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Ausgabe 01|<strong>2023</strong> 7,50 €<br />
Österreich 8,50 € | Schweiz 10 sfr | BeNeLux 8,90 €<br />
Das Magazin für WanderGlück und NaturGenuss<br />
Nachhaltig.<br />
Planen. Unterwegs sein. Erleben.<br />
228 Seiten Wanderlust: • unterwegs mit dem ÖPNV<br />
• • Bliesgau/Saarland • Allgäu • Sachsen • Rheingau<br />
• Bayerischer Wald ...<br />
24 SEITEN LAND DES HERMANN<br />
Was die Qualitätsregion<br />
Lippe auszeichnet<br />
LOHNENDE ZIELE<br />
Zwischen Schwarzwald<br />
und Schwäbischer Alb<br />
BELGIEN<br />
Lekker wandern<br />
in Flandern<br />
GELIEBT & GEFÄHRDET<br />
Die Zukunft<br />
unserer Wälder
Wanderlust<br />
Wandern mit dem Deutschlandticket<br />
49-Euro-Ticket:<br />
Startklar für’s Wandern?<br />
Das Deutschlandticket als Nachfolger des 9-Euro-Tickets kommt.<br />
Ab dem 1. Mai kann man zum Festpreis den öffentlichen Nah- und<br />
Regionalverkehr nutzen. Welche Vorteile bringt der bundesweit gültige<br />
Fahrschein für einen Wanderausflug? Ralf Kerkeling berichtet<br />
D<br />
ie Politik hat mit sich gerungen und letztlich den Weg frei<br />
gemacht für das Deutschlandticket. Ein Preis, ein Ticket für die<br />
Nutzung des gesamten Nahverkehrs in Deutschland. Der Erfolg<br />
des 9-Euro-Ticket hat den Weg geebnet. Vom 1. Juni bis zum 31.<br />
August 2022 durften alle Fahrgäste den gesamten Nahverkehr in ganz<br />
Deutschland in der 2. Klasse nutzen. Die Menschen in der Republik haben das<br />
Thema dankbar angenommen, dem ÖPNV quasi die Bude eingerannt.<br />
Dabei war eine Einführung dieses Testballons kurz vor der Ferienzeit sicherlich<br />
gewagt, übervolle Regionalzüge die fast schon logische Konsequenz. Diese<br />
Möglichkeit, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch quer durch Deutschland<br />
fahren zu können und dies zu einem unschlagbaren Preis – das nutzten<br />
mehr Menschen, als die Verantwortlichen dachten. Gleichwohl – es war ein klares<br />
Zeichen an die Politik: Ja, der ÖPNV ist eine echte Alternative zum Auto.<br />
Auch der Deutsche Wanderverband (DWV) unterstützte die Initiativen des Bundes.<br />
Für den DWV war es dabei immer wichtig, ein mögliches Deutschlandticket<br />
zu einem günstigen Preis anzubieten. Ein Ticket, das auch von unteren Einkommensgruppen<br />
bezahlbar ist.<br />
»Die Entscheidung, im Rahmen des dritten Entlastungspakets ein bundesweites<br />
Nahverkehrsticket einführen zu wollen, begrüßen wir. Dieses Ticket muss deutschlandweit<br />
gültig, zu einem bundesweit einheitlichen Tarif zu bekommen und für alle<br />
Bevölkerungsgruppen bezahlbar sein. Nur dann wird es gelingen, den ÖPNV bundesweit<br />
zu stärken«, kommentierte Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des DWV, die<br />
Bestrebungen des Bundes. In einer Resolution fordert der DWV einen Ausbau des<br />
ländlichen ÖPNV, um Pendlern und Natursportlern Alternativen anzubieten. »Nur<br />
mit einem attraktiven ÖPNV-Angebot in Kombination mit einem günstigen Ticket<br />
kann es gelingen, den Individualverkehr zu reduzieren«, so Rauchfuß.<br />
Illustrationen: AdobeStock/kid_a, kebox<br />
Reines Digitalticket oder nicht?<br />
Nun kommen also das Deutschlandticket und ein angedachter Preis von 49<br />
Euro. Da rumort es. 40 Euro mehr als beim Testlauf im letzten Jahr. Wird das<br />
Ticket zu diesem Preis tatsächlich regelmäßig genutzt? Soziale Ungerechtigkeit<br />
vermuten die einen, der Ticketpreis zu hoch. Andere sehen gar die Mobilitätswende<br />
insgesamt falsch aufgestellt, fordern ein kostenloses Ticket und rechnen<br />
die Kosten für den CO₂-Ausstoß von Autos gegen. Die Folge: endlose Debatten,<br />
bislang ohne ein einheitliches Endergebnis.<br />
Ein monatlich kündbares Ticket für 49 Euro ist der Kompromiss aus endlosen<br />
Debatten in den einzelnen Bundesländern und letztlich auch im Bundestag. Berlin<br />
hat die Einführung auf den 1. Mai festgelegt. Der Vorverkauf startet bereits<br />
am 3. April. Die Preisdiskussionen in Ländern und Städten sind bislang nicht<br />
gestoppt. Einzelne Städte und Länder brechen bereits aus, legen eigene Preise<br />
fest – es droht ein Flickenteppich zu werden.<br />
Zusätzlich müssen bis zur Einführung erweiterte digitale Infrastrukturen geschaffen<br />
werden. Schließlich soll das Ticket nur digital angeboten werden (per Smartphone<br />
und Chipkarte). »Ich freue mich, dass mit dem DeutschlandtTicket die<br />
32 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23<br />
anderbar!<br />
33
Wanderlust<br />
Wandern mit dem D-Ticket<br />
Chancen der Digitalisierung genutzt werden,<br />
um den ÖPNV zu einer noch stärker nutzerorientierten<br />
Dienstleistung zu machen«, so<br />
Oliver Krischer, NRW-Verkehrsminister und<br />
aktuell Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz<br />
der Länder.<br />
Nur, für eine bundesweite Kontrolle eines digitalen Tickets<br />
müssen zunächst die Voraussetzungen geschaffen werden.<br />
Zusätzlich wird kritisiert, dass nicht alle Menschen<br />
mit Smartphone ausgerüstet oder digital fit seien. »Wir<br />
sind seit jeher ein Dienstleister, der bundesweit für die<br />
ganze Branche bei der Implementierung von eTicket und<br />
digitalen Lösungen in diesem Bereich unterstützt. Das digitale<br />
Deutschlandticket ist zwar vom Umfang ein großes<br />
Projekt. Aber es stellt uns nicht vor unlösbare Aufgaben.<br />
Wir stehen allen Verkehrsunternehmen und Verbünden,<br />
die Hilfe benötigen, gerne als Ansprechpartner und unterstützend<br />
zur Seite«, sagt Nils Zeino-Mahmalat, Geschäftsführer<br />
des VDV eTicket Service. Er sieht eine rein digitale<br />
Lösung positiv.<br />
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) koordiniert<br />
die bundesweite Implementierung von Vertriebs- und<br />
Kontrollstruktur der Branche und hilft bei der digitalen Transformation.<br />
Unklarheit herrscht auch noch bei der Verrechnung<br />
nach dem Kauf des Tickets. Wird das Deutschlandticket beispielsweise<br />
über die App der Deutschen Bahn erworben, wie<br />
werden dann die Verkehrsverbünde an dem Kaufpreis<br />
beteiligt? Es gibt also noch einiges zu regeln.<br />
Interaktive Karten und<br />
Echtzeitfahrpläne<br />
Aber schauen wir doch einmal auf die<br />
aktuellen und zukünftigen Möglichkeiten.<br />
An dieser Stelle sei ein Hinweis in<br />
eigener Sache gestattet: In Zusammenarbeit<br />
mit dem Deutschen Wanderverband<br />
(DWV) bieten wir einen besonderen<br />
digitalen Service für Wanderer an.<br />
Auf www.wanderbares-deutschland.de<br />
kommt man per Klick auf eine interaktive<br />
Landkarte und kann Echtzeit-ÖPNV-<br />
Fahrpläne zum jeweiligen Wanderziel<br />
anschauen. Damit erhalten Wanderer aktuellste Mobilitätsinformationen<br />
zu Gastgebern, Ausflugszielen oder Start- und<br />
Endpunkten einer Wanderung. »Damit kommt der DWV seiner<br />
Verantwortung als Umweltverband nach und macht die Chance<br />
auf CO₂-reduzierte Anreisen transparent, egal, ob für Erholungssuchende<br />
vor der Haustür oder Urlauber. Die Anbindung<br />
von Einstiegspunkten zum Wanderweg, wie auch die Erreichbarkeit<br />
einer Unterkunft sind somit klimabewusster möglich«,<br />
erklärt DWV-Geschäftsführerin Ute Dicks.<br />
34 anderbar!<br />
Ich freue mich, dass mit<br />
dem Deutschlandticket die<br />
Chancen der Digitalisierung<br />
genutzt werden.<br />
Oliver Krischer, Verkehrsminister<br />
von Nordrhein-Westfalen<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />
Schöne neue Wanderwelt: mit ein paar Clicks<br />
den ÖPNV-Fahrplan zum Wanderziel anschauen und<br />
gleichzeitig Informationen zu Gastgebern, den Wanderrouten<br />
und Highlights am Wegesrand abrufen können.<br />
Möglich sei das neue Angebot dank der »Land in Sicht AG«<br />
aus Baden-Württemberg, mit der der DWV bei der Entwicklung<br />
seiner Websites eng zusammenarbeite. Deren Geschäftsführer,<br />
Ralf Vogel, verweist auf die Verlässlichkeit der Informationen<br />
zu den Live-Abfahrtszeiten, die ebenso zuverlässig seien<br />
wie die Live-Informationen an den Haltestellen vieler Städte.<br />
Zukünftig solle das Angebot noch ausgebaut werden. So<br />
werde es schon bald auch Fahrplan-Informationen<br />
im Vorfeld einer Reise geben. »Das ist praktisch<br />
bei der Planung einer Reise oder eines Ausflugs.<br />
Einfach auf der Karte zum Beispiel auf den ausgewählten<br />
Gasthof klicken, und schon erscheinen<br />
alle Abfahrtzeiten für das ins Auge gefasste<br />
Datum«, so Vogel. Mit derlei digitalen<br />
Möglichkeiten lässt sich eine<br />
Wanderung unter Einbeziehung des<br />
ÖPNV leicht planen. So soll es sein.<br />
Mit dem Deutschlandticket sind viele<br />
Hoffnungen verbunden. Das bundesweite<br />
49-Euro-Ticket für Busse und<br />
Bahnen im Nahverkehr könnte, so<br />
schätzt der VDV, rund 5,6 Millionen<br />
Menschen erstmals zu einem Abo für<br />
den Nahverkehr überzeugen. Einzelne Verbände bieten Sonderkonditionen<br />
an, um den D-Ticketpreis attraktiver zu machen.<br />
Die Kölner Verkehrsbetriebe legen bei D-Tickets, die<br />
über ihr Portal erworben wurden, weitere Inklusivleistungen<br />
(u. a. Freiminuten auf hauseigene Leihräder) drauf. Jetzt lohnt<br />
also vor der nächsten Wanderreise ein Blick auf bestehende<br />
Angebote einzelner Regionen oder der Deutschen Bahn.<br />
Regionen wie der Schwarzwald setzen beispielsweise in Baiersbronn<br />
schon seit Längerem auf den ÖPNV und können<br />
Illustrationen: AdobeStock/lioputra (1), kebox (1), RealVector (1)<br />
auf eine gute Infrastruktur für Wanderer verweisen.<br />
Zusätzlich zu den normalen Bussen, gibt es einen<br />
E-Bus, der über verschiedene Routen Wanderhütten<br />
und -ausgangspunkte anfährt. Vor Ort berechtigt die<br />
Gästekarte zu einer kostenfreien Nutzung des Nahverkehrs<br />
(KONUS Schwarzwald-Gästekarte).<br />
Was der VGN im Großraum Nürnberg<br />
schon sehr gut macht<br />
Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) hat<br />
schon seit langer Zeit die Chancen des ÖPNV in Verbindung<br />
mit Angeboten für Wanderer erkannt. So sind<br />
über die Internetpräsenz des VGN zahlreiche kuratierte<br />
Tourentipps abrufbar – jeweils verbunden mit Informationen<br />
zu einer Anreise mit dem ÖPNV. Zusätzlich<br />
hat der VGN 29 Freizeitlinien gestartet. An den Tagen,<br />
an denen Linienbusse nicht fahren, unterstützen diese<br />
speziellen Buslinien den Nahverkehr und fahren<br />
touristische Reiseziele an.<br />
Alles Beispiele, die zeigen, was mit einem gut ausgebauten<br />
ÖPNV möglich ist. Nun bleibt zu hoffen, dass<br />
es bis zur Einführung des D-Tickets letzte Unklarheiten<br />
beseitigt werden, um einer notwendigen Mobilitätswende<br />
zusätzlichen Rückenwind zu geben.<br />
Dass wir Wanderer davon auch profitieren, ist umso<br />
schöner.<br />
Wunderbare Wege wandern<br />
Wanderstern der Hermannshöhen<br />
© Teutoburger Wald Tourismus / D. Ketz<br />
Die wichtigsten<br />
Fakten zum D-Ticket<br />
Das Deutschlandticket soll Anreize schaffen, Bus- und<br />
Bahnfahren für die Bevölkerung attraktiver zu gestalten und<br />
somit einen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Das Wichtigste<br />
im Überblick:<br />
• Start des Tickets: 1. Mai<br />
• Vorverkauf der Tickets: ab 3. April<br />
• Das Ticket ist monatlich kündbar.<br />
• Es gilt deutschlandweit im ÖPNV und Regionalverkehr.<br />
Inbegriffen sind Linienbusse, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und<br />
Regionalzüge (2. Klasse), Regionalexpress-Züge und auch einige Fähren<br />
wie zum Beispiel in Hamburg und Berlin. Es gilt außerdem im Schienenpersonennahverkehr<br />
(Regionalbahn, Regionalexpress und InterRegioExpress),<br />
nicht jedoch im Fernverkehr der Deutschen Bahn (z.B. InterCity, ICE) oder<br />
anderer Bahnen (z. B. Sylt Shuttle plus, FlixTrain). Eine Ausnahme sind<br />
Fernverkehrszüge, die für den Nahverkehr freigegeben sind, wie zum<br />
Beispiel der Intercity von Stuttgart nach Singen.<br />
• Kinder unter 6 Jahren fahren kostenlos.<br />
• Das 49-Euro-Ticket ist auch als Jobticket möglich.<br />
• Eine Fahrradmitnahme ist nicht im Preis enthalten.<br />
• Günstigere Ticketpreise oder Ermäßigungen für bestimmte<br />
Gruppen wie Studenten, Schüler, Geringverdiener oder<br />
Rentner sind noch unklar.<br />
hornbadmeinberg.de
Wanderlust<br />
DWV Jubiläum<br />
Damals & heute<br />
1 Die Deutschen Wandertage wie hier im Jahr 1939 in Burg an der Wupper im Bergischen Land<br />
gehören zu den größten Wanderveranstaltungen weltweit.<br />
2 Wie damals sind Wandernde heute oftmals auf den ÖPNV angewiesen, um Wanderwege zu erreichen.<br />
3 Gegründet wurde der Deutsche Wanderverband am 14. Mai 1883 in Fulda.<br />
4 Die Markierung von Wanderwegen war und ist eine der Hauptaufgaben der unter dem Dach des<br />
DWV organisierten Menschen.<br />
2<br />
1<br />
Fotos: Eduard Müller Nachlass (2), Henckel (1), DWV/Jens Kuhr (1), DWV (1)<br />
140 Jahre Engagement<br />
»Von Beginn an stand der Deutsche Wanderverband im<br />
Dienst unserer Gesellschaft«, sagt Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß,<br />
Präsident des Deutschen Wanderverbands (DWV). Seine<br />
Mitglieder planen und pflegen Wanderinfrastruktur, setzten<br />
sich in Politik und Verwaltung für die Belange Wandernder<br />
ein, kümmern sich um den Naturschutz und fungieren immer<br />
wieder als gesellschaftlicher Kitt. Seit 140 Jahren.<br />
3<br />
ei der Gründung des Deutschen<br />
Wanderverbands am<br />
14. Mai 1883 in Fulda lautete<br />
der Vereinszweck, »das Touristenwesen<br />
in Deutschland im Allgemeinen<br />
zu fördern«. Die Verbandsmitglieder<br />
setzten sich zum Beispiel ein für ermäßigte<br />
Fahrpreise für Eisenbahnen<br />
und Dampfschiffe. Rauchfuß: »Im Prinzip war damals<br />
schon angelegt, woran wir noch heute arbeiten. Damals<br />
wie heute setzen wir uns ein für einen verbesserten<br />
und sozialverträglichen ÖPNV.«<br />
Von Anfang an legten die Wandervereine auch Wege<br />
an, markierten sie und veröffentlichten Wanderbücher.<br />
»Das war wie heute eine Förderung des ländlichen<br />
Raumes durch den Wandertourismus«, sagt der<br />
Verbandsvorsitzende.<br />
Seit jeher Kern der Arbeit im Verband sind außerdem<br />
geführte Wanderungen. Karin Kunz, Geschäftsführerin<br />
der Heimat- und Wanderakademie<br />
Baden-Württemberg: »Die<br />
4<br />
Wanderführer*innen-Ausbildung<br />
wurde zunächst in den einzelnen<br />
Vereinen selbst organisiert.«<br />
Ausgehend von einem in Baden-<br />
Württemberg entwickelten Curriculum<br />
habe der Verband 1998<br />
die bundesweit einheitliche<br />
Ausbildung zum/zur DWV-Wanderführer*in<br />
® eingeführt. Sie sei<br />
entsprechend neuer Bedürfnisse<br />
immer wieder ergänzt worden,<br />
etwa um erlebnispädagogische<br />
Elemente oder hinsichtlich kommunikativer<br />
Fähigkeiten. »2009<br />
kam das DWV-Gesundheitswandern<br />
© dazu und 2013<br />
Fortbildungsangebote zum<br />
Schulwandern«, so Kunz.<br />
Das Schul- und Jugendwandern<br />
bestimmte sehr früh<br />
die Arbeit des DWV. Bereits<br />
die Mitgliederversammlung<br />
1908 behandelte die Förderung<br />
des Schul- und Jugendwanderns.<br />
Mit der Deutschen<br />
Wanderjugend gründete<br />
sich 1952<br />
die Jugendorganisation<br />
des DWV, in der heute<br />
etwa 100 000 Kinder und Jugendliche<br />
organisiert sind.<br />
Von Beginn<br />
an hat das<br />
Wandern den<br />
ländlichen Raum<br />
gefördert.<br />
Nicht zuletzt betrieben die<br />
DWV-Mitgliedsorganisationen<br />
von Beginn an selbst Aussichtstürme<br />
und Häuser für Wandernde.<br />
»Bei uns im Spessart bieten<br />
diese bis heute regionale Besonderheiten<br />
wie Apfelwein, Kochkäse<br />
oder Rippchen mit<br />
Sauerkraut«, sagt Dr. Gerrit<br />
Himmelsbach, Vorstand Kommunikation<br />
im Spessartbund<br />
und aktiv für den Vorstand<br />
des DWV. Sein Thema im DWV<br />
ist Kultur.<br />
Von den Vereinen werde der<br />
Begriff schon immer sehr vielfältig<br />
gefüllt. So beschäftige<br />
sich der Spessartbund viel<br />
mit Archäologie, während im<br />
Schwäbischen Albverein Musik<br />
und Tanz viel Platz einnähmen.<br />
Für Vielfalt im DWV sorge von<br />
Anfang an aber noch etwas<br />
DWV-Präsident<br />
Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß<br />
36 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23 37<br />
anderbar!
