Abo-Fachzeitschrift LANDWIRT- Ausgabe Nr. 07, 01.047.2023
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<strong>Ausgabe</strong> 7 | 1. April 2023<br />
Frohe<br />
Ostern!<br />
Futterernte<br />
Häcksler oder<br />
Ladewagen?<br />
Ratgeber<br />
Entscheidungen<br />
leichter treffen<br />
Zuckerrüben<br />
Wie geht’s weiter<br />
ohne Neonics?<br />
landwirt-media.com
Welcher Typ sind Sie?<br />
Heu bevorzugt was Lockeres.<br />
Stroh sucht Freundschaft Plus.<br />
Silage steht auf eine feste Bindung.<br />
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Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Also sprach der Bundeskanzler. Karl Nehammer hielt neulich<br />
eine „Rede zur Zukunft der Nation“. 90 Minuten dauerte die Inszenierung,<br />
die das ORF-Fernsehen live übertrug. Danach vollzog<br />
sich in Aussendungen das gewohnte Ritual. Während Nehammers<br />
Parteifreunde wie der Bauernbund jubelten, bescheinigten<br />
Kritiker dem Kanzler ein klägliches Scheitern. Für den neutralen<br />
Beobachter liegt das Fazit, wie so oft, irgendwo dazwischen.<br />
Christoph Gruber,<br />
<strong>LANDWIRT</strong> Chefredakteur<br />
cr@landwirt-media.com<br />
»Tief im Sollkonto<br />
steht der Kanzler<br />
mit seinen Wortspenden<br />
zum<br />
Klimawandel.<br />
Auf dem Habenkonto des Kanzlers steht sein klares Bekenntnis<br />
zum Bauernstand. Er trat für eine nationale, produktionsfähige<br />
Landwirtschaft ein, ebenso für regionale Lebensmittel mit<br />
kurzen Transportwegen. Den Bäuerinnen und Bauern widmete<br />
er in seiner Rede viele Worte. Staatstragend. Das ist lobenswert.<br />
Denn er müsste es nicht. Ungläubig rieb man sich die Augen nur<br />
einmal. Als er die Selbsterkenntnis äußerte, „es ist Aufgabe der<br />
Politik, die Bauern in unserem Land von Hürden zu befreien“.<br />
Nehammer weiter wörtlich: „Es braucht Rahmenbedingungen<br />
in unserem Land, dass Landwirtschaften und Landwirtschaft<br />
tatsächlich noch möglich sind 2030.“ Das führt unweigerlich<br />
zu zwei Fragen. Erstens: Wer hat in den letzten 50 Jahren die<br />
Agrarpolitik hierzulande federführend gestaltet – und all die<br />
Hürden mitaufgebaut? Zweitens: Was hindert Nehammers Regierung<br />
eigentlich daran, bessere Rahmenbedingungen für die<br />
Bauern mit Blick auf das Jahr 2030 tatsächlich zu schaffen?<br />
Tief im Sollkonto steht der Kanzler zweifellos mit seinen Wortspenden<br />
zum Klimawandel. Indem er Feindbilder (Stichwort<br />
Klimakleber) schürte und dem Verbrennermotor für Neuwagen<br />
huldigte, lechzte er augenscheinlich nach dem Applaus verlorengegangener<br />
Wählerstimmen. Stattdessen sollten Nehammer und<br />
sein Bauernbund alles dafür tun, damit die Folgen des Klimawandels<br />
künftig nicht das Leben und Wirtschaften auf den<br />
bäuerlichen Familienbetrieben überschatten. Wann? – Jetzt!<br />
Ich wünsche Ihnen ein schönes, klimafreundliches Osterfest!<br />
Herzlichst, Ihr<br />
Christoph Gruber<br />
7-2023<br />
3
Inhalt<br />
■ Mein Betrieb<br />
Editorial 3<br />
Bauernanwalt6<br />
Bild der Landwirtschaft 8<br />
<strong>LANDWIRT</strong> aktuell 10<br />
Leserforum16<br />
Wenn die Zeit knapp ist 18<br />
So schaffen Sie sich Freiräume<br />
Mehr Solarstrom vom Berg 22<br />
Eine Weltneuheit liefert im Winter mehr Strom<br />
Selbstbedienungsladen 4.0 24<br />
Wer bietet was?<br />
Auf der Alm wird es warm 26<br />
Warum der Almsommer sich nach vorne verschiebt<br />
Markt 28<br />
■ Rind<br />
Reportage Betrieb Misslinger 30<br />
Hochleistungskühe mit Heumilch<br />
Interview Plangger 34<br />
Wie sieht die Zukunft für kleine Milchbetriebe aus?<br />
Selbstgebaut36<br />
Waschanlage für Kälbereimer<br />
Klimawandel38<br />
Richtige Nachsaat im Grünland<br />
Titelthema: Rasen im Garten 56<br />
In jedem Garten gibt es auch Grünflächen. Damit diese aber zum<br />
grünen Teppich werden, bedarf es einiges an Pflege. Die Gartenund<br />
Landschaftsplanerin gibt Tipps, wie Sie Ihren Rasen am<br />
besten anlegen, düngen und mähen. Außerdem klären wir die<br />
Vor- und Nachteile von Rollrasen und gesätem Rasen.<br />
Fotohinweis: Pammer, BLT Wieselburg, Fertschey, Landesforstdienst Kärnten, Agrarfoto<br />
■ Schwein<br />
<strong>LANDWIRT</strong> am Markt 40<br />
So geht´s weiter bei Ferkeln, Mast und Futter<br />
Rund ums Schwein 44<br />
■ Ackerbau<br />
Maisdüngung46<br />
Ergebnisse eines Langzeitversuchs<br />
Maisherbizide50<br />
Strategien ohne Terbuthylazin<br />
Rübenbeize53<br />
Wenn die Neonicotinoide wegfallen<br />
Den Energiespender Sonne besser nützen 22<br />
Eine neuartige Photovoltaikanlage soll den Projektentwicklern<br />
zufolge im Winter in Höhenlagen zehn Mal mehr Strom als Flachanlagen<br />
im Tal erzeugen. Sie geht dieses Jahr in Serie und könnte<br />
auch für Landwirte eine Alternative sein.<br />
4 7-2023
Inhalt<br />
■ Leben am Hof<br />
Rasen im Garten 56<br />
Antworten auf häufige Fragen und Tipps<br />
Die Qual der Wahl 60<br />
Warum uns Entscheidungen so schwerfallen<br />
Schritt für Schritt 62<br />
Eine Patchworkdecke aus Stoffresten nähen<br />
Maisdüngung46<br />
Welche Dünger bringen bei Mais die besten Erträge, welches Stickstoffniveau<br />
ist sinnvoll und ist eine Gabe mit Schwefel sinnvoll? Ein<br />
Langzeitdüngeversuch aus der Steiermark geht diesen Fragen nach.<br />
Rezepte64<br />
Kleine Mehlspeisen für den Kaffee-Nachmittag<br />
■ Technik<br />
Ladewagen vs. Feldhäcksler 66<br />
Wer kann´s besser?<br />
Neue Antriebskonzepte 71<br />
Wasserstoff im Tank<br />
BKT, indischer Reifenhersteller 72<br />
Wachsen mit neuen Produkten<br />
Ein Traktor für Rollstuhlfahrer 74<br />
Eigenbaulösung<br />
■ Forst<br />
Häcksler oder Ladewagen?66<br />
In der Ernte von Grassilage kommen Feldhäcksler und Kurzschnittladewagen<br />
zum Einsatz. Mit immer kürzeren Schnittlängen wollen<br />
die Ladewagen zum Häcksler aufschließen. Worin und wie sehr<br />
sich die beiden Verfahren sonst noch unterscheiden, zeigt ein<br />
Vergleich der BLT Wieselburg.<br />
Borkenkäfer76<br />
Die Schäden 2022 und was uns 2023 erwartet<br />
Buchdrucker und Kupferstecher 80<br />
Tipps zum Saisonstart<br />
■ Schaufenster<br />
Junge Leser 82<br />
Nachgefragt83<br />
Bei Martina Hopf aus dem Murtal<br />
LESERSERVICE, ANZEIGEN &<br />
FIRMENINFORMATION84<br />
<br />
Vorschau/Impressum102<br />
Borkenkäfer: Die Gefahr bleibt hoch76<br />
Die Borkenkäferschäden haben 2022 wieder deutlich zugenommen.<br />
Der Schwerpunkt der Massenvermehrungen hat sich allerdings<br />
verlagert. Jetzt ist Kontrolle gefragt, denn aufgrund der Windwürfe<br />
und Witterungsverhältnisse der letzten Monate bleibt die Situation<br />
kritisch.<br />
So erreichen Sie uns<br />
Redaktion: 0316 / 82 16 36 -144<br />
E-Mail: redaktion@landwirt-media.com<br />
Internet: www.landwirt-media.com<br />
Social Media:<br />
7-2023<br />
5
Bauernanwalt<br />
Rechtliche Handhabe<br />
gegen Tierschützerbesuche<br />
Was tun, wenn Tierschützer einen Stall besucht haben oder<br />
davon Bildmaterial veröffentlichen? Welche rechtlichen Möglichkeiten<br />
gibt es? Wir haben uns bei Juristen schlaugemacht.<br />
Leopold Th. Spanring<br />
bauernanwalt@landwirt-media.com<br />
Ställe und Stallgebäude gelten als<br />
Betriebsgelände und stehen nicht<br />
unter dem besonderen Schutz des<br />
Privatbereiches wie etwa ein privates<br />
Wohnhaus. Nach geltender österreichischer<br />
Rechtslage ist das Betreten eines<br />
nicht verschlossenen Stalls keine Straftat.<br />
Unbefugtes Eindringen in Stallgebäude<br />
kann aber sehr wohl strafrechtliche und<br />
zivilrechtliche Folgen nach sich ziehen.<br />
Strafrecht<br />
Wegen folgender strafrechtlicher Tatbestände<br />
können geschädigte Stallbzw.<br />
Tierbesitzer rechtlich vorgehen:<br />
• Sachbeschädigung: Dieser Straftatbestand<br />
liegt vor, wenn jemand fremde<br />
Sachen zerstört, beschädigt, verunstaltet<br />
oder unbrauchbar macht. Gibt<br />
es durch unbefugtes Eindringen in einen<br />
unversperrten Stall keine Schäden,<br />
liegt keine Sachbeschädigung vor.<br />
• Diebstahl/Einbruch: Der Tatbestand<br />
des Diebstahls ist erfüllt, wenn die<br />
Eindringlinge eine bewegliche Sache<br />
mit dem Vorsatz mitnehmen, sich<br />
oder einen Dritten damit unrechtmäßig<br />
zu bereichern. Ein Einbruchsdiebstahl<br />
ist gegeben, wenn sich der Dieb<br />
gewaltsam Zutritt in das Gebäude verschafft,<br />
einsteigt oder mittels eines<br />
nachgemachten oder widerrechtlich<br />
erlangten Schlüssels bzw mittels eines<br />
Werkzeugs Zutritt erlangt.<br />
• Dauernde Sachentziehung: Eine solche<br />
ist gegeben, wenn jemand einen<br />
anderen dadurch schädigt, dass er<br />
eine fremde bewegliche Sache (z.B.<br />
Ferkel) aus dessen Gewahrsam dauernd<br />
entzieht, ohne die Sache sich<br />
oder einem Dritten zuzueignen.<br />
• Verleumdung: Wer einen anderen der<br />
Gefahr einer behördlichen Verfolgung<br />
aussetzt, indem er ihn einer von Amts<br />
wegen zu verfolgenden, mit Strafe be-<br />
drohten Handlung verdächtigt, und<br />
weiß, dass diese Verdächtigung falsch<br />
ist, kann bis fünf Jahre Haft ausfassen.<br />
• Üble Nachrede (Privatanklagedelikt):<br />
Wer einen anderen in einer für einen<br />
Dritten wahrnehmbaren Weise einer<br />
verächtlichen Eigenschaft oder Gesinnung<br />
bezichtigt oder eines unehrenhaften<br />
Verhaltens oder eines gegen<br />
die guten Sitten verstoßenden<br />
Verhaltens beschuldigt, das geeignet<br />
ist, ihn in der öffentlichen Meinung<br />
verächtlich zu machen, begeht üble<br />
Nachrede. Ebenso zu bestrafen ist,<br />
wer die Tat in einem Druckwerk, im<br />
TV oder Radio oder auf eine andere<br />
Weise (z.B. Facebook, Internet) begeht,<br />
wodurch üble Nachrede einer<br />
breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />
wird. Allerdings ist der Täter nicht zu<br />
bestrafen, wenn sich die Behauptung<br />
als wahr erweist oder Umstände vorlagen,<br />
aus denen sich für den Täter<br />
hinreichende Gründe ergeben haben,<br />
die Behauptung für wahr zu halten.<br />
• Kreditschädigung (Privatanklagedelikt):<br />
Wer unrichtige Tatsachen behauptet<br />
und dadurch den Kredit, den<br />
Erwerb oder das berufliche Fortkommen<br />
eines anderen schädigt oder<br />
gefährdet, kann auf Antrag des<br />
Geschädigten ebenfalls gerichtlich<br />
verfolgt werden.<br />
Fotohinweis: pixabay.com<br />
Eine Besitzstörungsklage gegen ungebetene Besucher ist beim Bezirksgericht einzubringen.<br />
Privatklagen und Strafrechtsprozesse werden hingegen von den Landesgerichten abgeführt.<br />
Verwaltungsstrafrecht<br />
In manchen Bundesländern gibt es<br />
nach den dortigen Landesgesetzen eine<br />
gewisse Handhabe gegen ungebetene<br />
Besuche. So kann in Oberösterreich gemäß<br />
§ 13 des dortigen Alm- und Kul-<br />
6<br />
7-2023
Bauernanwalt<br />
turflächenschutzgesetzes ein unbefugtes<br />
Betreten, Verunreinigen oder Beschädigen<br />
eines Nutztierstalles mit<br />
einer Geldstrafe bis zu 5.000 Euro bestraft<br />
werden. Ähnlich das Feldschutzgesetz<br />
in Niederösterreich: Dort ist dafür<br />
eine Geldstrafe bis zu 1.500 Euro<br />
durch die Verwaltungsbehörde möglich.<br />
Zudem bietet auch das Bundestierschutzgesetz<br />
verwaltungsstrafrechtliche<br />
Anknüpfungspunkte – etwa gemäß<br />
§ 15 der Schweinegesundheitsverordnung.<br />
So drohen demjenigen, der<br />
speziell ausgeschilderte Stallbetretungsverbote<br />
missachtet, Verwaltungsstrafen<br />
bis zu 4.360 Euro.<br />
Zivilrecht<br />
Rechtliche Möglichkeiten eines geschädigten<br />
Bauern vor den Zivilgerichten:<br />
• Besitzstörung: Eine beim Bezirksgericht<br />
zu erhebende Besitzstörungsklage<br />
zielt auf Wiederherstellung des vorigen<br />
Zustandes und auf Untersagung<br />
künftiger Eingriffe. Die Klage muss innerhalb<br />
von 30 Tagen ab Bekanntwerden<br />
von Störung und Störer eingebracht<br />
werden. Sollte dem klagenden<br />
Tierhalter nicht Recht gegeben werden,<br />
muss er die Kosten des Verfahrens<br />
(auch jene des Gegners) tragen.<br />
• Eigentumsfreiheitsklage: Mit dieser<br />
Klage wird die Unterlassung weiterer<br />
Störungen und die Wiederherstellung<br />
des Zustandes vor der Störung begehrt.<br />
Hierfür gibt es keine Verjährungsfrist.<br />
• Schadenersatz: Schadenersatzansprüche<br />
können nicht im Besitzstörungsverfahren<br />
oder mittels Eigentumsfreiheitsklage<br />
begehrt werden. Dafür<br />
braucht es eine eigene Zivilrechtsklage.<br />
Dabei sind Schaden und Verschulden<br />
des Täters zu beweisen. Es gilt<br />
eine dreijährige Verjährungsfrist.<br />
• Rufschädigung nach dem ABGB:<br />
Wenn jemandem durch eine Ehrenbeleidigung<br />
ein wirklicher Schaden<br />
oder ein entgangener Gewinn verursacht<br />
wurde, kann er hierfür Ersatz<br />
fordern. Dies gilt auch dann, wenn jemand<br />
Tatsachen verbreitet, die den<br />
Kredit, den Erwerb oder das Fortkommen<br />
eines anderen gefährden<br />
und deren Unwahrheit er kannte oder<br />
kennen musste. Diesbezüglich kann<br />
der Betroffene auch Widerruf und<br />
Veröffentlichung desselben verlangen.<br />
Täterpersonalien nötig<br />
Im Anlassfall gilt es, rasch zu handeln.<br />
Rat und Unterstützung bieten die Landwirtschaftskammern<br />
und die Erzeugerverbände.<br />
Zudem sollte der Landwirt<br />
alles dokumentieren und allenfalls seine<br />
Versicherungen informieren. Um<br />
So erreichen Sie den<br />
<strong>LANDWIRT</strong> Bauernanwalt<br />
Wir nehmen Ihre Fragen und Probleme<br />
ernst und werden nichts unversucht<br />
lassen, Sie zu unterstützen, in der Sache<br />
zu vermitteln und aufzuklären.<br />
Dazu schicken Sie uns bitte Ihre Fragen,<br />
Probleme und Fälle samt Unterlagen am<br />
besten über unser neues Online-Formular<br />
auf unserer Website, via Mail oder<br />
über den Postweg. Dabei bitte unbedingt<br />
Ihre Telefonnummer (Handy) angeben.<br />
Online:<br />
auf landwirt-media.com/bauernanwalt<br />
Via Mail:<br />
bauernanwalt@landwirt-media.com<br />
Am Postweg:<br />
<strong>LANDWIRT</strong> Bauernanwalt<br />
Hofgasse 5, 8010 Graz<br />
den oder die Täter entsprechend rechtlich<br />
zu belangen, bedarf es der Kenntnis<br />
deren Identität. Daher haben manche<br />
Landwirte bereits Videokameras installiert<br />
(siehe dazu den Absatz „Vorsichtsmaßnahmen“<br />
im Bauernanwalt 6/2023).<br />
Während Anzeigen bei der Polizei und<br />
den Verwaltungsbehörden ohne Kostenrisiko<br />
für den Anzeiger sind, schaut<br />
es im Zivilrecht anders aus: Werden<br />
eingebrachte Klagen verloren, müssen<br />
auch die Prozesskosten des jeweiligen<br />
Gegners übernommen werden. ■<br />
Buchtipp<br />
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Hans Meister<br />
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Telefon: +43/316/821636-144<br />
7-2023<br />
7
Bild der Landwirtschaft<br />
Liebesbeweis zum<br />
Hochzeitstag<br />
Rudolf und Manuela Kaltschmidt bewirtschaften<br />
im schönen Lavanttal (Kärnten)<br />
auf 900 m Seehöhe einen Mutterkuhbetrieb<br />
mit Fleckvieh-Fleischrindern.<br />
Als Bergbauernbetrieb im Nebenerwerb<br />
sind die Stärken auf die natürliche Form<br />
der Bewirtschaftung gelegt.<br />
Die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen<br />
sind Naturschutzflächen.<br />
„Mit der Leidenschaft zum Bauersein ist<br />
oft aber viel Handarbeit verbunden“, erzählt<br />
Herr Kaltschmidt. Daraus entstehen<br />
viele Ideen wie das „Herzerl-Bankerl“ –<br />
das Geschenk zum 25-jährigen Hochzeitstag.<br />
Wir gratulieren dem Paar zum Hochzeitstag<br />
und danken für die Einsendung.<br />
Schicken Sie uns Ihr<br />
„Bild der Landwirtschaft“!<br />
Bei Veröffentlichung erhalten Sie als kleines<br />
Dankeschön den <strong>LANDWIRT</strong> drei<br />
Monate lang gratis zugesandt. QR-Code<br />
scannen und auf www.landwirt-media.<br />
com/bild-der-landwirtschaft mitmachen!<br />
Fotohinweis: Kaltschmidt<br />
8 7-2023
Bild der Landwirtschaft<br />
7-2023<br />
9
<strong>LANDWIRT</strong> Aktuell<br />
Fotohinweis: oylent-network.com/Gießelmann, ARGE Rind/Lehmann, BML/Gruber<br />
Die zuletzt angeprangerten Tierschutzverfehlungen in der steirischen Geflügelfleischproduktion bringen die agrarischen Gütesiegel stark in Verruf.<br />
Tierschutz<br />
Behörden und AMA Marketing unter Druck<br />
ereits 2015 erregte ein Report vom<br />
B VGT (Verein gegen Tierfabriken)<br />
großes Aufsehen. Illegal aufgenomenes<br />
Video- und Fotomaterial zeigte Tierschutzdeffizite<br />
in knapp zwei Dutzend<br />
österreichischer Schlachthöfe (acht in<br />
der Steiermark). Die Landesverwaltungen<br />
als Träger der mittelbaren Bundesverwaltung<br />
schworen umgehende Verbesserungen<br />
und Nachschulungen.<br />
Passiert dürfte diesbezüglich aber zu<br />
wenig sein. Nachdem der VGT zu Jahresende<br />
2022 entsprechendes Bildmaterial<br />
aus steirischen Mastgeflügelhaltungen<br />
medial vermarktet hatte, gab es<br />
im Februar einen Nachschlag. Da wurden<br />
durch Dritte oder selbst dokumentierte<br />
Tierschutzverfehlungen veröffentlicht.<br />
Diese Videosequenzen (u.a.<br />
Reinigen der Kleidung mit Geflügelkörper,<br />
Hinzusetzung offenbar verendeter<br />
Masthähnchen in den Produktionsprozess,<br />
etc) regten die Öffentlichkeit<br />
auf (siehe auch Leserbrief auf S. 16).<br />
Der Gewerbebetrieb versprach Besserung<br />
und Nachschulung der Arbeiter.<br />
Mit den wiederholt aufgepoppten Tierschutzskandalen<br />
rückte die AMA Marketing<br />
mit deren Siegel stärker in den<br />
medialen Fokus und erntete massive<br />
Kritik. Immerhin ist der in Rede stehende<br />
Geflügelschlachthof – laut Branche<br />
einer der modernsten – AMA-Gütesiegel-<br />
und AMA-Bio-zertifiziert.<br />
Fragwürdige Panikaktionen<br />
In einer Art Panikreaktion ordnete die<br />
AMA Marketing dann via Presseaussendung<br />
die Videoüberwachung der<br />
sensiblen Tierschutzbereiche im betreffenden<br />
Schlachthof an. Die mit der<br />
Branche bereits akkordierte AMA-Aussendung<br />
wurde in letzter Minute „von<br />
oben“ verschärft. Rechtlich gesehen ist<br />
die Videoanordnung ein fragwürdiger<br />
Vorstoß, wie es auch der NTÖ (Verein<br />
Nachhaltige Tierhaltung, siehe Kurzinterview,<br />
S. 11) höflich umschreibt.<br />
Die Veterinärbehörden im Bund und<br />
den Ländern sind seit Jahren personell<br />
wie finanziell unterversorgt. Die Kont-<br />
rolle soll bzw. darf – auch aus Rücksicht<br />
auf die Wirtschaft – nicht viel kosten.<br />
Daher wollen die Länder wegen dem<br />
Tierärztemangel für die Fleisch- und<br />
Schlachtkontrolle veterinärpolizeiliches<br />
Hilfspersonal einschulen. Nach<br />
der Steiermark hat auch Oberösterreich<br />
dies angekündigt. Voraussetzung für<br />
die 500-Stunden-Ausbildung als amtliche<br />
Fachassistenz ist eine Berufsvorbildung<br />
in einem verwandten Bereich.<br />
Teilnehmer<br />
42.500<br />
landw. Erzeuger<br />
nehmen an den AMA-Programmen teil.<br />
Zudem zeichnen 450 Lizenznehmer ihre<br />
Produkte mit dem AMA-Gütesiegel aus.<br />
10 7-2023
<strong>LANDWIRT</strong> Aktuell<br />
Worüber Landwirte sich ärgern...<br />
Großküchen: Neue Transparenz mit Gänsefuß<br />
Nach Jahren des politischen Verzögerns<br />
wurde am 16. März die Verordnung über<br />
die verpflichtende Herkunftskennzeichnung<br />
in der Gemeinschaftsverpflegung<br />
kundgemacht. Dadurch müssen ab September<br />
2023 alle Kantinen und Werksküchen<br />
die Herkunft der in den Speisen<br />
verarbeiteten agrarischen Urprodukte –<br />
Fleisch (von Schweinen, Rindern, Schafen,<br />
Ziegen und Wild), Milch und Milchprodukte<br />
sowie Eier (inkl. Teilprodukte<br />
sowie Flüssigei und Eipulver) – bekannt<br />
geben bzw. ausloben. Das formal zuständige<br />
Sozialministerium räumt ein, dass<br />
man damit „noch nicht dort ist, wo man<br />
hin will“, da die Gastronomie weiter ausgenommen<br />
bleibt. Die Verordnung hat<br />
Unlautere Geschäftspraktiken<br />
Fairness-Büro legt ersten Jahresbericht vor<br />
Die drei größten Lebensmittelhandelsketten<br />
beherrschen fast 90 % des Marktes.<br />
Nicht von ungefähr gibt es<br />
daher ständig Verdächtigungen über<br />
Marktmissbrauch und unfaire Handelspraktiken.<br />
Hier sind vorrangig die<br />
Bundeswettbewerbsbehörde und die<br />
Kartellgerichte zuständig, doch das<br />
Landwirtschaftsministerium schuf im<br />
März 2022 eine eigene Clearingstelle,<br />
das Fairness-Büro. Diese Ombudsstelle<br />
soll bei allfälligem Marktmissbrauch zu<br />
Lasten der Bauern sowie der Lebensmittelverarbeiter<br />
als anonyme und kostenlose<br />
Ansprechpartnerin dienen.<br />
Nun lieferte das Büro seinen Bericht<br />
über das Arbeitsjahr 2022 ab. Demnach<br />
liefen im Schnitt vier Anfragen bzw. Beschwerden<br />
pro Woche ein. Neben der<br />
Fortführung bekannter nicht erlaubter<br />
Handels- und Vertragsusancen kritisierte<br />
Leiter Dr. Johannes Abentung speziell<br />
die Aktions-, Wochenend-, Rabatt- und<br />
„Pickerl“-Praxis der Handelsketten. Seinem<br />
Befund zufolge werden die Kosten<br />
dafür meist auf die Lieferanten und Produzenten<br />
abgewälzt, die zwar die Kosten<br />
tragen, aber keine Mitbestimmungs-<br />
aber einen weiteren Haken: Laut § 4 Absatz<br />
11 kann bei den zu kennzeichnenden<br />
Zutaten, bei denen die Info über die<br />
Herkunft in der Lieferkette für den Betreiber<br />
nicht verfügbar ist, die Angabe<br />
„unbekannte Herkunft“ verwendet werden.<br />
Damit ist nicht nur bei vorfritiertem<br />
Fleisch der Manipulation und Täuschung<br />
Tür und Tor geöffnet, moniert<br />
u. a. der Verein „Echt-Ehrlich“. Dessen<br />
Volksbegehren „Umsetzung der Herkunftskennzeichnung!“<br />
geht mit der<br />
Eintragungswoche (19. bis 26. Juni) ins<br />
Finale. Trotz bereits 120.000 gesammelter<br />
Unterschriften müsste jeder Tierbauer<br />
und jeder Konsument diese fix unterschreiben,<br />
oder etwa nicht?<br />
oder Widerspruchsrechte haben, da<br />
sonst entsprechende Konsequenzen drohen.<br />
Die Konsumenten würden dabei als<br />
Komplizen missbraucht, so Abentung.<br />
Den Bericht und weitere Infos zum Thema<br />
finden Sie auf fairness-buero.gv.at.<br />
»Der Handel<br />
macht die Opfer,<br />
die Konsumenten,<br />
zu Komplizen.<br />
Dr. Johanes Abentung,<br />
Leiter Fairness-Büro<br />
KURZINTERVIEW<br />
Herausforderung<br />
Videoüberwachung<br />
Ist die Anordnung der AMA Marketing,<br />
im wegen Tierschutzvergehen beschuldigten<br />
Schlachthof Videokameras zu<br />
installieren, eine gute Idee?<br />
Josef FRADLER: In den letzten<br />
Monaten wurden gezielt Negativszenen<br />
von tausenden Stunden an Videomaterial<br />
seitens einer Tierschutzorganisation<br />
gezeigt. Diese Kampagne gegen die<br />
Nutztierhaltung ist definitiv nicht repräsentativ<br />
für die Arbeit, die täglich auf<br />
den Bauernhöfen geleistet wird. Zudem<br />
verfügt Österreich mit dem Bundestierschutzgesetz<br />
über die EU-weit strengsten<br />
gesetzlich festgelegten Haltungsbestimmungen.<br />
In den Verbänden setzen<br />
wir uns für deren Einhaltung ein. Bei<br />
den Schlachthöfen liegt die Zuständigkeit<br />
allerdings bei den Amtsveterinären.<br />
Wie sehen Sie den Rechtsschutz bei<br />
solchen Videoüberwachungen?<br />
Bei Umsetzung einer Videoüberwachung<br />
müssen der Datenschutz und die<br />
Persönlichkeitsrechte der Betreiber und<br />
Angestellten genauestens eingehalten<br />
werden. Wie hier eine Lösung in der<br />
Praxis aussehen kann, müssten kundige<br />
Juristen ausarbeiten und darlegen. Auch<br />
stellt sich uns die Frage, ob und wie die<br />
Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte<br />
der Betreiber und Angestellten bei den<br />
bereits veröffentlichten Videos diverser<br />
Tierschutzvereine eingehalten wurden.<br />
Droht nun eine Zwangs-Videoüberwachung<br />
in den Nutztierställen?<br />
Von einer verpflichtenden Videoüberwachung<br />
auf den Höfen ist nicht die Rede.<br />
Die Tierhalter sind geschulte Personen<br />
mit entsprechender Praxis und auch in<br />
der Lage das Gesetz einzuhalten.<br />
Josef Fradler ist Obmann der ARGE Rind<br />
und vom Dachverband Nachhaltige<br />
Tierhaltung Österreich (NTÖ)<br />
7-2023<br />
11
<strong>LANDWIRT</strong> Aktuell<br />
Fotohinweis: pixabay.com (2), ÖRV/Sabine Klimpt, ÖBf/Lukas Beck, LFS Hollabrunn<br />
Neues von der Wolfsfront<br />
Niederösterreich erlässt neue Verordnung<br />
Nach Kärnten und Salzburg hat auch<br />
Niederösterreich die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
für Wolfsentnahmen<br />
nachjustiert. Zuletzt streiften Wölfe im<br />
Waldviertel schon ganz nahe bei den<br />
Siedlungen umher, die Angst vor Übergriffen<br />
auf Kinder steigt.<br />
Die neue Wolfsverordnung sieht nun<br />
vor, dass Problemwölfe, die wiederholt<br />
in Siedlungsgebieten auftauchen oder<br />
immer wieder geschützte Nutztiere<br />
reißen, rascher vertrieben, vergrämt<br />
und letztlich – speziell bei Gefahr in<br />
Verzug – auch mittels Abschuss entnommen<br />
werden können.<br />
ÖPUL 2023<br />
Weiter Bio ohne ÖPUL-Bio-Maßnahme<br />
Vor gut drei Jahren mahnte die EU-<br />
Kommission Verschärfungen bei der<br />
Weidepflicht im Biobereich ein. Bis dahin<br />
gab es allerlei nationale Ausnahmen,<br />
die Brüssel als EU-rechtswidrig ansah.<br />
Nach einer Übergangsfrist ist die Auslauf-<br />
und Weideverpflichtung absolut<br />
einzuhalten. Dies bringt auch Änderungen<br />
beim GAP-Förderantrag mit sich.<br />
So können Bio-Tierhalter ohne entsprechenden<br />
Weiden nicht mehr an der<br />
ÖPUL-Maßnahme Bio teilnehmen. Sehr<br />
wohl steht es ihnen aber offen, an der<br />
Maßnahme UBB teilzunehmen. Wenn<br />
der jeweilige UBB-Teilnehmer weiterhin<br />
einen Vertrag mit einer Bio-Kontrollstelle<br />
hat, kann er auch seine biologisch<br />
erzeugten Ackerfrüchte weiterhin als bio<br />
In der einstimmig von ÖVP, SPÖ und<br />
FPÖ beschlossenen Verordnung sind<br />
auch die Themen Herdenschutz und<br />
Entschädigungen für die Nutztierrisse<br />
berücksichtigt. So wurden die diesbezüglichen<br />
Förderhöhen angehoben und<br />
die Förderkulisse auf das gesamte<br />
Landesgebiet bzw. auch auf Pferde und<br />
Alpakas ausgeweitet.<br />
Die aktualisierte Wolfsverordnung trat<br />
mit 3. April in Kraft. Außerdem sprach<br />
sich die Landesregierung für eine rasche<br />
Anpassung der 30 Jahre alten Flora-Fauna-Habitat<br />
(FFH)-Richtlinie an<br />
die neuen Realitäten aus.<br />
vermarkten auch wenn die Tiere bzw.<br />
deren Produkte (Milch, Fleisch, Eier)<br />
nicht zertifiziert sind. Dieser Betrieb<br />
wird dann als Bio-Teilbetrieb geführt.<br />
Welche ÖPUL-Maßnahmen Bio-Betriebe<br />
beantragen ist grundsätzlich ohne<br />
Auswirkung auf die Bio-Zertifizierung.<br />
Steuererklärung 2022<br />
Ausfüllanleitung<br />
der LKÖ online<br />
Die Steuererklärungen sind grundsätzlich<br />
bis Ende April des Folgejahres der<br />
Finanz zu übermitteln. Wegen dem<br />
Wochenende fällt die Abgabefrist auf<br />
den 2. Mai 2023. Dies gilt auch für einkommensteuerpflichtige<br />
Lohnempfänger<br />
(nichtselbständiger Nebenerwerb,<br />
Bauernpensionisten). In begründeten<br />
Fällen bzw. via Steuerberater sind Verlängerungen<br />
möglich. Bei Übermittlung<br />
über FinanzOnline läuft die Frist<br />
bis Ende Juni 2023. Die LK Österreich<br />
bietet auf lko.at eine Ausfüllhilfe an.<br />
Dienstleistungen<br />
ÖKL-Richtwerte<br />
veröffentlicht<br />
Die ÖKL-Richtwerte für die Maschinenselbstkosten<br />
2023 sind erschienen.<br />
Diese werden als unverbindliche Berechnungsgrundlage<br />
für den Einsatz in<br />
der Nachbarschaftshilfe verwendet. In<br />
der Fibel sind die Kosten pro Stunde<br />
und ohne MwSt. für rund 1.700 agrarische<br />
Maschinen und Geräte aufgelistet.<br />
Zudem finden sich darin auch die Pauschalrichtwerte<br />
für die wichtigsten flächenbezogenen<br />
Arbeitsgänge zur Abrechnung<br />
in Leistungseinheiten. Mehr<br />
Info und Bestellmöglichkeit auf oekl.at.<br />
Düngemittel<br />
Borealis-Nitro wird<br />
doch tschechisch<br />
Nach langem Tauziehen hat die EU-<br />
Kommission dem Verkauf der Borealis-Düngemittelsparte<br />
an den Agrofert<br />
Konzern des tschechischen Ex-Ministerpräsidenten<br />
Andre Babiš ohne Auflagen<br />
zugestimmt. Hierzulande kämpfte<br />
wie mehrfach berichtet (zuletzt<br />
<strong>LANDWIRT</strong> 5/2023) der NÖ Bauernbund<br />
vehement gegen den Verkauf dieser<br />
strategischen Geschäftseinheit.<br />
12<br />
7-2023
<strong>LANDWIRT</strong> Aktuell<br />
Personalia<br />
Plank und Schöppl ernten Zusatzjobs<br />
Josef Plank, langjähriger Agrarlandesrat<br />
in NÖ, Generalsekretär der LKÖ und im<br />
Landwirtschaftsministerium, wurde von<br />
der Bundesregierung in den Universitätsrat<br />
der BOKU berufen. Neben dem nunmehrigen<br />
Leiter der EU- und Wirtschaftsabteilung<br />
des Raiffeisenverbandes<br />
besteht diese Art Aufsichtsrat aus dem<br />
Wiener Forst- und Klimadirektor Andreas<br />
Januskovecz, der Ex-Sektionschefin<br />
Edith Klauser, der Anwältin Maria Krömer,<br />
der Autorin und Klimaaktivistin<br />
Katharina Rogenhofer, dem em. TU-Professor<br />
Hans Sünkel sowie der Professorin<br />
Niederösterreich<br />
Hollabrunner Hühner wurden zu Filmstars<br />
Mit einem neuen Schulfilm<br />
über das natürliche<br />
Verhalten der Hühner<br />
will der Verein „Tierschutz<br />
macht Schule“<br />
zeigen, welch tolle Tiere<br />
die Hühner sind. In diesem<br />
Film mit dem Titel<br />
„Hühner-Lifestyle mit<br />
Max“ trifft ein Schüler<br />
namens Max die Hühnerforscherin<br />
Janja.<br />
Diese erzählt u.a. warum<br />
sie ihren Beruf gewählt hat und was<br />
sie am Federvieh so faszinierend findet.<br />
Karin Zenger und Silvia Brandstätter,<br />
zwei Lehrerinnen der LFS Hollabrunn<br />
(Bild), zeigen im Film gemeinsam mit<br />
den Schulhühnern, deren Klugheit und<br />
Michaela Zint von der Uni Michigan<br />
(USA). Plank wurde zum Vorsitzenden,<br />
Januskovecz zu seinem Stellvertreter<br />
gewählt. Die Periode dauert fünf Jahre.<br />
Einen neuen Zusatzjob hat auch der<br />
langjährige Vorstand und nunmehrige<br />
Vorstandsvorsitzende der Bundesforste<br />
(ÖBf), Georg Schöppl. Er wurde in die<br />
EUSTAFOR, die Vereinigung der europäischen<br />
Staatsforste, berufen. In den<br />
nächsten zwei Jahren wird Schöppl als<br />
Vizepräsident gemeinsam mit dem<br />
Vorsitzenden Juhu S. Niemela diesen<br />
Forstinteressensverband leiten.<br />
wie diese z. B. Farben und Formen erkennen.<br />
Mit diesem Wissen im Gepäck<br />
geht Max schlussendlich auf<br />
Hühnersafari. Das Video „Hühner-<br />
Lifestyle mit Max“ können Sie sich auf<br />
YouTube ansehen.<br />
Termine<br />
3. April<br />
Tipps für den erfolgreichen<br />
Weidebeginn<br />
9–13 Uhr. LFS Edelhof, 3910<br />
Zwettl. Info und Anmeldung auf<br />
noe.lfi.at<br />
Steuerliche Führung einer Photovoltaikanlage<br />
13–17:30 Uhr. LK Eferding-Grieskirchen-Wels,<br />
4600 Wels. Weiterer<br />
Termin: 14.6. Wels. Info und<br />
Anmeldung auf ooe.lfi.at<br />
4. April<br />
Webinar: Die Kuh ist (k)eine<br />
Umweltsau<br />
Wer prägt die Meinung über die<br />
Landwirtschaft und warum?<br />
20–22 Uhr. Online. Info und<br />
Anmeldung auf vbg.lfi.at<br />
6. April<br />
Webinar: Aufzeichnungsbonus<br />
bei der Einnahmen/<strong>Ausgabe</strong>n-<br />
Rechnung<br />
Grundlagen und Tipps für die<br />
Erstniederlassung von Jungübernehmern.<br />
18–22 Uhr. Online.<br />
Weitere Termine: 8. und 25.5., 8.6.<br />
Infos und Anmeldung auf noe.lfi.at<br />
11. April<br />
