme, saftige,<br />
recht fest gewirkte Frucht, gewisser Säurebiss<br />
und präsentes, dabei reifes und mürbes Tannin,<br />
wieder Kräuternoten am Gaumen, auch ein<br />
wenig dunkle ätherische Würze, nachhaltig,<br />
hat Kraft und etwas Tiefe, im Hintergrund<br />
Salz, sehr guter, etwas warmer Abgang.<br />
Nussiger und floraler Duft nach überwiegend<br />
roten Beeren mit ein wenig Tomatenessenz<br />
sowie angedeutet Rauch, Leder, fleischigen<br />
Spuren und Teer. Herb-saftige Frucht mit<br />
rauchigen und wieder auch nussigen Tönen,<br />
gewisser Säurebiss, straffe, jugendliche<br />
Tannine, ein wenig Röstung am Gaumen, gute<br />
Nachhaltigkeit, eine Spur Eisen, getrocknetkräuterige<br />
Nuancen, angedeutet Süßholz,<br />
Kakao und Teer, ein wenig dunkle ätherische<br />
Würze, mittlere Kraft, sehr guter Abgang.<br />
Leicht getrocknet-pflanzlicher bis tabakiger<br />
und einen Hauch ledriger Duft mit Noten von<br />
schwarzen und roten Beeren, angedeutet<br />
Lorbeer sowie pilzigen und nussigen Tönen.<br />
Klare, geschliffene, feinsaftige, recht fest<br />
gewirkte Frucht, leicht nussige und angedeutet<br />
bitterschokoladige Aromen, sehr feines, reifes,<br />
jugendliches Tannin, nachhaltig am Gaumen,<br />
ein Hauch Leder und Teer, auch ein wenig<br />
getrocknete Tomate, sehr guter, saftiger und<br />
wieder leicht schokoladig-würziger Abgang mit<br />
salzigen und an Basilikum erinnernden Noten.<br />
Herber, etwas getrocknet-vegetabiler und<br />
erdiger Duft mit mehr rot- als schwarzfruchtigen<br />
Aromen, tomatigen Anklängen,<br />
einem Hauch Lakritz und Waldpilzen.<br />
Herbe, leicht warme Frucht, mürbstaubiges<br />
Tannin und etwas Biss, leicht<br />
rauchige bis speckige Töne am Gaumen,<br />
gute Nachhaltigkeit, im Hintergrund wieder<br />
Waldpilze, gute Nachhaltigkeit, salzige<br />
und getrocknet-pflanzliche bis kräuterige<br />
Anklänge, sehr guter Abgang mit herbem<br />
Saft, etwas ätherischer Würze, Soja und<br />
feinsandigen, jugendlichen Tanninen.<br />
90 WP >> hervorragend 45.00 €<br />
90 WP >> hervorragend 48.00 €<br />
89 WP >> sehr gut 30.00 €<br />
89 WP >> sehr gut Bis 35 €<br />
68 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 69
Vom Pionier zum<br />
Anführer<br />
CERETTO – PIEMONT<br />
In Alba zu Hause, Botschafter in der Welt: Die bedingungslose<br />
Liebe zur Region Langhe und der Wunsch, gemeinsam<br />
ein Vermächtnis zu erschaffen, das es wert ist, an die<br />
nächste Generation weitergegeben zu werden, treiben<br />
die piemontesische Familie Ceretto zu önologischen<br />
Höchstleistungen an. Zu Weinen, die die Geschichte ihrer Heimat<br />
erzählen.<br />
FOTOS: CERETTO<br />
Alles, was ich weiß, ist<br />
ein Geschenk der Jahre,<br />
die ich damit verbracht<br />
habe, auf Knospen<br />
und Früchte zu warten.<br />
Mich vor den Wolken zu fürchten,<br />
die sich der Ernte nähern. Dem Wind<br />
zuzuhören, der Hagel ankündigt. Der<br />
Sonne zuzusehen, wie sie auf den<br />
Rebstock niederscheint. Die Pflanze<br />
zu beschneiden und zu sehen, wie<br />
sie beschnitten wird. Eine Handvoll<br />
Erde in die Hand zu nehmen, die<br />
Faust zu schließen und sie zu<br />
öffnen, um zu sehen, wie die Erde<br />
zerbröckelt oder fest bleibt.“ Dieses<br />
Zitat von Marcello Ceretto, der<br />
gemeinsam mit seinem Bruder Bruno<br />
in den 1960er-Jahren den Aufstieg<br />
des Familien<strong>wein</strong>guts im Piemont<br />
einläutete, greift mit anschaulichen<br />
Worten die große Bedeutung auf,<br />
die das Land, das sie bewirtschaften,<br />
und das Weinmachen für sie hatten.<br />
Worte, die auch die Nachkommen<br />
der beiden sinnbildlich unterschreiben.<br />
Denn mittlerweile sind<br />
es ihre Kinder, die die gewachsene<br />
Weindynastie mit Leidenschaft, Liebe<br />
und Verantwortungsbewusstsein für<br />
die Ressourcen der Natur führen.<br />
Marcellos Sohn Alessandro folgte<br />
seinem Vater als Weinmacher, seine<br />
Schwester Lisa ist Finanzmanagerin,<br />
Brunos Sohn Frederico betreut<br />
den Vertrieb und seine Schwester<br />
Roberta die Kommunikation und<br />
Events.<br />
NATÜRLICH<br />
GEWACHSEN<br />
Seit bald 100 Jahren hat sich<br />
die Familie Ceretto dem Wein<br />
verschrieben – und damit auch dem<br />
Boden, auf dem sie lebt. Denn ihr<br />
ist bewusst, dass beides Hand in<br />
Hand gehen muss. In den vergangenen<br />
20 Jahren stellte sie somit die<br />
Landwirtschaft in ihren Weingärten<br />
Schritt für Schritt auf ökologischen<br />
Anbau um, um so naturnah wie<br />
möglich zu produzieren. „Es ist die<br />
Liebe, die uns bei jeder Entscheidung<br />
leitet: in den Weinbergen, die wir<br />
bewirtschaften, in den Kellern, in<br />
denen die Weine reifen, in der<br />
Landschaft, in der wir leben“, erzählen<br />
die Cerettos über ihren Antrieb. Ein<br />
Antrieb, der über die Generation dazu<br />
führte, dass das einstige Weingut<br />
um drei weitere Betriebe anwuchs.<br />
Was sie eint, sind die Lage in der<br />
Region Langhe und der Anspruch<br />
an herausragende Leistungen. „Wir<br />
haben Grundstücke in den verheißungsvollsten<br />
und historisch besten<br />
Gebieten ausgewählt und uns auf das<br />
Einzellagenkonzept konzentriert.“ So<br />
zählen zu den 140 Hektar Rebfläche<br />
namhafte Lagen wie Asili, Brunate,<br />
Bussia und Rocche di Castiglione. In<br />
ihnen reifen die Rebsorten Nebbiolo,<br />
Arneis und Moscato auf unterschiedlichen<br />
Böden, so dass sie unterschiedliche<br />
Ausdrücke in die Weine<br />
tragen – jedoch immer die besten.<br />
VIELE BESONDERE<br />
MOMENTE<br />
Ein Barolo oder Barbaresco aus dem<br />
Hause Ceretto ist eine Aussage, der<br />
sich kaum jemand entziehen kann.<br />
Aber auch im Weiß<strong>wein</strong>bereich setzt<br />
die Familie Maßstäbe – und das auf<br />
ganz besondere Weise. Denn die<br />
Cerettos gehören zu den ersten, die<br />
bereits vor fast 30 Jahren Arneis<br />
reinsortig ausbauten und dies bis<br />
heute auf höchstem Niveau tun.<br />
So ist ihr Blangé Arneis mittlerweile<br />
eine Institution. Bei einem<br />
solchen Bewusstsein für besondere<br />
Genussmomente wundert es auch<br />
nicht, dass die Winzerfamilie eine<br />
kulinarische Partnerschaft eingegangen<br />
ist. Denn zusammen mit<br />
Chefkoch Enrico Crippa führt sie das<br />
einzige Restaurant mit drei Michelin-<br />
Sternen im Piemont in ihrer Heimat<br />
– im Herzen von Alba.<br />
70 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 71
Die Zwei vom Vulkan<br />
TASTING: SOAVE / LESSINI DURELLO<br />
Dass Soave zu unseren Lieblingen in der italienischen Weinwelt gehört,<br />
sieht man schon alleine daran, wie oft wir das Thema behandeln.<br />
Über seine Herkunft, seine Entwicklung, seine Qualität und die<br />
sträfliche Vernachlässigung dieses herrlichen Weins durch deutsche<br />
Konsumenten, nachdem diese ihren Geschmack an seelenlose<br />
Massenware verloren haben, haben wir inzwischen auch alles gesagt.<br />
Weinberge in den Monti Lessini<br />
TEXT: MARCUS HOFSCHUSTER<br />
FOTOS: CONSORZIO TUTELA VINO SOAVE, CONSORZIO TUTELA VINO LESSINI DURELLO DOC
Unsere eigene Liebe zu den Weinen aus den<br />
oft steilen, teils terrassierten Hängen des<br />
zentralen Soave-Gebiets mit seinen vulkanischen<br />
Böden ist in all den Jahren, die wir dieses<br />
Thema begleiten, nicht weniger geworden;<br />
eher ist das Gegenteil der Fall. Das liegt auch daran, dass<br />
wir inzwischen das ganze Jahr auf reifere Bestände aus<br />
unseren Archiven zurückgreifen können, die nicht nur<br />
stets den Beweis für die gute Entwicklungsfähigkeit<br />
erstklassiger Soave liefern, sondern uns auch jedes Mal<br />
neugierig machen auf die aktuellen Jahrgänge.<br />
Die Bandbreite reicht beim Soave vom leichtfüßigen,<br />
unkomplizierten, frischen Alltagsbegleiter bis zu in sich<br />
ruhenden, tiefen und komplexen, rauchig-mineralischen,<br />
mehr oder weniger schmelzigen, doch nie schwerfälligen<br />
Charakterköpfen, die zwar in den meisten Fällen ebenfalls<br />
unkompliziert zu trinken sind, deren wahre Qualität sich<br />
aber erst mit ausreichend Zeit und Aufmerksamkeit<br />
ergründen lässt. Soave ist nie auffallend aromatisch oder<br />
fruchtig und gibt daher in allen Erscheinungsformen<br />
einen äußerst vielseitigen Essensbegleiter ab. Besonders<br />
die hochklassigeren Versionen zeigen hier ihre ganze<br />
Stärke. Und sogar zu Spargelgerichten macht er eine<br />
bessere Figur als nahezu jeder andere Weiß<strong>wein</strong>.<br />
Eine wesentlich jüngere Erfolgsgeschichte ist jene des<br />
Lessini Durello. Die DOC existiert seit 2011 und viele der<br />
besten Weine sind erst jetzt auf dem Markt. Bei Lessini<br />
Durello handelt es sich grundsätzlich um Schaum<strong>wein</strong>,<br />
überwiegend aus der autochthonen Sorte Durella. Sie<br />
muss in der Cuvée zu mindestens 85 Prozent enthalten<br />
sein (zugelassen sind außerdem Pinot Bianco, Pinot Nero,<br />
Chardonnay und Garganega), wobei die Spitzen<strong>wein</strong>e<br />
fast immer ausschließlich aus Durella bestehen. Doch<br />
nicht nur die Cuvée entscheidet über die Qualität: Ein<br />
großer Teil aller Lessini Durello wird im Tankgärverfahren<br />
hergestellt und kommt relativ bald nach den 18 Monaten<br />
vorgeschriebener Hefereife auf den Markt. Nur der<br />
