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wanderbar01_2023

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Ausgabe 01|<strong>2023</strong> 7,50 €<br />

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Das Magazin für WanderGlück und NaturGenuss<br />

Nachhaltig.<br />

Planen. Unterwegs sein. Erleben.<br />

228 Seiten Wanderlust: • unterwegs mit dem ÖPNV<br />

• • Bliesgau/Saarland • Allgäu • Sachsen • Rheingau<br />

• Bayerischer Wald ...<br />

24 SEITEN LAND DES HERMANN<br />

Was die Qualitätsregion<br />

Lippe auszeichnet<br />

LOHNENDE ZIELE<br />

Zwischen Schwarzwald<br />

und Schwäbischer Alb<br />

BELGIEN<br />

Lekker wandern<br />

in Flandern<br />

GELIEBT & GEFÄHRDET<br />

Die Zukunft<br />

unserer Wälder


Wanderlust<br />

Wandern mit dem Deutschlandticket<br />

49-Euro-Ticket:<br />

Startklar für’s Wandern?<br />

Das Deutschlandticket als Nachfolger des 9-Euro-Tickets kommt.<br />

Ab dem 1. Mai kann man zum Festpreis den öffentlichen Nah- und<br />

Regionalverkehr nutzen. Welche Vorteile bringt der bundesweit gültige<br />

Fahrschein für einen Wanderausflug? Ralf Kerkeling berichtet<br />

D<br />

ie Politik hat mit sich gerungen und letztlich den Weg frei<br />

gemacht für das Deutschlandticket. Ein Preis, ein Ticket für die<br />

Nutzung des gesamten Nahverkehrs in Deutschland. Der Erfolg<br />

des 9-Euro-Ticket hat den Weg geebnet. Vom 1. Juni bis zum 31.<br />

August 2022 durften alle Fahrgäste den gesamten Nahverkehr in ganz<br />

Deutschland in der 2. Klasse nutzen. Die Menschen in der Republik haben das<br />

Thema dankbar angenommen, dem ÖPNV quasi die Bude eingerannt.<br />

Dabei war eine Einführung dieses Testballons kurz vor der Ferienzeit sicherlich<br />

gewagt, übervolle Regionalzüge die fast schon logische Konsequenz. Diese<br />

Möglichkeit, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch quer durch Deutschland<br />

fahren zu können und dies zu einem unschlagbaren Preis – das nutzten<br />

mehr Menschen, als die Verantwortlichen dachten. Gleichwohl – es war ein klares<br />

Zeichen an die Politik: Ja, der ÖPNV ist eine echte Alternative zum Auto.<br />

Auch der Deutsche Wanderverband (DWV) unterstützte die Initiativen des Bundes.<br />

Für den DWV war es dabei immer wichtig, ein mögliches Deutschlandticket<br />

zu einem günstigen Preis anzubieten. Ein Ticket, das auch von unteren Einkommensgruppen<br />

bezahlbar ist.<br />

»Die Entscheidung, im Rahmen des dritten Entlastungspakets ein bundesweites<br />

Nahverkehrsticket einführen zu wollen, begrüßen wir. Dieses Ticket muss deutschlandweit<br />

gültig, zu einem bundesweit einheitlichen Tarif zu bekommen und für alle<br />

Bevölkerungsgruppen bezahlbar sein. Nur dann wird es gelingen, den ÖPNV bundesweit<br />

zu stärken«, kommentierte Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des DWV, die<br />

Bestrebungen des Bundes. In einer Resolution fordert der DWV einen Ausbau des<br />

ländlichen ÖPNV, um Pendlern und Natursportlern Alternativen anzubieten. »Nur<br />

mit einem attraktiven ÖPNV-Angebot in Kombination mit einem günstigen Ticket<br />

kann es gelingen, den Individualverkehr zu reduzieren«, so Rauchfuß.<br />

Illustrationen: AdobeStock/kid_a, kebox<br />

Reines Digitalticket oder nicht?<br />

Nun kommen also das Deutschlandticket und ein angedachter Preis von 49<br />

Euro. Da rumort es. 40 Euro mehr als beim Testlauf im letzten Jahr. Wird das<br />

Ticket zu diesem Preis tatsächlich regelmäßig genutzt? Soziale Ungerechtigkeit<br />

vermuten die einen, der Ticketpreis zu hoch. Andere sehen gar die Mobilitätswende<br />

insgesamt falsch aufgestellt, fordern ein kostenloses Ticket und rechnen<br />

die Kosten für den CO₂-Ausstoß von Autos gegen. Die Folge: endlose Debatten,<br />

bislang ohne ein einheitliches Endergebnis.<br />

Ein monatlich kündbares Ticket für 49 Euro ist der Kompromiss aus endlosen<br />

Debatten in den einzelnen Bundesländern und letztlich auch im Bundestag. Berlin<br />

hat die Einführung auf den 1. Mai festgelegt. Der Vorverkauf startet bereits<br />

am 3. April. Die Preisdiskussionen in Ländern und Städten sind bislang nicht<br />

gestoppt. Einzelne Städte und Länder brechen bereits aus, legen eigene Preise<br />

fest – es droht ein Flickenteppich zu werden.<br />

Zusätzlich müssen bis zur Einführung erweiterte digitale Infrastrukturen geschaffen<br />

werden. Schließlich soll das Ticket nur digital angeboten werden (per Smartphone<br />

und Chipkarte). »Ich freue mich, dass mit dem DeutschlandtTicket die<br />

32 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23<br />

anderbar!<br />

33


Wanderlust<br />

Wandern mit dem D-Ticket<br />

Chancen der Digitalisierung genutzt werden,<br />

um den ÖPNV zu einer noch stärker nutzerorientierten<br />

Dienstleistung zu machen«, so<br />

Oliver Krischer, NRW-Verkehrsminister und<br />

aktuell Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz<br />

der Länder.<br />

Nur, für eine bundesweite Kontrolle eines digitalen Tickets<br />

müssen zunächst die Voraussetzungen geschaffen werden.<br />

Zusätzlich wird kritisiert, dass nicht alle Menschen<br />

mit Smartphone ausgerüstet oder digital fit seien. »Wir<br />

sind seit jeher ein Dienstleister, der bundesweit für die<br />

ganze Branche bei der Implementierung von eTicket und<br />

digitalen Lösungen in diesem Bereich unterstützt. Das digitale<br />

Deutschlandticket ist zwar vom Umfang ein großes<br />

Projekt. Aber es stellt uns nicht vor unlösbare Aufgaben.<br />

Wir stehen allen Verkehrsunternehmen und Verbünden,<br />

die Hilfe benötigen, gerne als Ansprechpartner und unterstützend<br />

zur Seite«, sagt Nils Zeino-Mahmalat, Geschäftsführer<br />

des VDV eTicket Service. Er sieht eine rein digitale<br />

Lösung positiv.<br />

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) koordiniert<br />

die bundesweite Implementierung von Vertriebs- und<br />

Kontrollstruktur der Branche und hilft bei der digitalen Transformation.<br />

Unklarheit herrscht auch noch bei der Verrechnung<br />

nach dem Kauf des Tickets. Wird das Deutschlandticket beispielsweise<br />

über die App der Deutschen Bahn erworben, wie<br />

werden dann die Verkehrsverbünde an dem Kaufpreis<br />

beteiligt? Es gibt also noch einiges zu regeln.<br />

Interaktive Karten und<br />

Echtzeitfahrpläne<br />

Aber schauen wir doch einmal auf die<br />

aktuellen und zukünftigen Möglichkeiten.<br />

An dieser Stelle sei ein Hinweis in<br />

eigener Sache gestattet: In Zusammenarbeit<br />

mit dem Deutschen Wanderverband<br />

(DWV) bieten wir einen besonderen<br />

digitalen Service für Wanderer an.<br />

Auf www.wanderbares-deutschland.de<br />

kommt man per Klick auf eine interaktive<br />

Landkarte und kann Echtzeit-ÖPNV-<br />

Fahrpläne zum jeweiligen Wanderziel<br />

anschauen. Damit erhalten Wanderer aktuellste Mobilitätsinformationen<br />

zu Gastgebern, Ausflugszielen oder Start- und<br />

Endpunkten einer Wanderung. »Damit kommt der DWV seiner<br />

Verantwortung als Umweltverband nach und macht die Chance<br />

auf CO₂-reduzierte Anreisen transparent, egal, ob für Erholungssuchende<br />

vor der Haustür oder Urlauber. Die Anbindung<br />

von Einstiegspunkten zum Wanderweg, wie auch die Erreichbarkeit<br />

einer Unterkunft sind somit klimabewusster möglich«,<br />

erklärt DWV-Geschäftsführerin Ute Dicks.<br />

34 anderbar!<br />

Ich freue mich, dass mit<br />

dem Deutschlandticket die<br />

Chancen der Digitalisierung<br />

genutzt werden.<br />

Oliver Krischer, Verkehrsminister<br />

von Nordrhein-Westfalen<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />

Schöne neue Wanderwelt: mit ein paar Clicks<br />

den ÖPNV-Fahrplan zum Wanderziel anschauen und<br />

gleichzeitig Informationen zu Gastgebern, den Wanderrouten<br />

und Highlights am Wegesrand abrufen können.<br />

Möglich sei das neue Angebot dank der »Land in Sicht AG«<br />

aus Baden-Württemberg, mit der der DWV bei der Entwicklung<br />

seiner Websites eng zusammenarbeite. Deren Geschäftsführer,<br />

Ralf Vogel, verweist auf die Verlässlichkeit der Informationen<br />

zu den Live-Abfahrtszeiten, die ebenso zuverlässig seien<br />

wie die Live-Informationen an den Haltestellen vieler Städte.<br />

Zukünftig solle das Angebot noch ausgebaut werden. So<br />

werde es schon bald auch Fahrplan-Informationen<br />

im Vorfeld einer Reise geben. »Das ist praktisch<br />

bei der Planung einer Reise oder eines Ausflugs.<br />

Einfach auf der Karte zum Beispiel auf den ausgewählten<br />

Gasthof klicken, und schon erscheinen<br />

alle Abfahrtzeiten für das ins Auge gefasste<br />

Datum«, so Vogel. Mit derlei digitalen<br />

Möglichkeiten lässt sich eine<br />

Wanderung unter Einbeziehung des<br />

ÖPNV leicht planen. So soll es sein.<br />

Mit dem Deutschlandticket sind viele<br />

Hoffnungen verbunden. Das bundesweite<br />

49-Euro-Ticket für Busse und<br />

Bahnen im Nahverkehr könnte, so<br />

schätzt der VDV, rund 5,6 Millionen<br />

Menschen erstmals zu einem Abo für<br />

den Nahverkehr überzeugen. Einzelne Verbände bieten Sonderkonditionen<br />

an, um den D-Ticketpreis attraktiver zu machen.<br />

Die Kölner Verkehrsbetriebe legen bei D-Tickets, die<br />

über ihr Portal erworben wurden, weitere Inklusivleistungen<br />

(u. a. Freiminuten auf hauseigene Leihräder) drauf. Jetzt lohnt<br />

also vor der nächsten Wanderreise ein Blick auf bestehende<br />

Angebote einzelner Regionen oder der Deutschen Bahn.<br />

Regionen wie der Schwarzwald setzen beispielsweise in Baiersbronn<br />

schon seit Längerem auf den ÖPNV und können<br />

Illustrationen: AdobeStock/lioputra (1), kebox (1), RealVector (1)<br />

auf eine gute Infrastruktur für Wanderer verweisen.<br />

Zusätzlich zu den normalen Bussen, gibt es einen<br />

E-Bus, der über verschiedene Routen Wanderhütten<br />

und -ausgangspunkte anfährt. Vor Ort berechtigt die<br />

Gästekarte zu einer kostenfreien Nutzung des Nahverkehrs<br />

(KONUS Schwarzwald-Gästekarte).<br />

Was der VGN im Großraum Nürnberg<br />

schon sehr gut macht<br />

Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) hat<br />

schon seit langer Zeit die Chancen des ÖPNV in Verbindung<br />

mit Angeboten für Wanderer erkannt. So sind<br />

über die Internetpräsenz des VGN zahlreiche kuratierte<br />

Tourentipps abrufbar – jeweils verbunden mit Informationen<br />

zu einer Anreise mit dem ÖPNV. Zusätzlich<br />

hat der VGN 29 Freizeitlinien gestartet. An den Tagen,<br />

an denen Linienbusse nicht fahren, unterstützen diese<br />

speziellen Buslinien den Nahverkehr und fahren<br />

touristische Reiseziele an.<br />

Alles Beispiele, die zeigen, was mit einem gut ausgebauten<br />

ÖPNV möglich ist. Nun bleibt zu hoffen, dass<br />

es bis zur Einführung des D-Tickets letzte Unklarheiten<br />

beseitigt werden, um einer notwendigen Mobilitätswende<br />

zusätzlichen Rückenwind zu geben.<br />

Dass wir Wanderer davon auch profitieren, ist umso<br />

schöner.<br />

Wunderbare Wege wandern<br />

Wanderstern der Hermannshöhen<br />

© Teutoburger Wald Tourismus / D. Ketz<br />

Die wichtigsten<br />

Fakten zum D-Ticket<br />

Das Deutschlandticket soll Anreize schaffen, Bus- und<br />

Bahnfahren für die Bevölkerung attraktiver zu gestalten und<br />

somit einen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Das Wichtigste<br />

im Überblick:<br />

• Start des Tickets: 1. Mai<br />

• Vorverkauf der Tickets: ab 3. April<br />

• Das Ticket ist monatlich kündbar.<br />

• Es gilt deutschlandweit im ÖPNV und Regionalverkehr.<br />

Inbegriffen sind Linienbusse, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und<br />

Regionalzüge (2. Klasse), Regionalexpress-Züge und auch einige Fähren<br />

wie zum Beispiel in Hamburg und Berlin. Es gilt außerdem im Schienenpersonennahverkehr<br />

(Regionalbahn, Regionalexpress und InterRegioExpress),<br />

nicht jedoch im Fernverkehr der Deutschen Bahn (z.B. InterCity, ICE) oder<br />

anderer Bahnen (z. B. Sylt Shuttle plus, FlixTrain). Eine Ausnahme sind<br />

Fernverkehrszüge, die für den Nahverkehr freigegeben sind, wie zum<br />

Beispiel der Intercity von Stuttgart nach Singen.<br />

• Kinder unter 6 Jahren fahren kostenlos.<br />

• Das 49-Euro-Ticket ist auch als Jobticket möglich.<br />

• Eine Fahrradmitnahme ist nicht im Preis enthalten.<br />

• Günstigere Ticketpreise oder Ermäßigungen für bestimmte<br />

Gruppen wie Studenten, Schüler, Geringverdiener oder<br />

Rentner sind noch unklar.<br />

hornbadmeinberg.de


Wanderlust<br />

DWV Jubiläum<br />

Damals & heute<br />

1 Die Deutschen Wandertage wie hier im Jahr 1939 in Burg an der Wupper im Bergischen Land<br />

gehören zu den größten Wanderveranstaltungen weltweit.<br />

2 Wie damals sind Wandernde heute oftmals auf den ÖPNV angewiesen, um Wanderwege zu erreichen.<br />

3 Gegründet wurde der Deutsche Wanderverband am 14. Mai 1883 in Fulda.<br />

4 Die Markierung von Wanderwegen war und ist eine der Hauptaufgaben der unter dem Dach des<br />

DWV organisierten Menschen.<br />

2<br />

1<br />

Fotos: Eduard Müller Nachlass (2), Henckel (1), DWV/Jens Kuhr (1), DWV (1)<br />

140 Jahre Engagement<br />

»Von Beginn an stand der Deutsche Wanderverband im<br />

Dienst unserer Gesellschaft«, sagt Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß,<br />

Präsident des Deutschen Wanderverbands (DWV). Seine<br />

Mitglieder planen und pflegen Wanderinfrastruktur, setzten<br />

sich in Politik und Verwaltung für die Belange Wandernder<br />

ein, kümmern sich um den Naturschutz und fungieren immer<br />

wieder als gesellschaftlicher Kitt. Seit 140 Jahren.<br />

3<br />

ei der Gründung des Deutschen<br />

Wanderverbands am<br />

14. Mai 1883 in Fulda lautete<br />

der Vereinszweck, »das Touristenwesen<br />

in Deutschland im Allgemeinen<br />

zu fördern«. Die Verbandsmitglieder<br />

setzten sich zum Beispiel ein für ermäßigte<br />

Fahrpreise für Eisenbahnen<br />

und Dampfschiffe. Rauchfuß: »Im Prinzip war damals<br />

schon angelegt, woran wir noch heute arbeiten. Damals<br />

wie heute setzen wir uns ein für einen verbesserten<br />

und sozialverträglichen ÖPNV.«<br />

Von Anfang an legten die Wandervereine auch Wege<br />

an, markierten sie und veröffentlichten Wanderbücher.<br />

»Das war wie heute eine Förderung des ländlichen<br />

Raumes durch den Wandertourismus«, sagt der<br />

Verbandsvorsitzende.<br />

Seit jeher Kern der Arbeit im Verband sind außerdem<br />

geführte Wanderungen. Karin Kunz, Geschäftsführerin<br />

der Heimat- und Wanderakademie<br />

Baden-Württemberg: »Die<br />

4<br />

Wanderführer*innen-Ausbildung<br />

wurde zunächst in den einzelnen<br />

Vereinen selbst organisiert.«<br />

Ausgehend von einem in Baden-<br />

Württemberg entwickelten Curriculum<br />

habe der Verband 1998<br />

die bundesweit einheitliche<br />

Ausbildung zum/zur DWV-Wanderführer*in<br />

® eingeführt. Sie sei<br />

entsprechend neuer Bedürfnisse<br />

immer wieder ergänzt worden,<br />

etwa um erlebnispädagogische<br />

Elemente oder hinsichtlich kommunikativer<br />

Fähigkeiten. »2009<br />

kam das DWV-Gesundheitswandern<br />

© dazu und 2013<br />

Fortbildungsangebote zum<br />

Schulwandern«, so Kunz.<br />

Das Schul- und Jugendwandern<br />

bestimmte sehr früh<br />

die Arbeit des DWV. Bereits<br />

die Mitgliederversammlung<br />

1908 behandelte die Förderung<br />

des Schul- und Jugendwanderns.<br />

Mit der Deutschen<br />

Wanderjugend gründete<br />

sich 1952<br />

die Jugendorganisation<br />

des DWV, in der heute<br />

etwa 100 000 Kinder und Jugendliche<br />

organisiert sind.<br />

Von Beginn<br />

an hat das<br />

Wandern den<br />

ländlichen Raum<br />

gefördert.<br />

Nicht zuletzt betrieben die<br />

DWV-Mitgliedsorganisationen<br />

von Beginn an selbst Aussichtstürme<br />

und Häuser für Wandernde.<br />

»Bei uns im Spessart bieten<br />

diese bis heute regionale Besonderheiten<br />

wie Apfelwein, Kochkäse<br />

oder Rippchen mit<br />

Sauerkraut«, sagt Dr. Gerrit<br />

Himmelsbach, Vorstand Kommunikation<br />

im Spessartbund<br />

und aktiv für den Vorstand<br />

des DWV. Sein Thema im DWV<br />

ist Kultur.<br />

Von den Vereinen werde der<br />

Begriff schon immer sehr vielfältig<br />

gefüllt. So beschäftige<br />

sich der Spessartbund viel<br />

mit Archäologie, während im<br />

Schwäbischen Albverein Musik<br />

und Tanz viel Platz einnähmen.<br />

Für Vielfalt im DWV sorge von<br />

Anfang an aber noch etwas<br />

DWV-Präsident<br />

Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß<br />

36 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23 37<br />

anderbar!


Wanderlust<br />

Heute müssen<br />

wir uns etwas<br />

einfallen lassen,<br />

um die Menschen<br />

zu begeistern.<br />

Karin Kunz, Geschäftsführerin<br />

der Heimat- und Wanderakademie<br />

Baden-Württemberg<br />

anderes: »Die DWV-Mitglieder<br />

definieren sich nicht durch<br />

Landesgrenzen, sondern<br />

entlang von Mittelgebirgen<br />

oder anderen<br />

Kulturlandschaften mit<br />

jeweils besonderer Kultur.«<br />

Die Auseinandersetzung<br />

damit schafft<br />

laut Himmelsbach regionale<br />

Identität und sorge<br />

für bürgerschaftliches Engagement:<br />

»Menschen engagieren<br />

sich für das, was sie kennen.«<br />

ÜBER VIEL INTERESSE freut sich Karin Kunz, die neben ihrer<br />

Tätigkeit für die Wanderakademie beim Schwäbischen<br />

Albverein, der größten DWV-Mitgliedsorganisation, für<br />

den Fachbereich Wandern zuständig ist und das »Ü30-<br />

Wandern« mitentwickelt hat. Für das beliebte Angebot<br />

treffen sich 30- bis 50-Jährige zum Wandern und finden<br />

viele gemeinsame Gesprächsthemen, weil alle in ähnlichen<br />

Lebenssituationen stecken. Kunz: »Bis vor etwa<br />

50 Jahren kamen die Menschen scharenweise in die<br />

Vereine und Ortsgruppen, ohne dass diese aus heutiger<br />

Sicht Besonderes boten. Das war ein Selbstläufer.<br />

Heute müssen wir uns etwas einfallen<br />

lassen, um die Menschen zu<br />

begeistern.«<br />

Beim Fußverkehr<br />

sind<br />

wir seit 140 Jahren<br />

Experten.<br />

Christine Lieberknecht, ehemalige<br />

Ministerpräsidentin Thüringens und über<br />

25 Jahre Verbandspräsidentin des<br />

Thüringer Wanderverbands<br />

Werden Sie Fördermitglied!<br />

Wanderwege, Naturschutz<br />

oder Kultur: Der Deutsche Wanderverband<br />

(DWV) engagiert sich. Er setzt sich<br />

ein für ein freies und unentgeltliches Betretungsrecht<br />

des Waldes sowie ein »gutes<br />

Miteinander« in der Landschaft. Zuständig<br />

ist er auch für unsere Wanderwege als Infrastruktur<br />

für Lebensqualität, Sport- und<br />

38 anderbar!<br />

Um Vereine attraktiv für neue<br />

Mitglieder zu machen, seien<br />

Angebote wie Waldbaden<br />

oder Yogawandern nötig, die<br />

sich Individualwandernde<br />

nicht oder nur schwer selbst<br />

organisieren könnten. »Vor<br />

100 Jahren war es schwer,<br />

den Weg zu finden. Heute gibt<br />

es dafür Apps«, so Kunz.<br />

Bewegungsförderung. Zugleich sind diese<br />

Wanderwege Besucherlenkung und damit<br />

Naturschutz. Außerdem ist der DWV mahnende<br />

Stimme gegen den zunehmenden<br />

Verlust naturnaher Wege. Auf hohe Qualität<br />

setzt er auch bei seinen Ausbildungen<br />

etwa zum/zur DWV-Wanderführer*in® oder<br />

zum/zur Schulwanderführer*in®.<br />

Als Fördermitglied unterstützen Sie die<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />

CHRISTINE LIEBERKNECHT, ehemalige Ministerpräsidentin<br />

Thüringens und über 25 Jahre Verbandspräsidentin<br />

des Thüringer Wanderverbands, sieht in der Vielfalt<br />

eine der Stärken des DWV: »Bei uns finden Ältere und<br />

Jüngere ebenso eine Heimat wie Menschen unterschiedlicher<br />

Ausbildungen und Herkunft oder mit Einschränkungen.<br />

Wandern ist Begegnung und gibt Halt.«<br />

Es sei immer wieder auch der Kitt für die Gesellschaft<br />

gewesen, etwa während der Coronapandemie, als die<br />

Menschen sich beim Wandern trafen und so die Belastungen<br />

durch die Lockdowns etwas abfederten.<br />

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands waren die<br />

neu gegründeten Wandervereine im Osten Deutschlands<br />

wichtig. Lieberknecht: »Ab 1990 verloren viele<br />

50- bis 60-Jährige ihren Job, da klaffte bei vielen Menschen<br />

auf einmal eine große Lücke. Sich im Verein zu<br />

engagieren, half sehr. Das war die Möglichkeit, wieder<br />

aktiv und sinnvoll für die Gesellschaft zu arbeiten.«<br />

Für die ehemalige Ministerpräsidentin sind weitere<br />

positive Effekte des Wanderns der gesundheitliche<br />

Nutzen sowie ein nahezu CO 2-freier Fußabdruck. Für<br />

Lieberknecht ebenfalls wichtig: Wandern kennt keine<br />

Grenzen. Selbst in der DDR habe das Wandern etwa<br />

mit dem Internationalen Bergwanderweg der Freundschaft<br />

von Eisenach nach Budapest immer auch einen<br />

verbindenden Charakter gehabt und für Toleranz gesorgt.<br />

»Wandern verbindet«, sagt sie, »es sorgt seit<br />

jeher für ein gutes Miteinander.«<br />

Arbeit und die Ziele des DWV und sichern<br />

sich außerdem viele Vorteile. Allein die<br />

DWV-Mitgliedskarte bietet viele Vergünstigungen<br />

bei Gastgebern, Verlagen, Bildungsträgern<br />

oder Anbietern von Wanderreisen.<br />

Dazu kommt der kostenlose Bezug<br />

von DWV-Publikationen wie der Broschüre<br />

zum Verhalten bei Begegnungen mit Wildtieren.<br />

Wandern heute ... ... und um 1917.<br />

Fotos: privat (3), DWV (2)<br />

DWV-Präsident Rauchfuß sieht den Verband auch deswegen als kompetenten<br />

Berater, wenn es darum geht, das Miteinander verschiedener Akteure<br />

in der Landschaft zu begleiten. »Hier gibt es eine lange Tradition, die wegen<br />

des zunehmenden Drucks auf unsere Landschaften immer wertvoller<br />

wird«, so Rauchfuß.<br />

Ein Feld, das durch manchmal kaum in Übereinstimmung zu bringende<br />

Perspektiven gekennzeichnet ist, ist der Naturschutz. Bereits im Jahr 1900<br />

machte der Verband den »Schutz der Naturschönheiten« zu seinem Ziel, in<br />

der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre wurden die Gebirgs- und Wandervereine<br />

nach § 29 des damals neu geschaffenen Bundesnaturschutzgesetzes<br />

als Naturschutzverbände anerkannt. Seitdem werden sie bei Eingriffen in<br />

die Natur an öffentlichen Naturschutzplanungen beteiligt.<br />

Der DWV-Präsident weist auf einen Spagat hin, den der DWV bei diesem<br />

Thema immer wieder leisten muss: »Wir sind zugleich Naturschützer und<br />

Naturnutzer, treten ein für den Erhalt von Biotopen oder naturnahen Wegen,<br />

aber auch für den Erhalt des ›freien Betretungsrechts‹.« Himmelsbach<br />

sieht im Naturschutz eine wichtige Schnittstelle zur Kultur. Beides<br />

hänge in der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft eng<br />

zusammen.<br />

Ein Beispiel nennt Lieberknecht. Das<br />

Grüne Band. Es sei Schutzraum<br />

Menschen<br />

engagieren sich<br />

für das, was sie<br />

kennen.<br />

Dr. Gerrit Himmelsbach,<br />

Vorstand Kommunikation im<br />

Spessartbund und aktiv für den<br />

Vorstand des DWV<br />

für eine einzigartige Artenvielfalt<br />

und mache zugleich die<br />

ehemalige deutsch-deutsche<br />

Grenze erlebbar. Mit seinen<br />

Gedenkstätten und Museen<br />

zeige es nicht nur, wie die<br />

Diktatur funktioniert habe,<br />

sondern auch den Wert von<br />

Demokratie, »und dass es sich<br />

lohnt, etwas für deren Erhalt zu<br />

tun«. Lieberknecht freut sich darüber,<br />

dass der DWV gerade dabei ist, für<br />

den Thüringer Teil des Grünen Bandes eine Wanderwegekonzeption zu erarbeiten,<br />

die all diese Aspekte beinhalte. Hier wie auch bei vielen anderen<br />

Themen wie der Zukunft des Waldes oder des Tourismus ist die Expertise<br />

des DWV gefragt. »Aber besonders beim Fußverkehr sind wir seit 140 Jahren<br />

Experten«, so die ehemalige Ministerpräsidentin.<br />

wanderbar! 01|23<br />

DWV Jubiläum<br />

... und werden<br />

Sie Fördermitglied für<br />

Wandern, Wege, Kultur<br />

und Naturschutz<br />

x<br />

UNTERSTÜTZEN<br />

SIE DIE ARBEIT<br />

DES DEUTSCHEN<br />

WANDERVERBANDS<br />

UNTERSTÜTZEN<br />

SIE DEN DEUTSCHEN<br />

WANDERVERBAND ...<br />

Dafür setzen wir uns besonders ein<br />

Starkes Engagement für Wanderwege<br />

Erhalt und Ausbau naturnaher Wege<br />

Sicherung des freien Betretensrechts<br />

Förderung regionaler Kultur<br />

Gutes Miteinander in Wald und Flur<br />

Schon ab 4 Euro/Monat* inkl. vieler<br />

geldwerter Vorteile wie Ermäßigungen<br />

bei Unterkünften, Verlagen oder<br />

Aus rüster*innen<br />

www.wanderverband.de<br />

* Jährliche Abbuchung


Galerie<br />

Unser Wald<br />

Frühjahrspracht.<br />

Junges Grün und ein Meer von Waldhyazinthen (Bluebells)<br />

im Buchenwald von Hückelhoven (Nordrhein-Westfalen).<br />

Foto: AdobeStock/mreco<br />

Sehnsuchtsort<br />

Wald<br />

Erholungsraum, Wirtschaftsfaktor, Naturereignis:<br />

Ulrich Pramann beschreibt, wie wichtig Wälder für<br />

unser Wohlbefinden sind – und welche Folgen<br />

der Klimawandel für die Bäume hat.<br />

14 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar! wanderbar! 01|23<br />

anderbar!<br />

15


Galerie<br />

Unser Wald<br />

Alles,<br />

was gegen die Natur ist,<br />

hat auf Dauer<br />

keinen Bestand.<br />

Charles Darwin<br />

Fotos: AdobeStock/Alexander Gogolin (1), NDABCREATIVITY (1), Halfpoint (1), MBCH (1), Alexandra Giese (1)<br />