Produktpreiskalkulation in der<br />
Direktvermarktung<br />
9–16 Uhr. Kärntner Stubn Hotel<br />
Restaurant, 9711 Paternion. Zweiter<br />
Teil am 25.4. Anmeldung auf<br />
ktn.lfi.at<br />
Webinar: Steuerliche Aspekte in<br />
der Almwirtschaft<br />
Rechtliches vom Almausschank bis<br />
zur Agrargemeinschaft. 9–12 Uhr.<br />
Online. Anmeldung auf sbg.lfi.at<br />
12. April<br />
Einsparungspotentiale für<br />
Ackerbau- und Grünlandprofis<br />
9–16:30 Uhr. LK-Technik, 3580<br />
Mold. Anmeldung auf noe.lfi.at<br />
7-2023<br />
13
<strong>LANDWIRT</strong> International<br />
Australien<br />
Agrarsektor boomt<br />
Fotohinweis: FSun Shock/shutterstock.com, Serhii Bobyk/shutterstock.com, Dmitry Naumov/shutterstock.com, Anton Havelaar/shutterstock.com<br />
Italien<br />
Agrarland wird versteigert<br />
Das zum italienischen Landwirtschaftsministerium<br />
gehörende Institut<br />
für Marktforschung und Marktinformation<br />
(ISMEA) bietet über die<br />
Nationale Bank für landwirtschaftliche<br />
Flächen (BTA) Grundstücke zum<br />
Kauf an. Auf der Versteigerungsliste<br />
stehen rund 20.000 ha im Wert von<br />
rund 260 Mio. Euro. An der Versteigerung<br />
können auch ausländische<br />
Landwirte teilnehmen. Die Bewerbungsfrist<br />
läuft am 5. Juni um 12 Uhr<br />
aus. Voraussetzung für die Aufnahme<br />
in die Versteigerung ist die landwirtschaftliche<br />
Nutzung der jeweiligen<br />
Fläche. Der Großteil der<br />
Grundstücke befindet sich mit 36 %<br />
auf Sizilien, weitere 13 % in der Toskana,<br />
12 % auf Sardinien, 9 % in Apulien<br />
und 7 % in der Basilicata.<br />
USA<br />
Neue Kennzeichnung für Fleisch und Eier<br />
Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium<br />
(USDA) will eine neue<br />
freiwillige Kennzeichnung von Fleisch-,<br />
Geflügel- und Eiprodukten mit der<br />
Angabe „Made in the USA“ einführen.<br />
Laut USDA soll diese Angabe aber nur<br />
bei Produkten verwendet werden dürfen,<br />
die von Tieren stammen, die in den<br />
Vereinigten Staaten geboren, aufgezogen,<br />
geschlachtet und verarbeitet wurden.<br />
Die US-Regierung will damit die heimische<br />
Branche unterstützen und gleichzeitig<br />
für eine fairere und wettbewerbsfähigere<br />
Fleisch- und Geflügellieferkette<br />
sorgen. Zudem will sie mehr Klarheit<br />
und Transparenz für die Konsumenten<br />
schaffen. Die derzeitige Angabe „Produkt<br />
aus den USA“ sei für Verbraucher irreführend.<br />
Australiens Agrarsektor steuert im<br />
noch bis Ende Juni laufenden Wirtschaftsjahr<br />
2022/23 auf neue Rekorde<br />
zu. Laut einer aktuellen Prognose des<br />
Australischen Amtes für die Land- und<br />
Rohstoffwirtschaft (ABARES) wird<br />
sich der Produktionswert der Landwirtschaft<br />
auf rund 57 Mrd. Euro belaufen.<br />
Damit würde der Spitzenwert<br />
aus dem Vorjahr um 2,6 % übertroffen.<br />
Grund für diesen Aufschwung ist neben<br />
höheren Preisen eine wachsende<br />
Produktion, ermöglicht durch günstige<br />
Witterungsbedingungen.<br />
Frankreich<br />
Geflügelfleisch<br />
In Frankreich haben die Geflügelmäster<br />
im vergangenen Jahr ihre Erzeugung<br />
gedrosselt. Wie aus aktuellen<br />
Zahlen des Statistischen Dienstes beim<br />
Pariser Landwirtschaftsministerium<br />
(Agreste) hervorgeht, belief sich die<br />
Bruttoeigenerzeugung von Geflügelfleisch<br />
2022 auf rund 1,55 Mio. t.<br />
Das waren 7,7 % weniger als noch im<br />
Vorjahr. Spürbar ausgeweitet wurden<br />
hingegen die Importe. Aus dem Ausland<br />
eingeführt wurden 833.500 t Geflügelfleisch<br />
und damit 10,2 % mehr als<br />
2021.<br />
Mexiko<br />
Fleisch aus Brasilien<br />
Mexiko hat seinen Markt für Rindfleisch<br />
aus Brasilien geöffnet. Die mexikanische<br />
Regierung hat 34 brasilianische<br />
Fleischverarbeitungsbetriebe für<br />
Geschäfte zugelassen. Aus dem Bundesstaat<br />
Santa Catarina, der als frei von<br />
Maul- und Klauenseuche (MKS) gilt,<br />
darf frisches Rindfleisch geliefert werden.<br />
Aus allen übrigen Bundesstaaten<br />
ist nur die Lieferung von entbeintem<br />
und gereiftem Fleisch erlaubt.<br />
14 7-2023
<strong>LANDWIRT</strong> International<br />
EU<br />
Zweitwärmster Winter in Europa seit Aufzeichnungsbeginn<br />
Der Winter 2022/23 war in Europa der<br />
zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen<br />
im Jahr 1979. Insbesondere in<br />
Osteuropa und Teilen Nordosteuropas<br />
lagen weit überdurchschnittliche Temperaturen<br />
vor. Das geht aus einer Auswertung<br />
des Copernicus Climate<br />
Change Service hervor. Weltweit gesehen<br />
war der Februar 2023 der fünftwärmste<br />
Monat. Der größte Teil Europas<br />
habe überdurchschnittliche<br />
Lufttemperaturen verzeichnet, insbesondere<br />
Nordnorwegen und Schweden<br />
sowie die Region Svalbard (zu Norwegen<br />
gehörende Inselgruppe). Überdurchschnittliche<br />
Temperaturen gab es<br />
auch im Osten der USA, im Norden<br />
Russlands, in Pakistan und Indien.<br />
Niederlande<br />
Milchvieh und Unterglasanbau Hauptquellen für CO 2<br />
-Ausstoß<br />
Für die landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen<br />
in der niederländischen<br />
Landwirtschaft ist neben der<br />
Milchviehhaltung auch der Unterglasanbau<br />
hauptverantwortlich. Darauf<br />
hat die Nationale Statistikbehörde<br />
CBS kürzlich hingewiesen. Lobend<br />
stellte sie fest, dass die heimische<br />
Landwirtschaft ihre Gesamtemissionen<br />
in den Jahren 1995 bis 2021 reduziert<br />
habe, obwohl die Produktion um<br />
ein Fünftel gewachsen sei. Allerdings<br />
habe die Verringerung der Treibhausgas-<br />
und Stickstoffemissionen zuletzt<br />
stagniert, so die Behörde. Die Branche<br />
sei immer noch ein großer Emittent<br />
von Emissionen, insbesondere von<br />
Ammoniak. So seien im Jahr 2020<br />
mehr als 80 % aller Ammoniakemissionen<br />
der niederländischen Unternehmen<br />
und Haushalte auf die Landwirtschaft<br />
entfallen. An den gesamten<br />
Treibhausgasen hätten die Betriebe in<br />
den Jahren 1995 und 2020 jeweils einen<br />
Anteil von 12 % gehabt. Allein die<br />
Milchviehhaltung hat den Statistikern<br />
zufolge 2020 etwa 36 % zu den landwirtschaftlichen<br />
Treibhausgasen in<br />
den Niederlanden beigetragen. Kaum<br />
besser sieht es beim Unterglasgartenbau<br />
mit einem Anteil von 34 % aus.<br />
Mit weitem Abstand auf Platz drei und<br />
vier in der Rangfolge der Statistiker<br />
folgen die Rindermast und die Schweinehaltung<br />
mit Emissionsanteilen von<br />
9 % und 8 %.<br />
7-2023 15
Leserforum<br />
Leser & Meinungen<br />
Zu: Stimmt der Preis für Ihr Produkt?<br />
Februar 2023 l <strong>Ausgabe</strong> 4<br />
Gebühren sind<br />
nicht ganz so hoch<br />
Danke für die interessante Direktvermarkter-Serie<br />
mit vielen hilfreichen<br />
Tipps. Allerdings hat sich ein Fehler eingeschlichen.<br />
Die Gebühr, die bei der<br />
EC-Kartenanzahlung anfällt, liegt nicht<br />
zwischen 3–5 %, sondern zwischen 0,23<br />
und 0,3 %. Bei der Zahlung mit Master-<br />
Card, Visa und American Express sind<br />
die Gebühren etwas höher. Sie liegen bei<br />
zirka 1,19–2 % des Umsatzes. Aber: Es<br />
gibt versteckte Kosten bei der Zahlung<br />
mit Karte. Zuerst muss man ein EC-<br />
Kartenterminal kaufen (z.B. ab 199 €)<br />
oder monatlich mieten (ab 5,99 €). Außerdem<br />
fallen bei jeder Transaktion per<br />
EC- oder Kreditkarte für den Direktvermarkter<br />
Gebühren von etwa 7–9 ct<br />
an. Hinzu kommen dann noch sogenannte<br />
Clearingkosten. Alle eingegangenen<br />
Kartenzahlungen werden am<br />
Ende des Tages gesammelt auf das Konto<br />
des Direktvermarkters eingezahlt.<br />
Für diesen Vorgang ist meist eine Pauschale<br />
fällig. Dieser „Service“ kostet<br />
derzeit zirka 5 Euro.<br />
Sonja Heidel-Karrer,<br />
Ravensburg, Baden-Württemberg<br />
Bauernstand betreibt<br />
Selbstmord mit Anlauf<br />
Aus aktuellem Anlass zu den medialen<br />
Berichten über die Zustände bei der<br />
Geflügelschlachtung in einem steirischen<br />
Schlachthof: Wenn diese Meldungen<br />
– die Tierhaltung betreffend –<br />
weiter so die Medien dominieren, ist<br />
das so, als wenn man Selbstmord mit<br />
Anlauf macht. Die Branche versagt<br />
gnadenlos! Man hat den Eindruck, dass<br />
zu viele handelnden Akteure entweder<br />
nicht wissen, was sie tun oder sie meinen,<br />
man könne dies alles aussitzen!<br />
Aus meiner Sicht kann man heute gar<br />
nichts mehr aussitzen, weil es heute ein<br />
Mediensystem gibt, das nicht mehr<br />
steuerbar ist.<br />
Diese Berichte über die Tierhaltung<br />
werden insbesondere den Schweinewie<br />
auch den Geflügelbauern das ökonomische<br />
Genick brechen, wenn man<br />
sich nicht zu einem dramatischen Paradigmenwechsel<br />
bei vielen Fragen zur<br />
Tierhaltung wie zur Landbewirtschaftung<br />
durchringt. Es ist nur eine Frage<br />
der Zeit, bis es auch bei den Rinderbauern<br />
so richtig einschlägt. Ein Video am<br />
Wochenende über Rinderlaufställe war<br />
ein erster Vorbote. Und: Als Bauernbub<br />
ist mir das Schlachten nicht fremd.<br />
Wenn ich aber derart grausliche Tierhaltungsfotos<br />
wie Fotos aus Schlachtbetrieben<br />
sehe, vergeht auch mir der<br />
Appetit auf Fleisch.<br />
Pervers ist zudem auch, dass man in Österreich<br />
fast täglich als Tierhalter medial<br />
an die Wand genagelt wird und die Vertreter<br />
schauen schweigend zu. Wenn<br />
man nicht selbstreinigend so harte Strafen<br />
aufstellt, die ein taugliches Mindestmaß<br />
bei der Tierhaltung bis hin zur<br />
Schlachtung einfordern, sind unsere<br />
landwirtschaftlichen Produktionsbetriebe<br />
kaputt – auch wenn sie kein schuldhaftes<br />
Verhalten an den Tag legen.<br />
Wenn die Politik wie die Standesvertretung<br />
nicht endlich den Mut und den<br />
Willen aufbringen, bei den Importen rigorose<br />
Kontrollen einzuführen und eine<br />
komplette Gleichstellung bei der Produktion<br />
von importierten Waren zu erzwingen,<br />
dann gute Nacht heimische<br />
Bauern. So werden das unsere Tierhalter<br />
ökonomisch nicht aushalten. Die verlogene<br />
Diskussion in unseren Regionen<br />
über Tierhaltung und Tierleid verschärft<br />
diesen Prozess massiv.<br />
Während ich diese Zeilen schreibe, wird<br />
im ORF unter der Sendereihe „Thema“<br />
über den steirischen Hühnerschlachthof<br />
berichtet und wie zum Hohn auch eine<br />
Geschichte über die Insekten als alternative<br />
Lebensmittel gesendet. Es ist für<br />
jeden Bauern, der ernsthaft bemüht ist,<br />
seine Tiere bestmöglich zu betreuen,<br />
eine schallende Ohrfeige – wenn sie einerseits<br />
mit diesen Bildern über Tierhaltung<br />
und Schlachtung und andererseits<br />
über das Thema „Insekten“ als alternative<br />
Eiweißversorgung bzw. Nahrungsmittel<br />
konfrontiert werden.<br />
Es sollten daher dringendst alle entscheidenden<br />
Köpfe einmal ohne Scheuklappen<br />
und ohne Ausreden oder „Alibi-<br />
Erklärungen“ diese Debatte – zuerst intern<br />
– führen und dann solche Vorgaben<br />
auf den Tisch legen (selbst wenn sie<br />
dem einen oder anderen nicht passen<br />
oder weh tun), die diesem Wahnsinn ein<br />
Ende setzen. Man kann eigentlich nur<br />
den Kopf schütteln, wie man neben den<br />
Schuhen steht – auch aus dem Bauern-<br />
16 7-2023
Leserforum<br />
stand heraus. Als ich noch intensiver in<br />
diversen Bereichen eingebunden war,<br />
habe ich dutzendfach auf diese „Baustellen“<br />
hingewiesen. Die Ohren der<br />
Entscheider standen und stehen vielfach<br />
nach wie vor auf Durchzug. Es hat sich<br />
nichts geändert! Nur der Bauernstand<br />
hat sich seit 1995 halbiert. Wenn das<br />
nicht für eine radikale Kurskorrektur<br />
der Agrarpolitik und der Herangehensweise<br />
z.B. zu Bewirtschaftungsformen<br />
ausreicht, ist dem Bauernstand und seiner<br />
Vertretung nicht mehr zu helfen.<br />
Josef Kaltenegger, Graz, Steiermark<br />
Go Kart-Bahn statt<br />
Milchviehbetrieb?<br />
„Mama, sollen in den neuen Stall wirklich<br />
unsere Kühe rein? Warum keine<br />
Go Kart-Bahn? Warum keine Ritterburg?“,<br />
fragen mich meine Jungs. Ich<br />
denke an das Werbeblatt einer großen<br />
Lebensmittelkette, das ich neulich in<br />
den Händen hielt. Darauf stand: „Stopp<br />
der Inflation! Wir senken die Butterpreise!“<br />
In der Folge wurde natürlich<br />
unser Milchpreis gesenkt. Da geht es<br />
schnell um einen guten Teil der Einnahmen,<br />
die wir brauchen, um unsere<br />
Kosten auf den Höfen zu decken. Die<br />
gesenkten Butterpreise hingegen sind,<br />
auf den Jahresverbrauch einer Familie<br />
gerechnet, nur ein paar einzelne Euro<br />
pro Kopf! Das rettet wohl niemanden<br />
vor der Inflation – oder? Blättert man<br />
in dem Flyer weiter, sind Fotos von<br />
Avocado, Trauben und Bananen aus aller<br />
Welt zu sehen, angeboten zum „Vitamineuro“.<br />
Was sollen wir sonst Gesundes<br />
essen im März? Auf der nächsten<br />
Seite werden Traumreiseziele für<br />
die ganze Familie angepreist – zu<br />
Schnäppchenbeträgen versteht sich.<br />
Mit Flugzeug und Traumschiff – kann<br />
sich eh jeder leisten… Apropos Klimawandel<br />
und Co2-Fußabdruck, es sind ja<br />
vor allem unsere Kühe, die wegen ihrer<br />
Rülpser klimaschädlich sind, oder?<br />
Vielleicht haben meine Jungs recht. Wir<br />
erzeugen keine hochwertige Tierwohlmilch<br />
mehr bei uns am Holzbauerhof,<br />
sondern wir steigen ab sofort ins Freizeitgeschäft<br />
ein: mit Go Kart-Bahn und<br />
Ritterburg. Da sind nämlich völlig<br />
überhöhte Eintrittspreise egal. Von wo<br />
Schnitzel und Burger herkommen, die<br />
wir dann im Hofrestaurant auftischen,<br />
interessiert niemanden. Hauptsache<br />
Spaß.<br />
„Nein, Jungs, das machen wir natürlich<br />
nicht. In unseren neuen Stall kommen<br />
wie geplant unsere Kühe.“ Ich gebe die<br />
Hoffnung nicht auf, dass bei den Menschen<br />
in Zukunft der bekannte Hausverstand<br />
siegt: Beim nächsten Einkauf,<br />
beim nächsten Wirtshausbesuch oder<br />
einfach nur beim Stammtisch-Treffen,<br />
wenn über die „überhöhten“ Butterpreise<br />
diskutiert wird.<br />
Karin Baumann-Wetzlmaier,<br />
Tarsdorf, Oberösterreich<br />
Kommentar<br />
Von Magdalena Moser<br />
<strong>LANDWIRT</strong> Redakteurin<br />
Zusammenhalten<br />
statt schlechtreden<br />
Schon in der Landwirtschaftsschule gehen<br />
die Diskussionen unter dem Bauernnachwuchs<br />
los: Bio gegen konventionell,<br />
Heufütterung gegen Silage. Laufstall versus<br />
Anbindehaltung. Was ist nun besser<br />
oder schlechter? Meine Antwort: Nichts.<br />
Wir Milchbauern produzieren doch alle<br />
schlichtweg dasselbe: Milch. Und der<br />
Weg zum Endprodukt ist auf jedem Betrieb<br />
unterschiedlich. Der eine Weg ist<br />
nicht besser oder schlechter als der vom<br />
Nachbarn etc. Er passt eben für den eigenen<br />
Betrieb. So hat beispielsweise Familie<br />
Misslinger aus Hopfgarten in Tirol ihre eigene<br />
Strategie: Heumilchproduktion mit<br />
automatischer Fütterung. Außerdem vermarkten<br />
sie Zuchtvieh. Mehr über diesen<br />
Betrieb erfahren Sie ab Seite 30.<br />
Für mehr Akzeptanz hilft Zusammenhalt<br />
weitaus mehr als Wahlkampfmentalität.<br />
Die Gesellschaft muss erkennen, was jeder<br />
Milchbauer unabhängig von seiner<br />
Wirtschaftsweise leistet. Nur so wird uns<br />
in der Gesellschaft mehr Respekt für<br />
unsere Arbeit entgegengebracht – ansonsten<br />
wird unsere heimische Landwirtschaft<br />
unsichtbar.<br />
Seien Sie dabei!<br />
Diskutieren Sie in unserem <strong>LANDWIRT</strong><br />
Online-Forum mit. Jetzt kostenlos<br />
registrieren.<br />
Scannen Sie dazu<br />
den QR-Code oder<br />
gehen Sie auf<br />
landwirt-media.<br />
com/forum<br />
Die drei Jungs Tobias, Jakob und Xaver wünschen sich lieber eine Go Kart-Bahn im Stall.<br />
7-2023 17
Mein Betrieb<br />
Fotohinweis: best4you/shutterstock.com , Volha Hlinskaya/shutterstock.com, Zoran Zeremski/shutterstock.com; Ramcreative/shutterstock.com, Oliver Tacke/Creative Commons<br />
18 7-2023
Mein Betrieb<br />
Ich hab‘ doch<br />
keine Zeit!<br />
Die Arbeit auf einem Hof geht nie aus. Dabei<br />
bleiben oft die Familie, das Wohlbefinden oder gar<br />
die Gesundheit auf der Strecke. Wir zeigen, wie<br />
Sie sich im Alltag Ihre Freiräume schaffen können.<br />
Von Katharina AUERSWALD und Marzell BUFFLER<br />
Selbst und ständig. Dieser Spruch trifft nicht nur auf<br />
Unternehmer zu. Auch in der Landwirtschaft verschwimmen<br />
die Grenzen zwischen Arbeits- und<br />
Privatleben. Meist sind es dann Partner, Familie oder<br />
Freunde, die sich als erstes vernachlässigt fühlen: „Du<br />
hast nie Zeit für mich“, heißt es dann. Oftmals meldet<br />
sich aber auch in einem selber das Gefühl: „Gibt es vielleicht<br />
mehr im Leben, als nur die Arbeit am Hof?“ Doch<br />
dann holt einen meist schnell der Alltag und die endlose<br />
Liste mit Aufgaben ein, die zu erledigen sind. Aber es<br />
gibt Möglichkeiten, wie sich jeder – trotz vieler Arbeit –<br />
seine Freiräume schaffen kann.<br />
Frag‘ doch mal die gute Fee<br />
Als erstes müssem Sie sich bewusst machen, wozu Sie die<br />
freie Zeit überhaupt nutzen wollen. Sonst füllt sich jede<br />
mühevoll freigeschaffene Minute automatisch wieder<br />
mit Arbeit. Das glauben Sie nicht?<br />
Nehmen wir einmal an, eine gute Fee kommt vorbei und<br />
fragt Sie: „Ich erledige mit einem Schnips alle Arbeit, die<br />
du dir heute vorgenommen hast. Was machst du?“ Die<br />
meisten werden sagen: „Prima, dann kann ich ja noch<br />
die Dinge erledigen, zu denen ich sonst nicht komme.“<br />
Hand aufs Herz, würden Sie anders antworten?<br />
Fragt die gute Fee dagegen: „Ich schenke dir eine Stunde<br />
freie Zeit am Tag. Was fängst du damit an?“ Dann sieht<br />
die Antwort wahrscheinlich ganz anders aus. Hier überlegt<br />
man sich stattdessen, wie man die Zeit gern nutzen<br />
würde – ein Buch lesen, Zeit mit der Familie verbringen,<br />
oder den Oldtimer restaurieren. Sie werden mit Sicherheit<br />
an etwas denken, was Ihre Augen leuchten lässt.<br />
7-2023 19
Mein Betrieb<br />
zu erledigen<br />
Arbeitstag<br />
Effektivität<br />
Effizienz<br />
Oft hat man viele Zeit-Päckchen (links oben) mit Aufgaben. Der Arbeitstag hat aber nur<br />
begrenzt Platz, man bringt nicht alles unter. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Man steigert die<br />
Effektivität, indem man weniger wichtige Aufgaben bleiben lässt. Oder man erledigt Aufgaben,<br />
zum Beispiel durch den Einsatz von Technik, effizienter. Dann werden die Zeit-Päckchen kleiner.<br />
(B-Aufgabe), tragen Sie sich einen festen<br />
Termin im Kalender ein. Ein Tipp:<br />
Nicht zu lange schieben, sonst werden<br />
sie plötzlich zu A-Aufgaben, und das<br />
erzeugt Stress. Zu guter Letzt gibt es<br />
noch die C-Aufgaben. Diese sind dringlich,<br />
aber unwichtig. Meist sind das Arbeiten,<br />
die einem von außen aufgedrückt<br />
werden. Zum Beispiel, wenn der<br />
Nachbar fragt, ob man ihm das Güllelager<br />
auspumpen kann, weil es sonst<br />
überläuft. Das Problem hat er selber<br />
verursacht, weil er zu lange gewartet<br />
hat. Das ist nun dringlich, aber für Sie<br />
eigentlich unwichtig. Da können Sie sagen:<br />
„Ich habe keine Zeit“ (ignorieren),<br />
oder „Ich frage meinen Sohn, ob er es<br />
machen kann“ (delegieren).<br />
Optimieren<br />
Neben dem Selektieren ist es auch<br />
wichtig, seine Arbeit möglichst effizient<br />
zu erledigen. So sparen Sie sich<br />
Zeit. Dazu gibt es folgende Werkzeuge:<br />
Kurz und knackig<br />
Sie wissen also nun, wozu Sie die freie<br />
Zeit nutzen wollen? Dann können Sie<br />
auch abschätzen, wie lange Sie dafür<br />
brauchen. Dabei gilt die Regel: Es<br />
kommt nicht auf die Dauer an. Viel<br />
wichtiger ist, dass Sie mit Leib und Seele<br />
bei der Sache sind. Eine halbe Stunde<br />
intensiv mit den Kindern herumzutoben,<br />
ist mehr wert, als ihnen eine Stunde<br />
beim Malen zuzuschauen und dabei<br />
auf dem Handy die aktuellen Milchpreise<br />
zu recherchieren. Es hilft, wenn<br />
Sie sich in den Kalender einen fixen<br />
Zeitraum eintragen: „Mittwochabend,<br />
Stammtisch mit meiner Frau“, „Freitag<br />
nach dem Mittagessen, zwei Stunden<br />
Drechseln in der Werkstatt“, „Sonntagvormittag,<br />
mit dem Auto oder Fahrrad<br />
die Gegend auskundschaften.“<br />
Der Tag hat 24 Stunden<br />
Damit haben Sie den Rahmen für Ihr<br />
Zeitmanagement gesteckt. Sie wissen<br />
genau, wie vieleStunden Sie pro Woche<br />
freiräumen müssen. Hier beginnt das<br />
Problem, das jeder von uns kennt: Man<br />
hat eine lange Liste an Aufgaben und<br />
Arbeiten, die man erledigen will. Die<br />
passen zeitlich aber nicht in einen Arbeitstag.<br />
Wie soll man da noch freie<br />
Zeit abzwacken? Hier haben Sie zwei<br />
Möglichkeiten:<br />
Selektieren<br />
Sie sortieren aus, welche Aufgaben<br />
nicht wichtig sind. Dabei hilft das sogenannte<br />
Eisenhower-Prinzip. Fragen Sie<br />
sich bei jeder Arbeit: Wie wichtig ist<br />
sie? Und: Wie dringlich ist sie? Die<br />
Kombination aus beiden Antworten<br />
sagt Ihnen, was weiter passiert (Grafik<br />
rechts oben). Wichtig und dringlich (A-<br />
Aufgabe), wäre beispielsweise die Kuh,<br />
die kalbt. Unwichtig und nicht dringlich<br />
(D-Aufgabe) dagegen, dass man im<br />
Stall monatlich die Fenster putzt – nur<br />
damit der Nachbar nichts zu lästern<br />
hat. Schwieriger sind die Aufgaben in<br />
den beiden anderen Feldern. Für wichtige<br />
Dinge, die aber noch Zeit haben<br />
• Moderne Techniken nutzen<br />
Überprüfen Sie, ob Sie eine Arbeit<br />
nicht effizienter erledigen können, indem<br />
Sie Technik benutzen. Warum jedes<br />
mal etwas von Hand berechnen,<br />
wenn man eine Excel-Tabelle erstellen<br />
20 7-2023
Mein Betrieb<br />
kann? Warum einen Katalog wälzen,<br />
wenn es Online-Shops mit Suchfunktion<br />
gibt? Hier sind es meist alte Muster,<br />
die einen behindern. Nur weil es die<br />
Großeltern so gemacht haben, muss<br />
man es ja nicht unbedingt selber auch<br />
so machen.<br />
• „Sägeblätter“ vermeiden<br />
Sie sitzen im Büro und wollen Futter<br />
bestellen. Zuerst kommt die Frau herein<br />
und will etwas zur Buchhaltung<br />
wissen. Dann klingelt auch noch das<br />
Telefon und zuletzt ruft Sie das Kind,<br />
weil der Reifen an seinem Fahrrad platt<br />
ist. Bei jeder Störung fällt Ihre Konzentration<br />
auf den Nullpunkt und Sie müssen<br />
sie erst wieder aufbauen. Zeichnet<br />
man die Konzentrationskurve auf, sieht<br />
sie aus wie ein Sägeblatt. Das kostet Zeit<br />
und Energie. Hier können Sie leicht Abhilfe<br />
schaffen: Legen Sie Zeiten fest, in<br />
denen niemand Sie stören darf. Sie können<br />
eine Arbeit schnell und konzentriert<br />
erledigen. Das spart nicht nur Zeit,<br />
sondern Sie haben danach den Kopf für<br />
die anderen Dinge frei. Das freut auch<br />
Ihr Gegenüber.<br />
• Das Pareto-Zeitprinzip<br />
Das Pareto-Prinzip steht für Effektivität<br />
und besagt: In 20 % der Zeit kann<br />
MUSS ich das tun?<br />
Muss ICH das tun?<br />
Muss ich das SO tun?<br />
Drei Fragen<br />
Stellen Sie sich bei einer anstehenden<br />
Arbeit obige Frage und ändern Sie dabei<br />
immer die Betonung: Ist die Arbeit<br />
überhaupt wichtig? Kann die Arbeit<br />
jemand anderes für mich erledigen? Gibt<br />
es eine andere Methode, wie die Arbeit<br />
leichter und schneller von der Hand geht?<br />
Arbeit sortieren leicht gemacht: Wie wichtig und wie dringlich ist die Aufgabe? Entsprechend<br />
landet sie in einem der vier Felder. A-Aufgaben erledigt man sofort. Wichtige Dinge, die Zeit<br />
haben (B), legt man auf Termin, erledigt sie aber rechtzeitig. Sonst werden sie zu A-Aufgaben.<br />
Bei unwichtigen, aber dringlichen Sachen (C) sollte man überlegen: Ist es wirklich so schlimm,<br />
wenn man sie nicht erledigt? D-Aufgaben wandern direkt in den Papierkorb.<br />
man eine Aufgabe zu 80 % zufriedenstellend<br />
erledigen. Die restlichen 80 %<br />
der Zeit wendet man für den Feinschliff<br />
auf. Daraus ergibt sich die Frage: Muss<br />
ich eine Arbeit immer perfekt erledigen<br />
oder reicht vielleicht auch schon ein<br />
„gut“? Muss ich etwa beim Silieren<br />
wirklich alle Flächen nachrechen, nur<br />
damit auch der letzte Grashalm weg ist?<br />
Oder: Sieht es wirklich jemand, ob ich<br />
die Wand auch hinter dem Heizkörper<br />
streiche? Die Antwort ist klar: Nein.<br />
• Arbeiten verknüpfen<br />
Sehr viel Zeit können Sie einsparen,<br />
wenn Sie Arbeiten verknüpfen. Ein Beispiel:<br />
Sie holen im Lagerhaus Futtersäcke<br />
und fahren mit dem Anhänger.<br />
Dann bringen Sie bei der Hinfahrt den<br />
Sperrmüll, der seit Wochen herumsteht,<br />
auf den Wertstoffhof. Wenn Sie im Lagerhaus<br />
sind, können Sie gleich noch<br />
den Kraftstoff für die Motorsäge kaufen.<br />
Der Kanister zuhause ist vielleicht noch<br />
nicht ganz leer. Aber für einen ganzen<br />
Arbeitstag im Wald reicht er auch nicht<br />
mehr. Oder: Sie überweisen alle Rechnungen<br />
auf einmal, wenn Sie gerade<br />
Online-Banking machen – egal, ob die<br />
auch erst später fällig sind. n<br />
B<br />
D<br />
A<br />
C<br />
Zur Autorin<br />
Katharina Auerswald weiß, wie man<br />
aufräumt – nicht nur in Haus und Hof,<br />
sondern auch im Kopf.<br />
Seit 20 Jahren hilft sie Menschen dabei,<br />
Ordnung und Klarheit zu schaffen. Ihr<br />
Credo: „Ich möchte den Menschen<br />
keine Ratschläge erteilen, sondern<br />
gemeinsam mit ihnen passende<br />
Lösungen erarbeiten.“<br />
Davon konnten sich auch schon unsere<br />
Leserinnen bei den letzen <strong>LANDWIRT</strong><br />
Bäuerinnnenfachtagen überzeugen.<br />
Zuletzt online mit dem Thema: „Von der<br />
Sorge zur Selbstfürsorge – Umgang mit<br />
Ängsten in Krisensituationen.“<br />
Das Video dazu finden Sie unter:<br />
landwirt-media.com/baeuerinnenfachtag/<br />
7-2023 21
Mein Betrieb<br />
Modern und futuristisch: die PV-Pappel beim<br />
Wellnesshotel „Mountain Resort Feuerberg“ auf<br />
1.769 m Seehöhe. Mit ihren 36 in alle Himmelsrichtungen<br />
ausgerichteten Modulen verwertet sie<br />
die Sonnenenergie gleich zweimal.<br />
Fotohinweis: Fertschey (2), Privat<br />
Mehr Solarstrom<br />
vom Berg<br />
Eine neuartige Photovoltaikanlage erzeugt in Höhenlagen zehn Mal mehr Strom<br />
als Flachanlagen im Tal. Der <strong>LANDWIRT</strong> war bei der Präsentation vor Ort.<br />
Von Elke Fertschey<br />
Sie ragt steil in die Höhe mit einer<br />
Neigung von 70 Grad, hat eine<br />
einzigartige, futuristische Form,<br />
die zwar nicht an eine Pappel erinnert,<br />
aber doch nach ihr benannt ist, und<br />
verfügt über einen geschlossenen Baukörper,<br />
um auch starken Windböen<br />
standzuhalten. Diese futuristisch anmutende<br />
Photovoltaikanlage(PV-Anlage)<br />
ist eine patentierte Weltneuheit und<br />
wurde als „PV-Pappel“ erstmals auf der<br />
Gerlitzen Alpe in Kärnten präsentiert.<br />
Der revolutionäre PV-Turm steht neben<br />
der Schipiste am Gelände des Wellnesshotels<br />
„Mountain Resort Feuerberg“ auf<br />
1.769 m Seehöhe. Die Anlage ist 11,3 m<br />
hoch und fußt auf einem Gerüst aus vier<br />
Lärchen-Rundstämmen, die 2,5 m in die<br />
Tiefe reichen. Der Flächenverbrauch beträgt<br />
nur einen Quadratmeter. Die Spitzenleistung<br />
betrug im Januar des heurigen<br />
Jahres 13 Kilowatt (kW), der<br />
Spitzentagesertrag an einem sonnigen<br />
Januartag 70,4 Kilowattstunden (kWh).<br />
Bester Ertrag am Berg<br />
Die PV-Pappel in der Höhenlage sei die<br />
beste Alternative zu herkömmlichen<br />
PV-Anlagen im Tal, die im Winter sehr<br />
wenig Strom lieferten, sind ihre Projektentwickler<br />
von der Seba Mureck<br />
GmbH überzeugt, die zu den steirischen<br />
Bioenergiebetrieben Mureck gehört.<br />
„Wir brauchen im Winter mehr<br />
Strom, daher müssen wir die PV-Paneele<br />
dort aufstellen, wo die meiste<br />
22 7-2023
Mein Betrieb<br />
Sonne scheint, also auf der Höhe. Die<br />
Module müssen so montiert werden,<br />
dass die Sonnenstrahlen im Winter<br />
senkrecht darauf fallen“, erklärt PV-<br />
Pappel-Erfinder und Physiker Hermann<br />
Kopetz.<br />
Durch die Form der Anlage werde die<br />
Energie der Sonne zweimal verwertet:<br />
erstens durch die Einstrahlung und<br />
zweitens durch die Rückstrahlung. „So<br />
kann man im Januar und Februar zehn<br />
Mal mehr Strom erzeugen als auf gleicher<br />
Fläche in der Ebene“, ergänzt der<br />
steirische Bioenergie-Pionier Heinz Kopetz,<br />
der als Koordinator fungiert.<br />
Falle Schnee auf ein flach montiertes Paneel,<br />
sei der Wirkungsgrad gleich Null.<br />
Bei der PV-Pappel mit 70 Grad Neigung<br />
rutsche der Schnee ab. Eine Besonderheit<br />
der PV-Pappel sei auch, dass alle<br />
vier Seiten mit Paneelen bestückt sind<br />
und der Flächenverbrauch extrem gering<br />
ist – eben nur ein Quadratmeter je<br />
Pappel. Die Kosten von 40.000 Euro für<br />
eine PV-Pappel wie auf der Gerlitzen<br />
Alpe würden sich je nach Strompreis in<br />
vier bis acht Jahren amortisieren.<br />
Genügend Berge und Almen sind in<br />
Österreich, Deutschland, Südtirol und<br />
der Schweiz bekanntlich vorhanden.<br />
PV-Pappeln in Höhenlage aufzustellen,<br />
sei an vielen Orten daher möglich. Das<br />
könne dazu beitragen, im Winter Strom<br />
aus Erdgas zu ersetzen und damit die<br />
CO₂-Emissionen zu senken und die<br />
Energieabhängigkeit vom Ausland zu<br />
verringern. Während Freianlagen im<br />
Tal 12 bis 14 % der Jahresproduktion im<br />
Winter erzeugten, lägen die PV-Pappeln<br />
mit 30 bis 33 % weit vorne. Ein Jahr<br />
Planung sei dem Patent vorausgegangen,<br />
nun soll die Serienproduktion starten,<br />
kündigt Karl Totter, Gründer der<br />
Bioenergiebetriebe Mureck, an.<br />
Neben dem Standardtyp wie auf der<br />
Gerlitzen Alpe gibt es auch ein kleineres<br />
Modell mit 9 m Höhe und 8.000 bis<br />
Der Innenraum ist aus Holz und wirkt wie<br />
ein Kamin, der kalte Luft unten aufnimmt<br />
und die erwärmte Luft oben entsorgt.<br />
11.000 kWh Jahresproduktion. „Dieser<br />
Typ bietet sich für Höfe und Wohnhäuser<br />
an. Die Jahresproduktion reicht für<br />
ein Einfamilienhaus und ein E-Auto“,<br />
erklärt Totter.<br />
Dass die PV-Pappel der Energielieferant<br />
der Zukunft sei, davon ist<br />
Karl Totter überzeugt: „Mit dieser Erfindung<br />
wollen wir eine neue Ära einleiten<br />
und herauskommen aus der Finsternis<br />
der fossilen Energie.“ n<br />
Elke Fertschey ist freie Journalistin.<br />
Die PV-Pappel-Anlage<br />
Höhe: 11,3 m | Breite: 4,5 m<br />
Länge: 4 m | Module: 36<br />
Grundfläche: 18 m 2 , davon 1 m 2<br />
versiegelt.<br />
Spitzenleistung im JAN 2023: 13,0 kW<br />
Spitzentagesertrag JAN 2023: 70,4 kWh<br />
Jahresertrag (geschätzt): 17,5 MWh<br />
Gewicht: 6,8 t (davon 5,6 t Holz)<br />
Sturmfestigkeit: bis 130 km/h Sturm<br />
PV-Paneele-Typ: Kopp monokristallin<br />
STC-Leistung: 545 Wp<br />
Kosten: ca. 40.000 Euro<br />
Besonderheiten: Standort in Höhenlage,<br />
vertikale Konstruktion, Module in<br />
alle Himmelsrichtungen, 70-Grad-Neigung<br />
der Module, Doppelnutzung der<br />
Sonneneinstrahlung, geschlossener<br />
Baukörper. Produziert im Winter etwa<br />
gleich viel Energie wie im Sommer.<br />
Details dazu auf sebamureck.at<br />
Eigener Sonnenstrom am Hof<br />
„Auf 1 ha Almfläche könnte man bis zu<br />
30 PV-Pappeln aufstellen, die nur 30 m2<br />
dem Pflanzenwachstum entziehen“,<br />
erläutert Heinz Kopetz, der selbst aus der<br />
Landwirtschaft kommt. Ideal wäre ein<br />
