Wir müssen hier weg
Eine Kurzgeschichte die so, oder so ähnlich, hätte passieren können, oder vielleicht auch passieren kann?
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WIR MÜSSEN HIER WEG!
Eigentlich war doch alles super für Thomas. Er lebte ein zufriedenes Leben. In einem kleinen Randbezirk von
Kaueuren wohnte er mit seiner Frau Bena. Seine Frau arbeitete als Krankenschwester im nahegelegenen
Klinikum. Den Weg dorthin konnte sie locker mit dem Fahrrad zurücklegen. Thomas war Musiker. Unter der
Woche gab er Gitarre-Unterricht, und Wochenends trat er mit verschiedenen Musikern auf. Die beiden waren
nicht reich, aber glücklich. Mit dem gemeinsam verdienten Geld kamen sie relav gut um die Runden.
Da Bena hauptsächlich im Nachtdienst arbeitete haten die beiden sehr viel Tagesfreizeit unter der Woche.
Die nutzten die beiden für Ausflüge in der Region, oder zum gemeinsamen Fahrrad fahren. Thomas war schon
seit längerem chronisch krank. Osteoporose hat seit der Kindheit seine Knochen morsch gemacht. Und weil
Thomas früher schwer körperlich gefordert war, hat er sich sprichwörtlich den Rücken kaput gearbeitet. Früher
hat er viel geraucht und sich dabei auch die Lunge kaput gequalmt. Thomas und Bena einte aber noch etwas.
Beide glauben an Got und engagieren sich in einer christlichen Gemeinde.
Wie gesagt – eigentlich lief für das Paar alles super. Die beiden liebten Tiere, und so haten sie zwei Hunde und
eine Katze. Fast schon idyllisch. Aber – es passierten schlimme Sachen um die beiden herum. Die polische Lage
wurde immer schlimmer. Die Wirtscha des Landes war schon seit vielen Jahren im freien Fall, dadurch die
Arbeitslosigkeit sehr hoch, und dadurch wiederum die Kriminalität auch sehr hoch. Die Atheisten waren die
vorrangig ethnische Gruppe im Land, und die machten den großen Feind schnell aus: die Christen. Egal was
passierte, zuallererst waren es die Christen, die man als Schuldige im Visier hate.
Kaueuren ist zwar eine Stadt, aber dennoch eher ländlicher Bereich. Daher war es hier sehr lange friedlich
gewesen. Man hörte zwar immer wieder wie es in anderen Gegenden zu ging, aber das schien alles weit weg.
Und im Alltag war eh alles anders. Aber das blieb leider nicht so.
Eines Nachts – Bena hate Nachtdienst in der Notaufnahme des Klinikums, kam ein verletztes Kind in das
Klinikum. Bena versorgte das Kind, welches natürlich von den Eltern begleitet wurde. Die Eltern waren total
übererregt, denn das kleine Kind – Johanna – wurde missbraucht und misshandelt. Zahlreiche Wunden über
den ganzen Körper verteilt und mehr tot als lebendig. Der Arzt war verständigt und so entstand eine Wartezeit.
Bena stand am Kopfende und legte die Hände auf Johannas Kopf. Sie fing an zu beten – leise, kaum hörbar.
Die Eltern von Johanna wurden ruhig. Johannas Vater Jörg war nicht irgendwer. Er war der Vorstand der
Kaueurer Atheisten-Gruppe Hammerköpfe. Die Eltern schauten entsetzt, denn es wurde immer ruhiger im
Behandlungszimmer. Nur noch das Pieps-Geräusch des EKG-Monitors war zu hören. Dieser Piepston wurde
immer schneller. Und plötzlich ein durchgehender Ton. Johanna war tot. Jörg geriet sofort in Rage. „Das hast Du
gemacht! Du Chrisn!“ verachtend spuckte er Bena ins Gesicht.