Wanderlust<br />
Heute müssen<br />
wir uns etwas<br />
einfallen lassen,<br />
um die Menschen<br />
zu begeistern.<br />
Karin Kunz, Geschäftsführerin<br />
der Heimat- und Wanderakademie<br />
Baden-Württemberg<br />
anderes: »Die DWV-Mitglieder<br />
definieren sich nicht durch<br />
Landesgrenzen, sondern<br />
entlang von Mittelgebirgen<br />
oder anderen<br />
Kulturlandschaften mit<br />
jeweils besonderer Kultur.«<br />
Die Auseinandersetzung<br />
damit schafft<br />
laut Himmelsbach regionale<br />
Identität und sorge<br />
für bürgerschaftliches Engagement:<br />
»Menschen engagieren<br />
sich für das, was sie kennen.«<br />
ÜBER VIEL INTERESSE freut sich Karin Kunz, die neben ihrer<br />
Tätigkeit für die Wanderakademie beim Schwäbischen<br />
Albverein, der größten DWV-Mitgliedsorganisation, für<br />
den Fachbereich Wandern zuständig ist und das »Ü30-<br />
Wandern« mitentwickelt hat. Für das beliebte Angebot<br />
treffen sich 30- bis 50-Jährige zum Wandern und finden<br />
viele gemeinsame Gesprächsthemen, weil alle in ähnlichen<br />
Lebenssituationen stecken. Kunz: »Bis vor etwa<br />
50 Jahren kamen die Menschen scharenweise in die<br />
Vereine und Ortsgruppen, ohne dass diese aus heutiger<br />
Sicht Besonderes boten. Das war ein Selbstläufer.<br />
Heute müssen wir uns etwas einfallen<br />
lassen, um die Menschen zu<br />
begeistern.«<br />
Beim Fußverkehr<br />
sind<br />
wir seit 140 Jahren<br />
Experten.<br />
Christine Lieberknecht, ehemalige<br />
Ministerpräsidentin Thüringens und über<br />
25 Jahre Verbandspräsidentin des<br />
Thüringer Wanderverbands<br />
Werden Sie Fördermitglied!<br />
Wanderwege, Naturschutz<br />
oder Kultur: Der Deutsche Wanderverband<br />
(DWV) engagiert sich. Er setzt sich<br />
ein für ein freies und unentgeltliches Betretungsrecht<br />
des Waldes sowie ein »gutes<br />
Miteinander« in der Landschaft. Zuständig<br />
ist er auch für unsere Wanderwege als Infrastruktur<br />
für Lebensqualität, Sport- und<br />
38 anderbar!<br />
Um Vereine attraktiv für neue<br />
Mitglieder zu machen, seien<br />
Angebote wie Waldbaden<br />
oder Yogawandern nötig, die<br />
sich Individualwandernde<br />
nicht oder nur schwer selbst<br />
organisieren könnten. »Vor<br />
100 Jahren war es schwer,<br />
den Weg zu finden. Heute gibt<br />
es dafür Apps«, so Kunz.<br />
Bewegungsförderung. Zugleich sind diese<br />
Wanderwege Besucherlenkung und damit<br />
Naturschutz. Außerdem ist der DWV mahnende<br />
Stimme gegen den zunehmenden<br />
Verlust naturnaher Wege. Auf hohe Qualität<br />
setzt er auch bei seinen Ausbildungen<br />
etwa zum/zur DWV-Wanderführer*in® oder<br />
zum/zur Schulwanderführer*in®.<br />
Als Fördermitglied unterstützen Sie die<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />
CHRISTINE LIEBERKNECHT, ehemalige Ministerpräsidentin<br />
Thüringens und über 25 Jahre Verbandspräsidentin<br />
des Thüringer Wanderverbands, sieht in der Vielfalt<br />
eine der Stärken des DWV: »Bei uns finden Ältere und<br />
Jüngere ebenso eine Heimat wie Menschen unterschiedlicher<br />
Ausbildungen und Herkunft oder mit Einschränkungen.<br />
Wandern ist Begegnung und gibt Halt.«<br />
Es sei immer wieder auch der Kitt für die Gesellschaft<br />
gewesen, etwa während der Coronapandemie, als die<br />
Menschen sich beim Wandern trafen und so die Belastungen<br />
durch die Lockdowns etwas abfederten.<br />
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands waren die<br />
neu gegründeten Wandervereine im Osten Deutschlands<br />
wichtig. Lieberknecht: »Ab 1990 verloren viele<br />
50- bis 60-Jährige ihren Job, da klaffte bei vielen Menschen<br />
auf einmal eine große Lücke. Sich im Verein zu<br />
engagieren, half sehr. Das war die Möglichkeit, wieder<br />
aktiv und sinnvoll für die Gesellschaft zu arbeiten.«<br />
Für die ehemalige Ministerpräsidentin sind weitere<br />
positive Effekte des Wanderns der gesundheitliche<br />
Nutzen sowie ein nahezu CO 2-freier Fußabdruck. Für<br />
Lieberknecht ebenfalls wichtig: Wandern kennt keine<br />
Grenzen. Selbst in der DDR habe das Wandern etwa<br />
mit dem Internationalen Bergwanderweg der Freundschaft<br />
von Eisenach nach Budapest immer auch einen<br />
verbindenden Charakter gehabt und für Toleranz gesorgt.<br />
»Wandern verbindet«, sagt sie, »es sorgt seit<br />
jeher für ein gutes Miteinander.«<br />
Arbeit und die Ziele des DWV und sichern<br />
sich außerdem viele Vorteile. Allein die<br />
DWV-Mitgliedskarte bietet viele Vergünstigungen<br />
bei Gastgebern, Verlagen, Bildungsträgern<br />
oder Anbietern von Wanderreisen.<br />
Dazu kommt der kostenlose Bezug<br />
von DWV-Publikationen wie der Broschüre<br />
zum Verhalten bei Begegnungen mit Wildtieren.<br />
Wandern heute ... ... und um 1917.<br />
Fotos: privat (3), DWV (2)<br />
DWV-Präsident Rauchfuß sieht den Verband auch deswegen als kompetenten<br />
Berater, wenn es darum geht, das Miteinander verschiedener Akteure<br />
in der Landschaft zu begleiten. »Hier gibt es eine lange Tradition, die wegen<br />
des zunehmenden Drucks auf unsere Landschaften immer wertvoller<br />
wird«, so Rauchfuß.<br />
Ein Feld, das durch manchmal kaum in Übereinstimmung zu bringende<br />
Perspektiven gekennzeichnet ist, ist der Naturschutz. Bereits im Jahr 1900<br />
machte der Verband den »Schutz der Naturschönheiten« zu seinem Ziel, in<br />
der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre wurden die Gebirgs- und Wandervereine<br />
nach § 29 des damals neu geschaffenen Bundesnaturschutzgesetzes<br />
als Naturschutzverbände anerkannt. Seitdem werden sie bei Eingriffen in<br />
die Natur an öffentlichen Naturschutzplanungen beteiligt.<br />
Der DWV-Präsident weist auf einen Spagat hin, den der DWV bei diesem<br />
Thema immer wieder leisten muss: »Wir sind zugleich Naturschützer und<br />
Naturnutzer, treten ein für den Erhalt von Biotopen oder naturnahen Wegen,<br />
aber auch für den Erhalt des ›freien Betretungsrechts‹.« Himmelsbach<br />
sieht im Naturschutz eine wichtige Schnittstelle zur Kultur. Beides<br />
hänge in der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft eng<br />
zusammen.<br />
Ein Beispiel nennt Lieberknecht. Das<br />
Grüne Band. Es sei Schutzraum<br />
Menschen<br />
engagieren sich<br />
für das, was sie<br />
kennen.<br />
Dr. Gerrit Himmelsbach,<br />
Vorstand Kommunikation im<br />
Spessartbund und aktiv für den<br />
Vorstand des DWV<br />
für eine einzigartige Artenvielfalt<br />
und mache zugleich die<br />
ehemalige deutsch-deutsche<br />
Grenze erlebbar. Mit seinen<br />
Gedenkstätten und Museen<br />
zeige es nicht nur, wie die<br />
Diktatur funktioniert habe,<br />
sondern auch den Wert von<br />
Demokratie, »und dass es sich<br />
lohnt, etwas für deren Erhalt zu<br />
tun«. Lieberknecht freut sich darüber,<br />
dass der DWV gerade dabei ist, für<br />
den Thüringer Teil des Grünen Bandes eine Wanderwegekonzeption zu erarbeiten,<br />
die all diese Aspekte beinhalte. Hier wie auch bei vielen anderen<br />
Themen wie der Zukunft des Waldes oder des Tourismus ist die Expertise<br />
des DWV gefragt. »Aber besonders beim Fußverkehr sind wir seit 140 Jahren<br />
Experten«, so die ehemalige Ministerpräsidentin.<br />
wanderbar! 01|23<br />
DWV Jubiläum<br />
... und werden<br />
Sie Fördermitglied für<br />
Wandern, Wege, Kultur<br />
und Naturschutz<br />
x<br />
UNTERSTÜTZEN<br />
SIE DIE ARBEIT<br />
DES DEUTSCHEN<br />
WANDERVERBANDS<br />
UNTERSTÜTZEN<br />
SIE DEN DEUTSCHEN<br />
WANDERVERBAND ...<br />
Dafür setzen wir uns besonders ein<br />
Starkes Engagement für Wanderwege<br />
Erhalt und Ausbau naturnaher Wege<br />
Sicherung des freien Betretensrechts<br />
Förderung regionaler Kultur<br />
Gutes Miteinander in Wald und Flur<br />
Schon ab 4 Euro/Monat* inkl. vieler<br />
geldwerter Vorteile wie Ermäßigungen<br />
bei Unterkünften, Verlagen oder<br />
Aus rüster*innen<br />
www.wanderverband.de<br />
* Jährliche Abbuchung
Galerie<br />
Unser Wald<br />
Frühjahrspracht.<br />
Junges Grün und ein Meer von Waldhyazinthen (Bluebells)<br />
im Buchenwald von Hückelhoven (Nordrhein-Westfalen).<br />
Foto: AdobeStock/mreco<br />
Sehnsuchtsort<br />
Wald<br />
Erholungsraum, Wirtschaftsfaktor, Naturereignis:<br />
Ulrich Pramann beschreibt, wie wichtig Wälder für<br />
unser Wohlbefinden sind – und welche Folgen<br />
der Klimawandel für die Bäume hat.<br />
14 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar! wanderbar! 01|23<br />
anderbar!<br />
15
Galerie<br />
Unser Wald<br />
Alles,<br />
was gegen die Natur ist,<br />
hat auf Dauer<br />
keinen Bestand.<br />
Charles Darwin<br />
Fotos: AdobeStock/Alexander Gogolin (1), NDABCREATIVITY (1), Halfpoint (1), MBCH (1), Alexandra Giese (1)<br />
Erlebnisraum für Wanderer,<br />
Waldbaden, Baumgipfelpade und<br />
Lebensraum für Tiere und Pflanzen –<br />
Wälder sind zu allen Jahreszeiten attraktiv.<br />
Besonders im Hochsommer, wenn es unter<br />
Bäumen um bis zu sechs Grad kühler ist. Es gibt<br />
im Wald so vieles zu entdecken – mit<br />
etwas Glück lässt sich manchmal sogar eine<br />
junge Eule blicken.<br />
16 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 17
Galerie<br />
Ach, wie wunderbar. Wie wohltuend: diese<br />
angenehme Kühle. Die frische Luft. Die milden<br />
Lichtstimmungen. Die vielen Schattierungen<br />
des Grüns. Die Gerüche, mal erdig, mal leicht<br />
modrig. Nichts stört. Kein Straßenverkehr.<br />
Kein Quietschen, Hupen oder Schreien. Kein<br />
Rasenmäher, keinerlei Zivilisationslärm.<br />
Unser Wald<br />
Wer in den Wald geht, kann (meistens)in<br />
eine Oase der Ruhe eintauchen.<br />
Ruhe? Nein, nicht ganz. Denn da ist das leise<br />
Rascheln der Blätter, das Gezirpe und Gezwitscher<br />
der Vögel, das Summen von Bienen.<br />
Da meldet sich eine Ringeltaube mit »Ruckediku«,<br />
irgendwo vielleicht ruft ein Kuckuck<br />
seinen Namen: »Kuck-kuck, kuck-kuck«. Und<br />
manchmal plätschert in der Nähe ein Bach,<br />
und in der Ferne bimmeln Kuhglocken.<br />
Ach, wie Musik klingen sie in den Ohren, solche<br />
Waldgeräusche.<br />
Der Wald kann so vieles sein: ein Refugium<br />
für Ruhesuchende und eine überraschende<br />
Inspirationsquelle. Ein geheimnisvoller<br />
Lebensraum mit unzähligen Tier- und Pflanzenarten.<br />
Eine wilde oder romantische Szenerie.<br />
Eine attraktive Gegenwelt zur städtischen<br />
Zivilisation. All dies<br />
ist heute, in Zeiten hektischer<br />
Betriebsamkeit und digitaler<br />
Reizüberflutung, so willkommen,<br />
so wertvoll.<br />
Rund 30 Millionen Menschen besuchen regelmäßig<br />
Regionen wie den Schwarzwald<br />
oder Bayerischen Wald, Harz oder Hunsrück,<br />
Westerwald, Pfälzerwald oder Kellerwald, sie<br />
gehen zum Wandern oder Mountainbiken,<br />
wollen sich in der Natur bewegen – »in eine<br />
andere Sphäre eintauchen«. So erklärt der<br />
Abenteurer und Filmemacher Andreas Kieling<br />
die Faszination in seinem Buch »Sehnsucht<br />
Wald«. Er schreibt: »Jeder Wald ist ein Versprechen.<br />
Das Versprechen, sich sammeln zu<br />
können und zumindest für einen Augenblick<br />
zu sich selbst zu kommen.« Für ihn repräsentiert<br />
der Wald Ursprünglichkeit, Harmonie,<br />
Seelenfrieden, Fairness – und eben diese<br />
Sehnsucht nach Ruhe und Erholung.<br />
Doch dem Wald geht es schlecht.<br />
Urwald und Totwald<br />
Im Nationalpark Kellerwald-Edersee streben fast<br />
200 Jahre alte Buchen himmelwärts, während anderswo das<br />
Fichtensterben – wie im Harz – traurige Bilder erzeugt.<br />
Fotos: Heinrich Kowalski (1), keto1972 (1)<br />
18 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar!<br />
wanderbar! 01|23<br />
anderbar!<br />
19
Galerie<br />
WUSSTEN SIE, ...<br />
... dass knapp 1/3 der Fläche<br />
Deutschlands (11,4 Millionen<br />
Hektar) bewaldet ist?<br />
... dass die bewaldete Fläche hierzulande<br />
pro Jahr um 160 Quadratkilometer<br />
zunimmt? Die Zunahme in den letzten<br />
45 Jahren entspricht der Größe von<br />
500 000 Fußballfeldern.<br />
... dass die Holzvorräte in unseren Wäldern<br />
höher sind als in den »klassischen« Waldländern<br />
Finnland oder Schweden? In deutschen Wäldern<br />
steht die gewaltige Menge von 3,4 Milliarden<br />
Kubikmetern Holz.<br />
... dass Bäume für die Bildung einer Tonne Holz rund<br />
1,9 Tonnen CO 2<br />
aufnehmen und 500 Kilogramm<br />
Kohlenstoff speichern?<br />
... dass hierzulande 29 % der Waldfläche sogenannter<br />
Staatswald und 47 % des Waldes in privatem Besitz<br />
(zwei Millionen Waldeigentümer) sind?<br />
... dass der Wirtschaftszweig Forst und Holz rund<br />
1 Million Menschen in 160 000 Betrieben beschäftigt?<br />
... dass Bayern mit 23,2 % den größten Anteil an<br />
Deutschlands Waldfläche hat? Es folgen Baden-Württemberg<br />
(12,3 %), Niedersachen (10,5 %), Brandenburg/<br />
Berlin (9,6 %) und Hessen (7,9 %).<br />
... dass allein in Deutschland jährlich<br />
ca. 80 Millionen m 3 Holz heranwachsen?<br />
... dass Fichten hierzulande die häufigste<br />
Baumart (28 %) sind? Es folgen<br />
Kiefer (24 %), Buche (15 %), Eiche (10 %).<br />
... dass jährlich weltweit etwa<br />
20 Millionen Hektar Wald verschwinden<br />
oder durch<br />
das ungezügelte Wirtschaften<br />
in ihrer Substanz<br />
bedroht werden?<br />
Allein in Afrika wird<br />
jedes Jahr eine Waldfläche<br />
in der Größe<br />
der Schweiz gerodet.<br />
20 anderbar!<br />
Hierzulande ist ein Drittel der Fläche bewaldet. Zum Vergleich: In Großbritannien oder den Niederlanden<br />
sind es nur 10 Prozent, in Österreich fast die Hälfte des Landes (47 %). Bei uns wachsen 90<br />
Milliarden Bäume, die wiederum Heimat für Tausende von Tieren und unzählige Pflanzenarten, Pilze und<br />
Flechten sind, die miteinander konkurrieren, sich gegenseitig nützen und untereinander über chemische<br />
Duftstoffe kommunizieren. Es keimt, wuchert, welkt, und – kaum zu glauben – Eichen, Buchen<br />
& Co. tauschen Botschaften aus. Als der passionierte Förster und Autor Peter Wohlleben<br />
vor sieben Jahren über dieses Naturphänomen ein Buch (»Das geheime Leben der Bäume«)<br />
schrieb, landete er einen phänomenalen Bestseller, der sich allein im deutschsprachigen<br />
Raum 1,6 Millionen Mal verkaufte und in 46 Sprachen übersetzt wurde. Das Buch traf wohl<br />
bestens den Zeitgeist. Allerings ist Wohlleben mit seinen Botschaften bei Experten<br />
nicht unumstritten. Eine lautet: Der Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume – er<br />
ist ein soziales Miteinander, ein raffiniertes, hochkomplexes Biotop.<br />
Und dieses Ökosystem ist zu großen Teilen in Gefahr.<br />
Seit 2018 wurden in Deutschland rund 300 000 Hektar Wald zerstört – eine Fläche<br />
größer als das Saarland. »Der Klimawandel ist endgültig angekommen,<br />
dies zeigt sich für alle sichtbar im deutschen Wald«, sagt die Waldforscherin<br />
Dr. Nicole Wellbrock. Sie ist Leiterin des Arbeitsbereichs Bodenschutz und<br />
Waldzustand am Thünen-Institut für Waldökosysteme und koordiniert die<br />
Untersuchungen für den Waldzustandsbericht. »Historisch schlecht« –<br />
so beschreibt sie den Zustand des Waldes.<br />
Durch Hitze und Trockenheit sterben Millionen Bäume an Wassermangel.<br />
Zudem sorgt die Klimaerwärmung dafür, dass Waldbrände wüten<br />
und sich jetzt in unseren Breiten Schädlinge ausbreiten können, die<br />
es hier vorher nicht gab. Knapp 40 Prozent aller Bäume zeigen deutliche<br />
Schäden (»Kronenverlichtung«). Nur jeder fünfte Baum hat noch<br />
eine intakte Krone – Ergebnis der »Waldzustandserhebung 2022«,<br />
die Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir Mitte März in Berlin<br />
präsentiert hat. »Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht«,<br />
sagte der Grünen-Politiker. Sorgenkind Nummer eins: die Fichte, die<br />
von Natur aus eher eine kälteliebende Nordländerin ist.<br />
Nach dem Krieg wurden Fichten populär und gerne in Monokulturen<br />
(»Wirtschaftswälder«) gepflanzt, weil massenhaft Holz gebraucht wurde<br />
– als Baumaterial und für die Papierproduktion. Vorteil: Sie wachsen<br />
schnell und schön schlank. Normalerweise können sich Nadelbäume mit<br />
ihrem Harz gut gegen Schädlinge verteidigen. Doch in Dürrejahren wie zuletzt<br />
hatten Schwächeparasiten wie Borkenkäfer leichtes Spiel. Experten sehen für Fichten<br />
in unseren Wäldern keine Zukunft mehr. Aber auch Kiefern und Laubbäume wie Eichen<br />
und Buchen sind gefährdet, auch sie leiden<br />
unter Trockenstress als Folge des<br />
Klimawandels.<br />
»Das Waldsterben 2.0 hat sich<br />
ungebremst fortgesetzt«, konstatiert<br />
Prof. Andreas Bitter, Präsident<br />
der Arbeitsgemeinschaft<br />
Deutscher Waldbesitzerverbände, in<br />
dem zwei Millionen Waldeigentümer<br />
organisiert sind. Die Hälfte des Waldes<br />
ist in privater Hand, die andere<br />
Hälfte ist im Besitz von Bund, Ländern<br />
oder Kommunen.<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />
Ferdinand Reb<br />
Geschäftsführer<br />
Tourismuszentrale Fichtelgebirge<br />
und Vizepräsident des Bundesverbands<br />
der Deutschen Mittelgebirge:<br />
Für alle Mittelgebirge ist die gemeinsame<br />
Klammer der Wald. Deshalb plädiert der Bundesverband<br />
der deutschen Mittelgebirge aus gesundheitsfördernden,<br />
wirtschaftlichen und vor<br />
allem sozialen Aspekten für den Erhalt der<br />
Erholungsfunktion und das weiterhin freie<br />
Betretungsrecht im Bundeswaldgesetz.<br />
Foto: Ferdinand Reb privat<br />
CL COMPANION<br />
DIE FREIHEIT,<br />
MEHR ZU<br />
ERLEBEN<br />
SEE THE UNSEEN
Galerie<br />
3 BÜCHER ZUM THEMA<br />
Vom Darßwald bis zum Berchtesgadener<br />
Zauberwald, vom Naturpark<br />
Elm-Lappwald bis zum Oberpfälzer<br />
Wald: im bildstarken Buch Wald &<br />
Wandern (Kunth Verlag, 336 Seiten;<br />
29,95 €) stellen Katinka Holupirek<br />
und Jutta Ingala 52 »Traumpfade«<br />
durch Deutschlands<br />
schönste Wälder vor.<br />
Eine aufschlussreiche<br />
Entdeckertour mit<br />
vielen Geschichten<br />
rund um das Thema<br />
Wald.<br />
Wildkräuter und<br />
Waldbeeren, Pilze,<br />
Fische oder<br />
zartes Wild: In<br />
seinem Buch<br />
Aus dem Wald<br />
auf den Tisch<br />
(Südwest Verlag, 224 Seiten;<br />
30 €) präsentiert der Sternekoch Daniel<br />
Schmidthaler köstliche Rezepte<br />
für Hobbyköche, die es regional und<br />
nachhaltig lieben. Nützliches Hintergrundwissen<br />
zum Wald steuerte die<br />
Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern<br />
bei.<br />
»Vom Wald her die<br />
Welt verstehen« –<br />
diesen anspruchsvollen<br />
Ansatz haben<br />
Peter Wohlleben,<br />
Deutschlands berühmtester<br />
Förster, und der<br />
Biologe Pierre L. Ibisch für ihr neues<br />
Buch Waldwissen (Ludwig Verlag, 368<br />
Seiten; 28 Euro) gewählt. Tatsächlich<br />
liefern die Experten erstaunliche<br />
Erkenntnisse über den Wald, den<br />
Menschen und die Zukunft unserer<br />
Wälder.<br />
Alles stehen vor großen Herausforderungen. Denn der Wald wird sich in den nächsten<br />
Jahren verändern – verändern müssen. Ein klimafester »Umbau« wird allerdings Jahrzehnte<br />
dauern. Aktuell wissen auch Forstexperten noch nicht genau, welche Baumarten<br />
bei uns die besten Zukunftschancen haben. Eines ist jedoch sicher: Jeder Baum<br />
ist besser als kein Baum. Und jeder Wald ist ein wertvolles Gut.<br />
Im Bundeswaldgesetz, das seit 1975 ratifiziert und seither mehrfach geändert und ergänzt<br />
wurde, sind die Funktionen und Standards geregelt.<br />
• Waldwirtschaft: Der Wald soll der Holzproduktion dienen. Immerhin ist fast eine Million<br />
Menschen in der Holz- und Forstwirtschaft beschäftigt. Jahresumsatz: über 180<br />
Milliarden Euro.<br />
• Ökologie: Der Wald ist ein Naturschützer, er stabilisiert Böden, filtert und speichert<br />
Trinkwasser, absorbiert Staub und bindet pro Hektar rund 13 Tonnen CO 2 – was für<br />
den Klimaschutz elementar wichtig ist.<br />
• Erholung: Der Wald bietet Besuchern Entspannung und ein günstiges Erholungsklima<br />
und natürliche Kulisse für sportliche Aktivitäten – mit geführten Wanderungen<br />
und dem DWV-Gesundheitswandern wird dies aktiv unterstützt.<br />
Seit Längerem wird über eine Novellierung des Bundeswaldgesetzes diskutiert, das<br />
2024 finalisiert werden soll. Auch der Deutsche Wanderverband bringt dazu Ideen ein.<br />
Worauf es dem Wanderverband besonders ankommt:<br />
• Uneingeschränkter Fortbestand des freien und unentgeltlichen Betretungsrechts<br />
zum Zwecke der Erholung.<br />
• Insbesondere das ehrenamtliche Engagement für Erholung, Gesundheit und Bildung<br />
innerhalb der Waldfunktionen muss gestärkt werden.<br />
• An abgestimmten und offiziellen Wanderwegen sind Wegemarkierungen bundesweit<br />
einheitlich durch die Eigentümer zu dulden.<br />
• Die Wanderinfrastruktur (Wege, Schutzhütten, Wegweisung etc.) braucht eine nachhaltige,<br />
gesicherte Finanzierung.<br />
• Erhalt, Zuwachs und Sicherung naturnaher Wanderwege und Pfade.<br />
Der Wald, Inbegriff für Ruhe, Freiheit, Schönheit und Leben, ist für unser Wohlbefinden<br />
von großer Bedeutung. Hat jeder sicherlich schon selbst erlebt: Nach einer Wanderung<br />
oder einem Waldspaziergang fühlen wir uns (fast immer) besser: erfrischt, gestärkt.<br />
Der Kopf wird frei. Das Herz schlägt ruhiger. Die Bäume filtern 99 Prozent Ruß und<br />
Staub aus der Luft. Der Wald schützt vor intensiver Sonneneinstrahlung.<br />
Dr. Wald: Warum Waldluft heilsam ist und Bewegung im Grünen das Immunsystem stärkt,<br />
haben Wissenschaftler vielfach nachgewiesen. Bäume und Pflanzen verströmen angenehme<br />
ätherische Düfte. Es sind Phytonzide, die wir unterwegs einatmen, Stoffe,<br />
mit denen sich Bäume vor Krankheiten und<br />
Schädlingen schützen. Eine Unterart, die<br />
Terpenoide, hilft unserem Organismus,<br />
Infektionen einzudämmen.<br />
Mehr noch: Die Produktion<br />
von körpereigenen Krebsabwehrstoffen<br />
wird angeregt<br />
– um bis zu 40 Prozent<br />
mehr Killerzellen sind im<br />
Blut messbar.<br />
Die umfassendste Studie<br />
(»Shinrin Yoku«) dazu<br />
kommt aus Japan, mit<br />
Prof. Andreas Bitter<br />
Präsident der Arbeitsgemeinschaft<br />
Deutscher Waldbesitzerverbände:<br />
Um das Waldsterben aufzuhalten,<br />
sind für den nötigen Waldumbau jährlich<br />
bis zu 1,4 Milliarden Euro nötig – und das über die<br />
nächsten 30 Jahre. Die Novelle des Bundeswaldgesetzes,<br />
die gerade in Arbeit ist, muss die Voraussetzungen für<br />
finanzielle Anreize zur Sicherung der Klimaschutzleistung<br />
und zur Erhaltung der Biodiversität schaffen.<br />
Ute Dicks<br />
Geschäftsführerin<br />
Deutscher Wanderverband:<br />
Als Naturschutz- und Natursportverband<br />
sehen wir die Erholungsfunktion<br />
als elementar und<br />
gleichberechtigt mit<br />
der ökologischen<br />
und ökonomischen<br />
Funktion des<br />
Waldes. Naturnahe<br />
Wanderwege<br />
dienen dabei der<br />
Gesundheitsvorsorge, unterstützen<br />
den Biotopverbund und<br />
fördern das Naturverständnis;<br />
wir brauchen ein gutes<br />
Miteinander in Wald<br />
und Flur.<br />
Fotos: Prof. Andreas Bittner privat (1), DWV (1)<br />
Unser Wald<br />
der Auswertung von 127 Untersuchungen. Den Forschungsergebnissen<br />
zufolge zeigen sich zahlreiche<br />
Vorteile für die Gesundheit: von geringeren chronischen<br />
Schmerzen bis hin zu einer niedrigen Herzfrequenz,<br />
geringerem Blutzuckerspiegel und Blutdruck. Angststörungen<br />
schwächen sich deutlich ab. Die Probanden<br />
fühlen sich entspannter, zufriedener und weniger depressiv,<br />
wenn sie regelmäßig Shinrin Yoku betreiben,<br />
also bewusst in den Wald eintauchen. Tatsächlich<br />
ist die Verbundenheit zur Natur in<br />
der japanischen Kultur tief verwurzelt.<br />
Bereits in den 1980er-Jahren<br />
lud das Forstministerium<br />
dazu ein, Zeit im Wald zu<br />
verbringen – als Reaktion<br />
auf den Stress in der<br />
Bevölkerung. Shinrin<br />
Yoku ist als Therapieform<br />
anerkannt.<br />
Waldbaden – wie es<br />
bei uns heißt – ist<br />
jetzt auch hier populär<br />
geworden. Gut<br />
so, denn es ist viel<br />
mehr als esoterischer<br />