Gebiet, in dessen Nähe es schon Windräder,<br />
Stromabnehmer oder Schilifte gibt.<br />
Im Kärntner Ort Töllerberg bei Völkermarkt<br />
wurde auf dem Hofgelände eines Acker- und<br />
Pflanzenbaubetriebes im Oktober 2022 eine<br />
PV-Pappel in der gleichen Größe wie auf der<br />
Gerlitzen Alpe installiert. Sie erzeugt mit<br />
36 Modulen auf 500 m Seehöhe – im Tal ist<br />
die Sonneneinstrahlung geringer – an einem<br />
schönen Februartag bis 55 kWh Strom. Das<br />
reicht zur Versorgung mehrerer Familien.<br />
20 kWh des Überschusses wandern in einen<br />
Akkuspeicher, der die Stromversorgung nach<br />
Sonnenuntergang sicherstellt, der Rest wird<br />
um 30 bis 34 Cent an den Kärntner Energiedienstleister<br />
Kelag verkauft.<br />
Obwohl an Nebeltagen nur wenig Strom<br />
erzeugt wird, sei die Produktion so rentabel,<br />
dass sich die Investition in etwa sieben bis<br />
neun Jahren amortisiere, meint Kopetz und<br />
stellt fest: „Für Landwirte in Österreich ist<br />
wichtig, dass der Grund für die Stromanlage<br />
eine Widmung als Land- und forstwirtschaftliche<br />
Hofstelle hat. Bei Grünland muss die<br />
Widmung Grünland-Photovoltaik lauten.“<br />
In Bayern muss ein Landwirt vor dem<br />
Errichten einer Photovoltaikanlage auf<br />
seinem Grund einen Antrag bei seiner<br />
Gemeinde stellen. Dann kann der Flächennutzungsplan<br />
geändert und ein entsprechender<br />
Bebauungsplan erlassen werden.<br />
„Allerdings besteht darauf kein Recht,<br />
sondern ist von Mehrheiten in den<br />
entsprechenden Gremien abhängig“, teilt<br />
das Bayerische Staatsministerium für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
(BELF) dem <strong>LANDWIRT</strong> auf Anfrage mit.<br />
Am Hofgelände des Gutsbetriebes<br />
„Töllerberg 1“ im Bezirk Völkermarkt<br />
versorgt eine PV-Pappel mehrere Familien<br />
und produziert dabei Überschussstrom.<br />
7-2023 23
Mein Betrieb<br />
Der Shop von KastlGreissler – hier<br />
als Holzversion.<br />
Fotohinweis: KastlGreissler, Numßen<br />
Die Dorfladenbox in der<br />
Standardausführung mit Glasfront.<br />
Selbstbedienungsläden<br />
der nächsten Generation<br />
Lohnt es sich, einen Selbstbedienungsladen selbst aufzuziehen, oder sollte man<br />
sich besser einem Franchise-Unternehmen wie KastlGreissler oder Dorfladenbox<br />
anschließen? Rechnet sich das? Wir haben verglichen und kalkuliert.<br />
Von Julia NUMSSEN, <strong>LANDWIRT</strong> Redakteurin<br />
Träumen Sie auch davon, einen<br />
Selbstbedienungsladen (SB-Laden)<br />
zu betreiben, in dem man<br />
Ihre bäuerlichen Erzeugnisse kaufen<br />
kann? Eventuell liebäugeln Sie sogar<br />
damit, sich mit anderen Direktvermarktern<br />
zusammenzuschließen. Das<br />
ist meist aufwändig und arbeitsintensiv<br />
für Sie als SB-Laden-Betreiber. Welcher<br />
Direktvermarkter hat was geliefert,<br />
wann wurde welches Produkt verkauft,<br />
wer bekommt welchen Anteil, was<br />
muss nachgelegt werden...<br />
Inzwischen gibt es Software-Programme,<br />
die Warenein- und -ausgang dokumentieren<br />
sowie automatisch zuordnen,<br />
welchem Direktvermarkter<br />
welcher Betrag zusteht. Aber welche<br />
Software passt zu Ihrem SB-Laden? Außerdem<br />
muss man klären, wo man den<br />
SB-Shop platziert. Kann man ihn in ein<br />
Hofgebäude integrieren? Oder ist es<br />
doch besser, einen Standort auswärts<br />
zu suchen und einen Container aufzustellen?<br />
Wir haben für Sie beide Varianten<br />
durchgerechnet und die Kosten<br />
zusammengestellt (siehe Tabelle 1).<br />
Eventuell sind Ihnen die Shops von<br />
KastlGreissler (Österreich) bzw. KistenKrämer<br />
(Deutschland) und Dorfladenbox<br />
bereits aufgefallen. Die beiden<br />
Franchise-Unternehmen bieten Direktvermarktern<br />
einen Rundum-Ser-<br />
24 7-2023
Direktvermarktung<br />
vice. Doch es gibt Unterschiede, auch<br />
im Preis (siehe Tabelle 2). Was neu ist:<br />
Hat man einen Raum für den SB-Laden,<br />
kann man Technik und Geräte<br />
auch ohne Container kaufen.<br />
KastlGreissler<br />
Den KastlGreissler, 2020 gegründet,<br />
gibt es 21 mal in Österreich und als KistenKrämer<br />
dreimal in Deutschland. Im<br />
Shop muss es mindestens 450 Artikel<br />
geben, maximal 550. Davon wiederum<br />
sollten jedoch mindestens 50 % von<br />
Höfen aus der Region stammen – aus<br />
einem Umkreis von maximal 40 Kilometern.<br />
Wer Franchise-Nehmer werden möchte,<br />
muss Sortimentsgruppen anbieten<br />
wie Brot, Gebäck und Teigwaren, Obst<br />
und Gemüse, Tiefkühlprodukte und<br />
Artikel des täglichen Bedarfs wie<br />
Zahnpasta. Für KastlGreissler- bzw.<br />
KistenKrämer-Betreiber gibt es eine<br />
Kooperation mit einem Großhandel.<br />
Hier kann man Zahnpasta & Co. günstiger<br />
einkaufen.<br />
Der Zutritt zu dem Shop ist für jedermann<br />
frei. Bezahlt wird entweder bar,<br />
mit Gutschein oder über das Kassenterminal<br />
mit EC-, Kreditkarte oder Mobile<br />
Payment. Alkohol wird nicht verkauft,<br />
weil man die Abgabe nicht kontrollieren<br />
kann. Für die Software gibt es regelmäßige,<br />
kostenlose Updates.<br />
Dorfladenbox<br />
Die Dorfladenbox gibt es seit 2021.<br />
Man findet sie an 22 Standorten, davon<br />
18 in Österreich und vier in Deutschland.<br />
Die Produkte kommen von Landwirten<br />
oder Betrieben aus der Region.<br />
Der Umkreis darf 50 Kilometer nicht<br />
überschreiten.<br />
In den Dorfladenboxen gibt es keine industriell<br />
hergestellten Produkte wie<br />
Softdrinks, Hygieneartikel etc. Wird<br />
Apfelsaft verkauft, muss das Obst vom<br />
Bauern aus der Umgebung kommen.<br />
Kunden zahlen bargeldlos über die<br />
Tab. 1: Kosten* für SB-Laden ohne Franchise-Unternehmen,<br />
zwei Varianten (geschätzte Durchschnittswerte)<br />
Dorfladenbox-App per Handy. Dafür<br />
muss man sich vorab mit einem Kundenkonto<br />
registrieren. Das Abrechnungssystem<br />
ist in der App integriert.<br />
Nur wer die App hat, bekommt mittels<br />
QR-Code Zugang zum Shop.<br />
Bezahlen kann man die Einkäufe per<br />
SEPA-Lastschriftzahlung über die App<br />
oder alternativ per Karte. Jeder Kunde<br />
ist mit seinem Geburtsdatum registriert.<br />
Möchte ein Jugendlicher unter<br />
16 Jahren Alkohol kaufen, ist die Warengruppe<br />
für ihn gesperrt. Für App<br />
und Software gibt es zirka alle 14 Tage<br />
Updates, die kostenlos sind. ■<br />
1. Jahr 2. Jahr<br />
Variante A: Leerer Verkaufscontainer mit Glasfront, ca. 15 qm, neu 18.000 € -<br />
Variante B: 15 qm Raum vorbereiten oder renovieren,<br />
1 qm à 200 € inkl. Elektrik, Sicherungen, Steckdosen,<br />
Lampenanschlüsse, Internetvorbereitung etc.<br />
3.000 € -<br />
Klimagerät für 15 qm 800 € -<br />
Überwachungs-/Videosystem (WLAN) außen und innen,<br />
minimum zwei Kameras<br />
250 € -<br />
zwei Kühlschränke á 400 l mit Glastür, eine Gefriertruhe 2.500 € -<br />
Regale für Brot, Obst oder Gemüse, je nach Ausstattung und Anzahl 2.500 € -<br />
EC-Kartenterminal 200 € -<br />
Kassenterminal mit Kassenlade + Scanner 1.000 € -<br />
Warenwirtschaftssystem pro Monat 100 € (inkl. Updates) 1.200 € 1.200 €<br />
laufende Kosten für Strom (Kühlgeräte, Klimaanlage, Lampen, Internet)<br />
+ Internetflat; pro Monat 120 €<br />
Variante A: Gesamtkosten 27.890 €<br />
Variante B: Gesamtkosten 12.890 €<br />
1.440 € 1.440 €<br />
2.640 €<br />
*ohne Heizung, ohne elektronisches Türöffnungs- und Schließsystem, ohne Kartenterminalgebühren, ohne Förderungen<br />
Tab. 2:<br />
Anbieter<br />
Kosten für Verkaufscontainer<br />
mit diversen Extras<br />
Einstiegskosten inkl. Schulung<br />
für Wirtschaftsund<br />
Verwaltungssoftware<br />
Leerstandsnutzung möglich<br />
(ohne Container)<br />
KastlGreissler/<br />
Kisten Krämer<br />
Österreich: kastlgreissler.com, Deutschland: kistenkraemer.com;<br />
Mini-Supermarkt mit Schwerpunkt auf regionale Produkte<br />
ab 40.000 € (Stahlcontainer ohne oder mit Holzverkleidung oder<br />
Vollholzversion), Größe 15 qm, inkl. Warenwirtschafts-, Kassen-,<br />
Sicherheits- und Schließsystem sowie Ladenbau, Klimaanlage,<br />
Kühlschränke, Tiefkühler (abhängig von der Ausstattung), Internet<br />
(WLAN Box). Lieferzeit: Standard-Modell aus Stahl: 1–2 Monate,<br />
Lieferzeit Vollholz-Modell 4–5 Monate<br />
20.000 € (unabhängig von Anzahl der Shops), Franchise-<br />
Einstiegsgebühr, Gebietsschutz, Unterstützung bei Business-Plan,<br />
Förderwesen und Start-Beratung<br />
Ja, inkl. Warenwirtschafts-, Kassen-, Sicherheits- und Schließsystem,<br />
Klimaanlage etc. Kosten abhängig von der Ausstattung und dem<br />
Zustand des Gebäudes ab 20.000 € (ohne Förderungen)<br />
Dorfladenbox<br />
dorfladenbox.com; Marktraum für Bauern aus der Region,<br />
keine industriell hergestellten Produkte<br />
40.000 € (Stahlcontainer mit gläserner Front), Größe 15 qm, inkl.<br />
Warenwirtschaftssystem, Zutrittskontrolle über QR-Zugangscode,<br />
Kartenterminal, Sicherheits- und Schließsystem sowie Ladenbau,<br />
Klimaanlage, 5 Kühlschränke, 1 Gefriertruhe, Internet (WLAN Box).<br />
Lieferzeit: 2 Monate<br />
10.000 €, zweite Box 5.000 €, dritte Box 3.000 €<br />
Ja, inkl. Warenwirtschaftssystem, Zutrittskontrolle über QR-Zugangs-<br />
Code, Kartenterminal, Sicherheits- und Schließsystem, Klimaanlage etc.<br />
Kosten zwischen 5.000 bis 10.000 €, abhängig von der Ausstattung<br />
und dem Zustand des Gebäudes<br />
Franchise-Gebühr 3 % vom monatlichen Netto-Umsatz 8 % vom monatlichen Netto-Umsatz<br />
Marketingbeitrag 1 % vom monatlichen Netto-Umsatz in der Franchise-Gebühr enthalten<br />
Kauf, Leasing, Reparaturen,<br />
Vertragslaufzeit<br />
Betreiber kauft den Container inkl. Technik, Geräte, Regale etc. Sollte<br />
eines der Geräte ausfallen, wird es ausgetauscht, bei Garantie kostenlos.<br />
Der Vertrag läuft zehn Jahre, kann beliebig verlängert werden. Wird der<br />
Vertrag frühzeitig aufgelöst, bleibt der Container im Besitz des Betreibers.<br />
Betreiber kauft den Container inkl. Technik, Geräte, Regale etc. Sollte<br />
eines der Geräte ausfallen oder kaputt sein, wird es innerhalb von<br />
24 Stunden ausgetauscht. Hat das Gerät noch Garantie, ist das<br />
kostenlos. Es gibt keine (Mindest)Vertragslaufzeit.<br />
7-2023 25
Mein Betrieb<br />
Fotohinweis: Stefano Carella/shutterstock; Guggenberger, HBLFA Raumberg-Gumpenstein<br />
KLIMAWANDEL<br />
fi ndet statt<br />
Klimawandel auf der Alm<br />
Wo sind nur die<br />
frischen Gräser hin?<br />
Auf den Almen wird es immer wärmer – so die Daten aus einer steirischen Studie.<br />
Für Landwirte bedeutet das: Sie müssen ihr Vieh früher und höher auftreiben.<br />
Von Thomas GUGGENBERGER<br />
Der Klimawandel macht auch<br />
vor den Almen nicht halt. Das<br />
zeigt eine Langzeituntersuchung<br />
der HBLFA Raumberg-Gumpenstein.<br />
Die Ergebnisse rütteln auf:<br />
das Klima auf den Almen erwärmt sich<br />
noch schneller als im Tal.<br />
In ihrer Studie haben die Wissenschaftler<br />
Weideflächen auf 16 Almen rund<br />
um das steirische Gesäuse untersucht –<br />
erstmals im Zeitraum von 1993 bis<br />
1996 und später noch einmal zwischen<br />
2016 und 2019. Die Flächen lagen dabei<br />
auf einer Seehöhe von 1.100 bis 1.700<br />
Meter Seehöhe.<br />
Im Blick: Klima und Ernte<br />
Bei der Untersuchung wurden die Böden,<br />
das Klima und die Pflanzenarten<br />
erfasst. Die Forscher haben auch Futter<br />
geerntet, um den Ertrag und die Futterqualität<br />
zu bestimmen. Damit die Ergebnisse<br />
vergleichbar waren, planten<br />
sie lange im Voraus: Vor 25 Jahren – im<br />
ersten Versuchszeitraum – ernteten die<br />
Mitarbeiter dann, als die wichtigsten<br />
Gräser gerade weidereif waren. Daraus<br />
bestimmten sie pro Fläche ein mittleres<br />
Erntedatum. An diesem Datum wurde<br />
auch zwischen 2016 und 2019 geerntet.<br />
Nun sind die Ergebnisse da: In den<br />
letzten 25 Jahren stieg die Temperatur<br />
während des Sommers auf den Versuchsalmen<br />
um 2,1° C. Der Niederschlag<br />
erhöhte sich um 44 mm. Beide<br />
Faktoren begünstigen zwar das Wachstum<br />
der Pflanzen und führen zu höheren<br />
Erträgen, aber: Dadurch blühen<br />
heute die Pflanzen der Almweiden zum<br />
festgelegten Erntezeitpunkt von damals<br />
bereits. So steigt den Anteil an<br />
starren Stängeln und die Futterqualität<br />
sinkt. Da bringt auch der zusätzliche Ertrag<br />
von 14 % nur wenig – es sei denn,<br />
auf der Alm herrscht Futtermangel.<br />
26 7-2023
Mein Betrieb<br />
Früher oder höher weiden<br />
Um aktuell eine gute Futterqualität zu<br />
erreichen, müssen Landwirte die Almweiden<br />
um etwa zwei Wochen früher<br />
nutzen. Kann die Almauffahrt aus<br />
rechtlichen Gründen nicht nach vorne<br />
verlegt werden, sollten sie mit der Weide<br />
um etwa 300 Meter höher beginnen.<br />
So können Almbauern sicherstellen,<br />
dass die Tiere von Beginn an optimales<br />
Futter erhalten und den restlichen<br />
Almsommer dem Vegetationsverlauf<br />
folgen können. Wer zu spät kommt,<br />
wird in Zukunft zweimal bestraft:<br />
Gleich zu Weidebeginn, weil den Tieren<br />
das energie- und eiweißreiche junge<br />
Futter entgeht. Zum Weideende steht<br />
dann zudem auf der gesamten Alm nur<br />
mehr ganz altes Futter zur Verfügung.<br />
Schnell reagieren<br />
Diese Empfehlungen treffen natürlich<br />
nur für die Jahre zu, in denen das Frühjahr<br />
kontinuierlich wärmer wird. Dagegen<br />
waren 2021 und 2022 der April<br />
und der Mai kälter als üblich. In diesen<br />
Jahren haben sich die Almen zuerst<br />
schlecht entwickelt. Als es dann wärmer<br />
wurde, wuchs die Vegetation<br />
enorm rasch. Deshalb gilt in solchen<br />
Fällen: Landwirte sollten nach der Kältephase<br />
das Wachstum genau beobachten.<br />
Wird es warm, müssen sie ihr Vieh<br />
so rasch als möglich auf die Alm bringen.<br />
Das Futter wächst den Tieren dann<br />
regelrecht ins Maul, statt davon.<br />
Die Flächen im Forschungsprojekt lagen<br />
im regenreichen Nordstau der Alpen.<br />
Hier spielt Wassermangel keine so<br />
große Rolle wie auf Almen südlich der<br />
Alpen oder in steilen Südlagen. Dort<br />
droht der Niederschlag vor allem in den<br />
Sommermonaten zu sinken.<br />
Der Wassermangel betrifft dabei sowohl<br />
das Pflanzenwachstum, als auch<br />
die Tränke. Damit gewinnt die frühzeitige<br />
Nutzung der Almen noch zusätzlich<br />
an Bedeutung. Denn ab Mitte August<br />
ist eine Almnutzung oft gar nicht<br />
mehr möglich. Landwirte in der Region<br />
Friaul-Julisch Venetien (Italien) kämpfen<br />
bereits heute schon mit diesen Problemen.<br />
Alle Erkenntnisse des Projektes bestätigen<br />
die Herausforderung des Klimawandels.<br />
Aus almwirtschaftlicher Sicht<br />
können Bauern der Erwärmung durch<br />
praktische Maßnahmen aber noch länger<br />
gut entgegenwirken. Hinzu kommt:<br />
An den zukünftig häufiger vorkommenden<br />
Hitzetagen in unseren Tälern<br />
werden die Almen wertvolle Rückzugsorte<br />
für Mensch und Vieh. n<br />
Thomas Guggenberger forscht an der<br />
HBLFA Raumberg-Gumpenstein.<br />
So schön grün sehen Almen künftig immer<br />
öfters nur im Frühsommer aus. Der<br />
Klimawandel verschiebt die Almsommer<br />
nach vorne.<br />
Podcast „Agrar Science<br />
– Wissen kompakt“<br />
Erfahren Sie mehr zum Thema „Klimawandel<br />
– Was kann ich am Hof tun“<br />
im Podcast-Gespräch mit Thomas<br />
Guggenberger, HBLFA Raumberg-<br />
Gumpenstein.<br />
Scannen Sie dazu<br />
den QR-Code oder<br />
gehen Sie auf www.<br />
raumberg-gumpenstein.at/podcast<br />
Die Zeichen stehen auf warm, wärmer, am wärmsten<br />
Wie geht es mit dem Klimawandel auf<br />
Almen weiter?<br />
Das zeigt das Modell des Climate Change<br />
Center Austria. Dieses simuliert, wie sich<br />
das Klima verändert – abhängig davon<br />
inwieweit Klimaschutz betrieben wird. Die<br />
Wissenschaftler der HBLFA Raumberg-<br />
Gumpenstein haben nun ihre Daten aus<br />
dem Langzeitversuch auf den Almen mit<br />
dem Rechenmodell kombiniert.<br />
Je nachdem, wieviel Klimagase der Mensch<br />
weiterhin produziert, müssen Almbauern<br />
bis zum Ende des Jahrhunderts mit einem<br />
starken (+ 4,5° C) oder sogar sehr starken<br />
(+ 6,1° C) Anstieg der Temperatur rechnen.<br />
Das heißt: Der Auftrieb verfrüht sich um<br />
mindestens einen Monat. Im extremsten<br />
Fall sind es bis zu 46 Tage.<br />
Jahr<br />
Veränderung %<br />
Tage<br />
1993<br />
1996<br />
Klima Mai, Juni, Juli<br />
Temperatur<br />
Niederschlag<br />
Verlegung Almauftrieb 1.Aufwuchs<br />
Langzeitprognose der Entwicklung<br />
2016<br />
2019<br />
+13,8 % (2,1 °C)<br />
± je nach<br />
Lage<br />
Tage -14<br />
…<br />
Weiter wie bisher<br />
Klimaschutz<br />
…<br />
Weiter wie bisher<br />
Klimaschutz<br />
…<br />
2<strong>07</strong>1<br />
2100<br />
+45 % (6,1 °C)<br />
+33 % (4,5 °C)<br />
-46<br />
-34<br />
7-2023 27
Markt<br />
Kurz notiert<br />
Milchprodukte<br />
Der Abwärtstrend der letzten Wochen<br />
setzte sich am Kieler Rohstoffwert beim<br />
Milchmarkt fort. Der Rohstoffwert sank<br />
innerhalb von einem Monat um 5 Cent.<br />
Für Milch ab Hof lag dieser Ende Februar<br />
somit bei 39 Cent. Die Erlöse für Butter<br />
sanken um 1 Euro/Kilo auf 5,<strong>07</strong> Euro.<br />
Auch Magermilchpulver zeigte weiterhin<br />
einen Abwärtstrend. Der Rohstoffwert lag<br />
Ende Februar bei 2,43 Euro/Kilo.<br />
Schlachtrinder<br />
Das Angebot an Jungstieren ist in den<br />
letzten Wochen gestiegen. Durch die<br />
weiterhin geringe Nachfrage konnte bei<br />
den Preisen keine Einigung erzielt werden.<br />
Die Preise für Kalbinnen sind leicht<br />
gesunken und lagen Mitte März bei<br />
4,06 Euro/Kilo. Die Preise für Schlachtkühe<br />
haben seit der letzten Erhebung leicht<br />
zugelegt und liegen bei 3,36 Euro/Kilo.<br />
Schlachtkälber mussten einen Preisrückgang<br />
hinnehmen und lagen bei<br />
6,25 Euro/Kilo.<br />
Holzmarkt<br />
Bauunternehmen rechnen mit weniger<br />
Nachfrage<br />
Die Wirtschaftsentwicklung in Österreich<br />
ist derzeit verhalten. Hauptgrund<br />
dafür ist die schwache Baukonjunktur.<br />
Die Erwartungen der Bauunternehmen<br />
für die kommenden Monate haben sich<br />
weiter verschlechtert. Die Standorte der<br />
österreichischen Sägeindustrie sind<br />
meist gut mit Fichtensägerundholz bevorratet.<br />
Die Nachfrage ist bei steigenden<br />
Schnittholzlagern weiterhin gut.<br />
Die Preise haben sich gefestigt und liegen<br />
für das Leitsortiment Fichte A/C<br />
2b+ zwischen 109 und 125 Euro je<br />
FMO (Stand März). Mengen aus kleineren<br />
Windwürfen bzw. aus Eisanhangund<br />
Nassschneeereignissen werden<br />
vom Markt problemlos aufgenommen.<br />
Die Bringung ist witterungsbedingt regional<br />
eingeschränkt. Die Abnehmer<br />
von Industrierundholz sind meist noch<br />
voll aufnahmefähig. Der Abtransport<br />
und die Übernahme erfolgen in der Regel<br />
zeitnah und kontinuierlich. Die<br />
Preise stagnieren, die Preise für Sägenebenprodukte<br />
haben bereits deutlich<br />
nachgegeben. Es empfiehlt sich daher<br />
umso mehr, geplante Nutzungen im<br />
Vorhinein vertraglich abzusichern.<br />
Rotbuchenfaserholz wird bei stabilen<br />
Preisen stark nachgefragt. Esche lässt<br />
sich unverändert zum Vormonat problemlos<br />
vermarkten. Der Energieholzmarkt<br />
ist weiterhin aufnahmefähig,<br />
regional schwächt sich die Nachfrage<br />
nach Brennholz zum Ende der Heizsaison<br />
aber bereits ab. Der Bedarf an Energieholz<br />
war aufgrund des milden<br />
Winters überschaubar.<br />
Fotohinweis: agrarfoto.com, Archiv<br />
Weizen<br />
Der Druck aus der Ukraine steigt stetig.<br />
Immer mehr Ware kommt auf dem<br />
Landweg nach Europa. Das drückt<br />
nochmals auf die Getreidepreise. In<br />
Niederbayern zahlte man zuletzt<br />
260 Euro/t netto für Mahlweizen.<br />
Ferkel<br />
Am heimischen Ferkelmarkt übersteigt die<br />
Nachfrage weiterhin allerorts deutlich das<br />
vorhandene, knappe Angebot. Daran<br />
sollte sich auch so bald nichts ändern. Der<br />
Ferkel-Basispreis blieb in der dritten<br />
Märzwoche unverändert auf dem<br />
Vorwochenniveau von 3,80 Euro.<br />
Preistendenz: seitwärts<br />
Mais<br />
Dürre in Argentinien<br />
In Argentinien bahnt sich nach wochenlanger<br />
Dürre und Hitze eine Missernte<br />
an. Für den dortigen Körnermais<br />
hat das USDA seine Produktionsschätzung<br />
für 2022/23 deshalb jetzt um<br />
7 Mio. t auf 40,0 Mio. t nach unten revidiert.<br />
Seit Anfang Februar habe es<br />
kaum geregnet und eine rasche Besserung<br />
der Lage sei nicht in Sicht. Starke<br />
Ertragseinbußen seien daher vor allem<br />
beim spät gedrillten Mais zu erwarten.<br />
Durch die absehbar kleine argentinische<br />
Maisernte bleibt den Experten<br />
zufolge weniger Ware für den Export.<br />
In der laufenden Kampagne dürfte Argentinien<br />
nur 29 Mio. t Mais exportieren.<br />
Im krassen Gegensatz dazu prognostiziert<br />
das USDA für das angrenzende<br />
Brasilien eine Rekordernte von<br />
125,0 Mio. t Mais. Das würde Exporte<br />
von 52,0 Mio. t erlauben. Die Prognose<br />
für den globalen Maishandel hat die<br />
USDA zuletzt aber um 2,5 Mio. t auf<br />
177,0 Mio. t zurückgenommen. Grund<br />
dafür sind die allgemein zögerlichen<br />
Exporte der USA.<br />
Geringere Versorgung<br />
Soja im Aufwind<br />
Wie der Mais, verdorren in Argentinien<br />
auch die Sojabohnen. Die USDA<br />
schätzt die Sojaernte um 8 Mio. t geringer,<br />
auf nur noch 33 Mio. t ein. Die<br />
Korrektur schlägt voll auf die globale<br />
Versorgungsbilanz. Rund um den Globus<br />
dürften 2022/23 rund 375,2 Mio. t<br />
Sojabohnen vom Feld geholt werden,<br />
7,8 Mio. t weniger als noch im Februar<br />
prognostiziert. Dem steht ein weltweiter<br />
Verbrauch von 376,4 Mio. t gegenüber.<br />
Die globalen Reserven am Ende<br />
der laufenden Saison taxiert man in<br />
Washington jetzt auf 100 Mio. t.<br />
28 7-2023
Markt<br />
Weniger Mais in<br />
Deutschland<br />
Die Landwirte in Deutschland haben im<br />
Jahr 2022 weniger Körnermais geerntet<br />
als 2021. Eingebracht wurden insgesamt<br />
3,8 Mio. t und damit 14 % weniger als im<br />
Jahr zuvor. Dabei wurde das Anbauareal<br />
von den Bauern um 26.000 ha auf<br />
456.700 ha ausgedehnt. Verantwortlich<br />
für das kleinere Körnermaisaufkommen<br />
ist die ausgeprägte Trockenheit des<br />
letzten Jahres. Im Vergleich zu 2021<br />
sank der Durchschnittsertrag um fast<br />
20 dt/ha auf insgesamt 84 dt/ha.<br />
Europas Rinderschlachtung ist rückläufig<br />
Seit einigen Jahren reduziert sich die<br />
europäische Produktion von Rindfleisch<br />
mit kleineren Schwankungen<br />
fortlaufend. So sank die Zahl der Rinderschlachtungen<br />
2022 gegenüber dem<br />
Vorjahr um 1,6 %. Insgesamt wurden<br />
knapp 22,7 Mio. Rinder geschlachtet,<br />
was gegenüber 2018 einer Reduktion<br />
um 5,3 % entspricht. Europaweit am<br />
höchsten waren die Schlachtzahlen mit<br />
4,3 Mio. Rindern in Frankreich.<br />
Dahinter folgte Deutschland mit<br />
3,0 Mio. geschlachteten Tieren. Anders<br />
ist die Situation in Spanien und Irland,<br />
wo die Zahl der Schlachtungen kräftig<br />
gestiegen ist.<br />
Weniger Weizen 2023<br />
Die Weltproduktion an Weizen wird<br />
sich nach Angaben der FAO im laufenden<br />
Jahr spürbar verringern. In ersten<br />
Schätzungen Anfang März geht man<br />
davon aus, dass die Gesamternte<br />
784 Mio. t erreichen wird. Das wären<br />
10,6 Mio. t oder 1,3 % weniger als 2022.<br />
Das wäre aber immer noch die zweitgrößte<br />
Weizenmenge aller Zeiten.<br />
Jeder dritte Euro wird für Aktionsware ausgegeben<br />
Die aktuellen Daten aus<br />
dem RollAMA (rollierende<br />
Agrarmarktanalyse der<br />
AMA-Marketing) Haushaltspanel<br />
für 2022 bilden<br />
die Auswirkungen der<br />
Inflation auf das Kaufverhalten<br />
der Österreicher<br />
ab: Steigende Milchpreise<br />
ließen Konsumenten etwa<br />
vermehrt zur günstigeren<br />
Haltbarmilch greifen.<br />
Eine Rolle spielen dabei<br />
allerdings auch Faktoren<br />
wie Bevorratung, sinkende<br />
Einkaufsfrequenz und<br />
29,2<br />
28,0<br />
weniger Bedarf durch<br />
kleinere Haushalte. Die steigenden<br />
Butterpreise führen jedoch kaum zu<br />
Verhaltensänderungen, Butter bleibt<br />
gegenüber Margarine stabil.<br />
15,0<br />
14,5<br />
Immer mehr Einkäufe in Aktion<br />
wertmäßiger Anteil in Prozent, LEH<br />
31,4<br />
31,8<br />
29,3<br />
28,9<br />
42,5 42,1<br />
39,4 40,1<br />
RollAMA Total Weiße Palette Bunte Palette Käse Gelbe Fette Fleisch und<br />
Geflügel<br />
Die steigenden Preise führen auch<br />
dazu, dass viele Verbraucher verstärkt<br />
Aktionsprodukte kaufen. Wie die<br />
Analyse zeigt, wird jeder dritte Euro<br />
29,9<br />
28,0<br />
Wurst und<br />
Schinken<br />
2021 2022<br />
26,6<br />
27,5<br />
20,7<br />
19,1<br />
17,4 17,4<br />
22,8<br />
20,8<br />
Frischobst Frischgemüse Kartoffeln Eier<br />
für ein vergünstigtes Lebensmittel 26<br />
ausgegeben. Butter und Fleisch gehören,<br />
wie üblich, zu den Top-Aktionsartikeln.<br />
Quelle: © RollAMA / AMA-Marketing, n=2.800 Haushalte in A<br />
Quelle: © RollAMA / AMA-Marketing, n=2.800 Haushalte in A<br />
7-2023<br />
29
Rind<br />
Die Züchterfamilie von links nach rechts: Josef jun.,<br />
Josef sen., Maria, Melanie, Anna und Andreas mit<br />
zwei ihrer 100.000-Liter-Kühe<br />
Fotohinweis: Moser, Misslinger<br />
Die fantastischen 14<br />
14 Kühe am Heumilchbetrieb Misslinger haben bereits eine Lebensleistung von<br />
über 100.000 kg Milch erreicht. Und das ganz ohne Silage. Wir haben uns<br />
angeschaut, wie die Familie aus Hopfgarten im Brixental das schafft.<br />
Von Magdalena MOSER, <strong>LANDWIRT</strong> Redakteurin<br />
30 7-2023
Rind<br />
Familie Misslinger in den letzten<br />
15 Jahren geschafft haben.<br />
„Die durchschnittliche Lebensleistung<br />
unserer Herde liegt bei 30.000 Litern.<br />
Bei einem Durchschnittsalter von fünf<br />
Jahren“, zählt Josef Misslinger stolz die<br />
Fakten auf.<br />
Es sind gleich zwei Josefs aus der<br />
Familie Misslinger, die an diesem<br />
kalten Februarvormittag<br />
durch den Liegebereich ihres Laufstalls<br />
gehen. Die meisten der 70 Fleckviehkühe<br />
liegen in den Boxen und kauen wieder.<br />
Obwohl noch am Futtertisch frisches<br />
Heu liegt, steht kaum eine auf. So<br />
wie Lena, eine Fünftkalbskuh, die Josef<br />
Senior nun von hinten anstupst und<br />
von der er freien Durchgang fordert.<br />
Der Landwirt dreht sich um und ein<br />
zufriedenes Lächeln kommt über seine<br />
Lippen. „Mit ihr konnten wir vor vier<br />
Jahren den Gesamtreservesieg bei der<br />
Dreiländerschau in Osttirol mit nachhause<br />
nehmen“, erzählt er. Aber nicht<br />
nur mit ihr hat Familie Misslinger Erfolge<br />
auf Rinderschauen erzielt. Ob Tiroler<br />
Landesschau, Gebietsausstellungen<br />
oder Nationalschauen – Misslingers<br />
Kühe trifft man mittlerweile überall.<br />
Josef junior schaut sich kurz im Stall<br />
um. Er deutet nacheinander mit dem<br />
Finger auf drei Tiere, die verteilt zwischen<br />
den anderen liegen: „Das sind<br />
Rosalinde, Betty und Nelly. Auf diese<br />
Kühe sind wir besonders stolz. Sie haben<br />
allesamt über 100.000 Liter Milch<br />
produziert.“ Rosalinde, Betty und Nelly<br />
sind nur drei von 14 Kühen, die das bei<br />
Langlebige, robuste Kühe<br />
Doch wie schafft es die Familie, dass<br />
ihre Kühe solche guten Leistungen<br />
bringen? Der 60-Jährige erklärt: „Zum<br />
einen braucht es die entsprechende Genetik.<br />
Dabei liegt unser Fokus aber<br />
nicht auf einem möglichst hohen Gesamtzuchtwert.<br />
Feingliedrige Knochen<br />
sind ebenfalls zweitrangig. Wir züchten<br />
auf robuste und langlebige Kühe<br />
mit gutem Exterieur. Nicht zu viel<br />
Winkel im Bein, ein leicht abgezogenes<br />
Becken, viel Rumpftiefe und ein fest<br />
angesetztes Euter. So haben die Kühe<br />
die richtigen Grundvoraussetzungen,<br />
um alt zu werden.“<br />
Dass sie damit auf dem richtigen Weg<br />
sind, zeigt sich auch an den Verkäufen.<br />
Die Misslingers sind regelmäßig auf<br />
Zuchtviehauktionen vertreten. Zirka<br />
30 Kühe und 15 Zuchtstiere von ihnen<br />
landen jedes Jahr in Rotholz unter dem<br />
Verkaufshammer. „Die Kunden schätzen,<br />
dass unsere Kühe robust und genügsam<br />
sind“, freut sich der Brixentaler.<br />
Sein 27-jähriger Sohn ergänzt:<br />
„Die genetischen Eigenschaften sind<br />
Grundvoraussetzung für den Erfolg<br />
unserer Herde. Gerade wenn das gesamte<br />
Vieh von Mitte Mai bis Mitte<br />
September auf die Alm geht, ist das<br />
wichtig.“<br />
Hier muss sich das Jungvieh mit Gras<br />
selbst versorgen. Wenn es die Witterung<br />
und die Futtermenge zulassen,<br />
bleiben die Jungtiere sogar bis Anfang<br />
Oktober auf der Alm.<br />
Die Kühe bekommen zusätzlich Heu<br />
und maximal zwei Kilogramm Kraftfutter<br />
pro Tag. Doch die Genetik alleine<br />
ist eben auch nicht alles, weiß Misslinger<br />
junior: „Nur wenn auch Futter<br />
und Management stimmen, stehen<br />
alte Kühe im Stall. Da helfen sonst die<br />
besten Zahlen in den Zuchtwerten<br />
nicht.“<br />
7-2023 31
Rind<br />
Das Füttern übernimmt eine automatische Fütterung. Beim<br />
Bau hat die Familie viel Eigenleistung hineingesteckt.<br />
Verzicht auf Silage<br />
Vater und Sohn verlassen den Kuhstall<br />
und gehen in Richtung Futterlager. Sie<br />
betreten die Heubergehalle mit Belüftung<br />
und Hallenkran.<br />
Jeden Tag werden die beiden Vorratsbehälter per Heukran befüllt.<br />
Denn die Bauernfamilie verzichtet auf<br />
das Füttern von Silage. Das Heu<br />
kommt aber nicht einfach so aus dem<br />
Lager auf den Futtertisch. Es wird als<br />
kurzgeschnittene Mischration vorgelegt.<br />
Die beiden Landwirte bleiben neben<br />
dem automatischen Futtermischer<br />
stehen. Dieser beginnt soeben<br />
mit dem Mischvorgang. Der Jungbauer<br />
erklärt: „Wir haben vor fünf Jahren<br />
in eine automatische Fütterung investiert.<br />
Die 70 Kühe und die gesamte<br />
Nachzucht per Hand zu füttern, dauerte<br />
zu lange. Wir wollten die Stallarbeit<br />
einfacher gestalten. Die Investition<br />
hat uns 80.000 Euro gekostet. Das<br />
war aber nur machbar, da wir viel Eigenleistung<br />
hineingesteckt haben.<br />
Ansonsten wäre die Automatisierung<br />
auf das Doppelte gekommen“, so seine<br />
Einschätzung.<br />
Er zeigt auf die zwei Vorratsbehälter,<br />
die ebenfalls in der Heubergehalle stehen.<br />
Auch diese sind Marke Eigenbau.<br />
Die Behälter befüllt die Landwirtsfamilie<br />
einmal pro Tag mit dem Kran.<br />
Das Heu gelangt anschließend automatisch<br />
portionsweise über einen<br />
Kratzboden im Vorratsbehälter in den<br />
Mischbehälter.<br />
32 7-2023
Rind<br />
Der Betrieb<br />
Arbeitskräfte: Josef (60) und<br />
Maria (59) mit Sohn Josef (27)<br />
Familie Misslinger<br />
www.ferienwohnungen-brixental.at<br />
70 Milchkühe<br />
100 Stück Nachzucht<br />
sowie 15 Sprungstiere<br />
Fläche: 44 ha Grünland, 16 ha<br />
Dauerweide, 45 ha Alm<br />
1 Ferienhaus, 2 Ferienwohnungen sowie<br />
mehrere Fremdenzimmer<br />
Ruhige Herde<br />
„Die Heumilchproduktion setzt jedoch<br />
klare Grenzen in Bezug auf die Mischration“,<br />
gesteht Josef Misslinger ein.<br />
„Es darf kein Wasser in das Futter gelangen.<br />
Deshalb mischen wir kein<br />
Kraftfutter ein, sondern nur Mineralfutter.<br />
Das Kraftfutter würden die<br />
Kühe in der trockenen Mischung ausselektieren.<br />
Deshalb bekommen sie dieses ausschließlich<br />
in der Kraftfutterstation.“<br />
Trotz der Einschränkung sieht der<br />