Zusatz „Riserva“ oder „Metodo Classico“ auf dem Etikett<br />
garantiert Weine aus klassischer Flaschengärung.<br />
Noch entscheidender jedoch ist die Reifezeit.<br />
Früh freigegebene Weine sind geradlinig,<br />
hellfruchtig und schlank und geben im<br />
Idealfall und bei vorzugsweise geringer bis<br />
gar keiner Dosage erfrischende, animierende<br />
Durstlöscher ab. Spannend wird es ab 36 Monaten<br />
Hefelager, weil die Weine deutlich an Komplexität und<br />
Tiefe sowie Geschmeidigkeit und Eleganz gewinnen.<br />
Zunehmend kommen auch Lessini Durello nach noch<br />
längerem Hefelager auf den Markt. Für sie schlägt<br />
unser Herz, was man deutlich an der Zahl unserer<br />
Lieblings<strong>wein</strong>e erkennen kann. Es sind in Bestform<br />
faszinierende, komplexe, hochelegante, völlig eigenständige<br />
Schaum<strong>wein</strong>e, wie man sie so ausschließlich<br />
hier, in der wunderschönen Gegend der Lessini-Hügel,<br />
finden kann. Jeder Schaum<strong>wein</strong>-Liebhaber sollte sie<br />
mindestens einmal im Leben probiert haben. Dabei<br />
bleibt es dann ja ohnehin nicht...<br />
55 Soave und 19 Lessini Durello haben wir aktuell<br />
probiert, von denen wir die jeweils besten hier und<br />
online vorstellen.<br />
Sie finden nachfolgend eine kleine Auswahl unserer<br />
verkosteten Weine. Die gesamte Übersicht<br />
dieser Verkostung mit Links zu allen<br />
Ergebnissen, den Weinbeschreibungen<br />
und den Produzenten finden Sie unter<br />
folgendem Link:
Giannitessari Soc. Agricola<br />
Azienda Agricola dal Maso<br />
Sandro De Bruno<br />
Azienda Agricola dal Maso<br />
2013 Lessini Durello DOC Riserva<br />
Dosage zero “120”<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Fester und recht tiefer, rauchiger, pflanzlicher<br />
bis kräuteriger und hefiger Duft mit<br />
Zitrus- und Kernobstnoten, floralen Tönen<br />
und einem Hauch Mandeln. Straffe, herbsaftige,<br />
kühle, reife Frucht, nussig-hefige und<br />
etwas kräuterige Würze, Rauch und florale<br />
Nuancen, sehr feines Mousseux, nachhaltig am<br />
Gaumen, hat Substanz und Tiefe, lebendige<br />
Säure, viel Griff, völlig trockener Stil, deutliche<br />
Mineralik, sehr guter, fester, herb-saftiger und<br />
-würziger, wieder auch rauchiger Abgang.<br />
2016 Lessini Durello DOC Riserva<br />
Pas Dosé Cuvée “Serafino”<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Herber, hefiger, nussiger und etwas pflanzlicher<br />
bis kräuteriger Duft mit Zurückhaltenden<br />
Kernobst- und Zitrusaromen sowie pilzigen<br />
Anklängen und einer Spur Brotrinde. Fest<br />
gewirkte, helle, herb-saftige Frucht, deutlich<br />
nussig-hefige Aromen, ein wenig Butter<br />
und Brotrinde, angedeutete gelbe Würze,<br />
nachhaltig am Gaumen, kräuterig-pflanzliche<br />
Nuancen, Kreide und Salz, gewisse<br />
Tiefe, recht eleganter Stil, hat Griff, sehr<br />
guter, straffer, herb-saftiger, nussiger und<br />
wieder ganz zuart buttriger Abgang.<br />
2016 Lessini Durello DOC Riserva Extra Brut “60”<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Nussiger und etwas angetrocknet-pflanzlicher<br />
Duft mit Kernobstnoten, Rauch,<br />
Kräutern und hefigen Tönen. Herb-saftige<br />
Frucht mit nussigen, kräuterig-pflanzlichen<br />
und hefigen Aromen, lebendiges, feines<br />
Mousseux, Biss und Griff am Gaumen,<br />
rauchige Töne, gewisse Mineralik, nachhaltig,<br />
gute Substanz und etwas Tiefe, getrocknete<br />
Pilze im Hintergrund, sehr guter, herber,<br />
feinwürziger und wieder griffiger Abgang.<br />
2018 Lessini Durello DOC Riserva Pas Dosé<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Deutlich hefiger und etwas pflanzlicher, auch<br />
nussiger Duft mit Kernobstnoten, ein wenig<br />
getrockneten Pilzen und floralen Nuancen.<br />
fest gewirkte, herbe, helle Frucht, nussige<br />
und wieder deutlich hefige Aromen, feines,<br />
lebendiges Mousseux, nachhaltig und griffig<br />
am Gaumen, völlig trocken, ein Hauch<br />
Butter im Hintergrund, rauchige Anklänge<br />
und wieder auch Pilze, gute Substanz,<br />
etwas Tiefe, sehr guter, fester, herb-saftiger<br />
und nussig-würziger Abgang mit floralen<br />
Anklängen und einem Hauch dunkler Beeren.<br />
92 WP >> hervorragend 55.00 €<br />
90 WP >> hervorragend 45.00 €<br />
90 WP >> hervorragend 32.00 €<br />
89 WP >> sehr gut 30.00 €<br />
Azienda Agricola Fattori Giovanni<br />
Azienda Agricola Franchetto Antonio<br />
Azienda Agricola Fattori Giovanni<br />
Casarotto Azienda Agricola<br />
2014 Lessini Durello DOC Pas Dosé “60”<br />
2014 Lessini Durello DOC Riserva Dosage zero<br />
2017 Lessini Durello DOC Brut “36”<br />
2017 Lessini Durello DOC Riserva Brut “36”<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Hefiger und herb-pflanzlicher bis kräuteriger,<br />
auch eine Spur rauchiger Duft mit verhaltenen,<br />
hellen gelbfruchtigen Nuancen, zarten<br />
Blütentönen und mandeligen Nuancen.<br />
Klare, herbe, feinsaftige, kühle Frucht,<br />
kräuterig-pflanzliche und deutlich hefige<br />
Töne, ein wenig flolral und mandelig im<br />
Hintergrund, zarter Grif, feines Mousseux<br />
und gewisser Säurebiss, nachhaltig, gute<br />
Tiefe, rauchige und salzige Töne, sehr<br />
guter, herber, griffiger Abgang mit Zug.<br />
Deutlich pilzige und vegetabile, auch<br />
hefige und rauchige Nase mit verhaltenen<br />
Kernobstaromen, ein wenig hellem Tabak und<br />
ein wenig an Leder erinnernden Tönen. Herb<br />
und fest im Mund, nussig bis leicht holzig,<br />
vegetabil, tabakig und wieder auch pilzig, recht<br />
feines Mousseux, etwas Biss und viel Griff,<br />
nachhaltig am Gaumen, hat Kraft, speckige<br />
und ledrige Anklänge im Hintergrund, leicht<br />
kreidige Textur, rauchige Töne, Schnittlauch,<br />
dann Salz, im positiven Sinne altmodischer<br />
Stil, sehr guter, fester, herber, griffiger Abgang<br />
mit metallisch-mineralischen Noten.<br />
Etwas kräuterig-pflanzliche, leicht hefige und<br />
eine Spur rauchige Nase mit verhaltenen,<br />
hellen gelbfruchtigen und floralen Tönen<br />
sowie einem Hauch Pilze. Schlanke, kühle,<br />
feinsaftige Frucht mit gewissem Säurebiss,<br />
feines, lebendiges Mousseux, pflanzliche<br />
bis leicht kräuterige, zart florale und hefige<br />
Noten, etwas Salz im Hintergrund, etwas<br />
Griff, eleganter Stil, hat Spannung, sehr guter,<br />
feinsaftiger Abgang mit animierendem Zug.<br />
Recht fester, hefiger, etwas pflanzlicher und<br />
floraler Duft mit verhaltenen gelbfruchtigen<br />
Noten. herbe, kühle, feinsaftige Frucht,<br />
kräuterig-pflanzliche und hefige Töne,<br />
ganz leicht nussig und floral, feines, lebendiges<br />
Mousseux, gewisser Säurebiss, gute<br />
Nachhaltigkeit, Salz und etwas Rauch im<br />
Hintergrund, ein wenig Zitrusschale, griffiger<br />
Typ, sehr guter, fester, herber Abgang.<br />
90 WP >> hervorragend Bis 50 €<br />
90 WP >> hervorragend 35.00 €<br />
89 WP >> sehr gut Bis 39 €<br />
89 WP >> sehr gut Bis 20 €<br />
CANTINA MARCAZZAN FABIO<br />
Giannitessari Soc. Agricola<br />
Sandro De Bruno<br />
Azienda Agricola Franchetto Antonio<br />
2017 Lessini Durello DOC Pas Dosé<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Nussiger, etwas hefiger und eine Spur pilziger<br />
Kernobstduft mit leicht holziger Würze.<br />
Reife, leicht entwickelte, ganz trockene<br />
Frucht, wieder nussige bis holzige Würze,<br />
auch pflanzliche Noten, Pilze und rauchige<br />
Anklänge, recht feines Mousseux, gute<br />
Substanz und Nachhaltigkeit, etwas Griff,<br />
recht fester Bau, gewisse Tiefe, sehr guter,<br />
herb-saftiger und wieder nussig-würziger<br />
Abgang mit rauchigen Anklängen.<br />
2014 Lessini Durello DOC Riserva<br />
Extra Brut “60 Mesi”<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Fester, rauchiger, nussiger und hefiger<br />
Zitrus-Kernobstduft mit angedeuteter<br />
gelber Würze, Kräutern und feinen<br />
pilzigen Tönen. Herb-saftige, geschliffene<br />
Frucht mit hefigen und feinen vegetabilen<br />
Aromen, etwas nussig, ein Hauch Spargel<br />
im Hintergrund, feines Mousseux und<br />
etwas Griff, nachhaltig und substanziell am<br />
Gaumen, kräuterige Töne, Kreide, Salz und<br />
etwas Rauch im Hintergrund, gewisse Tiefe,<br />
sehr guter, straffer, herb-saftiger Abgang.<br />
2017 Lessini Durello DOC Riserva Dosage zero “36”<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Nussiger, hefiger und etwas vegetabiler, leicht<br />
spargeliger Kernobstduft mit pilzigen und<br />
rauchigen Tönen. Ganz trockene Frucht mit<br />
nussigen, rauchigen, hefigen und tabakigen<br />
Noten, feines Mousseux, gute Substanz und<br />
Nachhaltigkeit, hat Griff, ein wenig holzig<br />
wirkende Töne, getrocknet-florale Nuancen im<br />
Hintergrund, sehr guter, herb-saftiger, wieder<br />
auch rauchiger, nussiger und tabakiger Abgang.<br />
2016 Lessini Durello DOC Riserva Brut<br />
Venetien (Italien), Spumante<br />
Herbe pflanzliche bis kräuterige, hefig-pilzige<br />
und zart rauchige Nase mit verhaltenen<br />
gelbfruchtigen Anklängen und einem Hauch<br />
Butter. Zart rauchig und pilzig auch im Mund,<br />
fast völlig trockene Frucht mit vegetabilen<br />
und hefigen Aromen, feines Mousseux, gute<br />
Nachhaltigkeit und Substanz, kräuterig-pflanzliche<br />
Anklänge, florale Spuren, angedeutet<br />
metallisch im Hintergrund, sehr guter Abgang.<br />
