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September 2023

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magazin<br />

Deutschland € 9,90 Österreich € 10,90 Italien € 12,90 Spanien € 12,90 Schweiz CHF 14.90<br />

„Schubladen-Denken gibt<br />

es in der Weinwelt genug!“<br />

Louisa Maria Schmidt, Deutschlands bekannteste Wein-Influencerin,<br />

über Millenials, Wein-Nerds und respektlose Sprüche<br />

Verkostung:<br />

Barbaresco 2020<br />

Eleganz gewinnt: Jahrgang<br />

mit Kraft, Finesse und<br />

Geschmeidigkeit<br />

Wine Flight<br />

durch Paris<br />

Die besten Geheimtipps:<br />

Neo-Bistros, Natur<strong>wein</strong>bars<br />

und Cavistes<br />

Madeira: Nebel, Meer und<br />

hundertjährige Weine<br />

Trotz großer Anbau-Risiken:<br />

Eine uralte und fast vergessene<br />

Weinkultur erfindet sich neu


#<strong>wein</strong><strong>plus</strong><br />

Erleben Sie den Geschmack der Insel<br />

Die Weine der kleinsten Weingüter Mallorcas –<br />

handwerklich hergestellt in der Weinmanufaktur<br />

CHÂTEAU VINO DE LA ISLA<br />

In diesem <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:<strong>Magazin</strong> warten interessante<br />

Wein-Menschen, spannende Weine, wunderbare<br />

Reiseziele und vieles mehr auf Sie: Diesmal reisen wir<br />

nach Paris – aber nicht, um den Eiffelturm zu besichtigen.<br />

In der Wein-Hauptstadt der Welt ist vieles in<br />

Bewegung, was später woanders zum Trend wird.<br />

Also kommen Sie mit zu Weinhändlern, die in ihren<br />

Läden offenen Wein ausschenken: Sich an einem<br />

entspannten Glas erfreuen oder einen Aperitif auf<br />

dem Weg ins Restaurant nehmen, anstatt im Café zu<br />

sitzen – das lässt sich so derzeit nur in Paris erleben.<br />

Unser nächstes weltberühmtes Ziel ist Venedig. Nicht<br />

weit von dort entfernt lässt sich das Leben in schöner<br />

Landschaft ganz ohne Touristenströme genießen. Die<br />

noch unentdeckten Colli Euganei gelten als Geheimtipp<br />

mit historischen Villen, Wellness und gutem Wein.<br />

Auch die Verkostung widmet sich diesmal Italien. Kim<br />

Schreiber und Marcus Hofschuster haben einen der<br />

großen Weine des Landes verkostet: den Barbaresco.<br />

Dazu berichten sie von zwei bislang kaum bekannten<br />

Gebieten: In den Nachbarregionen Soave und Lessini<br />

Durello entstehen Weiß- und Schaum<strong>wein</strong>e, die den<br />

beiden Experten richtig viel Freude bereitet haben.<br />

Weiter erzählen wir von der unentdeckten Seite<br />

eines längst bekannten Urlaubsziels: Der Weinbau auf<br />

Madeira ist für die Winzer schwierig und risikoreich.<br />

Doch in den vergangenen Jahren hat sich hier sehr viel<br />

bewegt: Qualität spielt wieder die entscheidende Rolle<br />

für die bis zu hundert Jahre gereiften Traditions<strong>wein</strong>e<br />

aus autochthonen Rebsorten, die so nur auf dieser<br />

Insel entstehen können.<br />

In Berlin haben wir Louisa Maria Schmidt getroffen, die<br />

unter ihrem Kurznamen Lou über Wein auf Instagram<br />

postet. Sie hat uns erzählt, worauf es ihr ankommt,<br />

welche Storys sie erzählt und wie ihre vielen tausend<br />

Follower darauf reagieren. Außerdem haben wir mit<br />

Yvonne Heistermann gesprochen: Sie wurde kürzlich<br />

zur ersten Präsidentin der deutschen Sommelier-<br />

Union seit der Gründung 1976 gewählt.<br />

Ich wünsche viel Genuss und Vergnügen mit diesem<br />

Heft!<br />

Ihr<br />

16.-18.FEBRUAR 2024<br />

Berlin, Station<br />

Luckenwalder Straße, 10963 Berlin<br />

Jetzt Aussteller<br />

werden und<br />

Standplatz sichern:<br />

Alexander Schreck<br />

(Herausgeber)<br />

Naturnah Charaktervoll Ausgezeichnet<br />

www.isla.wine<br />

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Schreiben Sie uns doch,<br />

wie Ihnen dieses Heft<br />

gefallen hat. Ich freue<br />

mich darauf!<br />

wmb.<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>


07<br />

WEINGESCHICHTE(N)<br />

Die gefährliche Arbeit<br />

der Weinschröter<br />

09<br />

SCHON GEWUSST?<br />

Kleinster Weinberg der Welt<br />

INTERVIEW<br />

10<br />

Louisa M. Schmidt: „Für viele ist<br />

Wein nur elitäres Gelaber“<br />

94<br />

Yvonne Heistermann: „Es geht<br />

um den täglichen psychischen<br />

Druck in unserem Beruf“<br />

REPORTAGE<br />

42<br />

FOOD PAIRING:<br />

BLAUFRÄNKISCH<br />

80<br />

TEST: SCHAUM-<br />

WEIN-ÖFFNER<br />

24<br />

Reisetipp: Madeira<br />

84<br />

Austrian Wine Awards<br />

News&Stories<br />

34<br />

24<br />

WEIN & REISE<br />

Wine Flight durch Paris<br />

Colli Euganei: Wo schon die<br />

Römer Wellness machten<br />

IM GESPRÄCH: LOUISA MARIA SCHMIDT<br />

10<br />

VERKOSTUNG<br />

62<br />

Barbaresco:<br />

Eleganz gewinnt<br />

72<br />

56<br />

Soave / Lessini Durello:<br />

Die zwei vom Vulkan<br />

Unsere aktuellen Lieblings<strong>wein</strong>e<br />

FOOD PAIRING<br />

44<br />

Blaufränkisch ganz anders<br />

genießen<br />

48<br />

Rezept: Gegriller Rehrücken<br />

mit Kräutermarinade<br />

REISETIPP:<br />

MADEIRA<br />

14<br />

WEEKEND-TIPP:<br />

WINE FLIGHT DURCH PARIS<br />

34<br />

92<br />

IM TEST<br />

Schaum<strong>wein</strong>-Öffner<br />

84<br />

AUSTRIAN WINE<br />

AWARDS<br />

94<br />

INTERVIEW MIT<br />

Y. HEISTERMANN<br />

62 TASTING:<br />

BARBARESCO<br />

72 TASTING:<br />

SOAVE / LESSINI DURELLO<br />

COLLI EUGANEI: WO SCHON DIE RÖMER WELLNESS MACHTEN<br />

24<br />

4 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 5


WEINGESCHICHTE(N)<br />

Die gefährliche Arbeit der Weinschröter<br />

Der längst vergessene Beruf des Weinschröters hatte jahrhundertelang eine<br />

enorme Wichtigkeit für die Winzer und den gesamten Weinhandel. Denn ins<br />

heutige Deutsch übersetzt bedeutet die Bezeichnung „Weinverlader“. Was so<br />

schlicht klingt, barg enorme Gefahren.<br />

TEXT: UWE KAUSS, NORBERT TISCHELMAYER - FOTO: WEIN.PLUS<br />

Das mittelhochdeutsche Wort „schröten“<br />

bedeutet „schleifen“ oder „ziehen“. Genau<br />

das war die wichtigste Aufgabe dieses<br />

Berufsstands: Die Schröter transportierten<br />

die großen, oft bis zu 1.000 Liter fassenden<br />

Weinfässer in den Weinkellern nur mit Muskel- und<br />

Hebelkraft auf Fuhrwerke und verluden sie von dort oft<br />

auch auf Schiffe.<br />

WEINLEXIKON<br />

Mehr Weingeschichte(n) gibt’s hier:<br />

glossar.<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>/brauchtum-im-<strong>wein</strong>bau<br />

Nun wurde das Fass von den Schrötern an den Fuß der<br />

Kellertreppe bewegt. Hier wurde die lange Schrotleiter<br />

auf die Treppenstufen gelegt, befestigt und das Fass mit<br />

den Schlingen zweier starker Schrotseile umgeben. Nun<br />

zogen die Männer langsam das Fass „über die Hand“ oder<br />

mit einer hölzernen Winde nach oben. Den Arbeitstakt<br />

gab der Schrötermeister mit dem Ruf „Zu-gleich“ an.<br />

Black Tie Collection<br />

DIE NEUE ONLINE-PLATTFORM FÜR DEN GENTLEMAN-LIFESTYLE<br />

Die Black Tie Collection, das neue<br />

Premiumlabel aus Berlin, gibt dem<br />

„Gentleman Lifestyle“ eine neue<br />

Bühne. Eine kuratierte Welt für<br />

einen anspruchsvollen Lebensstil mit<br />

höchsten Standards für Produkte,<br />

die rar, handverlesen und außergewöhnlich<br />

sind. Die Collection umfasst<br />

von Rum über Tee bis hin zum edlen<br />

Gentlemen‘s Porzellan der Königlichen<br />

Porzellan-Manufaktur Berlin liebevoll<br />

ausgesuchte Produkte und möchte<br />

arrivierte Männer ansprechen, für die<br />

Understatement, Stilbewusstsein und<br />

Handwerk an erster Stelle stehen.<br />

Der Kopf hinter Black Tie ist Jörn<br />

Fechner, Unternehmer, Genussmensch<br />

und Connaisseur. Unterstützt von<br />

der Expertise von Freunden und<br />

Weggefährten, unter ihnen auch<br />

Jörg Woltmann, Eigentümer der<br />

Königlichen Porzellan-Manufaktur<br />

Berlin, wurde ursprünglich nur für<br />

Friends & Family produziert. Der Erfolg<br />

und stetig wachsende Nachfrage<br />

waren dann der entscheidende<br />

Anstoß, die Kollektion beständig<br />

auszubauen und nun einem breiten<br />

Publikum zugänglich zu machen.<br />

Im ersten Schritt präsentiert die<br />

Black Tie Collection nun eine<br />

absolute Produktinnovation<br />

„Cuba Rum meets Pedro Ximénez“<br />

(Spirituose auf Rumbasis) – drei<br />

einzigartige Blends aus edlem<br />

Rum und einzigartigem Sherry.<br />

FUSION PERFECT:<br />

RUM TRIFFT<br />

PEDRO XIMÉNEZ<br />

Basis der Rumkollektion sind seltene<br />

Fässer eines kostbaren, 40 Jahre<br />

gereiften Rum Blends aus der Karibik.<br />

Sanfte Karamell-, Schokoladenund<br />

Vanillenoten treffen auf die<br />

Aromen von getrockneten Feigen,<br />

Dörrpflaumen, Zimt und frisch geröstetem<br />

Kaffee. Für das Finish des Rums<br />

hat sich Jörn Fechner gemeinsam<br />

mit dem Brennmeister der Black<br />

Tie Collection in die Welt gereifter<br />

Sherries eingearbeitet. „Das war der<br />

entscheidende Impuls, um etwas<br />

Neues zu kreieren. Einen hochwertigen<br />

Blend, den es so auf dem Markt<br />

bisher noch nicht gab. Der behutsame<br />

Verschnitt aus Sherry und Rum führt<br />

in eine völlig neue Geschmackswelt“,<br />

sagt Jörn Fechner. Für den letzten<br />

Schliff wird der gereifte Rum in einem<br />

neu entwickelten Verfahren mit jeweils<br />

einem historischen Pedro Ximénez<br />

Sherry gemeinsam in der Brennblase<br />

veredelt. Die unnachahmlich<br />

komplexen Geschmacks-nuancen<br />

dieser gereiften Sherries aus den<br />

Jahren 1830, 1910 und 1930 verleihen<br />

dem Rum eine bisher ungeahnte Tiefe.<br />

Dunkel, kraftvoll und intensiv – mit<br />

einer schier unendlichen Länge.<br />

„Insbesondere mit unserem 1910er<br />

Rum scheinen wir den Geschmacksnerv<br />

unserer Kunden getroffen zu haben<br />

und freuen uns, dass wir vielfach<br />

weiterempfohlen werden“, berichtet<br />

Fechner. Kein Wunder, denn der Duft<br />

nach frisch geröstetem Kaffee, Tabak<br />

und dunklem Toffee steigt einem sofort<br />

in die Nase. Geschmacklich verwandelt<br />

der 1910er Pedro Ximénez den Rum<br />

in den perfekten Gentlemen Drink.<br />

Neben vielen weiteren Produkten<br />

ist der »Black Tie Rum meets Pedro<br />

Ximénez 1910« sowie das „Black Tie x<br />

KPM Gentlemen’s Porcelain« in streng<br />

limitierter Auflage im Online-Shop<br />

www.blacktie-collection.com erhältlich.<br />

In der Regel bestand ein Schröter-Team aus sechs bis<br />

zwölf Männern, von denen jeder eine spezielle Aufgabe<br />

übernahm. Ihr „Schrotgeschirr“ bestand aus Hebeisen,<br />

Stangen, Bäumen, Winden (Haspeln), Seilen und Kerzen.<br />

Dazu kamen Werkzeuge zum Reparieren von Fässern und<br />

Spunden sowie ein lederner Beutel mit Schmierseife oder<br />

Speckschwarten als Gleitmasse. Ihr wichtigstes Hilfsmittel<br />

war die Schrotleiter, die aus zwei miteinander verbundenen<br />

„Weinbäumen“ mit gewölbten Holmen bestand.<br />

Sie funktionierten wie Schienen, auf denen die Fässer im<br />

Keller nach oben bewegt werden konnten.<br />

MIT MUSKELKRAFT UND SEILWINDEN<br />

Aufgrund des enormen Gewichts der Fässer und der engen,<br />

steilen Treppen in den Kellergewölben war die Arbeit<br />

außerordentlich schwierig und gefährlich. Unfälle, auch<br />

mit Todesfolge, kamen häufig vor. Der Schrötermeister<br />

untersuchte daher zunächst das Fass, ob es dicht und ohne<br />

gebrochene Fassdauben sei, verschloss den Spund mit<br />

einer Querscheibe und sicherte sie durch ein Fassblech.<br />

Auf diese Weise wurde das Fass auch auf den Schrotkarren<br />

geladen und zum Verschiffungsort wie zum Beispiel<br />

dem Rheinufer gefahren. Dazu nutzten die Schröter oft<br />

sogar nur einen Hebel, den sie auf ihre Schulter legten<br />

und so das Fass nur mit ihrer Muskelkraft anhoben. Zum<br />

Schutz der eigens dafür konstruierten, besonders stabilen<br />

Transportfässer legten die Schröter ihnen Dauben aus<br />

Birke um.<br />

Am Hafen hievte ein schwimmender Kran die Fässer auf<br />

die Decks der Schiffe. Nach dem Schröten kassierte der<br />

Schrötermeister vom Händler oder Winzer das Schrotgeld,<br />

wie es in der Schröterordnung festgelegt war. Diesen<br />

Berufsstand gab es übrigens nicht nur für den Wein-,<br />

sondern auch für den Biertransport. Die Berufsordnung<br />

untersagte den Schrötern das Tragen von Waffen bei der<br />

Arbeit und schrieb ihnen einen „gesitteten Lebenswandel“<br />

vor. Außerdem musste der Schrötermeister bis zur<br />

Übergabe an den Fuhrmann für den Wein persönlich<br />

haften. Der Beruf bestand vom Mittelalter bis weit bis ins<br />

19. Jahrhundert. Doch nach der Erfindung der Weinpumpe<br />

wurde er überflüssig und starb aus.<br />

Eine Fusion für besondere Momente: Black Tie Rum meets Pedro Ximénez 1910 (298 Euro)<br />

6 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

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SCHON GEWUSST?<br />

Drei Rebstöcke<br />

und jede Menge Prominenz<br />

Der kleinste Weinberg der Welt liegt in einem mittelalterlichen Dorf in der<br />

Schweiz: in Saillion. Seine Fläche umfasst nur 1,67 Quadratmeter, doch er ist<br />

im Katasteramt der Kommune als Rebfläche registriert. Das liegt vor allem an<br />

seinem heutigen Besitzer: dem Dalai Lama.<br />

TEXT: UWE KAUSS, NORBERT TISCHELMAYER - FOTO: JÉRÉMY TOMA<br />

Uncompromising.<br />

Der Weinort Saillon findet sich in den meisten<br />

Travel-Guides der Schweiz als eines der<br />

besterhaltenen mittelalterlichen Dörfer.<br />

Es bietet eine Panorama-Kulisse hinab ins<br />

Rhônetal und zu schneebedeckten Gipfeln.<br />

Für Weinfans gibt es aber eine zweite Sehenswürdigkeit<br />

der Kategorie „must see“. Sie liegt irgendwo zwischen den<br />

Rebzeilen, die Saillon umgeben. Auf einem grasbewachsenen<br />

Hügel, umgeben von Bäumen, befindet sich am<br />

Hang ein in weiße Feldsteine eingefasstes Beet. Aus ihm<br />

strecken sich drei Rebstöcke ins Licht, keiner ist höher als<br />

einen Meter. Es ist der kleinste Weinberg der Welt.<br />

Dass die Kommune dieses Stückchen Erde offiziell ins<br />

Kataster eingetragen hat, lag an einer Sondergenehmigung<br />

– und die erteilten die Verantwortlichen aufgrund seines<br />

Besitzers. Seit 1999 gehört der Weinbergs-Flecken dem<br />

Dalai Lama, dem spirituellen und weltlichen Oberhaupt<br />

Tibets. Seitdem zieht es jährlich tausende Besucher zu<br />

den drei Rebstöcken. Das liegt nicht nur am weltweit<br />

berühmten Heiligen des Buddhismus, dem auf Social<br />

Media knapp 40 Millionen Menschen folgen, sondern<br />

auch an der Geschichte des Weinbergs. Und die besteht<br />

aus einer Kette berühmter Namen:<br />

Besucht haben diesen Weinberg beispielsweise Gina<br />

Lollobrigida, Rennfahrer Michael Schumacher, Roger<br />

Moore, Fußballstar Zinédine Zidane, Caroline von Monaco<br />

und Peter Ustinov – um nur ein paar zu nennen.<br />

Die Idee, den Weinberg anzulegen, hatten 1980 ein<br />

paar Freunde in Paris um den weltbekannten französischen<br />

Chansonnier Gilbert Bécaud und den Schauspieler<br />

Jean-Louis Barrault. Sie wollten damit den hundertsten<br />

Todestag des Falschmünzers Joseph-Samuel Farinet<br />

ehren, der in der Region bis heute einen Ruf wie Robin<br />

Hood genießt. Laut Legende soll er ab 1870 mit seinen<br />

Komplizen viele tausend täuschend echte 20-Rappen-<br />

Münzen geprägt und damit nicht nur bezahlt, sondern sie<br />

auch an Arme und Bedürftige verteilt haben. Der bald auf<br />

22 Personen angewachsene Freundeskreis hatte es sich<br />

zum Ziel gesetzt, das Erbe Farinets fortzusetzen.<br />

nach Saillon. Symbolisch müssen diese einige Sekunden<br />

lang Weinbergsarbeit verrichten – und sich danach den<br />

Fotografen, Touristen und Autogrammjägern stellen. Der<br />

minimale Ertrag wird zusammen mit der Ernte umliegender<br />

Cru-Weinberge zu jährlich 1.000 Flaschen Wein<br />

verarbeitet, die für wohltätige Zwecke verkauft werden.<br />

1994 gingen die Rebstöcke in den Besitz des französischen<br />

Armenpriesters Abbé Pierre über. Der lehnte allerdings<br />

Alkohol in jeder Form ab und ließ Traubensaft keltern.<br />

Dieser fand aber kaum Abnehmer, die Spendenkasse der<br />

Farinet-Freunde blieb leer.<br />

1999 übergab der Abbé seinen Besitz an den Dalai Lama.<br />

Zu dessen erstem Weinbergs-Besuch kamen über 10.000<br />

Neugierige. Seitdem heißt der aus den Trauben gekelterte<br />

Wein „Friedens<strong>wein</strong>“.<br />

The restless spirit of Bob Dylan.<br />

Das Ansinnen der Freunde: mit dem Weinberg<br />

möglichst viel Geld sammeln, um es an Bedürftige<br />

zu spenden. Und so lotsen sie seitdem jeweils zur<br />

Erntezeit Top-Prominente aus ihrem Bekanntenkreis


„Schubladen-Denken gibt<br />

es in der Weinwelt genug!“<br />

INTERVIEW MIT WEIN-INFLUENCERIN LOUISA MARIA SCHMIDT<br />

Louisa Maria Schmidt alias Lou ist mit knapp 44.000 Followern<br />

Deutschlands erfolgreichste Wein-Influencerin. Die Geisenheim-<br />

Absolventin und gelernte Restaurantfachfrau zeigt mit Witz und<br />

Charme, dass man vor Wein keine Angst haben muss. Im Gespräch mit<br />

Raffaella Usai erzählt Lou, wie sie junge Menschen für Wein begeistert.<br />

FOTOS: NADINE SAUPPER<br />

Du bist Deutschlands bekannteste<br />

Wein-Influencerin.<br />

Wie wurdest du das?<br />

Louisa Schmidt: Ich bezeichne mich<br />

selbst eher als Content-Creatorin<br />

und Weinexpertin. In den USA<br />

zum Beispiel ist das viel verbreitet,<br />

in Deutschland sind wir, was die<br />

Digitalisierung betrifft, Lichtjahre<br />

hinterher. Und die Weinbranche<br />

ist generell nochmal konservativer.<br />

Also definiert man mich gerne als<br />

Influencerin.<br />

Woher kommt deine eigene<br />

Weinbegeisterung?<br />

Louisa Schmidt: Ich bin in der<br />

Old-School-Gastronomie aufgewachsen<br />

und habe auch ganz<br />

klassisch mein Handwerk dort<br />

gelernt. Mein Traum war es, in<br />

der gehobenen Gastronomie<br />

als Sommelière zu arbeiten, ich<br />

habedas aber aus gesundheitlichen<br />

Gründen aufgegeben. Nach einem<br />

Jahr im Rheingau und in der Pfalz,<br />

wo ich bei Weingütern gearbeitet<br />

habe, bin ich an die Hochschule<br />

Geisenheim gegangen. Dort habe<br />

ich Internationale Weinwirtschaft<br />

studiert.<br />

Und dann wolltest du dein<br />

Wissen weitergeben?<br />

Louisa Schmidt: Nein, eigentlich<br />

wollte ich im Export arbeiten. Die<br />

Kombination aus Wein, Kulinarik und<br />

Reisen hat mich schon immer fasziniert.<br />

Als ich mit 19 Jahren zusammen<br />

mit Ernie Loosen wochenlang auf<br />

Sales-Tour in den USA war, dachte<br />

ich: Das ist genau mein Ding! Ich<br />

wollte immer direkt am Kunden oder<br />

am Gast arbeiten, das hat mir extrem<br />

viel Spaß gemacht.<br />

Am Ende ist es doch<br />

anders gekommen. Du hast<br />

angefangen, Geschichten<br />

über Wein zu erzählen.<br />

Louisa Schmidt: Das Tolle daran ist,<br />

dass es Wein fast auf der ganzen<br />

Welt gibt und jeder Winzer, jede<br />

Winzerin eine eigene Geschichte<br />

hat. Wein bringt Menschen an einen<br />

Tisch und erzählt so viel drum herum.<br />

Es ist unglaublich spannend und<br />

umfasst so viele Themen.<br />

Junge Menschen für Wein<br />

begeistern – ist das deine Mission?<br />

Louisa Schmidt: Da ich selbst jung<br />

bin, spreche ich natürlich vor allem<br />

dieses Klientel an. Als ich anfing,<br />

hatte ich auch viele ältere Follower,<br />

sagen wir mal „alte weiße Männer“.<br />

Die haben mich ständig kritisiert und<br />

mir meine Kompetenz abgesprochen.<br />

Sie waren aber nie meine Zielgruppe<br />

– ich möchte junge Menschen an das<br />

Thema Wein heranführen.<br />

Mit deinem Blog „bringflavorhome”,<br />

deinem Instagram-<br />

Kanal und auch mit deinen<br />

Podcasts möchtest du Weinwissen<br />

zeitgemäß vermitteln. Was<br />

heißt das für dich konkret?<br />

Louisa Schmidt: Ich möchte zeigen,<br />

dass man Wein auch barrierefrei<br />

kommunizieren kann. Für viele ist<br />

Wein immer noch elitäres Gelaber.<br />

Es gibt durchaus junge Leute, die<br />

in der Ausbildung sind, ob in der<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 11


Welche Zertifizierungen werden<br />

für deine Community wichtiger?<br />

Oder sind es sogar schon zu viele?<br />

Louisa Schmidt: Wenn das Produkt<br />

und das Storytelling stimmen, ist die<br />

Zertifizierung meiner Community<br />

nicht so wichtig. Viele kennen<br />

die Unterschiede gar nicht, sie<br />

kaufen bei Familien-Weingütern<br />

ein und vertrauen denen. Auch die<br />

Biodynamie, die mir persönlich am<br />

Herzen liegt und worüber ich immer<br />

wieder etwas bringe, ist ein absolutes<br />

Nischenthema innerhalb der Nische.<br />

Wie sollten Weingüter und<br />

Regionen kommunizieren, um die<br />

junge Generation zu begeistern?<br />

Louisa Schmidt: Ich arbeite hauptsächlich<br />

für Regionen und entwickle<br />

Content für sie. Was ich immer wieder<br />

beobachte: Die Leute, die im Social-<br />

Media-Marketing arbeiten, haben<br />

leider überhaupt keine Ahnung von<br />

dem, was sie tun. Wenn jemand<br />

erfolgreichen Content produzieren<br />

will, muss er auch Content konsumieren.<br />

Die posten ein Bild und<br />

wundern sich, warum das nicht<br />

funktioniert. Social Media ist nach<br />

wie vor eines der mächtigsten Tools<br />

in der Kommunikation, die wir haben,<br />

um junge Leute zu erreichen. Da<br />

müssten einige Regionen echt mal<br />

Gas geben und off topic denken.<br />

Ist Social Media der einzige<br />

Weg, um mit der jungen<br />

Generation zu kommunizieren?<br />

Louisa Schmidt: Nein, auch Blogs<br />

funktionieren sehr gut. Und YouTube<br />

ist nach wie vor sehr wichtig. Darüber<br />

holen sich die Leute ihre Infos. Vor<br />

allem sollte man aber den Markt<br />

genau analysieren und schauen, was<br />

die Needs der Zielgruppe sind und<br />

wie junge Menschen ticken. Der<br />

Großteil der Weinwerbung kommuniziert<br />

leider am Markt vorbei.<br />

Was sind die Millennials bereit, für<br />

eine Flasche Wein auszugeben?<br />

Louisa Schmidt: Der Großteil meiner<br />

Community gibt zwischen 10 und 15<br />

Euro für eine Flasche aus, aber 25 bis<br />

30 Prozent zahlen auch gerne mehr.<br />

Die Kaufbereitschaft ist generell<br />

schon sehr hoch.<br />

Immer mehr junge Frauen<br />

verzichten ganz auf Alkohol,<br />

der Trend geht hin zum Sober-<br />

Lifestyle. Wie stehst du dazu?<br />

Louisa Schmidt: Die kritische<br />

Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema Sucht ist sehr wichtig. Vor<br />

allem, wenn man damit beruflich<br />

jeden Tag zu tun hat. Es gibt keinen<br />

wissenschaftlichen Beleg darüber,<br />

dass Wein gesund ist. Im Gegenteil,<br />

Wein ist ein Nervengift. Es ist ein<br />

Rauschmittel, das beim missbräuchlichen<br />

Konsum Risiken für die<br />

Gesundheit birgt. Die Entscheidung,<br />

ob man sich diesen Risiken aussetzen<br />

möchte, muss jeder für sich alleine<br />

treffen.<br />

Für mich ist ein gesundes Mittelmaß<br />

entscheidend, wie mit allen Dingen<br />

im Leben. In diesem Fall ist es ein<br />

bewusster Konsum. Was mich an<br />

der Diskussion nervt? Dass es nur<br />

noch darum geht, entweder Wein<br />

oder keinen Wein zu konsumieren.<br />

Dazwischen gibt es nichts. Ich bin<br />

kein Fan von Extremen, das war ich<br />

noch nie.<br />

Gastronomie oder im Handel, die<br />

sich dafür interessieren, aber bisher<br />

noch keinen Zugang dazu gefunden<br />

haben. Für meine Community darf es<br />

nicht so hochgestochen sein. Ich will<br />

generisches Fachwissen vermitteln,<br />

nicht fancy Etiketten in die Kamera<br />

halten und mich selbst inszenieren.<br />

Das machen eher die Männer in<br />

unserer Branche. Schubladen-<br />

Denken gibt es in der Weinwelt<br />

genug, ich will open-minded bleiben.<br />

Was wollen junge Menschen<br />

heute über Wein wissen?<br />

Louisa Schmidt: Aus meiner<br />

Community kommen sehr<br />

viele Fragen direkt aus dem<br />

„Weinleben“. Also zum Beispiel,<br />

ob sich die Investition in einen<br />

Weinklimaschrank lohnt oder was<br />

man beim Weinkauf beachten<br />

sollte, welche Rebsorten man als<br />

Riesling-Fan sonst noch probieren<br />

muss. Oft werde ich auch nach<br />

Reise- und Restaurant-Tipps gefragt.<br />

Aber auch Dinge zur Herstellung<br />

von Wein, etwa ob biodynamisch<br />

wirklich besser ist, und vieles mehr.<br />

Kannst du alle Fragen<br />

beantworten?<br />

Louisa Schmidt: Ich mache jeden<br />

Tag eine Stunde Community-<br />

Management und versuche, alle<br />

Fragen und Kommentare der<br />

Follower und Followerinnen zu<br />

beantworten. Klar, manchmal sage<br />

ich auch, dass ich leider nicht weiterhelfen<br />

kann, weil ich mich da nicht<br />

auskenne.<br />

Wie reagieren deine Follower<br />

und Followerinnen? Gibt es<br />

Diskussion, Widerspruch?<br />

Louisa Schmidt: Ich lasse auf<br />

meinem Kanal keinerlei Hate-Speech<br />

zu. Da wird einem schon manchmal<br />

anders. Einige Leute, vor allem<br />

Männer, habe ich deswegen auch<br />

blockiert. Wer meint, mir übelste<br />

und respektlose Sprüche unter der<br />

Gürtellinie schreiben zu müssen, hat<br />

bei mir nichts zu suchen.<br />

Hast du denn eine<br />

weibliche Community?<br />

Louisa Schmidt: Es sind fast 75<br />

Prozent Frauen, die mir folgen.<br />

Wie wichtig ist deiner Community<br />

die Herkunft der Weine?<br />

Louisa Schmidt: Also diejenigen, die<br />

tief im Thema drin stecken, interessiert<br />

das schon. Aber das sind rund<br />

20 Prozent, würde ich sagen. Die<br />

philosophieren auch gerne über<br />

Wein. Der Rest ist noch mit den<br />

Basics beschäftigt, die meisten sind<br />

nicht so nerdy unterwegs wie wir.<br />

Herkunft spielt eine Rolle, ist aber<br />

nicht der wichtigste Aspekt.<br />

12 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 13


Nebel, Meer und<br />

hundertjährige Weine<br />

REISETIPP: MADEIRA<br />

Auf Madeira hat eine uralte, in Europa fast vergessene Weinkultur<br />

überlebt: Die traditionellen Madeira-Weine, lange nur als Saucen-<br />

Würze verschrien, werden aufwendig produziert und reifen bis<br />

zu hundert Jahre. Doch der Anbau in Steillagen ist schwierig und<br />

risikoreich, berichtet Joachim Kaiser.<br />

FOTOS: JOACHIM KAISER, ENVATO<br />

Aussicht auf das kleine Dorf Canical und<br />

Marina da Quinta Grande auf Madeira.