Im gleichen Moment kommt der diensthabende Arzt ins Zimmer. Er stürzt sofort zu der kleinen Johanna und
ru laut „Rea-Alarm“! Sofort kommen weitere Kräe ins Zimmer gerannt. Pfleger, Ärzte, Radiologie-Team, EKG-
Team, und viele mehr. Es beginnt einer Reanimaon (Wiederbelebung) und der Kampf um Johannas Leben. Jörg
und seine Frau Erika stehen etwas abseits. Jörgs wutverzerrtes Gesicht blickt weiter auf Bena. Bena sitzt
mitlerweile auf Johanna und führt Herzdruckmassage aus.
Es vergehen Minuten, die zu Stunden werden. Jörg ru immer wieder laut „Das ist ihre Schuld!“ und zeigt mit
dem Finger auf Bena. Endlich kommt die Security und führ die Eltern aus dem Zimmer in den
Empfangsbereich des Klinikums. Während drinnen der Kampf um das Leben der kleinen Johanna weitergeht,
nimmt Jörg sich sein Handy. Er ru seine Vereinskumpels an. Und immer mehr Hammerköpfe kommen ins
Klinikum gestürmt. Und je mehr es werden, desto lauter werden die Parolen. Im Behandlungszimmer hat die
kleine Johanna leider den Kampf verloren. Der Arzt holt die Eltern von Johanna, damit die beiden sich
verabschieden können. Als Jörg und Erika den Raum betreten, ist Bena noch damit beschäigt den Körper der
kleinen Johanna herzurichten. Also alle Infusionsnadeln und sonsge Schläuche zu enernen. Pflaster usw. zu
enernen. Und sofort geht Jörg wieder auf Bena los. Blinde Wut! Mit Mühe können die Securies Jörg
zurückhalten und aus dem Zimmer schieben. Bena will diesen Moment nutzen, um mit Erika zu reden. Aber
auch die ist komplet in einer Trauer-Wut. Erika schlägt Bena ins Gesicht. Sofort kommen Bena Kollegen zu
Hilfe und so wird auch Erika aus dem Raum geführt.
Mitlerweile haben sich in der Empfangshalle gut 300 Hammerköpfe versammelt, und Jörg heizt die Smmung
immer weiter an. Hetzparolen werden kandiert. „Die Christen haben meine Tochter getötet!“ Die Polizei ist vor
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Ort und versucht die aufgebrachte Meute zurückzuhalten. Aber es ist ein unausgeglichenes Kräeverhältnis.
Und nicht jeder Polizist scheint moviert zu sein sich wegen einer Chrisn hier in Gefahr zu bringen.
Während dessen redet Natalie mit Bena. „Du solltest vielleicht besser gehen? Wer weiß was hier gleich
passiert?“ Bena ist komplet entsetzt. „Was passiert hier Natalie? Ich habe nur meinen Job gemacht, und jetzt
will der Mob mir an den Kragen?“
„Geh mit Deinem Thomas und bring Dich in Sicherheit!“ fuhr Natalie Bena an. Die beiden arbeiten schon seit
vielen Jahren zusammen. Natalie hat Bena immer schon belächelt für ihren Glauben. Bena wiederum
versuchte immer wieder Natalie zu bekehren. Als Team waren die beiden einfach genial, aber als Menschen
haben sie nie zueinander gepasst. Dennoch nahm Bena sich den Ratschlag von Natalie zu herzen, und verlies
die Klinik durch einen kleinen Seiteneingang. Dort führte ein Weg in das Kaiserwäldchen. Bena rannte quer
durch den Wald nach Hause. Sie war so panisch geflüchtet, dass sie komplet vergessen hate ihre Sachen
mitzunehmen. So kam es, dass sie um 4:30 sturm läuten musste. Thomas torkelt verschlafen an die Türe.
Bena stürmt herein und ru nur „Schnell – wir müssen hier weg!“
Thomas war natürlich komplet überfordert. Er lag gerade noch im Tiefschlaf und versuchte zu verstehen, was
Bena ihm heksch um die Ohren warf. Dabei packte sie einen großen Koffer zusammen. Thomas verstand gar
nichts. Er saß am Bet und versuchte seine Frau zu beruhigen. „Schatz, komm setz Dich zu mir. Beruhig Dich
etwas, und morgen sieht die Welt ganz anders aus!“ sagte Thomas zu ihr.