Erlebnisraum für Wanderer,<br />

Waldbaden, Baumgipfelpade und<br />

Lebensraum für Tiere und Pflanzen –<br />

Wälder sind zu allen Jahreszeiten attraktiv.<br />

Besonders im Hochsommer, wenn es unter<br />

Bäumen um bis zu sechs Grad kühler ist. Es gibt<br />

im Wald so vieles zu entdecken – mit<br />

etwas Glück lässt sich manchmal sogar eine<br />

junge Eule blicken.<br />

16 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 17


Galerie<br />

Ach, wie wunderbar. Wie wohltuend: diese<br />

angenehme Kühle. Die frische Luft. Die milden<br />

Lichtstimmungen. Die vielen Schattierungen<br />

des Grüns. Die Gerüche, mal erdig, mal leicht<br />

modrig. Nichts stört. Kein Straßenverkehr.<br />

Kein Quietschen, Hupen oder Schreien. Kein<br />

Rasenmäher, keinerlei Zivilisationslärm.<br />

Unser Wald<br />

Wer in den Wald geht, kann (meistens)in<br />

eine Oase der Ruhe eintauchen.<br />

Ruhe? Nein, nicht ganz. Denn da ist das leise<br />

Rascheln der Blätter, das Gezirpe und Gezwitscher<br />

der Vögel, das Summen von Bienen.<br />

Da meldet sich eine Ringeltaube mit »Ruckediku«,<br />

irgendwo vielleicht ruft ein Kuckuck<br />

seinen Namen: »Kuck-kuck, kuck-kuck«. Und<br />

manchmal plätschert in der Nähe ein Bach,<br />

und in der Ferne bimmeln Kuhglocken.<br />

Ach, wie Musik klingen sie in den Ohren, solche<br />

Waldgeräusche.<br />

Der Wald kann so vieles sein: ein Refugium<br />

für Ruhesuchende und eine überraschende<br />

Inspirationsquelle. Ein geheimnisvoller<br />

Lebensraum mit unzähligen Tier- und Pflanzenarten.<br />

Eine wilde oder romantische Szenerie.<br />

Eine attraktive Gegenwelt zur städtischen<br />

Zivilisation. All dies<br />

ist heute, in Zeiten hektischer<br />

Betriebsamkeit und digitaler<br />

Reizüberflutung, so willkommen,<br />

so wertvoll.<br />

Rund 30 Millionen Menschen besuchen regelmäßig<br />

Regionen wie den Schwarzwald<br />

oder Bayerischen Wald, Harz oder Hunsrück,<br />

Westerwald, Pfälzerwald oder Kellerwald, sie<br />

gehen zum Wandern oder Mountainbiken,<br />

wollen sich in der Natur bewegen – »in eine<br />

andere Sphäre eintauchen«. So erklärt der<br />

Abenteurer und Filmemacher Andreas Kieling<br />

die Faszination in seinem Buch »Sehnsucht<br />

Wald«. Er schreibt: »Jeder Wald ist ein Versprechen.<br />

Das Versprechen, sich sammeln zu<br />

können und zumindest für einen Augenblick<br />

zu sich selbst zu kommen.« Für ihn repräsentiert<br />

der Wald Ursprünglichkeit, Harmonie,<br />

Seelenfrieden, Fairness – und eben diese<br />

Sehnsucht nach Ruhe und Erholung.<br />

Doch dem Wald geht es schlecht.<br />

Urwald und Totwald<br />

Im Nationalpark Kellerwald-Edersee streben fast<br />

200 Jahre alte Buchen himmelwärts, während anderswo das<br />

Fichtensterben – wie im Harz – traurige Bilder erzeugt.<br />

Fotos: Heinrich Kowalski (1), keto1972 (1)<br />

18 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar!<br />

wanderbar! 01|23<br />

anderbar!<br />

19


Galerie<br />

WUSSTEN SIE, ...<br />

... dass knapp 1/3 der Fläche<br />

Deutschlands (11,4 Millionen<br />

Hektar) bewaldet ist?<br />

... dass die bewaldete Fläche hierzulande<br />

pro Jahr um 160 Quadratkilometer<br />

zunimmt? Die Zunahme in den letzten<br />

45 Jahren entspricht der Größe von<br />

500 000 Fußballfeldern.<br />

... dass die Holzvorräte in unseren Wäldern<br />

höher sind als in den »klassischen« Waldländern<br />

Finnland oder Schweden? In deutschen Wäldern<br />

steht die gewaltige Menge von 3,4 Milliarden<br />

Kubikmetern Holz.<br />

... dass Bäume für die Bildung einer Tonne Holz rund<br />

1,9 Tonnen CO 2<br />

aufnehmen und 500 Kilogramm<br />

Kohlenstoff speichern?<br />

... dass hierzulande 29 % der Waldfläche sogenannter<br />

Staatswald und 47 % des Waldes in privatem Besitz<br />

(zwei Millionen Waldeigentümer) sind?<br />

... dass der Wirtschaftszweig Forst und Holz rund<br />

1 Million Menschen in 160 000 Betrieben beschäftigt?<br />

... dass Bayern mit 23,2 % den größten Anteil an<br />

Deutschlands Waldfläche hat? Es folgen Baden-Württemberg<br />

(12,3 %), Niedersachen (10,5 %), Brandenburg/<br />

Berlin (9,6 %) und Hessen (7,9 %).<br />

... dass allein in Deutschland jährlich<br />

ca. 80 Millionen m 3 Holz heranwachsen?<br />

... dass Fichten hierzulande die häufigste<br />

Baumart (28 %) sind? Es folgen<br />

Kiefer (24 %), Buche (15 %), Eiche (10 %).<br />

... dass jährlich weltweit etwa<br />

20 Millionen Hektar Wald verschwinden<br />

oder durch<br />

das ungezügelte Wirtschaften<br />

in ihrer Substanz<br />

bedroht werden?<br />

Allein in Afrika wird<br />

jedes Jahr eine Waldfläche<br />

in der Größe<br />

der Schweiz gerodet.<br />

20 anderbar!<br />

Hierzulande ist ein Drittel der Fläche bewaldet. Zum Vergleich: In Großbritannien oder den Niederlanden<br />

sind es nur 10 Prozent, in Österreich fast die Hälfte des Landes (47 %). Bei uns wachsen 90<br />

Milliarden Bäume, die wiederum Heimat für Tausende von Tieren und unzählige Pflanzenarten, Pilze und<br />

Flechten sind, die miteinander konkurrieren, sich gegenseitig nützen und untereinander über chemische<br />

Duftstoffe kommunizieren. Es keimt, wuchert, welkt, und – kaum zu glauben – Eichen, Buchen<br />

& Co. tauschen Botschaften aus. Als der passionierte Förster und Autor Peter Wohlleben<br />

vor sieben Jahren über dieses Naturphänomen ein Buch (»Das geheime Leben der Bäume«)<br />

schrieb, landete er einen phänomenalen Bestseller, der sich allein im deutschsprachigen<br />

Raum 1,6 Millionen Mal verkaufte und in 46 Sprachen übersetzt wurde. Das Buch traf wohl<br />

bestens den Zeitgeist. Allerings ist Wohlleben mit seinen Botschaften bei Experten<br />

nicht unumstritten. Eine lautet: Der Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume – er<br />

ist ein soziales Miteinander, ein raffiniertes, hochkomplexes Biotop.<br />

Und dieses Ökosystem ist zu großen Teilen in Gefahr.<br />

Seit 2018 wurden in Deutschland rund 300 000 Hektar Wald zerstört – eine Fläche<br />

größer als das Saarland. »Der Klimawandel ist endgültig angekommen,<br />

dies zeigt sich für alle sichtbar im deutschen Wald«, sagt die Waldforscherin<br />

Dr. Nicole Wellbrock. Sie ist Leiterin des Arbeitsbereichs Bodenschutz und<br />

Waldzustand am Thünen-Institut für Waldökosysteme und koordiniert die<br />

Untersuchungen für den Waldzustandsbericht. »Historisch schlecht« –<br />

so beschreibt sie den Zustand des Waldes.<br />

Durch Hitze und Trockenheit sterben Millionen Bäume an Wassermangel.<br />

Zudem sorgt die Klimaerwärmung dafür, dass Waldbrände wüten<br />

und sich jetzt in unseren Breiten Schädlinge ausbreiten können, die<br />

es hier vorher nicht gab. Knapp 40 Prozent aller Bäume zeigen deutliche<br />

Schäden (»Kronenverlichtung«). Nur jeder fünfte Baum hat noch<br />

eine intakte Krone – Ergebnis der »Waldzustandserhebung 2022«,<br />

die Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir Mitte März in Berlin<br />

präsentiert hat. »Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht«,<br />

sagte der Grünen-Politiker. Sorgenkind Nummer eins: die Fichte, die<br />

von Natur aus eher eine kälteliebende Nordländerin ist.<br />

Nach dem Krieg wurden Fichten populär und gerne in Monokulturen<br />

(»Wirtschaftswälder«) gepflanzt, weil massenhaft Holz gebraucht wurde<br />

– als Baumaterial und für die Papierproduktion. Vorteil: Sie wachsen<br />

schnell und schön schlank. Normalerweise können sich Nadelbäume mit<br />

ihrem Harz gut gegen Schädlinge verteidigen. Doch in Dürrejahren wie zuletzt<br />

hatten Schwächeparasiten wie Borkenkäfer leichtes Spiel. Experten sehen für Fichten<br />

in unseren Wäldern keine Zukunft mehr. Aber auch Kiefern und Laubbäume wie Eichen<br />

und Buchen sind gefährdet, auch sie leiden<br />

unter Trockenstress als Folge des<br />

Klimawandels.<br />

»Das Waldsterben 2.0 hat sich<br />

ungebremst fortgesetzt«, konstatiert<br />

Prof. Andreas Bitter, Präsident<br />

der Arbeitsgemeinschaft<br />

Deutscher Waldbesitzerverbände, in<br />

dem zwei Millionen Waldeigentümer<br />

organisiert sind. Die Hälfte des Waldes<br />

ist in privater Hand, die andere<br />

Hälfte ist im Besitz von Bund, Ländern<br />

oder Kommunen.<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />

Ferdinand Reb<br />

Geschäftsführer<br />

Tourismuszentrale Fichtelgebirge<br />

und Vizepräsident des Bundesverbands<br />

der Deutschen Mittelgebirge:<br />

Für alle Mittelgebirge ist die gemeinsame<br />

Klammer der Wald. Deshalb plädiert der Bundesverband<br />

der deutschen Mittelgebirge aus gesundheitsfördernden,<br />

wirtschaftlichen und vor<br />

allem sozialen Aspekten für den Erhalt der<br />

Erholungsfunktion und das weiterhin freie<br />

Betretungsrecht im Bundeswaldgesetz.<br />

Foto: Ferdinand Reb privat<br />

CL COMPANION<br />

DIE FREIHEIT,<br />

MEHR ZU<br />

ERLEBEN<br />

SEE THE UNSEEN


Galerie<br />

3 BÜCHER ZUM THEMA<br />

Vom Darßwald bis zum Berchtesgadener<br />

Zauberwald, vom Naturpark<br />

Elm-Lappwald bis zum Oberpfälzer<br />

Wald: im bildstarken Buch Wald &<br />

Wandern (Kunth Verlag, 336 Seiten;<br />

29,95 €) stellen Katinka Holupirek<br />

und Jutta Ingala 52 »Traumpfade«<br />

durch Deutschlands<br />

schönste Wälder vor.<br />

Eine aufschlussreiche<br />

Entdeckertour mit<br />

vielen Geschichten<br />

rund um das Thema<br />

Wald.<br />

Wildkräuter und<br />

Waldbeeren, Pilze,<br />

Fische oder<br />

zartes Wild: In<br />

seinem Buch<br />

Aus dem Wald<br />

auf den Tisch<br />

(Südwest Verlag, 224 Seiten;<br />

30 €) präsentiert der Sternekoch Daniel<br />

Schmidthaler köstliche Rezepte<br />

für Hobbyköche, die es regional und<br />

nachhaltig lieben. Nützliches Hintergrundwissen<br />

zum Wald steuerte die<br />

Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern<br />

bei.<br />

»Vom Wald her die<br />

Welt verstehen« –<br />

diesen anspruchsvollen<br />

Ansatz haben<br />

Peter Wohlleben,<br />

Deutschlands berühmtester<br />

Förster, und der<br />

Biologe Pierre L. Ibisch für ihr neues<br />

Buch Waldwissen (Ludwig Verlag, 368<br />

Seiten; 28 Euro) gewählt. Tatsächlich<br />

liefern die Experten erstaunliche<br />

Erkenntnisse über den Wald, den<br />

Menschen und die Zukunft unserer<br />

Wälder.<br />

Alles stehen vor großen Herausforderungen. Denn der Wald wird sich in den nächsten<br />

Jahren verändern – verändern müssen. Ein klimafester »Umbau« wird allerdings Jahrzehnte<br />

dauern. Aktuell wissen auch Forstexperten noch nicht genau, welche Baumarten<br />

bei uns die besten Zukunftschancen haben. Eines ist jedoch sicher: Jeder Baum<br />

ist besser als kein Baum. Und jeder Wald ist ein wertvolles Gut.<br />

Im Bundeswaldgesetz, das seit 1975 ratifiziert und seither mehrfach geändert und ergänzt<br />

wurde, sind die Funktionen und Standards geregelt.<br />

• Waldwirtschaft: Der Wald soll der Holzproduktion dienen. Immerhin ist fast eine Million<br />

Menschen in der Holz- und Forstwirtschaft beschäftigt. Jahresumsatz: über 180<br />

Milliarden Euro.<br />

• Ökologie: Der Wald ist ein Naturschützer, er stabilisiert Böden, filtert und speichert<br />

Trinkwasser, absorbiert Staub und bindet pro Hektar rund 13 Tonnen CO 2 – was für<br />

den Klimaschutz elementar wichtig ist.<br />

• Erholung: Der Wald bietet Besuchern Entspannung und ein günstiges Erholungsklima<br />

und natürliche Kulisse für sportliche Aktivitäten – mit geführten Wanderungen<br />

und dem DWV-Gesundheitswandern wird dies aktiv unterstützt.<br />

Seit Längerem wird über eine Novellierung des Bundeswaldgesetzes diskutiert, das<br />

2024 finalisiert werden soll. Auch der Deutsche Wanderverband bringt dazu Ideen ein.<br />

Worauf es dem Wanderverband besonders ankommt:<br />

• Uneingeschränkter Fortbestand des freien und unentgeltlichen Betretungsrechts<br />

zum Zwecke der Erholung.<br />

• Insbesondere das ehrenamtliche Engagement für Erholung, Gesundheit und Bildung<br />

innerhalb der Waldfunktionen muss gestärkt werden.<br />

• An abgestimmten und offiziellen Wanderwegen sind Wegemarkierungen bundesweit<br />

einheitlich durch die Eigentümer zu dulden.<br />

• Die Wanderinfrastruktur (Wege, Schutzhütten, Wegweisung etc.) braucht eine nachhaltige,<br />

gesicherte Finanzierung.<br />

• Erhalt, Zuwachs und Sicherung naturnaher Wanderwege und Pfade.<br />

Der Wald, Inbegriff für Ruhe, Freiheit, Schönheit und Leben, ist für unser Wohlbefinden<br />

von großer Bedeutung. Hat jeder sicherlich schon selbst erlebt: Nach einer Wanderung<br />

oder einem Waldspaziergang fühlen wir uns (fast immer) besser: erfrischt, gestärkt.<br />

Der Kopf wird frei. Das Herz schlägt ruhiger. Die Bäume filtern 99 Prozent Ruß und<br />

Staub aus der Luft. Der Wald schützt vor intensiver Sonneneinstrahlung.<br />

Dr. Wald: Warum Waldluft heilsam ist und Bewegung im Grünen das Immunsystem stärkt,<br />

haben Wissenschaftler vielfach nachgewiesen. Bäume und Pflanzen verströmen angenehme<br />

ätherische Düfte. Es sind Phytonzide, die wir unterwegs einatmen, Stoffe,<br />

mit denen sich Bäume vor Krankheiten und<br />

Schädlingen schützen. Eine Unterart, die<br />

Terpenoide, hilft unserem Organismus,<br />

Infektionen einzudämmen.<br />

Mehr noch: Die Produktion<br />

von körpereigenen Krebsabwehrstoffen<br />

wird angeregt<br />

– um bis zu 40 Prozent<br />

mehr Killerzellen sind im<br />

Blut messbar.<br />

Die umfassendste Studie<br />

(»Shinrin Yoku«) dazu<br />

kommt aus Japan, mit<br />

Prof. Andreas Bitter<br />

Präsident der Arbeitsgemeinschaft<br />

Deutscher Waldbesitzerverbände:<br />

Um das Waldsterben aufzuhalten,<br />

sind für den nötigen Waldumbau jährlich<br />

bis zu 1,4 Milliarden Euro nötig – und das über die<br />

nächsten 30 Jahre. Die Novelle des Bundeswaldgesetzes,<br />

die gerade in Arbeit ist, muss die Voraussetzungen für<br />

finanzielle Anreize zur Sicherung der Klimaschutzleistung<br />

und zur Erhaltung der Biodiversität schaffen.<br />

Ute Dicks<br />

Geschäftsführerin<br />

Deutscher Wanderverband:<br />

Als Naturschutz- und Natursportverband<br />

sehen wir die Erholungsfunktion<br />

als elementar und<br />

gleichberechtigt mit<br />

der ökologischen<br />

und ökonomischen<br />

Funktion des<br />

Waldes. Naturnahe<br />

Wanderwege<br />

dienen dabei der<br />

Gesundheitsvorsorge, unterstützen<br />

den Biotopverbund und<br />

fördern das Naturverständnis;<br />

wir brauchen ein gutes<br />

Miteinander in Wald<br />

und Flur.<br />

Fotos: Prof. Andreas Bittner privat (1), DWV (1)<br />

Unser Wald<br />

der Auswertung von 127 Untersuchungen. Den Forschungsergebnissen<br />

zufolge zeigen sich zahlreiche<br />

Vorteile für die Gesundheit: von geringeren chronischen<br />

Schmerzen bis hin zu einer niedrigen Herzfrequenz,<br />

geringerem Blutzuckerspiegel und Blutdruck. Angststörungen<br />

schwächen sich deutlich ab. Die Probanden<br />

fühlen sich entspannter, zufriedener und weniger depressiv,<br />

wenn sie regelmäßig Shinrin Yoku betreiben,<br />

also bewusst in den Wald eintauchen. Tatsächlich<br />

ist die Verbundenheit zur Natur in<br />

der japanischen Kultur tief verwurzelt.<br />

Bereits in den 1980er-Jahren<br />

lud das Forstministerium<br />

dazu ein, Zeit im Wald zu<br />

verbringen – als Reaktion<br />

auf den Stress in der<br />

Bevölkerung. Shinrin<br />

Yoku ist als Therapieform<br />

anerkannt.<br />

Waldbaden – wie es<br />

bei uns heißt – ist<br />

jetzt auch hier populär<br />

geworden. Gut<br />

so, denn es ist viel<br />

mehr als esoterischer<br />

Quatsch, wie manche<br />

immer noch meinen.<br />

Beim Waldbaden kommt es<br />

darauf an, dass wir uns Zeit nehmen,<br />

unser Tempo runterdimmen,<br />

uns von den Sinnen lenken lassen, Achtsamkeit<br />

üben. Was höre ich? Wie riecht Moos? Wie fühlt sich<br />

Rinde an? Was kann ich entdecken, wenn ich auf dem<br />

Waldboden liege und zum Himmel hochschaue?<br />

Waldbaden stärkt nicht nur unsere Gesundheit, sondern<br />

auch die Wertschätzung für den Wald. Und was<br />

wir wertschätzen, wollen wir bestimmt umso mehr<br />

schützen.<br />

Zum Schluss noch einmal ein paar Gedanken von<br />

Andreas Kieling, der den Sehnsuchtsort Wald so wunderbar<br />

beschrieben hat: »Für den erholungsuchenden<br />

Menschen ist er ein Fluchtort voller Magie, Ruhe und<br />

Empfindung, um mit sich selbst wieder in Einklang zu<br />

gelangen. In unseren Märchen ist der Wald ein Ort der<br />

Verlockung, aber auch ein Ort des Verderbens. Ohne ihn<br />

verlöre die Welt ihre Seele und der Mensch die Luft zum<br />

Atmen. Um den Wald wirklich zu verstehen, müssen wir<br />

uns in ihn hineinbegeben, ihn fühlen, ihn riechen und<br />

ihn betrachten. Vielleicht auch mit einem leisen Schaudern,<br />

als Ausdruck unserer Demut vor der Natur.«<br />

Klimaschutz<br />

Nah. Erholung. Pur.<br />

Entdecken Sie die schönsten Ecken rund um<br />

Stuttgart. Vielfältige Rad- und Wanderwege in einer<br />

abwechslungsreichen Naturkulisse lassen die Herzen<br />

aller Outdoor-Begeisterten höherschlagen.<br />

www.aktiv-region-stuttgart.de<br />

©Kraichgau-Stromberg Tourismus e.V./Ulrike Klumpp<br />

22 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />

wanderbar! 01|23


Gute Nachbarn<br />

Tannheimer Tal<br />

INFO ><br />

TANNHEIMER TAL<br />

2<br />

HIGHLIGHT: Der Grenzgänger<br />

– der Name deutet es an:<br />

3<br />

Auf dem Grenzgänger-<br />

Etappen-Wandersteig wird<br />

mehrmals die deutsch-österreichische<br />

Grenze überschritten.<br />

Die aussichtsreiche, aber<br />

anspruchsvolle Alpenroute<br />

(85 km, 6800 Hm), die in<br />

sechs Etappen empfohlen<br />

wird, führt von Bad Hindelang<br />

in den Allgäuer Alpen und von<br />

Schattwald im Tannheimer Tal<br />

bis in die Oberstdorfer Berge<br />

und hinüber nach Hinterhornbach<br />

im Lechtal. Von dort aus<br />

geht es über das Bergdorf Hinterstein<br />

im Ostrachtal wieder<br />

zurück. Zu den Highlights am<br />

Weg zählen einige der höchsten<br />

Wasserfälle Deutschlands<br />

und der wunderschöne<br />

Schrecksee.<br />

www.grenzgaengerwandern.com<br />

MEHR INFOS:<br />

Tourismusverband<br />

Tannheimer Tal,<br />

Vilsalpseestr. 1,<br />

A-6675 Tannheim,<br />

Tel. +43/(0) 56 75/62 20-0;<br />

info@tannheimertal.com;<br />

www.tannheimertal.com<br />

Ein Hochtal für Sport, Spiel<br />

und (Ent)Spannung<br />

Sportliche Gipfeltouren, erlebnisreiche Familienausflüge und genüssliche<br />

Auszeiten am Bergsee – das Tannheimer Tal hat das ausgezeichnete Ambiente<br />

für einen abwechslungsreichen Wanderurlaub.<br />

UPERLATIVE gehören heute einfach dazu.<br />

Das Tannheimer Tal in Tirol, genauer gesagt<br />

zwischen Lechtaler und Allgäuer Alpen, hat<br />

gleich mehrere zu bieten. Es wurde nicht nur zum<br />

schönsten Hochtal Europas gekürt, sondern auch<br />

schon mehrfach zur attraktivsten Wanderregion<br />

Österreichs gewählt.<br />

WANDERN AUF DREI EBENEN ist das besondere<br />

Merkmal in dem lieblichen Bergtal. Vom Genusswanderer<br />

bis zum ambitionierten Bergsteiger finden<br />

alle auf dem rund 300 Kilometer langen Wegenetz<br />

die passende Tour.<br />

Auf der unteren Ebene im Tal bieten sich vor allem<br />

ausgedehnte Spaziergänge von Ort zu Ort<br />

oder um den Vilslalp- und Haldensee. Die zweite<br />

Wanderebene bringt Höhenwege mit faszinierenden<br />

Ausblicken auf die umliegenden Bergmassive.<br />

Diese Wege und Pfade sind meist auch mit<br />

der Bergbahn zu erreichen. Auf Ebene drei stehen<br />

schließlich anspruchsvolle Felsrouten, hochalpine<br />

Weitwanderwege und Klettersteige im Mittelpunkt,<br />

die auch erfahrene Alpinisten zu schätzen<br />

wissen.<br />

Die Pflege und Erweiterung des Wegenetzes versteht<br />

sich im Tannheimer<br />

Tal von selbst. Auch die Einrichtung<br />

von Themenwegen:<br />

Wanderer schätzen z. B. den<br />

Buchstabenweg oder den<br />

9erlebnisweg, aber genauso<br />

den grenzüberschreitenden<br />

Schmugglerweg und Abschnitte<br />

des Jakobswegs.<br />

Und hoch oben wartet noch<br />

ein Superlativ: Am 9erlebnisweg<br />

am Neunerköpfle<br />

steht das größte Gipfelbuch<br />

der Alpen. Es ist drei Meter<br />

hoch und umfasst zwei jeweils<br />

2,30 Meter breite Seiten.<br />

Die Besucher erfahren Allgemeines über die<br />

Entstehung der Gipfelbücher, sie lesen die lustigsten<br />

Gipfelbuchsprüche, kreieren und dichten<br />

einen eigenen Spruch und verewigen sich damit.<br />

ALMEN UND BERGHÜTTEN<br />

Was gibt es Schöneres, als bei einer Wanderpause<br />

an einem rustikalen Holztisch zu sitzen, ein<br />

spritziges Getränk zu zischen, sich eine leckere<br />

Brotzeit schmecken zu lassen und die Aussicht zu<br />

genießen? An den 300 Kilometer Wanderwegen<br />

des Tannheimer Tals laden 31 bewirtschaftete Almen<br />

und Berghütten zur Einkehr.<br />

Und keine ist wie die andere: ein Berggasthof<br />

wie der Zugspitzblick, mit Blick auf Deutschlands<br />

höchsten Berg, in einer Fischerhütte am Greither<br />

Weiher, wo es täglich frische Räucherforellen gibt.<br />

Auf mancher Alm wird regelmäßig musiziert und<br />

gekäst, oder es warten für Kinder Spielplatz und<br />

Streichelzoo.<br />

Und um das Bergerlebnis noch zu steigern, bieten<br />

einige Hütten und Almen sogar einfache Übernachtungsmöglichkeiten<br />

an.<br />

SPARTIPP<br />

Damit jeder die Wanderungen genießen kann,<br />

bringen die Bergbahnen im Tannheimer Tal Groß<br />

und Klein bis auf die Gipfel und wieder zurück.<br />

Und mit der Aktion »Sommerbergbahnen inklusive«<br />

sogar kostenlos. Übernachtungsgäste teilnehmender<br />

Gastbetriebe können während ihres<br />

Aufenthalts einmal pro gebuchter Nacht die Bergbahnen<br />

Tannheim, Grän und Schattwald kostenfrei<br />

für eine Berg- und Talfahrt nutzen.<br />

Und um sich nach einem Wandertag in den Bergen<br />

eine Abkühlung zu gönnen, gibt es unbegrenzten<br />

Zugang zum Freibad Haldensee obendrauf.<br />

Übrigens sparen Besucher des Tannheimer Tals<br />

schon bei der Anreise: Ob aus Richtung München<br />

oder Stuttgart – es wird keine österreichische Vignette<br />

für die Straßen benötigt.<br />

Fotos: TVB Tannheimer Tal/Achim Meurer (2), Markus Wagner (1), Wolfgang Ehn (2)<br />

