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Durch ein strategisches TPM-Konzept wird die ... - Sites & Services

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SiteS & ServiceS<br />

DaS inDuStrieparkmagazin 6. Ausgabe - September 2011<br />

Atomausstieg<br />

Aus für <strong>die</strong> Kernkraft.<br />

Energiewende:<br />

Umstieg ohne Brücke?<br />

Energiewende<br />

Herausforderung<br />

für <strong>die</strong> Chemie-<br />

Industrie<br />

Exklusiv<br />

BMWi: „Chemieparks<br />

sind <strong>ein</strong> erfolgreiches<br />

Geschäftsmodell.“<br />

EinzElprEis 5 €<br />

Photovoltaik-Park<br />

Solarkraftwerk in<br />

Zerbst feierlich in<br />

Betrieb genommen


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8<br />

Energiewende nach dem<br />

Atomausstieg: Wohin klettern<br />

<strong>die</strong> Stromkosten? Die<br />

Chemische Industrie steht<br />

vor großen Herausforderungen.<br />

TiTelThema<br />

Currenta treibt Klimaschutz<br />

und Energieeffizienz voran<br />

Der Chemieparkbetreiber will <strong>die</strong><br />

CO₂-Emissionen um mindestens<br />

200.000 t pro Jahr verringern. 4-6<br />

Innovationen sind Grundst<strong>ein</strong> für<br />

Energiewende<br />

VCI fordert Intensivierung und<br />

Bündelung der Werkstoffforschung. 7<br />

Energiewende: Umstieg ohne Brücke?<br />

Nach dem Atomausstieg: Wohin<br />

klettern <strong>die</strong> Stromkosten? 8-11<br />

Standorte zukunftsorientiert<br />

entwickeln<br />

Nachhaltige Versorgungskonzepte stärken<br />

produzierende Unternehmenfür den internationalen<br />

Wettbewerb. 12-13<br />

Kohle sparen, Klima schonen<br />

In der Oberlausitz entsteht <strong>ein</strong>er der modernsten<br />

Braunkohle-Kraftwerksblöcke<br />

weltweit. 14-15<br />

Clevere Technologie erhöht Energieeffizienz.<br />

Neuer industrieller Herstellungsprozess<br />

verringert Stromverbrauch<br />

und reduziert CO₂-Emissionen. 16<br />

18<br />

Sonne, Gas und Energie:<br />

Dünnschicht-Solarzellen<br />

von GreenSolar steigern<br />

als schadstofffreie Stromlieferanten<br />

<strong>die</strong> ökologische Effizienz.<br />

Sonne, Gas und Energie<br />

Dünnschicht-Solarzellen für vielfältigen<br />

Einsatz. 18-19<br />

NRW ist bereit für <strong>die</strong> Energiewende<br />

Bericht anlässlich der 9. Journalistenfahrt<br />

der Energie.Agentur.NRW 19<br />

Biomasse im Großkraftwerk<br />

Im belgischen Rodenhuize rüstet Bilfinger<br />

Berger Anlage auf Holzfeuerung um.<br />

21-22<br />

Hand in Hand<br />

Umweltschutz und Energieeffizienz im<br />

IP Gersthofen. 22-23<br />

exklusiv<br />

BMWi: Chemieparks sind <strong>ein</strong><br />

erfolgreiches und zukunftsträchtiges<br />

Geschäftsmodell.<br />

Das Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie antwortet auf aktuelle<br />

industriepolitische Fragen. 24-25<br />

siTes<br />

K Getec und Q-Cells realisieren<br />

Solarkraftwerk in Zerbst<br />

Erster Teil des Photovoltaik-Parks Zerbst<br />

feierlich in Betrieb genommen. 26-27<br />

Süd-Chemie legt Grundst<strong>ein</strong> für größte<br />

deutsche Zellulose-Ethanol-Anlage<br />

Straubing: Baubeginn für CleanTech-<br />

Zukunftsprojekt. 28-29<br />

Henkel baut Klebstoff-Fabrik in China<br />

Henkel hat den Grundst<strong>ein</strong> für den<br />

Bau s<strong>ein</strong>es weltweit größten Klebstoffwerks<br />

in Shanghai gelegt. 30<br />

inTerview<br />

„Zukunfträchtiges <strong>Konzept</strong>“<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> im Gespräch mit dem<br />

Leiter des Chempark Leverkusen, Dr. Ernst<br />

Grigat, über Standortentwicklung und<br />

Ansiedlungskonzepte. 31<br />

services<br />

Breites Leistungsspektrum<br />

BP erteilt Großauftrag in Höhe von rund<br />

40 Mill. € an BIS Industrier in Norwegen.<br />

32-33<br />

kongress<br />

i n h a l t<br />

32<br />

Breites Leistungsspektrum:<br />

BP erteilt Instandhaltungsgroßauftrag<br />

in<br />

Höhe von rund 40 Millionen<br />

€ an BIS Industrier in Norwegen.<br />

Elektro-Autos als mobiler Beitrag zur<br />

Energiewende<br />

Bericht über <strong>die</strong> Ergebnisse des 3. Deutschen<br />

Elektro-Mobil Kongresses in Bonn.<br />

35<br />

Impressum 29<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 3<br />

Titelfoto: Currenta GmbH & Co. OHG


Ti TelThema<br />

Currenta treibt Klimaschutz<br />

und Energieeffizienz voran<br />

Viele kl<strong>ein</strong>e Schritte führen in Summe<br />

zu großen Fortschritten. Dies<br />

gilt vor allem für den Klimaschutz,<br />

der sich sowohl durch <strong>ein</strong>e energieeffizientere<br />

Betriebsweise als auch<br />

den Einsatz moderner sparsamerer<br />

Technologie verwirklichen lässt. Der<br />

Chemieparkbetreiber Currenta will<br />

auf <strong>die</strong>se Weise bis 2012 erreichen,<br />

dass jährlich mindestens 200.000 t<br />

CO₂ weniger emittiert werden und so<br />

gleichzeitig steigenden Energiepreisen<br />

entgegensteuern.<br />

Wer erfolgreich in der chemischen<br />

Industrie produzieren will, braucht<br />

Strom, Gas, Dampf, Kälte, Wasser<br />

und Druckluft – in den passenden<br />

Spezifikationen und zu günstigen<br />

Konditionen. Die weiter steigenden<br />

Energiepreise beherrschen nicht nur<br />

nachhaltig <strong>die</strong> Diskussion in der Öffentlichkeit,<br />

sondern entwickeln sich<br />

auch immer mehr zu <strong>ein</strong>em Standortfaktor.<br />

Die Currenta GmbH verfolgt<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 4<br />

deshalb als Chempark-Betreiber an<br />

den drei Standorten Leverkusen,<br />

Dormagen und Krefeld-Uerdingen<br />

schon seit Jahren <strong>ein</strong>e mehrgleisige<br />

Energiesparstrategie. Sie basiert zum<br />

<strong>ein</strong>en auf der Steigerung der Effizienz<br />

bei der Energieerzeugung und zum<br />

anderen der Senkung des Energieverbrauchs<br />

in den eigenen Unternehmensbereichen.<br />

Eigenes Klimaschutzprogramm<br />

Mit der Zielvorgabe bis 2012 <strong>die</strong><br />

CO₂-Emissionen des Unternehmens<br />

um mindestens 200.000 t pro Jahr zu<br />

verringern rief Currenta s<strong>ein</strong> Klimaschutzprogramm<br />

„Effizienzklasse A++“<br />

im Jahr 2008 ins Leben. Die im Februar<br />

2011 gezogene Zwischenbilanz<br />

übertraf deutlich <strong>die</strong> Erwartungen.<br />

Denn <strong>die</strong> 100 plus 111 von Currenta<br />

und s<strong>ein</strong>en Mitarbeitern bis zu <strong>die</strong>sem<br />

Zeitpunkt angestoßenen und verwirklichten<br />

Maßnahmen reduzierten den<br />

Foto: Die modernisierte Thermische<br />

Abluftverbrennungsanlage (TVA) im<br />

Chempark Dormagen spart jährlich<br />

bis zu 30.000 t CO₂.<br />

Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases<br />

CO₂ um mehr als 152.000 t<br />

jährlich. Genau so viel würde entstehen,<br />

wenn 50.000 Autos im Jahr<br />

jeweils 20.000 km zurücklegen. Bezogen<br />

auf den Energiebedarf gelang<br />

es <strong>die</strong>sen jährlich um mehr als 460<br />

Gigawattstunden zu verringern. Die<br />

besten Energiespar- und Klimaschutzkonzepte<br />

s<strong>ein</strong>er Mitarbeiter prämierte<br />

Currenta mit <strong>ein</strong>em Toyota Prius mit<br />

Hybridantrieb sowie Küchengroßgeräten<br />

der Effizienzklasse A++.<br />

Klimaschutzbeispiele in<br />

Europas Chemiepark<br />

Den Löwenanteil leistet <strong>die</strong> vergangenes<br />

Jahr vollendete Modernisierung<br />

der Thermischen Abluftverbrennungsanlage<br />

(TVA) in Dormagen. Die zwei<br />

neuen Kessel erreichen bei der Gewinnung<br />

von Dampf <strong>ein</strong>en 80 % höheren<br />

Wirkungsgrad. Zudem kommt <strong>ein</strong><br />

neues Verfahren mithilfe <strong>ein</strong>es Ther-


moreaktors Foto: praktisch Maschinen- ohne Einsatz<br />

von Primärenergie baustudentin aus. So lassen sich<br />

bis zu 30.000 Katharina t CO₂ Sticker <strong>ein</strong>sparen sowie<br />

gleichzeitig verbindet <strong>die</strong> Entsorgungspreise <strong>ein</strong><br />

für<br />

Kunden stabilisieren.<br />

Hochschulstudium<br />

mit unterneh-<br />

Die Leistungsfähigkeit merischer Praxis. moderner<br />

Technik führte © Evonik in Gestalt <strong>ein</strong>es<br />

neuen Turboverdichters auch in<br />

Krefeld-Uerdingen zu niedrigeren<br />

CO₂-Emissionen (-5.300 t). Infolge<br />

besser auf<strong>ein</strong>ander abgestimmter<br />

Prozesse der Drucklufterzeugung<br />

spart Currenta darüber hinaus 5.400<br />

Megawattstunden (MWh) Strom im<br />

Jahr. Gleichzeitig entsteht bei <strong>die</strong>sem<br />

Prozess Abwärme, <strong>die</strong> nun in der<br />

Wasseraufbereitung genutzt <strong>wird</strong> und<br />

es erlaubt, jährlich auf 1.200.000 m³<br />

Erdgas zu verzichten.<br />

Die im November 2010 <strong>ein</strong>geweihte<br />

Kaskadenbiologie der Kläranlage in<br />

Leverkusen-Bürrig trägt ebenfalls zur<br />

Verwirklichung des Klimaschutzzieles<br />

bei. Die effizientere Versorgung der<br />

Bakterien mit Sauerstoff auf Basis von<br />

Turboverdichtern in tieferen Becken<br />

und Zonen ermöglicht es, 8.000 MWh<br />

Strom sowie 4.000 t CO₂ <strong>ein</strong>zusparen.<br />

Sowohl klima- als auch investitionsfreundlich<br />

fällt <strong>die</strong> effizientere<br />

Foto: Der Einsatz <strong>ein</strong>es neuen,<br />

von Currenta entwickelten<br />

IT-Tools ermöglichte es, bereits<br />

im ersten Jahr, <strong>die</strong> Energiekosten<br />

beim Betrieb des Kältenetzes<br />

in Leverkusen um rund<br />

140.000 Euro zu senken.<br />

Regelung der Betriebswasserförderung<br />

in Dormagen aus. All<strong>ein</strong> durch<br />

das Zusammenspiel <strong>ein</strong>es geringeren<br />

Leitungsdrucks sowie der veränderten<br />

Netz<strong>ein</strong>bindung <strong>ein</strong>es Wasserturms<br />

konnte der Stromverbrauch der Pumpen<br />

im rund 100 km langen Betriebswasserversorgungnetz<br />

um 15 % oder<br />

4.800 MWh im Jahr gesenkt werden.<br />

Die Kläranlage in Krefeld-Uerdingen<br />

verfügt inzwischen über <strong>ein</strong>e effizientere<br />

Belüftungs- und Pumpentechnologie.<br />

So spart sie jährlich 4.000 MWh<br />

Strom.<br />

Eine bis vor wenigen Jahren noch<br />

ungenutzte Energiequelle war das<br />

Waschwasser der Rauchgasr<strong>ein</strong>igung<br />

in der Leverkusener Verbrennungsanlage<br />

2. Die bei der Kühlung der Rauchgase<br />

in den Quenchen aufgenommene<br />

Energie, geben Wärmetauscher<br />

nun an das Kesselspeisewasser ab. Der<br />

jährliche Eigenbedarf an 6 bar Dampf<br />

konnte mithilfe <strong>ein</strong>er Wärmetauscher-<br />

Variante auf Basis von Grafit um 3.750 t<br />

reduziert werden. Umgerechnet spart<br />

<strong>die</strong>se Maßnahme rund 56.000 Euro<br />

im Jahr. So amortisierten sich <strong>die</strong><br />

Investitionen von 51.000 Euro schon<br />

im ersten Jahr. Der geringere Primärbrennstoff<strong>ein</strong>satz<br />

infolge des gesun-<br />

kenen Dampfbedarfs kommt auch<br />

dem Klima zugute – in Gestalt von<br />

1.170 t weniger CO₂ in der Atmosphäre.<br />

Mittlerweile wurde <strong>die</strong>ses Prinzip<br />

der Wärmerückgewinnung auch in<br />

der Verbrennungsanlage 1 und in der<br />

Rückstandsverbrennungsanlage im<br />

Chempark Dormagen (RVAD) umgesetzt.<br />

Der am Standort Leverkusen mithilfe<br />

von drei Kältezentralen gedeckte<br />

Kältebedarf benötigt 72 MW Verdichterleistung<br />

für <strong>die</strong> weit verzweigten<br />

Kühlkreisläufe. Da viel Erfahrung und<br />

F<strong>ein</strong>gespür seitens der Anlagenfahrer<br />

beim Einstellen des energetisch<br />

optimalen Betriebszustands erforderlich<br />

ist, haben Currenta-Ingenieure<br />

den „Energiemanager“ entwickelt.<br />

Die intelligente IT-Lösung liefert <strong>ein</strong>e<br />

Kenngröße mit denen der Betriebsführer<br />

<strong>ein</strong>en energetisch ungünstigen<br />

Betrieb leicht vermeiden kann. Mithilfe<br />

des Tools ließen sich im ersten<br />

Einsatzjahr <strong>die</strong> Energiekosten um<br />

etwa 140.000 Euro reduzieren.<br />

Der Einbau von Umrichtern in den Rotationswäschern<br />

der RVAD verringert<br />

den jährlichen Stromverbrauch um<br />

1.800 MWh. Die Drehzahlregelung, <strong>die</strong><br />

der Umwelt auch 1.000 t CO₂ erspart,<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 5


war möglich, da <strong>die</strong> erforderliche<br />

Menge des im Kreislauf gepumpten<br />

Waschwassers von der Belastung<br />

des Rauchgases mit anorganischen<br />

Säuren, Stäuben, SO₂ oder anderen<br />

Schadstoffen abhängt.<br />

All<strong>ein</strong> durch den veränderten Betrieb<br />

beim Anheizen der RVAD lassen sich<br />

jährlich 720 t Wasserdampf mehr ins<br />

Standortnetz <strong>ein</strong>speisen. Zudem spart<br />

<strong>die</strong> Mitarbeiterinitiative 200 t CO₂.<br />

In Leverkusen hatten Mitarbeiter <strong>die</strong><br />

Idee, <strong>die</strong> Oberflächen der zur Wasserversorgung<br />

<strong>ein</strong>gesetzten Pumpen<br />

durch <strong>ein</strong>e spezielle gehärtete Kunststoffbeschichtung<br />

zu glätten. <strong>Durch</strong><br />

Foto: Dank effizienterer Belüftungs- und Pumpentechnologie<br />

gelang es, den Strombedarf der Kläranlage in<br />

Krefeld-Uerdingen um 4.000 MWh im Jahr zu senken.<br />

deren Verwirklichung in der Praxis<br />

hat sich der Wirkungsgrad von zwölf<br />

großen Kreiselpumpen erhöht und<br />

gleichzeitig der Energieverbrauch um<br />

900 MWh sowie der CO₂-Ausstoß um<br />

470 t pro Jahr verringert.<br />

Im Bereich der Energieversorgung<br />

reifte <strong>die</strong> Idee, quartalsmäßig <strong>ein</strong>en<br />

Transformator abzuschalten und so<br />

Leerlaufzeiten zu vermeiden. Zwei der<br />

insgesamt drei Einspeisetransformatoren<br />

<strong>ein</strong>er 10 Kilovolt-Station sind jetzt<br />

abwechselnd im Vierteljahres-Rhythmus<br />

und nicht mehr durchgehend<br />

im Betrieb. Diese Umstellung sorgt<br />

seitdem jedes Jahr für <strong>ein</strong>e Ersparnis<br />

von fast 5.000 Euro.<br />

Ausblick<br />

Die konkreten Ideen und Vorschläge<br />

Energie zu sparen und so aktiv zum<br />

Klimaschutz beizutragen stammen<br />

primär aus dem Kreis der 3.300<br />

Currenta-Mitarbeiter in Leverkusen,<br />

Dormagen und Krefeld-Uerdingen.<br />

Jedes Projekt zählt und leistet in Summe<br />

<strong>ein</strong>en wesentlichen Teil zum Erfolg<br />

des Currenta-Klimaschutzprogramms<br />

und trägt langfristig zur Standortsicherung<br />

bei.<br />

www.currenta.de<br />

Foto: Die Rotationswäscher der<br />

Rückstandsverbrennungsanlage<br />

(RVAD) im Chempark Dormagen<br />

wurden mit Umrichtern ausgestattet.<br />

Dadurch lässt sich <strong>die</strong> umlaufende<br />

Waschwassermenge optimal<br />

an <strong>die</strong> Zusammensetzung des<br />

Rauchgases anpassen. Dies ermöglicht<br />

jährlich <strong>ein</strong>e Stromersparnis<br />

von 1.800 MWh.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 6


The intelligence behind the<br />

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VCI fordert Intensivierung und<br />

Bündelung der Werkstoffforschung:<br />

Innovationen sind<br />

Grundst<strong>ein</strong> für<br />

Energiewende<br />

Die Chemie <strong>wird</strong> mit ihrer Forschung<br />

<strong>ein</strong>en wichtigen Beitrag leisten, um<br />

<strong>die</strong> Herausforderungen der Energiewende<br />

zu meistern. Das machte Dr.<br />

Andreas Kreimeyer, Vorsitzender des<br />

Ausschusses Forschung, Wissenschaft<br />

und Bildung im VCI, deutlich: „Unsere<br />

Innovationen zur Stromerzeugung und<br />

-speicherung sowie zur Erreichung<br />

höherer Energieeffizienz werden in<br />

Zukunft noch stärker gefragt s<strong>ein</strong>.“<br />

Regenerative Energien<br />

Mit ihren Hightech-Materialien könne<br />

<strong>die</strong> Chemie beispielsweise dazu beitragen,<br />

dass Windräder und photovoltaische<br />

Systeme leistungsfähiger und belastbarer<br />

werden. So arbeiten Forscher<br />

in der Branche an Verbundmaterialien<br />

mit Kohlenstoff-Nanoröhrchen, <strong>die</strong><br />

2. Gipfel für <strong>strategisches</strong> Instandhaltungsmanagement in der<br />

produzierenden Industrie<br />

Zum zweiten Mal führt marcus evans auf dem Maintenance Gipfel 2011 hochrangige<br />