Quatsch, wie manche<br />
immer noch meinen.<br />
Beim Waldbaden kommt es<br />
darauf an, dass wir uns Zeit nehmen,<br />
unser Tempo runterdimmen,<br />
uns von den Sinnen lenken lassen, Achtsamkeit<br />
üben. Was höre ich? Wie riecht Moos? Wie fühlt sich<br />
Rinde an? Was kann ich entdecken, wenn ich auf dem<br />
Waldboden liege und zum Himmel hochschaue?<br />
Waldbaden stärkt nicht nur unsere Gesundheit, sondern<br />
auch die Wertschätzung für den Wald. Und was<br />
wir wertschätzen, wollen wir bestimmt umso mehr<br />
schützen.<br />
Zum Schluss noch einmal ein paar Gedanken von<br />
Andreas Kieling, der den Sehnsuchtsort Wald so wunderbar<br />
beschrieben hat: »Für den erholungsuchenden<br />
Menschen ist er ein Fluchtort voller Magie, Ruhe und<br />
Empfindung, um mit sich selbst wieder in Einklang zu<br />
gelangen. In unseren Märchen ist der Wald ein Ort der<br />
Verlockung, aber auch ein Ort des Verderbens. Ohne ihn<br />
verlöre die Welt ihre Seele und der Mensch die Luft zum<br />
Atmen. Um den Wald wirklich zu verstehen, müssen wir<br />
uns in ihn hineinbegeben, ihn fühlen, ihn riechen und<br />
ihn betrachten. Vielleicht auch mit einem leisen Schaudern,<br />
als Ausdruck unserer Demut vor der Natur.«<br />
Klimaschutz<br />
Nah. Erholung. Pur.<br />
Entdecken Sie die schönsten Ecken rund um<br />
Stuttgart. Vielfältige Rad- und Wanderwege in einer<br />
abwechslungsreichen Naturkulisse lassen die Herzen<br />
aller Outdoor-Begeisterten höherschlagen.<br />
www.aktiv-region-stuttgart.de<br />
©Kraichgau-Stromberg Tourismus e.V./Ulrike Klumpp<br />
22 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />
wanderbar! 01|23
Gute Nachbarn<br />
Tannheimer Tal<br />
INFO ><br />
TANNHEIMER TAL<br />
2<br />
HIGHLIGHT: Der Grenzgänger<br />
– der Name deutet es an:<br />
3<br />
Auf dem Grenzgänger-<br />
Etappen-Wandersteig wird<br />
mehrmals die deutsch-österreichische<br />
Grenze überschritten.<br />
Die aussichtsreiche, aber<br />
anspruchsvolle Alpenroute<br />
(85 km, 6800 Hm), die in<br />
sechs Etappen empfohlen<br />
wird, führt von Bad Hindelang<br />
in den Allgäuer Alpen und von<br />
Schattwald im Tannheimer Tal<br />
bis in die Oberstdorfer Berge<br />
und hinüber nach Hinterhornbach<br />
im Lechtal. Von dort aus<br />
geht es über das Bergdorf Hinterstein<br />
im Ostrachtal wieder<br />
zurück. Zu den Highlights am<br />
Weg zählen einige der höchsten<br />
Wasserfälle Deutschlands<br />
und der wunderschöne<br />
Schrecksee.<br />
www.grenzgaengerwandern.com<br />
MEHR INFOS:<br />
Tourismusverband<br />
Tannheimer Tal,<br />
Vilsalpseestr. 1,<br />
A-6675 Tannheim,<br />
Tel. +43/(0) 56 75/62 20-0;<br />
info@tannheimertal.com;<br />
www.tannheimertal.com<br />
Ein Hochtal für Sport, Spiel<br />
und (Ent)Spannung<br />
Sportliche Gipfeltouren, erlebnisreiche Familienausflüge und genüssliche<br />
Auszeiten am Bergsee – das Tannheimer Tal hat das ausgezeichnete Ambiente<br />
für einen abwechslungsreichen Wanderurlaub.<br />
UPERLATIVE gehören heute einfach dazu.<br />
Das Tannheimer Tal in Tirol, genauer gesagt<br />
zwischen Lechtaler und Allgäuer Alpen, hat<br />
gleich mehrere zu bieten. Es wurde nicht nur zum<br />
schönsten Hochtal Europas gekürt, sondern auch<br />
schon mehrfach zur attraktivsten Wanderregion<br />
Österreichs gewählt.<br />
WANDERN AUF DREI EBENEN ist das besondere<br />
Merkmal in dem lieblichen Bergtal. Vom Genusswanderer<br />
bis zum ambitionierten Bergsteiger finden<br />
alle auf dem rund 300 Kilometer langen Wegenetz<br />
die passende Tour.<br />
Auf der unteren Ebene im Tal bieten sich vor allem<br />
ausgedehnte Spaziergänge von Ort zu Ort<br />
oder um den Vilslalp- und Haldensee. Die zweite<br />
Wanderebene bringt Höhenwege mit faszinierenden<br />
Ausblicken auf die umliegenden Bergmassive.<br />
Diese Wege und Pfade sind meist auch mit<br />
der Bergbahn zu erreichen. Auf Ebene drei stehen<br />
schließlich anspruchsvolle Felsrouten, hochalpine<br />
Weitwanderwege und Klettersteige im Mittelpunkt,<br />
die auch erfahrene Alpinisten zu schätzen<br />
wissen.<br />
Die Pflege und Erweiterung des Wegenetzes versteht<br />
sich im Tannheimer<br />
Tal von selbst. Auch die Einrichtung<br />
von Themenwegen:<br />
Wanderer schätzen z. B. den<br />
Buchstabenweg oder den<br />
9erlebnisweg, aber genauso<br />
den grenzüberschreitenden<br />
Schmugglerweg und Abschnitte<br />
des Jakobswegs.<br />
Und hoch oben wartet noch<br />
ein Superlativ: Am 9erlebnisweg<br />
am Neunerköpfle<br />
steht das größte Gipfelbuch<br />
der Alpen. Es ist drei Meter<br />
hoch und umfasst zwei jeweils<br />
2,30 Meter breite Seiten.<br />
Die Besucher erfahren Allgemeines über die<br />
Entstehung der Gipfelbücher, sie lesen die lustigsten<br />
Gipfelbuchsprüche, kreieren und dichten<br />
einen eigenen Spruch und verewigen sich damit.<br />
ALMEN UND BERGHÜTTEN<br />
Was gibt es Schöneres, als bei einer Wanderpause<br />
an einem rustikalen Holztisch zu sitzen, ein<br />
spritziges Getränk zu zischen, sich eine leckere<br />
Brotzeit schmecken zu lassen und die Aussicht zu<br />
genießen? An den 300 Kilometer Wanderwegen<br />
des Tannheimer Tals laden 31 bewirtschaftete Almen<br />
und Berghütten zur Einkehr.<br />
Und keine ist wie die andere: ein Berggasthof<br />
wie der Zugspitzblick, mit Blick auf Deutschlands<br />
höchsten Berg, in einer Fischerhütte am Greither<br />
Weiher, wo es täglich frische Räucherforellen gibt.<br />
Auf mancher Alm wird regelmäßig musiziert und<br />
gekäst, oder es warten für Kinder Spielplatz und<br />
Streichelzoo.<br />
Und um das Bergerlebnis noch zu steigern, bieten<br />
einige Hütten und Almen sogar einfache Übernachtungsmöglichkeiten<br />
an.<br />
SPARTIPP<br />
Damit jeder die Wanderungen genießen kann,<br />
bringen die Bergbahnen im Tannheimer Tal Groß<br />
und Klein bis auf die Gipfel und wieder zurück.<br />
Und mit der Aktion »Sommerbergbahnen inklusive«<br />
sogar kostenlos. Übernachtungsgäste teilnehmender<br />
Gastbetriebe können während ihres<br />
Aufenthalts einmal pro gebuchter Nacht die Bergbahnen<br />
Tannheim, Grän und Schattwald kostenfrei<br />
für eine Berg- und Talfahrt nutzen.<br />
Und um sich nach einem Wandertag in den Bergen<br />
eine Abkühlung zu gönnen, gibt es unbegrenzten<br />
Zugang zum Freibad Haldensee obendrauf.<br />
Übrigens sparen Besucher des Tannheimer Tals<br />
schon bei der Anreise: Ob aus Richtung München<br />
oder Stuttgart – es wird keine österreichische Vignette<br />
für die Straßen benötigt.<br />
Fotos: TVB Tannheimer Tal/Achim Meurer (2), Markus Wagner (1), Wolfgang Ehn (2)<br />
1 Sommerwiese im<br />
zauberhaften Abendlicht<br />
2 Blick ins Tannheimer Tal<br />
3 Badespaß an den klaren<br />
Seen des Tals<br />
4 Atemberaubender Ausblick<br />
von den Gipfeln<br />
5 Paragleiten mit großartiger<br />
Aussicht<br />
1<br />
2 3<br />
4 5<br />
196 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />
wanderbar! 01|23<br />
anderbar!<br />
197
Wildschönau<br />
Attersee-Attergau<br />
INFO ><br />
WILDSCHÖNAU<br />
Genussurlaub<br />
im stillen Hochtal<br />
Ob spannender Familienausflug, sportliche Gipfelbesteigung oder kulinarische<br />
HIGHLIGHT: Wildschönauer<br />
Höhenweg, teilweise mit<br />
Seilbahnunterstützung: 13,5<br />
km, 718 Hm bergauf, 1007 Hm<br />
bergab, Gehzeit ca 5 h.<br />
Start: Markbachjochbahn (in<br />
der Wildschönau-Card inkl.).<br />
Ziel: Schönangeralm mit<br />
Schaukäserei am Ende des Tals<br />
(beides mit dem Wanderbus<br />
autofrei erreichbar). Ab Mai<br />
<strong>2023</strong>: Wanderbus Roggenboden<br />
– Thierbach – Schönangeralm<br />
von Mai bis Oktober. Er<br />
ergänzt den Wanderhauptbus<br />
Niederau – Oberau – Auffach.<br />
TIPP: In die Wildschönau-Card<br />
für jeden Übernachtungsgast<br />
sind die Nutzung der Wanderbusse,<br />
der Sommerbahnen,<br />
des Freibads, die Besichtigung<br />
des Bergbauernmuseums und<br />
viele weitere<br />
Attraktionen inkludiert.<br />
MEHR INFOS:<br />
Tourismusverband<br />
Wildschönau,<br />
Hauserweg, Oberau 337,<br />
A-6311 Wildschönau,<br />
Tel. +43/(0) 53 39/82 55-0;<br />
info@wildschoenau.com;<br />
www.wildschoenau.com<br />
Entdeckungstour am Berg und im Tal –die Wildschönau im Westen der<br />
Kitzbüheler Alpen bietet einzigartige Erlebnisse.<br />
ER LEGENDE NACH hat einst ein Drache<br />
die Kundler Klamm und das Hochtal der<br />
Wildschönau geschaffen, die durch ihre<br />
facettenreiche Bergwelt ein attraktives Urlaubsziel<br />
für Groß und Klein, für sportliche Gipfelstürmer-/innen,<br />
Almenbummler, Biker und Familien<br />
mit Kindern ist. Das Angebot an Touren aller Art<br />
ist enorm und wird allen Ansprüchen gerecht.<br />
Ein Highlight ist dabei die Tagestour auf dem<br />
Wildschönauer Höhenweg. Die Tour führt ab<br />
dem Markbachjoch über vier Gipfel zur Schönangeralm.<br />
Sie begeistert durch atemberaubende<br />
Ausblicke und mehrere, zur Einkehr einladende<br />
Almen mit ihren hausgemachten Spezialitäten.<br />
Für autofreien Wanderspaß sorgt dabei der Wanderbus.<br />
Traditionelle Bauernhöfe<br />
Höhenwanderung mit großartigen Ausblicken<br />
DIE WILDSCHÖNAU verzaubert jedoch nicht nur<br />
durch reizvolle Landschaft. Kleine Dörfchen mit<br />
Zwiebelturmkirchen und schmucken, blumenüberladenen<br />
Bauernhöfen mit gepflegten Holzfassaden<br />
sowie die herzliche Gastfreundschaft<br />
verführen zur Einkehr in Gasthäuser, bewirtschaftete<br />
Höfe und zahlreiche Almen. Frisches Brot,<br />
duftender Speck, Buttermilch und Bergkäse sind<br />
kulinarische Höhepunkte einer echten »Brettljause«<br />
oder »Marende«.<br />
Hinzu kommen die örtlichen Spezialitäten, die<br />
man unbedingt probieren muss: deftige Brezensuppe,<br />
Brodakrapfen und Schmalznudeln.<br />
Sie verwandeln jede Wanderung in eine Genusstour.<br />
Übrigens kann der beeindruckende Drachenbiss,<br />
die Kundler Klamm, auch mit Kindern erkundet<br />
werden. Die einstündige Tour folgt der rauschenden<br />
Wildschönauer Ache.<br />
Das dramatische Spiel von Fels, Klamm und Wasser<br />
regt besonders die Fantasie der kleinen Wanderer<br />
an: Vielleicht haust hier in den stillen Bergen<br />
irgendwo doch noch ein Drache?<br />
Wandern mit der Familie<br />
Fotos: TVB Wildschönau/Dabernig (2), Wildschönau Tourismus (1)<br />
Fotos: TVB Attersee-Attergau/Moritz Ablinger<br />
Tiefenentspannung am Attersee<br />
Der größte Binnensee Österreichs ist eine Urlaubsregion der Spitzenklasse.<br />
Und der Attergau bietet rund um den Attersee jede Menge attraktive Angebote für<br />
Gipfelstürmer, Pedalritter, Kunstfreunde & Genießer. Auch ohne Pkw.<br />
N ALLER HERRGOTTSFRÜHE, wenn noch die<br />
letzten nächtlichen Nebelschwaden über den<br />
See wabern und die ersten Sonnenstrahlen das<br />
Wasser aufglimmen lassen, zieht es so manchen<br />
Frühaufsteher an eine schöne Stelle am Seeufer<br />
oder auf einen Bootssteg. Sie machen dort Yoga<br />
auf dem SUP-Board oder genießen den Rundblick<br />
und die Stille, die nur von sanftem Gluckern und<br />
leisem Plätschern gebrochen wird.<br />
Es ist längst kein Geheimtipp mehr, dass der Blick<br />
auf das türkisfarbene Wasser, auf die bunten Wiesen<br />
hinter den Uferstreifen und auf die sanft ansteigenden<br />
rundbuckligen Hügel vor hohen Bergen in der<br />
Ferne einzigartige Momente der inneren Einkehr, der<br />
Entspannung und der achtsamen Selbstwahrnehmung<br />
bietet. Die hohen Berge bilden die Kulisse im<br />
Hintergrund und sind doch immer sehr nah, sodass<br />
man einen lohnenden Abstecher einbauen kann.<br />
ES ÜBERRASCHT NICHT, dass sich die Menschen hier<br />
früh ansiedelten und es prähistorische Pfahlbauten<br />
als UNESCO-Kulturerbe gibt. Oder dass der Attersee<br />
für Künstler schon lange ein Quell der Inspiration<br />
ist: Gustav Klimt war so fasziniert, dass er hier seine<br />
jährliche Sommerfrische verbrachte und viele Meisterwerke<br />
malte. Dasselbe gilt für den Komponisten<br />
Gustav Mahler, der hier im eigens erbauten »Komponierhäuschen«<br />
im Laufe von vier Jahren ein halbes<br />
Dutzend Lieder und zwei große Sinfonien schuf.<br />
Von April bis Oktober bieten sich die Schiffe der<br />
Attersee-Schifffahrt an, um zu den Anlegestellen<br />
rund um den See zu gelangen und damit zu den<br />
jeweiligen Sehenswürdigkeiten, Wander- und Biketouren<br />
sowie Nordic-Walking-Routen. Und nicht zu<br />
vergessen zu den hiesigen kulinarischen Genüssen<br />
in historischen Gasthäusern, einem der Haubenrestaurants<br />
oder einem Fischrestaurant.<br />
Besonders tiefenentspannend ist dabei die fünftägige<br />
Rundwanderung um den See, die mit Gepäcktransport<br />
und Lunchpaketen aufwartet. Oder<br />
die 4-Gipfeltour auf die Hausberge für den sanften<br />
Perspektivenwechsel. Jeder Tag wird hier zum einzigartigen<br />
Erlebnis.<br />
INFO > ATTERSEE-ATTERGAU<br />
Das Salzkammergut-»S«-<br />
Attersee-Attergau-Logo<br />
markiert den Wegverlauf in<br />
Form von Aufklebern entlang<br />
des Weitwanderwegs und<br />
auf allen relevanten<br />
Wanderschildern.<br />
MIT DER ATTERSEE-SCHIFFFAHRT von April<br />
bis Oktober zu vielen Ausgangspunkten attraktiver<br />
Wander- oder Biketouren rund um<br />
den See, Rädertransport. Auch bei schlechtem<br />
Wetter wird es nicht langweilig durch<br />
das hochkarätige Kultursommerprogramm,<br />
die Museen, die Hallensportangebote …<br />
HIGHLIGHTS: Wandern ohne Gepäck rund<br />
um den Attersee: 88,4 km, ca. 3200 Hm<br />
in 4 bis 5 frei einteilbaren Tagesetappen<br />
von/nach Seewalchen. Mit der Bahn<br />
oder dem Bus sind die Etappenorte<br />
St. Georgen, Attersee und Schörfling leicht<br />
erreichbar: 4 Ü/F, Lunchpakete, Gepäcktransport<br />
und Ruftaxi ab 500 €/Pers.<br />
Die Attergauer 4-Gipfeltour umfasst auf<br />
35,4 km und 1170 Hm die vier »Hausberge«<br />
des Attergaus.<br />
MEHR INFOS:<br />
Tourismusverband Attersee-Attergau,<br />
Attergaustr. 55, A-4880 St. Georgen im<br />
Attergau, Tel. +43/(0) 76 66/77 19;<br />
info@attersee.at;<br />
attersee-attergau.salzkammergut.at<br />
198 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 199
Gute Nachbarn<br />
Musterdestination Kronplatz<br />
Ein Berg, eine Region<br />
und Tausend Erlebnisse<br />
Grandiose Natur und lebendige Bergkultur: Rund um den<br />
Südtiroler Kronplatz werden Wanderträume wahr – von<br />
sanfter bis knackig-alpiner Tour.<br />
2<br />
5<br />
3<br />
6<br />
1<br />
4<br />
7<br />
1 San Vigilio Würzjoch<br />
nahe dem Peitlerkofel<br />
2 Weitsicht: Blick vom Kronplatz<br />
3 Idylle am Antholzer See<br />
4 Bike-Abenteuer Kronplatz<br />
5 Rast auf der Hütte San Vigilio<br />
6 Hüttenspezialität: Knödel aller Art<br />
7 MMM Corones auf dem Kronplatz<br />
Fotos: Alex Moling (1), wisthaler.com (4), Udo Bernhart (1), Ferienregion Kronplatz (2)<br />
ICHT JEDER muss ja gleich den prächtigen<br />
Peitlerkofel (2875 m) besteigen. Aber wer<br />
die Bergwelt hautnah erleben möchte, sollte<br />
den König des Gaderstals wenigstens mal umrunden.<br />
Eine klassische Höhenwanderung. Zu Füßen<br />
des imposanten Dolomitenberges, der zum Gebiet<br />
des Naturparks Puez-Geisler gehört, zeigt sich ab<br />
Mitte Juni die reiche Alpenflora in ganzer Pracht:<br />
zottiges Habichtskraut, Glockenblumen, Gemeines<br />
Katzenpfötchen. Wer der Bergmajestät jedoch<br />
aufs felsige Haupt steigt, wird mit grandioser Weitsicht<br />
belohnt: die markanten Geislerspitzen, Sellastock<br />
und Marmolata, dazu Ortler, Schlern – ein<br />
überwältigendes Panorama.<br />
Und mittendrin der Kronplatz (2273 m), Namensgeber<br />
für die Südtiroler Ferienregion, die mit den<br />
pittoresken Seitentälern (Gadertal, Ahrntal und<br />
Antholzertal) zu den ursprünglichsten der Alpen<br />
zählt. Punkt 12 Uhr ertönt da oben immer die<br />
große Friedensglocke »Concordia 2000«, um die<br />
Verbundenheit der Kulturen anzumahnen. Zudem<br />
beherbergt der Kronplatz gleich zwei bedeutende<br />
Sehenswürdigkeiten: das Lumen-Museum, das<br />
die Geschichte der Bergfotografie dokumentiert,<br />
und das futuristische Messner Mountain Museum<br />
Corones, eine großartige Sammlung zur<br />
Königsdisziplin des Alpinismus, des<br />
Bergsteigens. Dank seines flachen Gipfelplateaus<br />
bietet der Kronplatz eines<br />
der spektakulärsten 360°-Grad-Panoramen<br />
in den Dolomiten mit Blick auf<br />
die markantesten Bergspitzen der Umgebung.<br />
EINE WANDERPARADIES. Ob knackige,<br />
sanfte, alpine Tour oder mehrtägige Trekkingtour<br />
– die Ferienregion Kronplatz ist<br />
eine Landschaft der Kontraste: Das saftige<br />
Grün der Wiesen und Almen, stille<br />
Wälder, naturbelassene Hochebenen,<br />
wilde Wasserfälle und Bergseen – und<br />
natürlich die markanten, schroffen Felsgiganten<br />
der Dolomiten, die 2009 zum<br />
UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurden.<br />
In dieser Kulisse finden Wanderer ein<br />
umfangreiches Netz bestens markierter<br />
Wanderwege oder auch abgelegener<br />
Pfade und Schmugglersteige. In der<br />
ganzen Region kommen Gäste in den<br />
Genuss von machbaren Gipfelerlebnissen<br />
und rustikaler Gemütlichkeit. Auf<br />
den etwa 40 Almhütten werden regionale<br />
Spezialitäten wie Apfelstrudel, Germknödel<br />
& Co. hausgemacht.<br />
DREI der acht Südtiroler Naturparks gehören zur<br />
Ferienregion Kronplatz und laden zu Touren ein:<br />
• Der Puez-Geisler-Naturpark gilt als »geologisches<br />
Geschichtsbuch der Erde«. Hier finden<br />
sich alle vorkommenden Gesteinsarten der Dolomiten.<br />
In den steilen Zinnen und Zacken der<br />
3000 Meter hohe Geislergruppe reiften einst<br />
Reinhold und sein Bruder Günther Messner zu<br />
außergewöhnlichen Kletterern.<br />
• Der gletscherreiche Naturpark Rieserferner-Ahrn<br />
zwischen Ahrntal und Antholzertal begeistert<br />
mit klaren Bergseen, Wasserfällen, Mooren und<br />
skurrilen Erdpyramiden.<br />
• Der Fanes-Sennes-Prags-Naturpark mit seiner<br />
karstigen Landschaft, Seen (wie den smaragdfarbenen<br />
Pragser Wildsee) und den lieblichen<br />
Almen (Sennes und Fanes) verzaubert auch mit<br />
Sagen wie dieser: Hier wurde die tapfere Prinzessin<br />
Dolasilla gekrönt, die einst ihr Volk in eine<br />
Glanzzeit geführt hatte. Glaubt man dieser Sage,<br />
flüchteten sich die Fanes nach dem Ende ihrer<br />
Kämpferin zu den Murmeltieren unter die Erde,<br />
wo sie heute noch leben.<br />
EINE SAGENHAFTE REGION. Seltsam anmutende<br />
Felsformationen und die übermächtige Natur<br />
haben die Fantasie der Menschen immer schon<br />
beflügelt und Halt gegeben. Ja, es sind auch alte<br />
Geschichten und lebendige Geschichte, die diese<br />
Region um den Kronplatz so besonders reizvoll<br />
machen.<br />
INFO ><br />
KRONPLATZ<br />
Zur FERIENREGION KRONPLATZ<br />
im Herzen des Südtiroler<br />
Pustertals gehören insgesamt<br />
10 Gemeinden. Die fünf Hauptorte:<br />
St. Vigil in Enneberg,<br />
Olang, Kiens, Antholzertal –<br />
und Bruneck am Fuße des<br />
Kronplatzes mit seinem fast<br />
Bruneck<br />
vollständig erhaltenen mittelalterlichen<br />
Stadtbild.<br />
Alle Orte halten detaillierte<br />
Broschüren für alle Aktivitäten<br />
bereit. Beherbergungsbetriebe,<br />
die Mitglied im<br />
Tourismusverein sind, können<br />
gratis die Holiday Pass Karte<br />
zur Verfügung stellen. Damit<br />
kann man die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel kostenfrei und<br />
nachhaltig nutzen.<br />
MEHR INFOS:<br />
Ferienregion Kronplatz,<br />
I-39031 Bruneck,<br />
Tel. +39/(0) 04 74/55 54 47;<br />
info@kronplatz.com;<br />
www.kronplatz.com<br />
200 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />
wanderbar! 01|23<br />
anderbar!<br />
201
SÜDTIROL<br />
www.grafik.it<br />
****Vitalpinahotel<br />
TAUBERS UNTERWIRT<br />
I-39040 Feldthurns<br />
Südtirol - Italien<br />
Tel. (+39) 0472 855 225<br />
www.unterwirt.com<br />
• Täglich geführte Wanderungen<br />
• Täglich geführte Biketouren<br />
• E-Bikeverleih im Hotel<br />
• Spa und Wellnessangebote<br />
• Wöchentliche Abendveranstaltungen<br />
• Vorzügliches Küchenangebot<br />
• Hier unsere besten Angebot für Sie:
Wanderziele<br />
Überragend. Das Hermannsdenkmal<br />
bei Detmold ist Symbol für den Teutoburger Wald.<br />
Foto: Teutoburger Wald Tourismus/Dominik Ketz<br />
40 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
Die neue Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
Geschichtsträchtig, vielfältige Natur, reiche Kultur: Wer sich auf die<br />
ostwestfälische Region Lippe einlässt, kann wunderbare Überraschungen erleben –<br />
wie wanderbar!-Herausgeber Ulrich Pramann<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 41
Wanderziele<br />
Ständig<br />
was zum<br />
Staunen<br />
MANUEL ANDRACK,<br />
»WANDERPAPST«: Was ich<br />
an der Qualitätsregion Land des<br />
Hermann schätze? Zum Ersten die<br />
Schönheit der Landschaft. Zum Zweiten<br />
die großartige Beschilderung, man findet<br />
sich hier einfach super zurecht. Und zum<br />
Dritten die ganz besondere Vielfalt der<br />
Naturbilder. Es ist wie in einem Museum:<br />
Schon nach kurzer Zeit erwartet dich ein<br />
neuer, aufregender Landschaftseindruck.<br />
Ach so, und dann sind da ja auch noch<br />
die regionalen Genüsse: lippisches<br />
Bier, lippischer Schnaps und der<br />
lippische Pickert – herrlich!<br />
BISHER war ich noch niemals<br />
in Detmold, Lemgo<br />
oder im Staatsbad Bad Salzuflen,<br />
geschweige denn in<br />
Blomberg (mittelalterlicher<br />
Charme) oder Oerlinghausen<br />
(Europas meistfrequentierter<br />
Segelflugplatz), Talle, Wendlinghausen<br />
oder am Schiedersee. Komisch eigentlich,<br />
denn diese Orte der Region Lippe liegen zwar<br />
mitten in Deutschland, aber irgendwie bleiben sie<br />
oftmals außerhalb der Reichweite, auch meiner.<br />
So waren mir denn auch die markanten, mystischen<br />
Externsteine nur vom Hörensagen geläufig.<br />
Und zum Hermann hoch?<br />
Nein, auch dieses berühmte Denkmal zu Ehren<br />
jenes germanischen Helden, der vor gut 2000 Jahren<br />
»die Römer aus den Sandalen gehauen hat«<br />
(Grußkartentext), kannte ich bloß von Bildern.<br />
NUN STEHE ICH ALSO VOR IHM, schaue zu diesem<br />
Koloss hoch – und fühle mich ziemlich klein. Vor<br />
allem auch in Anbetracht der großen – ach was,<br />
der wahnwitzigen Leistung des Erbauers Ernst von<br />
Bandel. Gerade sind wir noch an der Stelle vorbeigekommen,<br />
wo damals seine aus Holz gezimmerte<br />
Hütte stand. Darin hatte der »Alte vom Berge«,<br />
wie er sich selbst nannte, zuletzt gehaust, weil er<br />
seiner Baustelle immer so nah wie möglich sein<br />
wollte. Unglaubliche 37 Jahre lang, zwischen<br />
1838 und 1875, arbeitete der Architekt<br />
und Bildhauer von Bandel daran, seinem<br />
patriotischen Lebenstraum<br />
eine gigantische Gestalt zu geben<br />
(siehe auch Seite 46). Häufig<br />
stand er kurz vor dem Scheitern,<br />
kämpfte aber immer,<br />
immer weiter. Dabei ruinierte<br />
er seine Gesundheit und<br />
verlor sein Vermögen.<br />
WEITHIN SICHTBAR seit nunmehr<br />
fast 150 Jahren thront<br />
das Hermannsdenkmal auf einer<br />
Bergkuppe der Grotenburg:<br />
ein beeindruckendes Mahnmal<br />
für Frieden, Völkerverständigung<br />
und Internationalität. Und eine<br />
Attraktion, die jedes Jahr Hunderttausende<br />
in ihren Bann zieht. Viele Besucher<br />
mühen sich die hundert Stufen im<br />
Inneren des Sockelunterbaus hinauf, sie wollen<br />
zu Füßen des Helden den Panoramablick auf<br />
den Teutoburger Wald genießen. Und spekulieren<br />
vielleicht: Wo genau war das wohl?<br />
Wo wurde damals der römische Feldherr Quinctilius<br />
Varus mit seinem 15 000 Mann starken Heer<br />
in einen Hinterhalt gelockt und dann vom listigen<br />
Hermann (Arminius) dem Cherusker vernichtend<br />
geschlagen?<br />
Wo das war, weiß bis heute keiner so genau. Von<br />
der Wissenschaft werden sogar noch andere Tatorte<br />
in Betracht gezogen. Egal. Aber wie der Höhepunkt<br />
der gewaltigen Schlacht, die damals tobte,<br />
ausgesehen haben könnte, hat der Kunstmaler<br />