1 Sommerwiese im<br />

zauberhaften Abendlicht<br />

2 Blick ins Tannheimer Tal<br />

3 Badespaß an den klaren<br />

Seen des Tals<br />

4 Atemberaubender Ausblick<br />

von den Gipfeln<br />

5 Paragleiten mit großartiger<br />

Aussicht<br />

1<br />

2 3<br />

4 5<br />

196 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />

wanderbar! 01|23<br />

anderbar!<br />

197


Wildschönau<br />

Attersee-Attergau<br />

INFO ><br />

WILDSCHÖNAU<br />

Genussurlaub<br />

im stillen Hochtal<br />

Ob spannender Familienausflug, sportliche Gipfelbesteigung oder kulinarische<br />

HIGHLIGHT: Wildschönauer<br />

Höhenweg, teilweise mit<br />

Seilbahnunterstützung: 13,5<br />

km, 718 Hm bergauf, 1007 Hm<br />

bergab, Gehzeit ca 5 h.<br />

Start: Markbachjochbahn (in<br />

der Wildschönau-Card inkl.).<br />

Ziel: Schönangeralm mit<br />

Schaukäserei am Ende des Tals<br />

(beides mit dem Wanderbus<br />

autofrei erreichbar). Ab Mai<br />

<strong>2023</strong>: Wanderbus Roggenboden<br />

– Thierbach – Schönangeralm<br />

von Mai bis Oktober. Er<br />

ergänzt den Wanderhauptbus<br />

Niederau – Oberau – Auffach.<br />

TIPP: In die Wildschönau-Card<br />

für jeden Übernachtungsgast<br />

sind die Nutzung der Wanderbusse,<br />

der Sommerbahnen,<br />

des Freibads, die Besichtigung<br />

des Bergbauernmuseums und<br />

viele weitere<br />

Attraktionen inkludiert.<br />

MEHR INFOS:<br />

Tourismusverband<br />

Wildschönau,<br />

Hauserweg, Oberau 337,<br />

A-6311 Wildschönau,<br />

Tel. +43/(0) 53 39/82 55-0;<br />

info@wildschoenau.com;<br />

www.wildschoenau.com<br />

Entdeckungstour am Berg und im Tal –die Wildschönau im Westen der<br />

Kitzbüheler Alpen bietet einzigartige Erlebnisse.<br />

ER LEGENDE NACH hat einst ein Drache<br />

die Kundler Klamm und das Hochtal der<br />

Wildschönau geschaffen, die durch ihre<br />

facettenreiche Bergwelt ein attraktives Urlaubsziel<br />

für Groß und Klein, für sportliche Gipfelstürmer-/innen,<br />

Almenbummler, Biker und Familien<br />

mit Kindern ist. Das Angebot an Touren aller Art<br />

ist enorm und wird allen Ansprüchen gerecht.<br />

Ein Highlight ist dabei die Tagestour auf dem<br />

Wildschönauer Höhenweg. Die Tour führt ab<br />

dem Markbachjoch über vier Gipfel zur Schönangeralm.<br />

Sie begeistert durch atemberaubende<br />

Ausblicke und mehrere, zur Einkehr einladende<br />

Almen mit ihren hausgemachten Spezialitäten.<br />

Für autofreien Wanderspaß sorgt dabei der Wanderbus.<br />

Traditionelle Bauernhöfe<br />

Höhenwanderung mit großartigen Ausblicken<br />

DIE WILDSCHÖNAU verzaubert jedoch nicht nur<br />

durch reizvolle Landschaft. Kleine Dörfchen mit<br />

Zwiebelturmkirchen und schmucken, blumenüberladenen<br />

Bauernhöfen mit gepflegten Holzfassaden<br />

sowie die herzliche Gastfreundschaft<br />

verführen zur Einkehr in Gasthäuser, bewirtschaftete<br />

Höfe und zahlreiche Almen. Frisches Brot,<br />

duftender Speck, Buttermilch und Bergkäse sind<br />

kulinarische Höhepunkte einer echten »Brettljause«<br />

oder »Marende«.<br />

Hinzu kommen die örtlichen Spezialitäten, die<br />

man unbedingt probieren muss: deftige Brezensuppe,<br />

Brodakrapfen und Schmalznudeln.<br />

Sie verwandeln jede Wanderung in eine Genusstour.<br />

Übrigens kann der beeindruckende Drachenbiss,<br />

die Kundler Klamm, auch mit Kindern erkundet<br />

werden. Die einstündige Tour folgt der rauschenden<br />

Wildschönauer Ache.<br />

Das dramatische Spiel von Fels, Klamm und Wasser<br />

regt besonders die Fantasie der kleinen Wanderer<br />

an: Vielleicht haust hier in den stillen Bergen<br />

irgendwo doch noch ein Drache?<br />

Wandern mit der Familie<br />

Fotos: TVB Wildschönau/Dabernig (2), Wildschönau Tourismus (1)<br />

Fotos: TVB Attersee-Attergau/Moritz Ablinger<br />

Tiefenentspannung am Attersee<br />

Der größte Binnensee Österreichs ist eine Urlaubsregion der Spitzenklasse.<br />

Und der Attergau bietet rund um den Attersee jede Menge attraktive Angebote für<br />

Gipfelstürmer, Pedalritter, Kunstfreunde & Genießer. Auch ohne Pkw.<br />

N ALLER HERRGOTTSFRÜHE, wenn noch die<br />

letzten nächtlichen Nebelschwaden über den<br />

See wabern und die ersten Sonnenstrahlen das<br />

Wasser aufglimmen lassen, zieht es so manchen<br />

Frühaufsteher an eine schöne Stelle am Seeufer<br />

oder auf einen Bootssteg. Sie machen dort Yoga<br />

auf dem SUP-Board oder genießen den Rundblick<br />

und die Stille, die nur von sanftem Gluckern und<br />

leisem Plätschern gebrochen wird.<br />

Es ist längst kein Geheimtipp mehr, dass der Blick<br />

auf das türkisfarbene Wasser, auf die bunten Wiesen<br />

hinter den Uferstreifen und auf die sanft ansteigenden<br />

rundbuckligen Hügel vor hohen Bergen in der<br />

Ferne einzigartige Momente der inneren Einkehr, der<br />

Entspannung und der achtsamen Selbstwahrnehmung<br />

bietet. Die hohen Berge bilden die Kulisse im<br />

Hintergrund und sind doch immer sehr nah, sodass<br />

man einen lohnenden Abstecher einbauen kann.<br />

ES ÜBERRASCHT NICHT, dass sich die Menschen hier<br />

früh ansiedelten und es prähistorische Pfahlbauten<br />

als UNESCO-Kulturerbe gibt. Oder dass der Attersee<br />

für Künstler schon lange ein Quell der Inspiration<br />

ist: Gustav Klimt war so fasziniert, dass er hier seine<br />

jährliche Sommerfrische verbrachte und viele Meisterwerke<br />

malte. Dasselbe gilt für den Komponisten<br />

Gustav Mahler, der hier im eigens erbauten »Komponierhäuschen«<br />

im Laufe von vier Jahren ein halbes<br />

Dutzend Lieder und zwei große Sinfonien schuf.<br />

Von April bis Oktober bieten sich die Schiffe der<br />

Attersee-Schifffahrt an, um zu den Anlegestellen<br />

rund um den See zu gelangen und damit zu den<br />

jeweiligen Sehenswürdigkeiten, Wander- und Biketouren<br />

sowie Nordic-Walking-Routen. Und nicht zu<br />

vergessen zu den hiesigen kulinarischen Genüssen<br />

in historischen Gasthäusern, einem der Haubenrestaurants<br />

oder einem Fischrestaurant.<br />

Besonders tiefenentspannend ist dabei die fünftägige<br />

Rundwanderung um den See, die mit Gepäcktransport<br />

und Lunchpaketen aufwartet. Oder<br />

die 4-Gipfeltour auf die Hausberge für den sanften<br />

Perspektivenwechsel. Jeder Tag wird hier zum einzigartigen<br />

Erlebnis.<br />

INFO > ATTERSEE-ATTERGAU<br />

Das Salzkammergut-»S«-<br />

Attersee-Attergau-Logo<br />

markiert den Wegverlauf in<br />

Form von Aufklebern entlang<br />

des Weitwanderwegs und<br />

auf allen relevanten<br />

Wanderschildern.<br />

MIT DER ATTERSEE-SCHIFFFAHRT von April<br />

bis Oktober zu vielen Ausgangspunkten attraktiver<br />

Wander- oder Biketouren rund um<br />

den See, Rädertransport. Auch bei schlechtem<br />

Wetter wird es nicht langweilig durch<br />

das hochkarätige Kultursommerprogramm,<br />

die Museen, die Hallensportangebote …<br />

HIGHLIGHTS: Wandern ohne Gepäck rund<br />

um den Attersee: 88,4 km, ca. 3200 Hm<br />

in 4 bis 5 frei einteilbaren Tagesetappen<br />

von/nach Seewalchen. Mit der Bahn<br />

oder dem Bus sind die Etappenorte<br />

St. Georgen, Attersee und Schörfling leicht<br />

erreichbar: 4 Ü/F, Lunchpakete, Gepäcktransport<br />

und Ruftaxi ab 500 €/Pers.<br />

Die Attergauer 4-Gipfeltour umfasst auf<br />

35,4 km und 1170 Hm die vier »Hausberge«<br />

des Attergaus.<br />

MEHR INFOS:<br />

Tourismusverband Attersee-Attergau,<br />

Attergaustr. 55, A-4880 St. Georgen im<br />

Attergau, Tel. +43/(0) 76 66/77 19;<br />

info@attersee.at;<br />

attersee-attergau.salzkammergut.at<br />

198 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 199


Gute Nachbarn<br />

Musterdestination Kronplatz<br />

Ein Berg, eine Region<br />

und Tausend Erlebnisse<br />

Grandiose Natur und lebendige Bergkultur: Rund um den<br />

Südtiroler Kronplatz werden Wanderträume wahr – von<br />

sanfter bis knackig-alpiner Tour.<br />

2<br />

5<br />

3<br />

6<br />

1<br />

4<br />

7<br />

1 San Vigilio Würzjoch<br />

nahe dem Peitlerkofel<br />

2 Weitsicht: Blick vom Kronplatz<br />

3 Idylle am Antholzer See<br />

4 Bike-Abenteuer Kronplatz<br />

5 Rast auf der Hütte San Vigilio<br />

6 Hüttenspezialität: Knödel aller Art<br />

7 MMM Corones auf dem Kronplatz<br />

Fotos: Alex Moling (1), wisthaler.com (4), Udo Bernhart (1), Ferienregion Kronplatz (2)<br />

ICHT JEDER muss ja gleich den prächtigen<br />

Peitlerkofel (2875 m) besteigen. Aber wer<br />

die Bergwelt hautnah erleben möchte, sollte<br />

den König des Gaderstals wenigstens mal umrunden.<br />

Eine klassische Höhenwanderung. Zu Füßen<br />

des imposanten Dolomitenberges, der zum Gebiet<br />

des Naturparks Puez-Geisler gehört, zeigt sich ab<br />

Mitte Juni die reiche Alpenflora in ganzer Pracht:<br />

zottiges Habichtskraut, Glockenblumen, Gemeines<br />

Katzenpfötchen. Wer der Bergmajestät jedoch<br />

aufs felsige Haupt steigt, wird mit grandioser Weitsicht<br />

belohnt: die markanten Geislerspitzen, Sellastock<br />

und Marmolata, dazu Ortler, Schlern – ein<br />

überwältigendes Panorama.<br />

Und mittendrin der Kronplatz (2273 m), Namensgeber<br />

für die Südtiroler Ferienregion, die mit den<br />

pittoresken Seitentälern (Gadertal, Ahrntal und<br />

Antholzertal) zu den ursprünglichsten der Alpen<br />

zählt. Punkt 12 Uhr ertönt da oben immer die<br />

große Friedensglocke »Concordia 2000«, um die<br />

Verbundenheit der Kulturen anzumahnen. Zudem<br />

beherbergt der Kronplatz gleich zwei bedeutende<br />

Sehenswürdigkeiten: das Lumen-Museum, das<br />

die Geschichte der Bergfotografie dokumentiert,<br />

und das futuristische Messner Mountain Museum<br />

Corones, eine großartige Sammlung zur<br />

Königsdisziplin des Alpinismus, des<br />

Bergsteigens. Dank seines flachen Gipfelplateaus<br />

bietet der Kronplatz eines<br />

der spektakulärsten 360°-Grad-Panoramen<br />

in den Dolomiten mit Blick auf<br />

die markantesten Bergspitzen der Umgebung.<br />

EINE WANDERPARADIES. Ob knackige,<br />

sanfte, alpine Tour oder mehrtägige Trekkingtour<br />

– die Ferienregion Kronplatz ist<br />

eine Landschaft der Kontraste: Das saftige<br />

Grün der Wiesen und Almen, stille<br />

Wälder, naturbelassene Hochebenen,<br />

wilde Wasserfälle und Bergseen – und<br />

natürlich die markanten, schroffen Felsgiganten<br />

der Dolomiten, die 2009 zum<br />

UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurden.<br />

In dieser Kulisse finden Wanderer ein<br />

umfangreiches Netz bestens markierter<br />

Wanderwege oder auch abgelegener<br />

Pfade und Schmugglersteige. In der<br />

ganzen Region kommen Gäste in den<br />

Genuss von machbaren Gipfelerlebnissen<br />

und rustikaler Gemütlichkeit. Auf<br />

den etwa 40 Almhütten werden regionale<br />

Spezialitäten wie Apfelstrudel, Germknödel<br />

& Co. hausgemacht.<br />

DREI der acht Südtiroler Naturparks gehören zur<br />

Ferienregion Kronplatz und laden zu Touren ein:<br />

• Der Puez-Geisler-Naturpark gilt als »geologisches<br />

Geschichtsbuch der Erde«. Hier finden<br />

sich alle vorkommenden Gesteinsarten der Dolomiten.<br />

In den steilen Zinnen und Zacken der<br />

3000 Meter hohe Geislergruppe reiften einst<br />

Reinhold und sein Bruder Günther Messner zu<br />

außergewöhnlichen Kletterern.<br />

• Der gletscherreiche Naturpark Rieserferner-Ahrn<br />

zwischen Ahrntal und Antholzertal begeistert<br />

mit klaren Bergseen, Wasserfällen, Mooren und<br />

skurrilen Erdpyramiden.<br />

• Der Fanes-Sennes-Prags-Naturpark mit seiner<br />

karstigen Landschaft, Seen (wie den smaragdfarbenen<br />

Pragser Wildsee) und den lieblichen<br />

Almen (Sennes und Fanes) verzaubert auch mit<br />

Sagen wie dieser: Hier wurde die tapfere Prinzessin<br />

Dolasilla gekrönt, die einst ihr Volk in eine<br />

Glanzzeit geführt hatte. Glaubt man dieser Sage,<br />

flüchteten sich die Fanes nach dem Ende ihrer<br />

Kämpferin zu den Murmeltieren unter die Erde,<br />

wo sie heute noch leben.<br />

EINE SAGENHAFTE REGION. Seltsam anmutende<br />

Felsformationen und die übermächtige Natur<br />

haben die Fantasie der Menschen immer schon<br />

beflügelt und Halt gegeben. Ja, es sind auch alte<br />

Geschichten und lebendige Geschichte, die diese<br />

Region um den Kronplatz so besonders reizvoll<br />

machen.<br />

INFO ><br />

KRONPLATZ<br />

Zur FERIENREGION KRONPLATZ<br />

im Herzen des Südtiroler<br />

Pustertals gehören insgesamt<br />

10 Gemeinden. Die fünf Hauptorte:<br />

St. Vigil in Enneberg,<br />

Olang, Kiens, Antholzertal –<br />

und Bruneck am Fuße des<br />

Kronplatzes mit seinem fast<br />

Bruneck<br />

vollständig erhaltenen mittelalterlichen<br />

Stadtbild.<br />

Alle Orte halten detaillierte<br />

Broschüren für alle Aktivitäten<br />

bereit. Beherbergungsbetriebe,<br />

die Mitglied im<br />

Tourismusverein sind, können<br />

gratis die Holiday Pass Karte<br />

zur Verfügung stellen. Damit<br />

kann man die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel kostenfrei und<br />

nachhaltig nutzen.<br />

MEHR INFOS:<br />

Ferienregion Kronplatz,<br />

I-39031 Bruneck,<br />

Tel. +39/(0) 04 74/55 54 47;<br />

info@kronplatz.com;<br />

www.kronplatz.com<br />

200 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />

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SÜDTIROL<br />

www.grafik.it<br />

****Vitalpinahotel<br />

TAUBERS UNTERWIRT<br />

I-39040 Feldthurns<br />

Südtirol - Italien<br />

Tel. (+39) 0472 855 225<br />

www.unterwirt.com<br />

• Täglich geführte Wanderungen<br />

• Täglich geführte Biketouren<br />

• E-Bikeverleih im Hotel<br />

• Spa und Wellnessangebote<br />

• Wöchentliche Abendveranstaltungen<br />

• Vorzügliches Küchenangebot<br />

• Hier unsere besten Angebot für Sie:


Wanderziele<br />

Überragend. Das Hermannsdenkmal<br />

bei Detmold ist Symbol für den Teutoburger Wald.<br />

Foto: Teutoburger Wald Tourismus/Dominik Ketz<br />

40 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

Die neue Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

Geschichtsträchtig, vielfältige Natur, reiche Kultur: Wer sich auf die<br />

ostwestfälische Region Lippe einlässt, kann wunderbare Überraschungen erleben –<br />

wie wanderbar!-Herausgeber Ulrich Pramann<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 41


Wanderziele<br />

Ständig<br />

was zum<br />

Staunen<br />

MANUEL ANDRACK,<br />

»WANDERPAPST«: Was ich<br />

an der Qualitätsregion Land des<br />

Hermann schätze? Zum Ersten die<br />

Schönheit der Landschaft. Zum Zweiten<br />

die großartige Beschilderung, man findet<br />

sich hier einfach super zurecht. Und zum<br />

Dritten die ganz besondere Vielfalt der<br />

Naturbilder. Es ist wie in einem Museum:<br />

Schon nach kurzer Zeit erwartet dich ein<br />

neuer, aufregender Landschaftseindruck.<br />

Ach so, und dann sind da ja auch noch<br />

die regionalen Genüsse: lippisches<br />

Bier, lippischer Schnaps und der<br />

lippische Pickert – herrlich!<br />

BISHER war ich noch niemals<br />

in Detmold, Lemgo<br />

oder im Staatsbad Bad Salzuflen,<br />

geschweige denn in<br />

Blomberg (mittelalterlicher<br />

Charme) oder Oerlinghausen<br />

(Europas meistfrequentierter<br />

Segelflugplatz), Talle, Wendlinghausen<br />

oder am Schiedersee. Komisch eigentlich,<br />

denn diese Orte der Region Lippe liegen zwar<br />

mitten in Deutschland, aber irgendwie bleiben sie<br />

oftmals außerhalb der Reichweite, auch meiner.<br />

So waren mir denn auch die markanten, mystischen<br />

Externsteine nur vom Hörensagen geläufig.<br />

Und zum Hermann hoch?<br />

Nein, auch dieses berühmte Denkmal zu Ehren<br />

jenes germanischen Helden, der vor gut 2000 Jahren<br />

»die Römer aus den Sandalen gehauen hat«<br />

(Grußkartentext), kannte ich bloß von Bildern.<br />

NUN STEHE ICH ALSO VOR IHM, schaue zu diesem<br />

Koloss hoch – und fühle mich ziemlich klein. Vor<br />

allem auch in Anbetracht der großen – ach was,<br />

der wahnwitzigen Leistung des Erbauers Ernst von<br />

Bandel. Gerade sind wir noch an der Stelle vorbeigekommen,<br />

wo damals seine aus Holz gezimmerte<br />

Hütte stand. Darin hatte der »Alte vom Berge«,<br />

wie er sich selbst nannte, zuletzt gehaust, weil er<br />

seiner Baustelle immer so nah wie möglich sein<br />

wollte. Unglaubliche 37 Jahre lang, zwischen<br />

1838 und 1875, arbeitete der Architekt<br />

und Bildhauer von Bandel daran, seinem<br />

patriotischen Lebenstraum<br />

eine gigantische Gestalt zu geben<br />

(siehe auch Seite 46). Häufig<br />

stand er kurz vor dem Scheitern,<br />

kämpfte aber immer,<br />

immer weiter. Dabei ruinierte<br />

er seine Gesundheit und<br />

verlor sein Vermögen.<br />

WEITHIN SICHTBAR seit nunmehr<br />

fast 150 Jahren thront<br />

das Hermannsdenkmal auf einer<br />

Bergkuppe der Grotenburg:<br />

ein beeindruckendes Mahnmal<br />

für Frieden, Völkerverständigung<br />

und Internationalität. Und eine<br />

Attraktion, die jedes Jahr Hunderttausende<br />

in ihren Bann zieht. Viele Besucher<br />

mühen sich die hundert Stufen im<br />

Inneren des Sockelunterbaus hinauf, sie wollen<br />

zu Füßen des Helden den Panoramablick auf<br />

den Teutoburger Wald genießen. Und spekulieren<br />

vielleicht: Wo genau war das wohl?<br />

Wo wurde damals der römische Feldherr Quinctilius<br />

Varus mit seinem 15 000 Mann starken Heer<br />

in einen Hinterhalt gelockt und dann vom listigen<br />

Hermann (Arminius) dem Cherusker vernichtend<br />

geschlagen?<br />

Wo das war, weiß bis heute keiner so genau. Von<br />

der Wissenschaft werden sogar noch andere Tatorte<br />

in Betracht gezogen. Egal. Aber wie der Höhepunkt<br />

der gewaltigen Schlacht, die damals tobte,<br />

ausgesehen haben könnte, hat der Kunstmaler<br />

Peter Janssen d. Ä. (1844 – 1908) in Szene gesetzt.<br />

Minutiös und monumental.<br />

Und wieder stehe ich staunend da, diesmal im Lippischen<br />

Landesmuseum Detmold. »Der siegreich<br />

vordringende Hermann« und »Der zurückweichende<br />

Varus« – diese beiden Gemälde beherrschen eine<br />

Dauerausstellung (»Mythos Varusschlacht«), die<br />

veranschaulichen, wie Hermann der Cherusker zum<br />

ersten deutschen Nationalhelden wurde. Und im<br />

Mittelpunkt stehen natürlich Janssens Schlachtenmotive.<br />

Die beeindrucken schon allein durch schiere<br />

Opulenz: Sie sind 60 Quadratmeter groß.<br />

DER KREIS LIPPE im nordöstlichen Teil von Ostwestfalen-Lippe<br />

(kurz: OWL), der zwischen Teutoburger<br />

Wald, Eggegebirge und Weserbergland<br />

liegt, also ganz oben in Nordrhein-Westfalen, ist<br />

eine geschichtsträchtige Region, nicht nur wegen<br />

der legendären Varusschlacht. Gäste und vor allem<br />

auch Wanderer werden immer wieder schö-<br />

Fotos: Rolf Ruppenthal (1), Ulrich Pramann (2), Marketing Extertal (1), www.detmold.de (1),<br />

LTM GmbH, F. Grawe(1), Adobe Stock/JuSto (1), Blickfang (1), TwilightArtPictures (1)<br />

42 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Bilder aus dem Land des Hermann<br />

