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uni-live_oktober-2023

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Uni<br />

LIVE<br />

MAGAZIN FÜR STUDIERENDE<br />

INTERVIEW<br />

Psychologin Breitenfeld über<br />

die Ängste von Eltern, wenn<br />

ihre Kinder von zu Hause<br />

ausziehen.<br />

WOHIN IN . . .?<br />

DIE BESTEN CAFÉS,<br />

AUSFLUGSZIELE UND<br />

BARS IN EUREN<br />

UNI-STÄDTEN.<br />

SPIELEABEND STATT<br />

PARTYNACHT: WARUM<br />

JUNGE MENSCHEN<br />

IMMER SELTENER<br />

FORTGEHEN.<br />

Neu<br />

in der<br />

Stadt<br />

Studierende über ihren<br />

Umzug in ein neues Leben – und<br />

wie sie darin zurechtkommen.


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das die Aufmerksamkeit der Studierenden auf sich zieht.<br />

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vorausgesetzt. Gutscheinaktion gültig bis 30.11.<strong>2023</strong> bei<br />

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Aktion und zu den Gutscheinen auf studenten.bankaustria.at.<br />

Diese Marketingmitteilung wurde vonder UniCredit Bank<br />

Austria AG,Rothschildplatz 1, 1020 Wien, erstellt. Irrtum<br />

und Druckfehler vorbehalten. Stand: September <strong>2023</strong>


Inhalt<br />

Editorial<br />

Umzug, Umbruch,<br />

Ungewissheit: Wo<br />

die Studierendenberatung<br />

hilft.<br />

S. 26<br />

Fotos: Fabry/Getty Images/Imago<br />

Die Stadt steht schon seit langer<br />

Zeit für Freiheit – das zeigt<br />

sich nicht zuletzt in einem<br />

mittelalterlichen Rechtsgrundsatz, von<br />

dem sich der Sager „Stadtluft macht<br />

frei“ herleitet. Dahinter steckt der<br />

Umstand, dass damals ein vor seinem<br />

Lehensherren in die Stadt geflüchteter<br />

Bauer nach einem Jahr und einem Tag<br />

als von seiner Leibeigenschaft befreit<br />

galt. Der Lehensherr hatte nach dieser<br />

Frist kein Anrecht mehr auf ihn – und<br />

der Bauer wurde zum unabhängigen,<br />

freien Stadtbewohner.<br />

Nach zwei von Krisen geprägten Ausgaben<br />

unseres Unimagazins „UniLive“<br />

gehen wir heuer wieder diesem<br />

städtischen Leben auf den Grund, das<br />

auch Studierenden ein neues Leben mit<br />

vielen Freiheiten ermöglicht. Doch wie<br />

geht das eigentlich, umziehen und<br />

völlig neu anfangen? Welche Sorgen<br />

tauchen da auf? Wie geht es Eltern<br />

damit? Und wie finanziert sich das alles<br />

überhaupt – angesichts einer so hohen<br />

Inflation?<br />

Persönlich ans Herz legen möchte ich<br />

euch an dieser Stelle den Gastkommentar<br />

von Felicia Steininger, die als freie<br />

Journalistin für das inklusive Magazin<br />

„andererseits“ schreibt. Sie erzählt von<br />

ihren Erfahrungen als Autistin im<br />

Uni-Alltag und zeigt auf, wie schwer es<br />

Menschen mit Behinderung auf der Uni<br />

bis heute gemacht wird.<br />

Für die Unterstützung bei der Produktion<br />

dieses Magazins möchte ich mich<br />

herzlich bei Elisabeth Hofer (Redaktion)<br />

und Matthias Eberhart (Art<br />

Director) bedanken. Besonders schön<br />

werden die Beiträge durch die Illustrationen<br />

von Petra Winkler und die Fotos<br />

von Clemens Fabry.<br />

Ein erfolgreiches Semester wünscht<br />

euch<br />

Julia Wenzel,<br />

Redaktionelle Leitung „UniLive“<br />

Wie Künstlerinnen<br />

versuchen, die<br />

weibliche Sexualität<br />

zu enttabuisieren.<br />

S. 36<br />

Neu in der Stadt<br />

04 Wie Studierende in Wien, Graz,<br />

Innsbruck und Salzburg ihr erstes<br />

Semester erleben.<br />

10 Die coolsten Bars, die schönsten<br />

Parks, die beste Pizza: Expertentipps<br />

aus den Uni-Städten.<br />

14 Das Wiener Pfeilheim als Prototyp<br />

des Prinzips „Studentenwohnheim“.<br />

16 Interview: Wie gehen Eltern mit dem<br />

Auszug ihrer Kinder um?<br />

Studentenleben<br />

20 Finanzexpertin Fuhrmann über<br />

Anlegen mit kleinem Budget.<br />

22 Das neue Biedermeier: Wieso gehen<br />

junge Leute immer seltener fort?<br />

26 Die Studierendenberatungen der<br />

Unis helfen bei Studentensorgen.<br />

Kinderpsychologin<br />

Breitenfeld über<br />

Eltern, deren Kinder<br />

ausziehen.<br />

S. 16<br />

Wohin in Wien,<br />

Graz, Linz, Salzburg<br />

und Innsbruck?<br />

„UniLive“ sagt es<br />

euch. S. 10<br />

30 Die ideale Uni-Stadt: Was braucht<br />

es, damit Studierende sich wohlfühlen?<br />

34 Das ewige Studentenlokal: Ein<br />

Brunch im Wiener Café Merkur.<br />

36 Viva la Vulva: Enttabuisierung des<br />

weiblichen Geschlechtsorgans.<br />

40 Gastkommentar: „Die Universität ist<br />

nicht inklusiv.“<br />

42 Österreichs Studentenleben in<br />

Zahlen.<br />

IMPRESSUM UNILIVE <strong>2023</strong><br />

MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER: „Die Presse“<br />

Verlags-Ges.m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33,<br />

Tel.: +43/(0)1/514 14.<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG: Mag. Herwig Langanger, Andreas Rast.<br />

CHEFREDAKTEUR: Mag. Florian Asamer.<br />

LEITUNG: Julia Wenzel, MA; Elisabeth Hofer, MA.<br />

ANZEIGEN: Tel. +43/(0)1/514 14-535, E-Mail:<br />

anzeigenleitung@diepresse.com.<br />

ART DIRECTION: Matthias Eberhart.<br />

PRODUKTION: Kerstin Bartalský, Thomas Kiener BA, Christian<br />

Stutzig.<br />

HERSTELLER: Druck Styria GmbH & Co KG. Herstellungsort: St<br />

Pölten.<br />

3


Neu in der Stadt<br />

UMZIEHEN<br />

Neue Stadt, neues Leben<br />

Im ersten Semester und neu in der Stadt – wie macht man das?<br />

Text: Noah Michael May, Sandra Gloning und Julia Wenzel<br />

Fotos: Clemens Fabry, Doris Wild, Helmut Lunghammer und Michael Kristen<br />

Moses (19) hat in Graz schon<br />

seinen Zivildienst geleistet.<br />

Deshalb fällt es ihm leichter, sich<br />

dort zu Hause zu fühlen.<br />

Ich schaue gerne die Enten an“, erzählt Moses Breitegger. Deswegen<br />

setzt sich der 19-Jährige oft auf eine Bank im Stadtpark<br />

und blickt auf den Ententeich. In Graz gebe es so wenig Grün,<br />

anders als in seiner Heimatstadt Kapfenberg, sagt er. Er mag Graz.<br />

Nicht nur wegen der Enten, sondern auch wegen der Öffis und den<br />

Radwegen. Seit Mitte September wohnt er in der steirischen Landeshauptstadt.<br />

Der Umzug aus dem knapp 60 Kilometer entfernten<br />

Kapfenberg war „relativ stressig“, weil der angehende Student sich<br />

gleichzeitig durch einen Bürokratiedschungel kämpfen musste: Studienbeihilfe<br />

beantragen, sich für die richtigen Kurse anmelden – es<br />

gibt so einiges, was den Einstieg in das Studentenleben kompliziert<br />

macht. Studieren will er Umweltsystemwissenschaften an der Uni<br />

Graz. Worum es dabei genau geht? „Das versuche ich selbst noch herauszufinden“,<br />

sagt Moses. Tatsächlich habe er sich für Graz entschieden,<br />

weil der Studiengang nur hier angeboten werde. Zusätzlich<br />

studiert er Soziologie. „Ich konnte mich nicht entscheiden.“<br />

PENDELN FÜR DAS FOOTBALLTEAM. Graz ist als Stadt nicht<br />

komplett fremd für Moses. Der 19-Jährige hat hier schon seinen Zivildienst<br />

abgeleistet. Inzwischen lebt der Kapfenberger in einer WG<br />

mit seiner Freundin und deren Schwester am Griesplatz. „Ich werde<br />

mich hier definitiv schneller einleben als in einer anderen Stadt“,<br />

sagt er. Trotzdem ist der neue Abschnitt ein großer Umbruch für ihn.<br />

„Ich bin sehr neugierig, die Stadt besser kennenzulernen.“<br />

Heimweh ist für ihn trotzdem ein Thema. Seine Schulfreunde und<br />

seine Familie in Kapfenberg will er oft besuchen. Und dann ist da<br />

noch seine Footballmannschaft, die Upperstyrian Rhinos. Zweimal<br />

die Woche wird Moses, der dort als Wide Receiver spielt, zu den<br />

Trainings nach Bruck an der Mur pendeln. In Graz gibt es zwar auch<br />

ein Team, die Graz Giants, aber Moses nimmt den Weg für seine<br />

Footballfreunde gerne in Kauf. Ob er auch nach seinem Studium in<br />

der Stadt bleiben will, hänge von den Jobangeboten ab. Vielleicht<br />

zieht es ihn danach auch wieder ins Grüne.<br />

4


Neu in der Stadt<br />

UMZIEHEN<br />

Salzburg war für Annika (19)<br />

eine Herzensentscheidung: Hier<br />

hat die Deutsche viele Urlaube<br />

verbracht.<br />

Dass es die Mozartstadt wird, war am Ende die Idee von Annika<br />

Buschmanns Mutter. Beim Frühstück meinte diese<br />

einmal zu ihr, wieso sie denn nicht nach Salzburg studieren<br />

gehen wolle. Immerhin hat die Familie der gebürtigen Deutschen<br />

aus Magdeburg (Sachsen-Anhalt) „viele schöne Erinnerungen“<br />

an die Stadt und ihre Umgebung: Sie hat mit ihrer Familie<br />

viele Sommerurlaube im Salzkammergut verbracht.<br />

Das gab am Ende auch tatsächlich den Ausschlag, sich für die kleine<br />

Landeshauptstadt zu entscheiden. Erst seit eineinhalb Wochen<br />

wohnt die Studentin nun definitiv hier – im Studentenwohnheim.<br />

Inskribiert hat sie sich für Komm<strong>uni</strong>kationswissenschaft. Den<br />

Aufnahmetest dafür habe sie zwar auch in Wien machen wollen,<br />

hatte aber an diesem Tag keinen Zeit. Die deutschen Unistädte<br />

Münster und Leipzig seien ebenfalls zur Auswahl gestanden, aber:<br />

„Die großen Studentenstädte sind nichts für mich“, sagt Annika.<br />

Die 19-Jährige mag es, dass Salzburg „relativ überschaubar“ ist.<br />

Auch die Uni: „Das ist persönlicher.“<br />

STADT VOLL MIT TOURISTEN.Trotz vertrauter Umgebung sei es<br />

dennoch „komisch“ gewesen, als ihre Familie aus Salzburg wieder<br />

nach Deutschland gefahren sei und sie dort allein zurückgelassen<br />

habe. „Da habe ich mich schon einmal einsam gefühlt.“ Als aber<br />

wenig später die Uni-Kurse losgingen, starteten auch die Unternehmungen:<br />

Den Stadtkern, den Annika bereits gut kennt, erkundete<br />

sie inzwischen bei einem Stadtspaziergang, den die Studierendenvertretung<br />

ihres Studiengangs organisierte.<br />

An der Salzach gehe sie gerne joggen, sagt Annika. Doch das<br />

Schönste an Salzburg sei der Ausblick von der Festung hinab auf<br />

die Stadt. Das aber locke auch viele Touristen an, die die engen<br />

Gassen verstopfen. „Da muss man sich schon überlegen, welchen<br />

Weg man nimmt.“ Insgesamt aber sei sie dank mancher Abende<br />

unter Nachbarn im Studentenheim und neuer Bekanntschaften<br />

auf der Uni schon nach eineinhalb Wochen ganz gut angekommen:<br />

„Es könnte nicht schöner sein.“<br />

5


Neu in der Stadt<br />

UMZIEHEN<br />

Oxana (22) zog im September<br />

aus Wiesbaden nach Innsbruck.<br />

Dort kann sie sich vorstellen, für<br />

immer zu bleiben.<br />

Bis zu ihrem Umzug war Oxana Gajsun nur ein einziges Mal<br />

in Innsbruck. Erst im September zog die gebürtige Hessin<br />

aus Wiesbaden in die Tiroler Landeshauptstadt. Doch<br />

trotz dem recht kurzem Aufenthalt fühlt sich die Psychologiestudentin<br />

schon wohl in ihrer Wahlheimat.<br />

Ihr einziger Besuch davor galt dem Aufnahmetest für ihr Studium.<br />

„Ich wäre aber so oder so nach Innsbruck gezogen“, sagt Oxana.<br />

Die Stadt gefalle ihr sehr gut, denn „alle sind sehr freundlich“. Vor<br />

allem der Kontrast zwischen Stadt und Bergen habe die 22-Jährige<br />

in den Bann gezogen. Auch die „günstigen kulturellen Angebote“<br />

für Studierende führt sie ins Treffen: Im Tiroler Landestheater<br />

gebe es kostenlose Vorstellungen, in der Stadtbibliothek Büchergutscheine.<br />

Und auch die Uni-Sportkurse findet sie „mega gut“.<br />

Badminton und Skifahren wolle sie ausprobieren.<br />

Mit neuen Freunden, die sie auf Events für Erstsemestrige kennengelernt<br />

habe, geht sie nun gerne in eine bestimmte Bar („Das<br />

Wohnzimmer“) oder zu einem Sushistand in Uni-Nähe. Die Universität<br />

selbst scheint ihr auch zu gefallen: Ihre erste Vorlesung<br />

beschreibt sie als „sehr voll und sehr strukturiert“. Die Lehrenden<br />

findet sie „sehr sympathisch“.<br />

FÜR IMMER IN DER WAHLHEIMAT? Ursprünglich sollte Oxanas<br />

Schwester auch mitkommen, doch deren Pläne änderten sich<br />

kurzfristig. Nun bewohnt Oxana ein Doppelzimmer im Studentenwohnheim.<br />

Das sei kein Problem. Auf Reisen habe sie schon oft<br />

in Hostels übernachtet. So könne Oxana auch neue Kontakte<br />

knüpfen. Dennoch spielt Heimweh für sie eine Rolle: „Ich kann<br />

jetzt nicht so oft nach Deutschland“, sagt die Hessin. Denn am Wochenende<br />

jobbt sie in einem dänischen Möbelgeschäft.<br />

In der Alltagsgestaltung zwischen Job, Studium und neuen Freunden<br />

aber merkt man: Innsbruck soll ihr neues Zuhause werden.<br />

„Man muss sich das dann auch ein bisschen zur Heimat machen“,<br />

sagt Oxana. Das ist schon schwer.“ Doch: „Wenn es gut läuft, würde<br />

ich gerne in Innsbruck bleiben“ – auch über das Studium hinaus.<br />

6


Neue Perspektiven,<br />

neue Fähigkeiten,<br />

neue Begegnungen,<br />

neue _________ .<br />

YOUR NEXT THOUGHT<br />

donau-<strong>uni</strong>.ac.at/studieren


Neu in der Stadt<br />

UMZIEHEN<br />

Neue Stadt, neues Zuhause, neuer Alltag: Auf Amina treffen<br />

alle Attribute zu, die das Leben als „Erstsemestrige“ so<br />

mit sich bringt. Seit September wohnt die Studentin im<br />

„Haus Oberösterreich“ im siebten Bezirk in Wien, einem der traditionsreichsten<br />

