Durch ein strategisches TPM-Konzept wird die ... - Sites & Services
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SiteS & ServiceS<br />
DaS inDuStrieparkmagazin 6. Ausgabe - September 2011<br />
Atomausstieg<br />
Aus für <strong>die</strong> Kernkraft.<br />
Energiewende:<br />
Umstieg ohne Brücke?<br />
Energiewende<br />
Herausforderung<br />
für <strong>die</strong> Chemie-<br />
Industrie<br />
Exklusiv<br />
BMWi: „Chemieparks<br />
sind <strong>ein</strong> erfolgreiches<br />
Geschäftsmodell.“<br />
EinzElprEis 5 €<br />
Photovoltaik-Park<br />
Solarkraftwerk in<br />
Zerbst feierlich in<br />
Betrieb genommen
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8<br />
Energiewende nach dem<br />
Atomausstieg: Wohin klettern<br />
<strong>die</strong> Stromkosten? Die<br />
Chemische Industrie steht<br />
vor großen Herausforderungen.<br />
TiTelThema<br />
Currenta treibt Klimaschutz<br />
und Energieeffizienz voran<br />
Der Chemieparkbetreiber will <strong>die</strong><br />
CO₂-Emissionen um mindestens<br />
200.000 t pro Jahr verringern. 4-6<br />
Innovationen sind Grundst<strong>ein</strong> für<br />
Energiewende<br />
VCI fordert Intensivierung und<br />
Bündelung der Werkstoffforschung. 7<br />
Energiewende: Umstieg ohne Brücke?<br />
Nach dem Atomausstieg: Wohin<br />
klettern <strong>die</strong> Stromkosten? 8-11<br />
Standorte zukunftsorientiert<br />
entwickeln<br />
Nachhaltige Versorgungskonzepte stärken<br />
produzierende Unternehmenfür den internationalen<br />
Wettbewerb. 12-13<br />
Kohle sparen, Klima schonen<br />
In der Oberlausitz entsteht <strong>ein</strong>er der modernsten<br />
Braunkohle-Kraftwerksblöcke<br />
weltweit. 14-15<br />
Clevere Technologie erhöht Energieeffizienz.<br />
Neuer industrieller Herstellungsprozess<br />
verringert Stromverbrauch<br />
und reduziert CO₂-Emissionen. 16<br />
18<br />
Sonne, Gas und Energie:<br />
Dünnschicht-Solarzellen<br />
von GreenSolar steigern<br />
als schadstofffreie Stromlieferanten<br />
<strong>die</strong> ökologische Effizienz.<br />
Sonne, Gas und Energie<br />
Dünnschicht-Solarzellen für vielfältigen<br />
Einsatz. 18-19<br />
NRW ist bereit für <strong>die</strong> Energiewende<br />
Bericht anlässlich der 9. Journalistenfahrt<br />
der Energie.Agentur.NRW 19<br />
Biomasse im Großkraftwerk<br />
Im belgischen Rodenhuize rüstet Bilfinger<br />
Berger Anlage auf Holzfeuerung um.<br />
21-22<br />
Hand in Hand<br />
Umweltschutz und Energieeffizienz im<br />
IP Gersthofen. 22-23<br />
exklusiv<br />
BMWi: Chemieparks sind <strong>ein</strong><br />
erfolgreiches und zukunftsträchtiges<br />
Geschäftsmodell.<br />
Das Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Technologie antwortet auf aktuelle<br />
industriepolitische Fragen. 24-25<br />
siTes<br />
K Getec und Q-Cells realisieren<br />
Solarkraftwerk in Zerbst<br />
Erster Teil des Photovoltaik-Parks Zerbst<br />
feierlich in Betrieb genommen. 26-27<br />
Süd-Chemie legt Grundst<strong>ein</strong> für größte<br />
deutsche Zellulose-Ethanol-Anlage<br />
Straubing: Baubeginn für CleanTech-<br />
Zukunftsprojekt. 28-29<br />
Henkel baut Klebstoff-Fabrik in China<br />
Henkel hat den Grundst<strong>ein</strong> für den<br />
Bau s<strong>ein</strong>es weltweit größten Klebstoffwerks<br />
in Shanghai gelegt. 30<br />
inTerview<br />
„Zukunfträchtiges <strong>Konzept</strong>“<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> im Gespräch mit dem<br />
Leiter des Chempark Leverkusen, Dr. Ernst<br />
Grigat, über Standortentwicklung und<br />
Ansiedlungskonzepte. 31<br />
services<br />
Breites Leistungsspektrum<br />
BP erteilt Großauftrag in Höhe von rund<br />
40 Mill. € an BIS Industrier in Norwegen.<br />
32-33<br />
kongress<br />
i n h a l t<br />
32<br />
Breites Leistungsspektrum:<br />
BP erteilt Instandhaltungsgroßauftrag<br />
in<br />
Höhe von rund 40 Millionen<br />
€ an BIS Industrier in Norwegen.<br />
Elektro-Autos als mobiler Beitrag zur<br />
Energiewende<br />
Bericht über <strong>die</strong> Ergebnisse des 3. Deutschen<br />
Elektro-Mobil Kongresses in Bonn.<br />
35<br />
Impressum 29<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 3<br />
Titelfoto: Currenta GmbH & Co. OHG
Ti TelThema<br />
Currenta treibt Klimaschutz<br />
und Energieeffizienz voran<br />
Viele kl<strong>ein</strong>e Schritte führen in Summe<br />
zu großen Fortschritten. Dies<br />
gilt vor allem für den Klimaschutz,<br />
der sich sowohl durch <strong>ein</strong>e energieeffizientere<br />
Betriebsweise als auch<br />
den Einsatz moderner sparsamerer<br />
Technologie verwirklichen lässt. Der<br />
Chemieparkbetreiber Currenta will<br />
auf <strong>die</strong>se Weise bis 2012 erreichen,<br />
dass jährlich mindestens 200.000 t<br />
CO₂ weniger emittiert werden und so<br />
gleichzeitig steigenden Energiepreisen<br />
entgegensteuern.<br />
Wer erfolgreich in der chemischen<br />
Industrie produzieren will, braucht<br />
Strom, Gas, Dampf, Kälte, Wasser<br />
und Druckluft – in den passenden<br />
Spezifikationen und zu günstigen<br />
Konditionen. Die weiter steigenden<br />
Energiepreise beherrschen nicht nur<br />
nachhaltig <strong>die</strong> Diskussion in der Öffentlichkeit,<br />
sondern entwickeln sich<br />
auch immer mehr zu <strong>ein</strong>em Standortfaktor.<br />
Die Currenta GmbH verfolgt<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 4<br />
deshalb als Chempark-Betreiber an<br />
den drei Standorten Leverkusen,<br />
Dormagen und Krefeld-Uerdingen<br />
schon seit Jahren <strong>ein</strong>e mehrgleisige<br />
Energiesparstrategie. Sie basiert zum<br />
<strong>ein</strong>en auf der Steigerung der Effizienz<br />
bei der Energieerzeugung und zum<br />
anderen der Senkung des Energieverbrauchs<br />
in den eigenen Unternehmensbereichen.<br />
Eigenes Klimaschutzprogramm<br />
Mit der Zielvorgabe bis 2012 <strong>die</strong><br />
CO₂-Emissionen des Unternehmens<br />
um mindestens 200.000 t pro Jahr zu<br />
verringern rief Currenta s<strong>ein</strong> Klimaschutzprogramm<br />
„Effizienzklasse A++“<br />
im Jahr 2008 ins Leben. Die im Februar<br />
2011 gezogene Zwischenbilanz<br />
übertraf deutlich <strong>die</strong> Erwartungen.<br />
Denn <strong>die</strong> 100 plus 111 von Currenta<br />
und s<strong>ein</strong>en Mitarbeitern bis zu <strong>die</strong>sem<br />
Zeitpunkt angestoßenen und verwirklichten<br />
Maßnahmen reduzierten den<br />
Foto: Die modernisierte Thermische<br />
Abluftverbrennungsanlage (TVA) im<br />
Chempark Dormagen spart jährlich<br />
bis zu 30.000 t CO₂.<br />
Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases<br />
CO₂ um mehr als 152.000 t<br />
jährlich. Genau so viel würde entstehen,<br />
wenn 50.000 Autos im Jahr<br />
jeweils 20.000 km zurücklegen. Bezogen<br />
auf den Energiebedarf gelang<br />
es <strong>die</strong>sen jährlich um mehr als 460<br />
Gigawattstunden zu verringern. Die<br />
besten Energiespar- und Klimaschutzkonzepte<br />
s<strong>ein</strong>er Mitarbeiter prämierte<br />
Currenta mit <strong>ein</strong>em Toyota Prius mit<br />
Hybridantrieb sowie Küchengroßgeräten<br />
der Effizienzklasse A++.<br />
Klimaschutzbeispiele in<br />
Europas Chemiepark<br />
Den Löwenanteil leistet <strong>die</strong> vergangenes<br />
Jahr vollendete Modernisierung<br />
der Thermischen Abluftverbrennungsanlage<br />
(TVA) in Dormagen. Die zwei<br />
neuen Kessel erreichen bei der Gewinnung<br />
von Dampf <strong>ein</strong>en 80 % höheren<br />
Wirkungsgrad. Zudem kommt <strong>ein</strong><br />
neues Verfahren mithilfe <strong>ein</strong>es Ther-
moreaktors Foto: praktisch Maschinen- ohne Einsatz<br />
von Primärenergie baustudentin aus. So lassen sich<br />
bis zu 30.000 Katharina t CO₂ Sticker <strong>ein</strong>sparen sowie<br />
gleichzeitig verbindet <strong>die</strong> Entsorgungspreise <strong>ein</strong><br />
für<br />
Kunden stabilisieren.<br />
Hochschulstudium<br />
mit unterneh-<br />
Die Leistungsfähigkeit merischer Praxis. moderner<br />
Technik führte © Evonik in Gestalt <strong>ein</strong>es<br />
neuen Turboverdichters auch in<br />
Krefeld-Uerdingen zu niedrigeren<br />
CO₂-Emissionen (-5.300 t). Infolge<br />
besser auf<strong>ein</strong>ander abgestimmter<br />
Prozesse der Drucklufterzeugung<br />
spart Currenta darüber hinaus 5.400<br />
Megawattstunden (MWh) Strom im<br />
Jahr. Gleichzeitig entsteht bei <strong>die</strong>sem<br />
Prozess Abwärme, <strong>die</strong> nun in der<br />
Wasseraufbereitung genutzt <strong>wird</strong> und<br />
es erlaubt, jährlich auf 1.200.000 m³<br />
Erdgas zu verzichten.<br />
Die im November 2010 <strong>ein</strong>geweihte<br />
Kaskadenbiologie der Kläranlage in<br />
Leverkusen-Bürrig trägt ebenfalls zur<br />
Verwirklichung des Klimaschutzzieles<br />
bei. Die effizientere Versorgung der<br />
Bakterien mit Sauerstoff auf Basis von<br />
Turboverdichtern in tieferen Becken<br />
und Zonen ermöglicht es, 8.000 MWh<br />
Strom sowie 4.000 t CO₂ <strong>ein</strong>zusparen.<br />
Sowohl klima- als auch investitionsfreundlich<br />
fällt <strong>die</strong> effizientere<br />
Foto: Der Einsatz <strong>ein</strong>es neuen,<br />
von Currenta entwickelten<br />
IT-Tools ermöglichte es, bereits<br />
im ersten Jahr, <strong>die</strong> Energiekosten<br />
beim Betrieb des Kältenetzes<br />
in Leverkusen um rund<br />
140.000 Euro zu senken.<br />
Regelung der Betriebswasserförderung<br />
in Dormagen aus. All<strong>ein</strong> durch<br />
das Zusammenspiel <strong>ein</strong>es geringeren<br />
Leitungsdrucks sowie der veränderten<br />
Netz<strong>ein</strong>bindung <strong>ein</strong>es Wasserturms<br />
konnte der Stromverbrauch der Pumpen<br />
im rund 100 km langen Betriebswasserversorgungnetz<br />
um 15 % oder<br />
4.800 MWh im Jahr gesenkt werden.<br />
Die Kläranlage in Krefeld-Uerdingen<br />
verfügt inzwischen über <strong>ein</strong>e effizientere<br />
Belüftungs- und Pumpentechnologie.<br />
So spart sie jährlich 4.000 MWh<br />
Strom.<br />
Eine bis vor wenigen Jahren noch<br />
ungenutzte Energiequelle war das<br />
Waschwasser der Rauchgasr<strong>ein</strong>igung<br />
in der Leverkusener Verbrennungsanlage<br />
2. Die bei der Kühlung der Rauchgase<br />
in den Quenchen aufgenommene<br />
Energie, geben Wärmetauscher<br />
nun an das Kesselspeisewasser ab. Der<br />
jährliche Eigenbedarf an 6 bar Dampf<br />
konnte mithilfe <strong>ein</strong>er Wärmetauscher-<br />
Variante auf Basis von Grafit um 3.750 t<br />
reduziert werden. Umgerechnet spart<br />
<strong>die</strong>se Maßnahme rund 56.000 Euro<br />
im Jahr. So amortisierten sich <strong>die</strong><br />
Investitionen von 51.000 Euro schon<br />
im ersten Jahr. Der geringere Primärbrennstoff<strong>ein</strong>satz<br />
infolge des gesun-<br />
kenen Dampfbedarfs kommt auch<br />
dem Klima zugute – in Gestalt von<br />
1.170 t weniger CO₂ in der Atmosphäre.<br />
Mittlerweile wurde <strong>die</strong>ses Prinzip<br />
der Wärmerückgewinnung auch in<br />
der Verbrennungsanlage 1 und in der<br />
Rückstandsverbrennungsanlage im<br />
Chempark Dormagen (RVAD) umgesetzt.<br />
Der am Standort Leverkusen mithilfe<br />
von drei Kältezentralen gedeckte<br />
Kältebedarf benötigt 72 MW Verdichterleistung<br />
für <strong>die</strong> weit verzweigten<br />
Kühlkreisläufe. Da viel Erfahrung und<br />
F<strong>ein</strong>gespür seitens der Anlagenfahrer<br />
beim Einstellen des energetisch<br />
optimalen Betriebszustands erforderlich<br />
ist, haben Currenta-Ingenieure<br />
den „Energiemanager“ entwickelt.<br />
Die intelligente IT-Lösung liefert <strong>ein</strong>e<br />
Kenngröße mit denen der Betriebsführer<br />
<strong>ein</strong>en energetisch ungünstigen<br />
Betrieb leicht vermeiden kann. Mithilfe<br />
des Tools ließen sich im ersten<br />
Einsatzjahr <strong>die</strong> Energiekosten um<br />
etwa 140.000 Euro reduzieren.<br />
Der Einbau von Umrichtern in den Rotationswäschern<br />
der RVAD verringert<br />
den jährlichen Stromverbrauch um<br />
1.800 MWh. Die Drehzahlregelung, <strong>die</strong><br />
der Umwelt auch 1.000 t CO₂ erspart,<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 5
war möglich, da <strong>die</strong> erforderliche<br />
Menge des im Kreislauf gepumpten<br />
Waschwassers von der Belastung<br />
des Rauchgases mit anorganischen<br />
Säuren, Stäuben, SO₂ oder anderen<br />
Schadstoffen abhängt.<br />
All<strong>ein</strong> durch den veränderten Betrieb<br />
beim Anheizen der RVAD lassen sich<br />
jährlich 720 t Wasserdampf mehr ins<br />
Standortnetz <strong>ein</strong>speisen. Zudem spart<br />
<strong>die</strong> Mitarbeiterinitiative 200 t CO₂.<br />
In Leverkusen hatten Mitarbeiter <strong>die</strong><br />
Idee, <strong>die</strong> Oberflächen der zur Wasserversorgung<br />
<strong>ein</strong>gesetzten Pumpen<br />
durch <strong>ein</strong>e spezielle gehärtete Kunststoffbeschichtung<br />
zu glätten. <strong>Durch</strong><br />
Foto: Dank effizienterer Belüftungs- und Pumpentechnologie<br />
gelang es, den Strombedarf der Kläranlage in<br />
Krefeld-Uerdingen um 4.000 MWh im Jahr zu senken.<br />
deren Verwirklichung in der Praxis<br />
hat sich der Wirkungsgrad von zwölf<br />
großen Kreiselpumpen erhöht und<br />
gleichzeitig der Energieverbrauch um<br />
900 MWh sowie der CO₂-Ausstoß um<br />
470 t pro Jahr verringert.<br />
Im Bereich der Energieversorgung<br />
reifte <strong>die</strong> Idee, quartalsmäßig <strong>ein</strong>en<br />
Transformator abzuschalten und so<br />
Leerlaufzeiten zu vermeiden. Zwei der<br />
insgesamt drei Einspeisetransformatoren<br />
<strong>ein</strong>er 10 Kilovolt-Station sind jetzt<br />
abwechselnd im Vierteljahres-Rhythmus<br />
und nicht mehr durchgehend<br />
im Betrieb. Diese Umstellung sorgt<br />
seitdem jedes Jahr für <strong>ein</strong>e Ersparnis<br />
von fast 5.000 Euro.<br />
Ausblick<br />
Die konkreten Ideen und Vorschläge<br />
Energie zu sparen und so aktiv zum<br />
Klimaschutz beizutragen stammen<br />
primär aus dem Kreis der 3.300<br />
Currenta-Mitarbeiter in Leverkusen,<br />
Dormagen und Krefeld-Uerdingen.<br />
Jedes Projekt zählt und leistet in Summe<br />
<strong>ein</strong>en wesentlichen Teil zum Erfolg<br />
des Currenta-Klimaschutzprogramms<br />
und trägt langfristig zur Standortsicherung<br />
bei.<br />
www.currenta.de<br />
Foto: Die Rotationswäscher der<br />
Rückstandsverbrennungsanlage<br />
(RVAD) im Chempark Dormagen<br />
wurden mit Umrichtern ausgestattet.<br />
Dadurch lässt sich <strong>die</strong> umlaufende<br />
Waschwassermenge optimal<br />
an <strong>die</strong> Zusammensetzung des<br />
Rauchgases anpassen. Dies ermöglicht<br />
jährlich <strong>ein</strong>e Stromersparnis<br />
von 1.800 MWh.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 6
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VCI fordert Intensivierung und<br />
Bündelung der Werkstoffforschung:<br />
Innovationen sind<br />
Grundst<strong>ein</strong> für<br />
Energiewende<br />
Die Chemie <strong>wird</strong> mit ihrer Forschung<br />
<strong>ein</strong>en wichtigen Beitrag leisten, um<br />
<strong>die</strong> Herausforderungen der Energiewende<br />
zu meistern. Das machte Dr.<br />
Andreas Kreimeyer, Vorsitzender des<br />
Ausschusses Forschung, Wissenschaft<br />
und Bildung im VCI, deutlich: „Unsere<br />
Innovationen zur Stromerzeugung und<br />
-speicherung sowie zur Erreichung<br />
höherer Energieeffizienz werden in<br />
Zukunft noch stärker gefragt s<strong>ein</strong>.“<br />
Regenerative Energien<br />
Mit ihren Hightech-Materialien könne<br />
<strong>die</strong> Chemie beispielsweise dazu beitragen,<br />
dass Windräder und photovoltaische<br />
Systeme leistungsfähiger und belastbarer<br />
werden. So arbeiten Forscher<br />
in der Branche an Verbundmaterialien<br />
mit Kohlenstoff-Nanoröhrchen, <strong>die</strong><br />
2. Gipfel für <strong>strategisches</strong> Instandhaltungsmanagement in der<br />
produzierenden Industrie<br />
Zum zweiten Mal führt marcus evans auf dem Maintenance Gipfel 2011 hochrangige<br />
Verantwortliche aus dem Instandhaltungsbereich zum Erfahrungsaustausch<br />
zusammen. Im Fokus stehen Erfahrungsberichte, Diskussionen und Networking-<br />
Gelegenheiten um das Thema Instandhaltung in der Produktion und <strong>die</strong> Anforderungen,<br />
um Kosten durch Maschinenausfälle, Leerläufe oder Rüstzeiten zu vermeiden.<br />
<strong>ein</strong>e Blattlänge für Windräder von bis<br />
zu 90 Metern zulassen. Sie entwickeln<br />
außerdem halbleitende Polymere für<br />
Photovoltaik-Module, <strong>die</strong> man kostengünstiger<br />
herstellen kann und besser<br />
verarbeiten kann.<br />
Energieeffizienz und Klimaschutz<br />
Die Chemie hilft, Energie zu sparen<br />
und das Klima zu schützen. Das sei im<br />
Bau möglich durch den Einsatz von<br />
Hochleistungsdämmmaterialien, Wärmeschutzfenstern,<br />
Dachisolierungen<br />
oder energiesparender Beleuchtung.<br />
So bringen <strong>die</strong> Forscher Dämmstoffen<br />
bei, Infrarotlicht zu absorbieren und in<br />
Wärme umzuwandeln.<br />
Energiespeicherung<br />
„Um den aus erneuerbaren Energien<br />
erzeugten Strom besser speichern zu<br />
können, sind leistungsfähige Batterien<br />
notwendig, in denen sehr viel Chemie-<br />
Know-how steckt“, betont Kreimeyer. So<br />
forschen <strong>die</strong> Mitarbeiter in den Laboren<br />
an den Komponenten für praxistaugliche<br />
Hochleistungsbatterien – an<br />
Elektroden, Elektrolyten und Separato-<br />
6. - 8. November 2011<br />
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<strong>Durch</strong> <strong>ein</strong> <strong>strategisches</strong> <strong>TPM</strong>-<strong>Konzept</strong><br />
<strong>wird</strong> <strong>die</strong> Instandhaltung von <strong>ein</strong>em Kosten-<br />
zu <strong>ein</strong>em Wertetreiber im Unternehmen.<br />
ren. Viel versprechende Ansätze für den<br />
Einsatz von Batterien als Großspeicher<br />
für Strom gebe es bei Natrium-Schwefel<br />