1 Prächtige Fassade: Hexenbürgermeisterhaus Lemgo<br />

2 Pausenplatz auf dem Weg dem der Blicke<br />

3 Mit Hunden als Begleiter macht Wandern meist noch mehr Spaß<br />

4 Mittelalterliche Einkaufsstraße:<br />

die Krumme Straße in Detmold<br />

5 Regionale Spezialität: lippischer Pickert, modern<br />

interpretiert mit Aroniamarmelade und Honigmango<br />

6 Mythos Varusschlacht im Lippischen<br />

Landesmuseum Detmold<br />

7 Magisch und mystisch: die<br />

Externsteine bei Horn-Bad Meinberg<br />

8 Die Kurstadt Bad Salzuflen<br />

mit dem Gradierwerk<br />

7<br />

8<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 43


Wanderziele<br />

REBECCA SCHIRGE,<br />

AUTORIN (»52 KLEINE & GROSSE<br />

ESKAPADEN IN OSTWESTFALEN-LIPPE«):<br />

Auf den Spuren von Prinzen wandeln, an einer<br />

ne Überraschungen erleben,<br />

denn in der abwechslungsreichen<br />

Landschaft zwischen<br />

den Feldern und<br />

Feenquelle rasten und Kobolde aus Höhlen befreien<br />

Wiesen, den sanften<br />

– klingt nach einem Märchen? Lässt sich im Land des<br />

Hermann aber alles erleben. Die Region bietet noch<br />

mehr als sagenhafte Welten. Sie ist ein Eldorado für<br />

Wanderer, die es abwechslungsreich mögen. Da sind<br />

zum Beispiel die wunderschönen Weserauen, die<br />

waldbedeckten Höhenzüge des Teutoburger Waldes,<br />

die sanften Hügellandschaften des Kalletals und<br />

die weiten Heideflächen der Senne. Zu meinen<br />

Lieblingsstrecken zählt der Schwelentruper<br />

Höhenweg. Wer hier unterwegs ist, kommt<br />

voll auf seine Kosten.<br />

Hügeln und waldigen<br />

Höhen im Lipper Bergland<br />

lassen sich ein<br />

ums andere Mal mächtige<br />

Burgen und prächtige<br />

Schlösser blicken,<br />

es gibt schmucke, traditionsreiche<br />

Hansestädte<br />

zu bestaunen, dazu mittelalterliche<br />

Fachwerkorte und<br />

Rathäuser oder herrschaftliche<br />

Residenzen, die im aufwendigen<br />

Stil der Weserrenaissance<br />

erbaut sind. Und Reste von Siedlungen<br />

aus der Steinzeit finden sich auch.<br />

Wer an einer Zeitreise in Lippes Urgeschichte<br />

interessiert ist, sollte wirklich das Landesmuseum<br />

besuchen. In einer der Sonderausstellungen (»Eis.<br />

Stein. Bronze«) werden neben Mitmachstationen<br />

zum Anfassen und Begreifen auch spannende<br />

archäologische Funde gezeigt und ihre Herkunft<br />

erklärt. Unter anderem ein Faustkeil aus Bad Salzuflen.<br />

Das Alter dieses Zeitzeugen frühester Kultur<br />

wird auf etwa 300 000 Jahre taxiert.<br />

JAN DIEKJOBST<br />

FÜHRT JAN´S RESTAU-<br />

RANT (EIN MICHELIN-STERN)<br />

IM DETMOLDER HOF: Meine<br />

Heimat ist mir sehr wichtig. Auch<br />

meine Stationen Hamburg, Mosel oder<br />

Portugal waren spannend, aber hier habe<br />

ich Familie, Freunde – also meine Basis.<br />

Jetzt möchte ich mit 100 Prozent Überzeugung<br />

der Heimat etwas geben: eine kreative<br />

Küche, fachlich sehr gut ausgearbeitet. Es<br />

gibt in dieser Region ein hohes Qualitätsbewusstsein,<br />

da möchte ich gerne mit<br />

vorneweg gehen. Klar, eine hochwertige<br />

Küche braucht natürlich beste Produkte.<br />

Damit versorgen uns Nicki,<br />

Gregor & Co., die ich schon aus<br />

der Schulzeit kenne.<br />

»HIER IST ES GAR NICHT SO ÜBEL.« Mehrmals<br />

habe ich diesen Satz während meiner Recherchen<br />

im Land des Hermann gehört. Typisch? Kann man<br />

wohl sagen. Denn mit Eigenlob haben sie es<br />

hier meistens nicht so sehr. »Use Herrgott<br />

lätt die Bäume nich in ̓ n Hemmel wassen«<br />

– so sagt man hier. Und dieses<br />

alte Sprichwort besagt sicherlich<br />

auch einiges über die Mentalität<br />

der Menschen. Sie geben sich<br />

eher zurückhaltend, sind meist<br />

entspannt, fleißig, geerdet.<br />

Man pflegt sympathisch die<br />

Kunst des Understatements.<br />

Dabei haben sie hier in der<br />

ländlichen Idylle Ostwestfalens<br />

nun wirklich ordentlich<br />

was vorzuweisen. Das Hamburger<br />

Wirtschaftsmagazin brand<br />

eins würdigte mal die Region als<br />

»deutsches Parallel universum mitten<br />

in Deutschland«, mit Unternehmern<br />

und Menschen voller »Tatkraft und Toleranz«.<br />

Neben Miele, Dr. Oetker, Schüco & Co. haben sich<br />

tatsächlich noch etliche heimliche Weltmarktführer<br />

(»Hidden Champions«) entwickelt. Jede dritte<br />

Küche kommt von hier, die regionale Roboterforschung<br />

ist führend.<br />

UND UNLÄNGST IST DIE REGION schließlich auch<br />

in die Königsklasse für Wanderer aufgerückt. Mit<br />

der offiziellen Zertifizierung als »Qualitätsregion<br />

Wanderbares Deutschland« ist das Land des Hermann<br />

jetzt eine von nur sechs Qualitätsregionen<br />

hierzulande.<br />

»Ein elitärer Club, darf man wohl sagen«, das sagt<br />

Günter Weigel, der umtriebige Geschäftsführer der<br />

Lippe Tourismus & Marketing GmbH. Warum dieser<br />

aufwendige Zertifizierungsprozess, der über<br />

drei Jahre lang zahlreiche Planer, Wegewarte, Unternehmen,<br />

Vereine und Institutionen beschäftigt<br />

hat? »Wir sind ja schon bei Tagestouristen und<br />

auch Mehrtagesbesuchern sehr beliebt. Immerhin<br />

Große Vergangenheit:<br />

das Fürstliche Residenzschloß in Detmold<br />

Pickertmädel: Annette Diekmann<br />

Fotos: Lukas Holzmeier (1), Ulrich Pramann (2), Jan Diekjobst privat (1), Stephanie Ditt privat (1),<br />

Lippe Tourismus & Marketing GmbH (2), Adobe Stock/travelview (1)<br />

44 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


STEPHANIE DITT,<br />

AUTORIN (»WANDERN FÜR DIE SEELE<br />

IN OSTWESTFALEN-LIPPE«): Wälder, Moore,<br />

Hügelketten, Landidylle, Flüsse, Seen, alte Burgen,<br />

imposantes Fachwerk – in Ostwestfalen-Lippe finden<br />

wir vielfältige Landschaften und Naturmomente auf einem<br />

Fleck. Abseits des bekannten Hermannsdenkmals und der<br />

Externsteine machen die kleinen Naturhighlights meine Heimat<br />

so besonders. Einer meiner Lieblingsorte ist die Senne<br />

mit ihren sandigen Böden, ihrer ursprünglichen Heidelandschaft<br />

und romantischen Bachläufen. Und ostwestfälische<br />

Bergluft lässt sich auf dem 464 m hohen Velmerstot (herrlicher<br />

Fernblick) schnuppern. Entspannt, unaufgeregt<br />

und beschaulich, aber keinesfalls langweilig:<br />

So liebe ich meine Heimat!<br />

Zeitreise: LWL-Freilichtmuseum Detmold<br />

besuchen uns<br />

jedes Jahr etwa 14 Millionen Menschen. Jetzt können<br />

wir ihnen noch mehr bieten, nämlich 16 qualifizierte<br />

Wanderwege«, sagt Weigel und fügt hinzu:<br />

»Die ganze Region mit ihren zahlreichen kulturellen<br />

Highlights und über 100 Wegen ist auf dem höchsten<br />

Qualitätslevel angekommen.« Eine<br />

Auswahl der reizvollsten Qualitätswanderwege,<br />

Themenwege, Mehrtagestouren<br />

stellen wir auf den Seiten 48 bis 59 vor.<br />

EIN HALBES DUTZEND WEGE (u. a. Hermannshöhen,<br />

Blaubeerroute) führen zu den Externsteinen,<br />

für Wanderer und Hunderttausende<br />

Besucher ein zentraler Anlaufpunkt. Als wären<br />

sie von Riesen gemeißelt, ragen fünf bizarre Felsformationen<br />

aus der Landschaft, bis zu 40 Meter<br />

sind sie hoch. Dieses einzigartige Natur- und Kulturdenkmal<br />

fasziniert seit jeher die Menschen und<br />

beflügelt die Fantasie. Eine Sternwarte aus der<br />

Steinzeit? Teil eines keltischen Kultsystems? Heiligtum<br />

der Germanen? Für esoterisch Interessierte<br />

sind die Externsteine im Tal Wiembecke bei Horn-<br />

Bad Meinberg ein spirituell aufgeladener Ort.<br />

Immer zur Walpurgisnacht und Sommersonnenwende<br />

treffen sich Hunderte, um zu feiern, Kraft<br />

zu tanken und sich an die Mystik des Mittelalters<br />

zu erinnern.<br />

Nüchtern betrachtet sind die Externsteine aus der<br />

mittleren Gebirgskette des Teutoburger Waldes<br />

entstanden. Vor etwa 70 bis 80 Millionen Jahren<br />

wurden Teile des Sandsteins senkrecht<br />

aufgepresst, Gletschereis und der Zahn<br />

der Zeit legten Felsblöcke frei und<br />

formten sie schließlich zu spektakulären<br />

Säulen.<br />

WAS FÜR EINE KULISSE.<br />

Wieder eine zum Staunen.<br />

Ringsum ein 127 Hektar<br />

großes Naturschutzgebiet<br />

mit ausgewiesenen Naturerlebnispfaden.<br />

Gegen Gebühr<br />

können die Externsteine<br />

bestiegen werden.<br />

Eine schmale Brücke führt<br />

on top. Eine Grotte, ein offenes<br />

Felsengrab und die Höhenkammer<br />

mit Altarnische nach<br />

byzantinischem Vorbild verweist<br />

auf die heiligen Stätten in Jerusalem<br />

– all dies belegt die bewegte Vergangenheit.<br />

Fakten zur Historie und Natur sind im<br />

Informationszentrum unterhaltsam aufbereitet.<br />

Im Juni und Juli können Besucher zusätzlich ein<br />

sinnliches Highlight bewundern, denn auf dem<br />

Weg zu den Externsteinen, bei Fromhausen, betört<br />

ein ausgedehntes Meer in Violett. Das Familienun-<br />

Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

GÜNTER WEIGEL,<br />

GESCHÄFTSFÜHRER LIPPE<br />

TOURISMUS & MARKETING GMBH:<br />

Es ist sicherlich diese reizvolle Kombination<br />

aus ländlichem und städtischem<br />

Leben, die unsere Region so besonders<br />

macht. Lemgo, Detmold und Bad Salzuflen<br />

bieten reichlich Kultur- und Freizeitangebote,<br />

Cafés, Museen und ein Landestheater. Und<br />

gleichzeitig umgibt uns eine wunderschöne<br />

Landschaft mit ausgedehnten Wäldern, herrlichen<br />

Wanderwegen, Burgen und Schlössern.<br />

Zu meinen Lieblingsspots gehören der<br />

idyllische Schiedersee mit dem alten<br />

Malerort Schwalenberg, die Adlerwarte<br />

Berlebeck oder der Vogelpark<br />

Heiligenkirchen – da könnte<br />

ich jeden Tag hin.<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 45


Wanderziele<br />

Mythos<br />

Hermannschlacht<br />

Ein germanischer Held namens Arminius und ein Patriot namens Ernst<br />

Ein Leben für<br />

Hermann<br />

Der Architekt und Bildhauer<br />

Ernst von Bandel<br />

vor dem kupfernen Kopf<br />

seines Helden. Die siegreiche<br />

Schlacht aus dem<br />

Jahr 9 n. Chr. hatte ihn<br />

inspiriert. Heute wird das<br />

Hermannsdenkmal gerne<br />

als Souvenir (unten) mit<br />

nach Hause genommen.<br />

ER WAR EIN BESESSENER. Verrückte 37 Jahre lang arbeitete<br />

der Architekt und Bildhauer Ernst von Bandel daran, eine<br />

kühne Idee umzusetzen: Er wollte dem Germanen Arminius,<br />

bekannter unter dem Namen Hermann der Cherusker, oben<br />

auf einer Bergkuppe der Grotenburg bei Detmold ein weithin<br />

sichtbares Denkmal setzen. Für seinen Lebenstraum ruinierte<br />

er seine Gesundheit und seine Finanzen.<br />

Allein der Kopf aus Mansfelder Kupfer war riesig geplant, gute<br />

vier Meter, darüber ein Flügelhelm. Das Schwert, dass sein<br />

Held in die Höhe recken sollte, maß sieben Meter, und das<br />

Standbild bis zur rechten Faust wurde 17,81 Meter hoch. Die<br />

Gesamthöhe dieses imposanten Denkmals: 53,46 Meter.<br />

Der Grundstein für das Denkmal wurde 1838 gelegt, und der<br />

Sockel war acht Jahre später fertig. Ein ums andere Mal stand<br />

das Projekt knapp vor dem Scheitern, weil sich der komplizierte<br />

Bau ständig verteuerte und finanzielle Unterstützer zögerten.<br />

15 Jahre lang ging so gut wie nichts voran. Doch nach<br />

einem Werkstattbesuch des preußischen Königs Wilhelm I.<br />

flossen endlich wieder Sponsorengelder. Am 16. August 1875<br />

war das Werk schließlich vollbracht, und Wilhelm I., inzwischen<br />

Kaiser, zeichnete Ernst von Bandel bei der Einweihung<br />

mit einem Orden aus. Da war der Besessene schon fast erblindet,<br />

und Rheuma setzte ihm schmerzhaft zu. Ein Jahr später<br />

stirbt er, der passionierte Erbauer des Hermannsdenkmals.<br />

WER WAR DIESER LEGENDÄRE HERMANN, dem der Bildhauer<br />

Ernst von Bandel seine Schaffenskraft schenkte?<br />

Alles, was wir heute wissen, haben uns römische Schriftsteller<br />

wie Tacitus überliefert. Also: Arminius wurde zwischen 18<br />

und 16 v. Chr. als Spross einer germanischen Familie der Cherusker<br />

geboren, die zwischen Weser und westlichem Harz siedelten.<br />

Wenig später hatten die Römer die rechtsrheinischen<br />

Gebiete besetzt. Im Jahr 9 nach Christus gelang es Arminius,<br />

mit einem germanischen Stammesbündnis die übermächtigen<br />

drei römische Legionen unter Führung des Legaten Publius<br />

Quinctilius Varus in einen Hinterhalt zu locken – und vernichtend<br />

zu besiegen.<br />

Ein Mythos war geboren.<br />

Ab der frühen Neuzeit wird Hermann der Cherusker als deutscher<br />

Nationalheld glorifiziert. Als Befreier und Einiger des<br />

Landes – so verehrte ihn auch Ernst von Bandel, der wie viele<br />

Deutsche zu seiner Zeit von der Einheit<br />

der Nation träumt. Mit knapp 20 Jahren<br />

beginnt er die ersten Skizzen seiner »Arminiussäule«<br />

anzufertigen.<br />

Seit fast 150 Jahren reckt Hermann sein<br />

Schwert in den Himmel. Und jedes Jahr<br />

stehen 500000 Besucher staunend vor der<br />

kolossalen Kultstätte. Ulrich Pramann<br />

46 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


Fotos: Landesverband Lippe (1), Ulrich Pramann (2), Alexandra Schlennstedt privat (1), AdobeStock/sorrapongs (1)<br />

ternehmen Taoasis aus Lage, auf die Manufaktur<br />

naturreiner ätherischer Öle spezialisiert, hat hier<br />

großflächige Lavendelfelder angelegt. Klar, die locken<br />

viele Menschen an. Um Parkchaos zu vermeiden,<br />

fahren zu Stoßzeiten Pendelbusse.<br />

ERLEBNISREICHE TAGE im Land des Hermann. Es<br />

gibt so vieles zu entdecken. Was lohnt sich besonders?<br />

Wovon sollte ich noch erzählen? Vielleicht<br />

von der Salzsiederstadt Bad Salzuflen, mit seinen<br />

schmucken Fachwerkhäusern, den gemütlichen<br />

Cafés und kleinen Geschäften. Von der Altstadt<br />

zum Vitalzentrum oder zum Kurpark: Alles ist auf<br />

kurzem Wege erreichbar.<br />

Kurpark? Es ist ein 120 Hektar großer Landschaftspark,<br />

eine sehr gepflegte Erholungsoase mit Wasserspiel,<br />

Solestrand, Kneipp-Kräutergarten, Barfußpfad,<br />

Atemparcours, Konzerthalle, Wandelhalle<br />

und vor allem dem beeindruckendem ErlebnisGradierwerk.<br />

Drei riesige, mit Schwarzdornzweigen<br />

ausgekleidete Wände werden nach alter Tradition<br />

(seit 1767) mit stark salzhaltigem Wasser berieselt.<br />

Kurgäste schätzen die wohltuende Heilwirkung<br />

– es ist, als würden sie hier im Land des<br />

Hermann frische Meeresluft einatmen.<br />

NATÜRLICH SOLLTE ICH AUCH von der reichen Hansestadt<br />

Lemgo erzählen, die in den Jahrzehnten vor<br />

dem Dreißigjährigen Krieg ihre Glanzzeit erlebte.<br />

Bis heute ist die historische Altstadt mit den zahlreichen<br />

Baudenkmälern aus dem Mittelalter und<br />

der Renaissance außergewöhnlich gut erhalten.<br />

Zum Beispiel das prachtvolle, siebenstöckige Bürgerhaus,<br />

Breite Straße 19. Allerdings spielte sich<br />

hinter der Fassade mit all den Figürchen, Säulen<br />

und Schnitzereien im Stil der Weserrenaissance<br />

ein düsteres Kapitel der Stadtgeschichte ab – die<br />

Immobilie ist als »Hexenbürgermeisterhaus« berühmt-berüchtigt.<br />

Während der Amtszeit von Bürgermeister<br />

Hermann Cothmann (1667 bis 1683)<br />

nämlich wurden rund 100 Menschen, überwiegend<br />

Frauen, der Hexerei bezichtigt und hingerichtet.<br />

Allein in seinem ersten Amtsjahr ließ der<br />

Unerbittliche 37 Urteile vollstrecken. Im »Folterkeller«<br />

sind grausige Utensilien wie Streckbank &<br />

C0. ausgestellt – das Hexenbürgermeisterhaus ist<br />

seit 1926 das Städtische Museum Lemgo.<br />

JEDEN MITTWOCH (und Samstag) ist Markttag in<br />

Lemgo. Zufallsbegegnung mit Annette Diekmann.<br />

Aus ihrem Verkaufswagen bietet sie Pickert an.<br />

Pickert – das ist das Nationalgericht in Ostwestfalen,<br />

eigentlich eine Arme-Leute-Speise, aber<br />

lecker. Jeder kennt dieses Gericht aus Kartoffeln,<br />

Mehl, Milch, Eiern, Hefe und Salz, fast jede<br />

Familie hat ihr eigenes überliefertes Rezept. Umso<br />

erstaunlicher ist Annette Diekmanns Erfolg. Sie,<br />

Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft, hat nämlich<br />

ein kleines Pickertimperium geschaffen.<br />

Es wurde aus der Not geboren. Vor 30 Jahren stand<br />

sie plötzlich mit drei kleinen Kindern und dem Hof<br />

alleine da – Trennung. Was also tun? Sie zimmerte<br />

sich einen Stand aus Pappelholz, baute den auf<br />

Wochenmärkten auf und bot frisch zubereiteten<br />

Pickert an. 2003 machte die EU einen Strich durch<br />

die Rechnung: »Frischei-Verordnung«, strenge<br />

Hygienevorschriften. Die geforderte Kühlkette<br />

einhalten? Ging nicht. Also begann sie an einer<br />

Pickertbackmischung zu tüfteln, testete auf den<br />

Märkten, verfeinerte die Rezeptur. Längst ist ihr<br />

Produkt mit der DLG-Medaille in Gold ausgezeichnet,<br />

verkauft sich in ihrem Shop, im Hofladen und<br />

in Supermärkten. Und Annette Diekmann, die clevere<br />

Powerfrau, ist zur kulinarischen Botschafterin<br />

geworden – als »Pickertmädel«.<br />

EIN FRÜHER MONTAGABEND in Strate<br />

̓s Brauhaus (»Lippisch. Ehrlich.<br />

Gut.«). In Detmolds zweitältesten<br />

Fachwerkhaus (anno<br />

1550) trifft man sich gerne<br />

zum Bierchen, bestellt die<br />

»Braumeisterpfanne« oder<br />

Pickert und genießt das<br />

stilvoll-gemütliche Ambiente.<br />

Gerade kommt mein<br />

»Tasting-Brett« mit vier 0,1-<br />

Gläschen: Pilsener, Kellerbier,<br />

Zwickel und Thusnelda.<br />

Am Nachbartisch setzt<br />

sich ein junger Mann zu seinen<br />

zwei Freunden. Zur Begrüßung<br />

läuft ein Gesprächsgeplänkel,<br />

das ich gerne dokumentieren<br />

möchte – weil es wohl<br />

einigermaßen typisch ist.<br />

»Wie is?«<br />

»Muss.«<br />

»Und selbst?«<br />

Auch die drei müssen lachen. Wie gut, dass das<br />

Feierabendtrio rasch zu ergiebigerem Stoff findet.<br />

Und tatsächlich fragt einer irgendwann in die Runde:<br />

»Mensch, sollten wir nich mal wieder hoch<br />

zum Hermann?«<br />

Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

ALEXANDRA SCHLENN-<br />

STEDT, AUTORIN (»111 ORTE<br />

IN OSTWESTFALEN-LIPPE, DIE<br />

MAN GESEHEN HABEN MUSS«):<br />

Die Region Ostwestfalen-Lippe begeistert<br />

mich, weil sie so vielfältig ist: Hier<br />

findet man einzigartige Natursehenswürdigkeiten<br />

(Externsteine) und wunderschöne<br />

historische Altstädte (Lemgo, Detmold).<br />

Außerdem bietet die Museenlandschaft<br />

Einzigartiges wie das größte Computermuseum<br />

der Welt oder ein Zigarrenmuseum. Mein<br />

Tipp: ein Ausflug nach Höxter, wegen der<br />

Landesgartenschau <strong>2023</strong> für einen Besuch<br />

von Schloss Corvey. In der imposanten<br />

Benediktinerabtei ist die Fürstliche<br />

Bibliothek mit ihren<br />

74 000 Büchern ein ganz<br />

besonderes Highlight.<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 47


Wanderziele<br />

im Land des Hermann<br />

Sieben Beispiele, die nach höchstem Standard zertifiziert sind<br />

Verbindet Natur und Kultur: der<br />

Staff Landschaftspark bei Lemgo<br />

48 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


ANDERER WÜNSCHEN abwechslungs- und aussichtsreiche<br />

Wanderwege in natürlicher Umgebung, eine zuverlässige Markierung<br />

sowie eine gute Infrastruktur am Wanderweg – dies alles<br />

finden sie im Land des Hermann mit seinen 16 »Qualitätswegen Wanderbares<br />

Deutschland«. Mehr noch: Die ganze Region (mit über 100 Wanderwegen)<br />

ist seit Kurzem vom Deutschen Wanderverband als Qualitätsregion Wanderbares<br />

Deutschland zertifiziert.<br />

Um den Wünschen der Wanderer gerecht zu werden, hat der Deutsche Wanderverband<br />

Standards und Qualitätskriterien entwickelt. Diese Kriterien machen die Attraktivität<br />

eines Wanderwegs und einer Region messbar. Im Land des Hermann ist also alles bereitet<br />

für einen unbeschwerten Wanderurlaub.<br />

Wer längere Touren favorisiert, hat die wunderbare Wahl zwischen Etappen auf den<br />

Hermannshöhen, von Rheine bis zu den Externsteinen auf dem Hermannsweg und<br />

dann weiter auf dem Eggeweg bis Marsberg. Oder auf dem Hansaweg (X9), Europäischen<br />

Fernwanderweg E1 oder Mehrtagestouren durch das lippische Bergland.<br />

Thementouren führen nicht nur durch die Natur, sondern gerne auch durch die Geschichte,<br />

während kürzere Entdeckertouren (zertifiziert als »Qualitätsweg Wanderbares<br />

Deutschland – entdeckertour«) vor allem auch auf Kinder zugeschnitten sind und<br />

unterwegs reichlich Erlebnis bieten.<br />

Was immer gilt: Alle ausgewiesenen Touren im Land des Hermann sind bestens beschildert,<br />

damit Orientierung auch ohne Karte möglich ist. Unterwegs und am Ziel ist für Einkehrmöglichkeiten<br />

gesorgt. Außerdem haben zahlreiche Gastgeber eine Zertifizierung<br />

als »Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland« erhalten. Sie wollen, dass sich<br />

Wanderer in ihren Betrieben wohlfühlen, es gibt Ablagen und Trockenräume für Wanderschuhe,<br />

Infomaterial und eine Wanderapotheke. Wer Verpflegung für den nächsten<br />

Tag wünscht, kann ein Lunchpaket bestellen. Und natürlich geben die Gastgeber gerne<br />

Tipps zu den Wegen – und zum Land des Hermann und den vielen Ausflugszielen.<br />

Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

Fotos: LTM GmbH/F. Grawe (1), Touristikzentrum Westliches Weserbergland (1)<br />