90 WP >> hervorragend Bis 35 €<br />
90 WP >> hervorragend 45.00 €<br />
89 WP >> sehr gut 25.00 €<br />
88 WP >> sehr gut Bis 35 €<br />
76 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 77
Inama<br />
Azienda Agricola Le Mandolare<br />
Canoso<br />
Le Battistelle<br />
2020 Soave Classico DOC “Foscarino”<br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Einnehmende, kühle, feste und tiefe, etwas<br />
kräuterige und fenchelig-vegetabile Nase<br />
mit noblen gelbfruchtigen Noten, Steinpilzen<br />
und floralen Spuren. Reife, fest gewirkte<br />
und wieder ausgesprochen noble, etwas<br />
schmelzige Frucht, nussige und leicht rauchige<br />
Anklänge, wieder auch etwas Fenchel, sehr<br />
feine Säure, nachhaltig und dicht am Gaumen,<br />
deutliche Mineralik, ein wenig nussige<br />
Würze, gute Tiefe, vielschichtig, konzentriert<br />
und zugleich elegant, sehr guter, fester<br />
Abgang mit noblem, herbem Saft, Haselnuss<br />
und feinster Würze. Eine Schönheit.<br />
2019 Soave Classico Superiore<br />
DOCG “Monte Sella”<br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Leicht mandelig-nussiger und etwas gemüsiger,<br />
recht nobler Duft nach reifen gelben Früchten<br />
mit etwas Zitrusschale, floralen Nuancen und<br />
Fenchel. Reife, fest gewirkte, herb-saftige<br />
Frucht, nussige und leicht holzige Töne, recht<br />
präsente Säure, Griff von reifem Gerbstoff,<br />
ein wenig gelbe Würze, buttrige und zart<br />
pilzige Anklänge, nachhaltig, gezügelte<br />
Kraft, viel Salz im Hintergrund, ein Hauch<br />
Kandis, wieder auch Fenchel, helle tabakige<br />
Spuren, sehr guter, fester, griffiger Abgang.<br />
2019 Soave Classico Superiore DOCG “Verso”<br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Fester, fein-vegetabiler und etwas rauchiger<br />
Duft mit Zitrus- und Kernobstaromen, ein<br />
wenig Artischocke, Pilzen und mineralischen<br />
Noten. Reife, herb-saftige, recht dichte Frucht,<br />
pflanzliche bis kräuterige und zart pilzige<br />
Töne, lebendige, feine Säure, etwas Griff von<br />
mürbem Gerbstoff, nachhaltig am Gaumen,<br />
salzige Mineralik, rauchige Nuancen, sehr guter,<br />
feinsaftiger Abgang, wieder mit Artischocken,<br />
dazu nussigen Anklängen und erneut Salz.<br />
2021 Soave Classico DOC “Roccolo del Durlo”<br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Kühle, pflanzliche, an Stangensellerie<br />
erinnernde Nase mit sehr gellen gelbfruchtigen<br />
Noten mit einem Hauch Champignons.<br />
Fest gewirkte Frucht mit nussigen und<br />
rauchigen Tönen, wieder Sellerie sowie<br />
recht deutlich Spargel, lebendige Säure,<br />
griffig am Gaumen, noch ganz leicht sandiger<br />
Gerbstoff, deutlich kreidig-salzige Töne, eine<br />
Spur Hefe, sehr guter, straffer, herb-saftiger,<br />
frisch-pflanzlicher und salziger Abgang.<br />
93 WP >> hervorragend Bis 35.00 €<br />
90 WP >> hervorragend 18.00 €<br />
89 WP >> sehr gut Bis 15 €<br />
89 WP >> sehr gut Bis 20.00 €<br />
Gini Sandro & Claudio<br />
Le Albare<br />
Azienda Agricola Fattori Giovanni<br />
Azienda Agricola Nardello Daniele<br />
2020 Soave Classico DOC “La Froscá”<br />
2019 Soave Classico DOC “Vigna Vecia”<br />
2020 Soave DOC “Motto Piane”<br />
2019 Soave Classico DOC “Monte Zoppega”<br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Leicht nussiger und eine Spur pfeffriger Duft<br />
mit hellen, ruhigen gelbfruchtigen Aromen,<br />
ein wenig Fenchel, Frühlingszwiebeln und<br />
kräuterigen Nuancen. Reife, ziemlich saftige<br />
Frucht mit nussigen und zart gelb-gewürzigen<br />
Aromen, wieder Fenchel, floralen Spuren,<br />
Chicoree und einem Hauch Kräutersaitling,<br />
sehr feine Säure und etwas Griff, mittlere<br />
Kraft, beinahe süßlich wirkender Schmelz,<br />
aber auch Biss, gute Tiefe, rauchige<br />
Anklänge, deutliche Mineralik, etwas Rauch,<br />
im Hintergrund eine Spur Rhabarber und<br />
Zitruszesten, sehr guter, fester, saftiger und<br />
herb-würziger Abgang mit Fenchel und Salz.<br />
Herber, kräuterig-pflanzlicher, nussiger und<br />
angedeutet buttriger Duft mit gelbfruchtigen<br />
Aromen, einer Spur Rauch, Jakobsmuscheln<br />
und etwas Fenchel. Straffe gewirkte,<br />
reife saftige Frucht mit nussigen Aromen,<br />
kräuterigen und vegetabilen Tönen sowie<br />
einer Spur Rauch, präsente Säure, etwas<br />
Griff von mürbem Gerbstoff, nachhaltig am<br />
Gaumen, zarte Kandistöne, Chicoree und<br />
deutlich Fenchel, deutliche Mineralik, hat<br />
Kraft, aber keinerlei Schwere, gewisse Tiefe,<br />
sehr guter, fester, süßlich-saftiger Abgang<br />
mit pflanzlichen Noten, Mineralik und Biss.<br />
Recht dichter, etwas vegetabiler und hellholziger<br />
Duft mit zurückhaltenden, dabei<br />
warmen gelbfruchtigen Aromen, rauchigen<br />
Anklängen und einem Hauch Kokos. Reife,<br />
schmelzige, warme Frucht, moderate Säure und<br />
mürber Gerbstoff, helle Holzwürze, wieder mit<br />
Kokosnoten, gute Substanz und Nachhaltigkeit,<br />
ein wenig gelbe Würze und Rauch, salzig im<br />
Hintergrund, kräftig und mit spürbarem, dabei<br />
recht gut integriertem Alkohol, sehr guter,<br />
warmer, schmelziger Abgang mit Holznoten,<br />
pflanzlichen Aromen und Mineralik.<br />
Nussiger und einen Hauch buttriger Duft<br />
nach reifen gelben Früchten mit vegetabilen<br />
Aromen und zart vanilliger gelber Würze<br />
und getrockneten Aprikosen. Reife, warme,<br />
schmelzige Frucht, nussige und etwas holzige<br />
Töne, wieder auch ein wenig Butter, leichte<br />
Süße und Kandistöne am Gaumen, gute<br />
Substanz und Nachhaltigkeit, gewisse Kraft,<br />
im Hintergrund Salz, gewürzige Töne, Rauch<br />
und angedeutet Trockenpilze, eine Spur<br />
Cocktailkirschen, sehr guter, wieder warmer,<br />
süßlich-schmelziger und würziger Abgang.<br />
90 WP >> hervorragend Bis 25.00 €<br />
90 WP >> hervorragend 21.00 €<br />
88 WP >> sehr gut Bis 25 €<br />
88 WP >> sehr gut 16.00 €<br />
Sandro De Bruno<br />
Agostino Vicentini<br />
Azienda Agricola Tenuta Sant‘Antonio<br />
Cantina Sociale di Monteforte D‘Alpone<br />
2020 Soave DOC “Colli Scaligeri”<br />
2020 Soave Superiore DOCG “Il Casale”<br />
2020 Soave DOC “Monte Ceriani”<br />
2021 Soave Classico Superiore DOCG “Tremenalto”<br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />
Deutlich vegetabiler und ein wenig nussiger<br />
Duft mit Kernobstaromen, einem Hauch<br />
Zitrusschale, Sellerie sowie tabakigen, pfeffrigen<br />
und kräuterigen Nuancen. Herb-saftige<br />
Frucht mit deutlich vegetabilen, ein wenig an<br />
Sellerie erinnernden und auch kräuterigen<br />
Noten, recht lebendige Säure, etwas Griff,<br />
angedeutete gelbe Würze, ein Hauch Tee,<br />
gute Nachhaltigkeit, mittlere Kraft, etwas<br />
Rauch, helle nussige bis holzige Spuren, ein<br />
Hauch grüner Bohnen, viel Salz, sehr guter,<br />
recht fester, herb-saftiger und griffiger<br />
Abgang, wieder mit ein wenig grünem Tee.<br />
Klare, recht geschliffene, beinahe kühl<br />
wirkende, fein-vegetabile Nase mit hellen<br />
gelbfruchtigen Noten und floralen Spuren.<br />
Wieder relativ kühle, feinsaftige Frucht mit<br />
frischen pflanzlichen Aromen, etwas an<br />
Sellerie erinnernd, feine, recht lebendige<br />
Säure, zart nussige, aschige und rauchige<br />
Anklänge am Gaumen, gute Nachhaltigkeit,<br />
deutlich Salz im Hintergrund, angerösteter<br />
Fenchel, etwas Griff, sehr guter, herb-saftiger<br />
und griffiger Abgang mit Feuersteinnoten.<br />
Relativ kühl wirkende, fein-vegetabile Nase<br />
mit Zitrus- und verhaltenen Steinobstaromen<br />
sowie angetrocknet-floralen Spuren. Reife,<br />
schmelzige, einen Hauch süßliche Frucht,<br />
leicht rauchig, fenchelig-vegetabile Aromen<br />
am Gaumen, angedeutete gelbe Würze, etwas<br />
Griff und feine Säure, gute Nachhaltigkeit,<br />
nussige Töne im Hintergrund, vor allem an<br />
Cashew-Kerne erinnernd, im Hintergrund<br />
Salz, sehr guter, etwas warmer, rauchiger<br />
und wieder leicht süßlicher Abgang mit<br />
gewisser Holzwürze und Nussbutter.<br />
Etwas nussiger Kernobstduft mit feinen<br />
vegetabilen und angedeutet tabakigen Noten.<br />
Klare, feinsaftige Frucht mit nussigen und<br />
angedeutet hefigen Noten, sehr feine Säure,<br />
gewisser Schmelz, etwas Griff von mürbem<br />
Gerbstoff, rauchige Nuancen, deutliche<br />
Mineralik, helle holzige Anklänge, etwas Tiefe,<br />
noch unentwickelt, sehr guter, fester Abgang.<br />
90 WP >> hervorragend 20.00 €<br />
89 WP >> sehr gut Bis 20 €<br />
88 WP >> sehr gut 19.00 €<br />
88 WP >> sehr gut Bis 15.00 €<br />
78 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 79
„Ich liebe es, durch die Mithilfe vieler Hände ein<br />
Kulturgut schaffen zu dürfen, das besondere Momente<br />
bespielen darf und Menschen glücklich macht.“<br />
Ein genussreiches Versprechen<br />
WEINGUT GEORG BREUER – RHEINGAU<br />
Für Theresa Breuer ist es ein Privileg, das Erbe ihrer Familie fortführen zu dürfen.<br />
Für Weinliebhaber ist es reinster Genuss: Mit unbeirrbarem Qualitätsanspruch<br />
entstehen im Familien<strong>wein</strong>gut Georg Breuer große Rieslinge, deren Strahlkraft<br />
weit über die Grenzen des Rheingaus hinaus Anerkennung findet.<br />
FOTOS: WEINGUT GEORG BREUER<br />
Bereits seit hunderten<br />
von Jahren reifen sie an<br />
den exponierten Hängen<br />
entlang des Rheinufers:<br />