Verantwortliche aus dem Instandhaltungsbereich zum Erfahrungsaustausch<br />

zusammen. Im Fokus stehen Erfahrungsberichte, Diskussionen und Networking-<br />

Gelegenheiten um das Thema Instandhaltung in der Produktion und <strong>die</strong> Anforderungen,<br />

um Kosten durch Maschinenausfälle, Leerläufe oder Rüstzeiten zu vermeiden.<br />

<strong>ein</strong>e Blattlänge für Windräder von bis<br />

zu 90 Metern zulassen. Sie entwickeln<br />

außerdem halbleitende Polymere für<br />

Photovoltaik-Module, <strong>die</strong> man kostengünstiger<br />

herstellen kann und besser<br />

verarbeiten kann.<br />

Energieeffizienz und Klimaschutz<br />

Die Chemie hilft, Energie zu sparen<br />

und das Klima zu schützen. Das sei im<br />

Bau möglich durch den Einsatz von<br />

Hochleistungsdämmmaterialien, Wärmeschutzfenstern,<br />

Dachisolierungen<br />

oder energiesparender Beleuchtung.<br />

So bringen <strong>die</strong> Forscher Dämmstoffen<br />

bei, Infrarotlicht zu absorbieren und in<br />

Wärme umzuwandeln.<br />

Energiespeicherung<br />

„Um den aus erneuerbaren Energien<br />

erzeugten Strom besser speichern zu<br />

können, sind leistungsfähige Batterien<br />

notwendig, in denen sehr viel Chemie-<br />

Know-how steckt“, betont Kreimeyer. So<br />

forschen <strong>die</strong> Mitarbeiter in den Laboren<br />

an den Komponenten für praxistaugliche<br />

Hochleistungsbatterien – an<br />

Elektroden, Elektrolyten und Separato-<br />

6. - 8. November 2011<br />

Kameha Grand Bonn,<br />

Deutschland<br />

Teilnehmer@marcusevanscy.com<br />

www.maintenancegipfel.com<br />

<strong>Durch</strong> <strong>ein</strong> <strong>strategisches</strong> <strong>TPM</strong>-<strong>Konzept</strong><br />

<strong>wird</strong> <strong>die</strong> Instandhaltung von <strong>ein</strong>em Kosten-<br />

zu <strong>ein</strong>em Wertetreiber im Unternehmen.<br />

ren. Viel versprechende Ansätze für den<br />

Einsatz von Batterien als Großspeicher<br />

für Strom gebe es bei Natrium-Schwefel<br />

oder Redox-Flow-Batterien. Lithium-<br />

Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen<br />

könnten in Zukunft bei entsprechender<br />

Einbindung in Intelligente Netze (Smart<br />

Grids) ebenfalls als Energiepuffer für<br />

Strom genutzt werden. Auch auf dem<br />

Gebiet der Solarthermie ist <strong>die</strong> Branche<br />

aktiv. Die Chemieforschung konzentriere<br />

sich <strong>ein</strong>erseits auf optimierte<br />

Wärmeträgeröle, andererseits auf Salze<br />

mit hoher Wärmekapazität, <strong>die</strong> zur Speicherung<br />

der Sonnenenergie <strong>ein</strong>gesetzt<br />

werden können.<br />

Die Chemie werde zum Gelingen der<br />

Energierevolution beitragen. Doch<br />

seien mehr Anstrengungen und ausreichend<br />

Zeit in der Forschung notwendig,<br />

um <strong>die</strong>se Herausforderungen zu<br />

stemmen. Darum appellierte Kreimeyer<br />

an das Bundesforschungsministerium,<br />

<strong>die</strong> Werkstoffforschung weiter zu<br />

intensivieren, <strong>die</strong> Forschungsförderung<br />

hierzu zu bündeln und das 10-Punkte-<br />

Programm zur Materialforschung<br />

konsequent umzusetzen.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 7


Nur vier Monate nach Fukushima ist<br />

der deutsche Atomausstieg besiegelt.<br />

Im Eiltempo wurde <strong>ein</strong>e epochale<br />

Wende in der Energiepolitik <strong>ein</strong>geleitet,<br />

deren Folgen für Industrie und Verbraucher<br />

noch nicht abschätzbar sind.<br />

Die Versorgungsicherheit – und damit<br />

auch <strong>die</strong> Zukunft des Chemiestandortes<br />

Deutschland – steht und fällt mit dem<br />

Erfolg des Ausbaus der Stromnetze. Ob<br />

und wie schnell <strong>die</strong> benötigten Leitungen<br />

gebaut werden, hängt nicht zuletzt von<br />

der Akzeptanz <strong>ein</strong>er technologieskeptischen<br />

Bevölkerung ab. Fest steht: Die<br />

Stromkosten werden steigen. In welcher<br />

Höhe, darüber streiten <strong>die</strong> Experten.<br />

513 zu 79 Stimmen, bei acht Enthaltungen:<br />

Mit überwältigender Mehrheit ließen<br />

<strong>die</strong> Bundestagsabgeordneten das<br />

Gesetz zum Atomausstieg passieren. Es<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 8<br />

Foto: Das BASF-Stammwerk Ludwigshafen.<br />

Jahresverbrauch: 6,5 Millionen Megawattstunden<br />

Strom (Stand 2010). Mit über 160<br />

chemischen Produktionsbetrieben, vielen<br />

hundert Labors, Technika, Werkstätten und<br />

Büros ist es der größte zusammenhängende<br />

Industriekomplex Europas. © BASF<br />

war <strong>ein</strong> höchst seltenes Bild der Einigkeit,<br />

das <strong>die</strong> Regierungskoalition und<br />

rot-grüne Opposition am 30. Juni <strong>die</strong>ses<br />

Jahres boten. Eine Einigkeit, <strong>die</strong> noch<br />

drei<strong>ein</strong>halb Monate zuvor undenkbar<br />

gewesen war, bis Japan am 11. März<br />

<strong>ein</strong>e unheilvolle Verkettung zweier Naturkatastrophen<br />

erlebte. Die Welt wur-<br />

Aus für <strong>die</strong> Kernkraft<br />

Energiewende:<br />

Umstieg ohne Brücke?<br />

de Zeuge der schlimmsten Nuklearkatastrophe<br />

seit Tschernobyl 1986. In weiten<br />

Teilen von Politik und Gesellschaft hat<br />

Fukushima zu <strong>ein</strong>er grundlegenden<br />

Änderung in der Risikowahrnehmung<br />

und -bewertung der Atomkraft geführt.<br />

Auch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />

Zur Erinnerung: Erst im September<br />

2010 beschloss <strong>die</strong> Bundesregierung<br />

<strong>ein</strong> Energiekonzept, das neben dem<br />

verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien<br />

auch <strong>ein</strong>e Laufzeitverlängerung für<br />

<strong>die</strong> deutschen AKW um durchschnitt-<br />

lich zwölf Jahre vorsah. Die gelernte<br />

Physikerin Merkel legte nach Fukushima<br />

ungeahnte Entscheidungsfreude an den<br />

Tag: Zunächst wurde <strong>ein</strong> Atom-Moratorium<br />

durchgesetzt, im Zuge dessen <strong>die</strong><br />

sieben ältesten Atommeiler stillgelegt<br />

und alle AKW <strong>ein</strong>er Sicherheitsprüfung<br />

unterzogen wurden. Auf dem Fuße<br />

folgte der schwarz-gelbe Ausstieg aus<br />

dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus der<br />

Kernkraft, der den rot-grünen Atomkonsens<br />

von 2001 sogar noch übertrifft.<br />

Massiver Netzausbau nötig<br />

Da nichts Investitionen sicherer verhindere<br />

als Wankelmut, gelte es nun, den<br />

<strong>ein</strong>geschlagenen Kurs mit aller Konsequenz<br />

zu verfolgen, so der 1. Vorsitzende<br />

des VAA (Verband angestellter<br />

Akademiker und leitender Angestellter<br />

der chemischen Industrie e. V. ) Dr. Thomas<br />

Fischer: „Unternehmen brauchen<br />

Investitions- und Planungssicherheit.“<br />

Eine erneute Kehrtwende könne sich<br />

<strong>die</strong> Politik <strong>ein</strong>fach nicht mehr erlauben.<br />

„Vor allem ist wichtig, dass es k<strong>ein</strong>e<br />

Verzögerungen beim Um- und Ausbau<br />

der Stromnetze gibt. Nur so kann <strong>die</strong><br />

Versorgungssicherheit für <strong>die</strong> Industrie<br />

gewährleistet werden“, betont Fischer.<br />

Den Bedarf an neuen Höchstspannungs-


leitungen, an <strong>die</strong> auch <strong>die</strong> Unternehmen<br />

der Chemischen Industrie angeschlossen<br />

sind, schätzt <strong>die</strong> Deutsche Energie-<br />

Agentur (dena) auf bis zu 4.500 Kilometer.<br />

Zeit zum <strong>Durch</strong>atmen bleibt kaum,<br />

wie auch der Präsident der Bundesnetzagentur<br />

für Elektrizität, Gas, Telekommunikation,<br />

Post und Eisenbahnen Matthias<br />

Kurth bestätigt: „Reden wir über 2015,<br />

so sind im Übertragungsnetz, also den<br />

großen ‚Stromautobahnen‘, rund 850 km<br />

neu zu bauen, so das Energieleitungsausbaugesetz<br />

von 2009. Gebaut wurden<br />

seit Sommer 2009 gerade 150 km.“ Hinzu<br />

komme <strong>ein</strong>e bislang völlig unbekannte<br />

Zahl von Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetze<br />

in den Verteilernetzen.<br />

Rechnung mit vielen Unbekannten<br />

Die Ziele sch<strong>ein</strong>en klar, der Weg dorthin<br />

umso st<strong>ein</strong>iger. Besonders <strong>die</strong> Frage<br />

der Kostenentwicklung ähnelt <strong>ein</strong>er<br />

Gleichung mit zu vielen Variablen. Bei<br />

den Kosten des Netzausbaus rechnet<br />

<strong>die</strong> Bundesnetzagentur mit 30 bis 60<br />

Milliarden Euro, je nach notwendiger<br />

Technologie. Sicher ist: Der Strom <strong>wird</strong><br />

teurer. Auch für <strong>die</strong> Chemiebranche.<br />

Schon durch <strong>die</strong> Abschaltung der<br />

ersten Atomkraftwerke kurz nach dem<br />

Moratorium sei der Großhandelspreis<br />

für Strom um rund 10 Prozent gestiegen,<br />

so das Institut der deutschen Wirtschaft<br />

Köln (IW), um knapp <strong>ein</strong>en Cent<br />

je Kilowattstunde. „Ein Cent klingt nicht<br />

nach viel. Aber viele Millionen kl<strong>ein</strong>e<br />

Cents können <strong>die</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

ganzer Unternehmen gefährden“, m<strong>ein</strong>t<br />

IW-Direktor Prof. Michael Hüther. Für <strong>die</strong><br />

Industrie insgesamt veranschlagt das<br />

IW Mehrkosten von jährlich 1,9 Milliarden<br />

Euro; speziell für <strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensive<br />

Chemie mache <strong>die</strong>s 340 Millionen<br />

Euro pro Jahr aus.<br />

Dem Fraunhofer-Institut für Windenergie<br />

und Energiesystemtechnik zufolge<br />

schlagen für <strong>die</strong> Energiewende bis<br />

2020 Investitionen in <strong>ein</strong>er Gesamthöhe<br />

von circa 233 Milliarden Euro zu<br />

Buche. Wobei es zwischen Investitionen<br />

und Kosten zu unterscheiden gilt.<br />

Nach Berechnungen des IW kostet <strong>die</strong><br />

gesamte Energiewende zwischen 35<br />

und 74 Milliarden Euro, je nach dem, ob<br />

der fehlende Strom durch Kohle oder<br />

Gas ersetzt werde. Laut <strong>ein</strong>er Stu<strong>die</strong> der<br />

Prognos AG und der Ver<strong>ein</strong>igung der<br />

Bayerischen Wirtschaft (vbw) werde sich<br />

der Strompreis für Haushaltskunden<br />

von 23,5 (Preisniveau 2010) auf maximal<br />

28,8 Cent pro Kilowattstunde (kWh)<br />

erhöhen, wovon allerdings nur 0,2 bis<br />

0,6 Cent/kWh auf den Atomausstieg<br />

zurückzuführen seien. Dies gelte in ähnlichem<br />

Umfang auch für Industriekunden.<br />

Für <strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensive Industrie<br />

gehen Prognos und vbw für 2020 von<br />

<strong>ein</strong>er Preissteigerung von 6,8 auf 9,1 bis<br />

9,9 Cent/kWh aus. Langfristig jedoch<br />

könne <strong>die</strong> Industrie sogar profitieren:<br />

Zum <strong>ein</strong>en müsse sie <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> EEG-<br />

Umlage höheren Umbau- und Investitionskosten<br />

für erneuerbare Energien<br />

nicht tragen. Zum anderen könne sie<br />

den Strompreiserhöhungen durch<br />

<strong>die</strong> Steigerung der Energieeffizienz<br />

entgegenwirken. Dadurch könne der<br />

Stromverbrauch, bestätigt das Wuppertal<br />

Institut für Klima, Umwelt, Energie,<br />

innerhalb der nächsten Dekade um 13<br />

bis 23 Prozent verringert werden.<br />

Kostendämmung durch Energieeffizienz<br />

In puncto Energieeffizienz gibt <strong>die</strong><br />

Chemie bereits den Takt vor. Ob<br />

Burghausen, Ludwigshafen oder Marl:<br />

An den großen Standorten erfolgt <strong>die</strong><br />

Strom- und Dampfproduktion größtenteils<br />

autark. Auch Chemieparks mit<br />

mehreren ansässigen Unternehmen<br />

funktionieren als integrierte Energieverbünde.<br />

Nach dem Prinzip der Kraft-<br />

Wärme-Kopplung arbeitende Kraft-<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 9


werksanlagen sorgen dabei für <strong>ein</strong>e<br />

äußerst effiziente Energieversorgung<br />

– der Nutzungsgrad der Brennstoffe<br />

beträgt fast 90 Prozent. Zusätzlich <strong>wird</strong><br />

auch <strong>die</strong> sogenannte Abhitze genutzt,<br />

wodurch sich beispielsweise im BASF-<br />

Stammwerk Ludwigshafen der Primärenergiebedarf<br />

um rund <strong>ein</strong> Drittel<br />

auf insgesamt 19,5 Millionen Tonnen<br />

Prozessdampf reduziert. Dennoch: „Die<br />

stromintensiven Branchen haben schon<br />

heute wegen der hohen Stromkosten<br />

Nachteile gegenüber den internationalen<br />

Wettbewerbern“, konstatiert IW-<br />

Direktor Hüther. Laut dem Vorsitzenden<br />

der dena-Geschäftsführung Stephan<br />

Kohler ist <strong>ein</strong>e seriöse Abschätzung der<br />

Preisentwicklung schwierig: „Wie sich<br />

dann <strong>die</strong> Preise an der Börse auswirken,<br />

wenn <strong>die</strong> stark fluktuierende Stromerzeugung<br />

<strong>die</strong> konventionelle Stromerzeugung<br />

immer wieder zurückdrängt,<br />

wir aber nicht auf letztere verzichten<br />

können, können wir heute nicht sagen.“<br />

Wenn es dunkel werde oder der Wind<br />

<strong>ein</strong>mal nicht wehe, schränkt Kohler <strong>ein</strong>,<br />

müssten konventionelle Kraftwerke <strong>die</strong><br />

Versorgungssicherheit gewährleisten.<br />

Eine wichtige Rolle spielt dabei der<br />

Kraftwerkspark: Alte, aber modernisierte<br />

Kraftwerke sind im Unterhalt wesentlich<br />

preiswerter als neugebaute Meiler.<br />

Kraftwerke: Der Mix ist entscheidend<br />

Für <strong>die</strong> Zukunft bleiben Kohle- und<br />

Gaskraftwerke also unentbehrlich.<br />

Aber in welchem Verhältnis? <strong>Durch</strong> ihre<br />

Mindestlaufzeit von 35 Jahren müssten<br />

neue Kohlekraftwerke bis 2050 und<br />

länger in Betrieb bleiben, führt der<br />

Sachverständigenrat für Umweltfragen<br />

(SRU) an. Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt werde<br />

Kohle aber größtenteils nicht mehr in<br />

der Grundlast, sondern zum Ausgleich<br />

von Versorgungslücken bei erneuerbaren<br />

Energien laufen. Daher hält es der<br />

SRU für fragwürdig, ob sich <strong>die</strong> Investitionskosten<br />

in größere Kohlekraftwerke<br />

überhaupt noch rentieren. Zudem<br />

müsse der Strom bis 2050 weitgehend<br />

CO₂-neutral gewonnen werden – bei<br />

Foto: Chemiepark Marl. Jahresverbrauch:<br />

2,5 Millionen Megawattstunden<br />

Strom. Betreiber des Chemieparks<br />

ist <strong>die</strong> Infracor GmbH. Die rund 100<br />

Produktionsanlagen der hier ansässigen<br />

30 Unternehmen stehen in <strong>ein</strong>em<br />

engen energetischen und stofflichen<br />

Verbund. Foto: Infracor GmbH<br />

Kohle praktisch unmöglich. Laut dem<br />

Zentrum für Nachhaltige Energiesysteme<br />

wäre es vernünftiger, ältere Kohlekraftwerke<br />

als Notreserve länger in<br />

Betrieb zu halten.<br />

Dagegen sind Investitionskosten und<br />

Treibhausgasemissionen bei Gaskraftwerken<br />

geringer. Auch <strong>die</strong> Lebensdauer<br />

ist kürzer. Des Weiteren eignen sie sich<br />

durch ihre Flexibilität wesentlich besser<br />

zum Fluktuationsausgleich. Die kurzfristige<br />

Steigerung der Importabhängigkeit,<br />

etwa durch russisches Gas, dürfte<br />

durch den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien gesenkt werden. Bereits in<br />

den nächsten zehn Jahren, so das Deutsche<br />

Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Berlin, könne es gelingen, den Wegfall<br />

der Kernenergie durch den Ausbau des<br />

Anteils der Erneuerbaren von 17 auf 35<br />

Prozent zu kompensieren.<br />

<strong>Durch</strong> <strong>die</strong> zunehmende Nachfrage werden<br />

<strong>die</strong> Preise für fossile Energieträger<br />

in Zukunft weiter steigen, davon geht<br />

nicht nur <strong>die</strong> Internationale Energie-<br />

Foto: CHEMPARK Leverkusen. Jahresverbrauch:<br />

1,8 Millionen Megawattstunden<br />

Strom (Stand 2008). Betrieben von der<br />

Currenta GmbH und Co. OHG beherbergt<br />

der CHEMPARK Leverkusen zahlreiche<br />

Chemieunternehmen, darunter <strong>ein</strong>en der<br />

größten Standorte für <strong>die</strong> Bayer AG und<br />

<strong>die</strong> LANXESS AG. Foto: Currenta


Dr. Annette Loske, VIK – Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e. V.:<br />

Herausforderung für energi<strong>ein</strong>tensive Unternehmen<br />

„Der Netzausbaubedarf und <strong>die</strong> Speicherentwicklung in Kombination mit dem<br />

Wegfall gesicherter Kapazität durch den Kernenergieausstieg bei gleichzeitig<br />

<strong>ein</strong>er eher fraglichen Perspektive, was den Neubau fossiler Kraftwerke angeht,<br />

macht <strong>die</strong> Dimension der Herausforderung für den Standort Deutschland deutlich.<br />

Die Politik wäre gut beraten, wenn sie sich zweifelsfrei zum Industriestandort<br />

bekennt und Machbarkeit und Vision mit<strong>ein</strong>ander in Einklang bringt. Nur mit<br />

der Industrie kann der deutsche Weg <strong>ein</strong> Erfolgsweg werden; ginge <strong>die</strong> Industrie<br />

unterwegs verloren, schadete das nicht nur Deutschland, sondern käme letztlich<br />

<strong>ein</strong>em Scheitern des deutschen Modells Energiewende gleich, denn potentielle<br />

