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Hohe Luftfeuchtigkeit, viel Nebel und Regen:<br />
Der Weinbau auf Madeira ist großen Risiken unterworfen.<br />
bei hoher Tages- und niedriger<br />
Nachttemperatur. Heute erfüllen<br />
Lagerhäuser mit Zinndächern diesen<br />
Zweck.<br />
GUTE MADEIRAS<br />
REIFEN BIS ZU 100<br />
JAHRE<br />
Besonders wichtig ist eine lange<br />
Lagerung: Die Madeira-Weine<br />
reifen bis zu hundert Jahre, bevor<br />
sie gefüllt werden. Nach der<br />
Wärmebehandlung lagern die<br />
Basis<strong>wein</strong>e mindestens drei Jahre,<br />
höhere Qualitäten und Jahrgangs-<br />
Madeiras fünf, mit Rebsorten- und<br />
Canteiro-Angabe mindestens 20<br />
Jahre, ehe sie vermarktet werden<br />
dürfen.<br />
Bei fast allen besuchten<br />
Produzenten hatte ich<br />
exzellente, trockene<br />
Sercials im Glas. Mit acht<br />
bis elf Gramm Säure<br />
stecken Sercials bis zu 65 Gramm<br />
Zucker pro Liter locker weg und<br />
schmecken tatsächlich trocken,<br />
oft salzig, mit Noten von getrockneten<br />
Zitruszesten, mit Reife auch<br />
Dörrobst. Halbtrockene Verdelhos<br />
gab es bei allen Produzenten zu<br />
verkosten. Süßer als Sercial, aber<br />
gut balanciert, bieten sie teils<br />
noch frische Zitrusnoten, gereift<br />
schmecken sie auch nach getrockneten<br />
tropischen Früchten und oft<br />
nussig. Halbsüße Boals hatte ich<br />
ebenfalls fast überall im Glas. Sie<br />
schmecken füllig, deutlich in Richtung<br />
Karamell, nach getrockneten Feigen<br />
und Datteln. Die meisten Madeira-<br />
Häuser haben auch Malvasia-<br />
(Malmsey)-Weine im Programm. Das<br />
sind zehn Jahre und länger gereifte<br />
Süß<strong>wein</strong>e. Sie schmecken opulent<br />
und enorm vielschichtig mit Aromen<br />
von Früchten, Gewürzen, Nüssen,<br />
Schokolade, Honig und Toffee.<br />
ÜBERRASCHUNGEN<br />
ZWISCHEN KÜHL UND<br />
MINERALISCH<br />
Die schwierige Rebsorte Terrantez<br />
ist hochgeschätzt, wird nur auf<br />
wenigen Hektar angebaut und muss<br />
schon im August geerntet werden,<br />
weil die Trauben sonst oft am Stock<br />
verfaulen. Der 1978er Justino‘s<br />
Terrantez halbsüß und der zwanzigjährige<br />
H&H Terrantez halbtrocken<br />
sind für mich Gänsehaut-Weine: Das<br />
Aromenprofil ist enorm vielschichtig,<br />
wie bei den besten anderen<br />
Rebsorten, dazu sehr elegant und<br />
distinguiert.<br />
Doch Vorsicht beim Verkosten:<br />
Bei Jahrgangs-Madeiras muss man<br />
mit Überraschungen rechnen. Vor<br />
allem die Single Casks fallen mit<br />
ungewöhnlichen Aromen auf, etwa<br />
kühl-mineralische Noten nach<br />
trocknendem Kalkputz oder in<br />
Honig marinierten, getrockneten<br />
Zitruszesten.<br />
Der Anteil nicht aufgespriteter<br />
Weine und<br />
Sekte liegt derzeit<br />
unter zehn Prozent.<br />
Barbusano produziert<br />
ausschließlich trockene, interessante<br />
„Tafel<strong>wein</strong>e“; Barbeito, Justiono‘s,<br />
MWC und einige kleinere Weingüter<br />
ebenso. Justino‘s produziert sogar<br />
einen Bio-Wein, den Fanal Verdelho.<br />
Demnächst kommt der rote Fanal<br />
Listrão Bio hinzu. Barbeito experimentiert<br />
ebenfalls mit dem Anbau<br />
nach Bio-Richtlinien. Barbeito,<br />
Justino‘s und MWC vinifizieren<br />
selbst. Alle anderen lassen die Weine<br />
nach ihren Vorgaben in der IVBAM<br />
Adega São Vicente vom Önologen<br />
João Pedro Machado ausbauen.<br />
Winzer João Barradas ist 72 Jahre alt<br />
und arbeitet immer noch in seinen<br />
steilen Pergola-Terrassen-Anlagen.<br />
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