Auf 600 Metern Höhe<br />

in Jardim da Serra im<br />

Weinbaugebiet Câmara<br />

de Lobos auf Madeira.<br />

Ein grüner Teppich mit<br />

weißen und roten Tupfern breitet<br />

sich aus, zieht sich hinab bis ans<br />

blaue Meer und die Berge hoch bis<br />

in die Wolken. Leonel Veira, Berater<br />

des „Instituto da Vinho, do Barddado<br />

e do Artesanto da Madeira“ (IVBAM),<br />

beginnt seine Tour durch die<br />

Weinberge.. Die Institution ist die für<br />

Wein zuständige Regierungsbehörde<br />

von Madeira. Doch nicht alles Grün<br />

sind Weinreben, es gibt Obst- und<br />

Gemüsegärten, und in tieferen Lagen<br />

werden Bananen angebaut.<br />

Madeira ist eine durch Vulkanismus<br />

entstandene Insel, die 57 km lang<br />

und 23 km breit ist. Ein bis 1.862<br />

Meter hoher Bergrücken durchzieht<br />

die Insel. Weinbau bedeutet auf<br />

Madeira, Steillagen in Terrassen zu<br />

bewirtschaften. Das Klima ist subtropisch<br />

mit Temperaturen von 13<br />

Grad Celsius im Winter bis 26 Grad<br />

im Sommer. Die Luftfeuchtigkeit<br />

beträgt konstant 71 Prozent. Im<br />

Regenschatten an der Südküste gibt<br />

es 500 Millimeter Niederschläge, im<br />

Norden in den Bergen sogar bis zu<br />

3.000 Millimeter.<br />

NUR 0,3 HEKTAR<br />

WEINBERGE PRO<br />

WINZERFAMILIE<br />

kommt, dass es hier nicht einfach<br />

ist, die Trauben ausreifen zu lassen.<br />

Vor allem in den Weinbaugebieten<br />

São Vicente und Santana an der<br />

Nordküste und in höheren Lagen ist<br />

es oft stark wolkig-neblig. Gesunde<br />

Trauben zu erzeugen, ist unter<br />

diesen Umständen sehr schwierig<br />

und aufwendig. Die Ernte erstreckt<br />

sich deshalb, je nach Rebsorte, von<br />

August bis Oktober.<br />

SKLAVEN, ZUCKER UND<br />

MADEIRA-WEIN<br />

Die Madeira-Weine hatten lange<br />

keinen guten Ruf, sie waren<br />

verschrien als billige Würze für<br />

Saucen. Dabei gab es eine Zeit, in<br />

der Madeira berühmt und die Insel<br />

reich war. Die Bewohner wurden<br />

wohlhabend durch den Handel<br />

mit Sklaven sowie Zucker – und<br />

wegen ihres berühmten Weines.<br />

Die Unabhängigkeitserklärung der<br />

Vereinigten Staaten im Jahr 1776<br />

etwa wurde mit Madeira gefeiert.<br />

Erst im Jahr 1999 verbot das IVBAM<br />

den Handel mit billigem Fass<strong>wein</strong>.<br />

Heute erstrahlt Madeira wieder im<br />

alten Glanz: Meine Verkostungen<br />

bei Barbeito, Blandy‘s/Madeira<br />

Wine Company (MWC), Borges,<br />

CAF/Madeira Vintners, H&H und<br />

Justino‘s zeigen, dass Madeira heute,<br />

von der Basis bis zur Spitze, wieder<br />

ein Niveau von gut bis Weltklasse<br />

erreicht.<br />

Hauptsächlich wird die robuste, rote<br />

Rebsorte Tinta Negra angebaut. Die<br />

drei Jahre gelagerten Basis<strong>wein</strong>e<br />

bestehen nahezu vollständig aus<br />

Tinta. Es gibt auch hervorragende<br />

gereifte Tintas, wie den 1995er<br />

Frasqueira und den 2000er Colheita<br />

Single Cask von Justino‘s. Beide<br />

Weine sind enorm vielschichtig, von<br />

Dörrobst (Feigen,, Datteln, Pflaumen,<br />

Rosinen) über Schokolade, Karamell,<br />

Walnuss und Tabak bis hin zu einer<br />

kalkig-kühlen Note. Süß, aber die<br />

96 g/l Zucker oder mehr sind mit<br />

kräftiger Säure gut balanciert. Die<br />

20 Prozent Alkohol schmeckt man<br />

nur, wenn man gezielt darauf achtet.<br />

Madeiras Weine sind<br />

aufgespritet und<br />

werden auf sehr<br />

spezielle Weise<br />

produziert. Die<br />

Gärung stoppen die Winzer beim<br />

gewünschten Zuckergehalt durch<br />

die Zugabe von 96-prozentigem<br />

Alkohol. Danach werden die Weine<br />

oxidativ ausgebaut, der Einfluss von<br />

Sauerstoff ist erwünscht. Zudem<br />

werden sie regelmäßig erwärmt: 45<br />

bis 50 Grad warmes Wasser fließt in<br />

Heizschlangen mindestens für drei<br />

Monate durch die Weintanks. Dieses<br />

„Estufagem“-Verfahren wird meist<br />

bei den Basisqualitäten angewandt.<br />

Beim Canteiro-Verfahren ruhen<br />

die Weine mindestens zwei Jahre<br />

in Holzfässern – früher unter<br />

den Dächern der Weingüter<br />

Wein wird auf Madeira vor allem auf<br />

kleinsten Parzellen in Steillagen angebaut.<br />

Madeiras Weinbergsfläche beträgt<br />

insgesamt nur noch 500 Hektar,<br />

die jedoch nicht mehr komplett<br />

bewirtschaftet wird. Etwa zehn<br />

Prozent, schätzt Leonel, liegen<br />

brach oder sind verwildert.<br />

Dafür gibt es zwei Ursachen:<br />

Die Winzerfamilien bearbeiten<br />

im Schnitt lediglich 0,3 Hektar<br />

Weinberge, und die unterteilen<br />

sich oft noch in mehrere Parzellen.<br />

Dazu kommt die Abwanderung<br />

der jungen Generation in weniger<br />

anstrengende und besser bezahlte<br />

Berufe oder deren Migration aufs<br />

Festland. Die ganzjährige Wärme<br />

und hohe Luftfeuchtigkeit sind ein<br />

Paradies für Botrytis, Oidium und<br />

Peronospora. Im Schnitt sind daher<br />

sieben Behandlungen bis zur Lese<br />

nötig. Meist werden Schwefel und<br />

Kupfer, aber manchmal auch synthetische<br />

Fungizide ausgebracht. Die<br />

vielen verlassenen Weinberge sind<br />

gefährliche Infektionsherde für die<br />

umliegenden Ertragsflächen. Hinzu<br />

In den Kellern der Weingüter lagern Madeira-Weine oft Jahrzehnte.<br />

Diese Reservas stammen aus den 1940er-Jahren.<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 17


Hohe Luftfeuchtigkeit, viel Nebel und Regen:<br />

Der Weinbau auf Madeira ist großen Risiken unterworfen.<br />

bei hoher Tages- und niedriger<br />

Nachttemperatur. Heute erfüllen<br />

Lagerhäuser mit Zinndächern diesen<br />

Zweck.<br />

GUTE MADEIRAS<br />

REIFEN BIS ZU 100<br />

JAHRE<br />

Besonders wichtig ist eine lange<br />

Lagerung: Die Madeira-Weine<br />

reifen bis zu hundert Jahre, bevor<br />

sie gefüllt werden. Nach der<br />

Wärmebehandlung lagern die<br />

Basis<strong>wein</strong>e mindestens drei Jahre,<br />

höhere Qualitäten und Jahrgangs-<br />

Madeiras fünf, mit Rebsorten- und<br />

Canteiro-Angabe mindestens 20<br />

Jahre, ehe sie vermarktet werden<br />

dürfen.<br />

Bei fast allen besuchten<br />

Produzenten hatte ich<br />

exzellente, trockene<br />

Sercials im Glas. Mit acht<br />

bis elf Gramm Säure<br />

stecken Sercials bis zu 65 Gramm<br />

Zucker pro Liter locker weg und<br />

schmecken tatsächlich trocken,<br />

oft salzig, mit Noten von getrockneten<br />

Zitruszesten, mit Reife auch<br />

Dörrobst. Halbtrockene Verdelhos<br />

gab es bei allen Produzenten zu<br />

verkosten. Süßer als Sercial, aber<br />

gut balanciert, bieten sie teils<br />

noch frische Zitrusnoten, gereift<br />

schmecken sie auch nach getrockneten<br />

tropischen Früchten und oft<br />

nussig. Halbsüße Boals hatte ich<br />

ebenfalls fast überall im Glas. Sie<br />

schmecken füllig, deutlich in Richtung<br />

Karamell, nach getrockneten Feigen<br />

und Datteln. Die meisten Madeira-<br />

Häuser haben auch Malvasia-<br />

(Malmsey)-Weine im Programm. Das<br />

sind zehn Jahre und länger gereifte<br />

Süß<strong>wein</strong>e. Sie schmecken opulent<br />

und enorm vielschichtig mit Aromen<br />

von Früchten, Gewürzen, Nüssen,<br />

Schokolade, Honig und Toffee.<br />

ÜBERRASCHUNGEN<br />

ZWISCHEN KÜHL UND<br />

MINERALISCH<br />

Die schwierige Rebsorte Terrantez<br />

ist hochgeschätzt, wird nur auf<br />

wenigen Hektar angebaut und muss<br />

schon im August geerntet werden,<br />

weil die Trauben sonst oft am Stock<br />

verfaulen. Der 1978er Justino‘s<br />

Terrantez halbsüß und der zwanzigjährige<br />

H&H Terrantez halbtrocken<br />

sind für mich Gänsehaut-Weine: Das<br />

Aromenprofil ist enorm vielschichtig,<br />

wie bei den besten anderen<br />

Rebsorten, dazu sehr elegant und<br />

distinguiert.<br />

Doch Vorsicht beim Verkosten:<br />

Bei Jahrgangs-Madeiras muss man<br />

mit Überraschungen rechnen. Vor<br />

allem die Single Casks fallen mit<br />

ungewöhnlichen Aromen auf, etwa<br />

kühl-mineralische Noten nach<br />

trocknendem Kalkputz oder in<br />

Honig marinierten, getrockneten<br />

Zitruszesten.<br />

Der Anteil nicht aufgespriteter<br />

Weine und<br />

Sekte liegt derzeit<br />

unter zehn Prozent.<br />

Barbusano produziert<br />

ausschließlich trockene, interessante<br />

„Tafel<strong>wein</strong>e“; Barbeito, Justiono‘s,<br />

MWC und einige kleinere Weingüter<br />

ebenso. Justino‘s produziert sogar<br />

einen Bio-Wein, den Fanal Verdelho.<br />

Demnächst kommt der rote Fanal<br />

Listrão Bio hinzu. Barbeito experimentiert<br />

ebenfalls mit dem Anbau<br />

nach Bio-Richtlinien. Barbeito,<br />

Justino‘s und MWC vinifizieren<br />

selbst. Alle anderen lassen die Weine<br />

nach ihren Vorgaben in der IVBAM<br />

Adega São Vicente vom Önologen<br />

João Pedro Machado ausbauen.<br />

Winzer João Barradas ist 72 Jahre alt<br />

und arbeitet immer noch in seinen<br />

steilen Pergola-Terrassen-Anlagen.<br />

18 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin


Die Botschafter des Lugana<br />

OTTELLA – VENETIEN<br />

In einer der begehrtesten Urlaubsregionen Italiens – am Gardasee<br />

– liegt das Weingut Ottella. Ein Paradebeispiel für regionales<br />

Bewusstsein, das sich in stolzen Weinen zeigt, die das beschwingte<br />

Lebensgefühl Italiens in sich tragen.<br />

FOTOS: OTTELLA<br />

Zwei Brüder, eine Region,<br />

eine gemeinsame<br />

Leidenschaft: Das ist die<br />

vortreffliche Gleichung,<br />

die hinter dem Weingut<br />

Ottella im Herkunftsgebiet Lugana<br />

steht. Denn es sind Francesco und<br />

Michele Montresor, die das 95<br />

Hektar große Familien<strong>wein</strong>gut nun<br />

in vierter Generation leiten – und<br />

zugleich in dieser Zeit zum Pionier des<br />

Anbaugebiets gemacht haben, das<br />

sich quer über die Provinzen Verona<br />

und Brescia erstreckt. Tatsächlich<br />

sind die beiden Brüder maßgeblich<br />

daran beteiligt, dass die Weinregion<br />

am Gardasee heute einen so ausgezeichneten<br />

Ruf genießt.<br />

„Bei all unseren Entscheidungen<br />

geht es uns darum, Spitzenleistungen<br />

zu erzielen, um wahre<br />

Botschafter dieser besonderen<br />

Weinregion zu sein“, erklärt<br />

Francesco Montresor als der eine<br />

Inhaber von Ottella. Und es ist ein<br />

besonderer Kosmos, in dem sich<br />

die Weinberge am südlichen Ufer<br />

des beliebten Sees befinden: Der<br />

einstige Vorstoß der eiszeitlichen<br />

Gletscher ins Tal formte hier das<br />

Amphitheater der Moränenhügel und<br />

so auch die Lugana-Mulde, in der die<br />

Zusammensetzung der Lehmböden<br />

zwischen den DOC-Gemeinden<br />

Sirmione, Desenzano, Lonato,<br />

Pozzolengo und Peschiera del<br />

Garda variiert: hauptsächlich<br />

Kalkstein, reich an Mineralien, in<br />

den Hügelgebieten mit mehr Sand<br />

durchsetzt.<br />

KUNST TRIFFT AUF<br />

WEIN<br />

„Es macht unglaubliche Freude, in<br />

dieser Gegend ein Erzeugnis herzustellen,<br />

dessen Qualität in der tiefen<br />

italienischen Kultur des Schönen und<br />

Guten verwurzelt ist“, meint Michele<br />

Montresor, als der andere Inhaber<br />

verantwortlich für die Exportmärkte.<br />

Genau diese Werte sind es, die<br />

Ottella aufgreift. Zum einen in der<br />

Philosophie des Weinmachens, die<br />

geprägt ist vom höchsten ethischen<br />

Ausdruck des Handelns, der<br />

Achtung vor den Menschen und der<br />

Landschaft, die sie umgibt. Damit<br />

ist zugleich klar, dass biologischer<br />

Weinbau eine Grundvoraussetzung<br />

für die Winzerfamilie ist. Aber die<br />

Philosophie zeigt sich auch im ästhetischen<br />

Ausdruck der Schönheit,<br />

die sich sogar im Weinkeller widerspiegelt:<br />

ein origineller Raum, der<br />

nicht nur die moderne Denkweise,<br />

Wein zu erzeugen, architektonisch<br />

aufgreift, sondern auch die<br />

Verbindung von Kunst und Wein,<br />

die fest in der Familie verwurzelt ist.<br />

Hier, in diesem einzigartigen Rahmen,<br />

reifen die Weine in verschiedenen<br />

Gebinden: Stahl, Holz, Zement<br />

und im dritten Jahrgang nun auch<br />

in Terrakotta-Amphoren. Denn<br />

das Bewahren von Werten und<br />

Traditionen ist ebenso Teil von Ottella<br />

wie die Visionen für die Zukunft.<br />

WEINE, DIE<br />

BEGEISTERN<br />

Die Grundlage für alles bilden<br />

der größtmögliche Respekt und<br />

die gelungene Interpretation<br />

der Beziehung zwischen dem<br />

Weinberg und seiner Umwelt.<br />

Das Hauptaugenmerk im<br />

Rebsortenspiegel liegt auf der regionalen<br />

Paraderebsorte Trebbiano<br />

di Lugana (Turbiana). Aber auch<br />

Corvina Veronese, Cabernet<br />

Sauvignon, Merlot, Incrocio Manzoni<br />

und Chardonnay werden angebaut.<br />

Nach der schonenden Ernte kommen<br />

im Keller die Nachhaltigkeit des<br />

Prozesses und die Liebe zum Detail<br />

zum Tragen. DieseAttribute verleihen<br />

den Weinen ihren Feinschliff und<br />

bringen ihre stilistische Identität zum<br />

Ausdruck: „Wein muss in erster Linie<br />

begeistern und dabei unsere Sinne<br />

und unser Gedächtnis stimulieren.“<br />

Genau dies gelingt bei Ottella.<br />

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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 21


Genussvolle Herzensheimat<br />

BRANCAIA – TOSKANA<br />

Wein von höchster Qualität im Einklang mit der Natur zu<br />

produzieren, ist das erklärte Ziel des Weinguts Brancaia in der<br />

Toskana. Denn Werte wie Nachhaltigkeit, Respekt und Qualität<br />

sind hier ein gelebtes Versprechen der ganzen Familie.<br />

FOTOS: BRANCAIA<br />

Bei Wein ist es wie bei Kindern. Man<br />

schützt und behütet sie vom noch<br />

so kleinsten Moment an. Im Falle des<br />

Weins von der kleinen Pflanze an,<br />

die später das kostbare Traubengut<br />

trägt. Man begleitet sie auf jedem einzelnen<br />

Schritt ihres Weges… in diesem Fall bis in die<br />

Flasche und sogar oftmals bis zum Weintrinker<br />

selbst. Und wenn man gefragt wird, welches<br />

Kind einem denn das liebste sei, kann man keines<br />

wirklich bevorzugen. „Alle unsere Weinberge<br />

haben das Potenzial, in unsere Spitzen<strong>wein</strong>e zu<br />

münden“, lautet daher auch beim toskanischen<br />

Spitzen<strong>wein</strong>gut Brancaia die Devise. Rückblick:<br />

„Unser Fokus liegt immer darauf, bestes,<br />

authentisches Traubengut zu erzeugen, in dem<br />

Typizität lebt und Nachhaltigkeit die Basis ist.“<br />

Meine Eltern erfüllten sich 1981 den Traum eines<br />

Urlaubhauses in der Toskana. Das Haus, das<br />

schon damalsBrancaia hieß, war von Rebbergen<br />

umgeben, beides in sehr schlechtem Zustand“,<br />

erzählt Barbara Widmer über die Anfänge. Sie,<br />

die Schweizerin, die ursprünglich Architektin<br />

werden wollte, um dann doch auch Önologie zu<br />

studieren, und 1998 das Weingut ihrer Eltern<br />

übernahm. „Die Entscheidung, von der Welt<br />

der Architektur zum Weinbau zu wechseln, war<br />

ein schrittweiser Prozess. Das Studium hat mir<br />

gefallen, aber der Zweifel, dass ich dies als Beruf<br />

ausüben wollte, wuchs genauso schnell wie mein<br />

Interesse und die Faszination für die Weinwelt.<br />

So absolvierte ich erst ein einjähriges<br />

Praktikum in einem Bio-Weinbetrieb,<br />

bevor ich mich endgültig für das<br />

Oenologiestudium entschied. So<br />

ist Architektur zu meinem Hobby<br />

und die Weinwelt zu meinem Beruf<br />

geworden – beide aus, meiner Sicht<br />

äußerst spannende und kreative<br />

Welten.“<br />

QUALITÄT KENNT<br />

KEINEN KOMPROMISS<br />

Die Weinberge von Brancaia<br />

verteilen sich auf drei Lagen und<br />

umfassen insgesamt 80 Hektar<br />

Rebfläche; wobei die eine Hälfte<br />

im Chianti Classico liegt und die<br />

andere in der Maremma. Im Chianti<br />

Classico überwiegt die rote Rebsorte<br />

Sangiovese, dicht gefolgt von Merlot.<br />

Aber auch Cabernet Sauvignon<br />

und Sauvignon Blanc werden hier<br />

angebaut. In der Maremma hingegen<br />

führt Cabernet Sauvignon leicht<br />

den Sortenspiegel an. Petit Verdot,<br />

Sangiovese, Merlot und Cabernet<br />

Franc folgen. „Die drei Lagen<br />

unterscheiden sich in der Höhe,<br />

im Bodentyp wie auch klimatisch<br />

sehr, gemeinsam haben sie aber das<br />

Potential, beste Traubenqualität zu<br />

erbringen“, erklärt die Önologin und<br />

Geschäftsführerin. „Ob in Radda,<br />

Castellina oder in der Maremma:<br />

Unser Fokus liegt immer darauf,<br />

bestes, authentisches Traubengut<br />

zu erzeugen, in dem Typizität lebt<br />

und Nachhaltigkeit die Basis ist.“<br />

So ist es auch kein Wunder, dass<br />

die Bio-Zertifizierung ein wichtiges<br />

Bekenntnis für die gesamte Familie<br />

und das Team von 45 Personen<br />

war und ist. „Je mehr Respekt wir<br />

der Natur entgegenbringen, desto<br />

gesünder sind unsere Rebstöcke<br />

und desto besser und ortstypischer<br />

ist die Qualität unserer Trauben.<br />

Die Tatsache, dass ökologischer<br />

Weinbau und kompromisslose<br />

Qualität hundertprozentig vereinbar<br />

sind, ist für uns eine der wichtigsten<br />

und schönsten Erkenntnisse.“ Dieser<br />

Respekt vor der Natur im Weinberg<br />

wird im Keller fortgesetzt: „Hier ist es<br />

wichtig, die Qualität jedes einzelnen<br />

Weinbergs zu verstehen und zu<br />

akzeptieren und sein Potenzial<br />

perfekt auszuschöpfen.“<br />

MONUMENTE DER<br />

REGION<br />

In erster Linie sollen die Weine von<br />

Brancaia „harmonisch sein und viel<br />

Freude bereiten“. Genauso wichtig ist<br />

es aber, dass sie ihre Herkunft widerspiegeln.<br />

„Ortstypizität ist für uns<br />

das A und O. Jeder Brancaia-Wein<br />

ist heute ein Abbild des zauberhaften<br />

Ortes, an dem er gewachsen<br />

ist.“ Ein Paradebeispiel dafür ist der<br />

Il Blu – das vinophile Markenzeichen<br />

des Weinguts. Die rote Cuvée wurde<br />

1988 geboren und hat Brancaia<br />

sowohl wegen ihres ikonischen<br />

Etiketts als auch wegen der hervorragenden<br />

Qualität berühmt gemacht.<br />

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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 23


Colli Euganei<br />

Wo schon die Römer<br />

Wellness machten<br />

Die Region Colli Euganei ist bekannt<br />

für Wein, Thermen und Vulkankegel.<br />

Erst von den Römern, später vom venezianischen Adel und den<br />

Habsburgern geschätzt: Die Region Colli Euganei bei Venedig bietet<br />

interessante Weine, unberührte Landschaften, Wellness-Resorts und<br />

historische Villen. Ein perfektes Ziel für einen Kurztrip nach Italien.<br />

TEXT UND FOTOS: RAFFAELLA USAI


Das kleine, hügelige<br />

Weinbaugebiet Colli<br />

Euganei in der norditalienischen<br />

Provinz<br />

Padua ist nur sehr<br />

wenigen ein Begriff. Selbst ich, die<br />

viel in Italien herumkommt, war bis<br />

vor Kurzem noch nicht dort. Ein<br />

großes Versäumnis, wie sich herausstellte.<br />

Denn das von bewaldeten<br />

Vulkankegeln geprägte Hinterland<br />

von Venedig hat mich begeistert, mit<br />

seinen Weinen, seiner intakten Natur<br />

und den hervorragenden Restaurants.<br />

Ach, und nicht zu vergessen: den<br />

heißen Thermalquellen!<br />

SCHON DEN RÖMER<br />

GEFIEL ES HIER<br />

Bei meiner Ankunft im schicken,<br />

aber etwas aus der Zeit gefallenen<br />

In den Thermalbädern der<br />

Colli Euganei kann man<br />

die Seele baumeln lassen.<br />

Hotel in Montegrotto Terme wird mir<br />

schlagartig bewusst, dass die Colli<br />

Euganei zwar weniger für ihre Weine<br />

bekannt, dafür aber umso berühmter<br />

für ihre therapeutischen Heilkräfte<br />

sind. Die besonderen Vorteile des<br />

Thermalwassers wussten schon die<br />

alten Römer zu schätzen, die ihre<br />

Anlagen „acquae patavinae “ (paduanische<br />

Gewässer) nannten. Deren<br />

antike Überreste sind noch heute zu<br />

besichtigen.<br />

Mit 130 Thermalanlagen und rund<br />

220 Thermalbädern sowie über<br />

13.000 Hotelbetten ist die Region<br />

eines der wichtigsten Kur-Zentren<br />

Europas und zieht jährlich Tausende<br />

von Gesundheitstouristen aus dem<br />

In- und Ausland an. Wer sich also<br />

neben Wein für Fangobäder und<br />

Inhalationstherapie interessiert,<br />

wird sich in einem der unzähligen<br />

Spa-Hotels pudelwohl fühlen.<br />

VON BORDEAUX-<br />

BLENDS BIS<br />

GOLDMUSKATELLER<br />

Ich bin jedoch nicht wegen des<br />

Wassers hier, sondern gespannt auf<br />

die ersten zu verkostenden Weine.<br />

Das Herzstück der Appellation<br />

bilden die Rot<strong>wein</strong>-Cuvées aus internationalen<br />

Rebsorten, die als Colli<br />

Euganei DOC Rosso in den Handel<br />

kommen. Für viele Winzer sind sie<br />

das Aushängeschild – und haben<br />

dabei ein bemerkenswert gutes<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis. Bis auf<br />

die Weine des wohl bekanntesten<br />

Weinguts Vignalta sind die meisten<br />

Flaschen für weniger als 20 Euro zu<br />

haben.<br />

Die klassischen Bordeaux-Rebsorten<br />

werden hier aber nicht erst seit<br />

einigen Jahrzehnten angebaut, wie<br />

etwa in Bolgheri. Bereits 1870<br />

begannen die Grafen Corinaldi,<br />

auf ihren Ländereien in Monselice<br />

Merlot und Cabernet Sauvignon<br />

anzupflanzen, und gehörten damit<br />

zu den Ersten in Italien. Auf diese<br />

traditionsreiche Geschichte sind die<br />

Erzeuger besonders stolz. Heute<br />

wachsen auf den rund 2.500 Hektar<br />

des Anbaugebiets vor allem Merlot,<br />

Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc,<br />

Carmenère und Raboso, die beiden<br />

Letzteren sind in den roten Blends in<br />

kleineren Anteilen verschnitten.<br />

Neben den Rot<strong>wein</strong>en<br />

gibt es auch den Fior<br />

d‘Arancio Colli Euganei<br />

DOCG aus Moscato<br />

Giallo (Goldmuskateller).<br />

Er darf in drei verschiedenen<br />

Versionen erzeugt werden: als süßer<br />

Schaum<strong>wein</strong>, als konzentrierter<br />

Passito und als trockener Wein.<br />

Weingüter wie Monteversa und<br />

Maeli bringen extrem gute und<br />

eigenständige Pet-Nats aus Moscato<br />

Giallo auf die Flasche. Sie sind frisch<br />

und aromatisch, haben sehr guten<br />

Grip und eine tolle Säure. Für mich<br />

sind diese „rifermentato in bottiglia“<br />

die ausdrucksstärkste Spielart dieser<br />

Rebsorte. Diese Weine werden als<br />

Veneto IGT abgefüllt.<br />

SERPRINO, KEIN<br />

PROSECCO<br />

Eine weitere Spezialität der Colli<br />

Euganei ist der tankvergorene<br />

Serprino DOC. Er wird aus der<br />

Rebsorte Glera erzeugt, die auch<br />

für Prosecco verwendet wird.<br />

Ähnlich wie das berühmtere Pendant<br />

trinkt man den leichten, spritzigen<br />

Serprino als Aperitif, sein Absatz ist<br />

jedoch stark lokal begrenzt. Einige<br />

Winzer wollen deswegen den<br />

Serprino als Unterzone der DOC<br />

Prosecco anerkennen lassen, was<br />

derzeit in der Appellation kontrovers<br />

diskutiert wird.<br />

Besonders überzeugt hat mich der<br />

Serprino des Weinguts Ca‘ della<br />

Vigna, ein junger Betrieb, der vom<br />

Architekten-Ehepaar Wim Brouwer<br />

und Catia Bolzonella geleitet wird.<br />

AUF DEN SPUREN DER<br />

VULKANERUPTIONEN<br />

Entstanden sind die Colli Euganei<br />

vor 35 bis 43 Millionen Jahren.<br />

Damals brachten eine Reihe vulkanischer<br />

Eruptionen die etwa hundert<br />

Hügel mit dem unverwechselbaren,<br />

kegelförmigen Profil hervor. Sie sind<br />

bis zu 600 Meter hoch und weit<br />

über die Po-Ebene hinweg sichtbar.<br />

Die Böden bestehen hier aus harten<br />

Vulkangesteinen wie Basalt, Ryolith,<br />

Trachyt und Latit. In unzähligen<br />

Steinbrüchen wurden über viele<br />

Jahrhunderte Trachyt, aber auch<br />

Kalkstein abgebaut, die für den<br />

Bau prächtiger Plätze und Paläste<br />

im nahen Venedig dienten. Der<br />

Trachyt-Abbau wurde vor einigen<br />

Jahren eingestellt, ebenso der des<br />

polierfähigen Kalk-Marmors für<br />

Dekorzwecke.<br />

Im Museum „Muvi“ kann man<br />

die Entstehung der Vulkankegel<br />

eindrucksvoll nachvollziehen. Für<br />

alle, die tiefer in die Geologie und<br />

Geschichte der Region eintauchen<br />

wollen, lohnt sich der Besuch<br />

besonders.<br />

DER „PALAST“ DER<br />

COLLI EUGANEI<br />

Bereits die Habsburger feierten<br />

rauschende Feste in den Colli<br />

Euganei, dies zeigt eindrücklich das<br />

Castello del Catajo in Battaglia Terme.<br />

Das 1570 erbaute Schloss gilt als eine<br />

der schönsten Villen des Veneto und<br />

diente erst der Adelsfamilie Este und<br />

später dem Kaiser von Österreich als<br />

Sommerresidenz.<br />

Von den weitläufigen Terrassen des Castello<br />

del Catajo hat man einen herrlichen Blick<br />

auf die umliegende Hügellandschaft.<br />

Ein Spaziergang durch die<br />

prunkvollen, mit Fresken<br />

bemalten Säle und den<br />

wunderschönen Park mit<br />

seinen jahrhundertealten<br />

Bäumen und Statuen ist ein Muss<br />

für jeden, der die Region besucht.<br />

Von hier sieht man auch den im<br />

12. Jahrhundert angelegten Canale<br />

Battaglia, der Teil eines umfangreichen<br />

Kanalsystems ist, das noch<br />

heute Venedig mit Padua verbindet.<br />

WANDERPARADIES<br />

UND DETOX-OASE<br />

Für Wanderer und Radfahrer ist der<br />

20.000 Hektar große Naturpark<br />

„Parco Regionale dei Colli Euganei“<br />

ein Paradies. „Unsere Artenvielfalt<br />

ist beeindruckend. Über 1.600<br />

Pflanzenarten sind hier heimisch.<br />

Kastanienwälder und Olivenhaine<br />

treffen auf eine typische Alpenflora,<br />

es ist ein ganz spezieller Mix, den<br />

man nur selten in Italien findet“,<br />

erklärt mir Geologe Francesco<br />

Loreggian auf einer Wanderung<br />

durch die Weinberge.<br />

Ebenfalls ungewöhnlich sind die<br />

unzähligen Jujuben-Bäume, die man<br />

vor allem im mittelalterlichen Dorf<br />

Arquà Petrarca an jeder Ecke sieht.<br />

Ihre süßlichen, intensiv roten Früchte<br />

sind auch als Chinesische Dattel oder<br />

Brustbeere bekannt und werden<br />

hier zu einem Likör namens „Brodo<br />

di Giuggiole“ verarbeitet. Stattet<br />

man Arquà Petrarca einen Besuch<br />

ab, kommt man um ein Gläschen<br />

„Brustbeerensuppe“ nicht herum!<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 27