1<br />

Hansaweg<br />

WAS FÜR EIN WEG. Unterwegs erreichen Wanderer<br />

drei Hansestädte: Herford, Lemgo und<br />

Hameln. Diesen mittelalterlichen Städten<br />

sieht man noch ihren früheren Wohlstand<br />

deutlich an – und alle drei haben ihre ganz<br />

eigene Geschichte zu erzählen.<br />

In Herford, dem Ausgangspunkt des<br />

Hansawegs, erinnert ein Denkmal an Wittekind,<br />

den legendären Widersacher Karls<br />

des Großen. Nach dem Sieg des späteren<br />

Kaisers und der christlichen Missionierung<br />

wurde hier 789 das erste sächsische Frauenkloster<br />

gegründet, das als eine Keimzelle<br />

der Stadt gilt. Neben<br />

gotischen Kirchen<br />

prägt auch das innovative<br />

Museum »MARTa«<br />

das Stadtbild.<br />

Lemgo zählt zu den<br />

schönsten Fachwerkstädten bundesweit.<br />

Da der historische Stadtkern im Zweiten<br />

Weltkrieg verschont wurde, blieb bis heute<br />

der städtebauliche Gesamtcharakter aus<br />

der Zeit der Renaissance erhalten.<br />

Und schließlich Hameln, nach 75 Kilometern<br />

Zielort des traditionellen Hansawegs.<br />

Wegeschild<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 49


Wanderziele<br />

Auch die Rattenfängerstadt bewahrte den größten Teil ihres<br />

historischen Fachwerkkerns.<br />

Von der Werre (im westlichen Lipper Bergland) bis zur Werra<br />

(Quellfluss der Weser) – für den Hansaweg setzen Wanderer<br />

meist sechs Etappen (mit Übernachtungen) an. Eine wie Brinja<br />

Weiglein absolvierte die 75-km-Tour in einem Rutsch. Die<br />

Fitnesstrainerin aus Obernkirchen (bei Bückeburg)<br />

sagt: »Nicht allein die Streckenlänge<br />

reizte mich, ich habe ja schon<br />

mehrere Megamärsche absolviert<br />

und suche Herausforderungen. Der<br />

Hansaweg ist zu meinem Lieblingswanderweg<br />

geworden. Die einzelnen<br />

Etappen habe ich alle schon<br />

mehrmals zurückgelegt. Aber alle<br />

am Stück – noch nie.« Im Mai vor<br />

zwei Jahren startete sie ihr »Abenteuer<br />

Hansaweg« und notierte ihre Erfahrungen in<br />

einem Blog (»Die Hansaweg-Story«). Hier Auszüge daraus:<br />

Die erste Etappe. Munter von Herford nach Bad Salzuflen. Ich<br />

durchquere fröhlich die schönen Parkanlagen, das Rauschen<br />

der Werre begleitet mich, bis ich mich dem Waldrand nähere.<br />

Ich begehe die erste Steigung. Der Weg führt gut beschildert<br />

auf eine höherliegende Freifläche zum Bismarckturm Herford.<br />

Dort geht es leicht bergab rechts in den Wald. Ein paar Holzskulpturen<br />

geleiten den Weg. Nach einer Weile überquere ich<br />

auf einer Brücke die Autobahn A2 und gelange in das nächste<br />

Tal. Eine beleuchtete Waldparkanlage und ein Wildtiergehege<br />

zeichnen den Weg zum Kurpark Bad Salzuflen.<br />

Die zweite Etappe. Von Bad Salzuflen zur Hansestadt Lemgo<br />

(15,3 km). Vom Kurpark geht es auf einem verwunschenen<br />

Pfad zum Stumpfen Turm. Erneuter Anstieg auf den Kamm des<br />

nächsten Berges. Links kann ich die Porta entdecken, zu meiner<br />

Rechten der Bismarckturm Bad Salzuflen. Ich trete aus dem<br />

Wald heraus, erblicke über die Felder das Bergrestaurant Hollenstein,<br />

später die Bergkirchener Kirche. Ich wandere durch<br />

das Dörfchen Entrup Richtung Lemgo. Das nächste Waldstück<br />

bietet angenehme Holzstege, gefolgt von den großen Försterteichen<br />

mit zahlreichem Wassergeflügel. Bald schließt sich ein<br />

harter Anstieg an und führt zum Aussichtsturm Lemgo.<br />

Die dritte Etappe. Von Lemgo nach Dörentrup/OT Hillentrup<br />

wanderbares<br />

deutschland<br />

Zertifiziert durch den Deutschen Wanderverband<br />

Q UALITÄTSWEG<br />

Brinja Weiglein<br />

START/ZIEL: Herford/Hameln<br />

LÄNGE: 74,6 km<br />

HÖHENMETER: ▲ 1166 m ▼ 1003 m<br />

SCHWIERIGKEIT: mittel<br />

MEHR INFO: www.hansaweg.de;<br />

www.land-des-hermann.de<br />

(9,4 km). Es wartet ein ziemlich steiler Abstieg. Dann geht es<br />

auf Wirtschaftswegen nach Hillentrup. Linker Hand zeigen sich<br />

terrassenartig angelegte Teiche. Die Hillentruper Kirche, kleine<br />

Gässchen und ein interessanter Bachlauf markieren den Ort,<br />

ein kleines Café bietet die Möglichkeit zur Verpflegung.<br />

Die vierte Etappe. Von Dörentrup/OT Hillentrup ins Extertal<br />

(13,2 km). Wieder bergauf, hoch zum Steinberg. Ich wandere am<br />

Waldrand entlang, vorbei an Feldern, auf Hohlwegen, tauche in<br />

den Nadelwald ein. Die Bäume spenden ein angenehmes Gefühl<br />

von Frische, und der Duft des Waldes – einfach herrlich.<br />

Auf dem Steinberg ein traumhafter Panoramablick. Im Süden<br />

lässt sich die Spitze vom Hermannsdenkmal bei Detmold erahnen.<br />

Mein Tipp: Packt ein Fernglas ein. Der Abstieg erfordert<br />

Trittsicherheit, wegen der vielen Wurzeln auf dem Weg.<br />

Die fünfte Etappe. Vom Extertal nach Aerzen (13,6 km). Von<br />

Beginn an fühle ich mich eins mit der Natur, die Aussichten<br />

und Wälder sind einfach superschön. Langsam merke ich<br />

Hansestadt Lemgo<br />

Unterwegs: Impressionen vom Hansaweg<br />

meine Füße. Wald, Felder und dann wieder ein Wald-Feld-Mix<br />

rauf zur Hohen Asch. Ich steige die 70 Stufen auf den Turm.<br />

Wunderbarer Rundumblick. Der Abstieg nach Rheine dauert<br />

ein Weilchen. Krasser Anstieg zum Hochplateau. Ein Stück auf<br />

dem Kamm, runter zum Südhang am Waldrand entlang, zum<br />

Zwischenziel Waldquelle in Aerzen.<br />

Die letzte Etappe. Noch 12,2 km bis Hameln. Wieder Felder<br />

und Wälder. Ich strecke meine Arme aus, atme bewusst und<br />

ruhig, voller Vorfreude auf den Zieleinlauf. Die letzte Steigung<br />

meines Abenteuers. Bei Einbruch der Dunkelheit erreiche ich<br />

den Klütturm, schaue hinunter auf die beleuchtete Rattenfängerstadt<br />

Hameln – und bin einfach nur happy. Weil der Hansaweg,<br />

den ich gerade im Ganzen geschafft habe, noch mehr<br />

seine vielfältige Schönheit entfaltet.<br />

50 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


2<br />

Aktiver Rucksack<br />

UNTERWEGS werden vor allem Kinder<br />

ihren Spaß haben. Denn Oerlinghausen<br />

ist reich gesegnet mit archäologischen<br />

Fundstellen. Ausgerüstet mit<br />

einem Archäologierucksack (kann im<br />

Archäologischen Freilichtmuseum gegen<br />

Pfand ausgeliehen werden), geht<br />

es auf eine familientaugliche Tour.<br />

Zwischen durch warten Überraschungen.<br />

Da können die Sachen aus dem<br />

Gute Aussichten: Oerlinghausen Rucksack ausprobiert werden, etwa<br />

beim Bau eines Steinzeitmessers<br />

oder eines vorgeschicht lichen Würfelspiels aus Schafsfußknochen.<br />

Die Tour führt um den Barkhauser Berg herum, auf<br />

dessen Ausläufer das Freilicht museum gebaut ist. Hier wird<br />

Vorgeschichte lebendig. Vorbei an einer steinzeitlichen und<br />

einer germanischen Fundstelle geht es zunächst an mächtigen<br />

Buchen vorbei in das Naturschutzgroßprojekt Senne, einem<br />

einzigartigen Naturraum, der als ein Hotspot der Biodiversität<br />

besonders schützenswert ist.<br />

In dieser Gegend wurden immer wieder<br />

reiche bronzezeitliche Grabfunde gemacht. Danach<br />

erleben Wanderer einen schroffen Biotopwechsel: von<br />

der sandigen Landschaft in einen märchenhaften Perlgras-<br />

Buchen wald. Zuletzt werden ein mächtiger Steinbruch und<br />

das Schwimmbad passiert, ehe der Aus gangspunkt Museumsparkplatz<br />

erreicht wird.<br />

Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

START/ZIEL: Archäologisches Freilichtmuseum,<br />

Am Barkhauser Berge 2 – 6<br />

LÄNGE: 6 km, 1:40 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 115 m ▼ 115 m<br />

SCHWIERIGKEIT: leicht<br />

MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />

Fotos: Brinja Weiglein (3), Adobe Stock/Frank (1), LTM GmbH/F. Grawe (2)<br />

DUFTENDE KIEFERN, Waldpfade, säuselnde Bäche, schönste<br />

Aussichten – und das Allerbeste: Auf der 17 Kilometer langen<br />

KlimaErlebnisRoute Velmerstot können Wanderer nebenbei<br />

noch vieles über die Wechselwirkungen von Wetter, Klima und<br />

Luftqualität auf den Körper erfahren. An insgesamt 18 Erlebnispunkten<br />

wird deutlich, wie sich die Klimaverhältnisse aus<br />

früheren Zeiten heute in der Landschaft widerspiegeln, wie die<br />

heutigen Klimabedingungen Flora und Fauna, aber auch den<br />

Menschen beeinflussen – und was der Klimawandel mit der<br />

Landschaft machen wird.<br />

Am Waldrand, nördlich von Veldrom und Feldrom, beginnt die<br />

Tour mit einem ordentlichen Anstieg. Eine Holzbrücke führt<br />

über den Silberbach. Dann geht es hoch zur Lippischen Velmerstot,<br />

einem herrlichen Aussichtspunkt. Eine Bank lädt zur<br />

Rast. Die nächsten Kilometer verlaufen ohne nennenswerte<br />

Steigungen durch das Naturschutzgebiet Egge-Nord. Nach<br />

den Höhenmetern aufwärts geht es nun hinab nach Kempen<br />

und auf der anderen Seite wieder hinauf in den Wald zurück.<br />

Die heftigsten Steigungen sind nun geschafft, jetzt umgibt ein<br />

»Märchenwald« die Wanderer. An der Schutzhütte Ebersberg<br />

wäre Gelegenheit zu einer letzten Pause, ehe schließlich der<br />

Ausgangspunkt der Tour erreicht wird.<br />

3<br />

KlimaErlebnisRoute Velmerstot<br />

Aussichtspunkt: Lippische Velmerstot<br />

START/ZIEL: Wanderparkplatz Buchenberg<br />

in Veldrom (Nähe Kattenmühle)<br />

LÄNGE: 17,4 km, 4:30 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 353 m ▼ 353 m<br />

SCHWIERIGKEIT: schwer<br />

MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 51


Wanderziele<br />

WANDERER, wenn du am Wichtel stehst, wirst du gleich zweimal<br />

Herausragendes erblicken können: das Hermannsdenkmal<br />

und in entgegengesetzter Richtung die Porta Westfalica<br />

mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Der Taller Wichtel ist der<br />

erste markante Wegpunkt (mit Sitzgruppe und Infotafel) auf<br />

der Taller Bergrunde, einer Tour für sportliche Wanderer, die<br />

Lust auf abwechslungsreiche Landschaften mit wundervollen<br />

Ausblicken haben. Teils auf naturnahen Wegen und verschlungenen<br />

Pfaden geht es in Osterhagen querwaldein, weiter<br />

4<br />

Taller Bergrunde<br />

über den Albernberg und durch Niederntalle. Talle, ein Ortsteil<br />

der Gemeinde Kalletal (1050 Einwohner), hat sich auch<br />

als Märchendorf einen Namen gemacht. Zeugen sind ein<br />

lebensgroßer gestiefelter Kater am Buswendeplatz, ein aus<br />

Stein gehauener Froschkönig am Dorfbrunnen oder liebevoll<br />

gestaltete Märchenfliesen am Dorfgemeinschaftshaus.<br />

Und beim örtlichen Fußballverein TUS Talle von 1923 e. V.<br />

spielte mal ein gefürchteter Mittelstürmer (sein Spitzname:<br />

»Acker«) mit, der später eine märchenhafte Karriere hinlegte<br />

und Bundeskanzler wurde: Gerhard Schröder.<br />

Taller Wichtel<br />

START/ZIEL: Wanderparkplatz,<br />

Im Hagen, Osterhagen<br />

LÄNGE: 7 km, 2:15 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 217 m ▼ 217 m<br />

SCHWIERIGKEIT: schwer<br />

MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />

NATÜRLICH sind die beeindruckenden Externsteine, sie sind<br />

Start- und Zielpunkt auf diesem Rundweg, kaum mehr zu<br />

toppen. Die 6,4 Kilometer lange Blaubeerroute (ehemals<br />

hieß sie Bärensteinroute) hat aber noch mehr zu bieten. Sie<br />

führt durch das 127 Hektar große Naturschutzgebiet mit lichten<br />

Mischwäldern, Blaubeer- und Besenheideflächen – eine<br />

facettenreiche Naturlandschaft. Knorrige Eichen der Hutewälder<br />

sind Zeitzeugen, denn vor rund hundert Jahren wurde<br />

hier noch das Hausvieh der Bevölkerung von Holzhausen gehütet.<br />

Heute halten die Schafe und Ziegen der Biologischen<br />

Station Lippe die Heideflächen frei. Entlang des Quellflusses<br />

der Wiembecke tauchen Wanderer in völlige Ruhe ein und<br />

können nur dem Gesang der Vögel lauschen. Am Bärenstein<br />

sowie an den Externsteinen gibt es Einkehrmöglichkeiten für<br />

hungrige Wanderer. Am Oberen Teich (bei den Externsteinen)<br />

und dem Unteren Teich (nahe dem Parkplatz) fühlen<br />

sich verschiedenste Wasservögel wohl, auch der Graureiher<br />

lässt sich hier gerne sehen. Kein Wunder, dass die wunderbare<br />

Blaubeerroute in der Kategorie Tagestour dieses Jahr<br />

als »Deutschlands Schönster Wanderweg« nominiert ist.<br />

5<br />

Blaubeerroute<br />

Naturdenkmal: die Externsteine<br />

START/ZIEL: Parkplatz Externsteine<br />

LÄNGE: 6,24 km<br />

HÖHENMETER: ▲ 310 m ▼ 239 m<br />

SCHWIERIGKEIT: mittel<br />

MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />

52 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


Fotos: Sabine Stock (1), Adobe Stock/Frank (1), LTM GmbH (1)/F. Grawe (3), Teutoburger Wald Tourismus/Dominik Ketz (1)<br />

Försterteiche-Staffpark<br />

DER STAFF LANDSCHAFTSPARK nahe Lemgo verbindet auf spannende<br />

Weise Kunst und Natur. Typische regionale Elemente<br />

sind Teil des Konzepts dieses öffentlichen Naherholungsraums,<br />

den die gemeinnützige Staff-Stiftung vor 30 Jahren<br />

auf den Weg brachte und der seither stetig ausgebaut wird.<br />

Ein Trip auf dem Rundwanderweg Försterteiche-Staffpark,<br />

angenehme fünf Kilometer lang, macht wirklich Spaß. Urige<br />

Bohlenwege, Wildblumen<br />

sowie malerische<br />

Teiche und natürlich<br />

die Kunstprojekte<br />

unterwegs bescheren<br />

ein kurzweiliges Erlebnis.<br />

Einstieg ist der Parkplatz<br />

»Unter den Eichen«<br />

– mitten in das<br />

Waldgebiet. Dann ein<br />

Försterteiche im Staff Landschaftspark<br />

Schlenker über Holzstege,<br />

die trockenen Fußes über den Radsieksbach und kleine<br />

Tümpel bringen. Durch schattigen Wald geht es weiter zu<br />

DER GUT 5 KILOMETER LANGE NABU-Lehrpfad, eine zertifizierte<br />

»Entdeckertour«, die am Parkplatz Stallscheune in<br />

Schwelentrup (Gemeinde Dörentrup) startet und endet, bietet<br />

neben reizvollen Aussichten auf sieben Tafeln Wissenswertes<br />

zur nordlippischen Landschaft, Natur und Vogelwelt<br />

rund um das Dorf. Normalerweise treffen Wanderer unterwegs<br />

auch Schafe, die auf Weiden mümmeln, oder Schweine.<br />

Dörentrups Ortsteile Schwelentrup und Hillentrup haben<br />

sich als »Dorf der Tiere« etabliert. Ein Verein setzt sich für<br />

ein Miteinander von Mensch und Tier ein, einige Bauern halten<br />

vom Aussterben bedrohte Haustierrassen.<br />

Der Weg führt auf einen alten Kirchweg vorbei an einigen<br />

Höfen, später hauptsächlich durch den Wald und über Feldwege.<br />

Nach den leichten Anstiegen öffnet sich immer wieder<br />

der Blick auf Schwelentrup. Besonders an der sogenannten<br />

Friedenseiche lädt eine Bank zu einer Rast ein. Auf Tafeln am<br />

Wegesrand wird Naturfreunden alles über Lebensräume am<br />

und im Weiher, dem Wegrain, dem artenreichen Laubwald,<br />

dem Bachlauf und der Hecke erklärt.<br />

6<br />

7<br />

den Försterteichen, einem Feuchtbiotop<br />

und einer Naturwaldzelle –<br />

schönste Natur. An einem Wildschweingehege<br />

vorbei führt der Weg schließlich zum<br />

Staff Landschaftspark. Markant und kunstvoll ragen hier einige<br />

Eichenstämme in die Höhe. Im Rahmen eines Kunstprojektes<br />

wurden die Bäume mit der Motorsäge zu Skulpturen<br />

(»Eichenkeimlinge«) bearbeitet. Von hier ist es nur noch ein<br />

kleines Stück zurück zum Ausgangspunkt der Tour.<br />

NABU-Naturlehrpfad<br />

Sikawildrudel im Wildgehege Försterweg<br />

Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

Start/Ziel: »Unter den Eichen«<br />

(Heitkämpen 18) oder Parkplatz<br />

»Am Wildgehege«, Lüerdisser Weg<br />

LÄNGE: 4,9 km, 1:30 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 97 m ▼ 97 m<br />

SCHWIERIGKEIT: leicht<br />

MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />

START/ZIEL: Parkplatz Stallscheune<br />

Schwelentrup im Försterweg 6<br />

LÄNGE: 5,4 km, 1:30 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 153 m ▼ 153 m<br />

SCHWIERIGKEIT: leicht<br />

MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 53


Wanderziele<br />

Themenwege<br />

im Land des Hermann<br />

Auch kurze Wanderungen können große<br />

Erlebnisse bescheren – fünf Beispiele.<br />

Wurde im 13.Jahrhundert gegründet:<br />

Das Zisterzienserkloster Falkenhagen<br />

54 anderbar! www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


8<br />

Klosterweg Falkenhagen<br />

Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

WAS FÜR EIN geschichtsträchtiger Ort. Das im 13. Jahrhundert<br />

gegründete Zisterzienserkloster Falkenhagen bei Lüdge ist<br />

das erste Kloster auf lippischem Boden. Das Ensemble mit der<br />

Klosterkirche aus dem 15. Jahrhundert und dem zweigeschossigen<br />

Dormitorium von 1509, dem ältesten Fachwerkbau der<br />

Region, ist noch gut erhalten. Ein Besuch lohnt immer. Und der<br />

kurze, beliebte Klosterweg (4,7 km) ist ideal, um das Fluidum<br />

kennenzulernen.<br />

Der Weg führt entlang ehemaliger Klosterteiche zu einer Schutzhütte<br />

mit großer Landschaftsliege – Einladung zu einer kleinen<br />

Pause. Unterwegs präsentiert sich eine reizvolle Landschaft.<br />

Ein Highlight: die Klosterhütte. Sie wurde auf einem Drehkreuz<br />

errichtet und kann mithilfe eines Steuerrads um 360 ° gedreht<br />

werden. So haben Wanderer rundum<br />

freie Sicht auf Falkenhagen und das<br />

Kloster, aber auch auf den Ith und Köterberg.<br />

Doch es gibt noch mehr zu entdecken: eine<br />

Vogeluhr, ein Biotop und ein Hochbehälter speziell für Fledermäuse.<br />

START/ZIEL: Kloster Falkenhagen<br />

LÄNGE: 4,9 km, 1:20 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 85 m ▼ 85 m<br />

SCHWIERIGKEIT: leicht<br />

MEHR INFO: wwww.land-des-hermann.de<br />

Fotos: Markus Kleinsorge (1), LTM GmbH (1), LTM GmbH/F. Grawe (1)<br />

9 10<br />

Augustdorfer<br />

Dünenpfad<br />

Aussichtspunkt:<br />

Dünenpfad<br />

HEIDSCHNUCKEN, Wildrinder und Exmoorponys, Binnendünen,<br />

sandige Bäche und blühende Heide – so etwas<br />

erwartet hier wohl kaum einer. Doch all das bietet die Senne,<br />

ein ausgedehntes Sandgebiet am Südwesthang des<br />

Teutoburger Waldes, sie ist die größte zusammenhängende<br />

Heidelandschaft Nordrhein-Westfalens mit vielfältiger<br />

Flora und Fauna. Während der Eiszeit haben Gletscher den<br />

Sandstein zerrieben. Ein schützenswerter<br />

Naturraum mit 901<br />

Tier- und Pflanzenarten, die auf<br />

der Roten Liste stehen.<br />

Dieses einzigartige Naturgroßprojekt<br />

können Wanderer auf dem<br />

gut vier Kilometer langen Augustdorfer<br />

Dünenpfad aktiv für sich erschließen. Durch das<br />

faszinierende Biotop führt ein verlässliches Orientierungsund<br />

Informationssystem, Infotafeln an prägnanten Aussichtspunkten<br />

erklären die besondere Geologie.<br />

Natur & Kultur<br />

um Wendlinghausen<br />

MIT SEINER VERSPIELTEN ARCHITEKTUR,<br />

den geschwungenen Giebeln und dekorativen<br />

Türmchchen und seinem beeindruckenden<br />

Landschaftspark, zählt<br />

das Schloss und Gut Wendlinghausen<br />

südlich von Dörentrup zu den prachtvollsten<br />

Beispielen der sogenannten<br />

Weserrenaissance aus den Anfängen<br />

des 17. Jahrhunderts. Erbauer war einst Hilmar der Jüngere<br />

von Münchhausen. Münchhausen? Richtig, einer seiner<br />

Nachfahren, Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen,<br />

machte sich später als »Lügenbaron« unsterblich.<br />

Ein knapp 6 Kilometer langer Rundweg führt über das<br />

Schlossgelände mit Zugang zum Schlosspark. Anschließend<br />

geht es durch Felder und Wälder mit schönen Ausblicken.<br />

Ein Infopunkt macht erneuerbare Energien erlebbar.<br />

Wärme aus der Biogasanlage, Strom aus Fotovoltaik<br />

und Windenergie werden in kurzen Filmen erklärt.<br />

Schlosspark Wendlinghausen<br />

START/ZIEL: Heidehaus,<br />

Dachsweg 1, 32832 Augustdorf<br />

LÄNGE: 4,1 km, 1 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 11 m ▼ 11 m<br />

SCHWIERIGKEIT: leicht<br />

MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />

START/ZIEL: Innovationszentrum Dörentrup,<br />

Energiepark 2, 32694 Dörentrup<br />

LÄNGE: 5,9 km, 1:30 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 138 m ▼ 138 m<br />

SCHWIERIGKEIT: leicht<br />

MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 55


Wanderziele<br />

Therapeutischer Wanderweg Lage-Hörste<br />

DIESER 5,3 KILOMETER LANGE RUNDWEG nördlich vom ländlichen<br />

Luftkurort Lage-Hörste wurde speziell für ambulante Herzgruppen<br />

eingerichtet. Die sichere Wegeführung in naturbelassener<br />

Umgebung und moderate Anstiege lassen<br />

kontrollierte »Anstrengung« zu. Therapeutisches<br />

Wandern dient der Kräftigung des<br />

Herz-Kreislauf-Systems sowie des aktiven<br />

und passiven Bewegungsapparates. Natürlich<br />

sind auch Wanderer aller Altersgruppen<br />

auf dem Weg willkommen.<br />

Unterwegs bieten sich – neben schönsten<br />

Ausblicken über die Hörster Egge – sieben Messpunkte<br />

an, um zwischendurch immer wieder den Puls kontrollieren zu<br />

Therapeutischer Wanderweg Lage<br />

11<br />

können. Wertvolle Tipps rund um Bewegung und ein gesundes<br />

Herz-Kreislauf-System, die von der Deutschen Herzstiftung<br />

e.V. zusammengestellt wurden, können zusätzlichen Mehrwert<br />

für die Gesundheit bringen.<br />

START/ZIEL: Wanderparkplatz lutspann,<br />

Hiddentrupper Str. 85, 32791 Lage<br />

LÄNGE: 5,3 km, 1:45 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 94 m ▼ 94 m<br />

SCHWIERIGKEIT: mittel<br />

MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />

12<br />

Wandern ohne Barriere<br />

BARRIEREFREIHEIT – stimmt ̓s, dieses Thema ist für die meisten<br />

von uns eher untergeordnet? Bis plötzlich eine nahestehende<br />

Person oder man selbst in seiner Mobilität eingeschränkt ist.<br />

Wer schon mal lediglich einen<br />

Bänderriss oder ein Gipsbein hatte,<br />

weiß solche Sachen wie einen<br />

Lift, einen barrierefreien Eingang<br />

ins Museum oder eine Bank im<br />

Park zu schätzen.<br />

Barrierefreie Angebote werden<br />

natürlich vor allem von Menschen<br />

geschätzt, die auf den Rollstuhl<br />

angewiesen sind – und sich<br />

Tiergehege im Kurpark<br />

Bad Salzuflen<br />

Kurpark Bad Salzuflen<br />

gleichwohl gerne in der Natur bewegen<br />

möchten. Das traditionelle<br />

Staatsbad Bad Salzuflen kann<br />

– neben dem Reichtum an Thermalquellen,<br />

den drei Flügeln des<br />

ErlebnisGradierwerks (»Nordseeluft<br />

für OstWestfalen«), zehn ausgewiesenen<br />

Wanderwegen und<br />

zwei Vitalwanderwegen – noch<br />

ein attraktives Angebot bieten:<br />

einen 3,6 Kilometer langen barrierefreien<br />

Wanderweg durch den<br />

120 Hektar großen Kur- und Landschaftspark.<br />

Apropos Kurpark: Der wurde vor fünf Jahren anlässlich des<br />

200-jährigen Jubiläums als fürstliches Soleheilbad komplett<br />

neugestaltet, ebenso die denkmalgeschützte Wandelhalle,<br />

in der Ausstellungen rund um die Themen Sole, Kneipp und<br />

Stadtgeschichte besucht werden können.<br />

Der in drei Abschnitte aufgeteilte Rundweg ist 3,6 Kilometer<br />

lang und praktisch ohne Steigungen. Dadurch ist er besonders<br />

für konditionsschwache und in ihrer Mobilität eingeschränkte<br />

Menschen gut passierbar, speziell mit Rollstuhl<br />

oder Rollator. Abschnitt 1 führt um den Kurparksee; Abschnitt<br />

2 geht längs der Salze zur Klinik am Burggraben und am anderen<br />

Ufer zurück. Abschnitt 3 umrundet das Wildgehege – hier<br />

sollten Rollstuhlfahrer aufgrund der Wegebeschaffenheit eine<br />

Begleitung mitnehmen.<br />

Der barrierefreie Weg ist gut markiert, Schautafeln erklären<br />

Besonderheiten am Wegesrand. Die Texte sind auch in Brailleschrift<br />

verfasst, sodass Sehbehinderte ebenfalls davon profitieren<br />

können.<br />

START/ZIEL: Bad Salzuflen/Kurparkeingang am See<br />

LÄNGE: 3,6 km, 1 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 24 m ▼ 24 m<br />

SCHWIERIGKEIT: leicht<br />

MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />

56 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

Fotos: Jaqueline Heger/Stadt Lage (1), Teutoburger Wald Tourismus/Dominik Ketz (2), AdobeStock/EUDPic (1)<br />

Mehrtagestouren<br />

im Land des Hermann<br />

Wer sich Zeit für drei, fünf oder noch mehr Etappen nimmt,<br />

13<br />

Europäischer Fernwanderweg E1<br />

DER EUROPÄISCHE FERNWANDERWEG E1 ist Teil des europäischen<br />

Wanderwegnetzes und verläuft vom Nordkap, dem<br />

nördlichsten Punkt, bis Salerno im Süden Italiens. Seine Gesamtlänge:<br />

gigantische 8000 Kilometer. Die Idee des 1969<br />

gestarteten Projekts: Europa durch ein Wanderstrecken-Netzwerk<br />

zu verbinden, um den kulturellen Austausch zu fördern.<br />

Durch Deutschland führen 1.900 Kilometer des E1 und durch<br />

das Land des Hermann wiederum 90 Kilometer – von Hameln<br />

nach Altenbeken.<br />

Dieser Abschnitt, der also im Weserbergland beginnt, führt<br />

von dort auf dem Hansaweg (X9) durch das nordlippische Bergland<br />

über Bösingfeld, Dörentrup nach Lemgo mit seiner historischen<br />

Altstadt. Auf dem Weg zum Teutoburger Wald wird die<br />

Residenzstadt Detmold passiert. Von hier geht es weiter zum<br />

kann die Region richtig kennenlernen. Sieben Beispiele<br />

Hermannsdenkmal und dann parallel zum Hermannsweg in<br />

Richtung Externsteine, wo sich der E1 und R1 treffen, also der<br />

Europaradweg. Die letzten Kilometer zum Zielort Altenbeken<br />

verlaufen parallel zum Eggeweg. Von dort führt der E1 weiter<br />

durchs Sauerland – bis nach Süditalien.<br />

START/ZIEL: Hameln/Altenbeken (jeweils Zentrum)<br />

LÄNGE: 90,7 km, 1 Tag 1 Std. 30 Min.<br />

HÖHENMETER: ▲ 437 m ▼ 61 m<br />

SCHWIERIGKEIT: mittel<br />

MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 57


Wanderziele<br />

14<br />

Burgensteig X2<br />

AUF DEN SPUREN VON RITTERN, Edelherren und Grafen: Der Burgensteig,<br />

X2, führt Wanderer auf 117 Kilometern durch das ehemalige<br />

Fürstentum Lippe – von Nord nach Süd, also von der Porta Westfalica,<br />

dem Gebirgstor zwischen dem Weser- und dem Wiehengebirge,<br />

bis zur Weserbrücke im Stadtkern<br />

Höxters.<br />

Unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmals<br />

geht es los, gleich einer der Höhepunkte,<br />

von denen unterwegs noch viele kommen.<br />

Auf den nicht immer ganz leichten fünf bis<br />

sechs Etappen durch das nordlippische<br />

Porta Westfalica<br />

Bergland, den Südosten Lippes und das<br />

15<br />

Cheruskerweg X3<br />

ES WAR HERMANN (Arminius), der den germanischen Stammesverband<br />

der Cherusker berühmt, ja zur Legende machte,<br />

als er mit seiner kleinen Armee im Jahre 9 n. Chr. drei<br />

römische Legionen besiegte. Ihm zu Ehren startet der 69<br />

Kilometer lange Cheruskerweg, ein Hauptwanderweg des<br />

Teutoburger-Wald-Verbands, natürlich am Hermannsdenkmal.<br />

Es geht durch den historischen Stadtkern<br />

von Detmold, vorbei am LWL-Frei-<br />

Hermannsdenkmal auf<br />

dem Cheruskerweg<br />

lichtmuseum, dem größten seiner Art in<br />

Deutschland, vorbei am Schloss Brake<br />

nach Lemgo. Der Cheruskerweg führt weiter<br />

Richtung Norden durch weite Wälder,<br />

zum Bergdorf Talle, hinauf zum aussichtsreichen<br />

Bonstapel (342 m) an der Grenze<br />

zur Stadt Vlotho bis Bad Oeynhausen (Kurpark,<br />

Werrebrücke, Schloss Ovelgönne)<br />

und durch den Kurpark Bad Oexen. Ziel ist<br />

schließlich der Wiehengebirgskamm. Wer<br />

noch weiter will, kann hier dem E11 oder dem Wittekindsweg<br />

auf dem Kamm des Wiehengebirges folgen.<br />

Corveyer Land gibt es ein ums andere Mal Schlösser<br />

(Barntrup, Schieder), Burgen (Sternberg, Schwalenberg,<br />

Herlingsburg), herrschaftliche Baudenkmäler<br />

und wunderbare architektonische Zeugen der Weserrenaissance<br />

zu bestaunen.<br />

START: Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Kaiserstr. 15,<br />

32457 Porta Westfalica<br />

ZIEL: Rathaus Höxter, Uferstr. 11, 37671 Höxter<br />

LÄNGE: 117,1 km (ohne Fährennutzung 127 km),<br />

1 Tag 10 Std. 15 Min. HÖHENMETER: ▲ 3247 m ▼ 3212 m<br />

SCHWIERIGKEIT: mittel<br />

MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />

16<br />

Weg der Blicke<br />

AUF NEUN ETAPPEN 136 Kilometer unbeschwert durch<br />

das nordlippische Bergland, immer dem schwingenden<br />

N nach: Der Weg der Blicke<br />

verbindet den Extertalpfad und<br />

den Kalletalpfad mit dem Dörentruper<br />

und Barntruper Rundweg.<br />

Hier ist der lippische Horizont<br />

weit. Unterwegs bieten sich immer<br />

wieder schönste Aussichten<br />

oder Einblicke, etwa in die<br />

Weg der Blicke<br />

urwüchsige Natur des Teimers, dem ältesten Naturschutzgebiet<br />

der Region (1. Etappe). In den Tälern liegen<br />

jahrhundertealte bruchsteingemauerte Gehöfte.<br />

Kristallklare Bäche bahnen sich ihren Weg durch Felder,<br />

Wiesen und Buchenwälder.<br />

Entlang des Wegs der Blicke weisen 18 Wandertafeln<br />

auf besondere Sehenswürdigkeiten hin: die Burg Sternberg,<br />

die Wallanlagen Alt-Sternberg und die wieder aufgebaute<br />

Windmühle in Bavenhausen, den Aussichtsturm<br />

auf der Hohen Asch, die stolzen Schlösser Varenholz,<br />

Barntrup und Wendlinghausen oder Schwelentrup,<br />

das Dorf der Tiere.<br />

START: Grotenburg 50, 32760 Detmold ZIEL: Wiehengebirgskamm<br />

(Anbindung E11, Wittekindsweg)<br />

LÄNGE: 69 km, 19:50 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 382 m ▼ 48 m<br />