Studierendenheime der Stadt, „da ich gehofft<br />

habe, dass es den Anfang leichter macht, wenn man Menschen um<br />

sich hat und nicht in einer Wohnung alleine sitzt“, wie sie erzählt.<br />

Die gebürtige Welserin zog in die Bundeshauptstadt, um an der<br />

Wirtschafts<strong>uni</strong>versität (WU) Wirtschaft- und Sozialwissenschaften<br />

zu studieren. Im neuen Wohnheim gesellt sie sich vorerst zu<br />

anderen Landsfrauen und -männern aus Oberösterreich. Dort hat<br />

sie ein Doppelzimmer, „was natürlich eine riesige Umstellung ist,<br />

wenn man sein Leben lang ein eigenes Zimmer hatte“. Doch bisher<br />

laufe es „ganz gut“, denn es sei „schön, immer jemand zu haben<br />

und nicht ganz allein zu sein“. Ihre Geschwister leben bis dato im<br />

Elternhaus in Wels. Abseits der Angst vor der Umstellung freue sie<br />

sich auf den Alltag in Wien. Auch, „weil es so anders ist als daheim.<br />

Es gibt so viele Möglichkeiten, so viel Kultur. Allein, wenn man<br />

spazieren geht, sieht man so viel. Und ich finde auch großartig,<br />

dass es hier so international ist und es für jeden die passenden<br />

Leute gibt. Ich glaube, hier kann man sich gut so entwickeln, wie<br />

es für einen passt.“<br />

Amina (19) ist gerade nach<br />

Wien gezogen. Ihre Heimat,<br />

Oberösterreich, spielt auch hier<br />

eine Rolle – im Wohnheim.<br />

KEIN ANSCHLUSS OHNE ALKOHOL? Der neue Lebensabschnitt<br />

aber birgt auch verunsichernde Beobachtungen. „Was mich verwundert<br />

hat, ist, wie viel Alkohol bei Studenten fließt.“ Überall<br />

stünden Spritzerstände an der Uni, dauernd drehe sich alles um<br />

Happy Hours. „Ich habe mich gefragt, wie das wird, wenn man kein<br />

so großer Fan von Alkohol ist und auch nicht unter der Woche<br />

weggehen will.“ Aber sie genieße, dass der Großteil der Studenten<br />

wirklich motiviert sei „und hier sein möchte“. Was ihr sehr helfe,<br />

seien die Events der ÖH, die Hilfe bei der Organisation und Orientierung<br />

böten. „Denn besonders am Anfang war ich sehr überfordert<br />

mit all den Kursen und der Uni.“<br />

8


EINSPAZIERGANG ZU DEN<br />

WIENER KUNSTUNIVERSITÄTEN<br />

6<br />

Volksgarten<br />

Stephansdom<br />

5<br />

4<br />

Burgring<br />

Burggarten<br />

Parkring<br />

Stadtpark<br />

2<br />

Kärntner Ring<br />

3<br />

1<br />

Resselpark<br />

3<br />

©Hertha Hurnaus<br />

1<br />

©Harald A. Jahn<br />

2<br />

©Helmut Wimmer<br />

4 6<br />

©Bruno Klomfar<br />

©David Schreyer<br />

Das Atelierhausder Akademie derbildenden<br />

KünsteWien 1 ,landläufig bekannt als Semperdepot,<br />

ist die erste Station unseres Spaziergangs<br />

zu denWiener Kunst<strong>uni</strong>versitäten.<br />

DasGebäude in derLehárgasse, in demheute<br />

Ateliers und Werkstätten derAkademie<br />

untergebrachtsind und Ausstellungen und<br />

Performances gezeigt werden, wurde von<br />

denArchitekten Gottfried Semper und Carl<br />

Freiherr vonHasenauer errichtet.Das heutige<br />

Atelierhauswurde zwischen 1874 und 1877<br />

im Stil desWiener Historismus erbaut und<br />

diente zunächst vorallem derOper und dem<br />

Burgtheater alsProduktionsstätte undDepot.<br />

Davonzeugt noch heute die Aufschrift<br />

„Staatstheaterdepot“ in derLehárgasse 8.<br />

Nur siebenGehminuten entfernt,amSchillerplatz,<br />

liegt das Hauptgebäudeder Akademie<br />

derbildendenKünste Wien 2 –das prachtvolle,<br />

viergeschossige Palais vonTheophil Hansen<br />

im Stil deritalienischen Renaissance. BisMitte<br />

2021 wurde das GebäudedreieinhalbJahre<br />

langsaniert.Die Gemäldegalerie spannteinen<br />

Bogen vomMittelalter bis zur Moderne. Die<br />

Dauerausstellung umfasst 180 Werke, Höhepunkt<br />

ist unter anderem das Weltgerichtstriptychon<br />

vonHieronymus Bosch um 1500.<br />

Szenenwechsel –örtlich, aber auch architektonisch:<br />

Der Campusder mdw –Universität<br />

für Musikund darstellendeKunstWien 3 am<br />

Anton-von-Webern-Platz ist ein Statement<br />

<strong>uni</strong>versitärer Baukultur,das historische Substanz<br />

mitmoderner Architektur verbindet.<br />

Hier befindet sich neben denFilmstudios<br />

undder Universitätsbibliothek das Future Art<br />

Labmit seinerspektakulären zeitgenössischen<br />

Architektur. Es beherbergtunter anderem ein<br />

Klangtheater, ein Kino und einenKonzertsaal<br />

mit100 Plätzen.<br />

Weitergehteszur Dependanceder Universität<br />

fürangewandte KunstWien 4 in derVorderen<br />

Zollamtsstraße. Ausdem ehemaligenFinanzgebäude,<br />

daszwischen 1895 und 1901erbaut<br />

wurde,ist ein moderner Campusmit rund<br />

15.000 QuadratmeternFlächeentstanden. Ein<br />

Detail am Rande: Das Auditorium, das sich<br />

über zwei Stockwerkeerstreckt, stehtauf<br />

Gummifedern, damitdie U-Bahn nichtzu<br />

spürenist. Dass das Gebäude vonStudierenden<br />

und Lehrenden derAngewandten genutzt<br />

wird, ist nichtzuübersehen: An derFassade<br />

prangt ein großes rotes „A“. Sehenswert ist<br />

auch das Hauptgebäudeder Angewandten<br />

5 am Oskar-Kokoschka-Platz, gleich aufder<br />

anderen Seite desWienflusses.<br />

Den krönenden Abschluss unseres Spaziergangs<br />

undGelegenheit für einenguten Kaffee<br />

bildet das vielleichtbekanntestes Jugendstilgebäudeunserer<br />

Stadt–die Österreichische<br />

Postsparkasse 6 am Georg-Coch-Platz. Das<br />

vonOtto Wagner erbauteArchitekturjuwel<br />

beherbergt seit kurzem Institute derUniversität<br />

für angewandte Kunst Wien, derJohannes<br />

Kepler UniversitätLinz, derÖsterreichischen<br />

Akademie derWissenschaften, die Wien-<br />

Dependance desLudwig Boltzmann Instituts<br />

für Kriegsfolgenforschung und denSitzdes<br />

Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF. Der<br />

große Kassenhallemit demCafé Exchange<br />

ist an Wochentagen öffentlich zugänglich.<br />

Über die BIG<br />

Die Bundesimmobiliengesellschaft ist<br />

Expertin für Bildungsbauten und stellt<br />

österreichweitSchul- und Universitätsgebäudesowie<br />

Spezialimmobilien bereit. Mit<br />

ihrer Kunstinitiative BIGART fördert<br />

die BIGauch Kunst im öffentlichen Raum.<br />

1 | Semperdepot<br />

Lehárgasse 6<br />

1060 Wien<br />

2 | Akademie der<br />

bildenden Künste<br />

Schillerplatz 3<br />

1010 Wien<br />

3 | mdw –Universität<br />

für Musik und<br />

darstellendeKunstWien<br />

Anton-von-Webern-Platz 1<br />

1030 Wien<br />

4 | Universitätfür<br />

Angewandte Kunst,<br />

Expositur Zollamtsstraße<br />

VordereZollamtsstraße 7<br />

1030 Wien<br />

5 | Universitätfür<br />

Angewandte Kunst,<br />

Schwanzer-Wörle-Bau<br />

Oskar-Kokoschka-Platz 2<br />

1010 Wien<br />

6 | Otto Wagner Postsparkasse<br />

Georg-Coch-Platz 2<br />

1010 Wien<br />

www.big.at<br />

instagram.com/<br />

bundesimmobiliengesellschaft<br />

Entgeltliche Einschaltung


Neu in der Stadt<br />

TIPPS<br />

Neu<br />

in ...<br />

Neu in der Stadt und keine<br />

Ahnung, was sie alles zu<br />

bieten hat? UniLive hat die<br />

besten Events, Bars und<br />

Locations zwischen Neusiedler<br />

und Bodensee für euch<br />

ausfindig gemacht.<br />

Text: Elisabeth Hofer und Julia Wenzel<br />

Mampfen an der Luft:<br />

Ein Mittagessen im Gastgarten<br />

inklusive großer Portionen zu fairen<br />

Preisen – dafür empfiehlt sich die<br />

Mensa des Afro-Asiatischen Instituts<br />

in der Türkenstraße 3 (1090).<br />

...Wien<br />

Tatort im Kino:<br />

Ein gemütlicher Sonntagabend mit<br />

Freunden und dabei Tatort auf<br />

großer Leinwand schauen? Das geht<br />

kostenlos im Schikaneder-Kino in<br />

der Margaretenstraße 22/24 (1040).<br />

Freizeitlocation de luxe:<br />

Ob wilde Achterbahnen, Autodrom<br />

oder doch ein ruhiger Spaziergang<br />

im Grünen: Der Wiener Prater ist<br />

seit 1766 das Erholungsgebiet der<br />

Wienerinnen und Wiener.<br />

Günstige Drinks:<br />

Ein Garant für feuchtfröhliche<br />

Nächte ist das Loco am Währinger<br />

Gürtel (1090). Die Preise starten bei<br />

1,40 Euro pro Cocktail oder Longdrink<br />

– und erhöhen sich stündlich.<br />

Voller Lesesaal:<br />

Im großen Lesesaal der Haupt<strong>uni</strong><br />

sind alle Plätze besetzt? Ab auf die<br />

National- oder die AK-Bibliothek<br />

oder eine der zahlreichen Fachbereichsbibliotheken.<br />

Fotos: Picturedesk/Gett Images/Fabr/Imago/APA<br />

10


Der Weg ins Grüne:<br />

Wer den Drang nach draußen<br />

verspürt, kommt mit der 33er-Linie<br />

in 20 Minuten nach Wetzelsdorf<br />

und kann von dort den bewaldeten<br />

Buchkogel bewandern.<br />

Neu in der Stadt<br />

TIPPS<br />

...Graz<br />

Pizza-Punktlandung:<br />

Die beste (und günstigste) Pizza gibt<br />

es im Contra Punto, in der Nähe des<br />

Lendplatzes. Dort werden neben<br />

Klassikern auch ausgefallene Pizzen<br />

offeriert – bis zwei Uhr nachts.<br />

Geschichten aus Graz:<br />

Das Theater im Bahnhof versteht<br />

sich als zeitgenössisches Volkstheater,<br />

das sich vor allem mit unberechenbaren<br />

Aufführungsorten und<br />

genialen Ideen auszeichnet.<br />

Künstlertreff:<br />

Wenn du die ganze Grazer Künstlerszene<br />

an einem Abend kennenlernen<br />

willst, dann ab ins Café Wolf<br />

– die älteste Espressobar in Graz.<br />

Secondhand für zu Hause:<br />

Willhaben ist natürlich die erste<br />

Adresse, schöne Vintage-Stücke<br />

gibt’s aber auch bei Aida Antik &<br />

Retro Shop in der Sparbersbachgasse.<br />

Perfekt, um zu stöbern.<br />

Lust auf Kultur:<br />

Die Präsenz der Kunst-Uni garantiert<br />

Kultur pur – vom Filmfestival bis zu<br />

Designrundgängen. Auch Ars<br />

Electronica, Musiktheater und der<br />

kultige Posthof sind ihr Geld wert.<br />

...Linz<br />

Mensa-Party:<br />

Fast jede Woche veranstaltet<br />

abwechselnd eine der ÖH-Fraktionen<br />

der Kepler-Uni eines der<br />

berüchtigten Mensa-Feste.<br />

Der Ur-Pepi:<br />

Nach dem Fortgehen auf einen<br />

Snack? Der mittlerweile international<br />

erfolgreiche Leberkas-Pepi hat<br />

sein eigentliches Zuhause in Linz, in<br />

der Rathausgasse 3.<br />

Schiff ahoi:<br />

Drinks in einem Boot an der Donau,<br />

bei charmant alternativer Studierendenatmosphäre<br />

gibt es am Salonschiff<br />

Fräulein Florentine, das in<br />

Urfahr vor Anker liegt.<br />

Ab in die Donau:<br />

Wer in Linz kostenlos baden<br />

möchte, findet in Alt-Urfahr einen<br />

Kieselstrand mit Blick aufs Schloss.<br />

Noch schöner wird es donauaufwärts.<br />

11


Neu in der Stadt<br />

TIPPS<br />

Kaffee am Ufer:<br />

Gemütliche Stunden verbringt man<br />

am besten am Salzachufer, nachdem<br />

man sich am Mozartsteg einen<br />

Kaffee geholt hat.<br />

...Salzburg<br />

Braukunst:<br />

Österreichs größte Biergaststätte ist<br />

das Müllner Bräustübl im ältesten<br />

Stadtteil Salzburgs. Es gehört zu<br />

einem ehemaligen Augustinerkloster,<br />

das unter Denkmalschutz steht.<br />

Parkpausen:<br />

In Salzburg ist die Natur nie weit<br />

entfernt: In wenigen Minuten per<br />

Öffi oder Rad kann man durch den<br />

Schlosspark Hellbrunn oder das<br />