Landwirt Vorteile am Futterroboter:<br />
„Das Futter ist homogen und wird<br />
sechsmal täglich frisch vorgelegt. So<br />
fressen die Kühe mehr Grundfutter.“<br />
Der Effekt: Die Misslingers sparen sich<br />
nach eigenen Angaben bis zu drei Kilogramm<br />
an Kraftfutter pro Kuh und<br />
Tag ein.<br />
Durch die automatische Fütterung entfällt<br />
auch das Futteranschieben während<br />
des Tages. Josef Misslinger junior<br />
hat zudem festgestellt: „Die Herde ist<br />
insgesamt ruhiger, da es viel öfter frisches<br />
Futter gibt. Junge Kühe entwickeln<br />
sich besser. Sie kommen mehr<br />
zum Fressen, denn der Trog ist stets gefüllt.“<br />
Ein Piepsen unterbricht ihn. Der automatische<br />
Futtermischer hat seine<br />
Mischarbeit abgeschlossen. Die Maschine<br />
entleert den Inhalt auf ein<br />
selbst gebautes Förderband.<br />
Vater und Sohn folgen dem Band in<br />
Richtung Futtertisch zum Verteilwagen.<br />
Sie schauen zu, wie er die Mischung<br />
gleichmäßig entlang des Fressgitters<br />
verteilt. Doch auch jetzt stehen<br />
nur wenige Kühe auf und kommen<br />
zum Fressen. Der Großteil liegt weiterhin<br />
wiederkauend in den dick eingestreuten<br />
Liegeboxen.<br />
Auch die 100.000-Liter-Kühe Rosalinde,<br />
Betty und Nelly zeigen sich unbeeindruckt<br />
und bewegen nur ihren Unterkiefer.<br />
Josef Misslinger und sein Hofnachfolger<br />
blicken in ihre Richtung und erklären<br />
mit einem Lächeln: „Dort sind<br />
sie am häufigsten zu finden. Sie nehmen<br />
ihr Leben entspannt. Von ihnen<br />
kann man manchmal noch was lernen.<br />
Man kann auch Leistung bringen,<br />
ohne Stress zu haben.“<br />
■<br />
Über das selbstgebaute Förderband gelangt die Mischration zum Stall in den Verteilwagen.<br />
7-2023 33
Rind<br />
„Heumilch heißt nicht<br />
Ende der Moderne“<br />
Die Tiroler Privatkäserei<br />
Plangger gehört mit<br />
einem Jahresvolumen von<br />
10 Millionen Litern Milch<br />
im Alpenraum zu den<br />
kleineren Käsereien.<br />
Dabei verarbeitet Inhaber<br />
Reinhard Brunner nur<br />
Heumilch. Im Interview<br />
verrät er, warum er trotz<br />
der angespannten Lage<br />
darin für kleinbäuerliche<br />
Betriebe Chancen sieht.<br />
Fotohinweis: Moser<br />
<strong>LANDWIRT</strong>: Die Energiepreise sind im<br />
letzten Jahr rasant gestiegen, die konventionellen<br />
Milchpreise auch. Nur bei der<br />
Heumilch hat sich im Verhältnis wenig<br />
getan. Warum sollte ein Heumilchbauer<br />
nicht wieder auf Silagemilch umsteigen?<br />
Reinhard BRUNNER: Fakt ist, fast alle<br />
Heumilchbauern nützen eine Heubelüftung,<br />
um die Futterqualität zu verbessern.<br />
Ohne diese lassen sich die<br />
Kühe von heute kaum mehr bedarfsgerecht<br />
ernähren. Gerade in Zeiten explodierender<br />
Energiepreise haben viele<br />
Bauern verständlicherweise Angst um<br />
ihre Existenz. Aber Silage ist auch<br />
nicht gratis in der Produktion, das<br />
wird gerne vergessen. Es stimmt auch,<br />
dass der Unterschied zwischen dem<br />
Milchpreis von Silagemilch und jenem<br />
von Heumilch geringer ist als er vor<br />
34 7-2023
Interview<br />
Jahren war. Diese Schwankungen hat<br />
es aber immer schon gegeben und wird<br />
es auch immer wieder geben. Wir blicken<br />
positiv in die Zukunft, dass sich<br />
der Abstand zum Silomilchpreis wieder<br />
vergrößern wird.<br />
Können den die Molkereien auch weiterhin<br />
auszahlen? Schließlich heißt es<br />
aus dem Handel, dass die Kunden derzeit<br />
mehr auf den Preis als auf Herkunft<br />
und Tierwohl achten?<br />
Käse aus Heumilch ist ein Nischenprodukt.<br />
Es steht für Regionalität wie kaum<br />
ein anderes. Den Konsumenten wird<br />
Regionalität und Tierwohl immer wichtiger.<br />
Das merken wir täglich im Verkaufsgeschäft.<br />
Aber natürlich stehen wir<br />
mit unserem hochwertigen Käse immer<br />
im direkten Vergleich zum Massenprodukt.<br />
Die Vermarktung von Heumilchprodukten<br />
zu einem angemessenen<br />
Preis ist deshalb deutlich schwieriger.<br />
Gerade in Zeiten, wo Leute beim Lebensmitteleinkauf<br />
zu sparen versuchen,<br />
steht ein regionales Produkt nicht ganz<br />
oben am Einkaufszettel. Allerdings hat<br />
sich der Preis für ein Qualitätsprodukt<br />
in den vergangenen Jahren besser gehalten,<br />
wenn der Markt unter Druck war.<br />
Wie schaffen Sie es, Ihre Produkte trotzdem<br />
zu einem angemessenen Preis zu<br />
verkaufen?<br />
Mit dem Massenmarkt können wir<br />
nicht konkurrieren. Für uns als eine<br />
kleine Sennerei gilt deshalb: Wir müssen<br />
unsere Alleinstellungsmerkmale<br />
kennen und diese bewerben. Uns hilft<br />
der Standort Tirol sowie der Felsenkeller<br />
als Reiferaum. Außerdem arbeiten<br />
wir mit effektiven Mikroorganismen,<br />
steinsand und Pflanzenkohle. Dadurch<br />
grenzen wir uns von anderen ab.<br />
Ginge das nicht auch mit Silagemilch?<br />
Wir produzieren Käse mit einer Reifedauer<br />
von mindestens sechs Monaten.<br />
Teilweise lagert er bis zu 15 Monate.<br />
Diese lange Reifezeit funktioniert nur<br />
mit Heumilchqualität. Anderer Käse<br />
würde ohne Zusatzstoffe und Zusatzbehandlungen<br />
zu gären beginnen. Laut<br />
Lebensmittelcodex kann Tiroler Bergkäse<br />
also nur aus Heumilch hergestellt<br />
werden. Außerdem hat Heumilch ja<br />
auch noch andere Vorteile.<br />
Die wären?<br />
Heumilchbauern sind verpflichtet, nur<br />
europäische Futtermittel zuzukaufen.<br />
Außerdem ist die Kraftfuttermenge begrenzt.<br />
Unsere Landwirte verpflichten<br />
sich, ihre Kühe zu weiden. In der Heumilchproduktion<br />
ist also die dauernde<br />
Anbindehaltung nicht mehr erlaubt.<br />
Betriebe mit Anbindehaltung müssen<br />
ihre Kühe über die gesamte Vegetationszeit<br />
weiden. Aber auch Laufstallbetriebe<br />
müssen Weidetage und Auslauf<br />
vorweisen. Darin liegt ein riesiger<br />
Mehrwert für die gesamte Region. Es<br />
prägt das Landschaftsbild positiv, wenn<br />
Kühe auf der Wiese zu sehen sind. Außerdem<br />
hat eine Studie der Universität<br />
für Bodenkultur in Heumilch einen<br />
doppelt so hohen Gehalt an Omega-<br />
3-Fettsäuren im Vergleich zu Silagemilch<br />
nachgewiesen.<br />
Es ist schön, wenn die Region davon profitiert.<br />
Aber was haben die Bauern davon?<br />
Sobald Heu fertig getrocknet ist, kann es<br />
zu keinen Nacherwärmungen mehr<br />
kommen. Das hat vor allem Vorteile für<br />
Kleinbauern. Durch das stabile Futter<br />
kommt es zu weniger Verdauungsproblemen<br />
bei den Kühen. Außerdem ist<br />
hochwertiges Heu enorm schmackhaft.<br />
Die Kühe fressen mehr Grundfutter und<br />
produzieren daher im Verhältnis mehr<br />
Milch daraus. Ein zentraler Bestandteil<br />
der Heumilchproduktion ist die Weidehaltung.<br />
Der Landwirt profitiert dabei<br />
vor allem von vitaleren Kühen, gerade<br />
im Bezug auf Klauengesundheit.<br />
Der Felsenkeller bietet ein optimales<br />
Raumklima für den Hartkäse: konstante<br />
12 °C und 95 % Luftfeuchte.<br />
Aber für das restliche Jahr bleibt das<br />
Problem mit den hohen Energiekosten.<br />
Heutzutage gibt es zahlreiche Möglichkeiten,<br />
die Heubelüftung mit weniger<br />
Energieaufwand zu betreiben. Die Palette<br />
reicht von Dachabsaugung über<br />
Holzheizungen bis hin zu Wärmespeichern<br />
mit Steinen. Hier sollte jeder einzelne<br />
Landwirt selber schauen, ob und<br />
wo er bei der Belüftung Energie einsparen<br />
kann. Eine gewisse Energieabhängigkeit<br />
bleibt, die kann man nicht vom<br />
Tisch wischen. Um Heumilch zu produzieren,<br />
braucht man schon eine gewisse<br />
Überzeugung vom Produkt.<br />
Wenn man die nicht hat, vergisst man<br />
ganz schnell die schon genannten Vorteile<br />
der Heufütterung.<br />
Viele kleine Sennereien wehren sich vor<br />
Milch von Melkrobotern. Der Zahn der<br />
Zeit zeigt aber genau in diese Richtung.<br />
Wie stehen Sie dazu?<br />
Lange war in der Heumilch-Szene die<br />
Sorge, dass die Fettkügelchen in solcher<br />
Milch nicht stabil genug für Hartkäse<br />
sind. Das liegt aber an der Zeitspanne<br />
zwischen den Melkzeiten und nicht am<br />
Melkroboter an sich. Wir sind offen für<br />
Melkrobotermilch. Den Zahn der Zeit<br />
können wir nicht aufhalten. Wir fordern<br />
von diesen Betrieben lediglich<br />
mindestens acht Stunden Zwischenmelkzeit.<br />
So bleibt das Milchfett stabil<br />
und man merkt keinen Unterschied zu<br />
Melkstandmilch. Ansonsten würde der<br />
Käse ranzig schmecken. Heumilch produzieren<br />
heißt nicht, vor Modernisierung<br />
zurückzuscheuen.<br />
n<br />
Das Interview führte Magdalena Moser,<br />
<strong>LANDWIRT</strong> Redakteurin<br />
Der Betrieb<br />
Privatkäserei Plangger<br />
90 Lieferanten<br />
10 Mio. Liter Milch/Jahr<br />
daraus entstehen ca. 1.000 t Käse<br />
500 Kunden im Groß- und Einzelhandel<br />
www.kaeserei.at<br />
7-2023 35
Rind<br />
Fotohinweis: Auinger<br />
Waschstraße für<br />
Nuckeleimer<br />
Der Niederösterreicher Thomas Haider wollte die Arbeitszeit für das Waschen der<br />
Kälbereimer reduzieren. Wir haben uns seine Eimerwaschanlage im Einsatz angesehen.<br />
Von Stephanie AUINGER, <strong>LANDWIRT</strong> Redakteurin<br />
36 7-2023
Rind<br />
Wir haben im Durchschnitt<br />
30 Kälber, die wir mit<br />
Milch tränken, und somit<br />
sehr viele Saugeimer“, erklärt Thomas<br />
Haider. Familie Haider reinigt die Eimer<br />
regelmäßig. Der junge Waldviertler<br />
weiter: „Das kostet viel Zeit.<br />
Deshalb wollte ich uns diese Arbeit erleichtern.“<br />
Einen halben Tag baute Haider<br />
an seiner Eimerwaschanlage. Die<br />
Materialkosten beziffert er mit 60 Euro.<br />
Ein Spritzschutz aus einer Mehrschichtplatte<br />
schützt vor dem Spritzwasser.<br />
Das Wasser fließt der Platte entlang<br />
in eine Abwasserrinne am Boden.<br />
Nuckel spülen<br />
Der Kompressor-Schlauchanschluss spült die<br />
Nuckel.<br />
Vor einem Jahr stieg Familie Haider<br />
auf die neuseeländischen Kälbernuckel<br />
der Firma Milkbar um. Als Vorteil<br />
sieht Thomas Haider, dass die Nuckel<br />
kein Ventil haben und deshalb<br />
leichter zu reinigen sind, sowie die lange<br />
Saugzeit: „Die Kälber brauchen<br />
doppelt so lange wie bei herrkömmlichen<br />
Saugern, um einen Liter Milch<br />
aus den Eimern zu saugen.“ Auch zum<br />
Spülen der Nuckel fand Haider ein geeignetes<br />
Werkzeug: den Druckluftadapter<br />
eines Kompressors. Diese dünne<br />
Düse passt in den Nuckel und kann<br />
ihn ausspülen. Pro Mahlzeit erspart<br />
sich Familie Haider mit dem Waschplatz<br />
etwa zehn Minuten. Haider betont:<br />
„Der Hauptvorteil ist für uns<br />
aber, dass die Arbeit nun bequemer<br />
und gründlicher ist.“<br />
Eimer-Taxi<br />
Auch den Transporter für die Saugeimer<br />
hat Haider selbst gebaut: Dazu<br />
montierte er ein Baustahlgitter auf eine<br />
alte Sackrodel. Die Eimer hängen auf<br />
umgebogenen Baustahlstäben. Pro Rodel<br />
haben acht Eimer Platz.<br />
Die gewaschenen Tränkeeimer hängt<br />
Thomas Haider wieder auf das Eimer-<br />
Taxi und stellt sie zum Trocknen an die<br />
frische Luft. Vor allem an sonnigen Tagen<br />
sieht er darin eine gute Möglichkeit,<br />
um die Eimer mittels UV-Licht zu<br />
hygienisieren.<br />
n<br />
Material:<br />
• Mehrschichtplatte 70 cm x 200 cm für<br />
die Holzkonstruktion<br />
• ca. 2,5 m verzinkte Rohre ½ Zoll<br />
• 3 Kugelhähne ½ Zoll<br />
• 1 Kompressor-Schlauchanschluss<br />
Messing ø 4 mm<br />
• 2 Messingspritzdüsen<br />
• ca. 10 x Bögen / T-Stück ½ Zoll<br />
• Kleinmaterial: Schrauben, Gardena-<br />
Anschluss, Rohrschellen<br />
So funktioniert die<br />
Anlage:<br />
1. Nuckel von außen abspülen.<br />
2. Eimer umdrehen, innen ausspülen.<br />
3. Nuckel auf den Adapter stecken und<br />
ausspülen.<br />
Tipp<br />
Mit dem Eimer-Taxi sparen Thomas Haider und seine Freundin Lisa Zeit beim Kälber füttern.<br />
Ein Video der Eimerwaschanlage finden<br />
Sie auf: www.landwirt-media.com/rind<br />
Eine ausführliche Betriebsreportage<br />
vom Betrieb Haider lesen Sie im LAND-<br />
WIRT bio, <strong>Ausgabe</strong> 6/2022, zu bestellen<br />
unter: +43 0316 82 16 36 - 8602<br />
7-2023<br />
37
Rind<br />
KLIMAWANDEL<br />
fi ndet statt<br />
Fotohinweis: Krautzer<br />
Durch Nachsaat zum<br />
klimafitten Grünland<br />
Längere Vegetationsperioden, vermehrte Trockenheit und Starkniederschläge<br />
wirken sich auf die Bewirtschaftung und die Zusammensetzung von Grünland<br />
aus. Eine Einsaat kann den richtigen Pfl anzenbestand erhalten.<br />
Von Bernhard KRAUTZER<br />
Unser Grünland verändert sich<br />
Hand in Hand mit dem Klima.<br />
Die für den Ertrag und die<br />
Futterqualität wichtigen Gräser gehen<br />
insbesondere nach längeren Trockenperioden<br />
zurück. Tiefwurzelnde Kräuter<br />
füllen die entstehenden Lücken, darunter<br />
auch unerwünschte Arten wie Hahnenfuß<br />
und Ampfer. Offene, lückige<br />
Bestände fördern zudem das Auftreten<br />
von Engerlingschäden. Zur Vermeidung<br />
solcher Fehlentwicklungen macht<br />
es Sinn, das gewünschte Artenspektrum<br />
mithilfe regelmäßiger Nachsaat im<br />
Bestand zu erhalten und geschädigte<br />
Grünlandflächen wieder zu sanieren.<br />
Die Frage, welches Konzept und welche<br />
Saatgutmischung man dafür wählt,<br />
hängt dabei stark von Standort und Bewirtschaftungsintensität<br />
ab. Pflanzenbestände<br />
in drei- und fünfschnittigen<br />
Wiesen unterscheiden sich deutlich<br />
voneinander.<br />
Die richtige Sortenwahl<br />
Mit zunehmender Nutzungsintensität<br />
werden die Bestände artenärmer, nur<br />
wenige vielschnittverträgliche Gräserarten<br />
sowie Weißklee können sich noch<br />
dauerhaft halten. Werden die entstehenden<br />
Bestandslücken nicht gefüllt, so<br />
sind merkbare Ertrags- und Qualitätseinbußen<br />
die Folge.<br />
Untersuchungen von Saatgutmischungen<br />
an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein<br />
zeigen, dass sowohl die Mischungsrezeptur,<br />
als auch die Sortenwahl in den<br />
Mischungen entscheidend ist. Die Sorten<br />
aus der Österreichischen empfehlenden<br />
Sortenliste zeigten bei den Untersuchungen<br />
die besten Ergebnisse. Die von der<br />
Österreichischen Arbeitsgemeinschaft<br />
für Grünland und Viehwirtschaft empfohlenen<br />
Nachsaatmischungen sind nach<br />
Vorgabe des Österreichischen Mischungsrahmens<br />
und der Sortenliste zusammengesetzt<br />
und ampferfrei. In der<br />
Tabelle sind die verschiedenen Mischungen,<br />
ihre Zusammensetzung und ihr<br />
empfohlener Einsatzbereich aufgelistet.<br />
38 7-2023
Rind<br />
Nachsaatmischung gezielt<br />
auswählen<br />
»Bei der Nachsaat<br />
sollte man auf die<br />
Verwendung von<br />
geprüften Sorten<br />
achten.<br />
Tab. 2: Empfohlene Einsatzmengen von Nachsaatmischungen<br />
Nachsaatmischungen für Standorte mit<br />
bis zu drei Nutzungen sollten artenreich<br />
sein. Das breite Spektrum an Gräsern<br />
enthält auch extensive Arten, die mechanische<br />
Schäden gut überstehen, Bestände<br />
dichthalten und auch bei ungünstiger<br />
Witterung konstante und gute Erträge<br />
liefern. Die Frage, ob man eine Nachsaatmischung<br />
mit oder ohne Klee verwendet,<br />
hängt vom Leguminosenanteil<br />
des Altbestandes ab. Bei Dreischnittflächen<br />
ist der Anteil oft von Natur aus ausreichend.<br />
Exponierte und oft auch steile<br />
Wiesen und Weiden neigen regelmäßig<br />
zu Trockenheit. Hier macht es Sinn, auf<br />
eine Saatgutmischung zurückzugreifen,<br />
die entsprechend trockenverträgliche<br />
Arten in hohen Anteilen enthält. Auch<br />
die tiefwurzelnde Luzerne hat unter solche<br />
Bedingungen gute Chancen, sich im<br />
Bestand zu etablieren. Ab drei Schnitten<br />
und darüber ist es sinnvoll, das Artenspektrum<br />
auf die vielschnittverträglichen<br />
Gräserarten zu reduzieren. In den<br />
Varianten mit Klee sollte hier der Rotklee<br />
die Basis bilden. Allerdings hält sich<br />
dieser nur mit regelmäßiger Nachsaat im<br />
Bestand.<br />
Sehr intensiv geführte Grünlandbestände<br />
bzw. Flächen nach Sanierung von<br />
Gemeiner Rispe benötigen eine Mischung<br />
aus Arten mit schneller Jungendentwicklung<br />
und hoher Konkurrenzkraft.<br />
Dabei kommen vorrangig<br />
Englisches Raygras, Knaulgras und Rotklee<br />
zum Einsatz. Auch diese Arten<br />
müssen in regelmäßigen Abständen<br />
nachgesät werden. In speziellen Fällen<br />
kann es auch sinnvoll sein, Grünlandbestände<br />
mit einzelnen Arten gezielt<br />
nachzusäen. Beispielsweise mit Knaulgras<br />
und/oder Rotklee. In diesem Fall<br />
empfiehlt es sich, die Einzelkomponenten<br />
zu kaufen und selbst zu mischen.<br />
Dabei ist aber unbedingt auf die Verwendung<br />
geprüfter zu Sorten achten!<br />
Zeitlich eignet sich das Frühjahr sehr<br />
gut zur Grünlandnachsaat. Am besten<br />
mittels Übersaatstriegel. Dabei ist zu beachten,<br />
dass zu frühe Aussaattermine<br />
aufgrund von Spätfrostgefahr vermieden<br />
werden sollen. Andererseits ist der<br />
Einsatzmenge in kg/ha<br />
Nutzungen bis 3 ab 3 ab 4 bis 3 bei Trockenheit Weide<br />
Übersaat, Nachsaat 10–15 - - - -<br />
Übersaat bei starker Lückigkeit ab 50% - 15–20 20–25 20–25 20–25<br />
Übersaat bei Lückigkeit ab 10% - 10–15 10–15 15–20 15–20<br />
Permanente Übersaat - 5–10 5–10 -<br />
Zur Sanierung nach Starkstriegeleinsatz - - 25 -<br />
Altbestand von Grünlandflächen im<br />
Frühjahr sehr konkurrenzstark. Eine<br />
zusätzliche Düngung sollte daher eher<br />
vermieden und der erste Schnitt möglichst<br />
früh gesetzt werden. Dadurch bekommen<br />
die nachgesäten Jungpflanzen<br />
wieder ausreichend Licht. ■<br />
DI Dr. Bernhard Krautzer leitet das<br />
Institut für Pflanzenbau und Kulturlandschaft<br />
an der HBLFA Raumberg-<br />
Gumpenstein<br />
Podcast „Agrar Science<br />
– Wissen kompakt“<br />
Erfahren Sie mehr zum Thema „Klimawandel<br />
– Was kann ich am Hof tun“<br />
im Podcast-Gespräch mit mit Bernhard<br />
Krautzer, HBLFA Raumberg-Gumpenstein.<br />
Scannen Sie dazu<br />
den QR-Code oder<br />
gehen Sie auf<br />
www.raumberggumpenstein.at/<br />
podcast<br />
Tab. 1: Zusammensetzung der ÖAG Nachsaatmischungen<br />
Anteil der Bestandteile in Prozent<br />
Nutzungen bis 3 bis 3 ab 3 ab 3 ab 4 bis 3 Weide<br />
Gräserart Empfohlene Sorten NA NA ohne Klee NI NI ohne Klee NIK NATRO NAWEI<br />
Engl. Raygras: Ertrag Abertorch, Novello, Soraya 10 12,5 20<br />
Engl. Raygras: Ausdauer Alligator, Guru, Polim 15 15 10 12,5 20 15 15<br />
Glatthafer Median 10<br />
Knaulgras Tandem 15 15 20 25 30 15 15<br />
Rotschwingel Gondolin 5 15 20<br />
Timothe Summergraze, Tiller 15 20 15 25 15 10<br />
Wiesenrispe Kupol 25 30 20 25 10 20<br />
Wiesenschwingel Cosmolit, Pardus 15 15 10<br />
Luzerne Luzelle 10<br />
Rotklee Merula), Milonia 5 15<br />
Weißklee Apis 10 10 10 10<br />
7-2023 39
Schwein<br />
Fotos: Georg Kippes/shutterstock.com, Mark Agnor/shutterstock.com, Vinicius Bacarin/shutterstock.com, privat (2), LK NÖ, Shutterstock.com/A_noina, Agrarfoto<br />
40 7-2023
Schwein<br />
Mit dem<br />
<strong>LANDWIRT</strong><br />
am Markt<br />
Bei den Ferkelerzeugern kehrt die Zuversicht zurück.<br />
Der Schweinepreis wird in diesem Jahr auf hohem<br />
Niveau bleiben. Weitere gute Nachricht: Sojaschrot<br />
könnte demnächst wieder etwas günstiger werden.<br />
Von Katharina ENGLER, Landwirt Redakteurin<br />
Die Schlachtschweinepreise in der EU liegen seit<br />
Wochen auf einem Allzeithoch. Nach Einschätzung<br />
von Marktexperten wird es dabei auch in<br />
den kommenden Wochen und Monaten bleiben.<br />
Die Leitnotierung der deutschen Vereinigung der<br />
Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) lag<br />
Mitte März 2023 stabil bei 2,28 Euro/kg Schlachtgewicht<br />
(SG). Das Angebot an Lebendtieren hat zwar zuletzt<br />
zugenommen, findet aber weiterhin vollständig seine<br />
Käufer. In Österreich berichteten Analysten sowohl auf<br />
der Lebendseite wie auch am Fleischmarkt von einem<br />
flüssigen Warenstrom. Der Schlachtschweine-Basispreis<br />
des Verbandes landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten<br />
(VLV) blieb Mitte März 2023 ebenfalls stabil bei<br />
2,24 Euro/kg SG.<br />
Auch in Belgien, den Niederlanden und Dänemark<br />
waren die Auszahlungsleistungen der Schlachtbetriebe<br />
zuletzt unverändert. Belgiens Branche berichtete, dass der<br />
wichtige Hälftenverkauf nach Osteuropa unter Preisdruck<br />
geraten sei. Die Hoffnungen lägen auf dem Ostergeschäft,<br />
das den Fleischabsatz beleben soll.<br />
Wir haben uns bei Branchenexperten umgehört, wie es<br />
am heimischen Ferkel-, Mastschweine- und Sojaschrotmarkt<br />
weitergehen wird. Vorab: Für die – nach der lange<br />
andauernden Preis(und Image-!)krise – verbliebenen Betriebe<br />
sollte das laufende Jahr eine deutlich positivere Bilanz<br />
als 2022 bringen. Wermutstropfen bleiben aber die<br />
anhaltend hohen Kosten für Futtermittel.<br />
7-2023 41
Schwein<br />
Ferkel: Ein ertragreiches Jahr reicht nicht<br />
Mitte März lag die Notierung mit<br />
3,80 Euro ganze 2 Euro und damit<br />
50 Euro über dem Niveau zu Beginn<br />
des Jahres 2022. Damit könnte man<br />
dazu verleitet werden, in Jubel auszubrechen<br />
– wenn da nicht die gestiegenen<br />
Kosten wären, die im vergangenen<br />
Jahr in den wenigsten Phasen zu<br />
decken waren. Die Folgen davon waren<br />
eine Reduktion der Bestände sowie<br />
Betriebsaufgaben, was für den<br />
aktuellen Ferkelmangel die Hauptursache<br />
ist. Vergessen sollte man dabei<br />
aber nicht, dass es auch heuer wieder<br />
einen Markt mit Preisreduktionen<br />
und Übermengen an Ferkeln geben<br />
wird. Es ist jedoch zu erwarten, dass<br />
die Erlöschancen in diesem Jahr wesentlich<br />
besser ausfallen werden als<br />
2022. Die wiedergefundene Zuversicht<br />
der Ferkelproduzenten zeigt sich<br />
auch im florierenden Sauenmarkt<br />
und gestiegenen Besamungszahlen.<br />
Hans-Peter BÄCK ist Koordinator im<br />
VÖS-Ferkelausschuss.<br />
Das alles lässt gegen Herbst wieder<br />
ein steigendes Ferkelangebot erwarten.<br />
Aufgrund neuer Haltungsvorschriften<br />
ab 2033 und 2039 werden<br />
viele Betriebe in ihre Ställe investieren<br />
müssen. Dafür ist nicht nur ein<br />
ertragreiches Jahr notwendig, sondern<br />
mehrere in Folge. Nicht zuletzt<br />
wegen der inflationsbedingt gestiegenen<br />
Baukosten ist die aktuelle Förderobergrenze<br />
von 400.000 Euro bei<br />
Weitem nicht mehr ausreichend. Neben<br />
den gesellschaftspolitischen Anforderungen<br />
wie Tierwohl werden<br />
auch Investitionen in Klima- und<br />
Umweltziele notwendig sein. Viele<br />
Betriebsführer denken derzeit intensiv<br />
über die zukünftige Ausrichtung<br />
nach und sind bereit, Ställe zu adaptieren.<br />
Somit wäre es hoch an der<br />
Zeit, mit einem Sonderinvestitionsprogramm<br />
diese Entwicklung zu unterstützen,<br />
um am Ziel der 100%igen<br />
Eigenversorgung mit heimischem<br />
Schweinefleisch festzuhalten. Gerade<br />
die heimische Ferkelerzeugung hätte<br />
in dieser Beziehung einen gewaltigen<br />
Rückenwind notwendig.<br />
Mastschweine: Hohes Preisniveau wird anhalten<br />
Das neue Jahr hat gleich mit einem<br />
überdurchschnittlich hohen Preisniveau<br />
begonnen. Der Jänner ist<br />
üblicherweise wegen der aus den<br />
Feiertagen zwischen Weihnachten und<br />
Neujahr mitgeschleppten Überhänge<br />
gefürchtet. Heuer fiel das Angebot, das<br />
üblicherweise um diese Zeit nachdrückt,<br />
aber deutlich geringer aus.<br />
Durch zwei Jahre mit schlechten<br />
Erträgen wurden die Sauenbestände<br />
europaweit abgestockt. Im Schnitt um<br />
5 %, in manchen Ländern wie Deutschland<br />
um 10 % und mehr.<br />
Dadurch ist auch das Angebot am<br />
Schlachthaken in dieser Größenordnung<br />
zurückgegangen. Damit war für<br />
uns als Schweinebörse klar, im Jänner<br />
keine Zugeständnisse bei den Preisforderungen<br />
der Abnehmer zu machen.<br />
Und diese waren erheblich, denn der<br />
Fleischgroßhandel und die -industrie<br />
wollten, so wie jedes Jahr um diese Zeit,<br />
billiges Fleisch ins Gefrierlager einlagern,<br />
um dann für Frühjahr und<br />
Dr. Johann SCHLEDERER ist Geschäftsführer<br />
der österr. Schweinebörse.<br />
Sommer einen günstigen Rohstoff zur<br />
Verfügung zu haben.<br />
Als dann im Februar endgültig klar<br />
war, dass es nicht mehr billiger werden<br />
würde, gab es einen spürbaren<br />
Einlagerungsbedarf. Dieser führte im<br />
Februar zu einem Allzeithoch des<br />
Preises, welcher auch den März<br />
hindurch Bestand hatte. Die Fleischbranche<br />
hat seither zu kämpfen, die<br />
Aufschläge Richtung Endverbraucher<br />
weiterzugeben.<br />
Der Preiskampf von einer Handelsstufe<br />
zur nächsten dauert an, es scheint aber<br />
eine gewisse Konsolidierung des<br />
neuen erhöhten Preisniveaus in<br />
der Fleischbranche einzutreten.<br />
Es wäre auch zu hoffen, weil der<br />
Erzeugerpreis das ganze Jahr über auf<br />
einem außerordentlich hohen Niveau<br />
liegen wird. Der Preis muss auch hoch<br />
sein, denn Ferkel- und Futterkosten<br />
jeweils um die 120 Euro verlangen<br />
Erlöse um die 270 Euro pro Schlachtschwein.<br />
Allerdings wird sich erst zeigen, ob<br />
die Fleischbranche und letztendlich<br />
die Verbraucher in Inflationszeiten<br />
mit dieser neuen Preisebene auf<br />
Dauer auch den Konsum so weit<br />
aufrecht erhalten werden, wie wir ihn<br />
brauchen.<br />
42 7-2023
Schwein<br />
Eiweißfutter: Brasiliens Sojaernte auf Rekordkurs<br />
Das US-Landwirtschaftsministerium<br />
hat Anfang März seine Schätzung zur<br />
weltweiten Sojaproduktion 2022/23,<br />
wie bereits im Vorfeld erwartet wurde,<br />
nochmals deutlich zurückgenommen.<br />
Mit 375,2 Mio. t. dürfte die Erntemenge<br />
um 7,8 Mio. t. geringer ausfallen als<br />
noch vor einem Monat prognostiziert.<br />
Im Vergleich zur Erntesaison 2021/22<br />
bedeutet dies aber immer noch eine<br />
Produktionssteigerung von 17,2 Mio. t.<br />
Grund für das deutliche Minus im<br />
Monatsvergleich sind die düsteren Ernteaussichten<br />
in Argentinien. Angesichts<br />
der anhaltenden Hitze und Trockenheit<br />
dürfte sich die argentinische<br />
Sojaernte gerade einmal auf 33 Mio. t.<br />
belaufen. Dies entspricht gegenüber der<br />
Februarprognose einem Rückgang<br />
von acht Mio. t. Im Vorjahr wurden in<br />
Argentinien noch 43,9 Mio. t. Soja<br />
geerntet.<br />
Das Nachbarland Brasilien dürfte indes<br />
mit 153 Mio. t. Soja eine neue Rekordernte<br />
einfahren. Die Steigerung der<br />
Erntemenge um 23,5 Mio. t. gegenüber<br />
dem Vorjahr ist unter anderem in der<br />
Ausweitung der Anbaufläche um<br />
1,8 Mio. auf 43,3 Mio. Hektar begründet.<br />
Allerdings verzögerten schlechte<br />
Witterungsbedingungen die Erntearbeiten,<br />
sodass die brasilianischen Exporte<br />
in den letzten beiden Monaten<br />
um ein Drittel hinter den Vorjahresmengen<br />
zurücklagen.<br />
Das aktuell hohe Preisniveau sowie<br />
die schwache globale Wirtschaftsentwicklung<br />
dürften sich jedoch auf<br />
den weltweiten Verbrauch von Sojabohnen<br />
negativ auswirken. Für das<br />
laufende Wirtschaftsjahr wird nun ein<br />
Verbrauch von knapp 371,1 Mio. t. erwartet,<br />
das wären 5,3 Mio. t. weniger<br />
als noch in der Februar-Prognose. Dennoch<br />
dürfte der Aufbau der weltweiten<br />
Lagervorräte bis zum Ende des Wirtschaftsjahres<br />
mit 1 Mio. t. auf etwas<br />
über 100 Mio. t. geringer ausfallen als<br />
bislang vermutet. In der Februar-Prognose<br />
wurden die Lagerendbestände<br />
noch auf 102 Mio. t. Soja taxiert.<br />
An den internationalen Börsen haben<br />
die Sojakurse seit Jahresbeginn leicht<br />
DI Martin Schildböck ist Marktreferent<br />
der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.<br />
Sojaschrotnotierungen<br />
EUR/t<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
zugelegt. So lag Anfang Jänner der<br />
Sojabohnen-Kontrakt an der CBOT in<br />
Chicago bei knapp 518 Euro/t, aktuell<br />
wird dieser um 530 Euro/t gehandelt.<br />
Im Einklang mit der internationalen<br />
Preisentwicklung zog auch der<br />
Preis für Sojaschrot am heimischen<br />
Markt etwas an. An der Produktenbörse<br />
Wien notierte beispielsweise<br />
der 44er-Sojaschrot GVO Anfang März<br />
mit 615 Euro/t um zehn Euro höher als<br />
zu Jahresbeginn. Gegen den Trend, von<br />
625 Euro/t auf 620 Euro/t, gaben die<br />
Notierungen für inländischen GVOfreien<br />
Sojaschrot mit 45 % Rohprotein<br />
in den ersten Monaten des<br />
neuen Jahres nach und erzielen nun<br />
kaum mehr einen Aufschlag für<br />
GVO-Freiheit.<br />
Angesichts der anhaltend guten<br />
Versorgungslage mit europäischem<br />
Soja bei gleichzeitig schwacher Nachfrage<br />
der europäischen Mischfutterwerke<br />
dürfte der Druck auf die Preise<br />
GVO-freier Sojaschrote wohl noch eine<br />
Zeit anhalten. Aber auch beim<br />
herkömmlichen Sojaschrot sollte sich<br />
mit dem verstärkten Eintreffen brasilianischer<br />
Lieferungen in Europa die<br />
Preissituation wieder entspannen. ■<br />
0<br />
1 5 9 13 17 21 25 29 33 37 41 45 49 1 5 9 13 17 21 25 29 33 37 41 45 49 1 5 9 13 17 21 25 29 33 37 41 45 49 1 5 9<br />
Quelle: Landwirtschaftliche Produktenbörse Wien<br />
2020 2021 2022 2023<br />
Sojaschrot, inl., mind 45% Rohprotein und Fett, max. 6 % Rohfaser, lose<br />
Sojaschrot, 44% Protein und Fett, max. 7% Rohfaser, lose, GVO<br />
Am österreichischen Kassamarkt zogen die Preise für den 44er-Sojaschrot GVO sowie für den<br />
:<br />
45er inländischen GVO-freien Sojaschrot in den letzten beiden Jahren kräftig an. Aufgrund<br />
einer reichlichen europäischen Sojaernte 2022 sowie eines geringeren Bedarfs der Futtermittelindustrie<br />
hat sich der Abstand zwischen den beiden Notierungen zuletzt deutlich verkleinert.<br />
Quelle: Landwirtschaftliche Produktenbörse Wien, LK NÖ<br />
7-2023<br />
43
Schwein<br />
Europäische Union<br />
Erzeugung aller Fleischsorten rückläufig<br />
In den meldepflichtigen Schlachtunternehmen<br />
der EU ist im vergangenen<br />
Jahr die gesamte Fleischproduktion gegenüber<br />
2021 um 1,7 Mio. t (-4 %)<br />
gesunken. Der Produktionsrückgang<br />
betrifft alle Fleischarten. Die Gründe<br />
sind hohe Futterkosten, wirtschaftliche<br />
Verluste der Erzeuger und geringere<br />
Tierbestände in den meisten Mitgliedstaaten.<br />
Vor allem bei Schweinen war<br />
dies zu spüren. In den meldenden<br />
Schlachtbetrieben kamen im Vorjahr<br />
EU-Fleischerzeugung<br />
Entwicklung der EU-Fleischerzeugung*<br />
(2018 bis 2022 in 1.000 t)<br />
12,7 Mio. Schweine weniger an die Haken.<br />
Die stärksten Rückgänge wurden<br />
in Deutschland, Belgien und Rumänien<br />
verzeichnet. Die gesamte Schweinefleischproduktion<br />
in der Gemeinschaft<br />
sank um gut 1,3 Mio. t (-5,7 %) auf<br />
22,1 Mio. t – zuletzt war 2014 so wenig<br />
Schweinefleisch produziert worden.<br />
Lediglich in sehr kleinen Erzeugerstaaten<br />
wie Lettland, Griechenland und<br />
Luxemburg legte das Schweinefleischaufkommen<br />
im Vorjahresvergleich zu.<br />
2020 2021 2022**<br />
2022/21<br />
in %<br />
Rindfleisch 6.822 6.802 6.637 -2,4<br />
Schweinefleisch 23.031 23.394 22.068 -5,7<br />
Schaffleisch 420 426 422 -0,9<br />
Geflügelfleisch 12.572 12.331 12.126 -1,7<br />
Fleisch insgesamt 42.845 42.953 41.253 -4<br />
* in meldepflichtigen Schlachtbetrieben **vorläufig<br />
Weltmarkt<br />
Keine Rekorde mehr<br />
beim China-Export<br />
China hat seine Schweinefleischeinfuhren<br />
2022 halbiert. Für das laufende<br />