edle Riesling-Trauben, die<br />
die Ausdruckskraft der wärmespeichernden<br />
Lagen ihrer eigentlich einst<br />
eher kühlen Heimat in sich tragen.<br />
Die aromatische Finesse, die sie ihrer<br />
langen Reifezeit verdanken, bildet<br />
für das Weingut Georg Breuer die<br />
Grundlage für ein herausragendes<br />
Sortiment an Spitzen<strong>wein</strong>en.<br />
Nach dem plötzlichen Tod ihres<br />
Vaters übernimmt die damals gerade<br />
20 Jahre alte Theresa Breuer das 40<br />
Hektar große Weingut in Rüdesheim<br />
mit dem Ziel, den seit Anfang des<br />
vergangenen Jahrhunderts durch<br />
die Generationen getragenen<br />
Familienbetrieb weiter in die Zukunft<br />
zu führen. Mit Unterstützung<br />
ihres langjährigen Betriebsleiters<br />
Hermann Schmoranz und ihres Kellermeisters<br />
Markus Lundén folgt die<br />
Winzerin dabei den vorgelebten<br />
Visionen ihres Vaters Bernhard,<br />
der dem Weingut in den 1980er-<br />
Jahren zu großem internationalem<br />
Renommee verhalf. Dessen<br />
prägender Satz: „Ich möchte Weine<br />
erzeugen, die das Merkmal ihrer<br />
Herkunft im Gesicht tragen“, gilt auch<br />
heute noch im Betrieb, und Theresa<br />
Breuer ergänzt diese Maxime durch<br />
ihre persönlichen Überzeugungen.<br />
So wird die Erfolgsgeschichte<br />
fortgeschrieben.<br />
BESTLAGEN IM<br />
RHEINGAU<br />
Neben Nonnenberg in Rauenthal,<br />
Pfaffenwies in Lorch sowie Berg<br />
Rottland und Berg Roseneck in<br />
Rüdesheim zählt das Weingut auch<br />
3,6 Hektar im berühmten Berg<br />
Schlossberg zu seinen Spitzenlagen.<br />
Der karge Lehmboden mit Schichten<br />
aus Rheinschiefer und Taunusquarzit<br />
fällt hier den schwindelerregenden<br />
Steilhang zum Rheinufer hinab<br />
und bietet einen zusätzlichen<br />
Wärmespeicher. Die Trauben des<br />
Weinbergs ergeben finessenreiche,<br />
trockene Weine, die neben sortentypischer<br />
Pfirsichfrucht oft auch<br />
zarte Nusstöne aufweisen. „Die<br />
Entscheidung meines Vaters für<br />
großartige Weinberge und für den<br />
geradlinigen Ausbau von strahlenden<br />
trockenen Rieslingen war<br />
maßgeblich für den Erfolg unseres<br />
Weinguts“, erklärt Theresa Breuer.<br />
Mit dem Respekt gegenüber dem<br />
ihr geschenkten Potenzial sowie<br />
großem stilistischem Feingefühl<br />
folgt sie zusammen mit ihrem Team<br />
den Entwicklungen der Natur, stets<br />
darauf bedacht, deren Eigenheiten<br />
und Launen zu verstehen und<br />
bestmöglich an ihr zu partizipieren.<br />
Zum langfristigen Schutz ihrer<br />
Weingärten setzt sie deshalb inzwischen<br />
auch auf naturnahen und<br />
nachhaltigen Weinbau, verzichtet<br />
auf Herbizide und Pestizide, ersetzt<br />
chemische Düngemittel durch natürliche<br />
Leguminosen (Gemüsepflanzen,<br />
die den Boden anreichern) und<br />
schenkt damit ihren Trauben mehr<br />
Gesundheit und Substanz.<br />
PERSÖNLICHER<br />
ANSPRUCH ALS<br />
QUALITÄTSPHILOSOPHIE<br />
Mit der gleichen Sorgfalt, mit der<br />
Theresa Breuer ihre Reben behandelt,<br />
wird bei der Ernte auf die Reife der<br />
Trauben geachtet und das Lesegut<br />
selektioniert. Bei der Vinifikation<br />
erfahren Fruchtaromen, Balance und<br />
Körper besondere Aufmerksamkeit.<br />
Die Spitzengewächse, die aus<br />
diesem Antrieb entstehen, glänzen<br />
durch Komplexität und enormes<br />
Reifevermögen. Auf insgesamt<br />
85 Prozent der Rebfläche des<br />
Weinguts wird Riesling angebaut.<br />
Doch Theresa Breuer widmet sich<br />
nebenbei auf kleineren Flächen auch<br />
dem Anbau von Burgundersorten<br />
sowie den historischen Rebsorten<br />
Heunisch und Orleans. Mit ihrer<br />
Arbeit schließt sie sich dem<br />
Erfolg ihres Vaters an und erntet<br />
beachtliches Lob internationaler<br />
Weinkritiker. Ihre Leidenschaft<br />
knüpft sie indes an Bescheidenheit<br />
und betont, dass der Erfolg nicht<br />
allein der ihre sei: „Ich liebe es,<br />
durch die Mithilfe vieler Hände ein<br />
Kulturgut schaffen zu dürfen, das<br />
besondere Momente bespielen darf<br />
und Menschen glücklich macht.“ So<br />
strahlt wahrer Unternehmergeist.<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 81
„Die Mischung macht es aus, ohne dabei unsere<br />
eindeutige Handschrift zu verlieren.“<br />
Ein starkes Stück Pfalz<br />
WEINGUT WAGECK – PFALZ<br />
Im Norden des beliebten deutschen Anbaugebietes Pfalz gelingt<br />
den Brüdern Frank und Thomas Pfaffmann etwas Besonderes: Sie<br />
überzeugen mit charakterstarken Weinen, die ein unverkennbares<br />
Profil haben. Jeder ist eine Hommage an sein Terroir.<br />
FOTOS: WEINGUT WAGECK<br />
Unsere Weine sollen durch ihre<br />
Vielfalt und Facetten überzeugen.<br />
Ehrlich-unkompliziert bei<br />
den Cuvées in der Basis,<br />
klassisch-pfälzisch bei den<br />
Rebsorten<strong>wein</strong>en in der Mitte oder mineralisch-komplex<br />
bei den Lagen- und Reserve-<br />
Weinen. Die Mischung macht es aus, ohne<br />
dabei unsere eindeutige Handschrift zu<br />
verlieren.“ Mit diesem Bekenntnis laden die<br />
Brüder Frank und Thomas Pfaffmann auf<br />
ihre Webseite ein und machen damit deutlich,<br />
wofür ihr Weingut Wageck nun bereits in der<br />
vierten Generation steht: Unverkennbarkeit.<br />
Was einst unter der Führung von Wilhelm<br />
Wageck mit einem für die damalige Zeit<br />
typischen Gemischtbetrieb – in dem Weinbau<br />
eine untergeordnete Rolle spielte – im kleinen<br />
Örtchen Bissersheim begann, entwickelte sich<br />
im Lauf der Jahrzehnte zu einem markanten<br />
Pfeiler der Weinregion Pfalz. Denn selbst in<br />
den schwierigen Anfängen war es die Qualität,<br />
die mit dem Namen Wageck in Verbindung<br />
gebracht wurde. Als dann zu Beginn der<br />
1970er-Jahre Gunter Pfaffmann in die Familie<br />
einheiratete, brachte er nicht nur den Namen<br />
der heutigen Eigentümer mit. Er legte auch<br />
noch gezielter das Augenmerk auf die klare<br />
Aussagekraft der Weine.<br />
ZWEI AUF EINER LINIE<br />
Ein Weg, den seine Söhne seit Jahren mitgehen<br />
und längst auch als federführende Kräfte des<br />
Traditions<strong>wein</strong>guts selbstbewusst beschreiten.<br />
Dabei ist eines gewiss: Mit Durchschnitt geben<br />
sich die zwei nicht zufrieden. Ihr Ziel ist klar<br />
definiert – sie wollen zu den besten Erzeugern<br />
Deutschlands zählen. Mit der Bourgogne<br />
als „Vorbild“ bauen sie auf von tertiärem<br />
Kalk geprägten Böden rund um Bissersheim<br />
vorwiegend Burgunder-Rebsorten an, allen<br />
voran Spätburgunder und Chardonnay. Jede<br />
Rebsorte soll zeigen, wo sie gewachsen<br />
ist, „und mit ihrer typischen Mineralität und<br />
Eleganz überzeugen“, so das Winzer-Duo. Was<br />
sie bei der Erreichung ihrer Ziele unterstützt,<br />
ist das enorme Potenzial der unterschiedlichen<br />
Lagen wie Kirchheimer<br />
Steinacker, Bissersheimer Goldberg<br />
(mit seinen Filetstücken „Am Unteren<br />
Geisberg“ und „Links am Sülzner<br />
Weg“), Bissersheimer Orlenberg und<br />
Großkarlbacher Burgweg. Sie alle<br />
stehen für markante, vielschichtige<br />
und eindrucksvoll mineralische<br />
Weine, die für sich selbst sprechen<br />
können, denn: „Unsere jahrelange<br />
Erfahrung hat uns gezeigt, dass die<br />
Böden um Bissersheim für mehr<br />
prädestiniert sind“, so Frank und<br />
Thomas Pfaffmann. Die Erträge<br />
sind niedrig, dafür sind die Trauben<br />
optimal ausgereift und von höchster<br />
Güte. Diesem Geschenk der Natur<br />
zollen die Brüder mit naturnahem<br />
Weinbau Tribut, der garantiert, dass<br />
diese Basis auch in Zukunft erhalten<br />
bleibt, um die Aromatik und Textur<br />
ihrer Gewächse zu prägen.<br />
LEISE UND DOCH<br />
AUSDRUCKSSTARK<br />
Dazu kommt eine ausgewogene<br />
Mischung aus Erfahrung (denn<br />
Tradition ist den beiden wichtig) und<br />
einer gesunden Portion Bauchgefühl.<br />
Der Rest ist essenzielles Handwerk:<br />
aufwändige Weinbergspflege,<br />
Handlese, Spontanvergärung,<br />
addiert mit dem wertvollen Faktor<br />
Zeit – all dies beschreibt die Wageck-<br />
Philosophie. Bei Weinkritiker Marcus<br />
Hofschuster klingt das wie folgt:<br />
„Die Wageck-Weine sind eher leise,<br />
meist knochentrocken, in der Jugend<br />
häufig hefebetont, straff, dabei völlig<br />
unaufdringlich, sodass es oft einen<br />
dritten oder vierten Schluck braucht,<br />
um zu bemerken, wie gut sie wirklich<br />
sind.“ Und das ist das beste Zeichen<br />
für den Weg an die Spitze.<br />
Anzeige<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 83
Auch Weine vom Wagram waren bei der Verkostung erfolgreich.<br />
AUSTRIAN WINE AWARDS MIT FAST 500 WEINEN<br />
Hohes Niveau vom Gemischten<br />
Satz bis zum Spitzenrot<strong>wein</strong><br />
Am 2. Juli 2023 kam im Gastronomischen Bildungszentrum in Koblenz eine<br />
über 20-köpfige Fachjury zusammen, um für die „Austrian Wine Awards“ fast 500<br />
österreichische Weine zu verkosten und zu bewerten. Das Qualitätsniveau war<br />
dabei bemerkenswert hoch<br />
TEXT: CARSTEN M. STAMMEN - FOTOS: DWS, VINOLOG, ÖWM_WSNA<br />
Sonntagmorgen, neun Uhr. Die Koblenzer<br />
Innenstadt ist noch ziemlich ausgestorben,<br />
doch im Gastronomischen Bildungszentrum<br />
(GBZ) der Industrie- und Handelskammer<br />
herrscht schon reger Betrieb. Hier sitzt die<br />
Deutsche Wein- und Sommelierschule (DWS) – ein<br />