Waldbad Anif spazieren.<br />

Drinks mit Ambiente:<br />

Für Nachtschwärmende sind Bricks<br />

Music Bar, Amadeus Bar auf der<br />

Salzach-Insel und die Irish Pubs im<br />

Kaiviertel zwischen Rudolfskai und<br />

Uni Pflicht.<br />

Wanderlust:<br />

Wandern über die Stadtberge in<br />

Salzburg ist ein Traum – zum<br />

Beispiel über den Aufstieg Felsenreitschule<br />

auf den Mönchsberg.<br />

Spektakuläre Aussicht inklusive.<br />

...Innsbruck<br />

Die richtige Piste:<br />

Die Freizeit auf Ski oder Board<br />

verbringen? Dafür ist Innsbruck the<br />

place to be. Mittelmäßige Fahrer am<br />

Patscherkofel und der Axamer<br />

Lizum, Profis auf der Seegrube.<br />

Hinauf auf den Berg:<br />

In Innsbruck locken die Gipfel,<br />

hinaufkommen ist aber ziemlich<br />

teuer. Wer das regelmäßig will, steigt<br />

mit dem Freizeitticket (Sommer und<br />

Winter) billiger aus.<br />

Irisches Flair:<br />

Sport <strong>live</strong> anschauen und dabei<br />

bestes irisches Bier trinken – dafür<br />

geht man in Tirols Hauptstadt ins<br />

Galway Bay, Kaiserjägerstraße 4.<br />

Alles fürs Rad:<br />

Immer dienstags von 18 bis 21 Uhr<br />

findet in der „Bäckerei“ die „Bikerei“<br />

statt, eine offene Radwerkstatt<br />

inklusive Werkzeug.<br />

Musik an:<br />

Die Anlaufstelle für Musikveranstaltungen,<br />

Kabarett, Theater und alles<br />

dazwischen ist das Treibhaus. Für<br />

echte Liebhaber gibt es dort auch<br />

einen Konzertpass.<br />

Fotos: PicturedeskGett ImagesFabrImagoAPA<br />

12


EinJob mit<br />

Verantwortung!<br />

Das familiengeführte Unternehmen<br />

Octapharma wurde vor 40 Jahren<br />

mit dem Ziel gegründet, Menschen<br />

mit Hämophilie Zugang zu sicheren<br />

und qualitativ hochwertigen<br />

plasmabasierten Behandlungen<br />

zu verschaffen. In den vergangenen<br />

vier Jahrzehnten ist Octapharma<br />

zu einem globalen Unternehmen<br />

gewachsen, das sich der Entwicklung<br />

und Herstellung von hochqualitativen<br />

Humanproteinen aus Humanplasma<br />

und humanen Zelllinien verschrieben<br />

hat.<br />

Mit mehr als 11.000 Mitarbeitenden<br />

weltweit –unter anderem an sieben<br />

Forschungsstandorten und fünf<br />

hochmodernen Produktionsstätten<br />

-versorgt Octapharma heute<br />

Patientinnen und Patienten in<br />

118 Ländern.<br />

Am Standort Wien wird die gesamte<br />

Wertschöpfungskette abgedeckt: von<br />

der Produktion und Qualitätssicherung<br />

bis hin zu Vertrieb und Logistik weltweit.<br />

Rund 1400 Mitarbeitende in Wien leisten<br />

einen bedeutenden Beitrag für die<br />

Mission von Octapharma.<br />

Wollen auch Sie ein Teil davon sein?<br />

Dann bewerben Sie sich jetzt unter<br />

www.octapharma.at/karriere


Neu in der Stadt<br />

HEIMLEBEN<br />

Heimelig<br />

Das Studierendenwohnheim ist<br />

Symbol für studentisches Leben in der<br />

Stadt. Bis heute?<br />

Text: Julia Wenzel<br />

Das Wiener Pfeilheim<br />

gilt als Prototyp des<br />

Wohnheims – legendäre<br />

Partys inklusive.<br />

14


Neu in der Stadt<br />

HEIMLEBEN<br />

Foto: Clemens Fabry<br />

In einem Wohnhaus in der Wiener Josefstadt<br />

ertönt der Feueralarm. Die Feuerwehr<br />

kann das Gebäude aber nicht betreten<br />

– es ist zu voll. Tausende Menschen<br />

feiern in dem Haus, das eigentlich nur für<br />

330 Bewohner und Bewohnerinnen konzipiert<br />

ist. Als die Polizei es räumen will, wird<br />

sie ungewöhnlich begrüßt: Sie bekommt eine<br />

Bierdusche, die direkt aus dem Fenster im<br />

vierten Stock auf sie prasselt.<br />

Wer in Wien studiert hat, kennt Geschichten<br />

wie diese von den legendären Partys im<br />

„Pfeilheim“. Man hat sie selbst erlebt oder<br />

davon gehört. Sie sind identitätsstiftend für<br />

das Studentenwohnheim in der Pfeilgasse im<br />

achten Bezirk. Betrieben wird es von der<br />

Akademikerhilfe. Mit 40 weiteren Heimen in<br />

ganz Österreich ist sie der größte öffentliche<br />

Träger von Studentenheimen im Land. Im<br />

Vorjahr feierte man das 100-Jahr-Jubiläum.<br />

HOCHBLÜTE NACH 1945. Besonders lange<br />

gibt es das Modell Studentenwohnheim also<br />

noch gar nicht. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />

fühlte sich – neben dem Klerus –<br />

kaum jemand für die Wohnungsnot von akademischen<br />

Bildungsmigranten<br />

verantwortlich. Erst nach der bürgerlichen<br />

Revolution 1848 begannen Korporationen,<br />

private Stiftungen und das Kaiserhaus,<br />

Wohnraum für Studenten (tatsächlich damals<br />

nur männlich) zu schaffen, die vom<br />

Land in die Stadt zogen. Erst 1868 wird das<br />

Rudolfinum in der Wiener Mayerhofgasse –<br />

benannt nach Kronprinz Rudolf – als erstes<br />

staatlich finanziertes Heim gegründet. Das<br />

Porzellaneum im neunten Wiener Bezirk<br />

folgt. Beide gibt es bis heute.<br />

Mit dem Studium „beginnt die Suche nach<br />

einem Daheim in der Fremde“, schreiben die<br />

Bauforscherinnen Marina Döring-Williams<br />

und Elisabeth Wernig von der TU Wien in<br />

ihrer wissenschaftlichen Retrospektive „Das<br />

Wiener Studentenwohnheim“, das die Akademikerhilfe<br />

zum Jubiläum herausgab. Zur<br />

Zeit des sozialen Wohnbaus in den 1920er-<br />

Jahren wird sie als Verein gegründet, ebenso<br />

die Wirtschaftshilfe der Arbeiterstudenten<br />

(Wihast). Erst mit ihnen beginnt die Phase<br />

der institutionalisierten Studentenwohnheime.<br />

Nach 1945 erleben diese ihre Hochblüte<br />

und setzen neue Maßstäbe für den Wohnbau<br />

generell.<br />

In der Wiener Pfeilgasse 4–6 entsteht ein<br />

erstes Heim ab 1932, 1967 folgt an der Nummer<br />

3A ein neuer Prestigebau. Dachterrasse,<br />

Vortragssaal, „Roter Salon“ mit Bar – die für<br />

damalige Verhältnisse mondäne Ausstattung<br />

erlaubt es, das Haus hybrid zu nutzen: In den<br />

Ferien ist es ein Vier-Sterne-Hotel. Der Luxus<br />

zieht ins Pfeilheim ein. Sogar Bundeskanzler<br />

Bruno Kreisky soll sich damals darüber<br />

aufgeregt haben, dass man Studenten so<br />

etwas Modernes errichtet, erzählte der Generalsekretär<br />

der Akademikerhilfe, Bernhard<br />

Tschrepitsch, anlässlich des 100-Jahr-<br />

Jubiläums. Angeblich soll damals nicht<br />

einmal das ehrwürdige Hotel Sacher in jedem<br />

Zimmer ein Bad gehabt haben. Das<br />

Pfeilheim allerdings schon. Den Anspruch,<br />

modern zu sein, habe man in den drei Gebäuden<br />

bis heute. Die Renovierung von Haus 3a<br />

wurde erst im vergangenen Jahr abgeschlossen.<br />

Eine IHS-Studie: Studierende, die in einem<br />

komfortablen Heim wohnen, studieren tendenziell<br />

schneller und erfolgreicher. In Österreich<br />

sind das laut Studierendensozialerhebung<br />

2019 elf Prozent. Weil die Mieten<br />

niedrig sind, brauchen sie seltener Nebenjobs.<br />

Durch den Austausch mit anderen haben<br />

sie zudem einen Informationsvorsprung.<br />

Ihr Leben wird darüber hinaus basisdemokratisch<br />

organisiert: Ein Heimsprecher vertritt<br />

die Interessen der Bewohner und Bewohnerinnen<br />

vor der Heimleitung.<br />

BAUER SOLL ZUM BÜRGER WERDEN. Die<br />

Zimmernachbarn und -nachbarinnen kommen<br />

damals wie heute meist aus den Bundesländern.<br />

Früher galt in den Heimen der Akademikerhilfe<br />

auch eine ÖVP-Nähe als<br />

gewünscht – im Unterschied zu den „roten“<br />

Wihast-Heimen. Der Bauernbursche sollte<br />

AUF EINEN BLICK<br />

Die Akademikerhilfe ist Österreichs größter<br />

Träger von Studierendenwohnheimen. Der<br />

1921 gegründete Verein betreibt 41 Heime mit<br />

rund 5000 Plätzen. Zum 100-Jahr-Jubiläum gab<br />

der Verein mit Forscherinnen der TU Wien die<br />

wissenschaftliche Retrospektive 2022, „Das<br />

Wiener Studentenheim“, heraus.<br />

quasi zum Bürger geschnitzt werden. Allerdings:<br />

Bürgerinnen waren zunächst nicht<br />

willkommen. Erst seit 1969 und einem erfolgreichen<br />

„Mädchensturm“ sind auch<br />

Frauen erlaubt.<br />

Inzwischen existieren weder politische Lager<br />

noch Geschlechtertrennung. Auch sonst<br />

hat sich viel verändert. Mehrbettzimmer sind<br />

heute undenkbar. Alles, was neu gebaut wird,<br />

sind Kleingarçonnièren, also Einheiten mit<br />

eigenem Bad und Kochnische. Sie sind dem<br />

Schlafsaal mit Stockbetten gewichen. „Der<br />

junge Mensch sagt: Ich bestimme, wann ich<br />

Gemeinschaft in Anspruch nehme“, sagt<br />

Tschrepitsch. „Früher wurde er dazu gezwungen.“<br />

WOHNEN ALS LIFESTYLE. Ein Zimmer in<br />

einem Heim des Vereins kostet im Schnitt<br />

400 Euro im Monat. „Es haben Studenten<br />

das Recht, günstig in den inneren Bezirken zu<br />

wohnen“, sagt Tschrepitsch. „Wir müssen<br />

nicht ein Heim nach dem anderen neben dem<br />

Mit dem Studium „beginnt die Suche nach<br />

einem Daheim in der Fremde“.<br />

Bauforscherinnen Marina Döring-Williams und Elisabeth Wernig (TU Wien)<br />

Zentralfriedhof aus dem Boden stampfen, wo<br />

du auf Gräber runterschaust.“ Damit übt er<br />

Kritik an privaten Trägern, die auf den Markt<br />

drängen und in peripheren Lagen nun viel<br />

teurer sind. The Student Hotel im Nordbahnviertel<br />

und das bald größte Studentenheim<br />

Österreichs im DC-Tower 3 in Kaisermühlen<br />

sind solche Beispiele. Bis zu 1300<br />

Euro kostet dort ein Zimmer. Das Konzept<br />

richtet sich an finanzstarke (ausländische)<br />

Studenten, die sich auf dem Wiener Wohnungsmarkt<br />

nicht auskennen. Ob die Bauten<br />

mit kommerzieller Gastronomie und Parkgaragen<br />

dauerhaft Anklang finden, wird sich<br />

erst zeigen. Pandemiebedingt fehlt es<br />

derzeit an Nachfrage.<br />

Ein Nebeneinander von privaten und<br />

öffentlichen Trägern könne funktionieren,<br />

schreiben Döring-Williams<br />

und Wernig, weil Letztere mit Sanierungen<br />

konkurrenzfähig bleiben. „Uns<br />

wird es in 100 Jahren noch geben“,<br />

zeigte sich Tschrepitsch im Vorjahr<br />

überzeugt. (Manche) Studierende feiern<br />

eben gern. Und das können sie im<br />

Pfeilheim besonders gut.<br />

15


Neu in der Stadt<br />

LEERES NEST<br />

16


Neu in der Stadt<br />

LEERES NEST<br />

Wenn sie flügge<br />

werden<br />

Wenn das elterliche Nest verlassen wird, stellt sich bei den<br />

Zurückgelassenen oft Verlustangst ein. Psychologin Simone<br />

Breitenfeld gibt Tipps, was dann zu tun ist.<br />

Interview: Sandra Gloning, Fotos: Clemens Fabry<br />

Fast alles im Leben von Eltern dreht<br />

sich fast zwei Jahrzehnte lang um<br />

ihre Kinder. Sie sind die Ersten, die<br />

viele bei Entscheidungen mitdenken, der<br />

Mittelpunkt der meisten Sorgen. Und plötzlich<br />

kommt der Moment, an dem ihre Kinder<br />

zu jungen Erwachsenen herangewachsen<br />

sind, ihre Koffer packen und zum<br />

Studieren in eine andere Stadt ziehen. Mit<br />

welchen Ängsten und Problemen beide Seiten<br />

dann zu kämpfen haben und wie man<br />

ihnen am besten begegnet, erklärt Kinderund<br />

Familienpsychologin Simone Breitenfeld<br />

im Interview.<br />

Für wen ist der Auszug aus dem Elternhaus<br />

schlimmer, für die Kinder oder die<br />