oder Redox-Flow-Batterien. Lithium-<br />
Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen<br />
könnten in Zukunft bei entsprechender<br />
Einbindung in Intelligente Netze (Smart<br />
Grids) ebenfalls als Energiepuffer für<br />
Strom genutzt werden. Auch auf dem<br />
Gebiet der Solarthermie ist <strong>die</strong> Branche<br />
aktiv. Die Chemieforschung konzentriere<br />
sich <strong>ein</strong>erseits auf optimierte<br />
Wärmeträgeröle, andererseits auf Salze<br />
mit hoher Wärmekapazität, <strong>die</strong> zur Speicherung<br />
der Sonnenenergie <strong>ein</strong>gesetzt<br />
werden können.<br />
Die Chemie werde zum Gelingen der<br />
Energierevolution beitragen. Doch<br />
seien mehr Anstrengungen und ausreichend<br />
Zeit in der Forschung notwendig,<br />
um <strong>die</strong>se Herausforderungen zu<br />
stemmen. Darum appellierte Kreimeyer<br />
an das Bundesforschungsministerium,<br />
<strong>die</strong> Werkstoffforschung weiter zu<br />
intensivieren, <strong>die</strong> Forschungsförderung<br />
hierzu zu bündeln und das 10-Punkte-<br />
Programm zur Materialforschung<br />
konsequent umzusetzen.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 7
Nur vier Monate nach Fukushima ist<br />
der deutsche Atomausstieg besiegelt.<br />
Im Eiltempo wurde <strong>ein</strong>e epochale<br />
Wende in der Energiepolitik <strong>ein</strong>geleitet,<br />
deren Folgen für Industrie und Verbraucher<br />
noch nicht abschätzbar sind.<br />
Die Versorgungsicherheit – und damit<br />
auch <strong>die</strong> Zukunft des Chemiestandortes<br />
Deutschland – steht und fällt mit dem<br />
Erfolg des Ausbaus der Stromnetze. Ob<br />
und wie schnell <strong>die</strong> benötigten Leitungen<br />
gebaut werden, hängt nicht zuletzt von<br />
der Akzeptanz <strong>ein</strong>er technologieskeptischen<br />
Bevölkerung ab. Fest steht: Die<br />
Stromkosten werden steigen. In welcher<br />
Höhe, darüber streiten <strong>die</strong> Experten.<br />
513 zu 79 Stimmen, bei acht Enthaltungen:<br />
Mit überwältigender Mehrheit ließen<br />
<strong>die</strong> Bundestagsabgeordneten das<br />
Gesetz zum Atomausstieg passieren. Es<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 8<br />
Foto: Das BASF-Stammwerk Ludwigshafen.<br />
Jahresverbrauch: 6,5 Millionen Megawattstunden<br />
Strom (Stand 2010). Mit über 160<br />
chemischen Produktionsbetrieben, vielen<br />
hundert Labors, Technika, Werkstätten und<br />
Büros ist es der größte zusammenhängende<br />
Industriekomplex Europas. © BASF<br />
war <strong>ein</strong> höchst seltenes Bild der Einigkeit,<br />
das <strong>die</strong> Regierungskoalition und<br />
rot-grüne Opposition am 30. Juni <strong>die</strong>ses<br />
Jahres boten. Eine Einigkeit, <strong>die</strong> noch<br />
drei<strong>ein</strong>halb Monate zuvor undenkbar<br />
gewesen war, bis Japan am 11. März<br />
<strong>ein</strong>e unheilvolle Verkettung zweier Naturkatastrophen<br />
erlebte. Die Welt wur-<br />
Aus für <strong>die</strong> Kernkraft<br />
Energiewende:<br />
Umstieg ohne Brücke?<br />
de Zeuge der schlimmsten Nuklearkatastrophe<br />
seit Tschernobyl 1986. In weiten<br />
Teilen von Politik und Gesellschaft hat<br />
Fukushima zu <strong>ein</strong>er grundlegenden<br />
Änderung in der Risikowahrnehmung<br />
und -bewertung der Atomkraft geführt.<br />
Auch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />
Zur Erinnerung: Erst im September<br />
2010 beschloss <strong>die</strong> Bundesregierung<br />
<strong>ein</strong> Energiekonzept, das neben dem<br />
verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien<br />
auch <strong>ein</strong>e Laufzeitverlängerung für<br />
<strong>die</strong> deutschen AKW um durchschnitt-<br />
lich zwölf Jahre vorsah. Die gelernte<br />
Physikerin Merkel legte nach Fukushima<br />
ungeahnte Entscheidungsfreude an den<br />
Tag: Zunächst wurde <strong>ein</strong> Atom-Moratorium<br />
durchgesetzt, im Zuge dessen <strong>die</strong><br />
sieben ältesten Atommeiler stillgelegt<br />
und alle AKW <strong>ein</strong>er Sicherheitsprüfung<br />
unterzogen wurden. Auf dem Fuße<br />
folgte der schwarz-gelbe Ausstieg aus<br />
dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus der<br />
Kernkraft, der den rot-grünen Atomkonsens<br />
von 2001 sogar noch übertrifft.<br />
Massiver Netzausbau nötig<br />
Da nichts Investitionen sicherer verhindere<br />
als Wankelmut, gelte es nun, den<br />
<strong>ein</strong>geschlagenen Kurs mit aller Konsequenz<br />
zu verfolgen, so der 1. Vorsitzende<br />
des VAA (Verband angestellter<br />
Akademiker und leitender Angestellter<br />
der chemischen Industrie e. V. ) Dr. Thomas<br />
Fischer: „Unternehmen brauchen<br />
Investitions- und Planungssicherheit.“<br />
Eine erneute Kehrtwende könne sich<br />
<strong>die</strong> Politik <strong>ein</strong>fach nicht mehr erlauben.<br />
„Vor allem ist wichtig, dass es k<strong>ein</strong>e<br />
Verzögerungen beim Um- und Ausbau<br />
der Stromnetze gibt. Nur so kann <strong>die</strong><br />
Versorgungssicherheit für <strong>die</strong> Industrie<br />
gewährleistet werden“, betont Fischer.<br />
Den Bedarf an neuen Höchstspannungs-
leitungen, an <strong>die</strong> auch <strong>die</strong> Unternehmen<br />
der Chemischen Industrie angeschlossen<br />
sind, schätzt <strong>die</strong> Deutsche Energie-<br />
Agentur (dena) auf bis zu 4.500 Kilometer.<br />
Zeit zum <strong>Durch</strong>atmen bleibt kaum,<br />
wie auch der Präsident der Bundesnetzagentur<br />
für Elektrizität, Gas, Telekommunikation,<br />
Post und Eisenbahnen Matthias<br />
Kurth bestätigt: „Reden wir über 2015,<br />
so sind im Übertragungsnetz, also den<br />
großen ‚Stromautobahnen‘, rund 850 km<br />
neu zu bauen, so das Energieleitungsausbaugesetz<br />
von 2009. Gebaut wurden<br />
seit Sommer 2009 gerade 150 km.“ Hinzu<br />
komme <strong>ein</strong>e bislang völlig unbekannte<br />
Zahl von Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetze<br />
in den Verteilernetzen.<br />
Rechnung mit vielen Unbekannten<br />
Die Ziele sch<strong>ein</strong>en klar, der Weg dorthin<br />
umso st<strong>ein</strong>iger. Besonders <strong>die</strong> Frage<br />
der Kostenentwicklung ähnelt <strong>ein</strong>er<br />
Gleichung mit zu vielen Variablen. Bei<br />
den Kosten des Netzausbaus rechnet<br />
<strong>die</strong> Bundesnetzagentur mit 30 bis 60<br />
Milliarden Euro, je nach notwendiger<br />
Technologie. Sicher ist: Der Strom <strong>wird</strong><br />
teurer. Auch für <strong>die</strong> Chemiebranche.<br />
Schon durch <strong>die</strong> Abschaltung der<br />
ersten Atomkraftwerke kurz nach dem<br />
Moratorium sei der Großhandelspreis<br />
für Strom um rund 10 Prozent gestiegen,<br />
so das Institut der deutschen Wirtschaft<br />
Köln (IW), um knapp <strong>ein</strong>en Cent<br />
je Kilowattstunde. „Ein Cent klingt nicht<br />
nach viel. Aber viele Millionen kl<strong>ein</strong>e<br />
Cents können <strong>die</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
ganzer Unternehmen gefährden“, m<strong>ein</strong>t<br />
IW-Direktor Prof. Michael Hüther. Für <strong>die</strong><br />
Industrie insgesamt veranschlagt das<br />
IW Mehrkosten von jährlich 1,9 Milliarden<br />
Euro; speziell für <strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensive<br />
Chemie mache <strong>die</strong>s 340 Millionen<br />
Euro pro Jahr aus.<br />
Dem Fraunhofer-Institut für Windenergie<br />
und Energiesystemtechnik zufolge<br />
schlagen für <strong>die</strong> Energiewende bis<br />
2020 Investitionen in <strong>ein</strong>er Gesamthöhe<br />
von circa 233 Milliarden Euro zu<br />
Buche. Wobei es zwischen Investitionen<br />
und Kosten zu unterscheiden gilt.<br />
Nach Berechnungen des IW kostet <strong>die</strong><br />
gesamte Energiewende zwischen 35<br />
und 74 Milliarden Euro, je nach dem, ob<br />
der fehlende Strom durch Kohle oder<br />
Gas ersetzt werde. Laut <strong>ein</strong>er Stu<strong>die</strong> der<br />
Prognos AG und der Ver<strong>ein</strong>igung der<br />
Bayerischen Wirtschaft (vbw) werde sich<br />
der Strompreis für Haushaltskunden<br />
von 23,5 (Preisniveau 2010) auf maximal<br />
28,8 Cent pro Kilowattstunde (kWh)<br />
erhöhen, wovon allerdings nur 0,2 bis<br />
0,6 Cent/kWh auf den Atomausstieg<br />
zurückzuführen seien. Dies gelte in ähnlichem<br />
Umfang auch für Industriekunden.<br />
Für <strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensive Industrie<br />
gehen Prognos und vbw für 2020 von<br />
<strong>ein</strong>er Preissteigerung von 6,8 auf 9,1 bis<br />
9,9 Cent/kWh aus. Langfristig jedoch<br />
könne <strong>die</strong> Industrie sogar profitieren:<br />
Zum <strong>ein</strong>en müsse sie <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> EEG-<br />
Umlage höheren Umbau- und Investitionskosten<br />
für erneuerbare Energien<br />
nicht tragen. Zum anderen könne sie<br />
den Strompreiserhöhungen durch<br />
<strong>die</strong> Steigerung der Energieeffizienz<br />
entgegenwirken. Dadurch könne der<br />
Stromverbrauch, bestätigt das Wuppertal<br />
Institut für Klima, Umwelt, Energie,<br />
innerhalb der nächsten Dekade um 13<br />
bis 23 Prozent verringert werden.<br />
Kostendämmung durch Energieeffizienz<br />
In puncto Energieeffizienz gibt <strong>die</strong><br />
Chemie bereits den Takt vor. Ob<br />
Burghausen, Ludwigshafen oder Marl:<br />
An den großen Standorten erfolgt <strong>die</strong><br />
Strom- und Dampfproduktion größtenteils<br />
autark. Auch Chemieparks mit<br />
mehreren ansässigen Unternehmen<br />
funktionieren als integrierte Energieverbünde.<br />
Nach dem Prinzip der Kraft-<br />
Wärme-Kopplung arbeitende Kraft-<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 9
werksanlagen sorgen dabei für <strong>ein</strong>e<br />
äußerst effiziente Energieversorgung<br />
– der Nutzungsgrad der Brennstoffe<br />
beträgt fast 90 Prozent. Zusätzlich <strong>wird</strong><br />
auch <strong>die</strong> sogenannte Abhitze genutzt,<br />
wodurch sich beispielsweise im BASF-<br />
Stammwerk Ludwigshafen der Primärenergiebedarf<br />
um rund <strong>ein</strong> Drittel<br />
auf insgesamt 19,5 Millionen Tonnen<br />
Prozessdampf reduziert. Dennoch: „Die<br />
stromintensiven Branchen haben schon<br />
heute wegen der hohen Stromkosten<br />
Nachteile gegenüber den internationalen<br />
Wettbewerbern“, konstatiert IW-<br />
Direktor Hüther. Laut dem Vorsitzenden<br />
der dena-Geschäftsführung Stephan<br />
Kohler ist <strong>ein</strong>e seriöse Abschätzung der<br />
Preisentwicklung schwierig: „Wie sich<br />
dann <strong>die</strong> Preise an der Börse auswirken,<br />
wenn <strong>die</strong> stark fluktuierende Stromerzeugung<br />
<strong>die</strong> konventionelle Stromerzeugung<br />
immer wieder zurückdrängt,<br />
wir aber nicht auf letztere verzichten<br />
können, können wir heute nicht sagen.“<br />
Wenn es dunkel werde oder der Wind<br />
<strong>ein</strong>mal nicht wehe, schränkt Kohler <strong>ein</strong>,<br />
müssten konventionelle Kraftwerke <strong>die</strong><br />
Versorgungssicherheit gewährleisten.<br />
Eine wichtige Rolle spielt dabei der<br />
Kraftwerkspark: Alte, aber modernisierte<br />
Kraftwerke sind im Unterhalt wesentlich<br />
preiswerter als neugebaute Meiler.<br />
Kraftwerke: Der Mix ist entscheidend<br />
Für <strong>die</strong> Zukunft bleiben Kohle- und<br />
Gaskraftwerke also unentbehrlich.<br />
Aber in welchem Verhältnis? <strong>Durch</strong> ihre<br />
Mindestlaufzeit von 35 Jahren müssten<br />
neue Kohlekraftwerke bis 2050 und<br />
länger in Betrieb bleiben, führt der<br />
Sachverständigenrat für Umweltfragen<br />
(SRU) an. Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt werde<br />
Kohle aber größtenteils nicht mehr in<br />
der Grundlast, sondern zum Ausgleich<br />
von Versorgungslücken bei erneuerbaren<br />
Energien laufen. Daher hält es der<br />
SRU für fragwürdig, ob sich <strong>die</strong> Investitionskosten<br />
in größere Kohlekraftwerke<br />
überhaupt noch rentieren. Zudem<br />
müsse der Strom bis 2050 weitgehend<br />
CO₂-neutral gewonnen werden – bei<br />
Foto: Chemiepark Marl. Jahresverbrauch:<br />
2,5 Millionen Megawattstunden<br />
Strom. Betreiber des Chemieparks<br />
ist <strong>die</strong> Infracor GmbH. Die rund 100<br />
Produktionsanlagen der hier ansässigen<br />
30 Unternehmen stehen in <strong>ein</strong>em<br />
engen energetischen und stofflichen<br />
Verbund. Foto: Infracor GmbH<br />
Kohle praktisch unmöglich. Laut dem<br />
Zentrum für Nachhaltige Energiesysteme<br />
wäre es vernünftiger, ältere Kohlekraftwerke<br />
als Notreserve länger in<br />
Betrieb zu halten.<br />
Dagegen sind Investitionskosten und<br />
Treibhausgasemissionen bei Gaskraftwerken<br />
geringer. Auch <strong>die</strong> Lebensdauer<br />
ist kürzer. Des Weiteren eignen sie sich<br />
durch ihre Flexibilität wesentlich besser<br />
zum Fluktuationsausgleich. Die kurzfristige<br />
Steigerung der Importabhängigkeit,<br />
etwa durch russisches Gas, dürfte<br />
durch den Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien gesenkt werden. Bereits in<br />
den nächsten zehn Jahren, so das Deutsche<br />
Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Berlin, könne es gelingen, den Wegfall<br />
der Kernenergie durch den Ausbau des<br />
Anteils der Erneuerbaren von 17 auf 35<br />
Prozent zu kompensieren.<br />
<strong>Durch</strong> <strong>die</strong> zunehmende Nachfrage werden<br />
<strong>die</strong> Preise für fossile Energieträger<br />
in Zukunft weiter steigen, davon geht<br />
nicht nur <strong>die</strong> Internationale Energie-<br />
Foto: CHEMPARK Leverkusen. Jahresverbrauch:<br />
1,8 Millionen Megawattstunden<br />
Strom (Stand 2008). Betrieben von der<br />
Currenta GmbH und Co. OHG beherbergt<br />
der CHEMPARK Leverkusen zahlreiche<br />
Chemieunternehmen, darunter <strong>ein</strong>en der<br />
größten Standorte für <strong>die</strong> Bayer AG und<br />
<strong>die</strong> LANXESS AG. Foto: Currenta
Dr. Annette Loske, VIK – Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e. V.:<br />
Herausforderung für energi<strong>ein</strong>tensive Unternehmen<br />
„Der Netzausbaubedarf und <strong>die</strong> Speicherentwicklung in Kombination mit dem<br />
Wegfall gesicherter Kapazität durch den Kernenergieausstieg bei gleichzeitig<br />
<strong>ein</strong>er eher fraglichen Perspektive, was den Neubau fossiler Kraftwerke angeht,<br />
macht <strong>die</strong> Dimension der Herausforderung für den Standort Deutschland deutlich.<br />
Die Politik wäre gut beraten, wenn sie sich zweifelsfrei zum Industriestandort<br />
bekennt und Machbarkeit und Vision mit<strong>ein</strong>ander in Einklang bringt. Nur mit<br />
der Industrie kann der deutsche Weg <strong>ein</strong> Erfolgsweg werden; ginge <strong>die</strong> Industrie<br />
unterwegs verloren, schadete das nicht nur Deutschland, sondern käme letztlich<br />
<strong>ein</strong>em Scheitern des deutschen Modells Energiewende gleich, denn potentielle<br />
Nacharmer wären von vornher<strong>ein</strong> abgeschreckt.“<br />
Dr. Annette Loske ist Hauptgeschäftsführerin des VIK in Essen. Als Interessenvertretung<br />
der energie- und wasserverwendenden Kunden in Industrie und Gewerbe<br />
repräsentiert der VIK etwa 80 Prozent des industriellen Energie<strong>ein</strong>satzes und<br />
90 Prozent der versorgerunabhängigen Stromerzeugung in Deutschland.<br />
agentur aus. Dies bewirkt <strong>ein</strong>en Anstieg<br />
der Energieumwandlungskosten in konventionellen<br />
Kraftwerken. Gleichzeitig<br />
aber werden <strong>die</strong> Investitionskosten der<br />
erneuerbaren Energien sinken, verbunden<br />
mit <strong>ein</strong>em Wachstum des technologischen<br />
Know-hows. Geht alles nach<br />
Plan, sollten <strong>die</strong> sogenannten Differenzkosten<br />
für den Ausbau der Erneuerbaren<br />
kontinuierlich zurückgehen, bis hin<br />
zu dem Punkt, an dem <strong>die</strong> „Brückentechnologie“<br />
der konventionellen<br />
Stromerzeugung volkswirtschaftlich<br />
teurer als <strong>die</strong> regenerative s<strong>ein</strong> <strong>wird</strong>.<br />
Allerdings ist der tragende konventionelle<br />
„Brückenpfeiler“ Kernkraft nun<br />
weggefallen. Dazu der VAA-Vorsitzende<br />
Dr. Thomas Fischer: „Die Energiewende<br />
muss auf <strong>ein</strong>er möglichst breiten, stabilen<br />
Brücke beschritten werden, <strong>ein</strong>er<br />
Brücke, <strong>die</strong> den Standort der deutschen<br />
Industrie nicht gefährdet.“<br />
Für Akzeptanz sorgen<br />
Der Umbau des Energiesystems muss<br />
<strong>ein</strong>hergehen mit der Erhöhung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit bei gleichzeitiger<br />
Wahrung der Beschäftigungssicherheit.<br />
Mitentscheidend ist dabei <strong>die</strong> Akzeptanz<br />
der Bevölkerung. Vielerorts leisten<br />
Bürgerinitiativen schon heute erheblichen<br />
Widerstand gegen <strong>die</strong> Verlegung<br />
von Stromleitungen. Diese seien,<br />
egal ob über- oder unterirdisch, nicht<br />
besonders attraktiv, bezeugt Bundesnetzagentur-Präsident<br />
Kurth. Dennoch<br />
fordert Kurth Einsicht in das Notwendige:<br />
„Die lokal Betroffenen müssen <strong>die</strong><br />
bundesweite Notwendigkeit bestimmter<br />
Baumaßnahmen akzeptieren, dazu<br />
müssen sie dabei viel stärker als bislang<br />
mitreden können. Diese ganz neu<br />
gestalteten Verfahren sollen deswegen<br />
transparent und für alle Interessierten<br />
und Betroffenen offen durchgeführt<br />
werden.“ Ein breiter Konsens ist <strong>die</strong><br />
Voraussetzung für das Gelingen der<br />
Energiewende. Dieser kann gefördert<br />
werden, indem <strong>ein</strong> möglichst großer<br />
Teil der Wertschöpfung aus Netzumbau<br />
und Kraftwerksbau der regionalen<br />
Wirtschaftsinfrastruktur zugute kommt,<br />
zum Beispiel in Form von Gewinnanteilen<br />