Jahr gehen Marktanalysten des amerikanischen<br />
Landwirtschaftsministeriums<br />
aber davon aus, dass die Importe<br />
wieder moderat zunehmen werden.<br />
Ein Zurück zu den Rekordeinfuhren in<br />
den Jahren 2020 und 2021 infolge der<br />
in China grassierenden Afrikanischen<br />
Schweinepest werde es in absehbarer<br />
Zeit jedoch nicht geben. Gegenwärtig<br />
hoffen insbesondere die großen EU-<br />
Exporteure Dänemark und Spanien<br />
auf eine Belebung der Ausfuhren nach<br />
China. Allerdings offerieren die Wettbewerber<br />
aus Brasilien und den USA<br />
derzeit deutlich billigeres Fleisch als<br />
die EU-Anbieter. Eine der großen Unbekannten<br />
für Chinas Schweinemarkt<br />
ist weiterhin die ASP. Zuletzt häuften<br />
sich Berichte über vermehrte Neuinfektionen,<br />
vor allem im Norden des<br />
Landes.<br />
Iberico<br />
Spanien schlachtet weniger Eichelschweine<br />
Fotohinweis: Shutterstock.com/Fotoeventis, Shutterstock.com/Gabor Tinz<br />
Für die Produktion von Iberico-Schinken<br />
steht in Spanien aktuell deutlich<br />
weniger Rohstoff zur Verfügung. Wie<br />
die Vereinigung der Erzeuger von iberischem<br />
Schinken (ASICI) mitteilte, sind<br />
die Schlachtzahlen der Eichelmastschweine<br />
in der sogenannten Montanera-Kampagne<br />
2022/23 gegenüber der<br />
vorherigen Saison um 86.215 Tiere<br />
(-13 %) auf 596.274 Stück gesunken.<br />
Dabei handelt es sich um die letzte<br />
Mastphase der Iberico-Schweine, in der<br />
sie sich auf den Weiden von Eicheln,<br />
Gras und Kräuter ernähren und ihr Idealgewicht<br />
von 170–180 kg erreichen sollen.<br />
Sie dauert von Oktober bis Anfang<br />
März.<br />
Die Erzeugergemeinschaft führt die geringere<br />
Zahl von Schlachttieren auf die<br />
schwere Dürre im Vorjahr zurück. Dies<br />
hatte einen Rückgang des Eichelange-<br />
bots zur Folge. Von den geschlachteten<br />
Tieren waren 62,1 % reinrassige Iberico-Schweine.<br />
Bei den nicht reinrassigen<br />
Tieren ist Duroc mit 25 oder 50 %<br />
eingekreuzt.<br />
Der Anteil der Iberico-Schweine am<br />
spanischen Gesamtbestand lag zuletzt<br />
bei gut 10 %. Nicht alle Tiere werden<br />
mit Eicheln gefüttert, um den weltbekannten<br />
und teuren Pata Negra-Schinken<br />
herzustellen. Der hierzulande in<br />
den Supermärkten angebotene Iberico-<br />
Schinken stammt in der Regel von<br />
Tieren aus der Getreidemast.<br />
44 7-2023
Schwein<br />
Afrikanische Schweinepest<br />
"EU-Recht ändern!"<br />
Die Restriktionsmaßnahmen beim<br />
Auftreten der Afrikanischen Schweinepest<br />
(ASP) bei Hausschweinen sollen<br />
sich von denen bei Wildschweinen<br />
unterscheiden. Das fordert Sachsens<br />
Sozialministerin Petra Köpping, die für<br />
Tierseuchenbekämpfung im Freistaat<br />
zuständig ist. Laut Köpping können die<br />
vereinzelten ASP-Ausbrüche bei<br />
Hausschweinen in Baden-Württemberg<br />
und Niedersachsen nicht auf<br />
infizierte Wildschweine zurückgeführt<br />
werden, sondern seien durch den<br />
Menschen verursacht worden.<br />
„Wir sind zu enorm aufwändigen und<br />
teuren Bekämpfungsmaßnahmen der<br />
Schweinepest gezwungen, obwohl es<br />
keinen Beleg dafür gibt, dass sich das<br />
Virus von Wild- zu Hausschweinen<br />
übertragen hat“, kritisiert die Politikerin.<br />
Bei unterschiedlichen Bekämpfungsansätzen<br />
wären nur diejenigen landwirtschaftlichen<br />
Tierhalter betroffen,<br />
in deren Bestand die Seuche ausgebrochen<br />
ist. Wegen der ASP-Fälle bei<br />
Wildschweinen gelten aber für alle<br />
Haltungen von Nutzschweinen in den<br />
Restriktionsgebieten strenge Auflagen.<br />
„Allein der Umstand, dass die schweinehaltenden<br />
und fleischverarbeitenden<br />
Unternehmen in einer ASP-Restriktionszone<br />
liegen, stellt die Betriebe vor<br />
existenzbedrohende wirtschaftliche<br />
Probleme. Das muss sich ändern“,<br />
machte Köpping deutlich.<br />
Belgien<br />
Beihilfen für<br />
Bestandsabbau<br />
Die belgische Regierung kann nun den<br />
Abbau von Produktionskapazitäten in<br />
der hiesigen Schweinehaltung unterstützen.<br />
Die EU-Kommission hat Anfang<br />
März 2023 ein entsprechendes<br />
Programm genehmigt, für das<br />
200 Mio. Euro bereitgestellt werden<br />
sollen. Profitieren können kleinste,<br />
kleine und mittlere Betriebe in Flandern.<br />
Sie können für eine Verringerung<br />
des Bestandes oder die Aufgabe der<br />
Schweinehaltung direkte Zuschüsse erhalten,<br />
die bis zu 120 % der Wertverluste<br />
kompensieren sollen.<br />
Ziel der Maßnahme ist die Verringerung<br />
der Stickstoffemissionen aus der<br />
Schweinehaltung.<br />
Brandenburg<br />
Seuchenausbruch in Hausschweinebestand<br />
Seit Wochen häufen sich die Nachweise<br />
der Afrikanischen Schweinepest (ASP)<br />
bei Wildschweinen in Brandenburg.<br />
Wie das zuständige Verbraucherschutzministerium<br />
am 28. Februar<br />
2023 mitteilte, erfolgte auch eine<br />
Einschleppung in einen Hausschweinebestand.<br />
Das Friedrich-Loeffler-Insti-<br />
tut bestätigte den Seuchenverdacht<br />
in einer Kleinsthaltung mit elf Tieren<br />
in Cottbus. Die Eintragsursache des<br />
Erregers in die Haltung war zu<br />
Redaktionsschluss noch unklar.<br />
Erstmals war in Brandenburg im Juli<br />
2021 die Tierseuche in Hausschweinebeständen<br />
festgestellt worden. Im Juli<br />
2022 kam es zu einem weiteren<br />
ASP-Ausbruch in einem Schweinemastbetrieb<br />
im Landkreis Uckermark.<br />
In Brandenburg gab es dem Ministerium<br />
zufolge bislang insgesamt<br />
3.013 Nachweise der Tierseuche bei<br />
Wildschweinen, davon 172 in diesem<br />
Jahr.<br />
n<br />
7-2023 45
Ackerbau<br />
Fotohinweis: Agrarfoto, Böck<br />
46 7-2023
Ackerbau<br />
Langzeitversuch Maisdüngung<br />
Erkenntnisse<br />
aus 15 Jahren<br />
Die Ergebnisse von Langzeitversuchen sind pures<br />
Gold wert. So auch die des Düngungsversuchs in<br />
der Steiermark. Wir haben die Mitarbeiter in<br />
Hatzendorf getroffen und über ihre Ergebnisse<br />
und Erfahrungen gesprochen.<br />
Von Alexander BÖCK, <strong>LANDWIRT</strong> Redakteur<br />
Es herrscht Stille im Büro von Johannes Schantl,<br />
dem Leiter der Versuchsstation für Pflanzenbau in<br />
Hatzendorf. Der Steirer mit grau meliertem Haar<br />
sitzt vor seinem Schreibtisch, den Blick auf den Computermonitor<br />
vor sich gerichtet. Die betrachtete Excel-Tabelle<br />
scheint sich in den sauber geputzten Brillengläsern<br />
zu spiegeln. Die Stille wird unterbrochen durch einen leisen<br />
Klick auf die Maustaste, bevor Schantl den Blick hebt.<br />
„In den nächsten Wochen wird unser Versuchsbericht<br />
veröffentlicht. Jetzt müssen wir noch die letzten Korrekturen<br />
durchführen, bevor wir ihn dann online stellen.“<br />
Zwei Standorte: Trocken und tiefgründig<br />
Seit 25 Jahren führt die Versuchsstation – ehemals Versuchsreferat<br />
– Versuche im Ackerbau durch. Von der<br />
Hauptkultur Mais über Kürbis, Getreide bis zu Körnerleguminosen<br />
wird auf deren Versuchsflächen allerhand<br />
getestet und geprüft. Das sprichwörtliche Kronjuwel der<br />
Hatzendorfer ist dabei der Maisdüngungsversuch. Dieser<br />
Langzeitversuch wird seit 20<strong>07</strong> auf einem sehr trockenen<br />
und seit 2011 auf einem tiefgründigen Standort durchgeführt.<br />
„Begonnen hat es damit, zu testen, welche Stickstoffdüngeniveaus<br />
auf dem Trockenstandort in Wagna<br />
Sinn machen. Vier Jahre später kam dann der bessere<br />
Standort in Kalsdorf bei Ilz hinzu“, erklärt Schantl den<br />
Beginn der Maisversuche. „Der größte Teil der Varianten<br />
ist seit Beginn an gleich. Ein paar wurden mit den Jahren<br />
7-2023 47
Ackerbau<br />
aufgrund schlechter Ergebnisse ausgeschieden.<br />
Einige wurden mit der Zeit ergänzt.<br />
Daher reichen die Variantenbezeichnungen<br />
mittlerweile von A bis Z8“,<br />
führt der Ackerbauexperte aus. Der<br />
hochgewachsene Mann steht auf. Gefolgt<br />
von einem kurzen Kontrollblick auf<br />
den Monitor, bevor er zur Tür hinausgeht.<br />
Der nächste Raum ist deutlich größer.<br />
Darin sitzen Schantls Mitarbeiter.<br />
Sie erheben sich und versammeln sich<br />
um einen Tisch in der Mitte des Raumes.<br />
Gülle versus KAS<br />
Der Versuch enthält mineralisch gedüngte<br />
Varianten, Varianten mit Gülle<br />
und Kombinationen beider. „Dabei<br />
konnten wir feststellen, dass die mineralisch<br />
gedüngten Varianten tendenziell<br />
immer etwas höhere Kornerträge brachten.<br />
Mit steigendem Gülleanteil sinken<br />
die Erträge immer etwas ab“, erklärt<br />
Manfred Drexler. „Bei der Wirtschaftlichkeit<br />
der Gülle sieht es hingegen anders<br />
aus“, führt Schantl weiter aus. „Da<br />
Gülle monetär doch deutlich günstiger<br />
berechnet wird als Mineraldünger, sind<br />
die Güllevarianten sehr rentabel.“ Dabei<br />
zeigt sich, dass die rein mit Gülle gedüngten<br />
Varianten in den Versuchen immer<br />
deutlich schlechtere Erträge brachten.<br />
Am besten schnitten immer die<br />
kombinierten Varianten ab. Daher empfiehlt<br />
Drexler den Güllebetrieben: „Vor<br />
der Saat die Gülle geben, einarbeiten und<br />
später im 4-Blatt-Stadium mit KAS fertig<br />
düngen. Das bringt immer gute Erträge<br />
und ist wirtschaftlich immer im Spitzenfeld.“<br />
Ebenfalls im Spitzenfeld war in den<br />
Versuchen immer der Mais-Dünge-Klassiker,<br />
wie Christoph Hödl weiter erklärt:<br />
„Die Variante mit NPK-Volldünger vor<br />
der Saat und fertigdüngen mit KAS im<br />
4-Blatt-Stadium brachte beinahe immer<br />
die besten Erträge.“<br />
Schwefel wirkt<br />
Ob das dem Phosphor-, dem Kali- oder<br />
dem Schwefelanteil geschuldet ist, sind<br />
sich die Experten nicht sicher. Sicher ist<br />
aber, dass Schwefel in Kombination mit<br />
Stickstoff, im Versuch Mehrerträge<br />
brachte. „Eine Gabe Ammoniumsulfat<br />
vor dem Anbau ging in unserem Versuch<br />
meist mit höheren Erträgen einher“,<br />
bestätigt Drexler. „Die Wirtschaftlichkeit<br />
der deutlich teureren Stickstoffschwefeldünger<br />
war bei uns aber nicht<br />
immer gegeben. Zumindest im Vergleich<br />
zu KAS oder Harnstoff.“<br />
180 Kilo reichen<br />
Im Versuch auch immer mit dabei sind<br />
Varianten mit unterschiedlichen Stickstoffdüngeniveaus.<br />
Die zeigen recht eindrucksvoll,<br />
dass die Düngemenge von<br />
180 kg N am besseren, jene von 145 kg<br />
N am leichteren Standort optimal ist.<br />
„Die Varianten mit höheren Stickstoffmengen<br />
brachten kaum nennenswerte<br />
Mehrerträge. Wirtschaftlich sind die<br />
höheren Kosten daher auch nicht zu<br />
rechtfertigen“, so Schantl. „Spannend<br />
ist auch der Vergleich mit den Varianten<br />
mit den niedrigeren Stickstoffniveaus.<br />
Hier sank der Ertrag doch deutlich<br />
ab.“ Ein System, das sich bei den<br />
Versuchen als unwirtschaftlich herausgestellt<br />
hat, war die Düngung laut N min -<br />
Analyse. „Wir haben dazu den mineralischen<br />
Stickstoff im Boden bis 90 Zentimeter<br />
Bodentiefe beprobt und die<br />
enthaltene Menge von der Düngeobergrenze<br />
abgezogen. Diese Varianten waren<br />
ertraglich immer hinten.“<br />
Stabilisierte Dünger<br />
Stabilisierte Stickstoffdünger sind auch<br />
seit langem ein Fixpunkt im Versuch.<br />
„Wir haben eine Variante mit Entec,<br />
Abb. 1: Körnermais Wagna 2022<br />
Ertrag in dt/ha<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Kornertrag in dt/ha bei 14% Feuchtigkeit<br />
Gülle + KAS<br />
KAS + Gülle<br />
2x KAS spät<br />
2x KAS<br />
2x KAS<br />
0 (Kontrolle)<br />
Gülle+KAS Nmin<br />
2x KAS<br />
2x Gülle<br />
Entec + KAS<br />
2x KAS Nmin<br />
Ertrag 2012 Ertrag 2013 Ertrag 2014 Ertrag 2015<br />
Ertrag 2016 Ertrag 2017 Ertrag 2018 Ertrag 2019<br />
Ertrag 2020 Ertrag 2021 Ø dt/ha Korn 2011-2022 Ertrag 2022<br />
3x KAS<br />
48 7-2023
Ackerbau<br />
quasi einem stabilisierten KAS, im Versuch.<br />
Der brachte auch immer ganz<br />
passable Erträge. Wenn man die höheren<br />
Kosten des Düngers aber gegenrechnet,<br />
leidet die Wirtschaftlichkeit<br />
der Variante immer wieder darunter“,<br />
erklärt Andreas Lamprecht. „Der Vorteil,<br />
man könne die gesamte N-Menge<br />
ohne Gefahr von Verlusten in einer<br />
Gabe verabreichen, zieht bei unseren<br />
Versuchen auch nicht so recht. Zumindest<br />
in Kalsdorf – auf schweren Böden<br />
– brachten die Varianten, wo wir Harnstoff<br />
und KAS unstabilisiert in einer<br />
Gabe verabreicht haben, auch keine<br />
schlechteren Kornerträge.“ Versuche<br />
mit stabilisierter Gülle wurden in Hatzendorf<br />
erstmals 2022 durchgeführt.<br />
Hier waren die Ergebnisse ganz passabel.<br />
„Wir konnten hier zehn Prozent<br />
höhere Erträge erreichen als mit unstabilisierter<br />
Gülle. Aber das sind derweilen<br />
nur einjährige Ergebnisse.“<br />
Bei Trockenheit<br />
Ein spannender Punkt bei der Düngung<br />
ist heutzutage natürlich auch die<br />
Gefahr von Dürre und Hitze. So waren<br />
Das Team der Versuchsstation v.l.: Andreas Lamprecht, Johannes Schantl, Christoph Hödl und<br />
Manfred Drexler (nicht im Bild: Walter Jansel)<br />
die Hatzendorfer Versuche auch immer<br />
wieder mal mit teils sehr trockenen<br />
Jahren konfrontiert. „Hier müssen wir<br />
die Landwirte aber leider enttäuschen“,<br />
erklärt Manfred Drexler. „Es gibt leider<br />
keinen Stickstoffdünger, der bei Trockenheit<br />
einen guten Ertrag garantiert.<br />
Wenn das Wasser fehlt, hilft alles<br />
nichts. Da ist der Dünger dann oft rausgeschmissenes<br />
Geld. Doch das weiß<br />
man leider vorher nicht.“<br />
Alles in allem ein sehr interessanter<br />
Versuch mit spannenden Ergebnissen.<br />
Für Johannes Schantl und seine Kollegen<br />
ist klar, dass sie den Versuch weiterführen<br />
werden. Die Daten aus Langzeitversuchen<br />
sind gefragt und wichtig.<br />
„Wer genauere Infos zu den Versuchsergebnissen<br />
haben möchte, dem kann<br />
ich nur empfehlen, den Versuchsbericht<br />
auf unserer Internetseite anzusehen.<br />
Wenn der <strong>LANDWIRT</strong> bei den<br />
Lesern ankommt, sollten wir ihn bereits<br />
online gestellt haben.“ ■<br />
Abb. 2: Düngeversuch Kalsdorf 2012–2022<br />
7-2023 49
Ackerbau<br />
Fotohinweis: Agrarfoto, Klug, Greimel<br />
Der frühe Vogel<br />
bekämpft die Hirse<br />
Dieses Jahr kommt in Österreich die Auflage betreffend Terbuthylazin erstmals<br />
voll zum Tragen. So dürfen Landwirte den Wirkstoff auf einem Feld nur mehr<br />
dann einsetzen, wenn sie in den beiden Jahren zuvor darauf verzichtet haben.<br />
Von Christine GREIMEL<br />
Landwirte, die auf Terbuthylazin<br />
(TBA) im Mais verzichten, sollten<br />
künftig mehr Augenmerk auf<br />
die Bekämpfung der unterschiedlichen<br />
Hirsen, Ehrenpreis und Ambrosie legen.<br />
Eine gute Wirkung auf den Ehrenpreis<br />
hat Pendimethalin (Stomp Aqua,<br />
Spectrum Plus) und auch Adengo, vor<br />
allem in Kombination mit Spectrum.<br />
Laudis, Callisto und Sulfonylharnstoffe<br />
haben wenig Wirkung. TBA verstärkt<br />
zudem die Wirkung der Triketone wie<br />
Callisto und Laudis. Vor allem Mesotrione<br />
(Callisto) braucht für eine gute<br />
Wirkung auf Ambrosie und Hirsen<br />
TBA. Ohne TBA müssen sich Landwirte<br />
auch auf eine langsamere Wirkungsgeschwindigkeit<br />
einstellen. TBA-freie<br />
Packs mit Mesotrione sollten daher etwas<br />
früher eingesetzt werden, um die<br />
Hirsewirkung abzusichern.<br />
Resistente Hirsen<br />
Bei ALS-resistenter Hühnerhirse müssen<br />
Kombinationen mit Triketonen<br />
(z.B. Laudis, Callisto) eingesetzt werden.<br />
Borstenhirsen sind mit Tembotrione<br />
(Laudis, Capreno, Adengo) gut<br />
zu bekämpfen. Glattblättrige Hirse,<br />
Gabelblütige Hirse und auch Haarästige<br />
Hirse werden am besten im Vorauflauf<br />
über gräserwirksame Bodenherbizide<br />
und im frühen Nachauflauf über<br />
ALS-Hemmer erfasst. Bei den Sulfonylharnstoffen<br />
(ALS-Hemmer) gibt es<br />
standortbezogen schon Sensitivitätsverluste.<br />
Triketone (Laudis, Callisto)<br />
haben ebenso kaum Wirksamkeit. Die<br />
Blutfingerhirse sollte noch nicht bestockt<br />
sein, um noch zufriedenstellend<br />
bekämpft werden zu können. Dabei<br />
50 7-2023
Ackerbau<br />
zeigten in Versuchen Triketone eine<br />
bessere Wirksamkeit als ALS-Hemmer.<br />
Das Johnsongras kann im Mais nur mit<br />
Sulfonylharnstoffen unterdrückt werden.<br />
Es gibt aber auch noch Duo-Maissorten.<br />
Hier könnte auch Focus Ultra<br />
zur Bekämpfung von Johnsongras eingesetzt<br />
werden.<br />
Ohne Bodenherbizid<br />
Durch die TBA-Regel werden immer<br />
mehr Packlösungen ohne Bodenherbizid<br />
angeboten. Um auch Nachkeimer<br />
zu erfassen, können Landwirte selbstständig<br />
ein Bodenherbizid mit oder<br />
ohne Terbuthylazin dazu kombinieren.<br />
Dem Elumis Peak Pack muss jedenfalls<br />
noch für eine ausreichende Windenwirkung<br />
Dicamba (z.B. 200 g Mais-<br />
Banvel WG) hinzugegeben werden.<br />
Beim Arrat Mais Pack sowie bei Diniro<br />
ist auf die unzureichende Nachtschatten-<br />
und Ehrenpreiswirkung zu achten.<br />
Auch kommt die Wirkung auf Hühnerhirsen<br />
rein über Sulfonylharnstoffe<br />
und daher sind auch Minderwirkungen<br />
beim Vorhandensein wenig sensitiver<br />
Hühnerhirsen möglich.<br />
Auch bei MaisTer Power kommt die<br />
Hirsewirkung nur über ALS-Hemmer,<br />
größerer Ehrenpreis wird auch nicht<br />
mehr erfasst. Mit MaisTer Plus kommt<br />
Verstärkung auf Winde und Distel.<br />
Kwizda Mais Pack und Kaltor Power<br />
Pack (für gute Winden- und Distelwirkung<br />
ergänzen mit z.B. 100 g Mais-<br />
Banvel WG/ha) sind Komplettlösungen,<br />
aber auch ohne Bodenpartner. Die<br />
neuen „Plus“ Packs von Bayer werden<br />
ebenfalls ohne Bodenherbizid angeboten.<br />
Die Ergänzung mit Dicamba bringt<br />
nun aber eine gute Wirkung auf Winde<br />
und Distel. Bei Capreno Plus ist die fehlende<br />
Wirkung auf Quecken und Johnsongras<br />
zu beachten. Capreno Plus als<br />
auch Laudis Monsoon Plus haben<br />
kaum Wirkung auf den Ehrenpreis.<br />
Um bei frühem Einsatz beider Packs<br />
auch nachkeimende Hirsen zu erfassen,<br />
muss noch ein Bodenpartner hinzugefügt<br />
werden. Terbuthylazin-hältige<br />
Bodenpartner hätten auch eine gute<br />
Wirkung auf den Ehrenpreis.<br />
Die TBA-freien Packlösungen wie Elumis<br />
Dual WG Pack und der Wasserschutz<br />
Pack (Arrat oder Dicamba noch<br />
für Winde und Distel ergänzen) erfassen<br />
auch Quecke und Johnsongras,<br />
sind aber etwas schwächer einzustufen<br />
bei Borstenhirsen und Ambrosie; auch<br />
der Ehrenpreis wird weniger erfasst.<br />
Sonderfall Adengo<br />
Adengo kann sowohl im Vorauflauf als<br />
auch im Nachauflauf eingesetzt werden.<br />
Der frühe Nachauflauf (bis zum 3-<br />
Blatt-Stadium des Maises) ist vorteilhafter,<br />
weil bei trockenen Bodenverhältnissen<br />
auch die Blattwirkung<br />
genutzt wird. Vielfach wird Adengo mit<br />
einem Bodenherbizid (z.B. Spectrum,<br />
Dual Gold) kombiniert, um auch ALSresistente<br />
Hühnerhirsen, Panicumhirsen<br />
oder auch Erdmandelgras besser erfassen<br />
zu können. Der Weiße Gänsefuß<br />
ist nur bis zum 4-Blatt-Stadium gut bekämpfbar.<br />
Wenn Winde und Distel bei<br />
der Anwendung noch nicht aufgelaufen<br />
Borstenhirsen sind mit Tembotrione (Laudis,<br />
Capreno, Adengo) gut zu bekämpfen.<br />
sind bzw. die Winde zu wenig weit entwickelt<br />
ist, muss eine Nachkorrektur<br />
der Winde mit einem Dicamba-Produkt<br />
oder mit Arrat + Dash erfolgen.<br />
Quecke und Johnsongras werden mit<br />
Adengo nicht bekämpft.<br />
Gegen Erdmandelgras<br />
Adengo ist auch ein wichtiger Baustein<br />
für die Bekämpfung des Erdmandelgrases.<br />
Das Erdmandelgras wird zu den<br />
20 weltweit gefährlichsten Unkräutern<br />
gezählt. Es gehört zu den Sauergräsern<br />
(Cyperaceae) und hat einen charakteristischen<br />
dreikantigen Stängel. Die<br />
Blätter des Erdmandelgrases sind glänzend<br />
hellgrün und im Querschnitt<br />
deutlich v-förmig. Die Pflanze ist gänzlich<br />
unbehaart. Die Vermehrung und<br />
Überdauerung erfolgt durch Rhizomknöllchen<br />
(Erdmandeln). Versuche zur<br />
Ehrenpreis könnte im Mais durch den Verzicht auf Terbuthylazin<br />
wieder an Bedeutung gewinnen.<br />
Bei ALS-resistenter Hühnerhirse müssen Kombinationen mit<br />
Triketonen (z.B. Laudis, Callisto) eingesetzt werden.<br />
7-2023 51
Ackerbau<br />
Bei Blutfingerhirse zeigen Triketone eine<br />
bessere Wirkung als ALS-Hemmer. Sie sollte<br />
bei der Bekämpfung noch nicht bestockt sein.<br />
Bekämpfung des Erdmandelgrases<br />
zeigten, dass dieses Sauergras früh bekämpft<br />
werden muss. Für den frühen<br />
Einsatz eignet sich Adengo in Kombination<br />
z.B. mit Spectrum. Es sollten<br />
die maximalen Aufwandmengen von<br />
z.B. 1,4 l Spectrum/ha mit 0,4 l Adengo/ha<br />
im Vorauflauf oder frühen Nachauflauf<br />
eingesetzt werden. Wenn nur<br />
mehr Erdmandelgras dominiert, können<br />
auch nur Bodenherbizide (Spectrum,<br />
Spectrum Gold, Dual Gold, Gardogold)<br />
im Vorauflauf eingesetzt<br />
werden. Wiederaufgelaufenes Erdmandelgras<br />
kann dann mit 1 l Callisto/ha<br />
+ 0,75 l Onyx/ha im Nachauflauf<br />
korrigiert werden. 1 l Botiga/ha als<br />
auch 0,75 l Onyx/ha + 1,25 l Elumis/ha<br />
waren für die Nachkorrektur nicht so<br />
gut wirksam.<br />
Neue Packs und Produkte<br />
Bayer ändert die Zusammensetzung<br />
der Packlösungen. Aspect Pro wird<br />
nun auch solo angeboten und ist nur<br />
mehr im Pack mit Laudis enthalten.<br />
Die Packlösungen Laudis Plus, Capreno+Aspect<br />
Pro+Mero und auch Laudis+Aspect<br />
Pro+Monsoon werden aufgelassen.<br />
Die neuen Packlösungen<br />
(„PLUS“-Serie) werden ohne Bodenherbizid<br />
angeboten, enthalten aber zusätzlich<br />
den Wirkstoff Dicamba. Das<br />
Dicamba Produkt Oizysa D 480 SL enthält<br />
469,68 g Dicamba/l.<br />
Das Erdmandelgras wird zu den 20<br />
„weltweit gefährlichsten Unkräutern“<br />
gezählt.<br />
Ab 2023 steht wiederum Casper mit<br />
den Wirkstoffen Prosulfuron und Dicamba<br />
zur Verfügung. Mit der maximalen<br />
Aufwandmenge von 0,3 kg/ha<br />
werden 0,21 kg Mais-Banvel WG/ha<br />
und 20 g Peak/ha zur Bekämpfung von<br />
einjährigen zweikeimblättrigen Unkräutern<br />
sowie von zweikeimblättrigen<br />
Wurzelunkräutern ausgebracht.<br />
Botiga ist eine Fertigformulierung der<br />
beiden Wirkstoffe Pyridate (300 g/l)<br />
und Mesotrione (90 g/l) und ist mit<br />
maximal 1 l/ha zugelassen. Somit kommen<br />
mit einem Liter Botiga umgerechnet<br />
0,5 l Onyx/ha sowie 0,9 l Callisto/<br />
ha zum Einsatz. Mit Ausnahme von<br />
Ehrenpreis und Panicumhirsen lassen<br />
sich einjährige Unkräuter und Ungräser<br />
gut bekämpfen.<br />
Packs mit TBA<br />
Im Aztek Komplett Pack und im Diego<br />
MX sind ALS-Hemmer, Bodenherbizid<br />
mit TBA und Wuchsstoffe für die Wurzelunkrautwirkung<br />
kombiniert. Bei<br />
ALS-resistenter Hühnerhirse kann diese<br />
übrigbleiben, wenn diese Packs zu<br />
spät eingesetzt werden und die ALS-resistenten<br />
Hühnerhirsen über die Bodenpartner<br />
Spectrum Gold bzw. Successor<br />
T nicht mehr erfasst werden.<br />
Optimal für die Hirsewirkung wäre es,<br />
wenn die Bodenpartner schon im Vorauflauf<br />
eingesetzt werden. Mit dieser<br />
Splitting-Anwendung werden auch<br />
Wurzelunkräuter gut erfasst. Schwarzer<br />
Nachtschatten wird mit beiden<br />
Packs auch nicht ausreichend bekämpft.<br />
Mit Diego MX hat man auch<br />
bei Schönmalve wenig Wirksamkeit.<br />
Der Laudis Aspect Pro Pack mit TBA<br />
und Triketon wird weiterhin angeboten.<br />
Die Lücken dieser Packlösung sind<br />
Panicumhirsen sowie Quecke und<br />
Johnsongras. Für Acker- und Zaunwinde<br />
muss der Pack noch mit z.B.<br />
Mais-Banvel WG ergänzt werden. Die<br />
Hühner- und Borstenhirseleistung ist<br />
bei Laudis Aspect Pro am stärksten<br />
einzustufen. Nachdem diese Packlösung<br />
keinen Sulfonylharnstoff enthält,<br />
ist auch eine rasche Wirkung gegeben.<br />
Sulfonylharnstoffe, Triketone sowie<br />
auch ein Bodenherbizid mit TBA sind<br />
enthalten im Elumis Eco WG Pack, im<br />
Locast Mais Pack, im Omega Gold<br />
Pack sowie im DaFranz Maispack.<br />
Beim Omega Gold und Locast Mais<br />
Pack wird für die Winden- und Distelwirkung<br />
noch eine Kombination mit<br />
z.B. Mais-Banvel WG empfohlen.<br />
Ebenso sollte DaFranz Pack mit zusätzlich<br />
150 g Mais-Banvel WG/ha ergänzt<br />
werden, um eine ausreichende Winden-<br />
und Distelwirkung zu haben. Im<br />
Elumis Eco WG Pack ist bereits ausreichend<br />
Wirkstoff enthalten. n<br />
Christine Greimel ist Pflanzenschutzexpertin<br />
der Landeskammer für Landwirtschaft<br />
Steiermark.<br />
Glattblättrige, Gabelblütige und auch<br />
Haarästige Hirse werden am besten im<br />
Vorauflauf über gräserwirksame Bodenherbizide<br />
und im frühen Nachauflauf über<br />
ALS-Hemmer erfasst.<br />
52 7-2023
Ackerbau<br />
Fotohinweis: Agrarfoto (1), Wechselberger (2), Geyer (1)<br />
Zuckerrübe<br />
Der Schädlinge<br />
Herr werden<br />
Die Neonicotinoide im Zuckerrübenanbau sind nun endgültig Geschichte.<br />
Gut, dass es bereits Versuche gibt, die deutlich zeigen, auf was sich die<br />
Rübenbauern einstellen müssen. Hier die Ergebnisse.<br />
Von Katharina WECHSELBERGER und Stefan GEYER<br />
Seit dem Verlust der Neonicotinoide<br />
steht als insektizide Saatgutbeizung<br />
in Zuckerrüben aktuell nur<br />
noch das Pyrethroid Tefluthrin zur Verfügung.<br />
Dieses besitzt aber – anders<br />
als die Neonicotinoide – keine systemische<br />
Wirkung. Gleichzeitig verursachen<br />
vor allem wärmeliebende Schäd -<br />
linge aufgrund der steigenden Durchschnittstemperaturen<br />
vermehrt Ertragseinbußen<br />
bei Zuckerrüben. Um die Zuckerrübe<br />
auch in Zukunft effizient vor<br />
Schädlingen schützen zu können, braucht<br />
es wirksame Maßnahmen, die im<br />
Sinne eines integrierten Schädlingsmanagements<br />
umgesetzt werden können.<br />
Drei Problemkinder<br />
Der Rübenderbrüssler zählt in den österreichischen<br />
Zuckerrüben-Anbaugebieten<br />
zu den wirtschaftlich bedeutendsten<br />
Schädlingen. Der gefräßige<br />
Rüsselkäfer sorgt vor allem in Anbaugebieten<br />
mit weniger als 500 mm Jah-<br />
7-2023 53
Ackerbau<br />
Luftbild des Standortes Trübensee. U: unbehandelt, F12: Force 20 CS, PO: Poncho Beta<br />
resniederschlag regelmäßig für umfangreiche<br />
Ernteausfälle. Ein Anstieg<br />
der Durchschnittstemperaturen von<br />
nur einem Grad Celsius im Zeitraum<br />
von April bis Juni führt bereits zu einer<br />
merklichen Zunahme der Populationsdichte<br />
des wärmeliebenden Schädlings.<br />
Der bis zu 16 mm große Käfer ist durch<br />
einen dicken Panzer geschützt und daher<br />
besonders widerstandsfähig.<br />
Auch Rübenerdflöhe profitieren von<br />
den steigenden Temperaturen. Bei Rübenerdflöhen<br />
ist der Zeitraum zwischen<br />
Erstbefall und starkem Schaden ausgesprochen<br />
kurz und beträgt unter Umständen<br />
nur wenige Tage. Bei fehlender<br />
Beize mit systemisch wirkenden Insektiziden<br />
müssen daher umgehend Regulierungsmaßnahmen<br />
gesetzt werden, sobald<br />
der winzige Käfer zu sehen ist.<br />
Ebenso wie Rübenderbrüssler und Rübenerdfloh<br />
zählen auch viele Blattlausarten<br />
zu den Profiteuren des Klimawandels.<br />
Blattläuse sind in der Zuckerrübe<br />
vor allem als Virus-Vektoren bedeutend.<br />
Bei manchen Blattlausarten können in<br />
milden Wintern nicht nur die unempfindlichen<br />
Wintereier, sondern auch die<br />
Blattläuse selbst überwintern. Dies führt<br />
dazu, dass bereits zu Vegetationsbeginn<br />
adulte Blattläuse zu finden sind und es<br />
früher zur Übertragung von Viren kommen<br />
kann. Sind die Rübenpflanzen nicht<br />
durch die Beize geschützt, so muss ein<br />
besonderes Augenmerk auf das Auftreten<br />
von Blattläusen gelegt werden.<br />
Vorausschauendes Projekt<br />
Im EIP-Projekt „Aufbau von<br />
Erhebungs- und Regulierungsprogrammen<br />
zu ausgewählten tierischen<br />
Schädlingen im Zuckerrübenanbau in<br />
Österreich“ wurde der bestehende<br />
Warndienst in der Zuckerrübe um<br />
Blattläuse und Rübenerdflöhe erweitert.<br />
Im Rahmen des Projektes wurde<br />
ein aufwändiges Rübenderbrüssler-<br />
Screening durchgeführt und es wurden<br />
alternative Maßnahmen gegen den Rübenderbrüssler<br />
getestet.<br />
In den Jahren 2019 und 2020 wurden<br />
auch Versuche zur Erhebung der Wirksamkeit<br />
unterschiedlicher Saatgutbeizen<br />
durchgeführt. Dabei wurden Neonicotinoide<br />
mit Pyrethroiden (Force<br />
20 CS) verglichen. Zusätzliche Flächenspritzungen<br />
mit Insektizid wurden keine<br />
durchgeführt. Während des Feldaufganges<br />
und kurz vor der Ernte<br />
wurden die Schäden bonitiert und die<br />
Pflanzenverluste erfasst. Zudem wurden<br />
Ertrag und Zuckerertrag ermittelt.<br />
Die Versuche wurden jährlich auf<br />
jeweils vier bis fünf Flächen in unterschiedlichen<br />
Ortschaften bzw. Regionen<br />
durchgeführt.<br />
Kahlfraß und Trockenheit<br />
Im Jahr 2019 war der Versuch in Trübensee<br />
bereits am 23. April vollständig<br />
Tab. 1: Mittelwerte des Zuckerertrags (t/ha) aus dem Vergleich<br />
verschiedener Saatgut und Spritzbehandlungen 2021 und 2022<br />
2021 2022<br />
Gerhaus 1 Gerhaus 2 Linz Trübensee Zwingendorf Gerhaus 1 Immendorf Trübensee Zagging<br />
1 unbehandelt 6,08 B 9,27 B 15,65 A 19,91 C 11,99 A 8,79 C 13,39 C 24,94 A 20,61 A<br />
2 Neonic. /<br />
Force 20 CS<br />
17,89 A 17,12 A 16,23 A 21,65 A 16,55 A 13,88 A 15,35 AB 24,68 A 20,79 A<br />
3 Force 20 CS 17,86 A 16,58 A 15,24 A 20,65 BC 12,76 A 11,06 BC 14,64 B 24,81 A 20,43 A<br />
4 Force 20 CS +<br />
1 Spritzappl.<br />
5 Force 20 CS +<br />
2 Spritzappl.<br />
6 Force 20 CS +<br />
3 Spritzappl.<br />
18,74 A 15,42 A 16,49 A 21,01 AB 14,71 A 11,12 BC 15,91 AB 24,75 A 20,45 A<br />
18,41 A 16,58 A 16,61 A 20,82 AB 14,69 A 10,34 C 16,04 AB 25,25 A 19,41 A<br />
18,86 A 16,86 A 16,67 A 20,64 BC 15,6 A 13,24 AB 15,67 AB 25,01 A 20,43 A<br />
LSD 5 % 12,9 4,03 0,89 2,53 1,21 2,09 1,53<br />
Signifi kanz *** ** n.s. * n.s. ** ** n.s. n.s.<br />
54 7-2023
Ackerbau<br />
vom Derbrüssler kahlgefressen und<br />
musste am 21. Mai neu angebaut werden.<br />
Im Jahr 2020 wurde der Standort<br />
Trübensee trotz starken Befalls durch<br />
den Rüsselkäfer nicht neu angebaut.<br />
Auch auf den anderen Standorten wiesen<br />
beinahe alle Zuckerrübenpflanzen<br />
in beiden Versuchsjahren ab Mitte Mai<br />
Fraßspuren des Rübenderbrüsslers auf.<br />
Der Schaddruck durch Erdflöhe war<br />
2019 vor allem am Versuchsstandort<br />
Fuchsenbigl besonders hoch. In Stronsdorf<br />
verzögerte sich der Feldaufgang im<br />
Frühjahr beider Versuchsjahre aufgrund<br />
der Trockenheit.<br />
Die Unterschiede des Bestandes zwischen<br />
den Beizmittelvarianten waren<br />
im Versuchsjahr 2019 nur am Standort<br />
Stronsdorf statistisch signifikant. Der<br />
durch Trockenheit verzögerte Aufgang<br />
verstärkte die negativen Auswirkungen<br />
der Schädlinge auf den Ertrag deutlich.<br />
In Franzensdorf wurden einige Parzellen<br />
der unbehandelten Variante durch<br />
den Rübenderbrüssler stark in Mitleidenschaft<br />
gezogen. Jedoch war die<br />
Streuung zwischen den Wiederholungen<br />
sehr hoch. Bei den Standorten<br />
Fuchsenbigl (nur geringer Schaddruck)<br />
sowie am Standort Trübensee (Neuaussaat<br />
im Mai) gab es kaum Unterschiede<br />
beim Zuckerertrag zwischen den Behandlungsvarianten.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass der Einfluss<br />
der Saatgutbeize auf die Erträge der<br />