Eltern?<br />

Simone Breitenfeld: Das ist ganz unterschiedlich.<br />

Es ist meistens ein entspannterer<br />

Verlauf, wenn sowohl Eltern als auch<br />

Kinder etwas unsicher sind oder beide sich<br />

freuen, weil beide Seiten Ähnliches empfinden<br />

und sich gegenseitig verstehen können.<br />

Kompliziert wird es dann, wenn die Kinder<br />

sich extrem freuen und die Eltern Angst haben<br />

und nicht loslassen können.<br />

Womit kämpfen die Eltern dann besonders?<br />

Dieser neue Lebensabschnitt kann viele<br />

Fragen und Ängste bei den Eltern auslösen.<br />

Sind die Kinder selbstständig genug und gut<br />

genug auf das vorbereitet, was auf sie zukommt?<br />

Werden sich die Kinder distanzieren,<br />

wenn sie nicht mehr im selben Haus<br />

sind? Wie wird sich die Beziehung zu den<br />

Kindern verändern? Wie wird es für die Eltern<br />

als Paar weitergehen? Es ist eine Situa-<br />

„Es ist eine<br />

Situation für Eltern,<br />

die sie so noch nie<br />

hatten. Das kann<br />

Angst machen, das<br />

muss man auch so<br />

anerkennen.“<br />

Simone Breitenfeld<br />

tion für Eltern, die sie so noch nie hatten.<br />

Das kann Angst machen, das muss man auch<br />

so anerkennen.<br />

Sollten die Eltern darüber mit anderen<br />

sprechen?<br />

Auf jeden Fall. Wie bei Jugendlichen kann<br />

man sich auch hier eine Peergroup von anderen<br />

Erwachsenen suchen, die gerade in<br />

einer ähnlichen Situation sind und Freunde<br />

fragen, wie es ihnen ging, als sie das erlebt<br />

haben und was sie gemacht haben. Es gibt<br />

zusätzlich auch eine psychologische Elternberatung.<br />

Das tut vielen gut und ist nicht so<br />

abwegig. Die Gefühle, die man als Elternteil<br />

in dieser Zeit hat, sind vollkommen legitim<br />

und können herausfordernd sein.<br />

Lange Zeit waren die Kinder der Lebensmittelpunkt.<br />

Bleibt da dann nicht auch<br />

viel neue Freizeit?<br />

Absolut. Viele Eltern haben sehr viel Zeit in<br />

die Kinder und deren Alltag investiert und<br />

das fällt dann weg. Gerade, wenn man vor<br />

dieser Phase nicht wirklich Freundschaften<br />

oder Hobbys aufgebaut hat, kann das sehr<br />

einsam sein. Es fehlt einem eine Aufgabe.<br />

17


Neu in der Stadt<br />

LEERES NEST<br />

Zur Person<br />

Simone Breitenfeld<br />

ist Klinische und Gesundheitspsychologin<br />

in Wien. In ihrer Praxis<br />

„Fördercheck“ im dritten Bezirk<br />

liegt der Schwerpunkt auf Kinder-,<br />

Jugend- und Familienpsychologie<br />

sowie in der Neuropsychologie.<br />

Zielgruppe sind Kinder, Jugendliche<br />

und Erwachsene mit Lern- und<br />

Leistungsschwierigkeiten in der<br />

Ausbildung, im Job oder aufgrund<br />

neurologischer Erkrankungen.<br />

Deshalb ist es wichtig, dass man in dieser<br />

Phase sich selbst priorisiert, auf sich schaut<br />

und überlegt, was man braucht und möchte<br />

und was man beispielsweise schon immer<br />

mal probieren wollte.<br />

Kann ein Auszug auch eine große Chance<br />

für die Beziehung zu den Kindern sein?<br />

Ja, kann es. Aber es braucht natürlich anfangs<br />

eine Phase, in der man herausfinden<br />

muss, wie die Dynamik ist. Meldet sich das<br />

18<br />

„Auch die Kinder<br />

müssen sich auf einen<br />

gänzlich neuen Lebensabschnitt<br />

einstellen,<br />

der Angst<br />

machen kann.“<br />

Simone Breitenfeld<br />

Kind von sich aus, wie sehr meldet man sich<br />

als Elternteil, wie viel ist zu viel, wie wenig<br />

zu wenig? Vorher verbrachte man Zeit miteinander,<br />

weil man räumlich auf engem<br />

Raum war. Es passierte automatisch. Nun<br />

muss man sich bewusst dafür entscheiden,<br />

sich zu sehen oder zu telefonieren. Das kann<br />

die Qualität der gemeinsamen Zeit erhöhen<br />

und es kann Konflikte entspannen. Aber dafür<br />

müssen die Eltern die Beziehung mit<br />

dem Kind, das nun ein junger Erwachsener<br />

ist, auf eine neue Ebene heben und dieses<br />

ein bisschen gleichwertiger, erwachsener<br />

behandeln.<br />

Sollten die Kinder merken, wie schwer<br />

den Eltern diese Distanz und Umstellung<br />

fällt?<br />

Ich finde nicht. Die Kinder sollten diese<br />

Last nicht tragen müssen, denn es kann sie<br />

zusätzlich verunsichern. Zu ihren eigenen<br />

Sorgen kommt dann noch Angst um die Eltern.<br />

Denn auch die Kinder müssen sich auf<br />

einen gänzlich neuen Lebensabschnitt einstellen,<br />

der Angst machen kann. Die Eltern<br />

und Erwachsenen müssen das unter sich<br />

ausmachen und sollten nur Zuversicht ausstrahlen.<br />

Wenn sie nicht mit der Situation<br />

zurechtkommen, müssen sie sich Hilfe suchen.<br />

Das ist ihre Verantwortung.<br />

Wie sollten Eltern reagieren, wenn das<br />

Kind verzweifelt anruft, weil es Heimweh<br />

hat und alles an der Uni oder in der<br />

Arbeit schwierig ist?<br />

Sie sollten nicht vorschlagen, dass das Kind<br />

nach Hause kommen kann und es dann halt<br />

etwas anderes macht. Das klingt kurzfristig<br />

nach großer Hilfe und Erleichterung, ist es<br />

aber nicht wirklich. Denn es bestätigt dem<br />

Kind, dass es das nicht schaffen wird, es verstärkt<br />

die Zweifel, weil die Eltern auch nicht<br />

an einen glauben.<br />

Was sollte man stattdessen machen?<br />

Man sollte die Ängste und Probleme mit<br />

dem Kind durchsprechen und versichern,<br />

dass man da ist, aber dass man keine Zweifel<br />

hat, dass das Kind das schafft. Man kann<br />

auch Hilfe anbieten und in die Stadt kommen,<br />

helfen, ein Netzwerk aufzubauen,<br />

einen Plan zu machen, und die neue Umgebung<br />

gemeinsam erkunden.<br />

Warum ist das wichtig?<br />

Manche Erfahrungen müssen Kinder selbst<br />

machen, man kann nicht alles für sie aus<br />

dem Weg räumen. Und es kann auch wahnsinnig<br />

schön sein für Eltern zu sehen, wie<br />

sich das Kind entwickelt, welche Erfolge es<br />

erlebt, wie es sich auf eine neue Situation<br />

einstellt und diese meistert. Darauf dürfen<br />

Eltern stolz sein und ihre Kinder erst recht<br />

und das kann die Beziehung stärken. Aber<br />

dafür müssen sich Eltern und Kinder auf<br />

diesen neuen Lebensabschnitt einlassen,<br />

auch wenn er Angst macht.


Neu in der Stadt<br />

LEERES NEST<br />

44<br />

Prozent der österreichischen<br />

Studierenden wohnen (Stand<br />

Sommersemester 2019) in<br />

einem eigenen Haushalt.<br />

16 Prozent wohnen alleine. 28<br />

Prozent wohnen mit dem<br />

Partner oder der Partnerin in<br />

einem Haushalt zusammen<br />

Aus dem Nest<br />

20<br />

Prozent der Studierenden<br />

bevorzugen "Hotel Mama" und<br />

wohnen noch bei ihren Eltern<br />

zu Hause.<br />

25<br />

Prozent der Studierenden<br />

haben sich in einer Wohngemeinschaft<br />

zusammengefunden.<br />

11<br />

Prozent wohnen in einem<br />

Studierendenwohnheim. Dieser<br />

Anteil steigt leicht. 2015 waren<br />

es nur neun Prozent. Der Anteil<br />

der Wohnheimbewohner und<br />

-bewohnerinnen in Österreich<br />

liegt im europäischen Vergleich<br />

im unteren Drittel.<br />

Shaping Futures: Join Us in<br />

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mehr Infos zu deiner<br />

Entfaltung findest du<br />

hier:<br />

Ob als Fachpraktikant:in, Berufseinsteiger:in<br />

während des Studiums, oder als Berufsanwärter:in,<br />

bei TPA kannst du dich ab dem 1. Tag „Endlich<br />

Entfalten“. Und das bei voller Arbeitszeitflexibilität.<br />

Wir sind eines der führenden Steuerberatungsunternehmen<br />

in Österreich und beschäftigen ein<br />

hochqualifiziertes und engagiertesTeam von über<br />

750 Mitarbeiter:innen an 14 Standorten. Als<br />

international tätiges Unternehmen erstreckt sich<br />

unser Wirkungsfeld über die österreichischen<br />

Grenzen hinaus und reicht bis in elf weitere Länder<br />

in Mittel- und Südosteuropa. 1.850<br />

Mitarbeiter:innen der TPA Group sind an 30<br />

Standorten -von Albanien bis Ungarn -beschäftigt<br />

und gestalten die Zukunft unserer Kundinnen und<br />

Kunden mit.


Neu in der Stadt<br />

SPAREN UND ANLEGEN<br />

Sparen<br />

Das Leben ist extrem teuer im<br />

Moment. Wie kann ich am<br />

besten Kosten sparen?<br />

Bettina Fuhrmann: In den<br />

meisten Fällen sind Kosten für<br />

Lebensmittel, Wohnen und<br />

Mobilität die größten Kostenpositionen.<br />

Das bedeutet, dass<br />

es sich lohnt, diese Positionen<br />

näher unter die Lupe zu<br />

nehmen, indem man sich zum<br />

Beispiel die folgenden Fragen<br />

stellt: Wie gut plane ich meine<br />

Einkäufe, vor allem die<br />

Mengen, die ich kaufe? Werfe<br />

ich manchmal Lebensmittel<br />

weg? Gehe ich oft auswärts<br />

essen? (Das ist normalerweise<br />

teurer als selbst zu kochen).<br />

Wie groß ist meine Wohnung?<br />

Welche Verkehrsmittel nutze<br />

ich? Lassen sich hier Kosten<br />

sparen? Einkaufsgemeinschaften<br />

und Wohngemeinschaften<br />

können helfen, ohne Qualitätsverluste<br />

Kosten zu sparen.<br />

Ausgaben<br />

Wo könnten versteckte<br />

Ausgaben liegen, die man<br />

einfach reduzieren kann?<br />

Fuhrmann: Übliche Verdächtige<br />

bei versteckten Kostenfallen<br />

sind Abos, die man nicht<br />

wirklich braucht, Mitgliedschaften<br />

bei Vereinen und<br />

Klubs, die keinen hohen<br />

Stellenwert haben. Und auch<br />

Ausgehen und Essengehen<br />

„gehen ins Geld“. Wichtig ist es,<br />

sich zunächst einmal einen<br />

Überblick über alle Ausgaben<br />

zu verschaffen und dann bei<br />

allen Positionen zu prüfen, wie<br />

wichtig sie sind und ob es hier<br />

Alternativen gibt, die weniger<br />

kosten.<br />

Finanzexpertin Bettina Fuhrmann gibt<br />

Spar- und Anlagetipps, die auch für das<br />

Studentenbudget geeignet sind.<br />

Angebote<br />

SOS fürs<br />

Studentenbörsel<br />

Gibt es für Studierende<br />

spezielle Sparangebote?<br />

Welche?<br />

Fuhrmann: Oft gibt es für<br />

Studierende besondere<br />

Angebote, seien es günstigere<br />

Tarife, kostenfreie Eintritte<br />

oder günstigere Eintrittspreise<br />

bei Veranstaltungen. Daher<br />

wichtig: gut erkundigen und<br />

auch nachfragen. Auch Preise<br />

vergleichen lohnt sich oft.<br />

Veranlagen<br />

Sind Aktien, ETFs und Co.<br />

auch für kleine Budgets<br />

geeignet?<br />

Fuhrmann: Eine Risikostreuung<br />

ist zum Beispiel durch<br />

Investments in Fonds möglich.<br />

Ein Investment ist auch durch<br />

regelmäßige kleinere Beträge<br />

möglich (in einem sogenannten<br />

„Sparplan“). Gerade wenn man<br />

das Risiko möglichst gering<br />

halten will, empfiehlt sich das<br />

Investment in einzelne Aktien<br />

nicht: „Stock Picking“ ist<br />

riskant. ETFs können meist<br />

kostengünstiger angeschafft<br />

werden als aktiv gemanagte<br />

Fonds – welches Investment<br />

am besten geeignet ist, ist<br />

jedoch immer von individuellen<br />

Faktoren abhängig. Grundsätzlich<br />

gilt: Man sollte nur<br />

Anlageprodukte wählen, die<br />

man auch gut versteht.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltigkeit und Klimaschutz<br />