„Hör endlich auf mich“ schrie Bena. „Die sind komplet wahnsinnig geworden, und besmmt stehen die gleich
hier bei uns vor der Türe!“
Die Tiere spürten, dass da etwas Schlimmes im Gang war. Die Hunde bellten und rannten nervös durch die
Wohnung, während der Kater mit aufgestelltem Fell auf dem Bet stand und laut miaute. Thomas versuchte die
Hunde zu beruhigen, mit mitelprächgem Erfolg während Bena aufgebracht rief „jetzt zieh dich endlich an –
wir müssen verschwinden!“
Die Situaon verschäre sich, als man draußen das Quietschen einer Vollbremsung hörte. Sofort liefen Thomas
und Bena in die Küche, um aus dem Fenster zu schauen. Man sah, dass draußen ein Auto stand mit
laufendem Motor. Die Beifahrertüre stand auf, und von der Haustüre lief eine Gestalt zurück zum Auto, und das
fuhr mit quietschenden Reifen auf und davon. „Siehst Du – ich habe es Dir gesagt!“ raunte Bena Thomas an.
Thomas zog sich an, und packte auch ein paar Klamoten in seinen Rucksack. Den Kater ließen die beiden raus
und die Hunde an die Leinen und ab ins Auto – mit den Hunden.
Als die beiden um die Ecke bogen, sahen sie noch im Rückspiegel wie eine Kolonne Autos zu ihrem Haus
vorfuhr. Und als die beiden aus der Siedlung fuhren sah man eine Säule aus Feuer und Rauch, aus der Siedlung
aufstehen. Bena brach in Tränen aus, die sofort in einen Heul-Krampf übergingen. Sie stammelte immer
wieder „Die sind verrückt!“ und „Warum denn nur?“
Thomas fuhr das Auto, und hielt auf einem Berg, von dem aus man auf die Siedlung sehen konnte. Es sind zwar
einige Kilometer gewesen, aber man konnte gut erkennen, dass es das Haus war, in dem sie wohnten, das in
Flammen stand. Selbst die Hunde schienen zu weinen. „Hoffentlich hat es Lucky (der Kater) gescha?“ sagte
Bena mit ziternder Smme zu Thomas. „Der ist ein schlauer Bursche!“ beruhigte Thomas. „Der hat sich
besmmt längst in Sicherheit versteckt!“
Die beiden überlegen, was sie nun tun wollen. Nach kurzer Diskussion fassen sie den Plan zu Bekannten aus der
Gemeinde nach Füssen zu fahren. Also segen sie wieder ins Auto und fuhren los. Sie waren sich einig – ein
paar Tage, dann wird sich schon wieder alles beruhigt haben. Bena wollte eigentlich immer Worship-Musik
hören. Worship, das ist christliche Musik. Aber heute war alles anders. Ruhe! Nichts keinerlei Musik, keine
Gespräche. Es war so sll, dass man trotz der Fahrgeräusche die Hunde auf der Rücksitzbank des alten Passates
hecheln hörte. Auf dem Weg nach Füssen wäre eigentlich die nächste Ortscha, durch die man kommt,
Marktoberdorf gewesen. Allerdings war da eine Umleitung, und die beiden mussten über viele kleine Straßen
zum Teil Feldwege außen herumfahren. Aber dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, tauchte endlich der
Forgensee am Wegesrand auf. Füssen ist also nicht mehr weit. Es gab so ein Ritual – immer, wenn Thomas und
Bena nach Füssen fuhren, dann hielten sie an einem Parkplatz am Ausleger Illasbergsee. Von da aus kann man
quer über den See schauen und sieht das Gemeindehaus Füssen. Jetzt im Licht der Morgendämmerung war der
Ausblick besmmt sensaonell. Also segen die beiden aus. Mit Entsetzen sahen sie, dass das Gemeindehaus in
Flammen stand.
Sofort lief Thomas zum Auto und machte das Autoradio an. Eben kamen die Nachrichten: „Durch den Tod der
kleinen Johanna im Klinikum Kaueuren entbrannte in der Nacht ein Aufstand gegen die Christen. Mutmaßlich
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haben Christen den Tod der kleinen Johanna mutwillig herbeigeführt. In ganz Bayern sind in der Nacht die
naonalisschen Gruppen auf die Straßen gegangen. Vielerorts wurden christliche Gemeindehäuser und
Kirchen in Brand gesteckt. Es wird von Morden an Christen berichtet!“
Thomas und Bena stehen wie versteinert neben ihrem Auto. Überall auf dem Auto waren christliche Symbole
aufgeklebt und aufgemalt. Man hate keine Chance diese zu übersehen.
