6 : 2010 - marke41
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Das schützt Sie vor der Meinung, eine Marke und<br />
ein Markenartikel seien das Gleiche. Das bewahrt<br />
Sie vor dem Materialismus und Rationalismus, der<br />
in der Markenartikelindustrie immer noch vorherrscht.<br />
Seien Sie stolz darauf, dass man Ihnen<br />
Geld gibt für Ihre Markenwerte, ohne dass Sie zusätzlich<br />
Produkte liefern müssen, zur Rechtfertigung,<br />
zur Rationalisierung Ihrer „Spendensammlung“.<br />
Sie dürfen pures Markenmanagement betreiben,<br />
Wertemanagement. Die meisten Markenmanager<br />
arbeiten heute noch wie Produktmanager. Und<br />
das, obwohl schon so viele Marken nicht nur in mehreren<br />
Produkten der gleichen Branchen erfolgreich<br />
sind, sondern auch in ganz unterschiedlichen Branchen.<br />
Nicht einmal die famosen Lizenzgeschäfte mit<br />
Designermarken, nicht einmal die vielen Markenwanderungen<br />
– von Textilien zu Kosmetik, von Auto<br />
zu Leder, von Baumaschinen zu Schuhen – konnten<br />
bisher davon überzeugen, dass die Marke eine<br />
rein geistige, stofflich ungebundene Kraft ist; dass<br />
in einer Marke die Kraft von geistigen Werten wirkt<br />
und nicht die Kraft von Produktvorteilen.<br />
Wenn Sie mit Festigkeit Ihre Markenwerte verkaufen,<br />
dann können Sie auch aus der Produktwirtschaft<br />
Marketingtechnisches lernen und damit die<br />
Wirkung Ihrer Marken verstärken. Aber hüten Sie<br />
sich davor, die Verstärkertechniken aus dem Marketing<br />
wichtiger zu nehmen als die natürlichen<br />
Kräfte Ihrer Marken. Hüten Sie sich vor den Fehlern<br />
Ihrer Kollegen in der Profitwirtschaft. Die Gefahr<br />
liegt darin, dass Sie die Bedeutung der Marketingtechniken<br />
überschätzen und damit die natürlichen<br />
PEtER ZERnisch,<br />
Geschäftsführer von<br />
Zernisch consultants Gmbh.<br />
Kräfte Ihrer Markenwerte unterschätzen. Auch ich<br />
habe einmal die Bedeutung der Marketingtechniken<br />
überschätzt.<br />
Ich war am Anfang meiner Laufbahn an der<br />
Geburtshilfe für die Marke „Misereor“ beteiligt.<br />
Meine Beteiligung war die eines eifrigen Marketingtechnikers,<br />
weil ich noch viel zu wenig von der<br />
Marke wusste. Glücklicherweise war der Entdecker<br />
dieser Marke ein großer Mann und ich konnte nicht<br />
viel Schlimmes machen. Wahrscheinlich war auch<br />
zu wenig Geld da, um Schlimmes machen zu können.<br />
Aber ich habe mich damals zu viel mit Sammeltechniken<br />
befasst und zu wenig mit den Misereor-Werten,<br />
mit dem Sinn von „Zorn und Zärtlichkeit“.<br />
Erst später ist mir klar geworden, was wir<br />
damals wirklich gemacht haben – und daraus die<br />
Konsequenzen:<br />
Eine Marke kann man nicht machen<br />
Ein Unternehmer, gleich welcher Art, hat niemals<br />
die Freiheit, eine Marke zu machen wie ein Produkt;<br />
er kann auch nicht über vorhandene Markenwerte<br />
frei verfügen wie über Produktwerte. Die<br />
Werte seiner Marke liegen nicht in seinem Machtbereich,<br />
nicht in seiner Firma, seinem Können oder<br />
seinem Management, sondern ganz allein in seiner<br />
Markengemeinde.<br />
Das war ein wichtiger Erkenntnisschritt. In vielen<br />
Unternehmen hat man diesen Erkenntnisschritt<br />
heute noch nicht getan und bastelt an Marken wie<br />
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Fotos: ©iStockphoto, Unternehmen