Kompetenzzentrum des GBZ – und hier findet die<br />
Verkostung für die „Austrian Wine Awards“ statt.<br />
Wein Institut (ÖWI) in Korneuburg zu Wein-Plus Solutions<br />
nach Erlangen geschickt, wo sie erfasst und fotografiert<br />
wurden. Zeitgleich erhielt die Agentur – natürlich datenschutzkonform<br />
– die relevanten Informationen über alle<br />
eingereichten Weine.<br />
In zwei großen, hellen Räumen sind Tische aufgestellt, die<br />
jeweils zwei Personen Platz bieten und mit viel Abstand<br />
zueinander stehen. An den Wänden der Räume reihen<br />
sich Weinkühlschränke, von oben bis unten mit Flaschen<br />
gefüllt. Alle Flaschen stecken in Hülsen aus Wellpappe,<br />
die ihre Etiketten und Hälse verbergen: Die Identität<br />
der Weine muss geheim bleiben; nur auf den Deckeln<br />
der Schraubverschlüsse sieht man das Rot-Weiß-Rot der<br />
österreichischen Nationalflagge.<br />
An den Tischen sitzen paarweise erfahrene<br />
Absolventinnen und Absolventen der DWS, zwölf in<br />
jedem Raum: die Fachjury. In der vergangenen Stunde<br />
wurden sie in einer kurzen Präsentation noch einmal mit<br />
dem Weinland Österreich, seiner geografischen Struktur,<br />
seinen Rebsorten und seinem Qualitätssystem vertraut<br />
gemacht. Jetzt beginnen Helferinnen und Helfer der<br />
DWS, die Flaschen aus den Kühlschränken nach und nach<br />
auf die Tische zu stellen…<br />
RUND 460 WEINE VON ÜBER 170<br />
WEINBAUBETRIEBEN<br />
Das Projekt „Austrian Wine Awards“ wurde im<br />
Auftrag der Österreich Wein Marketing (ÖWM) und in<br />
Zusammenarbeit mit der DWS von der Agentur Wein-Plus<br />
Solutions organisiert. Die ÖWM lud die österreichischen<br />
Winzerinnen und Winzer ein, bis zu drei Weine für die<br />
Kampagne einzureichen. Die Anmeldungen liefen digital<br />
über das Portal der ÖWM, die auch die Sammlung der<br />
Weine übernahm.<br />
Über 170 Weinbau-Betriebe aus Österreich schickten<br />
knapp 460 Weine ein. Die Probe- und Konterflaschen<br />
wurden Anfang Juni von der Sammelstelle beim Österreich<br />
Die Jurymitglieder müssen sich auf eine Beurteilung einigen<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 85
Jeder Verkostungsflight<br />
beginnt mit Weiß<strong>wein</strong><br />
Wein-Plus Solutions stellte die<br />
Weine zu zwölf Verkostungsflights<br />
mit jeweils 38 oder 39 Mustern<br />
zusammen, wobei jeder Flight Weißund<br />
Rot<strong>wein</strong>e sowie – abhängig von<br />
deren Verfügbarkeit – auch Rosé-,<br />
Orange-, Schaum- sowie Süß<strong>wein</strong>e<br />
umfasste. Die Weine wurden für die<br />
Blindverkostung durch die Fachjury<br />
vorbereitet, nach Flights und<br />
Verkostungsreihenfolge sortiert und<br />
nach Koblenz gesandt.<br />
BLINDVERKOSTUNG<br />
UND BEWERTUNG<br />
NACH DEM WSET ® -<br />
SYSTEM<br />
Die Weine werden systematisch anhand festgelegter Kriterien bewertet<br />
Dort ist die Atmosphäre in<br />
den DWS-Räumlichkeiten<br />
inzwischen konzentriert: Die<br />
Jurymitglieder sitzen vor jeweils<br />
fünf Weingläsern, einem Spucknapf,<br />
der Verkostungsliste und den<br />
Bewertungsbögen des WSET ® . Die<br />
Abkürzung steht für Wine & Spirit<br />
Education Trust – seit über 50<br />
Jahren die renommierteste internationale<br />
Bildungsinstitution der internationalen<br />
Weinbranche mit Sitz in<br />
London. Dessen höchste Stufe der<br />
Wein-Weiterbildung ist der Lehrgang<br />
„WSET ® Level 4 Diploma in Wines“<br />
(DipWSET), der in Deutschland auch<br />
von der DWS angeboten wird.<br />
In der Verkostungsliste und auf der<br />
Flasche sind die Weine mit einem<br />
Buchstaben- und Zifferncode<br />
gekennzeichnet. Die Liste legt<br />
die Probenreihenfolge fest und<br />
offenbart lediglich die Weinart,<br />
den Jahrgang, die Rebsorte(n), die<br />
Herkunftsbezeichnung und den<br />
Alkoholgehalt. Was genau ins Glas<br />
kommt, wissen die Jurymitglieder<br />
nicht. Sie bewerten die Weine nach<br />
dem System des WSET ® , wobei das<br />
Qualitätsurteil von „poor“ (schwach)<br />
über „acceptable“ (zufriedenstellend),<br />
„good“ (gut), „very good“ (sehr gut) bis<br />
„outstanding“ (hervorragend) reichen<br />
kann.<br />
Jedes Jurorinnen- und<br />
Jurorenpaar muss bei<br />
der Weinbeurteilung<br />
zu einem eindeutigen<br />
Ergebnis kommen. Deshalb<br />
wird nicht nur geschnuppert und<br />
geschmeckt, sondern auch leise<br />
diskutiert. Für jeden Wein ist<br />
ausreichend Zeit, denn die Muster<br />
werden über den ganzen Tag in zwei<br />
Durchgängen verkostet: Jeweils am<br />
Vormittag und Nachmittag kommen<br />
maximal 20 Proben ins Glas. Dabei<br />
haben alle Jurymitglieder etliche<br />
Jahre Erfahrung in professioneller<br />
Weinverkostung und -beurteilung –<br />
schließlich arbeiten die meisten von<br />
ihnen im Fachhandel oder in der<br />
Gastronomie. Überwacht wird die<br />
Verkostung von vier Supervisorinnen<br />
und Supervisoren, die im WSET ® -<br />
Diploma-Lehrgang der DWS als<br />
Dozierende tätig sind.<br />
HOHES<br />
QUALITÄTSNIVEAU DER<br />
ÖSTERREICHISCHEN<br />
WEINE<br />
Nach rund acht Stunden ist es<br />
geschafft: Alle Weine sind fachkundig<br />
verkostet und bewertet worden.<br />
Johannes Steinmetz (DipWSET),<br />
Leiter der DWS, ist zufrieden:<br />
„Für unsere Absolventinnen und<br />
Absolventen war diese spezielle<br />
Verkostung ein exzellentes Training,<br />
das ihnen noch mehr Wissen und<br />
Erfahrung beschert hat, was die<br />
österreichischen Weine betrifft. Ihrer<br />
Verantwortung für die gewissenhafte<br />
Beurteilung der Weine sind<br />
sie mit vollem Bewusstsein gerecht<br />
geworden.“<br />
Positiv äußert sich auch Supervisor<br />
Christian Weisenstein (DipWSET):<br />
„Die große Anzahl eingereichter<br />
Weine bedeutete einen hohen<br />
logistischen und organisatorischen<br />
Aufwand, den das Team in Koblenz<br />
professionell zu meistern wusste. Die<br />
Flights waren perfekt aufeinander<br />
abgestimmt. Alle Weine wurden<br />
von einer hoch motivierten, gewissenhaften<br />
Fachjury professionell,<br />
hoch konzentriert und präzise<br />
bewertet. Das Qualitätsniveau<br />
der zu beurteilenden Weine war<br />
hoch und die Weinauswahl zeigte<br />
einen spannenden, repräsentativen<br />
Querschnitt durch das Weinland<br />
Österreich.“<br />
Tatsächlich ist das hohe<br />
Qualitätsniveau bemerkenswert:<br />
81 Prozent<br />
aller eingereichten Weine<br />
haben die Beurteilung<br />
„good“ oder „very good“, über neun<br />
Prozent sogar die Höchstwertung<br />
„outstanding“ erhalten. Der Anteil<br />
der als nicht zufriedenstellend<br />
bewerteten Weine lag bei deutlich<br />
unter einem Prozent. „Es ist<br />
beachtlich, was die Winzerinnen<br />
und Winzer in Österreich hier<br />
über alle Weinkategorien hinweg<br />
an richtig guter Qualität produzieren.<br />
Da ist sehr viel Spaß im Glas“,<br />
fasst Supervisorin Ulrike Ferres<br />
(DipWSET) zusammen.<br />
FAST 250 AWARDS<br />
VERGEBEN<br />
„Ein großes Lob geht an die<br />
Organisatoren der Veranstaltung –<br />
das ist alles ganz geschmeidig über die<br />
Bühne gegangen, sowohl zeitlich als<br />
auch verkostungstechnisch“, erklärt<br />
Ferres weiter. „Für die Jurymitglieder<br />
war die Veranstaltung mit Sicherheit<br />
eine besondere Erfahrung. Alle<br />
waren engagiert und fokussiert bei<br />
der Arbeit. Unglaublich, was da an<br />
positiver Energie freigesetzt wurde!“<br />
Diesen Eindruck bestätigt Jurorin<br />
und Supervisorin Betty Heitkämper<br />
(DipWSET) und ergänzt: „Der<br />
Austausch in den Pausen mit den<br />
sehr kompetenten Kolleginnen und<br />
Kollegen hat Spaß gemacht. Wir alle<br />
haben uns über die gute Qualität der<br />
österreichischen Weine begeistern<br />
können.“<br />
Insgesamt werden im Rahmen<br />
der „Austrian Wine Awards“<br />
244 Weine in mindestens einer<br />
von 54 Kategorien ausgezeichnet.<br />
Die Kategorien<br />
umfassen Weinfarben und<br />
Rebsorten einschließlich Piwi-Sorten,<br />
Cuvées und Gemischtem<br />
Satz, Herkunftsbezeichnungen<br />
(Weinbauregionen, generische<br />
und spezifische Weinbaugebiete,<br />
Rieden<strong>wein</strong>e) sowie weitere<br />
Kategorien wie Perl- und<br />
Schaum<strong>wein</strong>e, Prädikats<strong>wein</strong>e oder<br />
Alternativ-Weine.<br />
Die Übersicht der Sieger<strong>wein</strong>e in<br />
allen Kategorien sowie die ausführlichen<br />
Verkostungsergebnisse<br />
der<br />
„Austrian Wine<br />
Awards“ finden<br />
sich hier:<br />
austria.award.wine<br />
Die Fachjury und das Organisationsteam<br />
86 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin
„Wein muss innerlich berühren.“<br />
Wein - Wien - Wieninger<br />
WEINGUT WIENINGER – WIEN<br />
Eine Stadt, eine Familie, ein Weingut:<br />
„Wein muss innerlich berühren“,<br />
findet Winzer Fritz Wieninger vom<br />
gleichnamigen Weingut. Wie das<br />
gelingt? Mit Geradlinigkeit, Leidenschaft<br />
und einem klaren Bekenntnis zur Natur.<br />
FOTOS: WEINGUT WIENINGER<br />
Eine kosmopolitische Millionenmetropole trifft<br />
auf den historischen Flair der k.u.k.-Monarchie,<br />
Schnelllebigkeit auf Wurzeln und Tradition. Ein<br />
Umfeld, quasi wie geschaffen für das 60 Hektar<br />
große Weingut Wieninger. Schließlich vereint es<br />
mit seiner einzigartigen Lage in Wien doch Urbanität und<br />