Italien neu entdecken<br />

JETZT FÜR GROSSE<br />

ITALIEN-VERKOSTUNG ANMELDEN!<br />

Weinliebhaber:innen haben heutzutage die Auswahl aus Weinen von allen<br />

Kontinenten. Neue Trends und aufmerksamkeitsstarke Kampagnen sorgen<br />

dafür, dass der Markt in Bewegung bleibt. Dem Weinfachhandel mit seiner<br />

Beratungs- und Empfehlungskompetenz kommt eine große Bedeutung zu,<br />

Konsumenten:innen eine Orientierung zu bieten.<br />

Unsere Reisetipps für die Colli Euganei<br />

RESTAURANTS<br />

Enotrattoria da Serafino<br />

www.enotecasandaniele.com<br />

Ristorante Taparo<br />

www.taparo.it<br />

Osteria Antico Guerriero<br />

www.osteriaguerriero.com<br />

Geologe Francesco<br />

Loreggian<br />

Um die große Bandbreite italienischer Weine –<br />

von Klassikern bis hin zu Neuentdeckungen<br />

– aktiv in das Bewusstsein zu bringen, hat<br />

die Italian Trade Agency die Kampagne „mein<br />

Wein Italien“ gestartet. Diese bietet dem<br />

Fachhandel zum einen die Möglichkeit, als Partner:in<br />

bei den „Großen Italien-Wochen“ im Herbst 2023 dabei<br />

zu sein. Zum anderen besteht die Möglichkeit, bei den<br />

„Großen Italien-Verkostungen“ in Hamburg, Berlin und<br />

München, viel Neues zu entdecken.<br />

Nicht ohne Grund gehört Italien zu den wichtigsten<br />

Wein-Exporteuren nach Deutschland. Ob autochthon<br />

oder terroirgeprägt, vom alpinen Norden bis in den<br />

mediterranen Süden, die Auswahl einzigartiger Weine<br />

aus Italien ist groß. Es gibt kleinere Weingüter, die in der<br />

Produktion mutig neue Wege gehen und teilweise noch<br />

als Geheimtipp gehandelt werden. Gleichzeitig können<br />

aber auch große Namen und bekannte Klassiker – wieder<br />

einmal eingeschenkt – überraschen und das mit ihnen<br />

verbundene Dolce-Vita-Gefühl ins Bewusstsein der<br />

Kundschaft rücken.<br />

WEINGÜTER<br />

Borin Vini e Vigne<br />

viniborin.it/de<br />

Ca’ della Vigna<br />

www.cadellavigna.com<br />

Maeli<br />

maeliwine.com<br />

Monteversa<br />

monteversa.it/de/home_de<br />

Salvan<br />

www.salvanwine.com/de<br />

Vignalta<br />

www.vignalta.it<br />

SEHENSWÜRDIGKEITEN<br />

Castello del Catajo<br />

www.castellodelcatajo.it<br />

Parco Regionale dei Colli Euganei<br />

www.parcocollieuganei.com<br />

Museo del Vino Colli Euganei Muvi<br />

www.collieuganeidoc.com/de/wo-und-wann<br />

Giardino Monumentale di Valsanzibio<br />

www.valsanzibiogiardino.com/it<br />

ENTDECKEN SIE NEUES!<br />

DIE GROSSE ITALIEN-<br />

VERKOSTUNG<br />

50 italienische Weingüter aus den Abruzzen,<br />

Apulien, der Emilia-Romagna, Friaul-Julisch Venetien,<br />

Kalabrien, Kampanien, den Marken, dem Piemont,<br />

Sardinien, Sizilien, der Toskana und Venetien präsentieren<br />

sich und ihre Weine in drei deutschen Städten.<br />

Zudem erwarten Sie in jeder Stadt zwei spannende<br />

Seminare mit Sebastian Bordthäuser zu aktuellen<br />

Themen* rund um die Weine Italiens.<br />

DIE GROSSEN ITALIEN-WOCHEN<br />

Hamburg | Montag, 6.11.2023<br />

Berlin | Dienstag, 7.11.2023<br />

München | Mittwoch, 8.11.2023<br />

* Die von Stadt zu Stadt variierenden<br />

Seminar-themen finden Sie<br />

unter mein<strong>wein</strong>italien.de<br />

ebenso wie den Link zur<br />

Anmeldung – oder scannen<br />

Sie den QR-Code.<br />

Zudem rücken im Rahmen der ITA-Kampagne<br />

„mein Wein Italien“ mehr als 100 ausgesuchte<br />

Fachhändler:innen in ganz Deutschland von Mitte<br />

Oktober bis Anfang November ihre spannenden<br />

Italien-Sortimente in den Mittelpunkt und bieten<br />

diese zu speziellen Konditionen an. Verkostungen<br />

und Veranstaltungen runden das Programm der<br />

Promotion ab.<br />

Wo Sie Italien in Ihrer Nähe verkosten und erleben<br />

können, finden Sie unter mein<strong>wein</strong>italien.de.<br />

Keller des Weinguts Vignalta<br />

Anzeige<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 29


Eleganz par excellence<br />

LA POUSSIE – LOIRE<br />

Die Bühne könnte fantastischer nicht sein: Ein Weinberg, der wie<br />

ein Amphitheater aufgebaut ist, bildet die natürliche Grundlage<br />

für die Weine der Domaine de La Poussie. Dieses besondere Stück<br />

Frankreich muss man probiert haben!<br />

FOTOS: LA POUSSIE<br />

Die Geschichte der Domaine de La Poussie<br />

ist maßgeblich auch die der Familie de<br />

Ladoucette. Beide Geschichten spielen an der<br />

Loire. Dort, wo der sich Flusslauf eines der<br />

schönsten Landstriche Frankreichs windet,<br />

liegt auch das eindrucksvolle Château de Nozet, das seit<br />

dem späten 18. Jahrhundert im Besitz der Adelsfamilie de<br />

Ladoucette ist. Ebenso wie das größte Weingut mit den<br />

wichtigsten und berühmtesten Weinbergen in der Region<br />

Pouilly-Fumé, das Baron Patrick de Ladoucette knapp<br />

200 Jahre später übernahm und mit seinem Händchen<br />

für neue Ideen und das Erschaffen besonderer Weine<br />

zu einem Aushängeschild für herausragende Gewächse<br />

machte. Und das weltweit, gilt der Name de Ladoucette<br />

doch längst als Synonym für feinste Weiß<strong>wein</strong>e. Diesen<br />

Ruf verdankt die Winzerdynastie einer seltenen Cuvée:<br />

Baron de L, die Patrick de Ladoucette zum Leben erweckte<br />

und die seither ausschließlich in außergewöhnlichen<br />

Jahrgängen hergestellt wird. Ein Wein, der nicht nur als<br />

einer der größten reinsortigen Sauvignon Blancs der Welt<br />

gerühmt wird, sondern der auch perfekt die Philosophie<br />

des Hauses einfängt, in der sich das Terroir und die<br />

unermüdliche Arbeit der Menschen im Weingarten wie<br />

auch im Weinkeller widerspiegeln.<br />

GESCHICHTE MIT GRÖSSE<br />

Dieser Grandesse fügte Baron de Ladoucette Mitte<br />

der 1990er-Jahre ein weiteres Juwel unweit des edlen<br />

Mutterhauses hinzu: Etwa 20 Minuten flussaufwärts<br />

erwarb er den Clos de la Poussie, ein besonderes<br />

Stück Weinland, auf dem feinste und zugleich körperreiche,<br />

herrlich duftende Sancerres vinifiziert werden.<br />

Das Geheimnis der Domaine Sancerre La Poussie ist<br />

dieser Weinberg mit Südausrichtung, der wie ein antikes<br />

Amphitheater von der Natur geformt wurde. Unter all<br />

den Crus, die den Weingärten an der Loire zu ihrem<br />

jahrhundertealten Ruhm verholfen haben, gilt La Poussie<br />

bis heute als Versprechen für Eleganz und Authentizität.<br />

Die Geschichte des Weinguts lässt sich bis 1040 zurückverfolgen.<br />

Etwas näher an unserer Zeit schrieb der<br />

französische Schriftsteller Honoré de Balzac über die<br />

Loire-Weinberge euphorisch: „Das Land besitzt mehrere<br />

Jahrgänge großzügiger Weine, die den Produkten aus<br />

dem Burgund ziemlich ähnlich sind und in den Pariser<br />

Kabaretts einen schnellen Absatz finden.“ Längst ist es<br />

nicht nur die feine französische Gesellschaft, die um die<br />

Qualität der Weine weiß: Kennern auf der ganzen Welt ist<br />

sie ein Begriff.<br />

FÜR JEDEN GESCHMACK<br />

Es ist ein Dreiklang aus Weiß, Rosé und Rot, der auf La<br />

Poussie produziert wird. Besonders der Sauvignon Blanc<br />

liebt den kalkhaltigen Untergrund, auf dem er in optimaler<br />

Ausrichtung und unter besten Bedingungen reifen kann.<br />

Von den Pinot-Noir-Parzellen wird ein sanfter und verlockender<br />

Sancerre Rosé vinifiziert. Doch die tief verwurzelten<br />

Rebstöcke tragen das komplexe und intensive<br />

Aroma ihrer Trauben auch in den roten Pinot Noir der<br />

Appellation Sancerre. So steht jede Weinfarbe für sich,<br />

und doch erzählen sie geschlossen gemeinsam die<br />

Geschichte weiter, die so viel Tradition in sich trägt – und<br />

im Heute dieser ein ganz besonderes Kapitel hinzufügt.<br />

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Die Farbe der Finesse<br />

Drei Weingüter, zwei<br />

Appellationen, eine<br />

Weinkultur: Die Domaines<br />

Ott sind ein Pionier in<br />

einem der aufregendsten<br />

Anbaugebiete Frankreichs.<br />

In der Provence setzen<br />

sie vielerlei Maßstäbe – in<br />

Sachen Hingabe an den<br />

Wein, aber auch in ihrer<br />

Lieblings<strong>wein</strong>farbe: Roség.<br />

FOTOS: DOMAINES OTT*<br />

DOMAINES OTT* – PROVENCE<br />

Die Provence ist ein Land<br />

der Kontraste, das sich<br />

demjenigen anbietet,<br />

der ihm zuhören und<br />

auf es warten kann.<br />

Alles hier lädt uns ein, diesen ultimativen<br />

Luxus, den die Zeit darstellt,<br />

zu nutzen“, erzählt Jean-François<br />

Ott, der vinophile Kopf, der heute<br />

sein wachsames Auge über die<br />

drei Weingüter hält, die einst<br />

sein Ururgroßvater in dieser so<br />

besonderen Region im Südosten<br />

Frankreichs erwarb.<br />

Hier, wo der Weinanbau ein Erbe der<br />

Antike ist, beendete der junge elsässische<br />

Agraringenieur Marcel Ott 1896<br />

eine Weinreise durch sein Heimatland.<br />

Er war fasziniert und zugleich inspiriert<br />

von diesem besonderen Landstrich<br />

am Mittelmeer. Und das, obwohl kurz<br />

zuvor die Reblaus hier – zwischen<br />

dem Rhônetal und Italien – erhebliche<br />

Schäden angerichtet hatte. Die<br />

positive Folge daraus für ihn: Das Land<br />

war billiger zu erwerben. Allerdings<br />

mussten die Weinberge komplett neu<br />

bepflanzt werden. Marcel Ott kaufte<br />

daher direkt mehrere Weingüter und<br />

begann, sie wieder instand zu setzen.<br />

Dabei setzte er zugleich die DNS frei,<br />

die noch heute gelebt wird: Denn auch<br />

in nun vierter Generation lebt sein Geist,<br />

der von Ehrgeiz, Hingabe und Liebe zu<br />

edlen Rebsorten und großen Weinen mit<br />

Terroirgedanken geprägt war.<br />

JEDES WEINGUT FÜR<br />

SICH EIN ROHDIAMANT<br />

Nun, 120 Jahre später, ist es<br />

Jean-François Ott, der sein Leben<br />

eben dieser besonderen Liebe zum<br />

Weinmachen widmet. Die Domaines Ott<br />

schlossen sich 2004 Louis Roederer und<br />

seiner Föderation von Schöpfern großer<br />

Weine an. Es ist jedoch weiterhin er,<br />

der mit seinem Team die drei Weingüter<br />

mit insgesamt 261 Hektar Rebfläche<br />

verwaltet. Jedes von ihnen besitzt<br />

dabei seinen eigenen Charme und seine<br />

eigene Persönlichkeit: Im Château de<br />

Selle erbringen die primären Rebsorten<br />

Grenache, Syrah und Cabernet<br />

Sauvignon ausgewogene und mineralisch<br />

geprägte Gewächse. Der maritime<br />

Einfluss steht Clos Mireille und seinen<br />

vorrangigen Rebsorten Sémillon, Rolle<br />

und Grenache sehr gut. Im Château<br />

Romassan, der dritten Domäne, hingegen<br />

ist der Charakter würziger, kräftiger,<br />

wärmer und damit ideal für Mourvèdre,<br />

Grenache und Cinsault.<br />

Der wahre Schatz der Domaines Ott<br />

ist allerdings die gelebte Philosophie:<br />

das einzigartige Verständnis für<br />

die eigenen Weine. Ein wichtiger<br />

Baustein darin ist das Bewusstsein<br />

für die Natur und für eben die<br />

erforderliche Zeit. „Es ist viel Zeit<br />

notwendig, um große Weine aus<br />

der Provence zu kreieren“, meint der<br />

Winzer mit Bedacht und führt dabei<br />

mit wunderschönen Worten die<br />

Wichtigkeit dieses Faktors aus: „Zeit<br />

ist treu und taktvoll. Sie beugt sich<br />

über den Weinberg wie ein Wächter,<br />

während wir unsere Früchte mit<br />

Hacken, Scheren und Eimern formen.“<br />

Aus Respekt vor der Natur werden<br />

jährlich 600 Stunden pro Hektar im<br />

Weinberg gearbeitet – was mehr<br />

als das Doppelte der durchschnittlichen<br />

Arbeitszeit in der Provence ist.<br />

Zeit brauchen auch das schonende<br />

Ernten der Trauben und das Reifen<br />

der Weine, um das Profil und Terroir<br />

des Anbaugebiets ins Glas zu<br />

bringen. Und schließlich die Zeit zum<br />

Teilen, denn dafür werden die Weine<br />

der Domaines Ott geschaffen: um<br />

Freude zu bereiten und Momente<br />

mit Genuss zu erfüllen.<br />

ELEGANZ UND FINESSE<br />

Dabei ist die Weinfarbe Rosé für<br />

Jean-François Ott kein simples Beiwerk<br />

zum Rot<strong>wein</strong>. Im Gegenteil: Hier liegt –<br />

auch wenn darüber hinaus großartige<br />

Weiße und Rote vinifiziert werden – das<br />

Hauptaugenmerk des Winzers. Und so<br />

ist es nicht verwunderlich, dass diese<br />

Rosés nahezu einen ikonischen Ruhm<br />

genießen. Gepaart mit ihrer besonderen<br />

Flaschenform, die den Stil der Provence<br />

und die Lebensart perfekt einfängt,<br />

gelten die Gewächse der Domaines Ott<br />

als Aushängeschilder der Region.<br />

2023 folgte ein Meilenstein in<br />

der Geschichte der Domaines<br />

Ott*: Die „Agriculture Biologique“-<br />

Zertifizierung (offizielles Siegel des<br />

französischen Agrarministeriums der<br />

Biozertifizierung) würdigt das langjährige<br />

Umweltbewusstsein der Otts, die sich<br />

als handwerkliche Winzer verstehen<br />

und von Beginn an mit ihrem nachhaltigen,<br />

umweltschonenden Ansatz in der<br />

Provence eine wichtige Vorreiterrolle<br />

innehatten.<br />

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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 33


Wine Flight<br />

durch Paris<br />

DIE BESTEN ADRESSEN: CAVES, FEINKOST UND NEO-BISTROS<br />

In Paris hat sich der Trend zum offenen Wein durchgesetzt: Auf<br />

ein Glas zum „Caviste“ vor dem Restaurantbesuch gilt längst als<br />

schick. Neo-Bistros setzen zudem vor allem auf Natur<strong>wein</strong>e junger<br />

Winzer. Anke Sademann hat lange in Paris gelebt. Hier kommen ihre<br />

persönlichen Geheimtipps für Weinfans.<br />

TEXT UND FOTOS: ANKE SADEMANN


Von oben betrachtet,<br />

sehen die Trottoirs und<br />

Terrassen der Pariser<br />

Boulevards mit ihren<br />

Seitenstraßen aus wie<br />

asphaltierte Flüsse, an deren Ufern<br />

sich Brasserien, Cafés, Weinläden<br />

und Restaurants reihen. Neben<br />

Touristen aus der ganzen Welt sitzen<br />

hier vor allem Anwohner aus der<br />

Nachbarschaft in den 20 Pariser<br />

Arrondissements. Sie lieben es, vom<br />

Trottoir aus das Straßenleben zu<br />

beobachten – man isst, trinkt und<br />

spricht gerne über das, was man<br />

isst und trinkt. Das Mobiliar wirkt<br />

dabei oft wie aus alten französischen<br />

Filmen. Denn in Paris haben Savoir-<br />

Vivre und lässiger (Wein-)Genuss<br />

längst Geschichte geschrieben.<br />

VINOPHILE<br />

GEWOHNHEITEN DER<br />

EINHEIMISCHEN<br />

Wo und wie trinkt man Wein in<br />

Paris? Am besten beim Picknick<br />

am Seine-Ufer direkt auf dem<br />

Straßenpflaster, im Café oder im<br />

Stammlokal mitten im Quartier.<br />

Nach – oder zwischen – der Arbeit<br />

ins Restaurant, Bistro oder in eine<br />

Weinbar zu gehen, ist für viele<br />

Bewohner längst zum alltäglichen<br />

Ritual geworden. Doch seit einiger<br />

Zeit trinkt man auch einen „Schluck“<br />

(„gorgée“) als Wein-Apéro in der<br />

Weinhandlung seines Vertrauens.<br />

Diese als „Keller“ („caves“) betitelten<br />

Weinläden bieten nicht nur eine<br />

formidable Beratung, sondern inzwischen<br />

auch häufig offenen Ausschank<br />

samt kleiner Degustationen.<br />

Feinkost Maison Tête<br />

Thierry Guemas, Vino Sapiens<br />

AUF EIN GLAS – ODER<br />

MEHR…<br />

Einer dieser Gastgeber ist Thierry<br />

Guemas, der nach 25 Jahren<br />

im Weinhandel vor drei Jahren<br />

in der Rue Saint-Dominique<br />

im 7. Arrondissement sein Vino<br />

Sapiens eröffnet hat. Zur ehemaligen<br />

Schusterwerkstatt aus der<br />

Jahrhundertwende mit nur sechs<br />

Sitzplätzen, Kellergeruch und<br />

Lagerfläche ist der frühere Käseladen<br />

von nebenan als „Trinkstätte“ hinzugekommen.<br />

Nur wenige Schritte<br />

vom Eiffelturm entfernt, bleibt<br />

der Wein hier bezahlbar und kann<br />

flaschenweise zum Ladenpreis mit<br />

nach Hause genommen werden.<br />

98 Prozent der Weine kommen<br />

aus Frankreich, vorzugsweise aus<br />

dem Burgund. „Hier ist in einem<br />

kurzen Straßenabschnitt ein urbanes<br />

Weindorf mit treuen Gästen<br />

entstanden“, erzählt Thierry. Der Ort<br />

ist so menschlich-warm, weltoffen<br />

und voller „vinebration“ wie früher<br />

die echten Pariser Bistros. Man<br />

kommt sofort ins Gespräch – und<br />

regelmäßig stellen Thierrys Winzer<br />

ihre Weine in Masterclasses vor.<br />

Der Patron ist froh um die neue<br />

Winzergeneration, die nach seiner<br />

Ansicht über „eine feinere Zunge für<br />

die Vinifikation“ verfügt. Um 22 Uhr<br />

macht Thierry seinen „Cave“ dicht:<br />

Hierher kommt man, um ein gutes<br />

Glas vor dem Gang ins Restaurant zu<br />

genießen.<br />

KÄSEKULTUR UND<br />

BISTRONOMIE<br />

Wein und Käse gehören in Frankreich<br />

zusammen. Eine riesige Auswahl<br />

gibt es im Monbleu, einer Synergie<br />

aus „fromagerie“ (Käseladen) und<br />

Restaurant. Viele nur tagsüber<br />

geöffnete Feinkostläden stehen für<br />

einzelne Regionen und bieten auch<br />

den passenden, offenen Wein mit<br />

Lokalkolorit,wie das familiär geführte<br />

Maison Tête – Comptoir Gascon,<br />

das ausschließlich Brotaufstriche<br />

nach Geheimrezeptur sowie Weine<br />

aus der Region Gers anbietet. Zur<br />

Enten-Paté passt bestens der<br />

leicht restsüße, mineralische L’Eté<br />

Gascogne 2021 von der Domaine de<br />

Pellehaut.<br />

Schon länger im Trend liegt die<br />

Bistronomie: kleine, schnelle, gute<br />

Gerichte in zwangloser Atmosphäre.<br />

Diese Food-Wein-Kultur lebt von<br />

ehemaligen Grands Chefs, die des<br />

Tragensvon Sternen und anderen<br />

klassischen Etiketten müde geworden<br />

sind und sich nun in volksnäherem<br />

Rahmen selbst verwirklichen. Eine<br />

Urzelle dieser Bewegung ist das<br />

Viertel rund um die Rue Oberkampf<br />

im 11. Arrondissement, wo sich<br />

Refugien wie das Châteaubriand<br />

etabliert haben.<br />

Weinberaterin im Monbleu<br />

LA TRAVERSÉE: VON<br />

FREUNDEN FÜR<br />

FREUNDE<br />

Ebenso lässig und zwanglos<br />

ist die Neo-Bistronomie. Diese<br />

hippe Gastro-Variante zelebrieren<br />

junge Gastronomen wie Benoît<br />

Jésupret und Antoine Legrand im<br />

La Traversée. Die „Bar für Freunde“<br />

in der Rue Ramey liegt nahe der<br />

Butte de Montmartre. Passend<br />

Benoît Jésupret, La Traversée<br />

zum Namen kommt „von schräg<br />

gegenüber“ ein junges Publikum, das<br />

hier eine international interpretierte<br />

Küche mit französischen Produkten<br />

genießt. Benoît serviert zu Antoines<br />

Vorspeisen wie leicht frittierten<br />

Mini-Artischocken mit Parmesan<br />

und Aioli ausschließlich biodynamisch<br />

produzierte Natur-<strong>wein</strong>e von<br />

(trüb-)weiß über orange (als Apéro)<br />

bis hellrot. Kleine Weingüter aus<br />

dem Languedoc, von der Loire und<br />

aus dem Elsass füllen hier die Gläser.<br />

„Die haben mehr Freiheit zu experimentieren,<br />

und wir geben unseren<br />

Gästen die Wahl jenseits des klassischen<br />

Pairings“, erklärt Benoit,<br />

während er „Energie“ einschenkt.<br />

Der reinsortige Syrah „Cosmoculture“<br />

von der Domaine Viret kommt von<br />

der südlichen Rhône und ist pure<br />

Biodynamie.<br />

AUX DEUX AMIS:<br />

NATURWEIN-PIONIERE<br />

Im Aux Deux Amis servieren der<br />

quirlige David Loyola und sein<br />

Kompagnon Sylvain Lavigne bereits<br />

seit 15 Jahren ausschließlich Bio- und<br />

Natur<strong>wein</strong>e aus Frankreich, Spanien,<br />

Österreich und Deutschland in ihrer<br />

Weinbar mit „Speisekeller“ („Cave à<br />

Manger“). Dem haben sie charmant<br />

den Namen „Kantine <strong>plus</strong>-<strong>plus</strong>“<br />

gegeben. An Lässigkeit kaum zu<br />

überbieten, lässt David die hellrotfruchtige<br />

Grenache-Cinsault-Cuvée<br />

Salve Ager 2020 von der Domaine<br />

Mont de Marie (Thierry Forestier) im<br />

Glas kreisen. Auf dem Quittungsblock<br />

ist in Schönschrift das aktuelle<br />

Tagesmenü mit „tapassiettes“ (Teller<br />

mit Kleinigkeiten) aufgeschrieben.<br />

NELLU: MEDITERRANER<br />

KOSMOS<br />

Sommelier Riccardo Pattaro von der<br />

edel-minimalistisch anmutenden<br />

„Gastro-Wine Bar“ Nellu, nahe<br />

der Île St. Louis, serviert seinen<br />

Gästen nur „präzise und elegant<br />

gereifte, europäische handwerkliche<br />

Weine“. Bei der Auswahl setzt der in<br />

Valencia geborene Italiener moderne<br />

Akzente. Zur rohen Langustine mit<br />

cremiger Mango-Bisque und Apfel-<br />

Emulsion aus der „kosmo-französischen“<br />

Küche von Clément Vergeat<br />

empfiehlt er den spanischen Chiguita<br />

Rioja Blanco 2022 der japanischstämmigen<br />

Winzerin Jade Gross.<br />

Sommelier Riccardo Pattaro, Nellu<br />

Riccardos Credo: 80 Prozent der<br />

Weine stammen nicht aus Frankreich,<br />

sie sind mediterrane Europäer. Der<br />

lange gereifte, sehr runde slowenische<br />

Orange-Wein Rebula 2018<br />

von Klinec mit Aromen von getrockneten<br />

Aprikosen bietet zum Kabeljau<br />

mit Sauce Barigoule und Pickles<br />

ebenso viel Trinkfreude wie zum<br />

Mimolette-Käse und zum Dessert,<br />

einer auf den Teller gemalten<br />

Hibiskus-Génoise mit Yuzu-Creme.<br />

MAMAGOTO:<br />

INTERKONTINENTALE<br />

FUSION<br />

Die Pariser Esskultur ist ein Potpourri<br />

der Kulturen und Fusionen. Junge<br />

Gastronomen verlassen die Stadt<br />

und holen sich Input aus der Welt –<br />

oder die Welt kommt zum „französischen<br />

Kochen nach ihrer Façon“ nach<br />

Paris. Das lässt sich im Mamagoto<br />

gegenüber einer alten Markthalle<br />

im 10. Arrondissement erleben.<br />

Hier präsentieren Thomas Loustau<br />

und Koji Tsuchiya die Symbiose des<br />

Japanisch-Französischen. In ihrem<br />

Neo-Bistro surfen sie auf der Welle<br />

der Sharing-Teller. Koji kocht ebenso<br />

puristisch, präzise und produktbasiert<br />

wie künstlerisch. Stringent<br />

ist auch die zu 98 Prozent französische<br />

Bio-Natur<strong>wein</strong>begleitung<br />

von wenig bekannten Produzenten.<br />

Die kommen persönlich wie gute<br />

Freunde vorbei und stellen ihre<br />

Weine vor. Zu Kojis Ceviche von der<br />

Dorade mit grüner Zitrone und dem<br />

Rot von Shizu und Kirschen harmoniert<br />

der Poil de Lièvre 2022 von<br />

Calvez-Bobinet.<br />

Thomas Loustau und Koji Tsuchiya,<br />

Mamagoto<br />

Den meist internationalen Gästen,<br />

die oft auf der Durchreise vom nahen<br />

Gare du Nord hierher kommen, muss<br />

man die ungefilterten Natur<strong>wein</strong>e<br />

mit ihrem erdverbundenen Purismus<br />

erst näherbringen. Gleich neben<br />

Thomas’ Schallplattensammlung hat<br />

er sein Natur<strong>wein</strong>-Repertoire stolz<br />

wie in einer Kunstgalerie arrangiert.<br />

So wie auf den Etiketten poetische<br />

und politische Botschaften oder<br />

QR-Codes mit Musik-Playlists der<br />

Weinmacher stehen, sind auch<br />

die Weine selbst Botschafter des<br />

neo-vinophilen Habitus’ in Paris.<br />

36 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 37


Die besten Adressen<br />

in Paris<br />

ANKE SADEMANN EMPFIEHLT<br />

CAVES, FEINKOST UND NEO-BISTROS<br />

AUX DEUX AMIS<br />

BAR À VIN UND CAVE À MANGER<br />

45 rue Oberkampf, 11. Arrondissement<br />

Beliebtes Wein- und Speise-Bistro in orange-gelbem<br />

60er-Jahre-Look im Herzen des Quartier Oberkampf.<br />

Täglich wechselnde „Tapas Bistronomiques“ – kleine Teller<br />

zum Teilen mit Freunden. Pionier David Loyola ist seit<br />

15 Jahren auch der beste Freund seiner Natur<strong>wein</strong>e.<br />

NELLU<br />

GASTRO-WINEBAR<br />

5 Rue du Pont Louis-Philippe, 4. Arrondissement<br />

Elegante, moderne Genuss-Enklave nahe der Île St. Louis.<br />

Der italienische Sommelier Riccardo Pattaro lädt auf eine<br />

un-französische Reise mit raren Craft-Wine-Positionen quer<br />

durch Europa ein. Raffinierte Aromen-Küche mit hauseigener<br />

Fermentation. Die Weine können auch gekauft werden.<br />

VINO SAPIENS<br />

CAVE MIT DÉGUSTATION UND MASTERCLASS<br />

145 rue Saint Dominique, 7. Arrondissement<br />

Viel Know-how und wenig Prätentiöses: Der erfahrene<br />

Caviste und Sympath Thierry Guemas kennt zu jedem<br />

Wein eine schöne Geschichte. Die große Auswahl französischer<br />

Weine kann im Laden, im „Terroir-Museum“<br />

oder auf der Weininsel gekostet werden. Ein junges, gut<br />

geschultes Team unterstützt den „Wein-Partisanen“.<br />

Fußläufig zum Eiffelturm, Weinausschank bis 22 Uhr.<br />

Dazu gibt’s Winzer-Masterclasses auch auf Englisch.<br />

MAMAGOTO<br />

JAPANISCH-FRANZÖSISCHES NÉOBISTROT<br />

5 rue des Petits Hotels, 10. Arrondissement<br />

Thomas Loustau und Koji Tsuchiya spielen im Mamagoto<br />

die Food- und Weinkarte in ebenso präziser wie kreativer<br />

Form aus. Auf den Sharing-Tellern: kosmo-französische,<br />

aber „japanisch gekochte“ Gerichte mit viel Aromen-<br />

Kultur. Fancy Natur<strong>wein</strong>e von kleinen Winzern. Musik vom<br />

Plattenspieler. Vis à vis ist eine typische Pariser Markthalle.<br />

MAISON TÊTE - LE COMPTOIR GASCON<br />

FEINKOSTLADEN & DEGUSTATION<br />

20 rue Cadet, 9. Arrondissement<br />

Seit 1986 bietet der familiär geführte Spezialitätenladen<br />

als Kantine und Atelier vor allem Enten-Pasteten und<br />

Aufstriche in vielen Geschmacksvariationen aus dem<br />

okzitanischen Gers im Südwesten Frankreichs. Die<br />

begleitenden Weine stammen ausschließlich aus dieser<br />

Region. In Paris findet jedes französische Anbaugebiet<br />

eine eigene kulinarische und vinophile Bühne.<br />

A LOT OF WINE<br />

CAVISTE & WEINBAR<br />

54 rue de l‘Hôtel de Ville, 4. Arrondissement<br />

Im „A Lot of Wine“ gibt’s gemäß seinem Namen genau<br />

das: eine große Auswahl an Vins d’Artisans. Die Weine<br />

im Glas lassen sich sehr lässig im Weinladen oder<br />

draußen auf der Weininsel-Terrasse genießen.<br />

CHÂTEAUBRIAND<br />

Alle Adressen mit<br />

Website-Links finden Sie<br />

unter folgendem Link:<br />

URZELLE DER BISTRONOMIE<br />

12 avenue Parmentier, 11. Arrondissement<br />

Weltoffenheit und Nonkonformität versus erstarrtem<br />

Traditionalismus: Hier residiert der Pionier und die Keimzelle<br />

der Bistronomie. Das Single-Set-Menu des baskischen<br />

Chefs und Bistronomie-Initiators Iñaki Aizpitarte wird<br />

in einem original 30er-Jahre Interieur im Néo-Rétro-Stil<br />

serviert. Natur<strong>wein</strong>e von unabhängigen Winzern.<br />

Hochpreisig, aber sehr köstlich. Unbedingt reservieren.<br />

LA TRAVERSÉE<br />

NEO-BISTRONOMIE FÜR FREUNDE<br />

UND NACHBARN<br />

2 rue Ramey, 18. Arrondissement<br />

Neo-Bistronomie am Fuße von Montmartre im nördlichen<br />

Stadtteil von Paris. Das „Salle & Cuisine-Duo“ Benoît Jésupret<br />

und Antoine Legrand serviert eine international interpretierte<br />

Light-Küche ohne Pairing-Allüren. Natur<strong>wein</strong>e von jungen<br />

Winzern. Konzerte am Mittwoch. Great, smart, casual!<br />

MOB HOUSE UND FEUILLE DE CHOU<br />

HOTEL, BISTROT-CANTINE, WEINBAR<br />

70 rue des Rosiers, Saint-Ouen<br />

Bio-zertifizierter Dreiklang aus Design-Hotel, (Wein-)<br />

Bar und dem Cantine-Bistrot Feuille de Chou, das bodenständige<br />

Bistroküche interpretiert. Die stylisch konzipierte<br />

Hotelanlage mit Minipark-Oase liegt gleich neben dem großen<br />

Flohmarkt von St. Ouen fürs nachhaltige Vintage-Shoppen.<br />

LES CLIMATS<br />

STERNE-PARADIES FÜR BURGUND-WEINE<br />

41 rue de Lille, 7. Arrondissement<br />

Sternerestaurant für Fans von Weinen aus dem Burgund:<br />

200 offene Positionen, auf der Karte über 3.000 Referenzen<br />

„de Bourgogne“. Offene Gasträume mit wunderschönem,<br />

teilweise handgemaltem Originaldekor mit Mosaik und<br />

Marmor d’Estours aus der Jahrhundertwende. Eine<br />

Schmuckschatulle voller wehmütiger Nostalgie. Grande Carte.<br />

MONBLEU<br />

FROMAGERIE & RESTO-VIN<br />

37 rue du Faubourg Montmartre, 9. Arrt<br />

Üppig bestückte Käsetheke (Fromagerie) und Restaurant<br />

mit Spezialitäten, dazu einen guten Wein – französischer<br />

kann diese Symbiose nicht sein. Vom Rohmilchkäse bis zum<br />

„Blauen aus den Bergen“ kombiniert man ein gut selektioniertes<br />

Spektrum an Weinen, die sich mit den weichen und<br />

harten Exponaten aus der großen Schauvitrine vermählen.<br />

38 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 39


Rosé g.U. –<br />

viel mehr als nur eine Farbe<br />

Das Kürzel g.U. steht für „geschützte Ursprungsbezeichnung“ und ist<br />

ein Gütesiegel der EU, das nach strengen Qualitätskriterien vergeben<br />

wird. Nach diesen Regeln produzieren die Weinregionen Provence<br />

und Valtènesi ihre Rosé<strong>wein</strong>e. Sie stehen dort für eine lange Tradition.<br />

FOTOS: BESPARKLINGBLOG (CIVP), PETER BERGLUND (ISTOCK), CÉLINE RIVIER (CIVP)<br />

Der Markt für Rosé<strong>wein</strong><br />

wächst beständig,<br />

sowohl die Nachfrage<br />

als auch die Produktion.<br />

Dabei handelt es<br />

sich nicht nur um einen kurzlebigen<br />

Trend, sondern um eine<br />

konsequente Entwicklung hin zu<br />

Rosé-Spitzenqualität. Ein wichtiger<br />

Schlüssel dazu ist das g.U.-Siegel<br />

der EU. Die Abkürzung g.U.<br />

bedeutet „geschützte Ursprungsbezeichnung“<br />

und garantiert,<br />

dass Herkunft und Verarbeitung<br />

der Trauben strengen Qualitätsvorschriften<br />

entsprechen.<br />

Die Provence in Südfrankreich und<br />

das Valtènesi in Norditalien stehen<br />

beispielhaft für Rosé<strong>wein</strong>e mit<br />

geschützter Herkunftsbezeichnung.<br />

„Das g.U.-Siegel unserer Weine ist<br />

ein Garant für Qualität”, erklärt<br />

Brice Eymard, Generaldirektor des<br />

Berufsverbands für die Provence-<br />

Weine (CIVP). „Provence und<br />

Valtènesi sind europäische Weinbauregionen<br />

mit jahrhundertealter<br />

Tradition“ – verbunden durch<br />

das gezielte Know-How für Rosé<strong>wein</strong>e<br />

sowie für Nachhaltigkeit,<br />

Authentizität und Terroir. „Darüber<br />

hinaus stehen Rosé<strong>wein</strong>e für ein<br />

unbeschwertes Lebensgefühl, für<br />

Emotionen und Geselligkeit“, so<br />

Eymard.<br />

ROSÉWEINE SIND<br />

EIGENSTÄNDIG<br />

Rosé macht ein Zehntel der globalen<br />

Still<strong>wein</strong>-Produktion aus – jährlich<br />

werden weltweit fast 2,6 Milliarden<br />

Liter Rosé<strong>wein</strong> erzeugt. Spitzenreiter<br />

ist dabei Frankreich mit 760 Millionen<br />

Litern, was rund 30 Prozent der<br />

Gesamtmenge entspricht. Dahinter<br />

folgen Spanien (550 Mio. Liter), die<br />

USA (350 Mio. Liter), Italien (250 Mio.<br />

Liter) und Deutschland (98 Mio. Liter).<br />

Rosé<strong>wein</strong> braucht Fingerspitzengefühl,<br />

denn neben der Traubenqualität<br />

kommt es auf die Vinifikation und das<br />

Timing an. Nach der Lese werden die<br />

roten Trauben entrappt und dann<br />

entweder sofort gepresst oder nur<br />

leicht angequetscht und einige Zeit<br />

stehen gelassen. Das Gemisch aus<br />

Fruchtfleisch, Schalen, Kernen und<br />

Saft ist die Maische, und der Saft<br />

löst die Farbstoffe aus den Schalen.<br />

Dieser Prozess heißt Mazeration,<br />

und je länger er dauert, desto intensiver<br />

wird der Rosé<strong>wein</strong> in Farbe und<br />

Geschmack. Die Maischestandzeit<br />

kann von wenigen Stunden bis zu<br />

mehreren Tagen reichen. Danach<br />

wird die Maische gepresst und nur<br />

der Most vergoren; anschließend<br />

erfolgt der Ausbau des Rosé<strong>wein</strong>s in<br />

Edelstahl, Holz oder Beton.<br />

CHARAKTER UND<br />

QUALITÄT DANK G.U.<br />

In der Region Valtènesi am Gardasee<br />

und in der Provence im Südosten<br />

Frankreichs wird vorwiegend<br />

Rosé<strong>wein</strong> erzeugt – aus Tradition,<br />

mit der Erfahrung von Generationen<br />

und mit viel Lebensfreude. Die<br />

geschützte Ursprungsbezeichnung<br />

bürgt dabei für kontrollierte Qualität<br />

und Herkunftscharakter. Denn die<br />

Winzerinnen und Winzer in diesen<br />

Gebieten wissen, welche Rebsorten bei<br />

ihnen jeweils am besten gedeihen, und<br />

kultivieren aus Überzeugung schon<br />

seit Jahrhunderten Traubensorten, die<br />

sich speziell für die Rosé-Herstellung<br />

eignen. Sie kennen ihre Terroirs, ihre<br />

Böden und die Mikroklimata, und sie<br />

nutzen die besten Möglichkeiten in<br />

Weinberg und Keller, um ihre gebietstypischen<br />

Gewächse zu produzieren.<br />

Auf Französisch entspricht die<br />

Abkürzung g.U. der Bezeichnung<br />

AOP (Appellation d’Origine Protégée),<br />

auf Italienisch der Bezeichnung DOP<br />

(Denominazione di Origine Protetta).<br />

Während sich die italienischen<br />

Weingüter für ihren Rosé Valtènesi<br />

DOP überwiegend auf die Rebsorte<br />

Groppello konzentrieren, erzeugen<br />

die provenzalischen Produzenten ihre<br />

AOP-Rosé<strong>wein</strong>e aus unterschiedlichen<br />

Traubensorten, allen voran<br />

Grenache, Cinsault und Syrah.<br />

So ergibt sich einerseits ein charakteristisches<br />

Geschmacksprofil und<br />

zum anderen eine große Vielfalt<br />

an Weinen. Doch die verführerischen<br />

Tropfen können noch mehr!<br />

Denn die Rosé<strong>wein</strong>e mit geschützter<br />

Ursprungsbezeichnung sind vielseitige,<br />

attraktive Speisenbegleiter und nicht<br />

nur als frische Allrounder im Sommer<br />

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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 41


ROSÉWEINE MIT G.U.<br />

Die Europäische Union (EU) ist mit einem Anteil von 70 Prozent an der<br />

weltweiten Rosé-Produktion und 60 Prozent am weltweiten Konsum<br />

führend im Weinbereich. Derzeit gibt es laut dem Europäischen Verband<br />

der Herkunfts<strong>wein</strong>e (EFOW) in der EU 1.144 Weine mit geschützter<br />

Ursprungsbezeichnung (g.U.). Der Anteil der g.U.-Weine an der<br />

Gesamtproduktion der EU lag 2019/2020 bei rund 48 Prozent. Die Provence<br />

ist weltweit die größte Erzeugerregion von Rosé<strong>wein</strong>en. 42 Prozent der<br />

französischen Rosé<strong>wein</strong>e mit g.U. und 6 Prozent der weltweit produzierten<br />

Rosé<strong>wein</strong>e stammen aus der Provence. Alle von dort stammenden<br />

Weine tragen das g.U.-Siegel. Italien ist nach den USA und Spanien der<br />

viertgrößte Erzeuger von Rosé. Valtènesi ist dabei eine der fünf führenden<br />

italienischen Regionen mit einem Anteil von 10 Prozent an der italienischen<br />

g.U.-Rosé<strong>wein</strong>-Produktion. Der Conseil Interprofessionnel des Vins de<br />