oder Steuer<strong>ein</strong>nahmen.<br />
Die Energiewende ist weit mehr als<br />
<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zelnes Großprojekt – es ist <strong>ein</strong><br />
gigantisches Bündel aus zahlreichen,<br />
mit<strong>ein</strong>ander verbundenen Großprojekten.<br />
Für <strong>ein</strong>e möglichst objektive<br />
Folgenabschätzung ist es daher unerlässlich,<br />
nicht nur zwischen Kosten<br />
und Preisen, sondern auch zwischen<br />
dem anvisierten Umstieg auf <strong>ein</strong>e<br />
regenerative Energieversorgung und<br />
dem Ausstieg aus der Kernenergie zu<br />
differenzieren. Klar ist: Der Umstieg ist<br />
mit erheblichen Kostensteigerungen<br />
verbunden. Der Atomausstieg allerdings<br />
verursacht per se vergleichsweise<br />
geringe Mehrkosten im Vergleich zu<br />
der dem letztjährigen Energiekonzept<br />
der Bundesregierung zugrundegelegten<br />
Kalkulation. Trotzdem werden<br />
<strong>die</strong> Kosten auf <strong>die</strong> Kunden übertragen<br />
– Haushalte wie Industrie. Dies ist das<br />
Risiko, das alle zu schultern haben.<br />
Begreift man den Atomausstieg jedoch<br />
als Chance, so fällt mit der Kernenergie<br />
<strong>ein</strong>e Innovations- und Investitionsbremse<br />
für erneuerbare Energien und technologische<br />
Neuerungen weg. Gerade<br />
<strong>die</strong> Chemie im Spitzentechnologieland<br />
Deutschland könnte hier ihre Position<br />
als Markt- und Wissensführer ausbauen<br />
und neue Potenziale erheben.<br />
Matthias Kurth, Präsident der<br />
Bundesnetzagentur für Elektrizität,<br />
Gas, Telekommunikation, Post und<br />
Eisenbahnen:<br />
K<strong>ein</strong> Anlass für Alarm-<br />
Meldungen<br />
„Die Preise des Jahres 2015 oder gar<br />
2020 kann seriös niemand vorhersagen.<br />
Zu Alarmmeldungen sehe<br />
ich aber k<strong>ein</strong>en Anlass. Der beste<br />
Indikator für Preisentwicklungen sind<br />
<strong>die</strong> langfristigen Terminkontrakte an<br />
den Energiebörsen. Die signalisieren:<br />
Die Preise steigen, aber von Dramatik<br />
kann k<strong>ein</strong>e Rede s<strong>ein</strong>. Ähnliches<br />
gilt für <strong>die</strong> EEG-Umlage: Mit zunehmendem<br />
Ausbau werden <strong>die</strong> Kosten<br />
steigen, aber <strong>die</strong> Degression <strong>wird</strong><br />
sich auswirken und <strong>die</strong> steigenden<br />
Börsenpreise verbessern <strong>die</strong> Vermarktungserlöse.<br />
Gerade <strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensive Industrie<br />
ist <strong>ein</strong> sehr attraktiver Kunde, um den<br />
<strong>ein</strong> intensiver Wettbewerb geführt<br />
<strong>wird</strong>. Das heißt, sie hat <strong>die</strong> Chance,<br />
günstigere Preise als andere Verbraucher<br />
zu bekommen. Dabei <strong>wird</strong> <strong>die</strong><br />
Industrie allerdings verstärkt lernen<br />
müssen, dass <strong>die</strong> langfristige Bindung<br />
an <strong>ein</strong>en Lieferanten nicht unbedingt<br />
<strong>die</strong> günstigste Art des Energie<strong>ein</strong>kaufs<br />
ist. Die energi<strong>ein</strong>tensive Industrie<br />
nutzt ihre Möglichkeiten leider<br />
oftmals noch nicht in vollem Umfang<br />
(z. B. eigene Energiehandelsabteilung,<br />
Einkaufsgenossenschaften, Nutzung<br />
des Regelenergiemarktes, Anpassung<br />
von Produktionsabläufen an das<br />
Energieangebot und <strong>die</strong> kurzfristige<br />
Preisentwicklung). Der liberalisierte<br />
Energiemarkt bietet gerade der energi<strong>ein</strong>tensiven<br />
Industrie große Chancen,<br />
durch Flexibilität und Einfallsreichtum<br />
<strong>die</strong> eigenen Kosten drastisch<br />
zu verringern.“<br />
Seit Februar 2001 ist Matthias Kurth<br />
Präsident der Regulierungsbehörde<br />
für Telekommunikation und Post, <strong>die</strong><br />
im Juli 2005 in der neugeschaffenen<br />
Bundesnetzagentur für Elektrizität,<br />
Gas, Telekommunikation, Post und<br />
Eisenbahnen aufgegangen ist.<br />
Autor: Timur Slapke, Redaktion VAA-<br />
Magazin, Zeitschrift für Führungskräfte<br />
in der Chemie.<br />
Weitere Informationen: www.vaa.de<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 11
Lassen sich für produzierende Industrieunternehmen<br />
Aspekte der internationalen<br />
Wettbewerbsfähigkeit und<br />
der Nachhaltigkeit, der Dynamik und<br />
der Ressourcenschonung in Einklang<br />
bringen? Auch wenn bei vielen global<br />
agierenden Industrieunternehmen <strong>die</strong><br />
Sicherung der Marktposition Vorrang<br />
hat, so ist es dennoch unabdingbar und<br />
durchaus möglich, Industriestandorte<br />
nachhaltig und unter Einbeziehung<br />
ökologisch sinnvoller <strong>Konzept</strong>e zu entwickeln.<br />
Dabei können auch Rahmenbedingungen<br />
geschaffen werden, <strong>die</strong><br />
dem internationalen Vergleich standhalten<br />
und <strong>die</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Unternehmen stärken. Nachhaltigkeit<br />
heißt in Bezug auf <strong>die</strong> Energieversorgung<br />
<strong>die</strong> konsequente Verknüpfung<br />
zukunftsfähiger Energieträger mit der<br />
effizienten Energieumwandlung und<br />
–nutzung.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 24 12<br />
Beispiel Industriepark Höchst: Der 4,6<br />
Quadratkilometer große Chemie- und<br />
Pharmastandort im Westen von Frankfurt<br />
ist Sitz von mehr 90 Unternehmen,<br />
<strong>die</strong> 22.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die<br />
positive Entwicklung des Standortes,<br />
<strong>die</strong> durch das beachtliche Investitionsvolumen<br />
in Höhe von 4,8 Milliarden<br />
Euro seit dem Jahr 2000 dokumentiert<br />
<strong>wird</strong>, bringt auch <strong>ein</strong>en hohen Energiebedarf<br />
mit sich. Das Volumen ist<br />
beträchtlich: – der Industriepark Höchst<br />
verbraucht schon heute so viel Strom<br />
wie 600.000 Haushalte pro Jahr, <strong>die</strong><br />
Wärmemenge würde den Jahresbedarf<br />
von 140.000 Einfamilienhäusern<br />
decken. Folglich investierte Infraserv<br />
Höchst als <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Energieversorgung<br />
der Industriepark-Unternehmen<br />
zuständige Standortbetreibergesellschaft<br />
in den vergangenen Jahren bei<br />
der Weiterentwicklung der Infrastruktur<br />
Kombiterminal Schkopau:<br />
Flexible Lagerungs- und<br />
Umschlagkonzepte<br />
Konsequente Weiterentwicklung am Standort Schkopau<br />
eröffnet neue Möglichkeiten<br />
des Standortes in erster Linie in Energieerzeugungsanlagen.<br />
Neue Gasturbinenanlage reduziert<br />
CO₂-Emissionen<br />
Ein wichtiges Großprojekt im <strong>Konzept</strong><br />
der nachhaltigen Energieversorgung<br />
des Standortes ist <strong>die</strong> neue Gasturbinen-Anlage,<br />
<strong>die</strong> 2011 im Industriepark<br />
Höchst in Betrieb gehen <strong>wird</strong>. 70<br />
Nachhaltige Versorgungskonzepte stärken produzierende Unternehmen<br />
für den internationalen Wettbewerb:<br />
Standorte zukunftsorientiert entwickeln<br />
Millionen Euro werden in <strong>die</strong> aus zwei<br />
Gasturbinen mit jeweils 45 Megawatt<br />
elektrischer Leistung bestehende Anlage<br />
investiert. Auch hierbei handelt es<br />
sich um <strong>ein</strong>e hocheffiziente und dementsprechend<br />
Ressourcen schonende<br />
Anlage – <strong>ein</strong> ausgezeichnetes Beispiel,<br />
wie <strong>die</strong> Vorteile der technisch sinnvollen<br />
und politisch gewollten Kraft-Wärme-Kopplung<br />
an Industriestandorten<br />
genutzt werden können. Insgesamt
Fotos Infraserv Höchst<br />
erreichen <strong>die</strong> bestehenden Energieerzeugungsanlagen<br />
im Industriepark<br />
Höchst, <strong>die</strong> gleichermaßen Strom und<br />
Dampf erzeugen, <strong>ein</strong>en Brennstoffnutzungsgrad<br />
von mehr als 90 Prozent.<br />
Herkömmliche Kohlekraftwerke, <strong>die</strong><br />
ausschließlich der Stromerzeugung<br />
<strong>die</strong>nen, kommen dagegen lediglich auf<br />
40 bis 45 Prozent.<br />
Die besonders effiziente Form der<br />
Strom- und Dampferzeugung sorgt<br />
auch dafür, dass <strong>die</strong> Energiepreise im<br />
Industriepark Höchst dem internationalen<br />
Vergleich standhalten können.<br />
Konsequente Abwärmenutzung<br />
Ein weiterer Faktor bei der nachhaltigen<br />
Energieversorgung des Industrieparks<br />
ist <strong>die</strong> konsequente Abwärmenutzung,<br />
<strong>die</strong> durch den komplexen<br />
Verbund aus Produktions- und Verbrennungsanlagen<br />
ermöglicht <strong>wird</strong>.<br />
Indem <strong>die</strong> Abwärme aus den chemischen<br />
Produktionen und Verbrennungsanlagen<br />
in das Wärmeversorgungsnetz<br />
des Standortes <strong>ein</strong>gespeist<br />
<strong>wird</strong> und rund 20 Prozent des Wärmebedarfs<br />
des Industrieparks deckt, kann<br />
der CO₂-Ausstoß jährlich um 210.000<br />
Tonnen pro Jahr reduziert werden.<br />
Ersatzbrennstoffe ersetzen fossile<br />
Energieträger<br />
Beim Ausbau der Energieerzeugungskapazitäten<br />
am Standort, <strong>die</strong> bislang<br />
über <strong>ein</strong> Kohlekraftwerk und <strong>ein</strong>e<br />
Gasturbinenanlage sichergestellt <strong>wird</strong>,<br />
entschied sich Infraserv Höchst für<br />
<strong>die</strong> Nutzung von Ersatzbrennstoffen.<br />
Die heizwertreichen und sortierten<br />
Bestandteile von Siedlungs- und<br />
Gewerbeabfällen dürfen nach der<br />
technischen Anleitung Siedlungsabfall<br />
(TASi) seit 2005 nicht mehr deponiert<br />
werden, sondern müssen thermisch<br />
genutzt und zur Energieerzeugung<br />
verwendet werden. Sinnvollerweise,<br />
denn somit können erhebliche Mengen<br />
fossiler Brennstoffe inklusive des<br />
klimaschädlichen Kohlendioxid-Ausstoßes<br />
reduziert werden.<br />
Bio-Erdgas aus dem Industriepark<br />
Höchst<br />
Neben der thermischen Verwertung<br />
von Abfällen nutzt Infraserv Höchst<br />
auch <strong>die</strong> Fermentation zur Erzeugung<br />
von Biogas. In der bestehenden Anlage<br />
werden organische Abfälle mit den in<br />
der Abwasserr<strong>ein</strong>igungsanlage des<br />
Standortes anfallenden Klärschlämmen<br />
in Biogas umgewandelt werden. Die<br />
Leistung der Anlage beträgt aktuell fünf<br />
Megawatt, <strong>ein</strong> weiterer Ausbau ist in<br />
Verbindung mit der Aufbereitung auf<br />
Erdgasqualität und <strong>die</strong> damit verbundene<br />
Einspeisung in das öffentliche<br />
Versorgungsnetz durch den Frankfurter<br />
Energieversorgungsunternehmen<br />
Mainova vorgesehen. Auf <strong>die</strong>se Weise<br />
<strong>wird</strong> das Bio-Erdgas künftig dort<br />
genutzt, wo es am sinnvollsten ist – <strong>ein</strong><br />
Beispiel dafür, wie <strong>die</strong> Industrie <strong>ein</strong>en<br />
Teil der Verantwortung für <strong>die</strong> ressourcenschonende<br />
Energieversorgung<br />
der Region wahrnimmt. Bis zu 80.000<br />
Megawattstunden (MWh) Bioerdgas aus<br />
dem Industriepark Höchst werden dann<br />
dazu beitragen, dass weniger konven-<br />
tionelles Erdgas benötigt und der<br />
Kohlendioxid-Ausstoß somit reduziert<br />
<strong>wird</strong>. Die Menge von 80.000 MWh<br />
entspricht dem Jahresverbrauch von<br />
4.000 Einfamilienhäusern. Auch <strong>die</strong><br />
Produktion von Bioerdgas im Industriepark<br />
Höchst ist somit <strong>ein</strong> Stück<br />
praktizierter Klimaschutz.<br />
Industrielle Produktion in der Chemie-<br />
und Pharmabranche braucht in jedem<br />
Fall Energie. Ziel muss es s<strong>ein</strong>, <strong>die</strong> damit<br />
<strong>ein</strong>hergehenden klimaschädlichen<br />
Auswirkungen durch <strong>ein</strong>e effiziente<br />
Energieumwandlung und –verteilung<br />
sowie <strong>die</strong> zukunftsfähige, Nutzung von<br />
ressourcenschonenden Energieträgern<br />
so weit wie möglich zu reduzieren.<br />
Foto: CDon Anlage.<br />
© BASF<br />
<strong>Sites</strong> <strong>Sites</strong> & & <strong>Services</strong> 2513
Um Rohstoff zu sparen und Emissionen<br />
zu senken, versuchen<br />
<strong>die</strong> Betreiber, den Wirkungsgrad von<br />
Kohlekraftwerken immer weiter zu<br />
erhöhen. In der Oberlausitz entsteht<br />
<strong>ein</strong>er der modernsten Braunkohle-<br />
Kraftwerksblöcke weltweit. Während<br />
der durchschnittliche Wirkungsgrad<br />
<strong>die</strong>ser Anlagen bei 30 Prozent liegt, soll<br />
er in Block R des Kraftwerks Boxberg<br />
mehr als 43 Prozent erreichen. Die<br />
Rohre, <strong>die</strong> den Wasserdampf zu den<br />
Turbinen leiten, sind dafür <strong>ein</strong> wichtiger<br />
Baust<strong>ein</strong>. Mit über 600 Grad schießt der<br />
Dampf durch <strong>die</strong> Leitungen schießen,<br />
ohne dass sie rissig werden oder sich<br />
verformen dürfen, und das bei <strong>ein</strong>em<br />
Druck von 280 bar.<br />
Die Rohre aus dem Spezialstahl P<br />
92, <strong>ein</strong>e Legierung mit Chrom, Wolfram,<br />
Molybdän, Vanadium und Niob,<br />
werden von Bilfinger Berger an <strong>ein</strong>er<br />
vier Millionen Euro teuren Maschine<br />
millimetergenau gebogen. „Bis zu 13<br />
Tonnen wiegt so <strong>ein</strong> Rohrsegment“, sagt<br />
Projektleiter Arno Schulz. 150 Meter<br />
hohe Kräne sind nötig, um <strong>die</strong> Elemente<br />
im Kraftwerk in <strong>die</strong> richtige Position zu<br />
bugsieren. Mit schweren Stahlhaken<br />
und Kettenzügen übernehmen <strong>die</strong><br />
Arbeiter <strong>die</strong> F<strong>ein</strong>justierung.<br />
Tag und Nacht sind Rohrleitungsspezialisten<br />
damit beschäftigt, <strong>die</strong> Segmente<br />
zu <strong>ein</strong>em Gesamtsystem zusammenzu-<br />
schweißen. Für <strong>die</strong> besonders dicken<br />
Rohre setzen sie dafür <strong>ein</strong> automatisiertes<br />
Verfahren <strong>ein</strong>, das computergesteuerte<br />
Orbital-Engspaltschweißen. „Vor<br />
allem, weil es präziser ist als von Hand“,<br />
erklärt Schweißer Uto Kubitzki und legt<br />
<strong>ein</strong>e Metallschiene um <strong>ein</strong>es der beiden<br />
Rohrenden, <strong>die</strong> er mit<strong>ein</strong>ander verbinden<br />
will. Zwischen den Rohren lässt er<br />
Kohle sparen, Klima schonen<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 14<br />
<strong>ein</strong>en Spalt frei, <strong>die</strong>se <strong>ein</strong> Zentimeter<br />
breite Lücke <strong>wird</strong> nun Schritt für Schritt<br />
mit Schweißdraht aufgefüllt. Dafür<br />
bringt Kubitzki an der Schiene <strong>ein</strong>en<br />
etwa 15 Zentimeter langen Dorn an,<br />
der in den Spalt hin<strong>ein</strong>ragt. An s<strong>ein</strong>er<br />
Spitze glüht <strong>die</strong> Schweißelektrode, <strong>die</strong><br />
mit jeder Umdrehung <strong>ein</strong>e millimeterdünne<br />
Lage über <strong>die</strong> nächste schweißt.<br />
Langsam und präzise geht <strong>die</strong> Arbeit<br />
voran. Eine Runde dauert 20 Minuten,<br />
etwa 80 Umdrehungen sind nötig, bis<br />
der acht<strong>ein</strong>halb Zentimeter tiefe Spalt<br />
gefüllt ist und <strong>die</strong> Rohre stabil mit<strong>ein</strong>ander<br />
verbunden sind.<br />
Bis weit über <strong>ein</strong>en halben Meter<br />
reichen <strong>die</strong> <strong>Durch</strong>messer der Rohre, sie<br />
schlängeln sich von der ebenen Erde<br />
bis hoch unter <strong>die</strong> Decke des 135 Meter<br />
hohen Kesselhauses, winden sich über<br />
hunderte von Metern durch <strong>ein</strong> Gewirr<br />
aus Gerüsten, Treppen, Stahlträgern<br />
und Ketten. „In den letzten Jahren gab<br />
es enorme Entwicklungen im Kraftwerksbau“,<br />
erzählt Arno Schulz. „Vor<br />
allem <strong>die</strong> Wirkungsgrade sind gestie-<br />
gen.“ Mit den P 92-Rohrleitungen trägt<br />
Bilfinger Berger zum Klimaschutz bei,<br />
„denn je effizienter wir jedes Gramm<br />
Kohle ausnutzen, desto weniger CO₂<br />
<strong>wird</strong> freigesetzt.“<br />
Um <strong>die</strong> Wirkungsgrade immer weiter<br />
zu erhöhen, forscht Bilfinger Berger an<br />
neuen Methoden. So <strong>wird</strong> in Block R<br />
auch das im Konzern entwickelte<br />
Powerise-Verfahren<br />
Anwendung finden, bei dem<br />
<strong>die</strong> Restwärme des noch bis<br />
zu 150 Grad heißen Rauchgases<br />
beispielsweise zum Vorwärmen<br />
des Speisewassers <strong>ein</strong>gesetzt <strong>wird</strong>.<br />
Weitere Effizienzsteigerungen werden<br />
durch <strong>ein</strong>e verbesserte Trocknung der<br />
Braunkohle erreicht. Bei <strong>ein</strong>er Versuchsanlage<br />
im Vattenfall- Kraftwerk<br />
Schwarze Pumpe testet der Industrie<strong>die</strong>nstleister<br />
<strong>die</strong> druckaufgeladene<br />
Dampfwirbelschichttrocknung. Ein<br />
höherer Druck in der Anlage erlaubt<br />
niedrigere Temperaturen und damit<br />
<strong>ein</strong>en geringeren Energie<strong>ein</strong>satz als<br />
herkömmliche Methoden. Ähnlich<br />
wie in <strong>ein</strong>em Schnellkochtopf <strong>wird</strong> <strong>die</strong><br />
Wärmeenergie optimal ausgenutzt, der<br />
Wassergehalt der Braunkohle gleicht<br />
sich dem von St<strong>ein</strong>kohle an. Der Wirkungsgrad<br />
so ausgestatteter Kraftwerke<br />
kann um bis zu fünf Prozentpunkte<br />
zunehmen.<br />
Auf weitere Effizienzsteigerungen zielt<br />
<strong>ein</strong>e Versuchsanlage in Gelsenkirchen<br />
ab, in der 700 Grad heißer Dampf durch<br />
<strong>die</strong> Leitungen schießt. Bilfinger Berger<br />
hat für <strong>die</strong> dort verwendeten Rohre den<br />
Foto: Tag und Nacht sind Rohrleitungsspezialisten<br />
damit beschäftigt,<br />
<strong>die</strong> Segmente zu <strong>ein</strong>em Gesamtsystem<br />
zusammenzuschweißen. Für <strong>die</strong><br />
besonders dicken Rohre setzen sie<br />
dafür <strong>ein</strong> automatisiertes Verfahren<br />
<strong>ein</strong>, das computergesteuerte Orbital-<br />
Engspaltschweißen.