sind immer wichtigere<br />

Anlagekriterien. Wie finde ich<br />

die „besten“ Fonds?<br />

Fuhrmann: Mittlerweile gibt<br />

es hier ein sehr großes Angebot<br />

an Anlagemöglichkeiten. Am<br />

besten ist, was mit den eigenen<br />

finanziellen Zielen und<br />

Möglichkeiten und mit den<br />

eigenen Präferenzen am besten<br />

in Einklang zu bringen ist. Man<br />

sollte sich fragen: Welche<br />

Branche möchte ich mit<br />

meinem Investment besonders<br />

unterstützen? Dabei sollte man<br />

sich nicht mit klingenden<br />

Bezeichnungen von Anlagemöglichkeiten<br />

zufriedengeben,<br />

sondern immer prüfen, welche<br />

Unternehmen mit dem Investment<br />

tatsächlich finanziert<br />

werden.<br />

Bettina Fuhrmann:<br />

ist Leiterin des Instituts für<br />

Wirtschaftspädagogik an der<br />

Wirtschafts<strong>uni</strong>versität Wien<br />

(WU). In ihrer Forschung<br />

spezialisiert sich Fuhrmann<br />

auf Finance und Economic<br />

Literacy.<br />

Foto: Reuters<br />

20


EUROPÄISCHEWIRTSCHAFT UND<br />

UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />

DIGITALHR-MANAGEMENTUND<br />

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Neu in der Stadt<br />

DAHEIM BLEIBEN<br />

22


Neu in der Stadt<br />

DAHEIM BLEIBEN<br />

„Freitag,<br />

Spieleabend?“<br />

Junge Menschen zieht es seltener hinaus in die Nacht: Die<br />

Beislrallye von damals weicht dem Brettspiel im Wohnzimmer.<br />

Was steckt hinter dem Neobiedermeier?<br />

Text: Julia Wenzel und Sandra Gloning, Illustration: Petra Winkler<br />

Study hard, party harder: Anekdoten von durchzechten<br />

Nächten zwischen WG-Partys, klebrigen Tanzflächen<br />

und verrauchten Eckbeisln dienten lange Zeit zur allgemeinen<br />

Belustigung zwischen Unibibliothek und Vorlesungssaal.<br />

Sie waren bunt, verrückt und oft lückenhaft.<br />

Durch Filme wie „American Pie“ wurde das studentische Besäufnis<br />

spätestens Anfang der 2000er-Jahre in der Popkultur<br />

tief verankert. Dabei wurde es weitgehend idealisiert und<br />

in roten Beer-Pong-Bechern auf viktorianischen Verandas<br />

von „Frats“-Villen serviert, wie sie in den Straßen rund um<br />

US-Unicampusse oft zu finden sind. Das Studium erschien<br />

darin als ein Leben voller unaufhörlicher Partys, ohne Tabus,<br />

Pflichten und Prüfungstermine.<br />

Das Feiern ist für die meisten Studierenden immer noch charakteristisch<br />

für die Übergangsphase zwischen Jugend und<br />

Erwachsenenleben. Eine Zeit, die im Nachhinein<br />

gerne als lasterhaftes, unbeschwertes Dahinleben<br />

verklärt wird, das so lange wie möglich ausgekostet<br />

werden sollte. Die Coronapandemie hat jedoch<br />

maßgeblich etwas daran verändert.<br />

Statt Pubquiz im Eckbeisl und Tanzen im Club<br />

werden von vielen inzwischen das Picknick im<br />

Park und das Dinner auf der Dachterrasse bevorzugt.<br />

Denn junge Menschen wollen heute weniger<br />

trinken, rauchen und Geld ausgeben. Prinzipiell,<br />

um gesünder und umweltschonender zu leben.<br />

Doch nicht nur deshalb.<br />

Durch Filme wie<br />

„American Pie“ wurde<br />

das studentische Besäufnis<br />

in den 2000er-<br />

Jahren in der Popkultur<br />

tief verankert – und<br />

weitgehend idealisiert,<br />

serviert in roten Beer-<br />

Pong-Bechern.<br />

DAS ENDE DES GELAGES. Die exzessiven Feiern,<br />

die sich durch die Pandemie jahrelang nicht ergeben<br />

haben, passen kaum zu jenem Lifestyle, den<br />

sich die Generation Z gerne zuschreibt: Nachhaltigkeit,<br />

schonungsvoller Umgang mit Ressourcen (auch den<br />

eigenen!) und Achtsamkeit sind erwünscht. Die wirtschaftliche<br />

Lage, kriegsbedingt und gekommen, um zu bleiben, erschwert<br />

die Lage. Umso mehr könnte man da denken, dass<br />

die Flucht in Rauschzustände das Mittel der Wahl wäre. Die<br />

aber ist nur noch bedingt finanzierbar: Weniger Geld von den<br />

Eltern bedeutet, mehr Nebenjobs annehmen zu müssen und<br />

weniger Zeit für Freizeitaktivitäten zu haben. Daneben hat<br />

die immer wieder erzwungene Isolation dazu beigetragen,<br />

dass Menschenansammlungen und heiße Innenräume abschreckender<br />

wirken als zuvor. Die letzten Jahre haben junge<br />

Menschen grundlegend verändert. Manche sind aus ihren<br />

Wohnzimmern nie wieder auf die Tanzflächen und in die<br />

Konzerthallen zurückgekehrt. Jene, die zu Pandemiezeiten<br />

erst erwachsen wurden, waren dort womöglich noch gar nie.<br />

BARS UND PARTYS OHNE BESUCHER.<br />

„Wir waren es früher gewohnt, immer wieder<br />

größere Partys im Studentenheim zu haben.<br />

Die gibt es in der Größenordnung nicht<br />

mehr“, sagt Thomas Angster. Er ist Bereichsleiter<br />

für Studierende und Jugend in der (parteipolitisch<br />

unabhängigen) Österreichischen<br />

Jungarbeiterbewegung (ÖJAB). Diese führt<br />

als gemeinnütziger Verein 23 Jugend- und<br />

Studierendenwohnheime in ganz Österreich<br />

und bietet insgesamt 4000 Studierenden<br />

Wohnraum. Angster sieht eine deutliche Veränderung<br />

verglichen mit der Zeit vor der Coronapandemie:<br />

In vielen Heimen gebe es<br />

Bars, „für die es aktuell einfach keine Nachfrage<br />

gibt“.<br />

23


Neu in der Stadt<br />

DAHEIM BLEIBEN<br />

„Studierende, die bei uns<br />

einziehen, sind neu in der<br />

Stadt und kennen noch<br />

kaum jemanden. Es ist<br />

unsere Aufgabe, sie in dieser<br />

besonderen Lebenssituation<br />

zu unterstützen.“<br />

Thomas Angster, Bereichsleiter ÖJAB<br />

Beispielhaft sind die Feste, die der ÖJAB jährlich veranstaltete.<br />

Das B3-Gartenfest etwa war ein großes Straßenfest<br />

im und um das ÖJAB-Haus in der Bürgerspitalgasse im<br />

sechsten Wiener Bezirk. Seit der Coronapandemie findet<br />

es nicht mehr statt, weil sich kaum mehr Freiwillige finden,<br />

die mithelfen wollen.<br />

„Corona hat mit den jungen Menschen etwas gemacht und<br />

viele haben dadurch etwas den Boden unter den Füßen verloren“,<br />

sagt Angster. Sie würden die Gemeinschaft seltener<br />

suchen als früher. „Man muss sie fast schon zum Feiern überreden.“<br />

Angster möchte die Jugend in dieser Situation abholen,<br />

„damit sie sich in Zukunft wieder mit Vertrauen in<br />

eine Gemeinschaft einbindet“.<br />

Auch andere Studierendenheimträger berichten<br />

von einer sinkenden Feierlaune: Etwa<br />

im ikonischen Wiener Pfeilheim, in<br />

dem Polizeieinsätze legendär sind, bei<br />

denen das für rund 400 Menschen<br />

konzipierte Haus von Tausenden Feierwütigen<br />

geräumt werden musste.<br />

Dass junge Menschen heute Gemeinschaft<br />

weniger suchen, merken die Studierendenheime<br />

auch an den nachgefragten<br />

Zimmern. Die Variante Doppelzimmer<br />

wird immer unbeliebter, ebenso die großen<br />

Gemeinschaftsküchen. Studierende<br />

möchten heute stärker als früher selbst<br />

entscheiden können, ob sie sich unter<br />

die Menge mischen oder alleine bleiben<br />

(siehe auch Artikel auf Seite 26).<br />

Mehrbettzimmer und ein Bad am Gang<br />

sind für die meisten inzwischen undenkbar: Der Individualismus<br />

greift um sich.<br />

Neu gebaut werden umso öfter Kleingarçonnièren, also<br />

kleine Einheiten mit Bad und Küche. Der Schlafsaal mit<br />

Stockbetten ist Einheiten mit eigenem Bad und Kochnische<br />

gewichen. Heute bestimmt der junge Mensch, wann er<br />

Gemeinschaft braucht. Früher wurde er eher dazu gezwungen.<br />

ZWANGHAFTER KONTAKT. ÖJAB-Bereichsleiter Angster<br />

hat dafür eine Erklärung: „Wir leben in einer reizüberfluteten<br />

Welt.“ Social Media und Messenger-Dienste würden<br />

uns dazu zwingen, permanent mit Menschen in Kontakt zu<br />

sein. „Viele freuen sich, wenn sie sich dann zurückziehen<br />

können.“<br />

Für Menschen, die sich nicht so leichttun, Freunde zu finden,<br />

sei das allerdings schwierig. Durch den verringerten Kontakt<br />

während der Pandemie hätten viele heute mit zwischenmenschlichen<br />

Interaktionen größere Probleme als noch vor<br />

fünf oder sechs Jahren, sagt Angster.<br />

„Viele Studierende, die bei uns einziehen, sind neu in der<br />

Stadt und kennen noch kaum jemanden. Es ist unsere Aufgabe,<br />

dass wir die jungen Menschen in dieser besonderen<br />

Lebenssituation unterstützen.“<br />

In diesem Jahr wolle man besonders viele<br />

Events anbieten, um so möglichst<br />

viele anzusprechen.<br />

Und darüber hinaus setzt man<br />

weiterhin auf große Gemeinschaftsbereiche:<br />

vom Sportraum<br />

bis zur Gemeinschaftsküche.<br />

24


Entgeltliche Einschaltung<br />

Mehr Geld<br />

für Studierende<br />

Mit dem Studienjahr <strong>2023</strong>/2024 ist nun auch<br />

die Wertsicherung wirksam, wodurch Studierende<br />

spürbar finanziell entlastet werden.<br />

FOTOS: GETTYIMAGES<br />

Seit 1. September ist nun die jährliche<br />

Valorisierung der Studienbeihilfen in<br />

Kraft. Es handelt sich um den bislang<br />

letzten Baustein der Studienförderoffensive,<br />

die 2022 mit der Reform der Studienförderung<br />

ihren Anfang nahm. Die nunmehrige<br />

Wertsicherung führt dazu, dass<br />

die Studienbeihilfe ab dem Studienjahr<br />

<strong>2023</strong>/2024 um 5,8% erhöht wird. Gleichzeitig<br />

wurden auch die Mittel für die<br />

Leistungs- und Förderstipendien für das<br />

laufende Studienjahr um 15% (bzw. zwei<br />

Millionen Euro) erhöht, die all jenen<br />

zugutekommen, die überdurchschnittliche<br />

Leistungen erbringen oder mit besonders<br />

erfolgversprechenden wissenschaftlichen<br />

und künstlerischen Arbeiten beschäftigt<br />

sind. Durch die gesetzten Maßnahmen gibt<br />

der Staat um 90 Mio. mehr für Studien-<br />

förderung aus. Sie sollen sicherstellen, dass<br />

alle Studierenden eine treffsichere Unterstützung<br />

erhalten, die während ihres<br />

Studiums darauf angewiesen sind. Das trifft<br />

derzeit auf etwa 50.000 Studienbeihilfenbezieherinnen<br />

und-bezieher zu. Gleichzeitig<br />

wurde die Altersgrenze für Bezugsberechtigte<br />

um drei Jahre angehoben, was<br />

eine Erleichterung für ältere, berufstätige<br />

Studierende darstellt.<br />

Ein Leistungsstipendium – es beträgt<br />

zwischen 750 und 1500 Euro – erhalten<br />

jene Studierenden, die eine hervorragende<br />

Studienleistung erbracht haben (u. a.<br />

Notendurchschnitt nicht schlechter als 2,0).<br />

Im Studienjahr 2021/2022 wurden Leistungsstipendien<br />

an mehr als 14.000<br />

Studierende ausbezahlt, wobei die durch-<br />

schnittliche Förderhöhe 886 Euro betrug.<br />

Bei Förderstipendien werden zwischen 750<br />

und 3600 Euro als Unterstützung für<br />

wissenschaftliche oder künstlerische<br />

Arbeiten gewährt, wobei die Voraussetzung<br />

zur Auszahlung von den Hochschulen<br />

bestimmt wird. Im Studienjahr 2021/2022<br />

erhielten 485 Studierende ein solches<br />

Stipendium in der durchschnittlichen Höhe<br />

von rund 1500 Euro pro Monat. Hinzu<br />

kommt ein neuer, pauschalierter Mobilitätszuschuss,<br />

der mit dem Beginn des<br />

diesjährigen Wintersemesters eingeführt<br />

wurde und das aufwendige Vorlegen des<br />

Semestertickets oder von Einzelfahrscheinen<br />

beendet. Der Mobilitätszuschuss ist<br />

derart gestaffelt, dass er sich nur noch nach<br />

drei Kerntarifen unterscheidet, die sich an<br />

den Preisen der jeweiligen Verkehrsbetriebe<br />

für Semestertickets orientieren.<br />