Provence (CIVP) und das Consorzio Valtènesi stehen repräsentativ für den<br />

Sektor der europäischen Rosé<strong>wein</strong>e mit g.U.-Siegel.<br />

Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren<br />

und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für die Forschung (REA) wider. Weder die Europäische<br />

Union noch die Bewilligungsbehörde können dafür verantwortlich gemacht werden.<br />

beliebt; auch im Herbst oder Winter<br />

bereiten sie viel Freude.<br />

ROSÉ PROVENCE G.U.<br />

– LEICHTFÜSSIG UND<br />

TIEFGRÜNDIG<br />

Ob beim Barbecue, zum Feierabend<br />

oder bei festlichen Anlässen – die<br />

g.U.-Rosé<strong>wein</strong>e aus der Provence<br />

machen immer eine gute Figur. Sie<br />

stammen aus den AOP Côtes de<br />

Provence, Coteaux d’Aix-en-Provence<br />

und Coteaux Varois en Provence<br />

und werden hauptsächlich aus den<br />

Rebsorten Cinsault, Grenache Noir,<br />

Mourvèdre und Syrah gekeltert. Auch<br />

eine Reihe anderer Rebsorten wie<br />

Tibouren, Cabernet Sauvignon und<br />

Carignan sind in der Provence für die<br />

Produktion von Rosé g.U. zugelassen.<br />

Cinsault-Trauben haben eine dunkle<br />

Farbe, doch ihr Saft ist fast farblos.<br />

Sie geben dem Wein Aromen von<br />

Brombeeren, Heidelbeeren und<br />

Kräutern. Grenache Noir steuert<br />

eine erfrischende Säure sowie Noten<br />

von Erdbeeren und Hibiskus bei. Die<br />

Mourvèdre-Aromatik ist geprägt von<br />

Pflaumen, Kirschen, Veilchen oder<br />

getrockneten Kräutern. Syrah liefert<br />

neben viel Farbe auch eine leicht<br />

pfeffrige Würze, die durch Erdbeerund<br />

Kirschnoten ergänzt wird.<br />

Viele Erzeugerinnen und Erzeuger<br />

in der Provence gewinnen ihren<br />

Rosé<strong>wein</strong> durch die schnelle Pressung<br />

der Trauben nach nur minimaler<br />

Maischestandzeit. Der Most ist dann<br />

hellrosa, und so präsentieren sich viele<br />

Provence-Rosés mit einer Leichtigkeit,<br />

die gleichzeitig durchaus tiefgründig<br />

ist – denn Substanz haben diese<br />

g.U.-Gewächse.<br />

ROSÉ VALTÈNESI G.U.<br />

– „LA DOLCE VITA“ IM<br />

GLAS<br />

Am Südwestufer des Gardasees, in<br />

der Lombardei, liegt das DOP-Gebiet<br />

Valtènesi. Im warmen Klima der<br />

malerischen Landschaft zwischen<br />

Mittelmeer und Alpen wächst die<br />

Rebsorte Groppello, die zu mindestens<br />

30 Prozent im g.U.-Rosé enthalten sein<br />

muss. Sie kann kombiniert werden mit<br />

Marzemino, Sangiovese und Barbera.<br />

Groppello hat viele aromatische<br />

Facetten: Rote Beeren und<br />

Zitrusfrüchte finden sich ebenso wie<br />

Rosenblüten, Akazienhonig oder süße<br />

Gewürze. Die dunkle Marzemino-<br />

Traube bereichert die Weine mit<br />

Frische, Pflaumen- und Kirschnoten.<br />

Animierende Frische bringt auch der<br />

Sangiovese mit, ebenso wie Aromen<br />

von Kirschen, roten Johannisbeeren,<br />

Preiselbeeren, Brombeeren und<br />

Veilchen. Die farb- und gerbstoffarme<br />

Barbera-Traube zeichnet sich durch<br />

Noten von Kirschen, Vanille und<br />

schwarzen Johannisbeeren aus.<br />

Seit dem 16. Jahrhundert stellen<br />

die Winzerinnen und Winzer im<br />

Valtènesi-Gebiet ihre Rosé<strong>wein</strong>e her.<br />

Deren Geschichte ist mit der Romanze<br />

zwischen der Adeligen Amalia Brunati<br />

und dem venezianischen Senator<br />

Pompeo Molmenti verbunden. Dieser<br />

war auch Bürgermeister von Moniga<br />

del Garda und entwickelte als leidenschaftlicher<br />

Weinliebhaber ein neues<br />

Verfahren, um die Groppello-Traube<br />

in einen Rosé<strong>wein</strong> zu verwandeln:<br />

Der „Wein einer Nacht“ („vino di una<br />

notte“) entsteht nach nur einigen<br />

Stunden Mazeration und verkörpert<br />

den entspannten Lebensstil seiner<br />

Herkunftsregion.<br />

VIELFÄLTIGES FOOD-<br />

PAIRING MIT ROSÉ G.U.<br />

Bereits solo sind die durchwegs<br />

trockenen g.U.-Rosé<strong>wein</strong>e aus der<br />

Provence und dem Valtènesi ein<br />

Genuss, doch auch als Speisenbegleiter<br />

bestehen sie souverän und bieten<br />

eine große Vielfalt an Kombinationen.<br />

Das beginnt schon mit der Vorspeise:<br />

Dank ihrer meist milden Säure<br />

passen die herkunftsgeschützten<br />

Rosés hervorragend zu Salaten mit<br />

Vinaigrette oder anderen Dressings.<br />

Eine feine Gazpacho wird von einem<br />

mineralischen Provence-Wein<br />

bestens begleitet, zu würzigeren<br />

Vorspeisen empfehlen sich fruchtbetonte<br />

Gewächse. Klassische italienische<br />

Antipasti legen die Wahl eines<br />

vollmundigen Valtènesi-Rosés nahe.<br />

Rosé ist auch zu vegetarischen<br />

oder veganen Gerichten eine exzellente<br />

Option. Ob Paprika, Tomate,<br />

Aubergine, Zucchini oder Artischocke,<br />

ob Wurzelgemüse, Spargel, Kürbis<br />

oder Pilze – die fein-fruchtigen<br />

rosafarbenen Tropfen bewähren<br />

sich in allen möglichen fleischlosen<br />

Kombinationen und sind damit voll<br />

auf der Höhe der Zeit. Wenn es um<br />

Fisch und Meeresfrüchte geht, gibt es<br />

sogar geradezu klassische kulinarische<br />

Partnerschaften: ein Provence-Rosé<br />

zu südfranzösischer Bouillabaisse, ein<br />

Valtènesi-Rosé zu gegrillter Dorade...<br />

Fruchtige Rosé<strong>wein</strong>e begleiten ebenso<br />

gekonnt auch andere Edelfische<br />

wie Zander, Forelle, Heilbutt oder<br />

Seezunge. Ein mineralischer Rosé<br />

harmoniert wiederum bestens mit<br />

Sushi, Muscheln oder Garnelen. Auf<br />

diese Weise sind die Gewächse bei<br />

Tisch ganzjährig einsetzbar.<br />

Auch bei Fleisch muss es nicht nur<br />

Steak oder Wurst vom Grill sein.<br />

Einer der besonderen Vorteile von<br />

Rosé<strong>wein</strong>en ist der, dass sie die alte<br />

gastronomische Regel „Rot<strong>wein</strong><br />

zu rotem Fleisch, Weiß<strong>wein</strong> zu<br />

hellem Fleisch“ einfach umgehen<br />

– denn sie passen zu beidem ausgezeichnet!<br />

Körperreiche Rosés aus der<br />

Provence oder dem Valtènesi können<br />

vortrefflich Rind, Ente, Lamm oder<br />

Wild begleiten, elegante Gewächse<br />

passen perfekt zu Kalb, Sch<strong>wein</strong><br />

oder Geflügel. Und sogar nach dem<br />

Hauptgang muss niemand auf Rosé<br />

verzichten: Fruchtige g.U.-Gewächse<br />

sind spannende Begleiter zu milden<br />

und auch pikanten Käsesorten, von<br />

Ziegenkäse über Camembert bis zu<br />

Parmesan. Wird danach oder stattdessen<br />

reifes Obst wie Feigen oder<br />

Aprikosen serviert, sind mineralische<br />

Rosé<strong>wein</strong>e in ihrem Element.<br />

So empfehlen sich Rosé<strong>wein</strong>e mit<br />

geschützter Ursprungsbezeichnung<br />

als komplette Menübegleiter – ausprobieren<br />

lohnt sich!<br />

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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 43


Food-Pairing<br />

Blaufränkisch ganz<br />

anders genießen<br />

FOOD-PAIRING-TIPPS VON MASTER SOMMELIER ALEX KOBLINGER<br />

Die österreichische Rot<strong>wein</strong>-Rebsorte Blaufränkisch steht für Eleganz<br />

und Finesse. Neben den üblichen Empfehlungen zu Fleischgerichten<br />

begleiten die Weine auch Fisch und Gemüse auf hohem Niveau.<br />

Master Sommelier (MS) Alexander Koblinger vom Restaurant Döllerer<br />

verrät uns seine überraschendsten Favoriten.<br />

TEXT: ALEXANDER LUPERSBÖCK - FOTOS: JOERG LEHMANN, ENVATO<br />

Würzig-fruchtiger Blaufränkisch und die pikante Frische der<br />

Avocado-Salsa heben die Aromen des Thunfischs hervor.<br />

Blaufränkisch, mit 2.580 Hektar Österreichs<br />

zweitwichtigste Rot<strong>wein</strong>sorte, ist mit seiner<br />

markanten Tannin- und Säurestruktur kein<br />

Faserschmeichler und benötigt unbedingt<br />

viel Flaschenreife. Doch gilt er unter erfahrenen<br />

internationalen Weinfreunden als Sorte mit großem<br />

Potenzial. In Deutschland wird Blaufränkisch auf 1.940<br />

ha angebaut, dort allerdings meist unter dem Namen<br />

Lemberger. Er belegt damit Platz fünf der deutschen<br />

Rot<strong>wein</strong>-Sorten. Produziert wird die Rebsorte vor allem<br />

in Württemberg.<br />

Alexander Koblinger MS ist seit 2016 Chefsommelier<br />

im Restaurant Döllerer in Golling im österreichischen<br />

Bundesland Salzburg und zugleich Qualitätsmanager bei<br />

Döllerers Weinhaus in Kuchl. Seit 2011 trägt er als einer<br />

von nur 273 Ausgezeichneten den Titel eines Master<br />

Sommeliers, war neunmal Sommelier des Jahres in<br />

verschiedenen Publikationen und ist „Sake Samurai“. Da<br />

er aber noch immer direkt mit den Gästen arbeitet und<br />

deren Wünsche mit den Spezialitäten der „Alpine Cuisine“<br />

von Andreas Döllerer verbindet, bleibt er „stets am Puls<br />

der Zeit und der Entwicklungen“, betont er. Neugierde ist<br />

dabei einer seiner stärksten Antriebe.<br />

Für Koblinger besteht die Kunst des Winzers darin, das<br />

Terroir herauszuarbeiten, ohne den Charakter der Rebsorte<br />

und ihre subtile Würze zu überdecken. Er empfiehlt daher<br />

Blaufränkisch aus unterschiedlichen österreichischen<br />

Herkünften nicht nur zu Wild- und Fleischgerichten,<br />

sondern auch zu Speisen, die zunächst gar nicht in den<br />

Blaufränkisch-Kosmos zu gehören scheinen. Die regionalen<br />

Weintypen der Rebsorte in Österreich charakterisiert<br />

er so:<br />

„Am Leithaberg und in Rust verleihen die Böden aus Kalk<br />

und Schiefer sowie der Einfluss des nahen Neusiedlersees<br />

den Weinen bemerkenswerte Mineralität, Komplexität<br />

und Finesse. Die Weine zeigen sich zartgliedrig, elegant<br />

und raffiniert und besitzen eine lebendige Säure.<br />

Die Blaufränkisch vom recht trockenen<br />

Spitzerberg offenbaren die Aromatik und<br />

Struktur eines kühleren Klimas und kalkhaltiger<br />

Böden. Sie verfügen über Eleganz<br />

und Leichtigkeit, aber auch über Tiefe und<br />

Konzentration.<br />

Im sanften Hügelland des Mittelburgenlands mäßigen<br />

die kühlen Lehmböden die Sommerhitze und speichern<br />

Wasser. Die Weine präsentieren sich kraftvoll mit einer<br />

ausgewogenen Kombination von dunkler Beerenfrucht<br />

und würzigen Noten.<br />

Am Eisenberg im Südburgenland zeigt die Sorte weitere<br />

Facetten. Der eisenhaltige Schieferboden verleiht den<br />

Weinen eine salzig-würzige Mineralität und unverkennbare<br />

Noten von Blutorangen und Pfeffer.“<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 45


Alexander Koblinger MS<br />

Wichtig ist laut dem Profi für eine<br />

feine Speisenkombination jedenfalls,<br />

„dass kein konzentrierter oder<br />

‘süß schmeckender’ Blaufränkisch<br />

eingesetzt wird. Eleganz sollte im<br />

Vordergrund stehen.“ Dies gilt –<br />

unabhängig von der Terroir-Typizität<br />

– ebenso für die deutschen<br />

Lemberger-Weine.<br />

Für <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> gab Alexander<br />

Koblinger MS exklusiv<br />

einige Pairing-Tipps von<br />

Blaufränkisch-Weinen<br />

und Speisen. Die meisten<br />

entsprechen nicht dem Mainstream<br />

– aber genau deswegen sind sie es<br />

wert, ausprobiert zu werden:<br />

BAUERNBROT MIT<br />

OLIVENTAPENADE UND<br />

KNUSPRIGEM KARREE-<br />

SPECK<br />

Ein Blaufränkisch aus Rust oder<br />

dem Mittelburgenland ist eine ideale<br />

Wahl für diese rustikale Speise. Die<br />

Eleganz des Weins balanciert die<br />

salzigen, würzigen und „dunklen“<br />

Komponenten der Tapenade und des<br />

Specks aus, während die fruchtigen<br />

Noten des Weins dem Gericht eine<br />

zusätzliche Tiefe verleihen.<br />

PAPPARDELLE MIT<br />

WILDSCHWEINRAGOUT<br />

Die intensiveren Vertreter vom<br />

Spitzerberg oder Leithaberg sind<br />

eine hervorragende Begleitung für<br />

das kräftige Wildsch<strong>wein</strong>ragout. Die<br />

fruchtigen und würzigen Aromen<br />

des Weins verbinden sich mit<br />

den reichhaltigen und herzhaften<br />

Geschmacksrichtungen des Ragouts.<br />

GEFÜLLTE PAPRIKA MIT<br />

TOMATENSAUCE UND<br />

SALZKARTOFFELN<br />

Die feine Struktur und die würzigen<br />

Tannine eines Blaufränkisch aus Rust<br />

oder vom Eisenberg bilden eine<br />

geschmackvolle Ergänzung zu den<br />

saftigen, gefüllten Paprika. Die fruchtigen<br />

Aromen des Weins lassen sich<br />

wunderbar mit der sämigen, leicht<br />

süßlichen Tomatensauce verbinden,<br />

während die Salzkartoffeln eine<br />

ausgewogene Balance schaffen.<br />

Wildsch<strong>wein</strong> Pappardelle, ein Klassiker aus<br />

Das Wirtshaus | Kochbuch von Andreas Döllerer.<br />

Gegrillte Auberginen mögen<br />

die pikante Frucht des Blaufränkisc.h<br />

GEGRILLTE AUBERGINE<br />

MIT TAHINI UND<br />

GRANATAPFEL<br />

Die zarte und cremige Textur der<br />

gegrillten Aubergine harmoniert gut<br />

mit der Eleganz und Finesse eines<br />

Blaufränkisch vom Leithaberg oder<br />

aus dem Mittelburgenland. Die fruchtigen<br />

Noten des Weins ergänzen<br />

die süßen und nussigen Aromen<br />

der Tahini-Sauce und werden<br />

durch die säuerlichen Akzente des<br />

Granatapfelkerns belebt.<br />

GEGRILLTER WALLER<br />

MIT SPECK<br />

Ein Blaufränkisch vom Leithaberg<br />

oder Eisenberg passt perfekt zu<br />

dieser würzigen Fischspeise. Die<br />

Aromen des Weins ergänzen die<br />

herzhaften Noten des Specks,<br />

während die ‘fettere’ Textur des<br />

Wallers durch die lebendige Säure<br />

des Weins leichter wird.<br />

GEGRILLTER<br />

THUNFISCH MIT<br />

AVOCADO-SALSA<br />

Die Eleganz und Finesse eines<br />

Blaufränkisch vom Leithaberg oder<br />

aus Rust passen wunderbar zu diesem<br />

Gericht. Die fruchtigen und würzigen<br />

Aromen des Weins ergänzen die<br />

Schärfe des Paprikagemüses oder<br />

die pikante Frische der Avocado-<br />

Salsa und heben die Aromen des<br />

gegrillten Thunfischs hervor.<br />

SPECKLINSEN<br />

Die subtilen und fein strukturierten<br />

Blaufränkisch vom Leithaberg oder<br />

Spitzerberg ergänzen das herzhafte<br />

und erdige Aroma der Specklinsen<br />

perfekt. Die delikate Säure des<br />

Weins balanciert die Fettigkeit<br />

des Specks aus und sorgt für eine<br />

geschmacksstarke Erfahrung.<br />

GEMÜSE-COUSCOUS<br />

MIT MINZE<br />

Ein Blaufränkisch aus Eisenberg<br />

oder dem Mittelburgenland ist eine<br />

spannende Wahl für diese leichte<br />

und aromatische Speise. Die frischen<br />

Fruchtnoten und die zarte Säure des<br />

Weins ergänzen die frischen Aromen<br />

des Couscous-Gemüses und der<br />

Minze.<br />

RATATOUILLE MIT<br />

POLENTA<br />

Die Eleganz und die feinen Tannine<br />

eines Blaufränkisch vom Leithaberg<br />

oder aus dem Mittelburgenland<br />

bringen die Vielfalt der Aromen im<br />

Ratatouille zur Geltung. Die fruchtigen<br />

Noten des Weins verbinden<br />

sich nahtlos mit den Grillgemüse-<br />

Aromen, während die cremige<br />

Polenta eine wunderbare Ergänzung<br />

darstellt.<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 47


ZUBEREITUNG<br />

Den Rehrücken zuputzen und Raumtemperatur annehmen lassen, dann ordentlich salzen und pfeffern. Anschließend<br />

in einer Pfanne mit Öl von allen Seiten scharf anbraten, herausnehmen. Im vorgeheizten Ofen bei 120°C Umluft auf<br />

den Rost legen und ca. 10–15 Minuten garen, bis die Kerntemperatur ca. 52°C beträgt. Den Rehrücken herausnehmen,<br />

in Folie einschlagen und rasten lassen.<br />

Für die Sauce in der Pfanne mit den Bratenrückständen die Fleischabschnitte scharf anbraten, eine halbe Zwiebel<br />

dazugeben und mit anbraten. Mit 2 TL Tomatenmark einige Minuten rösten und anschließend mit Rot<strong>wein</strong> ablöschen,<br />

reduzieren lassen und mit Rindsuppe angießen. 1 Stunde köcheln lassen, bis die Sauce die richtige Sämigkeit erreicht hat.<br />

Als Beilage empfehlen sich Erdäpfelstampf (Kartoffelpüree) und Kohlsprossen (Rosenkohl) mit Maronen (Esskastanien).<br />

Die Erdäpfel schälen, in Stücke schneiden und in kräftig gesalzenem Wasser gar kochen. Abseihen, kurz ausdampfen<br />

lassen und durch eine Erdäpfelpresse drücken. In der Zwischenzeit die Butter bei mittlerer Hitze köcheln lassen, bis<br />

sich ein nussiger Duft bildet und die Butter dunkler wird. Achtung, nicht verbrennen lassen! Die Milch erwärmen, Salz<br />

und Muskatnuss dazugeben. Milch, Butter und Erdäpfel mit einem Schneebesen verrühren, bis sich eine samtige Textur<br />

bildet. Die Kohlsprossen putzen, halbieren und in Salzwasser blanchieren, dann kalt abschrecken. In einer Pfanne<br />

Butter zerlassen und Kohlsprossen und halbierte Maroni anbraten. Mit Apfelsaft ablöschen, salzen und pfeffern.<br />

Rosa gebratener Rehrücken<br />

in Rot<strong>wein</strong>sauce mit Erdäpfelstampf<br />

AUS „ÖSTERREICHS JUNGWINZER KOCHEN. GROSSE KÜCHE. OHNE ALLÜREN.“<br />

VERLAG GRAAFMANN UND SCHRECK - FOTO: WEIN.PLUS<br />

PHILIPP BREYER EMPFIEHLT B1 EDITION ROT, CUVÉE AUS DEN BESTEN FÄSSERN DES KELLERS<br />

EINKAUFSLISTE<br />

FÜR 4 PORTIONEN<br />

VORBEREITUNG 30 MINUTEN<br />

KOCHZEIT 30 MINUTEN<br />

1200 g küchenfertiger<br />

Rehrücken<br />

½ Zwiebel<br />

2 TL Tomatenmark<br />

500 ml Rot<strong>wein</strong><br />

500 ml Rindsuppe<br />

Salz und Pfeffer, Öl<br />

1 kg Erdäpfel<br />

2 EL Butter<br />

1 l Milch<br />

Muskatnuss<br />

500 g Kohlsprossen<br />

4 EL Apfelsaft<br />

200 g gekochte Maronen


Wein zum Erleben<br />

VILLA SPARINA – PIEMONT<br />

Im Herzen der berühmten italienischen DOCG-Region Gavi zeigt<br />

Villa Sparina, dass ein Weingut auf vielfältige Weise als Botschafter<br />

seiner Heimat wirken kann. Zum einen durch Weine, die für sich<br />

selbst sprechen – aber auch durch ein Resort, das dazu einlädt, den<br />

Wein und seinen Herkunftsort zu entdecken.<br />

FOTOS: VILLA SPARINA<br />

Wir mögen alles, was sich um die<br />

Welt des Weins dreht: Verkauf,<br />

Marketing, Entwicklung und<br />

Geschäftsbeziehungen. Wenn man<br />

sich eingehend mit dieser Welt<br />

beschäftigt, kann man jeden Tag etwas Neues lernen“,<br />

meinen die Geschwister Moccagatta unisono. Gemeinsam<br />

leiten sie eben diese Welt der vinophilen Familienmarke<br />

Villa Sparina im italienischen Weinanbaugebiet Piemont.<br />

Dabei steht die Keimzelle der Marke an erster Stelle:<br />

„Wenn wir an unser Unternehmen denken, kommt uns<br />

zuerst ein Wort in den Sinn: Familie.“ Denn mit dieser<br />

fing alles einst an. Es war der Vater der drei Geschwister<br />

– Stefano, der sich heute um das Marketing, den Vertrieb<br />

und die Leitung des Restaurants kümmert, Massimo als<br />

Verwalter und Manager sowie Tiziana, die das Hotel und<br />

die Events betreut –, der 1974 die Weinkellerei übernahm<br />

und 30 Jahre später mit der Eröffnung des dazugehörigen<br />

Resorts die Marke Villa Sparina für Genießer und Urlauber<br />

auf einem ganz neuen Level erlebbar machte. Dennoch<br />

bleibt das 100 Hektar große Weingut in der Gemeinde<br />

Monterotondo das geliebte Herzstück. Denn die aromatische<br />

Botschaft der DOCG Gavi in Weinen einzufangen<br />

und zu erzählen, ist die größte Leidenschaft der Familie<br />

Moccagatta.<br />

BIO AUS RESPEKT<br />

auf die ökologische Nachhaltigkeit konzentriert und<br />

spezielle Geräte und Ausrüstungen angeschafft haben,<br />

um die Vielfalt und das Niveau im Weinberg wie auch im<br />

Weinkeller auszubauen“, erzählt Stefano Moccagatta stolz.<br />

VIELE KLEINE BESONDERHEITEN<br />

Dieses besondere Augenmerk kommt in vielen Momenten<br />

zum Tragen. Es zeigt sich auch in der besonderen, patentierten<br />

Weinflasche, in der die Weine von Villa Sparina<br />

abgefüllt werden – und die längst zum Markenzeichen des<br />

Weinguts geworden ist. „Wir haben sie 1997 zusammen mit<br />

dem Designer Giacomo Bersanetti entwickelt, der sich von<br />

einer antiken Vase inspirieren ließ, die bei der Renovierung<br />

des Weinguts gefunden wurde.“ In ihr ruht nun auch ein<br />

ganz besonderer Wein, dem die Familie besonders viel<br />

Zeit schenkt – getreu ihrem Motto: „Um gut zu sein, muss<br />

ein Wein elegant und langlebig sein.“ So lassen sie den<br />

Villa Sparina 10, wie der Name vermuten lässt, zehn Jahre<br />

lang in der Flasche reifen: „Dieser Sammler<strong>wein</strong> mit großer<br />

Persönlichkeit ist ein Zukunftsprojekt. Wir produzieren<br />

ihn nur in begrenzter Menge und haben ihn nun bereits<br />

zweimal auf den Markt gebracht.“ Er ist auch ein Zeichen<br />

dafür, dass die Geschwister Wein mit Kreativität und Mut<br />

zum Besonderen verbinden. Und mit einer Leidenschaft,<br />

die ihnen in die Wiege gelegt wurde – und die sie allzu<br />

gerne mit Besuchern teilen.<br />

Die Basis bildet dabei das erlesene Traubengut aus den<br />

Rebsorten Cortese – dem absoluten Spitzenreiter des<br />

Sortenspiegels – sowie Barbera, Chardonnay, Sauvignon<br />

Blanc, Merlot und Dolcetto. Die meisten Weinberge der<br />

Familie befinden sich in direkter Nähe des Villa Sparina<br />

Resorts, umgeben von Wäldern, umweht von der sanften<br />

ligurischen Brise und von der wohlig wärmenden Sonne<br />

geküsst. So ist es kein Wunder, dass der Weinbau seit<br />

jeher ein Teil der Tradition dieses Landstrichs und des<br />

Lebens der Menschen hier ist, denn die Voraussetzungen<br />

sind nahezu ideal. Ein Grund mehr für die Geschwister,<br />

diese perfekte Grundlage durch nichts zu zerstören und<br />

daher auch im Einklang mit der Natur zu arbeiten. „Wir<br />

stellen Wein her, weil wir in einer Familie aufgewachsen<br />

sind, die dieses Erbe in sich trägt. Daher haben wir in<br />

den letzten Jahren auch zahlreiche Renovierungs- und<br />

Erweiterungsarbeiten durchgeführt, bei denen wir uns<br />

„Wenn wir an unser Unternehmen denken,<br />

kommt uns zuerst ein Wort in den Sinn: Familie.“<br />

50 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

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nicht in der Vergangenheit stehen geblieben. Denn dieser<br />

Stolz zeigt sich vor allem im Bekenntnis zum eigenen Erbe:<br />

Auf den 102 Hektar fruchtbarer Böden, die das Weingut<br />

umfassen und biologisch bewirtschaftet werden, reifen<br />

vorwiegend autochthone Rebsorten wie die weißen<br />

Trauben Goruli Mtsvane und Rkatsiteli sowie die roten<br />

Saperavi und Tavkveri, seltene kartlianische Rebsorten,<br />

die Château Mukhrani wieder zum Leben erweckt hat.<br />

Der Stolz zeigt sich auch im Bewusstsein für die hohe<br />

Qualität, der es auch weiterhin gerecht zu werden gilt.<br />

So wird im Weinberg achtsam und naturnah gearbeitet<br />

und die Trauben werden schonend geerntet. „Unsere<br />

Weinberge sind der Schlüssel, um unsere Weine exquisit<br />

und einzigartig zu machen“, ist sich Chef-Önologe Patrick<br />

Honnef sicher. In diesem Bewusstsein verbindet Château<br />

Mukhrani traditionellen Weinbau mit einem zeitgemäßen<br />

Weinkeller und moderner Technologie.<br />

GROSSE HISTORIE, GROSSE ZUKUNFT<br />

Ein königliches Erbe<br />

CHÂTEAU MUKHRANI – GEORGIEN<br />

Der Kreis scheint sich zu schließen, denn auch<br />

Patrick Honnef erlernte wie seinerzeit schon Ivane<br />

Mukhranbatoni sein Handwerk in Frankreich, allerdings<br />

in Bordeaux. Vielleicht ist es diese Parallele, die ihn<br />

dazu befähigt, ausgewogene Weine voller Eleganz und<br />

Intensität entstehen zu lassen. Möglicherweise ist es<br />

auch das Bewusstsein für eben jene Geschichte und den<br />

Glanz von einst, das die passionierten heutigen Inhaber<br />

von Château Mukhrani weiterhin leben. Denn es ist ihr<br />

Bestreben, Weine zu erschaffen, die unnachahmlich und<br />

ausdrucksstark sind. Die ein großes Alterungspotential<br />

haben. Weine eben, die irgendwie königlich sind.<br />

Zeitgemäße Weinbereitung trifft auf hochwertiges Terroir: Das Weingut<br />

Château Mukhrani entführt in eine Welt voller Eleganz, Achtsamkeit<br />

und Tradition – und zeigt so ein ganz besonderes Stück georgischer<br />

Weingeschichte. Einer Geschichte, die für große Weine steht.<br />

FOTOS: CHÂTEAU MUKHRANI<br />

Geschichte ist eine Reise<br />

in die Vergangenheit,<br />

die uns zeigt, wo alles<br />

begann. Die uns zeigt,<br />

wie alles zusammenhängt.<br />

Aufeinander aufbaut. Sie<br />

verbindet das Damals mit dem Heute.<br />

Die Geschichte des georgischen<br />

Weinguts Château Mukhrani ist ein<br />

wunderbares Beispiel dafür, wie<br />

gekonnt sich diese beiden Welten<br />

verbinden. Blickt man zurück ins 16.<br />

Jahrhundert, erkennt man, dass die<br />

Wurzeln der Prinzen von Mukhrani<br />

in der Dynastie Bagrationi, einem<br />

der ältesten Adelsgeschlechter der<br />

Welt, liegen. So kam es, dass 1512<br />

König David von Kartli seinem<br />

Bruder Bagrat das Gut Mukhrani<br />

schenkte. Genau 300 Jahre später<br />

wurde Ivane Mukhranbatoni in diese<br />

Familie hineingeboren. Als junger<br />

Mann entschied er sich zunächst<br />

für eine militärische Laufbahn.<br />

Mit Erfolg: Er wurde sogar zum<br />

Militärgouverneur Westgeorgiens<br />

ernannt. Doch sein Interesse galt<br />

auch der Landwirtschaft. Während<br />

einer Reise nach Frankreich, die<br />

ihn in die berühmten Anbaugebiete<br />

Burgund und Champagne führte,<br />

erfuhr er mehr über die Kunst der<br />

Weinherstellung – und entschloss<br />

sich, auf dem heimischen Gut der<br />

Familie seine neuen Erkenntnisse<br />

umzusetzen. Naheliegend, wachsen<br />

doch im gemäßigten Klima<br />

Georgiens mit seiner Lage zwischen<br />

dem Schwarzen Meer und dem<br />

Kaukasus seit vielen Jahrtausenden<br />

Weintrauben von besonderer<br />

Qualität. Dieser Geschichte fügte<br />

Ivane Mukhranbatoni mit dem ersten<br />

Jahrgang 1878 ein erstaunliches<br />

Kapitel hinzu. Eines, das seit damals<br />

für Weine höchster Güte steht.<br />

TRADITION TRIFFT<br />

MODERNE<br />

Bis heute ist es der Stolz auf die<br />

eigenen Ressourcen, der die Kraft<br />

des Weinguts Château Mukhrani<br />

ausmacht. Weine, die einst binnen<br />

kürzester Zeit Weltruhm erlangten<br />

und Château Mukhrani sogar im<br />

Zarenpalast in Russland auf die<br />

Liste der exklusiven Hoflieferanten<br />

brachten. Diese Kapitel Ende des 19.<br />

und Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

stehen für großen Ruhm und Exzellenz<br />

– und bei Château Mukhrani ist man<br />

52 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

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So bewertet<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />

Verkostungsleiter Marcus Hofschuster<br />

hat ein herausragendes Renommee als<br />

gewissenhafter und unbestechlicher<br />

Weinkritiker. Er verkostet für <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />

Weine aus allen Regionen Europas, und<br />

das stets nach identischen Qualitäts- und<br />

Verkostungsmaßstäben.<br />

Derzeit werden bei <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> rund<br />

2.700 klassifizierte Weingüter mit<br />

professionellen Beschreibungen und<br />

Bewertungen von über 160.000 Weinen<br />

publiziert. Produzenten und Weine werden<br />

werktäglich aktualisiert und ergänzt.<br />

Das <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>-Verkostungsteam:<br />

Kim Schreiber und Marcus Hofschuster<br />

TRINKEMPFEHLUNGEN<br />

Jede Weinbewertung enthält eine Prognose<br />

über den voraussichtlich besten Trinkzeitraum<br />

bei normaler Lagerung. Viele Weine bleiben<br />

aber auch darüber hinaus in guter Form.<br />

Wir möchten nur nicht garantieren, dass sie sich<br />

weiter positiv entwickeln werden. Gerade bei<br />

idealer Lagerung kann sich die Entwicklungsfähigkeit<br />

allerdings deutlich verlängern.<br />

WAS UNSERE<br />

BEWERTUNGEN BEDEUTEN<br />

100 WP einzigartig<br />

Weine, die man nur anders, aber<br />

nicht besser machen kann.<br />

95-99 WP groß<br />

Weine von Weltklasse, deren Tiefe, Komplexität,<br />

Charakter und Ausdrucksstärke ein unvergessliches,<br />

sinnliches Erlebnis schenken.<br />

90-94 WP hervorragend<br />

Erstklassige Weine, die zu den besten ihrer<br />

Art gehören. Sie zeichnen sich aus durch<br />

Reintönigkeit, Harmonie, Tiefe und Charakter.<br />

85-89 WP sehr gut<br />

Bemerkenswerte Weine mit Persönlichkeit, Ausdruck,<br />

sowie bereits gewisser Komplexität und Tiefe. Sie<br />

verdienen die Aufmerksamkeit jedes Weinliebhabers.<br />

80-84 WP gut<br />

Saubere, harmonische, im besten Fall typische Weine.<br />

UNSERE REGELN<br />

1. Jeder Wein wird ausschließlich blind verkostet. Bei<br />

der Bewertung weiß der Verkoster niemals, welcher<br />

Wein von welchem Erzeuger sich im Glas befindet.<br />

2. Sämtliche Weine werden im neutralen Verkostungsraum<br />

in Erlangen probiert, um ablenkende<br />

Einflüsse zu minimieren. Bei <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> ist<br />

das Bewerten von Weinen auf Messen oder<br />

beim Erzeuger völlig ausgeschlossen.<br />

3. Zum Absichern der Wertungen finden regelmäßig<br />

Gegenproben statt, bei denen Weine angestellt<br />

werden, die zuvor schon einmal probiert wurden.<br />

4. Pro Tag finden nur so viele Proben statt, dass viel<br />

Zeit und Ruhe für jeden einzelnen Wein garantiert<br />

werden kann. Sehr viele Weine werden<br />

zudem mindestens zweimal probiert, um auch<br />

ihre Entwicklung an der Luft zu berücksichtigen.<br />

5. Alle Verkoster haben langjährige Erfahrung<br />

und verkosten hauptberuflich.<br />

BENOTUNG NACH DEM<br />

100-PUNKTE-SYSTEM<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong> wertet nach dem international<br />