SCHWIERIGKEIT: mittel<br />

MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />

START/ZIEL: je nach Etappe<br />

LÄNGE: 136,9 km, 55 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 384 m ▼ 52 m<br />

SCHWIERIGKEIT: mittel<br />

MEHR INFO: www.teutoburgerwald.de<br />

58 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


Fotos: Adobe Stock/Joel Wüstehube (1), Martina Berg (1); Teutoburger Wald Tourismus/Dominik Ketz (2), Teutoburger Wald Tourismus (1), Lippische Landeskirche/Robin Jähne (1),<br />

17<br />

Pilgern in Lippe<br />

PILGERN – in allen Religionen ist das eine uralte Tradition.<br />

Dabei ist der Weg das Ziel. Längst gehen nicht mehr nur Tiefgläubige<br />

oder Büßer auf Pilgerreise. In<br />

diesen hektischen Zeiten reizt das mehrtätige<br />

Wandern mit bescheidenem Gepäck<br />

immer mehr Menschen, sie wollen<br />

sich intensiv mit der Natur auseinandersetzen,<br />

auch mit ihrer Natur, und hoffen,<br />

zu sich selbst zu finden – und vielleicht<br />

Antworten auf wichtige Lebensfragen.<br />

Pilgern in oder nach Lippe – auch das<br />

hat eine lange Geschichte. Vor der Reformation<br />

gab es in der Region schon Orte<br />

mit jahrzehntelanger Wallfahrtstradition,<br />

Blomberg zum Beispiel mit seiner Klosterkirche.<br />

Heute laden in der Region über<br />

40 Kirchen, historische Stätten und Naturdenkmäler<br />

ein, dem kulturellen Erbe<br />

nachzuspüren. Auf der Seite www.outdooractive.com/de/<br />

pilgerwege/lippe/pilgerwege-im-kreis-lippe/2513386/ sind<br />

»Die 10 schönsten Pilgerwege im Kreis Lippe« gelistet.<br />

Ein weißer Fisch auf schwarzem Hintergrund weist den Weg<br />

des offiziellen lippischen Pilgerwegs, der sich in Westschleife<br />

(110 km), Ostschleife (82 km) und Westroute (ab Bielefeld,<br />

39 km) teilt.<br />

Die Weite der Felder genießen, im Wald die Stille fühlen, Kirchen<br />

als Ort der Ruhe und Kraft und der Begegnung erleben:<br />

Pilgern in Lippe führt von Kirche zu Kirche durch eine abwechslungsreiche<br />

Natur und reiche Kultur.<br />

Die Wegführung der Ostschleife erstreckt sich vom lippischen<br />

DIE LIPPISCHE ROSE, das Wappenzeichen des Adelsgeschlechts zur<br />

Lippe, weist immer schön den Weg. Der 58 Kilometer lange Lipperlandweg<br />

lässt Wanderer tief ins Typische der Region eintauchen.<br />

Es geht in drei Etappen von Lemgo, vorbei am<br />

Schloss Brake, durch das Naturschutzgebiet<br />

der Bergauen Richtung Dörentrup-Wendlinghausen,<br />

durch die Stille des Blomensteiner<br />

Waldes nach Selbeck, einem Ortsteil von Barntrup,<br />

zur »Nelkenstadt« Blomberg, schließlich<br />

nach Schieder, um den Schiedersee und bis<br />

zum Lüdger Ortsteil Elbrinxen, bekannt als<br />

Ausblicke am Köterberg<br />

Klosterkirche Blomberg<br />

18<br />

Lipperlandweg<br />

Beschilderung am Pilgerweg<br />

Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

Südosten über Schieder, Schwalenberg,<br />

Falkenhagen, Elbrinxen<br />

und Lügde über die Kirchengemeinden<br />

im Norden Lippes (Barntrup,<br />

Sonneborn, Alverdissen,<br />

Hillentrup) bis nach<br />

Lemgo, Detmold, Heiligenkirchen, Berlebeck,<br />

Horn, Bad Meinberg und Reelkirchen.<br />

Die Westschleife führt bis in den<br />

Westen von Berlebeck, über Stapelage,<br />

Oerlinghausen bis Bielefeld. Und die<br />

Westroute verbindet die lippischen Pilgerwege<br />

mit den Jakobspilgerwegen in<br />

Bielefeld.<br />

Und dann wäre da noch der »Weg der<br />

Stille«, ein ökumenischer Pilgerweg<br />

von Schwalenberg über Marienmünster<br />

nach Corvey, der im lippischen Südosten<br />

die lippischen Pilgerwege mit dem<br />

Jakobspilgerweg in Höxter verbindet.<br />

Übrigens: Die Wege eignen sich von einer Halbtages- oder<br />

Tages- bis hin zur Mehrtagestour.<br />

START/ZIEL: Im Seligen Winkel, 32825 Blomberg<br />

LÄNGE: Ostschleife ca. 82 km, Westschleife ca. 110 km,<br />

Westroute ca. 39 km, 1 Tag 8 Std. 35 Min.<br />

HÖHENMETER: ▲ 392 m ▼ 96 m<br />

SCHWIERIGKEIT: mittel<br />

MEHR INFO: www.pilgern-in-lippe.de; www.land-des-hermann.de<br />

»Storchendorf«. Vorbei an der Klosteranlage Falkenhagen<br />

geht es die letzten fünf Kilometer steil bergauf<br />

– zum Köterberg, mit 495 m die höchste Erhebung in<br />

der Region. Da oben ist ein »Landschaftskino« mit<br />

Rahmen und Sitzbänken installiert – es bieten sich<br />

schöne Aussichten weit über den Teutoburger Wald,<br />

ins Eggegebirge und manchmal bis in den Harz.<br />

START: Alte Hansestadt Lemgo, Regenstorplatz,<br />

32657 Lemgo ZIEL: Köterberg, Lügde<br />

LÄNGE: 58 km, 16:50 Std.<br />

HÖHENMETER: ▲ 1162 m ▼ 871 m<br />

SCHWIERIGKEIT: mittel<br />

MEHR INFO: www.land-des-hermann.de<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 59


Wanderziele<br />

INFO > LIPPE – LAND DES HERMANN<br />

DAS LAND DES HERMANN reicht von der Senne<br />

am südlichen Fuße des Teutoburger Waldes bis<br />

zum Weserbogen im Norden, vom lippischen<br />

Bergland im Osten bis zum Flach- und Hügelland<br />

im Westen. Das Hermannsdenkmal und<br />

die Externsteine sind die bekanntesten, aber<br />

nicht die einzigen kulturellen und touristischen<br />

Highlights. Viele Museen und kulturelle<br />

Einrichtungen, mittelalterliche Gassen und<br />

Gebäude in historischen Stadtkernen und<br />

natürlich das attraktive Angebot für Wanderer<br />

(und auch Radfahrer) machen die Qualitätsregion<br />

besonders interessant. Wegen der<br />

zahlreichen Kur- und Bäderorte wird sie auch<br />

als »Heilgarten Deutschlands« bezeichnet.<br />

Die Lippische Rose mit fünf<br />

roten Blütenblättern, den<br />

fünf goldenen (bzw. gelben)<br />

Kelchblättern sowie den<br />

Butzen ist das Symbol der Region.<br />

Die Lippische Rose war<br />

das Wappenzeichen der Edelherren zur Lippe.<br />

Das Fürstentum Lippe entstand 1789 durch<br />

Erhebung der Grafschaft Lippe zum Reichsfürstentum.<br />

Zunächst war das Fürstentum<br />

Lippe ein zum Niederrheinisch-Westfälischen<br />

Reichskreis zählendes Territorium im Heiligen<br />

Römischen Reich. Es überdauerte das Ende<br />

des Reiches für kurze Zeit im Rheinbund, bestand<br />

im 19. Jahrhundert im Deutschen Bund<br />

und im Deutschen Reich fort und wurde 1919<br />

in den Freistaat Lippe umgewandelt.<br />

LOHNENDE AUSFLUGSZIELE<br />

IM LAND DES HERMANN<br />

Durchatmen & Auftanken: Gemütliche<br />

Strandkörbe am Solestrand, (Kur-)Musik<br />

für die Seele, die Soletrinkkur am historischen<br />

Trinkbrunnen, eine Kneippinsel zum<br />

Erfrischen, Erlebnisausstellungen in der<br />

großen Kurhalle, diverse Bewegungskurse<br />

und natürlich das ErlebnisGradierwerk mit Aussichtsplattform<br />

– der vor Kurzem umgestaltete<br />

Kurpark in Bad Salzuflen ist zur echten Attraktion<br />

geworden. Und das Staatsbad Vitalzentrum<br />

(als »Haus der Gesundheit« gestartet) ist der<br />

medizinisch-therapeutische Mittelpunkt der<br />

traditionsreichen Kurstadt, der bereits 1488<br />

die Stadtrechte verliehen wurden.<br />

www.staatsbad-salzuflen.de<br />

Gastgeber<br />

• • • • • • • • • • • • • Wanderfreundliche • • • • • • • • • • • • •<br />

2<br />

3<br />

... finden Sie auf Seite 214!<br />

Gastgeber<br />

• • • • • • • • • • • • • Wanderfreundliche • • • • • • • • • • • • •<br />

SEHENSWERT<br />

IM LAND DES HERMANN<br />

1 Blick in die Brauerei Strate<br />

in Detmold<br />

2 Lippisches Landesmuseum<br />

3 Adlerwarte Berlebeck<br />

4 Das Junkerhaus in Lemgo<br />

1<br />

Universum der Biere: Am Rande der Detmolder<br />

Innenstadt können sich Besucher durch<br />

eine der schönsten Brauereien Deutschlands<br />

führen lassen, die seit 1863 in einem Gebäude<br />

in neugotischem Stil untergebracht ist. Die<br />

sehenswerte »Stratosphäre« wird aktuell von<br />

drei Frauen der Familie Strate geleitet.<br />

www.brauerei-strate.de<br />

Reise in die Vergangenheit: Das LWL-Freilichtmuseum<br />

Detmold ist mit 90 Hektar und 120<br />

historischen Fachwerkgebäuden das größte<br />

seiner Art in Deutschland. Hier kann man sich<br />

ein Bild davon machen, wie sie damals in der<br />

Region gelebt und gearbeitet haben – und dem<br />

Schmied, dem Bäcker oder der Töpferin über<br />

die Schulter schauen.<br />

www.lwl-freilichtmuseum-detmold.de<br />

Schatzkammer: Das bereits im Jahr 1835 gegründete<br />

Lippische Landesmuseum Detmold<br />

verfügt über eine umfangreiche Sammlung –<br />

von Funden aus der Steinzeit über historisches<br />

Spielzeug, Möbel und Kleider. Highlight ist<br />

die umfassende Sammlung zum Mythos der<br />

Varusschlacht.<br />

www.lippisches-landesmuseum.de<br />

Juwel der Weserrenaissance: Das malerische<br />

Fürstliche Residenzschloss bildet den Kern von<br />

Detmolds historischer Altstadt. Besucher können<br />

Teile des Schlosses, das seit 300 Jahren<br />

von der fürstlichen Familie zur Lippe bewohnt<br />

wird, besichtigen und Wissenswertes über die<br />

abwechslungsreiche Geschichte erfahren.<br />

www.schloss-detmold.de<br />

Beeindruckende Luftshows: Mehrmals täglich<br />

präsentieren sich in der Adlerwarte Berlebeck<br />

Greifvögel wie der Andenkondor oder Steinkauz<br />

und sorgen für beflügelnde Actionmomente.<br />

Auch als Zuchtstation und in<br />

Sachen Artenschutz hat sich die Adlerwarte<br />

einen Namen gemacht.<br />

www.adlerwarte-berlebeck.de<br />

Zum Anfassen: Auf Du und Du mit Sittich, Ara<br />

und Kakadu – der Vogelpark Heiligenkirchen<br />

(Detmold) ist im besten Sinne ein Familienpark,<br />

mit 1000 Vögeln und 300 Säugetieren.<br />

Kinder können hier auf Tuchfühlung mit zahmen<br />

Papageien gehen, Ziegen streicheln und<br />

Respekt vor der Natur spielerisch erlernen.<br />

www.vogelpark-heiligenkirchen.de<br />

Skurriles Gesamtkunstwerk: Der Künstler<br />

Karl Junker (1850 – 1912) war ein Eigenbrötler,<br />

der fast sein Leben lang am Bau und der<br />

4<br />

Fotos: LTM GmbH (3)/F. Grawe (2), Ulrich Pramann (2), AdobeStock/sorrapongs (1)<br />

60 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


Das Festjahr <strong>2023</strong><br />

900 Jahre Lippe<br />

und 50 Jahre Kreis Lippe<br />

Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

FESTAKT<br />

Im Detmolder Landestheater<br />

feierten mit<br />

Gästen aus Politik,<br />

Wirtschaft und<br />

Gesellschaft (v.l.n.r.):<br />

Landtagspräsident André<br />

Kuper, Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier<br />

mit Gattin, NRW-Ministerpräsident<br />

Hendrik<br />

Wüst und Landrat<br />

Dr. Axel Lehmann.<br />

FESTSTIMMUNG: 900 Jahre Lippe und 50<br />

Jahre Kreis Lippe werden im Jahr <strong>2023</strong> gefeiert,<br />

und natürlich sind Gäste eingeladen,<br />

die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />

zu erleben. Zum Auftakt der Feierlichkeiten<br />

kamen im Detmolder Landestheater Repräsentanten<br />

aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

bei einem Festakt zusammen.<br />

Im Juni veranstaltet das Landestheater das<br />

Schlossfestival. Großes Interesse ist spürbar<br />

für den Mittelaltermarkt im Schlosspark,<br />

der vom 7. bis 9. Juli öffnet. Genießen Sie<br />

am Samstag, 16. September im Schlosspark<br />

beim Familientag mit Open Air eine »musikalische<br />

Zeitreise«. Sie feiern zusammen<br />

mit den Lipperinnen und Lippern, denn<br />

<strong>2023</strong> besteht der Kreis Lippe seit 50 Jahren.<br />

»Eine richtige und wichtige Weichenstellung,<br />

der Kreis hat sich prächtig<br />

entwickelt. Lippe zeigt sich als<br />

robuste Wirtschaftsregion mit<br />

viel Lebensqualität, die Auswahl<br />

der Kulturangebote und<br />

die vielseitige Natur punkten<br />

bei Einheimischen und locken<br />

Fachkräfte in unseren Kreis.<br />

Buchen Sie ein Gesundheitsangebot<br />

in Bad Salzuflen oder<br />

Horn-Bad Meinberg«, schwärmt<br />

Landrat Dr. Axel Lehmann für die<br />

Qualitätswanderregion.<br />

MEHR INFOS ZUM FESTJAHR:<br />

www.kreis-lippe.de/900-50-lippe<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

IM FESTJAHR <strong>2023</strong><br />

15. bis 18. Juni <strong>2023</strong><br />

Schlossfestival Landestheater Detmold<br />

7. bis 9. Juli <strong>2023</strong><br />

Mittelaltermarkt der Fürstlichen Verwaltung<br />

im Schlosspark<br />

22. bis 27. August <strong>2023</strong><br />

Landestheater Live im Schlosspark – Open Air<br />

16. September <strong>2023</strong><br />

Familiensamstag Innenstadt Detmold<br />

mit musikalischer Zeitreise durch 50 Jahre<br />

Kreis Lippe/Open Air im Schlosspark<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 61


Wanderziele<br />

INFO > LIPPE – LAND DES HERMANN<br />

Ausstattung seines Wohn- und Atelierhauses<br />

gearbeitet hat. Unzählige Details, kunstvolle<br />

Schnitzereien, spezielle Möbel – das<br />

Junkerhaus in Lemgo ist heute ein wahrlich<br />

ungewöhnliches Museum.<br />

www.junkerhaus.de<br />

Echter Hingucker: Im Weserrenaissance-<br />

Museum Schloss Brake in Lemgo können sich<br />

Besucher in einer der schillerndsten Epochen<br />

entführen lassen. Zu sehen sind Kunstwerke<br />

des 16. Jahrhunderts (etwa von Albrecht<br />

Dürer), ausgewählte Möbelstücke, prächtige<br />

Mode. Die reiche Epoche der Weserrenaissance<br />

wird hier spannend inszeniert und<br />

dadurch erlebbar.<br />

www.museum-schloss-brake.de<br />

Erlebnis Fliegen: Die Hänge des Teutoburger<br />

Waldes und der Sandboden der Senne bieten<br />

ideale Bedingungen für den Segelflugsport<br />

(und auch für Motorsegler, Ultraleicht- und<br />

Modellflugzeuge). Mit ca. 25 000 Starts pro<br />

Jahr ist der Segelflugplatz Oerlinghausen der<br />

größte in Europa. Hier werden auch Ballonfahrten<br />

und Rundflüge angeboten.<br />

www.flugplatz-oerlinghausen.de<br />

Vorgeschichte: Vom Sommerlager eiszeitlicher<br />

Rentierjäger bis zur frühmittelalterlichen Hofanlage<br />

– im Archäologischen Freilichtmuseum<br />

Oerlinghausen mit seinen sechs großen Baugruppen<br />

können sich Besucher ein eindrucksvolles<br />

Bild vom prähistorischen Alltag machen.<br />

In speziellen Gehegen werden Rückzüchtungen<br />

von mittelalterlichen Weideschweinen und<br />

Ziegen gehalten.<br />

www.afm-oerlinghausen.de<br />

Ausflug ins Mittelalter: Beim Gang durch die<br />

engen Fachwerkgassen und entlang der Stadtbefestigung<br />

von einst, werden vergangene<br />

Zeiten fassbar. Das Niedere Tor (Niederntor),<br />

der südliche Zugang zur Stadt Blomberg, die<br />

um 1250 vom Edelherrn Bernhard III. zur Lippe<br />

gegründet wurde, ist das einzige noch erhaltene<br />

Stadttor in der Region.<br />

www.blomberg-urlaub.de<br />

Freizeitspaß: Eigentlich wurde der Schiedersee<br />

als Stausee angelegt, längst ist er ein<br />

beliebtes Naherholungsgebiet mit Familienpark<br />

(»Funtastico«), Rundfahrschiff, Bootsverleih,<br />

Restaurant, Café & Fischerhütten zum<br />

Übernachten. Der Campingplatz fasst 200<br />

Reisemobile und ist ganzjährig geöffnet.<br />

www.schiedersee.de<br />

Idylle: Der Emmerauenpark am Rande der Lügder<br />

Altstadt bietet sich zur Auszeit an. Auf dem<br />

Abenteuerspielplatz können sich die Kinder<br />

2<br />

3<br />

1<br />

Hier geht’s zum Onlineartikel auf<br />

www.wanderbares-deutschland.de<br />

SEHENSWERT<br />

IM LAND DES HERMANN<br />

1 Schloss Brake in Lemgo<br />

2 Archäologisches Freilichtmuseum<br />

in Oerlinghausen<br />

3 Rathaus in Blomberg<br />

4 Emmerauenpark bei Lüdge<br />

4<br />

austoben, das Café Ankerplatz mit Biergarten<br />

lädt zur kleinen Pause, und am »Emmer-Beach«<br />

(mit Bade- und Strandbereich) gibtʼs<br />

auch ein Beachvolleyballfeld.<br />

www.luegde.de<br />

TOURISTIKLINIE 792<br />

Viele Ausflugsziele können bequem und<br />

unkompliziert mit der TouristikLinie 792, die<br />

Detmold und Bad Pyrmont verbindet, entdeckt<br />

werden: Landesmuseum/Schloss, Freilichtmuseum,<br />

Hermannsdenkmal, Vogelpark<br />

Heiligenkirchen, Adlerwarte Berlebeck, Horn/<br />

Externsteine, Kurpark Bad Meinberg, Schiedersee,<br />

Lügde/historische Altstadt.<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Schlossführungen, Flohmärkte, Lesungen,<br />

Konzerte & Co.: Im Land des Hermann ist<br />

immer was los. Wo, was, wann in den<br />

16 Städten und Gemeinden an Veranstaltungen<br />

und Events läuft, können<br />

Gäste tagesaktuell auch mithilfe<br />

der App »Lippe to go«<br />

abrufen. Oder unter www.<br />

veranstaltungen-lippe.de.<br />

WESTLIPPISCHE WANDERWOCHE<br />

vom 8. – 14. Mai <strong>2023</strong><br />

MONTAG 8.5.<strong>2023</strong>: Wandern auf dem Holzweg<br />

DIENSTAG 9.5.<strong>2023</strong>: Unterwegs auf der<br />

Rundtour Leopoldshöhe<br />

MITTWOCH 10.5.<strong>2023</strong>: Mit der Ochsentour<br />

durch die Wistinghauser Senne<br />

DONNERSTAG 11.5.<strong>2023</strong>: Auf den Spuren<br />

des Eisvogels und der Binnendünen<br />

FREITAG 12.5.<strong>2023</strong>: Pilgern rund um die<br />

Hunekenkammer<br />

SAMSTAG 13.5.<strong>2023</strong>: Mit dem Kinderwagen<br />

auf Wanderschaft<br />

SONNTAG 14.5.<strong>2023</strong>: Die Hermannshöhen –<br />

vom Hermannsdenkmal nach Oerlinghausen<br />

TICKETS unter:<br />

Tourist-Information Lage,<br />

Tel. +49/(0) 52 32/81 93;<br />

verkehrsamt@lage.de<br />

MEHR INFOS*:<br />

Lippe Tourismus & Marketing GmbH,<br />

Grotenburg 52,<br />

32760 Detmold,<br />

Tel. 0 52 31/62-11 60;<br />

hermann@kreis-lippe.de;<br />

www.land-des-hermann.de<br />

*REGIONALER WANDERVEREIN: Teutoburger Wald-Verband e. V.<br />

Fotos: LTM GmbH/F. Grawe (2), Ulrich Pramann (1), Teutoburger Wlad Tourismus/Dominik Ketz (1)<br />

62 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar


Qualitätsregion<br />

Land des Hermann<br />

INFO > ÜBERSICHTSKARTE: LIPPE - LAND DES HERMANN<br />

wanderbar! 01|23 anderbar! 63


Wanderlust<br />

Zahlen,<br />

bitte!<br />

Tipps für nachhaltiges Wandern<br />

Was heißt das eigentlich: nachhaltig<br />

Nachhaltigkeit – dieser Begriff wurde in der Forstwirtschaft<br />

des 18. Jahrhunderts geprägt und meinte damals:<br />

bewusste Ressourcennutzung, um die natürliche Regenerationsfähigkeit<br />

eines Systems zu erhalten. In einem Wald sollten nur<br />

so viele Bäume gefällt werden, wie nachwachsen können. Auf<br />

sanften, umweltschonenden Tourismus bezogen heißt das auch:<br />

Sensibilität gegenüber lokalen Wirtschaftsräumen und Sozialsystemen<br />

zu entwickeln.<br />

Müll immer mitnehmen Wenn dennoch Müll<br />

anfällt: auf jeden Fall in den Rucksack damit und<br />

in der Unterkunft oder daheim entsorgen!<br />

Geschützte Flora und Fauna respektieren<br />

Wanderer werden kaum wissen, wer wo gerade<br />

brütet oder balzt. Deswegen kann es vorkommen,<br />

dass man unwissend die Tierwelt stört.<br />

• Allgemeine Regel: möglichst ruhig verhalten und<br />

den Weg nicht verlassen.<br />

• Überlasse der Natur ihre Kernzonen. Das schützt nicht<br />

nur Tiere und Pflanzen – sondern auch dich selbst.<br />

• Vermeide Abkür zungen. Kehre zum letzten<br />

bekannten Punkt zurück, wenn du einmal vom Weg<br />

abgekommen bist.<br />

• Entlang von Wegen und/oder Pfaden findest du<br />

häufig seltene Pflan zen und kannst Wildtiere beobachten.<br />

Auch hier gilt: nur schauen, nicht anfassen!<br />

• Bei Pflanzen gilt: Klar kannst du sie jederzeit<br />

betrachten und fotografieren. Aber bitte nicht<br />

abbrechen und mitnehmen. Viele Berg blumen<br />

sind selten und stehen häufig unter Natur schutz.<br />

Nicht mit dem eigenen PKW<br />

anreisen Um zum Ausgangspunkt<br />

eines Wanderziels zu<br />

kommen, reisen die meisten immer<br />

noch den eigenen PKW an anstelle mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei<br />

sind viele Ziele schon leicht mit Bahn<br />

und/oder Bus zu erreichen. Die Anfahrt<br />

ist meist entspannter. Ein weiterer Vorteil:<br />

Unterwegs kann man sich schon<br />

mal unbeschwert einstimmen. Wenn<br />

man mit Freunden zum Wandern geht:<br />

viel leicht das nächste Mal eine Fahr -<br />

gemeinschaft bilden.<br />

Wiederverwendbare Essensbehälter und<br />

Trinkflaschen Das weiß natürlich jeder Wanderer:<br />

keinen Abfall in der Natur zurücklassen! Noch<br />

besser: Abfall gar nicht erst entstehen lassen. Statt<br />

im Supermarkt Getränke zu kaufen (Plastikflasche),<br />

lieber eine Sportflasche anschaffen, die unterwegs mit<br />

frischem Wasser aufgefüllt werden kann. Ähnliches gilt<br />

auch für Proviant. Wer sich morgens in der Unterkunft<br />

für die Brotbox seine Brotzeit vorbereitet, vermeidet<br />

ebenfalls Plastikmüll.<br />

Hunde an die Leine nehmen<br />

Natürlich sind sie auf Wanderungen<br />

gerne mit dabei – aber es ist wichtig,<br />

den Hund immer in der Nähe zu halten. Nimm<br />

ihn am besten an die Leine.<br />

Illustration: Eva Pramann Illustration: AdobeStock/Humming Bird<br />

Warum in die Ferne schweifen?<br />

Wie wäre es denn, eine interessante<br />

Tour vor der eigenen Haustüre<br />

zu planen? In jeder Region gibt es<br />

Unentdecktes, das spannend ist.<br />

Im Urlaubsort Fahrrad oder<br />

Wanderbus nehmen Viele Unterkünfte<br />

bieten Fahrräder zum<br />

Verleih an und/oder geben GästeCards<br />

aus, mit denen Gäste dann den ÖPNV<br />

oder einen Wanderbus nutzen können.<br />

Mit dem Fahrrad können Wanderer ihren<br />

Radius in der Region erweitern.<br />

OutdoorKleidung nachhaltig<br />

einkaufen Nachhaltig produzierte<br />

Wanderkleidung mag nicht<br />

ganz so günstig sein, aber die Investition<br />

lohnt meistens. Man kann sie viel länger<br />

nutzen. Das gilt besonders auch für Wanderschuhe.<br />

Billiges Zeug wird schneller<br />

weggeworfen, verursacht also mehr Müll.<br />

Im Wald Lärm vermeiden<br />

Wir schätzen den Wald<br />

auch, weil er ein Ort der Ruhe<br />

ist – und das sollte er auch bleiben. Im<br />

Wald sind viele Tieren zu Hause. Auch<br />

wenn man sie nicht sieht – Rücksicht<br />

nehmen. Kein lautes Rufen, kein Geschrei<br />

und solche Sachen. Lieber den<br />

Geräuschen des Waldes lauschen –<br />

als wäre es »Waldmusik«.<br />

Milliarden Euro gaben die<br />

Deutschen für nachhaltige<br />

Mobilität (ÖPNV, Carsharing, Hybridautos)<br />

aus. Quelle: Umweltbundesamt<br />

Prozent der Deutschen sagen: Ich kann<br />

durch mein tägliches Verhalten dazu<br />

beitragen, Umweltprobleme anzugehen.<br />

Quelle: statista.com<br />

gesetzliche Krankenkassen erkennen das<br />

Deutsche Wanderabzeichen schon in den<br />

Bonusprogrammen an.<br />

Quelle: Deutscher Wanderverband<br />

Millionen Passagiere starteten im<br />

Vor-Corona-Jahr 2019 von deutschen<br />

Flughäfen. Diese Zahl wird <strong>2023</strong> wohl wieder<br />

erreicht. Quelle: Destatis<br />

33 Kilometer umfasst das Schienennetz<br />

der Deutschen Bahn.<br />

Deutsche Bahn<br />

401Quelle:<br />

Kilometer Wanderwege gibt<br />

es hierzulande. Davon sind<br />

etwa 16 500 Kilometer als<br />

Qualitätswege Wanderbares Deutschland zertifiziert.<br />

Quelle: Deutscher Wanderverband<br />

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Wir haben da was für Sie: ein ganz besonderes Wandertagebuch.<br />