Zuckerrübe nicht nur mit der Populationsgröße<br />
der Schädlinge in Zusammenhang<br />
steht, sondern auch mit den<br />
vorherrschenden Witterungsbedingungen<br />
während des Auflaufens der<br />
Pflanzen. Die Variante des mit Pyrethroiden<br />
und Neonicotinoiden behandelten<br />
Saatguts erzielte insbesondere bei<br />
starkem Auftreten von Rübenerdflöhen<br />
und Rübenderbrüssler sowie bei ungünstigen<br />
Witterungsbedingungen<br />
während der frühen Stadien der Pflanzenentwicklung<br />
höhere Erträge als die<br />
Varianten, in denen das Saatgut nur<br />
mit Pyrethroiden gebeizt bzw völlig<br />
unbehandelt war.<br />
Zusätzliche Spritzung<br />
Über das Projekt hinaus wurden im<br />
Jahr 2021 auf fünf und im Jahr 2022 auf<br />
vier Standorten zusätzlich Insektizidspritzungen<br />
durchgeführt. Dieser Versuch<br />
sollte Aufschluss darüber geben,<br />
wie viele zusätzliche Insektizidspritzapplikationen<br />
notwendig sind, um die<br />
Wirksamkeit der Neonicodinoidbeize<br />
gegen Rübenerdflöhe und Rübenderbrüssler<br />
erreichen zu können.<br />
Im Jahr 2021 wurden die Schäden auf<br />
den Versuchsflächen in Gerhaus vor allem<br />
durch Drahtwürmer verursacht.<br />
Die Beize mit Pyrethroiden zeigte hier<br />
eine gute Wirkung. Die zusätzlichen<br />
Spritzapplikationen zeigten naturgemäß<br />
beim im Boden lebenden Schädling<br />
keinen Effekt. Am Standort Trübensee<br />
wurde der Schaddruck im Jahr<br />
2021 hingegen vor allem durch den Rübenderbrüssler<br />
und Rübenerdflöhe<br />
verursacht. Den höchsten Ertrag erreichte<br />
hier die Variante Poncho Beta<br />
(21,65 t Zucker/ha). In der Variante<br />
Force 20 CS lag der Zuckerertrag bei<br />
20,65 t/ha signifikant niedriger. Die zusätzlichen<br />
Insektizidspritzungen konnten<br />
den Ertrag geringfügig steigern, er-<br />
reichten jedoch nicht das Niveau der<br />
Poncho Beta-Variante. Etwas deutlicher<br />
konnte der Effekt der zusätzlichen<br />
Insektizidspritzungen auf den Standorten<br />
Gerhaus und Immendorf im Jahr<br />
2022 beobachtet werden.<br />
Conclusio<br />
Der Einfluss der Beize auf die Erträge<br />
der Zuckerrübe steht mit der Witterung<br />
während des Auflaufens sowie mit<br />
der Populationsgröße der Schädlinge<br />
direkt in Zusammenhang. Verursachen<br />
diese einen hohen Schaddruck, so<br />
sind bei einer Beize mit Pyrethroiden<br />
zusätzliche Spritzapplikationen mit Insektiziden<br />
notwendig. Nur so können<br />
Fehlstellen vermieden und annähernd<br />
ähnliche Erträge wie mit der Neonicotinoidbeize<br />
erreicht werden. n<br />
Mag. Katharina Wechselberger arbeitet<br />
für die AGES. DI Stefan Geyer arbeitet<br />
für die AGRANA Research &<br />
Innovation Center GmbH.<br />
Läuse sind ein Problem, da sie Virosen<br />
übertragen.<br />
Tab. 2: Mittlere Anzahl von Rüben pro Parzelle auf vier Standorten<br />
mit unterschiedlicher Saatgutbehandlung 2019<br />
Franzensdorf Fuchsenbigl Stronsdorf Trübensee *<br />
1 unbehandelt 71 B 149 A 27 C 143 A<br />
2 Force 20 CS 129 A 161 A 65 B 143 A<br />
3 Cruiser 600 FS +<br />
Force: 20 CS<br />
149 A 160 A 98 A 142 A<br />
LSD 5% 37,95 12,65 16,34 16,73<br />
Signifikanz ** n.s. *** n.s.<br />
* zweiter Anbau nach Umbruch verursacht durch Rübenderbrüsslerbefall, danach kein Rübenderbrüsslerauftreten mehr<br />
Der Derbrüssler ist in Niederösterreich ein<br />
großes Problem.<br />
7-2023 55
Leben am Hof<br />
Fotohinweis: Pammer (8), Alexander Raths/Shutterstock.com<br />
56 7-2023
Leben am Hof<br />
Irrtümer und Tipps zum<br />
Rasen<br />
In jedem Garten gibt es Grünflächen. So gibt es<br />
auch keinen Vortrag und keine Beratung, in denen<br />
nicht Fragen dazu aufkommen. Wir beantworten<br />
die wichtigsten.<br />
Von Susanne PAMMER<br />
Wann legt man am besten einen<br />
Rasen an?<br />
Im Mai, wenn der Boden schon warm ist, kann Rasen angelegt<br />
werden. Die Gefahr von nachfolgender Trockenheit<br />
und Hitze ist aber groß. In Wirklichkeit hat es sich besser<br />
bewährt, Rasen im September anzulegen bzw. zu sanieren.<br />
Im September ist der Boden noch warm, die Hitze nicht<br />
mehr so groß und die Feuchte der Nacht macht das Gießen<br />
(fast) überflüssig. Rasensamen keimen schnell unter diesen<br />
Bedingungen. Daher: Vertikutieren und Nachsäen als<br />
Pflegemaßnahme, Fräsen und darauf folgende Ansaat für<br />
eine Neuanlage. Eine Herbstdüngung mit dem Schwerpunkt<br />
auf Kali (aber wenig Stickstoff) im September stärkt<br />
den Rasen! Bereits zwei Wochen später sieht man den<br />
Erfolg.<br />
7-2023 57
Leben am Hof<br />
Nach dem Stechen unbedingt nachsäen!<br />
Wie viel Pflege braucht<br />
ein Rasen?<br />
Rasen ist sehr aufwändig zu pflegen.<br />
Besonders dann, wenn Sie richtig schönen,<br />
dichten Rasen haben wollen, bedeutet<br />
dies: wöchentlich mähen, dreimal<br />
jährlich mit langsam wirkendem<br />
Dünger düngen, in Trockenperioden<br />
regelmäßig gießen. Dazu kommt das<br />
Vertikutieren im Mai oder September,<br />
danach ist nachzusäen, Maulwurfshügel<br />
sind abzutragen, es ist erneut nachzusäen,<br />
gegebenenfalls Unkraut händisch<br />
zu stechen und wieder nachzusäen.<br />
Bleibt an diesen Stellen nämlich der<br />
Boden offen, wird sicher etwas wachsen<br />
– nur leider kein Rasen!<br />
Rasen allein ist für Kinder langweilig.<br />
Brauchen Kinder<br />
Rasenflächen?<br />
Für Ball- und Laufspiele sind Rasenflächen<br />
unentbehrlich, aber gespielt wird<br />
auch auf Sand- und Schotterhäufen, in<br />
Weiden- und Strauchhäusern, in Geheimverstecken,<br />
auf Bäumen und an<br />
Wasserstellen.<br />
Welchen Rasen soll ich<br />
säen?<br />
Es gibt unterschiedliche Rasengräser,<br />
auch wenn sie bei oberflächlicher Betrachtung<br />
alle gleich aussehen. Der gekaufte<br />
Rasensamen enthält eine Mischung<br />
von zwei bis acht Gräsersorten.<br />
Da können Sie wählen zwischen Schattenrasen,<br />
Mischungen für sonnige und<br />
trockene Standorte, belastbarem Sportund<br />
Spielrasen oder feinem Gartenrasen.<br />
Einige Rasensorten keimen sehr<br />
schnell, andere füllen erst Tage später<br />
die beschatteten Lücken im Boden.<br />
Durch die Zusammensetzung verschiedener<br />
Sorten entsteht eine geschlossene<br />
Rasendecke. Die RMS-Auszeichnung,<br />
die gut sichtbar an den Packungen angebracht<br />
ist, steht für sogenannte „Regelsaatgutmischungen“;<br />
sie steht für<br />
hohe Qualität der einzelnen Gräsersorten<br />
und auch für die richtige Zusammensetzung<br />
der Samenmischungen.<br />
Macht Vertikutieren den<br />
Rasen wieder fit?<br />
Nach dem Vertikutieren ist der Rasen<br />
wie neu, allerdings nur, wenn danach<br />
auch Rasensamen nachgesät und gedüngt<br />
wird. Sonst breiten sich auf den<br />
offenen Stellen zwischen den Grashalmen<br />
schnell wieder Unkräuter und<br />
Moos aus. Halten Sie den Rasen auch<br />
einige Tage feucht, bis die frischen Rasengräser<br />
angewurzelt sind.<br />
Lässt sich Moos im Rasen<br />
mit Kalk beseitigen?<br />
Teilweise. Moos wächst an schattigen,<br />
feuchten Stellen, aber auch gerne auf<br />
Es gibt verschiedene Mischungen von Rasensamen.<br />
Nach dem Vertikutieren sollten Sie unbedingt nachsäen und düngen.<br />
58 7-2023
Leben am Hof<br />
verdichteten und vor allem auf nährstoffarmen<br />
Böden. Der Kalk beseitigt<br />
das Moos daher nur kurzfristig, wenn<br />
gegen die wahren Ursachen nichts unternommen<br />
wird. Die Methode zur Bekämpfung<br />
wäre: mit dem Vertikutierer<br />
das Moos entfernen, Sand aufstreuen,<br />
Schattenrasen säen und düngen. Kalk<br />
kann auch zum Einsatz kommen, aber<br />
nie gleichzeitig mit den Düngegaben.<br />
Vermutlich werden diese Maßnahmen<br />
jedes Jahr durchzuführen sein, es stellt<br />
sich also die Frage: Was ist so schlimm<br />
an Moos? – Darf es vielleicht bleiben?<br />
Wie tief und wie oft soll<br />
ich mähen?<br />
Wie tief der Rasen gemäht wird, hängt<br />
von den Gräsern ab, die ausgesät wurden.<br />
Die meisten Grasarten vertragen<br />
eine Schnitttiefe von 5–7 cm gut. Zierrasen<br />
wird meist auf 3–4 cm gemäht,<br />
Schattenrasen wächst langsamer und<br />
verträgt tiefe Schnitte weniger gut.<br />
Wird der Rasen um mehr als die Hälfte<br />
gekürzt, schwächt ihn das zu stark.<br />
Unkräuter und Moos freuen sich. Ideal<br />
ist es, wenn man den Rasen so schneidet,<br />
dass er nur ein Drittel seiner Masse<br />
verliert. Bei Trockenheit und Hitze<br />
besser den Rasen etwas länger lassen<br />
(6–7 cm). Sind die Grashalme nach<br />
dem Mähen ausgefranst, sind die Messer<br />
zu stumpf.<br />
Was macht schon ein bisschen Rasen im Moos?<br />
Kann man Rasenschnitt<br />
liegen lassen?<br />
Nur mit einem Mulchmäher wird der<br />
Schnitt so klein gehackt, dass er liegen<br />
bleiben kann. Aber sogar da gibt es<br />
Ausnahmen: Nicht gemulcht werden<br />
soll beim ersten und letzten Rasenschnitt<br />
im Jahr, in Regenperioden<br />
wenn der Boden sehr nass ist oder<br />
wenn das Gras zu hoch gewachsen ist.<br />
Ist Rollrasen eine Garantie<br />
für schönen Rasen?<br />
Sie starten zwar mit einem perfekten<br />
Rasen, die Pflege danach ist aber genau<br />
gleich wie bei einem Rasen, der angesät<br />
wurde. Auch die Vorbereitungen zum<br />
Verlegen eines Rollrasens sind die gleichen<br />
wie die zur Aussaat: Der Boden ist<br />
eingeebnet und mit einer feinkrümeligen<br />
Humus-Sand-Schicht bedeckt. n<br />
Susanne Pammer ist Garten- und<br />
Landschaftsplanerin.<br />
Rasen säen<br />
Vorteile<br />
Mit ungefähren Kosten von 1 € pro m² relativ<br />
günstig.<br />
Nachteile<br />
Die Samen keimen erst ab einer Bodentemperatur<br />
von 10 Grad.<br />
Rollrasen sollten Profis verlegen.<br />
Die Rasensamen akklimatisieren sich direkt<br />
auf ihrer Fläche; der Rasen ist, wenn er<br />
gewachsen ist, perfekt angepasst.<br />
Die Samen werden auch gerne von Vögeln<br />
verspeist und vom Wind verweht. Am Anfang<br />
geht Unkraut auf.<br />
Einfach und schnell auszubringen.<br />
Ein Aussaatwagen ist von Vorteil, die richtige<br />
Menge muss abgewogen werden. Eine zu dichte<br />
Ansaat nützt nichts.<br />
Ideal für kleine Flächen und Ausbesserungsarbeiten.<br />
Erst nach 4–6 Wochen ist die Fläche (vorsichtig)<br />
betretbar. Bis der Rasen richtig dicht und<br />
strapazierfähig ist, vergeht bis zu ein Jahr.<br />
Rollrasen<br />
Außer bei Frost kann Rollrasen immer verlegt<br />
werden.<br />
Die Kosten liegen bei ca. 7 € pro m² plus<br />
Transport plus Verlegung. Gesamt meist so um<br />
15 € pro m².<br />
Nach 2–3 Wochen begehbar.<br />
Das Verlegen ist körperlich anstrengende Arbeit<br />
und für Laien schwierig.<br />
Wird mit einer dichten Grasnarbe geliefert,<br />
das sind die besten Startbedingungen.<br />
Muss innerhalb von einem Tag nach Lieferung<br />
verarbeitet werden. An Stellen, wo der Rollrasen<br />
nicht am Untergrund anliegt, stirbt er ab.<br />
Schöner, dichter Rasen ist nichts für „faule<br />
Gärtner“.<br />
7-2023 59
Leben am Hof<br />
Fotohinweis: Monkey Business Images/Shutterstock.com, pathdoc/Shutterstock.com<br />
Die Qual der Wahl<br />
Entscheidungen treffen<br />
Jeden Tag treffen wir rund 20.000 Entscheidungen. Trotzdem fallen sie uns<br />
oft schwer. Psychologin Kriebernegg-Kargl erklärt warum und gibt Tipps<br />
zur Entscheidungsfindung.<br />
Von Angelika LEITNER, <strong>LANDWIRT</strong> Redakteurin<br />
Eva steht im Geschäft und probiert<br />
schon die siebente Hose an.<br />
Obwohl ihr einige davon gut<br />
passen, kann sie sich für keine entscheiden<br />
und geht ohne Hose nach Hause.<br />
Glücklich ist sie dabei nicht, denn eigentlich<br />
würde sie eine neue brauchen.<br />
Stefan kontrolliert die fünf WetterApps<br />
auf seinem Smartphone, er fragt seinen<br />
Vater, redet mit den Nachbarn: Soll ich<br />
heute mähen, oder nicht? Als er sich<br />
endlich dazu durchringen kann, bekommt<br />
er keine Helfer mehr und muss<br />
die Mahd vertagen.<br />
Forscher gehen davon aus, dass wir jeden<br />
Tag rund 20.000 Entscheidungen<br />
treffen. Die meisten davon unbewusst<br />
und innerhalb von Millisekunden. Da<br />
könnte man eigentlich meinen, wir<br />
sind darin geübt und fällen unsere<br />
Entscheidungen problemlos. Doch das<br />
60 7-2023
Leben am Hof<br />
Gegenteil ist der Fall. Warum tun wir<br />
uns dennoch häufig schwer damit?<br />
Warum ist es so schwer?<br />
Psychologin Sonja Kriebernegg-Kargl<br />
erklärt es so: „Mit den vielen Entscheidungsmöglichkeiten<br />
steigt auch die<br />
Wahrscheinlichkeit etwas falsch zu machen.<br />
Und davor haben wir Angst.“ Dabei<br />
können das ganz banale Dinge wie<br />
der Kauf einer Hose sein oder es kann<br />
sich um eine lebensverändernde Entscheidung<br />
wie eine Hochzeit oder eine<br />
Schwangerschaft drehen. „Vor allem für<br />
Menschen, die perfektionistisch veranlagt<br />
sind, ist das besonders schwierig“,<br />
sagt die Expertin. Die Unentschlossenheit<br />
macht es nur schlimmer: Wenn wir<br />
uns vor Entscheidungen drücken, tun<br />
wir uns keinen Gefallen. Unser Hirn<br />
mag feste Strukturen und kann mit<br />
schwammigen Situationen nur schwer<br />
umgehen. Die Folgen sind ein Gedankenkarussell<br />
und Anspannung.<br />
Die Evolution hat uns nicht gelehrt, aus<br />
einer großen Vielfalt zu wählen. Unsere<br />
Vorfahren lebten in einer Welt des Mangels<br />
und mussten nehmen, was da war.<br />
Heute wachsen wir in einer Welt auf, die<br />
uns täglich Entscheidungen abverlangt.<br />
Mit jeder Entscheidung verzichten wir<br />
auf eine vermeintlich bessere Chance<br />
oder Gelegenheit. Zu wählen ist schwer,<br />
gut zu wählen in einer Welt voller Möglichkeiten<br />
scheinbar unmöglich. „Deswegen<br />
entscheiden wir uns lieber nicht<br />
und warten“, weiß die Psychologin.<br />
Oder jemand anderer nimmt uns die<br />
Entscheidung (zwangsläufig) ab.<br />
auch noch die Angst, eine Fehlentscheidung<br />
zu treffen. Wir wissen alle, dass es<br />
tatsächlich Entscheidungen gibt, die<br />
man bereut. „Das löst dann wieder negativen<br />
Stress aus“, erklärt die Psychologin.<br />
Sie ist überzeugt, dass es die richtige<br />
Entscheidung ohnehin nicht gibt. „Es<br />
gibt immer gute und weniger gute Varianten.“<br />
Selbst die unangehmste Folge<br />
birgt Lernpotenzial. Aus Fehlern lernt<br />
man bekanntlich. Es ist nachgewiesen,<br />
dass wir mit Fehlentscheidungen besser<br />
klarkommen als wenn wir gar keine<br />
Entscheidung treffen.<br />
Besser Türen schließen<br />
Sich alle Möglichkeiten offen zu halten,<br />
ergibt überhaupt keinen Sinn, weil wir<br />
ohnehin nur wenige nutzen können.<br />
Diese scheinbare Wahlfreiheit raubt<br />
uns Energie. „Statt sich alle Möglichkeiten<br />
offen zu halten, ist es besser, sich<br />
für eine zu entscheiden und die Energie<br />
dort zu investieren“, sagt die Psychologin.<br />
Es geht schließlich nicht nur um<br />
die Entscheidung selbst, sondern auch<br />
darum, was man daraus macht. Wenn<br />
also Stefan aus dem genannten Beispiel<br />
sich entscheidet zu mähen obwohl das<br />
Wetter nicht sicher hält, dann hat er<br />
immer noch genug Optionen. Mähe ich<br />
meine kompletten Flächen, hole ich mir<br />
zusätzliche Fahrer, verteile ich die Aufgaben<br />
anders?<br />
War die Entscheidung dann nicht optimal,<br />
hilft ein „Hätte ich doch…“ ohnehin<br />
nichts mehr. „Stehen Sie dazu und<br />
seien Sie nicht hart zu sich selbst. Sie<br />
haben zu dem Zeitpunkt die beste Entscheidung<br />
getroffen. Hinterher weiß<br />
man es ohnehin besser“, erläutert Kriebernegg-Kargl.<br />
Tipps<br />
Fällt es Ihnen schwer, Entscheidungen<br />
zu treffen? Tendieren Sie dazu, sich im<br />
letzten Moment umzuentscheiden?<br />
Sind Sie davon schon genervt? Dann<br />
ändern Sie etwas:<br />
• Zeitdruck, sozialer Druck und<br />
schlechtes Selbstwertgefühl sind<br />
schlechte Berater wenn es um Entscheidungen<br />
geht. Nehmen Sie sich<br />
Zeit, schlafen Sie eine Nacht darüber.<br />
• Es kommt immer anders als man<br />
denkt. Treffen Sie Entscheidungen<br />
nur, wenn sie auch anstehen. Viel zu<br />
oft zerbrechen wir uns den Kopf darüber,<br />
was wir den tun würden, wenn…<br />
• Sammeln Sie Informationen zu den<br />
verschiedenen Optionen, eine Pround-Kontra-Liste<br />
kann helfen.<br />
• Spielen Sie die Szenarien durch: Was<br />
könnte im schlimmsten Fall passieren?<br />
Wie beeinflusst meine Entscheidung<br />
mein Leben in einer Woche, einem<br />
Monat, einem Jahr oder gar zehn<br />
Jahren? Wir müssen uns eingestehen,<br />
dass der Kopf die Zukunft nicht vorhersehen<br />
kann. Setzen Sie den Schritt,<br />
der sich JETZT richtig anfühlt.<br />
• Trauen Sie Ihrem Urteilsvermögen<br />
und stehen Sie dazu.<br />
• Mit jeder Entscheidung, die sie treffen,<br />
müssen Sie selbst leben. Da hilft<br />
es nicht, wenn Sie es anderen recht<br />
machen wollen!<br />
n<br />
Angst<br />
Eine Entscheidung fällt uns dann leicht,<br />
wenn eine Alternative eindeutig mehr<br />
Vorteile hat als die andere. Fordernd<br />
wird es dann, wenn jede Alternative<br />
Vorteile hat und keine davon eindeutig<br />
besser ist. Denn jede Entscheidung FÜR<br />
etwas bedeutet auch immer eine Entscheidung<br />
GEGEN etwas. „Im Gasthaus<br />
ein Schnitzel zu bestellen bedeutet, dass<br />
ich den Braten nicht essen kann. Ich<br />
könnte also etwas verpassen“, sagt Kriebernegg-Kargl.<br />
Daneben gibt es aber<br />
Qual der Wahl: Je mehr Optionen es gibt, desto stressiger wird es für unser Gehirn.<br />
7-2023 61
Leben am Hof<br />
Fotohinweis: Santl<br />
Patchworkdecke nähen<br />
Sie haben alte Kinderkleidung, Schürzen und Stoffreste daheim? Daraus können<br />
Sie eine Spieldecke für das (Enkel-)Kind nähen.<br />
Von Rita SANTL<br />
Ob für das Sofa, als Bettüberwurf,<br />
als Krabbeldecke oder<br />
Wickelunterlage: Patchworkdecken<br />
sehen einfach hinreißend aus.<br />
Zum besonderen Stück wird die Decke,<br />
wenn man dazu Stoffe aus alter Kinderkleidung<br />
verwendet.<br />
Dafür braucht man:<br />
Nähmaschine und Nähzubehör,<br />
Bügeleisen, alte Webstoffe (keine<br />
dehnbaren Stoffe), z. B. Bettwäsche,<br />
Oberhemden, Tischdecke und Volumenvlies<br />
H 640 oder Baumwoll- bzw.<br />
Wolldecke. Alle Textilien sollten vorher<br />
bei 40 Grad gewaschen werden, um<br />
deren Waschtauglichkeit zu gewährleisten.<br />
Pappschablone, Schreibzeug.<br />
So wird’s gemacht:<br />
Entwurf zeichnen<br />
Die Decke soll 90 x 90 cm groß werden<br />
und mit sechs verschiedenfarbigen<br />
Stoffquadraten im diagonalen Verlauf<br />
gestaltet werden. Sollen sich die<br />
Stoffmuster spitz in der Mitte treffen, so<br />
muss die Anzahl der Quadrate eine<br />
ungerade Zahl aufweisen, z.B. 5 oder 7<br />
Quadrate in der Höhe und Breite. Die<br />
Größe der Quadrate berechnen:<br />
Seitenlänge/-breite von 90 cm : 6 =<br />
15 cm + NZ 2 mal 0,75 cm = 16,5 cm<br />
Seitenlänge. Eine Pappschablone in der<br />
Größe zeichnen und ausschneiden.<br />
Stoffquadrate zuschneiden<br />
Pappschablone auf die Stoffe legen und<br />
mit Stift anzeichnen, ausschneiden. Bei<br />
Karostoffen darauf achten, dass die<br />
Schablone immer die gleichen Muster<br />
abdeckt. Aus den verschiedenen Stoffen<br />
jeweils sechs Quadrate ausschneiden.<br />
Stoffquadrate im gewünschten Muster<br />
auflegen.<br />
62 7-2023
Leben am Hof<br />
Patchworkstoff bügeln<br />
Alle Nahtzugaben auseinanderbügeln,<br />
anschließend von rechts bügeln.<br />
ziehen und mit Stecknadeln an jedem<br />
Quadrat feststecken. Wendeöffnung mit<br />
Handstichen oder der Nähmaschine<br />
knappkantig schließen.<br />
Das erste und das zweite Quadrat aus der<br />
Reihe ganz links (von oben nach unten)<br />
nehmen und an einer Seitenkante rechts<br />
auf rechts legen, stecken und füßchenbreit<br />
(=3/4 cm breit) nähen. Anfang und<br />
Ende immer durch Rückwärtsnähen<br />
verriegeln.<br />
Vlies<br />
Wenn für die Rückseite Baumwollstoff, z. B.<br />
von einer Tischdecke, verwendet wird, sollte<br />
ein Volumenvlies als Zwischenlage verwendet<br />
werden, z. B. H 640 zum Aufbügeln.<br />
Linke Patchworkstoffseite und Bügelseite des<br />
Vlieses aufeinanderlegen, feuchtes Tuch<br />
aufl egen und nach Anleitung 15 Sekunden<br />
lang mit der Bügeleisen-Einstellung 2 Punkte<br />
bügeln. Wird eine Baumwoll- oder Wolldecke<br />
verwendet, entfällt dieser Arbeitsschritt. Stoff<br />
für die Rückseite zuschneiden, dabei<br />
Patchworkstoff aufl egen und zur Sicherheit<br />
an allen Seiten 1 cm größer zuschneiden.<br />
Decke absteppen<br />
Patchworkdecke auf der Vorderseite 1,5 cm<br />
oder 2 cm breit absteppen, dabei die<br />
Markierung auf der Nähmaschinenplatte zu<br />
Hilfe nehmen.<br />
Die Stoffreihen beschriften und die Zettel<br />
feststecken. Stoffquadrate aneinandernähen<br />
bis alle sechs Stoffstreifen fertiggestellt<br />
sind. Die Nahtzugaben auf der<br />
linken Stoffseite auseinanderbügeln.<br />
Rückenteil nähen<br />
Patchworkstoffteil auf das Rückenteil rechts<br />
auf rechts stecken und an den Kanten 1 cm<br />
breit nähen. In der Mitte einer Stoffseite<br />
20 cm als Wendeöffnung aussparen.<br />
So sieht die fertige Patchworkdecke mit<br />
Wollstoff-Rückseite aus.<br />
■<br />
Zusammennähen<br />
Reihe 1 und 2 rechts auf rechts legen und<br />
an den Nähten zusammenstecken.<br />
Füßchenbreit nähen und darauf achten,<br />
dass die Nahtzugaben auf der unteren<br />
Stoffl age nicht umknicken.<br />
Kanten abschneiden<br />
Alle 4 Ecken schräg ca. 2 mm von der Naht<br />
entfernt abschneiden. Decke wenden, Ecken<br />
mit den Fingern ausstreifen. Stoffe gerade<br />
Rita Santl ist ausgebildete Fachlehrerin<br />
für Hauswirtschaft und Textilarbeit.<br />
7-2023<br />
63
Leben am Hof<br />
Kleine Kuchen zum Kaffee<br />
Zum gemütlichen Zusammensein mit Kaffee gehört auch etwas Süßes. Wir haben<br />
einige Rezeptvorschläge für Sie.<br />
Fotohinweis: Werner<br />
Von Doris WERNER<br />
Schokospitz<br />
Zutaten:<br />
Mürbteig<br />
80 g Butter<br />
50 g Staubzucker<br />
120 Mehl, glatt<br />
1 Pkg. Vanillezucker<br />
etwas Salz<br />
Schokoladencreme<br />
300 g Kochschokolade<br />
250 ml Schlagobers (Sahne)<br />
1 Pkg. Vanillezucker<br />
50 g Butter<br />
Schokoglasur (fertig) zum Glasieren<br />
Zubereitung:<br />
Mehl, Staubzucker, Salz, Vanillezucker und kalte,<br />
in kleine Stücke geschnittene Butter rasch zu einem<br />
glatten Teig verarbeiten und im Kühlschrank<br />
für eine Stunde rasten lassen. Danach<br />
den Teig nicht zu dünn ausrollen, kleine runde<br />
Kekse ausstechen und bei 180 °C ca. 10 Minuten<br />
backen. Schlagobers aufkochen und mit der in<br />
der Küchenmaschine grob gehackten Schokolade<br />
sowie dem Vanillezucker vermischen und einmal<br />
kurz aufkochen lassen. Nach dem Erkalten die<br />
restliche, weiche Butter mit der Schokoladenmasse<br />
vermengen und schaumig aufschlagen. Die<br />
Creme mit einem Spritzsack auf die ausgekühlten<br />
Kekse dressieren und für 4 Stunden im Kühlschrank<br />
in einem geschlossenen Behälter anziehen<br />
lassen. Abschließend das Gebäck mit Schokoglasur<br />
überziehen und erkalten lassen.<br />
Erdbeer-Biskuit-Schnitten<br />
Zutaten:<br />
Biskuit<br />
4 Eier, Größe L<br />
200 g Staubzucker<br />
150 g Mehl, universal<br />
4 EL heißes Wasser<br />
1 TL Backpulver,<br />
1 Pkg. Vanillezucker<br />
Füllung<br />
500 g Erdbeeren<br />
¼ l Schlagobers<br />
1 Pkg. Gelatine gemahlen<br />
75 g Staubzucker<br />
2 EL Zitronensaft<br />
Dekoration<br />
¼ l Schlagobers, einige<br />
Erdbeeren<br />
Zucker zum Bestreuen<br />
Backpapier für das Blech<br />
Zubereitung:<br />
Ein Backblech mit Backpapier auslegen, das Backrohr auf 180 °C vorheizen.<br />
Ungetrennte Eier mit heißem Wasser ca. 3 Minuten hellschaumig<br />
schlagen, anschließend den Staubzucker und den Vanillezucker<br />
mitrühren. Mehl und Backpulver vermischen, darauf sieben und unterheben.<br />
Den Teig auf dem Backblech verstreichen und ca. 15 Minuten<br />
backen. Herausnehmen, auf ein mit Kristallzucker bestreutes Küchentuch<br />
stürzen und das Backpapier abziehen. Gemahlene Gelatine laut<br />
Anweisung vorbereiten, die Erdbeeren mit dem Zucker pürieren und<br />
das Schlagobers steif schlagen. Die Gelatine mit dem Erdbeerpüree<br />
und dem Zitronensaft vermengen und Schlagobers unterheben. Biskuit<br />
halbieren, eine Hälfte auf ein Backblech legen und einen verstellbaren<br />
Backrahmen um die Biskuithälfte stellen. Die Erdbeerfülle auf dem<br />
Biskuit glatt verteilen und kaltstellen. Später die zweite Biskuithälfte<br />
drauflegen, mit dem übrigen geschlagenen Schlagobers bestreichen<br />
und nach Belieben garnieren und portionieren.<br />
64 7-2023
Leben am Hof<br />
Schokomuffins<br />
Zutaten:<br />
100 g Butter<br />
150 g Zucker<br />
4 Eier, Größe M<br />
175 g Mehl, universal<br />
1 Pkg. Backpulver<br />
100 g Kochschokolade,<br />
zerlassen<br />
125 ml Milch<br />
Zubereitung:<br />
Die Eier trennen und das Eiklar mit 75 g Zucker zu steifem Schnee schlagen.<br />
Die zimmerwarme Butter mit dem Zucker und den Eidottern schaumig<br />
rühren, das Mehl drübersieben, die zerlassene Schokolade, die Milch<br />
und das Backpulver unterheben. Abschließend den Eischnee vorsichtig<br />
einrühren. Die Masse nicht zu hoch in Muffinförmchen füllen. Bei ca.<br />
175 °C Heißluft 25 Minuten backen. Lauwarm mit Eis oder kalt servieren.<br />
Punschkrapferl<br />
Zutaten:<br />
250 g Mehl, universal<br />
6 Eier, Gr. M (trennen)<br />
250 g Staubzucker<br />
etwas abgeriebene Zitronenschale,<br />
Bio<br />
1 Pkg. Vanillezucker,<br />
etwas Salz<br />
Fülle:<br />
3 EL Rum, 3 EL Orangensaft<br />
Marillenmarmelade<br />
30 g Kochschokolade<br />
Glasur:<br />
Saft einer Zitrone<br />
100 g Marillenmarmelade<br />
rosa Lebensmittelfarbe<br />
Zubereitung:<br />
Die Eier trennen, Dotter mit Staubzucker, Vanillezucker und abgeriebener<br />
Zitronenschale sehr schaumig rühren. Eiklar mit dem Salz zu Schnee<br />
schlagen, vorsichtig in die Dottermasse mengen, das Mehl einsieben und<br />
alles vermischen. Das Backblech mit Backpapier auslegen, den Biskuitteig<br />
darauf verteilen und bei 190 °C ca. 10 Minuten backen. Aus dem fertigen<br />
Biskuit zwei Böden ausschneiden, die Teigreste für die Punschmasse kleinwürfelig<br />
schneiden und mit Rum, Orangensaft und zerlassener Schokolade<br />
zu einer streichfähigen Masse verarbeiten. Die Masse auf einem Biskuitboden<br />
aufstreichen, den zweiten Boden draufsetzen und leicht andrücken.<br />
Für die Glasur Zitronensaft, Marmelade und Staubzucker mit dem Schneebesen<br />
zu einer dickflüssigen Masse verrühren. Bei Bedarf kann auch etwas<br />
rosarote Lebensmittelfarbe beigegeben werden. Anstelle der Marillenmarmelade<br />
schmeckt auch Traubenmarmelade sehr gut. Nach einiger Kühlzeit<br />
mit einem Ausstecher runde Formen ausstechen und diese mit der Glasur<br />
überziehen.<br />
Topfengolatschen<br />
Zutaten:<br />
Teig<br />
300 g Mehl, universal<br />
1 Ei, Größe M<br />
125 g Topfen (Quark), cremig<br />
1 Pkg. Backpulver<br />
70 g Backzucker<br />
40 ml Milch<br />
20 ml Öl<br />
Fülle<br />
125 g Topfen (Quark)<br />
50 g Rosinen (Sultaninen)<br />
1 Pkg. Vanillezucker<br />
1 Dotter<br />
30 g Maisstärke<br />
1 EL Rum<br />
1 Ei zum Bestreichen<br />
Zubereitung:<br />
Für den Teig alle Zutaten auf einer Arbeitsfläche<br />
vermischen und zu einem glatten Teig<br />
kneten, ca. 20 Minuten rasten lassen. In der<br />
Zwischenzeit die Fülle zubereiten. Den Teig<br />
dünn ausrollen und Quadrate in der Größe<br />
von ca. 10 x 10 cm schneiden. In die Mitte<br />
von jedem Teigstück einen Kaffeelöffel Topfenmasse<br />
geben und die Ecken zur Mitte hin<br />
einschlagen. Die Golatschen mit dem verquirlten<br />
Ei bestreichen und bei ca. 175 °C<br />
Heißluft 20 Minuten backen.<br />
Die Golatschen können auch gut eingefroren<br />
werden. Damit haben Sie immer etwas Süßes<br />
für unerwartete Gäste da. n<br />
<br />
Doris Werner ist Hobbyköchin.<br />
7-2023 65
Technik<br />
Fotohinweis: BLT Wieselburg, Agrarfoto.com (1)<br />
66 7-2023
Technik<br />
Ladewagen vs. Feldhäcksler:<br />
Wer kann's<br />
besser?<br />
Ladewagen mit noch engerem Messerabstand<br />
wollen zum Feldhäcksler aufschließen. Wie nah<br />
dran sie sind, hat die BLT Wieselburg in einem groß<br />
angelegten Vergleich getestet.<br />
Von Franz HANDLER, Christian RECHBERGER und Manfred<br />
NADLINGER<br />
Ob die Futterernte besser per Ladewagen oder per<br />
Feldhäcksler erfolgen soll, hängt von vielen individuellen<br />
Faktoren des eigenen Betriebes ab.<br />
Dazu zählen etwa die eigenen Anforderungen an die<br />
Schnittlänge des Futters, die Feld-Hof-Entfernungen<br />
und viele mehr. Bisher hat der Feldhäcksler in puncto<br />
theoretische Schnittlänge die Nase vorne. Doch die Ladewagen-Hersteller<br />
wollen hier aufschließen.<br />
So hat Pöttinger mit der Serie Jumbo 8000 den Ladewagen<br />
mit dem derzeit geringsten Messerabstand auf den<br />
Markt gebracht. Im Vergleich zum Jumbo 7000 wurde<br />
die Messeranzahl von 48 auf 65 erhöht und damit der<br />
Messerabstand von 34 mm auf 25 mm reduziert. Doch<br />
wie wirkt sich das in der Praxis aus?<br />
Um das herauszufinden, haben wir in einem groß angelegte<br />
Vergleichstest einen Pöttinger Jumbo 8450 mit einem<br />
Jumbo 7450 sowie einem Feldhäcksler Claas Jaguar<br />
950 mit 430 kW (585 PS) bei der am Versuchsbetrieb in<br />
Thüringen üblicherweise eingestellten Häcksellänge von<br />
17 mm verglichen. Die beiden Kurzschnittladewägen haben<br />
wir jeweils hinter einen Fendt 942 Vario mit 305 kW<br />
(415 PS) gespannt. Die Messungen führten wir auf einer<br />
Dauergrünlandfläche im Rispenschieben beim ersten<br />
Schnitt durch. Die Schwadmasse lag bei einer Arbeitsbreite<br />
des Verkreiselschwaders von 14 m bei 4,5 kg<br />
TM/m. Der Ertrag betrug 3,2 t TM/ha. Die Feld-Hof-<br />
Entfernung lag bei 3,1 km.<br />
7-2023 67
Technik<br />
Der Durchsatz<br />
Die Fahrgeschwindigkeit betrug beim<br />
Häckseln 7,3 km/h und war damit signifikant<br />
niedriger als beim Laden mit<br />
10,6 bzw. 10,2 km/h. Der Unterschied<br />
beim Massenstrom (also dem Durchsatz)<br />
zwischen den beiden Kurzschnittladewägen<br />
war nicht signifikant. Auf<br />
Grund der erzielten Fahrgeschwindigkeiten<br />
und der Schwadstärke konnten<br />
die Kurzschnittladewägen und der<br />
Häcksler gut ausgelastet werden. Dass<br />
an der Leistungsgrenze gearbeitet wurde,<br />
zeigten vereinzelt auftretende Verstopfungen.<br />
Der Massenstrom durch<br />
den Häcksler war mit durchschnittlich<br />
30,9 t Trockenmasse je Stunde (TM/h)<br />
signifikant niedriger als jener bei den<br />
Ladewägen, bei denen er 48,0 bzw.<br />
49,9 t TM/h betrug (siehe Abbildung 1).<br />
Die Massenströme beziehen sich auf<br />
reine Lade- bzw. Häckselzeit (ohne<br />
Leerfahrten und Wenden).<br />
Die Schnittlänge<br />
Als nächstes betrachteten wir die längengewichtete<br />
Häufigkeitsverteilung<br />
der Partikellängen in 1-mm-Klassen.<br />
Beim Kurzschnittladewagen mit<br />
34 mm theoretischer Schnittlänge lag<br />
der häufigste Messwert (Modalwert)<br />
Abb. 1: Der Massenstrom (Durchsatz) beim Häckseln bzw. Laden (blaue Balken).<br />
bei 37 mm. Beim Kurzschnittladewagen<br />
mit 25 mm theoretischer Schnittlänge<br />
reduziert sich dieser Wert auf<br />
29 mm. Bei den Ladewägen ist sehr<br />
deutlich der starke Anstieg in der Häufigkeit<br />
bei den Längen ab der theoretischen<br />
Schnittlänge zu erkennen.<br />
Etwas anders sieht das Bild beim Feldhäcksler<br />