Fotos: Bilfinger Berger<br />
Werkstoff Alloy 617 verarbeitet, der zum<br />
größten Teil aus extrem hitzebeständigem<br />
Nickel besteht. Nach vier Jahren<br />
Testbetrieb untersuchen Metallurgen<br />
nun <strong>die</strong> Auswirkungen auf das Material.<br />
„In fünf bis sechs Jahren können<br />
wir Kraftwerke mit Rohrleitungen aus<br />
Nickelbasiswerkstoffen versorgen“, sagt<br />
Gerd Lesser, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
von Bilfinger Berger Power<br />
<strong>Services</strong>. „Zusammen mit unseren<br />
Verfahren zur Kohlevortrocknung und<br />
Wärmerückgewinnung werden wir<br />
beim Wirkungsgrad <strong>die</strong> 50-Prozent-<br />
Marke schaffen.“<br />
Der durchschnittliche Wirkungsgrad<br />
von Kohlekraftwerken beträgt weltweit<br />
rund 30 Prozent, in Europa 36 Prozent.<br />
In Deutschland erzielen Anlagen durchschnittliche<br />
Wirkungsgrade von 38 Prozent<br />
und zählen damit zur Weltspitze.<br />
In der Technik von Kohlekraftwerken<br />
steckt noch erhebliches Entwicklungspotenzial<br />
zur Senkung von Kohleverbrauch<br />
und CO₂-Emissionen. Die Weiterentwicklung<br />
zielt in den nächsten zehn<br />
Jahren auf <strong>ein</strong>en Wirkungsgrad von 55<br />
Prozent.<br />
www.bilfinger.com<br />
INDISTA 2011<br />
Foto: In der Technik von Kohlekraftwerken<br />
steckt noch erhebliches<br />
Entwicklungspotenzial zur Senkung<br />
von Kohleverbrauch und CO2-Emissionen.<br />
Die Weiterentwicklung zielt in<br />
den nächsten zehn Jahren auf <strong>ein</strong>en<br />
Wirkungsgrad von 55 Prozent.<br />
Quo vADIS INDuSTrIepArkServIce?<br />
Branchentreffen am 20.09.2011<br />
im Maritim Hotel Köln, Heumarkt 20. www.INDISTA.de
Neuer industrieller Herstellungsprozess verringert<br />
Stromverbrauch und reduziert CO₂-Emissionen.<br />
Clevere Technologie<br />
erhöht Energieeffizienz<br />
Bayer MaterialScience will mit der<br />
Einführung <strong>ein</strong>es neuen industriellen<br />
Herstellungsprozesses den<br />
Energieverbrauch und <strong>die</strong> CO2-<br />
Emissionen erheblich senken. Im<br />
Chempark Krefeld-Uerdingen wurde<br />
jetzt <strong>ein</strong>e Demonstrationsanlage mit<br />
<strong>ein</strong>er Jahreskapazität von 20.000<br />
Tonnen Chlor in Betrieb genommen.<br />
Die dabei verwendete Sauerstoffverzehrkathoden-Technologie<br />
ist<br />
in <strong>die</strong> neue Elektrolysetechnologie<br />
von Uhde/UHDENORA <strong>ein</strong>gebaut.<br />
Die Kombination der beiden Technologien<br />
wurde in den vergangenen<br />
acht Jahren bei Bayer in Leverkusen<br />
entwickelt. Soweit der großtechnische<br />
Testbetrieb in den kommenden<br />
zwei Jahren erfolgreich verläuft, will<br />
Bayer s<strong>ein</strong>e Chlorproduktion schrittweise<br />
umrüsten. Zudem wollen <strong>die</strong><br />
Unternehmen das neue Verfahren<br />
auch dem Weltmarkt anbieten. Große<br />
deutsche Chlorproduzenten haben<br />
bereits Interesse bekundet, ebenso<br />
Firmen in der Region Asien/Pazifik.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 16<br />
„Die Verbesserung der Energieeffizienz<br />
in den Herstellungsprozessen<br />
der chemischen Industrie kann den<br />
Stromverbrauch in Deutschland wie<br />
in der Welt erheblich reduzieren“, sagt<br />
Patrick Thomas, Vorstandsvorsitzender<br />
von Bayer MaterialScience. „Das Thema<br />
Energieeffizienz kommt in der aktuellen<br />
Diskussion vielfach zu kurz. Die Politik<br />
konzentriert sich momentan zu sehr<br />
auf <strong>die</strong> Stromgewinnung. Sie sollte ihr<br />
Augenmerk verstärkt auch auf <strong>die</strong> Frage<br />
richten, wie man den Stromverbrauch<br />
mit vergleichsweise geringem Aufwand<br />
deutlich senken kann.“<br />
In Modellrechnungen sind Experten zu<br />
dem Ergebnis gekommen, dass bei flächendeckender<br />
Umsetzung der Bayer-<br />
mit der Uhde/UHDENORA-Technologie<br />
all<strong>ein</strong> in Deutschland <strong>ein</strong>e Strommenge<br />
<strong>ein</strong>gespart würde, wie sie zur Versorgung<br />
<strong>ein</strong>er Großstadt wie Köln benötigt<br />
<strong>wird</strong>. Das entspricht der Leistung <strong>ein</strong>es<br />
700-Megawatt-Kraftwerks.<br />
Patrick Thomas fordert <strong>die</strong> Politik auf,<br />
nicht nur <strong>die</strong> Entwicklung von energieeffizienten<br />
Produktionsprozessen<br />
zu fördern, sondern auch <strong>die</strong> breite<br />
Umsetzung solcher Technologien in der<br />
Industrie aktiv zu unterstützen. Thomas:<br />
„Mit den richtigen Anreizen wären hier<br />
in kurzer Zeit gewaltige Energie<strong>ein</strong>sparungen<br />
möglich. Als Vorreiter könnte<br />
Deutschland in Sachen Energieeffizienz<br />
Zeichen setzen.“<br />
„Wir sind stolz auf unsere langjährige<br />
Partnerschaft mit Bayer MaterialScience“,<br />
sagt Alfred Hoffmann, Mitglied<br />
der Uhde-Geschäftsführung. „Als Technologieunternehmen<br />
sind wir stetig auf<br />
der Suche nach Lösungen, <strong>die</strong> ökonomischen<br />
und ökologischen Nutzen für<br />
unsere Kunden und dem Markt bieten.<br />
Diese clevere und zukunftsorientierte<br />
Technologie hat das Potenzial für <strong>ein</strong>e<br />
solche Lösung.“<br />
Chlor ist <strong>ein</strong> unverzichtbarer Grundstoff<br />
in der modernen Chemi<strong>ein</strong>dustrie.<br />
Die elektrochemische Gewinnung von<br />
Chlor ist allerdings <strong>ein</strong>er der energieaufwändigsten<br />
Prozesse in der gesamten<br />
Branche. Chlor <strong>wird</strong> insbesondere für<br />
<strong>die</strong> Produktion von Kunststoffen, aber<br />
auch zum Beispiel für <strong>die</strong> Herstellung<br />
von Medikamenten benötigt.<br />
www.bayermaterialscience.de<br />
www.uhde.eu.
INNOVATIVE WERKSTOFFE BRAUCHEN<br />
INNOVATIVE STANDORTE.<br />
CHEMPARK, mit Rh<strong>ein</strong>lage. Der richtige Platz, um in <strong>die</strong> Zukunft zu investieren.<br />
Gerade innovative Werkstoff e brauchen <strong>ein</strong> gutes Umfeld für Forschung, Entwicklung und Produktion. Dieses fi nden<br />
Chemie- und chemienahe Unternehmen besonders gut im CHEMPARK – und <strong>die</strong>s an allen drei Standorten in Leverkusen,<br />
Dormagen und Krefeld-Uerdingen. In bester Lage direkt am Rh<strong>ein</strong> bietet der CHEMPARK vielfältige Produktverbünde,<br />
<strong>ein</strong> umfassendes Service-Portfolio sowie <strong>ein</strong>e sehr gute Infrastruktur. All <strong>die</strong>se Vorteile ergänzen sich Stück<br />
für Stück zu <strong>ein</strong>em idealen Platz für Zukunfts-Investitionen. Und das für bereits ansässige und für<br />
zukünftig hier tätige Unternehmen.<br />
Currenta GmbH & Co. OHG<br />
CHEMPARK<br />
51368 Leverkusen<br />
www.chempark.de<br />
Powered by CURRENTA<br />
Europas Chemiepark<br />
Europas Chemiepark<br />
Leverkusen<br />
Dormagen<br />
Krefeld-Uerdingen
Die erneuerbaren Energien haben<br />
weltweit Hochkonjunktur. Mit großem<br />
Einsatz <strong>wird</strong> an der Weiterentwicklung<br />
und Optimierung der verschiedenen<br />
Technologien gearbeitet. In der<br />
Photovoltaik eröffnet <strong>die</strong> Dünnschichtzelle<br />
neue Möglichkeiten. Sie benötigt<br />
im Vergleich zu herkömmlichen Solar-<br />
zellen aus Siliziumkristallen nur <strong>ein</strong>en<br />
Bruchteil des teuren Rohstoffs und lässt<br />
sich wesentlich flexibler <strong>ein</strong>setzen. Die<br />
GreenSolar Equipment Manufacturing<br />
Ltd. entwickelt und produziert in Budapest<br />
sogenannte Tandem-Dünnschichtzellen.<br />
Ihre Siliziumschichten sind nur<br />
wenige Mikrometer dick, weil sie aus<br />
gasförmigen Vorprodukten entstehen.<br />
Weitere Gase spielen bei der Herstellung<br />
der Solarpanele ebenfalls <strong>ein</strong>e<br />
wichtige Rolle.<br />
Das wichtigste Material für <strong>die</strong> Herstellung<br />
von Solarzellen ist Silizium.<br />
Das Halbmetall verfügt über <strong>die</strong><br />
Halbleiter-Eigenschaften, mit deren<br />
Hilfe sich Sonnenlicht in elektrischen<br />
Strom verwandeln lässt. Der Rohstoff ist<br />
eigentlich reichlich vorhanden: Unsere<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 10 18<br />
Erde besteht zu rund 15 Prozent aus<br />
<strong>die</strong>sem Element, <strong>die</strong> Erdkruste sogar<br />
zu rund 25 Prozent. Sand, Ton, Lehm<br />
und <strong>die</strong> meisten Gest<strong>ein</strong>e enthalten<br />
überwiegend Siliziumverbindungen.<br />
Trotzdem ist Silizium in hochr<strong>ein</strong>er und<br />
kristalliner Form <strong>ein</strong> ziemlich teures<br />
Material. In <strong>die</strong>ser Form <strong>wird</strong> es auch für<br />
Dünnschicht-Solarzellen für vielfältigen Einsatz:<br />
Sonne, Gas und Energie<br />
herkömmliche Solarzellen genutzt, <strong>die</strong><br />
inzwischen auf vielen Hausdächern zu<br />
finden sind. Die Herstellung von r<strong>ein</strong>em<br />
Silizium benötigt aber große Mengen<br />
Energie und ist mit erheblichen CO₂-<br />
Emissionen verbunden. Die kristalline<br />
Form schränkt zudem <strong>die</strong> Möglichkeiten<br />
der Bearbeitung und Formgebung<br />
stark <strong>ein</strong>. Deshalb wächst das Interesse<br />
an Siliziumarten, <strong>die</strong> bei deutlich geringerem<br />
Material<strong>ein</strong>satz für <strong>die</strong> Photovoltaik<br />
geeignet sind und sich zugleich<br />
leichter bearbeiten lassen.<br />
Ein Hauch von Silizium<br />
Diese Anforderungen werden vor allem<br />
von amorphem und mikrokristallinem<br />
Silizium erfüllt. Da sie nur in hauchf<strong>ein</strong>en<br />
Schichten von wenigen tausendstel<br />
Die Messer Gruppe: Messer zählt zu den<br />
führenden Industriegaseunternehmen<br />
und ist in über 30 Ländern in Europa<br />
und Asien sowie in Peru mit mehr als 60<br />
operativen Gesellschaften aktiv. 5288<br />
Mitarbeiter erwirtschafteten im Jahr<br />
2010 <strong>ein</strong>en konsoli<strong>die</strong>rten Umsatz von<br />
909 Mio. Euro. www.messergroup.com<br />
Foto: Solarpanele machen <strong>die</strong> Energie<br />
der Sonne nutzbar. © GreenSolar<br />
Equipment Manufacturing Ltd.<br />
Millimetern benötigt werden, lässt sich<br />
der Siliziumverbrauch pro Quadratmeter<br />
Solarzelle um bis zu 99,9 Prozent<br />
senken. GreenSolar verwendet das<br />
sogenannte Tandem-Verfahren, bei<br />
dem Schichten aus amorphem und<br />
mikrokristallinem Silizium über<strong>ein</strong>ander<br />
entstehen. Die beiden Materialien<br />
haben unterschiedliche Eigenschaften;<br />
in der Kombination bilden sie <strong>ein</strong>e<br />
kostengünstige Solarzelle mit relativ<br />
hohem Wirkungsgrad.<br />
Um möglichst dünne Lagen zu produzieren,<br />
werden <strong>die</strong> photovoltaischen<br />
Werkstoffe auf <strong>ein</strong>e Trägerschicht<br />
aufgedampft. Sie müssen also zunächst<br />
gasförmig bereitgestellt und in <strong>ein</strong>em<br />
ausgeklügelten Prozess auf dem Träger<br />
fixiert werden. Dabei werden Silan –<br />
<strong>ein</strong>e Verbindung von Silizium und Wasserstoff<br />
(SiH4) – sowie Bor und Phosphor<br />
in gasförmigen Verbindungen<br />
<strong>ein</strong>gesetzt. Letztere werden gebraucht,<br />
damit sich bei Sonnen<strong>ein</strong>strahlung Ionen<br />
bilden können, aus deren Fluss der<br />
photovoltaische Strom entsteht. Neben<br />
den drei Stoffen, <strong>die</strong> schließlich auf der<br />
Trägerschicht verbleiben, werden für<br />
das Verfahren auch <strong>die</strong> Gase Argon, Helium,<br />
Methan, Stickstoff und Wasserstoff<br />
benötigt. Alle sieben Gase werden vom<br />
Industriegasehersteller Messer in Flaschen<br />
zu den Anlagen von GreenSolar<br />
geliefert – nicht nur in Budapest, da das<br />
Unternehmen neben den Kollektoren<br />
Quelle: Pressefoto BASF
auch <strong>die</strong> Anlagen zu ihrer Produktion<br />
verkauft. Das eigens auf das Tandem-<br />
Verfahren abgestimmte Gasversorgungssystem<br />
haben <strong>die</strong> Experten der<br />
beiden Unternehmen entwickelt.<br />
Mehrfach ökologisch<br />
Die Gasflaschen werden in <strong>ein</strong>er Sicherheitskabine<br />
gelagert. Von dort gelangen<br />
<strong>die</strong> Gase zunächst in <strong>ein</strong>en Mischer,<br />
in dem das spezifisch abgestimmte Gasgemisch<br />
entsteht. Es <strong>wird</strong> anschließend<br />
über Rohrleitungen in <strong>die</strong> Panelproduktion<br />
transportiert. Dank der enor-<br />
NRW ist bereit für<br />
<strong>die</strong> Energiewende<br />
Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen ist auf <strong>ein</strong>em<br />
guten Weg, um zum führenden Forschungsland<br />
für Energie- und Klimaschutz<br />
in Europa zu werden. „Umwelt,<br />
Ökonomie und soziale Verantwortung<br />
sind k<strong>ein</strong>e Gegensätze: Wir wollen Energie<br />
und Nachhaltigkeit zu <strong>ein</strong>em zentralen<br />
Wirtschaftsfaktor machen“, sagte<br />
Wissenschaftsministerin Svenja Schulze<br />
anlässlich der 9. Journalistenfahrt der<br />
Energie.Agentur.NRW im Juli.<br />
„Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen <strong>wird</strong> s<strong>ein</strong>e führenden<br />
Rollen im Bereich der Elektromobilität,<br />
der Speicherforschung sowie<br />
der Windkrafttechnik weiter ausbauen,<br />
damit wir für zukunftsfähige Mobilität<br />
und Energieversorgung optimal aufgestellt<br />
sind. Das ist nicht zuletzt auch<br />
<strong>ein</strong> Wirtschaftsthema, denn der Export<br />
leistungsstarker E-Mobile, Batterien und<br />
Windanlagengetriebe „Made in NRW“<br />
sichert den Ausbau der Hochschulen im<br />
Lande und innovative Arbeitsplätze in<br />
vielen Unternehmen“, so Schulze.<br />
Die erste Station der Fahrt war das<br />
Institut für Mechatronik an der Universität<br />
Duisburg-Essen (www.uni-due.de/<br />
mechatronik), das von Dekan Prof. Dr.<br />
Dieter Schramm und Prof. Dr. Angelika<br />
H<strong>ein</strong>zel vorgestellt wurde. Am dortigen<br />
Fahrzeugsimulator für <strong>die</strong> Entwicklung<br />
von Elektroautos steht <strong>die</strong> Erprobung<br />
von Nutzfahrzeugen vom Typ Ford Transit<br />
Electric und Transit Connect Electric<br />
im Liefer- und Verteilerverkehr im<br />
Mittelpunkt. Die Universität Duisburg-<br />
Essen bildet zusammen mit den Ford-<br />
Werken GmbH, der Rh<strong>ein</strong>Energie AG<br />
sowie der Stadt Köln das Konsortium<br />
ColognE-mobil, das in der Modellregion<br />
men Material<strong>ein</strong>sparung <strong>wird</strong> bei der<br />
Herstellung des Halbleiters wesentlich<br />
weniger Energie verbraucht, und auch<br />
<strong>die</strong> Emission von Kohlendioxid <strong>wird</strong><br />
deutlich verringert. Auf <strong>die</strong>se Weise<br />
sind <strong>die</strong> Dünnschichtzellen nicht erst im<br />
Betrieb, als schadstofffreier Stromlieferant,<br />
sondern schon in der Herstellung<br />
besonders umweltfreundlich.<br />
Das Dünnschicht-Verfahren erlaubt es,<br />
unterschiedliche Trägermaterialien zu<br />
verwenden und <strong>die</strong> Transparenz der<br />
Kollektoren nach Wunsch zu gestalten.<br />
So lassen sich auch Flächen für<br />
Rh<strong>ein</strong>-Ruhr alle Facetten der E-Mobilität<br />
entwickelt und testet. Ziel der Forschungen<br />
ist es zum Beispiel, Speicher<br />
zu entwickeln, mit denen <strong>die</strong> Reichweite<br />
von Batterie betriebenen Autos<br />
wesentlich verbessert werden kann.<br />
„Die am Lehrstuhl für Mechatronik entwickelten<br />
Fahrsimulatoren gestatten es,<br />
von realen Fahrern gesteuerte virtuelle<br />
Fahrzeuge in virtuellen Verkehrsszenarien<br />
zu erproben. Daraus lassen sich<br />
wertvolle Rückschlüsse auf technische<br />
Machbarkeit, Be<strong>die</strong>nbarkeit, Umweltauswirkung<br />
und Akzeptanz zukünftiger<br />
Fahrzeugtechnologien ziehen“, so Prof.<br />
Dr. Schramm zu den Ergebnissen s<strong>ein</strong>er<br />
Forschungsaktivitäten.<br />
Beim Fraunhofer-Institut UMSICHT in<br />