„Was sollen wir denn jetzt machen?“ rief Bena. Thomas nahm sein Handy und versuchte irgendjemanden von
der Gemeinde in Füssen zu erreichen. Aber überall kam nur „Der von Ihnen gewählte Teilnehmer ist momentan
nicht zu erreichen!“
Thomas hate noch die Nummer von einem Pastor aus Süd-Tirol. Den erreichte er schließlich. Markus – der
Pastor – lud natürlich die beiden ein, dass sie zu ihm kommen können. Er gab ihnen noch mit auf den Weg:
„Besorgt Euch ein unauffälliges Fahrzeug, ihr müsst quer durch Österreich, und dort sind ebenfalls die
Naonallisten auf der Straße. Alles, was nach Christen aussieht, wird sofort gelyncht!“
Thomas hate eine Idee. Zur Klinik Enzensberg war es nicht weit. Und dort stand immer ein Bus, den die Klinik
für Transporte benutzte an einem Gebäude. Der Schlüssel lag immer im offenen Wagen. Das wusste Thomas
von einem früheren Klinikaufenthalt. Gesagt getan. Mit dem Navi vom Handy wurden alle Straßen gemieden.
Um jede Ortscha wurde ein Bogen gemacht. Selbst zur Klinik Enzensberg fand Thomas einen Feldweg. Er ging
dann alleine zu Fuß zu dem Bus. Ein Mercedes Sprinter. Und genau so wie er sich daran erinnerte, stand der Bus
unverschlossen da. Und der Schlüssel lag, wie gewohnt, in der Konsole. Thomas war aufgeregt – denn er
versuchte nun schon seit vielen Jahren, nichts unrechtes zu machen. Jetzt war er gezwungen ein Auto zu
stehlen. Vor lauter Aufregung hate er Probleme. Zuerst wollte der Schlüssel nicht reingehen, dann sprang das
blöde Ding nicht an. Und von ca. 100 Meter Enernung kam der Hausmeister der Klinik angelaufen. Gleich
würde Thomas gefasst werden! Aber dann sprang der Diesel an! Mit Vollgas fuhr er zu der Stelle, wo Bena mit
den Hunden wartete. Und los ging es Richtung Italien!
Kurz hielten die beiden den Atem an. Denn nach dem großen Tunnel bei Füssen kommt man auf der anderen
Seite in Österreich heraus. Früher konnte man da einfach durchfahren. Aber seit einigen Jahren stehen dort
Soldaten und machen Schpunkarg Kontrollen. Wenn der Diebstahl des Sprinters gemeldet wurde, dann ist
hier Schluss mit Lusg. Die Schlange am Checkpoint verzögert die Ausfahrt aus dem Tunnel.
Endlich – man kann den Checkpoint sehen. Noch drei Autos vor den Beiden. „Was gäbe ich jetzt für eine
Zigarete!“ sagt Thomas. Thomas und Bena haben bereits vor 10 Jahren das Rauchen aufgegeben. Aber jetzt
sind beide mit den Nerven runter. Beide schauen nervös auf den Soldaten, der am Straßenrand mit einem
großen Maschinengewehr steht. Er hat einen Helm auf, und eine Schuss-Sicherheitsweste an. Er trägt eine
dunkle Sonnenbrille und qualmt eine Zigarete. Jedes der drei Autos vor ihnen wird kontrolliert. Dann sind
endlich Thomas und Bena dran und werden durchgewunken. Die beiden jubeln.