Peter Janssen d. Ä. (1844 – 1908) in Szene gesetzt.<br />
Minutiös und monumental.<br />
Und wieder stehe ich staunend da, diesmal im Lippischen<br />
Landesmuseum Detmold. »Der siegreich<br />
vordringende Hermann« und »Der zurückweichende<br />
Varus« – diese beiden Gemälde beherrschen eine<br />
Dauerausstellung (»Mythos Varusschlacht«), die<br />
veranschaulichen, wie Hermann der Cherusker zum<br />
ersten deutschen Nationalhelden wurde. Und im<br />
Mittelpunkt stehen natürlich Janssens Schlachtenmotive.<br />
Die beeindrucken schon allein durch schiere<br />
Opulenz: Sie sind 60 Quadratmeter groß.<br />
DER KREIS LIPPE im nordöstlichen Teil von Ostwestfalen-Lippe<br />
(kurz: OWL), der zwischen Teutoburger<br />
Wald, Eggegebirge und Weserbergland<br />
liegt, also ganz oben in Nordrhein-Westfalen, ist<br />
eine geschichtsträchtige Region, nicht nur wegen<br />
der legendären Varusschlacht. Gäste und vor allem<br />
auch Wanderer werden immer wieder schö-<br />
Fotos: Rolf Ruppenthal (1), Ulrich Pramann (2), Marketing Extertal (1), www.detmold.de (1),<br />
LTM GmbH, F. Grawe(1), Adobe Stock/JuSto (1), Blickfang (1), TwilightArtPictures (1)<br />
42 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Bilder aus dem Land des Hermann<br />
1 Prächtige Fassade: Hexenbürgermeisterhaus Lemgo<br />
2 Pausenplatz auf dem Weg dem der Blicke<br />
3 Mit Hunden als Begleiter macht Wandern meist noch mehr Spaß<br />
4 Mittelalterliche Einkaufsstraße:<br />
die Krumme Straße in Detmold<br />
5 Regionale Spezialität: lippischer Pickert, modern<br />
interpretiert mit Aroniamarmelade und Honigmango<br />
6 Mythos Varusschlacht im Lippischen<br />
Landesmuseum Detmold<br />
7 Magisch und mystisch: die<br />
Externsteine bei Horn-Bad Meinberg<br />
8 Die Kurstadt Bad Salzuflen<br />
mit dem Gradierwerk<br />
7<br />
8<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 43
Wanderziele<br />
REBECCA SCHIRGE,<br />
AUTORIN (»52 KLEINE & GROSSE<br />
ESKAPADEN IN OSTWESTFALEN-LIPPE«):<br />
Auf den Spuren von Prinzen wandeln, an einer<br />
ne Überraschungen erleben,<br />
denn in der abwechslungsreichen<br />
Landschaft zwischen<br />
den Feldern und<br />
Feenquelle rasten und Kobolde aus Höhlen befreien<br />
Wiesen, den sanften<br />
– klingt nach einem Märchen? Lässt sich im Land des<br />
Hermann aber alles erleben. Die Region bietet noch<br />
mehr als sagenhafte Welten. Sie ist ein Eldorado für<br />
Wanderer, die es abwechslungsreich mögen. Da sind<br />
zum Beispiel die wunderschönen Weserauen, die<br />
waldbedeckten Höhenzüge des Teutoburger Waldes,<br />
die sanften Hügellandschaften des Kalletals und<br />
die weiten Heideflächen der Senne. Zu meinen<br />
Lieblingsstrecken zählt der Schwelentruper<br />
Höhenweg. Wer hier unterwegs ist, kommt<br />
voll auf seine Kosten.<br />
Hügeln und waldigen<br />
Höhen im Lipper Bergland<br />
lassen sich ein<br />
ums andere Mal mächtige<br />
Burgen und prächtige<br />
Schlösser blicken,<br />
es gibt schmucke, traditionsreiche<br />
Hansestädte<br />
zu bestaunen, dazu mittelalterliche<br />
Fachwerkorte und<br />
Rathäuser oder herrschaftliche<br />
Residenzen, die im aufwendigen<br />
Stil der Weserrenaissance<br />
erbaut sind. Und Reste von Siedlungen<br />
aus der Steinzeit finden sich auch.<br />
Wer an einer Zeitreise in Lippes Urgeschichte<br />
interessiert ist, sollte wirklich das Landesmuseum<br />
besuchen. In einer der Sonderausstellungen (»Eis.<br />
Stein. Bronze«) werden neben Mitmachstationen<br />
zum Anfassen und Begreifen auch spannende<br />
archäologische Funde gezeigt und ihre Herkunft<br />
erklärt. Unter anderem ein Faustkeil aus Bad Salzuflen.<br />
Das Alter dieses Zeitzeugen frühester Kultur<br />
wird auf etwa 300 000 Jahre taxiert.<br />
JAN DIEKJOBST<br />
FÜHRT JAN´S RESTAU-<br />
RANT (EIN MICHELIN-STERN)<br />
IM DETMOLDER HOF: Meine<br />
Heimat ist mir sehr wichtig. Auch<br />
meine Stationen Hamburg, Mosel oder<br />
Portugal waren spannend, aber hier habe<br />
ich Familie, Freunde – also meine Basis.<br />
Jetzt möchte ich mit 100 Prozent Überzeugung<br />
der Heimat etwas geben: eine kreative<br />
Küche, fachlich sehr gut ausgearbeitet. Es<br />
gibt in dieser Region ein hohes Qualitätsbewusstsein,<br />
da möchte ich gerne mit<br />
vorneweg gehen. Klar, eine hochwertige<br />
Küche braucht natürlich beste Produkte.<br />
Damit versorgen uns Nicki,<br />
Gregor & Co., die ich schon aus<br />
der Schulzeit kenne.<br />
»HIER IST ES GAR NICHT SO ÜBEL.« Mehrmals<br />
habe ich diesen Satz während meiner Recherchen<br />
im Land des Hermann gehört. Typisch? Kann man<br />
wohl sagen. Denn mit Eigenlob haben sie es<br />
hier meistens nicht so sehr. »Use Herrgott<br />
lätt die Bäume nich in ̓ n Hemmel wassen«<br />
– so sagt man hier. Und dieses<br />
alte Sprichwort besagt sicherlich<br />
auch einiges über die Mentalität<br />
der Menschen. Sie geben sich<br />
eher zurückhaltend, sind meist<br />
entspannt, fleißig, geerdet.<br />
Man pflegt sympathisch die<br />
Kunst des Understatements.<br />
Dabei haben sie hier in der<br />
ländlichen Idylle Ostwestfalens<br />
nun wirklich ordentlich<br />
was vorzuweisen. Das Hamburger<br />
Wirtschaftsmagazin brand<br />
eins würdigte mal die Region als<br />
»deutsches Parallel universum mitten<br />
in Deutschland«, mit Unternehmern<br />
und Menschen voller »Tatkraft und Toleranz«.<br />
Neben Miele, Dr. Oetker, Schüco & Co. haben sich<br />
tatsächlich noch etliche heimliche Weltmarktführer<br />
(»Hidden Champions«) entwickelt. Jede dritte<br />
Küche kommt von hier, die regionale Roboterforschung<br />
ist führend.<br />
UND UNLÄNGST IST DIE REGION schließlich auch<br />
in die Königsklasse für Wanderer aufgerückt. Mit<br />
der offiziellen Zertifizierung als »Qualitätsregion<br />
Wanderbares Deutschland« ist das Land des Hermann<br />
jetzt eine von nur sechs Qualitätsregionen<br />
hierzulande.<br />
»Ein elitärer Club, darf man wohl sagen«, das sagt<br />
Günter Weigel, der umtriebige Geschäftsführer der<br />
Lippe Tourismus & Marketing GmbH. Warum dieser<br />
aufwendige Zertifizierungsprozess, der über<br />
drei Jahre lang zahlreiche Planer, Wegewarte, Unternehmen,<br />
Vereine und Institutionen beschäftigt<br />
hat? »Wir sind ja schon bei Tagestouristen und<br />
auch Mehrtagesbesuchern sehr beliebt. Immerhin<br />
Große Vergangenheit:<br />
das Fürstliche Residenzschloß in Detmold<br />
Pickertmädel: Annette Diekmann<br />
Fotos: Lukas Holzmeier (1), Ulrich Pramann (2), Jan Diekjobst privat (1), Stephanie Ditt privat (1),<br />
Lippe Tourismus & Marketing GmbH (2), Adobe Stock/travelview (1)<br />
44 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
STEPHANIE DITT,<br />
AUTORIN (»WANDERN FÜR DIE SEELE<br />
IN OSTWESTFALEN-LIPPE«): Wälder, Moore,<br />
Hügelketten, Landidylle, Flüsse, Seen, alte Burgen,<br />
imposantes Fachwerk – in Ostwestfalen-Lippe finden<br />
wir vielfältige Landschaften und Naturmomente auf einem<br />
Fleck. Abseits des bekannten Hermannsdenkmals und der<br />
Externsteine machen die kleinen Naturhighlights meine Heimat<br />
so besonders. Einer meiner Lieblingsorte ist die Senne<br />
mit ihren sandigen Böden, ihrer ursprünglichen Heidelandschaft<br />
und romantischen Bachläufen. Und ostwestfälische<br />
Bergluft lässt sich auf dem 464 m hohen Velmerstot (herrlicher<br />
Fernblick) schnuppern. Entspannt, unaufgeregt<br />
und beschaulich, aber keinesfalls langweilig:<br />
So liebe ich meine Heimat!<br />
Zeitreise: LWL-Freilichtmuseum Detmold<br />
besuchen uns<br />
jedes Jahr etwa 14 Millionen Menschen. Jetzt können<br />
wir ihnen noch mehr bieten, nämlich 16 qualifizierte<br />
Wanderwege«, sagt Weigel und fügt hinzu:<br />
»Die ganze Region mit ihren zahlreichen kulturellen<br />
Highlights und über 100 Wegen ist auf dem höchsten<br />
Qualitätslevel angekommen.« Eine<br />
Auswahl der reizvollsten Qualitätswanderwege,<br />
Themenwege, Mehrtagestouren<br />
stellen wir auf den Seiten 48 bis 59 vor.<br />
EIN HALBES DUTZEND WEGE (u. a. Hermannshöhen,<br />
Blaubeerroute) führen zu den Externsteinen,<br />
für Wanderer und Hunderttausende<br />
Besucher ein zentraler Anlaufpunkt. Als wären<br />
sie von Riesen gemeißelt, ragen fünf bizarre Felsformationen<br />
aus der Landschaft, bis zu 40 Meter<br />
sind sie hoch. Dieses einzigartige Natur- und Kulturdenkmal<br />
fasziniert seit jeher die Menschen und<br />
beflügelt die Fantasie. Eine Sternwarte aus der<br />
Steinzeit? Teil eines keltischen Kultsystems? Heiligtum<br />
der Germanen? Für esoterisch Interessierte<br />
sind die Externsteine im Tal Wiembecke bei Horn-<br />
Bad Meinberg ein spirituell aufgeladener Ort.<br />
Immer zur Walpurgisnacht und Sommersonnenwende<br />
treffen sich Hunderte, um zu feiern, Kraft<br />
zu tanken und sich an die Mystik des Mittelalters<br />
zu erinnern.<br />
Nüchtern betrachtet sind die Externsteine aus der<br />
mittleren Gebirgskette des Teutoburger Waldes<br />
entstanden. Vor etwa 70 bis 80 Millionen Jahren<br />
wurden Teile des Sandsteins senkrecht<br />
aufgepresst, Gletschereis und der Zahn<br />
der Zeit legten Felsblöcke frei und<br />
formten sie schließlich zu spektakulären<br />
Säulen.<br />
WAS FÜR EINE KULISSE.<br />
Wieder eine zum Staunen.<br />
Ringsum ein 127 Hektar<br />
großes Naturschutzgebiet<br />
mit ausgewiesenen Naturerlebnispfaden.<br />
Gegen Gebühr<br />
können die Externsteine<br />
bestiegen werden.<br />
Eine schmale Brücke führt<br />
on top. Eine Grotte, ein offenes<br />
Felsengrab und die Höhenkammer<br />
mit Altarnische nach<br />
byzantinischem Vorbild verweist<br />
auf die heiligen Stätten in Jerusalem<br />
– all dies belegt die bewegte Vergangenheit.<br />
Fakten zur Historie und Natur sind im<br />
Informationszentrum unterhaltsam aufbereitet.<br />
Im Juni und Juli können Besucher zusätzlich ein<br />
sinnliches Highlight bewundern, denn auf dem<br />
Weg zu den Externsteinen, bei Fromhausen, betört<br />
ein ausgedehntes Meer in Violett. Das Familienun-<br />
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
GÜNTER WEIGEL,<br />
GESCHÄFTSFÜHRER LIPPE<br />
TOURISMUS & MARKETING GMBH:<br />
Es ist sicherlich diese reizvolle Kombination<br />
aus ländlichem und städtischem<br />
Leben, die unsere Region so besonders<br />
macht. Lemgo, Detmold und Bad Salzuflen<br />
bieten reichlich Kultur- und Freizeitangebote,<br />
Cafés, Museen und ein Landestheater. Und<br />
gleichzeitig umgibt uns eine wunderschöne<br />
Landschaft mit ausgedehnten Wäldern, herrlichen<br />
Wanderwegen, Burgen und Schlössern.<br />
Zu meinen Lieblingsspots gehören der<br />
idyllische Schiedersee mit dem alten<br />
Malerort Schwalenberg, die Adlerwarte<br />
Berlebeck oder der Vogelpark<br />
Heiligenkirchen – da könnte<br />
ich jeden Tag hin.<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 45
Wanderziele<br />
Mythos<br />
Hermannschlacht<br />
Ein germanischer Held namens Arminius und ein Patriot namens Ernst<br />
Ein Leben für<br />
Hermann<br />
Der Architekt und Bildhauer<br />
Ernst von Bandel<br />
vor dem kupfernen Kopf<br />
seines Helden. Die siegreiche<br />
Schlacht aus dem<br />
Jahr 9 n. Chr. hatte ihn<br />
inspiriert. Heute wird das<br />
Hermannsdenkmal gerne<br />
als Souvenir (unten) mit<br />
nach Hause genommen.<br />
ER WAR EIN BESESSENER. Verrückte 37 Jahre lang arbeitete<br />
der Architekt und Bildhauer Ernst von Bandel daran, eine<br />
kühne Idee umzusetzen: Er wollte dem Germanen Arminius,<br />
bekannter unter dem Namen Hermann der Cherusker, oben<br />
auf einer Bergkuppe der Grotenburg bei Detmold ein weithin<br />
sichtbares Denkmal setzen. Für seinen Lebenstraum ruinierte<br />
er seine Gesundheit und seine Finanzen.<br />
Allein der Kopf aus Mansfelder Kupfer war riesig geplant, gute<br />
vier Meter, darüber ein Flügelhelm. Das Schwert, dass sein<br />
Held in die Höhe recken sollte, maß sieben Meter, und das<br />
Standbild bis zur rechten Faust wurde 17,81 Meter hoch. Die<br />
Gesamthöhe dieses imposanten Denkmals: 53,46 Meter.<br />
Der Grundstein für das Denkmal wurde 1838 gelegt, und der<br />
Sockel war acht Jahre später fertig. Ein ums andere Mal stand<br />
das Projekt knapp vor dem Scheitern, weil sich der komplizierte<br />
Bau ständig verteuerte und finanzielle Unterstützer zögerten.<br />
15 Jahre lang ging so gut wie nichts voran. Doch nach<br />
einem Werkstattbesuch des preußischen Königs Wilhelm I.<br />
flossen endlich wieder Sponsorengelder. Am 16. August 1875<br />
war das Werk schließlich vollbracht, und Wilhelm I., inzwischen<br />
Kaiser, zeichnete Ernst von Bandel bei der Einweihung<br />
mit einem Orden aus. Da war der Besessene schon fast erblindet,<br />
und Rheuma setzte ihm schmerzhaft zu. Ein Jahr später<br />
stirbt er, der passionierte Erbauer des Hermannsdenkmals.<br />
WER WAR DIESER LEGENDÄRE HERMANN, dem der Bildhauer<br />
Ernst von Bandel seine Schaffenskraft schenkte?<br />
Alles, was wir heute wissen, haben uns römische Schriftsteller<br />
wie Tacitus überliefert. Also: Arminius wurde zwischen 18<br />
und 16 v. Chr. als Spross einer germanischen Familie der Cherusker<br />
geboren, die zwischen Weser und westlichem Harz siedelten.<br />
Wenig später hatten die Römer die rechtsrheinischen<br />
Gebiete besetzt. Im Jahr 9 nach Christus gelang es Arminius,<br />
mit einem germanischen Stammesbündnis die übermächtigen<br />
drei römische Legionen unter Führung des Legaten Publius<br />
Quinctilius Varus in einen Hinterhalt zu locken – und vernichtend<br />
zu besiegen.<br />
Ein Mythos war geboren.<br />
Ab der frühen Neuzeit wird Hermann der Cherusker als deutscher<br />
Nationalheld glorifiziert. Als Befreier und Einiger des<br />
Landes – so verehrte ihn auch Ernst von Bandel, der wie viele<br />
Deutsche zu seiner Zeit von der Einheit<br />
der Nation träumt. Mit knapp 20 Jahren<br />
beginnt er die ersten Skizzen seiner »Arminiussäule«<br />
anzufertigen.<br />
Seit fast 150 Jahren reckt Hermann sein<br />
Schwert in den Himmel. Und jedes Jahr<br />
stehen 500000 Besucher staunend vor der<br />
kolossalen Kultstätte. Ulrich Pramann<br />
46 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
Fotos: Landesverband Lippe (1), Ulrich Pramann (2), Alexandra Schlennstedt privat (1), AdobeStock/sorrapongs (1)<br />
ternehmen Taoasis aus Lage, auf die Manufaktur<br />
naturreiner ätherischer Öle spezialisiert, hat hier<br />
großflächige Lavendelfelder angelegt. Klar, die locken<br />
viele Menschen an. Um Parkchaos zu vermeiden,<br />
fahren zu Stoßzeiten Pendelbusse.<br />
ERLEBNISREICHE TAGE im Land des Hermann. Es<br />
gibt so vieles zu entdecken. Was lohnt sich besonders?<br />
Wovon sollte ich noch erzählen? Vielleicht<br />
von der Salzsiederstadt Bad Salzuflen, mit seinen<br />
schmucken Fachwerkhäusern, den gemütlichen<br />
Cafés und kleinen Geschäften. Von der Altstadt<br />
zum Vitalzentrum oder zum Kurpark: Alles ist auf<br />
kurzem Wege erreichbar.<br />
Kurpark? Es ist ein 120 Hektar großer Landschaftspark,<br />
eine sehr gepflegte Erholungsoase mit Wasserspiel,<br />
Solestrand, Kneipp-Kräutergarten, Barfußpfad,<br />
Atemparcours, Konzerthalle, Wandelhalle<br />
und vor allem dem beeindruckendem ErlebnisGradierwerk.<br />
Drei riesige, mit Schwarzdornzweigen<br />
ausgekleidete Wände werden nach alter Tradition<br />
(seit 1767) mit stark salzhaltigem Wasser berieselt.<br />
Kurgäste schätzen die wohltuende Heilwirkung<br />
– es ist, als würden sie hier im Land des<br />
Hermann frische Meeresluft einatmen.<br />
NATÜRLICH SOLLTE ICH AUCH von der reichen Hansestadt<br />
Lemgo erzählen, die in den Jahrzehnten vor<br />
dem Dreißigjährigen Krieg ihre Glanzzeit erlebte.<br />
Bis heute ist die historische Altstadt mit den zahlreichen<br />
Baudenkmälern aus dem Mittelalter und<br />
der Renaissance außergewöhnlich gut erhalten.<br />
Zum Beispiel das prachtvolle, siebenstöckige Bürgerhaus,<br />
Breite Straße 19. Allerdings spielte sich<br />
hinter der Fassade mit all den Figürchen, Säulen<br />
und Schnitzereien im Stil der Weserrenaissance<br />
ein düsteres Kapitel der Stadtgeschichte ab – die<br />
Immobilie ist als »Hexenbürgermeisterhaus« berühmt-berüchtigt.<br />
Während der Amtszeit von Bürgermeister<br />
Hermann Cothmann (1667 bis 1683)<br />
nämlich wurden rund 100 Menschen, überwiegend<br />
Frauen, der Hexerei bezichtigt und hingerichtet.<br />
Allein in seinem ersten Amtsjahr ließ der<br />
Unerbittliche 37 Urteile vollstrecken. Im »Folterkeller«<br />
sind grausige Utensilien wie Streckbank &<br />
C0. ausgestellt – das Hexenbürgermeisterhaus ist<br />
seit 1926 das Städtische Museum Lemgo.<br />
JEDEN MITTWOCH (und Samstag) ist Markttag in<br />
Lemgo. Zufallsbegegnung mit Annette Diekmann.<br />
Aus ihrem Verkaufswagen bietet sie Pickert an.<br />
Pickert – das ist das Nationalgericht in Ostwestfalen,<br />
eigentlich eine Arme-Leute-Speise, aber<br />
lecker. Jeder kennt dieses Gericht aus Kartoffeln,<br />
Mehl, Milch, Eiern, Hefe und Salz, fast jede<br />
Familie hat ihr eigenes überliefertes Rezept. Umso<br />
erstaunlicher ist Annette Diekmanns Erfolg. Sie,<br />
Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft, hat nämlich<br />
ein kleines Pickertimperium geschaffen.<br />
Es wurde aus der Not geboren. Vor 30 Jahren stand<br />
sie plötzlich mit drei kleinen Kindern und dem Hof<br />
alleine da – Trennung. Was also tun? Sie zimmerte<br />
sich einen Stand aus Pappelholz, baute den auf<br />
Wochenmärkten auf und bot frisch zubereiteten<br />
Pickert an. 2003 machte die EU einen Strich durch<br />
die Rechnung: »Frischei-Verordnung«, strenge<br />
Hygienevorschriften. Die geforderte Kühlkette<br />
einhalten? Ging nicht. Also begann sie an einer<br />
Pickertbackmischung zu tüfteln, testete auf den<br />
Märkten, verfeinerte die Rezeptur. Längst ist ihr<br />
Produkt mit der DLG-Medaille in Gold ausgezeichnet,<br />
verkauft sich in ihrem Shop, im Hofladen und<br />
in Supermärkten. Und Annette Diekmann, die clevere<br />
Powerfrau, ist zur kulinarischen Botschafterin<br />
geworden – als »Pickertmädel«.<br />
EIN FRÜHER MONTAGABEND in Strate<br />
̓s Brauhaus (»Lippisch. Ehrlich.<br />
Gut.«). In Detmolds zweitältesten<br />
Fachwerkhaus (anno<br />
1550) trifft man sich gerne<br />
zum Bierchen, bestellt die<br />
»Braumeisterpfanne« oder<br />
Pickert und genießt das<br />
stilvoll-gemütliche Ambiente.<br />
Gerade kommt mein<br />
»Tasting-Brett« mit vier 0,1-<br />
Gläschen: Pilsener, Kellerbier,<br />
Zwickel und Thusnelda.<br />
Am Nachbartisch setzt<br />
sich ein junger Mann zu seinen<br />
zwei Freunden. Zur Begrüßung<br />
läuft ein Gesprächsgeplänkel,<br />
das ich gerne dokumentieren<br />
möchte – weil es wohl<br />
einigermaßen typisch ist.<br />
»Wie is?«<br />
»Muss.«<br />
»Und selbst?«<br />
Auch die drei müssen lachen. Wie gut, dass das<br />
Feierabendtrio rasch zu ergiebigerem Stoff findet.<br />
Und tatsächlich fragt einer irgendwann in die Runde:<br />
»Mensch, sollten wir nich mal wieder hoch<br />
zum Hermann?«<br />
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
ALEXANDRA SCHLENN-<br />
STEDT, AUTORIN (»111 ORTE<br />
IN OSTWESTFALEN-LIPPE, DIE<br />
MAN GESEHEN HABEN MUSS«):<br />
Die Region Ostwestfalen-Lippe begeistert<br />
mich, weil sie so vielfältig ist: Hier<br />
findet man einzigartige Natursehenswürdigkeiten<br />
(Externsteine) und wunderschöne<br />
historische Altstädte (Lemgo, Detmold).<br />
Außerdem bietet die Museenlandschaft<br />
Einzigartiges wie das größte Computermuseum<br />
der Welt oder ein Zigarrenmuseum. Mein<br />
Tipp: ein Ausflug nach Höxter, wegen der<br />
Landesgartenschau <strong>2023</strong> für einen Besuch<br />
von Schloss Corvey. In der imposanten<br />
Benediktinerabtei ist die Fürstliche<br />
Bibliothek mit ihren<br />
74 000 Büchern ein ganz<br />
besonderes Highlight.<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 47
Wanderziele<br />
im Land des Hermann<br />
Sieben Beispiele, die nach höchstem Standard zertifiziert sind<br />
Verbindet Natur und Kultur: der<br />
Staff Landschaftspark bei Lemgo<br />
48 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
ANDERER WÜNSCHEN abwechslungs- und aussichtsreiche<br />
Wanderwege in natürlicher Umgebung, eine zuverlässige Markierung<br />
sowie eine gute Infrastruktur am Wanderweg – dies alles<br />
finden sie im Land des Hermann mit seinen 16 »Qualitätswegen Wanderbares<br />
Deutschland«. Mehr noch: Die ganze Region (mit über 100 Wanderwegen)<br />
ist seit Kurzem vom Deutschen Wanderverband als Qualitätsregion Wanderbares<br />
Deutschland zertifiziert.<br />
Um den Wünschen der Wanderer gerecht zu werden, hat der Deutsche Wanderverband<br />
Standards und Qualitätskriterien entwickelt. Diese Kriterien machen die Attraktivität<br />
eines Wanderwegs und einer Region messbar. Im Land des Hermann ist also alles bereitet<br />
für einen unbeschwerten Wanderurlaub.<br />
Wer längere Touren favorisiert, hat die wunderbare Wahl zwischen Etappen auf den<br />
Hermannshöhen, von Rheine bis zu den Externsteinen auf dem Hermannsweg und<br />
dann weiter auf dem Eggeweg bis Marsberg. Oder auf dem Hansaweg (X9), Europäischen<br />
Fernwanderweg E1 oder Mehrtagestouren durch das lippische Bergland.<br />
Thementouren führen nicht nur durch die Natur, sondern gerne auch durch die Geschichte,<br />
während kürzere Entdeckertouren (zertifiziert als »Qualitätsweg Wanderbares<br />
Deutschland – entdeckertour«) vor allem auch auf Kinder zugeschnitten sind und<br />
unterwegs reichlich Erlebnis bieten.<br />
Was immer gilt: Alle ausgewiesenen Touren im Land des Hermann sind bestens beschildert,<br />
damit Orientierung auch ohne Karte möglich ist. Unterwegs und am Ziel ist für Einkehrmöglichkeiten<br />
gesorgt. Außerdem haben zahlreiche Gastgeber eine Zertifizierung<br />
als »Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland« erhalten. Sie wollen, dass sich<br />
Wanderer in ihren Betrieben wohlfühlen, es gibt Ablagen und Trockenräume für Wanderschuhe,<br />
Infomaterial und eine Wanderapotheke. Wer Verpflegung für den nächsten<br />
Tag wünscht, kann ein Lunchpaket bestellen. Und natürlich geben die Gastgeber gerne<br />
Tipps zu den Wegen – und zum Land des Hermann und den vielen Ausflugszielen.<br />
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
Fotos: LTM GmbH/F. Grawe (1), Touristikzentrum Westliches Weserbergland (1)<br />
1<br />
Hansaweg<br />
WAS FÜR EIN WEG. Unterwegs erreichen Wanderer<br />
drei Hansestädte: Herford, Lemgo und<br />
Hameln. Diesen mittelalterlichen Städten<br />
sieht man noch ihren früheren Wohlstand<br />
deutlich an – und alle drei haben ihre ganz<br />
eigene Geschichte zu erzählen.<br />
In Herford, dem Ausgangspunkt des<br />
Hansawegs, erinnert ein Denkmal an Wittekind,<br />
den legendären Widersacher Karls<br />
des Großen. Nach dem Sieg des späteren<br />
Kaisers und der christlichen Missionierung<br />
wurde hier 789 das erste sächsische Frauenkloster<br />
gegründet, das als eine Keimzelle<br />
der Stadt gilt. Neben<br />
gotischen Kirchen<br />
prägt auch das innovative<br />
Museum »MARTa«<br />
das Stadtbild.<br />
Lemgo zählt zu den<br />
schönsten Fachwerkstädten bundesweit.<br />
Da der historische Stadtkern im Zweiten<br />
Weltkrieg verschont wurde, blieb bis heute<br />
der städtebauliche Gesamtcharakter aus<br />
der Zeit der Renaissance erhalten.<br />
Und schließlich Hameln, nach 75 Kilometern<br />
Zielort des traditionellen Hansawegs.<br />
Wegeschild<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 49
Wanderziele<br />
Auch die Rattenfängerstadt bewahrte den größten Teil ihres<br />
historischen Fachwerkkerns.<br />
Von der Werre (im westlichen Lipper Bergland) bis zur Werra<br />
(Quellfluss der Weser) – für den Hansaweg setzen Wanderer<br />
meist sechs Etappen (mit Übernachtungen) an. Eine wie Brinja<br />
Weiglein absolvierte die 75-km-Tour in einem Rutsch. Die<br />
Fitnesstrainerin aus Obernkirchen (bei Bückeburg)<br />
sagt: »Nicht allein die Streckenlänge<br />
reizte mich, ich habe ja schon<br />
mehrere Megamärsche absolviert<br />
und suche Herausforderungen. Der<br />
Hansaweg ist zu meinem Lieblingswanderweg<br />
