28.12.2012 Aufrufe

Elektronischer Sonderdruck für Sexualität und Internet Christiane ...

Elektronischer Sonderdruck für Sexualität und Internet Christiane ...

Elektronischer Sonderdruck für Sexualität und Internet Christiane ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

CME<br />

Aspekte der Mediennutzung sollten<br />

in der Anamnese systematisch <strong>und</strong><br />

standardmäßig erhoben werden<br />

188 | Psychotherapeut 2 · 2012<br />

Hinweise <strong>für</strong> die Praxis<br />

Therapeuten stehen heutzutage vor der Aufgabe, der <strong>Internet</strong>nutzung ihrer Patienten informiert<br />

gegenüberzustehen, um dysfunktionale <strong>und</strong> pathogene Onlinenutzungsmuster im Allgemeinen <strong>und</strong><br />

<strong>Internet</strong>pornografie sowie Cybersex im Besonderen im Alltag diagnostizieren <strong>und</strong> behandeln zu können.<br />

Die Auswirkungen der veränderten Verfügbarkeit von sexuellem Material <strong>und</strong> Interaktion auf<br />

menschliche Beziehungen <strong>und</strong> die psychische Ges<strong>und</strong>heit wurden bereits in einigen Studien untersucht<br />

(Albright 2008). Folglich ist es empfehlenswert, Aspekte der Mediennutzung in der Anamnese<br />

systematisch <strong>und</strong> standardmäßig zu erheben. Dies setzt voraus, dass Therapeuten den cybersexuellen<br />

Aktivitäten ihrer Patienten offen gegenüberstehen. Nur so können die damit im Zusammenhang<br />

stehenden spezifischen Motive, (stabilisierenden) Gratifikationen, aber auch Belastungen <strong>und</strong><br />

Probleme sensibel erfasst <strong>und</strong> evtl. bestehende exzessive Nutzungsweisen oder auch Erfahrungen mit<br />

sexueller Gewalt im <strong>Internet</strong> bearbeitet werden.<br />

Fazit <strong>für</strong> die Praxis<br />

F Sexuelle <strong>Internet</strong>aktivitäten sind in verschiedenen Formen <strong>und</strong> Ausprägungen ein ubiquitäres<br />

Phänomen.<br />

F Für Therapeuten ist es wichtig, sich einen f<strong>und</strong>ierten Überblick darüber zu verschaffen, auf welche<br />

Weise Menschen mit Onlinesexualität konfrontiert werden <strong>und</strong> was <strong>Internet</strong>nutzer sexualbezogen<br />

im Netz tun. Dies impliziert, sowohl über salutogene als auch pathogene Nutzungsformen<br />

mit den jeweiligen Effekten informiert zu sein.<br />

F Bei der Betrachtung der Auswirkungen von selbst gewählter Onlinesexualität ist nicht von allgemeinen<br />

Effekten auszugehen.<br />

F Welche Effekte die Nutzung letztendlich hervorbringt, hängt von vielen Faktoren ab, die sich<br />

grob in Personen-, Kontext- <strong>und</strong> Medienmerkmale sowie Nutzungsdimensionen unterscheiden<br />

lassen. So sind beispielsweise neben der psychosozialen Gesamtsituation die Häufigkeit bestimmter<br />

sexueller Onlineaktivitäten <strong>und</strong> ihre Integration in reale Bezüge bei der Beurteilung<br />

zu berücksichtigen.<br />

Korrespondenzadresse<br />

PD Dr. <strong>Christiane</strong> Eichenberg<br />

Department Psychologie, Klinische Psychologie <strong>und</strong> Psychologische Diagnostik, Universität Köln<br />

Höninger Weg 115, 50969 Köln<br />

eichenberg@uni-koeln.de<br />

Interessenkonflikt. Die korrespondierende Autorin gibt <strong>für</strong> sich <strong>und</strong> ihre Koautoren an, dass kein Interessenkonflikt besteht.<br />

Literatur<br />

Albright JM (2008) Sex in America online:<br />

an exploration of sex, marital status,<br />

and sexual identity in internet sex<br />

seeking and its impacts. J Sex Res<br />

45:175–186<br />

Bancroft J, Vukadinovic DC (2004) Sexual<br />

addiction, sexual compulsivity,<br />

sexual impulsivity, or what? Toward<br />

a theoretical model. J Sex Res<br />

41:225–234<br />

Beier KM, Neutze J (2009) Das neue „Präventionsprojekt<br />

Kinderpornografie“<br />

(PPK): Erweiterung des Berliner Ansatzes<br />

zur therapeutischen Primärprävention<br />

von sexuellem Kindesmissbrauch<br />

im Dunkelfeld. Sexuologie<br />

16:66–74<br />

Berner W, Koch J (2009) Über die allgemeinste<br />

Erniedrigung des Liebeslebens<br />

heute. Z Sexualforschung<br />

22:340–352<br />

Bollinger S (2004) E-Mail-Kontakte <strong>und</strong><br />

Psychotherapie. Psychotherapeut<br />

49:126–128<br />

Carnes PJ (1991) Don’t call it love. Recovery<br />

from sexual addiction. Bantam,<br />

New York<br />

Cooper A, Delmonico DL, Burg R (2000)<br />

Cybersex users, abusers, and compulsives:<br />

new findings and implications.<br />

Sex Addict Compuls 7:5–29<br />

Döring N (2000) Romantische Beziehungen<br />

im Netz. In: Thimm C (Hrsg) Soziales<br />

im Netz. Sprache, Beziehungen<br />

<strong>und</strong> Kommunikationskulturen<br />

im Netz. Westdeutscher Verlag, Opladen,<br />

S 39–70<br />

Döring N (2003) Sex im <strong>Internet</strong>: (k)ein<br />

Thema <strong>für</strong> die Klinische Psychologie?<br />

In: Ott R, Eichenberg C (Hrsg)<br />

Klinische Psychologie <strong>und</strong> <strong>Internet</strong>.<br />

Potenziale <strong>für</strong> klinische Praxis, Intervention,<br />

Psychotherapie <strong>und</strong> Forschung.<br />

Hogrefe, Göttingen, S 271–<br />

291<br />

Döring N (2009) The internet’s impact on<br />

sexuality: a critical review of 15 years<br />

of research. Comput Human Behav<br />

25:1089–1101

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!