üblichen 100-Punkte-System, das dem amerikanischen<br />

Schulnotenschema entlehnt ist.<br />

Wir verwenden in unserem Punktesystem<br />

die Abkürzung WP = <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>-Punkte.<br />

Alle Infos auf der Webseite:<br />

54 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

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Unsere Lieblings<strong>wein</strong>e<br />

der vergangenen Wochen<br />

Mit einem Herz zeichnen wir nur Weine aus, die uns persönlich besonders gut schmecken. Es handelt sich hier stets um<br />

die aus unserer Sicht feinsten und interessantesten Weine ihrer jeweiligen Stilrichtung, Herkunft oder Preislage. Das kann<br />

das rare und teure Spitzenprodukt eines legendären Weinguts ebenso sein wie der umwerfend trinkfreudige, günstige<br />

Einstiegs<strong>wein</strong> eines bislang völlig unbekannten Erzeugers, ein Wein mit 96 Punkten ebenso wie einer mit 84.<br />

Damit versuchen wir gleichzeitig, auch den niedrigeren Punktzahlen und den mit ihnen bedachten Weinen wieder den<br />

Stellenwert und die Aufmerksamkeit zurückzugeben, die ihnen nach der ursprünglichen Idee des 100-Punkte-Systems<br />

zusteht, die nur leider von den meisten Anwendern dieses Systems inzwischen völlig verwässert, in vielen Fällen sogar<br />

ganz ad absurdum geführt wurde.<br />

Kim Schreiber und Marcus Hofschuster<br />

Sie finden nachfolgend eine kleine Auswahl unserer Lieblings<strong>wein</strong>e. Die gesamte Übersicht unserer<br />

Verkostungen mit Links zu allen Ergebnissen, den Weinbeschreibungen und den Produzenten finden<br />

Sie unter folgendem Link:<br />

Griesel & Compagnie<br />

2017 Pinot Noir “Granit - F - “ (Deg.: 06/23)<br />

Hessische Bergstraße<br />

(Deutschland), Schaum<strong>wein</strong><br />

Fester, vielschichtiger und tiefer, nussiger,<br />

rauchiger und hefiger, auch leicht tabakiger<br />

Duft mit verhaltenen, noblen Kernobstaromen,<br />

einem Hauch Pfeffer, grünem Speck,<br />

Zitrusnuancen und mineralischen Anklängen.<br />

Herb-saftige, fest gewirkte, absolut trockene<br />

Frucht, deutlich hefige und auch nussige<br />

Aromen, viel Griff und feines Mousseux,<br />

leicht rauchig am Gaumen, pilzige Nuancen,<br />

angedeutet Speck und florale Spuren, tief, dicht<br />

und komplex, Salz im Hintergrund, auch etwas<br />

weißer Pfeffer, ein Hauch Butter, sehr guter<br />

bis langer, fester, herb-saftiger Abgang mit<br />

komplexer Würze und wieder reichlich Griff.<br />

93 WP >> hervorragend 80.00 €<br />

Johann Topf<br />

2021 Kamptal DAC Ried Gaisberg Grüner<br />

Veltliner Erste ÖTW Ried trocken<br />

Niederösterreich (Österreich), Weiß<strong>wein</strong><br />

Fester und tiefer, deutlich kräuteriger, noch<br />

ein wenig hefiger Duft mit zurückhaltenden<br />

gelbfruchtigen Aromen, einem Hauch Melone<br />

sowie mineralischen und pfeffrigen Anklängen.<br />

Herb-saftige, verhaltene, dabei noble Frucht<br />

mit angetrocknet-vegetabilen bis kräuterigen<br />

Aromen, nussigen Spuren und deutlicher<br />

Mineralik, Griff von reifem Gerbstoff, sehr<br />

feine, dabei straffe Säure, nachhaltig, gute<br />

Substanz und gewisse Tiefe, herbe nussige<br />

Anklänge, etwas Tabak und Muskatnuss,<br />

recht deutlich Aloe Vera, noch unentwickelt,<br />

sehr guter, fester, mineralischer Abgang<br />

mit viel Griff und ätherischen Nuancen.<br />

93 WP >> hervorragend 30.00 €<br />

E.Pira & Figli - Chiara Boschis<br />

Weingut Bründlmayer Langenlois<br />

Molino Mauro<br />

Weingüter Geheimrat J. Wegeler<br />

2019 Barolo DOCG Cannubi<br />

2021 Kamptal DAC Ried Spiegel Grüner<br />

Veltliner Erste ÖTW Ried trocken “Vincent”<br />

2019 Barolo DOCG Bricco Luciani<br />

2022 Bernkastel Doctor Riesling<br />

Kabinett VDP.Grosse Lage<br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Herber, fester, sehr tiefer und eher kühler, fein<br />

kräuteriger und eine Spur getrocknet-floraler<br />

Duft nach mehr schwarzen als roten Beeren mit<br />

einem Hauch Tomaten, ledrigen Tönen, ein wenig<br />

Wacholder, Zeder und verhaltenen Fassnoten.<br />

Klare, geschliffene, frisch wirkende, feinsaftige<br />

und doch fast massive Frucht mit Noten harziger<br />

Kräuter, etwas Nüssen und einer Spur Rauch,<br />

jugendliches, sehr feines Tannin, etwas Biss,<br />

nachhaltig und dicht am Gaumen, ledrige und<br />

tabakige Nuancen, im Hintergrund viel Salz,<br />

eine Spur Rosen, bei aller Kraft und Festigkeit<br />

eleganter Stil, enorm tief und komplex, noch kaum<br />

entwickelt, sehr guter bis langer, herber, straffer<br />

und feinsaftiger, beinahe kühl wirkender Abgang.<br />

Überragend in seiner unglaublichen Mischung<br />

aus Massivität, Frische. Präzision und Feinheit.<br />

Niederösterreich (Österreich), Weiß<strong>wein</strong><br />

Sehr fest gewirkter, tiefer, kühler, herber,<br />

deutlich vegetabiler Duft mit zurückhaltenden<br />

gelbfruchtigen Aromen, Kräutern, etwas Rauch,<br />

nussigem Holz und ein wenig Pfifferlingen.<br />

Straffe, noch völlig unentwickelte, herb-saftige<br />

Frucht mit vegetabilen und kräuterigen Noten,<br />

rauchig-holzigen Tönen, viel Griff von reifem<br />

Gerbstoff und lebendiger Säure, dicht, tief und<br />

nachhaltig am Gaumen, reichlich Salz, auch<br />

zart pfeffrige Nuancen, hat Kraft, aber auch<br />

gewisse Kühle und enorme Spannung, sehr<br />

guter bis langer, griffiger, dichter, vielschichtiger,<br />

dabei regelrecht zupackender Abgang.<br />

Muss zwingend und wird großartig reifen.<br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Recht tiefer, nussiger und leicht getrocknetfloraler<br />

Duft nach reifen roten Beeren mit<br />

ledrigen Aromen, einem Hauch Tomatenmark,<br />

Pilzen, angedeutet Pfeffer und Tabak.<br />

Klare, straffe, recht saftige, feine, eher helle<br />

Frucht, nussige, verhalten kräuterige und<br />

florale Töne, ein wenig ätherische Würze,<br />

Kakaonoten im Hintergrund, etwas Salz, gute<br />

Nachhaltigkeit, angedeutet Tabak, eleganter<br />

Stil, vielschichtig, schon jetzt animierend,<br />

wird mit Luft noch tiefer und komplexer, sehr<br />

guter, saftiger und feinwürziger Abgang.<br />

Mosel (Deutschland), Weiß<strong>wein</strong><br />

Gutshaus Bernkastel<br />

Klare Zitrus-Steinobstnase mit kräuterigpflanzlichen<br />

Nuancen, einem Hauch dunkler<br />

Beeren und floralen Nuancen. Fest gewirkte,<br />

sehr saftige Frucht mit Süße, aber auch herber<br />

hefiger, leicht kräuterig-pflanzlicher und<br />

deutlich mineralischer Würze, feine Säure,<br />

hat Griff, gewisse Tiefe, im Hintergrund<br />

wieder ein wenig dunkle Beeren, relativ<br />

kompakter Bau, noch unentwickelt, sehr<br />

guter, fester, konzentrierter, saftiger und<br />

würziger Abgang mit enormer Mineralik.<br />

Großartiger Kabinett; kann und muss reifen.<br />

97 WP >> groß Bis 120.00 €<br />

95 WP >> groß 48.00 €<br />

93 WP >> hervorragend Bis 60.00 €<br />

92 WP >> hervorragend 39.00 €<br />

Riecine<br />

Gianfranco Bovio<br />

Antica Casa Vinicola Scarpa<br />

Wein- und Sektgut Barth<br />

2019 Toscana IGT Rosso “La Gioia”<br />

2019 Barolo DOCG Arborina<br />

2019 Barbera d’Asti DOCG “I Bricchi”<br />

2018 Hattenheim Schützenhaus Riesling<br />

Brut Nature VDP.Erste Lage<br />

Toskana (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Rheingau (Deutschland), Schaum<strong>wein</strong><br />

Fester und recht tiefer, einen Hauch animalischer<br />

Duft mit frischen schwarz- und<br />

auch etwas rotbeerigen Aromen, einem<br />

Hauch Fleisch und tabakigen Fasstönen im<br />

Hintergrund. Klare, straffe, ziemlich saftige,<br />

dabei herbe Frucht, sehr feines, jugendliches<br />

Tannin und gewisser Säurebiss, nachhaltig am<br />

Gaumen, angedeutet kräuterig, rauchig und<br />

nussig, im Hintergrund Salz, noch wenig entwickelt,<br />

ein Hauch Tomatenessenz, hat Kraft, aber<br />

auch Frische und kühlende Elemente, tabakige<br />

Spuren, ein wenig Fassholz, gu7te Tiefe,<br />

vielschichtig, bei aller Kraft perfekt balanciert,<br />

sehr guter bis langer, fester, herb-saftiger<br />

Abgang mit feiner, leicht rauchiger Würze.<br />

Recht feiner und tiefer, etwas vegetabiler<br />

und einen Hauch pilziger Duft nach roten<br />

und schwarzen Beeren mit floralen und ganz<br />

leicht tomatigen Aromen, nussigen Spuren<br />

und etwas Teer. Herb-saftige, noch unentwickelte<br />

Frucht, recht präsentes, dabei feines,<br />

hervorragendes Tannin, etwas Biss, kräuterige<br />

Nuancen, angedeutet Süßholz und wieder ein<br />

Hauch Teer, nachhaltig und dicht am Gaumen,<br />

hat eine tiefe Süße, deutlich Salz, vielschichtig,<br />

sehr guter Abgang mit feinem, konzentriertem,<br />

reifem Saft und Würze. Prächtig.<br />

Fester und recht tiefer, herber Duft nach<br />

überwiegend schwarzen Beeren mit<br />

ledrigen und tabakigen Nuancen, einem<br />

Hauch Pfeffer und getrockneten Kräutern.<br />

Herbe, sehr fest gewirkte, dunkle Frucht,<br />

gewisser Säurebiss und präsente Tannine,<br />

pfeffrige und kräuterige Aromen, ein Hauch<br />

Salzzitrone im Hintergrund, deutliche<br />

Mineralik, rauchige Spuren, gute Substanz<br />

und Tiefe, ein wenig Kreuzkümmel, noch<br />

wenig entwickelt, sehr guter, wieder fester,<br />

herb-saftiger und -würziger Abgang mit Biss.<br />

Fester und tiefer, leicht hefiger, rauchiger<br />

und zart nussiger Duft mit zurückhaltenden<br />

gelbfruchtigen Aromen, einem Hauch<br />

schwarzer Beeren sowie floralen und tabakigen<br />

Nuancen. Brillant reintönige, feine, herbe,<br />

kühle und geschliffene Frucht, sehr feines, zart<br />

cremiges Mousseux, feine Säure und etwas<br />

Griff, dicht und nachhaltig am Gaumen, überaus<br />

eleganter, auch nobler Stil, erneut ganz leicht<br />

schwarzbeerig im Hintergrund, angedeutet<br />

Butter, kräuterige Nuancen, etwas Salz, noch<br />

jung, gute Tiefe, sehr guter, fester, feinsaftiger<br />

Abgang mit Zug und Griff. Erstklassig.<br />

94 WP >> hervorragend 70.00 €<br />

93 WP >> hervorragend Bis 60.00 €<br />

91 WP >> hervorragend 26.00 €<br />

91 WP >> hervorragend 42.00 €<br />

56 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 57


Weingut Krone Assmannshausen<br />

Weingut Stigler<br />

Weingut Greiner<br />

Weingut Bäuerl<br />

2018 Assmannshausen Höllenberg<br />

Spätburgunder Grosses Gewächs trocken<br />

Rheingau (Deutschland), Rot<strong>wein</strong><br />

Recht fester, einen Hauch tabakig-fassholziger<br />

Duft mit abgeklärten rot- und schwarzbeerigen<br />

Aromen sowie feinen, herben<br />

pflanzlichen Tönen, etwas Langpfeffer sowie<br />

feinen fleischigen bis ledrigen Anklängen.<br />

Fest gewirkte, herbe, ganz leicht entwickelte<br />

Frucht, feines, eher jugendliches Tannin,<br />

moderater Säurebiss, nachhaltig am Gaumen,<br />

wieder leicht tabakige Holzanklänge, pfeffrige<br />

und kräuterige Spuren, ein Hauch Speck und<br />

Pilze im Hintergrund, hat Eleganz, aber auch<br />

Rückgrat, sehr guter, straffer, eher herber<br />

Abgang mit fast kühler Frucht, angedeutet<br />

Zitruszesten und pfeffrigen Tönen.<br />

2021 Ihringen Winklerberg Silvaner<br />

VDP.Erste Lage trocken<br />

Baden (Deutschland), Weiß<strong>wein</strong><br />

Herber, zurückhaltender, frisch-pflanzlicher<br />

und nussiger Duft mit etwas Wurzelgemüse,<br />

Pilzen und hellen Kernobstnoten sowie<br />

mineralischen und ganz zart rauchigen<br />

Anklängen. Klare, geschliffene, herbe, sehr<br />

helle Frucht, deutlich nussige Aromen und<br />

etwas selleriebetont wurzelgemüsige Töne,<br />

sehr feine Säure und etwas Griff, deutliche<br />

Mineralik am Gaumen, an Krebsfleisch<br />

erinnernde Töne, angedeutet Jod, nachhaltig,<br />

einen Hauch floraler, sehr guter, fester,<br />

herber, sehr mineralischer Abgang.<br />

2020 Brut Nature Pinot Rosé<br />

(Deutschland), Schaum<strong>wein</strong><br />

Hefiger und einen Hauch floraler Duft mit<br />

rotbeerigen Aromen, ein wenig Nüssen und<br />

angedeutet Champignons. Feinsaftige, herbe,<br />

eher kühle Frucht, nussige ganz zart rauchige<br />

und hefige Noten, feines Mousseux, zarter<br />

Griff von mürbem Gerbstoff, nachhaltig am<br />

Gaumen, eleganter Stil, tabakige Anklänge<br />

im Hintergrund, hat Schliff und eindeutigen<br />

Sortencharakter, sehr guter, feinsaftiger<br />

und -würziger Abgang. Sehr gekonnt.<br />

2022 Wachau DAC Grüner Veltliner<br />

Federspiel ® trocken<br />

Niederösterreich (Österreich), Weiß<strong>wein</strong><br />

Kühle, geschliffene, frische und herbe Nase mit<br />

feinen vegetabilen und hellen gelbfruchtigen<br />

Aromen, angedeutet weißem Pfeffer sowie<br />

mineralischen und floralen Spuren. Auch im<br />

Mund, kühl, frisch, hell und geschliffen, herbe<br />

Frucht mit pflanzlichen bis kräuterigen und<br />

zart pfeffrigen Tönen, gute Nachhaltigkeit,<br />

sehr feine Säure und zarter Griff, leichtfüßiger<br />

Stil, animierend, salzig im Hintergrund,<br />

sehr guter, kühler, feinsaftiger und straffer<br />

Abgang mit frisch-pflanzlicher Würze.<br />

91 WP >> hervorragend 49.00 €<br />

90 WP >> hervorragend 17.60 €<br />

89 WP >> sehr gut 18.00 €<br />

88 WP >> sehr gut 9.80 €<br />

Brigitte und Gerhard Pittnauer<br />

Cantina Cinque Terre<br />

Weingut Claus Schneider<br />

Weingut Georg Frischengruber<br />

2021 “Best Friend”<br />

(Österreich), Orange/Natural rot<br />

Klare, kühle und frische Nase nach<br />

Brombeeren und säuerlichen roten Beeren mit<br />

einem Hauch Kirschen, angedeutet Kräutern,<br />

Pfeffer und floralen Nuancen. Straffe, saftige,<br />

frische Frucht mit merklichem Biss und feinen,<br />

jugendlichen Tanninen, kräuterige, salzige<br />

und pfeffrige Noten, nachhaltig am Gaumen,<br />

leicht aber dennoch mit Ausdruck, etwas<br />

Tiefe, noch wenig entwickelt, aber schon sehr<br />

animierend, sehr guter, straffer, saftiger und<br />

feinwürziger Abgang mit Biss und Mineralik.<br />

Schmeckt auch leicht gekühlt wunderbar.<br />

2022 Cinque Terre DOC “Vigne Alte”<br />

Ligurien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Etwas mandelig-nussiger, angedeutet pflanzlicher<br />

und eine Spur rauchiger Duft mit<br />

geschliffenen gelbfruchtigen Noten, ein<br />

wenig frischen Pilzen und zart kräuterigen<br />

Anklängen. Klare, feinsaftige, recht feste,<br />

eher herbe Frucht, sehr feine Säure und<br />

etwas Griff, mandelige und kräuterige Noten,<br />

ein Hauch Spinat, im Hintergrund Salz, gute<br />

Nachhaltigkeit, eleganter Stil, nachhaltig,<br />

sehr guter, fast schon langer, animierender,<br />

feinsaftiger Abgang mit zarten Fencheltönen,<br />

Pinienkernen und floralen Anklängen.<br />

2021 Land<strong>wein</strong> trocken Rosé “vom Kalkstein”<br />

Baden (Deutschland), Rosé<strong>wein</strong><br />

Nussiger und vegetabiler Duft mit Pilzaromen<br />

und verhaltenen gelb- und rotfruchtigen<br />

Noten. Straffe, herb-saftige Frucht mit<br />

nussigen, hefigen und vegetabilen Aromen,<br />

präsente Säure, merklicher Griff von mürbem<br />

Gerbstoff, kreidige und leicht salzige Töne<br />

am Gaumen, ein wenig Zitruszesten,<br />

eleganter, kühler Stil, animierend, guter<br />

bis sehr guter, straffer, herber Abgang mit<br />

nussigen, hefigen und rauchigen Nuancen.<br />

2022 Wachau DAC Ried Kreuzberg<br />

Grüner Veltliner Federspiel ® trocken<br />

Niederösterreich (Österreich), Weiß<strong>wein</strong><br />

Klare, eher kühle, feinwürzige, etwas kräuterigpflanzliche<br />

Nase mit feinen gelbfruchtigen,<br />

mineralischen sowie angedeutet nussigen<br />

und rauchigen Tönen. Geschliffene,<br />

feinsaftige, jugendliche Frucht, kräuterigpflanzliche<br />

und zart florale Aromen, ganz<br />

leicht rauchig, angedeutete gelbe und auch<br />

pfeffrige Würze, feine, lebendige Säure<br />

und etwas Griff, rotbeerige Nuancen, im<br />

Hintergrund Salz, noch jung, sehr guter, fester,<br />

saftiger und würziger Abgang mit steinigmineralischen<br />

Noten. Sehr animierend.<br />

89 WP >> sehr gut 15.00 €<br />

89 WP >> sehr gut 17.50 €<br />

88 WP >> sehr gut 16.00 €<br />

88 WP >> sehr gut 15.00 €<br />

Villa Sparina<br />

Von Dungern Weine<br />

Weingut Holger Koch<br />

Weingut Rings<br />

2022 Gavi DOCG Gavi del Comune di Gavi<br />

2022 Iphofen Kronsberg Silvaner<br />

2021 Bickensohl Herrenstück Pinot Noir<br />

2022 Riesling VDP.Guts<strong>wein</strong> trocken<br />

Piemont (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Franken (Deutschland), Weiß<strong>wein</strong><br />

Baden (Deutschland), Rot<strong>wein</strong><br />

Pfalz (Deutschland), Weiß<strong>wein</strong><br />

Relativ kühler, etwas nussiger, vegetabiler<br />

bis kräuteriger und angedeutet speckiger<br />

Duft nach gelben Früchten mit leicht pilzigen<br />

und gelb-gewürzigen Anklängen. Klare,<br />

fest gewirkte Frucht mit einer Spur Wachs<br />

und dunkler Beeren, lebendige Säure, hat<br />

Griff und gute Nachhaltigkeit, nussige und<br />

gewürzige Holztöne im Hintergrund, salzige<br />

Mineralik, zarte Wärme, harmonisch, sehr<br />

guter, ganz leicht rauchiger Abgang mit<br />

relativ noblem Saft und wieder Mineralik.<br />

Kühle, deutlich fein-vegetabile und etwas<br />

florale Nase mit gelbfruchtigen Aromen,<br />

Petersilie und Petersilienwurzel, angedeutet<br />

Rauch, Pfeffer und einer Spur Pilzen. Herbe,<br />

feinsaftige, reife Frucht, deutlich pflanzliche<br />

Würze mit ganz leichter, frischer<br />

Schärfe, feine, recht lebendige Säure, hefige<br />

Nuancen, gute Nachhaltigkeit, eine Spur<br />

Senf, deutlich mineralische Töne, ganz zart<br />

rauchig, sehr guter, fester, herber, straffer<br />

Abgang mit einem Hauch Wasabi.<br />

Zart floraler und einen Hauch kräuteriger Duft<br />

nach zunächst vor allem roten, später aber<br />

auch deutlich schwarzen Beeren mit ein wenig<br />

Sauerkirsche, sehr verhaltener, angedeutet<br />

tabakiger Holzwürze, fleischigen Spuren sowie<br />

einem Hauch Pfeffer. Klare, fest gewirkte,<br />

herb-saftige, frische Waldbeerenfrucht mit<br />

nussigen und tabakigen Holzanklängen, feines,<br />

reifes Tannin, gewisser Säurebiss, nachhaltig<br />

am Gaumen, mittlere Kraft, etwas Tiefe, salzige<br />

und rauchige Anklänge, ein wenig Waldpilze<br />

im Hintergrund, sehr guter Abgang mit<br />

herbem Saft, Salz und eher dunkler Würze.<br />

Herber, etwas pflanzlicher bis kräuteriger,<br />

angedeutet nussig-hefiger und auch<br />

leicht mineralischer Duft mit verhaltenen<br />

gelbfruchtigen Aromen. Knochentrockene<br />

Frucht mit nussigen, hefigen und leicht<br />

gelb-gewürzigen Tönen, feine Säure, ganz<br />

leichte Chili-Schärfe im Hintergrund, Griff<br />

von mürbem, reifem Gerbstoff, kreidige<br />

und salzige Töne, kompromissloser Stil,<br />

guter bis sehr guter, herber, griffiger<br />

Abgang. Außergewöhnlicher Basis<strong>wein</strong>.<br />

89 WP >> sehr gut Bis 15.00 €<br />

89 WP >> sehr gut 12.00 €<br />

88 WP >> sehr gut 17.50 €<br />

88 WP >> sehr gut 12.00 €<br />

58 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 59


Die Farben des Weines<br />

PICO MACCARIO – PIEMONT<br />

Vom Underdog zum hellen Stern: Das Bio-Weingut Pico<br />

Maccario setzt mit vielen Entscheidungen auf besondere<br />

Qualität im Einklang mit der Natur – und auf Weine, die nicht<br />

reproduzierbar und jenseits des Mainstreams sind.<br />

FOTOS: PICO MACCARIO<br />

Gut zu sein ist das eine. Aber das wahre Ziel ist es, immer besser zu werden. Dies<br />

könnte die Maxime des piemontesischen Spitzen<strong>wein</strong>guts Pico Maccario sein.<br />

„Wir haben immer die nächste Stufe fest im Blick“, bestätigt der langjährige<br />

Exportleiter Emiliano Morando. Denn: „Nie das Gefühl zu haben, bereits am<br />

Ziel zu sein, ist der größte Ansporn dafür, unsere Arbeit im Weinberg stetig<br />

zu verbessern.“ Die Geschichte des Weinguts begann im Jahr 1997, als die Brüder Pico<br />

„Nie das Gefühl zu haben, bereits am Ziel zu<br />

sein, ist der größte Ansporn dafür, unsere<br />

Arbeit im Weinberg stetig zu verbessern.“<br />

und Vitaliano in Mombaruzzo<br />

ein Grundstück mit 112 Hektar<br />

Rebfläche erwarben, von denen<br />

100 Hektar im Herzen des<br />

DOCG-Gebiets Barbera d‘Asti liegen.<br />

Die beiden entschlossen sich dazu,<br />

auf ihrem Weingut Klassizismus und<br />

Moderne zu verbinden – und dies<br />

sowohl beim Design als auch in der<br />

Bewirtschaftung der Weinberge und<br />

bei der Weinherstellung. „Uns geht es<br />

darum, die Leidenschaft, den Respekt<br />

und den Stolz auf das Land in das<br />

Glas zu bringen.“ So wundert es auch<br />

kaum, dass die Bio-Zertifizierung<br />

eine Selbstverständlichkeit für die<br />

Familie war, die heute bereits in<br />

dritter Generation die Liebe zum<br />

Weinmachen lebt. „Nur der Respekt<br />

vor der Umwelt und die Nachhaltigkeit<br />

ermöglichen es uns, den höchsten<br />

Ausdruck des Terroirs einzufangen.<br />

Hinzu kommen Sauberkeit im Keller,<br />

die Professionalität des Teams<br />

und die Aufrechterhaltung hoher<br />

Produktionsstandards, damit wir<br />

dem Geschenk, das uns Mutter Natur<br />

jedes Jahr macht, gerecht werden.“<br />

EIN KLARER FAVORIT<br />

Und das werden sie. Denn Pico<br />

Maccario ist längst nicht mehr das<br />

„neue Kind in der Stadt“ von vor 25<br />

Jahren. In diesem seit den ersten<br />

Stunden vergangenen vergangenen<br />

Vierteljahrhundert ist das Weingut<br />

erwachsen geworden, hat sich mit<br />

den traditionellen Erzeugern der<br />

Region arrangiert und mit großer<br />

Bescheidenheit und Beharrlichkeit<br />

einen ganz eigenen, bedeutenden<br />

Platz erobert. „Wir sind zu einem der<br />

historischen Anführer der DOCG<br />

Barbera d‘Asti geworden.“ Und<br />

das dank all dieser Werte und des<br />

Bekenntnisses zum nachhaltigen<br />

Weinbau. Aber auch aufgrund der<br />

besonderen, sandigen und kalkhaltigen<br />

Lagen wie Nizza DOCG,<br />

Lavignone Cru, Cannubi Boschis<br />

und Vigna Rionda Serralunga, in<br />

denen die Trauben unter besten<br />

Voraussetzungen inmitten des<br />

UNESCO-Weltkulturerbes im<br />

Gebiet des Monferrato und der<br />

Langhe gedeihen. Hier wird zu<br />

fast 90 Prozent Barbera angebaut,<br />

Nebbiolo liegt auf Platz zwei, und die<br />

Rebsorten Moscato, Viognier und<br />

Sauvignon Blanc schließen den Kreis.<br />

GANZ BEWUSST<br />

ANDERS<br />

Um all diese Kraft des Weingartens<br />

so unverfälscht wie möglich in die<br />

Flasche und ins Glas zu bringen,<br />

arbeitet Kellermeister Giovanni<br />

Chiarle beim Ausbau der Weine<br />

hauptsächlich mit Edelstahl,<br />

großen Fässern, Tonneaux oder<br />

Barriques – immer auf der Suche<br />

nach der höchsten Qualität und<br />

dem Respekt vor den ursprünglichen<br />

Eigenschaften der Trauben<br />

und der Einzigartigkeit des Terroirs.<br />

Eine Einzigartigkeit, die sich auch in<br />

vielen weiteren Momenten auf Pico<br />

Maccario zeigt, denn nicht nur die<br />

Flaschenetiketten und die dazugehörigen<br />

Holzkisten zeigen sich hier<br />

bunt, auch die Rebreihen in den<br />

Weingärten werden von einzigartigen<br />

bunten Bleistiftstangen<br />

begrenzt, die längst zu einem<br />

der vielen unverwechselbaren<br />

Erkennungszeichen des Weinguts<br />

geworden sind.<br />

Anzeige<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 61


Eleganz gewinnt<br />

TASTING: BARBARESCO<br />

2020 begann im Piemont mit einem recht milden und trockenen<br />

Winter und Frühjahr. Nach einem frühen Austrieb bremste eine<br />

längere Regenperiode von Mai bis weit in den Juni die Entwicklung<br />

der Reben und sorgte zudem für einen gewissen Pilzdruck. Am Ende<br />

aber überwogen die Vorteile der Wasserversorgung, die über die<br />

weiteren Wochen bei stabilen, nicht zu heißem Sommerwetter eine<br />

gleichmäßige Entwicklung ermöglichte.<br />

TEXT: MARCUS HOFSCHUSTER<br />

FOTOS: ENVATO, CONSORZIO DI TUTELA BAROLO BARBARESCO ALBA LANGHE E DOGLIANI


Pünktlich mit dem Beginn der physiologischen<br />

Reife ab Mitte/Ende September begannen<br />

die Nächte kühler zu werden: ideal für<br />

Aromenentwicklung und Erhalt der Säure<br />

gleichermaßen. Die Lese fand unter optimalen<br />

Bedingungen statt und versprach von Anfang an einen<br />

exzellenten Jahrgang.<br />

Die 2020er Barbaresco sind eher schlanker und leichter<br />

ausgefallen als in den beiden vorangegangenen Jahren,<br />

was dem Grundcharakter der Appellation eher entgegenkam.<br />

So besitzen die besten Weine des Jahrgangs<br />

zwar durchaus Kraft, zugleich aber auch Finessen,<br />

Eleganz und Geschmeidigkeit, wie wir sie von erstklassigem<br />

Barbaresco erwarten. Sie werden sich lange gut<br />

entwickeln können. Die einfacheren Exemplare weisen in<br />

diesem Jahr häufiger an Kampfer erinnernde Bitternoten<br />

auf. Wo Substanz und Tiefe fehlen, fallen auch Tannine<br />

und Alkohol stärker auf und stören bisweilen etwas die<br />

Balance.<br />

Hier stellen wir die besten der insgesamt rund 70 aktuell<br />

verkosteten Barbaresco vor. Viele Spitzen<strong>wein</strong>e wurden<br />

uns bislang leider noch nicht vorgestellt oder waren<br />

zum Zeitpunkt ihrer Probe noch nicht auf dem Markt.<br />

Ergebnisse später eintreffender Proben werden online<br />

veröffentlicht.<br />

Sie finden nachfolgend eine kleine Auswahl unserer<br />

verkosteten Weine. Die gesamte Übersicht<br />

dieser Verkostung mit Links zu allen<br />

Ergebnissen, den Weinbeschreibungen<br />

und den Produzenten finden Sie unter<br />

folgendem Link:<br />

Weinberge in den Langhe (Piemont)


Tenuta Carretta SRL<br />

Collina Serragrilli<br />

Pio Cesare<br />

Tenute Cisa Asinari dei Marchesi di Gresy<br />

2017 Barbaresco DOCG Riserva “Cascina Bordino”<br />

2020 Barbaresco DOCG Starderi<br />

2019 Barbaresco DOCG “Pio”<br />

2019 Barbaresco DOCG “Martinenga ® ”<br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Klarer, fester, einen Hauch speckiger Duft<br />

nach roten und etwas schwarzen Beeren<br />

mit angetrocknet-vegetabilen Aromen,<br />

angedeutet Pfeffer, Fleischsaft und Teer<br />

sowie einer Spur schwarzer Oliven. Herbe,<br />

jugendliche, ziemlich fest gewirkte Frucht<br />

mit deutlich rauchigen, nussigen und bitterschokoladig-holzwürzigen<br />

Noten, präsentes<br />

Tannin und gewisser Säurebiss, nachhaltig,<br />

mit eher dunkler, teils ätherischer Würze und<br />

mit Luft zunehmend Salz, Zwetschgentöne,<br />

gute Tiefe, noch unentwickelt, sehr<br />

guter, fester, herber Abgang mit Griff.<br />

Etwas kräuterige, tomatige und einen Hauch<br />

fleischige Nase nach roten und schwarzen<br />

Beeren mit floralen Aromen und angedeutet<br />

Teer. Klare, recht frische und geschliffene,<br />

saftige Frucht, etwas nussigem, schokoladige<br />

und rauchige Anklänge, wieder<br />

auch Tomaten, relativ feines, jugendliches<br />

Tannin, nachhaltig am Gaumen, ätherischkräuterige<br />

Noten im Hintergrund, etwas<br />

Salz, pfeffrige und wacholdrige Spuren, sehr<br />

guter, einladend saftiger und wieder würziger<br />

Abgang mit etwas Tomate und Kakao.<br />

Ein wenig florale Nase nach mehr roten als<br />

schwarzen Beeren mit frischen Tomatentönen,<br />

angedeutet Lakritz, Fassholznoten, Teer und<br />

einem Hauch Tabak. Herbe, noch unentwickelte<br />

Frucht, nussige, leicht rauchige und<br />

angedeutet kakaowürzige Noten, etwas<br />

Biss und jugendliches, dabei feines Tannin,<br />

nachhaltig am Gaumen, ein wenig Teer und<br />

Tabak im Hintergrund, kräuterige Nuancen,<br />

angedeutet Kaffee, sehr guter, relativ saftiger<br />

Abgang mit dunkler, zart bitterschokoladiger<br />

Würze. Braucht noch ein wenig Zeit.<br />

Relativ kühler, frisch wirkender und feiner, zart<br />

tabakiger Duft nach mehr roten als schwarzen<br />

Beeren mit floralen Spuren, ein wenig<br />

Kräutern, Tomatenessenz und angedeutet<br />

Fassholz. Straffe, herb-saftige, wieder beinahe<br />

kühl wirkende Frucht, präsentes, feines<br />

Tannin und etwas Säurebiss, nachhaltig am<br />

Gaumen, nussige und tabakige Töne, ein Hauch<br />

Kakao, rauchige Spuren, noch unentwickelt,<br />

gewisse Tiefe, angedeutet Teer und Leder<br />

im Hintergrund, ein Hauch Rindfleisch und<br />

Pfeffer, deutlich salzige Anklänge, angedeutet<br />

Kampfer, hat Schliff, sehr guter, saftiger und<br />

herb-würziger Abgang, wieder mit Biss.<br />

93 WP >> hervorragend 49.00 €<br />

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91 WP >> hervorragend Bis 60.00 €<br />

