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ENNSTHALER Magazin HW2023

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Doris Knecht<br />

und die Lust<br />

auf Listen<br />

Eine Autorin, die man immer auf dem Zettel haben sollte: Doris Knecht nimmt<br />

in ihrem neuen Roman „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen<br />

habe“ viele kleine Abschiede und entdeckt neue Freiheiten.<br />

Mehrere tausend Kolumnen<br />

und zeitkritische Kommentare<br />

schrieb sie, für Zeitungen in der<br />

Schweiz, in Deutschland und vor allem<br />

für österreichische Medien, ehe<br />

sie einen weiteren Karriere sprung<br />

wagte. Der Name Doris Knecht<br />

war damals längst ein Gütesiegel<br />

für treffsichere Befunde über moralische<br />

oder politische Schnappatmung<br />

oder die frauenfeindliche<br />

Zweiklassengesellschaft. Aber die<br />

gebürtige Vor arlbergerin, die als<br />

knapp Zwanzigjährige nach Wien<br />

übersiedelte, wollte ihrer für die<br />

Leserschaft durchaus erfreulichen<br />

Schreibbesessenheit auch als Roman-Autorin<br />

freien Lauf lassen.<br />

Der Erfolg gab ihr recht. „Gruber<br />

geht“, 2011 veröffentlicht, erntete etliche<br />

Lobeshymnen. Weitere literarische<br />

Volltreffer folgten. Wobei die<br />

Autorin rasch dazu überging, Selbsterlebtes<br />

als Gerüst für ihre zuweilen<br />

tragikomisch, zuweilen melancholischen,<br />

stets aber sehr realistischen<br />

Doris Knecht<br />

Eine vollständige Liste aller<br />

Dinge, die ich vergessen habe<br />

Hanser Berlin, 240 Seiten<br />

Euro 24,70<br />

ISBN 978-3-446-27803-5<br />

E-Book 978-3-446-27868-4<br />

Geschichten zu wählen. Autofiktionales<br />

Schreiben also. Mit Büchern,<br />

in denen sich die Leserschaft nicht<br />

selten wiedererkennen kann wie in<br />

einem Spiegel.<br />

Der neue Roman mit dem paradoxen<br />

Titel „Eine vollständige Liste<br />

aller Dinge, die ich vergessen habe“<br />

vereint Abschied und (natürliche)<br />

Trennung mit daraus resultierenden<br />

Aufräumarbeiten, auch seelischer<br />

Art. Loslassen, neu starten, mit neuen<br />

Freiheiten.<br />

Die Zwillingstöchter der Ich-Erzählerin<br />

beschließen, auszuziehen<br />

– ein Dutzendschicksal, aber durch<br />

die Sprachkünste und die exakte Figurenzeichnung<br />

von Doris Knecht<br />

veredelt. Es ist ein Roman über<br />

Neu-Orientierung, Wahrheitssuche,<br />

Erinnerung und Zuversicht, klug,<br />

selbstironisch, entlarvend. Sollte<br />

man auf dem Zettel haben.<br />

6 Buchmedia <strong>Magazin</strong> 51

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