Über den Fernpass geht es weiter in Richtung Innsbruck. Was für eine atemberaubende Landscha. Miten
durch die Berge geht es in einer Kolonne mit gefühlt tausend anderen Fahrzeugen. Da viele LKW unterwegs
sind, geht es langsam voran. Immer weiter bergauf. Thomas war vor einigen Jahren mal LKW-Fahrer. Daher
kannte er die Strecke gut. „Ich fahre über den Reschenpass! Da wird weniger kontrolliert!“
Und so ging die Fahrt weiter Bergauf. Auf einem Berg ist die Ortscha Reschen. Dort ist auch die Grenze
zwischen Österreich und Italien. Gut 10 km vor der Ortscha ging nichts mehr. Im Radio sagte der Sprecher,
dass Österreich seine Grenzen geschlossen hat. Es würde niemand mehr über die Grenzen gelassen. Also
segen Thomas und Bena aus, schnappten sich ihr Gepäck und die Hunde – und weiter ging es zu Fuß.
„Was machen wir denn jetzt?“ fragte Bena. „Da vorne kommt die Ortscha Nauders. Bis dahin bleiben wir auf
der Straße. Ab da können wir dann neben der Straße durch die Prärie gehen!“ erklärte Thomas.
Den Hunden gefiel es, dass sie sich endlich die Beine vertreten konnten. Die wunderschöne Landscha wirkte
auch beruhigend auf Thomas und Bena. Allerdings war es auch gefährlich, denn überall ging man an
Schluchten vorbei, die nicht wirklich zum Wandern ausgelegt waren. Jetzt zeigte sich auch, dass Benas Koffer
nicht gut gewählt war. Das sperrige Teil musste o mit waghalsigen Manövern weiter bugsiert werden. Die
Sonne war bereits am Untergehen, als endlich die Ortscha Reschen erreicht wurde. Reschen, ein
Touristenmagnet. Denn der Reschensee wurde künstlich angelegt. Im See sind einige Dörfer versunken, und der
alte Kirchturm ragt immer noch aus dem See! Thomas und Bena gingen um Reschen herum, um dann am
Seeufer entlang nach Italien zu kommen. Gute Idee – aber die Österreicher Grenzer haten sich dort in Stellung
gebracht. Thomas und Bena versteckten sich im Unterholz. Thomas erspähte dann in der Nacht, dass etwas
abseits ein Boot lag. Ein Tretboot – aus den Tagen, als hier noch Touristen die Ortscha belagerten. Es war nicht
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ohne, die Bootsfahrt zu wagen. Denn am Ufer waren die Österreicher, die immer wieder mit einem
Scheinwerfer den See ableuchteten. Bena fing zu beten an, und Thomas machte mit. Hoffentlich fangen jetzt
nicht die Hunde zu bellen an! Endlich waren die beiden auf dem Boot und trampelten los. Thomas hate eine
Strecke ausgemacht, die offensichtlich nicht von den Scheinwerfern ausgeleuchtet wird. Und da sollte es
weitergehen. Irgendwann dachten sich die beiden, dass sie längst in Italien sein müssten. Denn eigentlich ist
doch direkt am Ortseingang Reschen die Grenze nach Italien. Der See müsste doch dann schon Italien sein?
Bena sagte irgendwann: „Ich habe gelesen, wenn man Kinderlieder singt, dann kann man keine Angst
empfinden!“ So kam es, dass nachts um 4 Uhr in der Nähe von Graun ein Tretboot anlegte aus dem lauthals
Pipi Langstrumpf gesungen wurde. Thomas rief nochmal den Markus an, um ihm zu sagen, dass die beiden es
gescha haben, und in Italien, in Südrol sind. Markus sagte Thomas, dass sie zu Fuß nach St. Valenn gehen
sollen. Von dort aus könnten sie mit Josephe bis Schlanders fahren. Dann würde man schauen, wie sie weiter
kommen nach Trient. Also noch ein weiter Weg.
Früher war Italien ein christlich geprägtes Land. Vor einigen Jahren hat sich das aber geändert. Seit einigen
Jahren ist Italien fest moslemisch. Der Vakan ist geduldet, und die Christen werden geduldet und dürfen ihren
Glauben ausleben, solange sie nicht stören. Also so richg in Sicherheit konnten sich Thomas und Bena nicht
fühlen. Aber das war momentan nicht das schlimmste. Momentan waren sie einfach nur müde, hungrig, dursg
und durchgefroren. Auch die Hunde häten wohl lieber Rast gemacht. Aber – sie mussten weiter, möglichst bald
nach St. Valenn kommen und dort Josephe finden. Von dem wussten sie ja erst einmal nur den Namen. Und
von St. Valenn sah man nur enernt ein paar Lichter. Thomas und Bena haten Schmerzen – alles an ihren
Körpern tat nur noch weh. Jeder Schrit schmerzte. Zwar war es Sommer, aber es war noch sehr früh, und
dadurch noch sehr frisch – um nicht zu sagen arschkalt!