mit einer eingestellten<br />
Schnittlänge von 17 mm aus, wo dieser<br />
markante Anstieg bereits bei etwa<br />
13 mm beginnt und der häufigste Wert<br />
in der Klasse 19 mm gemessen wurde.<br />
Das heißt, um beim Häckselgut eine<br />
ähnliche Schnittlängenverteilung wie<br />
beim Kurzschnittladewagen mit<br />
25-mm-Schneidwerk zu erzeugen,<br />
müsste die Schnittlänge beim Häcksler<br />
vermutlich auf 28 bis 29 mm eingestellt<br />
werden. Beim Häcksler kann die<br />
Schnittlänge den Futtereigenschaften<br />
leichter und flexibler angepasst werden.<br />
Beim Ladewagen ist die Entnahme<br />
von einzelnen Messern möglich.<br />
Wie sich die Schnittlängen 34 bzw. 25 mm unterscheiden, hat die BLT Wieselburg anhand eines Pöttinger Jumbo 7450 bzw. 8450 untersucht.<br />
68 7-2023
Technik<br />
Abb. 2: Mittlerer (Iinks) und maximaler (rechts) Leistungsbedarf an der Zapfwelle des Traktors.<br />
15 % mehr Leistung nötig<br />
Die Verringerung des Messerabstandes<br />
und die damit verbundene Abnahme<br />
der Partikellänge bewirkten einen signifikanten<br />
Anstieg des mittleren und<br />
des maximalen Leistungsbedarfes an<br />
der Zapfwelle des Traktors um rund<br />
15 % (siehe Abbildung 2).<br />
Der Dieselverbrauch bezogen auf die<br />
geerntete Trockenmasse war für das<br />
Laden und damit auch für das Schneiden<br />
des Erntegutes bei den Kurzschnittladewägen<br />
signifikant niedriger<br />
als für das Häckseln mit dem Feldhäcksler.<br />
Zwischen den beiden Kurzschnittladewägen<br />
konnten wir keinen<br />
signifikanten Unterschied feststellen,<br />
da der Dieselverbrauch neben dem<br />
Leistungsbedarf an der Zapfwelle auch<br />
den Leistungsbedarf für das Fortbewegen<br />
des Gespannes abdecken musste.<br />
Der Unterschied im Leistungsbedarf<br />
an der Zapfwelle machte rund 0,13 l/t<br />
TM aus. Dieser Unterschied wurde<br />
durch Schwankungen im Leistungsbedarf<br />
für das Fortbewegen des Gespannes<br />
überdeckt.<br />
Der Transport umfasst bei den Kurzschnittladewägen<br />
die Fahrt zum Silo<br />
nach Abschluss des Ladevorganges, das<br />
Wiegen des Gespannes, das Entladen<br />
am Silo und die Rückfahrt auf das Feld<br />
zum nächsten Schwad. Bei der Häckselkette<br />
ist im Transport auch das Herfahren<br />
neben dem Häcksler zum Beladen<br />
des Gespannes enthalten. Auch<br />
wenn der Dieselverbrauch für den<br />
Transport zum Silo bei einer Feld-Hof-<br />
Entfernung von 3,1 km berücksichtigt<br />
wird (siehe Abbildung 3), besteht zwischen<br />
der Häckselkette und den beiden<br />
Kurzschnittladewägen ein signifikanter<br />
Unterschied. So brauchte die Häckselkette<br />
mit gut 6 l/t TM doppelt so viel<br />
Diesel wie die Ladewagen mit jeweils<br />
rund 3 l/t TM. Die beiden Kurzschnittladewägen<br />
unterscheiden sich nicht signifikant.<br />
Im Vergleich zu Daten aus der Literatur<br />
war der bei der Häckselkette festgestellte<br />
Dieselverbrauch im oberen Bereich.<br />
Die gleiche Literatur weist auch darauf<br />
hin, dass der Dieselverbrauch bezogen<br />
auf die transportierte Masse bei der<br />
Ernte mit dem Ladewagen mit der Feld-<br />
Hof-Entfernung stärker zunimmt als<br />
bei der Häckselkette.<br />
Abb. 3: Dieselverbrauch für das Laden und Häckseln inkl. des Transports des Erntegutes zum<br />
Silo bei einer Feld-Hof-Entfernung von 3,1 km.<br />
7-2023 69
Technik<br />
Flächenleistung [ha/h]<br />
9,0<br />
Schlaggröße: 2 ha<br />
18<br />
8,0<br />
16<br />
7,0<br />
14<br />
6,0<br />
12<br />
5,0<br />
10<br />
4,0<br />
8<br />
3,0<br />
6<br />
2,0<br />
4<br />
1,0<br />
2<br />
0,0<br />
0<br />
0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,012,014,016,018,020,0<br />
Feld-Hof-Entfernung [km]<br />
Flächenleistung Häcklser<br />
Flächenleistung Ladewagen<br />
Arbeitskräfte Häckselkette<br />
Anzahl Ladewägen bei gleicher Flächenleistung<br />
Abb. 4: Flächenleistung und Arbeitskräftebedarf in Abhängigkeit von der Feld-Hof-Entfernung<br />
bei einer Schlaggröße von 2 ha sowie 40 m 3 Ladevolumen.<br />
Anzahl<br />
von Ladewägen bei gleicher Flächenleistung<br />
in Abbildung 4 zeigt, dass die<br />
Ladewagenkette unter den gewählten<br />
Rahmenbedingungen bei gleicher Feld-<br />
Hof-Entfernung immer weniger Arbeitskräfte<br />
benötigt als die Häckselkette. Damit<br />
eine ausreichende Verdichtung am<br />
Silo erreicht wird, muss das Gewicht der<br />
Walzfahrzeuge zwischen einem Drittel<br />
und einem Viertel der stündlich angelieferten<br />
Frischmasse ausmachen. Das bedeutet,<br />
dass bei der Häckselkette zwei<br />
Walzfahrzeuge erforderlich sind. Bei einem<br />
Kurzschnittladewagen findet man<br />
mit einem Walzfahrzeug das Auslangen,<br />
wenn bei Feld-Hof-Entfernungen von<br />
0,5 bis 5 km abwechselnd nähere und<br />
fernere Flächen eingeführt werden. Sind<br />
mehrere Kurzschnittladewägen im Einsatz,<br />
ist abhängig von der Feld-Hof-Entfernung<br />
die Zahl der Walzfahrzeuge<br />
anzupassen.<br />
Höhere Verdichtbarkeit<br />
Die Ladedichte bezogen auf die Trockenmasse<br />
zeigt bei allen Varianten einen<br />
deutlichen Zusammenhang mit<br />
dem Trockenmassegehalt. Die Ladedichte<br />
beim Häcksler mit 17 mm unterschied<br />
sich nicht von der Ladedichte<br />
des Kurzschnittladewagens mit<br />
34 mm. Im Gegensatz dazu erreichte<br />
der Kurzschnittladewagen mit 25 mm<br />
um rund 10 % höhere Ladedichten.<br />
Zum Beurteilen der Verdichtbarkeit<br />
haben wir in einem weiteren Versuch<br />
pro Variante jeweils vier 60-Liter-Weithalsfässer<br />
schrittweise befüllt und mit<br />
einer hydraulischen Presse verdichtet.<br />
Die reduzierte Schnittlänge von 34 mm<br />
auf 25 mm beim Ladewagen brachte<br />
einen signifikanten Anstieg der Lagerungsdichte.<br />
Sie konnte aber die Lagerungsdichte<br />
des Häckselgutes nicht<br />
erreichen.<br />
Untersuchungen in Nordrhein-Westfalen<br />
haben gezeigt, dass sowohl bei der<br />
Ernte mit Kurzschnittladewägen als<br />
auch mit dem Feldhäcksler bei einem<br />
optimalen Verhältnis zwischen dem<br />
Gewicht der Walzfahrzeuge und dem<br />
Massenstrom (also der Anlieferung) in<br />
den Silo sehr gute Silagequalitäten erzielbar<br />
sind.<br />
Die Schlagkraft<br />
In dem in Abbildung 4 dargestellten Beispiel<br />
erzielt der Kurzschnittladewagen<br />
beim Laden mit 47,9 t TM/h einen höheren<br />
Massenstrom als der Feldhäcksler<br />
beim Häckseln mit 38,4 t TM/h. Da der<br />
Kurzschnittladewagen auch den Transport<br />
zum Silo übernimmt, ist jedoch seine<br />
Flächenleistung und damit die pro<br />
Stunde am Silo angelieferte Masse geringer.<br />
Bei der Feldhäckslerkette bleibt die<br />
Flächenleistung konstant, wenn genügend<br />
Transportfahrzeuge vorhanden<br />
sind. Im vorliegenden Beispiel werden<br />
bei 4 km Feld-Hof-Entfernung vier<br />
Transportgespanne mit 40 m³ benötigt.<br />
Inklusive des Häckslerfahrers sind also<br />
fünf Arbeitskräfte erforderlich. Die pro<br />
Stunde am Silo angelieferte Masse beträgt<br />
bei einem TM-Gehalt von 32 %<br />
und einem Ertrag von 3,5 t TM/ha 89,0 t<br />
Frischmasse (FM). Beim Kurzschnittladewagen<br />
nimmt die angelieferte Masse<br />
von 63,1 t FM/h auf 33,0 t FM/h ab, wenn<br />
die Feld-Hof-Entfernung von 0,5 km auf<br />
4 km steigt. Das heißt, es wären 1,4 bzw.<br />
2,7 Kurzschnittladewägen erforderlich,<br />
um die gleiche Schlagkraft wie die Häckselkette<br />
zu erreichen. Ein Vergleich der<br />
erforderlichen Anzahl von Arbeitskräften<br />
bei der Häckselkette mit der Anzahl<br />
Je näher, umso Ladewagen<br />
Je nach Kosten der eingesetzten Maschinen,<br />
des Diesels und der Arbeitskräfte<br />
sind die Arbeitserledigungskosten bei<br />
der Ernte mit dem Kurzschnittladewagen<br />
bis zu einer Feld-Hof-Entfernung<br />
zwischen 8 und 14 km geringer als bei<br />
der Häckselkette. Der Kurzschnittladewagen<br />
hat auch auf kleinen, unregelmäßigen<br />
Schlägen Vorteile. Er kann bei<br />
kleinen Schwaden, wie sie vor allem bei<br />
geringen Erträgen und Folgeschnitten<br />
auftreten, die Fahrgeschwindigkeit beim<br />
Laden problemloser an die Schwadstärke<br />
anpassen. Der Einsatz von Kurzschnittladewägen<br />
verursacht einen<br />
geringeren organisatorischen Aufwand,<br />
das Risiko von Wartezeiten und das<br />
Ausfallrisiko sind ebenfalls geringer. ■<br />
Franz Handler, Christian Rechberger<br />
und Manfred Nadlinger lehren und<br />
forschen an der HBLFA Francisco<br />
Josephinum / BLT Wieselburg.<br />
Tipp<br />
Weitere Abbildungen aus dieser Untersuchung<br />
finden Sie im Internet unter:<br />
www.landwirt-media.com/landtechnik<br />
70 7-2023
Technik<br />
Fotohinweis: Weninger<br />
Wasserstoff im Tank<br />
JCB arbeitet an Wasserstoff als Antriebsquelle für seine Fahrzeuge. Kürzlich<br />
zeigte der britische Hersteller von Baumaschinen und der Fastracs einige<br />
Prototypen im Einsatz. Wir waren für Sie bei der Präsentation in England.<br />
Von Lukas WENINGER, <strong>LANDWIRT</strong> Redakteur<br />
JCB konzentriert sich bei seinen mittleren<br />
und größeren Maschinen derzeit<br />
auf Wasserstoff als alternative Antriebsquelle<br />
und hat bereits einige<br />
Prototypen im Einsatz, darunter einen<br />
Teleskoplader des Typs 532.70 sowie<br />
das Baggerlader-Modell 3CX. Weil sich<br />
Brennstoffzellen als untauglich für<br />
Bau- und Landmaschinen erwiesen haben,<br />
sind die Ingenieure bei Wasserstoff-Verbrennungsmotoren<br />
gelandet.<br />
Motor mit Zündkerze<br />
Die Basis für den Wasserstoffmotor ist<br />
ein herkömmlicher Dieselmotor von<br />
JCB mit vier Zylindern. Während der<br />
Motorblock nahezu unverändert ist, haben<br />
die Ingenieure den Zylinderkopf<br />
neu entwickelt. Denn für das Zünden<br />
des Wasserstoff-Luft-Gemisches ist eine<br />
Zündkerze erforderlich. Das Verdichten<br />
der angesaugten Luft übernimmt ein<br />
spezieller Turbolader. Auch das richtige<br />
Verhältnis des Gemisches mussten die<br />
Entwickler erst herausfinden. Und<br />
schließlich mussten sie das „Abgas“-System<br />
extra entwickeln, da der Motor<br />
(nur) heißen Dampf in die Umwelt entlässt.<br />
Der Wasserstoffmotor leistet rund<br />
75 PS (55 kW) und soll auch beim Drehmoment<br />
die gleichen Kennwerte wie<br />
sein Diesel-Pendant bieten.<br />
Bleibt noch der Nachschub für den Motor:<br />
Statt des Dieseltanks sind mehrere<br />
Druckspeicher verbaut. Die Betankung<br />
mit dem gasförmigen Wasserstoff erfolgt<br />
durch Druckausgleich: In der<br />
Tankanlage ist der Wasserstoff mit<br />
500 bar eingelagert, in den Tanks des<br />
Fahrzeugs mit 350 bar.<br />
Wann Wasserstoff-Fastrac?<br />
Auf unsere Frage, wann denn mit dem<br />
ersten wasserstoffbetriebenen Fastrac zu<br />
rechnen sei, nannte JCB bei größeren<br />
Motoren das erforderliche Tankvolumen<br />
als derzeit begrenzenden Faktor. n<br />
Tipp<br />
Eine lange Version dieses Beitrages mit<br />
vielen weiteren Infos und Bildern finden<br />
Sie im Internet unter:<br />
www.landwirt-media.com/landtechnik<br />
7-2023 71
Technik<br />
Das Werksgelände in Bhuj umfasst derzeit<br />
258 ha und wird bis Ende dieses Jahres um<br />
rund 80 ha erweitert.<br />
Fotohinweis: Hersteller<br />
BKT Reifenhersteller<br />
Wachsen mit neuen<br />
Produkten<br />
BKT hat große Ziele angekündigt: Bis 2026 wollen die Inder die Reifenproduktion<br />
nahezu verdoppeln und den Umsatz auf zwei Milliarden US-Dollar steigern.<br />
Gelingen soll das mit einer Werkserweiterung und neuen Produkten.<br />
Von Johannes PAAR, <strong>LANDWIRT</strong> Redakteur<br />
Der indische Reifenhersteller<br />
BKT hat sich im sogenannten<br />
Off-Road-Reifensektor einen<br />
Namen gemacht. Er produziert vorwiegend<br />
Reifen für Land- und Baumaschinen.<br />
Das Familienunternehmen ist in<br />
den letzten Jahren stark gewachsen.<br />
Auch für die nächsten drei Jahre hat<br />
sich BKT ehrgeizige Ziele gesteckt:<br />
Umsatzsteigerung auf zwei Milliarden<br />
US-Dollar, Produktionssteigerung und<br />
Einführung neuer Produkten sowie<br />
Senkung des Energieverbrauches um<br />
bis zu 70 %.<br />
Hightech in der Wüste<br />
Das bislang größte und modernste<br />
Werk von BKT befindet sich in Bhuj.<br />
Die frühere Karawanen-Handelsstadt<br />
liegt im Nordwesten Indiens an der<br />
Grenze zu Pakistan. Der erste Reifen<br />
lief 2012 vom Band. Schon damals umfasste<br />
das 500 Millionen Euro teure<br />
Werk eine Fläche von 123 Hektar. Und<br />
das mitten in einer Wüstenlandschaft.<br />
Bis dort Reifen produziert werden<br />
konnten, musste BKT erst einmal viele<br />
Kilometer Trinkwasser- und Stromleitungen<br />
verlegen.<br />
72 7-2023
Technik<br />
Inzwischen ist das Werk auf 258 Hektar<br />
angewachsen. Bis Ende dieses Jahres<br />
sollen es sogar 323 Hektar sein. Damit<br />
will der Reifenhersteller seine Produktionskapazität<br />
in Bhuj verdoppeln.<br />
Aber auch die Testbereiche zur Qualitätssicherung<br />
sollen hier abermals<br />
ausgeweitet werden. Bereits seit 2017<br />
erprobt BKT seine Reifen auf sechs<br />
verschiedenen Teststrecken im Werksgelände<br />
– darunter sowohl fertige Produkte,<br />
als auch solche, die noch in der<br />
Entwicklung sind. Gemessen und beurteilt<br />
werden sie hier hinsichtlich<br />
Traktion, Handling, Komfort und Bodenverdichtung.<br />
Logisch, dass auch die<br />
Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />
für BKT in Bhuj ihren Sitz hat.<br />
Mit der Werkserweiterung will das Unternehmen<br />
zudem die Betriebslogistik<br />
verbessern. Die Produktions- und Lagerabläufe<br />
sollen flexibler und neue<br />
Fachkräfte eingestellt werden. Aktuell<br />
beschäftigt BKT allein am Standort<br />
Bhuj knapp 4.800 Mitarbeiter.<br />
Nachfrage wächst<br />
Der Ausbau von Bhuj ist laut Hersteller<br />
die Basis dafür, den Umsatz in den<br />
nächsten Jahren zu verdoppeln. BKT-<br />
Geschäftsführer Rajiv Poddar sagt im<br />
Rahmen einer internationalen Pressekonferenz<br />
dazu: „Die weltweite Reifennachfrage<br />
wächst, und wir sehen keine<br />
Anzeichen dafür, dass sie sich in den<br />
nächsten fünf Jahren verlangsamen<br />
wird. Sie erhöhte sich bereits während<br />
der Corona-Pandemie.“ So soll das Geschäft<br />
von BKT laut Poddar im Vergleich<br />
zur Zeit vor COVID-19 um 49 %<br />
gestiegen sein – ein bemerkenswertes<br />
Ergebnis.<br />
Aktuell umfasst das Sortiment von<br />
BKT nach eigenen Angaben mehr als<br />
3.200 Produkte. Diese werden in mehr<br />
als 160 Ländern weltweit verkauft.<br />
BKT will das künftige Wachstum neben<br />
der Werkerweiterung auch mit<br />
neuen Produkten sicherstellen. Dabei<br />
werden die Inder auch in neue Segmente<br />
vorstoßen. Zum Beispiel im Forstbereich<br />
mit der Produktlinie „Forestmax“:<br />
Diesen Radial-Reifen mit acht<br />
Lagen und drei Stahlgürteln soll es in<br />
verschiedenen Größen geben.<br />
Weiters wurden neuartige Vollgummi-<br />
Reifen für Industrieanwendungen entwickelt,<br />
die mit einem dämpfenden<br />
Segment den Fahrkomfort von Staplern<br />
und anderen Fahrzeugen verbessern<br />
sollen.<br />
Auch bei Nutzfahrzeugen und speziell<br />
im Bergbau will BKT mit übergroßen<br />
Reifendurchmessern weiter Fuß fassen.<br />
Raupen aus Bhuj<br />
Im Bereich der Landwirtschaft ist BKT<br />
kürzlich mit Raupen in den Markt eingestiegen.<br />
Erstmals wurden sie auf dem<br />
Messestand der SIMA im November<br />
2022 gezeigt. Das Laufwerk namens<br />
Agriforce BK T71 wurde speziell für<br />
Hochleistungstraktoren und Einsätze<br />
in der Bodenbearbeitung und in Reihenkulturen<br />
entwickelt. Die Lauffläche<br />
ist laut Hersteller aus einer hochleistungsfähigen<br />
Gummimischung hergestellt,<br />
die gegen Schnitte, Risse und Abrieb<br />
besonders widerstandsfähig sein<br />
soll. Die Karkasse der Raupenkette ist<br />
mit vier Lagen hochfestem Stahlkord<br />
verfestigt.<br />
Das neue Produkt Agriforce BK T71<br />
wird in der Größe 18 Zoll x 6 Zoll x<br />
44 Zoll auf den Markt gebracht. Weitere<br />
vier Größenvarianten sind in Entwicklung<br />
und sollen in Kürze folgen.<br />
Neben den landwirtschaftlichen Raupenlaufwerken<br />
entwickelt BKT auch<br />
Raupen für das Baugewerbe. ■<br />
Zahlen und Fakten zu<br />
BKT<br />
• Die Ursprünge von BKT gehen sogar auf<br />
das Jahr 1954 zurück: Gründer Mahabirprasas<br />
Poddar begann mit der Produktion<br />
von Fahrradreifen.<br />
• Heute produziert und vertreibt BKT an<br />
sieben Standorten in Indien, den USA,<br />
Italien und Kanada Off-Road-Reifen vor<br />
allem für Land- und Baumaschinen.<br />
• Über 160 Vertriebspartner weltweit<br />
• 8.400 Mitarbeiter weltweit<br />
• Zentrales Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />
in Bhuj (Indien)<br />
• Werkseigene Stromproduktion in Bhuj<br />
(40 MW): kürzlich von Kohle auf Gas<br />
umgestellt, künftig soll die benötigte<br />
Strommenge größtenteils mit Windkraft<br />
und Photovoltaik hergestellt werden.<br />
• Sämtliches Brauchwasser wird recycelt.<br />
• Produziert selbst vor Ort Industrieruß:<br />
Wird künftig auf 200.000 t Jahresproduktion<br />
ausgebaut – Eigenversorgung für die<br />
Reifenproduktion und Belieferung der<br />
Plastik-Industrie.<br />
• Bietet in Bhuj Kleinwohnungen für bereits<br />
über 1.000 Mitarbeiter an.<br />
• Die Wohnanlage in Bhuj bietet zudem<br />
Einkaufsmöglichkeiten sowie Einrichtungen<br />
für die Gesundheitsfürsorge und die<br />
Schulbildung.<br />
Mit Raupen und weiteren<br />
neuen Produktsegmenten<br />
will BKT den Umsatz<br />
in den nächsten drei<br />
Jahren nahezu<br />
verdoppeln.<br />
Die benötigte Energie von rund 40 kW für die Reifenproduktion im Werk Bhuj produziert BKT selber.<br />
7-2023 73
Technik<br />
Fotohinweis: Engeler<br />
Eigenbaulösung<br />
Ein Traktor für<br />
Rollstuhlfahrer<br />
Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen haben es in der Landwirtschaft<br />
schwer. So wie Maik Näf, der seit über zehn Jahren auf einen Rollstuhl<br />
angewiesen ist. Mit seinem umgebauten New Holland T5.140 AutoCommand<br />
kann er jetzt wieder Traktor fahren.<br />
Von Roman ENGELER<br />
DDer Schweizer Maik Näf aus<br />
Lohn-Schaffhausen hatte vor<br />
zehn Jahren einen schweren<br />
Motorradunfall. Seither ist er von der<br />
Brust abwärts gelähmt und auf den<br />
Rollstuhl angewiesen. Der gelernte<br />
Stapler-Mechaniker absolvierte die<br />
Techniker-Schule und arbeitet heute im<br />
Schaffhauser Landwirtschaftsamt. Nebenbei<br />
hilft er auf den Höfen seines<br />
Schwagers und seines Onkels mit – von<br />
letzterem wird er bald den 10-ha-Bio-<br />
Ackerbau-Betrieb übernehmen.<br />
Schon jetzt hat er in einen Traktor investiert<br />
und ihn so umgebaut, dass er ihn<br />
mit seiner Behinderung problemlos fahren<br />
kann. Beim Umbau unterstützte ihn<br />
Adrian Muhl, Mechaniker beim Landmaschinen-Betrieb<br />
Waldvogel Agro-<br />
Tech, und sein Onkel Roland Ehrat, Polymechaniker<br />
bei Bolli&Busenhart AG.<br />
74 7-2023
Technik<br />
1.000 Stunden<br />
In rund 1.000 Arbeitsstunden haben sie<br />
den Traktor New Holland T5.140 mit<br />
dem stufenlosen AutoCommand-Getriebe<br />
so umgebaut, das Maik Näf einsteigen<br />
und die Maschine vollständig<br />
mit seinen Händen bedienen kann.<br />
Auch einen Hakenlift-Anhänger haben<br />
sie entsprechend angepasst. Mit einer<br />
selbstprogrammierten App auf dem<br />
Tablet kann der 28-Jährige alle Funktionen<br />
inklusive eines Bremskraftreglers<br />
mittels hydraulischer oder elektrischer<br />
Verbindung steuern.<br />
Damit es auch in Sachen Verkehrszulassung<br />
keine unnötigen Probleme gibt,<br />
haben die drei Tüftler bereits während<br />
der Umbauphase einen Experten vom<br />
Straßenverkehrsamt hinzugezogen.<br />
Die abschließende Fahrzeugkontrolle<br />
schaffte der Traktor problemlos.<br />
Drehbarer Spindellift<br />
Die Fußbremse in der Kabine wird über eine<br />
spezielle Gestängekonstruktion per Hand<br />
bedient.<br />
Links am Traktor ist eine drehbare<br />
Liftkonstruktion. Dieser Spindellift ist<br />
unten über eine robuste Platte am<br />
Chassis und mittig an der Tankhalterung<br />
angeflanscht. Per Fernbedienung<br />
fährt ihn ein Linearmotor auf und ab<br />
und dreht ihn horizontal. Die klappbare<br />
Sitzplattform ist mit einem elektrischen<br />
Seilwindenmotor ausgestattet.<br />
Maik Näf und seine Kollegen haben<br />
dazu das Planetengetriebe geändert, so<br />
dass das „Fahrtempo“ ideal ist. Oben<br />
und unten sind zwei Endschalter verbaut,<br />
damit die Sitzplattform auch immer<br />
an der richtigen Stelle anhält. In<br />
der Praxis sieht das so aus: Maik Näf<br />
fährt mit seinem Rollstuhl zum Traktor<br />
und klappt die Sitzplattform auf. Dann<br />
schiebt er sich auf den Sitz und gurtet<br />
sich an. Per Knopfdruck geht es nach<br />
oben, bis die Plattform sich auf der<br />
Höhe des Beifahrersitzes befindet. Von<br />
dort gelangt er eigenständig zunächst<br />
auf den etwas aufgepeppten Beifahrersitz<br />
und dann auf den eigentlichen Fahrersitz.<br />
Die notwendige Energie bezieht<br />
die gesamte Hebetechnik von der Traktorbatterie.<br />
Die muss über entsprechende<br />
Kapazitäten verfügen.<br />
Umgebaute Bedieneinheit<br />
In der Kabine kann der junge Landwirt<br />
die Fußbremse über ein Gestänge händisch<br />
bedienen. Das Besondere: Dieses<br />
funktioniert mit Druck nach vorne.<br />
Das ist für den Fahrer wesentlich einfacher,<br />
als wenn er den Hebel zurückziehen<br />
muss. Fährt ein nicht beeinträchtigter<br />
Fahrer, kann der das<br />
Gestänge einfach wegklappen. Oben an<br />
der Konstruktion ist ein zusätzlicher<br />
Multifunktionsjoystick verbaut. Dort<br />
sind unter anderem ein Hebel für das<br />
Gas sowie Druckknöpfe für Blinker,<br />
Volllicht, Hupe und für die Motorbremse<br />
untergebracht.<br />
Den Kabinenboden haben die drei<br />
Schweizer mit Flacheisen verstärkt. Die<br />
Außenspiegel sind elektrisch verstellbar.<br />
Die gibt es sogar optional beim<br />
Hersteller des Traktors.<br />
Maik Näf startet den Traktor ganz normal<br />
über das Zündschloss. Dann muss<br />
er noch die Zusatzsteuerung einschalten,<br />
damit die Bedieneinheit am Gestänge<br />
aktiviert wird. Diese ist eine Relaisbox<br />
unter dem Fahrersitz.<br />
Fazit<br />
Der behindertengerecht umgebaute<br />
New Holland T5.140 AutoCommand<br />
kann sich sehen lassen. Seit seiner Inbetriebnahme<br />
im August 2022 hat er<br />
schon über 400 Einsatzstunden geleistet.<br />
Derzeit arbeitet das Umbau-Team<br />
an einer Lösung, damit Maik Näf auch<br />
einen Rollstuhl mitführen kann – und<br />
das möglichst einfach und gesetzeskonform.<br />
n<br />
Dr. Roman Engeler ist Chefredakteur<br />
und Verlagsleiter der <strong>Fachzeitschrift</strong><br />
„Schweizer Landtechnik“.<br />
Am Ende des Gestänges befindet sich ein Joystick, quasi eine Kopie<br />
des in der rechten Seitenkonsole integrierten Multifunktionshebels.<br />
Maik Näf kann trotz Behinderung den Traktor mit Hakenlift-Anhänger<br />
problemlos bedienen.<br />
7-2023 75
Forst<br />
Fotohinweis: Landesforstdienst Kärnten<br />
76 7-2023
Forst<br />
Borkenkäfer<br />
Die Gefahr<br />
bleibt hoch<br />
Die Borkenkäferschäden haben 2022 wieder<br />
deutlich zugenommen. Von Massenvermehrungen<br />
besonders betroffen war der Süden. Aufgrund der<br />
Windwürfe und Witterungsverhältnisse der letzten<br />
Monate bleibt die Situation weiter kritisch.<br />
Von Bernhard PERNY und Gottfried STEYRER<br />
Im Jahr 2018 wurde mit über 5,2 Mio. Vorratsfestmetern<br />
(Vfm) Schadholz ein Höhepunkt der Borkenkäfermassenvermehrung<br />
in Österreich erreicht. Mit den<br />
größten Käferschäden waren ab 2015 Waldbesitzer hauptsächlich<br />
im Wald- und Mühlviertel konfrontiert. Drei<br />
Jahre hindurch gingen nach 2018 die Schadholzsummen<br />
österreichweit zurück. Diese Entwicklung setzte sich 2022<br />
nicht fort. Die Bezirksforstdienste meldeten laut Dokumentation<br />
der Waldschädigungsfaktoren für das gesamte<br />
Bundesgebiet und das Jahr 2022 Borkenkäferschäden in<br />
der Höhe von 3,75 Mio. Vfm. Dies entsprach einer Zunahme<br />
um etwa 90 % gegenüber dem Vorjahr und stellte den<br />
dritthöchsten je in Österreich erfassten Wert dar. Die<br />
Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren ist eine<br />
Erhebung von Waldschädigungen durch das Bundesforschungszentrum<br />
für Wald (BFW).<br />
Sehr günstige Witterung<br />
Die Witterung von 2022 bot weitverbreitet sehr günstige<br />
Bedingungen für die Entwicklung der Borkenkäfer. Wie aus<br />
dem Österreichischen Klimabulletin 2022 von Geosphere<br />
Austria (vormals Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik,<br />
ZAMG) hervorgeht, ist 2022 das zweitwärmste<br />
Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1768. Das Flächenmittel<br />
der Temperatur lag 2,4 °C über dem Mittel von<br />
1961–1990. Mit Ausnahme von April und September waren<br />
alle Monate überdurchschnittlich warm, besonders die Mo-<br />
7-2023<br />
77
Forst<br />
Abb. 1: Vergleich der durch Sturm und Schnee verursachten Schadholzmengen mit den Borkenkäferschäden in Österreich.<br />
Schadholzmengen durch Sturm, Schnee und Borkenkäferbefall<br />
hadholzmengen 11 durch Sturm, Schnee und Borkenkäferbefall<br />
Quelle:<br />
Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren<br />
Quelle: 10<br />
nach Angaben der Bezirksforstinspektionen<br />
Dokumentation der (und Waldschädigungsfaktoren<br />
vorangegangene Erhebungen)<br />
nach Angaben 9 der Bezirksforstinspektionen<br />
Sturm + Schnee in Mio. Vfm<br />
(und vorangegangene Borkenkäfer Erhebungen) in Mio. Vfm<br />
8<br />
Sturm + Schnee in Mio. Vfm<br />
Borkenkäfer 7 in Mio. Vfm<br />
Bundesforschungszentrum für Wald<br />
Austrian Research Centre for Forests<br />
6<br />
5<br />
5,21<br />
4<br />
5,21<br />
3,75<br />
3<br />
2<br />
1,90<br />
2,54<br />
2,88<br />
2,42<br />
1,97<br />
3,75<br />
0,69<br />
1 0,69<br />
2,54<br />
0<br />
1,90<br />
1944<br />
1946<br />
1948<br />
1950<br />
Ø 1952-65<br />
1967<br />
1969<br />
1971<br />
1973<br />
1975<br />
1977<br />
1979<br />
1981<br />
1983<br />
1985<br />
1987<br />
1989<br />
1991<br />
1993<br />
1995<br />
1997<br />
1999<br />
2001<br />
2003<br />
2005<br />
2,88<br />
2,42<br />
20<strong>07</strong><br />
2009<br />
2011<br />
2013<br />
2015<br />
2017<br />
2019<br />
1,97<br />
2021<br />
2022<br />
1946<br />
1948<br />
1950<br />
nate Februar (+2,4 °C), Juni (+2,1 °C)<br />
und Oktober (+3,4 °C). Steigende Temperaturen<br />
bedeuten für die Vegetation<br />
stärkere Verdunstung und bedingen einen<br />
höheren Wasserbedarf. Gleichzeitig<br />
stand 2022 aber weniger Niederschlag zu<br />
Verfügung. Es fielen 16 % weniger Niederschlag<br />
als im langjährigen Vergleich<br />
(1991–2020). Größere Regionen mit ausgeglichenem<br />
Niederschlag gab es lediglich<br />
nördlich der Donau (im Wald- und<br />
Mühlviertel) sowie im Raum Wels-Linz,<br />
die stärksten Niederschlagsdefizite östlich<br />
einer Linie von Osttirol über die<br />
Obersteiermark bis ins Weinviertel.<br />
Ein weiterer Faktor für die Entstehung<br />
einer Borkenkäfermassenvermehrung<br />
ist das Vorhandensein von Brutmaterial.<br />
Daher ist der Blick auf abiotische Schadhölzer,<br />
die nicht aufgearbeitet als potenzielles<br />
Brutholz dienen können, für die<br />
Beurteilung von Borkenkäferrisiken bedeutend.<br />
Deutlich zugenommen haben<br />
2022 Windwürfe, die Forstdienste meldeten<br />
eine Verdopplung der Schäden<br />
Ø 1952-65<br />
1967<br />
1969<br />
1971<br />
1973<br />
1975<br />
1977<br />
1979<br />
1981<br />
1983<br />
(1,9 Mio. Vfm). Betroffen waren besonders<br />
Regionen in der Steiermark, Kärnten<br />
und Niederösterreich. Gleichzeitig<br />
aber auch Bereiche, in denen bereits Borkenkäferprobleme<br />
vorlagen.<br />
1985<br />
1987<br />
1989<br />
1991<br />
1993<br />
1995<br />
1997<br />
1999<br />
Zentrum der<br />
Massenvermehrungen<br />
2001<br />
2003<br />
Im vergangenen Jahr gab es mit den<br />
stark steigenden Käferzahlen nicht nur<br />
eine Trendumkehr bei den Schadenssummen,<br />
auch die geografischen Unterschiede<br />
änderten sich. Abgesehen<br />
von den damals schwer betroffenen Regionen<br />
im Waldviertel und dem Mühlviertel<br />
stiegen 2022 die Schadholzmengen<br />
in fast ganz Österreich. Über 70 %<br />
der Bezirke meldeten eine Zunahme<br />
der Borkenkäferschäden, 2021 war es<br />
noch ein Drittel gewesen.<br />
Vor allem die Borkenkäfermassenvermehrung<br />
in Osttirol und Oberkärnten<br />
hat weiter stark zugelegt. Die Forstdienste<br />
registrierten im Bezirk Lienz<br />
(1,13 Mio. Vfm) eine Verzehnfachung<br />
und im angrenzenden Bezirk Spittal an<br />
der Drau (400.000 Vfm) eine Versechsfachung<br />
der Schäden. Neben diesen Regionen<br />
nahmen die Schäden aber in<br />
den meisten Regionen des Alpenbereichs,<br />
besonders in den nördlichen<br />
Kalkalpen, wieder zu.<br />
Insgesamt stiegen die Käferschäden in<br />
sechs Bundesländern. Bedingt durch<br />
die Extremsituation im Bezirk Lienz,<br />
gab es die stärkste Zunahme gegenüber<br />
dem Vorjahr neuerlich in Tirol,<br />
beinahe eine Versechsfachung der<br />
Schäden (1,28 Mio. Vfm). In Kärnten<br />
verdoppelte sich die Schadholzmenge<br />
(760.000 Vfm). Weniger stark steigend<br />
folgten Salzburg mit plus 83 %<br />
(280.000 Vfm), die Steiermark mit plus<br />
45 % (667.000 Vfm) und auch Oberösterreich<br />
mit plus 27 % (320.000 Vfm),<br />
wo bereits nach einem Jahr eine Trendumkehr<br />
vorlag. Anders ist die Lage in<br />
Niederösterreich, dem Schwerpunkt<br />
der Käfermassenvermehrung seit 2015;<br />
2005<br />
20<strong>07</strong><br />
2009<br />
2011<br />
2013<br />
2015<br />
2017<br />
2019<br />
2021<br />
2022<br />
78 7-2023
Forst<br />
dort nahmen die Schäden auch 2022<br />
um 38 % ab (344.000 Vfm). Vorarlberg<br />
und das Burgenland meldeten geringe<br />
Rückgänge des Schadenniveaus (minus<br />
10 bzw. 12 %). Der Schadensschwerpunkt<br />
lag südlich des Alpenhauptkammes<br />
und in den nördlichen Kalkalpen,<br />
das meiste Schadholz (rund 72 %) fiel in<br />
Tirol, Kärnten und der Steiermark an.<br />
Schutzwälder betroffen<br />
Die aktuelle Borkenkäfermassenvermehrung<br />
im Süden Österreichs, beginnend<br />
ab 2021, hat im Vergleich zum<br />
Vorjahr nicht zuletzt aufgrund der klimatischen<br />
Verhältnisse weiter Fahrt<br />
aufgenommen. Auch im Sommer 2022<br />
konnten sich in höheren Lagen zwei<br />
Generationen im Jahr entwickeln. Dass<br />
vielerorts Schutzwälder in meist schwer<br />
bis gar nicht zugänglichem Gelände betroffen<br />
waren, erschwerte das Management<br />
der Käfergradation.<br />
Dem hohen Fichtenanteil in Österreich<br />
entsprechend, fiel mit 3,5 Mio. Vfm der<br />
größte Anteil der gesamten Schadholzmenge<br />
auf den Buchdrucker; beim<br />
Kupferstecher waren es 203.000 Vfm.<br />
Bei den meisten anderen Nadelhölzern<br />
ähnelte der Trend der Schadenszunahme<br />
jenem der Fichtenborkenkäfer.<br />
Wenngleich die Schadholzmengen in<br />
Summe deutlich geringer waren, so waren<br />
die Schäden regional aufgrund anderer<br />
Baumartenverteilung durchaus<br />
von großer Bedeutung. Schäden durch<br />
Tannenborkenkäfer (25.000 Vfm) und<br />
den Lärchenborkenkäfer (12.000 Vfm)<br />
nahmen geringfügig zu. Bei den Kiefern<br />
wurde gesamt weniger Schadholz<br />
registriert (42.000 Vfm). Die Schäden<br />
durch den Sechszähnigen Kiefernborkenkäfer<br />
und den Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer<br />
