Plastics Perspectives - ThyssenKrupp Plastics Austria
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[04 <strong>Plastics</strong> <strong>Perspectives</strong> Informativ. Kreativ. Zeitlos. Ausgabe 1/12<br />
9 Fragen, 9 Antworten<br />
Architekt Johannes Scheurecker im Fokus<br />
Für diese Ausgabe unseres Magazins konnten wir den in Wien lebenden Architekten Johannes Scheurecker zu einem<br />
ausführlichen Gespräch gewinnen. Dabei stand die Planung einer Volksschule in Steyr im Vordergrund – sowohl<br />
im Hinblick auf Verwendung der geeigneten Materialien, aber auch „sinnesbezogen“ – und dabei besonders auf<br />
die hauptsächlichen Nutzer dieser Bildungseinrichtung, nämlich die Schulkinder selbst, eingehend. Eine „offene“<br />
Bauweise, mit vielen „Freiräumen“. Und dennoch kann man als Architekt bei wichtigen Planungsdetails vor<br />
verschlossenen Türen stehen, wie uns unser Gesprächspartner aufschlussreich erzählt ...<br />
1<br />
<strong>Plastics</strong> <strong>Perspectives</strong><br />
Eingangs herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses<br />
Interview genommen haben. Sehr geehrter Herr Architekt<br />
Scheurecker, was steht bei der Planung einer Volksschule<br />
an erster Stelle, womit haben Sie begonnen?<br />
Architekt Johannes scheurecker.<br />
Wie bei jedem Projektstart wird das Raum- und Funktionsprogramm<br />
analysiert, die Umgebung – sprich das<br />
städtebauliche Umfeld – untersucht. Speziell bei einer<br />
Schule versuchen wir Möglichkeiten zu finden, dem restriktiven<br />
Raumprogramm nischen abzugewinnen – d.h.<br />
einen räumlichen Mehrwert für den nutzer zu generieren.<br />
Im Fall der Volksschule Steyr handelte es sich um<br />
einen Projektbeitrag zu einem EUweiten offenen Architektenwettbewerb,<br />
den wir, Architektin Ursula Schönherr<br />
und ich, im Jahre 1998 gewonnen hatten. nach<br />
anfänglicher Euphorie, sowohl auf unserer als auch auf<br />
Seiten der Stadt Steyr, stellte sich leider schnell heraus,<br />
dass aus vorwiegend finanziellen Gründen ein langer<br />
Weg vor uns liegen würde. Ein Weg, der mit der Eröffnung<br />
im Sommer 2010 dann doch noch ein glückliches<br />
Ende fand.<br />
2<br />
<strong>Plastics</strong> <strong>Perspectives</strong><br />
Eine Schule hat viele Bedürfnisse und Anforderungen zu<br />
erfüllen, verbringen Kinder und Jugendliche doch einen<br />
beträchtlichen Teil Ihres Lebens in der Schule. Was sind<br />
die wichtigsten Kriterien, die an eine moderne Schule gestellt<br />
werden?<br />
Architekt Johannes scheurecker.<br />
Schule sollte mehr sein als ein ort der Wissensvermittlung.<br />
Es sollte vor allem ein ort sein, an dem sich soziale<br />
Kompetenz heranbildet. Die Architektur hat darauf so zu<br />
reagieren, dass sie abseits der noch immer in unveränderter<br />
Form angefragten bildungsräume (sprich „Klassen“)<br />
zusätzlich Freiräume bietet, um den Schülern Rückzug,<br />
Kommunikation und Umsetzung ihrer Kreativität zu<br />
ermöglichen – abseits von normierten Vorgaben. So sollte<br />
sie für die Kinder zu „ihrem“ Ort werden, einem Treff<br />
und Kommunikationspunkt auch abseits des „lehrens“<br />
und des Elternhauses. Ein „cooler“ Kids Point auch am<br />
Wochenende und in den Ferien, weil es nicht nur schade,<br />
sondern auch unökonomisch ist, die vielen räumlichen<br />
Ressourcen in dieser Zeit brach liegen zu lassen.<br />
3<br />
<strong>Plastics</strong> <strong>Perspectives</strong><br />
Individualisierung und Differenzierung sind oft angesprochene<br />
wichtige Themen im täglichen Schulleben. Inwieweit<br />
wurde bei der Planung der Räume und Lernumgebung<br />
darauf Rücksicht genommen?<br />
Architekt Johannes scheurecker.<br />
Wie vorhin schon erwähnt, ist mein Ansatz, möglichst<br />
differenzierte Raumbereiche zu schaffen. Die Möglichkeiten<br />
dazu sind für den Architekten durch die Vorgabe<br />
eines stringenten Raumprogramms, welches oft so gar<br />
nicht meinen Vorstellungen von einem Haus für Kinder<br />
entspricht, sehr beschränkt. Dadurch ist man gezwungen<br />
zu versuchen, ohne ein „Mehr“ an Kubatur für die