Nacharmer wären von vornher<strong>ein</strong> abgeschreckt.“<br />

Dr. Annette Loske ist Hauptgeschäftsführerin des VIK in Essen. Als Interessenvertretung<br />

der energie- und wasserverwendenden Kunden in Industrie und Gewerbe<br />

repräsentiert der VIK etwa 80 Prozent des industriellen Energie<strong>ein</strong>satzes und<br />

90 Prozent der versorgerunabhängigen Stromerzeugung in Deutschland.<br />

agentur aus. Dies bewirkt <strong>ein</strong>en Anstieg<br />

der Energieumwandlungskosten in konventionellen<br />

Kraftwerken. Gleichzeitig<br />

aber werden <strong>die</strong> Investitionskosten der<br />

erneuerbaren Energien sinken, verbunden<br />

mit <strong>ein</strong>em Wachstum des technologischen<br />

Know-hows. Geht alles nach<br />

Plan, sollten <strong>die</strong> sogenannten Differenzkosten<br />

für den Ausbau der Erneuerbaren<br />

kontinuierlich zurückgehen, bis hin<br />

zu dem Punkt, an dem <strong>die</strong> „Brückentechnologie“<br />

der konventionellen<br />

Stromerzeugung volkswirtschaftlich<br />

teurer als <strong>die</strong> regenerative s<strong>ein</strong> <strong>wird</strong>.<br />

Allerdings ist der tragende konventionelle<br />

„Brückenpfeiler“ Kernkraft nun<br />

weggefallen. Dazu der VAA-Vorsitzende<br />

Dr. Thomas Fischer: „Die Energiewende<br />

muss auf <strong>ein</strong>er möglichst breiten, stabilen<br />

Brücke beschritten werden, <strong>ein</strong>er<br />

Brücke, <strong>die</strong> den Standort der deutschen<br />

Industrie nicht gefährdet.“<br />

Für Akzeptanz sorgen<br />

Der Umbau des Energiesystems muss<br />

<strong>ein</strong>hergehen mit der Erhöhung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit bei gleichzeitiger<br />

Wahrung der Beschäftigungssicherheit.<br />

Mitentscheidend ist dabei <strong>die</strong> Akzeptanz<br />

der Bevölkerung. Vielerorts leisten<br />

Bürgerinitiativen schon heute erheblichen<br />

Widerstand gegen <strong>die</strong> Verlegung<br />

von Stromleitungen. Diese seien,<br />

egal ob über- oder unterirdisch, nicht<br />

besonders attraktiv, bezeugt Bundesnetzagentur-Präsident<br />

Kurth. Dennoch<br />

fordert Kurth Einsicht in das Notwendige:<br />

„Die lokal Betroffenen müssen <strong>die</strong><br />

bundesweite Notwendigkeit bestimmter<br />

Baumaßnahmen akzeptieren, dazu<br />

müssen sie dabei viel stärker als bislang<br />

mitreden können. Diese ganz neu<br />

gestalteten Verfahren sollen deswegen<br />

transparent und für alle Interessierten<br />

und Betroffenen offen durchgeführt<br />

werden.“ Ein breiter Konsens ist <strong>die</strong><br />

Voraussetzung für das Gelingen der<br />

Energiewende. Dieser kann gefördert<br />

werden, indem <strong>ein</strong> möglichst großer<br />

Teil der Wertschöpfung aus Netzumbau<br />

und Kraftwerksbau der regionalen<br />

Wirtschaftsinfrastruktur zugute kommt,<br />

zum Beispiel in Form von Gewinnanteilen<br />

oder Steuer<strong>ein</strong>nahmen.<br />

Die Energiewende ist weit mehr als<br />

<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zelnes Großprojekt – es ist <strong>ein</strong><br />

gigantisches Bündel aus zahlreichen,<br />

mit<strong>ein</strong>ander verbundenen Großprojekten.<br />

Für <strong>ein</strong>e möglichst objektive<br />

Folgenabschätzung ist es daher unerlässlich,<br />

nicht nur zwischen Kosten<br />

und Preisen, sondern auch zwischen<br />

dem anvisierten Umstieg auf <strong>ein</strong>e<br />

regenerative Energieversorgung und<br />

dem Ausstieg aus der Kernenergie zu<br />

differenzieren. Klar ist: Der Umstieg ist<br />

mit erheblichen Kostensteigerungen<br />

verbunden. Der Atomausstieg allerdings<br />

verursacht per se vergleichsweise<br />

geringe Mehrkosten im Vergleich zu<br />

der dem letztjährigen Energiekonzept<br />

der Bundesregierung zugrundegelegten<br />

Kalkulation. Trotzdem werden<br />

<strong>die</strong> Kosten auf <strong>die</strong> Kunden übertragen<br />

– Haushalte wie Industrie. Dies ist das<br />

Risiko, das alle zu schultern haben.<br />

Begreift man den Atomausstieg jedoch<br />

als Chance, so fällt mit der Kernenergie<br />

<strong>ein</strong>e Innovations- und Investitionsbremse<br />

für erneuerbare Energien und technologische<br />

Neuerungen weg. Gerade<br />

<strong>die</strong> Chemie im Spitzentechnologieland<br />

Deutschland könnte hier ihre Position<br />

als Markt- und Wissensführer ausbauen<br />

und neue Potenziale erheben.<br />

Matthias Kurth, Präsident der<br />

Bundesnetzagentur für Elektrizität,<br />

Gas, Telekommunikation, Post und<br />

Eisenbahnen:<br />

K<strong>ein</strong> Anlass für Alarm-<br />

Meldungen<br />

„Die Preise des Jahres 2015 oder gar<br />

2020 kann seriös niemand vorhersagen.<br />

Zu Alarmmeldungen sehe<br />

ich aber k<strong>ein</strong>en Anlass. Der beste<br />

Indikator für Preisentwicklungen sind<br />

<strong>die</strong> langfristigen Terminkontrakte an<br />

den Energiebörsen. Die signalisieren:<br />

Die Preise steigen, aber von Dramatik<br />

kann k<strong>ein</strong>e Rede s<strong>ein</strong>. Ähnliches<br />

gilt für <strong>die</strong> EEG-Umlage: Mit zunehmendem<br />

Ausbau werden <strong>die</strong> Kosten<br />

steigen, aber <strong>die</strong> Degression <strong>wird</strong><br />

sich auswirken und <strong>die</strong> steigenden<br />

Börsenpreise verbessern <strong>die</strong> Vermarktungserlöse.<br />

Gerade <strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensive Industrie<br />

ist <strong>ein</strong> sehr attraktiver Kunde, um den<br />

<strong>ein</strong> intensiver Wettbewerb geführt<br />

<strong>wird</strong>. Das heißt, sie hat <strong>die</strong> Chance,<br />

günstigere Preise als andere Verbraucher<br />

zu bekommen. Dabei <strong>wird</strong> <strong>die</strong><br />

Industrie allerdings verstärkt lernen<br />

müssen, dass <strong>die</strong> langfristige Bindung<br />

an <strong>ein</strong>en Lieferanten nicht unbedingt<br />

<strong>die</strong> günstigste Art des Energie<strong>ein</strong>kaufs<br />

ist. Die energi<strong>ein</strong>tensive Industrie<br />

nutzt ihre Möglichkeiten leider<br />

oftmals noch nicht in vollem Umfang<br />

(z. B. eigene Energiehandelsabteilung,<br />

Einkaufsgenossenschaften, Nutzung<br />

des Regelenergiemarktes, Anpassung<br />

von Produktionsabläufen an das<br />

Energieangebot und <strong>die</strong> kurzfristige<br />

Preisentwicklung). Der liberalisierte<br />

Energiemarkt bietet gerade der energi<strong>ein</strong>tensiven<br />

Industrie große Chancen,<br />

durch Flexibilität und Einfallsreichtum<br />

<strong>die</strong> eigenen Kosten drastisch<br />

zu verringern.“<br />

Seit Februar 2001 ist Matthias Kurth<br />

Präsident der Regulierungsbehörde<br />

für Telekommunikation und Post, <strong>die</strong><br />

im Juli 2005 in der neugeschaffenen<br />

Bundesnetzagentur für Elektrizität,<br />

Gas, Telekommunikation, Post und<br />

Eisenbahnen aufgegangen ist.<br />

Autor: Timur Slapke, Redaktion VAA-<br />

Magazin, Zeitschrift für Führungskräfte<br />

in der Chemie.<br />

Weitere Informationen: www.vaa.de<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 11


Lassen sich für produzierende Industrieunternehmen<br />

Aspekte der internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit und<br />

der Nachhaltigkeit, der Dynamik und<br />

der Ressourcenschonung in Einklang<br />

bringen? Auch wenn bei vielen global<br />

agierenden Industrieunternehmen <strong>die</strong><br />

Sicherung der Marktposition Vorrang<br />

hat, so ist es dennoch unabdingbar und<br />

durchaus möglich, Industriestandorte<br />

nachhaltig und unter Einbeziehung<br />

ökologisch sinnvoller <strong>Konzept</strong>e zu entwickeln.<br />

Dabei können auch Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden, <strong>die</strong><br />

dem internationalen Vergleich standhalten<br />

und <strong>die</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Unternehmen stärken. Nachhaltigkeit<br />

heißt in Bezug auf <strong>die</strong> Energieversorgung<br />

<strong>die</strong> konsequente Verknüpfung<br />

zukunftsfähiger Energieträger mit der<br />

effizienten Energieumwandlung und<br />

–nutzung.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 24 12<br />

Beispiel Industriepark Höchst: Der 4,6<br />

Quadratkilometer große Chemie- und<br />

Pharmastandort im Westen von Frankfurt<br />

ist Sitz von mehr 90 Unternehmen,<br />

<strong>die</strong> 22.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die<br />

positive Entwicklung des Standortes,<br />

<strong>die</strong> durch das beachtliche Investitionsvolumen<br />

in Höhe von 4,8 Milliarden<br />

Euro seit dem Jahr 2000 dokumentiert<br />

<strong>wird</strong>, bringt auch <strong>ein</strong>en hohen Energiebedarf<br />

mit sich. Das Volumen ist<br />

beträchtlich: – der Industriepark Höchst<br />

verbraucht schon heute so viel Strom<br />

wie 600.000 Haushalte pro Jahr, <strong>die</strong><br />

Wärmemenge würde den Jahresbedarf<br />

von 140.000 Einfamilienhäusern<br />

decken. Folglich investierte Infraserv<br />

Höchst als <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Energieversorgung<br />

der Industriepark-Unternehmen<br />

zuständige Standortbetreibergesellschaft<br />

in den vergangenen Jahren bei<br />

der Weiterentwicklung der Infrastruktur<br />

Kombiterminal Schkopau:<br />

Flexible Lagerungs- und<br />

Umschlagkonzepte<br />

Konsequente Weiterentwicklung am Standort Schkopau<br />

eröffnet neue Möglichkeiten<br />

des Standortes in erster Linie in Energieerzeugungsanlagen.<br />

Neue Gasturbinenanlage reduziert<br />

CO₂-Emissionen<br />

Ein wichtiges Großprojekt im <strong>Konzept</strong><br />

der nachhaltigen Energieversorgung<br />

des Standortes ist <strong>die</strong> neue Gasturbinen-Anlage,<br />

<strong>die</strong> 2011 im Industriepark<br />

Höchst in Betrieb gehen <strong>wird</strong>. 70<br />

Nachhaltige Versorgungskonzepte stärken produzierende Unternehmen<br />

für den internationalen Wettbewerb:<br />

Standorte zukunftsorientiert entwickeln<br />

Millionen Euro werden in <strong>die</strong> aus zwei<br />

Gasturbinen mit jeweils 45 Megawatt<br />

elektrischer Leistung bestehende Anlage<br />

investiert. Auch hierbei handelt es<br />

sich um <strong>ein</strong>e hocheffiziente und dementsprechend<br />

Ressourcen schonende<br />

Anlage – <strong>ein</strong> ausgezeichnetes Beispiel,<br />

wie <strong>die</strong> Vorteile der technisch sinnvollen<br />

und politisch gewollten Kraft-Wärme-Kopplung<br />

an Industriestandorten<br />

genutzt werden können. Insgesamt


Fotos Infraserv Höchst<br />

erreichen <strong>die</strong> bestehenden Energieerzeugungsanlagen<br />

im Industriepark<br />

Höchst, <strong>die</strong> gleichermaßen Strom und<br />

Dampf erzeugen, <strong>ein</strong>en Brennstoffnutzungsgrad<br />

von mehr als 90 Prozent.<br />

Herkömmliche Kohlekraftwerke, <strong>die</strong><br />

ausschließlich der Stromerzeugung<br />

<strong>die</strong>nen, kommen dagegen lediglich auf<br />

40 bis 45 Prozent.<br />

Die besonders effiziente Form der<br />

Strom- und Dampferzeugung sorgt<br />

auch dafür, dass <strong>die</strong> Energiepreise im<br />

Industriepark Höchst dem internationalen<br />

Vergleich standhalten können.<br />

Konsequente Abwärmenutzung<br />

Ein weiterer Faktor bei der nachhaltigen<br />

Energieversorgung des Industrieparks<br />

ist <strong>die</strong> konsequente Abwärmenutzung,<br />

<strong>die</strong> durch den komplexen<br />

Verbund aus Produktions- und Verbrennungsanlagen<br />

ermöglicht <strong>wird</strong>.<br />

Indem <strong>die</strong> Abwärme aus den chemischen<br />

Produktionen und Verbrennungsanlagen<br />

in das Wärmeversorgungsnetz<br />

des Standortes <strong>ein</strong>gespeist<br />

<strong>wird</strong> und rund 20 Prozent des Wärmebedarfs<br />

des Industrieparks deckt, kann<br />

der CO₂-Ausstoß jährlich um 210.000<br />

Tonnen pro Jahr reduziert werden.<br />

Ersatzbrennstoffe ersetzen fossile<br />

Energieträger<br />

Beim Ausbau der Energieerzeugungskapazitäten<br />

am Standort, <strong>die</strong> bislang<br />

über <strong>ein</strong> Kohlekraftwerk und <strong>ein</strong>e<br />

Gasturbinenanlage sichergestellt <strong>wird</strong>,<br />

entschied sich Infraserv Höchst für<br />

<strong>die</strong> Nutzung von Ersatzbrennstoffen.<br />

Die heizwertreichen und sortierten<br />

Bestandteile von Siedlungs- und<br />

Gewerbeabfällen dürfen nach der<br />

technischen Anleitung Siedlungsabfall<br />

(TASi) seit 2005 nicht mehr deponiert<br />

werden, sondern müssen thermisch<br />

genutzt und zur Energieerzeugung<br />

verwendet werden. Sinnvollerweise,<br />

denn somit können erhebliche Mengen<br />

fossiler Brennstoffe inklusive des<br />

klimaschädlichen Kohlendioxid-Ausstoßes<br />

reduziert werden.<br />

Bio-Erdgas aus dem Industriepark<br />

Höchst<br />

Neben der thermischen Verwertung<br />

von Abfällen nutzt Infraserv Höchst<br />

auch <strong>die</strong> Fermentation zur Erzeugung<br />

von Biogas. In der bestehenden Anlage<br />

werden organische Abfälle mit den in<br />

der Abwasserr<strong>ein</strong>igungsanlage des<br />

Standortes anfallenden Klärschlämmen<br />

in Biogas umgewandelt werden. Die<br />

Leistung der Anlage beträgt aktuell fünf<br />

Megawatt, <strong>ein</strong> weiterer Ausbau ist in<br />

Verbindung mit der Aufbereitung auf<br />

Erdgasqualität und <strong>die</strong> damit verbundene<br />

Einspeisung in das öffentliche<br />

Versorgungsnetz durch den Frankfurter<br />

Energieversorgungsunternehmen<br />

Mainova vorgesehen. Auf <strong>die</strong>se Weise<br />

<strong>wird</strong> das Bio-Erdgas künftig dort<br />

genutzt, wo es am sinnvollsten ist – <strong>ein</strong><br />

Beispiel dafür, wie <strong>die</strong> Industrie <strong>ein</strong>en<br />

Teil der Verantwortung für <strong>die</strong> ressourcenschonende<br />

Energieversorgung<br />

der Region wahrnimmt. Bis zu 80.000<br />

Megawattstunden (MWh) Bioerdgas aus<br />

dem Industriepark Höchst werden dann<br />

dazu beitragen, dass weniger konven-<br />

tionelles Erdgas benötigt und der<br />

Kohlendioxid-Ausstoß somit reduziert<br />

<strong>wird</strong>. Die Menge von 80.000 MWh<br />

entspricht dem Jahresverbrauch von<br />

4.000 Einfamilienhäusern. Auch <strong>die</strong><br />

Produktion von Bioerdgas im Industriepark<br />

Höchst ist somit <strong>ein</strong> Stück<br />

praktizierter Klimaschutz.<br />

Industrielle Produktion in der Chemie-<br />

und Pharmabranche braucht in jedem<br />

Fall Energie. Ziel muss es s<strong>ein</strong>, <strong>die</strong> damit<br />

<strong>ein</strong>hergehenden klimaschädlichen<br />

Auswirkungen durch <strong>ein</strong>e effiziente<br />

Energieumwandlung und –verteilung<br />

sowie <strong>die</strong> zukunftsfähige, Nutzung von<br />

ressourcenschonenden Energieträgern<br />

so weit wie möglich zu reduzieren.<br />

Foto: CDon Anlage.<br />

© BASF<br />

<strong>Sites</strong> <strong>Sites</strong> & & <strong>Services</strong> 2513


Um Rohstoff zu sparen und Emissionen<br />

zu senken, versuchen<br />

<strong>die</strong> Betreiber, den Wirkungsgrad von<br />

Kohlekraftwerken immer weiter zu<br />

erhöhen. In der Oberlausitz entsteht<br />

<strong>ein</strong>er der modernsten Braunkohle-<br />

Kraftwerksblöcke weltweit. Während<br />

der durchschnittliche Wirkungsgrad<br />

<strong>die</strong>ser Anlagen bei 30 Prozent liegt, soll<br />

er in Block R des Kraftwerks Boxberg<br />

mehr als 43 Prozent erreichen. Die<br />

Rohre, <strong>die</strong> den Wasserdampf zu den<br />

Turbinen leiten, sind dafür <strong>ein</strong> wichtiger<br />

Baust<strong>ein</strong>. Mit über 600 Grad schießt der<br />

Dampf durch <strong>die</strong> Leitungen schießen,<br />

ohne dass sie rissig werden oder sich<br />

verformen dürfen, und das bei <strong>ein</strong>em<br />

Druck von 280 bar.<br />

Die Rohre aus dem Spezialstahl P<br />

92, <strong>ein</strong>e Legierung mit Chrom, Wolfram,<br />

Molybdän, Vanadium und Niob,<br />

werden von Bilfinger Berger an <strong>ein</strong>er<br />

vier Millionen Euro teuren Maschine<br />

millimetergenau gebogen. „Bis zu 13<br />

Tonnen wiegt so <strong>ein</strong> Rohrsegment“, sagt<br />

Projektleiter Arno Schulz. 150 Meter<br />

hohe Kräne sind nötig, um <strong>die</strong> Elemente<br />

im Kraftwerk in <strong>die</strong> richtige Position zu<br />

bugsieren. Mit schweren Stahlhaken<br />

und Kettenzügen übernehmen <strong>die</strong><br />

Arbeiter <strong>die</strong> F<strong>ein</strong>justierung.<br />

Tag und Nacht sind Rohrleitungsspezialisten<br />

damit beschäftigt, <strong>die</strong> Segmente<br />

zu <strong>ein</strong>em Gesamtsystem zusammenzu-<br />

schweißen. Für <strong>die</strong> besonders dicken<br />

Rohre setzen sie dafür <strong>ein</strong> automatisiertes<br />

Verfahren <strong>ein</strong>, das computergesteuerte<br />

Orbital-Engspaltschweißen. „Vor<br />

allem, weil es präziser ist als von Hand“,<br />

erklärt Schweißer Uto Kubitzki und legt<br />

<strong>ein</strong>e Metallschiene um <strong>ein</strong>es der beiden<br />

Rohrenden, <strong>die</strong> er mit<strong>ein</strong>ander verbinden<br />

will. Zwischen den Rohren lässt er<br />

Kohle sparen, Klima schonen<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 14<br />