Aber langsam kamen die Häuser von St. Valenn näher. Die Hoffnung, dass dort alles viel besser werden würde
für die beiden, wurde immer größer. Und mit jedem Meter wurde klarer, dort steht kein Militär. Niemand würde
auf sie zielen, wenn sie dort ankommen. Die beiden feuerten sich gegenseig an, was sie nicht alles frühstücken
würden, und wie sie sich auf eine warme Dusche freuen. Und dann kam endlich das Ortsschild St. Valenn!
Direkt am Ortseingang kam ein Hotel. Dort checkten Thomas und Bena ein. Und es war fast zu schön, um
wahr zu sein. Warmes Wasser, Kaffee, Orangensa, Semmeln – sogar Futer für die Hunde gab es. Während
Bena unter der Dusche stand, klope es an der Zimmertüre. Der Manager – es gäbe Probleme mit der
Kreditkarte. Die beiden mussten sofort das Zimmer räumen. Also ging es weiter in die Ortscha. Süd-Tirol. Was
für ein Flecken Erde. Wenn die Menschen dort das Gefühl haben, dass sie Vorteile durch Dich haben, dann
sprechen sie beinahe Deutsch. Es ist ein harter Dialekt, den man aber fast verstehen kann. Bist Du uninteressant
für die, dann sprechen die nur italienisch. Thomas und Bena mussten feststellen, dass auf einmal nur
italienisch gesprochen wurde. Sie waren beinahe am Ortsende angekommen, und haten an einer
Bushaltestelle platz genommen. Mit hängenden Köpfen und Null-Blick saßen die beiden da. Nur die Hunde
wirkten zufrieden. Wie sollten sie diesen Josephe finden? Keiner schien sie zu verstehen.
Gerade als sie in Selbstmitleid zerlaufen wollten krächzte eine alte Hupe. Auf die beiden kam eine Ape
zugefahren. Ein Gemisch aus altem ausgebleichtem Blau und Rost! Im Ganzen machte das Gefährt einen
Eindruck, als würde es nicht die 500 Meter bis zum Ortsschild schaffen. Geschweige denn wie sollten da nun
noch zwei zusätzliche Erwachsene Menschen und zwei Hunde reinpassen? Nichts ist unmöglich! „Ich bin
Josephe, seid ihr Tom und Bety?“ sagte der Mann, der aus dem Vehikel ausgesegen war. Müsste man einen
alten Seemann malen, dann würde man vermutlich genau diesen Josephe malen. Augenklappe, Bart,
vernarbtes Gesicht, Pulli Blau-Weiß quergestrei mit unzähligen Löchern. Stoose, deren Beine wohl direkt
am Knie abgerissen wurden, und Schuhe die vermutlich mal Sportschuhe waren. Der ganze Kerl
eraungebrannt. Gefühlt war das der erste Mensch, der Thomas und Bena freundlich empfing. Zum ersten
Mal empfanden die beiden, dass sie nicht verfolgt werden. Sogar die Hunde wedelten vor Freude mit den
Schwänzen, obwohl sie Josephe noch nie zuvor gesehen haten. Josephe packte das Gepäck von Thomas und
Bena in den Koffer-Laderaum, band dort auch die Hunde fest, und stope Thomas und Bena in die
Fahrerkabine. Dann seg er selbst ein und los ging es. Der Moped-Motor knaterte und ächzte, aber die Ape
bewegte sich vorwärts. Josephe war ein herzlicher Typ. „Ich freue mich so, dass ihr es gescha habt. Jetzt wird
alles gut!“ sagte er. „Wir werden gut 90 Minuten fahren bis Schlanders!“ Thomas und Bena waren so
erschöp von der bisherigen Reise, dass beide sofort einschliefen. Die Ape kämpe sich Meter für Meter
vorwärts, und die beiden hörten gar nicht, dass Josephe ein Seemannslied nach dem anderen trällerte. Erst als
Josephe sich eine Pfeife ansteckte wachte Thomas auf. „Wie lange habe ich geschlafen?“ fragte er. „Gut eine
dreiviertel Stunde!“ Josephe erzählte Thomas von seinem Leben. Dass er früher zur See war. Er war Koch auf
einem Schiff, dass Container von Italien nach China und zurück transporerte. Aber jetzt hat er seit 5 Jahren in
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St. Valenn ein eigenes Lokal. Alle zwei Tage fährt er mit seine Ape nach Schlanders zur Brauerei und holt dort 3
Fässer eines extra für Ihn gebrauten Bieres ab. Normalerweise müsste er die leeren Fässer mit zur Brauerei
bringen, aber diesmal hat er die Fässer zu Hause gelassen, weil er ja Markus versprochen hate Thomas und
Bena nach Schlanders zu bringen. In Laas hielt Josephe, um die Ape vollzutanken. Bena war nun auch wach.