Cortese Giuseppe Azienda Agricola<br />

Massimo Rattalino<br />

Angelo Negro<br />

Az. Agr. Pelissero Pasquale di Pelissero Ornella<br />

2016 Barbaresco DOCG Rabajà Riserva<br />

2020 Barbaresco DOCG “Quarantadue 42”<br />

2020 Barbaresco DOCG Basarin<br />

2020 Barbaresco DOCG “Cascina Crosa”<br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Etwas tabakiger, teeriger und erdiger Duft<br />

nach roten und schwarzen Beeren mit<br />

verhaltenen Fasstönen, tomatigen Spuren und<br />

ein wenig dunkler ätherischer Würze. Klare,<br />

herb-saftige, recht straff gewirkte Frucht,<br />

präsentes, relativ feines, reifes Tannin und<br />

etwas Säurebiss, nussige und angedeutet<br />

teerige Aromen am Gaumen, eine Spur Pfeffer<br />

und Wacholder, gute Nachhaltigkeit, moderate<br />

Fasstöne, noch relativ jung wirkend, ein Hauch<br />

Jod, sehr guter, fester, saftiger Abgang.<br />

Recht fester und tiefer, etwas tabakiger Duft<br />

nach roten und schwarzen Beeren mit etwas<br />

Tomatenessenz, ein wenig Nüssen, Pfeffer<br />

und Teer. Reife, recht saftige, jugendliche<br />

Frucht, präsentes, dabei mürbes Tannin,<br />

etwas Biss, nussige, tabakige und wieder<br />

leicht tomatige Aromen am Gaumen, pfeffrigätherische<br />

Würze, nachhaltig, gezügelte Kraft,<br />

moderate Fasstöne, Salz im Hintergrund,<br />

sehr guter, saftiger und würziger Abgang.<br />

Zart floraler und ledriger Duft nach mehr<br />

roten als schwarzen Beeren mit ein wenig<br />

Tomate, Kräutern und einer Spur Rauch. Klare,<br />

geschliffene, feinsaftige Frucht, jugendliches,<br />

dabei ziemlich feines Tannin, nussige,<br />

kräuterige und zart ledrige Töne, etwas Salz,<br />

gute Nachhaltigkeit, eine Spur Schokolade im<br />

Hintergrund, salzige Mineralik, hat Frische,<br />

gewisse Tiefe, florale und ätherische Nuancen,<br />

sehr guter, saftiger und feinwürziger Abgang.<br />

Herber, fester, etwas tabakiger Duft nach<br />

roten und schwarzen Beeren mit ein<br />

wenig Wurzelgemüse, angedeutet Teer,<br />

Trockenkräutern, Anis und rauchig-speckigen<br />

Nuancen. Relativ herbe, recht fest gewirkte<br />

Frucht, jugendliches, mittelfeines Tannin,<br />

etwas Biss, leicht tabakige und vegetabile<br />

Aromen am Gaumen, ein Hauch getrockneter<br />

Pilze, nachhaltig am Gaumen, hat Kraft, im<br />

Hintergrund tomatige Anklänge, angedeutete<br />

dunkle ätherische Würze, hat gewissen<br />

Schliff, sehr guter, relativ fester Abgang.<br />

91 WP >> hervorragend Bis 150 €<br />

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90 WP >> hervorragend Bis 25.00 €<br />

Mura Mura<br />

Paitin<br />

Az. Vitivinicola Boffa Carlo<br />

Azienda Agricola Icardi s.s.a.<br />

2020 Barbaresco DOCG Starderi<br />

2020 Barbaresco DOCG Serraboella “Sori’ Paitin”<br />

2020 Barbaresco DOCG Pajè<br />

2020 Barbaresco DOCG “Montubert”<br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Fester und herber, etwas kräuteriger, zart<br />

rauchiger und tomatiger Duft nach reifen<br />

schwarzen und roten Beeren mit floralen<br />

Nuancen, einem Hauch Teer, Lorbeer<br />

und Pfeffer. Fest gewirkte, herb-saftige<br />

Frucht mit präsenten, reifen Tanninen,<br />

etwas Schokolade und angedeutet ätherischer<br />

Kräuterwürze, nachhaltig am<br />

Gaumen, zart rauchig und pfeffrig, gewisse<br />

Tiefe, recht deutliche Mineralik, florale<br />

Nuancen, ein Hauch Zitruszesten, noch<br />

jung, sehr guter, recht fester, saftiger und<br />

würziger Abgang mit gewissem Zug.<br />

Etwas tomatig-vegetabile und eine Spur<br />

rauchige und kalt-aschige Nase nach<br />

überwiegend roten Beeren mit an Petersilie<br />

erinnernden kräuterigen Aromen und floralen<br />

Nuancen. Klare, recht saftige, geschliffene<br />

Frucht, nussige und schokoladige Anklänge,<br />

etwas Rauch und angedeutete ätherische<br />

Würze, jugendliches, dabei mürbes<br />

Tannin, etwas Biss, gute Nachhaltigkeit,<br />

fast süß wirkende tomatige Nuancen im<br />

Hintergrund, salzig-mineralische Töne, eher<br />

aromatisch heller Typ, sehr guter, saftiger,<br />

fein-kräuteriger und würziger Abgang<br />

Leicht rauchiger und eine Spur ledriger, auch<br />

ein wenig getrocknet-floraler Duft mit rotund<br />

ein wenig schwarzfruchtigen Aromen,<br />

Laub, frischen Kräutern sowie angedeutet<br />

Tabak und Pilzen. Reife, warme, schmelzige<br />

Frucht, präsentes, dabei mürbes Tannin,<br />

leicht schokoladige Noten am Gaumen,<br />

nachhaltig und kräftig, im Hintergrund ein<br />

wenig Salz, angetrocknet-florale Nuancen,<br />

eine Spur Rumtopf und Tabak, sehr guter<br />

Abgang mit ein wenig Malz und Lakritz.<br />

Recht geschliffener, beinahe kühler, herber<br />

Mischbeerenduft mit tabakigen und ganz<br />

leicht getrocknet-floralen Nuancen. Klare,<br />

herb-saftige, geradlinige Säure, feines,<br />

reifes Tannin und etwas Biss, nussige und<br />

röstige Anklänge, ein Hauch Kakao und<br />

Tabak, ein wenig ätherische Kräuter und<br />

dunkle, leicht pfeffrige Würze, nachhaltig<br />

am Gaumen, gewisse Kraft, etwas Tiefe,<br />

harmonisch, sehr guter, recht fester, herbsaftiger<br />

und -würziger Abgang mit leicht<br />

tabakigen und wieder auch röstigen Tönen.<br />

91 WP >> hervorragend Bis 100 €<br />

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90 WP >> hervorragend Bis 40 €<br />

90 WP >> hervorragend Bis 35 €<br />

66 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 67


Azienda Agricola Rinaldi Pietro<br />

BUSSO Soc. Agr. s.s. (ex Piero Busso)<br />

Az. Agr. Fontanabianca<br />

Az. Agr. San Biagio di Roggero Giovanni<br />

2018 Barbaresco DOCG “Massirano”<br />

2020 Barbaresco DOCG “Mondino”<br />

2020 Barbaresco DOCG<br />

2019 Barbaresco DOCG “Montersino”<br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Nussiger, leicht erdiger und einen Hauch<br />

tabakiger Duft nach überwiegend roten Beeren<br />

mit ledrigen Aromen, moderaten Fasstönen<br />

und angedeutet schwarzen Oliven. Reife, leicht<br />

warme und etwas schmelzige rote Frucht,<br />

nussige und angedeutet teerige Aromen,<br />

etwas Tabak und angedeutet ätherische<br />

dunkle Würze, recht nachhaltig am Gaumen,<br />

gezügelte Kraft, eine Spur Rauch, mineralische<br />

Anklänge, sehr guter, Abgang mit warmem<br />

Saft, erdigen Tönen und herber Würze.<br />

Etwas röstiger und kakaowürziger, warmer<br />

Duft nach reifen roten und etwas schwarzen<br />

Beeren mit getrocknet-floralen Aromen, einem<br />

Hauch Tomatenessenz, Teer und Kräutern.<br />

Reife, recht saftige, wieder etwas warme<br />

Frucht, nussige und leicht schokoladige Töne,<br />

mürb-sandiges Tannin, etwas Biss, nachhaltig<br />

am Gaumen, angedeutete ätherische Würze,<br />

im Hintergrund auch Salz, hat gewisse Frische,<br />

mit Luft aber auch leicht malzige Töne, ein<br />

Hauch Trockenblumen im Hintergrund,<br />

pfeffrige Nuancen, sehr guter, griffiger Abgang.<br />

Zart rauchiger und etwas kräuteriger Duft<br />

nach roten und schwarzen Beeren mit einer<br />

Spur Leder, getrockneten Blüten, Tomaten<br />

und Unterholz. Herbe, klare, feinsaftige<br />

Frucht mit gewissem Säurebiss und präsenten,<br />

jugendlichen Tanninen, leicht rauchige und<br />

schokoladige Holznoten am Gaumen, pfeffrigätherische<br />

Würze, gute Nachhaltigkeit,<br />

noch unentwickelt, ein wenig Salz im<br />

Hintergrund, ein Hauch Tabak, tomatige<br />

Anklänge, harmonisch, sehr guter, recht<br />

fester, herb-saftiger und -würziger Abgang,<br />

wieder mit ein wenig dunkler Schokolade.<br />

Etwas nussiger, tabakiger, angetrocknetvegetabiler<br />

und teeriger Duft mit deutlich<br />

ledrigen Aromen, roten und schwarzen Beeren,<br />

ein wenig Tomatenmark sowie angedeutet<br />

Kapern und schwarzen Oliven. Eher warme,<br />

recht saftige Frucht, rauchige und bitterschokoladige<br />

Aromen, etwas Tomatenessenz,<br />

jugendliches, dabei relativ mürbes Tannin,<br />

ein wenig Fassholz, gewisse Extraktsüße am<br />

Gaumen, kühlende ätherische Nuancen, ein<br />

Hauch Asche, etwas Salz, sehr guter Abgang<br />

mit spürbarem, aber integriertem Alkohol.<br />

90 WP >> hervorragend 48.00 €<br />

90 WP >> hervorragend Bis 50.00 €<br />

89 WP >> sehr gut Bis 30 €<br />

89 WP >> sehr gut Bis 30 €<br />

Pertinace<br />

Poderi Colla ss<br />

Azienda Agricola Ressia<br />

CARLO GIACOSA<br />

2020 Barbaresco DOCG Nervo<br />

2020 Barbaresco DOCG Roncaglie<br />

2020 Barbaresco DOCG Canova<br />

2020 Barbaresco DOCG “Montefico”<br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Leicht tomatiger und einen Hauch floraler<br />

Duft nach roten und ein wenig schwarzen<br />

Beeren mit etwas Wurzelgemüse, Basilikum<br />

und Fassholz im Hintergrund. Reife, herbsaftige<br />

Frucht mit etwas schokoladiger<br />

Würze und einem Hauch Kaffee, jugendliches,<br />

reifes, mürb-sandiges Tannin, zarter<br />

Säurebiss kräuterig-vegetabile Nuancen im<br />

Hintergrund, ein wenig ätherische Würze,<br />

nachhaltig, relativ kräftig, noch unentwickelt,<br />

gewisse Tiefe, salzige Anklänge, sehr<br />

guter, fester, saftiger und würziger Abgang.<br />

Etwas tabakiger und eine Spur aschiger Duft<br />

mit schwarz- und rotbeerigen Aromen sowie<br />

einem Hauch Tomatenmark. Herbe, geradlinige,<br />

mit Luft zunehmend saftige Frucht,<br />

mürb-sandiges Tannin und etwas Biss,<br />

wieder tomatige Aromen am Gaumen, auch<br />

ein wenig Oliven sowie erneut angedeutet<br />

Tabak und Asche, gute Nachhaltigkeit, etwas<br />

Wärme, im Hintergrund salzige Anklänge,<br />

sehr guter, wenn auch noch ganz leicht<br />

trocknender Abgang mit gewissem Saft,<br />

Zitrusspuren und vegetabilen Nuancen.<br />

Recht frischer, fester, herber rot- und<br />

schwarzbeeriger Duft mit tomatigen Noten,<br />

etwas Teer, Asche und getrockneten Kräutern.<br />

Relativ herbe, geradlinige, jugendliche Frucht<br />

mit verhalten rauchig-röstigen Aromen, etwas<br />

Kaffeesatz, Kräutern, Tomaten und ein wenig<br />

Bitterschokolade, recht präsentes, feinsandiges<br />

Tannin und etwas Biss, pfeffrige Spuren,<br />

auch florale Anklänge, nachhaltig, angedeutet<br />

aschig, hat Kraft, sehr guter Abgang mit<br />

recht dunklem Saft und ätherischer Würze.<br />

Kräuteriger und etwas tomatiger Duft nach<br />

roten und ein wenig schwarzen Beeren mit<br />

angedeuteter, dunkler ätherischer Würze sowie<br />

einem Hauch Marzipan und Teer. Herb-saftige,<br />

reife Frucht mit nussigen und getrocknetkräuterigen<br />

Aromen, einem Hauch Wacholder<br />

und Pfeffer, präsentes, mürb-sandiges<br />

Tannin, ein Hauch Eisen im Hintergrund,<br />

angedeutet Teer, nachhaltig, auch salzige<br />

Anklänge und eine Spur Jod, angedeutet<br />

Kakao und Kaffee, dazu ein wenig Amaretto,<br />

sehr guter, feinsaftiger und würziger Abgang.<br />

90 WP >> hervorragend Bis 25 €<br />

90 WP >> hervorragend 40.00 €<br />

89 WP >> sehr gut Bis 50 €<br />

89 WP >> sehr gut Bis 50 €<br />

Rizzi Azienda Vitivinicola<br />

Socré<br />

Cecilia Monte<br />

Fontanafredda<br />

2020 Barbaresco DOCG Nervo<br />

2019 Barbaresco DOCG Roncaglie<br />

2020 Barbaresco DOCG San Giuliano<br />

2020 Barbaresco DOCG “Coste Rubìn”<br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Piemont (Italien), Rot<strong>wein</strong><br />

Fester, verhältnismäßig kühler Duft nach reifen<br />

und teils eingemachten roten und schwarzen<br />

Beeren mit ein wenig getrocknet-floralen<br />

Aromen, etwas mediterranen Kräutern und<br />

einem Hauch Pfeffer. Reife, warme, saftige,<br />

recht fest gewirkte Frucht, gewisser Säurebiss<br />

und präsentes, dabei reifes und mürbes Tannin,<br />

wieder Kräuternoten am Gaumen, auch ein<br />

wenig dunkle ätherische Würze, nachhaltig,<br />

hat Kraft und etwas Tiefe, im Hintergrund<br />

Salz, sehr guter, etwas warmer Abgang.<br />

Nussiger und floraler Duft nach überwiegend<br />

roten Beeren mit ein wenig Tomatenessenz<br />

sowie angedeutet Rauch, Leder, fleischigen<br />

Spuren und Teer. Herb-saftige Frucht mit<br />

rauchigen und wieder auch nussigen Tönen,<br />

gewisser Säurebiss, straffe, jugendliche<br />

Tannine, ein wenig Röstung am Gaumen, gute<br />

Nachhaltigkeit, eine Spur Eisen, getrocknetkräuterige<br />

Nuancen, angedeutet Süßholz,<br />

Kakao und Teer, ein wenig dunkle ätherische<br />

Würze, mittlere Kraft, sehr guter Abgang.<br />

Leicht getrocknet-pflanzlicher bis tabakiger<br />

und einen Hauch ledriger Duft mit Noten von<br />

schwarzen und roten Beeren, angedeutet<br />

Lorbeer sowie pilzigen und nussigen Tönen.<br />

Klare, geschliffene, feinsaftige, recht fest<br />

gewirkte Frucht, leicht nussige und angedeutet<br />

bitterschokoladige Aromen, sehr feines, reifes,<br />

jugendliches Tannin, nachhaltig am Gaumen,<br />

ein Hauch Leder und Teer, auch ein wenig<br />

getrocknete Tomate, sehr guter, saftiger und<br />

wieder leicht schokoladig-würziger Abgang mit<br />

salzigen und an Basilikum erinnernden Noten.<br />

Herber, etwas getrocknet-vegetabiler und<br />

erdiger Duft mit mehr rot- als schwarzfruchtigen<br />

Aromen, tomatigen Anklängen,<br />

einem Hauch Lakritz und Waldpilzen.<br />

Herbe, leicht warme Frucht, mürbstaubiges<br />

Tannin und etwas Biss, leicht<br />

rauchige bis speckige Töne am Gaumen,<br />

gute Nachhaltigkeit, im Hintergrund wieder<br />

Waldpilze, gute Nachhaltigkeit, salzige<br />

und getrocknet-pflanzliche bis kräuterige<br />

Anklänge, sehr guter Abgang mit herbem<br />

Saft, etwas ätherischer Würze, Soja und<br />

feinsandigen, jugendlichen Tanninen.<br />

90 WP >> hervorragend 45.00 €<br />

90 WP >> hervorragend 48.00 €<br />

89 WP >> sehr gut 30.00 €<br />

89 WP >> sehr gut Bis 35 €<br />

68 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 69


Vom Pionier zum<br />

Anführer<br />

CERETTO – PIEMONT<br />

In Alba zu Hause, Botschafter in der Welt: Die bedingungslose<br />

Liebe zur Region Langhe und der Wunsch, gemeinsam<br />

ein Vermächtnis zu erschaffen, das es wert ist, an die<br />

nächste Generation weitergegeben zu werden, treiben<br />

die piemontesische Familie Ceretto zu önologischen<br />

Höchstleistungen an. Zu Weinen, die die Geschichte ihrer Heimat<br />

erzählen.<br />

FOTOS: CERETTO<br />

Alles, was ich weiß, ist<br />

ein Geschenk der Jahre,<br />

die ich damit verbracht<br />

habe, auf Knospen<br />

und Früchte zu warten.<br />

Mich vor den Wolken zu fürchten,<br />

die sich der Ernte nähern. Dem Wind<br />

zuzuhören, der Hagel ankündigt. Der<br />

Sonne zuzusehen, wie sie auf den<br />

Rebstock niederscheint. Die Pflanze<br />

zu beschneiden und zu sehen, wie<br />

sie beschnitten wird. Eine Handvoll<br />

Erde in die Hand zu nehmen, die<br />

Faust zu schließen und sie zu<br />

öffnen, um zu sehen, wie die Erde<br />

zerbröckelt oder fest bleibt.“ Dieses<br />

Zitat von Marcello Ceretto, der<br />

gemeinsam mit seinem Bruder Bruno<br />

in den 1960er-Jahren den Aufstieg<br />

des Familien<strong>wein</strong>guts im Piemont<br />

einläutete, greift mit anschaulichen<br />

Worten die große Bedeutung auf,<br />

die das Land, das sie bewirtschaften,<br />

und das Weinmachen für sie hatten.<br />

Worte, die auch die Nachkommen<br />

der beiden sinnbildlich unterschreiben.<br />

Denn mittlerweile sind<br />

es ihre Kinder, die die gewachsene<br />

Weindynastie mit Leidenschaft, Liebe<br />

und Verantwortungsbewusstsein für<br />

die Ressourcen der Natur führen.<br />

Marcellos Sohn Alessandro folgte<br />

seinem Vater als Weinmacher, seine<br />

Schwester Lisa ist Finanzmanagerin,<br />

Brunos Sohn Frederico betreut<br />

den Vertrieb und seine Schwester<br />

Roberta die Kommunikation und<br />

Events.<br />

NATÜRLICH<br />

GEWACHSEN<br />

Seit bald 100 Jahren hat sich<br />

die Familie Ceretto dem Wein<br />

verschrieben – und damit auch dem<br />

Boden, auf dem sie lebt. Denn ihr<br />

ist bewusst, dass beides Hand in<br />

Hand gehen muss. In den vergangenen<br />

20 Jahren stellte sie somit die<br />

Landwirtschaft in ihren Weingärten<br />

Schritt für Schritt auf ökologischen<br />

Anbau um, um so naturnah wie<br />

möglich zu produzieren. „Es ist die<br />

Liebe, die uns bei jeder Entscheidung<br />

leitet: in den Weinbergen, die wir<br />

bewirtschaften, in den Kellern, in<br />

denen die Weine reifen, in der<br />

Landschaft, in der wir leben“, erzählen<br />

die Cerettos über ihren Antrieb. Ein<br />

Antrieb, der über die Generation dazu<br />

führte, dass das einstige Weingut<br />

um drei weitere Betriebe anwuchs.<br />

Was sie eint, sind die Lage in der<br />

Region Langhe und der Anspruch<br />

an herausragende Leistungen. „Wir<br />

haben Grundstücke in den verheißungsvollsten<br />

und historisch besten<br />

Gebieten ausgewählt und uns auf das<br />

Einzellagenkonzept konzentriert.“ So<br />

zählen zu den 140 Hektar Rebfläche<br />

namhafte Lagen wie Asili, Brunate,<br />

Bussia und Rocche di Castiglione. In<br />

ihnen reifen die Rebsorten Nebbiolo,<br />

Arneis und Moscato auf unterschiedlichen<br />

Böden, so dass sie unterschiedliche<br />

Ausdrücke in die Weine<br />

tragen – jedoch immer die besten.<br />

VIELE BESONDERE<br />

MOMENTE<br />

Ein Barolo oder Barbaresco aus dem<br />

Hause Ceretto ist eine Aussage, der<br />

sich kaum jemand entziehen kann.<br />

Aber auch im Weiß<strong>wein</strong>bereich setzt<br />

die Familie Maßstäbe – und das auf<br />

ganz besondere Weise. Denn die<br />

Cerettos gehören zu den ersten, die<br />

bereits vor fast 30 Jahren Arneis<br />

reinsortig ausbauten und dies bis<br />

heute auf höchstem Niveau tun.<br />

So ist ihr Blangé Arneis mittlerweile<br />

eine Institution. Bei einem<br />

solchen Bewusstsein für besondere<br />

Genussmomente wundert es auch<br />

nicht, dass die Winzerfamilie eine<br />

kulinarische Partnerschaft eingegangen<br />

ist. Denn zusammen mit<br />

Chefkoch Enrico Crippa führt sie das<br />

einzige Restaurant mit drei Michelin-<br />

Sternen im Piemont in ihrer Heimat<br />

– im Herzen von Alba.<br />

70 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

Anzeige<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 71


Die Zwei vom Vulkan<br />

TASTING: SOAVE / LESSINI DURELLO<br />

Dass Soave zu unseren Lieblingen in der italienischen Weinwelt gehört,<br />

sieht man schon alleine daran, wie oft wir das Thema behandeln.<br />

Über seine Herkunft, seine Entwicklung, seine Qualität und die<br />

sträfliche Vernachlässigung dieses herrlichen Weins durch deutsche<br />

Konsumenten, nachdem diese ihren Geschmack an seelenlose<br />

Massenware verloren haben, haben wir inzwischen auch alles gesagt.<br />

Weinberge in den Monti Lessini<br />

TEXT: MARCUS HOFSCHUSTER<br />

FOTOS: CONSORZIO TUTELA VINO SOAVE, CONSORZIO TUTELA VINO LESSINI DURELLO DOC


Unsere eigene Liebe zu den Weinen aus den<br />

oft steilen, teils terrassierten Hängen des<br />

zentralen Soave-Gebiets mit seinen vulkanischen<br />

Böden ist in all den Jahren, die wir dieses<br />

Thema begleiten, nicht weniger geworden;<br />

eher ist das Gegenteil der Fall. Das liegt auch daran, dass<br />

wir inzwischen das ganze Jahr auf reifere Bestände aus<br />

unseren Archiven zurückgreifen können, die nicht nur<br />

stets den Beweis für die gute Entwicklungsfähigkeit<br />

erstklassiger Soave liefern, sondern uns auch jedes Mal<br />

neugierig machen auf die aktuellen Jahrgänge.<br />

Die Bandbreite reicht beim Soave vom leichtfüßigen,<br />

unkomplizierten, frischen Alltagsbegleiter bis zu in sich<br />

ruhenden, tiefen und komplexen, rauchig-mineralischen,<br />

mehr oder weniger schmelzigen, doch nie schwerfälligen<br />

Charakterköpfen, die zwar in den meisten Fällen ebenfalls<br />

unkompliziert zu trinken sind, deren wahre Qualität sich<br />

aber erst mit ausreichend Zeit und Aufmerksamkeit<br />

ergründen lässt. Soave ist nie auffallend aromatisch oder<br />

fruchtig und gibt daher in allen Erscheinungsformen<br />

einen äußerst vielseitigen Essensbegleiter ab. Besonders<br />

die hochklassigeren Versionen zeigen hier ihre ganze<br />

Stärke. Und sogar zu Spargelgerichten macht er eine<br />

bessere Figur als nahezu jeder andere Weiß<strong>wein</strong>.<br />

Eine wesentlich jüngere Erfolgsgeschichte ist jene des<br />

Lessini Durello. Die DOC existiert seit 2011 und viele der<br />

besten Weine sind erst jetzt auf dem Markt. Bei Lessini<br />

Durello handelt es sich grundsätzlich um Schaum<strong>wein</strong>,<br />

überwiegend aus der autochthonen Sorte Durella. Sie<br />

muss in der Cuvée zu mindestens 85 Prozent enthalten<br />

sein (zugelassen sind außerdem Pinot Bianco, Pinot Nero,<br />

Chardonnay und Garganega), wobei die Spitzen<strong>wein</strong>e<br />

fast immer ausschließlich aus Durella bestehen. Doch<br />

nicht nur die Cuvée entscheidet über die Qualität: Ein<br />

großer Teil aller Lessini Durello wird im Tankgärverfahren<br />

hergestellt und kommt relativ bald nach den 18 Monaten<br />

vorgeschriebener Hefereife auf den Markt. Nur der<br />

Zusatz „Riserva“ oder „Metodo Classico“ auf dem Etikett<br />

garantiert Weine aus klassischer Flaschengärung.<br />

Noch entscheidender jedoch ist die Reifezeit.<br />

Früh freigegebene Weine sind geradlinig,<br />

hellfruchtig und schlank und geben im<br />

Idealfall und bei vorzugsweise geringer bis<br />

gar keiner Dosage erfrischende, animierende<br />

Durstlöscher ab. Spannend wird es ab 36 Monaten<br />

Hefelager, weil die Weine deutlich an Komplexität und<br />

Tiefe sowie Geschmeidigkeit und Eleganz gewinnen.<br />

Zunehmend kommen auch Lessini Durello nach noch<br />

längerem Hefelager auf den Markt. Für sie schlägt<br />

unser Herz, was man deutlich an der Zahl unserer<br />

Lieblings<strong>wein</strong>e erkennen kann. Es sind in Bestform<br />

faszinierende, komplexe, hochelegante, völlig eigenständige<br />

Schaum<strong>wein</strong>e, wie man sie so ausschließlich<br />

hier, in der wunderschönen Gegend der Lessini-Hügel,<br />

finden kann. Jeder Schaum<strong>wein</strong>-Liebhaber sollte sie<br />

mindestens einmal im Leben probiert haben. Dabei<br />

bleibt es dann ja ohnehin nicht...<br />

55 Soave und 19 Lessini Durello haben wir aktuell<br />

probiert, von denen wir die jeweils besten hier und<br />

online vorstellen.<br />

Sie finden nachfolgend eine kleine Auswahl unserer<br />

verkosteten Weine. Die gesamte Übersicht<br />

dieser Verkostung mit Links zu allen<br />

Ergebnissen, den Weinbeschreibungen<br />

und den Produzenten finden Sie unter<br />

folgendem Link:


Giannitessari Soc. Agricola<br />

Azienda Agricola dal Maso<br />

Sandro De Bruno<br />

Azienda Agricola dal Maso<br />

2013 Lessini Durello DOC Riserva<br />

Dosage zero “120”<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Fester und recht tiefer, rauchiger, pflanzlicher<br />

bis kräuteriger und hefiger Duft mit<br />

Zitrus- und Kernobstnoten, floralen Tönen<br />

und einem Hauch Mandeln. Straffe, herbsaftige,<br />

kühle, reife Frucht, nussig-hefige und<br />

etwas kräuterige Würze, Rauch und florale<br />

Nuancen, sehr feines Mousseux, nachhaltig am<br />

Gaumen, hat Substanz und Tiefe, lebendige<br />

Säure, viel Griff, völlig trockener Stil, deutliche<br />

Mineralik, sehr guter, fester, herb-saftiger und<br />

-würziger, wieder auch rauchiger Abgang.<br />

2016 Lessini Durello DOC Riserva<br />

Pas Dosé Cuvée “Serafino”<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Herber, hefiger, nussiger und etwas pflanzlicher<br />

bis kräuteriger Duft mit Zurückhaltenden<br />

Kernobst- und Zitrusaromen sowie pilzigen<br />

Anklängen und einer Spur Brotrinde. Fest<br />

gewirkte, helle, herb-saftige Frucht, deutlich<br />

nussig-hefige Aromen, ein wenig Butter<br />

und Brotrinde, angedeutete gelbe Würze,<br />

nachhaltig am Gaumen, kräuterig-pflanzliche<br />

Nuancen, Kreide und Salz, gewisse<br />

Tiefe, recht eleganter Stil, hat Griff, sehr<br />

guter, straffer, herb-saftiger, nussiger und<br />

wieder ganz zuart buttriger Abgang.<br />

2016 Lessini Durello DOC Riserva Extra Brut “60”<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Nussiger und etwas angetrocknet-pflanzlicher<br />

Duft mit Kernobstnoten, Rauch,<br />

Kräutern und hefigen Tönen. Herb-saftige<br />

Frucht mit nussigen, kräuterig-pflanzlichen<br />

und hefigen Aromen, lebendiges, feines<br />

Mousseux, Biss und Griff am Gaumen,<br />

rauchige Töne, gewisse Mineralik, nachhaltig,<br />

gute Substanz und etwas Tiefe, getrocknete<br />

Pilze im Hintergrund, sehr guter, herber,<br />

feinwürziger und wieder griffiger Abgang.<br />

2018 Lessini Durello DOC Riserva Pas Dosé<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Deutlich hefiger und etwas pflanzlicher, auch<br />

nussiger Duft mit Kernobstnoten, ein wenig<br />

getrockneten Pilzen und floralen Nuancen.<br />

fest gewirkte, herbe, helle Frucht, nussige<br />

und wieder deutlich hefige Aromen, feines,<br />

lebendiges Mousseux, nachhaltig und griffig<br />

am Gaumen, völlig trocken, ein Hauch<br />

Butter im Hintergrund, rauchige Anklänge<br />

und wieder auch Pilze, gute Substanz,<br />

etwas Tiefe, sehr guter, fester, herb-saftiger<br />

und nussig-würziger Abgang mit floralen<br />

Anklängen und einem Hauch dunkler Beeren.<br />

92 WP >> hervorragend 55.00 €<br />

90 WP >> hervorragend 45.00 €<br />

90 WP >> hervorragend 32.00 €<br />

89 WP >> sehr gut 30.00 €<br />

Azienda Agricola Fattori Giovanni<br />

Azienda Agricola Franchetto Antonio<br />

Azienda Agricola Fattori Giovanni<br />

Casarotto Azienda Agricola<br />

2014 Lessini Durello DOC Pas Dosé “60”<br />

2014 Lessini Durello DOC Riserva Dosage zero<br />

2017 Lessini Durello DOC Brut “36”<br />

2017 Lessini Durello DOC Riserva Brut “36”<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Hefiger und herb-pflanzlicher bis kräuteriger,<br />

auch eine Spur rauchiger Duft mit verhaltenen,<br />

hellen gelbfruchtigen Nuancen, zarten<br />

Blütentönen und mandeligen Nuancen.<br />

Klare, herbe, feinsaftige, kühle Frucht,<br />

kräuterig-pflanzliche und deutlich hefige<br />

Töne, ein wenig flolral und mandelig im<br />

Hintergrund, zarter Grif, feines Mousseux<br />

und gewisser Säurebiss, nachhaltig, gute<br />

Tiefe, rauchige und salzige Töne, sehr<br />

guter, herber, griffiger Abgang mit Zug.<br />

Deutlich pilzige und vegetabile, auch<br />

hefige und rauchige Nase mit verhaltenen<br />

Kernobstaromen, ein wenig hellem Tabak und<br />

ein wenig an Leder erinnernden Tönen. Herb<br />

und fest im Mund, nussig bis leicht holzig,<br />

vegetabil, tabakig und wieder auch pilzig, recht<br />

feines Mousseux, etwas Biss und viel Griff,<br />

nachhaltig am Gaumen, hat Kraft, speckige<br />

und ledrige Anklänge im Hintergrund, leicht<br />

kreidige Textur, rauchige Töne, Schnittlauch,<br />

dann Salz, im positiven Sinne altmodischer<br />

Stil, sehr guter, fester, herber, griffiger Abgang<br />

mit metallisch-mineralischen Noten.<br />

Etwas kräuterig-pflanzliche, leicht hefige und<br />

eine Spur rauchige Nase mit verhaltenen,<br />

hellen gelbfruchtigen und floralen Tönen<br />

sowie einem Hauch Pilze. Schlanke, kühle,<br />

feinsaftige Frucht mit gewissem Säurebiss,<br />

feines, lebendiges Mousseux, pflanzliche<br />

bis leicht kräuterige, zart florale und hefige<br />

Noten, etwas Salz im Hintergrund, etwas<br />

Griff, eleganter Stil, hat Spannung, sehr guter,<br />

feinsaftiger Abgang mit animierendem Zug.<br />

Recht fester, hefiger, etwas pflanzlicher und<br />

floraler Duft mit verhaltenen gelbfruchtigen<br />

Noten. herbe, kühle, feinsaftige Frucht,<br />

kräuterig-pflanzliche und hefige Töne,<br />

ganz leicht nussig und floral, feines, lebendiges<br />

Mousseux, gewisser Säurebiss, gute<br />

Nachhaltigkeit, Salz und etwas Rauch im<br />

Hintergrund, ein wenig Zitrusschale, griffiger<br />

Typ, sehr guter, fester, herber Abgang.<br />

90 WP >> hervorragend Bis 50 €<br />

90 WP >> hervorragend 35.00 €<br />

89 WP >> sehr gut Bis 39 €<br />

89 WP >> sehr gut Bis 20 €<br />

CANTINA MARCAZZAN FABIO<br />

Giannitessari Soc. Agricola<br />

Sandro De Bruno<br />

Azienda Agricola Franchetto Antonio<br />

2017 Lessini Durello DOC Pas Dosé<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Nussiger, etwas hefiger und eine Spur pilziger<br />

Kernobstduft mit leicht holziger Würze.<br />

Reife, leicht entwickelte, ganz trockene<br />

Frucht, wieder nussige bis holzige Würze,<br />

auch pflanzliche Noten, Pilze und rauchige<br />

Anklänge, recht feines Mousseux, gute<br />

Substanz und Nachhaltigkeit, etwas Griff,<br />

recht fester Bau, gewisse Tiefe, sehr guter,<br />

herb-saftiger und wieder nussig-würziger<br />

Abgang mit rauchigen Anklängen.<br />

2014 Lessini Durello DOC Riserva<br />

Extra Brut “60 Mesi”<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Fester, rauchiger, nussiger und hefiger<br />