<strong>ein</strong>en Spalt frei, <strong>die</strong>se <strong>ein</strong> Zentimeter<br />

breite Lücke <strong>wird</strong> nun Schritt für Schritt<br />

mit Schweißdraht aufgefüllt. Dafür<br />

bringt Kubitzki an der Schiene <strong>ein</strong>en<br />

etwa 15 Zentimeter langen Dorn an,<br />

der in den Spalt hin<strong>ein</strong>ragt. An s<strong>ein</strong>er<br />

Spitze glüht <strong>die</strong> Schweißelektrode, <strong>die</strong><br />

mit jeder Umdrehung <strong>ein</strong>e millimeterdünne<br />

Lage über <strong>die</strong> nächste schweißt.<br />

Langsam und präzise geht <strong>die</strong> Arbeit<br />

voran. Eine Runde dauert 20 Minuten,<br />

etwa 80 Umdrehungen sind nötig, bis<br />

der acht<strong>ein</strong>halb Zentimeter tiefe Spalt<br />

gefüllt ist und <strong>die</strong> Rohre stabil mit<strong>ein</strong>ander<br />

verbunden sind.<br />

Bis weit über <strong>ein</strong>en halben Meter<br />

reichen <strong>die</strong> <strong>Durch</strong>messer der Rohre, sie<br />

schlängeln sich von der ebenen Erde<br />

bis hoch unter <strong>die</strong> Decke des 135 Meter<br />

hohen Kesselhauses, winden sich über<br />

hunderte von Metern durch <strong>ein</strong> Gewirr<br />

aus Gerüsten, Treppen, Stahlträgern<br />

und Ketten. „In den letzten Jahren gab<br />

es enorme Entwicklungen im Kraftwerksbau“,<br />

erzählt Arno Schulz. „Vor<br />

allem <strong>die</strong> Wirkungsgrade sind gestie-<br />

gen.“ Mit den P 92-Rohrleitungen trägt<br />

Bilfinger Berger zum Klimaschutz bei,<br />

„denn je effizienter wir jedes Gramm<br />

Kohle ausnutzen, desto weniger CO₂<br />

<strong>wird</strong> freigesetzt.“<br />

Um <strong>die</strong> Wirkungsgrade immer weiter<br />

zu erhöhen, forscht Bilfinger Berger an<br />

neuen Methoden. So <strong>wird</strong> in Block R<br />

auch das im Konzern entwickelte<br />

Powerise-Verfahren<br />

Anwendung finden, bei dem<br />

<strong>die</strong> Restwärme des noch bis<br />

zu 150 Grad heißen Rauchgases<br />

beispielsweise zum Vorwärmen<br />

des Speisewassers <strong>ein</strong>gesetzt <strong>wird</strong>.<br />

Weitere Effizienzsteigerungen werden<br />

durch <strong>ein</strong>e verbesserte Trocknung der<br />

Braunkohle erreicht. Bei <strong>ein</strong>er Versuchsanlage<br />

im Vattenfall- Kraftwerk<br />

Schwarze Pumpe testet der Industrie<strong>die</strong>nstleister<br />

<strong>die</strong> druckaufgeladene<br />

Dampfwirbelschichttrocknung. Ein<br />

höherer Druck in der Anlage erlaubt<br />

niedrigere Temperaturen und damit<br />

<strong>ein</strong>en geringeren Energie<strong>ein</strong>satz als<br />

herkömmliche Methoden. Ähnlich<br />

wie in <strong>ein</strong>em Schnellkochtopf <strong>wird</strong> <strong>die</strong><br />

Wärmeenergie optimal ausgenutzt, der<br />

Wassergehalt der Braunkohle gleicht<br />

sich dem von St<strong>ein</strong>kohle an. Der Wirkungsgrad<br />

so ausgestatteter Kraftwerke<br />

kann um bis zu fünf Prozentpunkte<br />

zunehmen.<br />

Auf weitere Effizienzsteigerungen zielt<br />

<strong>ein</strong>e Versuchsanlage in Gelsenkirchen<br />

ab, in der 700 Grad heißer Dampf durch<br />

<strong>die</strong> Leitungen schießt. Bilfinger Berger<br />

hat für <strong>die</strong> dort verwendeten Rohre den<br />

Foto: Tag und Nacht sind Rohrleitungsspezialisten<br />

damit beschäftigt,<br />

<strong>die</strong> Segmente zu <strong>ein</strong>em Gesamtsystem<br />

zusammenzuschweißen. Für <strong>die</strong><br />

besonders dicken Rohre setzen sie<br />

dafür <strong>ein</strong> automatisiertes Verfahren<br />

<strong>ein</strong>, das computergesteuerte Orbital-<br />

Engspaltschweißen.


Fotos: Bilfinger Berger<br />

Werkstoff Alloy 617 verarbeitet, der zum<br />

größten Teil aus extrem hitzebeständigem<br />

Nickel besteht. Nach vier Jahren<br />

Testbetrieb untersuchen Metallurgen<br />

nun <strong>die</strong> Auswirkungen auf das Material.<br />

„In fünf bis sechs Jahren können<br />

wir Kraftwerke mit Rohrleitungen aus<br />

Nickelbasiswerkstoffen versorgen“, sagt<br />

Gerd Lesser, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

von Bilfinger Berger Power<br />

<strong>Services</strong>. „Zusammen mit unseren<br />

Verfahren zur Kohlevortrocknung und<br />

Wärmerückgewinnung werden wir<br />

beim Wirkungsgrad <strong>die</strong> 50-Prozent-<br />

Marke schaffen.“<br />

Der durchschnittliche Wirkungsgrad<br />

von Kohlekraftwerken beträgt weltweit<br />

rund 30 Prozent, in Europa 36 Prozent.<br />

In Deutschland erzielen Anlagen durchschnittliche<br />

Wirkungsgrade von 38 Prozent<br />

und zählen damit zur Weltspitze.<br />

In der Technik von Kohlekraftwerken<br />

steckt noch erhebliches Entwicklungspotenzial<br />

zur Senkung von Kohleverbrauch<br />

und CO₂-Emissionen. Die Weiterentwicklung<br />

zielt in den nächsten zehn<br />

Jahren auf <strong>ein</strong>en Wirkungsgrad von 55<br />

Prozent.<br />

www.bilfinger.com<br />

INDISTA 2011<br />

Foto: In der Technik von Kohlekraftwerken<br />

steckt noch erhebliches<br />

Entwicklungspotenzial zur Senkung<br />

von Kohleverbrauch und CO2-Emissionen.<br />

Die Weiterentwicklung zielt in<br />

den nächsten zehn Jahren auf <strong>ein</strong>en<br />

Wirkungsgrad von 55 Prozent.<br />

Quo vADIS INDuSTrIepArkServIce?<br />

Branchentreffen am 20.09.2011<br />

im Maritim Hotel Köln, Heumarkt 20. www.INDISTA.de


Neuer industrieller Herstellungsprozess verringert<br />

Stromverbrauch und reduziert CO₂-Emissionen.<br />

Clevere Technologie<br />

erhöht Energieeffizienz<br />

Bayer MaterialScience will mit der<br />

Einführung <strong>ein</strong>es neuen industriellen<br />

Herstellungsprozesses den<br />

Energieverbrauch und <strong>die</strong> CO2-<br />

Emissionen erheblich senken. Im<br />

Chempark Krefeld-Uerdingen wurde<br />

jetzt <strong>ein</strong>e Demonstrationsanlage mit<br />

<strong>ein</strong>er Jahreskapazität von 20.000<br />

Tonnen Chlor in Betrieb genommen.<br />

Die dabei verwendete Sauerstoffverzehrkathoden-Technologie<br />

ist<br />

in <strong>die</strong> neue Elektrolysetechnologie<br />

von Uhde/UHDENORA <strong>ein</strong>gebaut.<br />

Die Kombination der beiden Technologien<br />

wurde in den vergangenen<br />

acht Jahren bei Bayer in Leverkusen<br />

entwickelt. Soweit der großtechnische<br />

Testbetrieb in den kommenden<br />

zwei Jahren erfolgreich verläuft, will<br />

Bayer s<strong>ein</strong>e Chlorproduktion schrittweise<br />

umrüsten. Zudem wollen <strong>die</strong><br />

Unternehmen das neue Verfahren<br />

auch dem Weltmarkt anbieten. Große<br />

deutsche Chlorproduzenten haben<br />

bereits Interesse bekundet, ebenso<br />

Firmen in der Region Asien/Pazifik.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 16<br />

„Die Verbesserung der Energieeffizienz<br />

in den Herstellungsprozessen<br />

der chemischen Industrie kann den<br />

Stromverbrauch in Deutschland wie<br />

in der Welt erheblich reduzieren“, sagt<br />

Patrick Thomas, Vorstandsvorsitzender<br />

von Bayer MaterialScience. „Das Thema<br />

Energieeffizienz kommt in der aktuellen<br />

Diskussion vielfach zu kurz. Die Politik<br />

konzentriert sich momentan zu sehr<br />

auf <strong>die</strong> Stromgewinnung. Sie sollte ihr<br />

Augenmerk verstärkt auch auf <strong>die</strong> Frage<br />

richten, wie man den Stromverbrauch<br />

mit vergleichsweise geringem Aufwand<br />

deutlich senken kann.“<br />

In Modellrechnungen sind Experten zu<br />

dem Ergebnis gekommen, dass bei flächendeckender<br />

Umsetzung der Bayer-<br />

mit der Uhde/UHDENORA-Technologie<br />

all<strong>ein</strong> in Deutschland <strong>ein</strong>e Strommenge<br />

<strong>ein</strong>gespart würde, wie sie zur Versorgung<br />

<strong>ein</strong>er Großstadt wie Köln benötigt<br />

<strong>wird</strong>. Das entspricht der Leistung <strong>ein</strong>es<br />

700-Megawatt-Kraftwerks.<br />

Patrick Thomas fordert <strong>die</strong> Politik auf,<br />

nicht nur <strong>die</strong> Entwicklung von energieeffizienten<br />

Produktionsprozessen<br />

zu fördern, sondern auch <strong>die</strong> breite<br />

Umsetzung solcher Technologien in der<br />

Industrie aktiv zu unterstützen. Thomas:<br />

„Mit den richtigen Anreizen wären hier<br />

in kurzer Zeit gewaltige Energie<strong>ein</strong>sparungen<br />

möglich. Als Vorreiter könnte<br />

Deutschland in Sachen Energieeffizienz<br />

Zeichen setzen.“<br />

„Wir sind stolz auf unsere langjährige<br />

Partnerschaft mit Bayer MaterialScience“,<br />

sagt Alfred Hoffmann, Mitglied<br />

der Uhde-Geschäftsführung. „Als Technologieunternehmen<br />

sind wir stetig auf<br />

der Suche nach Lösungen, <strong>die</strong> ökonomischen<br />

und ökologischen Nutzen für<br />

unsere Kunden und dem Markt bieten.<br />

Diese clevere und zukunftsorientierte<br />

Technologie hat das Potenzial für <strong>ein</strong>e<br />

solche Lösung.“<br />

Chlor ist <strong>ein</strong> unverzichtbarer Grundstoff<br />

in der modernen Chemi<strong>ein</strong>dustrie.<br />

Die elektrochemische Gewinnung von<br />

Chlor ist allerdings <strong>ein</strong>er der energieaufwändigsten<br />

Prozesse in der gesamten<br />

Branche. Chlor <strong>wird</strong> insbesondere für<br />

<strong>die</strong> Produktion von Kunststoffen, aber<br />

auch zum Beispiel für <strong>die</strong> Herstellung<br />

von Medikamenten benötigt.<br />

www.bayermaterialscience.de<br />

www.uhde.eu.


INNOVATIVE WERKSTOFFE BRAUCHEN<br />

INNOVATIVE STANDORTE.<br />

CHEMPARK, mit Rh<strong>ein</strong>lage. Der richtige Platz, um in <strong>die</strong> Zukunft zu investieren.<br />

Gerade innovative Werkstoff e brauchen <strong>ein</strong> gutes Umfeld für Forschung, Entwicklung und Produktion. Dieses fi nden<br />

Chemie- und chemienahe Unternehmen besonders gut im CHEMPARK – und <strong>die</strong>s an allen drei Standorten in Leverkusen,<br />

Dormagen und Krefeld-Uerdingen. In bester Lage direkt am Rh<strong>ein</strong> bietet der CHEMPARK vielfältige Produktverbünde,<br />

<strong>ein</strong> umfassendes Service-Portfolio sowie <strong>ein</strong>e sehr gute Infrastruktur. All <strong>die</strong>se Vorteile ergänzen sich Stück<br />

für Stück zu <strong>ein</strong>em idealen Platz für Zukunfts-Investitionen. Und das für bereits ansässige und für<br />

zukünftig hier tätige Unternehmen.<br />

Currenta GmbH & Co. OHG<br />

CHEMPARK<br />

51368 Leverkusen<br />

www.chempark.de<br />

Powered by CURRENTA<br />

Europas Chemiepark<br />

Europas Chemiepark<br />

Leverkusen<br />

Dormagen<br />

Krefeld-Uerdingen


Die erneuerbaren Energien haben<br />

weltweit Hochkonjunktur. Mit großem<br />

Einsatz <strong>wird</strong> an der Weiterentwicklung<br />

und Optimierung der verschiedenen<br />

Technologien gearbeitet. In der<br />

Photovoltaik eröffnet <strong>die</strong> Dünnschichtzelle<br />

neue Möglichkeiten. Sie benötigt<br />

im Vergleich zu herkömmlichen Solar-<br />

zellen aus Siliziumkristallen nur <strong>ein</strong>en<br />

Bruchteil des teuren Rohstoffs und lässt<br />

sich wesentlich flexibler <strong>ein</strong>setzen. Die<br />

GreenSolar Equipment Manufacturing<br />

Ltd. entwickelt und produziert in Budapest<br />

sogenannte Tandem-Dünnschichtzellen.<br />

Ihre Siliziumschichten sind nur<br />

wenige Mikrometer dick, weil sie aus<br />

gasförmigen Vorprodukten entstehen.<br />

Weitere Gase spielen bei der Herstellung<br />

der Solarpanele ebenfalls <strong>ein</strong>e<br />

wichtige Rolle.<br />

Das wichtigste Material für <strong>die</strong> Herstellung<br />

von Solarzellen ist Silizium.<br />

Das Halbmetall verfügt über <strong>die</strong><br />

Halbleiter-Eigenschaften, mit deren<br />

Hilfe sich Sonnenlicht in elektrischen<br />

Strom verwandeln lässt. Der Rohstoff ist<br />

eigentlich reichlich vorhanden: Unsere<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 10 18<br />

Erde besteht zu rund 15 Prozent aus<br />

<strong>die</strong>sem Element, <strong>die</strong> Erdkruste sogar<br />

zu rund 25 Prozent. Sand, Ton, Lehm<br />

und <strong>die</strong> meisten Gest<strong>ein</strong>e enthalten<br />

überwiegend Siliziumverbindungen.<br />

Trotzdem ist Silizium in hochr<strong>ein</strong>er und<br />

kristalliner Form <strong>ein</strong> ziemlich teures<br />

Material. In <strong>die</strong>ser Form <strong>wird</strong> es auch für<br />

Dünnschicht-Solarzellen für vielfältigen Einsatz:<br />

Sonne, Gas und Energie<br />

herkömmliche Solarzellen genutzt, <strong>die</strong><br />

inzwischen auf vielen Hausdächern zu<br />

finden sind. Die Herstellung von r<strong>ein</strong>em<br />

Silizium benötigt aber große Mengen<br />

Energie und ist mit erheblichen CO₂-<br />

Emissionen verbunden. Die kristalline<br />

Form schränkt zudem <strong>die</strong> Möglichkeiten<br />

der Bearbeitung und Formgebung<br />

stark <strong>ein</strong>. Deshalb wächst das Interesse<br />

an Siliziumarten, <strong>die</strong> bei deutlich geringerem<br />

Material<strong>ein</strong>satz für <strong>die</strong> Photovoltaik<br />

geeignet sind und sich zugleich<br />

leichter bearbeiten lassen.<br />

Ein Hauch von Silizium<br />

Diese Anforderungen werden vor allem<br />

von amorphem und mikrokristallinem<br />

Silizium erfüllt. Da sie nur in hauchf<strong>ein</strong>en<br />

Schichten von wenigen tausendstel<br />

Die Messer Gruppe: Messer zählt zu den<br />

führenden Industriegaseunternehmen<br />

und ist in über 30 Ländern in Europa<br />

und Asien sowie in Peru mit mehr als 60<br />

operativen Gesellschaften aktiv. 5288<br />

Mitarbeiter erwirtschafteten im Jahr<br />

2010 <strong>ein</strong>en konsoli<strong>die</strong>rten Umsatz von<br />

909 Mio. Euro. www.messergroup.com<br />

Foto: Solarpanele machen <strong>die</strong> Energie<br />

der Sonne nutzbar. © GreenSolar<br />

Equipment Manufacturing Ltd.<br />

Millimetern benötigt werden, lässt sich<br />

der Siliziumverbrauch pro Quadratmeter<br />

Solarzelle um bis zu 99,9 Prozent<br />

senken. GreenSolar verwendet das<br />

sogenannte Tandem-Verfahren, bei<br />

dem Schichten aus amorphem und<br />

mikrokristallinem Silizium über<strong>ein</strong>ander<br />

entstehen. Die beiden Materialien<br />

haben unterschiedliche Eigenschaften;<br />

in der Kombination bilden sie <strong>ein</strong>e<br />

kostengünstige Solarzelle mit relativ<br />

hohem Wirkungsgrad.<br />

Um möglichst dünne Lagen zu produzieren,<br />

werden <strong>die</strong> photovoltaischen<br />

Werkstoffe auf <strong>ein</strong>e Trägerschicht<br />

aufgedampft. Sie müssen also zunächst<br />

gasförmig bereitgestellt und in <strong>ein</strong>em<br />

ausgeklügelten Prozess auf dem Träger<br />

fixiert werden. Dabei werden Silan –<br />

<strong>ein</strong>e Verbindung von Silizium und Wasserstoff<br />

(SiH4) – sowie Bor und Phosphor<br />

in gasförmigen Verbindungen<br />

<strong>ein</strong>gesetzt. Letztere werden gebraucht,<br />

damit sich bei Sonnen<strong>ein</strong>strahlung Ionen<br />

bilden können, aus deren Fluss der<br />

photovoltaische Strom entsteht. Neben<br />

den drei Stoffen, <strong>die</strong> schließlich auf der<br />

Trägerschicht verbleiben, werden für<br />

das Verfahren auch <strong>die</strong> Gase Argon, Helium,<br />

Methan, Stickstoff und Wasserstoff<br />

benötigt. Alle sieben Gase werden vom<br />

Industriegasehersteller Messer in Flaschen<br />

zu den Anlagen von GreenSolar<br />

geliefert – nicht nur in Budapest, da das<br />

Unternehmen neben den Kollektoren<br />

Quelle: Pressefoto BASF


auch <strong>die</strong> Anlagen zu ihrer Produktion<br />

verkauft. Das eigens auf das Tandem-<br />

Verfahren abgestimmte Gasversorgungssystem<br />

haben <strong>die</strong> Experten der<br />

beiden Unternehmen entwickelt.<br />

Mehrfach ökologisch<br />

Die Gasflaschen werden in <strong>ein</strong>er Sicherheitskabine<br />

gelagert. Von dort gelangen<br />

<strong>die</strong> Gase zunächst in <strong>ein</strong>en Mischer,<br />

in dem das spezifisch abgestimmte Gasgemisch<br />

entsteht. Es <strong>wird</strong> anschließend<br />

über Rohrleitungen in <strong>die</strong> Panelproduktion<br />

transportiert. Dank der enor-<br />

NRW ist bereit für<br />

<strong>die</strong> Energiewende<br />

Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen ist auf <strong>ein</strong>em<br />

guten Weg, um zum führenden Forschungsland<br />

für Energie- und Klimaschutz<br />

in Europa zu werden. „Umwelt,<br />

Ökonomie und soziale Verantwortung<br />

sind k<strong>ein</strong>e Gegensätze: Wir wollen Energie<br />

und Nachhaltigkeit zu <strong>ein</strong>em zentralen<br />

Wirtschaftsfaktor machen“, sagte<br />

Wissenschaftsministerin Svenja Schulze<br />

anlässlich der 9. Journalistenfahrt der<br />

Energie.Agentur.NRW im Juli.<br />

„Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen <strong>wird</strong> s<strong>ein</strong>e führenden<br />