Wer wanderbar! künftig als Abonnent frei Haus<br />

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können Sie Ihre unvergesslichen<br />

Touren und Momente<br />

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wanderbar! 01|23 anderbar! 25


Wanderlust<br />

News<br />

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Dach, die<br />

Hände frei<br />

Praktisch: das Modell »Swing<br />

backpack handsfree« von<br />

EuroSCHIRM. Der Vorteil dieses<br />

extrem stabilen Trekkingschirms<br />

mit dem nach hinten verlängerten<br />

Dach: Es kommt kein Regen<br />

zwischen Rücken und Rucksack. Der teleskopierbare Schirm<br />

lässt sich durch einen Clip vorne am Rucksack (mit Hüftgurt)<br />

befestigen und je nach Windrichtung<br />

ausrichten – die Hände bleiben<br />

also frei. EuroSCHIRM verzichtet<br />

auch bei diesem<br />

innovativen Modell weitestgehend<br />

auf Metalle, um die<br />

Gefahr eines Blitzschlags<br />

zu minimieren.<br />

Mehr Infos: www.euroschirm.com<br />

Genussvoll unterwegs<br />

Da draußen schmeckt so manches noch mal<br />

besser. Rast machen, sich auf einer Bank oder<br />

einem Plätzchen mit Aussicht ausbreiten und<br />

dann den Wanderproviant auspacken – wunderbar!<br />

Für diese spezielle Situation hat die<br />

Autorin und Foodredakteurin Anna Plumbeck<br />

GRÜNES BAND HESSEN<br />

Nationales Naturmonument<br />

DER EHEMALIGE TODESSTREIFEN ist heute ein einzigartiges<br />

Biotop – und genießt nun offiziell einen besonderen<br />

Schutzstatus. Hessen ist das erste westliche<br />

Bundesland, das ein Grünes Band als Nationales Naturmonument<br />

ausweist. Es folgt damit Thüringen, Sachsen-<br />

Anhalt und Brandenburg.<br />

Das Grüne Band, das hierzulande auf 1400 km Länge<br />

vom Ostseestrand bis ins sächsisch-bayerische Vogtland<br />

verläuft, ist Lebensraum für mehr als 1200 gefährdete<br />

Tier- und Pflanzenarten. Wertvolle naturnahe Buchenwälder<br />

auf Muschelkalk-, Bundsandstein und Basaltböden<br />

prägen die Landschaft. Durch die Ausweisung als<br />

Nationales Naturmonument muss das Gebiet wie ein<br />

Naturschutzgebiet geschützt werden. Dr. Hans-Ulrich<br />

Rauchfuß, Präsident des Deutschen Wanderverbands,<br />

sieht darin auch »eine große Chance, um auch den sanften<br />

Tourismus in der Region zu entwickelt und dabei Kultur<br />

und Natur mit dem Wandern zu verbinden«. Der Erfolg<br />

des Naturmonuments werde wesentlich von einem<br />

konkreten Pflege-, Entwicklungs- und Informationsplan<br />

abhängen, an dem gearbeitet wird.<br />

»70 vegetarische Lieblingsrezepte to go« entwickelt. In<br />

ihrem Buch WanderProviant (Christian Verlag, 192 Seiten,<br />

24,99 Euro) geht sie mit den Jahreszeiten und bietet genussvolle<br />

Picknickspeisepläne – von »Bärlauch-Frittata mit<br />

buntem Tomatensalat« oder »Rüblikuchen mit Waldmeistercreme«,<br />

von »Sommerröllchen mit Cashewdip«, »Mangold-<br />

Muffins«, »Sushi-Sandwichs« bis »Zwetschgen-Tiramisu«.<br />

Genießen Sie in unserem Hotel Saigerhütte eine<br />

wunderbare AusZeit und freuen Sie sich auf eine<br />

besondere Wanderrast. Ihr Qualitätsgastgeber<br />

im wanderbaren Erzgebirge:<br />

• direkte Lage an 4 Hauptwanderwegen<br />

• hauseigene Wandervorschläge und Tipps<br />

• geführte Wanderwochen in den Monaten<br />

Mai und September ab 479,00<br />

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Bahnhof und ÖPNV 300m entfernt<br />

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DAS TEMPO. Schneller<br />

ist besser – so denken viele.<br />

Das ist aber totaler Quatsch.<br />

Die meisten laufen zu schnell.<br />

Obwohl sie aus dem Rattenrennen,<br />

aus dem Hamsterrad, aus dem Alltag rauswollen, gilt für<br />

sie beim Wandern dann auch wieder: immer schneller, immer<br />

weiter. Ich dackele gemütlich mit zwei bis drei Stundenkilometern<br />

durch die Gegend. Dafür im Sommer aber 16 Stunden<br />

am Tag. Die Kunst ist nicht, 30 Kilometer am<br />

Tag zu wandern. Die Kunst ist, das jeden Tag<br />

wieder zu tun. Ich versuche, immer bei<br />

80 Prozent meiner Höchstbelastung zu<br />

laufen. Damit ich im Falle eines Notfalls auf<br />

120 hochschalten kann.<br />

Christine Thürmer, ehemalige Managerin, ist so weit<br />

wie keine andere Frau auf dem Planeten gewandert<br />

– rund 60 000 Kilometer. Ihr aktuelles Buch: »Auf 25<br />

Wegen um die Welt«, erschienen im Malik Verlag.<br />

Sie weiß natürlich<br />

auch, dass der Name für<br />

ihren Wanderweg »nicht ganz stubenrein«<br />

ist, sagt Marita Gronau aus Klein<br />

Strömkendorf in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

aber der hätte sich einfach so »eingebürgert«. Im<br />

Buchenwald hinter ihrem Ostsee-Gutshaus hat sie<br />

Bronzeskulpturen platziert. Mit Lenin fing es an, es folgten<br />

George W. Bush (Ex-US-Präsident), Nikita Chruschtschow<br />

(Ex-Kreml-Chef), Erich Honecker, Recep Erdogan<br />

und Donald Trump. Geplant sind unter anderem noch Kim<br />

Jong Un und Wladimir Putin. In der polnischen Gießerei, die<br />

die Skulpturen produzieren, traue man sich aufgrund der<br />

angespannten Lage derzeit aber nicht an Putin heran,<br />

erklärte Marita Gronau dem NDR.<br />

Ach so, wie der 1,3 Kilometer lange Wanderweg<br />

heißt? Offiziell: »Lehrpfad der unholdigen<br />

Personen«. Im Volksmund aber:<br />

»Arschlochpfad«.<br />

Ein sehr, sehr besonderer Weg<br />

Piktogramme: © shutterstock.com/Exporter<br />

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wanderbar! 01|23 anderbar! 27


Wanderlust<br />

Wanderlust<br />

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Kolumne<br />

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Umstritten, aber unvermeidlich: Windräder<br />

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Touristischer Ehrenpreis für den<br />

»DIE HOHE QUALITÄT DES WANDERNS IN<br />

Deutschen Wanderverband DEUTSCHLAND EIN GROSSER VERDIENST<br />

DES DWV« – so lobte der Abgeordnete Stefan Schmidt, Bündnis 90/Die Grünen, Sprecher für Tourismuspolitik<br />

das nachhaltige Engagement des Deutschen Wanderverbands und seiner Mitglieder für<br />

die Gesellschaft. Im Namen des Bundestags wurde der Ehrenpreis des Tourismusausschusses übergeben.<br />

Die Ausschussvorsitzende Jana Schimke (CDU) fasste den Wert und das Wohltuende so zusammen:<br />

»Wandern gewinnt als Erholungs- und Naturerlebnis immer größere Bedeutung für den<br />

Tourismus in Deutschland. Das Wandern ermöglicht die Erkundung unserer Kultur- und Naturschätze,<br />

stiftet regionale Identität und fördert zeitgleich Gesundheit und Geist.« Stefan Zierke,<br />

tourismuspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, lobte anlässlich der Preisverleihung<br />

in Bischofsgrün im Fichtelgebirge: »Der DWV ist wegen seiner Expertise an vielen<br />

Stellen gefragt.« Die kompletten Statements gibt es unter www.wanderverband.de<br />

EIN MINIMALKOMPROMISS – mehr ist leider letzten November<br />

bei der UN-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm El Sheik<br />

(COP27) nicht herausgekommen, als Vertreter von 197 Staaten<br />

zwei Wochen lang über die Klimakrise und ihre<br />

Folgen konferierten. Auch mich haben die Ergebnisse<br />

enttäuscht. Immerhin wurde eine Beschleunigung<br />

des Ausbaus erneuerbarer Energien<br />

beschlossen.<br />

Es muss ja weitergehen, es geht gar nicht anders.<br />

Wir sehen ja schon jetzt überdeutlich die<br />

Veränderungen: wie an der Polkappen das Eis schmilzt, wie Tropenstürme<br />

oder Überschwemmungen im Ahrtal wüten und unsere<br />

Wälder mehr und mehr verschwinden, wie die sommerlichen<br />

Temperaturen spürbar steigen. Das wird wohl auch aufs Wandern<br />

Auswirkungen haben. Vielleicht müssen wir künftig früher starten,<br />

weil es ab 14 Uhr richtig heiß wird – zu heiß für ein schönes Naturerlebnis.<br />

FEST STEHT: Klimaschutz, den CO 2 -Ausstoß deutlich zu verringern,<br />

Energie zu sparen – dafür Lösungen zu finden, ist für uns<br />

alle inzwischen überlebenwichtig geworden. Und fest steht auch:<br />

Wir können nicht mehr allein auf die großen Lösungen warten, wir<br />

müssen im Kleinen anfangen – bei uns selber.<br />

Und damit komme ich zu den Themen Fotovoltaik (bei dem fast<br />

jeder etwas tun kann) und vor allem zu Windrädern.<br />

Zu Windrädern hatten wir im Deutschen Wanderverband lange<br />

Zeit keine klare Position, in manchen Ortsvereinen waren sie geradezu<br />

ein rotes Tuch. Eine »Verspargelung der Landschaft«? Der<br />

Widerstand war groß und oftmals auch verständlich. Aber inzwischen<br />

ist wohl fast allen klar: Windenergie ist für die Stromversorgung<br />

unsere wichtigste erneuerbare Energiequelle, Windräder<br />

sind also unvermeidlich. Wir müssen sie akzeptieren.<br />

Natürlich darf man sie nicht überall hinstellen, Natur- und Artenschutz<br />

müssen immer – so weit es geht – berücksichtigt werden.<br />

Mit gutem Willen werden sich aber sicherlich konfliktfreie Plätze<br />

finden, wo sich Windräder aufstellen lassen.<br />

Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß,<br />

Präsident Deutscher Wanderverband<br />

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wanderbar! 01|23 anderbar! 29


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Wandern.<br />

Sport.<br />

Gesundheit.<br />

Eine Initiative des Deutschen Wanderverbandes<br />

Hütten.<br />

Wege.<br />

EntdeckerZeit!<br />

14. Mai – Tag des Wanderns<br />

Wanderverband feiert<br />

besonderen Geburtstag<br />

In diesem Jahr fällt der »14. Mai – Tag des Wanderns« auf einen<br />

besonderen Geburtstag: Am 14. Mai vor 140 Jahren wurde<br />

der Deutsche Wanderverband (DWV) in Fulda gegründet.<br />

Umso schöner, dass die Zentralveranstaltung des Tages des<br />

Wanderns in diesem Jahr in der Stadt in Osthessen stattfindet.<br />

Von dort wie aus dem gesamten Bundesgebiet werden Vereine<br />

und andere Organisationen ein starkes Signal in die Öffentlichkeit<br />

senden. Einmal mehr wird deutlich, was das Wandern zu<br />

bieten hat. Und neben dem Jubiläum gibt es in diesem Jahr<br />

sogar noch einen weiteren Anlass, Teil dieser großartigen Veranstaltung<br />

unter der Schirmherrschaft des hessischen Ministerpräsidenten<br />

Boris Rhein zu werden: Der Tag des Wanderns<br />

fällt auf den Muttertag – warum also nicht einen unvergesslichen<br />

Tag in der Natur gemeinsam mit der Familie verbringen?<br />

DWV-Mitgliedsvereine, Schulen, Unternehmen, Tourismus- und<br />

andere Organisationen sowie Natur- und Nationalparke laden<br />

am »14. Mai – Tag des Wanderns« bundesweit zu Aktionen rund<br />

um das Thema Wandern ein. Nebenbei bekommen die Teilnehmenden<br />

der Veranstaltungen einen Eindruck von der Vielfalt<br />

einer der beliebtesten Freizeitaktivitäten in Deutschland. Deutlicher<br />

als sonst wird an diesem Tag, wie wertvoll und vielfältig<br />

das ehrenamtliche Engagement der unter dem Dach des DWV<br />

organisierten Menschen für die Gesellschaft ist. Das Spektrum<br />

der Betätigungsfelder reicht von der Planung und Pflege der Infrastruktur<br />

für den boomenden Wandertourismus und den Naturschutz<br />

bis hin zu Gesundheit und regionaler Identität.<br />

30 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />

Die Zentralveranstaltung in Fulda organisiert der DWV in diesem<br />

Jahr zusammen mit dem Rhönklub. Der Klub plant dafür<br />

eine Sternwanderung, bei der die einzelnen Wanderungen<br />

der Zweigvereine sich thematisch unterscheiden. Jürgen Reinhardt,<br />

Präsident des Rhönklubs: »Wir freuen uns, dass wir auf<br />

der Zentralveranstaltung zeigen können, was der Verein und<br />

seine Zweigvereine alles zu bieten haben. Den Tag des Wanderns<br />

werden wir als Schaufenster für unsere Vereinsarbeit<br />

nutzen.« Das Spektrum des Tages insgesamt reicht von Gesundheitswanderungen<br />

über Speedhiking bis hin zu Touren<br />

zum Thema Wegemarkierung.«<br />

Der Tag des Wanderns, den der DWV im Jahr 2016 erstmals initiiert<br />

hat, verdeutlicht mit seinen bundesweit stattfindenden<br />

Wanderungen alljährlich, wofür der DWV steht. Er fördert das<br />

Wandern als gesunde und gesellige Freizeitaktivität und begeistert<br />

dafür Menschen aller Altersgruppen. Der Westerwaldverein,<br />

Zweigstelle Wallmerod, organisiert zum Beispiel eine<br />

Schulwanderung, bei der die Schüler*innen der Grundschule<br />

Weroth in Gruppen verschiedene Ziele erkunden. In Schleswig-<br />

Holstein bieten die Nationalparkwattführer in Dittmarschen<br />

eine Wattexkursion an. In Sachsen, am Weinberg Oberlößnitz<br />

in Radebeul, gibt es eine kulinarische Weinwanderung. Am<br />

Ende wartet eine moderierte Weinprobe.<br />

Allen Teilnehmenden an Veranstaltungen zum Tag des Wanderns<br />

spendiert der DWV den traditionellen Tag-des-Wanderns-Pin<br />

sowie ein kleines Gutscheinheft. Die diesjährige<br />

Veranstaltung wird unterstützt durch den Hauptsponsor, die<br />

Sparkassen-Finanzgruppe, sowie die Partner Wikinger Reisen,<br />

LOWA, KOMPASS-Karten und Manner.<br />

Alle Infos unter www.tag-des-wanderns.de.<br />

Die Partner<br />

Hauptsponsor<br />

Weitere Partner<br />

Fotos: Sina Osner/Hessische Staatskanzlei (1), UF-Touristikverband_LK-Rotenburg (1), Alexandra Busch (1), Fremdenverkehrsverband Rabenau (1)<br />

z.B. auf dem<br />

Werra-Burgen-Steig<br />

Hessen X5 H<br />

Naturnahe Wandertour im Werratal,<br />

vorbei an mächtigen Burgen<br />

und stolzen Schlössern.<br />

ab 375,00 € pro Person im DZ<br />

ab 475,00 € pro Person im EZ<br />

Personen- und Gepäcktransfer auf Anfrage<br />

Obermarkt 8<br />

37269 Eschwege<br />

Tel. 05651 807-111<br />

/naturtalenteeschwege<br />

/naturtalenteeschwege


Wanderziele<br />

Saarpfalz<br />

»Einzigartiger Naturraum«<br />

Was den neuen Bliessteig, der durch das Biosphärenreservat Bliesgau im Südosten<br />

vom Saarland führt, besonders reizvoll macht. Eine Reportage von Ulrich Pramann<br />

EHR IDYLLE geht kaum. Gerade<br />

groovst du dich ins Grün ringsum<br />

ein und genießt diese Ruhe. Nur<br />

ein sanfter Windhauch und das leise Plätschern<br />

der Blies begleiten dich. Und dann das.<br />

Du bist vielleicht aus Saarbrücken gekommen,<br />

vielleicht sogar mit der S1 angereist und nach<br />

etwa 20 Minuten im französischen Sarreguemines<br />

(Saargemünd) ausgestiegen. Du lässt bald<br />

das Zentrum der 20 000-Einwohner-Stadt hinter<br />

dir, überquerst die Saar-Brücke, erreichst<br />

die Brasserie du Casino – und da beginnt er für<br />

dich so richtig: der Bliessteig.<br />

Es geht erst ein kurzes Stück am Ufer der Saar<br />

entlang. Nach vielleicht 300 Schritten folgst du<br />

bereits der Blies; der knapp 100 Kilometer lange<br />

Nebenfluss mündet hier in die Saar. Ohne<br />

es groß zu bemerken, wirst du ein-, zweimal die<br />

französisch-deutsche Landesgrenze passieren.<br />

Und dann, nach etwa einer halben Stunde<br />

tauchst du in diese Idylle ein. Endlich.<br />

96 anderbar!<br />

Typische Streuobstwiesen:<br />

Kulturlandschaft im Bliesgau<br />

WAS FÜR EINE WOHLTAT. Die Stille. Das einnehmende<br />

Grün. Wilde Natur. Ein Habitat für Rotund<br />

Schwarzmilan, Wechselkröte oder Kammmolch.<br />

Und auch wieder für Biber ein ideales<br />

Terrain. Denn gemächlich mäandert die Blies<br />

durch lichte Auenwäldchen. Dein Weg – oft ist<br />

es auch nur ein Pfad – führt immer schön nah<br />

am Wasser entlang.<br />

Da! Was ist das? Da bewegt sich doch was, aber<br />

etwas viiiiel Größeres als Biber. Tatsächlich, da<br />

liegen – beängstigend nah – drei, vier braune,<br />

zottelige Kolosse. Die nutzen die Blies für ein<br />

kühlendes Bad.<br />

»Pas de problème, die sin ganz friedlisch«,<br />

versichert später ein kleiner, runder Mann,<br />

der sich als stolzer Besitzer der Schottischen<br />

Hochlandrinder outet. Na dann.<br />

EINE ERSTE ÜBERRASCHUNG unterwegs auf<br />

dem Bliessteig. Von anderen Begegnungen der<br />

erfreulichen Art möchte ich gleich noch erzählen.<br />

Etwa von Lukas, einem der vielen Wegepaten,<br />

und Ralf, einem Holzkünstler, dessen<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23 97<br />

anderbar!<br />

Foto: SaarpfalzTouristik/PhormatWerbeagentur/EikeDubois


Wanderziele<br />

Saarpfalz<br />

Bliesgau-Chronist<br />

Dr. Andreas Stinsky ist<br />

Archäologe und Kulturreferent<br />

im Saarpfalz-Kreis.<br />

Werkstatt unterhalb der Klosterruine<br />

Wörschweiler direkt am Bliessteig<br />

(Etappe 5) liegt. Oder von<br />

Marco, der ist nebenbei ein stolzer<br />

Gardist, taxiert sein Alter auf<br />

etwa 280 Jahre und entführt gerne<br />

in die Blütezeit von Blieskastel.<br />

Und dann wäre da noch Dorothée,<br />

eine Künstlerin, die mit viel<br />

Gespür, Geschmack und Engagement<br />

im Kleinen (nämlich in ihrem<br />

Gästehaus in St. Ingbert) die großen<br />

Themen Regionalentwicklung<br />

und Nachhaltigkeit eindrucksvoll<br />

umgesetzt hat. Sie alle gehören<br />

zur Bliessteig-Story, denn sie geben dem Projekt<br />

gewissermaßen die Seele.<br />

DER NEUE, 108 KILOMETER LANGE Fernwanderweg<br />

(der kurz vor der Zertifizierung als Qualitätsweg<br />

Wanderbares Deutschland und als Leading<br />

Quality trail – Best of Europe steht) führt in neun<br />

Etappen zum größten Teil durch die Biosphäre<br />

Bliesgau im Südosten des Saarlands: von Sarregguemines<br />

im Süden bis Bexbach im Norden.<br />

Wanderer bewegen sich hier in einer sanft welligen<br />

Hügellandschaft abseits größerer Zentren. Einer<br />

wie Dr. Andreas Stinsky charakterisiert das Typische<br />

als »kleingekammertes Nutzungsmosaik«.<br />

Er meint damit die Streuobstwiesen, Feucht- und<br />

Trockenwiesen, Weide- und Ackerflächen, Gehölzstreifen<br />

an den Hängen und Wald auf den<br />

Höhenrücken – also diese unverwechselbare Kulturlandschaft<br />

auf einem kompakten, etwa 240 km 2<br />

Höhle bei Kirkel<br />

kleinen Raum. Zusätzlich gibt es unterwegs zahlreiche<br />

Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Und<br />

immer wieder ist die idyllische Blies im Blick, die<br />

Namensgeberin der Region.<br />

Ein »einzigartiger Naturraum«, »Schaufenster in<br />

die Geschichte«, ein »archäologischer Hotspot« –<br />

solche Sachen sind von Stinsky zu hören, je länger<br />

man ihm zuhört. Der Archäologe ist Kulturreferent<br />

vom Saarpfalz-Kreis. Die Kulturgeschichte seiner<br />

Heimat hat er zu einem lesenswerten Buch (»Der<br />

Bliesgau. Natur – Menschen – Geschichte«) verdichtet,<br />

inzwischen ein Bestseller.<br />

Wir stehen an der unteren Blies zwischen Bliesbruck<br />

und Reinheim, ein bisschen abseits<br />

der ersten Bliessteig-Etappe. Ein wahrlich geschichtsträchtiger<br />

Ort. Hier hatten die Römer ab<br />

40 n. Chr. ein Landgut mit palastartigen Ausmaßen<br />

errichtet, mit Thermen und antiker Fußbodenheizung,<br />

Bäckerei und Markthalle – eine gallorömi-<br />

Fotos: EikeDubois (1), TourismusZentraleSaarland/Markus Gloger (1), Klaus-Peter<br />

Kappest (2); Ulrich Pramann (4); SaarpfalzTouristik/Manuela Meyer (1), Wolfgang Henn (1)<br />

Bliesmühle bei Saargemünd<br />

sche Etappenstadt, so groß wie zehn Fußballfelder,<br />

in der mal 700 bis 2000 Bürger lebten.<br />

Hier, im Europäischen Kulturpark, wird Geschichte<br />

fassbar. Wir gehen durch einen dunklen Gang,<br />

der tief in das Hügelgrab einer unbekannten, reich<br />

ausgestatteten keltischen Fürstin führt. Später<br />

schauen wir auf Säulen, die das Gelände der ehemaligen<br />

gallorömischen Villa inklusive rekonstruierter<br />

Taverne säumen.<br />

Was für ein Ort, was für ein kulturelles Erbe. Die<br />

fruchtbare Gegend und die für den Handelsverkehr<br />

günstige Lage machten die Gegend schon vor<br />

ein paar Tausend Jahren attraktiv und zum »kleinregionalen<br />

Machtzentrum«.<br />

HEUTE PUNKTET DER BLIESGAU auch deshalb,<br />

weil sein größter Teil vor 14 Jahren als UNESCO-Biosphärenreservat<br />

unter Schutz gestellt wurde.<br />

Ausschlaggebend waren die vielfältige Schönheit<br />

der alten Kulturlandschaft sowie<br />

die intensive Einbindung der Bevölkerung<br />

bei der nachhaltigen<br />

Gestaltung der Region und die<br />

besondere Wechselbeziehung<br />

zwischen Stadt und Land.<br />

Wie dies in St. Ingbert funktionierte,<br />

wie hier Bauern und<br />

Tagelöhner, der Wochenmarkt<br />

und das frühere Eisenwerk »Alte<br />

Schmelz« voneinander profitierten,<br />

erklärt der Gästeführer<br />

Andreas Christian Schröder während<br />

seiner Biosphärensafari, die<br />

er regelmäßig mit dem Thema<br />

»Stadt und Land, Hand in Hand« ausschreibt.<br />

Ein Biosphärenreservat wie der Bliesgau ist<br />

eine Modellregion (hierzulande gibt es nur 16;<br />

weltweit insgesamt 714) und hat somit Vorbildcharakter.<br />

Anders als in Nationalparks soll in<br />

Biosphären für beides – also neben dem Naturschutz<br />

und dem Erhalt der biologischen Vielfalt –<br />

auch für nachhaltiges Wirtschaften ausreichend<br />

Raum bleiben. Und die Menschen der Region sollen<br />

möglichst eng einbezogen werden.<br />

Wie zum Beispiel Ralf Meisel aus Wörschweiler<br />

(Etappe 5). In seiner Küche hängt eine gerahmte<br />

Urkunde, die ihn als »Partner und Botschafter in<br />

der Biosphäre Bliesgau« ausweist, der »eine Vorbildfunktion«<br />

hat. Hauptberuflich arbeitet er als<br />

Notfallsanitäter in Homburg. Als Ausgleich (»mit<br />

jeder Drehung wird der Kopf freier«) drechselt er<br />

aus heimischen Hölzern Kunstvolles: So wird aus<br />

einem Scheit Erle, Esche oder Weißdorn ein »de-<br />

Der Holzkünstler<br />

Ralf Meisel aus Wörschweiler<br />

versteht sein Handwerk als<br />

Drechsler. Seine Mönche<br />

sind sein Stolz.<br />

Unterwegs auf dem<br />

Bliessteig<br />

VON SARREGUEMINES im Süden bis<br />

Bexbach im Norden: Der 108 km lange<br />

Bliessteig durch die abwechslungsreiche<br />

Landschaft des Biospärenreservats<br />

Bliesgau bietet unterwegs reichlich<br />

Natur- und Kulturgenuss. Alle neun<br />

Etappen (zwischen 9 und 15 km lang)<br />

sind so konzipiert, dass Wanderer die<br />

jeweiligen Start- und Zielorte auch mit<br />

dem ÖPNV erreichen können.<br />

Der Bliessteig startet im<br />

französischen Sarreguemines<br />

(Saargemünd), einer pulsierenden<br />

Kleinstadt mit 20 000 Einwohnern.<br />

Zunächst geht es für Wanderer<br />

kurz am UFER DER SAAR entlang,<br />

ehe sie der Blies (mündet hier in<br />

die Saar) folgen.<br />

ZOTTELIGE WEGELAGERER:<br />

Schottische Hochlandrinder<br />

(Highland Cattle) stehen im Ruf,<br />

robust, langlebig und gutmütig zu<br />

sein. Allerdings ist respektvoller<br />

Umgang geboten – nicht zuletzt<br />

wegen ihrer langen Hörner.<br />

KLOSTER GRÄFINTHAL bei<br />

Bliesmengen-Bolchen im<br />

Mandelbachtal ist Ausgangspunkt<br />

der 2. Etappe. Es wurde 1243<br />

gegründet, mehrfach zerstört und<br />

wieder aufgebaut. Ein regionaler<br />

Wallfahrtsort, in dem heute drei<br />

Benediktinermönche leben.<br />

Die dritte Etappe des Bliessteigs<br />

(Start in Herbitzheim) ist mit rund<br />

15 km die längste. Der Weg führt<br />

über Wiesen (hier bei WOLFERS-<br />

HEIM) und durch Felder bis in die<br />

Barockstadt Blieskastel.<br />

Der etwa 5000 Jahre alte<br />

GOLLENSTEIN ist ein Highlight auf<br />

der 4. Etappe von Blieskastel nach<br />

Kirkel - ein fast sieben Meter hoher<br />

Sandsteinkoloss. Er gilt als eines<br />

der ältesten Kulturdenkmäler<br />

Deutschlands und als der größte<br />

Menhir Mitteleuropas.<br />

Die vierte Etappe führt auf ca. 10<br />

km über steile An- und Abstiege vor<br />

allem durch Wälder. Der Endpunkt,<br />

nachdem es über felsige Pfade ging:<br />

die KIRKELER BURG. Hier laden die<br />

Burgschenke oder das Naturfreundehaus<br />

zur Rast ein.<br />

98 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23 99<br />

anderbar!