geworden. Die einzelnen<br />
Etappen habe ich alle schon<br />
mehrmals zurückgelegt. Aber alle<br />
am Stück – noch nie.« Im Mai vor<br />
zwei Jahren startete sie ihr »Abenteuer<br />
Hansaweg« und notierte ihre Erfahrungen in<br />
einem Blog (»Die Hansaweg-Story«). Hier Auszüge daraus:<br />
Die erste Etappe. Munter von Herford nach Bad Salzuflen. Ich<br />
durchquere fröhlich die schönen Parkanlagen, das Rauschen<br />
der Werre begleitet mich, bis ich mich dem Waldrand nähere.<br />
Ich begehe die erste Steigung. Der Weg führt gut beschildert<br />
auf eine höherliegende Freifläche zum Bismarckturm Herford.<br />
Dort geht es leicht bergab rechts in den Wald. Ein paar Holzskulpturen<br />
geleiten den Weg. Nach einer Weile überquere ich<br />
auf einer Brücke die Autobahn A2 und gelange in das nächste<br />
Tal. Eine beleuchtete Waldparkanlage und ein Wildtiergehege<br />
zeichnen den Weg zum Kurpark Bad Salzuflen.<br />
Die zweite Etappe. Von Bad Salzuflen zur Hansestadt Lemgo<br />
(15,3 km). Vom Kurpark geht es auf einem verwunschenen<br />
Pfad zum Stumpfen Turm. Erneuter Anstieg auf den Kamm des<br />
nächsten Berges. Links kann ich die Porta entdecken, zu meiner<br />
Rechten der Bismarckturm Bad Salzuflen. Ich trete aus dem<br />
Wald heraus, erblicke über die Felder das Bergrestaurant Hollenstein,<br />
später die Bergkirchener Kirche. Ich wandere durch<br />
das Dörfchen Entrup Richtung Lemgo. Das nächste Waldstück<br />
bietet angenehme Holzstege, gefolgt von den großen Försterteichen<br />
mit zahlreichem Wassergeflügel. Bald schließt sich ein<br />
harter Anstieg an und führt zum Aussichtsturm Lemgo.<br />
Die dritte Etappe. Von Lemgo nach Dörentrup/OT Hillentrup<br />
wanderbares<br />
deutschland<br />
Zertifiziert durch den Deutschen Wanderverband<br />
Q UALITÄTSWEG<br />
Brinja Weiglein<br />
START/ZIEL: Herford/Hameln<br />
LÄNGE: 74,6 km<br />
HÖHENMETER: ▲ 1166 m ▼ 1003 m<br />
SCHWIERIGKEIT: mittel<br />
MEHR INFO: www.hansaweg.de;<br />
www.land-des-hermann.de<br />
(9,4 km). Es wartet ein ziemlich steiler Abstieg. Dann geht es<br />
auf Wirtschaftswegen nach Hillentrup. Linker Hand zeigen sich<br />
terrassenartig angelegte Teiche. Die Hillentruper Kirche, kleine<br />
Gässchen und ein interessanter Bachlauf markieren den Ort,<br />
ein kleines Café bietet die Möglichkeit zur Verpflegung.<br />
Die vierte Etappe. Von Dörentrup/OT Hillentrup ins Extertal<br />
(13,2 km). Wieder bergauf, hoch zum Steinberg. Ich wandere am<br />
Waldrand entlang, vorbei an Feldern, auf Hohlwegen, tauche in<br />
den Nadelwald ein. Die Bäume spenden ein angenehmes Gefühl<br />
von Frische, und der Duft des Waldes – einfach herrlich.<br />
Auf dem Steinberg ein traumhafter Panoramablick. Im Süden<br />
lässt sich die Spitze vom Hermannsdenkmal bei Detmold erahnen.<br />
Mein Tipp: Packt ein Fernglas ein. Der Abstieg erfordert<br />
Trittsicherheit, wegen der vielen Wurzeln auf dem Weg.<br />
Die fünfte Etappe. Vom Extertal nach Aerzen (13,6 km). Von<br />
Beginn an fühle ich mich eins mit der Natur, die Aussichten<br />
und Wälder sind einfach superschön. Langsam merke ich<br />
Hansestadt Lemgo<br />
Unterwegs: Impressionen vom Hansaweg<br />
meine Füße. Wald, Felder und dann wieder ein Wald-Feld-Mix<br />
rauf zur Hohen Asch. Ich steige die 70 Stufen auf den Turm.<br />
Wunderbarer Rundumblick. Der Abstieg nach Rheine dauert<br />
ein Weilchen. Krasser Anstieg zum Hochplateau. Ein Stück auf<br />
dem Kamm, runter zum Südhang am Waldrand entlang, zum<br />
Zwischenziel Waldquelle in Aerzen.<br />
Die letzte Etappe. Noch 12,2 km bis Hameln. Wieder Felder<br />
und Wälder. Ich strecke meine Arme aus, atme bewusst und<br />
ruhig, voller Vorfreude auf den Zieleinlauf. Die letzte Steigung<br />
meines Abenteuers. Bei Einbruch der Dunkelheit erreiche ich<br />
den Klütturm, schaue hinunter auf die beleuchtete Rattenfängerstadt<br />
Hameln – und bin einfach nur happy. Weil der Hansaweg,<br />
den ich gerade im Ganzen geschafft habe, noch mehr<br />
seine vielfältige Schönheit entfaltet.<br />
50 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
2<br />
Aktiver Rucksack<br />
UNTERWEGS werden vor allem Kinder<br />
ihren Spaß haben. Denn Oerlinghausen<br />
ist reich gesegnet mit archäologischen<br />
Fundstellen. Ausgerüstet mit<br />
einem Archäologierucksack (kann im<br />
Archäologischen Freilichtmuseum gegen<br />
Pfand ausgeliehen werden), geht<br />
es auf eine familientaugliche Tour.<br />
Zwischen durch warten Überraschungen.<br />
Da können die Sachen aus dem<br />
Gute Aussichten: Oerlinghausen Rucksack ausprobiert werden, etwa<br />
beim Bau eines Steinzeitmessers<br />
oder eines vorgeschicht lichen Würfelspiels aus Schafsfußknochen.<br />
Die Tour führt um den Barkhauser Berg herum, auf<br />
dessen Ausläufer das Freilicht museum gebaut ist. Hier wird<br />
Vorgeschichte lebendig. Vorbei an einer steinzeitlichen und<br />
einer germanischen Fundstelle geht es zunächst an mächtigen<br />
Buchen vorbei in das Naturschutzgroßprojekt Senne, einem<br />
einzigartigen Naturraum, der als ein Hotspot der Biodiversität<br />
besonders schützenswert ist.<br />
In dieser Gegend wurden immer wieder<br />
reiche bronzezeitliche Grabfunde gemacht. Danach<br />
erleben Wanderer einen schroffen Biotopwechsel: von<br />
der sandigen Landschaft in einen märchenhaften Perlgras-<br />
Buchen wald. Zuletzt werden ein mächtiger Steinbruch und<br />
das Schwimmbad passiert, ehe der Aus gangspunkt Museumsparkplatz<br />
erreicht wird.<br />
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
START/ZIEL: Archäologisches Freilichtmuseum,<br />
Am Barkhauser Berge 2 – 6<br />
LÄNGE: 6 km, 1:40 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 115 m ▼ 115 m<br />
SCHWIERIGKEIT: leicht<br />
MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />
Fotos: Brinja Weiglein (3), Adobe Stock/Frank (1), LTM GmbH/F. Grawe (2)<br />
DUFTENDE KIEFERN, Waldpfade, säuselnde Bäche, schönste<br />
Aussichten – und das Allerbeste: Auf der 17 Kilometer langen<br />
KlimaErlebnisRoute Velmerstot können Wanderer nebenbei<br />
noch vieles über die Wechselwirkungen von Wetter, Klima und<br />
Luftqualität auf den Körper erfahren. An insgesamt 18 Erlebnispunkten<br />
wird deutlich, wie sich die Klimaverhältnisse aus<br />
früheren Zeiten heute in der Landschaft widerspiegeln, wie die<br />
heutigen Klimabedingungen Flora und Fauna, aber auch den<br />
Menschen beeinflussen – und was der Klimawandel mit der<br />
Landschaft machen wird.<br />
Am Waldrand, nördlich von Veldrom und Feldrom, beginnt die<br />
Tour mit einem ordentlichen Anstieg. Eine Holzbrücke führt<br />
über den Silberbach. Dann geht es hoch zur Lippischen Velmerstot,<br />
einem herrlichen Aussichtspunkt. Eine Bank lädt zur<br />
Rast. Die nächsten Kilometer verlaufen ohne nennenswerte<br />
Steigungen durch das Naturschutzgebiet Egge-Nord. Nach<br />
den Höhenmetern aufwärts geht es nun hinab nach Kempen<br />
und auf der anderen Seite wieder hinauf in den Wald zurück.<br />
Die heftigsten Steigungen sind nun geschafft, jetzt umgibt ein<br />
»Märchenwald« die Wanderer. An der Schutzhütte Ebersberg<br />
wäre Gelegenheit zu einer letzten Pause, ehe schließlich der<br />
Ausgangspunkt der Tour erreicht wird.<br />
3<br />
KlimaErlebnisRoute Velmerstot<br />
Aussichtspunkt: Lippische Velmerstot<br />
START/ZIEL: Wanderparkplatz Buchenberg<br />
in Veldrom (Nähe Kattenmühle)<br />
LÄNGE: 17,4 km, 4:30 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 353 m ▼ 353 m<br />
SCHWIERIGKEIT: schwer<br />
MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 51
Wanderziele<br />
WANDERER, wenn du am Wichtel stehst, wirst du gleich zweimal<br />
Herausragendes erblicken können: das Hermannsdenkmal<br />
und in entgegengesetzter Richtung die Porta Westfalica<br />
mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Der Taller Wichtel ist der<br />
erste markante Wegpunkt (mit Sitzgruppe und Infotafel) auf<br />
der Taller Bergrunde, einer Tour für sportliche Wanderer, die<br />
Lust auf abwechslungsreiche Landschaften mit wundervollen<br />
Ausblicken haben. Teils auf naturnahen Wegen und verschlungenen<br />
Pfaden geht es in Osterhagen querwaldein, weiter<br />
4<br />
Taller Bergrunde<br />
über den Albernberg und durch Niederntalle. Talle, ein Ortsteil<br />
der Gemeinde Kalletal (1050 Einwohner), hat sich auch<br />
als Märchendorf einen Namen gemacht. Zeugen sind ein<br />
lebensgroßer gestiefelter Kater am Buswendeplatz, ein aus<br />
Stein gehauener Froschkönig am Dorfbrunnen oder liebevoll<br />
gestaltete Märchenfliesen am Dorfgemeinschaftshaus.<br />
Und beim örtlichen Fußballverein TUS Talle von 1923 e. V.<br />
spielte mal ein gefürchteter Mittelstürmer (sein Spitzname:<br />
»Acker«) mit, der später eine märchenhafte Karriere hinlegte<br />
und Bundeskanzler wurde: Gerhard Schröder.<br />
Taller Wichtel<br />
START/ZIEL: Wanderparkplatz,<br />
Im Hagen, Osterhagen<br />
LÄNGE: 7 km, 2:15 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 217 m ▼ 217 m<br />
SCHWIERIGKEIT: schwer<br />
MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />
NATÜRLICH sind die beeindruckenden Externsteine, sie sind<br />
Start- und Zielpunkt auf diesem Rundweg, kaum mehr zu<br />
toppen. Die 6,4 Kilometer lange Blaubeerroute (ehemals<br />
hieß sie Bärensteinroute) hat aber noch mehr zu bieten. Sie<br />
führt durch das 127 Hektar große Naturschutzgebiet mit lichten<br />
Mischwäldern, Blaubeer- und Besenheideflächen – eine<br />
facettenreiche Naturlandschaft. Knorrige Eichen der Hutewälder<br />
sind Zeitzeugen, denn vor rund hundert Jahren wurde<br />
hier noch das Hausvieh der Bevölkerung von Holzhausen gehütet.<br />
Heute halten die Schafe und Ziegen der Biologischen<br />
Station Lippe die Heideflächen frei. Entlang des Quellflusses<br />
der Wiembecke tauchen Wanderer in völlige Ruhe ein und<br />
können nur dem Gesang der Vögel lauschen. Am Bärenstein<br />
sowie an den Externsteinen gibt es Einkehrmöglichkeiten für<br />
hungrige Wanderer. Am Oberen Teich (bei den Externsteinen)<br />
und dem Unteren Teich (nahe dem Parkplatz) fühlen<br />
sich verschiedenste Wasservögel wohl, auch der Graureiher<br />
lässt sich hier gerne sehen. Kein Wunder, dass die wunderbare<br />
Blaubeerroute in der Kategorie Tagestour dieses Jahr<br />
als »Deutschlands Schönster Wanderweg« nominiert ist.<br />
5<br />
Blaubeerroute<br />
Naturdenkmal: die Externsteine<br />
START/ZIEL: Parkplatz Externsteine<br />
LÄNGE: 6,24 km<br />
HÖHENMETER: ▲ 310 m ▼ 239 m<br />
SCHWIERIGKEIT: mittel<br />
MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />
52 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
Fotos: Sabine Stock (1), Adobe Stock/Frank (1), LTM GmbH (1)/F. Grawe (3), Teutoburger Wald Tourismus/Dominik Ketz (1)<br />
Försterteiche-Staffpark<br />
DER STAFF LANDSCHAFTSPARK nahe Lemgo verbindet auf spannende<br />
Weise Kunst und Natur. Typische regionale Elemente<br />
sind Teil des Konzepts dieses öffentlichen Naherholungsraums,<br />
den die gemeinnützige Staff-Stiftung vor 30 Jahren<br />
auf den Weg brachte und der seither stetig ausgebaut wird.<br />
Ein Trip auf dem Rundwanderweg Försterteiche-Staffpark,<br />
angenehme fünf Kilometer lang, macht wirklich Spaß. Urige<br />
Bohlenwege, Wildblumen<br />
sowie malerische<br />
Teiche und natürlich<br />
die Kunstprojekte<br />
unterwegs bescheren<br />
ein kurzweiliges Erlebnis.<br />
Einstieg ist der Parkplatz<br />
»Unter den Eichen«<br />
– mitten in das<br />
Waldgebiet. Dann ein<br />
Försterteiche im Staff Landschaftspark<br />
Schlenker über Holzstege,<br />
die trockenen Fußes über den Radsieksbach und kleine<br />
Tümpel bringen. Durch schattigen Wald geht es weiter zu<br />
DER GUT 5 KILOMETER LANGE NABU-Lehrpfad, eine zertifizierte<br />
»Entdeckertour«, die am Parkplatz Stallscheune in<br />
Schwelentrup (Gemeinde Dörentrup) startet und endet, bietet<br />
neben reizvollen Aussichten auf sieben Tafeln Wissenswertes<br />
zur nordlippischen Landschaft, Natur und Vogelwelt<br />
rund um das Dorf. Normalerweise treffen Wanderer unterwegs<br />
auch Schafe, die auf Weiden mümmeln, oder Schweine.<br />
Dörentrups Ortsteile Schwelentrup und Hillentrup haben<br />
sich als »Dorf der Tiere« etabliert. Ein Verein setzt sich für<br />
ein Miteinander von Mensch und Tier ein, einige Bauern halten<br />
vom Aussterben bedrohte Haustierrassen.<br />
Der Weg führt auf einen alten Kirchweg vorbei an einigen<br />
Höfen, später hauptsächlich durch den Wald und über Feldwege.<br />
Nach den leichten Anstiegen öffnet sich immer wieder<br />
der Blick auf Schwelentrup. Besonders an der sogenannten<br />
Friedenseiche lädt eine Bank zu einer Rast ein. Auf Tafeln am<br />
Wegesrand wird Naturfreunden alles über Lebensräume am<br />
und im Weiher, dem Wegrain, dem artenreichen Laubwald,<br />
dem Bachlauf und der Hecke erklärt.<br />
6<br />
7<br />
den Försterteichen, einem Feuchtbiotop<br />
und einer Naturwaldzelle –<br />
schönste Natur. An einem Wildschweingehege<br />
vorbei führt der Weg schließlich zum<br />
Staff Landschaftspark. Markant und kunstvoll ragen hier einige<br />
Eichenstämme in die Höhe. Im Rahmen eines Kunstprojektes<br />
wurden die Bäume mit der Motorsäge zu Skulpturen<br />
(»Eichenkeimlinge«) bearbeitet. Von hier ist es nur noch ein<br />
kleines Stück zurück zum Ausgangspunkt der Tour.<br />
NABU-Naturlehrpfad<br />
Sikawildrudel im Wildgehege Försterweg<br />
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
Start/Ziel: »Unter den Eichen«<br />
(Heitkämpen 18) oder Parkplatz<br />
»Am Wildgehege«, Lüerdisser Weg<br />
LÄNGE: 4,9 km, 1:30 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 97 m ▼ 97 m<br />
SCHWIERIGKEIT: leicht<br />
MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />
START/ZIEL: Parkplatz Stallscheune<br />
Schwelentrup im Försterweg 6<br />
LÄNGE: 5,4 km, 1:30 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 153 m ▼ 153 m<br />
SCHWIERIGKEIT: leicht<br />
MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 53
Wanderziele<br />
Themenwege<br />
im Land des Hermann<br />
Auch kurze Wanderungen können große<br />
Erlebnisse bescheren – fünf Beispiele.<br />
Wurde im 13.Jahrhundert gegründet:<br />
Das Zisterzienserkloster Falkenhagen<br />
54 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
8<br />
Klosterweg Falkenhagen<br />
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
WAS FÜR EIN geschichtsträchtiger Ort. Das im 13. Jahrhundert<br />
gegründete Zisterzienserkloster Falkenhagen bei Lüdge ist<br />
das erste Kloster auf lippischem Boden. Das Ensemble mit der<br />
Klosterkirche aus dem 15. Jahrhundert und dem zweigeschossigen<br />
Dormitorium von 1509, dem ältesten Fachwerkbau der<br />
Region, ist noch gut erhalten. Ein Besuch lohnt immer. Und der<br />
kurze, beliebte Klosterweg (4,7 km) ist ideal, um das Fluidum<br />
kennenzulernen.<br />
Der Weg führt entlang ehemaliger Klosterteiche zu einer Schutzhütte<br />
mit großer Landschaftsliege – Einladung zu einer kleinen<br />
Pause. Unterwegs präsentiert sich eine reizvolle Landschaft.<br />
Ein Highlight: die Klosterhütte. Sie wurde auf einem Drehkreuz<br />
errichtet und kann mithilfe eines Steuerrads um 360 ° gedreht<br />
werden. So haben Wanderer rundum<br />
freie Sicht auf Falkenhagen und das<br />
Kloster, aber auch auf den Ith und Köterberg.<br />
Doch es gibt noch mehr zu entdecken: eine<br />
Vogeluhr, ein Biotop und ein Hochbehälter speziell für Fledermäuse.<br />
START/ZIEL: Kloster Falkenhagen<br />
LÄNGE: 4,9 km, 1:20 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 85 m ▼ 85 m<br />
SCHWIERIGKEIT: leicht<br />
MEHR INFO: wwww.land-des-hermann.de<br />
Fotos: Markus Kleinsorge (1), LTM GmbH (1), LTM GmbH/F. Grawe (1)<br />
9 10<br />
Augustdorfer<br />
Dünenpfad<br />
Aussichtspunkt:<br />
Dünenpfad<br />
HEIDSCHNUCKEN, Wildrinder und Exmoorponys, Binnendünen,<br />
sandige Bäche und blühende Heide – so etwas<br />
erwartet hier wohl kaum einer. Doch all das bietet die Senne,<br />
ein ausgedehntes Sandgebiet am Südwesthang des<br />
Teutoburger Waldes, sie ist die größte zusammenhängende<br />
Heidelandschaft Nordrhein-Westfalens mit vielfältiger<br />
Flora und Fauna. Während der Eiszeit haben Gletscher den<br />
Sandstein zerrieben. Ein schützenswerter<br />
Naturraum mit 901<br />
Tier- und Pflanzenarten, die auf<br />
der Roten Liste stehen.<br />
Dieses einzigartige Naturgroßprojekt<br />
können Wanderer auf dem<br />
gut vier Kilometer langen Augustdorfer<br />
Dünenpfad aktiv für sich erschließen. Durch das<br />
faszinierende Biotop führt ein verlässliches Orientierungsund<br />
Informationssystem, Infotafeln an prägnanten Aussichtspunkten<br />
erklären die besondere Geologie.<br />
Natur & Kultur<br />
um Wendlinghausen<br />
MIT SEINER VERSPIELTEN ARCHITEKTUR,<br />
den geschwungenen Giebeln und dekorativen<br />
Türmchchen und seinem beeindruckenden<br />
Landschaftspark, zählt<br />
das Schloss und Gut Wendlinghausen<br />
südlich von Dörentrup zu den prachtvollsten<br />
Beispielen der sogenannten<br />
Weserrenaissance aus den Anfängen<br />
des 17. Jahrhunderts. Erbauer war einst Hilmar der Jüngere<br />
von Münchhausen. Münchhausen? Richtig, einer seiner<br />
Nachfahren, Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen,<br />
machte sich später als »Lügenbaron« unsterblich.<br />
Ein knapp 6 Kilometer langer Rundweg führt über das<br />
Schlossgelände mit Zugang zum Schlosspark. Anschließend<br />
geht es durch Felder und Wälder mit schönen Ausblicken.<br />
Ein Infopunkt macht erneuerbare Energien erlebbar.<br />
Wärme aus der Biogasanlage, Strom aus Fotovoltaik<br />
und Windenergie werden in kurzen Filmen erklärt.<br />
Schlosspark Wendlinghausen<br />
START/ZIEL: Heidehaus,<br />
Dachsweg 1, 32832 Augustdorf<br />
LÄNGE: 4,1 km, 1 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 11 m ▼ 11 m<br />
SCHWIERIGKEIT: leicht<br />
MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />
START/ZIEL: Innovationszentrum Dörentrup,<br />
Energiepark 2, 32694 Dörentrup<br />
LÄNGE: 5,9 km, 1:30 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 138 m ▼ 138 m<br />
SCHWIERIGKEIT: leicht<br />
MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 55
Wanderziele<br />
Therapeutischer Wanderweg Lage-Hörste<br />
DIESER 5,3 KILOMETER LANGE RUNDWEG nördlich vom ländlichen<br />
Luftkurort Lage-Hörste wurde speziell für ambulante Herzgruppen<br />
eingerichtet. Die sichere Wegeführung in naturbelassener<br />
Umgebung und moderate Anstiege lassen<br />
kontrollierte »Anstrengung« zu. Therapeutisches<br />
Wandern dient der Kräftigung des<br />
Herz-Kreislauf-Systems sowie des aktiven<br />
und passiven Bewegungsapparates. Natürlich<br />
sind auch Wanderer aller Altersgruppen<br />
auf dem Weg willkommen.<br />
Unterwegs bieten sich – neben schönsten<br />
Ausblicken über die Hörster Egge – sieben Messpunkte<br />
an, um zwischendurch immer wieder den Puls kontrollieren zu<br />
Therapeutischer Wanderweg Lage<br />
11<br />
können. Wertvolle Tipps rund um Bewegung und ein gesundes<br />
Herz-Kreislauf-System, die von der Deutschen Herzstiftung<br />
e.V. zusammengestellt wurden, können zusätzlichen Mehrwert<br />
für die Gesundheit bringen.<br />
START/ZIEL: Wanderparkplatz lutspann,<br />
Hiddentrupper Str. 85, 32791 Lage<br />
LÄNGE: 5,3 km, 1:45 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 94 m ▼ 94 m<br />
SCHWIERIGKEIT: mittel<br />
MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />
12<br />
Wandern ohne Barriere<br />
BARRIEREFREIHEIT – stimmt ̓s, dieses Thema ist für die meisten<br />
von uns eher untergeordnet? Bis plötzlich eine nahestehende<br />
Person oder man selbst in seiner Mobilität eingeschränkt ist.<br />
Wer schon mal lediglich einen<br />
Bänderriss oder ein Gipsbein hatte,<br />
weiß solche Sachen wie einen<br />
Lift, einen barrierefreien Eingang<br />
ins Museum oder eine Bank im<br />
Park zu schätzen.<br />
Barrierefreie Angebote werden<br />
natürlich vor allem von Menschen<br />
geschätzt, die auf den Rollstuhl<br />
angewiesen sind – und sich<br />
Tiergehege im Kurpark<br />
Bad Salzuflen<br />
Kurpark Bad Salzuflen<br />
gleichwohl gerne in der Natur bewegen<br />
möchten. Das traditionelle<br />
Staatsbad Bad Salzuflen kann<br />
– neben dem Reichtum an Thermalquellen,<br />
den drei Flügeln des<br />
ErlebnisGradierwerks (»Nordseeluft<br />
für OstWestfalen«), zehn ausgewiesenen<br />
Wanderwegen und<br />
zwei Vitalwanderwegen – noch<br />
ein attraktives Angebot bieten:<br />
einen 3,6 Kilometer langen barrierefreien<br />
Wanderweg durch den<br />
120 Hektar großen Kur- und Landschaftspark.<br />
Apropos Kurpark: Der wurde vor fünf Jahren anlässlich des<br />
200-jährigen Jubiläums als fürstliches Soleheilbad komplett<br />
neugestaltet, ebenso die denkmalgeschützte Wandelhalle,<br />
in der Ausstellungen rund um die Themen Sole, Kneipp und<br />
Stadtgeschichte besucht werden können.<br />
Der in drei Abschnitte aufgeteilte Rundweg ist 3,6 Kilometer<br />
lang und praktisch ohne Steigungen. Dadurch ist er besonders<br />
für konditionsschwache und in ihrer Mobilität eingeschränkte<br />
Menschen gut passierbar, speziell mit Rollstuhl<br />
oder Rollator. Abschnitt 1 führt um den Kurparksee; Abschnitt<br />
2 geht längs der Salze zur Klinik am Burggraben und am anderen<br />
Ufer zurück. Abschnitt 3 umrundet das Wildgehege – hier<br />
sollten Rollstuhlfahrer aufgrund der Wegebeschaffenheit eine<br />
Begleitung mitnehmen.<br />
Der barrierefreie Weg ist gut markiert, Schautafeln erklären<br />
Besonderheiten am Wegesrand. Die Texte sind auch in Brailleschrift<br />
verfasst, sodass Sehbehinderte ebenfalls davon profitieren<br />
können.<br />
START/ZIEL: Bad Salzuflen/Kurparkeingang am See<br />
LÄNGE: 3,6 km, 1 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 24 m ▼ 24 m<br />
SCHWIERIGKEIT: leicht<br />
MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />
56 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
Fotos: Jaqueline Heger/Stadt Lage (1), Teutoburger Wald Tourismus/Dominik Ketz (2), AdobeStock/EUDPic (1)<br />
Mehrtagestouren<br />
im Land des Hermann<br />
Wer sich Zeit für drei, fünf oder noch mehr Etappen nimmt,<br />
13<br />
Europäischer Fernwanderweg E1<br />
DER EUROPÄISCHE FERNWANDERWEG E1 ist Teil des europäischen<br />
Wanderwegnetzes und verläuft vom Nordkap, dem<br />
nördlichsten Punkt, bis Salerno im Süden Italiens. Seine Gesamtlänge:<br />
gigantische 8000 Kilometer. Die Idee des 1969<br />
gestarteten Projekts: Europa durch ein Wanderstrecken-Netzwerk<br />
zu verbinden, um den kulturellen Austausch zu fördern.<br />
Durch Deutschland führen 1.900 Kilometer des E1 und durch<br />
das Land des Hermann wiederum 90 Kilometer – von Hameln<br />
nach Altenbeken.<br />
Dieser Abschnitt, der also im Weserbergland beginnt, führt<br />
von dort auf dem Hansaweg (X9) durch das nordlippische Bergland<br />
über Bösingfeld, Dörentrup nach Lemgo mit seiner historischen<br />
Altstadt. Auf dem Weg zum Teutoburger Wald wird die<br />
Residenzstadt Detmold passiert. Von hier geht es weiter zum<br />
kann die Region richtig kennenlernen. Sieben Beispiele<br />
Hermannsdenkmal und dann parallel zum Hermannsweg in<br />
Richtung Externsteine, wo sich der E1 und R1 treffen, also der<br />
Europaradweg. Die letzten Kilometer zum Zielort Altenbeken<br />
verlaufen parallel zum Eggeweg. Von dort führt der E1 weiter<br />
durchs Sauerland – bis nach Süditalien.<br />
START/ZIEL: Hameln/Altenbeken (jeweils Zentrum)<br />
LÄNGE: 90,7 km, 1 Tag 1 Std. 30 Min.<br />
HÖHENMETER: ▲ 437 m ▼ 61 m<br />
SCHWIERIGKEIT: mittel<br />
MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 57
Wanderziele<br />
14<br />
Burgensteig X2<br />
AUF DEN SPUREN VON RITTERN, Edelherren und Grafen: Der Burgensteig,<br />
X2, führt Wanderer auf 117 Kilometern durch das ehemalige<br />
Fürstentum Lippe – von Nord nach Süd, also von der Porta Westfalica,<br />
dem Gebirgstor zwischen dem Weser- und dem Wiehengebirge,<br />
bis zur Weserbrücke im Stadtkern<br />
Höxters.<br />
Unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmals<br />