Rollen im Bereich der Elektromobilität,<br />

der Speicherforschung sowie<br />

der Windkrafttechnik weiter ausbauen,<br />

damit wir für zukunftsfähige Mobilität<br />

und Energieversorgung optimal aufgestellt<br />

sind. Das ist nicht zuletzt auch<br />

<strong>ein</strong> Wirtschaftsthema, denn der Export<br />

leistungsstarker E-Mobile, Batterien und<br />

Windanlagengetriebe „Made in NRW“<br />

sichert den Ausbau der Hochschulen im<br />

Lande und innovative Arbeitsplätze in<br />

vielen Unternehmen“, so Schulze.<br />

Die erste Station der Fahrt war das<br />

Institut für Mechatronik an der Universität<br />

Duisburg-Essen (www.uni-due.de/<br />

mechatronik), das von Dekan Prof. Dr.<br />

Dieter Schramm und Prof. Dr. Angelika<br />

H<strong>ein</strong>zel vorgestellt wurde. Am dortigen<br />

Fahrzeugsimulator für <strong>die</strong> Entwicklung<br />

von Elektroautos steht <strong>die</strong> Erprobung<br />

von Nutzfahrzeugen vom Typ Ford Transit<br />

Electric und Transit Connect Electric<br />

im Liefer- und Verteilerverkehr im<br />

Mittelpunkt. Die Universität Duisburg-<br />

Essen bildet zusammen mit den Ford-<br />

Werken GmbH, der Rh<strong>ein</strong>Energie AG<br />

sowie der Stadt Köln das Konsortium<br />

ColognE-mobil, das in der Modellregion<br />

men Material<strong>ein</strong>sparung <strong>wird</strong> bei der<br />

Herstellung des Halbleiters wesentlich<br />

weniger Energie verbraucht, und auch<br />

<strong>die</strong> Emission von Kohlendioxid <strong>wird</strong><br />

deutlich verringert. Auf <strong>die</strong>se Weise<br />

sind <strong>die</strong> Dünnschichtzellen nicht erst im<br />

Betrieb, als schadstofffreier Stromlieferant,<br />

sondern schon in der Herstellung<br />

besonders umweltfreundlich.<br />

Das Dünnschicht-Verfahren erlaubt es,<br />

unterschiedliche Trägermaterialien zu<br />

verwenden und <strong>die</strong> Transparenz der<br />

Kollektoren nach Wunsch zu gestalten.<br />

So lassen sich auch Flächen für<br />

Rh<strong>ein</strong>-Ruhr alle Facetten der E-Mobilität<br />

entwickelt und testet. Ziel der Forschungen<br />

ist es zum Beispiel, Speicher<br />

zu entwickeln, mit denen <strong>die</strong> Reichweite<br />

von Batterie betriebenen Autos<br />

wesentlich verbessert werden kann.<br />

„Die am Lehrstuhl für Mechatronik entwickelten<br />

Fahrsimulatoren gestatten es,<br />

von realen Fahrern gesteuerte virtuelle<br />

Fahrzeuge in virtuellen Verkehrsszenarien<br />

zu erproben. Daraus lassen sich<br />

wertvolle Rückschlüsse auf technische<br />

Machbarkeit, Be<strong>die</strong>nbarkeit, Umweltauswirkung<br />

und Akzeptanz zukünftiger<br />

Fahrzeugtechnologien ziehen“, so Prof.<br />

Dr. Schramm zu den Ergebnissen s<strong>ein</strong>er<br />

Forschungsaktivitäten.<br />

Beim Fraunhofer-Institut UMSICHT in<br />

Oberhausen (www.battery-lab.umsicht.<br />

fraunhofer.de), das dessen Leiter, Prof.<br />

Dr.-Ing. Eckhard Weidner präsentierte,<br />

stellte Dr.-Ing. Christian Dötsch <strong>ein</strong>es<br />

der euro-paweit größten Testlabors für<br />

Redox-Flow-Batterien für <strong>die</strong> Speicherung<br />

von Ökostrom vor. Künftig müssen<br />

<strong>die</strong> wachsenden Mengen an Sonnen-<br />

und Windstrom für dunkle oder windschwache<br />

Zeiten gespeichert werden.<br />

Eine Lösung sind Redox-Flow-Batterien,<br />

<strong>die</strong> bis zu 2000 Haus-halte versorgen<br />

können.<br />

„Eine stabile Versorgung mit Strom <strong>wird</strong><br />

durch <strong>die</strong> Speicherung von Energie, <strong>die</strong><br />

Erweiterung der Netzkapazitäten und<br />

<strong>die</strong> Regelung von Stromerzeugung und<br />

-verbrauch erreicht. Städte haben <strong>ein</strong><br />

enormes Potenzial zur Energiespeicherung<br />

sowie zum Ausgleich zwischen<br />

Ener-gieangebot und –nachfrage im lokalen<br />

Netz. Im Fraunhofer-Zukunftsprojekt<br />

„Der hybride Stadtspeicher“<br />

kombinieren wir reale und virtuelle<br />

Speicher mit dem Ziel, fluktuierende,<br />

erneuerbare Energien optimal ins Netz<br />

zu integrieren“, erklärte Dr. Dötsch.<br />

<strong>die</strong> Energiegewinnung nutzen, <strong>die</strong> für<br />

herkömmliche Solarmodule nicht in<br />

Frage kommen. Eine Mehrfachnutzung<br />

steigert <strong>die</strong> ökologische Effizienz: Die<br />

Tandem-Zellen können als photovoltaische<br />

Beschichtung auf Fensterglas,<br />

Fassaden- oder Dachelementen aufgebracht<br />

werden und zugleich als Sonnen-,<br />

Schall- und Sichtschutz <strong>die</strong>nen.<br />

Die Panele können außerdem gleichzeitig<br />

für <strong>die</strong> Wärmedämmung oder<br />

<strong>die</strong> Kühlung von Gebäuden <strong>ein</strong>gesetzt<br />

werden. Sie können sogar als Umlenkantennen<br />

fungieren, etwa zur Weiterleitung<br />

von Mobilfunksignalen.<br />

Letzte Station der Tour war <strong>die</strong> RWTH<br />

Aachen und das Institut für Maschinenelemente<br />

u. Maschinengestaltung<br />

(www.ime.rwth-aachen.de) mit s<strong>ein</strong>em<br />

Leiter Prof. Dr. Georg Jacobs. Mit <strong>ein</strong>em<br />

weltweit <strong>ein</strong>zigartigen Windkraft-Prüfstand<br />

werden <strong>die</strong> Aachener Wissenschaftler<br />

u.a. <strong>die</strong> Gebrauchsdauer von<br />

Windenergieanlagen erforschen. Dank<br />

der breiten Technikkompetenz an der<br />

RWTH (16 Institute befassen sich mit<br />

<strong>die</strong>sem Thema) kann das Windenergiesystem<br />

auf dem Prüfstand umfassend<br />

untersucht werden: Von Aerodynamik<br />

über Antriebssysteme, elektri-schen<br />

Maschinen bis hin zur Leistungselektronik<br />

sind RWTH-Wissenschaftler an der<br />

Forschung beteiligt.<br />

„Tests an Windturbinen im Labor sollen<br />

<strong>die</strong> fehlenden Daten liefern, um <strong>die</strong><br />

Zuverlässigkeit der Antriebe von Windenergieanlagen<br />

erheblich zu steigern.<br />

Mittelfristig werden <strong>die</strong> in der Industrie<br />

weit verbreiteten Kom-binationen aus<br />

elektrischen Maschinen mit mechanischen<br />

Getrieben aufgrund ihrer wettbewerbsfähigen<br />

Herstellkosten weiter an<br />

Bedeutung gewinnen“, sagte Prof. Dr.<br />

Jacobs.<br />

Ministerin Schulze zog <strong>ein</strong>e positive<br />

Bilanz der Reise<strong>ein</strong>drücke: „Nordrh<strong>ein</strong>-<br />

Westfalen ist auf dem richtigen Weg.<br />

Die heutige Reise hat gezeigt, dass<br />

NRW zum entscheidenden Motor für<br />

<strong>die</strong> Energiewende werden kann. Wir<br />

sind schon heute <strong>ein</strong>er der wichtigsten<br />

Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorte<br />

in Europa. Diese Rolle wollen wir<br />

weiter aus-bauen und NRW zu <strong>ein</strong>er der<br />

fortschrittlichsten Regionen machen.“<br />

www.wissenschaft.nrw.de<br />

www.cef.nrw.de<br />

www.energieagentur.nrw.de<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 19


Bislang verbrannten Öl, Kohle und<br />

Gas im Kessel des Electrabel-Kraftwerks<br />

im belgischen Rodenhuize. Nun<br />

rüstet Bilfinger Berger <strong>die</strong> Anlage auf<br />

<strong>ein</strong>en nachwachsenden Rohstoff um:<br />

Künftig soll dort Holz verfeuert werden.<br />

Der kolossale Gasvorwärmer am Kranseil<br />

löst sich mit <strong>ein</strong>em quietschenden<br />

Geräusch, das durch Mark und B<strong>ein</strong><br />

geht, langsam aus der Kraftwerksanlage<br />

heraus. Mehr als 20 Jahre lang hat<br />

das fünf Meter lange, quaderförmige<br />

Gerät 40 Grad warmes Gas auf 300 Grad<br />

aufgeheizt, um es weiter in den Brenner<br />

zu blasen.<br />

Lars Dörnenburg zeigt auf <strong>die</strong> schwarze<br />

Masse, <strong>die</strong> an den Seiten herunterrieselt.<br />

„Wegen <strong>die</strong>ser Gasrückstände war<br />

es Zeit für <strong>ein</strong>en Austausch“, sagt der<br />

Bauleiter von Bilfinger Berger. Der Kranführer<br />

setzt den alten Gasvorwärmer ab<br />

und hebt das neue Bauteil computergesteuert<br />

an s<strong>ein</strong>en Platz. Zwei Stunden<br />

dauert das komplizierte Manöver.<br />

Lars Dörnenburg und s<strong>ein</strong>e Kollegen<br />

modernisieren das Kraftwerk Rodenhuize<br />

nördlich von Gent und rüsten<br />

es auf den Betrieb mit Biomasse um.<br />

Der belgische Energieversorger Electrabel,<br />

<strong>ein</strong>e Tochtergesellschaft von<br />

GDF SUEZ, will in der Anlage künftig<br />

Holzstaub verfeuern und damit Strom<br />

CO2-neutral produzieren. Das Projekt<br />

ist <strong>ein</strong>e Pioniertat. Nach dem Umbau<br />

<strong>wird</strong> das Kraftwerk <strong>ein</strong>e thermische<br />

Leistung von 560 Megawatt erzielen.<br />

Nie zuvor hat <strong>ein</strong> Kraftwerk <strong>die</strong>ser<br />

Dimension solch <strong>ein</strong>e Modernisierung<br />

erfahren. Neben den Engineering-<br />

Einheiten in Oberhausen verfügt <strong>die</strong><br />

Gesellschaft über eigene Fertigungskapazitäten<br />

für spezielle Kraftwerkskomponenten<br />

und das größte Montageteam<br />

in Deutschland. So können<br />

Entwicklung, Konstruktion, Fertigung,<br />

Montage und Inbetriebnahme aus<br />

<strong>ein</strong>er Hand angeboten werden.<br />

Es ist nicht all<strong>ein</strong> der neue Brennstoff,<br />

der <strong>die</strong> Aufgabe in Rodenhuize zu<br />

<strong>ein</strong>er Herausforderung macht. Electrabel<br />

will neben Biomasse weiterhin<br />

auch Erdgas und das im benachbarten<br />

Stahlwerk anfallende Hochofengas<br />

verbrennen können.<br />

„Um drei Brennstoffe in <strong>ein</strong>em Kessel<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 20<br />

verfeuern zu können, ist <strong>ein</strong>e komplexe<br />

Technik und sehr ausgefeilte<br />

Planung nötig“, erläutert Dr. Christian<br />

Storm, Leiter des Bereichs Technik<br />

und Engineering bei Bilfinger Berger<br />

Power <strong>Services</strong>. In der Planungsphase<br />

simulierten <strong>die</strong> Ingenieure alle<br />

möglichen Szenarien am Computer,<br />

um sicherzustellen, dass <strong>die</strong> strengen<br />

Grenzwerte für den Ausstoß von Stickoxiden<br />

<strong>ein</strong>gehalten werden. Luftkanäle<br />

und Dampferzeugerkomponenten<br />

mussten immer wieder neu dimensioniert<br />

werden, bis <strong>ein</strong>e praktikable<br />

Lösung auf dem Tisch lag und der<br />

Auftrag unter Dach und Fach war.<br />

Biomasse im Großkraftwerk<br />

Bilfinger Berger passt 24 Brenner für<br />

den Betrieb mit Holzstaub an, liefert<br />

zwölf neue Gichtgasbrenner inklusive<br />

der Gasvorwärmer, erneuert<br />

Luftkanäle und installiert <strong>ein</strong>e Ausbrandluftebene<br />

– <strong>ein</strong> Modul, das den<br />

Schadstoffausstoß durch zusätzliche<br />

Luftzufuhr verringert.<br />

Eine Anlage für Staubfeuerung mit<br />

Biomasse in <strong>die</strong>ser Größenordnung<br />

planten <strong>die</strong> Ingenieure von Bilfinger<br />

Berger zum ersten Mal. Zwar ähneln<br />

<strong>die</strong> Biomassebrenner im Design den<br />

Kohlebrennern, mit denen sie viel Erfahrung<br />

haben. Allerdings standen sie<br />

vor der Aufgabe, <strong>die</strong> Brenner<br />

der starken mechanischen<br />

Beanspruchung durch den


Holzstaub anzupassen. Bald fanden<br />

<strong>die</strong> Feuerungsspezialisten <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fache,<br />

aber wirkungsvolle Lösung. Sie<br />

kleideten <strong>die</strong> Brenner mit besonders<br />

widerstandsfähigen Keramikplatten<br />

aus. „Bei der Montage müssen <strong>die</strong><br />

Bauteile aber sehr vorsichtig behandelt<br />

werden“, betont Projektingenieur<br />

Dr. Holger Oleschko. „Eine unachtsame<br />

Bewegung kann <strong>die</strong> Keramikplatten<br />

zerstören.“<br />

Im Kraftwerk zeigt Lars Dörnenburg<br />

auf <strong>ein</strong>en kaum zwei mal zwei Meter<br />

großen Transportschacht, den man<br />

im Vorbeigehen kaum wahrnimmt.<br />

„Das ist der <strong>ein</strong>zige Weg, um Material<br />

zum Kessel zu bringen. Rohre, Verbindungselemente,<br />

Gebläse – alles muss<br />

226878_Infraserv_AZ_1.qxd:Anz_210x148 23.08.11 09:11 Seite 3<br />

hier durch.“ In der Vergangenheit<br />

wurde <strong>die</strong> Anlage immer wieder für<br />

den Einsatz zusätzlicher Brennstoffe<br />

umgebaut. Das erschwert heute den<br />

Zugang. Für ihre Planung stützten<br />

sich <strong>die</strong> Fachleute auf alte Konstruktionspläne,<br />

<strong>die</strong>, wie sich zeigen<br />

sollte, nicht immer auf aktuellem<br />

Stand waren. „Unter der Isolierung<br />

erwartete uns <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e oder andere<br />

Überraschung“, sagt Dörnenburg.<br />

„Gem<strong>ein</strong>sam haben wir aber immer<br />

<strong>ein</strong>e Lösung gefunden. Genauso stelle<br />

ich mir konstruktive Zusammenarbeit<br />

vor“, bestätigt Frank Van den Spiegel,<br />

Projektmanager von Electrabel.<br />

„Für Bilfinger Berger ist Rodenhuize<br />

<strong>ein</strong>e wichtige Referenz in <strong>ein</strong>em<br />

zukunftsträchtigen Geschäft“, betont<br />

Christian Storm: „Bei der Umrüstung<br />

konventioneller Kraftwerke auf Biomasse<br />

haben wir nun <strong>ein</strong>en echten<br />

Wettbewerbsvorteil.“<br />

Fotos unten: Als Kraftwerks<strong>die</strong>nstleister<br />

ist Bilfinger Berger Partner der energieerzeugenden<br />

Industrie bei Neubauten und<br />

Umbauten zur Lebensdauerverlängerung,<br />

Wirkungsgradsteigerung und Rehabilitation<br />

bestehender Anlagen. Zum Beispiel<br />

das Kraftwerk Rodenhuize in Belgien: Erstmals<br />

wurde <strong>ein</strong>e Anlage <strong>die</strong>ser Größenordnung<br />

von der Feuerung mit Öl, Kohle<br />

und Gas auf CO2-neutralen Betrieb mit<br />

Holzstaub umgestellt. © Bilfinger Berger<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 13


Umweltschutz und Energieeffizienz im IP Gersthofen:<br />

Hand in Hand<br />

Vor dem Hintergrund steigender<br />

Energie- und Rohstoffpreise nimmt<br />

der Druck auf produzierende Unternehmen<br />

zu, Ressourcen effizienter <strong>ein</strong>zusetzen<br />

und den Material<strong>ein</strong>satz und <strong>die</strong><br />

damit verbundenen Kosten zu senken.<br />

Eines der Mega-Themen der Zukunft<br />

lautet daher "Ressourcenschonung<br />

und Energieeffizienz". lm lndustriepark<br />

Gersthofen sorgen Ersatzbrennstoffe<br />

seit zwei Jahren für günstige Energiepreise<br />

und <strong>ein</strong>e höhere Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Unternehmen - und schonen<br />

natürliche (knappe) Ressourcen.<br />

Der Schwerpunkt der industriellen<br />

Aktivitäten liegt im lndustriepark<br />

Gersthofen auf der Produktion von<br />

Chemikalien. Vier weltweit führende<br />

Chemieunternehmen produzieren<br />

unter anderem Grundstoffe für Wasch-<br />

und R<strong>ein</strong>igungsmittel (CABB GmbH),<br />

Polyester-Spezialprodukte (INVISTA<br />

Resins & Fibers GmbH), Pigmente für<br />

<strong>die</strong> Druckfarben- und Lackindustrie<br />

(Clariant Produkte Deutschland GmbH)<br />

oder Zusatzstoffe für <strong>die</strong> Reifenindustrie<br />

(Arizona Chemical GmbH). Energieko-<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 22<br />

sten sind für <strong>die</strong>se Unternehmen <strong>ein</strong><br />

signifikanter Produktionsfaktor, denn<br />

der Betrieb prozesstechnischer Anlagen<br />

erfordert <strong>ein</strong>e zuverlässige, ökologisch<br />

sinnvolle und ökonomisch vorteilhafte<br />

Belieferung mit Prozessdampf.<br />

<strong>Durch</strong> <strong>die</strong> lnbetriebnahme <strong>ein</strong>es neuen<br />