Insgesamt stehen vier Millionen Euro mehr<br />

als bisher zur Verfügung. Der bisherige<br />

Pendlerzuschuss für alle, die während ihres<br />

Studiums nicht in der Gemeinde des<br />

Studienorts wohnen, bleibt erhalten.<br />

Die Valorisierung der Studiengebühren ist<br />

der bislang letzte Baustein der sogenannten<br />

Studienförderoffensive. Bereits 2022<br />

umgesetzt wurde die Reform der Studienförderung,<br />

die zu einer umfassenden und<br />

zielgerichteten Erhöhung der Studienbeihilfe<br />

um 8,5–12% führte und ihre Berechnung<br />

maßgeblich vereinfachte: Anstatt von<br />

Höchstbeträgen auszugehen und Abzüge<br />

vorzunehmen, gilt nun ein Baukastenprinzip.<br />

Die Altersgrenze für den Bezug der<br />

Studienförderung wurde von bisher 30 auf<br />

33 Jahre (bzw. in Ausnahmefällen von 35<br />

auf 38 Jahre) angehoben. Zudem wurde ein<br />

eigenes, neues Studienbeihilfemodell für<br />

jene Studierenden geschaffen, die sich<br />

selbst erhalten.<br />

25


Neu in der Stadt<br />

BERATUNG<br />

Die Angst<br />

vor dem<br />

Unbekannten<br />

Sind die Umzugskartons ausgepackt und<br />

die ersten Vorlesungen absolviert,<br />

tauchen oft Selbstzweifel auf. Hilfe<br />

bietet die Studierendenberatung.<br />

Von Noah Michael May<br />

Der Studienbeginn markiert einen<br />

neuen Lebensabschnitt. Für ihn<br />

müssen viele Studierende von zu<br />

Hause ausziehen - und das erste Mal einen<br />

eigenen Haushalt führen. Vorausgesetzt,<br />

man hat dafür eine bezahlbare Wohnung<br />

gefunden. Dem Umzug geht natürlich auch<br />

die Wahl eines Studiums voraus, die nicht<br />

immer leicht fällt. Insgesamt ist es eine<br />

Zeit des Umbruchs und vieler Entscheidungen.<br />

Sind die erst einmal getroffen, fangen die<br />

Selbstzweifel an: Ist das wirklich das Richtige<br />

für mich? Was soll ich später einmal<br />

„damit“ machen? Werde ich mich in dieser<br />

Stadt jemals wohlfühlen können? Schnell<br />

ist man da geneigt, im Hörsaal links und<br />

Fotos: Imago<br />

26


Neu in der Stadt<br />

BERATUNG<br />

rechts zu schauen und sich mit den Sitznachbarn<br />

und -nachbarinnen zu vergleichen.<br />

Die haben vielleicht schon ein Praktikum<br />

gemacht oder sich über „Vitamin B“<br />

ihren Traumjob gesichert. Andere wiederum<br />

sitzen schon in ihrem zweiten oder dritten<br />

„ersten Semester“, weil sie ihre Studien abgebrochen<br />

haben und einen neuen Anlauf<br />

wagen.<br />

Solche Zweifel seien ganz normal, sagt<br />

Heidrun Rothe. Sie ist stellvertretende Leiterin<br />

der psychologischen Studierendenberatung<br />

in Salzburg. Die Beratungsstellen,<br />

die es in Wien, Graz, Linz, Innsbruck, Klagenfurt<br />

und Salzburg gibt, sind ein kostenloses<br />

Angebot des Bildungsministeriums, an<br />

das sich Studierende wenden können, wenn<br />

sie Unterstützung brauchen. Etwa bei Fragen<br />

wie: Wie gehe ich mit Stress um? Wie<br />

kann ich Freunde finden? Wie fühle ich mich<br />

nicht so verloren und einsam?<br />

Die eigenen hohen Ansprüche der Studierenden<br />

würden den ohnehin steigenden<br />

Leistungsdruck weiter erhöhen,<br />

sagt Rothe. Und auch<br />

finanzielle Sorgen und Zukunftsängste<br />

spielen eine Rolle. „Die<br />

Gedanken kreisen immer um<br />

das Gleiche“, sagt sie. Man<br />

denke oft weit in die Zukunft und male sich<br />

Katastrophenszenarien aus. Dabei sollte<br />

man sich eher auf das konzentrieren, was<br />

man heute tun kann, sagt die Expertin.<br />

MEHRFACHBELASTUNG IN KRISEN. In<br />

Wien macht Rothes Kollegin Elisabeth Hefler<br />

ähnliche Beobachtungen. Familienplanung<br />

sei ein komplexes Thema geworden,<br />

oft mit wirtschaftlichen Sorgen verbunden<br />

und von Verunsicherungen geprägt. Die Entwicklungsphase<br />

der jungen Erwachsenen<br />

gehe seit jeher mit vielen Herausforderungen<br />

einher. Durch technische und gesellschaftliche<br />

Veränderungen würden sich jedoch<br />

auch gewisse Themen wandeln. Der<br />

steigende Einfluss des Internets, insbesondere<br />

der sozialen Medien, habe viel größeren<br />

Einfluss auf das Leben vieler Studierender<br />

als noch vor wenigen Jahren: „Es gibt viele<br />

Lifestyle-Vorbilder, damit einhergehend<br />

steigen Druck und soziale Vergleiche“, sagt<br />

Hefler. Cybermobbing tauche auch immer<br />

wieder auf. Die Salzburger Psychotherapeutin<br />

Rothe verweist auf Unsicherheiten und<br />

Selbstwertprobleme, die daraus entstünden:<br />

„Das wird immer mehr.“ Mehrfachbelastung<br />

ist das Wort, das sie immer wieder erwähnt.<br />

NACHFRAGE STEIGT. Die ist auch das Ergebnis<br />

aus aktuellen Krisen: Pandemie,<br />

Teuerung, Kriege, Klimawandel. „Die Studierenden<br />

spüren heutzutage viele Faktoren,<br />

die destabilisierend wirken“, sagt Hefler. Die<br />

Nachfrage bei der Psychologischen Studierendenberatung<br />

steige kontinuierlich. „Wir<br />

haben leider nicht die Kapazitäten, für alle<br />

Studierenden Psychotherapie in der Wiener<br />

27


Neu in der Stadt<br />

BERATUNG<br />

Wo es Hilfe gibt<br />

In allen größeren Uni-Städten gibt es<br />

die psychologischen Studierendenberatungen.<br />

Sie ist jeweils unter der<br />

unten angeführten Adress, und auch<br />

unter studierendenberatung.at zu<br />

finden. Sie hilft bei Wahl und Beginn<br />

des Studiums, unterstützt bei der<br />

Persönlichkeitsentfaltung und bei<br />

studienbezogenen sowie persönlichen<br />

Problemen.Im Studienjahr<br />

2021/22 wurden insgesamt 12.687<br />

Klientinnen und Klienten betreut. Mit<br />

diesen fanden 46.555 Beratungskontakte<br />

statt.<br />

Wien<br />

Psychologische Studierendenberatung<br />

Wien: Lederergasse 35/4, 1080 Wien<br />

Man denkt oft weit<br />

in die Zukunft und<br />

malt sich Katastrophenszenarien<br />

aus.<br />

Dabei sollte man sich<br />

auf das konzentrieren,<br />

was man heute<br />

tun kann.<br />

Studierendenberatung anzubieten, bemühen<br />

uns aber um gute psychotherapeutische<br />

Vernetzung.“<br />

Die steigende Nachfrage liege unter anderem<br />

daran, dass das Tabu, über psychische<br />

Gesundheit zu sprechen, geschrumpft sei,<br />

sagt Rothe. Dennoch ließen sich vor allem<br />

Frauen beraten. Das liege allerdings nicht<br />

daran, dass es Frauen grundsätzlich schlechter<br />

gehe. „Frauen tun sich leichter zuzugeben,<br />

dass es ihnen nicht gut geht“, erklärt<br />

Rothe. In Wien sind knapp 70 Prozent der<br />

Studierenden, die sich beraten lassen, weiblich,<br />

sagt Hefler.<br />

WIE DIE BERATUNG ABLÄUFT. Die Beratung<br />

an sich läuft recht niederschwellig ab.<br />

Die Studierenden vereinbaren zunächst<br />

einen Erstgesprächstermin. Danach können<br />

fünf bis zehn kostenlose Termine beansprucht<br />

werden. Bei weiterem Bedarf können<br />

die Studierenden an Psychotherapeuten<br />

und -therapeutinnen vermittelt werden.<br />

Für viele deutsche Studierende in der Salzburger<br />

Grenzregion ist das kein Problem:<br />

Ihre Krankenkasse übernimmt viele Leistungen.<br />

Sie können zudem eine kostenlose<br />

Therapie in Deutschland beginnen. In Österreich<br />

hingegen gebe es wenige vollfinanzierte<br />

Plätze, kritisiert Rothe. Viele österreichische<br />

Studierende können sich eine<br />

Weiterbehandlung schlichtweg nicht leisten,<br />

auch wenn sie teilweise von den Krankenkassen<br />

übernommen werde. Um einen Therapieplatz<br />

zu finden, „muss man oft viel herumtelefonieren“,<br />

sagt Rothe. Psychotherapie<br />

auf Krankenschein wurde in den vergangenen<br />

Jahren zur immer lauter werdenden<br />

Forderung an die Politik. Umgesetzt ist das<br />

noch nicht.<br />

Noch schwieriger sei es für nicht deutschsprachige<br />

Studierende. Die Studierendenberatungen<br />

in Wien und Salzburg bieten<br />

daher auch Termine auf Englisch an.<br />

„Frauen tun sich leichter zuzugeben, dass es ihnen<br />

nicht gut geht.“ 70 Prozent der Studierenden, die<br />

sich in Wien beraten lassen, sind Frauen.<br />

Heidrun Rothe, Wiener Studienberatung<br />

Graz<br />

Psychologische Studierendenberatung<br />

Graz: Dreihackengasse 1, 1. Stock,<br />

8020 Graz<br />

Linz<br />

Psychologische Studierendenberatung<br />

Linz: Altenbergerstraße 69, 4040 Linz<br />

Hochschulfondsgebäude, 1. Stock<br />

Innsbruck<br />

Psychologische Studierendenberatung<br />

Innsbruck: Schöpfstraße 3, hinterer<br />

westseitiger Eingang, 6020 Innsbruck<br />

Klagenfurt<br />

Psychologische Studierendenberatung<br />

Klagenfurt: Universitätsstraße 66,<br />

Studentendorf / Haus 12, 9020<br />

Klagenfurt<br />

Salzburg<br />

Psychologische Studierendenberatung<br />

Salzburg: Mirabellplatz 9/1, 5020<br />

Salzburg<br />

28


PARIS LODRON UNIVERSITÄT SALZBURG.<br />

PLUS. KOMPETENZ FÜR MORGEN.<br />

Die Paris Lodron Universität Salzburg –kurz: PLUS –<br />

ist mit ihren etwa 18.000 Studierenden und sechs<br />

Fakultäten die größte Bildungseinrichtung in Salzburg.<br />

Ander PLUS ist Studiumnicht nur Ausbildung,sondern<br />

Bildung, nicht nur Berufsvorbereitung, sondern<br />

Lebensvorbereitung.<br />

Studierende können an der PLUS rund 90 Studien in<br />

digitalen und analytischen, lebens- und naturwissenschaftlichen,<br />

kulturellen, katholisch-theologischen<br />

sowie wirtschaftlich-sozialen Wissenschaften<br />

belegen –und das an einem ganz besonderen Ortwie<br />

Salzburg. Ein in Österreich einmaliges Angebot an<br />

frei wählbaren Studienergänzungen hilft das<br />

Portfolio zu schärfenund zu erweitern.<br />

©Luigi Caputo (Gebäude) |Adobe Stock/timtimphoto (Person)|Bearb. Miam Miam<br />

PLUSinformiert:<br />

Tagder offenen Tür<br />

13. März 2024<br />

Paris Lodron UniversitätSalzburg|Kapitelgasse 4-6 |5020 Salzburg|plus.ac.at/studium


Neu in der Stadt<br />

LEBENSRAUM<br />

Die ideale<br />

Uni-Stadt<br />

Bei der Wahl des richtigen Studienortes geht<br />

es zunehmend auch um räumliche<br />

Gegebenheiten. Was aber macht eine Stadt zum<br />

Wohlfühlort für Studierende?<br />

Text: Elisabeth Hofer<br />

Bei der Auswahl des passenden Studienortes<br />

ist Vorsicht geboten. Denn<br />

dass es in einer Stadt eine Universität<br />

oder Fachhochschule gibt, heißt noch<br />

lange nicht, dass Studierende dort auch<br />

einen optimalen Lebensraum vorfinden.<br />

Was aber macht den überhaupt aus? Wie<br />

wird ein Ort zur perfekten Uni-Stadt?<br />

Eine Frage, auf die es eigentlich viele Antworten<br />

geben sollte. Immerhin profitieren<br />

Städte doch von einer bunten Studentenszene<br />

und der Anwesenheit einer internationalen<br />

Wissenschaftscomm<strong>uni</strong>ty. Wer die Spurensuche<br />

zu dieser Frage, passend zum<br />

Thema Universität, wissenschaftlich angehen<br />

möchte, wird allerdings schnell enttäuscht.<br />

Die Forschung hat darauf nämlich<br />

nicht nur keine eindeutige Antwort, es sieht<br />

auf den ersten Blick sogar so aus, als hätte sie<br />

sich mit diesem Thema noch gar nicht so<br />

richtig beschäftigt.<br />

Stephanie Drlik hat<br />

darüber nachgedacht,<br />

welches Umfeld<br />

Studierende brauchen.<br />

Foto: Jana Madzigon<br />

30


Neu in der Stadt<br />

LEBENSRAUM<br />

EIGENER MIKROKOSMOS. Doch diese Annahme<br />

täuscht, sagt Stephanie Drlik. Sie ist<br />

Geschäftsführerin der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Landschaftsarchitektur<br />