nahmen jedoch deutlich<br />
zu.<br />
Der Trend der sinkenden Borkenkäferschäden<br />
der letzten drei Jahre wurde<br />
2022 umgekehrt. Die Käferschadholzmenge<br />
verdoppelte sich und erreichte<br />
den dritthöchsten Wert in Österreich.<br />
Die Dynamik in den Schwerpunktgebieten<br />
Osttirol und Oberkärnten, aber<br />
auch in den nördlichen Kalkalpen, wurde<br />
weiter angeheizt. Die Käferprobleme<br />
zusätzlich verschärfend, waren in Summe<br />
70 % aller Bezirke mit (teils vehement)<br />
steigenden Schäden konfrontiert.<br />
2022 ist als das zweitwärmste Jahr der<br />
Messgeschichte mit hohen Regen- und<br />
Schneedefiziten dokumentiert. Die Anzahl<br />
der Buchdrucker-Generationen<br />
(selbst in höheren Lagen zwei, sonst<br />
drei) bestätigt die günstigen Voraussetzungen<br />
für die Borkenkäferentwicklung.<br />
Auch der Winter 2022/23 fiel vor<br />
allem im west- und nördlichen Bergland<br />
schneearm aus. Gepaart mit den<br />
geringen Niederschlägen der letzten<br />
Wochen, auch in den südlichen Landesteilen,<br />
sind die Rahmenbedingungen<br />
für die Versorgung und Abwehrfähigkeit<br />
der Bäume alles andere als gut. Zusätzliches<br />
Brutsubstrat für die Käfer<br />
könnte aus nicht aufgearbeiteten Windwürfen<br />
des Vorjahres (Verdopplung der<br />
Windbrüche) und aus den Stürmen im<br />
März bereitliegen. Daher sollte der Borkenkäfersituation<br />
nicht nur in den Regionen<br />
mit laufender Gradation, sondern<br />
aufgrund der Trockenheit allgemein<br />
und besonders in Gebieten mit<br />
abiotischem Schadholzanfall Augenmerk<br />
geschenkt werden. Der Entzug<br />
von Brutmaterial und die Reduktion<br />
der Borkenkäferpopulation ist das<br />
wichtigste Mittel des Borkenkäfermanagements.<br />
In Wäldern mit überschaubarer<br />
Borkenkäferdynamik möglichst<br />
„sauber“ in die Saison zu starten, das<br />
bevorstehende Schwärmen der Käfer zu<br />
verfolgen und potenziellen Neubefall<br />
aufzuspüren, ist anzustreben. In den<br />
dynamischen Käfergebieten sind zusätzlich<br />
eine Priorisierung der nötigen<br />
Aufarbeitungsarbeiten und Bekämpfungsmaßnahmen<br />
in Abstimmung mit<br />
der Forstbehörde und den Forstberatern<br />
der Landwirtschaftskammern<br />
sinnvoll und erforderlich. ■<br />
DI Bernhard Perny und DI Gottfried<br />
Steyrer arbeiten am Bundesforschungszentrum<br />
für Wald, Institut für Waldschutz,<br />
in Wien.<br />
Tipp<br />
Borkenkäfer-Monitoring: borkenkaefer.at<br />
Über aktuelle Borkenkäferzahlen für<br />
Deutschland informieren wir Sie laufend<br />
auf landwirt-media.com/forst.<br />
Ausblick 2023<br />
Nicht aufgearbeitete Windwürfe der Vorjahre und aus den Stürmen im März bieten zusätzliches<br />
Brutmaterial für die Borkenkäfer.<br />
7-2023<br />
79
Forst<br />
Tipps zum Saisonstart<br />
Noch schlummern die Larven von Buchdrucker und Kupferstecher unter der<br />
Baumrinde oder im Boden. Ab einer Temperatur von etwa 16° C beginnt jedoch<br />
der Schwärmfl ug der Borkenkäfer. Als Waldbesitzer sollten Sie Ihre Bestände<br />
besonders jetzt im Frühjahr aufmerksam beobachten und rasch handeln.<br />
Von Wieland W. SCHUHMEIR<br />
Frühzeitige Kontrolle<br />
Mit frühzeitigen Kontrollen können Sie eine<br />
nachteilige Borkenkäferentwicklung verhindern.<br />
Behalten Sie vor allem bereits in den<br />
Vorjahren betroffene Schadfl ächen im Blick,<br />
also ehemalige „Käfernester“. Aber auch Löcher<br />
im Bestand, die durch Windwürfe entstanden<br />
sind, Randstreifen und durch Trockenheit<br />
vorgeschädigte Bäume zeigen sich<br />
besonders anfällig. Genauso sollten Sie jedoch<br />
auch geschlossene Waldbestände regelmäßig<br />
begehen.<br />
Übersehene Käferbäume<br />
Ein besonderes Augenmerk gilt den Bereichen<br />
rund um im Herbst übersehene<br />
Käferbäume. Kennzeichnen Sie geschwächt<br />
erscheinende Bäume in deren<br />
Umkreis vorsorglich. Die Entscheidung<br />
über eine Entnahme kann im Zweifelsfall<br />
auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.<br />
Bleiben die Bäume vorerst stehen, ist<br />
eine engmaschige Kontrolle aber besonders<br />
wichtig.<br />
Großzügig sein<br />
Bei frisch befallenen Bäumen bewährt es sich<br />
meist, nicht nur diese zu fällen, sondern auch<br />
Bäume im direkten Umfeld großzügig zu entnehmen.<br />
In der Regel sind immer mehrere Bäume an<br />
einem Standort befallen, auch wenn das nicht<br />
offensichtlich zu erkennen ist.<br />
Fotohinweis: Schuhmeir<br />
Um den Überblick zu behalten, lohnt es<br />
sich, befallene und zweifelhafte Bäume<br />
frühzeitig zu markieren.<br />
80 7-2023
Forst<br />
Schlagabraum beseitigen<br />
Aus dem Wintereinschlag vorhandenen Fichtenreisig<br />
inklusive noch vorhandener Äste<br />
und verbliebener Gipfelstücke sollten Sie<br />
frühzeitig beseitigen. Das Häckseln des<br />
Schlagabraums macht durchaus Sinn. Insbesondere<br />
der Kupferstecher nutzt verbliebene<br />
Reisigreste als Brutstätte. Somit kann von<br />
diesen Resten ein entsprechender Massenbefall<br />
ausgehen.<br />
Anzeichen erkennen<br />
Die bekanntesten unter den zahlreichen Borkenkäferarten<br />
sind die beiden Fichtenborkenkäfer Buchdrucker (Ips typographus)<br />
und Kupferstecher (Pityogenes chalcographus).<br />
Buchdrucker und Kupferstecher haben unterschiedliche Vorlieben.<br />
Wenn er stehende Bäume befällt, bevorzugt der<br />
Buchdrucker Altfi chten. Der Kuperstecher hat sich hingegen<br />
auf Schwachholz spezialisiert. Einfacher und früher zu erkennen<br />
ist der Befall durch den Buchdrucker. Erste Anzeichen<br />
sind in der Regel aus kleinen Bohrlöchern rieselndes Bohrmehl<br />
an der Rinde, am Stammfuß, an der umliegenden Vegetation<br />
oder an Spinnennetzen sowie Harzfl uss am Stamm.<br />
Späte Befallskennzeichen sind abfallende Rinde, Spechtabschläge,<br />
Kronenverfärbungen oder ein Nadelverlust der Krone<br />
im grünen Zustand.<br />
Schadholz aufarbeiten<br />
Käferholz ist nicht<br />
minderwertig<br />
Käferholz besitzt in Bezug auf Tragfähigkeit<br />
und Holzdichte nahezu die gleichen Holzeigenschaften<br />
wie herkömmliches Bauholz und<br />
kann bedenkenlos verwendet werden. Eventuelle<br />
Verfärbungen spielen bei der Verwendung<br />
als Bauholz in der Regel keine große<br />
Rolle. Die einzige Ausnahme ist bei einem<br />
Befall durch den Bockkäfer gegeben. Dieser<br />
tritt normalerweise als Sekundärschädling<br />
auf und beeinträchtigt durch Einbohren in<br />
das Splintholz die Festigkeit der späteren<br />
Schnittware. Es gibt also keine realistische<br />
Begründung für Preisabschläge beim Käferholz.<br />
Im Zweifelsfall ist der Kleinprivatwaldbesitzer<br />
somit besser beraten, kleinere Mengen<br />
Käferholz selbst einschneiden zu lassen<br />
und entsprechend zu lagern.<br />
Schadholz aus Windwürfen, Schneebrüchen o.Ä. gilt<br />
es unbedingt vor der Schwärmzeit der Borkenkäfer<br />
aufzuarbeiten und im Idealfall zu entrinden.<br />
Durch das Entrinden wird den Larven und Puppen der<br />
Borkenkäfer die Lebensgrundlage entzogen. Die geschälte<br />
Rinde trocknet aus und somit können die Borkenkäfer<br />
ihre Entwicklung nicht beenden. Auch das<br />
Aufwerfen von Rindenhaufen gilt als probates Mittel.<br />
Hierbei entsteht neben hohen Temperaturen auch ein<br />
entsprechendes Pilzwachstum, das die Käfer in verschiedenen<br />
Entwicklungsstadien abtötet.<br />
Wieland W. Schuhmeir ist Förster und<br />
arbeitet als freier Autor in den Bereichen<br />
Natur und Landschaft sowie Land- und<br />
Forstwirtschaft.<br />
7-2023 81
Junge Leser<br />
groß & klein<br />
Lieber Papa, wir wünschen dir zu deinem<br />
40. Geburtstag von Herzen alles Gute.<br />
Schön, dass wir dich haben. Florian, Julia<br />
und Sandra.<br />
Fam. PUCHNER, Unterweißenbach, OÖ<br />
Lieber Opa, alles Gute zum Geburtstag<br />
wünscht dir dein Johannes.<br />
Fam. STECKHOLZER, Reitdorf,<br />
Salzburg<br />
Die Enkelkinder Viktoria (3), Elisabeth<br />
(6), Lorenz (3), Johanna (5), Jonas (1)<br />
und Moritz (5) gratulieren ihrer<br />
Hermi-Oma zu ihrem 60er.<br />
Fam. HIRSCH, Weistrach, Niederösterreich<br />
Opas Liebling.<br />
<br />
Fam. WAGNER,<br />
Maisach, Bayern<br />
Lieber Papa, nochmals alles Gute zum Geburtstag.<br />
Wir haben dich sehr lieb und sind sehr froh, dich<br />
zu haben. Anna und Felix mit Mama und Vicky.<br />
Fam. FRITZ, Mittersill, Salzburg<br />
Lina hat ihren Opa unglaublich lieb und<br />
wünscht ihm alles erdenklich Gute!<br />
Danke, dass es dich gibt, Opa!<br />
Fam. RAIDL, Schardenberg, Oberösterreich<br />
Sie wollen Ihre Kinder auch einmal im <strong>LANDWIRT</strong> sehen? Schicken Sie uns einfach ein Foto:<br />
• E-Mail: kinderfotos@landwirt-media.com<br />
• WhatsApp: 0664/23181<strong>07</strong> (aus Österreich) oder 0162/2087234 (aus Deutschland)<br />
• Post: Landwirt Agrarmedien, Hofgasse 5, 8010 Graz, Kennwort: Kinderfotos<br />
Bitte jedes Foto mit Familienname, Wohnort und kurzem Begleittext einsenden. Achtung: Sechs Wochen Vorlaufzeit!<br />
82 7-2023
Nachgefragt<br />
Was wurde eigentlich aus …<br />
… der Nachsaatkombination BSK 240 für Zweiachsgeräteträger? Erfinder<br />
Bernhard Krallinger verrät uns, was aus dem Gewinner der „Alp Innovation<br />
Trophy 2020“ geworden ist.<br />
Von Johannes PAAR, <strong>LANDWIRT</strong> Redakteur<br />
Fotohinweis: Paar<br />
<strong>LANDWIRT</strong>: Bei der Preisübergabe zur<br />
„Alp Innovation Trophy 2020“ haben Sie<br />
für Ihren Bergstriegel mit Nachsaateinrichtung<br />
noch einen Partner für die Produktion<br />
gesucht. Ist das gelungen?<br />
Bernhard KRALLINGER: Leider nein.<br />
Woran lag das?<br />
Ich habe ein halbes Jahr lang Hersteller<br />
für landwirtschaftliche Bergmaschinen<br />
kontaktiert und mit ihnen über die<br />
Produktion der BSK 240 verhandelt. Sie<br />
haben aus verschiedenen Gründen abgelehnt:<br />
„Der Markt dafür ist zu klein“,<br />
„das passt nicht in unser Programm“,<br />
„wir wollen nicht investieren“ oder „wir<br />
entwickeln unsere Maschinen selber“.<br />
Haben Sie keine Angst, dass das nur<br />
Vorwände sind und die Hersteller Ihre<br />
Maschine einfach in Eigenregie nachbauen?<br />
Nein, ich habe im September 2021 zwei<br />
Patente dafür beantragt und auch erhalten.<br />
Da bin ich auf der sicheren Seite.<br />
Bedeutet das jetzt trotzdem das Aus für<br />
diese Maschine?<br />
Nein, den Prototyp habe ich weiterhin<br />
auf unserem Betrieb und über den Maschinenring<br />
im Einsatz. Letztes Jahr<br />
konnten wir bei einem größeren Rekultivierungsprojekt<br />
die Funktion und Effizienz<br />
unserer Technik unter Beweis<br />
stellen. Viele haben gestaunt, wie gleichmäßig<br />
die Aussaat aufgegangen ist.<br />
Das positive Echo meiner Kunden motiviert<br />
mich weiterzumachen. Das Interesse<br />
ist seit Beginn der ersten Veröffentlichungen<br />
nach wie vor groß. Es<br />
melden sich auch Landwirte aus<br />
Deutschland.<br />
Was haben Sie für die Zukunft vor?<br />
Ich werde meine bisherigen Kunden<br />
mit meinem Prototyp weiterhin betreuen.<br />
Dieser funktioniert ja bestens.<br />
Und soweit es meine Zeit erlaubt, bin<br />
ich auch nach wie vor auf der Suche<br />
nach einem Partner.<br />
Der Erfinder des Nachsaatstriegels BSK 240<br />
sucht nach wie vor einen Produktionspartner.<br />
Alp-Innovation-Trophy<br />
Die Sieger stehen fest<br />
Gemeinsam mit der <strong>Fachzeitschrift</strong> „Schweizer Landtechnik“<br />
haben wir mit der Ausschreibung „Alp Innovation Trophy“ die technischen<br />
Innovationen für die alpenländische Landwirtschaft gesucht – und gefunden!<br />
Eine Jury, bestehend aus Vertretern von Wissenschaft und Forschung, von Unfallverhütung<br />
und Maschinenringen sowie den Redaktionen der beiden Zeitschriften, hat die eingereichten<br />
Innovationen beurteilt und eine Vorauswahl getroffen. Über diese vorausgewählten Entwicklungen<br />
konnten die Leser per Online-Voting abstimmen. Rund 2.500 Stimmen sind dabei eingegangen. Auf<br />
der Tagung „Landtechnik im Alpenraum“ im Oktober 2020 wurden die Sieger offiziell präsentiert.<br />
Kategorie Bastler und Tüftler<br />
Leichter Nachsaatstriegel<br />
Der Sieger in der Kategorie „Bastler und Tüftler“ kommt aus Österreich und heisst<br />
Bernhard Krallinger. Er wohnt auf dem elterlichen Bergbauernbetrieb in Annaberg-<br />
Lungötz (Salzburg). Im Rahmen seiner Diplomarbeit an der HBLFA Raumberg-<br />
Gumpenstein hat der 22-jährige Student gemeinsam mit seinem Cousin Andreas<br />
Haunsperger die Nachsaatkombination „BSK 240“ speziell für den Einsatz am<br />
Hang konzipiert, gefertigt und getestet. Sie zeichnet sich durch geringes Eigengewicht,<br />
extreme Wendigkeit und gute Bodenanpassung aus. Diese Erfindung wurde<br />
im Sommer 2019 ausgiebig getestet und hat sich dabei als äußerst praktikabel erwiesen.<br />
Da der „BSK 240“ ein um rund 36 % geringeres Eigengewicht als vergleichbare<br />
Nachsaatgeräte aufweist, kann die professionelle Grünlanderneuerung damit auch in<br />
alpinen Lagen forciert werden.<br />
Gibt es Dinge, die Sie beim Bau einer<br />
zweiten Maschine ändern würden?<br />
Bei der nächsten Maschine würde ich<br />
einen professionelleren Kleinsamenstreuer<br />
aufbauen, mit dem man die<br />
Aussaatmenge einfacher einstellen und<br />
kontrollieren kann. Das ist aber das<br />
einzige. Der Prototyp funktioniert hervorragend.<br />
Mit dem Schwenkbock ist<br />
man auch bei starker Steigung sicher<br />
unterwegs. Ich befahre Steilhänge, die<br />
Kunden bisher nur mit dem Motormäher<br />
befahren haben.<br />
Die Arbeit ist zudem sehr effizient: Ich<br />
fahre immer im Kreis und muss beim<br />
Vorgewende die Maschine nicht hochheben.<br />
Es gibt auch keine Leerfahrten,<br />
ich säe immer.<br />
■<br />
7-2023<br />
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und Produktinformation lesen. Warnhinweise und -symbole beachten.<br />
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Wie bekämpfe ich Unkräuter ohne Terbuthylazin?<br />
Die neue EU-Verordnung schränkt die Anwendung von Terbuthylazin ein und fordert dramatische Änderungen in der<br />
Herbizidstrategie. Nun stellen sich viele Landwirte die Frage, wie sie die Unkräuter auf ihrem Maisfeld bekämpfen<br />
sollen.<br />
Arrat ® Maispack und Spectrum ®<br />
Der Arrat ® Maispack besteht aus Arrat ® und Kelvin ®<br />
Ultra. Die 3 darin enthaltenen Wirkstoffe sorgen<br />
durch ihre Blattaktivität besonders zuverlässig für<br />
eine wurzeltiefe Bekämpfung aufl aufender Unkräutern.<br />
Durch den Wirkstoff Nicosulfuron werden zusätzlich<br />
Ungräser bekämpft. Wird der Arrat ® Mais-<br />
pack mit dem Bodenherbizid Spectrum ® kombiniert,<br />
ergibt sich eine Terbuthylazin-freie Komplettlösung.<br />
Spectrum ® enthält den hauptsächlich über den Boden<br />
wirksamen Wirkstoff Dimethenamid-P. Neben<br />
der Wirkung gegen Hirse-Arten erfasst Spectrum ®<br />
auch verschiedene breitblättrige Unkräuter. Schon<br />
bei geringer Bodenfeuchte ist Spectrum ® voll wirk-<br />
sam. Falls Sie Ihr Maisfeld schon früh frei von Unkräutern<br />
halten wollen und eine Voraufl aufanwendung in<br />
Betracht ziehen, bietet sich Spectrum ® Plus an. Für<br />
nachhaltig unkrautfreie Felder enthält Spectrum ®<br />
Plus zusätzlich zu Dimethenamid-P den Wirkstoff<br />
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7-2023 <strong>LANDWIRT</strong> 89
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<strong>LANDWIRT</strong> Preisrätsel<br />
Wie bezeichnet man die unbelebte organische Substanz im Boden?<br />
Schreiben Sie das Lösungswort auf eine Postkarte und senden<br />
Sie diese bis zum 11.4.2023 (Poststempel) an:<br />
<strong>LANDWIRT</strong>, Kennwort „Preisrätsel”, Hofgasse 5, 8010 Graz,<br />
Fax: +43 316 835612, E-Mail: leserservice@landwirt-media.com<br />
Zu gewinnen:<br />
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(Óscar)<br />
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wichtiges<br />
Bodenlebewesen<br />
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Kalifornien<br />
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weibl.<br />
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kurz für<br />
e. Frisur<br />
nordischer<br />
Frauenname<br />
chem.<br />
Zeichen<br />
für Tellur<br />
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bes. kalkhaltige<br />
Agrarfläche<br />
(Pl.)<br />
italienischer<br />
bestimmter<br />
Artikel<br />
Gemengesaat<br />
f.<br />
Wiesen u.<br />
Weiden<br />
norddt.<br />
für Färse<br />
katalan.<br />
Fluss<br />
römisch<br />
1000<br />
landw. erwünschte<br />
Tiere<br />
Vorwort<br />
Feld, Abkürzung<br />
Wenderuf<br />
d. Segler<br />
4<br />
gelesen,<br />
französisch<br />
Ort auf<br />
Ameland<br />
TLD von<br />
Liberia<br />
Werkzeug<br />
englisch<br />
für ein<br />
Nutzinsekt<br />
Kfz-Zeichen<br />
von<br />
Leibnitz<br />
französischer<br />
männl.<br />
Artikel<br />
Zeichen<br />
für Baud<br />
Senkblei<br />
Fleisch-,<br />
Knochenbrühe<br />
röm. 550<br />
kurz für<br />
ein<br />
Leichtmetall<br />
Sonnenvitamin<br />
Mikronährstoff<br />
altrömische<br />
Münzeinheit<br />
Formel<br />
von Silberjodid<br />
brit. Insel<br />
Präposition<br />
sizilianische<br />
Weinsorte<br />
2<br />
afrikan.<br />
Strom<br />
Gegensatz,<br />
Abk.<br />
Zeichen<br />
für eine<br />
Kleidergröße<br />
… Wulf<br />
(dt.<br />
Schauspieler)<br />
1<br />
glatt<br />
machen,<br />
planieren<br />
bekommen,<br />
geworden,<br />
englisch<br />
ADAM<br />
Lösungswort<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
Lösung von Rätsel 5/2023<br />
K U R Z G S C<br />
R O L L E N V E R L E S E T I S C H<br />
T R A U B E N E A O L E T A<br />
B V E R M A E N N E R T R E U<br />
W I R S A I S O N E N A L K<br />
L E B E R W U R S T E S A U S E<br />
R I E D E S L N N E S T<br />
D R E I S C H N I T T W I E S E N<br />
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Osterrätsel<br />
In diesem Osterhasenbild haben sich 10 Fehler versteckt. Finde sie im<br />
rechten Bild und male das Bild aus.<br />
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<strong>LANDWIRT</strong> 7-2023
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Hausmesse: Ein Wochenende für alle Holzfreunde!<br />
Auch in diesem Jahr laden wir wieder herzlich zu unserer traditionellen Hausmesse am 22. und 23. April in der<br />
Taggerstraße 274 in 5440 Golling an der Salzach ein.<br />
Knatternde Motorsägen und spannende Produktvorführungen<br />
versprechen zwei unterhaltsame sowie<br />
informative Messetage. Für das leibliche Wohl ist<br />
ebenfalls gesorgt.<br />
LOGOSOL bietet ein breites Sortiment der innovativen<br />
Logosol-Produkte und Maschinen für die Holzbearbeitung,<br />
die wir an diesem Wochenende präsen-<br />
tieren: mobile Band- und Kettensägewerke, das Big<br />
Mill sowie die Stammhantierung und Bandschärfgeräte.<br />
LOGOSOL steht für „made in Sweden“. Als<br />
schwedischer Hersteller von wirtschaftlichen und<br />
effektiven Holzbearbeitungsmaschinen entwickeln<br />
und fertigen wir unsere Produkte in Schweden. Unser<br />
Sortiment umfasst mobile Sägewerke, Hobelmaschi-<br />
nen, Schreinermaschinen und Paketkappsägen mit<br />
jeweils einzigartigen Funktionen, die wirtschaftliche<br />
und effektive Holzbearbeitungsprozesse für geringe<br />
Investitionen ermöglichen.<br />
Öffnungszeiten: Sa und So: 09:00–17:00 Uhr.<br />
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Jahr und maximal zweimal pro Jahr samt<br />
Verbringung des Mähgutes zu erfolgen.<br />
Häckseln ist nicht zulässig.<br />
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Verpflichtungszeitraum<br />
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Gebietsleiter.<br />
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Schneid- und Haltesystem der Folie, vollautom. Arbeitsablauf, 3 Geschwindigkeitsstufen,<br />
proportionales Kontrollsystem, Folienrollenhalterung<br />
für 3 Rollen, Ablagegeschwindigkeit einstellbar, Ölfilter<br />
in der Hydraulikleitung, Bereif. 340/55-16, nur 1 DW Anschluss notwendig,<br />
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ist mehrjährig bei entsprechender<br />
Pflege, wie Mahd<br />
(Futternutzung) oder Häckseln,<br />
zudem ist sie für alle Gebiete<br />
und Bodenarten geeignet<br />
Ladenpreis: á 519,– EUR<br />
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Das Vertriebsnetz von DAMMANN<br />
Pflanzenschutztechnik wird erweitert<br />
Neben Bayern jetzt auch in Baden-Württemberg und Österreich.<br />
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Das Unternehmen AgriPark aus dem oberbayerischen<br />
Kirchdorf hat nach erfolgreicher Startphase<br />
in Bayern sein Vertriebsgebiet für die DAMMANN<br />
Pfl anzenschutztechnologie auf Baden-Württemberg<br />
und Österreich ausgedehnt.<br />
Der Fokus der HERBERT DAMMANN GmbH liegt<br />
auf dem Bereich des Pfl anzenschutzes. Unter dem<br />
Aspekt des individuellen Kundenwunsches werden<br />
im Werk des traditionellen Familienunternehmens<br />
im niedersächsischen Buxtehude, Pfl anzenschutzgeräte<br />
als Selbstfahrer, Anhänge- und Aufbauspritzen<br />
gefertigt.<br />
Innovative Techniken<br />
Der AgriPark vertreibt im ursprünglichen Verantwortungsgebiet<br />
mit 27 angeschlossenen Partnerhändlern<br />
die Marken KRONE und LEMKEN und seit<br />
2022 auch erfolgreich DAMMANN. Hierzu wird<br />
noch ein Händlernetz für den Service und Vertrieb<br />
aufgebaut, sodass die Kunden alles aus einer Hand<br />
und vor Ort erhalten. Der Fokus liegt ganz klar auf<br />
der Qualität und Hochwertigkeit. AgriPark setzt<br />
auf innovative Techniken und ist gleichzeitig ein zuverlässiger<br />
Partner auch nach dem Verkauf.<br />
Interessierte Händler melden sich gerne unter<br />
info@agripark.de. www.agripark.de<br />
Die beiden Geschäftsführer Franz Sengmüller & Wilhelm<br />
Brandl von AgriPark freuen sich über den Ausbau der<br />
guten Zusammenarbeit mit der Geschäftsführerin Dipl.-<br />
Ing. Nadine Dammann und Kevin Holler vom technischen<br />
Vertrieb. v.l.n.r.<br />
7-2023 <strong>LANDWIRT</strong> 93
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neue GX Variante<br />
Universal-Transportwagen mit starrem Aufbau für<br />
mehr Nutzlast bei hohem Komfort.<br />
Den Universal-Transportwagen GX<br />
bietet Krone seit der Verkaufssaison<br />
2022/23 auch mit starren Seitenwänden<br />
als Variante zu der hydraulisch<br />
teleskopierbaren Laderaumerhöhung<br />
an. Mit dieser Version, die ab sofort als<br />
Serienausrüstung konfi guriert ist, ergänzt<br />
Krone sein Programm bei den<br />
GX Universal-Transportwagen. Ein positiver<br />
Effekt der starren Seitenwände<br />
ist eine Reduktion des Eigengewichts<br />
um ca. 600 kg. Auch Vorderwand und<br />
Heckklappe sind durch die durchgehenden<br />
Aufbauten in der Höhe fi xiert,<br />
wobei die Heckklappe sogar noch etwas<br />
weiter öffnen kann als bei der<br />
Maschine mit den hydraulisch variablen<br />
Bordwänden.<br />
Ausgezeichnete Technik<br />
Darüber hinaus verfügt auch die neue<br />
GX Variante über das innovative und<br />
mit der DLG-Silbermedaille ausgezeichnete<br />
Krone ExactUnload, das die<br />
Ablage des Ladegutes nach Weg ermöglicht.<br />
Soll z. B. ein neues Silo angelegt werden,<br />
kann der Bediener einfach die gewünschte<br />
Abladelänge eingeben. Die<br />
Maschine regelt die Abladegeschwindigkeit<br />
eigenständig und passt sich der<br />
Fahrgeschwindigkeit des Schleppers<br />
an. Nach Erreichen der vorgegebenen<br />
Länge ist der Wagen vollständig entleert.<br />
www.krone.de<br />
ReNatura® –<br />
regionales Wildblumensaatgut<br />
Die strukturellen Rahmenbedingungen und der Verlust<br />
von artenreichen, extensiven und ökologisch wertvollen<br />
Lebensräumen haben sich negativ auf die Lebensumwelt<br />
der Insekten ausgewirkt.<br />
Wir steuern mit unseren heimischen<br />
ReNatura ® Wildblumenmischungen<br />
entgegen. Durch ihre Strukturvielfalt<br />
und zeitlich gestaffelten Blühabfolgen<br />
haben die so entstehenden Lebensräume<br />
einen sehr hohen ästhetischen<br />
Wert und bieten dabei Lebensraum für<br />
viele Tierarten. Wichtig ist die Verwendung<br />
von heimischen, herkunftszertifi<br />
zierten Saatgutmischungen, da nur<br />
diese heimischen blütenbestäubenden<br />
Insekten als hochwertige Futterquelle<br />
dienen.<br />
Im ÖPUL 2023 gibt es erstmals Maßnahmen,<br />
die herkunftszertifi ziertes<br />
Saatgut aus Österreich fordern. Im<br />
Rahmen der Anlage von Biodiversitätsflächen<br />
auf Acker- und Grünlandflächen<br />
(Code DIVRS) gibt es dazu genaue<br />
Vorgaben hinsichtlich Mischungszusammensetzung,<br />
Artengarnitur und<br />
Pfl ege. Die Kärntner Saatbau bietet mit<br />
den beiden ReNatura ® Mischungen<br />
BD1 für Grünland und BD2 für Acker<br />
den Vorgaben entsprechende Mischungen<br />
an. www.saatbau.at<br />
Landmaschinen<br />
Mähgeräte<br />
Ersatzteile<br />
Forstmaschinen<br />
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Gartengeräte<br />
06244/6144 od. 0664/5129180<br />
06214/20012 od. 0664/5224618<br />
06244/6144-23 od. 0664/3578355<br />
06135/20565 od. 0664/4408439<br />
0664/5129180<br />
04734/29950 od. 0664/3578355<br />
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<strong>LANDWIRT</strong> 7-2023
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Hargassner – top Hackgutheiztechnik für<br />
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Hargassner besitzt jahrelange Erfahrung bei Biomasse-Heiztechnik – ein Know-how, das den Innviertlern besonders<br />
auch bei Hackgutheizungen für Landwirtschaften einen enormen Technologievorsprung bringt.<br />
Effizient und energiesparend<br />
Wirkungsgrade von bis zu 95 %, Energielabel A+<br />
und Leistungen von bis zu 2.000 kW bei vielseitigen<br />
Kaskadenlösungen sprechen für sich. Die Hackgutkesseln<br />
im Leistungsbereich von 20–330 kW sind mit<br />
modernster Technik ausgestattet wie einem<br />
Stufenbrecherrost, dem äußerst energiesparenden<br />
Betrieb durch die Eco-Raumaustragung oder einer<br />
Stromsparzündung mit nur 300 Watt für niedrigsten<br />
Strom- und Heizmaterialverbrauch. Der Kunde erhält<br />
ein automatisiertes Qualitätsprodukt, das höchsten<br />
Bedienkomfort garantiert und mit modernster Technologie<br />
wie der Hargassner-App fürs Handy, ferngesteuert<br />
werden kann. Auch eine Anbindung an<br />
verschiedenste Hausautomatisationen ist möglich.<br />
Mit dem großen „Eco-HK“ kann ein Leistungsbedarf<br />
in Kaskadenschaltung (Bild links) von bis zu 2 MW<br />
problemlos abgedeckt werden. „Somit ist diese Heizlösung<br />
bestens geeignet für Landwirtschaften, Gewerbe-<br />
und Industriebetriebe, genauso wie für öffentliche<br />
Gebäude und – nicht zu vergessen – für<br />
Nahwärme und Mikronetze von Landwirten“, so Anton<br />
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zudem individuell anpassbare Lösungen zum Lagern<br />
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7-2023 <strong>LANDWIRT</strong> 95
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Vor Verwendung stets Etikett und Produktinformationen lesen.<br />
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// Stark gegen Unkräuter und Ungräser im Mais<br />
// Mit Bodenwirkung gegen eine weitere Unkrautwelle<br />
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// Terbuthylazinfrei<br />
// Mischbar mit Spectrum ® oder Aspect ® Pro<br />
Pfl.Reg.<strong>Nr</strong>.: Capreno 3683; Aspect Pro 2947; Spectrum: eWZ der BASF, Pfl.Reg.<strong>Nr</strong>. 2798;<br />
Bayer hat für alle Ansprüche die passende Lösung für<br />
unkrautfreien Mais. Capreno Plus ist das wohl am breitesten<br />
wirksame Herbizid ohne Terbuthylazin.<br />
Das Wirkungsspektrum umfasst praktisch<br />
alle relevanten Unkräuter und<br />
Hirse-Arten. So werden Gänsefuß-Arten,<br />
Amarant, Knöterich-Arten, Winterbegrünungsreste<br />
sowie durch das<br />
„Plus“ an Dicamba auch Distel, Ackerund<br />
Zaunwinde sicher erfasst.<br />
Die Bodenwirkung von Capreno Plus<br />
verhindert das Aufl aufen einer weiteren<br />
Unkrautwelle nach der Anwendung.<br />
Damit ist die Anwendung ideal<br />
um das 3–5-Blattstadium des Maises<br />
wenn die Hirsen überwiegend aufgelaufen<br />
sind. Ist nach dem Spritztermin<br />
noch mit starkem Hirsenaufl auf zu<br />
rechnen, so kann Capreno Plus auch in<br />
Tankmischung Aspect Pro oder terbuthylazinfrei<br />
z.B. mit Spectrum, Dual<br />
Gold oder Successor 600 gemischt<br />
werden. Gegen Glattblättrige Hirse<br />
sollte die Anwendung im 2–3-Blattstadium<br />
dieser Hirsen-Art erfolgen.<br />
Capreno Plus ist sehr gut verträglich.<br />
Bei ungünstigen Witterungsbedingungen,<br />
wie z.B. nach kühlen Regenphasen<br />
sollte zur Anwendung die Ausbildung<br />
einer Wachsschicht des Maises<br />
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Schäden am SCR-Katalysator, selbst wenn diese vorher gereinigt<br />
wurden.<br />
Mario Rauscher<br />
Gebietsleiter AGRAR Steiermark, Kärnten<br />
96<br />
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L3475817<br />
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Sie bleiben oft zuerst einmal unbemerkt. Wenn ernste Beschwerden<br />
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kommt es rasch zur Katastrophe mit<br />
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Feller gibt Tipps, wie Sie im Katastrophenfall<br />
richtig reagieren und was es<br />
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von Zufahrten oder etwa bei der Löschwasserversorgung<br />
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ATVs im Wald<br />
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Wald optimieren. Mehr über die kleinen<br />
Alleskönner lesen Sie in der nächsten<br />
<strong>LANDWIRT</strong>-<strong>Ausgabe</strong>.<br />
Aus redaktionellen Gründen können sich Themen verschieben.<br />
Eigentümer, Herausgeber,<br />
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DSR Werbeagentur Rypka GmbH.<br />
landwirt@rypka.at<br />
Angelika Pur-Wolf, DW -180,<br />
angelika.pur-wolf@landwirt-media.com<br />
Bezug: Die <strong>Fachzeitschrift</strong> erscheint<br />
zweimal im Monat (am 1. und am 16.)<br />
im Umfang von mindestens 48 Seiten.<br />
Bezugspreise inkl. MwSt.:<br />
AT: jährlich € 119,90.<br />
(DE und Italien): jährlich € 124,20.<br />
Schweiz: jährlich CHF 159,–.<br />
Andere Länder: € 160,–.<br />
Kündigungen des <strong>Abo</strong>s müssen bis<br />
spätestens 1 Monat vor Ende des<br />
aktuellen Bezugszeitraums schriftlich bei<br />
uns eingelangt sein.<br />
Verlagsort: Graz<br />
Herstellung: hm•perfectprintconsult•eu<br />
<strong>LANDWIRT</strong> ist Österreichs Vertreter<br />
bei Eurofarm:<br />
www. Eurofarm.org<br />
Fotohinweis: Evgeniyqw/shutterstock.com, Numßen, Meyer<br />
102 7-2023
Österreichische Post AG<br />
Landwirt Agrarmedien GmbH, 8010 Graz,<br />
Hofgasse 5, MZ 02Z033190 M<br />
Retouren an Postfach 100, 1350 Wien<br />
WEIDEMANN T4512<br />
4,53m Hubhöhe,<br />
1.250kg Nutzlast<br />
VLS-Fahrerassistenzsystem<br />
0-20I 30 kmI h Fahrgeschwindigkeit<br />
inkl. verschiedene Fahrmodi<br />
25I 45PS Yanmar-Motor Stufe V<br />
HAUSMESSE EBENI PG.<br />
14.4.-16.4.23<br />
2m Bauhöhe<br />
Klimaanlage<br />
bis zu 70lI min<br />
Hydraulikleistung<br />
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2,7t Betriebsgewicht -<br />
Transport mit PKW-Anhänger möglich<br />
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FÜR ÖSTERREICH<br />
mauch.at BURGKIRCHEN <strong>07</strong>724 21<strong>07</strong>