Heizkraftwerkes hat <strong>die</strong> Standortbetreibergesellschaft<br />

IGS seit Mitte 2009 <strong>die</strong><br />

Dampfversorgung des lndustrieparks<br />

neu und damit für <strong>die</strong> Abnehmer kostengünstiger<br />

gestaltet. Als Brennstoffe<br />

werden sogenannte Ersatzbrennstoffe<br />

(EBS) <strong>ein</strong>gesetzt, das sind feste Stoffe<br />

mit mittlerem Energiegehalt. Sie<br />

enthalten <strong>die</strong> brennbaren Anteile aus<br />

Haus- und Gewerbeabfällen wie etwa<br />

Papier, Textilien, Holz und Kunststoffe.<br />

Etwa <strong>die</strong> Hälfte davon ist biologischen<br />

Ursprungs. Diese Stoffe dürfen in<br />

Deutschland seit Mitte 2005 nicht mehr<br />

auf Deponien ungenutzt verrotten. Da<br />

sie im Vergleich zu normalem Hausmüll<br />

mehr Energie enthalten, eignen sie sich<br />

hervorragend, um Strom und Dampf zu<br />

erzeugen.<br />

Foto: Seit zwei Jahren profitieren <strong>die</strong><br />

Dampfverbraucher im Industriepark<br />

Gersthofen von <strong>ein</strong>er effizienten Energieversorgung<br />

mit niedrigen Preisen.<br />

lm lndustriepark Gersthofen versorgt<br />

<strong>die</strong> Betreibergesellschaft IGS<br />

(lndustriepark Gersthofen<br />

Servicegesellschaft) <strong>die</strong> dort ansässigen<br />

zwölf Unternehmen mit lnfrastruktur-<br />

sowie Ver- und Entsorgungsleistungen<br />

aus <strong>ein</strong>er Hand.<br />

Darunter sind auch Energien und<br />

Me<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Produktionsanlagen<br />

der hier angesiedelten Hersteller<br />

von Spezialchemikalien über <strong>ein</strong><br />

weit verzweigtes Rohrleitungsnetz<br />

erreichen. Die IGS gehört seit mehr<br />

als fünf Jahren als 100-prozentige<br />

Tochtergesellschaft zu <strong>ein</strong>em<br />

der größten und erfolgreichsten<br />

Energie<strong>die</strong>nstleister Deutschlands,<br />

der MVV Energie<strong>die</strong>nstleistungen<br />

GmbH mit Hauptsitz in Mannheim.<br />

Kontakt:<br />

Ingrid Knöpfle, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Tel. 0821 479-2444<br />

ingrid.knoepfle@mvv-igs.de<br />

www.industriepark-gersthofen.de<br />

Niedrige Abfallberge, deutlich<br />

weniger CO₂-Ausstoß<br />

EBS-Kraftwerke stellen nicht nur <strong>ein</strong>en<br />

wichtigen Teil des Verwertungskreislaufs<br />

dar. Mit der gleichzeitigen Erzeu-


gung von Strom und Dampf durch<br />

Kraft-Wärme-Kopplung <strong>wird</strong> der<br />

Energiegehalt des Brennstoffes auf<br />

höchstmögliche Weise umgesetzt. Was<br />

früher ungenutzt auf Deponien landete,<br />

ersetzt nun wertvolles Erdöl und Erdgas.<br />

Die IGS setzt ausschließlich gezielt<br />

für <strong>die</strong> Energiegewinnung aufbereitete<br />

Ersatzbrennstoffe <strong>ein</strong>. Das heißt, der<br />

Brennstoff unterliegt <strong>ein</strong>er strengen<br />

Klassifizierung und ist bei Anlieferung<br />

bereits sortiert, zerkl<strong>ein</strong>ert, gesiebt und<br />

entschrottet.<br />

<strong>Durch</strong> <strong>die</strong> Verwendung von Ersatzbrennstoffen<br />

in <strong>ein</strong>er modernen, auf <strong>die</strong><br />

Bedürfnisse des Standortes zugeschnittenen<br />

Anlage können Umweltschutz<br />

und wirtschaftliche Erfordernisse<br />

optimal in Einklang gebracht werden.<br />

Es gelingt damit, <strong>die</strong>se Abfälle hocheffizient<br />

zu verwerten. Dies wiederum<br />

steht im Einklang mit den politischen<br />

Zielen der bayerischen Abfallwirtschaft.<br />

Und spart pro Jahr etwa 20.000 Tonnen<br />

an CO₂-Ausstoß.<br />

Technische Daten des EBS-Kraftwerks<br />

(siehe Foto links unten):<br />

Investitionssumme: ca. 30 Mill. Euro<br />

Feuerungswärmeleistung: 35 MW<br />

Elektrische Leistung: 7 MW<br />

Brennstoffmenge:<br />

ca. 90.000 Tonnen pro Jahr<br />

CO₂-Reduzierung:<br />

> 20.000 Tonnen pro Jahr<br />

www.mvv-igs.de<br />

Der Dienstleister im Industriepark Gersthofen.<br />

Unser Kerngeschäft ist der Standortbetrieb,<br />

aber auch Firmen außerhalb des Indus trie parks<br />

können von unserer Erfahrung profi tieren!<br />

� Energie<strong>die</strong>nstleistungen � Abfallmanagement<br />

� Umweltschutz und Sicherheit � Abwasseranalytik<br />

� Aus- und Weiterbildung � und vieles mehr …<br />

Foto: Die Abgasr<strong>ein</strong>igungsanlage<br />

mit Kühlturm ist Bestandteil<br />

des hochmodernen<br />

EBS-Kraftwerks.<br />

- Advertorial -<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 23


E x k l u s i v<br />

Die Redaktion des Industrieparkmagazins<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> hat sich<br />

mit aktuellen industriepolitischen<br />

und chemieparkspezifischen Fragen<br />

an <strong>die</strong> Bundesregierung gewandt.<br />

Das Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie hat wie<br />

folgt darauf geantwortet:<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Mit Ihrem Energiekonzept<br />

hoffen Sie, den Standort Deutschland<br />

zu stärken. Welche konkreten<br />

Schritte unternimmt <strong>die</strong> Bundesregierung,<br />

um <strong>die</strong> Kosten für <strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensive<br />

Industrie zu begrenzen?<br />

BMWi: Mit den energiepolitischen<br />

Beschlüssen <strong>die</strong>ses Jahres werden<br />

<strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensiven Industrien in<br />

Deutschland an verschiedenen Stellen<br />

entlastet. Zu nennen ist hier zum<br />

Beispiel <strong>die</strong> Novelle des Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetzes. Bisher standen<br />

Entlastungen nach der so genannten<br />

besonderen Ausgleichsregelung nur<br />

Unternehmen des Produzierenden<br />

Gewerbes unter sehr hohen Anforderungen<br />

offen. Diese Schwellen wurden<br />

<strong>Sites</strong><br />

<strong>Sites</strong><br />

&<br />

<strong>Services</strong><br />

<strong>Services</strong><br />

28<br />

24<br />

jetzt gesenkt. Damit kann <strong>die</strong> Regelung<br />

stärker auch mittelständischen Unternehmen<br />

zu Gute kommen. Nach ersten<br />

Abschätzungen kommen aufgrund der<br />

niedrigeren Schwellenwerte mehrere<br />

hundert Unternehmen zusätzlich in den<br />

Genuss der Entlastung.<br />

Die Bundesregierung hat ferner beschlossen,<br />

ab 2013 bis zu 500 Millionen<br />

Euro pro Jahr aus dem Energie- und<br />

Klimafonds als so genannte Strompreiskompensation<br />

zur Verfügung zu<br />

stellen. Hinzu kommen gegebenenfalls<br />

noch Mittel aus dem Haushalt. Dabei<br />

kommt es allerdings entscheidend auf<br />

<strong>die</strong> beihilferechtlichen Regelungen<br />

der EU-Kommission an. Hierzu steht<br />

das Bundeswirtschaftsministerium in<br />

intensiven Verhandlungen mit der Europäischen<br />

Kommission.<br />

Im Rahmen der Novellierung der EU-<br />

Energiesteuerrichtlinie setzt sich das<br />

Bundeswirtschaftsministerium dafür<br />

<strong>ein</strong>, dass zusätzliche Belastungen für<br />

das Produzierende Gewerbe – insbesondere<br />

für <strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensive<br />

„Chemieparkbetreiber übernehmen<br />

zentrale Aufgaben, schaffen dadurch<br />

Synergien und entlasten <strong>die</strong> produzierenden<br />

Unternehmen. Die Professionalisierung<br />

derartiger Dienstleistungen ist<br />

<strong>ein</strong>e gute Antwort auf zunehmend komplexe<br />

Anforderungen.“ Foto: Currenta<br />

BMWi: „Chemieparks sind <strong>ein</strong> erfolgreiches<br />

und zukunftsträchtiges Geschäftsmodell.“<br />

Industrie – vermieden werden. Angesichts<br />

der in Deutschland hohen<br />

Energie- und Strompreise sollte der so<br />

genannte Spitzenausgleich fortführt<br />

werden – gerade im Interesse der energi<strong>ein</strong>tensiven<br />

Industrie. Konkret geht<br />

es darum, <strong>die</strong> Gegenleistung, <strong>die</strong> für<br />

<strong>die</strong> Gewährung des Spitzenausgleichs<br />

im Energiekonzept vorgesehenen ist,<br />

möglichst kostengünstig und unbürokratisch<br />

auszugestalten. Gleiches gilt<br />

für <strong>die</strong> Nachweisregelung in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang. Damit soll sichergestellt<br />

werden, dass insbesondere KMU<br />

nicht überfordert werden.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Der Verband der Chemischen<br />

Industrie (VCI) ist enttäuscht<br />

von den Plänen der Bundesregierung,<br />

<strong>die</strong> steuerliche Forschungsförderung<br />

auf Eis zu legen. Warum bremsen Sie<br />

<strong>die</strong> Innovationskraft der Industrie?<br />

BMWi: An der positiven Grundhaltung<br />

der Bundesregierung zur steuerlichen<br />

Forschungsförderung hat sich nichts<br />

geändert. Bei der momentanen Haushaltslage<br />

und dem gebotenen Konsoli-


<strong>die</strong>rungskurs kann aber <strong>ein</strong>e Maßnahme,<br />

für <strong>die</strong> bis zu fünf Milliarden Euro<br />

pro Jahr <strong>ein</strong>geplant werden müssen,<br />

nicht isoliert betrachtet werden. Die<br />

Bundesregierung <strong>wird</strong> <strong>die</strong> Frage daher<br />

zu gegebener Zeit als Teil <strong>ein</strong>es haushalts-<br />

und steuerpolitischen Gesamtkonzepts<br />

erörtern.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Fast alle OECD-Staaten<br />

fördern <strong>die</strong> Forschung über steuerliche<br />

Anreize. Was tut <strong>die</strong> Bundesregierung,<br />

um <strong>die</strong> internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Chemie-Industrie<br />

zu festigen?<br />

BMWi: Die deutsche Forschungslandschaft<br />

ist im internationalen Vergleich<br />

sehr gut. Im letzten Jahr haben wir<br />

sogar erstmals wieder <strong>die</strong> USA bei der<br />

gesamtwirtschaftlichen FuE-Intensität<br />

übertroffen. Wichtig ist es allerdings<br />

auch, <strong>die</strong> Rahmenbedingungen für<br />

innovative Unternehmen weiter zu<br />

verbessern. Hiervon profitieren alle<br />

Wirtschaftsbereiche und -sektoren und<br />

somit auch <strong>die</strong> chemische Industrie.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Welche Bedeutung<br />

messen Sie dem innovativen Marketingkonzept<br />

<strong>ein</strong>es Industrie- bzw.<br />

Chemieparks bei?<br />

„Die deutsche Forschungslandschaft ist im<br />

internationalen Vergleich sehr gut. Im letzten<br />

Jahr haben wir sogar erstmals wieder<br />

<strong>die</strong> USA bei der gesamtwirtschaftlichen<br />

FuE-Intensität übertroffen.“<br />

Foto: Evonik<br />

BMWi: Dem Bundeswirtschaftsministerium<br />

steht es ordnungspolitisch gut zu<br />

Gesicht, sich mit unternehmerischen<br />

Einschätzungen zurückzuhalten.<br />

Verschiedene Faktoren sprechen dafür,<br />

dass Chemieparks <strong>ein</strong> erfolgreiches<br />

und zukunftsträchtiges Geschäftsmodell<br />

sind. Ein Chemieparkkonzept<br />

unterstützt <strong>die</strong> gesamte Wertschöpfungskette:<br />

Rohstofflieferanten,<br />

Weiterverarbeiter und Veredler, <strong>die</strong><br />

chemienahe Prozessindustrie sowie<br />

<strong>die</strong> Produzenten von Endprodukten.<br />

Chemieparkbetreiber bündeln und<br />

übernehmen zentrale Aufgaben, schaffen<br />

dadurch Synergien und entlasten<br />

<strong>die</strong> produzierenden Unternehmen. Die<br />

Professionalisierung derartiger Dienstleistungen<br />

ist <strong>ein</strong>e gute Antwort auf<br />

zunehmend komplexe Anforderungen.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Was plant <strong>die</strong> Bundesregierung,<br />

um <strong>die</strong> gesetzlichen Regelungen<br />

für attraktivere Standortbedingungen<br />

in Deutschland zu verbessern?<br />

BMWi: Qualifizierte, innovative und<br />

motivierte Arbeitskräfte sind <strong>ein</strong>er der<br />

wichtigsten Standortfaktoren Deutschlands.<br />

Für Bildung, Forschung und<br />

Innovation stehen daher in der laufenden<br />

Legislaturperiode trotz Haushaltskonsoli<strong>die</strong>rung<br />

zusätzlich zwölf<br />

Milliarden Euro bereit. Mit der Technologieoffensive<br />

verbessert <strong>die</strong> Bundesregierung<br />

zudem <strong>die</strong> Bedingungen für<br />

<strong>die</strong> anwendungsorientierte Forschung<br />

vor allem im Mittelstand. Um unseren<br />

Fachkräftebedarf langfristig zu sichern,<br />

ist das von der Bundesregierung verabschiedete<br />

Fachkräftekonzept <strong>ein</strong> wichtiger<br />

Schritt. Beispielsweise wurde <strong>die</strong><br />

Vorrangprüfung für technische Berufe<br />

im Maschinen- und Fahrzeugbau sowie<br />

in der Elektrotechnik ausgesetzt. Mit<br />

der Einführung der Blue Card EU geht<br />

es um <strong>ein</strong>e zusätzliche, allerdings zeitlich<br />

begrenzte Öffnung für Akademiker<br />

aus Nicht-EU-Staaten. Nach Auffassung<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

müssen aber noch zusätzliche Maßnahmen<br />

ergriffen werden, um Deutschland<br />

für ausländische Fachkräfte wirklich<br />

attraktiv zu machen. So sollte das Gehalt,<br />

das <strong>ein</strong>e ausländische Fachkraft für<br />

<strong>ein</strong>e Niederlassungserlaubnis ver<strong>die</strong>nen<br />

muss, von 66.000 Euro auf 40.000 Euro<br />

gesenkt werden. Zu <strong>ein</strong>em offenen<br />

und attraktiven Standort gehört ferner<br />

<strong>ein</strong> leistungsfreundliches Steuer- und<br />

Abgabensystem, das im internationalen<br />

Vergleich wettbewerbsfähig ist. Hier<br />

geht es um <strong>die</strong> ver<strong>ein</strong>barte Entlastung<br />

gerade der unteren und mittleren<br />

Einkommen ab dem ersten Januar 2013<br />

steuerlich spürbar entlasten.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 25


S i teS<br />

Die Getec green energy AG, <strong>ein</strong><br />

Unternehmen der Getec-Gruppe<br />

und <strong>die</strong> Q-Cells SE, <strong>ein</strong>es der weltweit<br />

führenden Photovoltaik-Unternehmen,<br />

werden gem<strong>ein</strong>sam <strong>ein</strong> 46 MWP-Solarkraftwerk<br />

realisieren. Die Getec AG ist<br />

Verpächter der Gesamtfläche und <strong>die</strong><br />

Getec green energy AG ist Investor des<br />

ersten Anlagenteils Zerbst I mit rund 9<br />

MWp Leistung. Dieser erste Anlagenteil<br />

des Solarparks in Zerbst in Sachsen-<br />

Anhalt wurde im Juli offiziell in Betrieb<br />

genommen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />

Dr. R<strong>ein</strong>er Haseloff legte<br />

symbolisch den Schalter um und startete<br />

damit <strong>die</strong> Einspeisung des durch<br />

Sonnenkraft gewonnenen Stroms.<br />

„Das neue Solarkraftwerk ist ´Sachsen-<br />

Anhalt pur`. Es steht beispielhaft für<br />

<strong>ein</strong>e Verbindung von klimafreundlicher<br />

Energieversorgung im Land mit <strong>ein</strong>er<br />

Stärkung der heimischen Solar- und<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 26<br />

Foto: V.l.: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. R<strong>ein</strong>er Haseloff, GETEC-<br />

Gründer Dr. Karl Gerhold und Q-Cells-Vorstand Dr. Nermin Cen bei der<br />

Besichtigung des Photvoltaik-Parks.<br />

Erster Teil des Photovoltaik-Parks Zerbst feierlich in Betrieb genommen<br />

Getec und Q-Cells realisieren<br />

Solarkraftwerk in Zerbst<br />

Umweltwirtschaft“, so Haseloff bei<br />

der Einweihungsfeier auf dem Gelände<br />

des ehemaligen Militärflugplatzes<br />

in Zerbst. Mehr als 200 Gäste folgten<br />

der Einladung und wurden vom<br />

Sprecher der Getec-Gruppe, Dr. Karl<br />

Gerhold, begrüßt.<br />

Der Solarpark Zerbst umfasst insgesamt<br />

fünf Teilprojekte mit <strong>ein</strong>er<br />

Gesamtleistung von 46 Megawattpeak<br />

(MWp) und zählt damit zu den größten<br />

Solarparks in Deutschland. Der erste<br />

Teil, PV Zerbst I, hat hat <strong>ein</strong>e Leistung<br />

von rund 9 MWp. Die Getec green<br />

energy AG hatte Q-Cells mit der Errichtung<br />

der Solaranlage beauftragt.<br />

Der Photovoltaik-Park <strong>wird</strong> auf <strong>ein</strong>em<br />

ehemaligen militärischen Flugplatzgelände<br />

in der Stadt Zerbst in Sachsen-<br />

Anhalt auf <strong>ein</strong>er Fläche von insgesamt<br />

108 Hektar errichtet. Verpächter <strong>die</strong>ser<br />

Fläche ist <strong>die</strong> Getec AG. Mit der geplanten<br />

Gesamtkapazität von 46 MWp<br />

entspricht der Solarpark Zerbst (I-V)<br />

dem Jahresbedarf von mehr als 11.500<br />

Haushalten (bei <strong>ein</strong>em durchschnittlichen<br />

Haushaltsjahresverbrauch von<br />

4.000 kWh). <strong>Durch</strong> <strong>die</strong> Produktion<br />

von klimafreundlichem Solarstrom<br />

an <strong>die</strong>sem Standort reduziert sich<br />

der jährliche Ausstoß von CO2 um ca.<br />

25.000 Tonnen. Im September 2011<br />

soll der Photovoltaik-Park vollständig<br />

errichtet s<strong>ein</strong>.<br />

Die Getec green energy AG ist <strong>ein</strong><br />

Unternehmen der Getec-Gruppe, das<br />

Energieerzeugungsanlagen auf Basis<br />

regenerativer Energien errichtet. „Mit<br />

dem Solarpark in Zerbst leisten wir<br />

schon heute <strong>ein</strong>en Beitrag zur Energiewende.<br />

Die Stromgewinnung aus<br />

Sonnenkraft ist nicht nur besonders<br />

umweltfreundlich. Diese dezentrale


Energieerzeugung macht uns auch<br />

unabhängiger von Energiemärkten der<br />

Welt und schont <strong>die</strong> natürlichen Ressourcen“,<br />

so Chris Döhring, Vorstand<br />

der Getec green energy AG.<br />

„Wir freuen uns, zusammen mit Getec<br />

den Solarpark Zerbst realisieren zu<br />

können. Wir stehen bereit, nicht nur<br />

<strong>die</strong> weiteren Teilprojekte zu realisieren,<br />

sondern auch den gesamten Solarpark<br />

langfristig zu betreuen“, sagte Nedim<br />

Cen, Vorstandsvorsitzender des Q-Cells<br />

SE. „Zu unseren Kernkompetenzen<br />

gehört es, Solarparks professionell<br />

zu planen, realisieren und betreuen.<br />

Neben unserem Know-how setzen wir<br />

für solche passgenauen Lösungen auf<br />

unsere hochwertigen Solarmodule.“<br />

Q-Cells setzt für Solarparks optimierte<br />

standardisierte Systemlösungen <strong>ein</strong>,<br />

um für den Betreiber hohe Stromerträge<br />

zu sichern, den Bauprozess der<br />

Anlage zu beschleunigen und <strong>die</strong> laufenden<br />

Betriebskosten zu minimieren.<br />

Auch der Solarpark Zerbst folgt <strong>die</strong>sem<br />

Designprinzip. Der erste Anlagenteil<br />

konnte so in weniger als zwei Monaten<br />

errichtet werden.<br />

www.getec.de<br />

Getec green energy AG<br />

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Die Entwicklung und Umsetzung von individuellen und innovativen <strong>Konzept</strong>en zur wirtschaftlichen Nutzung<br />

