AUTOHAUS_19-2023_Mulfinger_Lohnkonzept (1)

HANDEL
STEUER- UND ABGABENOPTIMIERTE LEISTUNGEN FÜR MITARBEITER
Innovatives Lohnkonzept
Wie gelingt es, Mitarbeitern Benefits zukommen zu lassen und dabei Steuervorteile und Sozialbeiträge
vorteilig zu gestalten? AUTOHAUS hat sich die Arbeitgebergestaltung im BMW-Autohaus Mulfinger in
Backnang von Firmenchef Walter Mulfinger im Detail erläutern lassen.
von Prof. Hannes Brachat
Firmenchef Ulrich Mulfinger, BMW Backnang (Mitte), Tobias Beerwart, Projektleiter im Hause
(rechts), und Alan Kapetanovic, Projektleitung Kanzlei C5 (links)
G
ute Mitarbeiter finden ist das
eine, Mitarbeiter im Autohaus zu
loyalisieren das andere. Das
Auto haus als attraktiver Arbeitgeber! Und
dazu können Zusatzleistungen (Benefits)
wichtige Brückenbauer sein. Dabei geht es
nicht um einmalige, sondern um bleibende
Leistungen, die das Autohaus aufzubringen
hat.
Bei der Veranstaltung AUTOHAUS-
Perspektiven mit Prof. Hannes Brachat in
Reutlingen erhielt der kaufmännische
Leiter des Hauses Mulfinger, Tobias Beerwart,
beim Vortrag der Kanzlei C5 den
entscheidenden Impuls zum Innovativlohnkonzept.
Es ging um den cleveren
Einsatz von steueroptimierten Lohnbestandteilen
als ganzheitliche rechtssichere
Lösung zur Kostensenkung und gleichzeitige
Mitarbeiterbesserstellung bei Unternehmen,
die freiwillige Brutto-Sonderzahlungen
im Einsatz haben.
Nach weiterführenden Gesprächen und
einer positiven Umsetzbarkeits- und Ersparnisanalyse
durch die Kanzlei C5 wurde die
Entscheidung zur Zusammenarbeit getroffen.
AUTOHAUS hat die Umsetzung des
Konzepts bereits am Beispiel der Autohäuser
B Widmann in Aalen, MB Schreiner &
Wöllenstein, Ergolding-Landshut, Ford
Ernst & König, Freiburg u. a. vorgestellt. Nebenstehende
Abbildung zeigt das Grundkonzept
der innovativen Entlohnung.
Schritt 1: Ersparnis und Freiraum
schaffen
Durch eine kostenfreie Analyse konnten
die freiwilligen und zusätzlichen Leistungen
des Unternehmens zur Urlaubs- und
Weihnachtszeit mit Hilfe steueroptimierter
Lohnarten (ähnlich wie Corona-Prämie
oder Inflationsausgleichsprämie, nur
mit dem signifikanten Unterschied, dass
die verwendeten Lohnarten dauerhaft und
nicht zeitlich begrenzt eingesetzt werden
können) ausbezahlt werden. Die Einsparungen
im Autohaus Mulfinger machen
seit 2018 einen namhaften Betrag aus.
Im Rahmen des Innovativlohnkonzepts
im Hause Mulfinger wurden nahezu
die gesamten neu gewonnenen Einsparungen
für neue freiwillige Mitarbeiterleistungen
eingesetzt, und somit konnten
Tankzuschüsse, JobBike und eine neue
Mechanikerprämie dauerhaft eingeführt
und aus der Ersparnis einer Abrechnungsumstellung
finanziert werden, ohne den
Cashflow weiter zu belasten.
Was nach Zauberei klingt, ist anhand
eines seit 13 Jahren bewährten Vorgehens
(AUTOHAUS berichtete regelmäßig seit
2017) und sogar mit Hilfe des Betriebsstätten-Finanzamts
machbar. Die Kanzlei
C5 hat über 35 Händler bei der praktischen
Umsetzung dieses innovativen Vorgehens
begleitet.