Es war abzusehen, dass die Fahrt bald zu Ende sei. Denn bis Schlanders waren es nur noch wenige Kilometer.
Kurz bevor sie nach Schlanders hereinfuhren, gab Josephe den beiden noch den Tipp vorsichg zu sein. „Man
kann leider niemandem mehr trauen, viele verkaufen einen für ein bisschen Geld!“
Thomas und Bena sollten zum Ortsausgang gehen. Dort soll ein Johannes warten, der die beiden mit seinem
LKW mitnehmen würde bis Trient. Die Brauerei in Schlanders ist ein imposantes Gebäude. Es geht sogar über
die Straße hinweg, also quasi mit einer eigenen Überführung. An der Einfahrt zum Brauereigelände ließ Josephe
dann Thomas, Bena und die beiden Hunde aussteigen. So hübsch wie die Ortscha aussah, so schlecht war
die Atmosphäre. Mit der Warnung von Josephe in den Ohren waren Thomas und Bena nun also mitendrin.
Und gefühlt waren alle Augen auf die beiden gerichtet. In der Ortsmite war ein Mann, der von vielen dunkel
gekleideten Männern umringt war. Als Bena und Thomas sich näherten öffnete sich der Menschen-Kreis.
Bena und Thomas liefen auf den Mann zu. „Salam aleikum!“ rief eine efe laute Smme, die zu dem Mann in
der Mite gehörte, Thomas zu. Bena rief laut „Der Friede des Herrn sei mit Dir!“ Es wurde sofort gespenssch
sll. Was für ein Affront. Eine Frau ergrei das Wort. Aber der Mann reagierte posiv „Ah – ihr seid besmmt
Christen? Das ist auf jeden Fall besser als diese vielen ungläubigen Hunde!“ Seine Begleiter fingen laut zu
lachen an.
Thomas flüsterte zu Bena „Lass mich lieber reden!“ Der Mann stellte sich als Mahamed vor. Er sei der Imam
der Gemeinde. Und er wollte natürlich wissen was Thomas und Bena vorhaben.
Thomas gab nicht viel Preis von dem, was sie vorhaben, er sagte aber dem Imam, dass sie nur auf der
Durchreise seien. Das sie weiter nach Trient wollen. Der Imam lud nun die beiden ein, dass es so Brauch sei Tee
zu trinken und zu essen. Es sei die Pflicht eines Moslems, der an Allah glaubt, gasreundlich zu sein. Und es sei
eine Beleidigung, wenn diese Gasreundscha abgelehnt wird. Also gingen Thomas und Bena mit Mahamed.
Es gab Tee, reichlich zu essen und arabische Musik. Es war eine seltsame Atmosphäre. Thomas und Bena
spürten eine Spannung. Die Menschen waren zwar gasreundlich, aber schienen nicht begeistert zu sein.