Naturnähe zugleich. „Unsere Lagen sind streng geschützt<br />
und dürfen nicht verbaut werden“, erzählt Fritz Wieninger,<br />
der als Pionier des modernen Wiener Weinbaus gilt. Was<br />
einst als Familienbetrieb mit gemischter Landwirtschaft<br />
begann, ist längst zu einem der Aushängeschilder der<br />
österreichischen Weinwirtschaft geworden: „Mein<br />
Großvater Edmund Steinbatz baute unseren Heurigen in<br />
einer professionellen Form auf, meine Eltern haben ihn mit<br />
Qualität gefüllt und in die neue Zeit transportiert.“ Fritz<br />
Wieninger selbst begann in den 1980er-Jahren und wollte<br />
von der gastronomischen Seite des Betriebs erst einmal<br />
gar nichts wissen, denn sein Herz schlug einzig und allein<br />
für die Weinproduktion. Sein Ziel: qualitativ hochwertige<br />
Weine auf die feinen Tische des Landes zu bekommen.<br />
Dies ist ihm mehr als gelungen, denn die Wieninger-<br />
Gewächse werden längst auf allen Kontinenten getrunken.<br />
EIN LOKALER PATRIOT<br />
„Wir wollen mit möglichst wenig Eingriffen die Eigenart<br />
unserer Terroirs in die Flasche bringen. Respekt vor der<br />
Natur und die Überzeugung, dass nicht Primärfrucht,<br />
sondern Charakter einen guten Wein ausmacht, sind dabei<br />
die wesentlichen Punkte“, erklärt der passionierte Winzer<br />
die Philosophie des Familien<strong>wein</strong>guts. Charakteristisch<br />
für das Weinbaugebiet Wien sind die unterschiedlichen<br />
Lagen auf engem Raum. „Wir haben das große Glück,<br />
Rieden am leicht sandigen Bisamberg und am extrem<br />
kalkreichen Nussberg zu bewirtschaften, die getrennt<br />
durch die Donau nicht nur diese unterschiedlichen<br />
Böden aufweisen, sondern auch ein anderes Klima.<br />
Damit bescheren sie uns ein herrliches Weinsortiment.“<br />
In dieser vielschichtigen Landschaft reifen Rebsorten<br />
wie Grüner Veltliner, Chardonnay, Riesling, Pinot Noir<br />
und Zweigelt mit biodynamischer Bewirtschaftung, viel<br />
Aufmerksamkeit und einer guten Balance zwischen<br />
Wüchsigkeit und Ertrag – und unter steter Beobachtung.<br />
„Wenn die Blätter in einem mittleren grasigen Grün<br />
leuchten, weiß ich, dass im Weingarten alles in Ordnung<br />
ist.“ Es ist jedoch die regionale Spezialität, der Gemischte<br />
Satz, der für Fritz Wieninger all die Besonderheiten<br />
dieses Gebiets am eindringlichsten repräsentiert und<br />
für dessen Renaissance ab 1997 er Hauptinitiator war:<br />
„Höchste Qualität ist in allen Bereichen unser Bestreben.<br />
Das Maximum aus den verschiedenen Lagen herauszuholen.<br />
Der Wiener Gemischte Satz fängt dabei unser<br />
Weinbaugebiet auf besondere Weise ein und bringt all<br />
dies sehr gut zum Ausdruck.“ Es ist die Transformation<br />
des süßen Traubensaftes in ein differenziertes, feingliedriges<br />
Getränk – den Wein –, die Fritz Wieninger begeistert<br />
und seit drei Jahrzehnten antreibt: „Das ist ein so kreativer<br />
Prozess!“<br />
DRITTE GENERATION AM START<br />
Ein Prozess, der nicht nur ihn mit Stolz und Enthusiasmus<br />
erfüllt. Denn längst arbeiten auch seine drei Kinder in den<br />
unterschiedlichsten Bereichen des Weinguts mit: „Ich<br />
bin ein glücklicher Mensch“, sagt Fritz Wieninger über<br />
sich selbst. „Ich habe meine Träume gelebt und verwirklicht.<br />
Jetzt geht es um eine gute Übergabe an die nächste<br />
Generation in den kommenden Jahren und darum, meine<br />
Kinder nach besten Kräften zu unterstützen.“ Eben darum,<br />
dass die Wieninger’sche Leidenschaft weiterhin gelebt<br />
wird.<br />
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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 89
Im Dialog mit der Natur<br />
WEINGUT SETZER – WEINVIERTEL<br />
Weine von großer Klasse, erzeugt in einer der schönsten<br />
Regionen Österreichs: Das Weingut Setzer überzeugt mit<br />
einer beeindruckenden Vielfalt an Weinen, die ihre Herkunft<br />
widerspiegeln – und das Bewusstsein, dass der Einklang mit der<br />
Natur für die Qualität eine wesentliche Rolle spielt.<br />
FOTOS: WEINGUT SETZER<br />
Im Wandel das Gute zu erkennen, ist eine<br />
große Tugend. Eine, die die Winzerfamilie<br />
Setzer im niederösterreichischen<br />
Hohenwarth verinnerlicht hat. Denn sie<br />
sieht durchaus, dass ihre Heimat, das<br />
Weinviertel, „bereits jetzt und noch mehr in<br />
den nächsten Jahren vom Klimawandel profitiert.<br />
Durch die verschiedenen Höhenlagen<br />
und Bodenarten ist eine großartige Zukunft<br />
vorgegeben.“ Eine Zukunft, die die Familie mit<br />
einer langen Geschichte stützt. Schließlich<br />
wurde das Weingut Setzer bereits 1705<br />
gegründet – und ist seitdem in Familienbesitz.<br />
Mittlerweile sind es Hans und Ulrike Setzer, die<br />
es gemeinsam mit ihren Kindern Eugen und<br />
Marie-Theres führen und es ebenso bedacht<br />
wie ihre Vorfahren verantwortungsvoll an die<br />
nächste Generation weitergeben möchten.<br />
Zwei der wichtigsten Elemente dabei sind die<br />
stete Achtsamkeit und der bewusste Dialog mit<br />
der Natur. Heute in der zwölften Generation,<br />
ist das Weingut mit den Siegeln „Nachhaltig<br />
Austria“ und „Vegan“ ausgezeichnet. Denn<br />
getreu der Devise „weniger ist mehr“ werden<br />
die 30 Hektar Weingärten, die das Weingut<br />
umfasst, nachhaltig und im Einklang mit der<br />
Natur bewirtschaftet. „Sie ist einfach das Kapital<br />
des Weinguts“, ist Eugen Setzer überzeugt.<br />
Dieses Bewusstsein wird auch in<br />
den Weinkeller hineingetragen, wo<br />
die Weine von Kellermeister Hans<br />
Setzer in ihrer Entwicklung zwar<br />
begleitet und unterstützt werden<br />
– aber die Einflussnahme ist auf ein<br />
Minimum reduziert.<br />
ZWEI KLARE<br />
ANFÜHRER<br />
Die Weingärten rund um den<br />
Weinbauort Hohenwarth liegen<br />
zwischen 365 und 400 Metern<br />
hoch. „Dadurch besteht einerseits<br />
eine geringe Gefahr für Spätfrost.<br />
Auf der anderen Seite bringt diese<br />
Höhenlage sowohl fruchtbetonte<br />
Weiß<strong>wein</strong>e als auch komplexe und<br />
vielschichtige Grüne Veltliner – die<br />
Botschafter des Weinviertels –<br />
sowie Rote Veltliner, die auf den<br />
schottrigen und leichten Böden ein<br />
wunderbares Terrain finden, hervor“,<br />
erzählt der passionierte Winzer. Kein<br />
Wunder, dass auf diesen beiden<br />
ausdrucksstarken Rebsorten ein ganz<br />
besonderes Augenmerk liegt. Aber<br />
auch Chardonnay, Weißburgunder,<br />
Riesling, Zweigelt und Merlot<br />
werden in kleinen Teilen angebaut.<br />
„Wir wollen Weine produzieren, die<br />
authentisch sind und das Weinviertel<br />
widerspiegeln“, lautet der Leitsatz<br />
der Winzerfamilie, für die das<br />
Weinmachen stets eine große Liebe<br />
war, eine Leidenschaft und auch<br />
ein Gefühl des Stolzes, verbunden<br />
zu sein mit dem Erbe so vieler<br />
Generationen. Dazu bestand und<br />
besteht keine Alternative in einem<br />
anderen Beruf. Schließlich gibt es<br />
auch kaum eine andere Tätigkeit, bei<br />
der sich die Möglichkeit bietet, „sich<br />
jedes Jahr aufs Neue zu beweisen<br />
und die Herausforderungen der<br />
Natur anzunehmen“.<br />
WEINE,<br />
DIE ALTERN KÖNNEN<br />
So entstehen auf namhaften Rieden<br />
wie Kronberg, Kirchengarten, Laa<br />
und Kreimelberg herausragende<br />
Veltliner in unterschiedlichen<br />
Gewichtsklassen – allen voran<br />
das Flaggschiff des Hauses, der<br />
Weinviertel DAC Reserve Ried Laa<br />
„8000“. Es sind Weine, die Liebhaber<br />
in der ganzen Welt haben, darunter<br />
auch Prominente wie die Schauspieler<br />
Peter Weck und Cornelius Obonya<br />
oder den Komponisten Gottfried von<br />
Einem. Aber vor allem sind es Weine,<br />
die Spaß machen sollen – und das tun<br />
sie.<br />
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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 91
Der richtige Dreh<br />
IM TEST: SCHAUMWEIN-ÖFFNER<br />
Fast jeder Weinfan hat es schon erlebt: Der teure Champagner verteilt sich beim<br />
Öffnen über die Gäste. Oder der Korken lässt sich auch mit roher Gewalt nicht lösen.<br />
Geht das auch anders? Wir haben drei Schaum<strong>wein</strong>-Öffner im Alltag getestet.<br />
TEXT: MATTHIAS STELZIG – FOTOS: HERSTELLER<br />
Schaum<strong>wein</strong>e stehen für<br />
gute Stimmung, und die<br />
Auswahl war noch nie so<br />
üppig: Ob Prosecco oder<br />
Champagner, Cava oder<br />
Crémant und erst recht deutscher<br />
Sekt: Fast alle Herkünfte haben in<br />
den vergangenen Jahren deutlich<br />
an Qualität zugelegt. Viele Weinfans<br />
haben deshalb eine Flasche griffbereit<br />
im Kühlschrank stehen. Eine<br />
nervige Hürde ist oft allerdings das<br />
Öffnen der Flasche. Bombenfest<br />
sitzende Verschlüsse passen nicht zur<br />
Partystimmung. Im ungünstigsten<br />
Fall bricht man sich erst fast die<br />
Finger, schließlich fliegt der Korken<br />
unkontrolliert aus der Flasche und<br />
lässt Gläser zerspringen. Oder die<br />
gut gekleideten Gäste werden mit<br />
dem teuren Inhalt geduscht. Für die<br />
Siegerehrung bei Formel-1-Rennen<br />
geht das noch in Ordnung, für<br />
Weinfans ist es aber einfach peinlich.<br />
Der Einsatz eines Sektöffners, der<br />
seinen Job zuverlässig erledigt, ist<br />
daher keine Schande. Wir haben<br />
drei Modelle mit jeweils verschiedenen<br />
Funktionsweisen im Alltag<br />