(ÖGLA), Leiterin des Hauses der Landschaft<br />

und Expertin für Landschaftsarchitektur<br />

und Städtebau. „Ich denke, dass es<br />

hierzulande keinen eigenen Forschungsfokus<br />

darauf gibt, weil die Wünsche von Studierenden<br />

an eine Stadt eigentlich das beinhalten,<br />

womit wir uns in der modernen<br />

Stadtplanung ohnehin alle beschäftigen:<br />

leistbaren Wohnraum, kurze Wege, autofreie<br />

Mobilitätskonzepte, etc.“<br />

Landschafts- und Stadtplanung ist für die<br />

Expertin immer auch Verhandlungssache.<br />

„Planen bedeutet nicht, dass ich die nach<br />

meinen Vorstellungen perfekte Uni-Stadt<br />

aufzeichne“, sagt Drlik. Stattdessen müssten<br />

die Interessen der verschiedensten Gruppen<br />

mitgedacht werden – von der Wissenschaft<br />

über die Immobilienwirtschaft bis zur Gastronomie<br />

und vielen mehr. Studieren sei immerhin<br />

nicht wie in die Schule gehen.<br />

„Man betritt nicht am Morgen ein Gebäude<br />

und geht nach dem Unterricht wieder“, sagt<br />

Drlik. Insofern seien die Anforderungen an<br />

eine attraktive Studentenstadt vielfältiger.<br />

Auf die Größe einer Stadt komme es jedenfalls<br />

weniger an. „Studierende bewegen sich<br />

in ihrem Mikrokosmos. Ob das ein Mikrokosmos<br />

in Wien ist oder in Kufstein, ist weitgehend<br />

egal“, erklärt die Expertin. Freilich<br />

würden aber etwa ein breites kulturelles Angebot<br />

und ein internationales Umfeld einen<br />

Ort attraktiver machen.<br />

Was den geeigneten Standort für eine Universitätseinrichtung<br />

angeht, gibt es in den<br />

meisten europäischen Städten einen ganz<br />

anderen Ansatz als etwa in den USA. Die<br />

Städte sind historisch gewachsen, insofern<br />

sind – wie etwa in Wien – die Gebäude, die<br />

zu einer Hochschule gehören, oft über die<br />

Stadt verstreut. Das hat den Vorteil, dass es<br />

zu viel Durchmischung mit der restlichen<br />

Bevölkerung kommt, sagt Drlik. Der Nachteil<br />

ist, dass mehr Wegzeit eingeplant werden<br />

muss, um vom einen zum anderen<br />

Standort zu gelangen. Das Gegenmodell<br />

dazu ist der Uni-Campus nach US-Modell,<br />

wo vom Wohnheim über Hörsäle und Labore<br />

bis Restaurants, Bars und Supermärkten<br />

alles an einem Ort verfügbar ist. Charakteristisch<br />

sei auch der viele Grünraum auf<br />

einem US-Campus. „Das ist natürlich sehr<br />

effizient, wenn alles so nah beieinander ist“,<br />

sagt Drlik.<br />

WUNSCH NACH GRÜNRAUM. Gleichzeitig<br />

bringt so ein abgeschlossenes System<br />

aber auch Gefahren mit sich. Immer wieder<br />

kommt es zu Übergriffen und Prügeleien.<br />

Nicht ohne Grund werden für Erstsemester<br />

Werbung<br />

Vielfältige Jobs bei BILLA<br />

FOTO: BEIGESTELLT<br />

BILLA bietet<br />

vielfältige Berufsbilder<br />

und verschiedene<br />

Ausbildungsmöglichkeiten<br />

an – wie sieht<br />

es hinter den<br />

Kulissen aus?<br />

BILLA feiert dieses Jahr 70. Geburtstag<br />

und ist Arbeitgeber für mehr als<br />

30.000 Mitarbeiter:innen.<br />

Innovative Projekte. In den BILLA-Zentralbereichen<br />

gehören Innovationen im Lebensmitteleinzelhandel<br />

zu unserer täglichen Arbeit.<br />

Vor einem Jahr eröffnete der Shop „BILLA<br />

PFLANZILLA“ mit 100 Prozent pflanzlichem<br />

Sortiment in Wien. Auch der Startschuss für<br />

das BILLA-Kaufleute-Modell fiel vergangenes<br />

Jahr – bis 2026 sollen 100 BILLA-Kaufleute<br />

etabliert werden. Energieeinsparungen und<br />

die Modernisierung des Filialnetzes sind die<br />

Topthemen im Ressort Immobilien. Auch<br />

unsere Regionalitäts- und Tierwohl-Offensive<br />

wird weiter vorangetrieben.<br />

Karrierestart als Trainee. Wer sich im<br />

Außendienst wohl fühlt, hat die Möglich-<br />

keit, sich für das Traineeprogramm zur:m<br />

Vertriebsmanager:in oder Frischemanager:in<br />

zu bewerben. Im Traineeprogramm<br />

im Bereich Immobilien lernen Trainees den<br />

Lebenszyklus einer Immobilie kennen.<br />

Dabei ist der Aspekt der Nachhaltigkeit bei<br />

Um- und Neubauten sowie Bestandsobjekten<br />

besonders wichtig.<br />

Zahlreiche Benefits. Neben vielfältigen Ausund<br />

Weiterbildungsprogrammen sind<br />

flexible Arbeitszeitmodelle, gesundheitsfördernde<br />

Maßnahmen und Sportangebote<br />

weitere Vorteile. Die Mitarbeiter:innenkarte<br />

gehört genauso dazu wie zahlreiche<br />

Vergünstigungen bei Einkäufen und Reisen.<br />

Information: Wenn Sie die Sicherheit eines<br />

Konzerns genießen und dennoch über den<br />

Tellerrand schauen möchten, sind Sie bei<br />

BILLA genau richtig. Vielfältige Karrierewege<br />

warten auf Sie. Auf den Gusto gekommen?<br />

Jetzt Wunschposition finden auf<br />

karriere.billa.at<br />

31


Neu in der Stadt<br />

LEBENSRAUM<br />

Die Stadt Heidelberg im<br />

deutschen Bundesland<br />

Baden-Württemberg.<br />

eigene Kurse zur Sicherheit auf dem Campus<br />

angeboten.<br />

Wenn es in Österreich einen Uni-Campus<br />

gibt, dann handelt es sich in der Regel um<br />

weniger geschlossene Systeme. So wird etwa<br />

jener auf dem Gelände des alten AKH in<br />

Wien auch von der restlichen Stadtbevölkerung<br />

genutzt – unter anderem zum Joggen.<br />

Umgekehrt nutzt etwa die Universität für<br />

Bodenkultur (Boku) den im 18. Bezirk angrenzenden<br />

Türkenschanzpark als eine Art<br />

erweiterten Campus. Kurse wie Gehölzkunde<br />

werden dort praktischerweise gleich in<br />

den Park verlegt. Die Studierenden nutzen<br />

die Grünflächen außerdem zum Lernen,<br />

zum Sportmachen oder etwa auch zum<br />

Flunky-Ball-Spielen.<br />

„Wenn es auf einer Uni gar keinen Grünraum<br />

gibt, wird das als Mangel wahrgenommen“,<br />

sagt Drlik. Und das sei nicht erst seit der<br />

Pandemie so. Den Wunsch der Menschen<br />

nach einer grünen Umgebung habe es immer<br />

schon gegeben, mittlerweile habe das aber<br />

auch die öffentliche Hand verstanden und<br />

investiere stärker in diesen Bereich.<br />

PARK WORKING. Drlik plant mit ihrem<br />

Landschaftsarchitekturbüro lapropos mit<br />

der Stadt Wien gerade Arbeitsplätze im<br />

Freien. In drei Parks gibt es das „Park Working“<br />

bereits. Die Idee dahinter ist, dass in<br />

Parks Geräte wie Handys und Laptops mittels<br />

Fotovoltaik geladen werden können. Da-<br />

„Die Wünsche<br />

von Studierenden<br />

an eine Stadt<br />

beinhalten Dinge,<br />

die uns in der<br />

modernen<br />

Stadtplanung alle<br />

beschäftigen.“<br />

Stephanie Drlik<br />

bei gilt es vor allem, die Lichtverhältnisse zu<br />

beachten, damit das Arbeiten am Bildschirm<br />

möglich ist. Das Projekt startete während<br />

der Coronapandemie, als viele zum Arbeiten<br />

ins Freie auswichen, dort aber nicht das geeignete<br />

Umfeld vorfanden. Mittlerweile ist<br />

die Pandemie aber auch im Hochschulumfeld<br />

quasi vorbei – auch wenn heute mehr<br />

Kurse online bzw. hybrid angeboten werden<br />

als davor.<br />

„An der Uni kommen die Studierenden aber<br />

immer mehr zurück in den Präsenzbetrieb“,<br />

sagt Flora Schuster. Sie studiert Landschaftsplanung<br />

an der Boku und arbeitet nebenbei<br />

für die ÖGLA. Für die Studierenden seien<br />

neben leistbarem Wohnen und guter Erreichbarkeit<br />

der Hochschuleinrichtungen auch<br />

Räume wichtig, in denen man sich aufhalten<br />

kann, ohne konsumieren zu müssen. Auf vielen<br />

Unis kann man diese mittlerweile für eine<br />

bestimmte Zeit reservieren. Auch Schuster<br />

bringt die Verfügbarkeit von Grünraum wieder<br />

ins Spiel: „Ich war vor Kurzem in Leoben,<br />

eine Stadt, die von der Uni und der Industrie<br />

sehr geprägt ist, aber der Grünraum fehlt mir<br />

dort“, sagt Schuster.<br />

ORTE DER WISSENSCHAFT. Bei der Suche<br />

nach der perfekten Uni-Stadt geht es nicht um<br />

das bloße Studieren. Auch, wie gut die Wissenschaft<br />

hier arbeiten, wie gut Forschung<br />

funktionieren kann, sind relevante Fragen. Im<br />

deutschen Heidelberg hat sich in den vergangenen<br />

Jahren eine ganze Bauausstellung mit<br />

dem Thema Bildung als Anlass für die Stadtplanung<br />

beschäftigt. Kein Wunder eigentlich,<br />

in Heidelberg befindet sich die älteste Universität<br />

Deutschlands, viele Hochschulen und<br />

Forschungsinstitute sind dort ansässig, rund<br />

ein Viertel der Bewohner sind Studenten.<br />

Daher hat man sich damit auseinandergesetzt,<br />

dass Forschende von der räumlichen Nähe zueinander<br />

enorm profitieren. Die Gründung<br />

von „Technikparks“ reiche dafür aber nicht,<br />

heißt es in einer Analyse zur „Wissenschaftsstadt<br />

Heidelberg“. Stattdessen gehe es um die<br />

Qualität der verantwortlichen Akteure und<br />

der Rahmenbedingungen. Internationale Forscher<br />

siedelten sich vor allem dann in Heidelberg<br />

an, wenn sie eine hohe Wohnqualität vorfänden,<br />

internationale Schulen vorhanden<br />

seien und die Kriminalitätsrate niedrig sei.<br />

Auch entsprechende Kinderbetreuung sei ein<br />

entscheidender Punkt. Ein Thema, an dem<br />

auch Österreich gerade mit Hochdruck arbeitet.<br />

Fotos/Illustration: Fabry/Frank/Clary via Getty Images/Winkler<br />

32


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Fritz-Pregl-Straße 3, A-6020 Innsbruck


Neu in der Stadt<br />

ESSEN UND TRINKEN<br />

Das Kaffeehaus hat<br />

Merkur-Chef Mehmet Gayir<br />

keine Ruhe gelassen.<br />

Für immer<br />

Studentencafé<br />

Im Café Merkur in der Wiener Josefstadt kann<br />

man bis zum frühen Abend frühstücken und<br />

günstig mittagessen.<br />

Ein Lokal, das Taboulé serviert, dazu<br />

noch Falafeln – das war in Wien vor<br />

42 Jahren fast schon eine Sensation.<br />

Serviert wurde das damals im neu eröffneten<br />

Café Merkur. Und gegessen haben das vor<br />

allem: Studentinnen und Studenten. Noch<br />

heute ist das Café Merkur in der Florianigasse<br />

im achten Wiener Bezirk besonders bei<br />

Studierenden beliebt. Zehn Minuten zu Fuß<br />

zur Haupt<strong>uni</strong>, zehn ins NIG (Neues Institutsgebäude),<br />

sieben Minuten zum Campus<br />

beim Alten AKH. Das ist machbar in einer<br />

Vorlesungspause. Aber wichtiger noch: Was<br />

man in so einer Vorlesungspause im Café<br />

Merkur konsumiert, ist für viele noch leistbar:<br />

Das Mittagsmenü – Suppe und Hauptspeise<br />

– gibt’s um unter zehn Euro und jeweils<br />

in einer vegetarischen Variante (9,50<br />

Euro) und einer mit Fisch oder Fleisch (9,90<br />

Euro). Vor Ausbruch der Pandemie lag der<br />

Preis für das Mittagsmenü noch zwei Euro<br />

34<br />

Von Julia Schrenk<br />

darunter, aber diesen Preis zu halten, sagt<br />

Betreiber Mehmet Gayir, sei seit den zwei<br />

Mieterhöhungen während der Pandemie finanziell<br />

einfach nicht mehr drin.<br />

Und es scheint, als störe ihn das selbst am<br />

meisten. Denn Studenten, sagt er, sollen sich<br />

den Besuch im Kaffeehaus leisten können.<br />

Keine 10 Euro<br />

kostet das Mittagsmenü<br />

im Café<br />

Merkur. Das inkludiert<br />

Suppe und<br />

Hauptspeise.<br />

42<br />

Jahre gibt es das Café<br />

Merkur im achten<br />

Wiener Bezirk schon.<br />

Zu Fuß sind es von<br />

dort zehn Minuten<br />

zur Haupt<strong>uni</strong>.<br />

Bis 17.00 Uhr<br />

können die Frühstücksvarianten<br />

und<br />

die Eiergerichte<br />

bestellt werden.<br />

Dann wechselt die<br />

Karte.<br />

„Manche sitzen hier drei Jahre lang bei<br />

einem Verlängerten, bis das Studium fertig<br />

ist.“ Und das sei auch in Ordnung. Gayir serviert<br />

ihnen noch einen Krug Wasser dazu –<br />

kostenlos. Das gehöre zur Wiener Kaffeehauskultur<br />

halt einfach dazu. Gayir, seit<br />

2009 in Österreich, ist in der Türkei geboren<br />

und hat dort Naturwissenschaften auf Lehramt<br />

studiert, wie er erzählt. In Österreich<br />

ging er dann an die TU – und sei selber oft<br />

Gast im Café Merkur gewesen. Das Studium<br />

hat er abgebrochen, aber das Kaffeehaus<br />

habe ihm keine Ruhe gelassen. Als der Vorbesitzer,<br />

der früher noch das „Tunnel“ ein<br />

paar Häuser weiter betrieben hat, stirbt und<br />

seine Witwe das Café loswerden will, ergreift<br />

Gayir die Chance. „Ich will das beschützen,<br />

was war“, sagt er. Das Studentencafé<br />

soll ein Studentencafé bleiben.<br />

Viel verändert hat Gayir seitdem also nicht.<br />

Die Einrichtung (braune Tische, braune<br />

Holzvertäfelungen, braune Stühle) ist noch<br />

die von vor 42 Jahren. Aber er hat Kunstwerke<br />

an die Wände gehängt, den Gastgarten<br />

mit Pflanzen gemütlicher gemacht und<br />

schnelles Internet angeschafft. Damit die<br />

Studierenden ordentlich arbeiten können.<br />

FLUFFIGES FLADENBROT Und er hat das<br />

üppige – und vergleichsweise günstige –<br />

Frühstücksangebot, für das das Café Merkur<br />

schon damals bekannt war, noch erweitert:<br />

Neun Variationen (8,90 Euro bis 12,50<br />

Euro) stehen derzeit auf der Speisekarte.<br />

Die beliebtesten: das arabische Frühstück<br />

(Hummus, Baba Ghanoush, gefüllte Weinblätter)<br />

und das türkische Frühstück<br />

(Schafskäse, O<strong>live</strong>n, Spiegelei, Börek). Das<br />

Fladenbrot wird jeden Morgen frisch gebacken,<br />

auch Hummus, Baba Ghanoush und<br />

Falafeln sind hausgemacht. Bestellen darf<br />

man das (und die Eiergerichte) bis 17 Uhr.<br />

Für die Zeit danach stehen noch Burger,<br />

Bowls, Suppen und Desserts zur Auswahl.<br />

Viele Gerichte sind vegetarisch, einige vegan<br />

und für fast alle Speisen mit Fleisch gibt es<br />

eine zumindest vegetarische Alternative.<br />

Nur Studierende sitzen übrigens nicht im<br />

Merkur. Am Vormittag kommen Touristen,<br />

zu Mittag Bedienstete von Magistrat und<br />

Gericht und am Abend treffen sich hier<br />

manchmal sogar noch die, die vor 30 Jahren<br />

studiert haben, sagt Gayir. Für immer Studentencafé.<br />

Fotos: Clemens Fabry


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Neu in der Stadt<br />

LEBEN<br />

Foto: Yaroslav Danylchenko, Birgit Haermeyer, Sarah Parker, Denis Zar/ Dumont Verlag.<br />

36


Neu in der Stadt<br />

Ganz<br />

ohne<br />

Scham<br />

LEBEN<br />

Phallussymbole sind in unserer Kulturgeschichte – genauso wie an den Klowänden<br />