Nach dem Essen dankte Thomas dem Mahamed für alles, und machte sich mit Bena wieder auf den Weg. Die
Hunde mussten übrigens draußen warten. Als die beiden losliefen haten sie das Gefühl, dass sich verfolgt
werden. Da sie sich aber nicht auskannten, und nur vage wussten, wo sie hinmüssen, konnten sie keine großen
Umwege machen. Dennoch wurden sie von den Verfolgern in eine Nebenstraße gedrängt. Und plötzlich fielen
Schüsse. Die beiden rannten los. Immer öer fielen Schüsse. Und da sahen sie dann auch endlich den LKW der
offensichtlich auf sie wartete. Ein Mann – hoffentlich Johannes – winkte heksch. Thomas und Bena rannten
– beinahe schneller als die beiden Hunde. Die Hunde hießen Jack und Black. Jack war ein Dackelmischling und
Black ein großer belgischer Schäferhund. Kurz bevor sie in den LKW steigen konnten, passierte es. Ein Schuss
traf Jack. Jack jaulte auf. Black bellte, Bena schrie vor Verzweiflung. Sie hate Jack als Welpe geholt und ihm
alles beigebracht. Thomas drängte alle in den LKW und der fuhr los. Bena hielt Jack in ihren Armen. Jack
blutete und hate traurige Augen. Black versuchte Jack gesund zu schlecken. Thomas streichelt auch Jack. Ein
letzter Atemzug – Jack war tot. Bena rief laut „Nein!“ und weinte hysterisch. Thomas saß wie versteinert da
und Black machte das typische Hunde-Weinen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit fuhr Johannes auf einen Parkplatz bei Laifs – unweit von Trient. Bis hierhin war
gespenssche Ruhe. Keiner hat ein Wort gesprochen. Johannes ging wortlos und holte aus einem Staufach des
Satelschleppers eine Werkzeugkiste. Darin hate er einen Klapp-Spaten. Er fing an ein Loch zu buddeln. Bena
legte dann Jack in das Loch, und Thomas schaufelte es zu. Die 3 standen mit Black da und sprachen ein Gebet
und sangen ein Worship-Lied.
Johannes sagte dann irgendwann „Ich will ungern drängeln, aber wir müssen weiter! Es ist nicht mehr weit bis
Trient. Markus wartet auf Euch!“ Also segen sie wieder in den Truck und fuhren weiter.
Nach einer weiteren Stunde kamen sie dann endlich bei Markus an. Markus lebte im Gemeindehaus. Er war ein
schrulliger Typ. Da es richg heiß war in Trient empfing er Thomas und Bena in Badehose. „Ich habe es mir im
Garten gemütlich gemacht! Aber kommt – ich zeige Euch, wo ihr Euch frisch machen könnt!“ Im Gemeindehaus
gab es ein kleines Apartment. „Es ist nicht groß und schon gar nicht luxuriös, aber hier könnt Ihr zunächst
bleiben!“
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Ein neuer Anlauf. Duschen, umziehen, Kaffee, Essen? Diesmal waren die Voraussetzungen um einiges besser.
Niemand wird jetzt wegen einer Rechnung klopfen. Und schießen wird doch besmmt auch niemand.
Klopf Klopf – „Ist alles in Ordnung?“ Thomas öffnet die Augen. Er liegt nackt auf dem Bet und ist eingeschlafen
gewesen, neben ihm liegt Black und Bena – beide schlafen ef. „Moment ich komme!“ ru Thomas. Schnell
etwas anziehen und die Türe öffnen. Vor der Türe steht Markus „Ich habe mir etwas sorgen gemacht. Ihr seid
gestern hier verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Kommt jetzt – Frühstück ist ferg!“
Wie geht es wohl weiter für Thomas und Bena? Wird man sie in Italien willkommen heißen? Schließlich sind
sie doch da jetzt Ausländer? Flüchtlinge. Vielleicht sind sie ja Verbrecher? Schließlich steht doch auch im Raum,
dass Bena schuld daran sei, dass ein junges Mädchen sterben musste.
Und letztlich weiß doch jeder, die Ausländer kommen doch nur ins Land weil sie hier leben wie die Maden im
Speck.
Was denkst Du wie es für die beiden weiter geht?
Stephan Wiegand – geschrieben 25.09.2023 – Kaueuren
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