Oberhausen (www.battery-lab.umsicht.<br />
fraunhofer.de), das dessen Leiter, Prof.<br />
Dr.-Ing. Eckhard Weidner präsentierte,<br />
stellte Dr.-Ing. Christian Dötsch <strong>ein</strong>es<br />
der euro-paweit größten Testlabors für<br />
Redox-Flow-Batterien für <strong>die</strong> Speicherung<br />
von Ökostrom vor. Künftig müssen<br />
<strong>die</strong> wachsenden Mengen an Sonnen-<br />
und Windstrom für dunkle oder windschwache<br />
Zeiten gespeichert werden.<br />
Eine Lösung sind Redox-Flow-Batterien,<br />
<strong>die</strong> bis zu 2000 Haus-halte versorgen<br />
können.<br />
„Eine stabile Versorgung mit Strom <strong>wird</strong><br />
durch <strong>die</strong> Speicherung von Energie, <strong>die</strong><br />
Erweiterung der Netzkapazitäten und<br />
<strong>die</strong> Regelung von Stromerzeugung und<br />
-verbrauch erreicht. Städte haben <strong>ein</strong><br />
enormes Potenzial zur Energiespeicherung<br />
sowie zum Ausgleich zwischen<br />
Ener-gieangebot und –nachfrage im lokalen<br />
Netz. Im Fraunhofer-Zukunftsprojekt<br />
„Der hybride Stadtspeicher“<br />
kombinieren wir reale und virtuelle<br />
Speicher mit dem Ziel, fluktuierende,<br />
erneuerbare Energien optimal ins Netz<br />
zu integrieren“, erklärte Dr. Dötsch.<br />
<strong>die</strong> Energiegewinnung nutzen, <strong>die</strong> für<br />
herkömmliche Solarmodule nicht in<br />
Frage kommen. Eine Mehrfachnutzung<br />
steigert <strong>die</strong> ökologische Effizienz: Die<br />
Tandem-Zellen können als photovoltaische<br />
Beschichtung auf Fensterglas,<br />
Fassaden- oder Dachelementen aufgebracht<br />
werden und zugleich als Sonnen-,<br />
Schall- und Sichtschutz <strong>die</strong>nen.<br />
Die Panele können außerdem gleichzeitig<br />
für <strong>die</strong> Wärmedämmung oder<br />
<strong>die</strong> Kühlung von Gebäuden <strong>ein</strong>gesetzt<br />
werden. Sie können sogar als Umlenkantennen<br />
fungieren, etwa zur Weiterleitung<br />
von Mobilfunksignalen.<br />
Letzte Station der Tour war <strong>die</strong> RWTH<br />
Aachen und das Institut für Maschinenelemente<br />
u. Maschinengestaltung<br />
(www.ime.rwth-aachen.de) mit s<strong>ein</strong>em<br />
Leiter Prof. Dr. Georg Jacobs. Mit <strong>ein</strong>em<br />
weltweit <strong>ein</strong>zigartigen Windkraft-Prüfstand<br />
werden <strong>die</strong> Aachener Wissenschaftler<br />
u.a. <strong>die</strong> Gebrauchsdauer von<br />
Windenergieanlagen erforschen. Dank<br />
der breiten Technikkompetenz an der<br />
RWTH (16 Institute befassen sich mit<br />
<strong>die</strong>sem Thema) kann das Windenergiesystem<br />
auf dem Prüfstand umfassend<br />
untersucht werden: Von Aerodynamik<br />
über Antriebssysteme, elektri-schen<br />
Maschinen bis hin zur Leistungselektronik<br />
sind RWTH-Wissenschaftler an der<br />
Forschung beteiligt.<br />
„Tests an Windturbinen im Labor sollen<br />
<strong>die</strong> fehlenden Daten liefern, um <strong>die</strong><br />
Zuverlässigkeit der Antriebe von Windenergieanlagen<br />
erheblich zu steigern.<br />
Mittelfristig werden <strong>die</strong> in der Industrie<br />
weit verbreiteten Kom-binationen aus<br />
elektrischen Maschinen mit mechanischen<br />
Getrieben aufgrund ihrer wettbewerbsfähigen<br />
Herstellkosten weiter an<br />
Bedeutung gewinnen“, sagte Prof. Dr.<br />
Jacobs.<br />
Ministerin Schulze zog <strong>ein</strong>e positive<br />
Bilanz der Reise<strong>ein</strong>drücke: „Nordrh<strong>ein</strong>-<br />
Westfalen ist auf dem richtigen Weg.<br />
Die heutige Reise hat gezeigt, dass<br />
NRW zum entscheidenden Motor für<br />
<strong>die</strong> Energiewende werden kann. Wir<br />
sind schon heute <strong>ein</strong>er der wichtigsten<br />
Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorte<br />
in Europa. Diese Rolle wollen wir<br />
weiter aus-bauen und NRW zu <strong>ein</strong>er der<br />
fortschrittlichsten Regionen machen.“<br />
www.wissenschaft.nrw.de<br />
www.cef.nrw.de<br />
www.energieagentur.nrw.de<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 19
Bislang verbrannten Öl, Kohle und<br />
Gas im Kessel des Electrabel-Kraftwerks<br />
im belgischen Rodenhuize. Nun<br />
rüstet Bilfinger Berger <strong>die</strong> Anlage auf<br />
<strong>ein</strong>en nachwachsenden Rohstoff um:<br />
Künftig soll dort Holz verfeuert werden.<br />
Der kolossale Gasvorwärmer am Kranseil<br />
löst sich mit <strong>ein</strong>em quietschenden<br />
Geräusch, das durch Mark und B<strong>ein</strong><br />
geht, langsam aus der Kraftwerksanlage<br />
heraus. Mehr als 20 Jahre lang hat<br />
das fünf Meter lange, quaderförmige<br />
Gerät 40 Grad warmes Gas auf 300 Grad<br />
aufgeheizt, um es weiter in den Brenner<br />
zu blasen.<br />
Lars Dörnenburg zeigt auf <strong>die</strong> schwarze<br />
Masse, <strong>die</strong> an den Seiten herunterrieselt.<br />
„Wegen <strong>die</strong>ser Gasrückstände war<br />
es Zeit für <strong>ein</strong>en Austausch“, sagt der<br />
Bauleiter von Bilfinger Berger. Der Kranführer<br />
setzt den alten Gasvorwärmer ab<br />
und hebt das neue Bauteil computergesteuert<br />
an s<strong>ein</strong>en Platz. Zwei Stunden<br />
dauert das komplizierte Manöver.<br />
Lars Dörnenburg und s<strong>ein</strong>e Kollegen<br />
modernisieren das Kraftwerk Rodenhuize<br />
nördlich von Gent und rüsten<br />
es auf den Betrieb mit Biomasse um.<br />
Der belgische Energieversorger Electrabel,<br />
<strong>ein</strong>e Tochtergesellschaft von<br />
GDF SUEZ, will in der Anlage künftig<br />
Holzstaub verfeuern und damit Strom<br />
CO2-neutral produzieren. Das Projekt<br />
ist <strong>ein</strong>e Pioniertat. Nach dem Umbau<br />
<strong>wird</strong> das Kraftwerk <strong>ein</strong>e thermische<br />
Leistung von 560 Megawatt erzielen.<br />
Nie zuvor hat <strong>ein</strong> Kraftwerk <strong>die</strong>ser<br />
Dimension solch <strong>ein</strong>e Modernisierung<br />
erfahren. Neben den Engineering-<br />
Einheiten in Oberhausen verfügt <strong>die</strong><br />
Gesellschaft über eigene Fertigungskapazitäten<br />
für spezielle Kraftwerkskomponenten<br />
und das größte Montageteam<br />
in Deutschland. So können<br />
Entwicklung, Konstruktion, Fertigung,<br />
Montage und Inbetriebnahme aus<br />
<strong>ein</strong>er Hand angeboten werden.<br />
Es ist nicht all<strong>ein</strong> der neue Brennstoff,<br />
der <strong>die</strong> Aufgabe in Rodenhuize zu<br />
<strong>ein</strong>er Herausforderung macht. Electrabel<br />
will neben Biomasse weiterhin<br />
auch Erdgas und das im benachbarten<br />
Stahlwerk anfallende Hochofengas<br />
verbrennen können.<br />
„Um drei Brennstoffe in <strong>ein</strong>em Kessel<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 20<br />
verfeuern zu können, ist <strong>ein</strong>e komplexe<br />
Technik und sehr ausgefeilte<br />
Planung nötig“, erläutert Dr. Christian<br />
Storm, Leiter des Bereichs Technik<br />
und Engineering bei Bilfinger Berger<br />
Power <strong>Services</strong>. In der Planungsphase<br />
simulierten <strong>die</strong> Ingenieure alle<br />
möglichen Szenarien am Computer,<br />
um sicherzustellen, dass <strong>die</strong> strengen<br />
Grenzwerte für den Ausstoß von Stickoxiden<br />
<strong>ein</strong>gehalten werden. Luftkanäle<br />
und Dampferzeugerkomponenten<br />
mussten immer wieder neu dimensioniert<br />
werden, bis <strong>ein</strong>e praktikable<br />
Lösung auf dem Tisch lag und der<br />
Auftrag unter Dach und Fach war.<br />
Biomasse im Großkraftwerk<br />
Bilfinger Berger passt 24 Brenner für<br />
den Betrieb mit Holzstaub an, liefert<br />
zwölf neue Gichtgasbrenner inklusive<br />
der Gasvorwärmer, erneuert<br />
Luftkanäle und installiert <strong>ein</strong>e Ausbrandluftebene<br />
– <strong>ein</strong> Modul, das den<br />
Schadstoffausstoß durch zusätzliche<br />
Luftzufuhr verringert.<br />
Eine Anlage für Staubfeuerung mit<br />
Biomasse in <strong>die</strong>ser Größenordnung<br />
planten <strong>die</strong> Ingenieure von Bilfinger<br />
Berger zum ersten Mal. Zwar ähneln<br />
<strong>die</strong> Biomassebrenner im Design den<br />
Kohlebrennern, mit denen sie viel Erfahrung<br />
haben. Allerdings standen sie<br />
vor der Aufgabe, <strong>die</strong> Brenner<br />
der starken mechanischen<br />
Beanspruchung durch den
Holzstaub anzupassen. Bald fanden<br />
<strong>die</strong> Feuerungsspezialisten <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fache,<br />
aber wirkungsvolle Lösung. Sie<br />
kleideten <strong>die</strong> Brenner mit besonders<br />
widerstandsfähigen Keramikplatten<br />
aus. „Bei der Montage müssen <strong>die</strong><br />
Bauteile aber sehr vorsichtig behandelt<br />
werden“, betont Projektingenieur<br />
Dr. Holger Oleschko. „Eine unachtsame<br />
Bewegung kann <strong>die</strong> Keramikplatten<br />
zerstören.“<br />
Im Kraftwerk zeigt Lars Dörnenburg<br />
auf <strong>ein</strong>en kaum zwei mal zwei Meter<br />
großen Transportschacht, den man<br />
im Vorbeigehen kaum wahrnimmt.<br />
„Das ist der <strong>ein</strong>zige Weg, um Material<br />
zum Kessel zu bringen. Rohre, Verbindungselemente,<br />
Gebläse – alles muss<br />
226878_Infraserv_AZ_1.qxd:Anz_210x148 23.08.11 09:11 Seite 3<br />
hier durch.“ In der Vergangenheit<br />
wurde <strong>die</strong> Anlage immer wieder für<br />
den Einsatz zusätzlicher Brennstoffe<br />
umgebaut. Das erschwert heute den<br />
Zugang. Für ihre Planung stützten<br />
sich <strong>die</strong> Fachleute auf alte Konstruktionspläne,<br />
<strong>die</strong>, wie sich zeigen<br />
sollte, nicht immer auf aktuellem<br />
Stand waren. „Unter der Isolierung<br />
erwartete uns <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e oder andere<br />
Überraschung“, sagt Dörnenburg.<br />
„Gem<strong>ein</strong>sam haben wir aber immer<br />
<strong>ein</strong>e Lösung gefunden. Genauso stelle<br />
ich mir konstruktive Zusammenarbeit<br />
vor“, bestätigt Frank Van den Spiegel,<br />
Projektmanager von Electrabel.<br />
„Für Bilfinger Berger ist Rodenhuize<br />
<strong>ein</strong>e wichtige Referenz in <strong>ein</strong>em<br />
zukunftsträchtigen Geschäft“, betont<br />
Christian Storm: „Bei der Umrüstung<br />
konventioneller Kraftwerke auf Biomasse<br />
haben wir nun <strong>ein</strong>en echten<br />
Wettbewerbsvorteil.“<br />
Fotos unten: Als Kraftwerks<strong>die</strong>nstleister<br />
ist Bilfinger Berger Partner der energieerzeugenden<br />
Industrie bei Neubauten und<br />
Umbauten zur Lebensdauerverlängerung,<br />
Wirkungsgradsteigerung und Rehabilitation<br />
bestehender Anlagen. Zum Beispiel<br />
das Kraftwerk Rodenhuize in Belgien: Erstmals<br />
wurde <strong>ein</strong>e Anlage <strong>die</strong>ser Größenordnung<br />
von der Feuerung mit Öl, Kohle<br />
und Gas auf CO2-neutralen Betrieb mit<br />
Holzstaub umgestellt. © Bilfinger Berger<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 13
Umweltschutz und Energieeffizienz im IP Gersthofen:<br />
Hand in Hand<br />
Vor dem Hintergrund steigender<br />
Energie- und Rohstoffpreise nimmt<br />
der Druck auf produzierende Unternehmen<br />
zu, Ressourcen effizienter <strong>ein</strong>zusetzen<br />
und den Material<strong>ein</strong>satz und <strong>die</strong><br />
damit verbundenen Kosten zu senken.<br />
Eines der Mega-Themen der Zukunft<br />
lautet daher "Ressourcenschonung<br />
und Energieeffizienz". lm lndustriepark<br />
Gersthofen sorgen Ersatzbrennstoffe<br />
seit zwei Jahren für günstige Energiepreise<br />
und <strong>ein</strong>e höhere Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Unternehmen - und schonen<br />
natürliche (knappe) Ressourcen.<br />
Der Schwerpunkt der industriellen<br />
Aktivitäten liegt im lndustriepark<br />
Gersthofen auf der Produktion von<br />
Chemikalien. Vier weltweit führende<br />
Chemieunternehmen produzieren<br />
unter anderem Grundstoffe für Wasch-<br />
und R<strong>ein</strong>igungsmittel (CABB GmbH),<br />
Polyester-Spezialprodukte (INVISTA<br />
Resins & Fibers GmbH), Pigmente für<br />
<strong>die</strong> Druckfarben- und Lackindustrie<br />
(Clariant Produkte Deutschland GmbH)<br />
oder Zusatzstoffe für <strong>die</strong> Reifenindustrie<br />
(Arizona Chemical GmbH). Energieko-<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 22<br />
sten sind für <strong>die</strong>se Unternehmen <strong>ein</strong><br />
signifikanter Produktionsfaktor, denn<br />
der Betrieb prozesstechnischer Anlagen<br />
erfordert <strong>ein</strong>e zuverlässige, ökologisch<br />
sinnvolle und ökonomisch vorteilhafte<br />
Belieferung mit Prozessdampf.<br />
<strong>Durch</strong> <strong>die</strong> lnbetriebnahme <strong>ein</strong>es neuen<br />
Heizkraftwerkes hat <strong>die</strong> Standortbetreibergesellschaft<br />
IGS seit Mitte 2009 <strong>die</strong><br />
Dampfversorgung des lndustrieparks<br />
neu und damit für <strong>die</strong> Abnehmer kostengünstiger<br />
gestaltet. Als Brennstoffe<br />
werden sogenannte Ersatzbrennstoffe<br />
(EBS) <strong>ein</strong>gesetzt, das sind feste Stoffe<br />
mit mittlerem Energiegehalt. Sie<br />
enthalten <strong>die</strong> brennbaren Anteile aus<br />
Haus- und Gewerbeabfällen wie etwa<br />
Papier, Textilien, Holz und Kunststoffe.<br />
Etwa <strong>die</strong> Hälfte davon ist biologischen<br />
Ursprungs. Diese Stoffe dürfen in<br />
Deutschland seit Mitte 2005 nicht mehr<br />
auf Deponien ungenutzt verrotten. Da<br />
sie im Vergleich zu normalem Hausmüll<br />
mehr Energie enthalten, eignen sie sich<br />
hervorragend, um Strom und Dampf zu<br />
erzeugen.<br />
Foto: Seit zwei Jahren profitieren <strong>die</strong><br />
Dampfverbraucher im Industriepark<br />
Gersthofen von <strong>ein</strong>er effizienten Energieversorgung<br />
mit niedrigen Preisen.<br />
lm lndustriepark Gersthofen versorgt<br />
<strong>die</strong> Betreibergesellschaft IGS<br />
(lndustriepark Gersthofen<br />
Servicegesellschaft) <strong>die</strong> dort ansässigen<br />
zwölf Unternehmen mit lnfrastruktur-<br />
sowie Ver- und Entsorgungsleistungen<br />
aus <strong>ein</strong>er Hand.<br />
Darunter sind auch Energien und<br />
Me<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Produktionsanlagen<br />
der hier angesiedelten Hersteller<br />
von Spezialchemikalien über <strong>ein</strong><br />
weit verzweigtes Rohrleitungsnetz<br />
erreichen. Die IGS gehört seit mehr<br />
als fünf Jahren als 100-prozentige<br />
Tochtergesellschaft zu <strong>ein</strong>em<br />
der größten und erfolgreichsten<br />
Energie<strong>die</strong>nstleister Deutschlands,<br />
der MVV Energie<strong>die</strong>nstleistungen<br />
GmbH mit Hauptsitz in Mannheim.<br />
Kontakt:<br />
Ingrid Knöpfle, Öffentlichkeitsarbeit<br />
Tel. 0821 479-2444<br />
ingrid.knoepfle@mvv-igs.de<br />
www.industriepark-gersthofen.de<br />
Niedrige Abfallberge, deutlich<br />
weniger CO₂-Ausstoß<br />
EBS-Kraftwerke stellen nicht nur <strong>ein</strong>en<br />
wichtigen Teil des Verwertungskreislaufs<br />
dar. Mit der gleichzeitigen Erzeu-
gung von Strom und Dampf durch<br />
Kraft-Wärme-Kopplung <strong>wird</strong> der<br />
Energiegehalt des Brennstoffes auf<br />
höchstmögliche Weise umgesetzt. Was<br />
früher ungenutzt auf Deponien landete,<br />
ersetzt nun wertvolles Erdöl und Erdgas.<br />
Die IGS setzt ausschließlich gezielt<br />
für <strong>die</strong> Energiegewinnung aufbereitete<br />
Ersatzbrennstoffe <strong>ein</strong>. Das heißt, der<br />
Brennstoff unterliegt <strong>ein</strong>er strengen<br />
Klassifizierung und ist bei Anlieferung<br />
bereits sortiert, zerkl<strong>ein</strong>ert, gesiebt und<br />
entschrottet.<br />
<strong>Durch</strong> <strong>die</strong> Verwendung von Ersatzbrennstoffen<br />
in <strong>ein</strong>er modernen, auf <strong>die</strong><br />
Bedürfnisse des Standortes zugeschnittenen<br />
Anlage können Umweltschutz<br />