Zitrus-Kernobstduft mit angedeuteter<br />

gelber Würze, Kräutern und feinen<br />

pilzigen Tönen. Herb-saftige, geschliffene<br />

Frucht mit hefigen und feinen vegetabilen<br />

Aromen, etwas nussig, ein Hauch Spargel<br />

im Hintergrund, feines Mousseux und<br />

etwas Griff, nachhaltig und substanziell am<br />

Gaumen, kräuterige Töne, Kreide, Salz und<br />

etwas Rauch im Hintergrund, gewisse Tiefe,<br />

sehr guter, straffer, herb-saftiger Abgang.<br />

2017 Lessini Durello DOC Riserva Dosage zero “36”<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Nussiger, hefiger und etwas vegetabiler, leicht<br />

spargeliger Kernobstduft mit pilzigen und<br />

rauchigen Tönen. Ganz trockene Frucht mit<br />

nussigen, rauchigen, hefigen und tabakigen<br />

Noten, feines Mousseux, gute Substanz und<br />

Nachhaltigkeit, hat Griff, ein wenig holzig<br />

wirkende Töne, getrocknet-florale Nuancen im<br />

Hintergrund, sehr guter, herb-saftiger, wieder<br />

auch rauchiger, nussiger und tabakiger Abgang.<br />

2016 Lessini Durello DOC Riserva Brut<br />

Venetien (Italien), Spumante<br />

Herbe pflanzliche bis kräuterige, hefig-pilzige<br />

und zart rauchige Nase mit verhaltenen<br />

gelbfruchtigen Anklängen und einem Hauch<br />

Butter. Zart rauchig und pilzig auch im Mund,<br />

fast völlig trockene Frucht mit vegetabilen<br />

und hefigen Aromen, feines Mousseux, gute<br />

Nachhaltigkeit und Substanz, kräuterig-pflanzliche<br />

Anklänge, florale Spuren, angedeutet<br />

metallisch im Hintergrund, sehr guter Abgang.<br />

90 WP >> hervorragend Bis 35 €<br />

90 WP >> hervorragend 45.00 €<br />

89 WP >> sehr gut 25.00 €<br />

88 WP >> sehr gut Bis 35 €<br />

76 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 77


Inama<br />

Azienda Agricola Le Mandolare<br />

Canoso<br />

Le Battistelle<br />

2020 Soave Classico DOC “Foscarino”<br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Einnehmende, kühle, feste und tiefe, etwas<br />

kräuterige und fenchelig-vegetabile Nase<br />

mit noblen gelbfruchtigen Noten, Steinpilzen<br />

und floralen Spuren. Reife, fest gewirkte<br />

und wieder ausgesprochen noble, etwas<br />

schmelzige Frucht, nussige und leicht rauchige<br />

Anklänge, wieder auch etwas Fenchel, sehr<br />

feine Säure, nachhaltig und dicht am Gaumen,<br />

deutliche Mineralik, ein wenig nussige<br />

Würze, gute Tiefe, vielschichtig, konzentriert<br />

und zugleich elegant, sehr guter, fester<br />

Abgang mit noblem, herbem Saft, Haselnuss<br />

und feinster Würze. Eine Schönheit.<br />

2019 Soave Classico Superiore<br />

DOCG “Monte Sella”<br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Leicht mandelig-nussiger und etwas gemüsiger,<br />

recht nobler Duft nach reifen gelben Früchten<br />

mit etwas Zitrusschale, floralen Nuancen und<br />

Fenchel. Reife, fest gewirkte, herb-saftige<br />

Frucht, nussige und leicht holzige Töne, recht<br />

präsente Säure, Griff von reifem Gerbstoff,<br />

ein wenig gelbe Würze, buttrige und zart<br />

pilzige Anklänge, nachhaltig, gezügelte<br />

Kraft, viel Salz im Hintergrund, ein Hauch<br />

Kandis, wieder auch Fenchel, helle tabakige<br />

Spuren, sehr guter, fester, griffiger Abgang.<br />

2019 Soave Classico Superiore DOCG “Verso”<br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Fester, fein-vegetabiler und etwas rauchiger<br />

Duft mit Zitrus- und Kernobstaromen, ein<br />

wenig Artischocke, Pilzen und mineralischen<br />

Noten. Reife, herb-saftige, recht dichte Frucht,<br />

pflanzliche bis kräuterige und zart pilzige<br />

Töne, lebendige, feine Säure, etwas Griff von<br />

mürbem Gerbstoff, nachhaltig am Gaumen,<br />

salzige Mineralik, rauchige Nuancen, sehr guter,<br />

feinsaftiger Abgang, wieder mit Artischocken,<br />

dazu nussigen Anklängen und erneut Salz.<br />

2021 Soave Classico DOC “Roccolo del Durlo”<br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Kühle, pflanzliche, an Stangensellerie<br />

erinnernde Nase mit sehr gellen gelbfruchtigen<br />

Noten mit einem Hauch Champignons.<br />

Fest gewirkte Frucht mit nussigen und<br />

rauchigen Tönen, wieder Sellerie sowie<br />

recht deutlich Spargel, lebendige Säure,<br />

griffig am Gaumen, noch ganz leicht sandiger<br />

Gerbstoff, deutlich kreidig-salzige Töne, eine<br />

Spur Hefe, sehr guter, straffer, herb-saftiger,<br />

frisch-pflanzlicher und salziger Abgang.<br />

93 WP >> hervorragend Bis 35.00 €<br />

90 WP >> hervorragend 18.00 €<br />

89 WP >> sehr gut Bis 15 €<br />

89 WP >> sehr gut Bis 20.00 €<br />

Gini Sandro & Claudio<br />

Le Albare<br />

Azienda Agricola Fattori Giovanni<br />

Azienda Agricola Nardello Daniele<br />

2020 Soave Classico DOC “La Froscá”<br />

2019 Soave Classico DOC “Vigna Vecia”<br />

2020 Soave DOC “Motto Piane”<br />

2019 Soave Classico DOC “Monte Zoppega”<br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Leicht nussiger und eine Spur pfeffriger Duft<br />

mit hellen, ruhigen gelbfruchtigen Aromen,<br />

ein wenig Fenchel, Frühlingszwiebeln und<br />

kräuterigen Nuancen. Reife, ziemlich saftige<br />

Frucht mit nussigen und zart gelb-gewürzigen<br />

Aromen, wieder Fenchel, floralen Spuren,<br />

Chicoree und einem Hauch Kräutersaitling,<br />

sehr feine Säure und etwas Griff, mittlere<br />

Kraft, beinahe süßlich wirkender Schmelz,<br />

aber auch Biss, gute Tiefe, rauchige<br />

Anklänge, deutliche Mineralik, etwas Rauch,<br />

im Hintergrund eine Spur Rhabarber und<br />

Zitruszesten, sehr guter, fester, saftiger und<br />

herb-würziger Abgang mit Fenchel und Salz.<br />

Herber, kräuterig-pflanzlicher, nussiger und<br />

angedeutet buttriger Duft mit gelbfruchtigen<br />

Aromen, einer Spur Rauch, Jakobsmuscheln<br />

und etwas Fenchel. Straffe gewirkte,<br />

reife saftige Frucht mit nussigen Aromen,<br />

kräuterigen und vegetabilen Tönen sowie<br />

einer Spur Rauch, präsente Säure, etwas<br />

Griff von mürbem Gerbstoff, nachhaltig am<br />

Gaumen, zarte Kandistöne, Chicoree und<br />

deutlich Fenchel, deutliche Mineralik, hat<br />

Kraft, aber keinerlei Schwere, gewisse Tiefe,<br />

sehr guter, fester, süßlich-saftiger Abgang<br />

mit pflanzlichen Noten, Mineralik und Biss.<br />

Recht dichter, etwas vegetabiler und hellholziger<br />

Duft mit zurückhaltenden, dabei<br />

warmen gelbfruchtigen Aromen, rauchigen<br />

Anklängen und einem Hauch Kokos. Reife,<br />

schmelzige, warme Frucht, moderate Säure und<br />

mürber Gerbstoff, helle Holzwürze, wieder mit<br />

Kokosnoten, gute Substanz und Nachhaltigkeit,<br />

ein wenig gelbe Würze und Rauch, salzig im<br />

Hintergrund, kräftig und mit spürbarem, dabei<br />

recht gut integriertem Alkohol, sehr guter,<br />

warmer, schmelziger Abgang mit Holznoten,<br />

pflanzlichen Aromen und Mineralik.<br />

Nussiger und einen Hauch buttriger Duft<br />

nach reifen gelben Früchten mit vegetabilen<br />

Aromen und zart vanilliger gelber Würze<br />

und getrockneten Aprikosen. Reife, warme,<br />

schmelzige Frucht, nussige und etwas holzige<br />

Töne, wieder auch ein wenig Butter, leichte<br />

Süße und Kandistöne am Gaumen, gute<br />

Substanz und Nachhaltigkeit, gewisse Kraft,<br />

im Hintergrund Salz, gewürzige Töne, Rauch<br />

und angedeutet Trockenpilze, eine Spur<br />

Cocktailkirschen, sehr guter, wieder warmer,<br />

süßlich-schmelziger und würziger Abgang.<br />

90 WP >> hervorragend Bis 25.00 €<br />

90 WP >> hervorragend 21.00 €<br />

88 WP >> sehr gut Bis 25 €<br />

88 WP >> sehr gut 16.00 €<br />

Sandro De Bruno<br />

Agostino Vicentini<br />

Azienda Agricola Tenuta Sant‘Antonio<br />

Cantina Sociale di Monteforte D‘Alpone<br />

2020 Soave DOC “Colli Scaligeri”<br />

2020 Soave Superiore DOCG “Il Casale”<br />

2020 Soave DOC “Monte Ceriani”<br />

2021 Soave Classico Superiore DOCG “Tremenalto”<br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Venetien (Italien), Weiß<strong>wein</strong><br />

Deutlich vegetabiler und ein wenig nussiger<br />

Duft mit Kernobstaromen, einem Hauch<br />

Zitrusschale, Sellerie sowie tabakigen, pfeffrigen<br />

und kräuterigen Nuancen. Herb-saftige<br />

Frucht mit deutlich vegetabilen, ein wenig an<br />

Sellerie erinnernden und auch kräuterigen<br />

Noten, recht lebendige Säure, etwas Griff,<br />

angedeutete gelbe Würze, ein Hauch Tee,<br />

gute Nachhaltigkeit, mittlere Kraft, etwas<br />

Rauch, helle nussige bis holzige Spuren, ein<br />

Hauch grüner Bohnen, viel Salz, sehr guter,<br />

recht fester, herb-saftiger und griffiger<br />

Abgang, wieder mit ein wenig grünem Tee.<br />

Klare, recht geschliffene, beinahe kühl<br />

wirkende, fein-vegetabile Nase mit hellen<br />

gelbfruchtigen Noten und floralen Spuren.<br />

Wieder relativ kühle, feinsaftige Frucht mit<br />

frischen pflanzlichen Aromen, etwas an<br />

Sellerie erinnernd, feine, recht lebendige<br />

Säure, zart nussige, aschige und rauchige<br />

Anklänge am Gaumen, gute Nachhaltigkeit,<br />

deutlich Salz im Hintergrund, angerösteter<br />

Fenchel, etwas Griff, sehr guter, herb-saftiger<br />

und griffiger Abgang mit Feuersteinnoten.<br />

Relativ kühl wirkende, fein-vegetabile Nase<br />

mit Zitrus- und verhaltenen Steinobstaromen<br />

sowie angetrocknet-floralen Spuren. Reife,<br />

schmelzige, einen Hauch süßliche Frucht,<br />

leicht rauchig, fenchelig-vegetabile Aromen<br />

am Gaumen, angedeutete gelbe Würze, etwas<br />

Griff und feine Säure, gute Nachhaltigkeit,<br />

nussige Töne im Hintergrund, vor allem an<br />

Cashew-Kerne erinnernd, im Hintergrund<br />

Salz, sehr guter, etwas warmer, rauchiger<br />

und wieder leicht süßlicher Abgang mit<br />

gewisser Holzwürze und Nussbutter.<br />

Etwas nussiger Kernobstduft mit feinen<br />

vegetabilen und angedeutet tabakigen Noten.<br />

Klare, feinsaftige Frucht mit nussigen und<br />

angedeutet hefigen Noten, sehr feine Säure,<br />

gewisser Schmelz, etwas Griff von mürbem<br />

Gerbstoff, rauchige Nuancen, deutliche<br />

Mineralik, helle holzige Anklänge, etwas Tiefe,<br />

noch unentwickelt, sehr guter, fester Abgang.<br />

90 WP >> hervorragend 20.00 €<br />

89 WP >> sehr gut Bis 20 €<br />

88 WP >> sehr gut 19.00 €<br />

88 WP >> sehr gut Bis 15.00 €<br />

78 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 79


„Ich liebe es, durch die Mithilfe vieler Hände ein<br />

Kulturgut schaffen zu dürfen, das besondere Momente<br />

bespielen darf und Menschen glücklich macht.“<br />

Ein genussreiches Versprechen<br />

WEINGUT GEORG BREUER – RHEINGAU<br />

Für Theresa Breuer ist es ein Privileg, das Erbe ihrer Familie fortführen zu dürfen.<br />

Für Weinliebhaber ist es reinster Genuss: Mit unbeirrbarem Qualitätsanspruch<br />

entstehen im Familien<strong>wein</strong>gut Georg Breuer große Rieslinge, deren Strahlkraft<br />

weit über die Grenzen des Rheingaus hinaus Anerkennung findet.<br />

FOTOS: WEINGUT GEORG BREUER<br />

Bereits seit hunderten<br />

von Jahren reifen sie an<br />

den exponierten Hängen<br />

entlang des Rheinufers:<br />

edle Riesling-Trauben, die<br />

die Ausdruckskraft der wärmespeichernden<br />

Lagen ihrer eigentlich einst<br />

eher kühlen Heimat in sich tragen.<br />

Die aromatische Finesse, die sie ihrer<br />

langen Reifezeit verdanken, bildet<br />

für das Weingut Georg Breuer die<br />

Grundlage für ein herausragendes<br />

Sortiment an Spitzen<strong>wein</strong>en.<br />

Nach dem plötzlichen Tod ihres<br />

Vaters übernimmt die damals gerade<br />

20 Jahre alte Theresa Breuer das 40<br />

Hektar große Weingut in Rüdesheim<br />

mit dem Ziel, den seit Anfang des<br />

vergangenen Jahrhunderts durch<br />

die Generationen getragenen<br />

Familienbetrieb weiter in die Zukunft<br />

zu führen. Mit Unterstützung<br />

ihres langjährigen Betriebsleiters<br />

Hermann Schmoranz und ihres Kellermeisters<br />

Markus Lundén folgt die<br />

Winzerin dabei den vorgelebten<br />

Visionen ihres Vaters Bernhard,<br />

der dem Weingut in den 1980er-<br />

Jahren zu großem internationalem<br />

Renommee verhalf. Dessen<br />

prägender Satz: „Ich möchte Weine<br />

erzeugen, die das Merkmal ihrer<br />

Herkunft im Gesicht tragen“, gilt auch<br />

heute noch im Betrieb, und Theresa<br />

Breuer ergänzt diese Maxime durch<br />

ihre persönlichen Überzeugungen.<br />

So wird die Erfolgsgeschichte<br />

fortgeschrieben.<br />

BESTLAGEN IM<br />

RHEINGAU<br />

Neben Nonnenberg in Rauenthal,<br />

Pfaffenwies in Lorch sowie Berg<br />

Rottland und Berg Roseneck in<br />

Rüdesheim zählt das Weingut auch<br />

3,6 Hektar im berühmten Berg<br />

Schlossberg zu seinen Spitzenlagen.<br />

Der karge Lehmboden mit Schichten<br />

aus Rheinschiefer und Taunusquarzit<br />

fällt hier den schwindelerregenden<br />

Steilhang zum Rheinufer hinab<br />

und bietet einen zusätzlichen<br />

Wärmespeicher. Die Trauben des<br />

Weinbergs ergeben finessenreiche,<br />

trockene Weine, die neben sortentypischer<br />

Pfirsichfrucht oft auch<br />

zarte Nusstöne aufweisen. „Die<br />

Entscheidung meines Vaters für<br />

großartige Weinberge und für den<br />

geradlinigen Ausbau von strahlenden<br />

trockenen Rieslingen war<br />

maßgeblich für den Erfolg unseres<br />

Weinguts“, erklärt Theresa Breuer.<br />

Mit dem Respekt gegenüber dem<br />

ihr geschenkten Potenzial sowie<br />

großem stilistischem Feingefühl<br />

folgt sie zusammen mit ihrem Team<br />

den Entwicklungen der Natur, stets<br />

darauf bedacht, deren Eigenheiten<br />

und Launen zu verstehen und<br />

bestmöglich an ihr zu partizipieren.<br />

Zum langfristigen Schutz ihrer<br />

Weingärten setzt sie deshalb inzwischen<br />

auch auf naturnahen und<br />

nachhaltigen Weinbau, verzichtet<br />

auf Herbizide und Pestizide, ersetzt<br />

chemische Düngemittel durch natürliche<br />

Leguminosen (Gemüsepflanzen,<br />

die den Boden anreichern) und<br />

schenkt damit ihren Trauben mehr<br />

Gesundheit und Substanz.<br />

PERSÖNLICHER<br />

ANSPRUCH ALS<br />

QUALITÄTSPHILOSOPHIE<br />

Mit der gleichen Sorgfalt, mit der<br />

Theresa Breuer ihre Reben behandelt,<br />

wird bei der Ernte auf die Reife der<br />

Trauben geachtet und das Lesegut<br />

selektioniert. Bei der Vinifikation<br />

erfahren Fruchtaromen, Balance und<br />

Körper besondere Aufmerksamkeit.<br />

Die Spitzengewächse, die aus<br />

diesem Antrieb entstehen, glänzen<br />

durch Komplexität und enormes<br />

Reifevermögen. Auf insgesamt<br />

85 Prozent der Rebfläche des<br />

Weinguts wird Riesling angebaut.<br />

Doch Theresa Breuer widmet sich<br />

nebenbei auf kleineren Flächen auch<br />

dem Anbau von Burgundersorten<br />

sowie den historischen Rebsorten<br />

Heunisch und Orleans. Mit ihrer<br />

Arbeit schließt sie sich dem<br />

Erfolg ihres Vaters an und erntet<br />

beachtliches Lob internationaler<br />

Weinkritiker. Ihre Leidenschaft<br />

knüpft sie indes an Bescheidenheit<br />

und betont, dass der Erfolg nicht<br />

allein der ihre sei: „Ich liebe es,<br />

durch die Mithilfe vieler Hände ein<br />

Kulturgut schaffen zu dürfen, das<br />

besondere Momente bespielen darf<br />

und Menschen glücklich macht.“ So<br />

strahlt wahrer Unternehmergeist.<br />

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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 81


„Die Mischung macht es aus, ohne dabei unsere<br />

eindeutige Handschrift zu verlieren.“<br />

Ein starkes Stück Pfalz<br />

WEINGUT WAGECK – PFALZ<br />

Im Norden des beliebten deutschen Anbaugebietes Pfalz gelingt<br />

den Brüdern Frank und Thomas Pfaffmann etwas Besonderes: Sie<br />

überzeugen mit charakterstarken Weinen, die ein unverkennbares<br />

Profil haben. Jeder ist eine Hommage an sein Terroir.<br />

FOTOS: WEINGUT WAGECK<br />

Unsere Weine sollen durch ihre<br />

Vielfalt und Facetten überzeugen.<br />

Ehrlich-unkompliziert bei<br />

den Cuvées in der Basis,<br />

klassisch-pfälzisch bei den<br />

Rebsorten<strong>wein</strong>en in der Mitte oder mineralisch-komplex<br />

bei den Lagen- und Reserve-<br />

Weinen. Die Mischung macht es aus, ohne<br />

dabei unsere eindeutige Handschrift zu<br />

verlieren.“ Mit diesem Bekenntnis laden die<br />

Brüder Frank und Thomas Pfaffmann auf<br />

ihre Webseite ein und machen damit deutlich,<br />

wofür ihr Weingut Wageck nun bereits in der<br />

vierten Generation steht: Unverkennbarkeit.<br />

Was einst unter der Führung von Wilhelm<br />

Wageck mit einem für die damalige Zeit<br />

typischen Gemischtbetrieb – in dem Weinbau<br />

eine untergeordnete Rolle spielte – im kleinen<br />

Örtchen Bissersheim begann, entwickelte sich<br />

im Lauf der Jahrzehnte zu einem markanten<br />

Pfeiler der Weinregion Pfalz. Denn selbst in<br />

den schwierigen Anfängen war es die Qualität,<br />

die mit dem Namen Wageck in Verbindung<br />

gebracht wurde. Als dann zu Beginn der<br />

1970er-Jahre Gunter Pfaffmann in die Familie<br />

einheiratete, brachte er nicht nur den Namen<br />

der heutigen Eigentümer mit. Er legte auch<br />

noch gezielter das Augenmerk auf die klare<br />

Aussagekraft der Weine.<br />

ZWEI AUF EINER LINIE<br />

Ein Weg, den seine Söhne seit Jahren mitgehen<br />

und längst auch als federführende Kräfte des<br />

Traditions<strong>wein</strong>guts selbstbewusst beschreiten.<br />

Dabei ist eines gewiss: Mit Durchschnitt geben<br />

sich die zwei nicht zufrieden. Ihr Ziel ist klar<br />

definiert – sie wollen zu den besten Erzeugern<br />

Deutschlands zählen. Mit der Bourgogne<br />

als „Vorbild“ bauen sie auf von tertiärem<br />

Kalk geprägten Böden rund um Bissersheim<br />

vorwiegend Burgunder-Rebsorten an, allen<br />

voran Spätburgunder und Chardonnay. Jede<br />

Rebsorte soll zeigen, wo sie gewachsen<br />

ist, „und mit ihrer typischen Mineralität und<br />

Eleganz überzeugen“, so das Winzer-Duo. Was<br />

sie bei der Erreichung ihrer Ziele unterstützt,<br />

ist das enorme Potenzial der unterschiedlichen<br />

Lagen wie Kirchheimer<br />

Steinacker, Bissersheimer Goldberg<br />

(mit seinen Filetstücken „Am Unteren<br />

Geisberg“ und „Links am Sülzner<br />

Weg“), Bissersheimer Orlenberg und<br />

Großkarlbacher Burgweg. Sie alle<br />

stehen für markante, vielschichtige<br />

und eindrucksvoll mineralische<br />

Weine, die für sich selbst sprechen<br />

können, denn: „Unsere jahrelange<br />

Erfahrung hat uns gezeigt, dass die<br />

Böden um Bissersheim für mehr<br />

prädestiniert sind“, so Frank und<br />

Thomas Pfaffmann. Die Erträge<br />

sind niedrig, dafür sind die Trauben<br />

optimal ausgereift und von höchster<br />

Güte. Diesem Geschenk der Natur<br />

zollen die Brüder mit naturnahem<br />

Weinbau Tribut, der garantiert, dass<br />

diese Basis auch in Zukunft erhalten<br />

bleibt, um die Aromatik und Textur<br />

ihrer Gewächse zu prägen.<br />

LEISE UND DOCH<br />

AUSDRUCKSSTARK<br />

Dazu kommt eine ausgewogene<br />

Mischung aus Erfahrung (denn<br />

Tradition ist den beiden wichtig) und<br />

einer gesunden Portion Bauchgefühl.<br />

Der Rest ist essenzielles Handwerk:<br />

aufwändige Weinbergspflege,<br />

Handlese, Spontanvergärung,<br />

addiert mit dem wertvollen Faktor<br />

Zeit – all dies beschreibt die Wageck-<br />

Philosophie. Bei Weinkritiker Marcus<br />

Hofschuster klingt das wie folgt:<br />

„Die Wageck-Weine sind eher leise,<br />

meist knochentrocken, in der Jugend<br />

häufig hefebetont, straff, dabei völlig<br />

unaufdringlich, sodass es oft einen<br />

dritten oder vierten Schluck braucht,<br />

um zu bemerken, wie gut sie wirklich<br />

sind.“ Und das ist das beste Zeichen<br />

für den Weg an die Spitze.<br />

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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 83


Auch Weine vom Wagram waren bei der Verkostung erfolgreich.<br />

AUSTRIAN WINE AWARDS MIT FAST 500 WEINEN<br />

Hohes Niveau vom Gemischten<br />

Satz bis zum Spitzenrot<strong>wein</strong><br />

Am 2. Juli 2023 kam im Gastronomischen Bildungszentrum in Koblenz eine<br />

über 20-köpfige Fachjury zusammen, um für die „Austrian Wine Awards“ fast 500<br />

österreichische Weine zu verkosten und zu bewerten. Das Qualitätsniveau war<br />

dabei bemerkenswert hoch<br />

TEXT: CARSTEN M. STAMMEN - FOTOS: DWS, VINOLOG, ÖWM_WSNA<br />

Sonntagmorgen, neun Uhr. Die Koblenzer<br />

Innenstadt ist noch ziemlich ausgestorben,<br />

doch im Gastronomischen Bildungszentrum<br />

(GBZ) der Industrie- und Handelskammer<br />

herrscht schon reger Betrieb. Hier sitzt die<br />

Deutsche Wein- und Sommelierschule (DWS) – ein<br />

Kompetenzzentrum des GBZ – und hier findet die<br />

Verkostung für die „Austrian Wine Awards“ statt.<br />

Wein Institut (ÖWI) in Korneuburg zu Wein-Plus Solutions<br />

nach Erlangen geschickt, wo sie erfasst und fotografiert<br />

wurden. Zeitgleich erhielt die Agentur – natürlich datenschutzkonform<br />

– die relevanten Informationen über alle<br />

eingereichten Weine.<br />

In zwei großen, hellen Räumen sind Tische aufgestellt, die<br />

jeweils zwei Personen Platz bieten und mit viel Abstand<br />

zueinander stehen. An den Wänden der Räume reihen<br />

sich Weinkühlschränke, von oben bis unten mit Flaschen<br />

gefüllt. Alle Flaschen stecken in Hülsen aus Wellpappe,<br />

die ihre Etiketten und Hälse verbergen: Die Identität<br />

der Weine muss geheim bleiben; nur auf den Deckeln<br />

der Schraubverschlüsse sieht man das Rot-Weiß-Rot der<br />

österreichischen Nationalflagge.<br />

An den Tischen sitzen paarweise erfahrene<br />

Absolventinnen und Absolventen der DWS, zwölf in<br />

jedem Raum: die Fachjury. In der vergangenen Stunde<br />

wurden sie in einer kurzen Präsentation noch einmal mit<br />

dem Weinland Österreich, seiner geografischen Struktur,<br />

seinen Rebsorten und seinem Qualitätssystem vertraut<br />

gemacht. Jetzt beginnen Helferinnen und Helfer der<br />

DWS, die Flaschen aus den Kühlschränken nach und nach<br />

auf die Tische zu stellen…<br />

RUND 460 WEINE VON ÜBER 170<br />

WEINBAUBETRIEBEN<br />

Das Projekt „Austrian Wine Awards“ wurde im<br />

Auftrag der Österreich Wein Marketing (ÖWM) und in<br />

Zusammenarbeit mit der DWS von der Agentur Wein-Plus<br />

Solutions organisiert. Die ÖWM lud die österreichischen<br />

Winzerinnen und Winzer ein, bis zu drei Weine für die<br />

Kampagne einzureichen. Die Anmeldungen liefen digital<br />

über das Portal der ÖWM, die auch die Sammlung der<br />

Weine übernahm.<br />

Über 170 Weinbau-Betriebe aus Österreich schickten<br />

knapp 460 Weine ein. Die Probe- und Konterflaschen<br />

wurden Anfang Juni von der Sammelstelle beim Österreich<br />

Die Jurymitglieder müssen sich auf eine Beurteilung einigen<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 85