mit verschiedenen jungen sowie<br />
gereiften Schaum<strong>wein</strong>en getestet<br />
und miteinander verglichen. Was<br />
können sie besser im Vergleich zum<br />
Öffnen mit der Hand? Wie zuverlässig<br />
und sicher funktionieren Sie?<br />
VACUVIN CHAMPAGNE<br />
OPENER<br />
Der Champagne Opener macht’s im<br />
Handumdrehen. Zuerst wickelt man<br />
den Flaschenhals aus der Stanniol-<br />
Kapsel und entfernt die Agraffe.<br />
VacuVin Champagne Opener<br />
Danach stülpt man die vier Zinken<br />
über den Korken, so dass sich die<br />
Zähne ins Material senken. Jetzt stellt<br />
man die Flasche auf den Tisch, hält<br />
den Champagne Opener zwischen<br />
Daumen, Zeige- und Mittelfinger fest<br />
und dreht unten an der Flasche (nicht<br />
am Öffner). Der Hebelwinkel ist trotz<br />
der schmalen Abmessungen größer<br />
als mit der Hand, selbst festsitzende<br />
Korken lassen sich so aus der Flasche<br />
heben. Am Ende hat man ihn mit<br />
einem leisen Plopp in der Hand und<br />
kann ihn aus dem festen Griff der<br />
Metallzinken befreien.<br />
Der mit rund 15 Euro recht<br />
günstige Metallguss-Öffner liegt<br />
mit seiner glatten Metalloberfläche<br />
schmeichelhaft in der Hand und<br />
ist ergonomisch gut gestaltet. Bei<br />
extra-hartnäckigen Korken, die bei<br />
lange gereiften Flaschen immer mal<br />
wieder vorkommen, kann es aber<br />
passieren, dass man sehr kraftvoll<br />
zupacken muss. In solchen Fällen<br />
ist er für zarte Hände weniger<br />
geeignet. Eingeschränkt empfehlenswert<br />
ist der Öffner zudem für die<br />
Hochzeitsparty, wo der Schampus in<br />
Strömen fließt und man Flaschen im<br />
Minutentakt aufzieht. Ansonsten ist<br />
der Champagne Opener empfehlenswert.<br />
Der nahezu unzerstörbare<br />
kleine Helfer funktioniert zuverlässig<br />
– und passt problemlos ins<br />
Reisegepäck. Für alle Fälle.<br />
LE CREUSET SW-105<br />
Der SW-105 ist mehr als ein Öffner.<br />
Auf der Innenseite verfügt er über ein<br />
großes Gewinde, das man über den<br />
Korken schraubt. Sobald der Öffner<br />
auf dem Flaschenhals aufsetzt, dreht<br />
man einfach weiter und schon löst<br />
sich der Korken aus dem Flaschenhals.<br />
Das funktioniert leichter als erwartet.<br />
Interessanterweise löst er sich auch<br />
bei einer sehr kalten Flasche, die<br />
nicht geschüttelt wurde, mit einem<br />
hübschen „Plopp“ aus der Flasche.<br />
Der zweite Vorteil: Man muss nicht<br />
in Deckung springen, um aus der<br />
Flugbahn des Korkens zu kommen.<br />
Denn nach oben hin laufen die<br />
beiden Bügel des Öffners konisch<br />
zusammen und schließen mit<br />
einem fest verbundenen Deckel<br />
ab. Der Korken fängt sich in der<br />
Verjüngung. So muss niemand auf<br />
dem Boden herumkriechen, um ihn<br />
unter der Kommode hervorzuholen.<br />
In unserem Vergleich ist er damit<br />
eindeutig der praktischste Öffner.<br />
Le Creuset SW-105<br />
Allerdings ist der SW-105 aus<br />
massivem Metall mit etwa 60<br />
Euro nicht ganz günstig zu<br />
haben. Hergestellt wird er von Le<br />
Creuset aus Frankreich, der mit<br />
seinen Gusseisen-Töpfen berühmt<br />
geworden ist. Der Öffner ist in edel<br />
behandelten Oberflächen zu haben,<br />
etwa in glänzendem Granite Crystal,<br />
schwarzem Nickel oder mattem<br />
Silber. Es gibt zudem eine Version<br />
aus Rauchglas-farbenem Kunststoff,<br />
die mit rund 23 Euro weniger als die<br />
Hälfte kostet.<br />
ATELIER DU VIN – PINCE<br />
À BOUCHON<br />
Der Trick ist so einfach. Vielleicht<br />
ist deshalb noch keiner drauf<br />
gekommen? Bei Sektflaschen laufen<br />
die Drähte des Korbs durch kleine<br />
Nuten im Korken, damit sie nicht<br />
verrutschen.<br />
Oeno Set „Pince à Bouchon“<br />
Der Pince à Bouchon macht sich<br />
das zunutze. Er verfügt über eine<br />
metallene Mütze genau in der<br />
Form des Korkens. Dabei greifen<br />
die Nasen im Öffner genau in die<br />
Kerben des Korkens. So hält die<br />
Champagnerzange den Korken schon<br />
mal ohne großen Aufwand fest. Das<br />
findet jeder sympathisch, der einen<br />
festgebackenen Korken schon mal<br />
mit bloßen Händen rausdrehen<br />
musste. Dazu verfügt das Gerät über<br />
einen langen Griff für die ganze Hand.<br />
Damit lässt sich eine sehr nützliche<br />
Hebelwirkung gegen festsitzende<br />
Korken erzeugen. Die andere<br />
Hand legt man einfach um den<br />
Flaschenhals, den Daumen von oben<br />
auf das Hütchen. Nun dreht man mit<br />
minimalem Kraftaufwand am Hebel<br />
den Korken aus dem Hals. Keine<br />
Spritzerei, keine abgebrochenen<br />
Nägel. Das funktioniert so einfach,<br />
dass man sich wundert, warum es so<br />
etwas nicht in jedem Haushalt gibt.<br />
Der Hersteller „Atelier du<br />
Vin“ aus Paris produziert edle<br />
Wein-Accessoires. Eine Pariser<br />
Mode-Designerin entwirft die<br />
Formen. Deshalb sieht das Gadget<br />
nicht nur gut aus, es liegt auch sehr<br />
angenehm in der Hand. Zudem<br />
gibt es den Pince à Bouchon auch<br />
in Kombination mit einem clever<br />
gestalteten Kellnermesser. Der Soft<br />
Machine Dandy versetzt die Spindel<br />
des Korkenziehers beim Aushebeln<br />
in Rotation und schraubt damit<br />
den Korken aus dem Flaschenhals.<br />
Das gute Stück aus Edelstahl und<br />
Messing mit Griffschalen aus Acetat<br />
zitiert elegant die 1920er-Jahre. Viel<br />
mehr lässt sich in so einfach funktionierende<br />
Helfer nicht hineinpacken.<br />
SCHAUMWEIN-ÖFFNER<br />
VacuVin Champagne Opener:<br />
vacuvin.com/products/wineopeners/<br />
champagne-opener-card<br />
15 Euro<br />
Le Creuset SW-105:<br />
www.lecreuset.de/de_DE/p/sektoffnersw-105-aus-metall/WA494050.html<br />
aus Metall: 45 Euro<br />
oder Kunststoff: 23 Euro<br />
Oeno Set mit Champagnerzange<br />
und Soft Machine Dandy:<br />
www.atelierduvin.com/de/<br />
produkt/oeno-collection-4<br />
130 Euro<br />
Champagnerzange solo:<br />
www.atelierduvin.com/de/produkt/<br />
champagnerzange<br />
25 Euro<br />
92 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 93
„Es geht um den täglichen<br />
psychischen Druck in<br />
unserem Beruf“<br />
INTERVIEW: YVONNE HEISTERMANN,<br />
PRÄSIDENTIN DER DEUTSCHEN SOMMELIER-UNION<br />
Yvonne Heistermann ist vor kurzem zur Präsidentin der Sommelier-Union<br />
Deutschland gewählt worden. Sie ist die erste Frau in diesem Amt seit der<br />
Gründung 1976. Vorausgegangen war der Rücktritt ihres Vorgängers Peer Holm<br />
aufgrund eines „MeToo“-Vorfalls. Uwe Kauss hat sie getroffen.<br />
FOTOS: UWE KAUSS, SOMMELIER-UNION DEUTSCHLAND<br />
Wie ist in der Sommelier-Union<br />
Deutschland aktuell das Verhältnis<br />
zwischen Männern und Frauen?<br />
Yvonne Heistermann: Etwa 60<br />
Prozent sind Männer, rund 40<br />
Prozent sind Frauen.<br />
Die Wahl des Vorstands stand<br />
unter einem schwierigen<br />
Vorzeichen. Dein Vorgänger<br />
Peer Holm musste aufgrund<br />
eines „MeToo“-Vorfalls<br />
zurücktreten. Mit welchen<br />
Erwartungen bist du gestartet?<br />
Yvonne Heistermann: Ich bin<br />
angetreten, weil ich die Sommelier-<br />
Union gemeinsam mit unserem<br />
Vorstandsteam erfolgreich in die<br />
Zukunft führen möchte. Dabei wirken<br />
die Vorkommnisse der Vergangenheit<br />
natürlich auch in meine heutige<br />
Arbeit ein. Zum Beispiel werden wir<br />
für unsere Mitglieder mehr regionale<br />
Veranstaltungen organisieren, um<br />
uns und unsere Kolleg*innen weiter<br />
zu sensibilisieren. Wir haben etwa in<br />
Köln zu einer Awareness-Schulung<br />
eingeladen, bei der es um Respekt und<br />
jegliche Formen der Diskriminierung<br />
ging. Es wird weitere Seminare geben.<br />
Abseits davon werden wir nach<br />
vorne schauen und uns weiterhin auf<br />
unsere Arbeit konzentrieren.<br />
Als Peer Holm zurückgetreten<br />
ist, gab es von der Sommelier-<br />
Union ein Statement, man<br />
wolle den Vorgang intensiv<br />
aufarbeiten. Wie hat diese<br />
Aufarbeitung ausgesehen?<br />
Yvonne Heistermann: Wir haben ein<br />
Vertrauensteam gegründet, einen<br />
Ethikkodex verabschiedet, die Leitung<br />
des Sommelier College mit unserer<br />
wunderbaren Kollegin Stefanie Hehn<br />
MS besetzt und eine erste Awareness<br />
Schulung organisiert. Weiter sind wir<br />
in den intensiven Dialog mit unseren<br />
Mitgliedern gegangen – während<br />
regionaler Meetings, auf unserer<br />
Mitgliederversammlung und in vielen<br />
persönlichen Gesprächen.<br />
In den vergangenen Monaten<br />
blieb der Eindruck, der Vorgang<br />
hätte nie stattgefunden.<br />
Yvonne Heistermann: Es ist eine<br />
Menge im Hintergrund passiert.<br />
Schon allein die Tatsache, dass nun<br />
seit Gründung der Sommelier-Union<br />
die erste Präsidentin gewählt wurde,<br />
spricht Bände.<br />
Billy Wagner von Nobelhart<br />
& Schmutzig hat kürzlich das<br />
Thema Belästigung in der<br />
gehobenen Gastronomie erneut<br />
in die Diskussion gebracht. Ist der<br />
Vorgang in der Sommelier-Union<br />
ein Einzelfall? Oder wird nur zu<br />
wenig darüber gesprochen?<br />
Yvonne Heistermann: Jeder Fall der<br />
Belästigung ist ein Fall zu viel, ist ein<br />
Opfer zu viel. Völlig unabhängig davon,<br />
in welcher Branche es passiert. In der<br />
Vergangenheit wurde wahrscheinlich<br />
viel zu wenig auf dieses Thema<br />