und wirtschaftliche Erfordernisse<br />
optimal in Einklang gebracht werden.<br />
Es gelingt damit, <strong>die</strong>se Abfälle hocheffizient<br />
zu verwerten. Dies wiederum<br />
steht im Einklang mit den politischen<br />
Zielen der bayerischen Abfallwirtschaft.<br />
Und spart pro Jahr etwa 20.000 Tonnen<br />
an CO₂-Ausstoß.<br />
Technische Daten des EBS-Kraftwerks<br />
(siehe Foto links unten):<br />
Investitionssumme: ca. 30 Mill. Euro<br />
Feuerungswärmeleistung: 35 MW<br />
Elektrische Leistung: 7 MW<br />
Brennstoffmenge:<br />
ca. 90.000 Tonnen pro Jahr<br />
CO₂-Reduzierung:<br />
> 20.000 Tonnen pro Jahr<br />
www.mvv-igs.de<br />
Der Dienstleister im Industriepark Gersthofen.<br />
Unser Kerngeschäft ist der Standortbetrieb,<br />
aber auch Firmen außerhalb des Indus trie parks<br />
können von unserer Erfahrung profi tieren!<br />
� Energie<strong>die</strong>nstleistungen � Abfallmanagement<br />
� Umweltschutz und Sicherheit � Abwasseranalytik<br />
� Aus- und Weiterbildung � und vieles mehr …<br />
Foto: Die Abgasr<strong>ein</strong>igungsanlage<br />
mit Kühlturm ist Bestandteil<br />
des hochmodernen<br />
EBS-Kraftwerks.<br />
- Advertorial -<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 23
E x k l u s i v<br />
Die Redaktion des Industrieparkmagazins<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> hat sich<br />
mit aktuellen industriepolitischen<br />
und chemieparkspezifischen Fragen<br />
an <strong>die</strong> Bundesregierung gewandt.<br />
Das Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Technologie hat wie<br />
folgt darauf geantwortet:<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Mit Ihrem Energiekonzept<br />
hoffen Sie, den Standort Deutschland<br />
zu stärken. Welche konkreten<br />
Schritte unternimmt <strong>die</strong> Bundesregierung,<br />
um <strong>die</strong> Kosten für <strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensive<br />
Industrie zu begrenzen?<br />
BMWi: Mit den energiepolitischen<br />
Beschlüssen <strong>die</strong>ses Jahres werden<br />
<strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensiven Industrien in<br />
Deutschland an verschiedenen Stellen<br />
entlastet. Zu nennen ist hier zum<br />
Beispiel <strong>die</strong> Novelle des Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetzes. Bisher standen<br />
Entlastungen nach der so genannten<br />
besonderen Ausgleichsregelung nur<br />
Unternehmen des Produzierenden<br />
Gewerbes unter sehr hohen Anforderungen<br />
offen. Diese Schwellen wurden<br />
<strong>Sites</strong><br />
<strong>Sites</strong><br />
&<br />
<strong>Services</strong><br />
<strong>Services</strong><br />
28<br />
24<br />
jetzt gesenkt. Damit kann <strong>die</strong> Regelung<br />
stärker auch mittelständischen Unternehmen<br />
zu Gute kommen. Nach ersten<br />
Abschätzungen kommen aufgrund der<br />
niedrigeren Schwellenwerte mehrere<br />
hundert Unternehmen zusätzlich in den<br />
Genuss der Entlastung.<br />
Die Bundesregierung hat ferner beschlossen,<br />
ab 2013 bis zu 500 Millionen<br />
Euro pro Jahr aus dem Energie- und<br />
Klimafonds als so genannte Strompreiskompensation<br />
zur Verfügung zu<br />
stellen. Hinzu kommen gegebenenfalls<br />
noch Mittel aus dem Haushalt. Dabei<br />
kommt es allerdings entscheidend auf<br />
<strong>die</strong> beihilferechtlichen Regelungen<br />
der EU-Kommission an. Hierzu steht<br />
das Bundeswirtschaftsministerium in<br />
intensiven Verhandlungen mit der Europäischen<br />
Kommission.<br />
Im Rahmen der Novellierung der EU-<br />
Energiesteuerrichtlinie setzt sich das<br />
Bundeswirtschaftsministerium dafür<br />
<strong>ein</strong>, dass zusätzliche Belastungen für<br />
das Produzierende Gewerbe – insbesondere<br />
für <strong>die</strong> energi<strong>ein</strong>tensive<br />
„Chemieparkbetreiber übernehmen<br />
zentrale Aufgaben, schaffen dadurch<br />
Synergien und entlasten <strong>die</strong> produzierenden<br />
Unternehmen. Die Professionalisierung<br />
derartiger Dienstleistungen ist<br />
<strong>ein</strong>e gute Antwort auf zunehmend komplexe<br />
Anforderungen.“ Foto: Currenta<br />
BMWi: „Chemieparks sind <strong>ein</strong> erfolgreiches<br />
und zukunftsträchtiges Geschäftsmodell.“<br />
Industrie – vermieden werden. Angesichts<br />
der in Deutschland hohen<br />
Energie- und Strompreise sollte der so<br />
genannte Spitzenausgleich fortführt<br />
werden – gerade im Interesse der energi<strong>ein</strong>tensiven<br />
Industrie. Konkret geht<br />
es darum, <strong>die</strong> Gegenleistung, <strong>die</strong> für<br />
<strong>die</strong> Gewährung des Spitzenausgleichs<br />
im Energiekonzept vorgesehenen ist,<br />
möglichst kostengünstig und unbürokratisch<br />
auszugestalten. Gleiches gilt<br />
für <strong>die</strong> Nachweisregelung in <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenhang. Damit soll sichergestellt<br />
werden, dass insbesondere KMU<br />
nicht überfordert werden.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Der Verband der Chemischen<br />
Industrie (VCI) ist enttäuscht<br />
von den Plänen der Bundesregierung,<br />
<strong>die</strong> steuerliche Forschungsförderung<br />
auf Eis zu legen. Warum bremsen Sie<br />
<strong>die</strong> Innovationskraft der Industrie?<br />
BMWi: An der positiven Grundhaltung<br />
der Bundesregierung zur steuerlichen<br />
Forschungsförderung hat sich nichts<br />
geändert. Bei der momentanen Haushaltslage<br />
und dem gebotenen Konsoli-
<strong>die</strong>rungskurs kann aber <strong>ein</strong>e Maßnahme,<br />
für <strong>die</strong> bis zu fünf Milliarden Euro<br />
pro Jahr <strong>ein</strong>geplant werden müssen,<br />
nicht isoliert betrachtet werden. Die<br />
Bundesregierung <strong>wird</strong> <strong>die</strong> Frage daher<br />
zu gegebener Zeit als Teil <strong>ein</strong>es haushalts-<br />
und steuerpolitischen Gesamtkonzepts<br />
erörtern.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Fast alle OECD-Staaten<br />
fördern <strong>die</strong> Forschung über steuerliche<br />
Anreize. Was tut <strong>die</strong> Bundesregierung,<br />
um <strong>die</strong> internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen Chemie-Industrie<br />
zu festigen?<br />
BMWi: Die deutsche Forschungslandschaft<br />
ist im internationalen Vergleich<br />
sehr gut. Im letzten Jahr haben wir<br />
sogar erstmals wieder <strong>die</strong> USA bei der<br />
gesamtwirtschaftlichen FuE-Intensität<br />
übertroffen. Wichtig ist es allerdings<br />
auch, <strong>die</strong> Rahmenbedingungen für<br />
innovative Unternehmen weiter zu<br />
verbessern. Hiervon profitieren alle<br />
Wirtschaftsbereiche und -sektoren und<br />
somit auch <strong>die</strong> chemische Industrie.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Welche Bedeutung<br />
messen Sie dem innovativen Marketingkonzept<br />
<strong>ein</strong>es Industrie- bzw.<br />
Chemieparks bei?<br />
„Die deutsche Forschungslandschaft ist im<br />
internationalen Vergleich sehr gut. Im letzten<br />
Jahr haben wir sogar erstmals wieder<br />
<strong>die</strong> USA bei der gesamtwirtschaftlichen<br />
FuE-Intensität übertroffen.“<br />
Foto: Evonik<br />
BMWi: Dem Bundeswirtschaftsministerium<br />
steht es ordnungspolitisch gut zu<br />
Gesicht, sich mit unternehmerischen<br />
Einschätzungen zurückzuhalten.<br />
Verschiedene Faktoren sprechen dafür,<br />
dass Chemieparks <strong>ein</strong> erfolgreiches<br />
und zukunftsträchtiges Geschäftsmodell<br />
sind. Ein Chemieparkkonzept<br />
unterstützt <strong>die</strong> gesamte Wertschöpfungskette:<br />
Rohstofflieferanten,<br />
Weiterverarbeiter und Veredler, <strong>die</strong><br />
chemienahe Prozessindustrie sowie<br />
<strong>die</strong> Produzenten von Endprodukten.<br />
Chemieparkbetreiber bündeln und<br />
übernehmen zentrale Aufgaben, schaffen<br />
dadurch Synergien und entlasten<br />
<strong>die</strong> produzierenden Unternehmen. Die<br />
Professionalisierung derartiger Dienstleistungen<br />
ist <strong>ein</strong>e gute Antwort auf<br />
zunehmend komplexe Anforderungen.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Was plant <strong>die</strong> Bundesregierung,<br />
um <strong>die</strong> gesetzlichen Regelungen<br />
für attraktivere Standortbedingungen<br />
in Deutschland zu verbessern?<br />
BMWi: Qualifizierte, innovative und<br />
motivierte Arbeitskräfte sind <strong>ein</strong>er der<br />
wichtigsten Standortfaktoren Deutschlands.<br />
Für Bildung, Forschung und<br />
Innovation stehen daher in der laufenden<br />
Legislaturperiode trotz Haushaltskonsoli<strong>die</strong>rung<br />
zusätzlich zwölf<br />
Milliarden Euro bereit. Mit der Technologieoffensive<br />
verbessert <strong>die</strong> Bundesregierung<br />
zudem <strong>die</strong> Bedingungen für<br />
<strong>die</strong> anwendungsorientierte Forschung<br />
vor allem im Mittelstand. Um unseren<br />
Fachkräftebedarf langfristig zu sichern,<br />
ist das von der Bundesregierung verabschiedete<br />
Fachkräftekonzept <strong>ein</strong> wichtiger<br />
Schritt. Beispielsweise wurde <strong>die</strong><br />
Vorrangprüfung für technische Berufe<br />
im Maschinen- und Fahrzeugbau sowie<br />
in der Elektrotechnik ausgesetzt. Mit<br />
der Einführung der Blue Card EU geht<br />
es um <strong>ein</strong>e zusätzliche, allerdings zeitlich<br />
begrenzte Öffnung für Akademiker<br />
aus Nicht-EU-Staaten. Nach Auffassung<br />
des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
müssen aber noch zusätzliche Maßnahmen<br />
ergriffen werden, um Deutschland<br />
für ausländische Fachkräfte wirklich<br />
attraktiv zu machen. So sollte das Gehalt,<br />
das <strong>ein</strong>e ausländische Fachkraft für<br />
<strong>ein</strong>e Niederlassungserlaubnis ver<strong>die</strong>nen<br />
muss, von 66.000 Euro auf 40.000 Euro<br />
gesenkt werden. Zu <strong>ein</strong>em offenen<br />
und attraktiven Standort gehört ferner<br />
<strong>ein</strong> leistungsfreundliches Steuer- und<br />
Abgabensystem, das im internationalen<br />
Vergleich wettbewerbsfähig ist. Hier<br />
geht es um <strong>die</strong> ver<strong>ein</strong>barte Entlastung<br />
gerade der unteren und mittleren<br />
Einkommen ab dem ersten Januar 2013<br />
steuerlich spürbar entlasten.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 25
S i teS<br />
Die Getec green energy AG, <strong>ein</strong><br />
Unternehmen der Getec-Gruppe<br />
und <strong>die</strong> Q-Cells SE, <strong>ein</strong>es der weltweit<br />
führenden Photovoltaik-Unternehmen,<br />
werden gem<strong>ein</strong>sam <strong>ein</strong> 46 MWP-Solarkraftwerk<br />
realisieren. Die Getec AG ist<br />
Verpächter der Gesamtfläche und <strong>die</strong><br />
Getec green energy AG ist Investor des<br />
ersten Anlagenteils Zerbst I mit rund 9<br />
MWp Leistung. Dieser erste Anlagenteil<br />
des Solarparks in Zerbst in Sachsen-<br />
Anhalt wurde im Juli offiziell in Betrieb<br />
genommen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />
Dr. R<strong>ein</strong>er Haseloff legte<br />
symbolisch den Schalter um und startete<br />
damit <strong>die</strong> Einspeisung des durch<br />
Sonnenkraft gewonnenen Stroms.<br />
„Das neue Solarkraftwerk ist ´Sachsen-<br />
Anhalt pur`. Es steht beispielhaft für<br />
<strong>ein</strong>e Verbindung von klimafreundlicher<br />
Energieversorgung im Land mit <strong>ein</strong>er<br />
Stärkung der heimischen Solar- und<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 26<br />
Foto: V.l.: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. R<strong>ein</strong>er Haseloff, GETEC-<br />
Gründer Dr. Karl Gerhold und Q-Cells-Vorstand Dr. Nermin Cen bei der<br />
Besichtigung des Photvoltaik-Parks.<br />
Erster Teil des Photovoltaik-Parks Zerbst feierlich in Betrieb genommen<br />
Getec und Q-Cells realisieren<br />
Solarkraftwerk in Zerbst<br />
Umweltwirtschaft“, so Haseloff bei<br />
der Einweihungsfeier auf dem Gelände<br />
des ehemaligen Militärflugplatzes<br />
in Zerbst. Mehr als 200 Gäste folgten<br />
der Einladung und wurden vom<br />
Sprecher der Getec-Gruppe, Dr. Karl<br />
Gerhold, begrüßt.<br />
Der Solarpark Zerbst umfasst insgesamt<br />
fünf Teilprojekte mit <strong>ein</strong>er<br />
Gesamtleistung von 46 Megawattpeak<br />
(MWp) und zählt damit zu den größten<br />
Solarparks in Deutschland. Der erste<br />
Teil, PV Zerbst I, hat hat <strong>ein</strong>e Leistung<br />
von rund 9 MWp. Die Getec green<br />
energy AG hatte Q-Cells mit der Errichtung<br />
der Solaranlage beauftragt.<br />
Der Photovoltaik-Park <strong>wird</strong> auf <strong>ein</strong>em<br />
ehemaligen militärischen Flugplatzgelände<br />
in der Stadt Zerbst in Sachsen-<br />
Anhalt auf <strong>ein</strong>er Fläche von insgesamt<br />
108 Hektar errichtet. Verpächter <strong>die</strong>ser<br />
Fläche ist <strong>die</strong> Getec AG. Mit der geplanten<br />
Gesamtkapazität von 46 MWp<br />
entspricht der Solarpark Zerbst (I-V)<br />
dem Jahresbedarf von mehr als 11.500<br />
Haushalten (bei <strong>ein</strong>em durchschnittlichen<br />
Haushaltsjahresverbrauch von<br />
4.000 kWh). <strong>Durch</strong> <strong>die</strong> Produktion<br />
von klimafreundlichem Solarstrom<br />
an <strong>die</strong>sem Standort reduziert sich<br />
der jährliche Ausstoß von CO2 um ca.<br />
25.000 Tonnen. Im September 2011<br />
soll der Photovoltaik-Park vollständig<br />
errichtet s<strong>ein</strong>.<br />
Die Getec green energy AG ist <strong>ein</strong><br />
Unternehmen der Getec-Gruppe, das<br />
Energieerzeugungsanlagen auf Basis<br />
regenerativer Energien errichtet. „Mit<br />
dem Solarpark in Zerbst leisten wir<br />
schon heute <strong>ein</strong>en Beitrag zur Energiewende.<br />
Die Stromgewinnung aus<br />
Sonnenkraft ist nicht nur besonders<br />
umweltfreundlich. Diese dezentrale
Energieerzeugung macht uns auch<br />
unabhängiger von Energiemärkten der<br />
Welt und schont <strong>die</strong> natürlichen Ressourcen“,<br />
so Chris Döhring, Vorstand<br />
der Getec green energy AG.<br />
„Wir freuen uns, zusammen mit Getec<br />
den Solarpark Zerbst realisieren zu<br />
können. Wir stehen bereit, nicht nur<br />
<strong>die</strong> weiteren Teilprojekte zu realisieren,<br />
sondern auch den gesamten Solarpark<br />
langfristig zu betreuen“, sagte Nedim<br />
Cen, Vorstandsvorsitzender des Q-Cells<br />
SE. „Zu unseren Kernkompetenzen<br />
gehört es, Solarparks professionell<br />
zu planen, realisieren und betreuen.<br />
Neben unserem Know-how setzen wir<br />
für solche passgenauen Lösungen auf<br />
unsere hochwertigen Solarmodule.“<br />
Q-Cells setzt für Solarparks optimierte<br />
standardisierte Systemlösungen <strong>ein</strong>,<br />
um für den Betreiber hohe Stromerträge<br />
zu sichern, den Bauprozess der<br />
Anlage zu beschleunigen und <strong>die</strong> laufenden<br />
Betriebskosten zu minimieren.<br />
Auch der Solarpark Zerbst folgt <strong>die</strong>sem<br />
Designprinzip. Der erste Anlagenteil<br />
konnte so in weniger als zwei Monaten<br />
errichtet werden.<br />
www.getec.de<br />
Getec green energy AG<br />
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niCHt nur von netzwerken redet?<br />
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Die Entwicklung und Umsetzung von individuellen und innovativen <strong>Konzept</strong>en zur wirtschaftlichen Nutzung<br />
Erneuerbarer Energien in allen Leistungsbereichen sowie auf Basis verschiedenster Energieträger steht im Vordergrund<br />
der Aktivitäten der Getec green energy AG. Das Unternehmen begleitet Projekte von der Projektidee über<br />
den ersten Spatenstich bis hin zur Betriebsführung und Instandhaltung. Dabei werden immer maßgeschneiderte<br />
<strong>Konzept</strong>lösungen angeboten.<br />
Getec AG<br />
Die Getec AG wurde 1993 in Magdeburg gegründet und ist heute <strong>ein</strong>er der Marktführer im Contracting, der Übernahme<br />