Jeder Verkostungsflight<br />

beginnt mit Weiß<strong>wein</strong><br />

Wein-Plus Solutions stellte die<br />

Weine zu zwölf Verkostungsflights<br />

mit jeweils 38 oder 39 Mustern<br />

zusammen, wobei jeder Flight Weißund<br />

Rot<strong>wein</strong>e sowie – abhängig von<br />

deren Verfügbarkeit – auch Rosé-,<br />

Orange-, Schaum- sowie Süß<strong>wein</strong>e<br />

umfasste. Die Weine wurden für die<br />

Blindverkostung durch die Fachjury<br />

vorbereitet, nach Flights und<br />

Verkostungsreihenfolge sortiert und<br />

nach Koblenz gesandt.<br />

BLINDVERKOSTUNG<br />

UND BEWERTUNG<br />

NACH DEM WSET ® -<br />

SYSTEM<br />

Die Weine werden systematisch anhand festgelegter Kriterien bewertet<br />

Dort ist die Atmosphäre in<br />

den DWS-Räumlichkeiten<br />

inzwischen konzentriert: Die<br />

Jurymitglieder sitzen vor jeweils<br />

fünf Weingläsern, einem Spucknapf,<br />

der Verkostungsliste und den<br />

Bewertungsbögen des WSET ® . Die<br />

Abkürzung steht für Wine & Spirit<br />

Education Trust – seit über 50<br />

Jahren die renommierteste internationale<br />

Bildungsinstitution der internationalen<br />

Weinbranche mit Sitz in<br />

London. Dessen höchste Stufe der<br />

Wein-Weiterbildung ist der Lehrgang<br />

„WSET ® Level 4 Diploma in Wines“<br />

(DipWSET), der in Deutschland auch<br />

von der DWS angeboten wird.<br />

In der Verkostungsliste und auf der<br />

Flasche sind die Weine mit einem<br />

Buchstaben- und Zifferncode<br />

gekennzeichnet. Die Liste legt<br />

die Probenreihenfolge fest und<br />

offenbart lediglich die Weinart,<br />

den Jahrgang, die Rebsorte(n), die<br />

Herkunftsbezeichnung und den<br />

Alkoholgehalt. Was genau ins Glas<br />

kommt, wissen die Jurymitglieder<br />

nicht. Sie bewerten die Weine nach<br />

dem System des WSET ® , wobei das<br />

Qualitätsurteil von „poor“ (schwach)<br />

über „acceptable“ (zufriedenstellend),<br />

„good“ (gut), „very good“ (sehr gut) bis<br />

„outstanding“ (hervorragend) reichen<br />

kann.<br />

Jedes Jurorinnen- und<br />

Jurorenpaar muss bei<br />

der Weinbeurteilung<br />

zu einem eindeutigen<br />

Ergebnis kommen. Deshalb<br />

wird nicht nur geschnuppert und<br />

geschmeckt, sondern auch leise<br />

diskutiert. Für jeden Wein ist<br />

ausreichend Zeit, denn die Muster<br />

werden über den ganzen Tag in zwei<br />

Durchgängen verkostet: Jeweils am<br />

Vormittag und Nachmittag kommen<br />

maximal 20 Proben ins Glas. Dabei<br />

haben alle Jurymitglieder etliche<br />

Jahre Erfahrung in professioneller<br />

Weinverkostung und -beurteilung –<br />

schließlich arbeiten die meisten von<br />

ihnen im Fachhandel oder in der<br />

Gastronomie. Überwacht wird die<br />

Verkostung von vier Supervisorinnen<br />

und Supervisoren, die im WSET ® -<br />

Diploma-Lehrgang der DWS als<br />

Dozierende tätig sind.<br />

HOHES<br />

QUALITÄTSNIVEAU DER<br />

ÖSTERREICHISCHEN<br />

WEINE<br />

Nach rund acht Stunden ist es<br />

geschafft: Alle Weine sind fachkundig<br />

verkostet und bewertet worden.<br />

Johannes Steinmetz (DipWSET),<br />

Leiter der DWS, ist zufrieden:<br />

„Für unsere Absolventinnen und<br />

Absolventen war diese spezielle<br />

Verkostung ein exzellentes Training,<br />

das ihnen noch mehr Wissen und<br />

Erfahrung beschert hat, was die<br />

österreichischen Weine betrifft. Ihrer<br />

Verantwortung für die gewissenhafte<br />

Beurteilung der Weine sind<br />

sie mit vollem Bewusstsein gerecht<br />

geworden.“<br />

Positiv äußert sich auch Supervisor<br />

Christian Weisenstein (DipWSET):<br />

„Die große Anzahl eingereichter<br />

Weine bedeutete einen hohen<br />

logistischen und organisatorischen<br />

Aufwand, den das Team in Koblenz<br />

professionell zu meistern wusste. Die<br />

Flights waren perfekt aufeinander<br />

abgestimmt. Alle Weine wurden<br />

von einer hoch motivierten, gewissenhaften<br />

Fachjury professionell,<br />

hoch konzentriert und präzise<br />

bewertet. Das Qualitätsniveau<br />

der zu beurteilenden Weine war<br />

hoch und die Weinauswahl zeigte<br />

einen spannenden, repräsentativen<br />

Querschnitt durch das Weinland<br />

Österreich.“<br />

Tatsächlich ist das hohe<br />

Qualitätsniveau bemerkenswert:<br />

81 Prozent<br />

aller eingereichten Weine<br />

haben die Beurteilung<br />

„good“ oder „very good“, über neun<br />

Prozent sogar die Höchstwertung<br />

„outstanding“ erhalten. Der Anteil<br />

der als nicht zufriedenstellend<br />

bewerteten Weine lag bei deutlich<br />

unter einem Prozent. „Es ist<br />

beachtlich, was die Winzerinnen<br />

und Winzer in Österreich hier<br />

über alle Weinkategorien hinweg<br />

an richtig guter Qualität produzieren.<br />

Da ist sehr viel Spaß im Glas“,<br />

fasst Supervisorin Ulrike Ferres<br />

(DipWSET) zusammen.<br />

FAST 250 AWARDS<br />

VERGEBEN<br />

„Ein großes Lob geht an die<br />

Organisatoren der Veranstaltung –<br />

das ist alles ganz geschmeidig über die<br />

Bühne gegangen, sowohl zeitlich als<br />

auch verkostungstechnisch“, erklärt<br />

Ferres weiter. „Für die Jurymitglieder<br />

war die Veranstaltung mit Sicherheit<br />

eine besondere Erfahrung. Alle<br />

waren engagiert und fokussiert bei<br />

der Arbeit. Unglaublich, was da an<br />

positiver Energie freigesetzt wurde!“<br />

Diesen Eindruck bestätigt Jurorin<br />

und Supervisorin Betty Heitkämper<br />

(DipWSET) und ergänzt: „Der<br />

Austausch in den Pausen mit den<br />

sehr kompetenten Kolleginnen und<br />

Kollegen hat Spaß gemacht. Wir alle<br />

haben uns über die gute Qualität der<br />

österreichischen Weine begeistern<br />

können.“<br />

Insgesamt werden im Rahmen<br />

der „Austrian Wine Awards“<br />

244 Weine in mindestens einer<br />

von 54 Kategorien ausgezeichnet.<br />

Die Kategorien<br />

umfassen Weinfarben und<br />

Rebsorten einschließlich Piwi-Sorten,<br />

Cuvées und Gemischtem<br />

Satz, Herkunftsbezeichnungen<br />

(Weinbauregionen, generische<br />

und spezifische Weinbaugebiete,<br />

Rieden<strong>wein</strong>e) sowie weitere<br />

Kategorien wie Perl- und<br />

Schaum<strong>wein</strong>e, Prädikats<strong>wein</strong>e oder<br />

Alternativ-Weine.<br />

Die Übersicht der Sieger<strong>wein</strong>e in<br />

allen Kategorien sowie die ausführlichen<br />

Verkostungsergebnisse<br />

der<br />

„Austrian Wine<br />

Awards“ finden<br />

sich hier:<br />

austria.award.wine<br />

Die Fachjury und das Organisationsteam<br />

86 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin


„Wein muss innerlich berühren.“<br />

Wein - Wien - Wieninger<br />

WEINGUT WIENINGER – WIEN<br />

Eine Stadt, eine Familie, ein Weingut:<br />

„Wein muss innerlich berühren“,<br />

findet Winzer Fritz Wieninger vom<br />

gleichnamigen Weingut. Wie das<br />

gelingt? Mit Geradlinigkeit, Leidenschaft<br />

und einem klaren Bekenntnis zur Natur.<br />

FOTOS: WEINGUT WIENINGER<br />

Eine kosmopolitische Millionenmetropole trifft<br />

auf den historischen Flair der k.u.k.-Monarchie,<br />

Schnelllebigkeit auf Wurzeln und Tradition. Ein<br />

Umfeld, quasi wie geschaffen für das 60 Hektar<br />

große Weingut Wieninger. Schließlich vereint es<br />

mit seiner einzigartigen Lage in Wien doch Urbanität und<br />

Naturnähe zugleich. „Unsere Lagen sind streng geschützt<br />

und dürfen nicht verbaut werden“, erzählt Fritz Wieninger,<br />

der als Pionier des modernen Wiener Weinbaus gilt. Was<br />

einst als Familienbetrieb mit gemischter Landwirtschaft<br />

begann, ist längst zu einem der Aushängeschilder der<br />

österreichischen Weinwirtschaft geworden: „Mein<br />

Großvater Edmund Steinbatz baute unseren Heurigen in<br />

einer professionellen Form auf, meine Eltern haben ihn mit<br />

Qualität gefüllt und in die neue Zeit transportiert.“ Fritz<br />

Wieninger selbst begann in den 1980er-Jahren und wollte<br />

von der gastronomischen Seite des Betriebs erst einmal<br />

gar nichts wissen, denn sein Herz schlug einzig und allein<br />

für die Weinproduktion. Sein Ziel: qualitativ hochwertige<br />

Weine auf die feinen Tische des Landes zu bekommen.<br />

Dies ist ihm mehr als gelungen, denn die Wieninger-<br />

Gewächse werden längst auf allen Kontinenten getrunken.<br />

EIN LOKALER PATRIOT<br />

„Wir wollen mit möglichst wenig Eingriffen die Eigenart<br />

unserer Terroirs in die Flasche bringen. Respekt vor der<br />

Natur und die Überzeugung, dass nicht Primärfrucht,<br />

sondern Charakter einen guten Wein ausmacht, sind dabei<br />

die wesentlichen Punkte“, erklärt der passionierte Winzer<br />

die Philosophie des Familien<strong>wein</strong>guts. Charakteristisch<br />

für das Weinbaugebiet Wien sind die unterschiedlichen<br />

Lagen auf engem Raum. „Wir haben das große Glück,<br />

Rieden am leicht sandigen Bisamberg und am extrem<br />

kalkreichen Nussberg zu bewirtschaften, die getrennt<br />

durch die Donau nicht nur diese unterschiedlichen<br />

Böden aufweisen, sondern auch ein anderes Klima.<br />

Damit bescheren sie uns ein herrliches Weinsortiment.“<br />

In dieser vielschichtigen Landschaft reifen Rebsorten<br />

wie Grüner Veltliner, Chardonnay, Riesling, Pinot Noir<br />

und Zweigelt mit biodynamischer Bewirtschaftung, viel<br />

Aufmerksamkeit und einer guten Balance zwischen<br />

Wüchsigkeit und Ertrag – und unter steter Beobachtung.<br />

„Wenn die Blätter in einem mittleren grasigen Grün<br />

leuchten, weiß ich, dass im Weingarten alles in Ordnung<br />

ist.“ Es ist jedoch die regionale Spezialität, der Gemischte<br />

Satz, der für Fritz Wieninger all die Besonderheiten<br />

dieses Gebiets am eindringlichsten repräsentiert und<br />

für dessen Renaissance ab 1997 er Hauptinitiator war:<br />

„Höchste Qualität ist in allen Bereichen unser Bestreben.<br />

Das Maximum aus den verschiedenen Lagen herauszuholen.<br />

Der Wiener Gemischte Satz fängt dabei unser<br />

Weinbaugebiet auf besondere Weise ein und bringt all<br />

dies sehr gut zum Ausdruck.“ Es ist die Transformation<br />

des süßen Traubensaftes in ein differenziertes, feingliedriges<br />

Getränk – den Wein –, die Fritz Wieninger begeistert<br />

und seit drei Jahrzehnten antreibt: „Das ist ein so kreativer<br />

Prozess!“<br />

DRITTE GENERATION AM START<br />

Ein Prozess, der nicht nur ihn mit Stolz und Enthusiasmus<br />

erfüllt. Denn längst arbeiten auch seine drei Kinder in den<br />

unterschiedlichsten Bereichen des Weinguts mit: „Ich<br />

bin ein glücklicher Mensch“, sagt Fritz Wieninger über<br />

sich selbst. „Ich habe meine Träume gelebt und verwirklicht.<br />

Jetzt geht es um eine gute Übergabe an die nächste<br />

Generation in den kommenden Jahren und darum, meine<br />

Kinder nach besten Kräften zu unterstützen.“ Eben darum,<br />

dass die Wieninger’sche Leidenschaft weiterhin gelebt<br />

wird.<br />

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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 89


Im Dialog mit der Natur<br />

WEINGUT SETZER – WEINVIERTEL<br />

Weine von großer Klasse, erzeugt in einer der schönsten<br />

Regionen Österreichs: Das Weingut Setzer überzeugt mit<br />

einer beeindruckenden Vielfalt an Weinen, die ihre Herkunft<br />

widerspiegeln – und das Bewusstsein, dass der Einklang mit der<br />

Natur für die Qualität eine wesentliche Rolle spielt.<br />

FOTOS: WEINGUT SETZER<br />

Im Wandel das Gute zu erkennen, ist eine<br />

große Tugend. Eine, die die Winzerfamilie<br />

Setzer im niederösterreichischen<br />

Hohenwarth verinnerlicht hat. Denn sie<br />

sieht durchaus, dass ihre Heimat, das<br />

Weinviertel, „bereits jetzt und noch mehr in<br />

den nächsten Jahren vom Klimawandel profitiert.<br />

Durch die verschiedenen Höhenlagen<br />

und Bodenarten ist eine großartige Zukunft<br />

vorgegeben.“ Eine Zukunft, die die Familie mit<br />

einer langen Geschichte stützt. Schließlich<br />

wurde das Weingut Setzer bereits 1705<br />

gegründet – und ist seitdem in Familienbesitz.<br />

Mittlerweile sind es Hans und Ulrike Setzer, die<br />

es gemeinsam mit ihren Kindern Eugen und<br />

Marie-Theres führen und es ebenso bedacht<br />

wie ihre Vorfahren verantwortungsvoll an die<br />

nächste Generation weitergeben möchten.<br />

Zwei der wichtigsten Elemente dabei sind die<br />

stete Achtsamkeit und der bewusste Dialog mit<br />

der Natur. Heute in der zwölften Generation,<br />

ist das Weingut mit den Siegeln „Nachhaltig<br />

Austria“ und „Vegan“ ausgezeichnet. Denn<br />

getreu der Devise „weniger ist mehr“ werden<br />

die 30 Hektar Weingärten, die das Weingut<br />

umfasst, nachhaltig und im Einklang mit der<br />

Natur bewirtschaftet. „Sie ist einfach das Kapital<br />

des Weinguts“, ist Eugen Setzer überzeugt.<br />

Dieses Bewusstsein wird auch in<br />

den Weinkeller hineingetragen, wo<br />

die Weine von Kellermeister Hans<br />

Setzer in ihrer Entwicklung zwar<br />

begleitet und unterstützt werden<br />

– aber die Einflussnahme ist auf ein<br />

Minimum reduziert.<br />

ZWEI KLARE<br />

ANFÜHRER<br />

Die Weingärten rund um den<br />

Weinbauort Hohenwarth liegen<br />

zwischen 365 und 400 Metern<br />

hoch. „Dadurch besteht einerseits<br />

eine geringe Gefahr für Spätfrost.<br />

Auf der anderen Seite bringt diese<br />

Höhenlage sowohl fruchtbetonte<br />

Weiß<strong>wein</strong>e als auch komplexe und<br />

vielschichtige Grüne Veltliner – die<br />

Botschafter des Weinviertels –<br />

sowie Rote Veltliner, die auf den<br />

schottrigen und leichten Böden ein<br />

wunderbares Terrain finden, hervor“,<br />

erzählt der passionierte Winzer. Kein<br />

Wunder, dass auf diesen beiden<br />

ausdrucksstarken Rebsorten ein ganz<br />

besonderes Augenmerk liegt. Aber<br />

auch Chardonnay, Weißburgunder,<br />

Riesling, Zweigelt und Merlot<br />

werden in kleinen Teilen angebaut.<br />

„Wir wollen Weine produzieren, die<br />

authentisch sind und das Weinviertel<br />

widerspiegeln“, lautet der Leitsatz<br />

der Winzerfamilie, für die das<br />

Weinmachen stets eine große Liebe<br />

war, eine Leidenschaft und auch<br />

ein Gefühl des Stolzes, verbunden<br />

zu sein mit dem Erbe so vieler<br />

Generationen. Dazu bestand und<br />

besteht keine Alternative in einem<br />

anderen Beruf. Schließlich gibt es<br />

auch kaum eine andere Tätigkeit, bei<br />

der sich die Möglichkeit bietet, „sich<br />

jedes Jahr aufs Neue zu beweisen<br />

und die Herausforderungen der<br />

Natur anzunehmen“.<br />

WEINE,<br />

DIE ALTERN KÖNNEN<br />

So entstehen auf namhaften Rieden<br />

wie Kronberg, Kirchengarten, Laa<br />

und Kreimelberg herausragende<br />

Veltliner in unterschiedlichen<br />

Gewichtsklassen – allen voran<br />

das Flaggschiff des Hauses, der<br />

Weinviertel DAC Reserve Ried Laa<br />

„8000“. Es sind Weine, die Liebhaber<br />

in der ganzen Welt haben, darunter<br />

auch Prominente wie die Schauspieler<br />

Peter Weck und Cornelius Obonya<br />

oder den Komponisten Gottfried von<br />

Einem. Aber vor allem sind es Weine,<br />

die Spaß machen sollen – und das tun<br />

sie.<br />

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<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 91


Der richtige Dreh<br />

IM TEST: SCHAUMWEIN-ÖFFNER<br />

Fast jeder Weinfan hat es schon erlebt: Der teure Champagner verteilt sich beim<br />

Öffnen über die Gäste. Oder der Korken lässt sich auch mit roher Gewalt nicht lösen.<br />

Geht das auch anders? Wir haben drei Schaum<strong>wein</strong>-Öffner im Alltag getestet.<br />

TEXT: MATTHIAS STELZIG – FOTOS: HERSTELLER<br />

Schaum<strong>wein</strong>e stehen für<br />

gute Stimmung, und die<br />

Auswahl war noch nie so<br />

üppig: Ob Prosecco oder<br />

Champagner, Cava oder<br />

Crémant und erst recht deutscher<br />

Sekt: Fast alle Herkünfte haben in<br />

den vergangenen Jahren deutlich<br />

an Qualität zugelegt. Viele Weinfans<br />

haben deshalb eine Flasche griffbereit<br />

im Kühlschrank stehen. Eine<br />

nervige Hürde ist oft allerdings das<br />

Öffnen der Flasche. Bombenfest<br />

sitzende Verschlüsse passen nicht zur<br />

Partystimmung. Im ungünstigsten<br />

Fall bricht man sich erst fast die<br />

Finger, schließlich fliegt der Korken<br />

unkontrolliert aus der Flasche und<br />

lässt Gläser zerspringen. Oder die<br />

gut gekleideten Gäste werden mit<br />

dem teuren Inhalt geduscht. Für die<br />

Siegerehrung bei Formel-1-Rennen<br />

geht das noch in Ordnung, für<br />

Weinfans ist es aber einfach peinlich.<br />

Der Einsatz eines Sektöffners, der<br />

seinen Job zuverlässig erledigt, ist<br />

daher keine Schande. Wir haben<br />

drei Modelle mit jeweils verschiedenen<br />

Funktionsweisen im Alltag<br />

mit verschiedenen jungen sowie<br />

gereiften Schaum<strong>wein</strong>en getestet<br />

und miteinander verglichen. Was<br />

können sie besser im Vergleich zum<br />

Öffnen mit der Hand? Wie zuverlässig<br />

und sicher funktionieren Sie?<br />

VACUVIN CHAMPAGNE<br />

OPENER<br />

Der Champagne Opener macht’s im<br />

Handumdrehen. Zuerst wickelt man<br />

den Flaschenhals aus der Stanniol-<br />

Kapsel und entfernt die Agraffe.<br />

VacuVin Champagne Opener<br />

Danach stülpt man die vier Zinken<br />

über den Korken, so dass sich die<br />

Zähne ins Material senken. Jetzt stellt<br />

man die Flasche auf den Tisch, hält<br />

den Champagne Opener zwischen<br />

Daumen, Zeige- und Mittelfinger fest<br />

und dreht unten an der Flasche (nicht<br />

am Öffner). Der Hebelwinkel ist trotz<br />

der schmalen Abmessungen größer<br />

als mit der Hand, selbst festsitzende<br />

Korken lassen sich so aus der Flasche<br />

heben. Am Ende hat man ihn mit<br />

einem leisen Plopp in der Hand und<br />

kann ihn aus dem festen Griff der<br />

Metallzinken befreien.<br />

Der mit rund 15 Euro recht<br />

günstige Metallguss-Öffner liegt<br />

mit seiner glatten Metalloberfläche<br />

schmeichelhaft in der Hand und<br />

ist ergonomisch gut gestaltet. Bei<br />

extra-hartnäckigen Korken, die bei<br />

lange gereiften Flaschen immer mal<br />

wieder vorkommen, kann es aber<br />

passieren, dass man sehr kraftvoll<br />

zupacken muss. In solchen Fällen<br />

ist er für zarte Hände weniger<br />

geeignet. Eingeschränkt empfehlenswert<br />

ist der Öffner zudem für die<br />

Hochzeitsparty, wo der Schampus in<br />

Strömen fließt und man Flaschen im<br />

Minutentakt aufzieht. Ansonsten ist<br />

der Champagne Opener empfehlenswert.<br />

Der nahezu unzerstörbare<br />

kleine Helfer funktioniert zuverlässig<br />

– und passt problemlos ins<br />

Reisegepäck. Für alle Fälle.<br />

LE CREUSET SW-105<br />

Der SW-105 ist mehr als ein Öffner.<br />

Auf der Innenseite verfügt er über ein<br />

großes Gewinde, das man über den<br />

Korken schraubt. Sobald der Öffner<br />

auf dem Flaschenhals aufsetzt, dreht<br />

man einfach weiter und schon löst<br />

sich der Korken aus dem Flaschenhals.<br />

Das funktioniert leichter als erwartet.<br />

Interessanterweise löst er sich auch<br />

bei einer sehr kalten Flasche, die<br />

nicht geschüttelt wurde, mit einem<br />

hübschen „Plopp“ aus der Flasche.<br />

Der zweite Vorteil: Man muss nicht<br />

in Deckung springen, um aus der<br />

Flugbahn des Korkens zu kommen.<br />

Denn nach oben hin laufen die<br />

beiden Bügel des Öffners konisch<br />

zusammen und schließen mit<br />

einem fest verbundenen Deckel<br />

ab. Der Korken fängt sich in der<br />

Verjüngung. So muss niemand auf<br />

dem Boden herumkriechen, um ihn<br />

unter der Kommode hervorzuholen.<br />

In unserem Vergleich ist er damit<br />

eindeutig der praktischste Öffner.<br />

Le Creuset SW-105<br />

Allerdings ist der SW-105 aus<br />

massivem Metall mit etwa 60<br />

Euro nicht ganz günstig zu<br />

haben. Hergestellt wird er von Le<br />

Creuset aus Frankreich, der mit<br />

seinen Gusseisen-Töpfen berühmt<br />

geworden ist. Der Öffner ist in edel<br />

behandelten Oberflächen zu haben,<br />

etwa in glänzendem Granite Crystal,<br />

schwarzem Nickel oder mattem<br />

Silber. Es gibt zudem eine Version<br />

aus Rauchglas-farbenem Kunststoff,<br />

die mit rund 23 Euro weniger als die<br />

Hälfte kostet.<br />

ATELIER DU VIN – PINCE<br />

À BOUCHON<br />

Der Trick ist so einfach. Vielleicht<br />

ist deshalb noch keiner drauf<br />

gekommen? Bei Sektflaschen laufen<br />

die Drähte des Korbs durch kleine<br />

Nuten im Korken, damit sie nicht<br />

verrutschen.<br />

Oeno Set „Pince à Bouchon“<br />

Der Pince à Bouchon macht sich<br />

das zunutze. Er verfügt über eine<br />

metallene Mütze genau in der<br />

Form des Korkens. Dabei greifen<br />

die Nasen im Öffner genau in die<br />

Kerben des Korkens. So hält die<br />

Champagnerzange den Korken schon<br />

mal ohne großen Aufwand fest. Das<br />

findet jeder sympathisch, der einen<br />

festgebackenen Korken schon mal<br />

mit bloßen Händen rausdrehen<br />

musste. Dazu verfügt das Gerät über<br />

einen langen Griff für die ganze Hand.<br />

Damit lässt sich eine sehr nützliche<br />

Hebelwirkung gegen festsitzende<br />

Korken erzeugen. Die andere<br />

Hand legt man einfach um den<br />

Flaschenhals, den Daumen von oben<br />

auf das Hütchen. Nun dreht man mit<br />

minimalem Kraftaufwand am Hebel<br />

den Korken aus dem Hals. Keine<br />

Spritzerei, keine abgebrochenen<br />

Nägel. Das funktioniert so einfach,<br />

dass man sich wundert, warum es so<br />

etwas nicht in jedem Haushalt gibt.<br />

Der Hersteller „Atelier du<br />

Vin“ aus Paris produziert edle<br />

Wein-Accessoires. Eine Pariser<br />

Mode-Designerin entwirft die<br />

Formen. Deshalb sieht das Gadget<br />

nicht nur gut aus, es liegt auch sehr<br />

angenehm in der Hand. Zudem<br />

gibt es den Pince à Bouchon auch<br />

in Kombination mit einem clever<br />

gestalteten Kellnermesser. Der Soft<br />

Machine Dandy versetzt die Spindel<br />

des Korkenziehers beim Aushebeln<br />

in Rotation und schraubt damit<br />

den Korken aus dem Flaschenhals.<br />

Das gute Stück aus Edelstahl und<br />

Messing mit Griffschalen aus Acetat<br />

zitiert elegant die 1920er-Jahre. Viel<br />

mehr lässt sich in so einfach funktionierende<br />

Helfer nicht hineinpacken.<br />

SCHAUMWEIN-ÖFFNER<br />

VacuVin Champagne Opener:<br />

vacuvin.com/products/wineopeners/<br />

champagne-opener-card<br />

15 Euro<br />

Le Creuset SW-105:<br />

www.lecreuset.de/de_DE/p/sektoffnersw-105-aus-metall/WA494050.html<br />

aus Metall: 45 Euro<br />

oder Kunststoff: 23 Euro<br />

Oeno Set mit Champagnerzange<br />

und Soft Machine Dandy:<br />

www.atelierduvin.com/de/<br />

produkt/oeno-collection-4<br />

130 Euro<br />

Champagnerzange solo:<br />

www.atelierduvin.com/de/produkt/<br />

champagnerzange<br />

25 Euro<br />

92 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 93


„Es geht um den täglichen<br />

psychischen Druck in<br />

unserem Beruf“<br />

INTERVIEW: YVONNE HEISTERMANN,<br />

PRÄSIDENTIN DER DEUTSCHEN SOMMELIER-UNION<br />

Yvonne Heistermann ist vor kurzem zur Präsidentin der Sommelier-Union<br />

Deutschland gewählt worden. Sie ist die erste Frau in diesem Amt seit der<br />

Gründung 1976. Vorausgegangen war der Rücktritt ihres Vorgängers Peer Holm<br />

aufgrund eines „MeToo“-Vorfalls. Uwe Kauss hat sie getroffen.<br />

FOTOS: UWE KAUSS, SOMMELIER-UNION DEUTSCHLAND<br />

Wie ist in der Sommelier-Union<br />

Deutschland aktuell das Verhältnis<br />

zwischen Männern und Frauen?<br />

Yvonne Heistermann: Etwa 60<br />

Prozent sind Männer, rund 40<br />

Prozent sind Frauen.<br />

Die Wahl des Vorstands stand<br />

unter einem schwierigen<br />

Vorzeichen. Dein Vorgänger<br />

Peer Holm musste aufgrund<br />

eines „MeToo“-Vorfalls<br />

zurücktreten. Mit welchen<br />

Erwartungen bist du gestartet?<br />

Yvonne Heistermann: Ich bin<br />

angetreten, weil ich die Sommelier-<br />

Union gemeinsam mit unserem<br />

Vorstandsteam erfolgreich in die<br />

Zukunft führen möchte. Dabei wirken<br />

die Vorkommnisse der Vergangenheit<br />

natürlich auch in meine heutige<br />

Arbeit ein. Zum Beispiel werden wir<br />

für unsere Mitglieder mehr regionale<br />

Veranstaltungen organisieren, um<br />

uns und unsere Kolleg*innen weiter<br />

zu sensibilisieren. Wir haben etwa in<br />

Köln zu einer Awareness-Schulung<br />

eingeladen, bei der es um Respekt und<br />

jegliche Formen der Diskriminierung<br />

ging. Es wird weitere Seminare geben.<br />

Abseits davon werden wir nach<br />

vorne schauen und uns weiterhin auf<br />

unsere Arbeit konzentrieren.<br />

Als Peer Holm zurückgetreten<br />

ist, gab es von der Sommelier-<br />

Union ein Statement, man<br />

wolle den Vorgang intensiv<br />

aufarbeiten. Wie hat diese<br />

Aufarbeitung ausgesehen?<br />

Yvonne Heistermann: Wir haben ein<br />

Vertrauensteam gegründet, einen<br />

Ethikkodex verabschiedet, die Leitung<br />

des Sommelier College mit unserer<br />

wunderbaren Kollegin Stefanie Hehn<br />

MS besetzt und eine erste Awareness<br />

Schulung organisiert. Weiter sind wir<br />

in den intensiven Dialog mit unseren<br />

Mitgliedern gegangen – während<br />

regionaler Meetings, auf unserer<br />

Mitgliederversammlung und in vielen<br />

persönlichen Gesprächen.<br />

In den vergangenen Monaten<br />

blieb der Eindruck, der Vorgang<br />

hätte nie stattgefunden.<br />

Yvonne Heistermann: Es ist eine<br />

Menge im Hintergrund passiert.<br />

Schon allein die Tatsache, dass nun<br />

seit Gründung der Sommelier-Union<br />

die erste Präsidentin gewählt wurde,<br />

spricht Bände.<br />

Billy Wagner von Nobelhart<br />

& Schmutzig hat kürzlich das<br />

Thema Belästigung in der<br />

gehobenen Gastronomie erneut<br />

in die Diskussion gebracht. Ist der<br />

Vorgang in der Sommelier-Union<br />

ein Einzelfall? Oder wird nur zu<br />

wenig darüber gesprochen?<br />

Yvonne Heistermann: Jeder Fall der<br />

Belästigung ist ein Fall zu viel, ist ein<br />

Opfer zu viel. Völlig unabhängig davon,<br />

in welcher Branche es passiert. In der<br />

Vergangenheit wurde wahrscheinlich<br />

viel zu wenig auf dieses Thema<br />

geachtet. Betroffene haben sich oft<br />

nicht getraut, sich zu äußern, weil<br />

sie in einem Abhängigkeitsverhältnis<br />

stehen. Mir geht es darum, unsere<br />

Mitglieder dafür zu sensibilisieren,<br />

die Augen im eigenen Umfeld<br />

offen zu halten und füreinander<br />

einzustehen. Wichtig ist mir auch,<br />

dass wir eine Brücke zwischen<br />

den Generationen schlagen. In<br />

Stresssituationen kann in der Küche,<br />

im Service oder auch im Büro ein<br />

rauer Ton herrschen. Da muss man<br />

versuchen, im täglichen Miteinander<br />

am Umgang zu arbeiten. Es geht um<br />

Respekt und Rücksichtnahme.<br />

Ist es möglich, dass aufgrund<br />

solcher Vorfälle Mitglieder<br />

aus der Sommelier Union<br />

ausgeschlossen werden?<br />

Yvonne Heistermann: Wenn es<br />

um ein erwiesenes Vergehen eines<br />

Mitglieds geht, wie eine sexuelle<br />

Belästigung, werden wir auch<br />

in Zukunft nicht davor zurückschrecken,<br />

ein Mitglied auszuschließen.<br />

In unserer Satzung steht<br />

dazu Folgendes: Ein Mitglied kann<br />

durch Beschluss des Vorstands<br />

mit Zweidrittel-Mehrheit der<br />

anwesenden und stimmberechtigten<br />

Vorstandsmitglieder von<br />

der Mitgliederliste gestrichen<br />

werden, wenn es gegen die Ziele<br />

und Interessen des Vereins schwer<br />

verstoßen hat.<br />

„Die Jobbörse im<br />

Newsletter ist so<br />

lang wie noch nie“<br />

Die Vorwürfe und<br />

Missbrauchsfälle sind ja<br />

nur ein Teil der Probleme.<br />

Restaurants stecken in der<br />

Krise, Weinhandlungen geben<br />

auf, Weingüter können die<br />

Kostensteigerungen nicht<br />

auffangen. Wie erlebst<br />

du diese Probleme?<br />

Yvonne Heistermann: Wir müssen<br />

uns davon lösen, die Gastronomie<br />

zu verteufeln. Zunächst möchte<br />

ich eine Lanze für unsere Branche<br />

brechen. In der Gastronomie finden<br />

ganz viele Menschen ihre Erfüllung.<br />

Es gibt kaum eine Branche, die so<br />

viel Abwechslung, Chancen und<br />

Aufstiegsmöglichkeiten bietet.<br />

Doch natürlich haben wir auch mit<br />

Herausforderungen zu kämpfen.<br />

Der Personalmangel lässt sich nicht<br />

wegdiskutieren. Viele fragen sich: In<br />

welche Branchen sind die Menschen<br />

nach der Pandemie abgewandert?<br />

Einzelhandel? Logistik? Die Jobbörse<br />

in unserem Newsletter ist so lang<br />

wie noch nie. Auch an den Schulen<br />

kommen ständig Anfragen rein.<br />

Aussicht auf Besserung<br />

besteht derzeit nicht.<br />

Yvonne Heistermann: Ich bin ein<br />

positiver Mensch und versuche die<br />

Situation als Chance zu betrachten.<br />

Die Gehälter in der Gastronomie<br />

werden besser. Die Arbeitszeiten<br />

werden flexibler. Die Arbeit in<br />

den Restaurants wird von Dritten<br />

immer mehr geschätzt. Kurzum:<br />

Die Rahmenbedingungen verändern<br />

sich, die Branche wird für viele noch<br />

attraktiver werden.<br />

Die Krise als Chance?<br />

Yvonne Heistermann: Ich denke,<br />

dass jetzt die Chance besteht, die<br />

Berufsbilder in der Gastronomie zu<br />

stärken und mehr Wertschätzung<br />

gegenüber den Mitarbeitern und<br />

Mitarbeiterinnen einzubringen. In<br />

vielen Hotels erleben wir derzeit,<br />

dass Urlaubszeiten eingehalten und<br />

94 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin 95


Überstunden abgebaut werden. Viele<br />

Arbeitgeber machen sich Gedanken.<br />

“Wir müssen uns<br />

davon lösen, die<br />

Gastronomie zu<br />

verteufeln.”<br />

Bedeutet das auch, dass die<br />

Sommellerie neue Konzepte<br />

braucht, wie und unter welchen<br />

Bedingungen gearbeitet wird?<br />

Yvonne Heistermann: Wie gerade<br />

beschrieben, ist die gesamte Branche<br />

im Umbruch, davon profitieren auch<br />

Sommeliers in der Gastronomie. Die<br />

Kernarbeitszeiten waren klassischerweise<br />

von 11 bis 14 Uhr und von 17<br />

bis 21 Uhr. De facto sind viele, die<br />

früher in der Sommellerie tätig waren,<br />

deutlich länger geblieben – ich kenne<br />

das noch aus meiner aktiven Zeit im<br />

Restaurant. Das macht doch heute so<br />

gut wie niemand mehr mit. Deswegen<br />

haben zahlreiche Gastronomen<br />

bereits an ihren Arbeitszeit- und<br />

Vergütungsmodellen gearbeitet,<br />

um attraktiver für Interessierte zu<br />

sein. Ein gutes Beispiel ist Ronny<br />

Schreiber mit dem Restaurant Troyka<br />

in Erkelenz. Das Konzept wurde von<br />

A bis Z aus Sicht der Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen gedacht.<br />

Glaubst du, dass Restaurant-<br />

Gäste höhere Preise für mehr<br />

Fairness akzeptieren?<br />

Yvonne Heistermann: Vom<br />

Drei-Sterne-Restaurant bis zum<br />

Imbiss: Die Kernaufgabe für<br />

Gastronomen auf allen Ebenen ist<br />

es, Preis und Genuss in eine gute<br />

Relation zu bringen. Der Gast sollte<br />

ein gutes kulinarisches Erlebnis haben<br />

und darf sich nicht abgezockt fühlen,<br />

das Personal muss davon angemessen<br />

entlohnt werden und der Gastronom<br />

muss gut von seinem Betrieb leben<br />

können.<br />

Früher hat man Sommeliers an der<br />

Fliege und dem hochnäsigen Blick<br />

erkannt. Was zeichnet sie 2023 aus?<br />

Yvonne Heistermann: Moderne<br />

Sommeliers haben ein fundiertes<br />

Hintergrundwissen und das<br />

Fingerspitzengefühl, sich auf die Gäste<br />

einzulassen und deren Wünsche zu<br />

respektieren. Sie werden sich niemals<br />

arrogant zu den Gästen verhalten.<br />

Wenn jemand seinen Rot<strong>wein</strong> mit<br />

Cola mischen möchte, dann mögen<br />

Sie das vielleicht nicht. Sie werden es<br />

aber trotzdem servieren. Das ist ein<br />

extremes Beispiel, aber der Gast wird<br />

künftig noch mehr im Vordergrund<br />

stehen. Sommeliers schreiben ja nicht<br />

nur die Weine auf die Karte, die sie am<br />

liebsten selbst trinken, sondern die sie<br />

verkaufen können.<br />

Was sind die wichtigsten<br />

Aufgaben in den nächsten zwölf<br />

Monaten für das Präsidium?<br />

Yvonne Heistermann: Unsere<br />

Intention ist es, die Sommelier-Union<br />

weiter positiv zu entwickeln und<br />

das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

zu stärken. Dabei sind wir jederzeit<br />

offen für Anmerkungen und Kritik<br />

unserer Mitglieder. Schließlich sind<br />

wir angetreten, um auf dem guten<br />

Fundament der Vergangenheit aufzubauen<br />

und die Sommelier-Union mit<br />

frischen Ideen in die Zukunft zu führen.<br />

Eines unserer Kernziele ist es, eine<br />

Brücke zwischen den Generationen<br />

zu schlagen, so dass wir gegenseitig<br />

viel mehr voneinander profitieren<br />

können.<br />

Das neue Vorstandsteam der deutschen Sommelier Union (v.l.): Christian Frens,<br />

Michael Wangler, Yvonne Heistermann, Shahzad Talukder und Philipp Künemund<br />

96 <strong>wein</strong>.<strong>plus</strong>:magazin<br />

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Impressum<br />

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führender Weingüter<br />

der Welt -<br />

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Wein-Plus GmbH<br />

Wetterkreuz 19<br />

D-91058 Erlangen<br />

http://<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />

09131 / 7550-0<br />

info@<strong>wein</strong>.<strong>plus</strong><br />

Verleger und<br />

Herausgeber<br />

Alexander Schreck (V.i.S.d.P.)<br />

Utz Graafmann<br />

Verkostung<br />

Marcus Hofschuster<br />

Kim Schreiber<br />

Anke Nägel<br />

Redaktion<br />

Uwe Kauss<br />

Raffaella Usai<br />

Alexander Lupersböck<br />

Texte<br />

Anja Hanke<br />

Marcus Hofschuster<br />

Joachim Kaiser<br />

Anke Sademann<br />

Carsten M. Stammen<br />

Matthias Stelzig<br />

Norbert Tischelmayer<br />

Layout und<br />

Gestaltung<br />

Melanie Bockelmann<br />

Oliver Štavljanin<br />

Fotografie<br />

Peter Berglund (iStock)<br />

Casa Brancaia<br />

Weingut Breuer<br />

Casa Ceretto<br />

besparklingblog (CIVP)<br />

Céline Rivier (CIVP)<br />

Consorzio Tutela Vino Soave<br />

Consorzio Tutela Vino Durello DOC<br />

DWS<br />

Envato<br />

Joachim Kaiser<br />

Uwe Kauss<br />

Jola Kuleszyńska<br />

Joerg Lehmann<br />

Lessini Durello DOC<br />

Alexander Lupersböck<br />

Château Mukhrani<br />

Casa Pico Maccario<br />

Domaines Ott*<br />

Cantina Ottella<br />

ÖWM_WSNA<br />

Domaine de la Poussie<br />

Villa Sparina<br />

Anke Sademann<br />

Nadine Saupper<br />

Weingut Setzer<br />

Sommelier-Union Deutschland<br />

Sopexa<br />

Matthias Stelzig<br />

Jérémy Toma<br />

Raffaella Usai<br />

Vinolog<br />

Weingut Wageck<br />

Weingut Wieninger<br />

Marketing,<br />

Kooperationen<br />

und Anzeigen<br />

Viktor Riemer<br />

Christian Schwert<br />

Carsten M. Stammen<br />

Anzeigen<br />

Schlumberger Vertriebsgesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

VDP.Die Prädikats<strong>wein</strong>güter<br />

WIN Development / HEVA<br />

isla.wine<br />

Hier fehlt :<br />

organize / ITA<br />

Franken<strong>wein</strong><br />

The Black Tie Collection<br />

Sopexa<br />

Druck<br />

Westermann DRUCK<br />

Klaus-von-Klitzing-Straße 2<br />

D-76829 Landau in der Pfalz<br />

Vertrieb<br />

Wein-Plus Solutions GmbH<br />

Wetterkreuz 19<br />

D-91058 Erlangen<br />

Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere dürfen Nachdruck,<br />

Aufnahme in Online-Dienste und im Internet sowie Vervielfältigung<br />

auf Datenträger wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung der Rechteinhaber erfolgen.<br />

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