Wanderziele<br />

Saarpfalz<br />

Wegepate<br />

Lukas Boßlet markierte<br />

in seiner Freizeit den<br />

Bliessteig mit etwa 2000<br />

Schildern.<br />

Bliesgau-Pioniere in<br />

Sachen Speiseöl<br />

Die Bliesgau Öl- und<br />

Senfmühle Berghof in<br />

Homburg-Einöd ist ein<br />

Familienbetrieb. Marliese<br />

Weizel präsentiert einen Teil<br />

des Sortiments.<br />

korativer Gebrauchsgegenstand«. Da fliegen die<br />

Späne nur so, ehe zum Beispiel eine »unrunde«<br />

Schale fertig ist. Jedes Stück ein Unikat.<br />

Während der Coronapandemie, als kaum mehr<br />

Käufer in seine Werkstatt am Fuße des Klosterbergs<br />

in Wörschweiler kamen, entwickelte der<br />

Holzkünstler Ralf Meisel eine Idee, die nahelag:<br />

gedrechselte Mönche. Vorbilder waren die Äbte<br />

Cobertus und Nikolaus und die beiden letzten<br />

Mönche des Klosters, das 1129 gegründet wurde.<br />

Nicht rustikal, nicht kitschig, sondern schlicht und<br />

formschön geraten sie. Ralf legt größten Wert auf<br />

die Maserung und sein «makelloses Finish mit<br />

Ölen und Bienenwachs«, sagt der Bliesgau-Botschafter.<br />

Die Hölzer stammen aus einem ehemaligen<br />

Wirtschaftshof der Zisterzienser nahe der<br />

Klosterruine. Ehrensache.<br />

WO DER WEG AM SCHÖNSTEN IST? Der 24-jährige<br />

Lukas Boßlet will und kann sich da nicht festlegen.<br />

Dabei kennt er den kompletten Bliessteig<br />

jetzt wie kaum ein anderer. Über Facebook und in<br />

der Lokalpresse hatte die Saarpfalz-Touristik »Wegepaten«<br />

gesucht, also Ehrenamtliche, die jeweils<br />

einen Weg betreuen. Tatsächlich haben sich 65<br />

Interessierte gemeldet, darunter viele aus Vereinen,<br />

aber auch der Bürgermeister John aus Kirkel<br />

ist dabei. Ihre Aufgabe: im März und April und<br />

dann noch mal im Herbst »ihre« Kilometer ablaufen<br />

und kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Ob<br />

kein Wildwuchs oder Baum den Weg behindert, ob<br />

noch alle Schilder hängen.<br />

Denn die Wegweiser werden leider nicht selten geklaut.<br />

Was ein verdammt großes Ärgernis ist. »Wer<br />

Fotos: SaarpfalzTouristik/PhormatWerbeagentu/Eike Dubois (2);<br />

SaarpfalzTouristik/Eike Dubois (2); Ulrich Pramann (5); Kevin Ehm (1);<br />

Wolfgang Henn (1); Thomas Klein (1)<br />

Typisch Bliesgau: »kleingekammertes<br />

Nutzungsmosaik«<br />

macht so ̓n Mist?«, fragt sich Lukas. »Was hat man<br />

davon, wenn dann gerade so ein Schild zu Hause<br />

rumliegt, und hier draußen verlaufen sich vielleicht<br />

welche, weil ein Schild fehlt?«<br />

So an die 2000 Schilder hat Lukas angebracht.<br />

An Wochenenden oder nach seiner Arbeit als Personalsachbearbeiter<br />

an der Uni Saarbrücken ist<br />

er immer wieder los, mit Alunägeln, Klappsäge,<br />

Gartenschere im Rucksack und den outdoor-active-Daten<br />

auf seinem Handy, »zum Freischneiden<br />

und Uffhängen«, kennt jeden Meter der insgesamt<br />

108 Kilometer ganz genau.<br />

Aber wo es für ihn am schönsten ist? Vielleicht auf<br />

der ersten Etappe, weil er da noch nie war. Oder<br />

die letzten Kilometer auf einem urigen Pfad durch<br />

den Wald und an der Glan, Richtung Bexbach?<br />

Lukas sagt nur: »Der ganze Bliessteig – das ist<br />

jetzt mein Weg.«<br />

Auf dem Berghof Einöd, etwas außerhalb von<br />

Homburg (Etappe 7), gewinnt Ölmüller Hans Pick<br />

Öl aus Senfkörnern, Raps, Mariendisteln oder aus<br />

den Samen des Leindotters, der schon auf dem<br />

Speisezettel der Kelten stand, die das Biosphärengebiet<br />

in der Eisenzeit besiedelten.<br />

Pick ist Pionier in Sachen Speiseöle aus dem<br />

Bliesgau. Auf 70 Hektar wertvollem Lehmboden<br />

wachsen seine Sonderkulturen, der Kuhstall wurde<br />

die Produktionsstätte »Bliesgau Öl- und Senfmühle<br />

Berghof«, Motto: »Vom Acker bis in die<br />

Flasch«. »Von uns kommen ehrliche, gesunde<br />

Produkte«, versichert Schwester Marliese Weizel.<br />

Regelmäßig lassen sich Landfrauen, Gesangsvereine<br />

oder auch Wandergruppen durch den Familienbetrieb<br />

führen, nehmen gerne die Probierstation<br />

wahr und decken sich im Hofladen meist auch<br />

noch mit weiteren Biosphärenprodukten ein. Und<br />

schmunzeln, wenn Marliese das Schwarzkümmelöl<br />

zum Beispiel so präsentiert: »Das hilft gegen alles,<br />

nur nicht gegen den Tod.«<br />

KLAR, wenn er da in voller Montur steht, dann »kucke<br />

die Leut«. Neulich fragten drei junge Mountainbiker:<br />

»Bischt der Typ aus Fluch der Karibik?«<br />

Bei Stadtführungen durch Blieskastel trägt Marco<br />

Hillinger eine Uniform, die Mutter Ursula fachgerecht<br />

und historiengetreu gefertigt hat. Die macht<br />

aus ihm, der von Berufs wegen Vodafone-Vertriebsmitarbeiter<br />

ist, den kommandierenden Feldwebel<br />

der Hochgräflich Leyenschen Schlossgarde.<br />

»Männer, aufstellen! Werft die Köpp nach links« –<br />

so animiert Marco während seiner Führungen das<br />

männliche Publikum, während er den Damen »Anleitungen<br />

zum Lustwandeln« gibt und »gräfliche<br />

Geschichten« erzählt. Unter ihr, der Reichsgräfin<br />

Marianne von der Leyen, erblühte Blieskastel von<br />

1773 bis 1793 zu barocker Pracht und entwickelte<br />

sich zum kulturellen Zentrum – bis französische<br />

Revolutionstruppen die Stadt besetzten. Der beliebten<br />

Marianne gelang zum Glück die Flucht aus<br />

dem Schloss. Ins Exil.<br />

Mit den Details aus dieser Bliesgauer Hochzeit<br />

ist Marco (»Ich bin geschichtsverrückt«) bestens<br />

vertraut, und das Flair dieser Zeiten will er seinen<br />

Gästen an den Hotspots der Stadt (Schlosskirche,<br />

Herkulesbrunnen, Orangerie) so gut es geht greifbar<br />

machen. Das macht er sehr überzeugend.<br />

»WISSEN SIE EIGENTLICH, dass Sie in einem besonderen<br />

Bett geschlafen haben?« Hhm. Dorothée<br />

Pirrung, die in St. Ingbert das Gästehaus »denk.<br />

mal 19« betreibt, lieferte sogleich die Antwort.<br />

Also, mein Bett war aus Kirschholz gefertigt, von<br />

einer Streuobstwiese aus der Nähe. Nicht wirklich<br />

überraschend, denn es passt zu diesem besonderen<br />

Haus, in dem ich während meiner Recherche<br />

wohnte, es symbolisiert Dorothées Denken und<br />

ihr Konzept. Ihr Credo: ein friedvolles Zusammenleben<br />

von Menschen im Einklang mit sich selbst<br />

und der Natur. Im Kleinen hat sie konkret und stilvoll<br />

das Thema Nachhaltigkeit umgesetzt.<br />

Das ist eindrucksvoll gelungen.<br />

Dorothée Pirrung, die ein Büro für nachhaltige Regionalentwicklung<br />

führt, ist außerdem Künstlerin<br />

und sieht sich als »Mentorin für Lebenskunst«. Vor<br />

ein paar Jahren schaltete sie eine Anzeige: »Dorn-<br />

Ausflug in die<br />

Geschichte<br />

Marco Hillinger als<br />

Schlossgardist vor<br />

dem Herkulesbrunnen<br />

in Blieskastel.<br />

Biosphärenbotschafterin<br />

Dorothée Pirrung in ihrem<br />

stilvollen Gästehaus<br />

denk.mal 19 in St.Ingbert.<br />

Die 5. Etappe von Kirkel nach<br />

Schwarzenacker verläuft besonders<br />

idyllisch. Das Highlight wird kurz vor<br />

dem Ziel erreicht: die KLOSTER-<br />

RUINE Wörschweiler. Einst bauten<br />

Zisterziensermönche (ab 1131) das<br />

Kloster auf einer Bergkuppe über<br />

dem Bliestal in 315 Meten Höhe.<br />

Die 6. Etappe ist sehr waldreich<br />

und führt durch das Pfänderbachtal<br />

zum Berghof Einöd und<br />

über das Lambsbachtal am<br />

Waldidyll Rabenhorst vorbei bis<br />

zur VAUBAN-FESTUNG auf dem<br />

Homburger Schlossberg.<br />

Der KARLSBERGWEIHER nordöstlich<br />

von Homburg ist ein idyllischer<br />

Besuchermagnet im WaldPark<br />

Schloss Karlsberg unterhalb<br />

der Ruine der Orangerie. An den<br />

Hängen auf der sonnenbeschienenen<br />

linken Seite des Weihers wurde<br />

einst Wein angebaut.<br />

Zwischen dem Schlossweiher<br />

mit der barocken Gustavsburg<br />

und dem BRÜCKWEIHER geht es<br />

durch das Naherholungsgebiet<br />

Jägersburg (Etappe 7). Beim komfortablen<br />

PETERS Hotel & Spa (mit<br />

Biergarten) können auch Boote<br />

ausgeliehen werden.<br />

Die wasserreiche 8. Etappe (9 km)<br />

führt am Brückweiher in Jägersburg<br />

vorbei, durch Wälder, an<br />

der Glan entlang bis zum HÖCHER<br />

BERG (518 m), ein Ausflugsziel mit<br />

Aussichtsturm. Das Restaurant<br />

Höcherberg bietet Biergarten und<br />

Kinderspielplatz.<br />

Finale am (Kultur-)Bahnhof in<br />

BEXBACH. Wolfgang Henn,<br />

Geschäftsführer der Saarpfalz-<br />

Touristik, ist stolz auf das Projekt<br />

Bliessteig. »Es war ein langer Weg<br />

bis zur Eröffnung, aber wir haben<br />

jetzt ein echtes Topangebot für die<br />

Wanderszene.«<br />

100 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar wanderbar! 01|23 101<br />

anderbar!


Wanderziele<br />

Hier geht’s zum Onlineartikel auf<br />

www.wanderbares-deutschland.de<br />

INFO > SAARPFALZ<br />

Der SAARPFALZ-KREIS zeichnet sich durch eine<br />

ganz besondere Vielfalt aus: Der nördliche Teil<br />

ist eher städtisch geprägt mit Homburg, St.<br />

Ingbert, Bexbach und Kirkel, während im Süden<br />

mit der Barockstadt Blieskastel, Mandelbachtal<br />

und Gersheim eine geradezu idyllische Parklandschaft<br />

lockt. Wegen seiner außergewöhnlichen<br />

Stadt-Land-Beziehung wurde ein Großteil<br />

des Landkreises 2009 als UNESCO-Biosphärenreservat<br />

ausgezeichnet.<br />

WANDERN, ABENTEUER, RADFAHREN – in der<br />

Broschüre »Urlaubs- und Freizeitangebote<br />

<strong>2023</strong>« macht die Saarpfalz-Touristik über<br />

20 spannende Vorschläge: u. a. genussvolle<br />

Wanderungen zu den Kelten und Römern,<br />

Waldbaden, WaldWerken, Eselswanderungen,<br />

Alpakatouren, »das Floß der<br />

Nachhaltigkeit«, ein Wildniscamp (2<br />

Tage) oder eine »Tagestour auf dem<br />

Weg der Industriekultur«.<br />

Die perfekten Verkehrsmittel für<br />

naturverbundene Tage im Bliesgau:<br />

Rad, Bus und Bahn. Die BIO-<br />

SPHÄRENBUSLINIE 501 pendelt<br />

täglich im Stundentakt zwischen<br />

Homburg und Kleinblittersdorf.<br />

www.saar-mobil.de<br />

Übrigens: Ab zwei Nächten<br />

Aufenthalt bekommen Besucher<br />

bei teilnehmenden Gastgebern<br />

im Saarland die SAARLAND CARD.<br />

Digital oder als Karte, immer<br />

kostenlos. Die Karte beinhaltet den Eintritt für<br />

über 100 Attraktionen sowie die kostenlose<br />

Nutzung von Bus und Bahn im gesamten<br />

Saarland. Und wer nachweist, dass er umweltfreundlich<br />

ins Biosphärenreservat gereist<br />

ist, bekommt im Rahmen der »Säckchen füll<br />

dich«-Aktion in teilnehmenden Betrieben ein<br />

röschen zum Wachküssen gesucht«. So kam sie<br />

zu dieser denkmalgeschützten, maroden Immobilie<br />

(Jahrgang 1898), die zuletzt im Besitz von Kohlen-Paul<br />

war, aber seit 10 Jahren leer stand.<br />

Um das »kulturelle Erbe zu schützen«, sanierte sie<br />

nach dem Mobile-Prinzip, das die zehn Handlungsfelder<br />

des Biosphärenreservats Bliesgau berücksichtigte:<br />

»Ethik«, »Kultur«, »Kulturlandschaft«,<br />

»Klima- und Umweltschutz«, »Bildung für nachhaltige<br />

Entwicklung«, »Demografischer Wandel«,<br />

4<br />

5<br />

1<br />

2<br />

1 Gesellige Brotzeit<br />

2 Alte Schmelz<br />

St. Ingbert<br />

3 Europäischer<br />

Kulturpark Bliesbruck-Rheinheim<br />

4 Biosphärenbus 501<br />

5 Bergbaumuseum<br />

Bexbach<br />

»Nachhaltiges Wirtschaften«, »Stadt-Land-Beziehung«,<br />

»Biologische Vielfalt«, »Grenzüberschreitende<br />

Zusammenarbeit«.<br />

Alle Baustoffe (Sandstein, Kalkstein, Holz), Mobiliar<br />

& Co. kommen aus der Gegend. Der 250 Millionen<br />

Jahre alte Kellerboden wurde freigelegt.<br />

Schlichtes Design. Eine Atmosphäre, in der Gäste<br />

zur Ruhe kommen können. Es gibt lediglich einen<br />

Nachteil: Bei Dorothée gibt es außer einer schönen<br />

Ferienwohnung nur drei Zimmer.<br />

3<br />

Mehr Infos zum Saarland<br />

auf der nächsten Seite!<br />

kleines Geschenk. Zum Beispiel im Schlossberg<br />

Hotel Homburg – einem perfekten Ausgangspunkt<br />

für unser Biosphärenabenteuer.<br />

NÜTZLICHE WEBADRESSEN:<br />

www.biosphaere-bliesgau.eu;<br />

www.europaeischer-kulturpark.de;<br />

www.benediktiner-kloster-graefinthal.de;<br />

www.blieskastel.de;<br />

www.homburg.de;<br />

www.kirkel.eu;<br />

www.alte-schmelz.de;<br />

www.saarl-bergbaumuseum-bexbach.de;<br />

www.urlaub.saarland;<br />

www.touren.saarland<br />

MEHR INFOS*:<br />

Saarpfalz-Touristik, Paradeplatz 4,<br />

66440 Blieskastel,<br />

Tel. 0 68 41/1 04-71 74;<br />

touristik@saarpfalz-kreis.de;<br />

www.saarpfalz-touristik.de<br />

Fotos: SaarpfalzTouristik/Manuela Meyer (1), Ann-Kathrin Göritz (1); Saarpfalz Touristik (1), Ulrich Pramann (2)<br />

Wunderbar! Jetzt gibt’s<br />

wanderbar! im Abo!<br />

Tel. +49/(0) 40/38 66 66-359<br />

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Wanderziele<br />

Saarland<br />

Bostalsee<br />

Mit einer Wasserfläche von 120 Hektar und einer Tiefe von 20 Metern gehört der<br />

Bostalsee inmitten des Naturparks Saar-Hunsrück zu den größten Freizeitgewässern<br />

des Südwestens. Der Bostalsee ist ein Stausee im Gemeindegebiet von Nohfelden<br />

im Sankt Wendeler Land im nördlichen Saarland, der im Jahr 1979 angestaut wurde.<br />

Der Staudamm hat eine Länge<br />

von 500 Metern. Aufgrund der<br />

guten Windverhältnisse kann<br />

man hier hervorragend segeln<br />

und surfen. Zwei große Sandstrände<br />

und Liegewiesen laden<br />

zum Baden, Beachvolleyball<br />

oder Sandburgenbauen ein.<br />

Der mit 5 Sternen ausgezeichnete<br />

Campingplatz Bostalsee<br />

(438 Stellflächen) ist ganzjährig<br />

geöffnet.<br />

www.bostalsee.de<br />

Heimat auf dem Teller<br />

Die Nähe zu Frankreich und die Liebe zur Region prägen die<br />

reichhaltige Küche des Saarlands. Motto: Hauptsach gut gess.<br />

Ob ein deftiges Gericht wie Dibbelabbes aus der Bergmanns- oder<br />

eine zarte Kreation aus der Sterneküche: Sie alle sorgen dafür, dass im<br />

Saarland Regionales, Traditionelles und auch Innovatives frisch auf den<br />

Teller kommen. Gleich zwölfmal funkelt der Michelin-Stern über der<br />

kleinen Region. Zudem haben sich über 60 Produzenten, Genuss-Handwerker<br />

und Gastronomen aus der gemeinsamen Leidenschaft und<br />

Liebe zur regionalen Küche in der Initiative »Genuss-Region Saarland«<br />

zusammengeschlossen. Im Restaurant, beim Einkauf in einem Hofladen<br />

oder bei einem kulinarischen Seminar – Feinschmecker sollten immer<br />

auf ihre Kosten kommen. www.genuss.saarland<br />

Das Wanderland Saarland<br />

Mehr Infos über das vielfältige Tourenangebot gibt<br />

es unter wandern.saarland sowie mit der Saarland -<br />

Touren-App (QR-Code zum Download).<br />

104 anderbar!<br />

www.wanderbares-deutschland.de/wanderbar<br />

Benediktinerabtei<br />

Tholey<br />

Mitten in der saarländischen Gemeinde Tholey<br />

steht das älteste Kloster Deutschlands, das 634 n. Chr.<br />

erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das Kloster mit der<br />

frühgotischen Abteikirche beeindruckt jedoch nicht nur<br />

durch seine spannende Geschichte, sondern ist auch<br />

heute noch ein besonderer Ort zwischen Andacht und<br />

Kunst. Besonders sehenswert sind die drei jeweils 9,30<br />

Meter hohen Chorfenster der Abtei, die von Gerhard<br />

Richter, dem weltweit bedeutendsten Künstler der<br />

Gegenwart, gestaltet wurden. Derzeit leben noch 11<br />

Mönche in der Benediktinerabtei Tholey, sie sehen sich<br />

selbst als Seelsorger, Lehrer und Handwerker in einem.<br />

www.abtei-tholey.de<br />

Saarpolygon<br />

Wer einmal die schöne Aussicht auf das Saarluiser Umland<br />

und das Saartal genießen möchte: Die 150 Meter hohe<br />

Bergehalde mit dem gigantischen, begehbaren Denkmal Saarpolygon<br />

in Ensdorf wird seit der Eröffnungsfeier im Mai 2004 gerne<br />

von Wanderern und Radsportlern besucht. Außerdem bietet sie<br />

Gleitschirmfliegern einen idealen Startplatz. Das Denkmal »Saarpolygon«<br />

ist eine 30 Meter hohe, begehbare Stahlkonstruktion, die<br />

je nach Standort der Betrachtenden ihre Gestalt verändert. Sie<br />

erinnert an den saarländischen Bergbau und steht gleichzeitig für<br />

den Wandel der Region. www.gemeinde-ensdorf.de<br />

Fotos: TZS/Daniel Schlegel (1), Josef Bonenberger (1); Touristik & Freizeit Sankt Wendeler Land/Frank Rauber (1), RVSB/J. M. Laffitau (1), Eike Dubois (1), Johannes Ruße (1), Günther Bayerl (1)<br />

... und hier noch<br />

weitere Höhepunkte<br />

Natur, Kultur und jede Menge Genuss – das Saarland hat auf kleinem<br />

Raum Erstaunliches zu bieten. Als erstes Bundesland wurde das<br />

Saarland 2018 mit der TourCert-Zertifizierung ausgezeichnet – also als<br />

Cloefhänger<br />

»Schwebend, zwischen den Bäumen, erfahrt ihr die Nacht<br />

auf völlig neue Art und Weise. Sie zeigt sich euch in nicht<br />

gekannter Intensität. Die Luft macht den Kopf frei, der Sternenhimmel<br />

ist zum Greifen nah, Geräusche und Düfte sind intensiver«, wenn<br />

»das sanfte Schwingen des Cloefhänger in den Schlaf« wiegt – so<br />

werben die Cloefhänger für sich. Cloefhänger? Bei Orscholz an der<br />

Saarschleife wartet ein besonderes Outdoorabenteuer: In atemberaubender<br />

Kulisse, etwa 300 Meter hoch im Naturschutzgebiet<br />

Naturpark Saar-Hunsrück, direkt an der Kante der Saarsteilhänge,<br />

kann man (zwei Meter über dem Boden) im Baumzelt übernachten.<br />

Allerdings sollte unbedingt vorab online reserviert und gebucht<br />

werden. www.cloefhaenger.com<br />

Völklinger Hütte<br />

Die 1986 stillgelegte Völklinger Hütte ist das weltweit einzige<br />

vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der<br />

Industrialisierung und zugleich das erste Industriedenkmal dieser<br />

Epoche, das in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde.<br />

Heute verbinden sich an diesem historischen Ort auf einzigartige<br />

Weise Industriekultur, moderne Ausstellungen und Konzerte sowie<br />

die Wissenschaft rund um die Welt des Eisens. Im Landschaftsgarten<br />

»Paradies« trifft Urban Art auf außergewöhnliche Pflanzen,<br />

während im ScienceCenter Ferrodrom ein Blick hinter die Kulissen<br />

der Eisenerzeugung mit über 100 Stationen zum Experimentieren<br />

geworfen werden kann. Mit der SaarlandCard ist der Eintritt (inkl.<br />

Führung) frei. voelklinger-huette.org<br />

ein nachhaltiges Reiseziel: urlaub.saarland<br />

wanderbar! 01|23<br />

im Saarland<br />

Artwalk Saarbrücken<br />

Mit seinen vielen Freiflächen hat Saarbrücken<br />

Fassaden, Brückenpfeiler und Mauern zu einer bunten<br />

Freilichtbühne gemacht. Wer durch die einzelnen Viertel oder<br />

entlang der Saar spaziert, kann über ein Dutzend großformatige<br />

Kunstwerke entdecken. Zum Beispiel die »4560 Graffiti<br />

Hall-of-Fame« gegenüber dem Stadtpark Staden, auf der Graffiti-Künstler<br />

beeindruckende Bilder erschaffen. Noch ein schönes<br />

Beispiel: die Häuserwand direkt unterhalb des Schlosses<br />

neben dem Landtag. Mit ihrer kulturellen Aufgeschlossenheit<br />

fördert die Stadt kreative Projekte überall im urbanen Raum<br />

und bietet neben den traditionellen Kunstformen auch der<br />

Jugendkultur Platz. Das Freilichtmuseum lässt sich auf eigene<br />

Faust erkunden oder durch eine geführte Tour.<br />

tourismus.saarbruecken.de<br />

anderbar!<br />

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