geht es los, gleich einer der Höhepunkte,<br />
von denen unterwegs noch viele kommen.<br />
Auf den nicht immer ganz leichten fünf bis<br />
sechs Etappen durch das nordlippische<br />
Porta Westfalica<br />
Bergland, den Südosten Lippes und das<br />
15<br />
Cheruskerweg X3<br />
ES WAR HERMANN (Arminius), der den germanischen Stammesverband<br />
der Cherusker berühmt, ja zur Legende machte,<br />
als er mit seiner kleinen Armee im Jahre 9 n. Chr. drei<br />
römische Legionen besiegte. Ihm zu Ehren startet der 69<br />
Kilometer lange Cheruskerweg, ein Hauptwanderweg des<br />
Teutoburger-Wald-Verbands, natürlich am Hermannsdenkmal.<br />
Es geht durch den historischen Stadtkern<br />
von Detmold, vorbei am LWL-Frei-<br />
Hermannsdenkmal auf<br />
dem Cheruskerweg<br />
lichtmuseum, dem größten seiner Art in<br />
Deutschland, vorbei am Schloss Brake<br />
nach Lemgo. Der Cheruskerweg führt weiter<br />
Richtung Norden durch weite Wälder,<br />
zum Bergdorf Talle, hinauf zum aussichtsreichen<br />
Bonstapel (342 m) an der Grenze<br />
zur Stadt Vlotho bis Bad Oeynhausen (Kurpark,<br />
Werrebrücke, Schloss Ovelgönne)<br />
und durch den Kurpark Bad Oexen. Ziel ist<br />
schließlich der Wiehengebirgskamm. Wer<br />
noch weiter will, kann hier dem E11 oder dem Wittekindsweg<br />
auf dem Kamm des Wiehengebirges folgen.<br />
Corveyer Land gibt es ein ums andere Mal Schlösser<br />
(Barntrup, Schieder), Burgen (Sternberg, Schwalenberg,<br />
Herlingsburg), herrschaftliche Baudenkmäler<br />
und wunderbare architektonische Zeugen der Weserrenaissance<br />
zu bestaunen.<br />
START: Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Kaiserstr. 15,<br />
32457 Porta Westfalica<br />
ZIEL: Rathaus Höxter, Uferstr. 11, 37671 Höxter<br />
LÄNGE: 117,1 km (ohne Fährennutzung 127 km),<br />
1 Tag 10 Std. 15 Min. HÖHENMETER: ▲ 3247 m ▼ 3212 m<br />
SCHWIERIGKEIT: mittel<br />
MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />
16<br />
Weg der Blicke<br />
AUF NEUN ETAPPEN 136 Kilometer unbeschwert durch<br />
das nordlippische Bergland, immer dem schwingenden<br />
N nach: Der Weg der Blicke<br />
verbindet den Extertalpfad und<br />
den Kalletalpfad mit dem Dörentruper<br />
und Barntruper Rundweg.<br />
Hier ist der lippische Horizont<br />
weit. Unterwegs bieten sich immer<br />
wieder schönste Aussichten<br />
oder Einblicke, etwa in die<br />
Weg der Blicke<br />
urwüchsige Natur des Teimers, dem ältesten Naturschutzgebiet<br />
der Region (1. Etappe). In den Tälern liegen<br />
jahrhundertealte bruchsteingemauerte Gehöfte.<br />
Kristallklare Bäche bahnen sich ihren Weg durch Felder,<br />
Wiesen und Buchenwälder.<br />
Entlang des Wegs der Blicke weisen 18 Wandertafeln<br />
auf besondere Sehenswürdigkeiten hin: die Burg Sternberg,<br />
die Wallanlagen Alt-Sternberg und die wieder aufgebaute<br />
Windmühle in Bavenhausen, den Aussichtsturm<br />
auf der Hohen Asch, die stolzen Schlösser Varenholz,<br />
Barntrup und Wendlinghausen oder Schwelentrup,<br />
das Dorf der Tiere.<br />
START: Grotenburg 50, 32760 Detmold ZIEL: Wiehengebirgskamm<br />
(Anbindung E11, Wittekindsweg)<br />
LÄNGE: 69 km, 19:50 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 382 m ▼ 48 m<br />
SCHWIERIGKEIT: mittel<br />
MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />
START/ZIEL: je nach Etappe<br />
LÄNGE: 136,9 km, 55 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 384 m ▼ 52 m<br />
SCHWIERIGKEIT: mittel<br />
MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />
58 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
Fotos: Adobe Stock/Joel Wüstehube (1), Martina Berg (1); Teutoburger Wald Tourismus/Dominik Ketz (2), Teutoburger Wald Tourismus (1), Lippische Landeskirche/Robin Jähne (1),<br />
17<br />
Pilgern in Lippe<br />
PILGERN – in allen Religionen ist das eine uralte Tradition.<br />
Dabei ist der Weg das Ziel. Längst gehen nicht mehr nur Tiefgläubige<br />
oder Büßer auf Pilgerreise. In<br />
diesen hektischen Zeiten reizt das mehrtätige<br />
Wandern mit bescheidenem Gepäck<br />
immer mehr Menschen, sie wollen<br />
sich intensiv mit der Natur auseinandersetzen,<br />
auch mit ihrer Natur, und hoffen,<br />
zu sich selbst zu finden – und vielleicht<br />
Antworten auf wichtige Lebensfragen.<br />
Pilgern in oder nach Lippe – auch das<br />
hat eine lange Geschichte. Vor der Reformation<br />
gab es in der Region schon Orte<br />
mit jahrzehntelanger Wallfahrtstradition,<br />
Blomberg zum Beispiel mit seiner Klosterkirche.<br />
Heute laden in der Region über<br />
40 Kirchen, historische Stätten und Naturdenkmäler<br />
ein, dem kulturellen Erbe<br />
nachzuspüren. Auf der Seite www.outdooractive.com/de/<br />
pilgerwege/lippe/pilgerwege-im-kreis-lippe/2513386/ sind<br />
»Die 10 schönsten Pilgerwege im Kreis Lippe« gelistet.<br />
Ein weißer Fisch auf schwarzem Hintergrund weist den Weg<br />
des offiziellen lippischen Pilgerwegs, der sich in Westschleife<br />
(110 km), Ostschleife (82 km) und Westroute (ab Bielefeld,<br />
39 km) teilt.<br />
Die Weite der Felder genießen, im Wald die Stille fühlen, Kirchen<br />
als Ort der Ruhe und Kraft und der Begegnung erleben:<br />
Pilgern in Lippe führt von Kirche zu Kirche durch eine abwechslungsreiche<br />
Natur und reiche Kultur.<br />
Die Wegführung der Ostschleife erstreckt sich vom lippischen<br />
DIE LIPPISCHE ROSE, das Wappenzeichen des Adelsgeschlechts zur<br />
Lippe, weist immer schön den Weg. Der 58 Kilometer lange Lipperlandweg<br />
lässt Wanderer tief ins Typische der Region eintauchen.<br />
Es geht in drei Etappen von Lemgo, vorbei am<br />
Schloss Brake, durch das Naturschutzgebiet<br />
der Bergauen Richtung Dörentrup-Wendlinghausen,<br />
durch die Stille des Blomensteiner<br />
Waldes nach Selbeck, einem Ortsteil von Barntrup,<br />
zur »Nelkenstadt« Blomberg, schließlich<br />
nach Schieder, um den Schiedersee und bis<br />
zum Lüdger Ortsteil Elbrinxen, bekannt als<br />
Ausblicke am Köterberg<br />
Klosterkirche Blomberg<br />
18<br />
Lipperlandweg<br />
Beschilderung am Pilgerweg<br />
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
Südosten über Schieder, Schwalenberg,<br />
Falkenhagen, Elbrinxen<br />
und Lügde über die Kirchengemeinden<br />
im Norden Lippes (Barntrup,<br />
Sonneborn, Alverdissen,<br />
Hillentrup) bis nach<br />
Lemgo, Detmold, Heiligenkirchen, Berlebeck,<br />
Horn, Bad Meinberg und Reelkirchen.<br />
Die Westschleife führt bis in den<br />
Westen von Berlebeck, über Stapelage,<br />
Oerlinghausen bis Bielefeld. Und die<br />
Westroute verbindet die lippischen Pilgerwege<br />
mit den Jakobspilgerwegen in<br />
Bielefeld.<br />
Und dann wäre da noch der »Weg der<br />
Stille«, ein ökumenischer Pilgerweg<br />
von Schwalenberg über Marienmünster<br />
nach Corvey, der im lippischen Südosten<br />
die lippischen Pilgerwege mit dem<br />
Jakobspilgerweg in Höxter verbindet.<br />
Übrigens: Die Wege eignen sich von einer Halbtages- oder<br />
Tages- bis hin zur Mehrtagestour.<br />
START/ZIEL: Im Seligen Winkel, 32825 Blomberg<br />
LÄNGE: Ostschleife ca. 82 km, Westschleife ca. 110 km,<br />
Westroute ca. 39 km, 1 Tag 8 Std. 35 Min.<br />
HÖHENMETER: ▲ 392 m ▼ 96 m<br />
SCHWIERIGKEIT: mittel<br />
MEHR INFO: www.pilgern-in-lippe.de; www.land-des-hermann.de<br />
»Storchendorf«. Vorbei an der Klosteranlage Falkenhagen<br />
geht es die letzten fünf Kilometer steil bergauf<br />
– zum Köterberg, mit 495 m die höchste Erhebung in<br />
der Region. Da oben ist ein »Landschaftskino« mit<br />
Rahmen und Sitzbänken installiert – es bieten sich<br />
schöne Aussichten weit über den Teutoburger Wald,<br />
ins Eggegebirge und manchmal bis in den Harz.<br />
START: Alte Hansestadt Lemgo, Regenstorplatz,<br />
32657 Lemgo ZIEL: Köterberg, Lügde<br />
LÄNGE: 58 km, 16:50 Std.<br />
HÖHENMETER: ▲ 1162 m ▼ 871 m<br />
SCHWIERIGKEIT: mittel<br />
MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 59
Wanderziele<br />
INFO > LIPPE – LAND DES HERMANN<br />
DAS LAND DES HERMANN reicht von der Senne<br />
am südlichen Fuße des Teutoburger Waldes bis<br />
zum Weserbogen im Norden, vom lippischen<br />
Bergland im Osten bis zum Flach- und Hügelland<br />
im Westen. Das Hermannsdenkmal und<br />
die Externsteine sind die bekanntesten, aber<br />
nicht die einzigen kulturellen und touristischen<br />
Highlights. Viele Museen und kulturelle<br />
Einrichtungen, mittelalterliche Gassen und<br />
Gebäude in historischen Stadtkernen und<br />
natürlich das attraktive Angebot für Wanderer<br />
(und auch Radfahrer) machen die Qualitätsregion<br />
besonders interessant. Wegen der<br />
zahlreichen Kur- und Bäderorte wird sie auch<br />
als »Heilgarten Deutschlands« bezeichnet.<br />
Die Lippische Rose mit fünf<br />
roten Blütenblättern, den<br />
fünf goldenen (bzw. gelben)<br />
Kelchblättern sowie den<br />
Butzen ist das Symbol der Region.<br />
Die Lippische Rose war<br />
das Wappenzeichen der Edelherren zur Lippe.<br />
Das Fürstentum Lippe entstand 1789 durch<br />
Erhebung der Grafschaft Lippe zum Reichsfürstentum.<br />
Zunächst war das Fürstentum<br />
Lippe ein zum Niederrheinisch-Westfälischen<br />
Reichskreis zählendes Territorium im Heiligen<br />
Römischen Reich. Es überdauerte das Ende<br />
des Reiches für kurze Zeit im Rheinbund, bestand<br />
im 19. Jahrhundert im Deutschen Bund<br />
und im Deutschen Reich fort und wurde 1919<br />
in den Freistaat Lippe umgewandelt.<br />
LOHNENDE AUSFLUGSZIELE<br />
IM LAND DES HERMANN<br />
Durchatmen & Auftanken: Gemütliche<br />
Strandkörbe am Solestrand, (Kur-)Musik<br />
für die Seele, die Soletrinkkur am historischen<br />
Trinkbrunnen, eine Kneippinsel zum<br />
Erfrischen, Erlebnisausstellungen in der<br />
großen Kurhalle, diverse Bewegungskurse<br />
und natürlich das ErlebnisGradierwerk mit Aussichtsplattform<br />
– der vor Kurzem umgestaltete<br />
Kurpark in Bad Salzuflen ist zur echten Attraktion<br />
geworden. Und das Staatsbad Vitalzentrum<br />
(als »Haus der Gesundheit« gestartet) ist der<br />
medizinisch-therapeutische Mittelpunkt der<br />
traditionsreichen Kurstadt, der bereits 1488<br />
die Stadtrechte verliehen wurden.<br />
www.staatsbad-salzuflen.de<br />
Gastgeber<br />
• • • • • • • • • • • • • Wanderfreundliche • • • • • • • • • • • • •<br />
2<br />
3<br />
... finden Sie auf Seite 214!<br />
Gastgeber<br />
• • • • • • • • • • • • • Wanderfreundliche • • • • • • • • • • • • •<br />
SEHENSWERT<br />
IM LAND DES HERMANN<br />
1 Blick in die Brauerei Strate<br />
in Detmold<br />
2 Lippisches Landesmuseum<br />
3 Adlerwarte Berlebeck<br />
4 Das Junkerhaus in Lemgo<br />
1<br />
Universum der Biere: Am Rande der Detmolder<br />
Innenstadt können sich Besucher durch<br />
eine der schönsten Brauereien Deutschlands<br />
führen lassen, die seit 1863 in einem Gebäude<br />
in neugotischem Stil untergebracht ist. Die<br />
sehenswerte »Stratosphäre« wird aktuell von<br />
drei Frauen der Familie Strate geleitet.<br />
www.brauerei-strate.de<br />
Reise in die Vergangenheit: Das LWL-Freilichtmuseum<br />
Detmold ist mit 90 Hektar und 120<br />
historischen Fachwerkgebäuden das größte<br />
seiner Art in Deutschland. Hier kann man sich<br />
ein Bild davon machen, wie sie damals in der<br />
Region gelebt und gearbeitet haben – und dem<br />
Schmied, dem Bäcker oder der Töpferin über<br />
die Schulter schauen.<br />
www.lwl-freilichtmuseum-detmold.de<br />
Schatzkammer: Das bereits im Jahr 1835 gegründete<br />
Lippische Landesmuseum Detmold<br />
verfügt über eine umfangreiche Sammlung –<br />
von Funden aus der Steinzeit über historisches<br />
Spielzeug, Möbel und Kleider. Highlight ist<br />
die umfassende Sammlung zum Mythos der<br />
Varusschlacht.<br />
www.lippisches-landesmuseum.de<br />
Juwel der Weserrenaissance: Das malerische<br />
Fürstliche Residenzschloss bildet den Kern von<br />
Detmolds historischer Altstadt. Besucher können<br />
Teile des Schlosses, das seit 300 Jahren<br />
von der fürstlichen Familie zur Lippe bewohnt<br />
wird, besichtigen und Wissenswertes über die<br />
abwechslungsreiche Geschichte erfahren.<br />
www.schloss-detmold.de<br />
Beeindruckende Luftshows: Mehrmals täglich<br />
präsentieren sich in der Adlerwarte Berlebeck<br />
Greifvögel wie der Andenkondor oder Steinkauz<br />
und sorgen für beflügelnde Actionmomente.<br />
Auch als Zuchtstation und in<br />
Sachen Artenschutz hat sich die Adlerwarte<br />
einen Namen gemacht.<br />
www.adlerwarte-berlebeck.de<br />
Zum Anfassen: Auf Du und Du mit Sittich, Ara<br />
und Kakadu – der Vogelpark Heiligenkirchen<br />
(Detmold) ist im besten Sinne ein Familienpark,<br />
mit 1000 Vögeln und 300 Säugetieren.<br />
Kinder können hier auf Tuchfühlung mit zahmen<br />
Papageien gehen, Ziegen streicheln und<br />
Respekt vor der Natur spielerisch erlernen.<br />
www.vogelpark-heiligenkirchen.de<br />
Skurriles Gesamtkunstwerk: Der Künstler<br />
Karl Junker (1850 – 1912) war ein Eigenbrötler,<br />
der fast sein Leben lang am Bau und der<br />
4<br />
Fotos: LTM GmbH (3)/F. Grawe (2), Ulrich Pramann (2), AdobeStock/sorrapongs (1)<br />
60 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
Das Festjahr <strong>2023</strong><br />
900 Jahre Lippe<br />
und 50 Jahre Kreis Lippe<br />
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
FESTAKT<br />
Im Detmolder Landestheater<br />
feierten mit<br />
Gästen aus Politik,<br />
Wirtschaft und<br />
Gesellschaft (v.l.n.r.):<br />
Landtagspräsident André<br />
Kuper, Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier<br />
mit Gattin, NRW-Ministerpräsident<br />
Hendrik<br />
Wüst und Landrat<br />
Dr. Axel Lehmann.<br />
FESTSTIMMUNG: 900 Jahre Lippe und 50<br />
Jahre Kreis Lippe werden im Jahr <strong>2023</strong> gefeiert,<br />
und natürlich sind Gäste eingeladen,<br />
die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />
zu erleben. Zum Auftakt der Feierlichkeiten<br />
kamen im Detmolder Landestheater Repräsentanten<br />
aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
bei einem Festakt zusammen.<br />
Im Juni veranstaltet das Landestheater das<br />
Schlossfestival. Großes Interesse ist spürbar<br />
für den Mittelaltermarkt im Schlosspark,<br />
der vom 7. bis 9. Juli öffnet. Genießen Sie<br />
am Samstag, 16. September im Schlosspark<br />
beim Familientag mit Open Air eine »musikalische<br />
Zeitreise«. Sie feiern zusammen<br />
mit den Lipperinnen und Lippern, denn<br />
<strong>2023</strong> besteht der Kreis Lippe seit 50 Jahren.<br />
»Eine richtige und wichtige Weichenstellung,<br />
der Kreis hat sich prächtig<br />
entwickelt. Lippe zeigt sich als<br />
robuste Wirtschaftsregion mit<br />
viel Lebensqualität, die Auswahl<br />
der Kulturangebote und<br />
die vielseitige Natur punkten<br />
bei Einheimischen und locken<br />
Fachkräfte in unseren Kreis.<br />
Buchen Sie ein Gesundheitsangebot<br />
in Bad Salzuflen oder<br />
Horn-Bad Meinberg«, schwärmt<br />
Landrat Dr. Axel Lehmann für die<br />
Qualitätswanderregion.<br />
MEHR INFOS ZUM FESTJAHR:<br />
www.kreis-lippe.de/900-50-lippe<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
IM FESTJAHR <strong>2023</strong><br />
15. bis 18. Juni <strong>2023</strong><br />
Schlossfestival Landestheater Detmold<br />
7. bis 9. Juli <strong>2023</strong><br />
Mittelaltermarkt der Fürstlichen Verwaltung<br />
im Schlosspark<br />
22. bis 27. August <strong>2023</strong><br />
Landestheater Live im Schlosspark – Open Air<br />
16. September <strong>2023</strong><br />
Familiensamstag Innenstadt Detmold<br />
mit musikalischer Zeitreise durch 50 Jahre<br />
Kreis Lippe/Open Air im Schlosspark<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 61
Wanderziele<br />
INFO > LIPPE – LAND DES HERMANN<br />
Ausstattung seines Wohn- und Atelierhauses<br />
gearbeitet hat. Unzählige Details, kunstvolle<br />
Schnitzereien, spezielle Möbel – das<br />
Junkerhaus in Lemgo ist heute ein wahrlich<br />
ungewöhnliches Museum.<br />
www.junkerhaus.de<br />
Echter Hingucker: Im Weserrenaissance-<br />
Museum Schloss Brake in Lemgo können sich<br />
Besucher in einer der schillerndsten Epochen<br />
entführen lassen. Zu sehen sind Kunstwerke<br />
des 16. Jahrhunderts (etwa von Albrecht<br />
Dürer), ausgewählte Möbelstücke, prächtige<br />
Mode. Die reiche Epoche der Weserrenaissance<br />
wird hier spannend inszeniert und<br />
dadurch erlebbar.<br />
www.museum-schloss-brake.de<br />
Erlebnis Fliegen: Die Hänge des Teutoburger<br />
Waldes und der Sandboden der Senne bieten<br />
ideale Bedingungen für den Segelflugsport<br />
(und auch für Motorsegler, Ultraleicht- und<br />
Modellflugzeuge). Mit ca. 25 000 Starts pro<br />
Jahr ist der Segelflugplatz Oerlinghausen der<br />
größte in Europa. Hier werden auch Ballonfahrten<br />
und Rundflüge angeboten.<br />
www.flugplatz-oerlinghausen.de<br />
Vorgeschichte: Vom Sommerlager eiszeitlicher<br />
Rentierjäger bis zur frühmittelalterlichen Hofanlage<br />
– im Archäologischen Freilichtmuseum<br />
Oerlinghausen mit seinen sechs großen Baugruppen<br />
können sich Besucher ein eindrucksvolles<br />
Bild vom prähistorischen Alltag machen.<br />
In speziellen Gehegen werden Rückzüchtungen<br />
von mittelalterlichen Weideschweinen und<br />
Ziegen gehalten.<br />
www.afm-oerlinghausen.de<br />
Ausflug ins Mittelalter: Beim Gang durch die<br />
engen Fachwerkgassen und entlang der Stadtbefestigung<br />
von einst, werden vergangene<br />
Zeiten fassbar. Das Niedere Tor (Niederntor),<br />
der südliche Zugang zur Stadt Blomberg, die<br />
um 1250 vom Edelherrn Bernhard III. zur Lippe<br />
gegründet wurde, ist das einzige noch erhaltene<br />
Stadttor in der Region.<br />
www.blomberg-urlaub.de<br />
Freizeitspaß: Eigentlich wurde der Schiedersee<br />
als Stausee angelegt, längst ist er ein<br />
beliebtes Naherholungsgebiet mit Familienpark<br />
(»Funtastico«), Rundfahrschiff, Bootsverleih,<br />
Restaurant, Café & Fischerhütten zum<br />
Übernachten. Der Campingplatz fasst 200<br />
Reisemobile und ist ganzjährig geöffnet.<br />
www.schiedersee.de<br />
Idylle: Der Emmerauenpark am Rande der Lügder<br />
Altstadt bietet sich zur Auszeit an. Auf dem<br />
Abenteuerspielplatz können sich die Kinder<br />
2<br />
3<br />
1<br />
Hier geht’s zum Onlineartikel auf<br />
www.wanderbares-deutschland.de<br />
SEHENSWERT<br />
IM LAND DES HERMANN<br />
1 Schloss Brake in Lemgo<br />
2 Archäologisches Freilichtmuseum<br />
in Oerlinghausen<br />
3 Rathaus in Blomberg<br />
4 Emmerauenpark bei Lüdge<br />
4<br />
austoben, das Café Ankerplatz mit Biergarten<br />
lädt zur kleinen Pause, und am »Emmer-Beach«<br />
(mit Bade- und Strandbereich) gibtʼs<br />
auch ein Beachvolleyballfeld.<br />
www.luegde.de<br />
TOURISTIKLINIE 792<br />
Viele Ausflugsziele können bequem und<br />
unkompliziert mit der TouristikLinie 792, die<br />
Detmold und Bad Pyrmont verbindet, entdeckt<br />
werden: Landesmuseum/Schloss, Freilichtmuseum,<br />
Hermannsdenkmal, Vogelpark<br />
Heiligenkirchen, Adlerwarte Berlebeck, Horn/<br />
Externsteine, Kurpark Bad Meinberg, Schiedersee,<br />
Lügde/historische Altstadt.<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
Schlossführungen, Flohmärkte, Lesungen,<br />
Konzerte & Co.: Im Land des Hermann ist<br />
immer was los. Wo, was, wann in den<br />
16 Städten und Gemeinden an Veranstaltungen<br />
und Events läuft, können<br />
Gäste tagesaktuell auch mithilfe<br />
der App »Lippe to go«<br />
abrufen. Oder unter www.<br />
veranstaltungen-lippe.de.<br />
WESTLIPPISCHE WANDERWOCHE<br />
vom 8. – 14. Mai <strong>2023</strong><br />
MONTAG 8.5.<strong>2023</strong>: Wandern auf dem Holzweg<br />
DIENSTAG 9.5.<strong>2023</strong>: Unterwegs auf der<br />
Rundtour Leopoldshöhe<br />
MITTWOCH 10.5.<strong>2023</strong>: Mit der Ochsentour<br />
durch die Wistinghauser Senne<br />
DONNERSTAG 11.5.<strong>2023</strong>: Auf den Spuren<br />
des Eisvogels und der Binnendünen<br />
FREITAG 12.5.<strong>2023</strong>: Pilgern rund um die<br />
Hunekenkammer<br />
SAMSTAG 13.5.<strong>2023</strong>: Mit dem Kinderwagen<br />
auf Wanderschaft<br />
SONNTAG 14.5.<strong>2023</strong>: Die Hermannshöhen –<br />
vom Hermannsdenkmal nach Oerlinghausen<br />
TICKETS unter:<br />
Tourist-Information Lage,<br />
Tel. +49/(0) 52 32/81 93;<br />
verkehrsamt@lage.de<br />
MEHR INFOS*:<br />
Lippe Tourismus & Marketing GmbH,<br />
Grotenburg 52,<br />
32760 Detmold,<br />
Tel. 0 52 31/62-11 60;<br />
hermann@kreis-lippe.de;<br />
www.land-des-hermann.de<br />
*REGIONALER WANDERVEREIN: Teutoburger Wald-Verband e. V.<br />
Fotos: LTM GmbH/F. Grawe (2), Ulrich Pramann (1), Teutoburger Wlad Tourismus/Dominik Ketz (1)<br />
62 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar
Qualitätsregion<br />
Land des Hermann<br />
INFO > ÜBERSICHTSKARTE: LIPPE - LAND DES HERMANN<br />
wanderbar! 01|23 anderbar! 63
Wanderlust<br />
Zahlen,<br />
bitte!<br />
Tipps für nachhaltiges Wandern<br />
Was heißt das eigentlich: nachhaltig<br />
Nachhaltigkeit – dieser Begriff wurde in der Forstwirtschaft<br />
des 18. Jahrhunderts geprägt und meinte damals:<br />
bewusste Ressourcennutzung, um die natürliche Regenerationsfähigkeit<br />
eines Systems zu erhalten. In einem Wald sollten nur<br />
so viele Bäume gefällt werden, wie nachwachsen können. Auf<br />
sanften, umweltschonenden Tourismus bezogen heißt das auch:<br />
Sensibilität gegenüber lokalen Wirtschaftsräumen und Sozialsystemen<br />
zu entwickeln.<br />
Müll immer mitnehmen Wenn dennoch Müll<br />
anfällt: auf jeden Fall in den Rucksack damit und<br />
in der Unterkunft oder daheim entsorgen!<br />
Geschützte Flora und Fauna respektieren<br />
Wanderer werden kaum wissen, wer wo gerade<br />
brütet oder balzt. Deswegen kann es vorkommen,<br />
dass man unwissend die Tierwelt stört.<br />
• Allgemeine Regel: möglichst ruhig verhalten und<br />
den Weg nicht verlassen.<br />
• Überlasse der Natur ihre Kernzonen. Das schützt nicht<br />
nur Tiere und Pflanzen – sondern auch dich selbst.<br />
• Vermeide Abkür zungen. Kehre zum letzten<br />
bekannten Punkt zurück, wenn du einmal vom Weg<br />
abgekommen bist.<br />
• Entlang von Wegen und/oder Pfaden findest du<br />
häufig seltene Pflan zen und kannst Wildtiere beobachten.<br />
Auch hier gilt: nur schauen, nicht anfassen!<br />
• Bei Pflanzen gilt: Klar kannst du sie jederzeit<br />
betrachten und fotografieren. Aber bitte nicht<br />
abbrechen und mitnehmen. Viele Berg blumen<br />
sind selten und stehen häufig unter Natur schutz.<br />
Nicht mit dem eigenen PKW<br />
anreisen Um zum Ausgangspunkt<br />
eines Wanderziels zu<br />
kommen, reisen die meisten immer<br />
noch den eigenen PKW an anstelle mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei<br />
sind viele Ziele schon leicht mit Bahn<br />
und/oder Bus zu erreichen. Die Anfahrt<br />
ist meist entspannter. Ein weiterer Vorteil:<br />
Unterwegs kann man sich schon<br />
mal unbeschwert einstimmen. Wenn<br />
man mit Freunden zum Wandern geht:<br />
viel leicht das nächste Mal eine Fahr -<br />
gemeinschaft bilden.<br />
Wiederverwendbare Essensbehälter und<br />
Trinkflaschen Das weiß natürlich jeder Wanderer:<br />
keinen Abfall in der Natur zurücklassen! Noch<br />
besser: Abfall gar nicht erst entstehen lassen. Statt<br />
im Supermarkt Getränke zu kaufen (Plastikflasche),<br />
lieber eine Sportflasche anschaffen, die unterwegs mit<br />
frischem Wasser aufgefüllt werden kann. Ähnliches gilt<br />
auch für Proviant. Wer sich morgens in der Unterkunft<br />
für die Brotbox seine Brotzeit vorbereitet, vermeidet<br />
ebenfalls Plastikmüll.<br />
Hunde an die Leine nehmen<br />
Natürlich sind sie auf Wanderungen<br />
gerne mit dabei – aber es ist wichtig,<br />
den Hund immer in der Nähe zu halten. Nimm<br />
ihn am besten an die Leine.<br />
Illustration: Eva Pramann Illustration: AdobeStock/Humming Bird<br />
Warum in die Ferne schweifen?<br />
Wie wäre es denn, eine interessante<br />
Tour vor der eigenen Haustüre<br />
zu planen? In jeder Region gibt es<br />
Unentdecktes, das spannend ist.<br />
Im Urlaubsort Fahrrad oder<br />
Wanderbus nehmen Viele Unterkünfte<br />
bieten Fahrräder zum<br />
Verleih an und/oder geben GästeCards<br />