geachtet. Betroffene haben sich oft<br />
nicht getraut, sich zu äußern, weil<br />
sie in einem Abhängigkeitsverhältnis<br />
stehen. Mir geht es darum, unsere<br />
Mitglieder dafür zu sensibilisieren,<br />
die Augen im eigenen Umfeld<br />
offen zu halten und füreinander<br />
einzustehen. Wichtig ist mir auch,<br />
dass wir eine Brücke zwischen<br />
den Generationen schlagen. In<br />
Stresssituationen kann in der Küche,<br />
im Service oder auch im Büro ein<br />
rauer Ton herrschen. Da muss man<br />
versuchen, im täglichen Miteinander<br />
am Umgang zu arbeiten. Es geht um<br />
Respekt und Rücksichtnahme.<br />
Ist es möglich, dass aufgrund<br />
solcher Vorfälle Mitglieder<br />
aus der Sommelier Union<br />
ausgeschlossen werden?<br />
Yvonne Heistermann: Wenn es<br />
um ein erwiesenes Vergehen eines<br />
Mitglieds geht, wie eine sexuelle<br />
Belästigung, werden wir auch<br />
in Zukunft nicht davor zurückschrecken,<br />
ein Mitglied auszuschließen.<br />
In unserer Satzung steht<br />
dazu Folgendes: Ein Mitglied kann<br />
durch Beschluss des Vorstands<br />
mit Zweidrittel-Mehrheit der<br />
anwesenden und stimmberechtigten<br />
Vorstandsmitglieder von<br />
der Mitgliederliste gestrichen<br />
werden, wenn es gegen die Ziele<br />
und Interessen des Vereins schwer<br />
verstoßen hat.<br />
„Die Jobbörse im<br />
Newsletter ist so<br />
lang wie noch nie“<br />
Die Vorwürfe und<br />
Missbrauchsfälle sind ja<br />
nur ein Teil der Probleme.<br />
Restaurants stecken in der<br />
Krise, Weinhandlungen geben<br />
auf, Weingüter können die<br />
Kostensteigerungen nicht<br />
auffangen. Wie erlebst<br />
du diese Probleme?<br />
Yvonne Heistermann: Wir müssen<br />
uns davon lösen, die Gastronomie<br />
zu verteufeln. Zunächst möchte<br />
ich eine Lanze für unsere Branche<br />
brechen. In der Gastronomie finden<br />
ganz viele Menschen ihre Erfüllung.<br />
Es gibt kaum eine Branche, die so<br />
viel Abwechslung, Chancen und<br />
Aufstiegsmöglichkeiten bietet.<br />
Doch natürlich haben wir auch mit<br />
Herausforderungen zu kämpfen.<br />
Der Personalmangel lässt sich nicht<br />
wegdiskutieren. Viele fragen sich: In<br />
welche Branchen sind die Menschen<br />
nach der Pandemie abgewandert?<br />
Einzelhandel? Logistik? Die Jobbörse<br />
in unserem Newsletter ist so lang<br />
wie noch nie. Auch an den Schulen<br />
kommen ständig Anfragen rein.<br />
Aussicht auf Besserung<br />
besteht derzeit nicht.<br />
Yvonne Heistermann: Ich bin ein<br />
positiver Mensch und versuche die<br />
Situation als Chance zu betrachten.<br />
Die Gehälter in der Gastronomie<br />
werden besser. Die Arbeitszeiten<br />
werden flexibler. Die Arbeit in<br />
den Restaurants wird von Dritten<br />
immer mehr geschätzt. Kurzum:<br />
Die Rahmenbedingungen verändern<br />
sich, die Branche wird für viele noch<br />
attraktiver werden.<br />
Die Krise als Chance?<br />
Yvonne Heistermann: Ich denke,<br />
dass jetzt die Chance besteht, die<br />
Berufsbilder in der Gastronomie zu<br />
stärken und mehr Wertschätzung<br />
gegenüber den Mitarbeitern und<br />
Mitarbeiterinnen einzubringen. In<br />
vielen Hotels erleben wir derzeit,<br />
dass Urlaubszeiten eingehalten und<br />
94 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 95
Überstunden abgebaut werden. Viele<br />
Arbeitgeber machen sich Gedanken.<br />
“Wir müssen uns<br />
davon lösen, die<br />
Gastronomie zu<br />
verteufeln.”<br />
Bedeutet das auch, dass die<br />
Sommellerie neue Konzepte<br />
braucht, wie und unter welchen<br />
Bedingungen gearbeitet wird?<br />
Yvonne Heistermann: Wie gerade<br />
beschrieben, ist die gesamte Branche<br />
im Umbruch, davon profitieren auch<br />
Sommeliers in der Gastronomie. Die<br />
Kernarbeitszeiten waren klassischerweise<br />
von 11 bis 14 Uhr und von 17<br />
bis 21 Uhr. De facto sind viele, die<br />
früher in der Sommellerie tätig waren,<br />
deutlich länger geblieben – ich kenne<br />
das noch aus meiner aktiven Zeit im<br />
Restaurant. Das macht doch heute so<br />
gut wie niemand mehr mit. Deswegen<br />
haben zahlreiche Gastronomen<br />
bereits an ihren Arbeitszeit- und<br />
Vergütungsmodellen gearbeitet,<br />
um attraktiver für Interessierte zu<br />
sein. Ein gutes Beispiel ist Ronny<br />
Schreiber mit dem Restaurant Troyka<br />
in Erkelenz. Das Konzept wurde von<br />
A bis Z aus Sicht der Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen gedacht.<br />
Glaubst du, dass Restaurant-<br />
Gäste höhere Preise für mehr<br />
Fairness akzeptieren?<br />
Yvonne Heistermann: Vom<br />
Drei-Sterne-Restaurant bis zum<br />
Imbiss: Die Kernaufgabe für<br />
Gastronomen auf allen Ebenen ist<br />
es, Preis und Genuss in eine gute<br />
Relation zu bringen. Der Gast sollte<br />
ein gutes kulinarisches Erlebnis haben<br />
und darf sich nicht abgezockt fühlen,<br />
das Personal muss davon angemessen<br />
entlohnt werden und der Gastronom<br />
muss gut von seinem Betrieb leben<br />
können.<br />
Früher hat man Sommeliers an der<br />
Fliege und dem hochnäsigen Blick<br />
erkannt. Was zeichnet sie 2023 aus?<br />
Yvonne Heistermann: Moderne<br />
Sommeliers haben ein fundiertes<br />
Hintergrundwissen und das<br />
Fingerspitzengefühl, sich auf die Gäste<br />
einzulassen und deren Wünsche zu<br />
respektieren. Sie werden sich niemals<br />
arrogant zu den Gästen verhalten.<br />
Wenn jemand seinen Rot<strong>wein</strong> mit<br />
Cola mischen möchte, dann mögen<br />
Sie das vielleicht nicht. Sie werden es<br />
aber trotzdem servieren. Das ist ein<br />
extremes Beispiel, aber der Gast wird<br />
künftig noch mehr im Vordergrund<br />
stehen. Sommeliers schreiben ja nicht<br />
nur die Weine auf die Karte, die sie am<br />
liebsten selbst trinken, sondern die sie<br />
verkaufen können.<br />
Was sind die wichtigsten<br />
Aufgaben in den nächsten zwölf<br />
Monaten für das Präsidium?<br />
Yvonne Heistermann: Unsere<br />
Intention ist es, die Sommelier-Union<br />
weiter positiv zu entwickeln und<br />
das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
zu stärken. Dabei sind wir jederzeit<br />
offen für Anmerkungen und Kritik<br />
unserer Mitglieder. Schließlich sind<br />
wir angetreten, um auf dem guten<br />
Fundament der Vergangenheit aufzubauen<br />
und die Sommelier-Union mit<br />
frischen Ideen in die Zukunft zu führen.<br />
Eines unserer Kernziele ist es, eine<br />
Brücke zwischen den Generationen<br />
zu schlagen, so dass wir gegenseitig<br />
viel mehr voneinander profitieren<br />
können.<br />
Das neue Vorstandsteam der deutschen Sommelier Union (v.l.): Christian Frens,<br />
Michael Wangler, Yvonne Heistermann, Shahzad Talukder und Philipp Künemund<br />
96 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />
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Impressum<br />
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Wein-Plus GmbH<br />
Wetterkreuz 19<br />
D-91058 Erlangen<br />
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09131 / 7550-0<br />
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Verleger und<br />
Herausgeber<br />
Alexander Schreck (V.i.S.d.P.)<br />
Utz Graafmann<br />
Verkostung<br />
Marcus Hofschuster<br />
Kim Schreiber<br />
Anke Nägel<br />
Redaktion<br />
Uwe Kauss<br />
Raffaella Usai<br />
Alexander Lupersböck<br />
Texte<br />
Anja Hanke<br />
Marcus Hofschuster<br />
Joachim Kaiser<br />
Anke Sademann<br />
Carsten M. Stammen<br />
Matthias Stelzig<br />
Norbert Tischelmayer<br />
Layout und<br />
Gestaltung<br />
Melanie Bockelmann<br />
Oliver Štavljanin<br />
Fotografie<br />
Peter Berglund (iStock)<br />
Casa Brancaia<br />
Weingut Breuer<br />
Casa Ceretto<br />
besparklingblog (CIVP)<br />
Céline Rivier (CIVP)<br />
Consorzio Tutela Vino Soave<br />
Consorzio Tutela Vino Durello DOC<br />
DWS<br />
Envato<br />
Joachim Kaiser<br />
Uwe Kauss<br />
Jola Kuleszyńska<br />
Joerg Lehmann<br />
Lessini Durello DOC<br />
Alexander Lupersböck<br />
Château Mukhrani<br />
Casa Pico Maccario<br />
Domaines Ott*<br />
Cantina Ottella<br />
ÖWM_WSNA<br />
Domaine de la Poussie<br />
Villa Sparina<br />
Anke Sademann<br />
Nadine Saupper<br />
Weingut Setzer<br />
Sommelier-Union Deutschland<br />
Sopexa<br />
Matthias Stelzig<br />
Jérémy Toma<br />
Raffaella Usai<br />
Vinolog<br />
Weingut Wageck<br />
Weingut Wieninger<br />
Marketing,<br />
Kooperationen<br />
und Anzeigen<br />
Viktor Riemer<br />
Christian Schwert<br />
Carsten M. Stammen<br />
Anzeigen<br />
Schlumberger Vertriebsgesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
VDP.Die Prädikats<strong>wein</strong>güter<br />
WIN Development / HEVA<br />
isla.wine<br />
Hier fehlt :<br />
organize / ITA<br />
Franken<strong>wein</strong><br />
The Black Tie Collection<br />
Sopexa<br />
Druck<br />
Westermann DRUCK<br />
Klaus-von-Klitzing-Straße 2<br />
D-76829 Landau in der Pfalz<br />
Vertrieb<br />
Wein-Plus Solutions GmbH<br />
Wetterkreuz 19<br />
D-91058 Erlangen<br />
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere dürfen Nachdruck,<br />
Aufnahme in Online-Dienste und im Internet sowie Vervielfältigung<br />
auf Datenträger wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur nach vorheriger<br />
schriftlicher Zustimmung der Rechteinhaber erfolgen.<br />
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