Das Wohl ihrer Mitarbeiter und besonders
auch der Mechaniker liegt der Familie
Mulfinger am Herzen. Unter der Federführung
von Tobias Beerwart und Alan Kapetanovic
(Projektleitung Kanzlei C5) wurden
nach Abklärung mit dem Finanzamt
die Schulung in der Lohnbuchhaltung
durchgeführt, die Leistungen ausgesucht
und dann nach und nach eingeführt. Die
Geschäftsführer Ulrich und Sohn Markus
Mulfinger, Tobias Beerwart und Alan Kapetanovic
haben alle elf Filialen besucht
und die Mitarbeiter in mehreren Gruppen
über die innovative Entlohnung informiert.
Schritt 2: Kommunikation und
Benefits
Wichtig sind die transparente und klare
Kommunikation der Abrechnungsumstellung
und der sich daraus ergebenden Vorteile
für die Mitarbeiter sowie die schrittweise
Einführung der Benefits. Mittlerweile
ist eine komplette Projektumsetzung
durch die Kanzlei C5 auch ohne Vor-Ort-
Besuche möglich. In dem Fall erfolgen die
Mitarbeiterinformationsrunden über eine
eigens für das jeweilige Unternehmen erstellte
Webseite, auf der ein maßgeschneidertes
Erklärvideo beliebig oft von den
Foto: Prof. Hannes Brachat/AUTOHAUS
42 19/2023

HANDEL
Mitarbeitern wie auch von Familienmitgliedern
angesehen werden kann, ohne
dabei die betrieblichen Abläufe zu beeinträchtigen.
Seit der Abrechnungsumstellung 2018
fanden im Autohaus Mulfinger bereits zwei
Lohnsteueraußenprüfungen und daran anschließend
auch Sozialversicherungsprüfungen
statt, die ohne Beanstandung absolviert
worden sind. Hier zeigt sich einmal
mehr, dass Unternehmen mit einem strukturierten
Umsetzungskonzept die Vorteile
steueroptimierter Lohnarten rechtssicher
nutzen können. Mehr Zusatzleistungen
und Benefits führen zu überdurchschnittlichen
Bewertungen auf Arbeitgeberbewertungsplattformen
(z. B. Kununu), helfen bei
der Bindung von Mitarbeitern, erhöhen die
Sichtbarkeit bei Bewerbern und tragen
merklich dazu bei, sich als attraktiver Arbeitgeber
zu positionieren. Das ist ein echtes
Differenzierungsmerkmal.
Fazit
Man nutze die Steueroptimierungsmöglichkeiten
– die Industrie macht das
BERECHNUNGSBEISPIEL: EINMALIGE SONDERZAHLUNG
Mitarbeiter mit Lohnsteuerklasse I,
2.500 Euro brutto + einmalige Sonderzahlung in Höhe von 1.500 Euro
KLASSISCH
Monatslohn:
2.500 Euro brutto = 1.627 Euro netto
Sonderzahlung klassisch:
1.500 Euro brutto = 772 Euro netto
Netto aus Gehalt und Sonderzahlung:
2.399 Euro
Gesamtkosten Arbeitgeber:
ca. 4.800 Euro
INNOVATIV
nicht anders –, um in die eigene Belegschaft
zu investieren. Das sind Mehrleistungen
für die Mitarbeiter ohne extra
Kosten. Der Mittelstand sollte diese
Möglichkeit viel stärker für sich nutzen.
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer stoßen
hier sichtbar an ihre Grenzen, da der
ganzheitliche Lösungsansatz oft deutlich
Monatslohn:
2.500 Euro brutto = 1.627 Euro netto
Sonderzahlung innovativ:
840 Euro netto aus 3 Lohnarten:
- Lohnart 1: (z. B. Erholungsbeihilfe)
260 Euro
- Lohnart 2: 250 Euro
- Lohnart 3: 330 Euro
Netto aus Gehalt und Sonderzahlung:
2.467 Euro
Gesamtkosten Arbeitgeber:
ca. 3.987 Euro
Das Unternehmen
hat durch
die innovative
Form der
einmaligen
Sonderzahlung
813 Euro eingespart,
trotzdem
hat der Mitarbeiter
68 Euro
mehr netto aus
der Sonderzahlung
erhalten.
über das Fachgebiet Steuerrecht hinausgeht.
Man will es nicht wahrhaben, aber
es ist so. Der Professionalismus liegt darin,
diese innovative Entlohnung rechtssicher,
verwaltungsarm und in einem
klar strukturierten Prozess – als individuell
abgestimmte Komplettlösung –
umzusetzen.
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