aus, mit denen Gäste dann den ÖPNV<br />
oder einen Wanderbus nutzen können.<br />
Mit dem Fahrrad können Wanderer ihren<br />
Radius in der Region erweitern.<br />
OutdoorKleidung nachhaltig<br />
einkaufen Nachhaltig produzierte<br />
Wanderkleidung mag nicht<br />
ganz so günstig sein, aber die Investition<br />
lohnt meistens. Man kann sie viel länger<br />
nutzen. Das gilt besonders auch für Wanderschuhe.<br />
Billiges Zeug wird schneller<br />
weggeworfen, verursacht also mehr Müll.<br />
Im Wald Lärm vermeiden<br />
Wir schätzen den Wald<br />
auch, weil er ein Ort der Ruhe<br />
ist – und das sollte er auch bleiben. Im<br />
Wald sind viele Tieren zu Hause. Auch<br />
wenn man sie nicht sieht – Rücksicht<br />
nehmen. Kein lautes Rufen, kein Geschrei<br />
und solche Sachen. Lieber den<br />
Geräuschen des Waldes lauschen –<br />
als wäre es »Waldmusik«.<br />
Milliarden Euro gaben die<br />
Deutschen für nachhaltige<br />
Mobilität (ÖPNV, Carsharing, Hybridautos)<br />
aus. Quelle: Umweltbundesamt<br />
Prozent der Deutschen sagen: Ich kann<br />
durch mein tägliches Verhalten dazu<br />
beitragen, Umweltprobleme anzugehen.<br />
Quelle: statista.com<br />
gesetzliche Krankenkassen erkennen das<br />
Deutsche Wanderabzeichen schon in den<br />
Bonusprogrammen an.<br />
Quelle: Deutscher Wanderverband<br />
Millionen Passagiere starteten im<br />
Vor-Corona-Jahr 2019 von deutschen<br />
Flughäfen. Diese Zahl wird <strong>2023</strong> wohl wieder<br />
erreicht. Quelle: Destatis<br />
33 Kilometer umfasst das Schienennetz<br />
der Deutschen Bahn.<br />
Deutsche Bahn<br />
401Quelle:<br />
Kilometer Wanderwege gibt<br />
es hierzulande. Davon sind<br />
etwa 16 500 Kilometer als<br />
Qualitätswege Wanderbares Deutschland zertifiziert.<br />
Quelle: Deutscher Wanderverband<br />
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zwischen Rücken und Rucksack. Der teleskopierbare Schirm<br />
lässt sich durch einen Clip vorne am Rucksack (mit Hüftgurt)<br />
befestigen und je nach Windrichtung<br />
ausrichten – die Hände bleiben<br />
also frei. EuroSCHIRM verzichtet<br />
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Genussvoll unterwegs<br />
Da draußen schmeckt so manches noch mal<br />
besser. Rast machen, sich auf einer Bank oder<br />
einem Plätzchen mit Aussicht ausbreiten und<br />
dann den Wanderproviant auspacken – wunderbar!<br />
Für diese spezielle Situation hat die<br />
Autorin und Foodredakteurin Anna Plumbeck<br />
GRÜNES BAND HESSEN<br />
Nationales Naturmonument<br />
DER EHEMALIGE TODESSTREIFEN ist heute ein einzigartiges<br />
Biotop – und genießt nun offiziell einen besonderen<br />
Schutzstatus. Hessen ist das erste westliche<br />
Bundesland, das ein Grünes Band als Nationales Naturmonument<br />
ausweist. Es folgt damit Thüringen, Sachsen-<br />
Anhalt und Brandenburg.<br />
Das Grüne Band, das hierzulande auf 1400 km Länge<br />
vom Ostseestrand bis ins sächsisch-bayerische Vogtland<br />
verläuft, ist Lebensraum für mehr als 1200 gefährdete<br />
Tier- und Pflanzenarten. Wertvolle naturnahe Buchenwälder<br />
auf Muschelkalk-, Bundsandstein und Basaltböden<br />
prägen die Landschaft. Durch die Ausweisung als<br />
Nationales Naturmonument muss das Gebiet wie ein<br />
Naturschutzgebiet geschützt werden. Dr. Hans-Ulrich<br />
Rauchfuß, Präsident des Deutschen Wanderverbands,<br />
sieht darin auch »eine große Chance, um auch den sanften<br />
Tourismus in der Region zu entwickelt und dabei Kultur<br />
und Natur mit dem Wandern zu verbinden«. Der Erfolg<br />
des Naturmonuments werde wesentlich von einem<br />
konkreten Pflege-, Entwicklungs- und Informationsplan<br />
abhängen, an dem gearbeitet wird.<br />
»70 vegetarische Lieblingsrezepte to go« entwickelt. In<br />
ihrem Buch WanderProviant (Christian Verlag, 192 Seiten,<br />
24,99 Euro) geht sie mit den Jahreszeiten und bietet genussvolle<br />
Picknickspeisepläne – von »Bärlauch-Frittata mit<br />
buntem Tomatensalat« oder »Rüblikuchen mit Waldmeistercreme«,<br />
von »Sommerröllchen mit Cashewdip«, »Mangold-<br />
Muffins«, »Sushi-Sandwichs« bis »Zwetschgen-Tiramisu«.<br />
Genießen Sie in unserem Hotel Saigerhütte eine<br />
wunderbare AusZeit und freuen Sie sich auf eine<br />
besondere Wanderrast. Ihr Qualitätsgastgeber<br />
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Illustration: AdobeStock/saint_antonio<br />
DAS TEMPO. Schneller<br />
ist besser – so denken viele.<br />
Das ist aber totaler Quatsch.<br />
Die meisten laufen zu schnell.<br />
Obwohl sie aus dem Rattenrennen,<br />
aus dem Hamsterrad, aus dem Alltag rauswollen, gilt für<br />
sie beim Wandern dann auch wieder: immer schneller, immer<br />
weiter. Ich dackele gemütlich mit zwei bis drei Stundenkilometern<br />
durch die Gegend. Dafür im Sommer aber 16 Stunden<br />
am Tag. Die Kunst ist nicht, 30 Kilometer am<br />
Tag zu wandern. Die Kunst ist, das jeden Tag<br />
wieder zu tun. Ich versuche, immer bei<br />
80 Prozent meiner Höchstbelastung zu<br />
laufen. Damit ich im Falle eines Notfalls auf<br />
120 hochschalten kann.<br />
Christine Thürmer, ehemalige Managerin, ist so weit<br />
wie keine andere Frau auf dem Planeten gewandert<br />
– rund 60 000 Kilometer. Ihr aktuelles Buch: »Auf 25<br />
Wegen um die Welt«, erschienen im Malik Verlag.<br />
Sie weiß natürlich<br />
auch, dass der Name für<br />
ihren Wanderweg »nicht ganz stubenrein«<br />
ist, sagt Marita Gronau aus Klein<br />
Strömkendorf in Mecklenburg-Vorpommern,<br />
aber der hätte sich einfach so »eingebürgert«. Im<br />
Buchenwald hinter ihrem Ostsee-Gutshaus hat sie<br />
Bronzeskulpturen platziert. Mit Lenin fing es an, es folgten<br />
George W. Bush (Ex-US-Präsident), Nikita Chruschtschow<br />
(Ex-Kreml-Chef), Erich Honecker, Recep Erdogan<br />
und Donald Trump. Geplant sind unter anderem noch Kim<br />
Jong Un und Wladimir Putin. In der polnischen Gießerei, die<br />
die Skulpturen produzieren, traue man sich aufgrund der<br />
angespannten Lage derzeit aber nicht an Putin heran,<br />
erklärte Marita Gronau dem NDR.<br />
Ach so, wie der 1,3 Kilometer lange Wanderweg<br />
heißt? Offiziell: »Lehrpfad der unholdigen<br />
Personen«. Im Volksmund aber:<br />
»Arschlochpfad«.<br />
Ein sehr, sehr besonderer Weg<br />
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»DIE HOHE QUALITÄT DES WANDERNS IN<br />
Deutschen Wanderverband DEUTSCHLAND EIN GROSSER VERDIENST<br />
DES DWV« – so lobte der Abgeordnete Stefan Schmidt, Bündnis 90/Die Grünen, Sprecher für Tourismuspolitik<br />
das nachhaltige Engagement des Deutschen Wanderverbands und seiner Mitglieder für<br />
die Gesellschaft. Im Namen des Bundestags wurde der Ehrenpreis des Tourismusausschusses übergeben.<br />
Die Ausschussvorsitzende Jana Schimke (CDU) fasste den Wert und das Wohltuende so zusammen:<br />
»Wandern gewinnt als Erholungs- und Naturerlebnis immer größere Bedeutung für den<br />
Tourismus in Deutschland. Das Wandern ermöglicht die Erkundung unserer Kultur- und Naturschätze,<br />
stiftet regionale Identität und fördert zeitgleich Gesundheit und Geist.« Stefan Zierke,<br />
tourismuspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, lobte anlässlich der Preisverleihung<br />
in Bischofsgrün im Fichtelgebirge: »Der DWV ist wegen seiner Expertise an vielen<br />
Stellen gefragt.« Die kompletten Statements gibt es unter www.wanderverband.de<br />
EIN MINIMALKOMPROMISS – mehr ist leider letzten November<br />
bei der UN-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm El Sheik<br />
(COP27) nicht herausgekommen, als Vertreter von 197 Staaten<br />
zwei Wochen lang über die Klimakrise und ihre<br />
Folgen konferierten. Auch mich haben die Ergebnisse<br />
enttäuscht. Immerhin wurde eine Beschleunigung<br />
des Ausbaus erneuerbarer Energien<br />
beschlossen.<br />
Es muss ja weitergehen, es geht gar nicht anders.<br />
Wir sehen ja schon jetzt überdeutlich die<br />
Veränderungen: wie an der Polkappen das Eis schmilzt, wie Tropenstürme<br />
oder Überschwemmungen im Ahrtal wüten und unsere<br />
Wälder mehr und mehr verschwinden, wie die sommerlichen<br />
Temperaturen spürbar steigen. Das wird wohl auch aufs Wandern<br />
Auswirkungen haben. Vielleicht müssen wir künftig früher starten,<br />
weil es ab 14 Uhr richtig heiß wird – zu heiß für ein schönes Naturerlebnis.<br />
FEST STEHT: Klimaschutz, den CO 2 -Ausstoß deutlich zu verringern,<br />
Energie zu sparen – dafür Lösungen zu finden, ist für uns<br />
alle inzwischen überlebenwichtig geworden. Und fest steht auch:<br />
Wir können nicht mehr allein auf die großen Lösungen warten, wir<br />
müssen im Kleinen anfangen – bei uns selber.<br />
Und damit komme ich zu den Themen Fotovoltaik (bei dem fast<br />
jeder etwas tun kann) und vor allem zu Windrädern.<br />
Zu Windrädern hatten wir im Deutschen Wanderverband lange<br />
Zeit keine klare Position, in manchen Ortsvereinen waren sie geradezu<br />
ein rotes Tuch. Eine »Verspargelung der Landschaft«? Der<br />
Widerstand war groß und oftmals auch verständlich. Aber inzwischen<br />
ist wohl fast allen klar: Windenergie ist für die Stromversorgung<br />
unsere wichtigste erneuerbare Energiequelle, Windräder<br />
sind also unvermeidlich. Wir müssen sie akzeptieren.<br />
Natürlich darf man sie nicht überall hinstellen, Natur- und Artenschutz<br />
müssen immer – so weit es geht – berücksichtigt werden.<br />
Mit gutem Willen werden sich aber sicherlich konfliktfreie Plätze<br />
finden, wo sich Windräder aufstellen lassen.<br />
Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß,<br />
Präsident Deutscher Wanderverband<br />
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Wandern.<br />
Sport.<br />
Gesundheit.<br />
Eine Initiative des Deutschen Wanderverbandes<br />
Hütten.<br />
Wege.<br />
EntdeckerZeit!<br />
14. Mai – Tag des Wanderns<br />
Wanderverband feiert<br />
besonderen Geburtstag<br />
In diesem Jahr fällt der »14. Mai – Tag des Wanderns« auf einen<br />
besonderen Geburtstag: Am 14. Mai vor 140 Jahren wurde<br />
der Deutsche Wanderverband (DWV) in Fulda gegründet.<br />
Umso schöner, dass die Zentralveranstaltung des Tages des<br />
Wanderns in diesem Jahr in der Stadt in Osthessen stattfindet.<br />
Von dort wie aus dem gesamten Bundesgebiet werden Vereine<br />
und andere Organisationen ein starkes Signal in die Öffentlichkeit<br />
senden. Einmal mehr wird deutlich, was das Wandern zu<br />
bieten hat. Und neben dem Jubiläum gibt es in diesem Jahr<br />
sogar noch einen weiteren Anlass, Teil dieser großartigen Veranstaltung<br />
unter der Schirmherrschaft des hessischen Ministerpräsidenten<br />
Boris Rhein zu werden: Der Tag des Wanderns<br />
fällt auf den Muttertag – warum also nicht einen unvergesslichen<br />
Tag in der Natur gemeinsam mit der Familie verbringen?<br />
DWV-Mitgliedsvereine, Schulen, Unternehmen, Tourismus- und<br />
andere Organisationen sowie Natur- und Nationalparke laden<br />
am »14. Mai – Tag des Wanderns« bundesweit zu Aktionen rund<br />
um das Thema Wandern ein. Nebenbei bekommen die Teilnehmenden<br />
der Veranstaltungen einen Eindruck von der Vielfalt<br />
einer der beliebtesten Freizeitaktivitäten in Deutschland. Deutlicher<br />
als sonst wird an diesem Tag, wie wertvoll und vielfältig<br />
das ehrenamtliche Engagement der unter dem Dach des DWV<br />
organisierten Menschen für die Gesellschaft ist. Das Spektrum<br />
der Betätigungsfelder reicht von der Planung und Pflege der Infrastruktur<br />
für den boomenden Wandertourismus und den Naturschutz<br />
bis hin zu Gesundheit und regionaler Identität.<br />
30 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />
Die Zentralveranstaltung in Fulda organisiert der DWV in diesem<br />
Jahr zusammen mit dem Rhönklub. Der Klub plant dafür<br />
eine Sternwanderung, bei der die einzelnen Wanderungen<br />
der Zweigvereine sich thematisch unterscheiden. Jürgen Reinhardt,<br />
Präsident des Rhönklubs: »Wir freuen uns, dass wir auf<br />
der Zentralveranstaltung zeigen können, was der Verein und<br />
seine Zweigvereine alles zu bieten haben. Den Tag des Wanderns<br />
werden wir als Schaufenster für unsere Vereinsarbeit<br />
nutzen.« Das Spektrum des Tages insgesamt reicht von Gesundheitswanderungen<br />
über Speedhiking bis hin zu Touren<br />
zum Thema Wegemarkierung.«<br />
Der Tag des Wanderns, den der DWV im Jahr 2016 erstmals initiiert<br />
hat, verdeutlicht mit seinen bundesweit stattfindenden<br />
Wanderungen alljährlich, wofür der DWV steht. Er fördert das<br />
Wandern als gesunde und gesellige Freizeitaktivität und begeistert<br />
dafür Menschen aller Altersgruppen. Der Westerwaldverein,<br />
Zweigstelle Wallmerod, organisiert zum Beispiel eine<br />
Schulwanderung, bei der die Schüler*innen der Grundschule<br />
Weroth in Gruppen verschiedene Ziele erkunden. In Schleswig-<br />
Holstein bieten die Nationalparkwattführer in Dittmarschen<br />
eine Wattexkursion an. In Sachsen, am Weinberg Oberlößnitz<br />
in Radebeul, gibt es eine kulinarische Weinwanderung. Am<br />
Ende wartet eine moderierte Weinprobe.<br />
Allen Teilnehmenden an Veranstaltungen zum Tag des Wanderns<br />
spendiert der DWV den traditionellen Tag-des-Wanderns-Pin<br />
sowie ein kleines Gutscheinheft. Die diesjährige<br />
Veranstaltung wird unterstützt durch den Hauptsponsor, die<br />
Sparkassen-Finanzgruppe, sowie die Partner Wikinger Reisen,<br />
LOWA, KOMPASS-Karten und Manner.<br />
Alle Infos unter www.tag-des-wanderns.de.<br />
Die Partner<br />
Hauptsponsor<br />
Weitere Partner<br />
Fotos: Sina Osner/Hessische Staatskanzlei (1), UF-Touristikverband_LK-Rotenburg (1), Alexandra Busch (1), Fremdenverkehrsverband Rabenau (1)<br />
z.B. auf dem<br />
Werra-Burgen-Steig<br />
Hessen X5 H<br />
Naturnahe Wandertour im Werratal,<br />
vorbei an mächtigen Burgen<br />
und stolzen Schlössern.<br />
ab 375,00 € pro Person im DZ<br />
ab 475,00 € pro Person im EZ<br />
Personen- und Gepäcktransfer auf Anfrage<br />
Obermarkt 8<br />
37269 Eschwege<br />
Tel. 05651 807-111<br />
/naturtalenteeschwege<br />
/naturtalenteeschwege
Wanderziele<br />
Saarpfalz<br />
»Einzigartiger Naturraum«<br />
Was den neuen Bliessteig, der durch das Biosphärenreservat Bliesgau im Südosten<br />
vom Saarland führt, besonders reizvoll macht. Eine Reportage von Ulrich Pramann<br />
EHR IDYLLE geht kaum. Gerade<br />
groovst du dich ins Grün ringsum<br />
ein und genießt diese Ruhe. Nur<br />
ein sanfter Windhauch und das leise Plätschern<br />
der Blies begleiten dich. Und dann das.<br />
Du bist vielleicht aus Saarbrücken gekommen,<br />
vielleicht sogar mit der S1 angereist und nach<br />
etwa 20 Minuten im französischen Sarreguemines<br />
(Saargemünd) ausgestiegen. Du lässt bald<br />
das Zentrum der 20 000-Einwohner-Stadt hinter<br />
dir, überquerst die Saar-Brücke, erreichst<br />
die Brasserie du Casino – und da beginnt er für<br />
dich so richtig: der Bliessteig.<br />
Es geht erst ein kurzes Stück am Ufer der Saar<br />
entlang. Nach vielleicht 300 Schritten folgst du<br />
bereits der Blies; der knapp 100 Kilometer lange<br />
Nebenfluss mündet hier in die Saar. Ohne<br />
es groß zu bemerken, wirst du ein-, zweimal die<br />
französisch-deutsche Landesgrenze passieren.<br />
Und dann, nach etwa einer halben Stunde<br />
tauchst du in diese Idylle ein. Endlich.<br />
96 anderbar!<br />
Typische Streuobstwiesen:<br />
Kulturlandschaft im Bliesgau<br />
WAS FÜR EINE WOHLTAT. Die Stille. Das einnehmende<br />
Grün. Wilde Natur. Ein Habitat für Rotund<br />
Schwarzmilan, Wechselkröte oder Kammmolch.<br />
Und auch wieder für Biber ein ideales<br />
Terrain. Denn gemächlich mäandert die Blies<br />
durch lichte Auenwäldchen. Dein Weg – oft ist<br />
es auch nur ein Pfad – führt immer schön nah<br />
am Wasser entlang.<br />
Da! Was ist das? Da bewegt sich doch was, aber<br />
etwas viiiiel Größeres als Biber. Tatsächlich, da<br />
liegen – beängstigend nah – drei, vier braune,<br />
zottelige Kolosse. Die nutzen die Blies für ein<br />
kühlendes Bad.<br />
»Pas de problème, die sin ganz friedlisch«,<br />
versichert später ein kleiner, runder Mann,<br />
der sich als stolzer Besitzer der Schottischen<br />
Hochlandrinder outet. Na dann.<br />
EINE ERSTE ÜBERRASCHUNG unterwegs auf<br />
dem Bliessteig. Von anderen Begegnungen der<br />
erfreulichen Art möchte ich gleich noch erzählen.<br />
Etwa von Lukas, einem der vielen Wegepaten,<br />
und Ralf, einem Holzkünstler, dessen<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23 97<br />
anderbar!<br />
Foto: SaarpfalzTouristik/PhormatWerbeagentur/EikeDubois
Wanderziele<br />
Saarpfalz<br />
Bliesgau-Chronist<br />
Dr. Andreas Stinsky ist<br />
Archäologe und Kulturreferent<br />
im Saarpfalz-Kreis.<br />
Werkstatt unterhalb der Klosterruine<br />
Wörschweiler direkt am Bliessteig<br />
(Etappe 5) liegt. Oder von<br />
Marco, der ist nebenbei ein stolzer<br />
Gardist, taxiert sein Alter auf<br />
etwa 280 Jahre und entführt gerne<br />
in die Blütezeit von Blieskastel.<br />
Und dann wäre da noch Dorothée,<br />
eine Künstlerin, die mit viel<br />
Gespür, Geschmack und Engagement<br />
im Kleinen (nämlich in ihrem<br />
Gästehaus in St. Ingbert) die großen<br />
Themen Regionalentwicklung<br />
und Nachhaltigkeit eindrucksvoll<br />
umgesetzt hat. Sie alle gehören<br />
zur Bliessteig-Story, denn sie geben dem Projekt<br />
gewissermaßen die Seele.<br />
DER NEUE, 108 KILOMETER LANGE Fernwanderweg<br />
(der kurz vor der Zertifizierung als Qualitätsweg<br />
Wanderbares Deutschland und als Leading<br />
Quality trail – Best of Europe steht) führt in neun<br />
Etappen zum größten Teil durch die Biosphäre<br />
Bliesgau im Südosten des Saarlands: von Sarregguemines<br />
im Süden bis Bexbach im Norden.<br />
Wanderer bewegen sich hier in einer sanft welligen<br />
Hügellandschaft abseits größerer Zentren. Einer<br />
wie Dr. Andreas Stinsky charakterisiert das Typische<br />
als »kleingekammertes Nutzungsmosaik«.<br />
Er meint damit die Streuobstwiesen, Feucht- und<br />
Trockenwiesen, Weide- und Ackerflächen, Gehölzstreifen<br />
an den Hängen und Wald auf den<br />
Höhenrücken – also diese unverwechselbare Kulturlandschaft<br />
auf einem kompakten, etwa 240 km 2<br />
Höhle bei Kirkel<br />
kleinen Raum. Zusätzlich gibt es unterwegs zahlreiche<br />
Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Und<br />
immer wieder ist die idyllische Blies im Blick, die<br />
Namensgeberin der Region.<br />
Ein »einzigartiger Naturraum«, »Schaufenster in<br />
die Geschichte«, ein »archäologischer Hotspot« –<br />
solche Sachen sind von Stinsky zu hören, je länger<br />
man ihm zuhört. Der Archäologe ist Kulturreferent<br />
vom Saarpfalz-Kreis. Die Kulturgeschichte seiner<br />
Heimat hat er zu einem lesenswerten Buch (»Der<br />
Bliesgau. Natur – Menschen – Geschichte«) verdichtet,<br />
inzwischen ein Bestseller.<br />
Wir stehen an der unteren Blies zwischen Bliesbruck<br />
und Reinheim, ein bisschen abseits<br />
der ersten Bliessteig-Etappe. Ein wahrlich geschichtsträchtiger<br />
Ort. Hier hatten die Römer ab<br />
40 n. Chr. ein Landgut mit palastartigen Ausmaßen<br />
errichtet, mit Thermen und antiker Fußbodenheizung,<br />
Bäckerei und Markthalle – eine gallorömi-<br />
Fotos: EikeDubois (1), TourismusZentraleSaarland/Markus Gloger (1), Klaus-Peter<br />
Kappest (2); Ulrich Pramann (4); SaarpfalzTouristik/Manuela Meyer (1), Wolfgang Henn (1)<br />
Bliesmühle bei Saargemünd<br />
sche Etappenstadt, so groß wie zehn Fußballfelder,<br />
in der mal 700 bis 2000 Bürger lebten.<br />
Hier, im Europäischen Kulturpark, wird Geschichte<br />
fassbar. Wir gehen durch einen dunklen Gang,<br />
der tief in das Hügelgrab einer unbekannten, reich<br />
ausgestatteten keltischen Fürstin führt. Später<br />
schauen wir auf Säulen, die das Gelände der ehemaligen<br />
gallorömischen Villa inklusive rekonstruierter<br />
Taverne säumen.<br />
Was für ein Ort, was für ein kulturelles Erbe. Die<br />
fruchtbare Gegend und die für den Handelsverkehr<br />
günstige Lage machten die Gegend schon vor<br />
ein paar Tausend Jahren attraktiv und zum »kleinregionalen<br />
Machtzentrum«.<br />
HEUTE PUNKTET DER BLIESGAU auch deshalb,<br />
weil sein größter Teil vor 14 Jahren als UNESCO-Biosphärenreservat<br />
unter Schutz gestellt wurde.<br />
Ausschlaggebend waren die vielfältige Schönheit<br />
der alten Kulturlandschaft sowie<br />
die intensive Einbindung der Bevölkerung<br />
bei der nachhaltigen<br />
Gestaltung der Region und die<br />
besondere Wechselbeziehung<br />
zwischen Stadt und Land.<br />
Wie dies in St. Ingbert funktionierte,<br />
wie hier Bauern und<br />
Tagelöhner, der Wochenmarkt<br />
und das frühere Eisenwerk »Alte<br />
Schmelz« voneinander profitierten,<br />
erklärt der Gästeführer<br />
Andreas Christian Schröder während<br />
seiner Biosphärensafari, die<br />
er regelmäßig mit dem Thema<br />
»Stadt und Land, Hand in Hand« ausschreibt.<br />
Ein Biosphärenreservat wie der Bliesgau ist<br />
eine Modellregion (hierzulande gibt es nur 16;<br />
weltweit insgesamt 714) und hat somit Vorbildcharakter.<br />
Anders als in Nationalparks soll in<br />
Biosphären für beides – also neben dem Naturschutz<br />
und dem Erhalt der biologischen Vielfalt –<br />
auch für nachhaltiges Wirtschaften ausreichend<br />
Raum bleiben. Und die Menschen der Region sollen<br />
möglichst eng einbezogen werden.<br />
Wie zum Beispiel Ralf Meisel aus Wörschweiler<br />
(Etappe 5). In seiner Küche hängt eine gerahmte<br />
Urkunde, die ihn als »Partner und Botschafter in<br />
der Biosphäre Bliesgau« ausweist, der »eine Vorbildfunktion«<br />
hat. Hauptberuflich arbeitet er als<br />
Notfallsanitäter in Homburg. Als Ausgleich (»mit<br />
jeder Drehung wird der Kopf freier«) drechselt er<br />
aus heimischen Hölzern Kunstvolles: So wird aus<br />
einem Scheit Erle, Esche oder Weißdorn ein »de-<br />
Der Holzkünstler<br />
Ralf Meisel aus Wörschweiler<br />
versteht sein Handwerk als<br />
Drechsler. Seine Mönche<br />
sind sein Stolz.<br />
Unterwegs auf dem<br />
Bliessteig<br />
VON SARREGUEMINES im Süden bis<br />
Bexbach im Norden: Der 108 km lange<br />
Bliessteig durch die abwechslungsreiche<br />
Landschaft des Biospärenreservats<br />
Bliesgau bietet unterwegs reichlich<br />
Natur- und Kulturgenuss. Alle neun<br />
Etappen (zwischen 9 und 15 km lang)<br />
sind so konzipiert, dass Wanderer die<br />
jeweiligen Start- und Zielorte auch mit<br />
dem ÖPNV erreichen können.<br />
Der Bliessteig startet im<br />
französischen Sarreguemines<br />
(Saargemünd), einer pulsierenden<br />
Kleinstadt mit 20 000 Einwohnern.<br />
Zunächst geht es für Wanderer<br />
kurz am UFER DER SAAR entlang,<br />
ehe sie der Blies (mündet hier in<br />
die Saar) folgen.<br />
ZOTTELIGE WEGELAGERER:<br />
Schottische Hochlandrinder<br />
(Highland Cattle) stehen im Ruf,<br />
robust, langlebig und gutmütig zu<br />
sein. Allerdings ist respektvoller<br />
Umgang geboten – nicht zuletzt<br />
wegen ihrer langen Hörner.<br />
KLOSTER GRÄFINTHAL bei<br />
Bliesmengen-Bolchen im<br />
Mandelbachtal ist Ausgangspunkt<br />
der 2. Etappe. Es wurde 1243<br />
gegründet, mehrfach zerstört und<br />
wieder aufgebaut. Ein regionaler<br />
Wallfahrtsort, in dem heute drei<br />
Benediktinermönche leben.<br />
Die dritte Etappe des Bliessteigs<br />
(Start in Herbitzheim) ist mit rund<br />
15 km die längste. Der Weg führt<br />
über Wiesen (hier bei WOLFERS-<br />
HEIM) und durch Felder bis in die<br />
Barockstadt Blieskastel.<br />
Der etwa 5000 Jahre alte<br />
GOLLENSTEIN ist ein Highlight auf<br />
der 4. Etappe von Blieskastel nach<br />
Kirkel - ein fast sieben Meter hoher<br />
Sandsteinkoloss. Er gilt als eines<br />
der ältesten Kulturdenkmäler<br />
Deutschlands und als der größte<br />
Menhir Mitteleuropas.<br />
Die vierte Etappe führt auf ca. 10<br />
km über steile An- und Abstiege vor<br />
allem durch Wälder. Der Endpunkt,<br />
nachdem es über felsige Pfade ging:<br />
die KIRKELER BURG. Hier laden die<br />
Burgschenke oder das Naturfreundehaus<br />
zur Rast ein.<br />
98 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23 99<br />
anderbar!