dieser Stadt – omnipräsent. Wird es Zeit, der Vulva ähnlich viel Platz in<br />

unserem Alltag einzuräumen wie dem Penis?<br />

Text: Sissy Rabl<br />

Lisa<br />

Frischemeier<br />

sieht Vulvas<br />

überall: im<br />

Verkehr, in<br />

Textilien und<br />

in der Natur.<br />

Überall, wo man ihn nicht sehen will,<br />

drängt er sich dennoch auf: Der Penis<br />

begegnet uns in Form von Kritzeleien an<br />

Wänden öffentlicher Toiletten, in den sozialen<br />

Medien ungefragt in unseren Nachrichten, in<br />

Form von Stickern, Confetti und fragwürdigen<br />

Kopfbedeckungen auf Junggesellenabschieden,<br />

in Marmor gemeißelt im Museum. An der männlichen<br />

Anatomie kommt man im Alltag nicht vorbei.<br />

Das hat auch seine Vorteile. Immerhin weiß<br />

man um Aufbau, männliche Lust und Krankheiten<br />

Bescheid. Kurz: Über den Penis wird gesprochen.<br />

Indessen wurde das weibliche Geschlechtsorgan<br />

lange verkannt, falsch benannt und nicht<br />

richtig dargestellt. Noch heute wird die Vulva oft<br />

genug mit der Vagina verwechselt.<br />

Das eine sind die von außen sichtbaren weiblichen<br />

Geschlechtsorgane, das andere der Verbindungsschlauch<br />

zur Gebärmutter. Erst 2022<br />

konnten sich drei deutsche Schulbuchverlage —<br />

Klett, Westermann und Cornelsen — dazu durchringen,<br />

die Klitoris nicht länger als eine Art<br />

Knopf darzustellen, sondern in ihrer Vollständigkeit<br />

als rund zehn Zentimeter langen Organkomplex.<br />

Auch Lisa Frischemeier will dazu beitragen,<br />

die Vulva salonfähig zu machen.<br />

GESPRÄCHSTHEMA. Die Berliner Stand-up-<br />

Künstlerin hat sich umgeschaut und kam laut Titel<br />

ihres Buches zu dem Schluss: „I See Vulvas<br />

Everywhere“. Das Buch ist eine „100 Prozent<br />

pornofreie“, humorvolle Sammlung an Bildern<br />

aus Natur, Straßenverkehr und Alltagsgegenständen,<br />

in welche man die Form einer Vulva hineininterpretieren<br />

kann. „Männliche Personen in<br />

meinem Umfeld haben das Buch schnell als Witz<br />

abgetan. Die Frauen jedoch haben sofort seine<br />

politische Relevanz erkannt. Je mehr Aufmerksamkeit<br />

der Vulva gewidmet wird, umso mehr<br />

wird über weibliche Lust und Gesundheit geredet<br />

und sexuelle Aufklärung betrieben“, sagt Frischemeier.<br />

Begleitet werden die Abbildungen von Erklärungen<br />

zur Geschichte des weiblichen Geschlechtsorgans.<br />

Etwa einigten sich Anatomen im<br />

16. Jahrhundert auf den Begriff „Scheide“ oder<br />

auch Vagina als Ergänzung zum männlichen Geschlechtsteil,<br />

das wie ein Schwert darin eingeführt<br />

werden soll. Das Problem daran kehrte<br />

37


Neu in der Stadt<br />

LEBEN<br />

auch schon die deutsche Journalistin Mithu M.<br />

Sanyal in ihrem Buch „Vulva – die Enthüllung des<br />

unsichtbaren Geschlechts“ hervor: „Das weibliche<br />

Geschlecht wird als Loch, als Leerstelle, als<br />

Fehlen von etwas beschrieben – was angesichts<br />

dieses hochkomplexen Organs schier unglaublich<br />

erscheint.“ Um die Klitoris stand es lange noch<br />

schlechter. Erst 1998 fertigte Helen O’Conell die<br />

erste vollständige anatomische Skizze einer Klitoris<br />

und all ihrer Nervenbahnen an und räumte<br />

so mit dem Mythos auf, dass sich die weibliche<br />

Lust auf die Klitoriseichel beschränken würde.<br />

Lange wurde die Erforschung weiblicher Sexualität<br />

vernachlässigt, weshalb sich einige Mythen<br />

lange hartnäckig hielten. Etwa, dass es einen<br />

Unterschied zwischen vaginalem und klitoralem<br />

Orgasmus gäbe, wo doch jeder Orgasmus klitoral<br />

ist. Oder dass man anhand des „Jungfernhäutchens“<br />

— die korrekte Bezeichnung lautet Hymen<br />

— bestimmen könnte, ob eine Frau ihre Jungfräulichkeit<br />

verloren hat.<br />

38<br />

Im<br />

16. Jh.<br />

einigten sich<br />

Anatomen auf die<br />

Bezeichnung „Scheide“<br />

für das weibliche<br />

Geschlechtsorgan.<br />

1866<br />

kam Isaac Baker Brown auf die<br />

Idee, dass sexuelle Erregung<br />

das psychische Gleichgewicht<br />

der Frau beeinträchtige. Um<br />

Hysterie und Epilepsie bei<br />

Frauen zu heilen, empfahl er die<br />

Klitoriseichel chirurgisch zu<br />

entfernen.<br />

1998<br />

fertigte Helen O’Conell die erste<br />

vollständige anatomische Skizze<br />

einer Klitoris an.<br />

2022<br />

haben die drei deutschen<br />

Schulbuchverlage Klett,<br />

Westermann und Cornelsen<br />

eine Abbildung der Klitoris in<br />

ihre Bücher inkludiert.<br />

Rund 8000<br />

Nervenenden befinden<br />

sich auf der Klitoris,<br />

rund doppelt so viele<br />

wie am Penis<br />

vorhanden<br />

sind.<br />

"I See Vulvas Everywhere" von<br />

Lisa Frischemeier, erschienen<br />

im Dumont Verlag.<br />

EIN MODELL AUS GIPS. Dass Vulva, Klitoris<br />

und überhaupt weibliche Sexualität im öffentlichen<br />

Diskurs so lange tabuisiert und unsichtbar<br />

gemacht wurden, hatte weitreichende Folgen.<br />

Viele Frauen verbinden ein Schamgefühl mit<br />

ihren Geschlechtsorganen und ihrer Sexualität.<br />

Auch ein Grund, warum sich Feministinnen dafür<br />

einsetzen, die „Schamlippen“ in innere und äußere<br />

Vulvalippen umzubenennen. Zum Teil mit Erfolg:<br />

Die Bezeichnung wurde zumindest vom<br />

Schulbuchverlag Klett übernommen.<br />

Auch die Wiener Künstlerin Gloria Dimmel will<br />

mit ihrer Arbeit die Vulva normalisieren. 2017<br />

fertigte sie in einem Selbstexperiment ein 3-D-<br />

Modell ihrer eigenen Vulva aus Gips an. „Man<br />

schaut sich ja selten so genau an. Ich fand es seltsam,<br />

dass intime Partner meinen Körper manchmal<br />

besser kennen als ich selbst“, sagt die 30-Jährige.<br />

Später bot sie auch Workshops für junge<br />

Frauen an, in denen sie gemeinsam mit Teilnehmerinnen<br />

Gipsabdrücke der eigenen Geschlechtsorgane<br />

anfertigte. „Die Hemmschwelle<br />

war oft sehr hoch. Manchmal hat es lange gebraucht,<br />

bis Interessierte über den eigenen<br />

Schatten springen konnten und sich bei mir gemeldet<br />

haben“, sagt Dimmel.<br />

Um die Vielfalt der entstandenen Abdrücke festzuhalten,<br />

hat Dimmel 2019 ein Memory-Spiel —<br />

oder wie sie es nennt: „Mumury“ – entwickelt. Im<br />

November erscheint die dritte Auflage des Spiels.<br />

„Als ich mit den Workshops angefangen habe,<br />

trug ich noch Schamgefühle mit mir herum und<br />

dachte, dass meine Vulva dem Porno-Ideal nicht<br />

entspricht. Mittlerweile hat sich das Thema für<br />

mich komplett normalisiert, ich weiß wie vielfältig<br />

Vulvas aussehen können, aber auch wie ähnlich<br />

sie sich doch im Großen und Ganzen sind.“<br />

Immer mehr Initiativen versuchen wie Dimmel,<br />

die Vielfalt von Vulvas auf spielerische Weise abzubilden,<br />

etwa in Form von Illustrationen in den<br />

sozialen Medien, als Zuckerguss auf Cupcakes<br />

(so auch gesehen in der erfolgreichen Netflix-Serie<br />

„Sex Education“), auf T-Shirts, Socken und in<br />

textiler 3-D-Version.<br />

GESPALTENE MEINUNG. Trotzdem steigt weiterhin<br />

die Zahl von Operationen an den Vulvalippen,<br />

wie etwa die Schönheitschirurginnen Daniela<br />

Rieder und Jennifer Kager bestätigen.<br />

Zwischen fünf und zehn Erstgespräche für Vulvalippenkorrekturen<br />

finden jede Woche in ihrer Praxis<br />

statt – und rund fünf Operationen. „Die Anzahl<br />

der Operationen steigt, weil auch mehr Information<br />

über soziale und traditionelle Medien sowie<br />

das Internet zur Verfügung steht. Das Thema wurde<br />

enttabuisiert“, ist Rieder überzeugt. Zumeist<br />

geht es den Patientinnen um eine Verkleinerung<br />

der inneren Schamlippen, wenn diese etwa aus den<br />

äußeren hervorragen. Das kann zum einen<br />

Schmerzen verursachen, etwa beim langen Sitzen,<br />

beim Reiten oder Radfahren, oder häufiger zu Infektionen<br />

führen, weil Keime leichter in den Vaginaleingang<br />

geraten. Oft geht es aber auch rein um<br />

die Ästhetik. „Natürlich haben auch einige durch<br />

pornografische Darstellungen oder den Saunabesuch<br />

mit Freundinnen das Gefühl, ihre Vulva sieht<br />

anders aus und sie fühlen sich damit unwohl“, sagt<br />

Kager. Der Eingriff wird ambulant unter örtlicher<br />

Betäubung durchgeführt, die Schmerzen seien gering.<br />

„Wenn man präzise arbeitet, ist das Risiko<br />

gering, dass die Sensibilität dadurch eingeschränkt<br />

wird“, sagt Rieder. Viele ihrer Patientinnen fänden<br />

durch die Operation zu mehr Selbstvertrauen und<br />

einem offeneren Umgang mit ihrer Sexualität.<br />

Kristina Hametner, Leiterin des Wiener Programms<br />

für Frauengesundheit, steht den Operationen<br />

kritisch gegenüber: „Vor 30 Jahren wären<br />

wir nie auf die Idee gekommen, dass die eigene<br />

Vulva nicht schön genug sein könnte und man<br />

auch darüber noch eine Norm legen kann.“ In Kooperation<br />

mit den Wiener Volkshochschulen hält<br />

sie immer wieder Workshops zu weiblicher Sexualität,<br />

zuletzt: „Vulva, Klitoris und Co. Eine<br />

Entdeckungsreise“. „Der Auftrag von Ärztinnen<br />

muss sein, die Vielfalt der Vulvas aufzuzeigen. Es<br />

ist ein Skandal, dass Ärztinnen und Ärzte eine<br />

Operation als Empowerment verkaufen“, sagt sie.<br />

Die Vulva sei nun mal keine geschlossene Muschel,<br />

wie medial so oft suggeriert. Zum Glück<br />

kann man sich immer öfter selbst ein Bild dazu<br />

machen, denn langsam, aber sicher wird sie aus<br />

ihrer Unsichtbarkeit befreit.


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Neu in der Stadt<br />

GASTKOMMENTAR<br />

„Die Universität<br />

ist nicht inklusiv“<br />

Felicia ist freie Journalistin, Studentin – und Autistin.<br />

Als solche erlebte sie die Uni oft ausgrenzend und stressig.<br />

Ein Gastkommentar.<br />

Lasst mich eines gleich einmal klarstellen.<br />

Ich mag das Studieren. Ich bin<br />

einfach dieser Menschentyp. Schon in<br />

der Volksschule hatte ich immer ein Buch vor<br />

der Nase, und ich konnte es kaum erwarten,<br />

an der Uni zu sein. Unter lauter anderen<br />

Menschen, die genau solche – wie soll man es<br />

anders nennen – Streber:innen sind wie ich.<br />

Auch jetzt, wo ich schon ein paar Jahre Erfahrung<br />

im Studieren habe, mag ich es noch<br />

40<br />

Text: Felicia Steininger<br />

immer. Das Pauken, das Fakten in mich Hineinstopfen,<br />

das habe ich einfach drauf. Aber<br />

es wird mir oft schwerer gemacht, als es sein<br />

müsste. Denn die Universität hat ein Inklusionsproblem.<br />

LAUTE MASCHINEN UND STRESS. Zum<br />

Beispiel gibt es auch nach den vielen Lockdowns<br />

noch immer Lehrkräfte, die keine Aufzeichnungen<br />

ihrer Vorlesungen online stel-<br />

len. Man ist also gezwungen, sich in Hörsäle<br />

mit oft mehreren hundert Menschen zu setzen.<br />

Als Autist:in kann das völlig überfordernd<br />

sein.<br />

In meinem Studium – Biologie – gibt es<br />

außerdem viele Laborübungen. Das ist eine<br />

sehr hektische Umgebung mit grellem Licht<br />

und lauten Maschinen, in der man unter<br />

Zeitdruck Aufgaben lösen muss, denen man<br />

vorher noch nie gegenübergestanden ist. Die<br />

erste dieser Übungen war eine solche Stresssituation<br />

für mich, dass ich sie von Anfang bis<br />

Ende in einer Art Trancezustand verbracht<br />

habe, in der ich kaum klar denken konnte.<br />

Mit der Zeit fallen mir diese Übungen leichter.<br />

Aber ich sehe bis jetzt keine Möglichkeit,<br />

solche Situationen weniger strapaziös zu gestalten,<br />

jedenfalls nicht innerhalb der bestehenden<br />

Strukturen.<br />

RANDTHEMA. Dabei jammere ich hier noch<br />

auf hohem Niveau. Menschen mit anderen –<br />

zum Beispiel Gehbehinderungen – haben<br />

noch ganz andere Probleme. Physische Barrieren<br />

sollten eigentlich längst der Geschichte<br />

angehören. Tatsächlich gibt es aber noch<br />

viele Hörsäle, die nur über Stiegen erreichbar<br />

sind, Toiletten, die als barrierefrei bezeichnet<br />

werden, es aber nicht sind – wenn<br />

man einmal anfängt, darauf zu achten, fallen<br />

sie einem überall auf. Ja, viele Universitätsgebäude<br />

sind alt. Es ist sicher schwierig, sie<br />

rollstuhlgerecht zu machen und gleichzeitig<br />

Denkmalschutzrichtlinien einzuhalten. Es<br />

ist aber auch notwendig.<br />

Doch: Ich will hier gar nicht alles schlecht<br />

reden. An der Universität Wien zum Beispiel<br />

Fotos: Clemenes Fabry/Beigestellt


Neu in der Stadt<br />

GASTKOMMENTAR<br />

„Man ist gezwungen, sich in Hörsäle mit<br />

mehreren hundert Menschen zu setzen. Als<br />

Autist:in kann das völlig überfordernd sein.“<br />

Felicia Steininger, Biologiestudentin und Journalistin<br />

gibt es viele Unterstützungsmöglichkeiten<br />

für Studierende mit Behinderungen. Vieles<br />

davon läuft über das sogenannte „Team Barrierefrei“.<br />

Dort wird auch zunehmend auf<br />

neurodivergente Menschen – also etwa Personen<br />

mit ADHS oder Autismus – Rücksicht<br />

genommen. Zum Beispiel gibt es inzwischen<br />

eine Chatberatung. Man schreibt also in<br />

Echtzeit mit einem Berater oder einer Beraterin,<br />

damit man nicht telefonieren muss.<br />

Das ist gut, denn für viele Menschen ist das<br />

eine große Hürde. Auch das Referat für Barrierefreiheit<br />

der Österreichischen Hoch-<br />

schülerInnenschaft (ÖH) gibt sich Mühe,<br />

uns das Leben leichter zu machen.<br />

Doch es gibt noch viel zu tun. Viel mehr, als<br />

es noch zu tun geben sollte, denn Inklusion<br />

von Menschen mit Behinderung war viel zu<br />

lange ein Randthema. Trotz allem bin ich<br />

aber optimistisch. Ich habe nämlich den Eindruck,<br />

dass es endlich eine gewisse öffentliche<br />

Aufmerksamkeit für dieses Problem gibt.<br />

Gerade unter Studierenden entsteht jetzt<br />

langsam ein Bewusstsein dafür, was es zur Inklusion<br />

braucht. Bleibt zu hoffen, dass das<br />

auch umgesetzt wird.<br />

Felicia Steininger<br />

studiert Biologie an der Uni Wien und<br />

ist freie Journalistin für das inklusive<br />

Magazin „andererseits“. Dort sind<br />

Menschen mit und ohne Behinderungen<br />

journalistisch tätig – gleichberechtigt<br />

und fair bezahlt.<br />

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Neu in der Stadt<br />

DATEN UND FAKTEN<br />

348.758<br />

Studierende wurden im<br />

vergangenen Wintersemester<br />

an den heimischen Unis<br />

gezählt, das waren etwas<br />

weniger als 2021: 350.384<br />

55 %<br />

der Studierenden sind<br />

weiblich.<br />

~20.000<br />

Erstsemestrige an den<br />

öffentlichen Unis beginnen<br />

ein geisteswissenschaftliches<br />

Studium (Durchschnitt<br />

WS 2019 – 2021).<br />

In Prozent verteilen sich die<br />

Studienbeginner so:<br />

Gewi<br />

Sowi/Wiwi<br />

Nawi<br />

Technik<br />

Jus<br />

Medizin<br />

3,5 %<br />

Boku<br />

3,5 %<br />

Künste<br />

3,0 %<br />

Montan<br />

1 %<br />

8,0 %<br />

26,5 %<br />

18,5 %<br />

18,5 %<br />

16,0 %<br />

Theo, Vetmed, Sonst.<br />

jeweils


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