von Energie<strong>die</strong>nst- und Versorgungsleistungen. Das Unternehmen ist deutschlandweit, in Österreich und<br />
der Schweiz aktiv. Getec versorgt Industriebetriebe, Wohnungsunternehmen und große Liegenschaften unter anderem<br />
mit Wärme, Dampf, Kälte und Strom. Das Unternehmen der Getec-Gruppe ist Eigentümerin des Flugplatzes<br />
Zerbst und verpachtet<strong>die</strong> Flächen an ihre Schwestergesellschaft, <strong>die</strong> Getec green energy AG.<br />
Über Q-Cells SE<br />
Q-Cells zählt zu den führenden Photovoltaikunternehmen weltweit. Das umfangreiche Produktportfolio reicht von<br />
Solarzellen und Modulen bis hin zu kompletten Photovoltaik-Systemen. Q-Cells entwickelt und produziert s<strong>ein</strong>e<br />
Produkte am Konzernsitz in Bitterfeld-Wolfen, Deutschland und vermarktet sie über <strong>ein</strong> weltweites Vertriebsnetz.<br />
Eine zweite Produktionsstätte befindet sich in Malaysia. Über 200 Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten bei Q-<br />
Cells daran, <strong>die</strong> Technologie zügig weiterzuentwickeln, um das Ziel des Unternehmens zu erreichen: <strong>die</strong> Kosten der<br />
Photovoltaik schnell und dauerhaft zu senken und <strong>die</strong> Technologie wettbewerbsfähig zu machen.<br />
Die enge Verzahnung von Forschung, Entwicklung und Produktion ermöglicht Q-Cells, Innovationen schnellstmöglich<br />
in <strong>die</strong> Massenfertigung zu überführen und damit <strong>ein</strong>e technologische Spitzenstellung in der Photovoltaikbranche<br />
zu übernehmen. Die Q-Cells SE ist an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert (QCE; WKN 555866) und im<br />
deutschen Technologie-Index TecDAX gelistet.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 27
Straubing: Baubeginn für CleanTech-Zukunftsprojekt:<br />
Süd-Chemie legt Grundst<strong>ein</strong> für größte<br />
deutsche Zellulose-Ethanol-Anlage<br />
Die Süd-Chemie AG, München,<br />
<strong>ein</strong> Konzernunternehmen der<br />
Schweizer Clariant AG, Muttenz,<br />
hat in Straubing den Bau der bislang<br />
größten deutschen Anlage zur<br />
Herstellung des klimafreundlichen<br />
Biokraftstoffs Zellulose-Ethanol aus<br />
Agrarreststoffen gestartet. Im Beis<strong>ein</strong><br />
von Bayerns Wirtschaftsminister<br />
Martin Zeil fand am 26. Juli 2011 <strong>die</strong><br />
Grundst<strong>ein</strong>legung für das von der<br />
Bayerischen Staatsregierung und<br />
dem Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) geförderte<br />
Zukunftsprojekt statt (Foto oben).<br />
Die in unmittelbarer Nähe des<br />
bayrischen BioCampus Straubing<br />
entstehende Anlage <strong>wird</strong> ab Ende<br />
2011 vor allem aus Weizenstroh aus<br />
der Straubinger Umgebung, dem<br />
landwirtschaftlichen Zentrum der<br />
sogenannten Kornkammer Niederbayerns,<br />
jährlich bis zu 1.000 Tonnen<br />
Zellulose-Ethanol herstellen. Damit<br />
stellt <strong>die</strong>se Anlage <strong>ein</strong>en Meilenst<strong>ein</strong><br />
auf dem Weg zur Kommerzialisierung<br />
<strong>die</strong>ser Technologie dar. Am Standort<br />
werden in den kommenden drei<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 28<br />
Jahren etwa 20 neue Arbeitsplätze<br />
entstehen. Dr. Günter von Au, Vorstandsvorsitzender<br />
der Süd-Chemie<br />
AG, sagte: „Mit der Investition in<br />
den Bau der Demonstrationsanlage<br />
gehen wir <strong>ein</strong>en großen Schritt hin<br />
zur Kommerzialisierung unseres<br />
sunliquid®-Verfahrens und damit<br />
zur Markt<strong>ein</strong>führung <strong>ein</strong>es nachhaltigen<br />
Verfahrens zur Herstellung<br />
klimafreundlicher Kraftstoffe. Unser<br />
Dank gilt allen lokalen und überre-<br />
gionalen Partnern sowie unseren<br />
Förderern auf Seiten der Politik,<br />
insbesondere der Bayerischen Staatsregierung<br />
und dem BMBF. Mit Hilfe<br />
unserer Straubinger Demonstrationsanlage<br />
werden wir <strong>ein</strong>e Zukunftstechnologie<br />
Made in Germany auf<br />
dem Weltmarkt ganz nach vorne<br />
bringen.“<br />
Bayerns Wirtschaftsminister Martin<br />
Zeil erklärte: „Biokraftstoffe der ersten<br />
Generation werden aus essbaren<br />
Teilen der Pflanzen hergestellt,<br />
dadurch kommt es zur Konkurrenz<br />
zwischen Teller und Tank. Die Technologie<br />
von Süd-Chemie zeigt <strong>ein</strong>en<br />
Weg aus <strong>die</strong>sem Dilemma: Sie nutzt<br />
<strong>die</strong> nicht essbaren Teile der Pflanze.<br />
Zudem ist <strong>die</strong>se Technologie noch<br />
klimafreundlicher. Daher habe ich<br />
mich persönlich für <strong>die</strong> Zellulose-<br />
Ethanol-Anlage in Straubing <strong>ein</strong>gesetzt<br />
und dafür gesorgt, dass Bayern<br />
fünf Millionen Euro für begleitende<br />
Forschungsvorhaben bereit stellt“.<br />
Bundesforschungsministerin Annette<br />
Schavan sagte: „Das knappe Erdöl<br />
verstärkt durch nachwachsende<br />
Rohstoffe zu ersetzen, ist <strong>ein</strong> erklärtes<br />
Ziel der Nationalen Forschungsstrategie<br />
Bioökonomie 2030. Deshalb<br />
fördern wir <strong>die</strong> Entwicklung von<br />
Bioraffinerien, <strong>die</strong> aus landwirtschaftlichen<br />
Abfällen und Nebenprodukten<br />
wie Stroh wertvolle Chemierohstoffe<br />
oder Biokraftstoff herstellen können.<br />
In den nächsten sechs Jahren stehen<br />
insgesamt 2,4 Mrd. Euro Fördermittel<br />
für <strong>die</strong> Bioökonomie-Forschungsstrategie<br />
zur Verfügung, <strong>die</strong> im November<br />
2010 von der Bundesregierungbeschlossen<br />
wurde.“<br />
Dr. Andre Koltermann, Leiter der strategischen<br />
Forschung und Entwick-
lung der Süd-Chemie, ergänzte: „Als<br />
Biokraftstoff der zweiten Generation<br />
weist Zellulose-Ethanol hohe Treibhausgas<strong>ein</strong>sparungen<br />
von bis zu 95%<br />
auf. Zudem bietet Zellulose-Ethanol<br />
<strong>ein</strong> hohes Potential, um nachhaltig<br />
<strong>die</strong> Abhängigkeit vom Erdöl durch<br />
<strong>die</strong> lokale Produktion <strong>ein</strong>es erneuerbaren<br />
Energieträgers zu reduzieren.“<br />
Seit 2009 <strong>wird</strong> das von der Süd-Chemie<br />
entwickelte sunliquid®-Verfahren<br />
bereits erfolgreich im Pilotmaßstab<br />
getestet. Es handelt sich dabei um<br />
<strong>ein</strong> innovatives, biotechnologisches<br />
Verfahren, um aus Pflanzenreststoffen<br />
wie Getreide oder Maisstroh<br />
Bioethanol herzustellen. Der Bau<br />
der Demonstrationsanlage stellt den<br />
notwendigen Zwischenschritt für <strong>die</strong><br />
Planung energie- und kosteneffizienter<br />
Produktionsanlagen mit opti-<br />
Über Biokraftstoffe der<br />
zweiten Generation<br />
Die heute bereits gängigen Biokraftstoffe<br />
der ersten Generation<br />
werden ausschließlich aus öl- bzw.<br />
stärke- oder zuckerhaltigen Pflanzenbestandteilen<br />
hergestellt,<br />
beispielsweise Bio<strong>die</strong>sel aus Rapsöl<br />
oder Bioethanol aus Stärke oder<br />
Zucker. Das Problem dabei: Die<br />
Nutzungskonkurrenz zwischen<br />
Treibstoff und Nahrungsmittelherstellung,<br />
das sog. Tank-oder-Teller-<br />
Problem. Bei der Herstellung von<br />
Biokraftstoffen der zweiten Generation,<br />
wie beispielsweise Zellulose-<br />
Ethanol, werden hingegen nur <strong>die</strong><br />
zellulosehaltigen Bestandteile der<br />
Pflanze genutzt. Dabei konkurriert<br />
der Treibstoff also nicht mit Nahrungs-<br />
oder Futtermitteln, weil <strong>die</strong><br />
stärkehaltigen Pflanzenbestandteile,<br />
wie zum Beispiel das Weizen-<br />
oder Maiskorn, weiterhin für <strong>die</strong><br />
Nahrungsmittelproduktion verwendet<br />
werden können. Biokraftstoffe<br />
der zweiten Generation sind zudem<br />
klimafreundlicher als Treibstoffe aus<br />
fossilen Energieträgern wie Erdöl<br />
oder Erdgas, weil <strong>die</strong> Pflanze während<br />
des Wachstums der Atmosphäre<br />
exakt <strong>die</strong> Menge des Klimagases<br />
I m p r e s s u m<br />
SiteS & ServiceS<br />
Redaktion: Oliver Pruys<br />
(V.i.S.d. § 55 RStV)<br />
Layout:<br />
Pruys InterCom<br />
malen Treibhausgas<strong>ein</strong>sparungen<br />
dar. In dem vollständig integrierten<br />
Verfahren liefern hochoptimierte<br />
rohstoffspezifische Biokatalysatoren<br />
hohe Ausbeuten bei stabilen<br />
Prozessbedingungen. Dabei bietet<br />
<strong>die</strong> prozessintegrierte Produktion<br />
der Biokatalysatoren Flexibilität und<br />
reduziert Produktionskosten.<br />
<strong>Durch</strong> <strong>ein</strong>en neuen Hefeorganismus<br />
können im nächsten Schritt<br />
sowohl C5- als auch C6-Zucker in<br />
Ethanol umgewandelt werden, was<br />
<strong>die</strong> Ausbeute nochmals um etwa<br />
50% erhöht. Erstmals <strong>wird</strong> in der<br />
Straubinger Anlage auch <strong>ein</strong> neues<br />
von der Süd-Chemie entwickeltes<br />
Aufr<strong>ein</strong>igungsverfahren zum Einsatz<br />
kommen, welches maßgeblich dazu<br />
beiträgt, dass <strong>die</strong> gesamte benötigte<br />
Kohledioxid entzieht, <strong>die</strong> später<br />
beim Verbrennen in Motoren wieder<br />
freisetzt <strong>wird</strong>. Die Einführung<br />
klimafreundlicher Biokraftstoffe<br />
der zweiten Generation <strong>wird</strong> durch<br />
gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
in den USA und der EU gefördert.<br />
In den USA schreibt <strong>ein</strong> Ende 2007<br />
beschlossenes Gesetz vor, dass bis<br />
2022 etwa 15 Prozent des jährlichen<br />
US-Benzinverbrauchs mit Biokraftstoffen<br />
substituiert werden sollen,<br />
knapp 60 Prozent davon basierend<br />
auf lignozellulosehaltigen Reststoffen.<br />
Die vom EU-Parlament im<br />
Dezember 2008 verabschiedete<br />
Richtlinie Erneuerbare Energien<br />
schreibt bis 2020 <strong>ein</strong>en Mindestanteil<br />
von 10 Prozent an erneuerbaren<br />
Energieträgern im Verkehr zum Güter-<br />
und Personentransport vor. Das<br />
derzeit in der EU jährlich anfallende<br />
überschüssige Getreidestroh wäre<br />
mehr als ausreichend, um <strong>die</strong>ses<br />
EU-Substitutionsziel von 10 Prozent<br />
durch Bioethanol der zweiten Generation<br />
zu decken.<br />
Über Süd-Chemie<br />
Die Süd-Chemie (www.sud-chemie.<br />
com), <strong>ein</strong> Konzernunternehmen<br />
der Schweizer Clariant AG, Mut-<br />
Agentur für Kommunikation<br />
Ahornhof 6, 53340 Meckenheim<br />
Telefon 022 25 - 980 8935<br />
www.pruysintercom.de<br />
UID: DE 222/5351/2136<br />
Prozessenergie aus dem nicht verwertbaren<br />
Reststoff Lignin gewonnen<br />
werden kann.<br />
Das Projekt umfasst <strong>ein</strong> Gesamtvolumen<br />
von rund 28 Mio. Euro. Diese<br />
setzen sich aus Investitionen in Höhe<br />
von 16 Mio. Euro und begleitenden<br />
Forschungsmaßnahmen von knapp<br />
12 Mio. Euro zusammen. Diese und<br />
weitere im Zusammenhang mit dem<br />
Projekt stehende Forschungsvorhaben<br />
werden von der Bayerischen<br />
Staatsregierung und dem Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) mit jeweils rund 5 Mio. Euro<br />
unterstützt.<br />
www.sued-chemie.de<br />
tenz, ist <strong>ein</strong> börsennotiertes (ISIN:<br />
DE0007292005; WKN: 729200),<br />
weltweit tätiges Spezialchemieunternehmen<br />
mit Sitz in München.<br />
Gem<strong>ein</strong>samer Nenner aller Produkte<br />
und Leistungen der Süd-Chemie<br />
ist der effiziente und schonende<br />
Umgang mit den natürlichen Ressourcen<br />
zur Schaffung von mehr<br />
Lebensqualität für Mensch und<br />
Umwelt. Produkte der Business Unit<br />
Catalysis & Energy (vormals: Unternehmensbereich<br />
Katalysatoren)<br />
bieten unter anderem Lösungen<br />
für <strong>die</strong> Chemie-, Petrochemie- und<br />
Raffineri<strong>ein</strong>dustrie, <strong>die</strong> Energiespeicherung,<br />
Wasserstoffproduktion<br />
und Abgasr<strong>ein</strong>igung. Wesentliche<br />
Märkte der Business Unit Functional<br />
Materials (vormals: Unternehmensbereich<br />
Adsorbentien) sind <strong>die</strong><br />
Konsumgüter-, Verpackungs-, Gießereiindustrie<br />
sowie <strong>die</strong> Wasserbehandlung.<br />
Der Süd-Chemie-Konzern<br />
erzielte 2010 <strong>ein</strong>en Konzernumsatz<br />
von 1,225 Mrd. Euro, davon knapp<br />
85 Prozent mit Kunden außerhalb<br />
Deutschlands. Am 30. Juni 2011 beschäftigte<br />
der Konzern rund 6.500<br />
Mitarbeiter in weltweit rund 120<br />
Produktions- und Vertriebsgesellschaften.<br />
Online: www.sites-and-services.de<br />
Internetportal mit aktuellen Neuigkeiten<br />
von den Chemie- und Industrieparks,<br />
Firmenporträts, Terminen u.a.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 29
Henkel baut Klebstoff-Fabrik in China<br />
Henkel hat den Grundst<strong>ein</strong> für den<br />
Bau s<strong>ein</strong>es weltweit größten Klebstoffwerks<br />
gelegt. Die neue Anlage in<br />
Shanghai umfasst 150.000 Quadratmeter<br />
und <strong>wird</strong> zentrale Produktionsstätte<br />
für Industrie-Klebstoffe in China und in<br />
der Region Asien/Pazifik. Jährlich sollen<br />
dort 428.000 Tonnen Klebstoffe produziert<br />
werden.<br />
Bereits heute erzielt Henkel 42 Prozent<br />
des Gesamtumsatzes in den Wachstumsregionen<br />
und beschäftigt dort 53<br />
Prozent s<strong>ein</strong>er Mitarbeiter. Mit der neu-<br />
Foto: So <strong>wird</strong> <strong>die</strong> neue Klebstofffabrik in<br />
Shanghai aussehen, wenn sie fertig ist.<br />
© Henkel AG & Co. KGaA<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 30<br />
en Fabrik erweitert das Unternehmen<br />
s<strong>ein</strong>e Produktionskapazitäten und reagiert<br />
auf <strong>die</strong> steigende Nachfrage nach<br />
industriellen Klebstoff-Technologien<br />
in China und in der gesamten Region<br />
Asien/Pazifik. Henkel investiert in das<br />
Werk rund 50 Millionen Euro und <strong>wird</strong><br />
dort etwa 600 Mitarbeiter beschäftigen.<br />
Produktionsbeginn ist Ende 2012.<br />
Die derzeitige Klebstoffproduktion in<br />
China <strong>wird</strong> Henkel in Zukunft am neuen<br />
Standort im „Shanghai Chemical Industry<br />
Park“ bündeln und dadurch <strong>die</strong> Kapa-<br />
Foto: Grundst<strong>ein</strong>legung der neuen<br />
Klebstofffabrik in Shanghai.<br />
© Henkel AG & Co. KGaA<br />
zitäten für bestehende und zukünftige<br />
Technologien signifikant erweitern.<br />
Damit setzt das Unternehmen <strong>die</strong><br />
Konsoli<strong>die</strong>rung und Optimierung s<strong>ein</strong>es<br />
globalen Produktionsnetzwerks fort.<br />
Dank hochmodernen Industriestandard<br />
setzt <strong>die</strong> neue Fabrik zudem Maßstäbe<br />
in punkto Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit.<br />
Bei höchster Effizienz<br />
werden gleichzeitig der Verbrauch von<br />
Wasser und Energie reduziert und <strong>die</strong><br />
CO₂-Emissionen gesenkt.<br />
www.henkel.de
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong>: Herr Dr. Grigat, seit gut<br />
vier Jahren sind Sie Leiter des Chempark<br />
Leverkusen. Welche Veränderungen<br />
sehen Sie in <strong>die</strong>ser Zeit?<br />
Dr. Ernst Grigat (Foto unten): Aus dem<br />
ehemaligen Bayerwerk ist der Chempark<br />
geworden. Auf den ersten Blick<br />
nur <strong>ein</strong>e Namensänderung – auf den<br />
zweiten aber viel mehr. Wir verstehen<br />
darunter <strong>die</strong> Gem<strong>ein</strong>schaft aller<br />
Unternehmen an <strong>die</strong>sem Standort,<br />
eben auch <strong>die</strong>, <strong>die</strong> nicht oder nicht<br />
mehr zur Bayer-Familie gehören<br />
– immerhin knapp 70. Chempark<br />
steht somit für <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigartigen<br />
Stoffverbund, hervorragende Infrastruktur,<br />
gute Verkehrsanbindung,<br />
größter Arbeitgeber und Ausbilder und<br />
somit Wirtschaftskraft in der Region.<br />
Die Attraktivität ist wichtig – auch als<br />