Erneuerbarer Energien in allen Leistungsbereichen sowie auf Basis verschiedenster Energieträger steht im Vordergrund<br />

der Aktivitäten der Getec green energy AG. Das Unternehmen begleitet Projekte von der Projektidee über<br />

den ersten Spatenstich bis hin zur Betriebsführung und Instandhaltung. Dabei werden immer maßgeschneiderte<br />

<strong>Konzept</strong>lösungen angeboten.<br />

Getec AG<br />

Die Getec AG wurde 1993 in Magdeburg gegründet und ist heute <strong>ein</strong>er der Marktführer im Contracting, der Übernahme<br />

von Energie<strong>die</strong>nst- und Versorgungsleistungen. Das Unternehmen ist deutschlandweit, in Österreich und<br />

der Schweiz aktiv. Getec versorgt Industriebetriebe, Wohnungsunternehmen und große Liegenschaften unter anderem<br />

mit Wärme, Dampf, Kälte und Strom. Das Unternehmen der Getec-Gruppe ist Eigentümerin des Flugplatzes<br />

Zerbst und verpachtet<strong>die</strong> Flächen an ihre Schwestergesellschaft, <strong>die</strong> Getec green energy AG.<br />

Über Q-Cells SE<br />

Q-Cells zählt zu den führenden Photovoltaikunternehmen weltweit. Das umfangreiche Produktportfolio reicht von<br />

Solarzellen und Modulen bis hin zu kompletten Photovoltaik-Systemen. Q-Cells entwickelt und produziert s<strong>ein</strong>e<br />

Produkte am Konzernsitz in Bitterfeld-Wolfen, Deutschland und vermarktet sie über <strong>ein</strong> weltweites Vertriebsnetz.<br />

Eine zweite Produktionsstätte befindet sich in Malaysia. Über 200 Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten bei Q-<br />

Cells daran, <strong>die</strong> Technologie zügig weiterzuentwickeln, um das Ziel des Unternehmens zu erreichen: <strong>die</strong> Kosten der<br />

Photovoltaik schnell und dauerhaft zu senken und <strong>die</strong> Technologie wettbewerbsfähig zu machen.<br />

Die enge Verzahnung von Forschung, Entwicklung und Produktion ermöglicht Q-Cells, Innovationen schnellstmöglich<br />

in <strong>die</strong> Massenfertigung zu überführen und damit <strong>ein</strong>e technologische Spitzenstellung in der Photovoltaikbranche<br />

zu übernehmen. Die Q-Cells SE ist an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert (QCE; WKN 555866) und im<br />

deutschen Technologie-Index TecDAX gelistet.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 27


Straubing: Baubeginn für CleanTech-Zukunftsprojekt:<br />

Süd-Chemie legt Grundst<strong>ein</strong> für größte<br />

deutsche Zellulose-Ethanol-Anlage<br />

Die Süd-Chemie AG, München,<br />

<strong>ein</strong> Konzernunternehmen der<br />

Schweizer Clariant AG, Muttenz,<br />

hat in Straubing den Bau der bislang<br />

größten deutschen Anlage zur<br />

Herstellung des klimafreundlichen<br />

Biokraftstoffs Zellulose-Ethanol aus<br />

Agrarreststoffen gestartet. Im Beis<strong>ein</strong><br />

von Bayerns Wirtschaftsminister<br />

Martin Zeil fand am 26. Juli 2011 <strong>die</strong><br />

Grundst<strong>ein</strong>legung für das von der<br />

Bayerischen Staatsregierung und<br />

dem Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) geförderte<br />

Zukunftsprojekt statt (Foto oben).<br />

Die in unmittelbarer Nähe des<br />

bayrischen BioCampus Straubing<br />

entstehende Anlage <strong>wird</strong> ab Ende<br />

2011 vor allem aus Weizenstroh aus<br />

der Straubinger Umgebung, dem<br />

landwirtschaftlichen Zentrum der<br />

sogenannten Kornkammer Niederbayerns,<br />

jährlich bis zu 1.000 Tonnen<br />

Zellulose-Ethanol herstellen. Damit<br />

stellt <strong>die</strong>se Anlage <strong>ein</strong>en Meilenst<strong>ein</strong><br />

auf dem Weg zur Kommerzialisierung<br />

<strong>die</strong>ser Technologie dar. Am Standort<br />

werden in den kommenden drei<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 28<br />

Jahren etwa 20 neue Arbeitsplätze<br />

entstehen. Dr. Günter von Au, Vorstandsvorsitzender<br />

der Süd-Chemie<br />

AG, sagte: „Mit der Investition in<br />

den Bau der Demonstrationsanlage<br />

gehen wir <strong>ein</strong>en großen Schritt hin<br />

zur Kommerzialisierung unseres<br />

sunliquid®-Verfahrens und damit<br />

zur Markt<strong>ein</strong>führung <strong>ein</strong>es nachhaltigen<br />

Verfahrens zur Herstellung<br />

klimafreundlicher Kraftstoffe. Unser<br />

Dank gilt allen lokalen und überre-<br />

gionalen Partnern sowie unseren<br />

Förderern auf Seiten der Politik,<br />

insbesondere der Bayerischen Staatsregierung<br />

und dem BMBF. Mit Hilfe<br />

unserer Straubinger Demonstrationsanlage<br />

werden wir <strong>ein</strong>e Zukunftstechnologie<br />

Made in Germany auf<br />

dem Weltmarkt ganz nach vorne<br />

bringen.“<br />

Bayerns Wirtschaftsminister Martin<br />

Zeil erklärte: „Biokraftstoffe der ersten<br />

Generation werden aus essbaren<br />

Teilen der Pflanzen hergestellt,<br />

dadurch kommt es zur Konkurrenz<br />

zwischen Teller und Tank. Die Technologie<br />

von Süd-Chemie zeigt <strong>ein</strong>en<br />

Weg aus <strong>die</strong>sem Dilemma: Sie nutzt<br />

<strong>die</strong> nicht essbaren Teile der Pflanze.<br />

Zudem ist <strong>die</strong>se Technologie noch<br />

klimafreundlicher. Daher habe ich<br />

mich persönlich für <strong>die</strong> Zellulose-<br />

Ethanol-Anlage in Straubing <strong>ein</strong>gesetzt<br />

und dafür gesorgt, dass Bayern<br />

fünf Millionen Euro für begleitende<br />

Forschungsvorhaben bereit stellt“.<br />

Bundesforschungsministerin Annette<br />

Schavan sagte: „Das knappe Erdöl<br />

verstärkt durch nachwachsende<br />

Rohstoffe zu ersetzen, ist <strong>ein</strong> erklärtes<br />

Ziel der Nationalen Forschungsstrategie<br />

Bioökonomie 2030. Deshalb<br />

fördern wir <strong>die</strong> Entwicklung von<br />

Bioraffinerien, <strong>die</strong> aus landwirtschaftlichen<br />

Abfällen und Nebenprodukten<br />

wie Stroh wertvolle Chemierohstoffe<br />

oder Biokraftstoff herstellen können.<br />

In den nächsten sechs Jahren stehen<br />

insgesamt 2,4 Mrd. Euro Fördermittel<br />

für <strong>die</strong> Bioökonomie-Forschungsstrategie<br />

zur Verfügung, <strong>die</strong> im November<br />

2010 von der Bundesregierungbeschlossen<br />

wurde.“<br />

Dr. Andre Koltermann, Leiter der strategischen<br />

Forschung und Entwick-


lung der Süd-Chemie, ergänzte: „Als<br />

Biokraftstoff der zweiten Generation<br />

weist Zellulose-Ethanol hohe Treibhausgas<strong>ein</strong>sparungen<br />

von bis zu 95%<br />

auf. Zudem bietet Zellulose-Ethanol<br />

<strong>ein</strong> hohes Potential, um nachhaltig<br />

<strong>die</strong> Abhängigkeit vom Erdöl durch<br />

<strong>die</strong> lokale Produktion <strong>ein</strong>es erneuerbaren<br />

Energieträgers zu reduzieren.“<br />

Seit 2009 <strong>wird</strong> das von der Süd-Chemie<br />

entwickelte sunliquid®-Verfahren<br />

bereits erfolgreich im Pilotmaßstab<br />

getestet. Es handelt sich dabei um<br />

<strong>ein</strong> innovatives, biotechnologisches<br />

Verfahren, um aus Pflanzenreststoffen<br />

wie Getreide oder Maisstroh<br />

Bioethanol herzustellen. Der Bau<br />

der Demonstrationsanlage stellt den<br />

notwendigen Zwischenschritt für <strong>die</strong><br />

Planung energie- und kosteneffizienter<br />

Produktionsanlagen mit opti-<br />

Über Biokraftstoffe der<br />

zweiten Generation<br />

Die heute bereits gängigen Biokraftstoffe<br />

der ersten Generation<br />

werden ausschließlich aus öl- bzw.<br />

stärke- oder zuckerhaltigen Pflanzenbestandteilen<br />

hergestellt,<br />

beispielsweise Bio<strong>die</strong>sel aus Rapsöl<br />

oder Bioethanol aus Stärke oder<br />

Zucker. Das Problem dabei: Die<br />

Nutzungskonkurrenz zwischen<br />

Treibstoff und Nahrungsmittelherstellung,<br />

das sog. Tank-oder-Teller-<br />

Problem. Bei der Herstellung von<br />

Biokraftstoffen der zweiten Generation,<br />

wie beispielsweise Zellulose-<br />

Ethanol, werden hingegen nur <strong>die</strong><br />

zellulosehaltigen Bestandteile der<br />

Pflanze genutzt. Dabei konkurriert<br />

der Treibstoff also nicht mit Nahrungs-<br />

oder Futtermitteln, weil <strong>die</strong><br />

stärkehaltigen Pflanzenbestandteile,<br />

wie zum Beispiel das Weizen-<br />

oder Maiskorn, weiterhin für <strong>die</strong><br />

Nahrungsmittelproduktion verwendet<br />

werden können. Biokraftstoffe<br />

der zweiten Generation sind zudem<br />

klimafreundlicher als Treibstoffe aus<br />

fossilen Energieträgern wie Erdöl<br />

oder Erdgas, weil <strong>die</strong> Pflanze während<br />

des Wachstums der Atmosphäre<br />

exakt <strong>die</strong> Menge des Klimagases<br />

I m p r e s s u m<br />

SiteS & ServiceS<br />

Redaktion: Oliver Pruys<br />

(V.i.S.d. § 55 RStV)<br />

Layout:<br />

Pruys InterCom<br />

malen Treibhausgas<strong>ein</strong>sparungen<br />

dar. In dem vollständig integrierten<br />

Verfahren liefern hochoptimierte<br />

rohstoffspezifische Biokatalysatoren<br />

hohe Ausbeuten bei stabilen<br />

Prozessbedingungen. Dabei bietet<br />

<strong>die</strong> prozessintegrierte Produktion<br />

der Biokatalysatoren Flexibilität und<br />

reduziert Produktionskosten.<br />

<strong>Durch</strong> <strong>ein</strong>en neuen Hefeorganismus<br />

können im nächsten Schritt<br />

sowohl C5- als auch C6-Zucker in<br />

Ethanol umgewandelt werden, was<br />

<strong>die</strong> Ausbeute nochmals um etwa<br />

50% erhöht. Erstmals <strong>wird</strong> in der<br />

Straubinger Anlage auch <strong>ein</strong> neues<br />

von der Süd-Chemie entwickeltes<br />

Aufr<strong>ein</strong>igungsverfahren zum Einsatz<br />

kommen, welches maßgeblich dazu<br />

beiträgt, dass <strong>die</strong> gesamte benötigte<br />

Kohledioxid entzieht, <strong>die</strong> später<br />

beim Verbrennen in Motoren wieder<br />

freisetzt <strong>wird</strong>. Die Einführung<br />

klimafreundlicher Biokraftstoffe<br />

der zweiten Generation <strong>wird</strong> durch<br />

gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

in den USA und der EU gefördert.<br />

In den USA schreibt <strong>ein</strong> Ende 2007<br />

beschlossenes Gesetz vor, dass bis<br />

2022 etwa 15 Prozent des jährlichen<br />

US-Benzinverbrauchs mit Biokraftstoffen<br />

substituiert werden sollen,<br />

knapp 60 Prozent davon basierend<br />

auf lignozellulosehaltigen Reststoffen.<br />

Die vom EU-Parlament im<br />

Dezember 2008 verabschiedete<br />

Richtlinie Erneuerbare Energien<br />

schreibt bis 2020 <strong>ein</strong>en Mindestanteil<br />

von 10 Prozent an erneuerbaren<br />

Energieträgern im Verkehr zum Güter-<br />

und Personentransport vor. Das<br />

derzeit in der EU jährlich anfallende<br />

überschüssige Getreidestroh wäre<br />

mehr als ausreichend, um <strong>die</strong>ses<br />

EU-Substitutionsziel von 10 Prozent<br />

durch Bioethanol der zweiten Generation<br />

zu decken.<br />

Über Süd-Chemie<br />

Die Süd-Chemie (www.sud-chemie.<br />

com), <strong>ein</strong> Konzernunternehmen<br />

der Schweizer Clariant AG, Mut-<br />

Agentur für Kommunikation<br />

Ahornhof 6, 53340 Meckenheim<br />

Telefon 022 25 - 980 8935<br />

www.pruysintercom.de<br />

UID: DE 222/5351/2136<br />

Prozessenergie aus dem nicht verwertbaren<br />

Reststoff Lignin gewonnen<br />

werden kann.<br />

Das Projekt umfasst <strong>ein</strong> Gesamtvolumen<br />

von rund 28 Mio. Euro. Diese<br />

setzen sich aus Investitionen in Höhe<br />

von 16 Mio. Euro und begleitenden<br />

Forschungsmaßnahmen von knapp<br />

12 Mio. Euro zusammen. Diese und<br />

weitere im Zusammenhang mit dem<br />

Projekt stehende Forschungsvorhaben<br />

werden von der Bayerischen<br />

Staatsregierung und dem Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) mit jeweils rund 5 Mio. Euro<br />

unterstützt.<br />

www.sued-chemie.de<br />

tenz, ist <strong>ein</strong> börsennotiertes (ISIN:<br />

DE0007292005; WKN: 729200),<br />

weltweit tätiges Spezialchemieunternehmen<br />

mit Sitz in München.<br />

Gem<strong>ein</strong>samer Nenner aller Produkte<br />

und Leistungen der Süd-Chemie<br />

ist der effiziente und schonende<br />

Umgang mit den natürlichen Ressourcen<br />

zur Schaffung von mehr<br />

Lebensqualität für Mensch und<br />

Umwelt. Produkte der Business Unit<br />

Catalysis & Energy (vormals: Unternehmensbereich<br />

Katalysatoren)<br />

bieten unter anderem Lösungen<br />

für <strong>die</strong> Chemie-, Petrochemie- und<br />

Raffineri<strong>ein</strong>dustrie, <strong>die</strong> Energiespeicherung,<br />

Wasserstoffproduktion<br />

und Abgasr<strong>ein</strong>igung. Wesentliche<br />

Märkte der Business Unit Functional<br />

Materials (vormals: Unternehmensbereich<br />

Adsorbentien) sind <strong>die</strong><br />

Konsumgüter-, Verpackungs-, Gießereiindustrie<br />

sowie <strong>die</strong> Wasserbehandlung.<br />

Der Süd-Chemie-Konzern<br />

erzielte 2010 <strong>ein</strong>en Konzernumsatz<br />

von 1,225 Mrd. Euro, davon knapp<br />

85 Prozent mit Kunden außerhalb<br />

Deutschlands. Am 30. Juni 2011 beschäftigte<br />

der Konzern rund 6.500<br />

Mitarbeiter in weltweit rund 120<br />

Produktions- und Vertriebsgesellschaften.<br />

Online: www.sites-and-services.de<br />

Internetportal mit aktuellen Neuigkeiten<br />

von den Chemie- und Industrieparks,<br />

Firmenporträts, Terminen u.a.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 29


Henkel baut Klebstoff-Fabrik in China<br />

Henkel hat den Grundst<strong>ein</strong> für den<br />

Bau s<strong>ein</strong>es weltweit größten Klebstoffwerks<br />

gelegt. Die neue Anlage in<br />

Shanghai umfasst 150.000 Quadratmeter<br />

und <strong>wird</strong> zentrale Produktionsstätte<br />

für Industrie-Klebstoffe in China und in<br />

der Region Asien/Pazifik. Jährlich sollen<br />

dort 428.000 Tonnen Klebstoffe produziert<br />

werden.<br />

Bereits heute erzielt Henkel 42 Prozent<br />

des Gesamtumsatzes in den Wachstumsregionen<br />

und beschäftigt dort 53<br />

Prozent s<strong>ein</strong>er Mitarbeiter. Mit der neu-<br />

Foto: So <strong>wird</strong> <strong>die</strong> neue Klebstofffabrik in<br />

Shanghai aussehen, wenn sie fertig ist.<br />

© Henkel AG & Co. KGaA<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 30<br />

en Fabrik erweitert das Unternehmen<br />

s<strong>ein</strong>e Produktionskapazitäten und reagiert<br />

auf <strong>die</strong> steigende Nachfrage nach<br />

industriellen Klebstoff-Technologien<br />

in China und in der gesamten Region<br />

Asien/Pazifik. Henkel investiert in das<br />

Werk rund 50 Millionen Euro und <strong>wird</strong><br />

dort etwa 600 Mitarbeiter beschäftigen.<br />

Produktionsbeginn ist Ende 2012.<br />

Die derzeitige Klebstoffproduktion in<br />

China <strong>wird</strong> Henkel in Zukunft am neuen<br />

Standort im „Shanghai Chemical Industry<br />

Park“ bündeln und dadurch <strong>die</strong> Kapa-<br />

Foto: Grundst<strong>ein</strong>legung der neuen<br />

Klebstofffabrik in Shanghai.<br />

© Henkel AG & Co. KGaA<br />

zitäten für bestehende und zukünftige<br />

Technologien signifikant erweitern.<br />

Damit setzt das Unternehmen <strong>die</strong><br />

Konsoli<strong>die</strong>rung und Optimierung s<strong>ein</strong>es<br />

globalen Produktionsnetzwerks fort.<br />

Dank hochmodernen Industriestandard<br />

setzt <strong>die</strong> neue Fabrik zudem Maßstäbe<br />

in punkto Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit.<br />

Bei höchster Effizienz<br />

werden gleichzeitig der Verbrauch von<br />

Wasser und Energie reduziert und <strong>die</strong><br />

CO₂-Emissionen gesenkt.<br />

www.henkel.de


<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Herr Dr. Grigat, seit gut<br />

vier Jahren sind Sie Leiter des Chempark<br />

Leverkusen. Welche Veränderungen<br />

sehen Sie in <strong>die</strong>ser Zeit?<br />

Dr. Ernst Grigat (Foto unten): Aus dem<br />

ehemaligen Bayerwerk ist der Chempark<br />

geworden. Auf den ersten Blick<br />

nur <strong>ein</strong>e Namensänderung – auf den<br />

zweiten aber viel mehr. Wir verstehen<br />

darunter <strong>die</strong> Gem<strong>ein</strong>schaft aller<br />

Unternehmen an <strong>die</strong>sem Standort,<br />

eben auch <strong>die</strong>, <strong>die</strong> nicht oder nicht<br />

mehr zur Bayer-Familie gehören<br />

– immerhin knapp 70. Chempark<br />

steht somit für <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigartigen<br />