Wanderziele<br />
Saarpfalz<br />
Wegepate<br />
Lukas Boßlet markierte<br />
in seiner Freizeit den<br />
Bliessteig mit etwa 2000<br />
Schildern.<br />
Bliesgau-Pioniere in<br />
Sachen Speiseöl<br />
Die Bliesgau Öl- und<br />
Senfmühle Berghof in<br />
Homburg-Einöd ist ein<br />
Familienbetrieb. Marliese<br />
Weizel präsentiert einen Teil<br />
des Sortiments.<br />
korativer Gebrauchsgegenstand«. Da fliegen die<br />
Späne nur so, ehe zum Beispiel eine »unrunde«<br />
Schale fertig ist. Jedes Stück ein Unikat.<br />
Während der Coronapandemie, als kaum mehr<br />
Käufer in seine Werkstatt am Fuße des Klosterbergs<br />
in Wörschweiler kamen, entwickelte der<br />
Holzkünstler Ralf Meisel eine Idee, die nahelag:<br />
gedrechselte Mönche. Vorbilder waren die Äbte<br />
Cobertus und Nikolaus und die beiden letzten<br />
Mönche des Klosters, das 1129 gegründet wurde.<br />
Nicht rustikal, nicht kitschig, sondern schlicht und<br />
formschön geraten sie. Ralf legt größten Wert auf<br />
die Maserung und sein «makelloses Finish mit<br />
Ölen und Bienenwachs«, sagt der Bliesgau-Botschafter.<br />
Die Hölzer stammen aus einem ehemaligen<br />
Wirtschaftshof der Zisterzienser nahe der<br />
Klosterruine. Ehrensache.<br />
WO DER WEG AM SCHÖNSTEN IST? Der 24-jährige<br />
Lukas Boßlet will und kann sich da nicht festlegen.<br />
Dabei kennt er den kompletten Bliessteig<br />
jetzt wie kaum ein anderer. Über Facebook und in<br />
der Lokalpresse hatte die Saarpfalz-Touristik »Wegepaten«<br />
gesucht, also Ehrenamtliche, die jeweils<br />
einen Weg betreuen. Tatsächlich haben sich 65<br />
Interessierte gemeldet, darunter viele aus Vereinen,<br />
aber auch der Bürgermeister John aus Kirkel<br />
ist dabei. Ihre Aufgabe: im März und April und<br />
dann noch mal im Herbst »ihre« Kilometer ablaufen<br />
und kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Ob<br />
kein Wildwuchs oder Baum den Weg behindert, ob<br />
noch alle Schilder hängen.<br />
Denn die Wegweiser werden leider nicht selten geklaut.<br />
Was ein verdammt großes Ärgernis ist. »Wer<br />
Fotos: SaarpfalzTouristik/PhormatWerbeagentu/Eike Dubois (2);<br />
SaarpfalzTouristik/Eike Dubois (2); Ulrich Pramann (5); Kevin Ehm (1);<br />
Wolfgang Henn (1); Thomas Klein (1)<br />
Typisch Bliesgau: »kleingekammertes<br />
Nutzungsmosaik«<br />
macht so ̓n Mist?«, fragt sich Lukas. »Was hat man<br />
davon, wenn dann gerade so ein Schild zu Hause<br />
rumliegt, und hier draußen verlaufen sich vielleicht<br />
welche, weil ein Schild fehlt?«<br />
So an die 2000 Schilder hat Lukas angebracht.<br />
An Wochenenden oder nach seiner Arbeit als Personalsachbearbeiter<br />
an der Uni Saarbrücken ist<br />
er immer wieder los, mit Alunägeln, Klappsäge,<br />
Gartenschere im Rucksack und den outdoor-active-Daten<br />
auf seinem Handy, »zum Freischneiden<br />
und Uffhängen«, kennt jeden Meter der insgesamt<br />
108 Kilometer ganz genau.<br />
Aber wo es für ihn am schönsten ist? Vielleicht auf<br />
der ersten Etappe, weil er da noch nie war. Oder<br />
die letzten Kilometer auf einem urigen Pfad durch<br />
den Wald und an der Glan, Richtung Bexbach?<br />
Lukas sagt nur: »Der ganze Bliessteig – das ist<br />
jetzt mein Weg.«<br />
Auf dem Berghof Einöd, etwas außerhalb von<br />
Homburg (Etappe 7), gewinnt Ölmüller Hans Pick<br />
Öl aus Senfkörnern, Raps, Mariendisteln oder aus<br />
den Samen des Leindotters, der schon auf dem<br />
Speisezettel der Kelten stand, die das Biosphärengebiet<br />
in der Eisenzeit besiedelten.<br />
Pick ist Pionier in Sachen Speiseöle aus dem<br />
Bliesgau. Auf 70 Hektar wertvollem Lehmboden<br />
wachsen seine Sonderkulturen, der Kuhstall wurde<br />
die Produktionsstätte »Bliesgau Öl- und Senfmühle<br />
Berghof«, Motto: »Vom Acker bis in die<br />
Flasch«. »Von uns kommen ehrliche, gesunde<br />
Produkte«, versichert Schwester Marliese Weizel.<br />
Regelmäßig lassen sich Landfrauen, Gesangsvereine<br />
oder auch Wandergruppen durch den Familienbetrieb<br />
führen, nehmen gerne die Probierstation<br />
wahr und decken sich im Hofladen meist auch<br />
noch mit weiteren Biosphärenprodukten ein. Und<br />
schmunzeln, wenn Marliese das Schwarzkümmelöl<br />
zum Beispiel so präsentiert: »Das hilft gegen alles,<br />
nur nicht gegen den Tod.«<br />
KLAR, wenn er da in voller Montur steht, dann »kucke<br />
die Leut«. Neulich fragten drei junge Mountainbiker:<br />
»Bischt der Typ aus Fluch der Karibik?«<br />
Bei Stadtführungen durch Blieskastel trägt Marco<br />
Hillinger eine Uniform, die Mutter Ursula fachgerecht<br />
und historiengetreu gefertigt hat. Die macht<br />
aus ihm, der von Berufs wegen Vodafone-Vertriebsmitarbeiter<br />
ist, den kommandierenden Feldwebel<br />
der Hochgräflich Leyenschen Schlossgarde.<br />
»Männer, aufstellen! Werft die Köpp nach links« –<br />
so animiert Marco während seiner Führungen das<br />
männliche Publikum, während er den Damen »Anleitungen<br />
zum Lustwandeln« gibt und »gräfliche<br />
Geschichten« erzählt. Unter ihr, der Reichsgräfin<br />
Marianne von der Leyen, erblühte Blieskastel von<br />
1773 bis 1793 zu barocker Pracht und entwickelte<br />
sich zum kulturellen Zentrum – bis französische<br />
Revolutionstruppen die Stadt besetzten. Der beliebten<br />
Marianne gelang zum Glück die Flucht aus<br />
dem Schloss. Ins Exil.<br />
Mit den Details aus dieser Bliesgauer Hochzeit<br />
ist Marco (»Ich bin geschichtsverrückt«) bestens<br />
vertraut, und das Flair dieser Zeiten will er seinen<br />
Gästen an den Hotspots der Stadt (Schlosskirche,<br />
Herkulesbrunnen, Orangerie) so gut es geht greifbar<br />
machen. Das macht er sehr überzeugend.<br />
»WISSEN SIE EIGENTLICH, dass Sie in einem besonderen<br />
Bett geschlafen haben?« Hhm. Dorothée<br />
Pirrung, die in St. Ingbert das Gästehaus »denk.<br />
mal 19« betreibt, lieferte sogleich die Antwort.<br />
Also, mein Bett war aus Kirschholz gefertigt, von<br />
einer Streuobstwiese aus der Nähe. Nicht wirklich<br />
überraschend, denn es passt zu diesem besonderen<br />
Haus, in dem ich während meiner Recherche<br />
wohnte, es symbolisiert Dorothées Denken und<br />
ihr Konzept. Ihr Credo: ein friedvolles Zusammenleben<br />
von Menschen im Einklang mit sich selbst<br />
und der Natur. Im Kleinen hat sie konkret und stilvoll<br />
das Thema Nachhaltigkeit umgesetzt.<br />
Das ist eindrucksvoll gelungen.<br />
Dorothée Pirrung, die ein Büro für nachhaltige Regionalentwicklung<br />
führt, ist außerdem Künstlerin<br />
und sieht sich als »Mentorin für Lebenskunst«. Vor<br />
ein paar Jahren schaltete sie eine Anzeige: »Dorn-<br />
Ausflug in die<br />
Geschichte<br />
Marco Hillinger als<br />
Schlossgardist vor<br />
dem Herkulesbrunnen<br />
in Blieskastel.<br />
Biosphärenbotschafterin<br />
Dorothée Pirrung in ihrem<br />
stilvollen Gästehaus<br />
denk.mal 19 in St.Ingbert.<br />
Die 5. Etappe von Kirkel nach<br />
Schwarzenacker verläuft besonders<br />
idyllisch. Das Highlight wird kurz vor<br />
dem Ziel erreicht: die KLOSTER-<br />
RUINE Wörschweiler. Einst bauten<br />
Zisterziensermönche (ab 1131) das<br />
Kloster auf einer Bergkuppe über<br />
dem Bliestal in 315 Meten Höhe.<br />
Die 6. Etappe ist sehr waldreich<br />
und führt durch das Pfänderbachtal<br />
zum Berghof Einöd und<br />
über das Lambsbachtal am<br />
Waldidyll Rabenhorst vorbei bis<br />
zur VAUBAN-FESTUNG auf dem<br />
Homburger Schlossberg.<br />
Der KARLSBERGWEIHER nordöstlich<br />
von Homburg ist ein idyllischer<br />
Besuchermagnet im WaldPark<br />
Schloss Karlsberg unterhalb<br />
der Ruine der Orangerie. An den<br />
Hängen auf der sonnenbeschienenen<br />
linken Seite des Weihers wurde<br />
einst Wein angebaut.<br />
Zwischen dem Schlossweiher<br />
mit der barocken Gustavsburg<br />
und dem BRÜCKWEIHER geht es<br />
durch das Naherholungsgebiet<br />
Jägersburg (Etappe 7). Beim komfortablen<br />
PETERS Hotel & Spa (mit<br />
Biergarten) können auch Boote<br />
ausgeliehen werden.<br />
Die wasserreiche 8. Etappe (9 km)<br />
führt am Brückweiher in Jägersburg<br />
vorbei, durch Wälder, an<br />
der Glan entlang bis zum HÖCHER<br />
BERG (518 m), ein Ausflugsziel mit<br />
Aussichtsturm. Das Restaurant<br />
Höcherberg bietet Biergarten und<br />
Kinderspielplatz.<br />
Finale am (Kultur-)Bahnhof in<br />
BEXBACH. Wolfgang Henn,<br />
Geschäftsführer der Saarpfalz-<br />
Touristik, ist stolz auf das Projekt<br />
Bliessteig. »Es war ein langer Weg<br />
bis zur Eröffnung, aber wir haben<br />
jetzt ein echtes Topangebot für die<br />
Wanderszene.«<br />
100 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23 101<br />
anderbar!
Wanderziele<br />
Hier geht’s zum Onlineartikel auf<br />
www.wanderbares-deutschland.de<br />
INFO > SAARPFALZ<br />
Der SAARPFALZ-KREIS zeichnet sich durch eine<br />
ganz besondere Vielfalt aus: Der nördliche Teil<br />
ist eher städtisch geprägt mit Homburg, St.<br />
Ingbert, Bexbach und Kirkel, während im Süden<br />
mit der Barockstadt Blieskastel, Mandelbachtal<br />
und Gersheim eine geradezu idyllische Parklandschaft<br />
lockt. Wegen seiner außergewöhnlichen<br />
Stadt-Land-Beziehung wurde ein Großteil<br />
des Landkreises 2009 als UNESCO-Biosphärenreservat<br />
ausgezeichnet.<br />
WANDERN, ABENTEUER, RADFAHREN – in der<br />
Broschüre »Urlaubs- und Freizeitangebote<br />
<strong>2023</strong>« macht die Saarpfalz-Touristik über<br />
20 spannende Vorschläge: u. a. genussvolle<br />
Wanderungen zu den Kelten und Römern,<br />
Waldbaden, WaldWerken, Eselswanderungen,<br />
Alpakatouren, »das Floß der<br />
Nachhaltigkeit«, ein Wildniscamp (2<br />
Tage) oder eine »Tagestour auf dem<br />
Weg der Industriekultur«.<br />
Die perfekten Verkehrsmittel für<br />
naturverbundene Tage im Bliesgau:<br />
Rad, Bus und Bahn. Die BIO-<br />
SPHÄRENBUSLINIE 501 pendelt<br />
täglich im Stundentakt zwischen<br />
Homburg und Kleinblittersdorf.<br />
www.saar-mobil.de<br />
Übrigens: Ab zwei Nächten<br />
Aufenthalt bekommen Besucher<br />
bei teilnehmenden Gastgebern<br />
im Saarland die SAARLAND CARD.<br />
Digital oder als Karte, immer<br />
kostenlos. Die Karte beinhaltet den Eintritt für<br />
über 100 Attraktionen sowie die kostenlose<br />
Nutzung von Bus und Bahn im gesamten<br />
Saarland. Und wer nachweist, dass er umweltfreundlich<br />
ins Biosphärenreservat gereist<br />
ist, bekommt im Rahmen der »Säckchen füll<br />
dich«-Aktion in teilnehmenden Betrieben ein<br />
röschen zum Wachküssen gesucht«. So kam sie<br />
zu dieser denkmalgeschützten, maroden Immobilie<br />
(Jahrgang 1898), die zuletzt im Besitz von Kohlen-Paul<br />
war, aber seit 10 Jahren leer stand.<br />
Um das »kulturelle Erbe zu schützen«, sanierte sie<br />
nach dem Mobile-Prinzip, das die zehn Handlungsfelder<br />
des Biosphärenreservats Bliesgau berücksichtigte:<br />
»Ethik«, »Kultur«, »Kulturlandschaft«,<br />
»Klima- und Umweltschutz«, »Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung«, »Demografischer Wandel«,<br />
4<br />
5<br />
1<br />
2<br />
1 Gesellige Brotzeit<br />
2 Alte Schmelz<br />
St. Ingbert<br />
3 Europäischer<br />
Kulturpark Bliesbruck-Rheinheim<br />
4 Biosphärenbus 501<br />
5 Bergbaumuseum<br />
Bexbach<br />
»Nachhaltiges Wirtschaften«, »Stadt-Land-Beziehung«,<br />
»Biologische Vielfalt«, »Grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit«.<br />
Alle Baustoffe (Sandstein, Kalkstein, Holz), Mobiliar<br />
& Co. kommen aus der Gegend. Der 250 Millionen<br />
Jahre alte Kellerboden wurde freigelegt.<br />
Schlichtes Design. Eine Atmosphäre, in der Gäste<br />
zur Ruhe kommen können. Es gibt lediglich einen<br />
Nachteil: Bei Dorothée gibt es außer einer schönen<br />
Ferienwohnung nur drei Zimmer.<br />
3<br />
Mehr Infos zum Saarland<br />
auf der nächsten Seite!<br />
kleines Geschenk. Zum Beispiel im Schlossberg<br />
Hotel Homburg – einem perfekten Ausgangspunkt<br />
für unser Biosphärenabenteuer.<br />
NÜTZLICHE WEBADRESSEN:<br />
www.biosphaere-bliesgau.eu;<br />
www.europaeischer-kulturpark.de;<br />
www.benediktiner-kloster-graefinthal.de;<br />
www.blieskastel.de;<br />
www.homburg.de;<br />
www.kirkel.eu;<br />
www.alte-schmelz.de;<br />
www.saarl-bergbaumuseum-bexbach.de;<br />
www.urlaub.saarland;<br />
www.touren.saarland<br />
MEHR INFOS*:<br />
Saarpfalz-Touristik, Paradeplatz 4,<br />
66440 Blieskastel,<br />
Tel. 0 68 41/1 04-71 74;<br />
touristik@saarpfalz-kreis.de;<br />
www.saarpfalz-touristik.de<br />
Fotos: SaarpfalzTouristik/Manuela Meyer (1), Ann-Kathrin Göritz (1); Saarpfalz Touristik (1), Ulrich Pramann (2)<br />
Wunderbar! Jetzt gibt’s<br />
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Wanderziele<br />
Saarland<br />
Bostalsee<br />
Mit einer Wasserfläche von 120 Hektar und einer Tiefe von 20 Metern gehört der<br />
Bostalsee inmitten des Naturparks Saar-Hunsrück zu den größten Freizeitgewässern<br />
des Südwestens. Der Bostalsee ist ein Stausee im Gemeindegebiet von Nohfelden<br />
im Sankt Wendeler Land im nördlichen Saarland, der im Jahr 1979 angestaut wurde.<br />
Der Staudamm hat eine Länge<br />
von 500 Metern. Aufgrund der<br />
guten Windverhältnisse kann<br />
man hier hervorragend segeln<br />
und surfen. Zwei große Sandstrände<br />
und Liegewiesen laden<br />
zum Baden, Beachvolleyball<br />
oder Sandburgenbauen ein.<br />
Der mit 5 Sternen ausgezeichnete<br />
Campingplatz Bostalsee<br />
(438 Stellflächen) ist ganzjährig<br />
geöffnet.<br />
www.bostalsee.de<br />
Heimat auf dem Teller<br />
Die Nähe zu Frankreich und die Liebe zur Region prägen die<br />
reichhaltige Küche des Saarlands. Motto: Hauptsach gut gess.<br />
Ob ein deftiges Gericht wie Dibbelabbes aus der Bergmanns- oder<br />
eine zarte Kreation aus der Sterneküche: Sie alle sorgen dafür, dass im<br />
Saarland Regionales, Traditionelles und auch Innovatives frisch auf den<br />
Teller kommen. Gleich zwölfmal funkelt der Michelin-Stern über der<br />
kleinen Region. Zudem haben sich über 60 Produzenten, Genuss-Handwerker<br />
und Gastronomen aus der gemeinsamen Leidenschaft und<br />
Liebe zur regionalen Küche in der Initiative »Genuss-Region Saarland«<br />
zusammengeschlossen. Im Restaurant, beim Einkauf in einem Hofladen<br />
oder bei einem kulinarischen Seminar – Feinschmecker sollten immer<br />
auf ihre Kosten kommen. www.genuss.saarland<br />
Das Wanderland Saarland<br />
Mehr Infos über das vielfältige Tourenangebot gibt<br />
es unter wandern.saarland sowie mit der Saarland -<br />
Touren-App (QR-Code zum Download).<br />
104 anderbar!<br />
www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />
Benediktinerabtei<br />
Tholey<br />
Mitten in der saarländischen Gemeinde Tholey<br />
steht das älteste Kloster Deutschlands, das 634 n. Chr.<br />
erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das Kloster mit der<br />
frühgotischen Abteikirche beeindruckt jedoch nicht nur<br />
durch seine spannende Geschichte, sondern ist auch<br />
heute noch ein besonderer Ort zwischen Andacht und<br />
Kunst. Besonders sehenswert sind die drei jeweils 9,30<br />
Meter hohen Chorfenster der Abtei, die von Gerhard<br />
Richter, dem weltweit bedeutendsten Künstler der<br />
Gegenwart, gestaltet wurden. Derzeit leben noch 11<br />
Mönche in der Benediktinerabtei Tholey, sie sehen sich<br />
selbst als Seelsorger, Lehrer und Handwerker in einem.<br />
www.abtei-tholey.de<br />
Saarpolygon<br />
Wer einmal die schöne Aussicht auf das Saarluiser Umland<br />
und das Saartal genießen möchte: Die 150 Meter hohe<br />
Bergehalde mit dem gigantischen, begehbaren Denkmal Saarpolygon<br />
in Ensdorf wird seit der Eröffnungsfeier im Mai 2004 gerne<br />
von Wanderern und Radsportlern besucht. Außerdem bietet sie<br />
Gleitschirmfliegern einen idealen Startplatz. Das Denkmal »Saarpolygon«<br />
ist eine 30 Meter hohe, begehbare Stahlkonstruktion, die<br />
je nach Standort der Betrachtenden ihre Gestalt verändert. Sie<br />
erinnert an den saarländischen Bergbau und steht gleichzeitig für<br />
den Wandel der Region. www.gemeinde-ensdorf.de<br />
Fotos: TZS/Daniel Schlegel (1), Josef Bonenberger (1); Touristik & Freizeit Sankt Wendeler Land/Frank Rauber (1), RVSB/J. M. Laffitau (1), Eike Dubois (1), Johannes Ruße (1), Günther Bayerl (1)<br />
... und hier noch<br />
weitere Höhepunkte<br />
Natur, Kultur und jede Menge Genuss – das Saarland hat auf kleinem<br />
Raum Erstaunliches zu bieten. Als erstes Bundesland wurde das<br />
Saarland 2018 mit der TourCert-Zertifizierung ausgezeichnet – also als<br />
Cloefhänger<br />
»Schwebend, zwischen den Bäumen, erfahrt ihr die Nacht<br />
auf völlig neue Art und Weise. Sie zeigt sich euch in nicht<br />
gekannter Intensität. Die Luft macht den Kopf frei, der Sternenhimmel<br />
ist zum Greifen nah, Geräusche und Düfte sind intensiver«, wenn<br />
»das sanfte Schwingen des Cloefhänger in den Schlaf« wiegt – so<br />
werben die Cloefhänger für sich. Cloefhänger? Bei Orscholz an der<br />
Saarschleife wartet ein besonderes Outdoorabenteuer: In atemberaubender<br />
Kulisse, etwa 300 Meter hoch im Naturschutzgebiet<br />
Naturpark Saar-Hunsrück, direkt an der Kante der Saarsteilhänge,<br />
kann man (zwei Meter über dem Boden) im Baumzelt übernachten.<br />
Allerdings sollte unbedingt vorab online reserviert und gebucht<br />
werden. www.cloefhaenger.com<br />
Völklinger Hütte<br />
Die 1986 stillgelegte Völklinger Hütte ist das weltweit einzige<br />
vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der<br />
Industrialisierung und zugleich das erste Industriedenkmal dieser<br />
Epoche, das in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde.<br />
Heute verbinden sich an diesem historischen Ort auf einzigartige<br />
Weise Industriekultur, moderne Ausstellungen und Konzerte sowie<br />
die Wissenschaft rund um die Welt des Eisens. Im Landschaftsgarten<br />
»Paradies« trifft Urban Art auf außergewöhnliche Pflanzen,<br />
während im ScienceCenter Ferrodrom ein Blick hinter die Kulissen<br />
der Eisenerzeugung mit über 100 Stationen zum Experimentieren<br />
geworfen werden kann. Mit der SaarlandCard ist der Eintritt (inkl.<br />
Führung) frei. voelklinger-huette.org<br />
ein nachhaltiges Reiseziel: urlaub.saarland<br />
wanderbar! 01|23<br />
im Saarland<br />
Artwalk Saarbrücken<br />
Mit seinen vielen Freiflächen hat Saarbrücken<br />
Fassaden, Brückenpfeiler und Mauern zu einer bunten<br />
Freilichtbühne gemacht. Wer durch die einzelnen Viertel oder<br />
entlang der Saar spaziert, kann über ein Dutzend großformatige<br />
Kunstwerke entdecken. Zum Beispiel die »4560 Graffiti<br />
Hall-of-Fame« gegenüber dem Stadtpark Staden, auf der Graffiti-Künstler<br />
beeindruckende Bilder erschaffen. Noch ein schönes<br />
Beispiel: die Häuserwand direkt unterhalb des Schlosses<br />
neben dem Landtag. Mit ihrer kulturellen Aufgeschlossenheit<br />
fördert die Stadt kreative Projekte überall im urbanen Raum<br />
und bietet neben den traditionellen Kunstformen auch der<br />
Jugendkultur Platz. Das Freilichtmuseum lässt sich auf eigene<br />
Faust erkunden oder durch eine geführte Tour.<br />
tourismus.saarbruecken.de<br />
anderbar!<br />
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