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Elektronischer Sonderdruck für Sexualität und Internet Christiane ...

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Abb. 1 8 Screenshot der Website „Sextra.de“<br />

ren, z. B. durch die Regel, bestimmte Reizwörter nicht auszuschreiben, sondern einzelne Buchstaben<br />

durch Platzhalter oder Sternchen zu ersetzen („m*ssbr**ch“).<br />

Selbsthilfegruppen können der Tendenz von Opfern entgegenwirken, sich selbst zu beschuldigen<br />

<strong>und</strong> sozial zu isolieren. Dies setzt ein offenes <strong>und</strong> freies Klima in der Gruppe voraus. Negative Auswirkungen<br />

sind hingegen zu erwarten, wenn der Gruppendruck zu groß ist. Manche Gruppenmitglieder<br />

spielen sich als selbst ernannte Autoritäten auf, erzeugen ein paranoides Klima <strong>und</strong> können die<br />

neuen Mitglieder unter Druck setzen, ihre traumatische Erfahrung vorzeitig zu offenbaren (Hurley et<br />

al. 2007). Hier fällt den Moderatoren eine anspruchsvolle Aufgabe zu. Obwohl z. B. Ochberg (1984)<br />

von positiven Erfahrungen mit dyadischen Selbsthilfegruppen berichtet, in denen ehemalige Traumapatienten<br />

durch Gespräch bei der Bewältigung von Lebensproblemen den neuerlich Betroffenen<br />

helfen, besteht ein hohes Risiko zur Labilisierung der Helferpatienten. Dieses dürfte im <strong>Internet</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

der hohen Gruppengrößen besonders hoch sein.<br />

Weitere Gefahren sind z. B. sozialer Rückzug aus „Face-to-face“-Beziehungen <strong>und</strong> Verfestigung<br />

einer „Opferidentität“, wenn beispielsweise ausschließlich <strong>und</strong> sehr intensiv der Austausch unter Betroffenen<br />

geführt wird. Ebenso können „False-memory“-Effekte insbesondere bei denjenigen Betroffenen,<br />

die noch auf der Suche nach den Ursachen ihrer Symptome sind, virulent werden. Zu den<br />

sek<strong>und</strong>är- <strong>und</strong> tertiärpräventiven Funktionen der Onlinegruppen gehört neben der Enttabuisierung<br />

eines in der Gesellschaft stark stigmatisierten Themas die gegenseitige Ermutigung zur Aufnahme<br />

einer Psychotherapie. Studien zeigen, dass die Teilnahme an Selbsthilfeforen sogar bei Gruppen, die<br />

einer Psychotherapie eher ambivalent bis ablehnend gegenüberstehen (z. B. die „Pro-Ana“-Bewegung<br />

im Bereich der Essstörungen; Eichenberg u. Malberg 2011; Eichenberg et al. 2011), die Therapiemotivation<br />

erhöht. Allerdings besteht hier die Gefahr, dass u. a. bezüglich Psychotherapie Falschinformationen<br />

verbreitet <strong>und</strong> Fehlerwartungen erzeugt werden.<br />

Allerdings muss in diesem Kontext das <strong>Internet</strong> auch in seinen begünstigenden Gelegenheitsstrukturen<br />

<strong>für</strong> pädophile Aktivitäten reflektiert werden (Eichenberg 2006, s. Abschn. „Pädophilie im<br />

<strong>Internet</strong>“). Sexuelle Belästigung z. B. von pädophil veranlagten Menschen in Foren von als Kind se-<br />

CME<br />

Den Moderatoren der Selbsthilfegruppen<br />

fällt eine anspruchsvolle<br />

Aufgabe zu<br />

Gefahren sind sozialer Rückzug aus<br />

„Face-to-face“-Beziehungen <strong>und</strong><br />

Verfestigung einer „Opferidentität“<br />

Die gegenseitige Ermutigung zur<br />

Aufnahme einer Psychotherapie gehört<br />

zu den präventiven Funktionen<br />

der Onlinegruppen<br />

Sexuelle Belästigung kann retraumatisierende<br />

Effekte haben<br />

Psychotherapeut 2 · 2012 |<br />

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