Kriterium für Investoren, <strong>die</strong> hier <strong>ein</strong>e<br />
Anlage errichten möchten. Chemie-<br />
parks haben sich als erfolgreiches sowie<br />
zukunftsträchtiges <strong>Konzept</strong> zu <strong>ein</strong>em<br />
Wettbewerbsvorteil für den Chemiestandort<br />
Deutschland entwickelt.<br />
S & S: Braucht <strong>ein</strong> Industriepark unbedingt<br />
<strong>ein</strong>e Betreibergesellschaft?<br />
Dr. Grigat: Oberhalb <strong>ein</strong>er gewissen<br />
Größe ist das <strong>ein</strong> klarer Vorteil. Bei großen<br />
Standorten mit vielen angesiedelten<br />
Unternehmen ist es sehr effizient,<br />
<strong>ein</strong>e Betreibergesellschaft aufzusetzen,<br />
<strong>die</strong> das Management des Standorts als<br />
Kerngeschäft betreibt und über <strong>ein</strong>e<br />
starke Expertise verfügt. Dies erlaubt es<br />
wiederum den Chempark-Partnern, sich<br />
auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.<br />
S & S: Was unternimmt <strong>die</strong> Currenta, um<br />
den Standort aktiv zu betreiben?<br />
Dr. Grigat: Wir konzentrieren uns bei der<br />
Vermarktung auf <strong>die</strong> Themen, bei denen<br />
wir <strong>die</strong> Stärken der Standorte ausspielen<br />
können. Ein Beispiel ist <strong>die</strong> gewachsene<br />
Expertise beim Thema innovative<br />
Werkstoffe. Mehrere Firmen an unseren<br />
Standorten sind führend in verschiedenen<br />
Aspekten von Werkstoffen. Um das<br />
zu stärken, haben wir gem<strong>ein</strong>sam mit<br />
Partnern aus der Region das „Netzwerk<br />
Innovative Werkstoffe“ gestartet.<br />
S & S: Mit welchen Standortargumenten<br />
punkten Sie bei Investoren?<br />
Dr. Grigat: Die Stärke unserer<br />
Standorte liegt in <strong>ein</strong>em<br />
breiten Produktverbund, der<br />
zahlreiche Anknüpfungspunkte<br />
für Investoren bietet.<br />
Ein weiterer Vorteil liegt in<br />
der Nähe zum wirtschaftlichen<br />
Zentrum Europas.<br />
Wir haben <strong>die</strong> logistische<br />
Anbindung aller wichtigen<br />
Verkehrsträger. Im Umkreis<br />
<strong>ein</strong>er Autostunde finden<br />
Investoren 15 Millionen<br />
Verbraucher und tausende<br />
Firmen. Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen<br />
ist zudem das Chemieland<br />
Nummer 1 in Deutschland.<br />
Denn mehr als 30 % des<br />
deutschen Chemieumsatzes<br />
werden hier erwirtschaftet.<br />
Die Wirtschaft des Bundeslandes<br />
zeichnet sich durch s<strong>ein</strong>e Vielfalt<br />
in den verschiedensten Branchen und<br />
Themen aus. Darüber hinaus verfügen<br />
wir über hoch qualifiziertes Personal.<br />
Currenta ist <strong>ein</strong>er der größten Ausbilder<br />
der Region mit technischem, kaufmännischem<br />
und naturwissenschaftlichem Angebot<br />
bis hin zu Kombi-Stu<strong>die</strong>ngängen.<br />
Letztendlich sind <strong>die</strong> drei Chempark-<br />
Standorte Leverkusen, Dormagen und<br />
Krefeld-Uerdingen <strong>ein</strong>gebettet in <strong>ein</strong><br />
exzellentes Forschungsnetzwerk.<br />
S & S: Für wen eignet sich der Standort<br />
Chempark besonders?<br />
Dr. Grigat: Zum Beispiel für <strong>ein</strong> mittelständisches<br />
Unternehmen, das neue<br />
i nter v i e w<br />
Geschäfte machen<br />
möchte, <strong>die</strong> an s<strong>ein</strong>em angestammten<br />
Standort oder auf der „grünen Wiese“ vor<br />
Hindernissen stehen würde. Dies kann<br />
der Fall s<strong>ein</strong> bei der chemischen Produktion<br />
oder wenn etwa Abwasser anfällt,<br />
das vor der Einleitung in <strong>die</strong> kommunale<br />
Kanalisation speziell behandelt<br />
werden muss. Oder nehmen Sie <strong>ein</strong>e<br />
Firma, <strong>die</strong> Dampf in größeren Mengen<br />
benötigt und <strong>die</strong>sen bei uns günstiger<br />
Zukunftsträchtiges <strong>Konzept</strong><br />
bekommen kann, als wenn sie ihn selbst<br />
herstellt. Denn der chemischen Industrie<br />
gelang es durch zahlreiche Effizienzmaßnahmen<br />
bei gleichzeitigem Anstieg<br />
der Produktion den Energieverbrauch<br />
nachhaltig zu senken. Ebenfalls eignet<br />
sich der Chempark sehr gut für <strong>ein</strong><br />
Unternehmen, das <strong>ein</strong>e störfallrechtliche<br />
Genehmigung braucht, <strong>die</strong> im dicht<br />
besiedelten Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen an<br />
neuen Standorten schwierig zu erhalten<br />
ist. Manchmal sind Unternehmen<br />
<strong>ein</strong>geengt, weil <strong>die</strong> Wohnbebauung zu<br />
nah an ihr Firmengelände herangerückt<br />
ist. Wenn dann noch Pläne zur Erweiterung<br />
hinzukommen, ist der Standort<br />
nicht mehr geeignet. Dann lohnt sich<br />
<strong>die</strong> Investition der Standortverlagerung.<br />
S & S: Welche ausländischen Unternehmen<br />
könnte <strong>ein</strong>e Ansiedlung<br />
interessieren?<br />
Dr. Grigat: Da sehen wir vor allem Unternehmen,<br />
<strong>die</strong> in den spannenden europäischen<br />
Markt neu <strong>ein</strong>steigen wollen.<br />
Es gibt chinesische Unternehmen, <strong>die</strong><br />
zur Geschäftsausweitung <strong>ein</strong>en Teil ihrer<br />
Produktpalette in Europa fertigen wollen.<br />
Deutschland hat <strong>ein</strong>e hervorragende<br />
Reputation in China, und wir haben gute<br />
Kontakte nach China, so dass wir Chinesen<br />
gern willkommen heißen.<br />
S & S: Wo sehen Sie den Chempark in<br />
zehn Jahren?<br />
Dr. Grigat: In zehn Jahren <strong>wird</strong> der Chempark<br />
unverändert <strong>ein</strong>e Quelle industrieller<br />
Wertschöpfung und Innovation<br />
s<strong>ein</strong>. Es <strong>wird</strong> <strong>ein</strong>e Reihe neuer Betriebe<br />
geben, <strong>die</strong> sich sicherlich auch aktuellen<br />
Themen wie Elektromobilität oder Biotechnologie<br />
widmen. Diesen Wandel der<br />
Themen unterstützen wir aktiv.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 31
S e r v i ceS<br />
BIS Industrier, <strong>die</strong> norwegische<br />
Tochtergesellschaft von Bilfinger<br />
Berger Industrial <strong>Services</strong> (BIS Group),<br />
hat von BP Norwegen <strong>ein</strong>en Instandhaltungsvertrag<br />
für Plattformen der<br />
Felder Valhall, Ula und Skarv auf dem<br />
norwegischen Festlandsockel erhalten.<br />
Der Vertrag umfasst <strong>die</strong> Gewerke<br />
Isolierung, Gerüstbau und Korrosionsschutz<br />
und hat <strong>ein</strong>e Laufzeit von drei<br />
Jahren mit Optionen auf Verlängerung.<br />
Das Auftragsvolumen beträgt etwa 40<br />
Mio. Euro.<br />
BIS Industrier konnte sich bei der<br />
Auftragsvergabe in <strong>ein</strong>em mehrmo-<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 32<br />
natigen Auswahlverfahren gegenüber<br />
den Wettbewerbern durchsetzen. Der<br />
Zuschlag ist für das Unternehmen <strong>ein</strong><br />
Beweis dafür, dass <strong>die</strong> in den zurückliegenden<br />
Jahren forcierte Stärkung der<br />
Leistungsfähigkeit Erfolge zeitigt.<br />
Dr. Rudolf K. Jürcke, operativer Geschäftsführer<br />
der BIS Group, sieht darin<br />
<strong>ein</strong>e Bestätigung für <strong>die</strong> erfolgreiche<br />
Umsetzung der Wachstumsstrategie<br />
der Unternehmensgruppe im Instandhaltungssektor:<br />
„Unser Ziel ist es, bei<br />
großen Instandhaltungsprojekten<br />
mit <strong>ein</strong>em breiten Leistungsspektrum<br />
vertreten zu s<strong>ein</strong>. Der Auftrag von BP<br />
zeigt, dass uns der Markt das dafür<br />
notwendige Vertrauen entgegen<br />
bringt. Die großen Ölgesellschaften<br />
setzen verstärkt auf Servicepartner, <strong>die</strong><br />
zur Effizienzsteigerung beitragen und<br />
gleichzeitig hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards<br />
<strong>ein</strong>lösen. Das sind in der<br />
Praxis erprobte Stärken der BIS Group<br />
und ihrer leistungsstarken operativen<br />
Gesellschaften wie der BIS Industrier in<br />
Norwegen.“<br />
Im Hinblick auf s<strong>ein</strong>e Großkunden im<br />
Öl- und Gasmarkt hat sich BIS Industrier<br />
in jüngster Zeit darauf ausgerichtet,<br />
integrierte Serviceleistungen sowohl im<br />
Onshore- als auch im Offshore-Segment<br />
anzubieten Dazu wurden <strong>ein</strong> neues<br />
Projektmanagement-Modell entwickelt<br />
und umgesetzt, Investitionen in <strong>die</strong> Infrastruktur<br />
vorgenommen (interaction<br />
centre) und <strong>die</strong> Zahl der Mitarbeiter um<br />
Großauftrag von BP für BIS Industrier in Norwegen:<br />
Breites Leistungsspektrum
500 erhöht. „Die Koordination zwischen<br />
Onshore- und Offshore-Aktivitäten <strong>wird</strong><br />
durch <strong>die</strong> neuen Prozesse und Strukturen<br />
wesentlich effizienter. Trotz großer<br />
räumlicher Distanz können <strong>die</strong> Arbeiten<br />
jetzt präziser gesteuert werden.<br />
Damit haben wir unsere Kostenstrukturen<br />
optimiert und so unsere Wettbewerbsfähigkeit,<br />
wie sich am Beispiel<br />
BP zeigt, nachhaltig gestärkt“, erläutert<br />
Jens Christian Terjesen, Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung von BIS Industrier.<br />
Die Gesellschaft konnte im vergangenen<br />
Jahr <strong>ein</strong>ige langfristige Rahmenverträge<br />
mit großen norwegischen<br />
Energieunternehmen abschließen. So<br />
vergab Statoil beispielsweise Aufträge<br />
für Arbeiten im Onshore- und Off-<br />
shorebereich mit <strong>ein</strong>em Gesamtvolumen<br />
von rund 300 Mio. Euro an das<br />
Unternehmen.<br />
Bilfinger Berger Industrial <strong>Services</strong> (BIS)<br />
erbringt Industrie<strong>die</strong>nstleistungen mit<br />
Fokus auf Prozessindustrie und Energiewirtschaft.<br />
Die Dienstleistungen<br />
umfassen den gesamten Lebenszyklus<br />
der Industrieanlagen und reichen von<br />
Einzelgewerken über Engineering,<br />
Rohrleitungsbau und Anlagenmontage<br />
bis hin zu umfassenden Instandhaltungskonzepten<br />
und anspruchsvollen<br />
Großprojekten. Gegründet 1887, erwirtschaftete<br />
<strong>die</strong> vormalige Rh<strong>ein</strong>hold<br />
& Mahla AG und heutige BIS Group im<br />
Jahr 2010 mit rund 28.000 Mitarbeitern<br />
<strong>ein</strong>e Leistung von mehr als 2,9 Mrd.<br />
Euro. Das Unternehmen gehört seit<br />
2002 zur Multi Service Group Bilfinger<br />
Berger und ist mit zahlreichen operativen<br />
Gesellschaften europaweit sowie in<br />
Nordamerika vertreten.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 33
www.industriepark-walsrode.de<br />
28<br />
1<br />
29<br />
7<br />
7<br />
2
3. Deutscher Elektro-Mobil Kongress in Bonn:<br />
Elektro-Autos als mobiler<br />
Beitrag zur Energiewende<br />
Die Erwartungen an <strong>die</strong> Zukunftstechnologie<br />
sind hoch – doch was<br />
muss passieren, damit Elektromobilität<br />
tatsächlich zum Mittel der Massenmobilität<br />
<strong>wird</strong>? Welche Fortschritte gibt<br />
es und welche Hürden sind noch zu<br />
bewältigen? Diese Fragen standen im<br />
Fokus auf dem Elektro-Mobil Kongress<br />
im Juni in Bonn. Bereits zum drittenmal<br />
trafen sich <strong>die</strong> maßgeblichen Akteure<br />
der Elektromobilität auf dem größten<br />
Fachkongress zu <strong>die</strong>sem Thema in<br />
Deutschland. Knapp 400 Teilnehmer<br />
fanden sich an den beiden Tagen im<br />
World Conference Center <strong>ein</strong>. In der<br />
Lobby präsentierten sich rund 25<br />
Aussteller aus Politik, Forschung und<br />
Industrie. Zum Programm gehörte<br />
auch <strong>ein</strong> attraktiver Fahr-Event. Auf<br />
<strong>ein</strong>er Teststrecke am Rh<strong>ein</strong> konnten <strong>die</strong><br />
Besucher Probefahrten mit E-Autos,<br />
E-Motorrädern und Pedelecs unternehmen.<br />
Veranstaltet wurde der Kongress<br />
vom nova-Institut in Kooperation mit<br />
der IAV GmbH und mit Unterstützung<br />
der EnergieAgentur.NRW.<br />
Bisher rollen auf Deutschlands Straßen<br />
erst knapp 3000 Elektroautos, bis 2020<br />
sollen es nach dem Ziel der Bundesregierung<br />
<strong>ein</strong>e Million s<strong>ein</strong>. Ohne staatliche<br />
Unterstützung <strong>wird</strong> <strong>die</strong>se Vorgabe<br />
nicht zu erreichen s<strong>ein</strong>. Die Entwicklung<br />
Foto: Beim Jaguar C-X75 laden kl<strong>ein</strong>e<br />
Turbinen <strong>die</strong> Batterien auf. © ampnet<br />
der Elektromobilität zur Massenmobilität<br />
stellt somit <strong>die</strong> zentrale Herausforderung<br />
von Industrie und Politik<br />
dar. „Elektromobilität erlaubt in <strong>ein</strong>em<br />
hohen Maße, erneuerbare Energien <strong>ein</strong>zusetzen.<br />
Für den Klimaschutz müssen<br />
wir <strong>die</strong>ses Potential unbedingt nutzen“,<br />
betonte NRW-Klimaschutzminister<br />
Johannes Remmel.<br />
Erforderlich ist dafür, ebenso verlässliche<br />
wie komfortable Systemlösungen<br />
für <strong>ein</strong>e neue Mobilität zu schaffen.<br />
Einerseits müssen neue Mobilitätskonzepte<br />
Verkehrsträger und Dienstleistungen<br />
mit<strong>ein</strong>ander vernetzen,<br />
andererseits braucht man <strong>ein</strong> flexibles,<br />
intelligentes Netz, das sogenannte<br />
Smart Grid. Die zentrale Anforderung<br />
ist <strong>ein</strong> intelligentes Lademanagement,<br />
damit das Stromnetz nicht überlastet<br />
<strong>wird</strong>, wenn es zum massenhaften<br />
Einsatz von Elektro-Fahrzeugen kommt.<br />
Intelligente Ladesysteme müssen dafür<br />
sorgen, dass <strong>die</strong> Fahrzeuge je nach<br />
Stromangebot flexibel laden können.<br />
Entscheidend ist auch: Im Smart Grid<br />
kann der Kunde mit s<strong>ein</strong>em Elektro-<br />
Wagen dazu beitragen, das Netz zu<br />
stabilisieren. „Elektro-Fahrzeuge können<br />
in <strong>ein</strong>em Smart Grid als flexible mobile<br />
Speicher genutzt werden“, erläuterte<br />
Jan Ringelst<strong>ein</strong> vom Fraunhofer IWES.<br />
So kann <strong>die</strong> Elektromobilität <strong>die</strong> Einbeziehung<br />
der erneuerbaren Energien ins<br />
Netz voranbringen und damit auch der<br />
CO2-armen Mobilität den Weg bahnen.<br />
Ludwig Karg, Geschäftsführer der<br />
B.A.U.M. Consult GmbH, ist überzeugt:<br />
„Wir stehen an der Schwelle <strong>ein</strong>er<br />
anderen Einstellung der Menschen zum<br />
Auto. Sie wollen Kilometer kaufen und<br />
nicht mehr unbedingt <strong>ein</strong>en eigenen<br />
Wagen.“ Auch Thilo Röth, Professor an<br />
der Fachhochschule Aachen, bestätigte<br />
<strong>die</strong>sen Wandel der Denkweise: „Vor<br />
allem junge Menschen suchen sich<br />
<strong>die</strong> am besten passende Mobilität aus.<br />
Da können Car-Sharing-<strong>Konzept</strong>e gut<br />
greifen.“ In s<strong>ein</strong>em Forschungsprojekt<br />
ec2go arbeitet Professor Röth derzeit<br />
an <strong>ein</strong>em ganzheitlichen Mobilitätskonzept<br />
für E-Car-Sharing. Das Projektteam<br />
der FH Aachen entwickelt <strong>die</strong> passenden<br />
Fahrzeuge dazu.<br />
„Auf den Langzeitkomfort kann verzichtet<br />
werden, <strong>die</strong> E-Autos müssen<br />
stattdessen auf <strong>die</strong> Bedingungen für<br />
<strong>die</strong> Kurzstrecke, das <strong>ein</strong>fache Laden<br />
und den häufigen Fahrerwechsel, also<br />
<strong>die</strong> unkomplizierte Nutzung im Car-<br />
Sharing-System optimal ausgerichtet<br />
werden“, erläuterte Röth.<br />
Um <strong>die</strong> Entwicklung der Elektromobilität<br />
mit vollem Tempo voran zu treiben,<br />
spen<strong>die</strong>rt das Bundesministerium für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit<br />
115 Millionen Euro aus Mitteln des Konjunkturpakets<br />
II. Das Land NRW begleitet<br />
<strong>die</strong> Aktivitäten der Bundesregierung<br />
im Bereich Elektromobilität bis 2015 mit<br />
mindestens 100 Millionen Euro.<br />
<strong>Sites</strong> & <strong>Services</strong> 35
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