Stoffverbund, hervorragende Infrastruktur,<br />

gute Verkehrsanbindung,<br />

größter Arbeitgeber und Ausbilder und<br />

somit Wirtschaftskraft in der Region.<br />

Die Attraktivität ist wichtig – auch als<br />

Kriterium für Investoren, <strong>die</strong> hier <strong>ein</strong>e<br />

Anlage errichten möchten. Chemie-<br />

parks haben sich als erfolgreiches sowie<br />

zukunftsträchtiges <strong>Konzept</strong> zu <strong>ein</strong>em<br />

Wettbewerbsvorteil für den Chemiestandort<br />

Deutschland entwickelt.<br />

S & S: Braucht <strong>ein</strong> Industriepark unbedingt<br />

<strong>ein</strong>e Betreibergesellschaft?<br />

Dr. Grigat: Oberhalb <strong>ein</strong>er gewissen<br />

Größe ist das <strong>ein</strong> klarer Vorteil. Bei großen<br />

Standorten mit vielen angesiedelten<br />

Unternehmen ist es sehr effizient,<br />

<strong>ein</strong>e Betreibergesellschaft aufzusetzen,<br />

<strong>die</strong> das Management des Standorts als<br />

Kerngeschäft betreibt und über <strong>ein</strong>e<br />

starke Expertise verfügt. Dies erlaubt es<br />

wiederum den Chempark-Partnern, sich<br />

auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.<br />

S & S: Was unternimmt <strong>die</strong> Currenta, um<br />

den Standort aktiv zu betreiben?<br />

Dr. Grigat: Wir konzentrieren uns bei der<br />

Vermarktung auf <strong>die</strong> Themen, bei denen<br />

wir <strong>die</strong> Stärken der Standorte ausspielen<br />

können. Ein Beispiel ist <strong>die</strong> gewachsene<br />

Expertise beim Thema innovative<br />

Werkstoffe. Mehrere Firmen an unseren<br />

Standorten sind führend in verschiedenen<br />

Aspekten von Werkstoffen. Um das<br />

zu stärken, haben wir gem<strong>ein</strong>sam mit<br />

Partnern aus der Region das „Netzwerk<br />

Innovative Werkstoffe“ gestartet.<br />

S & S: Mit welchen Standortargumenten<br />

punkten Sie bei Investoren?<br />

Dr. Grigat: Die Stärke unserer<br />

Standorte liegt in <strong>ein</strong>em<br />

breiten Produktverbund, der<br />

zahlreiche Anknüpfungspunkte<br />

für Investoren bietet.<br />

Ein weiterer Vorteil liegt in<br />

der Nähe zum wirtschaftlichen<br />

Zentrum Europas.<br />

Wir haben <strong>die</strong> logistische<br />

Anbindung aller wichtigen<br />

Verkehrsträger. Im Umkreis<br />

<strong>ein</strong>er Autostunde finden<br />

Investoren 15 Millionen<br />

Verbraucher und tausende<br />

Firmen. Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen<br />

ist zudem das Chemieland<br />

Nummer 1 in Deutschland.<br />

Denn mehr als 30 % des<br />

deutschen Chemieumsatzes<br />

werden hier erwirtschaftet.<br />

Die Wirtschaft des Bundeslandes<br />

zeichnet sich durch s<strong>ein</strong>e Vielfalt<br />

in den verschiedensten Branchen und<br />

Themen aus. Darüber hinaus verfügen<br />

wir über hoch qualifiziertes Personal.<br />

Currenta ist <strong>ein</strong>er der größten Ausbilder<br />

der Region mit technischem, kaufmännischem<br />

und naturwissenschaftlichem Angebot<br />

bis hin zu Kombi-Stu<strong>die</strong>ngängen.<br />

Letztendlich sind <strong>die</strong> drei Chempark-<br />

Standorte Leverkusen, Dormagen und<br />

Krefeld-Uerdingen <strong>ein</strong>gebettet in <strong>ein</strong><br />

exzellentes Forschungsnetzwerk.<br />

S & S: Für wen eignet sich der Standort<br />

Chempark besonders?<br />

Dr. Grigat: Zum Beispiel für <strong>ein</strong> mittelständisches<br />

Unternehmen, das neue<br />

i nter v i e w<br />

Geschäfte machen<br />

möchte, <strong>die</strong> an s<strong>ein</strong>em angestammten<br />

Standort oder auf der „grünen Wiese“ vor<br />

Hindernissen stehen würde. Dies kann<br />

der Fall s<strong>ein</strong> bei der chemischen Produktion<br />

oder wenn etwa Abwasser anfällt,<br />

das vor der Einleitung in <strong>die</strong> kommunale<br />

Kanalisation speziell behandelt<br />

werden muss. Oder nehmen Sie <strong>ein</strong>e<br />

Firma, <strong>die</strong> Dampf in größeren Mengen<br />

benötigt und <strong>die</strong>sen bei uns günstiger<br />

Zukunftsträchtiges <strong>Konzept</strong><br />

bekommen kann, als wenn sie ihn selbst<br />

herstellt. Denn der chemischen Industrie<br />

gelang es durch zahlreiche Effizienzmaßnahmen<br />

bei gleichzeitigem Anstieg<br />

der Produktion den Energieverbrauch<br />

nachhaltig zu senken. Ebenfalls eignet<br />

sich der Chempark sehr gut für <strong>ein</strong><br />

Unternehmen, das <strong>ein</strong>e störfallrechtliche<br />

Genehmigung braucht, <strong>die</strong> im dicht<br />

besiedelten Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen an<br />

neuen Standorten schwierig zu erhalten<br />

ist. Manchmal sind Unternehmen<br />

<strong>ein</strong>geengt, weil <strong>die</strong> Wohnbebauung zu<br />

nah an ihr Firmengelände herangerückt<br />

ist. Wenn dann noch Pläne zur Erweiterung<br />

hinzukommen, ist der Standort<br />

nicht mehr geeignet. Dann lohnt sich<br />

<strong>die</strong> Investition der Standortverlagerung.<br />

S & S: Welche ausländischen Unternehmen<br />

könnte <strong>ein</strong>e Ansiedlung<br />

interessieren?<br />

Dr. Grigat: Da sehen wir vor allem Unternehmen,<br />

<strong>die</strong> in den spannenden europäischen<br />

Markt neu <strong>ein</strong>steigen wollen.<br />

Es gibt chinesische Unternehmen, <strong>die</strong><br />

zur Geschäftsausweitung <strong>ein</strong>en Teil ihrer<br />

Produktpalette in Europa fertigen wollen.<br />

Deutschland hat <strong>ein</strong>e hervorragende<br />

Reputation in China, und wir haben gute<br />

Kontakte nach China, so dass wir Chinesen<br />

gern willkommen heißen.<br />

S & S: Wo sehen Sie den Chempark in<br />

zehn Jahren?<br />

Dr. Grigat: In zehn Jahren <strong>wird</strong> der Chempark<br />

unverändert <strong>ein</strong>e Quelle industrieller<br />

Wertschöpfung und Innovation<br />

s<strong>ein</strong>. Es <strong>wird</strong> <strong>ein</strong>e Reihe neuer Betriebe<br />

geben, <strong>die</strong> sich sicherlich auch aktuellen<br />

Themen wie Elektromobilität oder Biotechnologie<br />

widmen. Diesen Wandel der<br />

Themen unterstützen wir aktiv.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 31


S e r v i ceS<br />

BIS Industrier, <strong>die</strong> norwegische<br />

Tochtergesellschaft von Bilfinger<br />

Berger Industrial <strong>Services</strong> (BIS Group),<br />

hat von BP Norwegen <strong>ein</strong>en Instandhaltungsvertrag<br />

für Plattformen der<br />

Felder Valhall, Ula und Skarv auf dem<br />

norwegischen Festlandsockel erhalten.<br />

Der Vertrag umfasst <strong>die</strong> Gewerke<br />

Isolierung, Gerüstbau und Korrosionsschutz<br />

und hat <strong>ein</strong>e Laufzeit von drei<br />

Jahren mit Optionen auf Verlängerung.<br />

Das Auftragsvolumen beträgt etwa 40<br />

Mio. Euro.<br />

BIS Industrier konnte sich bei der<br />

Auftragsvergabe in <strong>ein</strong>em mehrmo-<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 32<br />

natigen Auswahlverfahren gegenüber<br />

den Wettbewerbern durchsetzen. Der<br />

Zuschlag ist für das Unternehmen <strong>ein</strong><br />

Beweis dafür, dass <strong>die</strong> in den zurückliegenden<br />

Jahren forcierte Stärkung der<br />

Leistungsfähigkeit Erfolge zeitigt.<br />

Dr. Rudolf K. Jürcke, operativer Geschäftsführer<br />

der BIS Group, sieht darin<br />

<strong>ein</strong>e Bestätigung für <strong>die</strong> erfolgreiche<br />

Umsetzung der Wachstumsstrategie<br />

der Unternehmensgruppe im Instandhaltungssektor:<br />

„Unser Ziel ist es, bei<br />

großen Instandhaltungsprojekten<br />

mit <strong>ein</strong>em breiten Leistungsspektrum<br />

vertreten zu s<strong>ein</strong>. Der Auftrag von BP<br />

zeigt, dass uns der Markt das dafür<br />

notwendige Vertrauen entgegen<br />

bringt. Die großen Ölgesellschaften<br />

setzen verstärkt auf Servicepartner, <strong>die</strong><br />

zur Effizienzsteigerung beitragen und<br />

gleichzeitig hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards<br />

<strong>ein</strong>lösen. Das sind in der<br />

Praxis erprobte Stärken der BIS Group<br />

und ihrer leistungsstarken operativen<br />

Gesellschaften wie der BIS Industrier in<br />

Norwegen.“<br />

Im Hinblick auf s<strong>ein</strong>e Großkunden im<br />

Öl- und Gasmarkt hat sich BIS Industrier<br />

in jüngster Zeit darauf ausgerichtet,<br />

integrierte Serviceleistungen sowohl im<br />

Onshore- als auch im Offshore-Segment<br />

anzubieten Dazu wurden <strong>ein</strong> neues<br />

Projektmanagement-Modell entwickelt<br />

und umgesetzt, Investitionen in <strong>die</strong> Infrastruktur<br />

vorgenommen (interaction<br />

centre) und <strong>die</strong> Zahl der Mitarbeiter um<br />

Großauftrag von BP für BIS Industrier in Norwegen:<br />

Breites Leistungsspektrum


500 erhöht. „Die Koordination zwischen<br />

Onshore- und Offshore-Aktivitäten <strong>wird</strong><br />

durch <strong>die</strong> neuen Prozesse und Strukturen<br />

wesentlich effizienter. Trotz großer<br />

räumlicher Distanz können <strong>die</strong> Arbeiten<br />

jetzt präziser gesteuert werden.<br />

Damit haben wir unsere Kostenstrukturen<br />

optimiert und so unsere Wettbewerbsfähigkeit,<br />

wie sich am Beispiel<br />

BP zeigt, nachhaltig gestärkt“, erläutert<br />

Jens Christian Terjesen, Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung von BIS Industrier.<br />

Die Gesellschaft konnte im vergangenen<br />

Jahr <strong>ein</strong>ige langfristige Rahmenverträge<br />

mit großen norwegischen<br />

Energieunternehmen abschließen. So<br />

vergab Statoil beispielsweise Aufträge<br />

für Arbeiten im Onshore- und Off-<br />

shorebereich mit <strong>ein</strong>em Gesamtvolumen<br />

von rund 300 Mio. Euro an das<br />

Unternehmen.<br />

Bilfinger Berger Industrial <strong>Services</strong> (BIS)<br />

erbringt Industrie<strong>die</strong>nstleistungen mit<br />

Fokus auf Prozessindustrie und Energiewirtschaft.<br />

Die Dienstleistungen<br />

umfassen den gesamten Lebenszyklus<br />

der Industrieanlagen und reichen von<br />

Einzelgewerken über Engineering,<br />

Rohrleitungsbau und Anlagenmontage<br />

bis hin zu umfassenden Instandhaltungskonzepten<br />

und anspruchsvollen<br />

Großprojekten. Gegründet 1887, erwirtschaftete<br />

<strong>die</strong> vormalige Rh<strong>ein</strong>hold<br />

& Mahla AG und heutige BIS Group im<br />

Jahr 2010 mit rund 28.000 Mitarbeitern<br />

<strong>ein</strong>e Leistung von mehr als 2,9 Mrd.<br />

Euro. Das Unternehmen gehört seit<br />

2002 zur Multi Service Group Bilfinger<br />

Berger und ist mit zahlreichen operativen<br />

Gesellschaften europaweit sowie in<br />

Nordamerika vertreten.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 33


www.industriepark-walsrode.de<br />

28<br />

1<br />

29<br />

7<br />

7<br />

2


3. Deutscher Elektro-Mobil Kongress in Bonn:<br />

Elektro-Autos als mobiler<br />

Beitrag zur Energiewende<br />

Die Erwartungen an <strong>die</strong> Zukunftstechnologie<br />

sind hoch – doch was<br />

muss passieren, damit Elektromobilität<br />

tatsächlich zum Mittel der Massenmobilität<br />

<strong>wird</strong>? Welche Fortschritte gibt<br />

es und welche Hürden sind noch zu<br />

bewältigen? Diese Fragen standen im<br />

Fokus auf dem Elektro-Mobil Kongress<br />

im Juni in Bonn. Bereits zum drittenmal<br />

trafen sich <strong>die</strong> maßgeblichen Akteure<br />

der Elektromobilität auf dem größten<br />

Fachkongress zu <strong>die</strong>sem Thema in<br />

Deutschland. Knapp 400 Teilnehmer<br />

fanden sich an den beiden Tagen im<br />

World Conference Center <strong>ein</strong>. In der<br />

Lobby präsentierten sich rund 25<br />

Aussteller aus Politik, Forschung und<br />

Industrie. Zum Programm gehörte<br />

auch <strong>ein</strong> attraktiver Fahr-Event. Auf<br />

<strong>ein</strong>er Teststrecke am Rh<strong>ein</strong> konnten <strong>die</strong><br />

Besucher Probefahrten mit E-Autos,<br />

E-Motorrädern und Pedelecs unternehmen.<br />

Veranstaltet wurde der Kongress<br />

vom nova-Institut in Kooperation mit<br />

der IAV GmbH und mit Unterstützung<br />

der EnergieAgentur.NRW.<br />

Bisher rollen auf Deutschlands Straßen<br />

erst knapp 3000 Elektroautos, bis 2020<br />

sollen es nach dem Ziel der Bundesregierung<br />

<strong>ein</strong>e Million s<strong>ein</strong>. Ohne staatliche<br />

Unterstützung <strong>wird</strong> <strong>die</strong>se Vorgabe<br />

nicht zu erreichen s<strong>ein</strong>. Die Entwicklung<br />

Foto: Beim Jaguar C-X75 laden kl<strong>ein</strong>e<br />

Turbinen <strong>die</strong> Batterien auf. © ampnet<br />

der Elektromobilität zur Massenmobilität<br />

stellt somit <strong>die</strong> zentrale Herausforderung<br />

von Industrie und Politik<br />

dar. „Elektromobilität erlaubt in <strong>ein</strong>em<br />

hohen Maße, erneuerbare Energien <strong>ein</strong>zusetzen.<br />

Für den Klimaschutz müssen<br />

wir <strong>die</strong>ses Potential unbedingt nutzen“,<br />

betonte NRW-Klimaschutzminister<br />

Johannes Remmel.<br />

Erforderlich ist dafür, ebenso verlässliche<br />

wie komfortable Systemlösungen<br />

für <strong>ein</strong>e neue Mobilität zu schaffen.<br />

Einerseits müssen neue Mobilitätskonzepte<br />

Verkehrsträger und Dienstleistungen<br />

mit<strong>ein</strong>ander vernetzen,<br />

andererseits braucht man <strong>ein</strong> flexibles,<br />

intelligentes Netz, das sogenannte<br />

Smart Grid. Die zentrale Anforderung<br />

ist <strong>ein</strong> intelligentes Lademanagement,<br />

damit das Stromnetz nicht überlastet<br />

<strong>wird</strong>, wenn es zum massenhaften<br />

Einsatz von Elektro-Fahrzeugen kommt.<br />

Intelligente Ladesysteme müssen dafür<br />

sorgen, dass <strong>die</strong> Fahrzeuge je nach<br />

Stromangebot flexibel laden können.<br />

Entscheidend ist auch: Im Smart Grid<br />

kann der Kunde mit s<strong>ein</strong>em Elektro-<br />

Wagen dazu beitragen, das Netz zu<br />

stabilisieren. „Elektro-Fahrzeuge können<br />

in <strong>ein</strong>em Smart Grid als flexible mobile<br />

Speicher genutzt werden“, erläuterte<br />

Jan Ringelst<strong>ein</strong> vom Fraunhofer IWES.<br />

So kann <strong>die</strong> Elektromobilität <strong>die</strong> Einbeziehung<br />

der erneuerbaren Energien ins<br />

Netz voranbringen und damit auch der<br />

CO2-armen Mobilität den Weg bahnen.<br />

Ludwig Karg, Geschäftsführer der<br />

B.A.U.M. Consult GmbH, ist überzeugt:<br />

„Wir stehen an der Schwelle <strong>ein</strong>er<br />

anderen Einstellung der Menschen zum<br />

Auto. Sie wollen Kilometer kaufen und<br />

nicht mehr unbedingt <strong>ein</strong>en eigenen<br />

Wagen.“ Auch Thilo Röth, Professor an<br />

der Fachhochschule Aachen, bestätigte<br />

<strong>die</strong>sen Wandel der Denkweise: „Vor<br />

allem junge Menschen suchen sich<br />

<strong>die</strong> am besten passende Mobilität aus.<br />

Da können Car-Sharing-<strong>Konzept</strong>e gut<br />

greifen.“ In s<strong>ein</strong>em Forschungsprojekt<br />

ec2go arbeitet Professor Röth derzeit<br />

an <strong>ein</strong>em ganzheitlichen Mobilitätskonzept<br />

für E-Car-Sharing. Das Projektteam<br />

der FH Aachen entwickelt <strong>die</strong> passenden<br />

Fahrzeuge dazu.<br />

„Auf den Langzeitkomfort kann verzichtet<br />

werden, <strong>die</strong> E-Autos müssen<br />

stattdessen auf <strong>die</strong> Bedingungen für<br />

<strong>die</strong> Kurzstrecke, das <strong>ein</strong>fache Laden<br />

und den häufigen Fahrerwechsel, also<br />

<strong>die</strong> unkomplizierte Nutzung im Car-<br />

Sharing-System optimal ausgerichtet<br />

werden“, erläuterte Röth.<br />

Um <strong>die</strong> Entwicklung der Elektromobilität<br />

mit vollem Tempo voran zu treiben,<br />

spen<strong>die</strong>rt das Bundesministerium für<br />

Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit<br />

115 Millionen Euro aus Mitteln des Konjunkturpakets<br />

II. Das Land NRW begleitet<br />

<strong>die</strong> Aktivitäten der Bundesregierung<br />

im Bereich Elektromobilität bis 2015 mit<br />

mindestens 100 Millionen Euro.<br />

<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 35


© julien tromeur | fotolia.com<br />

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